sonntag Gebrochen TIROLER Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten

sonntag TIROLER Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten. Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck MAHATMA GANDHI 17. April 2011 ...
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sonntag TIROLER

Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten.

Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck

MAHATMA GANDHI

17. April 2011  Nr. 15   0,65  Tel. 0512/2230-2212

Gebrochen. Das Herz, die Hände, der Leib. Millionenfach. Namenlos im Meer zwischen Afrika und Europa. Würdelos hingemetzelt in den Straßen von Abidjan, Tripolis, Benghazi, Bahrain. Wie ein Haufen Dreck. Wertlos.

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In diese Welt hinein ist das Kreuz Jesu aufgerichtet. Nicht als billige Vertröstung. Sondern als Halt und Sütze, wenn nichts mehr hält. Nichts mehr. Verlassen von allen. Wie ein Schaf losgelassen auf eine Meute von Wölfen. So starb auch Er, Jesus.

Gebrochen

FOTOLIA

2 Meinung

17. April 2011

Tiroler Sonntag

Auf dem Weg mit Jesus Wir müssen unsere Erfolge besser vermarkten, sagt die Ministerin – und meint, mit einer Imagekampagne ihre Strähne an Misserfolgen beenden zu können. Und wenn es um Glaube und Kirche geht? Manche erwarten ein Ende der Krisen in ImageMaßnahmen. Die Karwoche beginnt. Christinnen und Christen stehen vor einer Frage: Wie weit bist du bereit, mit Jesus mitzugehen? Das erste Stück vielleicht? Den Palmsonntags-Weg, wo es leicht erscheint? Schließlich ist man da mit Jesus in der Mehrheit. Bis zum Gründonnerstag – im engsten Kreis? In der Vertrautheit mit Jesus? Einer ging auch da hinaus. Dann – am Karfreitag. Die meisten haben sich verabschiedet, schauen zu, mit der Sorge und Angst, nur ja nicht in diese Sache hineingezogen zu werden.

Jesus hat niemanden vorgeschickt – er ist selbst gegangen. Das macht die Sache Jesu glaub-würdig im tiefsten Sinne des Wortes. Nicht wegen der Attraktivität des Kirchenimages glauben also die Christen, sondern „auf Christus hin“. Das bedeutet, wie Jesus so deutlich gezeigt hat, „um der Menschen willen“. Wer bist du, und wo stehst du, lautet also die Frage, und nicht: Welches Image hast du dir zurechtlegen lassen?

MATTHÄUS FELLINGER REDAKTEUR MATTHAEUS.FELLINGER @KIRCHENZEITUNG.AT

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ab Mai jeden Monat im Tiroler Sonntag

Unsere Kräuterbox macht doppelt Freude. Sie enthält Gewürzsalz, Salatkräuter, Sirupblüten, Blumensamen, aus biologischem Anbau – für eine gesunde und schmackhafte Küche. Und sie hilft jenen, die dafür am Feld stehen: Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die ein Kräuterfeld in Absam bewirtschaften. Sie dürfen erfahren, dass ihre Arbeit „Kraft fürs Leben“ gibt.

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Tiroler Sonntag

Im Blickfeld 3

17. April 2011

Robert Klien ist nicht nur Mitglied der Heiliggrab-Bruderschaft Pfunds, er erforschte auch deren Geschichte. MEDIENRAUM

Blick auf den im Grab liegenden Heiland. Die nach altem Muster gefertigten bunten Glaskugeln zieren die Gruft. KLIEN

Seit 500 Jahren wird in Pfunds das Heilige Grab aufgebaut. Eine Tradition, die Kriege und Nöte überdauert hat

Ewige Anbetung vor dem Heiligen Grab Jedes Jahr stellt die Heiliggrab-Bruderschaft das Heilige Grab in der Pfarrkirche Pfunds auf und hält mit zwölf Gebetsgruppen die ununterbrochene Anbetung vor dem Grab. CHRISTA HOFER

