Stadtbibliothek im Wandel Zur Geschichte einer städtischen Bildungsund Kulturinstitution Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum der Stadtbibliothek in städtischer Trägerschaft 15.8. - 15.9.2001

zusammengestellt von Dr. Carola Schelle-Wolff

Stadtbibliothek Freiburg, Münsterplatz 17 geöffnet Di - Fr 10 - 19 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr

Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Verzeichnis der Ausstellungstafeln Tafel 1

Von den Wurzeln zur Gründung - Die Jahre bis 1900

Tafel 2

Aufbruch und Einbruch - Die Jahre 1901 - 1918

Tafel 3

Magere Zeiten - Die Jahre 1919 - 1933

Tafel 4

Magere Zeiten - Die Jahre 1919 - 1933 (Forts.)

Tafel 5

Braune Jahre - Die Jahre 1934 - 1945

Tafel 6

Braune Jahre - Die Jahre 1934 - 1945 (Forts.)

Tafel 7

Neuanfang - Die Jahre 1945 - 1953

Tafel 8

Neuanfang - Die Jahre 1945 - 1953 (Forts.)

Tafel 9

Aktivitäten für junge Leser - Die Jahre 1954 - 1963

Tafel 10

Aktivitäten für junge Leser - Die Jahre 1954 - 1963 (Forts.)

Tafel 11

Der Wiederaufbau der Stadtbibliothek am Münsterplatz

Tafel 12

Der Wiederaufbau der Stadtbibliothek am Münsterplatz (Forts.)

Tafel 13

Die Stadtbücherei im neuen Haus - Die Jahre 1963/64

Tafel 14

Das Stadtbibliotheksnetz - Die Jahre 1965 - 1969

Tafel 15

Der Lack ist ab - Die Jahre 1968 - 1989

Tafel 16

Die Stadtteilbibliotheken - Die Jahre 1970 - 1989

Tafel 17

Ein neuer Aufbruch - Die Jahre 1990 - heute

Tafel 18

Ein neuer Aufbruch - Die Jahre 1990 - heute (Forts.)

Tafel 19

Ausblick

Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Von den Wurzeln zur Gründung Die Jahre bis 1900 Mit der Verbreitung der Schulbildung und dem Aufstieg des Bürgertums wuchsen im 18. Jahrhundert die Fähigkeit und das Bedürfnis zum Lesen - zur Muße, zum Zeitvertreib und zur Bildung. 1807/8 gründete sich mit der Museumsgesellschaft in Freiburg eine größere Lesegesellschaft, die ihr Domizil im ehemaligen Schneckenwirtshaus am Münsterplatz 25, dem späteren Haus der Städtischen Volksbibliothek, hatte. Auch durch Leihbüchereien, die es seit Mitte der 1790er Jahre in Freiburg gab, wurde das Lesebedürfnis, allerdings überwiegend der unteren Schichten, befriedigt.

Das erste städtische Bibliotheksprojekt 1864/5 erhielt der damalige Direktor des Freiburger Stadtarchivs, Cajetan Jäger, vom Gemeinderat den Auftrag, Anschaffungsvorschläge für eine städtische Bibliothek zu erarbeiten. Nach fünfjähriger Vorbereitung wurde am 3.3.1869 endlich die Einrichtung einer Bibliothek der Öffentlichkeit bekannt gemacht. In den ersten Jahren fand die Gemeindebibliothek (ohne Lesesaal) durchaus Anklang. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts allerdings scheint sie bedeutungslos geworden zu sein. Bis 1901 war sie im Adressbuch mit Sitz in der Turmstraße 1 verzeichnet.

Die allgemeine Volksbibliothek 1893 - 1902

Theodor Längin (1867-1947)

Als 1893 der Anstoß zur Gründung einer modernen Volksbibliothek in Freiburg von der Freiburger Sektion der „Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur“ ausging, einer reichsweit agierenden freisinnigen Vereinigung, spielte die Gemeindebibliothek keine Rolle. Die Gesellschaft eröffnete am 16.5.1893 in der Weberstraße 6 neben der Volksküche ihre „Volksbibliothek mit Bücherhalle“. Die Einrichtung orientierte sich am anglo-amerikanischen Vorbild der Public Libraries, das in den 1890er Jahren intensiv im Deutschen Reich diskutiert wurde („Bücherhallenbewegung“). Um sich von konfessionellen und parteilichen Gründungen abzugrenzen, hieß die Bibliothek bald „Allgemeine Volksbibliothek“. Die Einrichtung wurde sehr schnell beliebt: Schon in den ersten drei Monaten liehen 1.089 Personen 6.548 Bücher aus. Geöffnet war werktags von 13 bis 14 Uhr und 17.30 bis 21 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 12 Uhr, also 28 Stunden in der Woche. Der ehrenamtlich als Bibliothekar tätige wissenschaftliche Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Freiburg, Theodor Längin (1867-1947), der ab 1895 zum eigentlichen Motor der Volksbibliothek wurde, bezeichnete in einem Zeitschriftenartikel die Freiburger Bibliotheksgründung als „erste reichsdeutsche Bücherhalle“. Die Räume in der Weberstraße waren bald zu eng (Längin: „...zuweilen steht der ganze Hausgang dicht gedrängt von Menschen."), so dass vermutlich noch 1895 ein Umzug in die Adelhauser Straße in die „ganz abseits gelegenen Räume der Alten Post“ erfolgen musste. Die Stadt unterstützte das Projekt finanziell, obwohl es immer wieder Kritik an den freisinnigen Tendenzen der Bibliothek gab. Die Ausleihzahlen wuchsen von 1894 mit 31.473 auf 35.173 Bände im Jahre 1899. Zwei Drittel der Benutzer waren Arbeiter und Handwerker. Die Benutzung der Volksbibliothek war gebührenpflichtig. 10 Pfennige kostete eine Entleihkarte für 20 Entleihungen. Im Juli 1897 schließlich zog die Bibliothek in die Gerberau 9 um. 1902, nach Gründung der städtischen Volksbibliothek, wurde der Betrieb eingestellt und der Buchbestand der Stadt gestiftet. Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Aufbruch und Einbruch Die Jahre 1901 - 1918 Die städtische Volksbibliothek und Volkslesehalle öffnet Am 15.8.1901 eröffnete Oberbürgermeister Dr. Otto Winterer die städtische Volksbibliothek und Volkslesehalle in zentraler Lage am Münsterplatz 25, im Parterre des ehemaligen Schneckenwirtshauses. Gründungsdirektor war der Bibliothekar Dr. phil. Friedrich Walter (1872-1931). Er bestimmte die Geschicke der Bibliothek 30 Jahre lang. Ihm zur Seite standen ein Diener und Hilfsbuchbinder und ab April 1902 eine Assistentin. 1911 kam halbtags eine weitere Assistentin dazu. Städtische Volksbibliothek, um 1911 Der Buchbestand setzte sich aus "entbehrlichen Schriften" heimatkundlichen Inhalts des Stadtarchivs und den alten Beständen der Bibliothek im Rathaus zusammen. Über seinen Umfang in den ersten Jahren liegen keine Zahlen vor. Anfangs standen 4.000 Reichsmark jährlich für Neuanschaffungen zur Verfügung - ein guter Etat, denn damit gab Freiburg 25 Pfennig pro Einwohner für seine Bibliothek aus, bis zu viermal mehr als ver"Die Volksbibliothek ist dazu begleichbare Städte. Die Bücherausgabe hatte 37 Stunden in der Woche geöffnet: werktags stimmt, allen Kreisen der Bevölkerung zu dienen, ja sie ist sogar von 11 bis 13 Uhr und 18 bis 10 Uhr sowie zusätzlich sonn- und feiertags von 11 bis 12 in erster Linie zu Nutz und FromUhr. Das Lesezimmer konnte sogar 54 Stunden in der Woche besucht werden. men der untersten BevölkerungsDie Entwicklung der neuen Einrichtung verlief "erfreulich". Die kostenlose Nutzungsmögschichten errichtet worden. (...) lichkeit führte zu einer großen Nachfrage. 1902 lag die Zahl der Entleihungen bei 31.428 Die Bibliothek soll eine 'Volks-' an, 1910 bereits bei 92.340 Bänden. Etwa drei Viertel des Bestandes gehörten in den Beund keine 'Herrschafts'bibliothek reich der unterhaltenden Literatur. sein..." (Direktor Walter, 1903) Ausleihrenner waren damals die Werke C. Doyles, von Schlichts, Eschstruths, Sudermanns, Achleitners, Ganghofers, Dahns, Auerbachs und Anzengrubers. Aber auch Gottfried Keller, Wilhelm Busch, Theodor Fontane, Mark Twain, Theodor Strom, Goethe, Schiller oder Shakespeare waren stark nachgefragt.

