Sinnvolles und bezahltes Arbeiten im Alter

Sinnvolles und bezahltes Arbeiten im Alter Eine Session von Helga Daniels Wie kann bezahlte Arbeit im Alter aussehen? Wie gelingt eine sinnvolle Abgre...
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Sinnvolles und bezahltes Arbeiten im Alter Eine Session von Helga Daniels Wie kann bezahlte Arbeit im Alter aussehen? Wie gelingt eine sinnvolle Abgrenzung zum Ehrenamt? Wie könnte ein Netzwerk für Ältere, die dazuverdienen müssen, aussehen? Die Session von Helga Daniels ging diesen Fragen auf den Grund. Ausgangspunkt der Diskussion war die gesellschaftliche Herausforderung, dass es Ruheständler gibt, die lediglich über eine sehr geringe Rente verfügen. Bestimmte Gruppen sind davon insbesondere betroffen: Frauen und zum Teil auch Selbstständige, die nicht die Möglichkeit hatten, für das Alter vorzusorgen. Besonders hart trifft es bei der letzten Gruppe Insolvenzler, die zusätzlich zu den finanziellen Problemen teils auch psychische Belastungen verarbeiten müssen. Aufstocken ist für viele Rentner notwendig Diese Rentnerinnen und Rentner seien gewissermaßen dazu gezwungen, etwas zu ihrer Rente hinzuzuverdienen, wenn sie ein Auskommen haben wollten. Allerdings sei dieses Problem nur bedingt gesellschaftlich präsent. Vielmehr sehe man sich als Ruheständler regelmäßig der Erwartung ausgesetzt, ehrenamtlich und nicht gegen Bezahlung tätig zu sein. So zeige sich auch, dass insbesondere solche Rentnerinnen und Rentner, die ihre Rente aufstocken müssen, nach Ehrenämtern suchten, für die Aufwandsentschädigungen gezahlt werden. Um diesen Ruheständlern die Möglichkeit zu geben sich auszutauschen, wäre es sinnvoll, auch in Köln ein Netzwerk zu gründen, wie es in Essen bereits bestehe. Dort geben sich die Betroffene unter dem Projektnamen „Mäuse für Ältere“ gegenseitig Tipps, wie man mit der Situation umgehen kann. Das reicht von der Vermittlung von Jobs bis hin zu Fachinformationen über Selbstständigkeit, Minijobs, etc. Denn Hinzuverdienstmöglichkeiten von Rentnern unterliegen bestimmten Einschränkungen. In Köln könne man dabei auf bestehende Aktivitäten aufbauen. Es bestehe eine Initiative „Job 60+“ und ein Online-Portal „Rent a Rentner“. Ein erster Schritt wären Informationsveranstaltungen, die z. B. über die Volkshochschulen organisiert werden könnten. Gegebenenfalls ließe sich ein solches Netzwerk auch zu einer Art „Jobagentur 60+“ ausbauen. Diese müsste auch nicht zwingend als Verein organisiert sein, sondern könnte auch wirtschaftlich agieren. Es müsste bei der Vermittlung aber berücksichtigt werden, dass lediglich angemessen vergütete Tätigkeiten vermittelt werden und nicht prekären Beschäftigungsverhältnissen Vorschub geleistet wird. Umorientierung erleichtern Grundsätzlich fehle es vielen Berufstätigen an einer Anleitung, wann und wie man sich zum Ende seines Berufslebens umorientieren sollte/kann. Auch hier könnte ein Netzwerk oder eine „Jobagentur 60+“ Hilfestellungen leisten. Dabei müsste zunächst unterschieden werden, ob es um

eine Orientierung Richtung Ehrenamt gehe, was prinzipiell nur möglich sei, wenn man über ein finanzielles Auskommen verfügt, oder ob eine bezahlte Tätigkeit angestrebt ist. Bei der Frage, wie eine solche Umorientierung gestaltet werden kann, lohne auch ein Blick auf Instrumente, die für Jugendliche entwickelt wurden. Denn von bestimmten Herausforderungen seien Jugendliche und Ältere gleichermaßen betroffen. Dies gelte z. B. für die Orientierung, die für Jugendliche über ein Freiwilliges Soziales Jahr ermöglicht werde, aber auch für die Frage des Hinzuverdienstes. So werde in Lomar gerade eine Taschengeldbörse, die für Jugendliche entwickelt wurde, für Rentner geöffnet. Allerdings müsse man in beiden Fällen dafür Sorge tragen, dass Missbrauch verhindert wird. Bei der Lomarer Taschengeldbörse geschehe dies über einen Verein, der darauf achtet, dass kein unerwünschter Niedriglohnsektor entsteht. Gesellschaftliche Debatte Mit dem Phänomen sei eine größere gesellschaftspolitische Debatte verbunden. Denn es gehe um die Frage, welche Tätigkeiten bezahlt werden sollen und welche nicht. Es könne nicht einfach der Satz gelten „Wo gearbeitet wird, soll bezahlt werden“. Das sei kaum realisierbar, denn insbesondere bei Haushaltsleistungen wie Pflege, Einkauf, Kinderbetreuung etc. fehle oftmals das Bewusstsein, dass diese entlohnt werden müssten.

