St. Antoniusblatt 81. Jahrgang, Nr. 9, September 2014

Mesnerbote HALT IM LEBEN

Poste Italiane SpA – Spedizione in Abbonamento Postale – D. L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 n. 46), art. 1, comma 2, CNS BOLZANO – Tassa pagata – Taxe Perçue

Warum uns der Sonntag heilig sein muss

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Faszinierend Der Glaube an die schützenden Engel ist älter als das Christentum

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Provozierend Diözesansynode entwirft Visionen für die zukünftige Kirche im Land

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Berührend Gedanken zu einem Kunstwerk von großer mystischer Tiefe

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ZU DIESER AUSGABE

LESENSWERT

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Geistliche Verkehrszeichen: Wie die Kreuze an unsere Wege kamen Von P. Robert Prenner

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Sonntagskultur in der Pfarrei ohne Priester: Eine gedankliche Anstiftung Von P. Dr. Paul Hofer

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Lassen Sie sich einen Korb geben! Interessantes rund ums Flechtwerk  Von Barbara Stocker

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Empfindliche Helfer: Medikamente müssen richtig aufbewahrt werden  Von Primar Dr. Christian Wenter

St. Antoniusblatt, 81. Jahrgang, Nr. 9, 2014 – Monatszeitschrift für die Familie, Jahresmitgliedsbei­trag 18,00 Euro; Einzelnummer: 1,70 Euro. Sie unterstützen damit die Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. – Postkontokorrent Nr. 13013396 – Bankverbindung: Raiffeisenkasse Meran, Filiale Goethestraße 7/a, ABI: 08133; CAB: 58592; CIN: M; K/K: 000030120006; IBAN: IT14M0813358592000030120006; SWIFT-BIC: ICRAITRR3PO. Zuschriften an: Mediumservice ­Kapuzinerstiftung Liebeswerk – Goethestraße 15 – 39012 Meran – Tel. 0473/204500 – E-Mail: [email protected] Laut Gesetzesdekret vom 30. Juni 2003, Nr. 196, Artt. 7 und 13, bestehen nun verschärfte Bestimmungen bezüglich Datenschutz. Demnach wird darauf hingewiesen, dass alle bei Athesia Druck oder bei der Kapuzi­nerstiftung Liebeswerk gespeicherten Adressen (Förderinnen, Förderer und Einzelabnehmer der Zeitschrift ­St. Antoniusblatt) die sofortige Löschung ihrer Adresse verlangen können. Nähere Informationen erhalten Sie bei: Sekretärin Monika Pichler, Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Goethestraße 15, 39012 Meran, Tel. 0473/204500, E-Mail: [email protected]. Das „St. Antoniusblatt“ erscheint monatlich. Eigentümer und Herausgeber: Kapuzinerstiftung Liebeswerk, Meran. Verantwortlicher Schriftleiter: Mag. Martin Lercher, Bozen. Druck: Athesia Druck GmbH, Bozen. Eintragung Tribunal Bozen, Reg.-Nr. 16/48. – SPED. IN. A.P. – ART. 2 COMMA 20/C LEGGE 662/96 – Filiale Bozen. Eingetragen bei USPI Rom.

Titelbild: ler

St. Antoniusblatt – Heft Nr. 9

Liebe Leserin, lieber Leser! In roter Farbe ist er (noch) auf den meisten Kalendern gedruckt. Wie bei der Ampel heißt das: Stopp, nimm den Gang raus, halte an, sonst wird es gefährlich! Der farblich hervorgehobene Sonntag legt inzwischen auch den Gedanken an die „rote Liste“ von Pflanzen- oder Tierarten nahe. Er ist vom Aussterben bedroht, die Menschheit verliert ein wertvolles Gut … aber Christinnen und Christen sogar den Boden, auf dem sie stehen. Denn der Sonntag ist das Urfest ihres Glaubens und das herausragende Kennzeichen auf ihrer Identitätskarte. Denn die allererste christliche Gemeinschaft bestand aus gläubigen Juden. Diese Frauen und Männer jedoch versammeln sich nach Tod und Auferstehung Jesu nicht am jüdischen Sabbat, sondern am Tag danach - also am „ersten Tag der Woche“. Gott selbst hat das auf ihrem Kalender eingetragen. „Sine dominico non possumus“ („Ohne diese Sache des Herrn können wir nicht leben“), bekannten nordafrikanische Christen, die im Jahr 304 getötet wurden, weil sie trotz des kaiserlichen Verbots den Sonntag hielten. Um den Sonntag zu heiligen, muss zumindest in unserem Land niemand Gesetze übertreten oder sein Leben riskieren. Deshalb es ist wieder eine bewusste Entscheidung gefordert. Gerade wenn der Kirchgang in vielen Gemeinden nicht mehr zur Selbstverständlichkeit wird. So gilt es, erfinderisch zu werden und eine ganz persönliche Sonntagskultur zu entwickeln. Anregungen dazu gibt P. Paul Hofer in diesem Heft (S. 9). Ihr

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Gedanken zum Schutzengelsonntag am 7. September

ENGEL STERBEN NICHT Wie ist der ständig wachsende Engelkult zu erklären, während doch der Glaube an Gott abnimmt? Ein Blick in die Religionsgeschichte zeigt, dass das Bedürfnis nach den geflügelten Begleitern sehr alt ist.  Von P. Robert Prenner Nach Umfragen glauben in Deutschland über 50 Prozent der Erwachsenen an einen persönlichen Schutzengel, nur 35 Prozent an „eine von Gott erschaffene Welt“. Anselm Grün, dessen Bücher über die Engel riesigen Absatz finden, meint zu diesem Trend: „Offenbar gibt es eine Sehnsucht nach Orientierung, nach Halt und nach Wesen, die uns begleiten und auf die wir uns verlassen können.“ Dieses Bedürfnis bestätigt auch der Religionswissenschaftler Michael Blume in einem Artikel für die „Herder Korrespondenz“ (1/2014): Ja, die Engel seien älter als alle

In eigener Sache Das „St. Antoniusblatt“ findet immer noch gute Aufnahme nicht nur bei Familien, auch Einzelabnehmer im In- und Ausland zeigen wachsendes Interesse. Der Dienst der Förderinnen und Förderer, von Kapuzinerbrüdern, von Priestern in den Pfarreien, von Freunden und Bekannten drückt die Postspesen. Preis: Für das Jahr 2015 bleibt der Preis für das Abonnement gleich: 18,00 €. Von Einzelabnehmern bzw. Abnehmerinnen durch die Post erbitten wir einen Spesenbeitrag von 20,00 €. Eine Einzelnummer, die irgendwo abgeholt wird, kostet nach wie vor 1,70 €. Fest: Am Samstag, dem 30. August, laden wir Förderinnen und Förderer, Wohltäter und Freunde zum Leserfest ins Liebeswerk.  P. Dr. Paul Hofer

Uralte Sehnsucht der Menschen: In der Höhle von Lascaux ist ein Mann dargestellt, dem ein Vogel zur Seite steht - für einige ein Hinweis auf einen geflügelten Begleiter.  Foto: WE

Religionen, und „sie kommen auch noch zu Menschen, die von Religion nichts mehr wissen wollen“. Frühe Formen des Glaubens an die geflügelten Begleiter lassen sich laut Blume schon in der Steinzeit nachweisen. So wird in der 18.000 Jahre alten Höhle von Lascaux in Frankreich ein Mann von einem Vogel begleitet. In der Bronzezeit kennzeichnen Vogelgestalten heilige Orte. Spätere Gottheiten, wie der geflügelte griechische Hermes oder der ägyptische Nephthys stehen im Dienst der Menschen. Der Zoroastrismus, begründet um 1800 v. Chr. von Zarathustra, unterschied zwischen guten und bösen Mächten. Dieser Glaube hat auch im Judentum Spuren hinterlassen. So taucht im Buch Tobit der männermordende Asmodaios auf. Er wird durch den Engel Raphael bezwungen. Diese Entwicklung habe auch zur Zeit Jesu Spuren hinterlassen. Das lässt sich laut Blume daran erkennen, dass Engel in den Evangelien immer wieder versichern müssen: „Fürchtet euch nicht!“ So gegenüber Zacharias, Maria und den Hirten auf dem Feld. Ein Engel tröstet und stärkt Jesus vor seinem Leiden (Lk 22, 43). Besonders

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hat aber laut Blume ein Wort Jesu die spätere Darstellung des Schutzengels bis in die heutige Zeit geprägt: „Seht zu, dass ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel schauen allezeit in das Angesicht meines Vaters im Himmel“ (Mt 18, 10). Auch für den Islam ist der Glaube an Engel verpflichtend. So lesen wir im Koran (Sure 4, 16): „Wer nicht den Glauben an Gott und an seine Engel verinnerlicht, der ist fürwahr weit in die Irre gegangen.“ Den reichen mündlichen Engels­ traditionen steht aber das islamische Bilderverbot gegenüber.

„Unverbindliche und kostenfreie Nähe“ Ab dem 19. Jahrhundert entstehen Berichte über Besuche von außerirdischen Wesen. Diese können als „Engel in Raumanzügen“ Hoffnung oder Bedrohung, Heilung oder Zerstörung verheißen, aber auch Auserwählte mit Botschaften versorgen. Neben vielen Büchern entstehen im Laufe des 20. Jahrhunderts auch ganze esoterische UFO-Gemeinschaften wie Scientology. Autoren wie Erich von Däniken erreichen Millionen. Mit Hilfe der Archäologie wird gezielt nach „Hinweisen“ auf außerirdische Besucher gesucht. „So wird im religionsgeschichtlichen Rückblick deutlich, dass der gewachsene Engelglauben wohl gar nicht erst wieder wundersam

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erstarkt, sondern eigentlich nie verschwunden ist“, folgert Blume. Er zitiert den Dortmunder Theologen Thomas Ruster: „Die Engelreligion gibt den Menschen schlicht und einfach das, was sie als Religion brauchen. Sie ist den Bedingungen angepasst, unter denen Menschen heute religiös sein können und wollen.“ Ruster meint sogar: „Die Engelreligion schickt sich an, die Religion der Zukunft zu werden.“ Engelbilder hätten es sehr viel leichter, „die Gefühle der Menschen anzusprechen, als die abstrakten und auch noch verbindlichen Lehren Gottes“. Auch sei die Nähe und Hilfe der Engel unverbindlich und kostenfrei. Aber gerade darin liegt, so Blume, die Schwäche dieser Engelvorstellungen: „Sie ermutigen weder zu Verbindlichkeit noch zum Gemeinschafts- oder Familienleben.“ Der Autor sieht im Engelkult der Gegenwart eher eine „religiöse Suchbewegung“, in der sich uralte Sehnsüchte ausdrücken. Den Kirchen sei zu empfehlen, „diese Fragen und die Fragenden anzunehmen, statt sie mehr oder weniger obskuren Anbietern zu überlassen“. Theologen dürften den Engelglauben Der Erzengel nicht länger ignorieren. Raphael mit dem kleinen Auch für die Bibel scheiTobias (Johann ne die vordringliche AufGeorg Grasmair, gabe der Engel zu sein, 1691 – 1751, den Menschen die Angst Schutzengel­ in schweren Situationen kirche Brixen) zu nehmen, ihnen Mut Foto: AB zu machen und sie zu bestärken: „Immerhin wird seit Jahrhunderten gerade in der Weihnachtszeit ihre Aufforderung überliefert: Fürchtet euch nicht!“