...mit großem Angebot an Zeitungen und Zeitschriften

Zeitungslesesaal, 1911

Nachschlagebestand, 1911

Das Angebot an Zeitungen und Zeitschriften wurde von Walter zielstrebig und gegen alle Anfeindungen ausgeweitet. Das "Verzeichnis der im Zeitungssaal ausliegenden Zeitungen" von 1912 beeindruckt durch seinen Umfang noch heute: Neben 24 badischen Blättern, einige sogar in zwei Exemplaren, gab es 12 weitere süddeutsche Zeitungen, 16 nord- und westdeutsche Zeitungen und 8 ausländische. Schon in den ersten Jahren wurden die Lesesäle als Aufenthaltsräume und Wärmestuben genutzt, was zu Nutzungskonflikten mit den Studierwilligen führte. Im Jahre 1911 konnte sich die Volksbibliothek bis in das 2. OG des Gebäudes am Münsterplatz ausdehnen. Die Ausleihbibliothek wurde auf 200 m² im Erdgeschoss eingerichtet. Die Lesesäle kamen in das darüber liegende Stockwerk. Walter sprach nun von einer "modernen Volksbibliothek“. Die Ausleihzahlen stiegen bis 1913 rasant auf 106.763 an (bei einem Bestand von etwa 20.000 Bänden), brachen dann aber mit Beginn des Ersten Weltkrieges ein. Bis 1918 sank die Ausleihzahl auf 63.500 ab. Die Zahl der eingetragenen Leser verringerte sich auf Grund des kriegsbedingten Fehlens vieler Männer um über ein Drittel von 3.300 auf 2.000. Die Zahl der Lesesaalbesucher sank von 95.000 im Jahr 1913 auf 76.000 im Jahr 1915 und brach 1917 auf unter 50.000 ein. Die männlichen Bibliotheksmitarbeiter wurden eingezogen, der Direktor ins Freiburger Lebensmittelamt, der Diener zum Landsturm. Die Leitung der Bibliothek lag von 1915 1918 in den Händen der Assistentin Marie Bartenstein. Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Magere Zeiten Die Jahre 1919 - 1933 Mangelerscheinungen

Bücherausgabetheke

Die Geschichte und Entwicklung der Volksbibliothek ist bis in die Mitte der 1920er Jahre gekennzeichnet durch Finanznot und Inflation. Die Abnutzung des teilweise zwanzig Jahre alten Buchbestandes und der Einrichtung schritten sichtbar voran. Im Jahr 1920 wurde erstmals eine Jahresgebühr für die Bibliotheksnutzung erhoben, die die Attraktivität der Einrichtung zusätzlich verringerte und die Zahl der eingetragenen Leser zurück gehen ließ. Trotzdem setzte bald nach Kriegsende eine langsame, aber stetige Benutzungssteigerung ein. Es gab 1919 mit 90.437 42% mehr Entleihungen als 1918. Anfang der zwanziger Jahre war die Ausleihe der Städtischen Volksbibliothek werktags von 11 bis 13 Uhr und 16 bis 18 Uhr, also für insgesamt 24 Stunden in der Woche, geöffnet. Die Öffnungszeiten des Lesesaals waren mit 59 Stunden deutlich großzügiger: Dieser konnte werktags von 9 bis 14 Uhr und 16 bis 20 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 bis 16 Uhr besucht werden. Die Bilanz nach zwanzig Jahren: Über 1,4 Millionen Entleihungen wurden in den Jahren von 1901 bis 1920 getätigt, davon allein 105.000 im Jahr 1920 bei einem Buchbestand von 24.000.

... trotz wirtschaftlicher Entspannung Lesesaal

Direktor Walter bemühte sich, das Zeitungs- und Zeitschriftenangebot auch in den Zeiten größten Mangels aufrecht zu erhalten und die bisher gepflegte Pluralität zu wahren. Um 1924 lagen im Lesesaal 60 Tageszeitungen und 74 Zeitschriften aus, und auch damals schon wurden Periodika entwendet bzw. Artikel ausgeschnitten. 1924 wurden die Lesesäle umgebaut, so dass sie "weit, hell und geschmackvoll" wirkten, und auch das Ausleihzimmer wurde renoviert. Die Bibliothek diente nicht mehr nur der Information und Bildung, sondern übernahm auch die soziale Funktion eines öffentlich zugänglichen, kostenlosen und beheizten Treffpunktes. In einem 1925 erschienenen zweiteiligen Bücherverzeichnis für Sach- und belehrende Literatur sowie für Unterhaltungsliteratur waren erstmals seit 1913 alle in der Bibliothek vorhandenen Druckschriften zusammengestellt. 1926 wurden erstmals wieder Neuanschaffungen in nennenswertem Umfang getätigt, und der Buchbestand stieg langsam von etwa 28.000 1925 auf 30.000 1929. Der Anteil der Sachbücher an den Entleihungen, der 1926 noch 25% betrug, reduzierte sich 1928 auf 14% der Entleihungen - ein Indiz dafür, dass bei den Buchanschaffungen Unterhaltendes bevorzugt wurde. Mit den Jahren wurde immer wieder Kritik aus dem Bibliothekspublikum am barschen Ton einiger Bibliotheksmitarbeiter und an der verstaubten Atmosphäre laut, ohne dass die Bibliotheksleitung reagierte. Auch die Stadtverwaltung schien immer unzufriedener zu sein, und der Leitung wurde vorgeworfen, das die Bibliotheksorganisation rückständig und die Bücher dreckig und zerschlissen seien.

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Magere Zeiten Die Jahre 1919 - 1933 (Forts.) Versuch eines neuen Aufbruchs

Das Gebäude der Stadtbibliothek um 1930

Nach dem Ausscheiden der langjährigen Mitarbeiterin Marie Bartenstein im Jahr 1930 erhielt die Stadtverwaltung 54 Bewerbungen, darunter 18 von Frauen, unter ihnen auch die Journalistin Käthe Vordtriede. Warum keiner Frau der Vorzug gegeben wurde, wird aus dem aktenkundigen Bedenken deutlich, dass „unter Damen (...) Reibereien leichter vorzukommen scheinen“. Im Juni 1930 wurde Dr. phil. Bruno Berger (1902-?), der zuvor drei Jahre im Bibliotheksdienst des romanischen Seminars der Universität Freiburg und im Buchhandel tätig war, als Assistent dem kränkelnden Direktor zur Seite gestellt. Er verfasste schon 1931 für die Stadtverwaltung einen ausführlichen Missstands- und Verbesserungsbericht. Weihnachten 1931 verstarb Walter, und Berger wurde kommissarischer Bibliotheksleiter. In der Zeit bis Sommer 1933 (Bergers Entlassung) regte Berger manche Verbesserung in der Volksbibliothek, deren "staubigen Amtsstubencharakter" er zuvor kritisiert hatte, an: die regelmäßige Veröffentlichung von Vierteljahresberichten, Absprachen mit dem Stadtschulamt wegen der Durchführung von Informationsveranstaltungen in der Bibliothek für die Schüler der oberen Klassen, Zusammenarbeit mit den Leitern der Volkshochschulkurse, was neue Leserkreise erschloss, tägliche Veröffentlichung der Öffnungszeiten der Volksbibliothek im Tagesanzeiger der Lokalpresse und Plakatwerbung. Das Bibliothekspersonal war in der Zwischenzeit auf zehn Personen angewachsen: außer Berger zwei Bibliothekare als Aushilfsangestellte, zwei Buchbinder für Reparaturen, zwei Aufsichtsbeamte im Lesesaal, eine wissenschaftliche Hilfsarbeiterin, ein Volontär und ein auch in der Ausleihe eingesetzter Hausmeister. Bei seiner Anschaffungspolitik betonte Berger ganz klar den Bildungscharakter der Bibliothek. „Weniger der literarische als der volksbildnerische und erzieherische Wert“ seien für ihn leitend.

„Säuberungen“ 1933 Die „Berliner Nachtausgabe“ veröffentlichte am 26.4.1933 eine erste Liste nicht erwünschter Autoren: Bertolt Brecht, Max Brod (außer „Tycho Brahe“), Alfred Döblin (außer „Wallenstein“), Ilja Ehrenburg, Albert Einstein, Lion Feuchtwanger, Iwan Goll, Arthur Holitscher, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann (außer „Flöten und Dolche“), Klaus Mann, Ernst Ottwald, Kurt Pinthus, Theodor Plievier, Erich Maria Remarque, Ludwig Renn (nur „Nachkrieg“), Arthur Schnitzler, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Arnold Zweig, Stefan Zweig u.v.a.m.

Wie in vielen öffentlichen Bibliotheken wurden auch in Freiburg als Folge der Arbeit des „Kampfbundes für Deutsche Kultur“ und der studentischen „Aktion wider den undeutschen Geist“ bereits im April / Anfang Mai 1933 Bücher aus dem Bestand ausgesondert, doch gibt es über die 1933 in der Freiburger Volksbibliothek getroffenen Maßnahmen nur wenig konkrete Informationen. Einem Bericht des späteren Bibliotheksdirektors Harden-Rauch zufolge kümmerte sich eine städtische Kommission um die Aussonderung von Literatur, der Harden-Rauch, damals noch Buchhändler und ehrenamtlicher Leiter der katholischen Volksbibliothek, als einziger Fachberater zur Seite stand. So genannte „Schmutz- und Schundliteratur“ und Werke jüdischer Autoren wurden entfernt. Ein Hinweis in den Akten deutet darauf hin, dass Berger den Abtransport von Büchern zur Verbrennung zu verhindern suchte und deswegen von seinen Mitarbeitern denunziert wurde. Wieviele Bände bei dieser ersten Säuberungswelle aus der Bibliothek entfernt wurden, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Bekannt ist, dass 35 Zeitungen und Zeitschriften abbestellt wurden, so die „Neue Züricher Zeitung“, die „Rote Fahne“, die „Volkswacht“ und „Die christliche Welt“. Der Buchbestand, der Anfang 1933 rund 28.000 betragen hatte, sank innerhalb eines Jahres nach zahlreichen Aussonderungsaktionen auf knapp 15.000 ab. Die Stadtverwaltung entließ Berger im August 1933 als politisch Unzuverlässigen, u a. weil er sich verächtlich über den neuen Oberbürgermeister Dr. Franz Kerber geäußert haben soll. Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Braune Jahre Die Jahre 1934 - 1945 Versuch eines neuen Aufbruchs

Philipp Harden-Rauch (1892-1982)

Philipp Harden-Rauch wurde im Januar 1934 neuer Direktor. Als gelernter Buchhändler hatte er zuvor in Freiburg in verschiedenen Buchhandlungen und Verlagen gearbeitet und darüber hinaus die Katholische Volksbibliothek in der Herrenstraße geleitet. Er galt wegen seiner Mitwirkung bei der „Bücherei-Säuberung“ des Jahres 1933 als politisch zuverlässig und positionierte sich gleich nach Amtsantritt eindeutig als würdiger Statthalter der "nationalen Revolution". Harden-Rauch hatte 1933 die badischen Volksbüchereien als „geistige Volksküchen liberaler Art“ mit dem „Charakter einer Armeleute-Angelegenheit“ bezeichnet. Der Freiburger Buchbestand wurde von ihm sofort einer erneuten Revision unterzogen wurde, um Werke politisch nicht genehmer bzw. „nicht-arischer“, pazifistischer, anthroposophischer, sozialdemokratischer oder kommunistischer Autoren zu entfernen, aber auch um verschmutzte Bücher aus dem Bestand zu nehmen und damit das Image einer ärmlichen, vernachlässigten Einrichtung abzuschütteln. Die Volksbibliothek sollte nach Harden-Rauch „Heimstätte der deutschen Dichtung“ werden, den „Willen des Führers“ vertiefen und dazu beitragen, dass „das nationalsozialistische Ideengebäude klar und unverfälscht bleibt“. Er erachtete eine „gründliche Auffrischung“ der Freiburger Bibliothek für nötig und beanspruchte entsprechende Gelder.