Flüchtlinge im Quartier Eine Session von Gabi Klein, Kölner Freiwilligenagentur Die Kölner Freiwilligenagentur vernetzt Willkommensinitiativen für Flüchtlinge und bietet Fortbildungen an. Die lokalen Initiativen lernen voneinander und können von Anfang an Angebote aufsetzen, die die Bedarfe treffen. Mehr als 30 Willkommensinitiativen gibt es bereits in Köln. Sie sind mitunter sehr unterschiedlich organisiert, arbeiten mit verschiedenen Konzepten, wurden aber meist von Bürgern vor Ort ins Leben gerufen. Einen Überblick gibt die Plattform: http://wiku-koeln.de/. Die Kölner Freiwilligenagentur setzt sich dafür ein, dass die Initiativen voneinander lernen und das Rad nicht immer wieder neu erfinden und organisiert beispielsweise Vernetzungstreffen sowie Fortbildungen. Die Stadt Köln fördert die Arbeit der Freiwilligenagentur in diesem Bereich. Mit dem Flüchtlingsrat arbeitet sie eng zusammen. Die Teilnehmer der Session kamen aus unterschiedlichen Organisationen: darunter aus einer katholische Kirchengemeinde, die Deutschkurse und Begegnungsnachmittage organisiert, vom Bürgerzentrum Finkenberg, das noch am Anfang seiner Arbeit mit Flüchtlingen steht, von der Emmaus Gemeinschaft, die unter anderem ein Secondhandkaufhaus betreibt, das viele Flüchtlinge besuchen, von der Stadt Köln und vom Bürgerzentrum Deutz. Dessen Leiter fasste die Motivation für die Arbeit mit Flüchtlingen so zusammen: „Soll eine Flüchtlingsunterkunft in die Nachbarschaft integriert werden, muss es zu einem Stadtteilprojekt werden. Wir können das nicht den Sozialpädagogen und dem Wachschutz überlassen.“ Die Fragen, die die Initiativen in ihrer Arbeit am meisten umtreiben, waren: Wie nehmen wir Kontakt zu Flüchtlingen auf? Was, wenn Flüchtlinge nur vorübergehend da sind? Wie öffnet man die Strukturen etwa von Vereinen? Wie gelingt der Kontakt auf Augenhöhe, wie können die Potenziale von Flüchtlingen stärker in den Vordergrund gerückt werden? Gabi Klein, die bei der Kölner Freiwilligenagentur Ansprechpartnerin für das Thema Flüchtlinge und Willkommenskultur ist, empfiehlt, die Heimleiter und Ehrenamtskoordinatoren anzusprechen, wenn eine Initiative den Kontakt zu Flüchtlingen sucht. Diese geben auch eine Einschätzung, welche Bedarfe besonders dringend sind. Tobias Kempf vom Bürgerzentrum Deutz hat die Erfahrung gemacht, dass die Einbettung der Willkommensinitiative in den Stadtteil entscheidend für die erfolgreiche Arbeit ist. Eine umfangreiche Vernetzung mit den Schulen vor Ort bietet beispielsweise die Möglichkeit, Patenprojekte in den Seiteneinsteigerklassen zu etablieren oder ein Lerncafé. Jemand anderes wusste, dass in Weiden Flüchtlinge persönlich in der Unterkunft besucht und begrüßt würden. Sie erhielten dann ein Willkommenspaket etwa mit Stadt- und Fahrplänen, in denen die wichtigsten Wege markiert sind. Prinzipiell gelte es: Vorab fragen, woran Bedarf besteht, und nicht darauf vertrauen, dass man dies schon selber wisse.

Die Kölner Freiwilligenagentur hat ein eigenes Mentorenprojekt aufgesetzt. Die Mentoren begleiten eine Flüchtlingsfamilie dann über ein halbes Jahr und helfen bei den vielen Fragen, die sich etwa rund um die Themen Schule, Gesundheit, Aufenthaltsstatus etc. drehen. Zusätzlich qualifiziert die Freiwilligenagentur auch Kölner, die ein eigenes Mentorenprojekte starten wollen. Eine andere Initiative, die vor allem Mitglieder der Syrien-Hilfe repräsentiert, beginnen gerade, die Unterstützung von Flüchtlingen in Form von Service-Learning an der Universität Köln zu etablieren. Teilnehmer aus der Session teilten zusätzlich die Erfahrung, dass es häufiger – und zum Teil auch unter den Engagierten – zu einer Einteilung in „gute Flüchtlinge“ wie gut gebildete Syrer und „schlechte Flüchtlinge“ wie Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien komme. Die Freiwilligenagentur versucht an dieser Stelle gegenzusteuern und aufzuklären. Fortbildungen, Fördertipps oder das „ABC der Willkommenskultur“ finden sich unter: http://www.koeln-freiwillig.de/forum-fuer-willkommenskultur

