Sprachbildung und Mehrsprachigkeit im Fokus
Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Impressionen von einer Tagung zum Thema Geflüchtete im dt. Bildungssystem, Mai 2016
Mehrsprachigkeit im Fokus – Monolingualer Habitus •
„Die Sprachen der Kinder haben nichts mit meiner Lebenswelt zu tun. Wenn die Kinder ihre Sprachen sprechen, dann verstehe ich nichts, ich weiß nicht, ob sie sich anfeinden, über irgendetwas anderes sprechen oder tatsächlich am Unterrichtsstoff arbeiten.“
Gesellschaftliche und individuelle Mehrsprachigkeit •
„Die Kinder sprechen doch so viele Sprachen, 25 Kinder in einer Klasse, 25 Sprachen; dem können wir doch gar nicht begegnen!“
Durchgängige Sprachbildung •
„Die Kinder müssen doch Deutsch sprechen, um bildungserfolgreich zu sein.“
Aktuelle Herausforderungen •
„Das System ist gut so, wir müssen nur einige Dinge noch stärker in den Blick nehmen und weiter ausbauen, v.a. die Deutschförderung in allen Fächern.“
Konsequenzen Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Ein paar Fakten Die zehn wichtigsten Herkunftsländer • • • • • • • • • •
Syrien Albanien Kosovo Afghanistan Irak Serbien Mazedonien Eritrea Pakistan Ungeklärt
2015: 1091894 Flüchtlinge in Deutschland
2015: 476 649 Asylanträge in Deutschland
31,1% sind jünger als 18 Jahre
300 000 zusätzliche Kinder in Kitas und Schulen
Quellen: Mediendienst für Integration 2016; Daschner 2016; BAMF 2016; Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2016; GEW 2016
Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Ein paar Fakten
Die Sprachen der Geflüchteten waren schon vor ihnen da!
Quelle: Herbsterhebung BSB Hamburg 2011 © Thorsten Klinger, LiMA
Top Ten Herkunftsländer: Syrien Albanien Kosovo Afghanistan Irak Serbien Mazedonien Eritrea Pakistan
Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Wo stecken Ihre Sprachen? Lebensweltliche Bedeutung der Sprachen
Erziehungsziel Dreisprachigkeit
Keine Bedeutung im Bildungssystem
Bildungsnachteil Mehrsprachigkeit?
https://www.foermig.unihamburg.de/bildungssprache/mehrsprachigkeit.html
Soziale Herkunft, bildungssprachliche Fähigkeiten und Bildungserfolg
Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Durchgängige Sprachbildung
Nach Heintze 2010, S. 7 Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Stolpersteine – wie überwinden? • Wiederkehrend genannte Hindernisse für die Gestaltung durchgängiger (Sprach)Bildungsprozesse (z.B. Faust et al. 2013; Salem im Erscheinen) • Stolperstein: Einzugsgebiet der Schule/ Größe des Sprengels; Datenschutz Sozialräumliche Konzepte + Handlungsstrategien für die durchgängige Sprachbildung, um Durchgängigkeit zu gewährleisten
• Stolpersteine: Zuständigkeit und Ressourcen Denken und Handeln in Verantwortlichkeiten und nicht Zuständigkeiten; entsprechend verfügbare finanzielle Mittel Ressortübergreifende Konzepte durchgängiger Sprachbildung Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Einige aktuelle Herausforderungen
Recht auf Bildung: Zugang zu formalen und non-formalen Bildungsangeboten + Deutsch Bedarfsschätzung: 24 000 Lehrkräfte, 14 000 frühpädagogische Fachkräfte Herkunftssprache als Kapital?
Aus-, Fort- und Weiterbildung: Quantität und Qualität
Übergang Vorbereitungsklasse Regelklasse
Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Konsequenzen Normativ/ strategisch: Ressortübergreifendes Gesamtkonzept + Handlungsstrategie für die durchgängige Sprachbildung
Institutionenentwicklung Unterstützung im Hinblick auf DaZ/DaF/Mehrsprachigkeit Interprofessionelle Zusammenarbeit Zusammenarbeit mit Eltern
Anerkennung Mehrsprachigkeit als Ressource (Bildung + Beruf)
Vernetzung und Kooperation Unterstützung der Vernetzung im Sozialraum Transparenz über Angebote und Unterstützungssysteme; Koordinierung
Professionalisierung Aus-, Fort- und Weiterbildung (interprofessionell) Lehrkräfte/ frühpädagogische Fachkräfte mit Migrationshintergrund/ Fluchterfahrung
Finanzielle Mittel Übergang Vorbereitungsklasse - Regelklasse Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Koordination + Prozessbegleitung
Zum Schluss: Sprichst Du nur Deutsch?
https://www.foermig.uni-hamburg.de/partner/hamburg-kita-gs/veranstaltungen.html
Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016
Literaturauswahl/Quellen • • •
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Daschner, Peter (2016): Flüchtlinge in der Schule. Was wissen wir? Was brauchen wir? Was können wir tun? In: Pädagogik 4, 16, S. 6-11. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2016): Newsletter vom 18.01.2016. Dobutowitsch, Friederike; Neumann, Ursula; Michel, Ute; Salem, Tanja (2013): Netzwerke für durchgängige Sprachbildung 2. Qualitätsmerkmale für Sprachbildungsnetzwerke. Unter Mitarbeit von Ingrid Deserno, Manfred Enzinger, Gabriele Grosser, Tanja Harder, Franz Kaiser Trujillo, Burkhard Leber und Claudia Schanz. Münster u.a.: Waxmann (FörMig Material, 6). Faust et al. (2013): Kooperation von Kindergarten und Grundschule. In: Faust, Gabriele (Hg.): Einschulung. Münster u.a.: Waxmann, S. 137-152. Gogolin et al. (2013): Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund FÖRMIG. Bilanz und Perspektiven eines Modellprogramms. Münster u.a.: Waxmann. Heinzte, Andreas (2010): Grundschulunterricht Deutsch (2010): Wege zur durchgängigen Sprachförderung. – Oldenbourg. Salem, Tanja; Neumann, Ursula; Michel, Ute; Dobutowitsch, Friederike (Hg.) (2013): Netzwerke für durchgängige Sprachbildung 1. Grundlagen und Fallbeispiele. Münster u.a.: Waxmann (FörMig Material, 5). Salem, Tanja (in Vorbereitung): Kooperation zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen für eine durchgängige Sprachbildung. Eine qualitative empirische Fallvergleichsstudie. – Hamburg. BAMF: http://www.bamf.de/DE/Infothek/Statistiken/statistiken-node.html, Zugriff: 06.06.2016 FÖRMIG-Transfer Hamburg, Poster: https://www.foermig.uni-hamburg.de/partner/hamburg-kitags/veranstaltungen.html, Zugriff: 06.06.2016 FörMig-Sprachmännchen „Wo stecken Ihre Sprachen?“: https://www.foermig.unihamburg.de/bildungssprache/mehrsprachigkeit.html, Zugriff: 06.06.2016 GEW 2016: https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/beamtenmagazin-tepe-bekraeftigtforderung-nach-mehr-paedagogen/, Zugriff: 06.06.2016. Hier auch: Handlungsempfehlungen der GEW. Mediendienst für Integration: https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/zahl-derfluechtlinge.html, Zugriff: 06.06.2016 Tanja Salem, Bonn, 23.05.2016