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Auch eine Mahnung, auf der Lebenswanderung den guten Weg zu wählen (Wegkreuz bei Steinegg) 

Foto: ler

Am 14. September wird das Fest Kreuzerhöhung gefeiert

GEISTLICHE VERKEHRSZEICHEN Wegkreuze prägen unsere heimatliche Landschaft. Viele von diesen Kruzifixen sind echte Volkskunst, sie sind aber vor allem Ausdruck der Volksfrömmigkeit und Zeugnisse des Glaubens an die Erlösung durch Christus. Allzu leicht übersehen wir aber diese Zeichen am Weg. Sie sind zur Gewohnheit geworden. Wie kam das Kreuz an die Wege? Erste Spuren dieses Brauches lassen sich schon bei den Römern finden. Sie widmeten gewisse Wegstrecken ihres gut ausgebauten Verkehrsnetzes einer besonderen Gottheit. So war es z. B. üblich, Säulen zu Ehren der Laren aufzustellen. Laren waren Schutzgeister für Haus und Feld. Besonders an nicht ungefährlichen Wegkreuzungen wachten die Laren. Kaiser Theodosius verbot 392 das Aufstellen dieser heidnischen Säulen. An ihre Stelle traten dann später christliche Zeichen. Wahrscheinlich ursprünglich ein einfa-

ches Zeichen ohne den Gekreuzigten, diesen hat man erst viel später gezeigt. Auch Feldkreuze stehen häufig vor allem an Wegkreuzungen. Da ging es nach alten und abergläubischen Vorstellungen unheimlich zu. Man glaubte, dass dort Hexen und Teufel ihr Unwesen treiben. Das unheimliche Grauen konnte nur durch die bannende Macht des christlichen Heilszeichens überwunden werden. Mit diesen Kreuzen sind oft allerhand Geistergeschichten und Sagen verbunden. Es wurden auch schaurige Geschichten erzählt, die dazu angetan waren, dass die Menschen in scheuer Ehrfurcht am Kreuz vorübergehen. Bekannt ist die Erzählung vom durchschossenen Kreuz in Heiliggeist. Besonders an Scheidewegen wird sich der Mensch bewusst, ein Wanderer am Scheideweg zu sein und zwischen zwei Möglichkeiten, dem guten und dem schlechten Weg, wählen zu können. Das Kreuz am Weg und der Brauch, sich davor zu bekreuzigen, machen das Wegstück zu

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einem heiligen Ort. Kreuz und Segensgebärde geben dem Menschen das Gefühl, auf einem von Gott behüteten Weg zu sein und die schützende Macht Gottes zu erfahren. Wegkreuze laden die Vorübergehenden zu einem kurzen Gebet ein: Es sind gleichsam geistige Verkehrszeichen. Daher ist es immer noch ein sinnvoller Brauch, vor einem Kreuz den Hut vom Kopf zu nehmen und das Kreuzzeichen zu machen. Manchmal erinnern Feldkreuze an wichtige Ereignisse oder auch an Verbrechen, die dort geschehen sind. So hält das Franzosenkreuz bei Moritzing (Bozen) die Erinnerung an die blutigen Kämpfe im Jahre 1796 wach. Oft steht ein Kreuz auf Brücken, als Schutz gegen wilde Wasser. Manche Kreuze bedeuteten eine Grenze, wie das Hohe Kreuz (Confin-Kreuz) auf der Malser Haide bei St. Valentin. Dieses Kreuz wird schon im 13. Jahrhundert erwähnt und ist nach Ansicht von Wilhelm Eppacher (SchlernSchrift Nr. 178, 1957) wohl eines der ältesten Großkreuze in Tirol.

Christen müssen erklären, warum sie zum Kreuz stehen An manchen Feldkreuzen ist eine Tafel mit einer Totenbahre angebracht. Das sind die sogenannten Totenrasten. Wenn der Friedhof weit vom Heimathaus des Verstorbenen entfernt war, brauchten die Träger eine Rast, wo auch für den Verstorbenen gebetet wurde. Die Tafeln an den Totenrasten zeigen manchmal auch die armen Seelen im Fegefeuer, verbunden mit der Bitte um das Gebet. Ein eher abergläubiges Verhältnis zu den Toten spricht aus dem Brauch, die Totenbahre dreimal zu heben und zu senken oder die Pferde dreimal anziehen zu lassen, um den Geist des Toten zu verwirren und ihn an der Rückkehr ins Heimathaus zu hindern. Allzu leicht gewöhnen wir uns an den Anblick des Kreuzes. Die Kreuzigung war bei den

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Mehr als nur ein „Schmuckstück“: Für Christen hat das Kreuz eine zentrale Botschaft (Wegkreuz in Prags).  Foto: ler

Römern die grausamste und entehrendste Todesstrafe. Kein römischer Bürger durfte gekreuzigt werden, nur Sklaven und Rebellen. Ein Gekreuzigter war vollständig rechtlos und der Willkür ausgeliefert. Daher bleibt das Kreuz ein Ärgernis, nicht selten wird es heute als lebensfeindlich dargestellt. Daher müssen Christen sich und anderen Rechenschaft darüber abgeben können, warum sie am Kreuz festhalten, als einem Zeichen der Liebe Gottes zu uns. Im Lichte der Auferstehung Jesu wird das Kreuz zum Zeichen des Heiles und der Liebe Gottes. So gesehen, ist das Kreuz eine deutliche Antwort auf die dunkelsten Fragen der Menschen nach dem Sinn von Leid und Tod. Der hl. Bischof Augustinus († 430) berichtet, dass er bei seinen Gängen durch die Stadt Hippo oft die Paläste mit ihren Inschriften bewunderte: Wer das Haus gebaut hat, wem es gehörte, wer dort wohnte, stand groß über dem Eingang geschrieben. Deshalb predigte Augustinus den Christen, dass auch sie das Zeichen Christi auf die Stirn zeichnen sollten: „Seit der Taufe wohnt Christus in unseren Herzen, ihm gehören wir, und er ist unser Lebensinhalt und unser sicherer Schutz. Das Böse flieht vor dem Zeichen Christi, vor dem Kreuz und vor denen, die sich mit dem Kreuz bezeichnen.“  pr

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Diözesanwallfahrt am 13. September eröffnet neue Phase der Synode

VISIONEN FÜR DIE KIRCHE VON MORGEN

Vom kleinen in den großen Kreis: Die zwölf Kommissionen der Synode haben über den Sommer ihre Vorschläge ausgearbeitet, im September und Oktober werden sie öffentlich zur Diskussion gestellt.  Foto: ler

Bozen. Mit einer Wanderung lassen sich die drei Phasen der Diözesansynode von 2013 bis 2015 vergleichen: Zuerst wird der Ausgangspunkt bestimmt, dann ein mögliches Ziel ausgewählt und schließlich der Weg dorthin Schritt für Schritt in Angriff genommen. Derzeit läuft die zweite Phase. Über den Sommer haben die Synodenmitglieder in zwölf Arbeitsgruppen die Wegziele – Visionen für Südtirols Kirche von morgen – zu Papier gebracht, im Herbst werden die Vorschläge in „Offenen Themenrunden“ diskutiert. Auftakt für den Neustart der Synode ist eine Diözesanwallfahrt am 13. September nach Oies.  Von Martin Lercher Insgesamt zwölf Themenrunden legte die Diö­zesansynode bei ihrer zweiten Vollversammlung Anfang April in Brixen fest. Das Spektrum reicht von der Feier der Liturgie über Sakramentenvorbereitung und Sorge um geistliche Berufe bis zu den „überdiözesanen“ Wünschen, also Anliegen und Anregungen, die nach Rom übermit-

telt werden sollen. Jedes der 259 Synodenmitglieder arbeitet in einer solchen Gruppe mit. Ihre Aufgabe besteht darin, Ziele für den jeweiligen Bereich festzulegen – also zu beschreiben, was der Idealzustand sein könnte. „Das ist spannend und weitet den Blick, so entstehen jetzt große und kleine Visionen für unsere Ortskirche“, erklärt Eugen Runggaldier, Moderator der Synode. Für mehrere Kommissionen war dies freilich nicht so einfach, denn sie wollten gleich Reformschritte zu Papier bringen. Doch diese konkreten Maßnahmen werden erst im Frühjahr 2015 festgelegt – ausgehend von den Zielen, die man anpeilen will. Auch in dieser Phase setzt die Synode wieder auf die Mitsprache der Bevölkerung. Nach dem Erfolg mit den zwölf „Offenen Veranstaltungen“ im Dezember 2013 und zu Jahresbeginn (landesweit mehr als 3000 Teilnehmer) stehen im September und Oktober „Offene Themenrunden“ auf dem Programm (Termine s. S. 8). „Nun sollen auch die Entwürfe der Visionspapiere vorgestellt werden. Die Synodalen, die sie erarbeitet

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haben, stellen sich den Rückmeldungen aus der Bevölkerung – mag es Lob, Ergänzung oder auch Kritik sein“, sagt Runggaldier. Diese Rückmeldungen arbeiten die Kommissionen wieder in ihre Entwürfe ein, innerhalb 30. November werden die zwölf Visionspapiere fertiggestellt. Bei der dritten und vierten Vollversammlung der Synode Ende Jänner und Anfang Februar 2015 geht es darum, die Entwürfe für Südtirols Kirche von morgen zu präzisieren und zu verabschieden. Am Anfang des neuen Arbeitszyklus der Diözesansynode steht das gemeinsame Gebet. Am 13. September lädt Bischof Ivo Muser zu einer Wallfahrt in den Heimatort des heiligen Josef Freinademetz.

Offene Themenrunden MITBETEN, HIN­GEHEN UND MITREDEN Bozen/Brixen. Am Samstag, dem 13. September, findet in St. Leonhard/Abtei eine Diözesanwallfahrt zur Synode statt: Alle Gläubigen sind eingeladen, mit den Synodalinnen und Synodalen und Bischof Ivo Muser um 14.30 Uhr die hl. Messe beim Pavillon hinter dem Vereinshaus zu feiern. An vier Samstagen sind alle Interessierten eingeladen, an Themenrunden teilzunehmen und über Visionen und Ziele zu diskutieren. Die Veranstaltungen finden zeitgleich in Bozen (Rainerum) und in Brixen (Cusanus-Akademie) an folgenden Terminen statt:

· 27. September, 9–12Uhr; · 4. Oktober, 9–12 Uhr; · 18. Oktober, 9–12 und 15–18 Uhr; · 25. Oktober, 9–12 und 15–18 Uhr. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bz-bx.net/synode.

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Bischof Ivo Muser im Interview:

„ERWARTE MIR VIEL“ „St. Antoniusblatt“: Herr Bischof, welchen Eindruck haben Sie von der bisherigen Arbeit in den Kommissionen? Bischof Ivo Muser: Die Informationen, die mich erreichen, sind vielfältig und bunt. Die Anliegen sind breit gefächert, die Herausforderungen fehlen nicht, die Visionen bringen die verschiedenen Kirchenbilder und Kirchenerfahrungen zum Ausdruck. Ganz oft wird mir erzählt von einer ernsthaften und lebhaften Auseinandersetzung, von viel Bereitschaft und von einer durchwegs offenen und guten Atmosphäre. „St. Antoniusblatt“: Was erwarten Sie von dieser neuen Phase der Synode? Bischof Muser: Viel. Jetzt ist es wichtig, dass gute, kurze, brauchbare, realistische und hoffnungsvolle Thesenpapiere formuliert werden, die einfließen in die Diözesansynode selbst und auch in die zwölf öffentlichen Veranstaltungen, die im Herbst anstehen. Meine Hoffnung ist es, dass wieder viele Menschen daran teilnehmen. Glaube und Kirche gehen alle an. „St. Antoniusblatt“: Was ist eine persönliche Vision, die Sie einbringen möchten? Bischof Muser: Mich treibt vor allem und in allem die Gottesfrage um. Glaube ist konkret, nicht etwas Nebulöses und etwas, das sich nur bei bestimmten Gelegenheiten zeigt. Christlicher Glaube hat konkrete Inhalte und zielt immer ab auf konkrete Entscheidungen. Die Kirche darf kein Selbstzweck sein, und es geht ihr nicht um Nabelschau. Das Evangelium ist uns anvertraut für unsere Zeit und für unsere Gesellschaft. Es geht nicht um Anpassung, sondern um ein lebensförderndes Angebot. Ich halte Jesus für konkurrenzlos!