Bürgerschaftliches Engagement in der Versorgung von Menschen mit Demenz Eine Session von Corinna Goos, Kölner Freiwilligenagentur, und Nadine Müller, ASB Köln Geschätzte 31.000 Einwohner Kölns leiden an Demenz. Die meisten von ihnen leben Zuhause. Um pflegende Angehörige zu entlasten und den Betroffenen Abwechselung zu bieten, gründeten die Kölner Freiwilligenagentur und der ASB Köln den Besuchdienst DUO. Duo steht für „Entlastung von Familien mit Demenzerkrankten“. Der Besuchsdienst wurde 2007 von der Kölner Freiwilligenagentur zusammen mit dem ASB Köln gegründet. Freiwillig Engagierte entlasten Angehörige, die Demenzerkrankte Zuhause pflegen, indem sie zum Erzählen und Zuhören vorbeikommen, zum Spielen, Spazierengehen, Musik Machen oder, oder, oder. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass etwa 31.000 demenziell Erkrankte in Köln leben (die Zahl wird sich bis 2050 verdoppeln) – davon 2/3 Zuhause. Pflegende Angehörige seien einer Dauerbelastung ausgesetzt und litten häufig unter depressiven Phasen. Daher sei es das Ziel von DUO, die Lebensqualität sowohl der Betroffenen als auch der Angehörigen zu steigern und deren Vereinsamung entgegenzuwirken. Corinna Goos erklärte, dass es auch Ziel des Projekts sei, dass Demenz-Patienten möglichst lange in der eigenen Wohnung bleiben können. Derzeit sind über 100 Freiwillige in dem Projekt engagiert und leisten im Jahr weit mehr als 11.500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit in 115 Familien. Unter den Freiwilligen sind Abiturienten ebenso wie Rentner sowie die unterschiedlichsten Berufsgruppe vertreten. Bevor sie mit den Besuchen starten, erhalten sie einen Qualifizierungskurs von 36 Stunden. Die Organisatoren sind dabei um Kontinuität bemüht. Das heißt, dass die Paten mindestens ein Jahr lang ihre wöchentlichen Besuche durchführen sollen. Etliche der Freiwilligen sind bereits seit dem Start des Projekts 2007 mit dabei. Aus dem Kreis der Teilnehmenden kam die Frage, ob der Anteil von Männer bei den Freiwilligen hier ebenfalls so gering wie in vielen anderen Besuchsprojekten ausfiele. Tatsächlich seien es 20 Prozent Männer, die sich bei DUO engagieren. Mehr Männer zu gewinnen, sei eine der aktuellen Herausforderungen. Ein anderer Teilnehmer merkte an, dass in der Öffentlichkeit ein schräges Bild von Demenzkranken herrsche. Es gäbe durchaus Betroffene, die ihr Leben sehr selbstständig meistern und aktiv am Leben teilnehmen würden. Berichtet wurde auch von einer Qualifikation zum „Senioren-Coach“. Diese betreuten beispielsweise im hessischen Main-Kinzig-Kreis Demenz-Erkrankte tageweise Zuhause – regelmäßig oder wenn Not am Mann ist. Corinna Goos und Nadine Müller verwiesen noch auf das Projekt „Lokale Allianz für Menschen mit Demenz“ in Köln-Zollstock. Dort werde versucht, ganz unterschiedliche Akteure einzubinden. Dies könnten Bank-Mitarbeiter sein, denen vielleicht auffällt, dass ein älterer Mensch immer und immer wieder versucht, Geld abzuheben, aber keine Bank-Karte besitzt. Wie kann man ins Gespräch kommen, herausfinden, ob jemand Unterstützung braucht? Möglich sind auch Schulungen für Polizisten, die regelmäßig mit orientierungslosen Menschen zu tun haben.

Nadine Müller vom ASB Köln berichtete zum Schluss von Plänen, ein Demenznetz für Menschen mit Migrationsgeschichte zu initiieren. Diese Gruppe fände bislang nicht viel Beachtung und es klaffe hier eine extrem große Versorgungslücke. Sehr wenige Tagespflege- oder Besuchsdienste arbeiteten derzeit kultursensibel. Schon jetzt gäbe es einen riesigen Bedarf, von dem niemand weiß, wie er gedeckt werden soll. http://www.koeln-freiwillig.de/duo

Neues Wohnen im Alter: Partizipation und Beteiligung im Quartier Eine Session von Brunni Beth und Aurelia Vietzen, Neues Wohnen im Alter Der Verein Neues Wohnen im Alter aus Chorweiler hat sich zum Ziel gesetzt, dass Ältere so lange wie möglich selbstbestimmt im Quartier leben können. Ausgehend von der Erfahrung, dass viele dieser Menschen nicht von sich aus aktiv werden, stellen sich die Macher die Frage, wie man sie am besten erreichen kann. Das Projekt hat eine aufsuchende Methode gewählt, um in Erfahrung zu bringen, was die Bewohner des Quartiers für ein selbstbestimmtes Leben brauchen. Die Analyse wurde im Rahmen einer Befragung durchgeführt, in denen die Quartiersmanagerin die Menschen Zuhause besucht und befragt hat. Dadurch wurde es der Quartiersmanagerin nicht nur möglich, Beziehungen zu den Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers aufzubauen – eine essenziell wichtige Voraussetzung für ihre Arbeit im Quartier –, sondern auch, sich einen Eindruck von der Lage vor Ort zu verschaffen. Schließlich gibt es Menschen, die sich nicht bewusst sind, dass sie Hilfe benötigen. Hier kann der eigene Eindruck oder ein Hinweis von Nachbarn sehr hilfreich sein. Allerdings hänge das Gelingen einer solchen Umfrage davon ab, ob die Bewohnerinnen und Bewohner überhaupt die Bereitschaft haben mitzumachen. Deshalb sei es im Vorfeld notwendig, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Dabei sei es besonders wichtig, Authentizität zu vermitteln: zum Beispiel, indem die Informationsbriefe im Vorfeld auch ein Foto der Quartiersmanagerin enthalten. Zusätzlich könne man dem Schreiben einen Mehrwert geben, wenn es Informationen über Vereine und andere Anlaufstellen vor Ort bereistellt. Zudem seien Methodenkenntnisse wichtig, um eine solche Befragung durchführen zu können. Auch wenn es nicht im engeren Sinn um eine wissenschaftlich belastbare Erhebung gehe, müsse man sich klar machen, was man mit der Befragung wolle. Ziel einer solchen Befragung sei es vor allem, sich einen Eindruck zu verschaffen und die Bewohnerinnen und Bewohner zu sensibilisieren. Partner vor Ort Einige im Quartier ansässige Akteure spielten eine besondere Rolle. Schlüsselpersonen wie Bäcker, Friseure oder auch Ärzte hätten im Quartier die Rolle von Brückenbauern. Sie hätten persönlichen Kontakt zu vielen Bewohnern und könnten einen wichtigen Beitrag zur Vertrauensbildung leisten. Sie seien außerdem sehr gut geeignet, um Informationen zu verbreiten. Denn nicht selten sei es so, dass Angebote im Quartier bestünden, diese aber bei den Bewohnern nicht bekannt seien. Aber auch die Wohnungsunternehmen sollte man in den Fokus nehmen. So konnten beispielsweise Mieterversammlungen als „Öffner“ genutzt werden, sowohl um Zugang zu den Bewohnern zu finden als auch um die Ergebnisse der Umfrage zu verbreiten. Da immer mehr Wohnungsunternehmen auf die Bedürfnisse der Mieter eingingen, sei es durchaus vielversprechend, diese als Partner zu gewinnen. Forderung nach besseren Rahmenbedingungen Das alles seien umfassende Aufgaben, die kaum allein durch freiwillig Aktive erledigt werden könnten. Und nicht zuletzt hänge der Erfolg vom Engagement des Quartiersmanagers vor Ort ab. Auch wenn es das Ziel sei, eine selbsttragende Struktur im Quartier zu schaffen: Ohne hauptamtliche