Feierlich und mystisch ist die Stimmung in der Liebfrauenkirche in Pfunds, wenn von Karfreitag, 15 Uhr, bis Karsamstag, 15 Uhr, die ununterbrochene Anbetung der Eucharistie erfolgt. Seit 500 Jahren pflegen die Mitglieder der Heiliggrab-Bruderschaft diese Tradition – früher in der Pfarrkirche, seit 1979 in der Liebfrauenkirche im Ortsteil Stuben. Weder Krieg noch andere Nöte konnten diese Tradition unterbrechen. Auch heuer wird es wieder so sein. Zwölf Gebetsgruppen. Außergewöhnlich und etwas Besonderes ist diese Gemeinschaft, ist sie doch die älteste Anbetungsbruderschaft der Diözese Innsbruck. Davon kann Robert Klien berichten. Selbst Grabbruder, hat er als Chronist der Gemeinschaft tief in den Dokumenten und Quellen die Spuren der Heiliggrab-Bruderschaft Pfunds verfolgt. „Mit der Neuarchivierung des Pfarrarchivs ist 1982 ein wichtiges Dokument entdeckt worden: Die

Aufzeichnungen von Alfons Jennewein aus dem Jahr 1919 haben erstmals das Gründungsjahr 1511 genannt und einen Blick in die überlieferten Statuten der Bruderschaft ermöglicht“, berichtet Klien von dem wertvollen Fund. Insgesamt zwölf Gebetsgruppen, die „Betstunden“, gibt es. Ihnen gehören jeweils 16 Männer an, die aus allen Berufs- und Altersgruppen stammen. Ihre Aufgaben sind klar definiert: Aufstellen und Erhalten des Heiligen Grabes und dessen Beleuchtung, die Verehrung des Leidens und Sterbens Jesu Christi, die Begleitung des Allerheiligsten bei den Prozessionen und die ununterbrochene Anbetung der heiligen Eucharistie bei Tag und Nacht von Karfreitag bis Karsamstag, 15 Uhr. Unterstützt werden die Grabbrüder dabei von zahlreichen Gläubigen, die zum Gebet kommen. Der Sohn folgt dem Vater. Grabbruder zu werden, ist klar geregelt. Der Sohn beerbt den Vater, aber auch ein Schwiegersohn, Bruder, Verwandter oder Freund kann benannt werden. Aus ihrer Mitte wählen sie den Bruderschaftsmeister, der auf unbestimmte Zeit sein Amt erfüllt. Seit 2006 ist es Bernd Thöni, der vom langjährigen Bruderschaftsmeister Hubert Schuchter das Amt übernommen hat.

Wichtigste Pflicht der Bruderschaft ist das Aufstellen des Heiligen Grabes. Jedes Jahr trifft es eine andere Gebetsgruppe. Da sie sich abwechseln, ergibt sich ein Zwölf-JahresRhythmus. Die Gruppe holt die sorgfältig verwahrten Bestandteile aus dem Lager hervor: die drei Kulissenbögen, die Bildtafeln der Propheten Moses und Aaron, die zwischen dem ersten und zweiten Kulissenbogen stehen, die über dem Grab thronenden Putten, die zwei römischen Grabwächter, den 1,60 Meter großen Heiland, die zahlreichen bunten Glaskugeln, die das Grab schmücken. „Etwa einen halben Tag braucht es, bis alles steht“, erzählt Robert Klien. Zum Teil sei es auch anstrengend, besonders wenn es gelte, die schweren Kulissenbögen aufzustellen. Ewige Anbetung. Am Karfreitag, 15 Uhr, ist es dann so weit. Die erste Gruppe (die „Betstunde 4“), in dunkelblaue Mäntel gehüllt, nimmt ihren Platz in der Kirche ein. In der ersten Reihe die Vorbeter, dahinter die Nachbeter. Es gibt keine Unterbrechung im Gebet. Noch während die eine Gruppe ihre Stunde beendet, zieht die nachfolgende ein, übernimmt deren Platz in der Kirche. Dann füllen ihre Stimmen den Kirchenraum bis Karsamstag, 15 Uhr.