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Aufdecken und neu entdecken: Eine neue Sonntagskultur muss im persönlichen Leben beginnen. Foto: Erich Rainer, Neumarkt

Gedanken zum „ersten Tag“ der christlichen Woche

DIE SONNTAGSKULTUR IN EINER PRIESTERLOSEN PFARREI Meran. Papst Leo der X. hat im Jahre 1517 bestimmt, dass jeder Katholik verpflichtet ist, an einer Sonntagsmesse teilzunehmen. Die Auffassung, dass der Priester die Messe feiert und die Gläubigen daran teilnehmen, ist unverkennbar. Das II. Vatikanische Konzil rückt die feiernde Gemeinde in den Vordergrund. „Die Gläubigen wirken kraft ihres königlichen Priestertums an der eucharistischen Darbringung mit“ (Kirchenkonstitu­ tion 10). Ich möchte versuchen, den religiösen Gehalt des Sonntags in ein Gesamtkonzept einzubinden, damit Sonntagskultur wachsen und Nachhaltigkeit bewirken kann. Mein Gedankengang ist nicht belehrend, wahrscheinlich auch nicht stimmig abgerundet, ich versuche nur, Elemente für eine erlebte Sonntagskultur zu nennen.  Von P. Dr. Paul Hofer

Die Diskussion um den Sonntag kreist meistens um die inhaltliche Ausgestaltung, um attraktive Gottesdienstangebote oder um klar definierte Ruhetagsregelungen. Das sind sicher wichtige Eckpunkte, sie übergehen aber die Zeitstruktur der Woche. Der Sonntag als Moratorium der Wochentage bietet der Gesellschaft etwas an, das ins Bewusstsein der Menschen eingeflochten werden muss. Unter den modernen Zivilisationskrankheiten stehen Stressphänomene und Burnout-Syndrome an erster Stelle. Diese Krankheiten sind typisch für unsere Zeit, sie sind in ihrer Wurzel eine Rhythmusstörung aufgrund eines krankhaften Umgangs mit der Zeit. Das Geschenk der Woche, das die Bibel der Welt gemacht hat, das Zeitmanagement Gottes, sollten wir wieder ernst nehmen. Aus dieser Sicht erwächst christliche Identität. Die Grundstruktur des Sonn-

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tags als Erlebnistag für persönlich-geistige Bedürfnisse, die während der Woche nur schwer, wenn überhaupt, wahrgenommen werden können, gilt es, neu zu formulieren. Wenn wir den Sonntag in all unseren Reden und all unseren Kalendern nicht nur als den liturgischen, sondern wieder als „ersten Tag“ der Woche betonen, dann wird er im Bewusstsein langsam vom Samstag getrennt werden, was als erste Voraussetzung für eine Wiedergewinnung eines Sonntagsprofils angesehen werden kann. Als weitere Schritte könnte eine Bewusstmachung der Wochenstruktur folgen, die für uns Christen bedeutet, dass wir am Sonntag nicht nur etwas anderes tun, sondern im Sinne des modernen Zeitmanagements den Anfang der Woche dadurch gestalten, dass wir unsere Aufgaben und Ziele ordnen, bevor wir mit der Arbeit beginnen.

Der Sonntag als Moratorium des Alltags Dazu gehören auch die Lebensziele. Die religiö­ se Dimension des Sonntags wächst so harmonisch aus dem Zeitbewusstsein der Woche hervor. Der Sonntag darf nicht im Zeitbewusstsein des Samstags beziehungsweise des Wochenendes untergehen. Dafür müssen wir bei uns selber anfangen, bevor wir Forderungen stellen. Der christliche Sonn-

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tag steht jedem Individualismus entgegen. Der Sonntag verlangt eine Gemeinschaftsperspektive mit einer sozialen Komponente. Dieser soziale Grundzug des Sonntags ergibt sich aus dem Wochenrhythmus, in dem der Einzelne meistens nur in seiner Funktionalität gesehen wird. Dem Menschen entgeht dadurch die Rückbindung in ein soziales Gefüge, in dem seine Identität gewahrt und gefördert wird. Erst wenn dieser Wochenrhythmus in das Zeitbewusstsein einschwingt, verstehen wir die Worte Jesu: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2, 27). Eine Sonntagskultur, die im „Beiwohnen“ der hl. Messe aufgeht, schlittert an der sozial-religiösen Dimension des Menschen vorbei. Der Mensch kann auf Distanz zu seinem Leben gehen. Tiere haben nur den Alltag, Gott hat den Sonntag, der Mensch aber hat beides: Er arbeitet und feiert, er gestaltet nach Möglichkeit die Wochentage, aber er erlebt auch das Fest. Der Mensch benötigt den rhythmischen Wechsel zwischen Alltag und Fest: Er verliert sich in der tyrannischen Abfolge der Woche, und er geht zugrunde im totalen Fest. Wer im Alltag aufgeht, erlebt eine Entkernung seines Wesens, das Nischen der Wahrnehmung benötigt. Zugänge zu solchen Nischen scheinen heute beinahe verschüttet zu sein, es gibt kaum noch Feste, die von der ganzen Gesellschaft gefeiert werden. Wir benötigen aber eine Form von „unproduktiver Verausgabung“.

Geschlossene Geschäfte schaffen noch keinen wertvollen Sonntag. Dazu müssen andere Türen geöffnet werden. 

Foto: ler

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Die Zeit wird als Arbeitszeit mit individuellen Pausen abgeleistet, das Jahr gleicht einem Fließband von gleitenden Arbeitswochen, da bleibt für den Sonntag nur mehr die Einebnung in das Wochenende. Der Versöhnungscharakter des Sonntags mit der Arbeitswoche ist von der Gestaltung des Sonntags ausgeklickt. Wenn der Druck der Arbeitswelt und die Sinnleere des Freizeitbetriebes sowie die Arbeitslosigkeit und die Lebensweise vieler Menschen den Wunsch zu einer ekstatischen Entlastung nicht mehr aufgefangen wird, dann zerfließen die Identität und die Persönlichkeitsstruktur des Menschen.

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Briefe aus der

Politik

Abrutschen in neue Zwänge und Abhängigkeiten Ein Sonntag als bloßer freier Arbeitstag verliert seinen religiösen Grundbezug, seine Gemeinschaft stiftende Kraft, er wird zum Gegenstand individueller Vergnügungen. Ein solcher Sonntag wird zum Hauptgeschäftstag der Freizeitindustrie und zum Spekulationsobjekt schnellen Profits, unbemerkt rutscht er ab in neue Zwänge und Abhängigkeiten. Der Sonntag darf nicht nur als Tag der Erholung erlebt werden, es geht um Muße und Fest als Zustimmung zur Schöpfung und zum Schöpfer. Eine solche Sonntagskultur kann nicht einfach verordnet werden, damit ein solcher Tag gelingt, dafür braucht es das Zusammenwirken vieler Koalitionen. Der Mensch sollte am Sonntag etwas tun, das nicht dem Erwerb und der Geschäftemacherei dient, seine Sonntagsarbeit ist nicht zweckorientiert, sondern sinnbezogen. Ein Sonntag in dieser Sichtweise erlebt, vermittelt Versöhnung mit dem Alltag, er wird zur Feier der Zeit. Wie lässt sich diese neue Sonntagskultur in einer Pfarrei ohne Priester beleben? Ist „Messtourismus“ ein zielführender Weg? Lesen Sie dazu Teil 2 in unserer Oktober-Ausgabe.

Es geht wieder rund in der Abgeordnetenkammer! 

Foto: AB

DAS HIN UND HER IM POLITISCHEN SPIEL 

Von Manfred Schullian, Rom

Liebe Leser, es sind die letzten Tage vor der Sommerpause und diese Tage sind frenetisch, wie sie es kaum mehr sein könnten. Zwei Gesetzesdekrete sind

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in Gesetz umzuwandeln, was bedeutet, dass sie durch beide Kammern geschleust werden müssen. Dabei handelt es sich zum einen um das Gesetzesdekret betreffend die öffentliche Verwaltung, welches hier in der Abgeordnetenkammer „großzügig“ ausgebaut worden ist (mit Frühpensionierungen und Zwangspensionierungen, wobei Berufsgruppen darum kämpften, früher in Pension gehen zu können, während andere sich dafür starkmachten, doch länger im Dienst zu bleiben – die Rede ist von Lehrern einerseits und Universitätsprofessoren anderseits); das Dekret wird nun im Senat wieder „zurückgestutzt“, was bedeutet, dass es nochmals von den Abgeordneten abgesegnet werden muss.

Hier wird aufgeblasen, dort wieder abgespeckt

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ralisierung zum Ziel hat, eine klare Kompetenzabgrenzung zwischen Abgeordnetenkammer und dem neuen Senat nicht erreicht und damit – sollte dies wider Erwarten von der Abgeordnetenkammer so genehmigt werden – eine Flut von neuen Rechtsunsicherheiten hervorrufen wird. Carlo Cottarelli, der Sonderbeauftragte der „Spending Review“, nimmt seinen Hut (oder er wird ihm gereicht), weil sein Hinweis nicht angebracht erscheint, dass die Ausgabe von noch nicht ausfindig gemachten Einsparungen kaum zielführend sein dürfte. Da bleibt zu hoffen, dass die Sommerpause die Gemüter kühlen, die Entscheidungen reifen und die Dunkelheit lichten wird.  Bis dann, 5. August 2014

Das andere trägt den Arbeitstitel „Wettbewerbsfähigkeit“, und hier ist das Spiel genau umgekehrt: vom Senat „bereichert“, in der Kammer wieder abgespeckt und dann wieder zurück in den Senat zur Bestätigung, all dies verbunden mit der Vertrauensfrage und langwierigen Abstimmungen. Dazu kommt noch der Missmut, dass Maßnahmen, die von der Regierung in einer Kammer mitgetragen worden sind, vom Wirtschafts- und Finanzministerium bzw. von der Staatsbuchhaltung in der zweiten Kammer als nicht finanzierbar erklärt und gestrichen werden. Es endet in zwei Normgerüsten, die der Vereinfachung huldigen und derart schwer lesbar sind, dass sie eigentlich den Grad an Komplexität nur noch erhöhen.