Quartiersmanager sei dies wohl kaum zu erreichen. Nur durch diese könnten die verschiedenen Netzwerke zusammengebracht werden. Wie die Finanzierung dieser hauptamtlichen Stellen abgesichert werde, wäre noch einmal gesondert zu überlegen. Zwar sei eine institutionelle Förderung wünschenswert. Allerdings müsse man sich angesichts weiterer bestehender Pflichtaufgaben der Kommunen Alternativen überlegen. So könnten z. B. durch die Gründung von Genossenschaften finanzielle Mittel aufgebracht und zur Verfügung gestellt werden. Aber es wäre auch zu überlegen, inwieweit Quartiersarbeit über die Pflegekassen finanziert werden könne. Denn auch wenn Quartiersarbeit die klassische stationäre Pflege nicht in allen Fällen ersetzen könne: Sie stelle eine wichtige Ergänzung dar. Grundsätzlich dürfe jedenfalls bei der vielen praktischen Arbeit, die vor Ort geleistet werde, nicht vergessen werden, auch politische Forderungen zu formulieren. http://www.nwia.de

Bürgerzentrum Deutz – den Stadtteil gestalten Eine Session von Tobias Kempf, Bürgerzentrum Deutz Wie können Bürgerinnen und Bürger ihren Stadtteil selbst gestalten? Tobias Kempf erklärte, welche Rolle Bürgerzentren für eine aktive Bürgerschaft spielen können und wie sie die Rolle als Vernetzer übernehmen können. Ausgangspunkt der Session war die Frage, welche Faktoren notwendig sind, um einen Stadtteil aktiv zu gestalten. Tobias Kempf, Leiter des Bürgerzentrums Deutz, ist überzeugt, dass vor allem motivierte Bürgerinnen und Bürger notwendig seien, die ihren Stadtteil gestalten und nicht nur bewohnen wollen. Es müsse also darum gehen, diesen Gestaltungswillen zu fördern. Dabei stelle sich die Frage, wie genau die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden können. Nach Kempfs Erfahrung hätten sich dabei Bürgerbefragungen als gutes Instrument erwiesen. Dadurch könne nicht nur in Erfahrung gebracht werden, welche Wünsche die Bürgerinnen und Bürger haben. Es diene auch der Vertrauensbildung. Denn Vertrauen sei für die Arbeit im Stadtteil eine unerlässliche Voraussetzung. Fremde Akteure, selbst wenn sie gute Arbeit leisteten, könnten mitunter als Fremdkörper wahrgenommen werden und Skepsis bei den Anwohnerinnen und Anwohnern auslösen. Nur wenn Vertrauen bestünde, würden Initiativen auch akzeptiert. Und erst wenn sich ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen den Akteuren entwickelt habe, schlössen sie sich zusammen, um ein Thema gemeinsam anzugehen. Vertrauensvolle, belastbare Netzwerke hätten zudem einen weiteren Vorteil: Sie hätten mehr Gewicht gegenüber den politischen Entscheidungsträgern, die bei der Gestaltung des Stadtteils ebenfalls eine wichtige Rolle spielten. Und ohne starke Interessengruppen, die Ideen und Expertise einbrächten, sei Kommunalpolitik kaum noch möglich. Wichtig sei aber auch eine gute Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Akteuren. Es müsse gut koordiniert werden, wer welche Aufgaben übernimmt. Es müsse klar sein, wofür die Schule, wofür der Verein und wofür einzelne Initiativen zuständig seien. So lasse sich Konkurrenz, z. B. um die gleichen Zielgruppen, vermeiden. Und nicht zuletzt müssten Räume für Begegnungen geschaffen werden. Dabei sei es am besten, mit einer Sache zu beginnen, wie z. B. einer Weihnachtsfeier, einem Familienflohmarkt oder Ähnlichem. Wenn das Erfolg habe, ziehe es quasi von alleine immer mehr Menschen aus dem Stadtteil an. Diese Aufgaben, Beteiligung durch Befragungen, Vertrauensbildung und Koordination des Netzwerks im Stadtteil, müssten jedoch organisiert werden. Und hier komme den Bürgerzentren eine wichtige Rolle zu. Gute Rahmenbedingungen Darüber hinaus seien für eine aktive Bürgerschaft bestimmte Rahmenbedingungen von Bedeutung. So sei es z. B. ein Vorteil, dass den Kölner Stadtteilen wieder mehr Kompetenzen bei der Gestaltung gegeben wurden und nicht nur zentral gesteuert werde. Das habe nicht zur Folge, dass es keinen Austausch zwischen den Stadtteilen gäbe. Man lerne durchaus voneinander. So habe etwa der Stadtteil Sülz den „Tag des guten Lebens“ aufgegriffen, der in Ehrenfeld entwickelt wurde.