6 Thema ZUR SACHE Die Bürger sind gefragt Anfang März hat das EU-Parlament mit großer Mehrheit (360 zu 299 Stimmen) die Kommission aufgefordert, ein Gesetz zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer vorzulegen. Länder wie Frankreich, Deutschland und Österreich haben damit mit ihrer seit längerem vorgebrachten Forderung Auftrieb erhalten. In der EU-Kommission überwiegen dennoch die Bedenken. Man fürchtet Schaden, wenn die Steuer nur in EU-Europa und nicht in allen G-20-Ländern (USA, China, Japan, Indien u. a.) eingeführt würde. Viele Fachleute, etwa Stefan Schulmeister vom Wirtschaftsforschungsinstitut, der eine umfassende Studie über die Auswirkungen einer Tobin Tax erstellt hat, halten eine auch vorerst nur auf die EU begrenzte Einführung durchaus für möglich und sinnvoll. Online-Petition. Die EU-Kommission hat auf den wachsenden Druck reagiert. Sie hat eine Konsultation (bis 19. April) zur Finanztransaktionssteuer eröffnet. Dabei werden Stellungnahmen von Interessenvertretungen und Bürger/innen gesammelt. In Österreich rufen Arbeiterkammer, ÖGB und Nichtregierungsorganisationen auf, sich an dieser Konsultation zu beteiligen. Eine europaweite Aktion wurde gestartet. Mittels Online-Petition kann jede/r EUBürger/in für die Einführung iner Finanztransaktionssteuer votieren. Anlässlich der Abstimmung im EU-Parlament Anfang März wurden innerhalb einer Woche 541.929 Unterstützungsmails abgeschickt. Mit der Einführung einer Finanztransaktionssteuer „kann Europa eine Vorreiterrolle einnehmen – für mehr soziale Gerechtigkeit und für die Beteiligung der Verursacher der Krise an den Kosten der Bewältigung“, sagt ÖGBPräsident Erich Folgar.  Die Petition und Informationen: http//financialtransactiontax.eu

17. April 2011

Tiroler Sonntag

Tauziehen um Steuer auf Finanzgeschäfte und Spekulationen

Bremse für Kasinokapitalismus Kommt sie oder kommt sie nicht – die Finanztransaktionssteuer? Bis zum 19. April können Organisationen und Bürger/innen der Europäischen Kommission mitteilen, was sie davon halten. Wir sprachen mit dem Sozialethiker Klaus Gabriel. HANS BAUMGARTNER

Über eine Steuer auf Finanzgeschäfte (Finanztransaktionssteuer oder Tobin Tax) werde schon lange diskutiert, sagt der Sozialethiker Klaus Gabriel. „Aber es gab immer starke Positionen aus der Finanzwirtschaft, die mit ihren engen Beziehungen zur Politik dafür sorgten, dass nichts geschieht. Jetzt aber scheint ein neuer Schwung in die Debatte zu kommen“, meint Gabriel. Er nennt dafür zwei Gründe: Die Finanztransaktionssteuer könnte dazu dienen, die in vielen Mitgliedsländern der EU angespannte Budgetsituation zu entschärfen. Und es wachse die Einsicht, dass man nach der Finanzkrise nicht so weitertun könne wie vor der Krise. Es braucht eine Regulierung, die zumindest die hochspekulativen Finanzgeschäfte eindämmt. Verursacher zahlen. Neben den Sachargumenten gebe es derzeit auch ein handfestes politisches Motiv, eine EU-weite Finanztransaktionssteuer einzuführen, betont Gabriel. „Man könnte damit der Bevölkerung signalisieren: Nicht nur ihr müsst durch zum Teil schmerzhafte Sparpakete die Kosten für die durch Finanzspekulationen ausgelöste Wirtschaftskrise zahlen, auch die Verursacher müssen einen Teil der Kosten übernehmen.“ Dass diese Position an Boden gewinnt, sehe man auch an der lebhaften Debatte darüber, wie die Einnahmen aus einer Finanztransaktionssteuer aufgeteilt werden sollen. Es gebe einen starken Trend dahin, dass die Mitglieds-

Die Finanztransaktionssteuer soll Spekulanten bremsen. Seriöse Investoren sind davon nur marginal betroffen. KIZ/A.

staaten davon einen erheblichen Teil für ihre eigenen Haushalte wollen. Da es nur wenige große Finanzplätze in Europa gebe, werde sogar schon über einen möglichen Aufteilungsschlüssel gesprochen. Vom Europaparlament unterstützt gebe es auch die Idee, wenigstens einen Teil dieser Einnahmen zur Finanzierung von EU-Projekten heranzuziehen. Was sich letztlich durchsetzen werde, kann man schwer sagen. Gabriel fürchtet allerdings, dass die ursprüngliche Idee, die Tobin Tax für eine entwicklungspolitische Offensive Europas einzusetzen und damit einen gewissen Ausgleich zwischen den Gewinnern und Verlierern der Globalisierung zu schaffen, ganz aus dem Auge verloren wird. Dr. Klaus Gabriel ist gelernter Bankkaufmann und Theologe. Als Sozialethiker hat er sich intensiv mit den Finanzmärkten und „gerechten“ Geldanlagen befasst. KIZ/A