Parlament schafft Flut von Rechtsunsicherheiten Dabei sind dies Nebenschauplätze, denn das wirklich „Große“ geschieht im Senat, wo die Verfassungsreform durchgekämpft wird und ein Regelwerk zu entstehen droht, das die Zent-

Manfred Schullian, Jahrgang 1962, wächst in Kaltern auf und studiert Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck. Dann arbeitet er als Rechtsanwalt in Bozen, daneben verfasst er auch ein Kinderbuch und einen Band mit Erzählungen. Nach ersten politischen Erfahrungen im Gemeinderat von Kaltern wird er vor einem Jahr in die Abgeordnetenkammer in Rom gewählt.  Foto: privat

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Das nützliche Flechtwerk von früher dient heute oft als Blickfang

LASSEN SIE SICH EINEN KORB GEBEN! Bozen. Körbe sind immer noch ein Blickfang. In einem Buch über das Handwerk des Korbmachers steht geschrieben: „Zum bäuerlichen und bürgerlichen Haushalt vergangener Tage gehörten Körbe: Futterkörbe, Erntekörbe, Eierkörbe, Brotkörbe, Kirschen­ körbe …“ Sie wurden überall gebraucht. Bei der Aussaat, beim Einkauf, auch zum Aufbewahren und zum Transportieren von Gegenständen und Naturalien wurden sie verwendet.  Von Barbara Stocker Von der jeweiligen Verwendung hing auch die Form des Korbes ab. Im alltäglichen Leben sieht man die geflochtenen Körbe nicht mehr so oft wie früher, wo es üblich war, mit einem Korb zum Einkauf zu gehen und allerlei zu transportieren. Daher haben viele dieser alten Flechtwerke heute ausgedient und sind durch solche aus Plastik und Kunstmaterialien oder durch Taschen aller Art abgelöst worden. Dennoch sind Körbe noch vielerorts zu finden, wenn sich auch ihre Funktion geändert hat. Heute dienen sie oft als Dekoration und als schmückendes Element im Haus und im Garten. Als Beispiel dafür seien Buckelkörbe genannt. Sie findet man an den Wänden von Gasthausstuben aufgehängt. Meist sind sie mit Strohblumen oder Ähren gefüllt. Früher dienten sie zum Transport von Holz, Gras, Streu und Früchten.

Der Begriff „Zegger“ Der Korb trägt in unserem Dialekt auch die Bezeichnung „Zegger“. Laut Josef Schatz kommt dieses Wort aus Böhmen. Es bezeichnet einen „Korb mit einem Tragebogen“. Der Begriff „zegga“ steht für ein „mühsames Tragen“. Zegger

Kunstvolles Flechtwerk für den täglichen Gebrauch – das Handwerkzeug des Korbmachers im Volkskundemuseum in Dietenheim  Foto: Volkskundemuseum Dietenheim

wurden früher oft von Menschen hergestellt, die vielleicht aufgrund des Alters oder eines körperlichen Leidens nicht so mobil und aktiv waren wie andere. Sie arbeiteten nicht auf den Äckern und Feldern mit, sondern blieben nahe dem Bauernhaus und widmeten sich anderen handwerklichen Arbeiten wie dem Korbflech-

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VOLKSKUNDE

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Die alte Handwerkskunst lebt wieder neu auf: ein Korbstand auf einem Markt in Salzburg.

ten. Selten hat sich daraus ein eigenständiger Handwerkszweig entwickelt. Das Korbflechten gehörte vielmehr zum dörflichen Handwerk dazu wie auch das Besenbinden oder das Schindelmachen. Ein Korbflechter machte eine Vielzahl an verschiedenen Korbprodukten. Denn Körbe wurden für alles Mögliche gebraucht. So schreibt eine Frau vom Seniorentreff Lana 2008: „Wenn die Mutter die Eier verkaufen konnte, nahm sie einen Zegger, wickelte die Eier sorgsam in Zeitungspapier, wenn eins vorhanden war. Ansonsten tat sie Heublumen in den Zegger und legte die Eier hinein. Man musste sehr vorsichtig sein, denn ein kaputtes Ei im Zegger war ein Malheur. Der Zegger wurde in einen Rucksack gestellt, und ich musste ins Nachbardorf zum Einkaufen gehen …“ Die Herstellung von Körben ist alt. Bereits im alten Ägypten wurden sie aus pflanzlichen Materialien geflochten. Auch in der Bibel sind die Körbe erwähnt. Wohl durch die gesamte

Foto: Barbara Stocker

Kulturgeschichte hindurch ließen flinke Hände aus Ruten und Ästen einmalige Flechtwerke entstehen.

Wenige Werkzeuge reichen aus Dabei wurde natürlich stets auf das richtige Holz geachtet. Biegsame Hölzer wie Weiden oder Haselstauden eignen sich sehr gut. Für den Korbboden dient in unseren Breiten meist Lärchenholz. Im Gegensatz zu anderen Handwerksberufen kommt der Korbflechter mit wenigen Werkzeugen aus. Er benützt ein Messer zum Spalten, ein Reifmesser zum Entrinden der Äste, einen Hobel und einen Holzhammer. Das Korbflechten erfreut sich in letzter Zeit wieder neuer Beliebtheit. In mehreren Museen in Österreich finden Kurse statt, wo es gelernt werden kann. Auch in Südtirol gibt es die Möglichkeit, Korbflechtern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen und in Kursen dieses alte Handwerk zu erlernen.

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AKTUELL

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Gemeinde Mals erhält eine besondere europäische Auszeichnung

HIER SOLLEN MENSCHEN BESSER LEBEN Mals. Im Juni trat in München eine internatio­ nal besetzte Jury zusammen, um den Sieger des „Europäischen Dorferneuerungspreises 2014“ zu ermitteln. Mals im Vinschgau schaffte es in die höchste Kategorie.   Von P. Robert Prenner Der Wettbewerb wird von der Europäischen Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung alle zwei Jahre ausgeschrieben. Das Motto 2014 lautete „besser leben“. Neben anderen zwölf Gemeinden schaffte es Mals in die höchste Kategorie. So etwas erreichen nur jene Teilnehmer, die sich durch eine ganzheitliche, nachhaltige Dorfentwicklung von herausragender Qualität auszeichnen. In der Begründung der Jury heißt es zu Mals: „Die Marktgemeinde Mals sticht durch umfassende und beispielgebende Bürgerbeteiligung und Bürgerinitiative hervor, die als Motor für eine Reihe besonders intensiver und zukunftsweisender Konzepte und innerhalb weniger Jahre umgesetzter Projekte bezeichnet werden darf.“

Besonders nennenswert hebt die Jury hervor: das „Agieren in kleinen Kreisläufen“, die Entwicklung der Ortskerne, die Schaffung alternativer Mobilitätsangebote wie Citybus ab dem Bahnhof, die umweltverträgliche Nutzung der Wasserkraft und deren Verteilung durch gemeindeeigene Netze und das hohe Maß an Bürgerbeteiligung. Hingewiesen wird auch auf die angestrebte pestizidfreie Landwirtschaft. Am 22. August wird ja in Mals über das Verbot von gesundheitsschädlichen Pflanzenschutzmitteln abgestimmt. Für die Umsetzung und Einhaltung des Volksentscheides hat dann die Gemeindeverwaltung zu sorgen.

Vinschgau will eine Gemeinwohl-Region schaffen „In ihrer Ausrichtung und dem Ausmaß der umgesetzten Projekte besitzt die Gemeinde Mals Leuchtturmcharakter und ist befähigt, Diskussionen weit über ihre Grenzen hinaus anzuregen und in einigen Bereichen völlig neue

Mals, das „Dorf mit den sieben Türmen“, will auch zum Leuchtturm in Sachen Lebensqualität werden.  Foto: AB

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AKTUELL

Maßstäbe zu setzen“, urteilte die Jury. Mals beteiligt sich außerdem neben Laas, Latsch und Schlanders am Pilotprojekt „Gemeinwohl-Region Vinschgau“. Ziel dieses seit drei Jahren laufenden Projektes ist es laut Bezirkspräsident Andreas Tappeiner, „im regionalen Kontext zu handeln und die regionalen Kreisläufe nachhaltiger zu gestalten“. Konkret heiße das: Die Gemeinden sollten sich ähnlich wie Unternehmen fragen: Wer sind unsere Lieferanten in den öffentlichen Einrichtungen, also etwa bei der Schulausspeisung, im Altersheim, bei den Sportstätten? Wer sind die Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten, und wie sieht deren Arbeitsweise aus? Sind das Unternehmen, die auf nichts anderes als die Gewinnmaximierung schauen, oder achten sie auch auf ihre Mitarbeiter oder ob die Arbeitsprozesse umweltverträglich ablaufen?

Ein eigenes „Vinschger Geld“ für den Handel vor Ort Tappeiner: „Es geht darum, dass Betriebe nicht nur eine Geschäftsbilanz mit den verschiedenen Ein- und Ausgaben erstellen, mit dem Ziel, möglichst hohe Gewinne zu erwirtschaften, sondern dass sie eine Gemeinwohlbilanz erstellen.“ Dabei müssten fünf Bereiche berücksichtigt werden: Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung und Transparenz. Das Ziel ist es die Zufriedenheit aller Beteiligten zu verbessern, die Umwelt zu schonen und Mitbestimmung durchzusetzen. „Herzstück“ des Projektes ist laut Tappeiner die „Gemeinwohlbilanz“ der jeweiligen Gemeinde. Sie stelle den Menschen und das Gelingen der Beziehungen in den Mittelpunkt des Wirtschaftens. Mit der Einführung einer regionalen Währung soll der Handel am Ort unterstützt und der Abwanderungsprozess gestoppt werden. Dieses „Vinschger Geld“ ersetzt nicht den Euro,

St. Antoniusblatt – Heft Nr. 9

es kann nur bei beteiligten Betrieben eingelöst werden. An die 40 Unternehmen unterstützen bereits das Projekt. Man versucht, auch die Banken für diese Regionalwährung zu begeistern.

„Für ganz Südtirol ein gutes Beispiel“ Am 17. Jänner fand in Schloss Goldrain eine erste Vorstellung des Projektes „GemeinwohlRegion Vinschgau“ statt. Begeistert von dieser neuen Art des Wirtschaftens waren nicht nur die 130 Teilnehmer, sondern auch die Ehrengäste der Veranstaltung: Landeshauptmann Arno Kompatscher, der gebürtige Vinschger Landesrat Richard Theiner und von den Grünen Brigitte Foppa. Arno Kompatscher meinte: „Man kann heute nicht mehr ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit wirtschaften, das Vinschger Pilotprojekt ist für ganz Südtirol ein gutes Beispiel.“

Menschen und gelingende Beziehungen in den Mittelpunkt stellen: Andreas Tappeiner, Bürgermeister von Laas und Präsident der Bezirksgemeinschaft, ist eine treibende Kraft des Projekts.  Foto: AB

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DAS JAHR VERGEHT, DIE ZEIT VERRINNT… Liebe Mesnerinnen und Mesner, sicher haben viele von euch in den letzten Monaten mit Fleiß und Einsatz zur Ehre Gottes und zur Erbauung der Kirchenbesucher vieles geleistet. Es gilt, die Verbindung zwischen Gläubigen und Kirche, Priestern und Gläubigen, zwischen Priestern, Diakonen, Wortgottesdienstleitern, Lektoren, Organisten, Kantoren usw. zu schließen und zu wahren. Dabei können wir Mesnerinnen und Mesner uns als starkes Glied einhängen. Herzlichen Dank, dass ihr dazu imstande wart! Ein echter Glaube hilft dabei. Um als starke Glieder wirken zu können, braucht es viel Fingerspitzengefühl und ge-

Mesnerausbildung Eine zweite Ausgabe der Mesnerschulung findet in der letzten Jännerwoche und in der zweiten Märzwoche 2015 statt. Schulungsort ist das Bildungshaus Kloster Neustift. Der Kurs wird in Zusammenarbeit mit der inter­ diözesanen Mesnerschule abgehalten. Deren Direktor Martin Salzmann – Mesner in Rankweil – und Msgr. Walter Juen – Pfarrer in Rankweil – stehen als Referenten dankenswerter Weise wieder zur Verfügung. Infos gibt es bei Sandra Marcher, Kloster Neustift, und Diözesanleiter Paul Jaider.