Voraussetzung dafür ist es jedoch, dass ein funktionierendes Austauschforum existiere. Das sei mit dem VHS-Forum in Köln gegeben. Und nicht zuletzt sei auch die Bewohnerstruktur eines Stadtteils von Bedeutung. So seien in der Kölner Altstadt, wo sich sowohl die Wohlhabenden als auch die Armen gewissermaßen versteckten, kaum aktive Bürgerinnen und Bürger zu finden. http://www.buergerzentrum-deutz.de/

Theaterprojekt über Flucht und Vertreibung Eine Session von Ulrike Kundt, MukuTaThe e.V. Ulrike Kundt betreibt gemeinsam mit Joachim Stern ein mobiles Puppentheater. Außerdem ist sie bei MuKuTaThe aktiv. Das heißt so viel wie Musik, Kunst, Tanz und Theater und verbindet unterschiedliche Kunstsparten miteinander. Auf dem Barcamp „Älter-Bunter-Kölner“ fand ein spontanes Brainstorming statt, wie man ein Theaterstück mit Flüchtlingen auf die Beine stellen kann. Ulrike Kundt möchte das Theaterstück ehrenamtlich begleiten. Wichtig ist ihr, dass geflüchtete Personen jeden Alters involviert werden. So könnten alle voneinander lernen und über die Theaterarbeit zusammenkommen. Während dieses Prozesses soll das Theaterstück von allen Beteiligten mitentwickelt werden - ohne eine Vorlage im klassischen Sinne. So seien die Entwicklung der Geschichte und die sich anschließenden Proben das eigentlich Wichtige, der Auftritt dann letztendlich ein abschließendes Highlight. Der entscheidende Ansatz sei dabei, dass die Themen Vertreibung und Flucht umfassend gedacht würden. So ziele das Projekt nicht nur auf jene Flüchtlinge, die mit ihren Versuchen nach Europa zu gelangen, die Schlagzeilen füllen, sondern vielmehr auf alle Menschen, die selbst oder in ihrer Familiengeschichte eine Fluchtsituation erlebt haben oder von unfreiwilliger Migration betroffen waren. Als Beispiele wurden neben den afroamerikanischen Nachfahren der ehemaligen Sklaven in Amerika gleichermaßen all jene genannt, die Teil der Hugenottenvertreibung waren. Flucht und Vertreibung seien historisch keine neuen Themen und hätten vielfältige Ausprägungen. Der Umgang damit fordere neue Ansätze. Das Theaterstück solle dazu beitragen, das Ankommen im Sinne einer Willkommenskultur zu erleichtern – egal, ob die Teilnehmenden erst seit Kurzem in Deutschland zu Hause sind oder seit Generationen. Besonders in Köln sei es nicht leicht, wirklich anzukommen. Dort gelte man auch noch nach 35 Jahren als beispielsweise die Schlesierin, was viele der Teilnehmenden der Gesprächsrunde bestätigen konnten. Während der Session wurden Ideen gesammelt, andere erfolgreiche Projekte beschrieben und erste Kooperationen im Raum Köln verabredet:  Eine Crowdfunding-Kampagne kann zur Finanzierung des Projekts beitragen.  Puppentheater aus anderen Kulturen werden eingebunden, verschiedene Spielarten aus den Herkunftskulturen der Teilnehmenden in das Stück integriert.  Auftrittsregionen und Theaterfestivals außerhalb Kölns sollten berücksichtigt werden.  Öffentliche Aufrufe sollen Teilnahme mobilisieren.  Engagierte Personen aus der Kölner Theaterszene könnten für das Projekt werben.  Das Stück mobil aufführbar konzipieren, so können unterschiedliche Stadtviertel „bespielt“ werden – vielleicht sogar mit unterschiedlichen Teams oder Aktionsgruppen.  Denkbar ist eine Kooperation mit der Wohnungsbaugesellschaft GAG mit 42.000 Wohnungen, die konkret mit den Flüchtlingen zu tun haben.  Ist eine Kooperation mit dem Hotel Mado möglich? Dort wohnen viele Flüchtlinge, und es laufen Aktionen. Schließlich wurde über den Zeitrahmen eines solch aufwendigen Projekts gesprochen. Ulrike Kundt sah perspektivisch die Möglichkeit, im nächsten Jahr richtig zu starten. Andere vertraten den

Standpunkt, dass eigentlich sofort anfangen werden müsse, um die Flüchtlinge einzubinden, wenn sie ankommen. Interessenten, die sich an dem Projekt beteiligen wollen, sind eingeladen, mit Ulrike Kundt in Kontakt zu treten und diese Ideen weiterzutragen. http://www.mukutathe-werkstatt.de/