Einrichtung einer Jugendbücherei Jugendlesesaal

Als besonders wichtig erschien ihm die Einrichtung einer speziellen Büchereiabteilung zur Erziehung der Jugend. Das Freiburger Adressbuch für das Jahr 1936 verzeichnet 15 separate Ausleihstunden für junge Leser am Montag, Mittwoch und Freitag von 11 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Ein eigener Jugendlesesaal wurde erst 1937 im 2. Obergeschoss des Bibliotheksgebäudes von OB Kerber eingeweiht und 1939/40 zu einer Freihandbibliothek umgebaut. Wie der Bibliotheksleiter für 1938/39 stolz auswies waren von den 6.406 Lesern über 50% nicht älter als achtzehn Jahre: 38,4% zehn und vierzehn Jahre alt und weitere 13,1% fünfzehn und achtzehn.

Jugend-Freihandausleihe

Von der Volksbibliothek zur Stadtbücherei

Gebäude der Stadtbibliothek, um 1940

Weniger erfolgreich war Harden-Rauch vorerst mit der Einführung eines neuen Namens für sein Institut: Stadtbücherei sollte es künftig mit der Begründung heißen, die Bibliothek sei keine Einrichtung für das niedere, der Wohltaten bedürftige Volk, sondern eine nationalsozialistische Erbauungsbibliothek für Alle. Im Januar 1942 wurde die lange erstrebte Umbenennung in „Stadtbücherei“ offiziell verfügt. Dass sich dieser Name dann in den fünfziger Jahren eingebürgert hatte und schließlich im August 1963 offiziell eingeführt wurde, obwohl er im August 1945 als nationalsozialistisches Relikt bewusst abgeschafft worden war, ist eine Ironie der Geschichte.

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Braune Jahre Die Jahre 1934 - 1945 (Forts.) Büchereistelle für Baden Es gelang Harden-Rauch gegen erhebliche Widerstände auch innerhalb der Partei, 1935 Gaubeauftragter der NSDAP für das Volksbüchereiwesen in Baden und zugleich nebenamtlicher Leiter der Büchereistelle für Baden und damit zur wichtigsten Person des südwestdeutschen öffentlichen Bibliothekswesens zu werden. Seine Tätigkeiten in der Städtischen Volksbibliothek und die für das badische, später auch das elsässische Volksbüchereiwesen, vermischten sich in den Folgejahren. Ausleihtheke in der Hauptbücherei

Bibliotheken in den Stadtteilen

Die Zweigstelle in Betzenhausen

Unter Aufnahme der bereits 1901 vom damaligen OB Winterer geäußerten Vorstellungen, auch in den Stadtteilen - dort gab es bis dahin nur konfessionelle Büchereien - Zweigstellen einzurichten, wurde die erste bereits im Herbst 1935 in der Hansjakob-Schule im Stühlinger eröffnet. Die Bücher kamen aus den Schülerbüchereien der Hansjakob- und der Hebelschule. Insgesamt wurden acht Zweigstellen der Volksbibliothek eingerichtet: im November 1937 in Herdern, im April 1938 in der Hofackerstraße in Betzenhausen, 1938 in einer Wohnung in der Haslacher Christophstraße, am Torplatz in Günterstal und in der Lindenmattenstraße in Littenweiler, noch im Dezember 1940, also ein Jahr nach Kriegsbeginn, am Mettweg in St. Georgen, und schließlich Mitte 1941 in Zähringen. Die forcierte Zweigstelleneinrichtung richtete sich gegen die katholischen Pfarrbüchereien, von denen es 1939 noch 17 gab, und sollte vor allem der Jugend ein streng nationalsozialistisches Buchangebot machen.

Baumaßnahmen am Münsterplatz 1939 - 1941 Da sich die Fundamente des Hauses ungleichmäßig senkten, wurden 1939 Stützungsarbeiten eingeleitet, die bis 1941 dauerten. Eine Erweiterung der Bücherei gelang dem Bibliotheksleiter nicht. Stattdessen wurden die Gewölbekeller zu Luftschutzkellern ausgebaut und das Nachbarhaus (Haus Schleizer, Münsterplatz 23) durch eine Tür vom Hauptgebäude aus so zugänglich gemacht, dass es von der Bibliothek „behelfsmäßig bezogen“ werden konnte. Weitere Baumaßnahmen sollten nach dem Krieg erfolgen.

Stadtbibliothek im Zweiten Weltkrieg Lesestoff für die Front - beim Verladen von Feldbüchereien

Das stehen gebliebene Portal der Stadtbücherei

Spätestens ab 1941 wirkte sich der Krieg auch massiv auf den Bibliotheksbetrieb aus. Die Bibliothekare waren eingezogen, die weiblichen Kräfte zum Teil in kriegswichtige Dienststellen (Lebensmittelverwaltung) abgeordnet. Harden-Rauch berichtete 1941 von drei gefallenen Mitarbeitern. Der Lesesaal konnte nach den Baumaßnahmen 1941 nicht mehr benutzt werden, da angeblich Stühle fehlten und nicht zu beschaffen waren. Die als Luftschutzräume umgebauten Kellergewölbe hatten sich mehrfach bei Angriffen bewährt und erfreuten sich bei der Nachbarschaft großer Beliebtheit. Beim verheerenden Bombenangriff auf Freiburg am 27.11.1944 begruben die Schuttmassen des Büchereigebäudes auch den Bibliotheksdirektor unter sich. Alle nicht ausgelagerten Bücher und Akten wurden ein Raub der Flammen. Harden-Rauch gelang es kurz vor dem Einsturz der Kellergewölbe heraus zu kriechen. Auf dem Münsterplatz bot sich ihm ein jämmerliches Bild: Von der Stadtbücherei stand nur noch das alte Portal. Anfang März 1945 gelang es zwei Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei, am Martinstor eine provisorische Bibliothek aus Beständen unzerstört gebliebener Zweigstellen einzurichten. Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Neuanfang Die Jahre 1945 - 1953 Unter französischer Besetzung

Franz Schneller (1889-1968)

Mit dem Einmarsch der Franzosen am 21.4.1945 wurden die kleine Bibliothek am Martinstor und mit ihr ebenso die noch verbliebenen Außenstellen und die Staatliche Büchereistelle für die Oberrheinlande geschlossen. Die Bestände wurden unter Aufsicht der Militärregierung bis zum Juli 1945 überprüft und entnazifiziert. Vor dem Angriff verfügte die Stadtbücherei über einen Buchbestand von insgesamt 52.000 Bänden. 36.000 Bände verbrannten am 27.11.1944. Von den restlichen 16.000 wurden 6.000 nach der Sichtung durch die Besatzungsmacht ausgeschieden, so dass 10.000 Bände übrig blieben. Nachdem Harden-Rauch als Bibliotheksdirektor im Juli 1945 entlassen worden war, wurde am 8. August 1945 der politisch unbelastete Schriftsteller Franz Schneller von Oberbürgermeister Dr. Keller zum Direktor der Freiburger Stadtbibliothek ernannt. Am gleichen Tag wurde auch eine Namensänderung verfügt: „Die Bezeichnung ‚Stadtbücherei‘, die eine Neuerung des III. Reiches ist, wird mit sofortiger Wirkung in ‚Städt. Volksbücherei‘ abgeändert.“ (OB-Verfügung vom 8.8.1945).

Die Städtische Volksbibliothek öffnet im Augustinermuseum

Haus zum Herzog, Salzstr. 18, Bibliotheksquartier 1946 „Mehr denn je ist heute das Buch eine Zuflucht, ja ein Wegweiser geworden. Sind wir doch alle wie Menschen nach einem furchtbaren Erdbeben. Die Welt um uns zerbrach und nun wandern wir tastend auf unsicherem Boden. Da sind jene, die aus der häßlichen Wirklichkeit in ein tröstliches Traumland entfliehen wollen; andere, die ungeachtet der erlebten Erschütterung ... anspruchsvolle Unterhaltung brauchen; noch andere, die hinter der grausigen Narrenmaske einer sinnlos erscheinenden Welt einen Sinn suchen.“ (Badische Ztg, 14.6.1946)

Am 15.8.1945 zog die Freiburger Stadtbibliothek als Übergangslösung in drei Räume im Erdgeschoss des Augustinermuseums und eröffnete am 16.8. als erste öffentliche Bücherei in der französischen Zone wieder die Ausleihe. Die Erwachsenenausleihe erfolgte montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und außer mittwochs auch von 15 bis 18 Uhr. Die Jugendausleihe war auf mittwochs zwischen 15 und 18 Uhr begrenzt. Als Leihgebühr wurden pro entliehenem Buch 5 Pfennige für Erwachsene und 2 Pfennige für Jugendliche festgesetzt. Anfang April 1946 erfolgte ein Umzug in das „Haus zum Herzog“ in der Salzstraße 18, dem heutigen Gebäude des Stadtarchivs. „Die Städtische Volksbücherei (...) sieht sich vor der Aufgabe, einem großen Leserkreis mit wachsenden Ansprüchen an Qualität und Quantität gerecht zu werden. Neubeschaffung von Büchern ist fast ausgeschlossen. Die wenigen vorhandenen Exemplare werden durch die zu große Nachfrage trotz allen Ermahnungen und Vorsichtsmaßregeln unverhältnismäßig stark abgenutzt. Zwei Arbeitskräfte sind ständig damit beschäftigt, Beschädigungen, Randbemerkungen und Flecke aus den Leihbüchern zu entfernen“, berichtete die Badische Zeitung am 14.6.1946 und rief gleichzeitig die Bevölkerung auf, der Bibliothek Bücher zum Kauf anzubieten. Dadurch konnten in den ersten Jahren zahlreicche Bestandsergänzungen vorgenommen werden. Das Problem des Büchermangels begleitete jedoch die neue Einrichtung auf viele Jahre - in einer Zeit, da der Literatur eine enorme Bedeutung zukam. Im November 1946 hatte die Bibliothek über 7.000 eingeschriebene Leser, und das erschien der Bibliotheksleitung angesichts der geringen Buchbestände zuviel, so dass sie beim Bürgermeisteramt eine vorübergehende Lesersperre durchsetzte, d.h. neue Interessenten erhielten keinen Leseausweis.1947 gab es lediglich 15.000 Bände, die 115.000mal entliehen wurden.