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schickte Kommunikation sowie klare Aufgabenteilung. Soll ein Werk gelingen, ist der Teamgeist aller Beteiligten gefragt. Wo dies nicht vorhanden ist, wird das Ergebnis wohl unzureichend und gering ausfallen. Unzufriedenheit und Frust danach sind kein Ansporn für Leistung und Fleiß. Menschen können dann leicht abstumpfen und werden vielleicht in ihrem Bemühen vergehen. Ja, wenn das notwendige Erfolgserlebnis ausbleibt, wenn das Ziel schon mit dem Weg verfehlt ist, dann? Ja dann, heißt es, ist guter Rat manchmal sehr teuer! Leider sind meine Gedanken nun etwas negativ geworden. Da frage sich doch jeder Einzelne für sich, wo er steht, wessen Platz er einnimmt. Und wenn jeder an seinem ihm zugeordnetem Posten seinen Mann oder seine Frau steht, kann diese unsere Gemeinschaft ihrem Zweck näherkommen und ihn besser erfüllen. Dadurch tragen wir bei, dass im 50. Jahr der Diözese und zur Zeit der Synode unser Glaube ein überaus wichtiges Gut menschlichen Lebens, stark und fest bleibt. Dass dem so werde, dafür „klopfe ich fest auf Holz“. Allen eine gute Zeit und viel Geschick in der Arbeit und daheim!  Euer Paul Jaider, Diözesanleiter

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35-Jahr-Jubiläum von Karl Garber in Aschbach

MIT LEIB UND SEELE BEIM MESNERDIENST

Freude und Dienst vom Vater geerbt: der Jubilar Karl Garber (mit Urkunde) im Kreis der Gratulanten  Foto: MB

Aschbach (Algund). Der Bittgang von der Kapelle Maria Schnee zur Pfarrkirche von Aschbach, in der Pfarrer Harald Kössler sowie Altdekan Heinrich Ganthaler die hl. Messe zelebrierten, bildete den Rahmen für das 35-jährige Mesnerjubiläum von Karl Garber. Pfarrer Kössler betonte die Vielseitigkeit und die Pünktlichkeit des Jubilars und dankte ihm für den lang-

jährigen Dienst. Im Namen der Pfarrgemeinde überbrachte die PGR-Präsidentin Anneliese Mayrhofer die Glückwünsche; sie erinnerte da­ ran, dass Garber den Dienst vom Vater übernommen habe und ihn seitdem mit Leib und Seele verrichte. Sie überreichte einen Blumenstock mit kleinen Zetteln. Im Namen der Mesnergemeinschaft überbrachte Diözesanleiter-Stellvertreter Engelbert Agethle die Glückwünsche. Agethle hob hervor, dass noch zwei Geschwister des Jubilars in verschiedenen Gemeinden diesen Dienst übernommen haben. Lobenswert sei auch der rege Kontakt Garbers zur Mesnergemeinschaft – sowohl es bei Wallfahrten als auch bei Gebietstagungen. Mit den Wünschen für Gesundheit und Lebensfreude überreichten Agethle und Vorstandsmitglied Mathilde Mitterhofer dem Jubilar die Urkunde mit dem goldenen Mesnerabzeichen und eine Mesnerkerze.

Peter Auer ist seit 25 Jahren Pfarrmesner in Taufers i. P.

MIT TREUE UND VIEL SACHVERSTAND Taufers i. P. Neben zwei Priesterjubiläen konnte in Taufers i. P. vor Kurzem auch Pfarrmesner Peter Auer sein 25-jähriges Dienstjubiläum feiern. Luis Rauter von der Mesnergemeinschaft mit Fähnrich Martin Unterfrauner und Mesner Franz Kaser von Ehrenburg gratulierten den Jubilaren. Peter Auer versieht den Mesnerdienst in der Pfarrkirche zu Mariä Himmelfahrt und in St. Moritzen. Luis Rauter dankte ihm für seinen treuen Dienst und seine kompetente Mitarbeit in der diözesanen Glockenkommission, weiters für seine mehrjährige Tätigkeit als Schriftführer der Mesnergemeinschaft. Seit einigen Jahren ist Auer der Mesner-Gebietsvertreter des Puster­

Dank zum „Silbernen“: Franz Kaser, Priesterjubilar Josef Knapp, Martin Unterfrauner, Peter Auer, Dekan Martin Kammerer und Luis Rauter (v. l.)  Foto: MB

tales. Rauter bat den Jubilar, seinen Dienst weiterzumachen. Das war auch der Wunsch und die Bitte von Dekan Martin Kammerer.

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1. Jahrestag von Ehrendiözesanleiter Josef Eschgfäller in Auer

IM GEDENKEN AN DEN GRÜNDERVATER Auer. Vor einem Jahr ist der Ehrendiözesanleiter der Mesnergemeinschaft, Josef Eschgfäller, zu Gott heimgekehrt. Um seiner zu gedenken, versammelten sich Angehörige und Mesnergemeinschaft mit der neuen Mesnerfahne am 16. Juli zum Gottesdienst in der Peterskirche in Auer. Die Mesner von Auer hatten ein Foto ihres Vorgängers mit Kerze und Blumen neben dem Altar aufgerichtet. Pfarrer i. R. Ignaz Eschgfäller, der Bruder des Ehrendiözesanleiters, ging in der Ansprache auf die vielen sozialen, ehrenamtlichen Tätigkeiten des Verstorbenen ein. Sein großes Werk war die Gründung der Mesnergemeinschaft der Diözese Bozen-Brixen und die Heraus­ gabe des „Mesnerboten“. Musikalisch wurde die Messfeier von der neu gegründeten Mesnerbläsergruppe mitgestaltet. Die Bläser hatten bereits bei der Mesnerfahnenweihe im

„Näher mein Gott ...“ – die Mesnerbläser am Grab 

Foto: MB

Brixner Dom und bei der Mesnerwallfahrt nach Kaltern (s. u.) ihr Können zum Besten gegeben. Nach der hl. Messe zogen alle Mitfeiernden zum Grab von Josef Eschgfäller. Nach dem Gebet des Priesters erklang die Friedhofsglocke zur Gedenkminute. Während die Bläsergruppe die Weise „Näher mein Gott zu dir“ spielte, senkte sich die Mesnerfahne über das Grab.

Rückblick auf die Mesnerwallfahrt nach St. Nikolaus in Kaltern

GEBET, BEGEGNUNG, GEDANKENAUSTAUSCH Kaltern. Die „Weinende Muttergottes“ von St. Nikolaus/Kaltern war das Ziel der Diözesanwallfahrt der Mesnergemeinschaft. Bei Glockengeläut zogen die Wallfahrer durch das mit Girlanden geschmückte Portal in die Wallfahrtkirche ein. Die Mesner wurden vom geistlichen Beirat Mag. Eduard Fischnaller, von Dekan Dr. Erwin Raffl und Diözesanleiter Paul Jaider begrüßt. Dieser wies auf die FußballWM hin und erklärte, dass auch die Mesnergemeinschaft – besonders die Diözesanleitung – ein Team bilden müsse, um zum Ziel der Gemeinschaft zu kommen. Die Messfeier wurde von der Mesnerbläsergruppe unter der Leitung des Atzwanger Mesners Paul Mayr mitgestaltet. In der Ansprache

hob Mag. Fischnaller die sieben Gaben des Hl. Geistes hervor. Zum Schluss des Gottesdienstes erklang aus vollen Mesnerkehlen das „Großer Gott“. Nach dem Mittagessen gab Mesner Julius Felderer eine Führung durch die Pfarrkirche Kaltern, in der Sakristei konnten kostbare Paramente, Monstranzen und Kelche bewundert werden. Es sei an dieser Stelle allen gedankt, die zum Gelingen der Feier beigetragen haben: den Priestern, Bruder Felix, dem Mesner Emil, dem Gebietsvertreter Erich Vorhauser, der Bläsergruppe, den Vorbetern, dem Fahnen- und Kreuzträger und allen, die an der Vorbereitung beteiligt waren.  Richard Peer, Schriftführer

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Vahrn dankt Raimund Lucerna

MIT VIEL EINSATZ FÜR DIE PFARREI Vahrn. Kürzlich feierte die Pfarrei zum hl. Georg in Vahrn ihren Mesner Raimund Lucerna. Beim vom Kirchenchor mitgestalteten und von der Schützenkompanie umrahmten Hochamt würdigten Pfarrer Rüdiger Weinstrauch und Pfarrgemeinderatspräsident Franz Gruber die Verdienste ihres „Obermesners“. Nach dem Abgang des letzten hauptamtlichen Mesners und einer kurzen Übergangszeit hatte Lucerna ehrenamtlich diese Aufgabe übernommen. Lange Jahre erledigte er die arbeitsintensive Tätigkeit mit Begeisterung und sehr viel Einsatz alleine, bis es auch ihm gelang, eine Gruppe von Mesnern um ihn herum aufEigentümer: Mesnergemeinschaft Diözese Bozen-Brixen Adolph-Kolping-Straße 3 39100 Bozen Geistlicher Beirat Mag. Eduard Fischnaller CR Schlossstraße 11 39030 Ehrenburg Tel. 0474/564071 E-Mail: [email protected]

Kassier Luis Rauter Mesnerhaus, Garn 8 39040 Feldthurns Tel. 0472/855515 Handy 335/1321822 E-Mail: [email protected]

Kontaktperson für Veröffentlichung im Mesnerboten Schriftführer Richard Peer Hartwiggasse 1, 39042 Brixen Diözesanleiter Paul Jaider Tel. 0472/834720 Kofelgasse 10, 39040 Kastelruth Handy 366/5313311 Tel. 0471/707431 E-Mail: [email protected] Handy 339/8360602 E-Mail: [email protected] Kontoverbindung Raiffeisenkasse Kastelruth DL-Stellvertreter IBAN: IT 05 O 08056 23100 Engelbert Agethle 00030 0013889 Agums 22, 39026 Prad Südtiroler Volksbank Tel. 0473/616620 IBAN: IT 33 J058 5659 1200 Handy 340/8914719 0857 1065 755

Die Herausgabe des Mesnerboten wird unterstützt von der Südtiroler Landes­ regierung, Assessorat für deutsche Kultur.

Die Kirche in seinem Dorf zum „Schmuckkästchen“ gemacht: Jubilar Raimund Lucerna (2. v. l.) erntete den verdienten Dank der Pfarrei.  Foto: MB

zubauen, die nun gemeinsam diesen Dienst versehen. Über die nunmehr 35 Jahre herauf war Lucerna jedoch nicht nur der Mesnerdienst ein Anliegen, sondern die Pfarrei als Ganzes und besonders die Erhaltung ihrer Gebäude samt Ausstattung. Lange Jahre war er daher Mitglied des Pfarrgemeinderates und seit Einführung des Vermögensverwaltungsrates und bis heute dessen Mitglied. Die meisten der zahlreichen Sanierungsarbeiten an den kirchlichen Gebäuden hat er angestoßen und mit seiner Hartnäckigkeit wesentlich zu deren Realisierung beigetragen. Viele Erneuerungen und Ergänzungen an der sakralen Ausstattung der Pfarrkirche hat Mesner Lucerna umgesetzt, dafür hat er selbst Spender im Dorf gesucht und immer wieder auch gefunden. Wenn die Pfarrkirche von Vahrn heute oft als „Schmuckkästchen“ bezeichnet wird, ist dies vor allem sein Verdienst. Besonders erfreut zeigte sich Raimund über die bei der Feier anwesende neue Mesnerfahne, deren Anschaffung er als Gebietsleiter in die Wege geleitet hat. Mit der Überreichung eines Geschenkes und dem vom Kirchenchor eigens für diesen Anlass einstudierten Lied „Die Himmel rühmen“ von Ludwig von Beethoven – eines seiner Lieblingslieder – fand die Ehrung in der Kirche ihren Höhepunkt.