Vernetzen, verbinden, gestalten Eine Session von Mareike Walbröl, Ehrenamtskoordinatorin in Bonn Beim Barcamp in Köln stellte Mareike Walbröl zunächst die Initiative „Mitten im Leben“ vor. Das Projekt der Bürgerstiftung Rheinviertel hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Zielgruppe der Generation 50plus anzusprechen. Es geht in erster Linie um nachbarschaftliche Unterstützung. Mittlerweile engagieren sich acht Personen im Kernteam ehrenamtlich für die Initiative „Mitten im Leben“. Mareike Walbröl begleitet sie hauptamtlich, übernimmt dabei aber eher organisatorische Aufgaben. Die Verantwortung liegt bei den übrigen Mitgliedern. „Verantwortungszwillinge“ – für alle Seiten ein Gewinn Das Konzept der „Verantwortungszwillinge“ bedeutet, dass innerhalb der Gruppe verschiedene Themen jeweils von zwei Personen geleitet und organisiert werden. So bricht mit dem Ausfall einer Person nicht die ganze Aktivität weg. Auch die Engagierten nehmen diese geteilte Verantwortung als positiv wahr. Das Wissen bleibt erhalten und wird durch die unterschiedlichen Teams weitergegeben. So finden regelmäßige Treffen im Stadtviertel statt: z. B. ein Stammtisch, eine Computersprechstunde, Kochabende oder eine Nachbarschaftsbörse. Zwei offene Fragen: Wachstum und Hochaltrige im Engagement Innerhalb der Initiative gibt es viel Raum für das „neue Ehrenamt“. Es geht dabei genauso um eine soziale Vernetzung wie eine sinnvolle Tätigkeit. Die Initiative sei mittlerweile bekannt im Viertel, und es kommen regelmäßig Anwohnerinnen und Anwohner zu den diversen Veranstaltungen. Auch im Kern-Team engagierten sich immer mehr Menschen. Die Initiative sei an dem Punkt, wo sich die Aktiven fragen: „Wie wollen wir weiter wachsen? Und inwiefern wollen/sollen wir das steuern?“ Eine weitere Frage, die Mareike Walbröl zur Diskussion stellte, lenkte den Blick auf den Umgang mit hochaltrigen Engagierten und deren Familien. So kenne die Ehrenamtskoordinatorin Personen, die gerne etwas Sinnstiftendes machen möchten, zum Beispiel einer Aufgabe als „Leih-Oma“ nachgehen, aber die eigenen Kinder oder Enkeln lehnten das ab. Die oft nicht vor Ort lebenden Angehörigen erwiesen sich als Bedenkenträger und schränkten so vorhandene Möglichkeiten ein. Die potenziell engagierten älteren Menschen fänden sich in einem Spannungsfeld von Teilhabe und Vereinsamung wieder. Diskussionsrunde Die zuletzt genannte Fragestellung wurde sogleich aufgegriffen. So wurde vorgeschlagen, Gesprächsmöglichkeit für Kinder und Eltern anzubieten, sodass Bedenken aufgebrochen würden. Eine Ehrenamtskoordinatorin könnte hier eine Mittlerfunktion einnehmen. Dennoch beschrieb Mareike Walbröl, dass sie in der Praxis oft auf Ängste von älteren Menschen trifft und schlecht in die familiären Vorstellungen und Ansichten eingreifen könne und wolle. Außerdem wurde wiederholt bekräftigt, dass eine Unterteilung in Hochaltrige und 50plus nicht sinnvoll sei und sich auf diese Weise leicht Menschen, z. B. von einer Mitwirkung im Kern-Team ausgeschlossen fühlen könnten. So empfand das auch eine Vertreterin der Kölner Freiwilligenagentur, die selbst ein Projekt mit der Zielgruppe 55plus initiiert hat. Sie habe schnell festgestellt, dass das Label eher stört und schlägt vor, die eigenen Vorstellungen zu hinterfragen. In

so einer Initiative müsse erst einmal ein Konzept besprochen und gemeinsam überarbeitet bzw. neu entwickelt werden. Zum Wachstumsaspekt der Initiative fügte Mareike Walbröl hinzu, dass es in Bad Godesberg besonders gut durch die kirchliche Prägung funktioniere und viele Menschen über Ankündigungen von Veranstaltungen erreicht werden (E-Mail, Schaukästen oder andere öffentliche Werbung). Um das Wachstum der Initiative zu fördern, so ein Vorschlag während der Diskussion, könnten Aufgaben der Hauptamtlichen auf mehrere Schultern verteilt werden, um das Vertrauen auszubauen und damit zu wachsen. Am Beispiel der Kölner Seniorennetzwerke werde gezeigt, dass es auch gut über ein Kern-Team laufen kann, dem wiederum viele persönliche Netzwerke und Beziehungen in der Nachbarschaft angegliedert sind. Generell empfiehle sich, das Wachstumsthema aktiv mit der bestehende Gruppe zu thematisieren und gemeinsam einen Weg zu finden. Dadurch fühle sich niemand ausgeschlossen. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass der harte Kern nicht übermäßig wachse, sodass die bestehenden engen Beziehungen nicht gefährdet werden. So käme das Wachstum wirklich von der Basis und den Interessierten in der Nachbarschaft. http://www.buergerstiftung-rheinviertel.de/projekte/initiative-mitten-im-leben.html