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Neuanfang Die Jahre 1945 - 1953 (Forts.) Umzug ins Adelhauserkloster – ein Provisorium für 15 Jahre

Erinnerung an die alten Zeiten

Anfang 1948 musste die Bibliothek wieder aus der Salzstraße ausziehen und wurde in das Erdgeschoss des Adelhauserklosters verlagert. Dort blieb sie 15 Jahre lang bis zur vollständigen Fertigstellung der neu erbauten Hauptstelle am Münsterplatz 1963. Die Spätausleihen mussten im neuen Quartier wieder abgeschafft werden, da das Museum nur bis 18 Uhr geöffnet hatte. Die Raumsituation im Kloster war sehr beengt. Nur 15 bis 20 Personen hatten gleichzeitig in den Ausleihräumen Platz. Das unzureichende Bibliotheksangebot wurde nicht nur zum 50-jährigen Jubiläum in der Presse angeprangert: „Wer das im Krieg zerstörte Haus der Volksbücherei am Münsterplatz früher gekannt hat, wird sich erinnern, daß sich darin, als selbstverständlich für eine öffentliche Bücherei, ein Lesesaal befand, in welchem Zeitungen und Zeitschriften gelesen und auch Lexika, Atlanten und andere Nachschlagewerke benützt werden konnten. (...) Wer heute etwas nachschlagen will, muß dies irgendwo herumstehend tun und darauf achten, daß er möglichst wenig stört.“ (Badische Zeitung, 29.10.1952) Anfang 1953 verbesserte sich die Raumsituation immerhin für die Jugendlichen: Die Jugendausleihe zog aus dem Kloster in die frühere Pförtnerstube des Naturkundemuseums in der Gerberau um. Da die Einrichtung seit Schnellers Pensionierung zum 1.9.1953 für zwei Jahre ohne Direktor (an eine Direktorin dachte damals keiner) war, konnten die Planungen für einen Neubau der Hauptstelle auf die lange Bank geschoben werden. Um die aus allen Nähten platzende Hauptbücherei zu entlasten, setzte der dienstälteste Bibliothekar und kommissarische Bibliotheksleiter Hans Schmidt konsequent auf Filialbildung, so dass in den kommenden Jahren zwei kleine Bibliothekszweigstellen und eine Fahrbücherei eingerichtet wurden.

Die Erwachsenenausleihe im Adelhausermuseum in den fünfziger Jahren

Die Jugendausleihe in der Pförtnerstube des Naturkundemuseums

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Aktivitäten für junge Leser Die Jahre 1954 bis 1963 Ausbau des Zweigstellennetzes

Die Baracke in der Stefan-Meier-Straße

Übergabe der 1. Fahrbibliothek durch Bürgermeister Dr. Brandel an Bibliothekar Hans Schmidt

Am 27.4.1954 wurde in der Haslacher Pestalozzischule neun Jahre nach der Auflösung der alten Außenstellen ein Jugendbibliotheksraum mit vorerst 500 Jugendbüchern vom zuständigen Bürgermeister Dr. Brandel der Öffentlichkeit übergeben. Bereits zum 1.12.1954 zog die Haslacher Zweigstelle in neue Räume in der Pestalozzischule und erweiterte ihr Angebot um eine Ausleihe für Erwachsene. Am 3.12.1954 wurde eine weitere Zweigstelle, diesmal für den Bereich Stühlinger und Nordstadt, in einer Baracke in der Stefan-Meier-Str.1, im von den Jugendlichen wenig genutzten Lesesaal des Jugendbildungswerkes, eröffnet. Zur Literaturversorgung der Vororte wurde 1955 eine „fahrbare Jugendfreihandbücherei” eingerichtet, als der Bezirksjugendring Südbaden der Volksbibliothek einen Bus zum Geschenk machte. Der Bus fuhr zuerst nur montags Betzenhausen und freitags St. Georgen an, Littenweiler (Mitte Oktober 1955) und Zähringen (Herbst 1957) folgten. „Kampf dem Schund und Schmutz! Die Auto-Jugendbücherei ein Geschenk der Stadtverwaltung an die Jugend”, titelte die Südwest-Rundschau am 28.5.1955. Am 12.1.1959 nahm ein vom Amerika-Haus geschenkter Bus, der 1.200 Bücher fasste, den Betrieb mit Haltestellen auf den Schulhöfen der Mooswaldschule, der Schulen in Littenweiler, Zähringen und St. Georgen auf. Ziel der Bibliotheksleitung war, dass „die Groschenhefte, diese Schundlektüre der Straße, aus den Schultaschen verschwindet.”

Modernes Bibliothekskonzept

Andrang beim ersten Bücherbus

Innenraum des 2. Bücherbusses

Mitte August 1955 trat der neue Bibliotheksdirektor Egon Freiherr von Vietinghoff-Scheel, der von 1937 bis 1945 Direktor der Stadtbücherei Chemnitz gewesen war, seine Stelle an. Bereits in seinem ersten Pressegespräch betonte er, am Münsterplatz als „Standort einer künftigen neuen Zentral-Bücherei ... aus verkehrsgeographischen, städtebaulichen, fachlichen und traditionellen Gründen festzuhalten“, die Freihandausleihe überall einzuführen, den Volksbildungsgedanken durch Erhöhung des Fachbuchanteils (bes. des Anteils an berufsbildender Literatur) am Bestand zu fördern und den Ausbau der Zweigstellen, die er zu kulturellen Stadtteilzentren entwickeln wollte, voran zu treiben. Für den neuen Direktor war außerdem der Kampf gegen Schmutz- und Schundliteratur eine wichtige bibliothekarische Aufgabe. Von Vietinghoff-Scheel schlug dem gemeinderätlichen Büchereiausschuss 1955 in Abstimmung mit dem Generalbauplan die Einrichtung dreier größerer, fachlich selbstständig geleiteter Zweigstellen in Haslach, im Norden und im Osten der Stadt vor, weil er die Grenzen der bisherigen Freiburger Bibliotheksentwicklung mit den viel zu kleinen Außenstellen erkannte. Moderne Zweigstellen sollten mindestens 150 m² Fläche haben, hell und freundlich eingerichtet sein und mindestens 5.000 Bände für Erwachsene und Jugendliche anbieten. Obwohl der Direktor im Herbst 1955 den Ausbau des Stadtnetzes mit Elan und anfänglichem Erfolg betrieb, musste er feststellen, dass die Einrichtung großer Stadtteilbibliotheken vorerst wenig Unterstützung erfuhr und "Fernziel" bleiben musste. Trotz aller Bemühungen blieb es über Jahre bei dem bescheidenen Aufbau des Büchereinetztes. Die kleinen Zweigstellen und vor allem auch die Fahrbibliothek verzeichneten ständig steigende Nutzungen. Die Ausleihzahlen stiegen insgesamt von 136.252 entliehenen Bänden 1955 auf 186.718 im Jahre 1959/60, eine Steigerung um 36%, die im wesentlichen auf den expandierenden Jugendbereich und hier besonders auf die Fahrbibliothek und die im Juli 1959 eröffnete Hauptjugendbücherei zurückzuführen war. Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Aktivitäten für junge Leser Die Jahre 1954 bis 1963 (Forts.) Aktion Schmökergrab Als um 1900 billige Unterhaltungsliteratur - und vor allem Kiosk-Romanhefte - den Markt zu erobern begannen, setzte eine Kampagne gegen die sog. Schundliteratur ein, die ihren Höhepunkt in den zwanziger Jahren („Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schmutzund Schundschriften“) und dann wieder in den fünfziger Jahren („Literarischer Jugendschutz“) hatte. Es ging jeweils um die sittliche und geistige Entwicklung Jugendlicher, die man durch Romanhefte und Comics (Tarzan, Superman, Perry Rhodan u.a.) gefährdet sah. Die Freiburger Bibliothek als Hort des guten Buches unterstützte den Kampf gegen „Verbildung durch Verbilderung“. Ein öffentlichkeitswirksamer Schlag gegen die „Flut der Schundhefte“ gelang 1956. Unterstützt durch Werbefunkgelder und Mittel aus dem Jugendschutzfonds führte die Stadtbibliothek vom 13. bis 15.11.1956 die sog. Aktion „Schmökergrab“ durch, in deren Verlauf 1.422 Kinder (das sind 10% aller Kinder im Alter von 10-16 Jahren) 31.000 „Schundhefte“ (etwa 18 Zentner Hefte) gegen 1.852 neue Bücher eintauschten und die Bibliothek 388 neue junge Leser/innen gewann. „Es schien, als könnten es die Buben und Mädchen nicht erwarten, bis sie ihre Bildhefte, Kriminalschmöker und Gangstergeschichten loswurden,“ berichtete die Presse.