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GESUNDHEIT

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Gesund bleiben – gesund werden mit dem „St. Antoniusblatt“

MEDIKAMENTE VOR HITZE SCHÜTZEN Meran. Medikamente sollten vor Umwelteinflüssen, insbesondere vor Hitze und direktem Sonnenlicht geschützt werden. Gerade bei Reisen mit dem Auto gilt es, dies zu bedenken. Sonne, Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit schaden den Wirkstoffen, diese verlieren gegebenenfalls ihre Wirksamkeit!  Von Primar Dr. Christian Wenter Schon bei einer Temperatur von 30 Grad Celsius wird es kritisch: Gele werden flüssig, Zäpfchen schmelzen, und bei Dragees kann sich der Überzug auflösen. Auch Asthmasprays können sich in der Sonne stark aufheizen, was ihre Dosierungsgenauigkeit und Wirksamkeit verändert. Jedes Medikament kann, wenn es falsch gelagert wurde, seine Wirkung verlieren, auch ohne dass man es von außen erkennt.

Es gilt also, gerade in den Sommermonaten Medikamente konsequent vor Hitze zu schützen und möglichst nie in der prallen Sonne liegen zu lassen. Auf Reisen sollten mitgeführte Medikamente immer an einem kühlen Ort aufbewahrt werden. Im Auto etwa können sie am bestem unter einem Vordersitz oder im Kofferraum verstaut werden, denn bei einer Außentemperatur von 30 Grad heizt sich ein Auto auch im Schatten stark auf. Auf der Hutablage bzw. dem Armaturenbrett klettern die Temperaturen mitunter auf mehr als 70 Grad, und auch das Handschuhfach heizt sich stark auf. Für empfindliche Medikamente ist eine Kühlbox ratsam. Im Flugzeug gehören Medikamente, die unterwegs nicht benötigt werden, ins aufgegebene Gepäck, so kommen sie in den kühlen Frachtraum. Im Hotel kann man sie in die Minibar legen, wenn die Temperatur den

Hitze, Sonnenlicht, Kälte und Feuchtigkeit: Den Helfern aus der Apotheke kann vieles zusetzen und sie dadurch oft auch unwirksam bis gefährlich machen.  Foto: AB

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GESUNDHEIT

Lagerungshinweisen entspricht. Medikamente sollten zudem in der Originalverpackung bleiben, da diese isolierend wirkt. So kann auch der heißeste Sommer unseren Medikamenten nichts anhaben. Verflüssigung oder Verfärbung von Gelen, Cremes, Salben und Zäpfchen, Verfärbungen oder Risse bei Dragees und Tabletten, aufgeblähte Verpackungen, Geruchsentwicklung, Ausflockung von Bestandteilen einer Flüssigkeit sowie Trübungen sind immer untrügliche Anzeichen für eine Veränderung eines Arzneimittels. Wenn ein Medikament anders aussieht

Der Autor Christian Wenter ist 1959 in Meran geboren, er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Nach dem Abschluss des Medizinstudiums an der Universität Innsbruck (1986) und der Arbeit an den Krankenhäusern Innichen und Brixen absolviert er die Facharzt­ ausbildung für Geriatrie und Gerontologie an der Universität Pavia (1989–1993). Von 1989 bis 2002 arbeitet Wenter am Regionalkrankenhaus Bozen an der Abteilung Geriatrie, ab 1994 als Oberarzt. Hier beschäftigt er sich u. a. mit dem Aufbau der psychogeriatrischen Beratungsstelle, der Führung des Day Hospitals sowie der medizinischen Betreuung der Pflegestation im Martinsheim in Kastelruth. Seit 2002 ist Wenter Primararzt der Geriatrie im Krankenhaus Meran. Er lehrt u. a. an der Fachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“ in Bozen.

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als gewohnt oder erwartet, darf das Präparat auch nach dem Abkühlen nicht mehr verwendet werden. Der Grund: Die Wirkstoffe können sich zersetzen, die Präparate verändern ihre Konsistenz, und dabei können sich die Bestandteile ungleichmäßig verteilen. Nicht immer kann man einem Medikament ansehen, ob die Hitze ihm geschadet hat. Im Zweifelsfall sollte man vor der Anwendung einen Apotheker oder Arzt um Rat fragen. Natürlich sind Medikamente unterschiedlich temperaturempfindlich. Einige müssen ausdrücklich „kühl“ gelagert werden, das bedeutet unter acht Grad Celsius. Dazu gehören Insuline, bestimmte Augentropfen, manche Vitaminpräparate oder einige der sogenannten Biologicals. Zu Hause werden diese Medikamente im Kühlschrank gelagert, unterwegs werden Vorräte zwingend in einem Kühlbehälter mitgenommen.

Nach dem Auftauen oft nicht mehr brauchbar Dabei sollte das Medikament aber keinen direkten Kontakt zu den Kühlelementen haben. Frieren Medikamente nämlich ein, kann auch dadurch ihre Wirkung verändert werden, und sie sind nach dem Auftauen unbrauchbar. Erkennbar ist das zum Beispiel daran, dass ein Insulin trüb wird. Nähere Auskünfte über die richtige Lagerung von Medikamenten können Apotheker und Ärzte geben. Ein weiterer Tipp: Wenn man auf Reisen ist, muss man darauf achten, welche Medikamente in welchen Mengen in das Zielland mitgeführt werden dürfen, damit es beim Zoll oder bei Kontrollen unterwegs nicht zu Problemen kommt. Es ist ratsam, sich vom verschreibenden Arzt eine aktuelle Bescheinigung (bei einer Reise ins fremdsprachige Ausland am besten in englischer Sprache) mitgeben zu lassen, in welcher der medizinische Grund und der therapeutische Nutzen mitgeführter Medikamente angeführt werden.

UNTERHALTUNG

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Stöpsel

kolorieren

dän. Filmkomiker †

beherrschend

Kosename e. span. Königin

präzise

ugs.: Rauschgift

Vorname christl. Adorfs Orden

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elektrostatische Einheit (Abk.)

schläfrig Himmelsbrot im A.T.

Tempeldiener im AT

Nachlass von Sündenstrafen

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die Unwahrheit sagen

Brandrückstand (Mz.)

Getreidekorn

Plätze chinesischer Politiker †

5

8 Banknote

9 berechtigt

14 rund, circa

Vorname von USFilmstar Moore

nordamerik. Indianerstamm

Fakultätsvorsteher

6

ein Industrieverband (Abk.)

Stadt an der Weißen Elster

unechter Goldschmuck

15 3

4

5

6

Mutter Jesu englisch: Treffer beim Fußball

Schiffsenterbalken

zweipolig

Scheelsucht

Laubbaum

deutsche Vorsilbe

Karpfenfisch, Döbel

Teil der Heiligen Schrift (Abk.)

3

2

1 ein Gewebe

österr. Tenor

Schöpfer

Strom durch Gerona (Span.)

böse Zauberin

amtliche Mitteilung

Rabenvogel

Hptst. von New Mexico (Santa ...)

Teil eines Theaterstücks

Kugelspiel, Bowling

1

brenzlig

Stahlschrank

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christl. Sakrament

KLOS

10

weibliches Haustier

7

8

9

10

A P P N I T A K GO L K

Wertpapiere

großes Gewässer

Abstammung

Gärstoff

Weiden des Rotwildes Initialen von USFilmstar Newman griech. Göttin des Sieges

griech. Göttin der Kunst Quantum, Menge

Haremswächter

Straße im alten Rom (Via ...)

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7

Spielfeldrand

4

französischer Schriftsteller, †

internationales Notrufzeichen

Zuversicht

P F A L E R A B E A N

2

südamerikanisches Haustier

11

DEIKE-PRESS-1419-9

12

13

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Das gesuchte Wort nennt ein wichtiges geistliches Zentrum in der Diözese. Die Lösung finden Sie auf Seite 29.

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GLAUBEN

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Bilder sehen – Bilder verstehen mit Br. Bernhard Frei, Neumarkt

IN DIESEN HEIL‘GEN HALLEN Neumarkt. Robert Delaunays Werk „SaintSéverin, Paris“ ist ein Bild von einer großen Einheit in Gegensätzen. Es zeigt eine gotisch hinaufstrebende Architektur mit unsymmetrischen Linien. Die Augen müssen sich an die schiefen Säulen erst gewöhnen. Eine starke Bewegung geht nach oben, das Bild ist oben angeschnitten, das Basis-Höhen-Verhältnis beträgt eins zu fünf.  Von Br. Bernhard Frei, Neumarkt Der Boden gerät bei längerer Betrachtung in Bewegung, wie Sand- oder kleine Erdhaufen sieht er aus, und man kann sich diesem Eindruck nicht mehr entziehen. Auffallend ist das Schattenspiel der Pfeiler am Boden rechts sowie der scharf eindringende Lichtstrahl am Boden links. Übrigens hat Delaunay dieses Sujet siebenmal in verschiedensten Farben und Impressionen gemalt – wer in Google diese Bilder sucht, wird schwindelig davon! Es herrscht ein Spiel von Hell und Dunkel: rechts zwischen dünnen Säulen bzw. Pfeilern

eindringendes mildes Licht, links konkav erhöhte Säulenbündel in strahlendem Lichtglanz. Im Hintergrund ist eine Rundkapelle zu sehen, deren Gewölbe durch eine einzige Säule getragen wird. Von vorn rechts kommt Licht aus einem angedeuteten Kirchenfenster, im Hintergrund ein Fenster ohne Lichteinfall. Überall ein einfarbiges, ernstes Licht mit farbigem Schatten, im Gewölbe in Blau übergehend.

Meditation – mein Protokoll „In diesen heil’gen Hallen kennt man die Rache nicht“ (Mozart, Zauberflöte, Sarastros Arie der Freimaurerei): Wer kann nicht Musik hören in diesem erhabenen Raum? Den Widerhall in leeren Hallen? Das Führungsseil einer Melodie durch das Nichtsein von Fülle, in Stille und Schweigen? Ich höre eine Choralschola mit zeitlosem Gesang. Ich höre eine Orgel mit brausendem Plenum. Ich höre die Farben ihrer Flöten, Zungen und Mixturen. Ich habe jetzt Zeit,

Anmerkungen Lesen Sie die Beschreibung des Bildes vor der Meditation (s. o.). Wichtig: Das Protokoll meiner persönlichen Meditation. 1. Still in mir: Ich nehme mir 18 Minuten Zeit. Ich sitze. Ich schließe die Augen, etwa drei Minuten, dann hat das Flimmern aufgehört. 2. Gott mit mir: Gott ist überall, mein Geist auch. Ich bete „Du, mein Gott!“, dann bin ich bei ihm und er bei mir. Sein Bild und Wort – Jesus! 3. Mit allen Sinnen: Augen, Ohren, Kirchenmuff, gehen, tasten, unten, oben,

Musik, Kirchenvolk, einzelner Beter und am wichtigsten: die Stille! 4. Anbetung: Es jauchzt mein Herz dir großer Herrscher zu, wie groß bist du, wie groß bist du … 5. Alltag: Fürbitte für meine leere, verbeulte und windschiefe katholische Kirche, Bitte um Gottes Segen für meine nächste Stunde. Früchte der Meditation: Begegnung mit Gott, innere Ruhe und tiefe Einsicht, ich sehe Bilder neu und kann meine Träume deuten, ich tauche in eine qualitativ neue Welt.