Zusammenleben im Quartier. Ein Erfahrungsaustausch von Gemeinschaftsprojekten Eine Session von Pascale Does, Emmaus e. V. Köln Viele Projekte im Bereich der sorgenden Gemeinschaften engagieren sich im Quartier. Pascale Does vom Emmaus e. V. Köln lud zu einem Erfahrungsaustausch unter Nachbarschaftsprojekten ein. Der Verein Emmaus Gemeinschaft in Köln betreibt ein Gemeinschaftsprojekt, das fest im Stadtteil verankert ist. Im Haus der Emmaus Gemeinschaft leben und arbeiten Menschen unterschiedlicher Generationen und Kulturen gemeinsam. Wichtig ist die Beteiligung aller. Der Verein betreibt einen gemeinnützigen Second-Hand-Markt, Wohnungsauflösungen und Entrümpelungen werden übernommen, Transporte organisiert, Gebrauchtwaren sortiert und für den Verkauf aufbereitet. Der Verein ist seit 55 Jahren in Köln ansässig. Heute sind allerdings nicht viele Ur-Kölner beteiligt, sondern mehr Menschen, die aus anderen Städten oder aus anderen Ländern kommen – so wie Pascale Does, die mit ihrem Mann von Paris nach Köln zog. Als einen wesentlichen Ansatz des Gemeinschaftsprojekts nennt Pascale Does die Entschleunigung, die durch das gemeinschaftliche Organisieren von Leben und Arbeiten entstehe. Die Mitglieder hätten die Möglichkeit, sich dem gesellschaftlichen Leistungsdruck zu entziehen, da sich das Projekt selbst trage. Für die Session warf Pascale Does einige Fragen auf, die Gemeinschaftsprojekte betreffen: Das Motto des Barcamps aufgreifend fragte sie: „Älter-Bunter-Kölner? Sind wir das?“ und wollte auf diese Weise erfahren, wie in den Stadtteilen Veränderungen erlebt werden. Außerdem fragte sie danach, was Stadtteilarbeit heißen kann und wie ein gutes Leben im Stadtteil aussehen könnte. Eine Teilnehmerin der Session berichtete daraufhin von ihrer Arbeit und inwiefern sie dort eine Veränderung in Richtung „älter und bunter“ erlebe. Sie ist als Ehrenamtlichen-Managerin bei der evangelischen Kirche in Bergisch Gladbach tätig. Sie koordiniert dort mehrere hundert Engagierte. Ihrer Erfahrung nach wollen sich die Leute nach dem Eintritt ins Rentenalter erst mal ein wenig ausruhen. Aber nach dieser Phase würden sich sehr viele von ihnen sozial engagieren, oft bis ins hohe Alter hinein. Sie erlebe allerdings, dass manche Kooperationspartner keine Ehrenamtlichen über 75 Jahren beschäftigen wollten. Hier gebe es noch sehr viele Vorbehalte und Vorurteile. Weiter berichtete sie, dass ein hoher Prozentsatz (20-25 Prozent) der Ehrenamtlichen einen Migrationshintergrund habe. Auch deren besonderen Erfahrungen und Qualifikationen würden noch nicht ausreichend berücksichtigt. Insofern konnte sie durchaus eine Veränderung hin zu einer größeren Vielfalt an Alter und Kulturen beobachten. Die Kirche könne lebendiger werden durch ein Ehrenamts-Management, das Vielfalt fördert. Mehrere Teilnehmende äußerten sich zum Thema Buntheit. Einer von ihnen betonte, bunt könne man nicht alleine sein. Bunt bedeute vielmehr, die anderen Farben kennenzulernen. Übertragen heiße das, bei einer pluralistischen Herkunft gemeinsame Werte zu leben, zum Beispiel etwas für andere zu tun. Grundlage dafür sei eine gegenseitige Wertschätzung. Der Austausch über unterschiedliche Haltungen und Werte innerhalb von Projekten wurde von mehreren Teilnehmenden an der Session als bereichernd beschrieben. Bei Emmaus gäbe es viele verschiedene Vorstellungen und Haltungen, bedingt durch die sehr unterschiedlichen Lebenswege und –hintergründe der Beteiligten. Diese könnten aber nebeneinander stehen bleiben, was als große Stärke des Projekts angesehen wird.