Die Ziele. Die Befürworter einer Finanztransaktionssteuer verfolgen damit zwei Ziele, erklärt Gabriel: Die Stabilisierung der Finanzmärkte und das Aufbringen zusätzlicher Geldmittel zur Finanzierung sozialer, gesellschaftlicher und ökologischer Projekte. Da das Spielkasino der Finanzspekulanten nach der Krise bereits wieder voll im Gang sei, „ist es höchste Zeit, dass hier die Politik das Gesetz des Handelns in die Hand nimmt und eine Bremse anlegt.“ Die Idee einer Tobin Tax sei zuerst im Hinblick auf Spekulationen mit Devisenkursen entwickelt worden. „Da werden täglich mehrfach Milliardenbeträge hin- und hergeschoben, um auf Kursänderungen in der dritten Kommastelle zu spekulieren. Wenn man hier jeden Kauf und jeden Verkauf mit einer Steuer von nur 0,01 Prozent belegt, würden sich diese Geschäfte nicht mehr lohnen und damit auch eine oft unheilvolle Spekulationsspirale unterbunden“, ist Gabriel überzeugt. Nach seriösen Berechnungen würde eine Tobin Tax in Europa etwa 70 bis 80 Milliarden Euro einbringen. Gabriel glaubt auch nicht, dass die Händler deshalb auf andere Finanzplätze abwandern, wie immer behauptet werde. In London werde auf englische Aktien eine Börsensteuer von 0,75 Prozent eingehoben, was längerfristig orientierte Investoren nicht abschrecke. Eine entscheidende Frage sei allerdings, ob es gelingt, den wachsenden Markt außerbörslicher Finanzgeschäfte in die Tobin Tax mit einzubeziehen, meint Gabriel.

Tiroler Sonntag

Thema 7

17. April 2011

ZUR PERSON Obiora F. Ike Obiora F. Ike wurde 1956 in Nordwestnigeria geboren. Seine Familie musste vor den Repressalien der Muslime in den Süden des Landes fliehen. 1978 kam er nach Innsbruck zum Studium, 1981 empfing Ike in Hohenems die Priesterweihe. Nach seiner Habilitation in Sozialethik, Geschichte und Afrikanistik lehrte er mehrere Jahre in Europa. In seiner Heimat gründete er eine Reihe von Nichtregierungsorganisationen, die erste war das Katholische Institut für Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden. 1998 wurde Ike zum Generalvikar der Diözese Enugu ernannt, wo er auch für die Caritas und für eine Bank verantwortlich ist, die Mikrokredite vergibt.

Dr. Obiora F. Ike versteht seine Zuhörer/innen durch einen lebendigen Vortrag zu begeistern. Der Priester aus Nigeria war auf Einladung von Christian Solidarity International und Kirche in Not in Österreich und hat über das schwierige christlich-muslimische Verhältnis in seiner Heimat berichtet. KIZ/JW

„Keine Kirchen und Bordelle“ Der nigerianische Priester Obiora Ike war Gast beim diesjährigen Schweigemarsch für verfolgte Christen in Wien am 8. März. Die Veranstaltung stand im Zeichen der Solidarität mit den bedrängten Christen in Nigeria. Obiora Ike erläutert die Hintergründe des Konflikts. INTERVIEW: JOSEF WALLNER

Was ist der Anlass, dass in Nigeria immer wieder Muslime Christen angreifen und es zu Gewalt kommt? Obiora Ike: Es ist vor allem das islamische Drängen nach Mission. Wer ein guter Moslem sein will, muss den Islam überall fördern. Wenn möglich, wird daher in den Bundesstaaten die Scharia, das islamische Recht, eingeführt. In zwölf der 36 nigerianischen Bundesstaaten ist sie schon Gesetzesgrundlage, sechs weitere wollen das ebenfalls – im Widerspruch zu Verfassung. Natürlich werden auch Jugendliche von Politikern aufgehetzt. Was heißt es für Christen unter der Scharia zu leben? Dass sie Probleme haben Arbeit zu finden oder einen Bankkredit aufzunehmen und dass sie keine Grundstücke für den Bau von Kirchen erwerben dürfen. Im Gesetz heißt es, dass kein Grund für Kirchen und Bordelle zur Verfügung gestellt werden darf.