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GLAUBEN

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ich komponiere, ich schaue und höre, ich rieche Blumenduft und schmecke Gewürze. Der lyrische, warme und charakterstarke Klang der Holzblasinstrumente macht träumen. Ob in diesem Hell-Dunkel auch Trompeten und Posaunen bestehen? Schlaginstrumente nicht. Wohl aber Volksgesang – nur, wo ist das Volk? Wo ist Christus in diesen Hallen? Hat er sich verborgen? Sind Altar und Tabernakel aus der Rundkapelle im Hintergrund entschwunden? Gottes Wort könnte in diesem Raum nur gelispelt werden. Und hätte das Kirchenvolk Platz, könnte sich eine Prozession entfalten? Offene Fragen, die sich stellen – denn das Grundgefühl in diesem Raum ist wohl noch die unerlöste Höhle archaischer Zeiten. Die Höhle gibt Schutz wie der Mutterschoß, aber ist auch voll Gefahr und Drachen. Robert Delaunay, Saint -Séverin, Paris, 1909. Foto: AB Das Bild vermittelt meiner Erfahrung nach einen gewaltigen Eindruck, es ist ein Wendepunkt tue verschwunden, die mittlere Säule ist jetzt hin zur christlichen Auffassung eines Tempels: Christus, der die Kirche stützt und hält. Die Durch die Taufe wohnt Gott im Herzen und in Kirche aus lebendigen Steinen ist erst im Aufden Taten des Gläubigen, zur Feier des Glaubau – am Boden hat die Arbeit bereits begonbens braucht es aber einen Versammlungsnen. Ich mag das Bild, und es hat eine große Botraum. Dieser wird je nach Zeit und Kultur festlich gebaut und gestaltet, aber ein Tempel mit schaft für mich: Da wird nichts abgerissen oder Cella für die Gottesstatue ist er nicht. Im groß verändert, aber es wird neues Leben in Rundbau ist offenbar die heidnische Götterstadiese heil’gen Hallen kommen.

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ROMAN

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DUNKLE WOLKEN ÜBER ALTDORF

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Folg

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Ein Roman von Viktoria Schwenger, Rosenheimer Verlagshaus

Gegen sieben Uhr trudelten die zuständigen Gemeinderäte zur Bauausschusssitzung ein. Man kannte sich, überwiegend waren es Alteingesessene, nur einige Neubürger waren dabei; man hatte ein gutes Einvernehmen. Die Sitzung war öffentlich, und meist kamen nur wenige Interessierte; große Bauvorhaben von übergeordneter Bedeutung waren in der ländlichen Gemeinde eher selten. Doch heute war im Sitzungszimmer kein Stuhl des Zuhörerraumes mehr frei, einige der Besucher mussten sogar stehen. Linkerhand saßen die ländlichen Zuhörer, meist sah man es ihnen an der Kleidung an, die eher leger war. Ganz vorn saßen Vater und Sohn Rechenauer, die Mutter war nicht mitgekommen, die Aufregung sei ihr zu groß, hatte sie gemeint. Ihr Mann und Michael waren nervös, als sie sahen, wie viele Leute zu der Sitzung gekommen waren. Rechterhand saßen, wie in der Opposition, eine Anzahl von Bürgern, die man bei den Sitzungen eher selten antraf, außer es handelte sich um ein eigenes Bauvorhaben, meist der Bau eines Wohnhauses. Auch die erkannte man an ihrem Habitus und an einer gewissen Aufgeregtheit. Dr. Belling hatte eine beträchtliche Schar von Bürgern vom Hügel in Altdorf um sich gesammelt, die sich über das Bauvorhaben „Biogasanlage“ informieren wollten. Endlich eröffnete Bürgermeister Hutterer die Sitzung. Nach der obligatorischen Begrüßung der Gemeinderäte und der Zuschauer griff er zum

Blatt eins der Tagesordnung: „Garagenneubau des Xaver Berger in Söll“, begann er. „Einen Moment bitte!“, kam eine forsche Stimme aus den Zuhörerreihen. Der Bürgermeister sah irritiert auf. Dr. Belling war aufgestanden: „Mein Name ist Belling, Dr. Belling. Ich erhebe Einspruch! Herr Bürgermeister, ich hatte Sie gebeten, den Antrag der Biogasanlage als Tagesordnungspunkt eins zu behandeln.“ Der Bürgermeister sah ihn kurz an, dann auf sein Blatt, dann meinte er lakonisch: „Gebeten schon, aber da war die Einladung zur Sitzung schon draußen, und jetzt bleibt’s dabei.“ Besänftigend fügte er hinzu. „Herr Dr. Belling, es sind nur vier Tagesordnungspunkte vorher, lauter kleinere Bauanträge, das geht schnell!“ Die Altbürger auf der linken Seite grinsten teilweise, teilweise schauten sie mürrisch intere­ssiert zur rechten Seite. Flüssig wurden die verschiedenen Bauanträge behandelt, es gab nur wenige Fragen, jeweils mit voller Zustimmung der Gemeinderäte wurden die einzelnen Vorhaben abgehandelt. „Jetzt sind wir bei Punkt fünf der Tagesordnung: Bau einer Biogasanlage in Altdorf, Thalerweg, Fl.-Nr. 2139/6, Gemarkung Thal.“ Er wandte sich erklärend an die Besucher, insbesondere an jene auf der rechten Seite. „Ich möchte hinzufügen, meine Herren, dass die Gemeinde diese Anlage nicht genehmigt, die Genehmigungsbehörde ist das Landratsamt. Die Gemeinde stellt bei landwirtschaftlichen Vorhaben lediglich das Einvernehmen her und gibt eine Stellungnahme ab.“

ROMAN

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Eindringlich erläuterte er weiter: „Wir dürfen sogar das Einvernehmen nicht verweigern, da die Landwirtschaft privilegiert ist, schließlich muss ein Landwirt durch seine Arbeit seine Familie ernähren können.“ „Nun, das müssen andere auch! So viel ich weiß, werden die Bauern kräftig subventioniert“, tönte es aufgebracht aus den Zuschauern rechterhand. „Das ist ein anderes Thema, hier geht es nur um den Bau einer Biogasanlage. Natürlich haben Sie das Recht, Ihre Bedenken vorzutragen, aber da sind wir nicht die richtige Anlaufstelle. Ich empfehle Ihnen, Ihre Bedenken schriftlich beim Landratsamt einzureichen. Übrigens“, fügte er beschwichtigend hinzu, „es werden noch viele Behörden ihre Stellungnahme abgeben müssen, das wird alles eingehend geprüft, und auch wir werden“, er gab Frau Neumann ein Zeichen „in unserer Stellungnahme vermerken, dass Bürger bei uns vorstellig geworden waren und Bedenken gegen den Bau einer solchen Anlage vorgebracht haben. Da wird nicht’s gemauschelt, Herr Dr. Belling. Wir kommen zur Abstimmung.“ Alle Bauausschussmitglieder hoben die Hand. „Dann ist dem Antrag von Seiten der Gemeinde einstimmig zugestimmt. Wir kommen zum letzten Punkt der Tagesord...“ Weiter kam Bürgermeister Hutterer nicht, denn es entstand Tumult im Saal. „Das lassen wir uns nicht bieten, dass so ein gefährliches Gebäude in unserer unmittelbaren Nachbarschaft gebaut werden soll!“ Dr. Belling war aufgesprungen. „Das wird hier so lässig in ein paar Minuten durchgewinkt! Das ist doch unmöglich! Wir möchten dazu gehört werden! Unsere berechtigten Einwände werden hier überhaupt nicht registriert.“ Beifällige laute Zustimmung auf der rechten Seite. „Herr Dr. Belling, das hier ist eine Bauausschusssitzung und keine Bürgerversammlung. Ich empfehle Ihnen nochmals, Ihre Einwände und Bedenken beim zuständigen Landratsamt

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einzureichen. Wir gehen weiter mit Punkt sechs: Neubau einer Garage in Leonhardsberg.“ Auf der linken Seite steckte man die Köpfe zusammen und tuschelte. Die Rechenauers sahen sich an. So weit war es gut gegangen, aber das hatte nichts zu sagen. Genehmigungsbehörde war das Landratsamt, und was wäre, wenn die dort drüben, von der anderen Seite, rechte Faxen machen würden? „Dieser verdammte Belling“, raunte der alte Rechenauer seinem Sohn zu. „Erst aufs Land zieh’n und dann über alles meckern! So was mag ich schon!“ „Reg dich nicht auf, Vater! Des wird schon alles gut.“ Neugierig sah er hinüber zur anderen Seite. Das war also Nicoles Vater! Mein Gott, war der aufgeregt, ganz rot war er im Gesicht! Der tat ja gerade so, als handelte es sich hier um ein Atomkraftwerk und nicht um eine kleine Biogasanlage mit hundertfünfzig Kilowattstunden! Der Bürgermeister sah verärgert auf, als keine Ruhe im Saal eintrat. „Ich bitte die Zuhörer, sich zu setzen und ruhig zu sein. Andernfalls verlassen Sie bitte das Sitzungszimmer. Diskutieren können Sie draußen!“ „Ja, das werden wir tun“, rief Dr. Belling aufgebracht. „Aber glauben Sie ja nicht, dass wir das auf sich beruhen lassen!“ Die Gruppe verließ den Raum, und der Bürgermeister blickte genervt zur Decke. „Na, dann können wir ja weitermachen“, fuhr er endlich fort. „Also, nochmals: Tagesordnungspunkt sechs: Garagenneubau in Leonhardsberg. Endlich war die Sitzung vorüber, und der Raum leerte sich. 

Fortsetzung folgt

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Hallo! Unglaublich! Das waren jetzt mehr als zehn Wochen Ferien! Wie schnell ist diese Zeit doch wieder vergangen. Nun heißt es, neu anfangen. Das ist doch schön und spannend, oder? Viel Neues wartet auf dich in der Schule: Vielleicht andere Lehrpersonen und Klassenkameraden, ganz bestimmt gibt es wieder viel Neues zum Lernen in den verschiedenen Fächern. Es ist gut, wenn du auch Gott mit hineinnimmst in dieses neue Schuljahr. Dass er dich auf dem täglichen Schulweg und auf dem Pausenhof beschützt. Dass er dir Gesundheit schenkt, eine liebe Klassengemeinschaft, verständnisvolle Lehrpersonen, viel Freude am Unterricht und gute Ideen. Vergiss also nicht Schultasche und Jause – und auch nicht ein Gebet zum Schulbeginn.  Dein Toni Ratefuchs

St. Antoniusblatt – Heft Nr. 9

DANKE FÜR DIE ERNTE Sicher, wir Menschen können in Fabriken und Labors vieles herstellen. Aber die wichtigsten Nahrungsmittel wachsen in der Natur. Dafür muss vieles zusammenstimmen: Sonne, Regen, Erdboden ... Im Herbst danken wir Gott für die Ernte. Im September oder im Oktober wird das Erntedankfest gefeiert. Auch unser Bauer freut sich über die vielen Früchte. Aber das obere Bild unterscheidet sich jeweils durch acht Veränderungen von dem Bild darunter. Welche sind es? Die Auflösung findest du auf der nächsten Seite!