„Was an Schmutz und Schund ich hab, hinein damit ins Schmökergrab“

Andrang am Schökergrab

Neue Bücher im Tausch gegen Hefte

Anfangs wurden unter dem Motto „Was an Schund und Schmutz ich hab', hinein damit ins Schmökergrab!“ zehn Hefte gegen ein Buch getauscht, später stieg der Tauschwert auf zwanzig Hefte. Für die Bibliotheksleitung kam damit unschätzbares Material ins Haus, das ausgewertet wurde und der Aufklärung der Öffentlichkeit, besonders der Eltern, diente, denn ab 1957 begann eine rege Vortragstätigkeit zum Thema. Nachdem Bibliotheksdirektor von Vietinghoff-Scheel im Mai 1957 öffentlich in einem Lichtbildervortrag über die Ergebnisse berichtet hatte und die Presse diese entsprechend verbreitete, erreichten die Freiburger Bibliothek zahllose Anforderungen nach dem Diavortrag und nach sonstigem Material. Innerhalb eines Jahres hielt von Vietinghoff-Scheel seinen Vortrag allein 28-mal vor rund 4.000 Personen. Der Südwestfunk produzierte für das Fernsehen einen Beitrag, der bundesweit ausgestrahlt wurde und Freiburg zum Zentrum des Kampfes gegen literarischen Schund machte. Noch 1961 berichtete die Stuttgarter Zeitung von der Freiburger Aktion, jetzt allerdings mit einer selbstkritischen Stellungnahme des Bibliotheksdirektors, der eine Wiederholung der Aktion nicht plante, da man damit nur den Verkauf neuer Hefte fördere. Doch selbst noch 1963 ging die Kampagne unter dem Motto „Schule und Jugendbücherei im Kampf gegen Schundliteratur“ zur Propagierung des guten Buches in Freiburg weiter und beeindruckte die lokale Presse so, dass man sich dort schon wieder Gedanken, über die Ausmerzung unerwünschter Schriften machte: „Leider gibt das Grundgesetz den verantwortlichen Stellen nicht die Möglichkeit, all den gedruckten Schund, mit dem unsere Jugend schon während ihrer Schulzeit langsam, aber sicher vergiftet wird, ohne jede falsche Rücksichtnahme auszumerzen. Um so mehr ist es die Pflicht von Schule und Elternhaus, hier mit dem rechten Verständnis aufklärend zu wirken und die Buben und Mädel unmerklich, aber nachdrücklich auf den Weg zum guten Buch zu geleiten.“ (SüdwestPresse, 12.2.1963) Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Der Wiederaufbau der Stadtbibliothek am Münsterplatz Bauentscheidung

1. Bauabschnitt, Ansicht von der Engelstraße

Bald nach Amtsantritt von Vietinghoff-Scheels im August 1955 bekam die Planung für eine zentrale Stadtbibliothek Auftrieb. Der neue Direktor entwickelte den Vorschlag, den Neubau in zwei Bauabschnitten zu realisieren: im ersten Abschnitt eine Modell-Jugendbücherei gemäß den Bedingungen des Bundesjugendplanes und im zweiten eine Bibliothek für die Erwachsenen. Mit seiner Strategie der Portionierung des Wiederaufbaus und der Konzentration auf den Jugendbereich war von Vietinghoff-Scheel äußerst erfolgreich. Doch einkalkulierte Förderzusagen ließen auf sich warten, und auch innerhalb der Verwaltung und im Gemeinderat gab es Hemmnisse zu überwinden. Brandel, der 1956 Oberbürgermeister wurde, forcierte den Neubau trotz ständiger Finanzierungs- und Standortbedenken. 1957 konkretisierten sich die Pläne: Der Wiederaufbau der Stadtbibliothek am alten, durch Geländetausch nach Westen um ein Drittel erweiterten Platz sah einen Baukörper von 50 Metern Frontbreite vor, den zwei Erker untergliederten. Der Anbau für die Hauptjugendbücherei zur Engelstraße hin, aus heutiger Sicht keine städtebauliche Meisterleistung, wurde vom Bibliotheksdirektor durchgesetzt, um viel Platz für die Erwachsenenbücherei zu gewinnen, die im Erdgeschoss des im zweiten Bauabschnitt zu errichtenden Mitteltraktes untergebracht werden sollte. Im östlichen Erkerbau sollte die Fahrbibliothek Depot und Arbeitsräume erhalten. Das gesamte Kellergeschoss sollte Magazinflächen beherbergen. Das erste OG war dem Lesesaal, einem Beratungszimmer und einem Vortragssaal vorbehalten, das 2. OG der Buchbinderei und den Verwaltungen von Stadtbücherei und Stadtschulamt. Im Dachgeschoss des 2. Bauabschnittes war eine Hausmeisterwohnung geplant. Die Architektur der „Bibliothekskaserne“ (so Spötter) war wie die Farbgebung umstritten. Bei der Abstimmung im November 1957 sprachen sich neun Stadträte verschiedener Fraktionen gegen das Wiederaufbauprojekt und zwanzig dafür aus. Für das zweistufige Gesamtprojekt waren Baukosten in Höhe von 1,5 Millionen DM veranschlagt.

1. Bauabschnitt, Ansicht vom Münsterplatz

Bau der Hauptjugendbücherei 1957-1959

Eröffnung der Hauptjugendbücherei 1959

Ende Januar 1958 begannen die Enttrümmerungsarbeiten auf dem Baugrundstück und zwei Monate später die Baumaßnahmen für die Jugendbibliothek. Der Rohbau wurde im Herbst 1958 fertig gestellt. Im Winterhalbjahr 1958/59 erfolgte der Innenausbau und im Frühjahr 1959 die Beschaffung der Einrichtungsgegenstände. Parallel zu den Bauarbeiten begannen ab Juni 1958 die umfangreichen bibliothekarischen Vorbereitungen für die neue Modellbibliothek. 5.700 Bände für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren wurden neu gekauft, buchbinderisch bearbeitet und inhaltlich erschlossen. Jetzt wurden auch die lange vermissten Publikumskataloge, ein alphabetischer, ein Titel- und ein systematischer Zettelkatalog, aufgebaut. Die Eröffnung der neuen Einrichtung erfolgte am 7.7.1959 durch Oberbürgermeister Dr. Brandel vor 65 geladenen Gästen, u.a. dem Regierungspräsidenten Dichtel. Dass der Wiederaufbau in zentraler Lage eine richtige Entscheidung war, belegte auch die Einwohnerstatistik: Im Umkreis von 1,5 km um den Münsterplatz wohnten 1959 57.000 der 130.000 Einwohner Freiburgs, darunter 8.000 Jugendliche, von denen viele die Bibliothek rege nutzten. Geöffnet hatte die Einrichtung nur 16 Stunden in der Woche. 1960 gab es bereits 9.800 Bücher, die 46.278-mal entliehen wurden.

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Wiederaufbau der Stadtbibliothek am Münsterplatz (Forts.) Der zweite Bauabschnitt

Umzugsvorbereitungen im Adelhauserkloster, 1962

2. Bauabschnitt, Ansicht von der Engelstraße

Gleich nach der Inbetriebnahme der Jugendbücherei 1959 verstärkte von VietinghoffScheel seine Anstrengungen, den zweiten Bauabschnitt zu realisieren. Im Januar genehmigte der Stadtrat den weiteren Ausbau, nicht ohne nochmals intensiv über die Fassadengestaltung zu streiten. Bereits damals ließen Bibliotheksplanungen in anderen Städten (Hamburg, Heidelberg) erkennen, dass der Raum der Freiburger Erwachsenenbibliothek mit seinen rund 300 m² angesichts von 150.000 Einwohnern eher zu klein dimensioniert war. Im 2. Bauabschnitt war neben dem Lesesaal auch eine Musikbibliothek mit Schallplattenarchiv und Abhörkabinen sowie ein Ausstellungsraum zum Aushängen moderner Gemälde geplant. Damit verfolgte der Bibliotheksdirektor in dem neuen Haus die Grundidee einer „Vereinigung von Schrift, Ton und Bild unter einem Dach“. Mit den Arbeiten am Fundament des zweiten Bauabschnittes wurde im Frühjahr 1961 begonnen. Im April 1961 standen auf der Baustelle bereits die Baukräne, im November 1961 wurde das Dach eingedeckt. Ab 1962 erfolgte der Innenausbau. Doch der für Frühjahr 1963 geplante Umzug ins neue Haus erfolgte erst im Dezember 1963. Parallel zu den Bauarbeiten liefen die bibliotheksorganisatorischen Vorbereitungen für den Einzug der Erwachsenenbibliothek in das neue Haus am Münsterplatz: Die Bestände wurden gesichtet, für die Freihandaufstellung vorbereitet und durch Neuanschaffungen ergänzt. 37.000 DM Sondermittel standen dafür 1960 zur Verfügung und 1963 sogar 60.000 DM. Die Umstellungsarbeiten erreichten 1962 ihren Höhepunkt, als zum 1. Juli die Ausleihe im Adelhauserkloster „im Interesse der Freiburger Bevölkerung“ eingestellt wurde. Der Betrieb in der Hauptjugendbücherei, der Fahrbücherei und den beiden Stadtteilbüchereien lief während der Hauptstellenschließung weiter.

Die Entwicklung der Bibliothek 1957-1963 Sie konnte zwischen 1955 und 1960 die Leserzahl verdoppeln. Der Gesamtbuchbestand stieg von 26.900 auf 46.500 (das bedeutet 1 Buch für 3 Einwohner, heute stehen 1,2 Bücher pro Einwohner zur Verfügung), die Ausleihzahlen kletterten um über 90%. Allerdings verzeichneten die Außenstellen nach Inbetriebnahme der Hauptjugendbücherei 1959 Ausleihrückgänge. Es gab deutliche Veränderungen im Ausleihverhalten: Betrug der Anteil der entliehenen Sachliteratur 1955 erst 11%, so lag er 1960 bei 20%. Hier wurde ein Trend weg von der Unterhaltungs- hin zur Sachliteratur deutlich, den alle öffentlichen Bibliotheken spürten und dessen Ursache in der stärkeren Verbreitung des Fernsehens, aber auch im Erfolg der Buchgemeinschaften und der erhöhten Taschenbuchproduktion gesehen wurden. Der Anteil der Jugendliteraturentleihungen stieg von 25 % 1955 auf fast 40% 1960, Freiburg nahm damit im Bundesvergleich einen Spitzenplatz ein. Dem Bibliotheksdirektor gelang es in den fünf Jahren auch, zusätzliches Personal zu bekommen. Hatte die Bibliothek 1955 erst 13 Personalstellen (darunter 6 bibliothekarische), so waren es 1960 bereits 24 (davon 9 Bibliothekare) und im Jahr der Eröffnung des zweiten Bauabschnitts, 1963, schließlich 31 Personen.