Wie kann es weitergehen? Die Scharia muss weg. Seit dem Jahr 2000 sind in Nigeria 12.000 Menschen bei Auseinandersetzungen, in denen die Religion Auslöser war, umgekommen. So viele wie in keinem anderen Staat der Erde. Und – das möchte ich betonen – ich kenne keinen einzigen Fall, wo die Christen begonnen hätten. Die Verfassung von Nigeria aus dem Jahr 1979 garantiert doch Religionsfreiheit … Ja. Und das muss auch wieder gelten. Denn Religions- und Gewissensfreiheit sind die Grundlage für alle anderen Freiheiten und die Basis, dass Entwicklung möglich wird. Besteht Hoffnung, dass sich die Lage bessert? Als christliche Leitungspersonen nehmen wir die Situation nicht einfach so hin. Wir sagen nicht Auge um Auge, Zahn um Zahn, sondern wir bemühen uns um den Dialog. Wir gehen

selbstverständlich zum bundesweiten interreligiösen Dialog, den die Regierung vierteljährlich einberuft, und wir organisieren in unseren Bundesstaaten selbst solche Kommissionen. Die Initiative geht von den Christen aus. Was wird dort besprochen? Wir hören hauptsächlich einander zu. Wir bitten die Mullahs uns zu erzählen, wie sie ihre Religion, den Islam, verstehen und umgekehrt reden wir über das Christentum. Dieses gegenseitige Kennenlernen ist ganz wichtig. Wir finanzieren auch Radioprogramme, in denen die Leute anrufen und Fragen stellen können. Christen und Muslime stehen dort Rede und Antwort. Diese Sendungen sind ein wirklicher Dienst am Frieden. Wo wird Nigeria in zehn Jahren stehen? Als Christen haben wir keine Angst, wir vertrauen auf den Herrn der Geschichte. Und wir tun das Unsere für ein gutes Zusammenleben.

8 Bewusst leben IN KÜRZE Ein Hase als Ostergeschenk?

17. April 2011

Aus der Praxis: Josef und Theresia kommen gemeinsam in die Beratungsstelle. Josef ist 25 Jahre alt und Landwirt. Die Übergabe des Hofes an ihn wird vorbereitet. Theresia ist 24 Jahre alt und hat vor Kurzem ihr Studium abgeschlossen. Sie wohnt bei ihren Eltern, die ebenfalls eine Landwirtschaft haben. Seit fünf Jahren sind die beiden ein Paar. Josef hat Theresia versprochen, dass sie nach Beendigung des Studiums zusammenziehen

Tiroler Sonntag

werden. Theresia ist deswegen dem Wunsch, ins Ausland zu gehen, nicht mehr nachgegangen. Im gemeinsamen Wohntrakt am Hof von Josef leben neben seinen Eltern noch seine Schwester und deren Familie. Theresia hat bisher keine gute Beziehung zu Josefs Familie aufbauen können, weshalb sie unter diesen Umständen nicht auf den Hof ziehen will. Für Josef kommt ein Weggehen von „seinem“ Hof nicht in Frage.

Klare Vereinbarungen für Haus und Hof

Häufiger Kinderwunsch: ein echter Osterhase. WALDHÄUSL

Gerade zu Ostern äußern Kinder oft den Wunsch nach einem Zwergkaninchen als Haustier. Einiges ist allerdings abzuklären, bevor ein Tier ins Haus kommt. Ganz wichtig ist zunächst ein ärztlicher Allergietest für die gesamte Familie. Für Kinder ist es besonders schlimm, wenn sie nach wenigen Tagen das Tier wegen einer Allergie wieder weggeben müssen. Verantwortung lernen. Flauschig und kuschelig erobern die kleinen Kaninchen sofort die Herzen der Kinder. Mit der Anschaffung übernimmt man aber Verantwortung für die nächsten acht bis zehn Jahre, so alt werden Kaninchen etwa. In dieser Zeit nimmt erfahrungsgemäß die Begeisterung für die Tiere und vor allem für deren Pflege ab. Die Betreuung ist zwar nicht besonders aufwändig, aber das Tier muss mit Futter und Wasser versorgt werden und der Stall ist regelmäßig zu reinigen. Die Kinder müssen verstehen, dass das Kaninchen kein Spielzeug ist. Es spielt gerne, braucht aber auch Ruhe und ist sehr geräuschempfindlich. Grundsätzlich positiv. Haustiere sind für die soziale Entwicklung von Kindern gut, wenn eben das Alter und die übrigen Voraussetzungen passen.  Zahlreiche Bücher informieren über Anschaffung und Haltung von Hasen und Zwergkaninchen.