ZULETZT

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Zum Lachen

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„Nein, heute soll’s ein harter Whisky sein“, antwortet das Kätzchen. „Warum ein Whisky?“, erwidert der Barkeeper verdutzt. Darauf das Kätzchen: „Nun, ich will halt morgens auch einmal mit einem Kater aufwachen...“

Sagt der Lehrer: „Hitze dehnt, Kälte zieht zusammen. Wer weiß ein Beispiel?“ Ewald meldet sich: „Die Ferien im Sommer dauern zwölf Wochen, die im Winter nur zwei!“ *** Treffen sich zwei Hunde im Park. Fragt der eine: „Ich heiße Arko vom Schlosshof. Und du, bist du auch adelig?“ Sagt der andere: „Ja, ich Auflösung des Kreuzworträtsels heiße Runter vom Sofa!“ von Seite 23 Koseelektro*** ugs.: christl. morgens noch lange name undVorname statische Fritz Franz liegen Rausch- Einheit e. span. Adorfs Orden G E D J gift Königin (Abk.) im Bett. Plötzlich meint Fritz ganz leise zu Franz: P F RO P F E N MU E D E „Du,schläfich glaube, wenn Mutti uns nicht bald A MA N N A S O S A GR A U P E A L E V I T weckt, rig dann kommen wir noch zu spät in die R A U S L I N I E N Schule.“ internaMAO O T A B L A S S Zuvertionales *** U ME E R E U N U C H Notrufsicht Peter den Lehrer: Fragt „Was 11 heißt das, was A B K U N F T H A N E T zeichen S H E N N E F E G Sie mit roter Tinte unter meinen Aufsatz geschrieGeZ A E S E N H E X E ben haben?“ Das heißt: „Deutlicher schreiben!“ treideS A F E P N F A K T korn P T E B E S C H E I D 7 *** U H L Z E R K N I K E „Warum musstest du denn heute nachsitE D E K A N T A U F E Plätze zen?“, fragt der Vater. „Ich habe mich geweigert, A I T E L U N M jemanden zu verpetzen.“ G N K L E G E R A E M griech. B I P O L A R S GO T T „Das war doch nur fair von dir“,Wertmeint der Göttin LW N E I D T A L M I papiere Vater. „Um was gingder es denn?“ Kunst L AMA K A S T A N I E „Der Lehrer wollte unbedingt wissen, wer Quangroßes KLOSTERNEUSTIFT von Julius Cäsar war.“ tum, der Mörder GeLösung: KLOSTERNEUSTIFT Menge wässer *** „Hallo, Hugo, stell dir vor, ich werde Vater.“ „Und warum machst du so ein trauriges Ge10es noch meiner Frau sicht?“ – „Na ja, ich muss Hast du die Fehler gefunden? Hptst. erzählen.“ brenzvon New (Lösung des Rätsels von Seite 28) Mexico lig * * * (Santa ...) 8 Ein Ehepaar sitzt abends vor dem Fernseher Strom böse undZaubeschaut sich eine Tiersendung an. Sie durch zu Gerona (Span.) ihm:rin„Du, Schatz, findest du auch, dass NagetieTeil re im Grunde nur dumm und gefräßig sind?“ eines TheaterEr: „Ja, mein Mäuschen!“ stücks 1 *** ein in die Bar. Fragt Geht ein kleines Kätzchen Gewebe der Wirt: „Ein Glas Milch wie üblich?“ Vorname von USFilmstar Moore

deutsche Vorsilbe

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ZULETZT

St. Antoniusblatt – Heft Nr. 9

Herr, schenk ihnen Deinen ewigen Frieden! Algund: Marianna Wwe. Ladurner geb. Moser (96), hinterl. drei Kinder, Schwieger- und Enkelkinder, eine Schwester mit Familie und ein Patenkind Auer: Martha Wwe. Winnischhofer geb. Glöggl (89), hinterl. drei Kinder mit Familien und zwei Schwestern; Caterina Coser (88), hinterl. drei Nichten und einen Neffen mit Familie Galsaun: Alois Innerhofer (93), hinterl. fünf Kinder und drei Geschwister mit Familien Göflan: Isabella Dietl (95), hinterl. sieben Kinder mit Familien Karthaus: Mathilde Kobler (89), hinterl. zwei Geschwister, die Schwägerinnen, Nichten und Neffen; Oswald Santer (58), hinterl. zwei

Danksagung: Latsch: 100 € in Gedenken an Frau Rinner Kainz Annemarie vom Jahrgang 1958; Pfarrei Eyrs zum hl. Remigius: 750 € in Gedenken an Frau Annemarie Kainz geb. Rinner; Gargazon: als Dank und Bitte dem hl. Antonius 30 €; Schenna: als Dank und Bitte dem hl. Antonius 50 €

Kinder, einen Enkelsohn, die Mutter und vier Geschwister mit Familien Kastelruth: Johanna Trocker (77), langjährige Förderin des „St. Antoniusblattes“, hinterl. die Geschwister mit Familien Montan: Elisabeth Häusl (83), hinterl. vier Geschwister mit Familien; Hubert Saltuari (59), hinterl. die Frau und zwei Kinder mit Familien Moos/Passeier: Ignaz Gufler (82), hinterl. die Frau und fünf Kinder mit Familien; Maria Brugger (86), hinterl. den Mann und sechs Kinder mit Familien Mühlwald: Johann Steiner (85), hinterl. sieben Kinder mit Familien; Klemens Reicheg­ ger (87), hinterl. die Frau und neun Kinder mit Familien Niederdorf: Luigia Faccaroli (89), hinterl. ihre Kinder mit Familien; Josef Innerkof­ler (85), hinterl. die Frau und die Söhne Niederolang: Ernst Mair (64), hinterl. einen Sohn und vier Geschwister mit Familien Nördersberg/Schlanders: Ida Stieger (90), hinterl. den Mann und acht Kinder mit Familien Pfalzen: Peter Seeber (92), hinterl. die Ehefrau, die vier Kinder mit Familien, acht Enkel-

SEPTEMBER 2014 GEBETSMEINUNG VON PAPST FRANZISKUS •Wir beten um Liebe und Unterstützung für geistig Behinderte. • Wir beten: Das Evangelium inspiriere die Christen in ihrem Einsatz für die Armen.

TOTENGEDENKEN

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kinder, einen Urenkel, zwei Schwägerinnen, den Schwager, die Nichten und Neffen mit Familien sowie alle Verwandten und Freunde Prags: Herbert Früh (84), hinterl. die Geschwister Reschen: Robert Klöckner (54), hinterl. die Familie, die Mutter und die Schwestern; Vera Thöni (49), hinterl. vier Kinder und die Geschwister; Martha Prieth (91), hinterl. zwei Brüder mit Familien Saltaus/St. Martin i. Passeier: Alberta Kofler geb. Fleischmann (76), hinterl. den Mann und drei Kinder mit Familien Schenna: Heinrich Kofler (90), hinterl. die Gattin, vier Kinder und die Geschwister Schabs: Klaus Oberhuber (53), hinterl. die Mutter und vier Geschwister mit Familien Schlanders: Anna Schönthaler, hinterl. die Kinder und die Enkelkinder Schlinig: Heinrich Saurer (80), hinterl. drei Söhne und sechs Geschwister mit Familien Schluderns: Alois Gluderer (82), hinterl. die Frau, zwei Töchter, zwei Enkel und drei Geschwister mit Familien St. Michael/Kastelruth: Anna Wwe. Mayor geb. Hofer (102), hinterl. die Kinder mit Familien St. Pankraz/Ultental: Maria Mairhofer Wwe. Thaler (88), langjährige Förderin des „St. Antoniusblattes“, hinterl. vier Töchter und die Schwiegertochter mit Familien St. Ulrich/Gröden: Josefina Kostner geb. Mersa (94), hinterl. zwei Söhne und drei Töchter mit Familien Taisten: Waltraud Ladstätter (56), hinterl. den Freund und die Geschwister mit Familien; Andreas Oberhammer (84), hinterl. die Gattin und vier Kinder mit Familien Terenten: Alberta Lechner geb. Kofler (89) Toblach: Hermann Feichter (93), hinterl. zwei Söhne, den Schwager und die Schwägerin

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Truden: Konrad Haas (81); Rosa Franzelin geb. Ebner (91); Peter Ebner (82); Walter Franzelin (87); Eduard Haas (83) Vahrn: Agnes Wwe. Sigmund geb. Ba­ cher (81), hinterl. acht Kinder mit Familien; Mario Tessaro (72), hinterl. die Schwester; Walter Pamer (65), hinterl. die Frau, die Mutter und zwei Kinder mit Familien; Paula Wwe. Öttl geb. Meßner (81), hinterl. fünf Kinder mit Familien; Hermann Falk (85), hinterl. die Geschwister; Ottilia Wwe. Staudacher geb. Schrott (95), hinterl. drei Kinder mit Familien; Paul Peter Sigmund (72), hinterl. die Frau, drei Kinder mit Familien; Kreszenz Wwe. Stolz geb. Gasser (86), hinterl. vier Kinder mit Familien; Hildegard Walder (de Vries) (74), hinterl. zwei Söhne mit Familien; Anna Brunner (90), hinterl. die Tochter mit Familien; Peter Leitner (82), hinterl. die Frau und drei Kinder mit Familien. Vöran: Alfons Alber (82), hinterl. die Frau und drei Kinder mit Familien Welsberg: Luise Costisella geb. Oberhammer (75), hinterl. zwei Söhne mit Familien Wengen: Maria Teresa Frenes Wwe. Pez­zei (92), hinterl. sechs Kinder mit Familien; Alma Pescolderungg (90), hinterl. zwölf Kinder mit Familien

Gott

Wälz den Stein weg, der mich hindert zu glauben. Ich möchte glauben, dass du das Leben bist und dass du den Tod überwindest. Ich möchte glauben, dass du bereits damit begonnen und Jesus zu einem neuen Leben auferweckt hast. Wälz den Stein weg, damit ich glaube und aufstehe zu einem frohen Leben.  Anton Rotzetter

AUGENBLICK

Kleine Engel

„Unser kleiner Engel ist zu Gott heimgegangen“: Solche und ähnliche Sätze sind in Todesanzeigen für ein Kind zu lesen. Die Hinterbliebenen wollen damit hervorheben, dass dieser kleine, unschuldige Mensch bestimmt seinen bleibenden Platz bei Gott gefunden hat. Theologisch gesehen bleibt ein Mensch aber ein Mensch – und ein Engel ein Engel. Beide sind Geschöpfe Gottes. Der christliche Glaube be-

sagt, dass jeder Mensch ganz persönlich von Gott gewollt ist und von ihm aufgenommen wird. Auch ein Kind wird nach dem Tod nicht zum Engel, sondern bleibt ein unverwechselbarer, einzigartiger Mensch. Vielleicht auch ein Trost für Trauernde … Haben Sie ein besonderes Foto und einen Gedanken dazu? Auf dieser Seite ist Platz! Schicken Sie eine E-Mail an [email protected].

NACH VORN GESCHAUT

Haben wir noch eine Mission?