Baufortschritt vom Münster aus gesehen, 1961

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Die Stadtbücherei im neuen Haus Die Jahre 1963/64 Die Eröffnung

Die Stadtbücherei, Ansicht von der Engelstraße, 1964

Noch vor der Eröffnung, im August 1963, entschied sich die Stadtverwaltung zu einem Namenswechsel: aus der Städtischen Volksbücherei wurde die Stadtbücherei. Die Eröffnung des für 1,7 Millionen DM erbauten neuen Hauses erfolgte am 11. Dezember 1963 durch Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel in Anwesenheit von 210 Gästen. Neben dem großen, hellen Bibliotheksraum und der Musikbibliothek mit Diskothek beeindruckte vor allem eine Freiburger Neuheit Publikum und Fachwelt gleichermaßen: die Ausleihabwicklung mit Lochkarten über ein Fotoverbuchungsgerät mit Mikrofilm, eine Innovation, die endgültig erst 1997 in den Zweigstellen ausgedient hatte. Mit der Fassadengestaltung und -bemalung konnten sich viele Freiburger nicht aussöhnen. Wochenlang war das "fantasiearme Monstrum im Schatten des Münsterturmes" Thema in den Medien. Mit der Einschätzung, das Haus würde "auf Jahrzehnte hinaus den Bedürfnissen der wachsenden Stadt genügen", lag Bürgermeister Dr. Knoell nicht ganz richtig, denn schon in den achtziger Jahren herrschten sowohl an der Erwachsenenabteilung als auch in der Musikbibliothek bedrückende Enge. Auch die Einganghalle, bei der Eröffnung noch als geräumig empfunden, erschien zweieinhalb Jahrzehnte später eng. Die Erwachsenenbibliothek verfügte bei ihrer Eröffnung über einen aktuellen Freihandbestand von 24.000 Büchern (darunter 15.000 Sachbücher), die alle seit 1956 angeschafft worden waren und je nach Sachgebiet verschiedenfarbige Einbände hatten. Weitere 10.000 Bände standen im Kellermagazin. Das Bild des neuen Lesesaals bestimmten anders als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht mehr die Tageszeitungen, sondern Lexika und andere Nachschlagewerke. Daneben gab es anfangs 82 Zeitschriften. Man sprach vom Lesesaal mit seinen 30 Arbeitsplätzen als "Studierstube", und sein Publikum war überwiegend männlich.

Das neue Fotoverbuchungsgerät im Einsatz

Die Musikbibliothek Am 21. Oktober 1964 wurde die im ersten Obergeschoss eingerichtete, moderne Musikbücherei von Oberbürgermeister Dr. Keidel vor 150 Gästen "als selbständige Sonderabteilung der Stadtbücherei" mit einem Anfangsbestand von 4.000 Noten, 1.000 Bände Musikschrifttum, 500 Schallplatten und 15 Zeitschriften, der Öffentlichkeit übergeben. Mit ihrer Stereo-Abhöranlage und dem Magnetophonstudio machte sie bundesweit Furore. Im Lesesaal, 1965

Erfolgreiches erstes Jahr

Die neue Erwachsenenabteilung

Die Bilanz des ersten Betriebsjahres nach Eröffnung der Stadtbücherei am Münsterplatz war überwältigend: Die Zahl der eingetragenen Leser in Zentrale und Zweigstellen zusammen hatte sich von 6.500 auf 10.000, also um gut 50 % erhöht, die Buchausleihe stieg sogar um 60 %. Die Presse berichtete begeistert von den Bildungs- und Informationsmöglichkeiten in der Stadtbücherei: "Offensichtlich spricht sich die Qualität und Vielseitigkeit der Freiburger Stadtbücherei immer mehr herum. Alle Schichten der Bevölkerung suchen sie auf ..."

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Das Stadtbibliotheksnetz Die Jahre 1965 - 1969 Stadtteilbibliothek Herdern 1965 kam auch der Ausbau des Zweigstellennetzes einen entscheidenden Schritt voran: Nach 1963 begonnenen Vorarbeiten für eine Zweigstelle in Herdern (erste Überlegungen datieren ins Jahr 1957) wurde diese dritte Zweigstelle in der Weiherhofschule, Schlüsselstraße 5, mit 3.300 Kinder- und Jugendbüchern und lediglich sechs Ausleihstunden (dienstags und freitags zwischen 15 und 18 Uhr) am 8.9.1965 vom zuständigen Kulturdezernenten Dr. Graf eröffnet. Dieser rechtfertigte mit der steigenden Nachfrage junger Menschen nach guten Büchern ausdrücklich den finanziellen Aufwand, den die Stadt in Herdern trotz der neuen Bücherei am Münsterplatz zu treiben bereit war. Und er kündigte an, in allen Stadtteilen mit mehr als 30.000 Einwohnern, als nächstes im Westen und in Haslach, Jugendbüchereien errichten zu wollen. An Grafs Worten zeigte sich deutlich, dass die jahrelangen Bestrebungen von Vietinghoff-Scheels, die Büchereientwicklung zusammen mit der Stadtentwicklung voran zu treiben, Früchte trug und sich in den Köpfen der Entscheidungsträger festgesetzt hatte. Trotzdem gelang es bis zum Ausscheiden des Bibliotheksleiters nicht, weitere Lücken im Bibliotheksnetz zu schließen oder die vorhandenen Einrichtungen wesentlich zu erweitern. Andrang im neuen Bücherbus

Stadtteilbibliotheken Haslach und Stühlinger Nachdem die 1954 eingerichtete Haslacher Bücherei 1960 in unzureichende Räume in der Schenkendorfschule umgezogen war (auch wegen der Randlage im Stadtteil war diese Unterbringung nur als Zwischenlösung gedacht), begannen Mitte der sechziger Jahre intensive Gespräche über den Ausbau der Einrichtung. Doch bis 1975, als die Bibliothek in die Staudingerschule zog, änderte sich wenig. Die Öffnungszeiten blieben mit 6 Stunden in der Woche gering. Die Eröffnung einer wirklich großen neuen Zweigstelle in Haslach erfolgte erst 1978. Die Stühlinger Zweigstelle im Jugendbildungswerk, Stefan-Meier-Str.1, wurde 1967 in die Gewerbeschule II, Friedrichstr. 51, verlagert und hatte dort lediglich mittwochs zwischen 12.30 und 18 Uhr geöffnet.

Die neue Fahrbibliothek mit größerem Angebot

Der neue Bücherbus

Fahrbibliothek Nachdem der Betrieb mit dem alten Fahrzeug (Baujahr 1951) der Fahrbücherei, das der Stadt 1958 vom Amerika-Haus geschenkt worden war, immer unzuverlässiger wurde und der Besuch der wöchentlichen Haltestellen vermehrt ausfiel, sah sich die Bibliothek nach einem neuen Bus um. Das 85.000 DM teure grün und grau gespritzte Fahrzeug wurde am 2.3.1967 auf dem Schulhof der Emil-Gött-Schule in Zähringen der Öffentlichkeit vorgestellt. Wenige Wochen nach Inbetriebnahme der neuen Fahrbibliothek wurde der Fahrplan von bisher vier Haltestellen auf sechs (Bischofslinde, Freiburg-West, Littenweiler, Oberwiehre, St. Georgen, Zähringen) erweitert. Im Herbst 1968 kam die Haltestelle an der Albert-Schweitzer-Schule in Landwasser als siebte Station dazu.

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Der Lack ist ab Die Jahre 1968 - 1989 Leitungswechsel

Jugendbücherei, 60er Jahre

Jugendbüchereiumzug, 1969

Im März 1968 schied von Vietinghoff-Scheel aus dem Dienst aus. Als anstehende Aufgaben nannte er die Untersuchung der innerbetrieblichen Organisation auf Rationalisierungsmöglichkeiten und vor allem den Ausbau des Zweigstellennetzes auf Grund des schnellen Stadtwachstums. Drei Stadtteilbibliotheksprojekte waren zur Aufnahme in den Flächennutzungsplan und zur Realisierung in den siebziger Jahren gemeldet: Haslach, Bischofslinde, Landwasser. Sein Nachfolger Karl Ludwig Nicol, der seit 1964 die Musikabteilung leitete, machte sich diese Aufgaben nicht zu eigen. Bibliothekspolitische Ziele, die in den Jahren 1955 bis 1967 immer wieder proklamiert und deren Umsetzung eingefordert wurde, sind für diesen Zeitraum nicht formuliert. Die Stadtbücherei zehrte von der Vergangenheit und dem Geschaffenen. Allein dem Ausbau der Musikbücherei galt die Aufmerksamkeit des Bibliotheksdirektors. 1970 verzeichnete die Bibliothek 341.662 Entleihungen bei insgesamt 88.000 Bänden (davon 2.000 Nachschlagewerke im Lesesaal, 118 Zeitschriften und 3 Tageszeitungen). Aufgeteilt auf die verschiedenen Abteilungen gab es in der Erwachsenenbücherei 33.000 Bände (22.000 Sachliteratur, 11.000 Schöne Literatur), in der Musikbücherei 8.000 Notenbände, 2.000 Musikbücher und 1.000 Schallplatten und in der Hauptjugendbücherei 15.000 Bücher. Die übrigen 17.000 Bände verteilten sich auf die Fahrbücherei und die „Jugendbücherei-Zweigstellen“ Haslach, Herdern und Stühlinger. Im Juli 1969 feierte die Jugendbücherei am Münsterplatz ihr Zehnjähriges im Haus der Jugend mit einem öffentlichkeitswirksamen Kinderumzug, an dem mehr als 500 Kinder teilnahmen. Die Bilanz der Jugendbücherei konnte sich sehen lassen: Seit der Eröffnung wurden knapp 715.000 Bücher entliehen. . Kritische Stimmen