Geregelte Hofübergabe Am Beginn der Beratung steht die Frage, was beide daran hindert, zusammenzuziehen. Josef kann und will sich nicht zwischen dem Hof und Theresia entscheiden. Josef ist überzeugter Landwirt und möchte für seinen Hof da sein. Er kann die Familie seiner Schwester aber auch nicht einfach vom Hof verjagen, damit Theresia einziehen kann. Im Gespräch erarbeitet Josef, dass es gar nicht seine Aufgabe ist, die Familie vom Hof zu bringen. Der Hof wurde ja noch nicht übergeben und gehört somit noch seinen Eltern. Diese sind demnach für die Wohnsituation am Hof zuständig. Offene Aussprache. Theresia möchte keinen Streit in die Familie bringen. Sie spürt von Josefs Schwester die Angst, vom Hof zu müssen. Für Theresia wäre es eine Option, für die nächsten Jahre in einer Wohnung nahe dem Hof mit Josef zu leben, doch Josef möchte dies nicht. Gespräche mit den Eltern über den Auszug der Schwester verliefen bisher ohne Erfolg. Im Beratungsverlauf versuchen wir eine gemeinsame Vorgehensweise zu finden. Theresia möchte mit Josef nochmals ein gemeinsames Gespräch mit der gesamten Familie führen. Dabei wollen sie den anderen ihre Sicht und ihre Situation bezüglich Zusammenziehen erläutern.

Veränderungen gemeinsam planen. In der nächsten Beratung berichten beide vom Gespräch. Sie bezeichnen es als Erfolg, dass ihre Ansichten gehört wurden und es bereits Ideen gibt, wie ein zukünftiges gemeinsames Leben am Hof ausschauen könnte. Die Eltern wollen sich im hinteren Teil des Hofes eine Auszugswohnung einrichten. Josefs Schwester und deren Familie werden am Hof bleiben, bis sie eine passende Wohnmöglichkeit gefunden haben. Im Gespräch wurde auch ein Zeitraum für die Umsetzung festgelegt. Übergangsregelung. Theresia wird sich einstweilen eine Wohnung suchen. Dort wird das Paar auch seine gemeinsame Zeit verbringen. Wenn alles wie geplant verläuft, werden sie miteinander den Hof übernehmen und im Wohntrakt der Landwirtschaft als Bauer und Bäuerin einziehen. ANDREAS HAGLER Dipl. Ehe-, Familien- und Lebensberater, Männerberater i. A. BeziehungLeben.at, Beratungsstelle Kirchdorf

 Bei Fragen und Problemen wenden Sie sich an: Familien- und Lebensberatung der Caritas Heiliggeiststraße 16 6020 Innsbruck Tel. 0512/72 70-15

Auch die zukünftige Wohnsituation aller Beteiligten muss bei einer Hofübergabe geklärt werden. WALDHÄUSL

Tiroler Sonntag

Leserreise 9

17. April 2011

AUF EINEN BLICK Im Preis enthalten:  Flug nach Yerevan und retour  Mittelklasse-Hotels auf Basis Halbpension  Rundreise im Komfort-Bus  sämtliche Eintrittsgebühren  deutschsprechende Fachreiseleitung  Trinkgeldpauschale  Ausreisesteuer Pauschalpreis: 1.720 € pro Person im DZ; Einzelzimmeraufpreis: 220 €

Der Berg Ararat ist ein ruhender Vulkan in Ostanatolien, nahe der Grenze zu Armenien und dem Iran. Auf dem 5.137 Meter hohen Gebirgsstock soll nach der Sintflut die Arche Noah gestrandet sein. Auch wenn der Ararat heute in der Türkei liegt, ist er doch das Nationalsymbol der Armenier und im Wappen Armeniens abgebildet.

Information und Anmeldung: Irmgard Lutz, Tel. 0512/2230-2226; [email protected]

Kultur- und Studienreise vom 26. August bis 3. September 2011

Mit Bischof Scheuer nach Armenien Auch wenn Armenien in Vorderasien liegt, so gehört das Land doch kulturell und ethnisch zu Europa. Schon im 3. Jahrhundert hat das Christentum hier Fuß gefasst. Die isolierte Lage hat früh eine eigenständige Kunst und Architektur entstehen lassen, die in zahlreichen Kirchen und Klöstern zum Ausdruck kommt. Ihnen gilt neben der landschaftlichen Vielfalt das Hauptaugenmerk dieser Reise. Auch auf die Begegnung mit den Leuten, deren Traditionen, Kultur und Lebensweisen wird Rücksicht genommen.

1. Tag: Treffpunkt abends am Flughafen Innsbruck und Flug über Wien nach Yerevan. 2. Tag: Morgens Ankunft, Transfer zum Hotel und Erholung. Besichtigung der Stadt, Stadtrundfahrt mit Besuch im Zentralarchiv für alte armenische Handschriften. Danach Besichtigung der Genozid-Gedenkstätte, die an den Völkermord an den Armeniern erinnert. 3. Tag: Fahrt in die ehemalige Hauptstadt Etschmiadzin, heute religiöses Zentrum des ar-

ANMELDUNG Ich melde die nachstehende/n Person/en zur Leserreise nach Armenien an und reserviere ein Einzelzimmer Doppelzimmer. Reiseversicherung mit Stornoschutz €50,– ja nein 1. Person

2. Person

Name

Name

Adresse

Adresse

Telefon

Telefon

Bitte einsenden an: Tiroler Sonntag, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck

menischen Volkes: Besichtigung von Kirchen, des Museums, der Schatzkammer, Treffen mit einer kirchlichen Vertretung. Auf dem Rückweg Besuch eines Kunst- und Flohmarkts. 4. Tag: Fahrt zum berühmtesten Wallfahrtskloster Armeniens mit einzigartigem Ausblick auf den Berg Ararat. Fahrt in eine schwer zugängliche, schroff-pittoreske Landschaft zum Kloster Noravankh und nach Gladzor. 5. Tag: Fahrt zur malerisch im Gebirge gelegenen „Blauen Perle Armeniens“, dem SevanSee. Besuch des Sevanklosters und Treffen mit einem Vertreter der armenischen Kirche. Besuch des mittelalterlichen Friedhofes Noraduz. 6. Tag: Fahrt ins Dorf Katnarat. Kirchenzeitungs-LeserInnen unterstützen im Rahmen eines CARITAS-Projektes Aufbau und Erneuerung dieser Gemeinde. Das Stift Wilten hat für den Bau einer Kapelle eine Glocke spendiert. Geplant ist die feierliche Segnung mit der armenisch-katholischen Gemeinde. 7. Tag: Fahrt zu verschiedenen Klosteranlagen im Norden, die armenische, georgische und russische Einflüsse zeigen. 8. Tag: Fahrt zur ehemaligen Sommerresidenz des Königshauses. Besuch eines Tempels, kurze Wanderung in der Basaltschlucht und Besichtigung des Höhlenklosters Geghard. 9. Tag: Rückflug über Wien nach Innsbruck.

16 Tirol STENOGRAMM  Personalveränderung. Mit 1. September 2011 wird der Seelsorgeraum Absam-Absam/EichatThaur errichtet. Nach fast 40jähriger priesterlicher Tätigkeit in Thaur wird Pfarrer Paul Haider in den wohlverdienten Ruhestand treten. Dekan Martin Ferner wird den Seelsorgeraum leiten und somit auch Pfarrer von Thaur werden. Ihm zur Seite steht Bernhard Kopp, der nach seiner Priesterweihe im Juni 2011 als Kooperator des Seelsorgeraumes eingesetzt wird.  Firmung mit Spende. Im Rahmen seiner Visitation der Pfarren des Dekanates Prutz hat Bischof Manfred Scheuer die Firmung in Fließ gespendet. „Aufmerksame Gespräche, fröhliches Miteinander und interessiertes Zuhören haben die Visitation gekennzeichnet“, berichtet Pfarrer Martin Riederer. Bei einer Sammlung für die Opfer der Katastrophe in Japan wurden von den Gläubigen 1325 Euro gespendet.

17. April 2011

Tiroler Sonntag

Die Passion Jesu schreiben ist für Felix Mitterer die „größte Herausforderung seines Lebens”

Jesus mit all seinen Ängsten „Ich fürchte mich davor. Aber eigentlich ist es der Höhepunkt meiner Karriere,” meint Felix Mitterer. Der Tiroler Schriftsteller arbeitet an einem neuen Text der Passionsspiele Erl im Jahr 2013.

geht uns nicht darum zu schildern wie das Ganze passiert, sondern es geht darum, dass sich etwas beim Zuschauer bewegt. Ich glaube, dass man nach dieser Aufführung etwas zu kauen haben wird.“

CHRISTINA MANZL

Größendimensionen. Wenn Felix Mitterer daran denkt, wie er das Menschliche und Zwischenmenschliche in der Passion trotz der Größe des Erler Passionsspielhauses umsetzen kann, ist ihm unwohl: „Wir werden dennoch versuchen, intime Momente zu zeigen. Wie ich Markus Platter kenne, wird er schon gute Wege zur gelungenen Inszenierung finden.“