Bibliotheksleiter Nicol und Bürgermeister Dr. Ewers mit dem neuen Videoangebot, 1986

1976 wurden die Benutzungsgebühren der Bücherei erhöht, was nach dem Ausleihrekordjahr 1975 (454.512 Entleihungen bei inzwischen 140.000 Büchern) zu einem Rückgang der Entleihungen führte. Dieser Negativtrend wurde auch durch die Einführung der Gebührenfreiheit zum 1.1.79 nicht gestoppt. Er endete erst um 1985 (509.223 Entleihungen). Der Bestand wuchs trotz geringer Etatmittel (1985: 180.000 DM) auf 233.000 1985, denn weggeworfen wurde nichts. Die anfangs relativ leere Halle der Erwachsenenbibliothek wurde mit immer neuen Regalen versehen, so dass sie dunkel und eng wirkte. 1987 war aus der Mitte der sechziger Jahre (auf)blühenden und modernen Institution Stadtbibliothek (die Umbenennung erfolgte zum 1.1.1978) das „Stiefkind der Freiburger Kulturpolitik“ geworden, erhebliche Mängel und das Fehlen eines Bibliothekskonzepts wurden kritisiert. Daran konnten auch die Ende 1986 (allerdings nicht auf Betreiben der Bibliothek) eingeführte Video-Ausleihe oder der 1986 angeschaffte neue Bücherbus mit größerem Fassungsvermögen nichts ändern. Angesichts der aufkommenden Kritik verwundert nicht, dass der städtische Finanzaufwand für die Bibliothek (die Ausgaben stiegen von 830.870 DM im Jahre 1968 auf 2.982.070 DM 1988) hinterfragt wurde. Ein schleichender Prozess jahrelanger Stagnation hatte die Bibliothek dahin gebracht, dass sie 1989 als „häßlicher Fleck auf dem glänzenden Bild der ‚Kulturstadt Freiburg‘“ bezeichnet wurde, die im „Dornröschenschlaf“ läge. Ein Fachgutachten attestierte Vernichtendes: Die Bibliothek „erweckt den Eindruck öffentlicher Armut“, Leitungsprobleme gepaart mit Konzeptionslosigkeit und Unfähigkeit zu innerer Erneuerung wurden dargestellt, bemängelt wurden die zu geringen Öffnungszeiten, aber auch der niedrige Medienanschaffungsetat, die beengte Raumsituation, der bauliche Zustand und der Mangel an Personal.

Lesesaal, um 1970 und 1975 Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Die Stadtteilbibliotheken Die Jahre 1970 - 1989 Haslach, Herdern, Mooswald, Stühlinger Neue Haslacher Bibliothek, 1981

Trotz der geringen Beachtung, die Fahrbücherei und Außenstellen in den siebziger und achtziger Jahren durch die Bibliotheksleitung erfuhren, konnte die Haslacher Bücherei 1971 in das Staudinger Gymnasium, Tunibergstraße, 1975 in die Staudingerschule und dort 1978 in einen neuen Bibliothekstrakt ziehen (Bestand: 20.000 Bände plus Schallplatten, Kassetten und Filme). 1981 wurde die Zweigstelle Freiburg-West in den Wentzingerschulen eröffnet (Bestand: 6.000 Kinder- und Jugendbücher, 5.000 Werke für Erwachsene). 1986 wurde die aus allen Nähten platzende Bibliothek in Herdern erweitert. Als am 25.7.1973 die Stühlinger Zweigstelle aus der Gewerbeschule II, Friedrichstr. 51, ziehen musste, da die Schule den Raum beanspruchte, gab es seitens der Stadtbücherei keine Resonanz, obwohl damit das Ende der Stühlinger Bücherei besiegelt wurde. In den achtziger Jahren lagen die jährlichen Ausleihzahlen der Zweigstellen bei 35.000 bis 55.000 Bänden.

Fahrbibliothek

Bibliothek in Mooswald, 1981

Bibliothek in Herdern

Auf die immer drängender werdenden Forderungen der nach Freiburg eingemeindeten Orte nach Literaturversorgung durch die Fahrbibliothek reagierte die Stadtbücherei erst mit Verzögerung und dann ablehnend. Die Tuniberg-Gemeinden wurden bis zur Fertigstellung der Zweigstelle Freiburg-West vertröstet, da dann die Haltestelle an der Mooswaldschule überflüssig würde. 1981 wurde aber nach der Eröffnung der Zweigstelle Mooswald statt dessen eine Haltestelle in Weingarten an der Adolf-Reichwein-Schule eingerichtet. Auch die Hebelschule bewarb sich 1981, acht Jahre nachdem die Zweigstelle Stühlinger geschlossen worden war, um einen Bus-Halteplatz. Ab 1982 wurden dann alle vier Tuniberg-Gemeinden angefahren. Der 1967 in den Dienst gestellte Bus der Fahrbücherei verursachte zunehmende Reparaturkosten, so dass in den Haushalt 1985 Mittel für die Anschaffung eines neuen Busses (270.000 DM) eingestellt wurden. Der neue, heute noch fahrende Bus parkte in den ersten Monaten bei der VAG, da die Statik der Busgarage verbessert und die Garage erweitert werden musste. Zwischen 1984 und 1985 hatte es eine Diskussion um die Busgarage am Münsterplatz gegeben, bei der der Oberbürgermeister dafür plädierte, Bus und Magazin zu verlagern, um die öffentliche Toilette aus der Alten Wache in die Stadtbibliothek zu versetzen. Letztlich setzten sich Bibliothek und zuständiges Dezernat durch, und alles blieb, wie es war. Die Fahrbibliothek versorgte 1986 bereits 12 Haltepunkte (1984 waren Lehen und Hochdorf hinzu gekommen, 1986 wurde in Zähringen eine zweite Haltestelle eingerichtet), verfügte über einen Gesamtbestand von 17.900 Büchern und lieh etwa 45.000 Bände im Jahr aus. Mit dem neuen Bus, der ein Fassungsvermögen von rund 4.000 Bänden hat, konnte das Angebot erstmals auch um Bücher für Erwachsene erweitert werden. Zur Attraktivitätssteigerung gab es ab November 1987 im Bus auch Kassetten für Kinder zum Ausleihen und auf Vorbestellung auch die ein Jahr zuvor in der Hauptstelle angeschafften Videos.

Die neue Fahrbibliothek mit größerem Angebot Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Ein neuer Aufbruch Die Jahre 1990 - heute Zeit des Umbruchs Soziale Bibliotheksarbeit, 1989

Dr. Klaus Reichelt (1944- 1995)

Auch im Kulturamt erkannte man die Defizite der einstigen Modellbücherei. Dessen neuer Leiter, Dr. Ludwig Krapf, kurbelte in den späten 80er Jahren mit Erfolg die Veranstaltungsarbeit im Kinderbereich wieder an, organisierte in den Räumen der Bibliothek Ausstellungen, Lesungen und Vorträge und schwieg auch nicht zu anderen Mängeln. Die Bibliothek machte wieder positiv von sich reden, und die Stadt wurde aktiv. Noch 1989 wurde als neues Angebot die sog. soziale Bibliotheksarbeit eingeführt, ein Service zur Literaturversorgung nicht mobiler, an das Haus oder ein Heim gebundener Menschen. Nachdem man sich vom alten Bibliotheksleiter getrennt hatte, brachte 1990 Dr. Klaus Reichelt endgültig neuen Schwung ins System, wie die Presse begeistert registrierte. Die Hauptstelle bekam noch 1990 benutzerfreundlichere Öffnungszeiten (ab sofort war länger und auch mittags geöffnet), Bibliotheksfest, Kooperation mit Frankreich und Präsenz in der Stadt, waren die ersten Schritte, Service wurde groß geschrieben.

Stadtbibliothek mit neuem Konzept

Erwachsenenbibliothek, 1990

Reichelt entwickelte mit Kulturdezernent Thomas Landsberg eine Bibliothekskonzeption und stellte sie noch 1990 dem Gemeinderat vor. Räumliche Erweiterung, mehr und aktuellere Medien, bessere Dienstleitung, Benutzerfreundlichkeit, EDV-Einführung, Intensivierung der Öffentlichkeits- und Veranstaltungsarbeit, Bibliothek als Treffpunkt und Kommunikationsort waren Eckpunkte. Doch die Finanzierung gestaltete sich mühsam. Der große Wurf gelang nicht: Es gab keinen Neubau für die Hauptstelle, nicht einmal einen Anbau, dafür über Jahre gestreckte bauliche Verbesserungen. Das Zweigstellennetz bleibt bis heute lückenhaft. Die 1992 beschlossene EDV-Einführung konnte und kann nur in kleinen Schritten realisiert werden. Eine 1993 durchgeführte Besucherbefragung brachte wichtige Erkenntnisse über Vorlieben, Wünsche und Ärgernisse. Die für die EDV-Einführung notwendige Erfassung der ca. 250.000 vorhandenen Medien (Rekatalogisierung) wurde von den Mitarbeitern selbst bewältigt, ein Kraftakt, der ohne Straffung der Arbeitsabläufe nicht gelungen wäre. Einher mit dem Modernisierungs- und Umbauprogramm gingen massive Personalreduzierungen (minus 20%).

Die Modernisierung geht weiter

Bearbeitung neuer Bücher, 1995

Fahrbibliothek mit neuem Design, 1992

Mit Reichelts Tod 1995 änderte sich an diesem Programm nichts. Seine Nachfolgerin, Dr. Carola Schelle-Wolff (*1955), forcierte die EDV-Ausstattung der Bibliothek und die Aktualisierung des Medienangebots, setzte ihre Schwerpunkte bei der Kundenorientierung, der Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit, der Ausbildung eines Angebotsprofils, der Erweiterung der Publikumsfläche, der Aus-, Fort- und Weiterbildung des Personals, der Öffentlichkeitsarbeit, der Kooperation mit vielfältigen Partnern in der Stadt und beim Aufbau elektronischer Dienstleistungen. Bereits 1990 konnten die Ausleihzahlen gegenüber dem Vorjahr um 11% auf 638.785 gesteigert werden, und seitdem geht es ohne Unterbrechung aufwärts. 1996 wurde erstmals die Millionengrenze überschritten, 2000 konnten 1.224.403 Entleihungen verbucht werden. Auch die Leser- und Besucherzahlen steigen kontinuierlich von 28.000 Entleihern 1990 auf über 40.000 im Jahr 2000 bei inzwischen 730.763 Besuchern. Das Medienangebot wurde vielfältiger (1991 CDs und MCs, 1995 CD-ROMs, 1999 Internetzugänge, 2000 DVDs), allerdings verringerte sich der Bestand von 250.000 auf 242.000 Einheiten. Auf Grund seiner Aktualität und Attraktivität wird er allerdings deutlich häufiger entliehen. Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Ein neuer Aufbruch Die Jahre 1990 - heute (Forts.) Umbauten 1994 - 1998

Umbau der „Info“, 1994

Im Juni 1994 wurden die vergrößerte Musikbibliothek wieder- und die Informationsabteilung mit erweitertem Zeitungs- und Zeitschriftenangebot neu eröffnet. Von März bis August 1995 wurde das gesamte Erdgeschoss umgebaut. Nach Entfernen der Trennwände zwischen Kinder- und Erwachsenenbibliothek entstand ein heller Bibliotheksraum. Im Eingangsbereich konnten eine Garderobe und ein Zeitungslesecafé eingerichtet werden. Wegen des Einbaus eines öffentlichen WCs an der Gebäudeecke Münsterplatz/Waisenhausgässle, bekam die Busgarage 1997 einen „Wurmfortsatz“ nach Norden. 1998 erfolgte dann der Ausbau des bis dahin als Magazin genutzten Kellergeschosses zur Erweiterung der Erwachsenenbibliothek. Es entstand ein freundlicher Bibliotheksraum, in dem die Themenbereiche Freizeit und Hobby aufgestellt sind. Die bisherigen Baumaßnahmen (Gesamtkosten: 1,6 Mio DM) haben wesentlich zur Attraktivitätssteigerung der Hauptstelle am Münsterplatz beigetragen. Heute besuchen täglich etwa 2.500 Menschen (615.900 im Jahr) allein dieses Haus.

Informationsabteilung, 1996

Umbau der Erwachsenenbibliothek

Konzert in der Musikbibliothek, 1999

Neue Verbuchungstheke

Umbau für die neue Bibliotheksetage Anbau der Busgarage

Stadtteilbibliotheken

CD-Angebot in der Musikbibliothek

Um den städtischen Haushalt zu entlasten wurden 1993 Zweigstellenschließungen diskutiert. In einem ersten Einsparschritt wurden 1994 die Öffnungszeiten aller Stadtteilbibliotheken reduziert. Im Juli 1995 beschloss der Gemeinderat die Schließung der Bibliothek in Herdern zum 31.12.1995, mit dem Argument, dass von Herdern aus der Weg in die Hauptstelle nicht zu weit sei. 1995 musste die Mooswalder Bibliothek innerhalb der Wentzingerschulen in kleinere Räume umziehen, erhielt dafür aber einen eigenen, von der Schule getrennten Eingang. Die Stadtteilbibliothek Haslach erlebte in den 90ern dank ihres jungen Medienangebots einen starken Aufschwung. 1999 wurde hier ein neuer Jugendbereich (JuBi) eingerichtet. 2000 wurde als jüngste Bibliotheksinnovation der MedienTreff Rieselfeld mit einem auf elektronische Medien spezialisierten Angebot eröffnet. Er wird bis zur Eröffnung der neuen Kinder- und Jugendmediothek im Rieselfeld im Jahre 2003 arbeiten.

Regio-Café Eröffnung des MedienTreffs, März 1999

Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Ausblick Die digitale und die reale Bibliothek Das Internet ermöglicht den schnellen Zugang zu weltweiten Informationen. Für die Stadtbibliothek ergibt sich daraus der Auftrag, öffentliche Internetplätze zur Verfügung zu stellen (sie tut dies seit 1999), Hilfestellung bei der Informationsbeschaffung zu geben und eigene Informationen ins Netz zu stellen. Unter www.stadtbibliothek.freiburg.de überwindet die Stadtbibliothek die Grenzen ihrer bisherigen Arbeit: die weltweit zugängliche 24-Stunden-Bibliothek mit der Möglichkeit der Katalog- und Verfügbarkeitsabfrage, aber auch der Information über Bibliotheksangebote (z.B. Veranstaltungen) ist bereits verwirklicht. Ein Ausbau des Internetservices ist geplant. Er wird und soll allerdings die reale Bibliothek, die Bibliothek als Treffpunkt, als Ort der Kommunikation und Information, als öffentliche Anlaufstelle für alle Bewohner/innen der Stadt, mit ihrer Medien- und Erlebnisvielfalt nicht ersetzen. Mitten in der Stadt befindet sich die Bibliothek - und dort soll sie auch bleiben. An der Verbesserung der Erreichbarkeit, der Zugänglichkeit und der Aufenthaltsqualität muss weiter gearbeitet werden: großzügige Öffnungszeiten, barrierefreie Zugänge, moderne, helle und den Besucherzahlen angemessene Bibliotheksbereiche und ein attraktives Erscheinungsbild sind neben der Sicherung eines aktuellen, vielfältigen Medienangebots Ziele für die Zukunft.

Mitten in der Stadt - Mitten in Europa Als Bibliothek im Dreiländereck sieht die Stadtbibliothek eine wichtige Aufgabe im Bereich grenzüberschreitender Kooperationen. Seit der ersten Hälfte der 1990er Jahre gibt es intensive Kontakte mit den Stadtbibliotheken in der Regio mit dem Ziel des besseren Informationsaustausches und der Vernetzung bzw. Ergänzung der Serviceangebote. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit Mulhouse: Jeden Monat steht der Mulhouser Bibliobus mit seinem Angebot französischer Medien auf dem Freiburger Münsterplatz, und jeden Monat fährt auch die Freiburger Fahrbibliothek nach Mulhouse. Beide Bibliotheken unterstützen sich auch bei der Erweiterung ihrer fremdsprachigen Medienbestände. Mit dem Info-Point Europa macht die Bibliothek gemeinsam mit der Volkshochschule seit 1999 ein spezielles europabezogenes Auskunftsangebot und trägt damit der zunehmenden Bedeutung Europas Rechnung.

Lesen - was sonst!? Als meist frequentierte Bildungs- und Kulturinstitution in Freiburg sieht die Stadtbibliothek ihre Aufgabe in der Förderung der Lesekultur. Durch attraktive Leseangebote für Jung und Alt, durch ein vielfältiges Medienangebot, durch Veranstaltungen und Ausstellungen wird sie weiterhin dazu beitragen, dass das Lesen und das Buch ihren Platz im Leben der Stadt und ihrer Menschen finden.

Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001

Die Ausstellung zur Geschichte der Stadtbibliothek Freiburg fußt im Wesentlichen auf Archivmaterial aus dem Stadtarchiv Freiburg, dem Staatsarchiv Freiburg (jeweils für die Zeit vor 1945) und der Stadtbibliothek.

Danksagung Die Verfasserin dankt Anna Streicher für die vierbändige Materialsammlung zur Geschichte der Stadtbibliothek, Christina Rössler für die Suche nach Informationen in Archiven und Bibliotheken und für deren Aufbereitung, Rudolf Limberg für die Unterstützung bei der Sichtung des Materials und der Textgestaltung und dem Stadtarchiv Freiburg.

Abbildungsnachweis Rüdiger Buhl (Tafel 18, Mitte - unteres Bild) Rose Frey (Tafel 18, links - 1. Bild, Mitte - oberes Bild) Dietrich Kolb (Tafel 9, 4. Bild) Günter Pfost (Tafel 8) Willy Pragher (Tafel 6 unten; Tafel 9 - außer 4. Bild; Tafel 10; Tafel 11; Tafel 12; Tafel 13 oben und unten; Tafel 14; Tafel 15 oben, 1. und 2. Bild ) Harald Rachwitz (Tafel 16, 1., 2., 4., 5. Bild; Tafel 17, 2., 5. Bild, Tafel 18 links 2., 4., 5. Bild; Tafel 19) Carola Schelle-Wolff (Tafel 18, links - 3. Bild, rechts 3 Bilder) Kurt Scherzer (Tafel 5 oben) Albert Josef Schmidt (Tafel 18 unten) Stadtarchiv Freiburg (Tafel 1; Tafel 2; Tafel 3 oben und Mitte; Tafel 7, Mitte ) Stadtbibliothek (Tafel 3 unten) Heinz Wurzer (Tafel 16 unten; Tafel 17 unten) unbekannt (Tafel 4 oben; Tafel 5; Tafel 6; Tafel 7 oben; Tafel 13, 2. und 3. Bild; Tafel 15, 3., 4., 5., 6. Bild; Tafel 16, 3. Bild; Tafel 17, 1., 3., 4. Bild)

© Carola Schelle-Wolff, Stadtbibliothek Freiburg Stadtbibliothek im Wandel : Zur Geschichte einer städtischen Bildungs- und Kulturinstitution / Carola Schelle-Wolff. Freiburg i. Br.: Stadtbibliothek, 2001 Stadt Freiburg - Stadtbibliothek Jubiläumsausstellung 2001