Wenn die Passionsspiele in Erl in zwei Jahren wieder stattfinden, wird es einige Neuerungen geben. Markus Platter führt Regie, Felix Mitterer schreibt den Text für die 80 Sprechrollen. Eine Herausforderung. „Ich habe mich nie richtig darüber getraut. Es ist überhaupt nicht einfach, weil es sich um die größte Geschichte aller Zeiten handelt.“ So äußert sich der bekannte Schriftsteller Felix Mitterer zum Auf-

80 Einwohner sind alle fünf Jahre bei der Aufführung der Passionsspiele dabei. Das nächste Mal im Jahr 2013. PSE (2)

Ottilie Stemberger (re.) und Landesrätin Beate Palfrader. LAND TIROL

trag und betont: „Es ist die größte Herausforderung meines Lebens als Dramatiker die Passion Christi, die jedem Christen – auch jedem Moslem, jedem Atheisten und Agnostiker – bekannt ist, neu für die Passionsspiele Erl zu erarbeiten.“

 Ausgezeichnet. Die Osttiroler Heimatpflegerin Ottilie Stemberger wurde mit dem Tiroler Volkskulturpreis ausgezeichnet. Die begeisterte Leserin des Tiroler Sonntags organisiert Kulturveranstaltungen und hat sich als Buchautorin einen Namen gemacht. Sie hatte auch die Idee zum „Deferegger Heimatkalender“, der Geschichte und Leben des Defreggentals dokumentiert. In unterhaltsamen Geschichten, Anekdoten, Rezepten und Sprüchen kommt ihre Heimatverbundenheit zum Ausdruck.

Die menschliche Seite Jesu. „Die menschliche Seite Jesu soll betont werden, ohne dabei die Passion zu einer Provokation zu machen.“ Mitterer geht es nach eigenen Angaben darum, auf den Menschen zu schauen. Ich habe die Evangelien immer und immer wieder durchgelesen und dieser Jesus hatte Ängste.“ Regisseur Markus Platter, der nach eigenen Angaben „fast vom Stuhl gefallen wäre“, als er vom Auftrag erfuhr, die Passion zu inszenieren, fügt hinzu: „Den Menschen Jesu mit all seinen Ängsten näher zu bringen, ohne dabei das Heilige, das Wunder zu nehmen, das ist unser Anliegen. Wir haben es hier mit einer Geschichte zu tun, die von vorn herein heilig ist.“ Im Blick auf das Passionsspielpublikum meint er: „Es

Menschlichkeit von Anfang an. Mitterer erinnert sich in diesem Zusammenhang an sein allererstes Theaterstück „Plädoyer für einen Verräter“ zurück. Bereits als 18-Jähriger versuchte er den menschlichen Aspekt des Judas seinem Publikum näher zu bringen. „Das Stück wurde damals in der Pfarre Dreiheiligen aufgeführt. Zugeschaut haben ein paar alte Weibelen von der Maiandacht.“ Selbstironisch fügt er hinzu: „Das Manuskript zum Stück ist später von einer Mure verschüttet worden – vielleicht zu Recht.“ Ein ganzes Dorf freut sich. „Es wird jeder gefragt, ob er mitspielen will. Abgewiesen haben wir bis jetzt noch niemanden,“ so der Spielleiter der Erler Passionsspiele, Erwin Thrainer. Ihm ist wichtig zu sagen, dass alle Kinder und Jugendlichen des Dorfes mitmachen. Bei der Verteilung der Sprechrollen wird darauf geachtet, dass besonders junge Menschen zum Zug kommen. „Jungen Leuten soll Vertrauen entgegengebracht werden.“ Sie zu fördern ist dem Erler Passionsspielverein ein großes Anliegen. „Erl hat rund 1500 Einwohner, 630 wirken bei den Passionsspielen mit.“ Bei den letzten Passionsspielen 2008 gab es zwei Akteure, die bereits 1932/33 auf der Bühne standen. In Erl ist es ganz normal, dass man von Kindesbeinen an auf den Brettern der Passionsspielbühne steht.

„Die menschliche Seite Jesu soll betont werden, ohne dabei die Passion zu einer Provokation zu machen.” FELIX MITTERER DRAMATIKER, AUTOR DER PASSIONSSPIELE ERL 2013