Im Altentheater Köln gibt es ähnliche Erfahrungen, wie eine Teilnehmerin erzählte. Bei den Schauspielerinnen und Schauspielern gäbe es eine große Vielfalt an verschiedenen Kulturen, Lebensaltern und Ansichten. Dies führe zu vielen, teils heftigen Diskussionen. Der Spagat zwischen all diesen Haltungen gelänge aber durch das gemeinsame Projekt. Hier bewähre sich das Theaterspielen, das auch eine gewisse Narrenfreiheit und damit Offenheit für differente Sichtweisen mit sich bringe. Entscheidend sei auch der Auftritt auf der Bühne. Denn das Auftreten bedeute, durch das Publikum in seiner Vielfalt akzeptiert zu werden. Im Auftreten kämen alle wieder zusammen und würden so angenommen, wie sie sind. Auch ein Teilnehmer, der an der Akademie 50plus beteiligt ist, berichtete von der Unterschiedlichkeit der Besucherinnen und Besucher. Er organisiert in diesem Projekt einen philosophischen Austausch zu ganz verschiedenen Themen. Daran nähmen sowohl religiöse als auch atheistische Menschen teil. Das Besondere sei, dass sich intensiv über die Standpunkte auseinandergesetzt werde. Und das werde als sehr bereichernd erlebt. Auch eine weitere Mitarbeiterin der Emmaus-Gemeinschaft berichtete vom Umgang mit den verschiedenen Interessen und Ansichten innerhalb der Gemeinschaft. Wertvoll für das Gelingen sei hier das gemeinsame Arbeiten, das ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl bringe – jenseits aller Differenzen. Zum Thema des kulturellen Austauschs brachte Pascale Does ein, dass sie bei Emmaus erlebe, wie der Kontakt mit Menschen unterschiedlicher Kulturen dazu beitrage, dass sie eigene Ansichten und Vorurteile revidiere. So habe sie sehr erstaunt reagiert, als sich einige syrische Männer bei ihr gemeldet hätten, die als Engagement spülen wollten. Hier sei ihr bisheriges Bild durcheinandergebracht und revidiert worden. Als eine weitere Entwicklung der Arbeit in Gemeinschaftsprojekten wurden die Veränderungen im Umgang mit Alter angesprochen. Es gäbe eine neue Selbstständigkeit im Alter, die allerdings zwei Seiten habe. Neben einer größeren Unabhängigkeit und Freiheit könne ein selbstständiges Altern eventuell auch bedeuten, dass man alleine gelassen werde, weil man etwa weniger Betreuung von außen wünsche. Viele Teilnehmende der Session berichteten, dass sie ältere Menschen oft als überraschend vital erlebten. Diese Energie würden sie auch abgeben und so anderen Kraft spenden. Bei Emmaus seien viele verschiedene Generationen vertreten, da in der Gruppe alle Altersschichten von 4 bis 85 Jahren vertreten seien. Der These der Sessiongeberin, Alte engagierten sich, Junge sind schon ausgepowert“ wurde von einer Teilnehmerin widersprochen. Ihre Erfahrung aus Immobilienprojekten der Montag Stiftung sei, dass es eine sehr breite Spanne bei den Ehrenamtlichen gäbe und sich viele junge Leute engagierten. Ein Manko sah sie eher in der multikulturellen Dimension. Bei ihnen gäbe es wenige Menschen mit Migrationshintergrund, die sich engagierten. Der Ansatz der Montag Stiftung zum Thema Nachbarschaft nenne sich „Immovielien“ (Immobilien von Vielen für Viele) und folge der Idee, dem Stadtteil etwas zurückzugeben. Die Stiftung unterstütze Initiativen dabei, ihre Ideen zu realisieren. Diese Möglichkeit verbreite sich über Mund-zu-Mund-Propaganda. Pascale Does schloss die Session mit einem Zitat: „Wenn du etwas verändern willst, dann fang zuerst bei dir an, dann in deinem Haus, in deinem Stadtteil, in deiner Stadt.“ http://emmaus-koeln.de/

Gemeinsames Wirken durch Förderung der intersektoralen Zusammenarbeit Eine Session von Christoph Zeckra, Generali Zukunftsfonds Wie kann eine Sektoren übergreifende Zusammenarbeit aussehen? Christoph Zeckra legte in seiner Session den Fokus auf gemeinsames Wirken als Erfolgsfaktor für das Modell sorgende Gemeinschaft. Der Umgang mit dem Alter sei aktuell vor allem von Angst geprägt, führte Christoph Zeckra in die Session ein: der Angst davor, ein Pflegefall zu werden oder der Angst vor Demenz. Hintergrund seien der demografische Wandel hin zu einer älteren Gesellschaft und die Veränderungen in familiären und sozialen Gefügen. Hier setze das Modell der sorgenden Gemeinschaft an, in der eine gegenseitige und gemeinschaftliche Verantwortungsübernahme stattfände. Christoph Zeckra warf die Frage auf, ob die Zukunft guten sorgenden Gemeinschaften gehöre. Bestandteil dieses Modells sei eine Vernetzung von Engagement, Staat, Freunden und Familie und damit ein gemeinsames Wirken von Haupt- und Ehrenamtlichen, Nachbarn, Angehörigen und Freunden. Bisher gäbe es in diesem Feld nur kleinteilige Lösungen. Um hier umfassendere Ansätze zu entwickeln, sei eine gute Zusammenarbeit zwischen den Sektoren Zivilgesellschaft, Politik und Unternehmen wichtig. Hier versuche Generali als Unternehmen ein funktionierendes Modell zu finden. Der Generali Zukunftsfonds verstehe sich dabei als Vernetzer, Grenzgänger und Brückenbauer. Das Modell des gemeinsamen, intersektoralen Wirkens wollte Christoph Zeckra in der Session zur Diskussion stellen. Er bat um eine kritische Betrachtung und das Beantworten der Frage, ob sich der Ansatz sinnvoll nutzen lasse. So stellte Christoph Zeckra zunächst einige Grundzüge des Modells „Gemeinsames Wirken“ vor. Grundlage sei die Zielsetzung des Generali Zukunftsfonds in Bezug auf eine altersgerechte Gesellschaft. Er setze sich für eine Gesellschaft ein, die allen Menschen unabhängig von ihrem Alter ermöglicht: - ein selbst- und mitverantwortliches Leben zu führen, - in jeder Lebensphase ihr Potenzial zu entfalten, - sich wirksam in die Gesellschaft einzubringen. Dies baue auf gemeinsamen Werten auf, die durch die Gesellschaft gestärkt werden sollen: - Kultur der Mitverantwortung - Wertschätzung von Engagement - gesellschaftlicher Zusammenhalt und Stabilität - gemeinsames Handeln Hier zeige sich bei den Senioren, dass es ein starkes Bedürfnis gäbe sich einzubringen. Sie wollen teilhaben und nicht aus dem Leben „fallen“. Bedingt durch die steigende Lebenserwartung entstünde eine neue Gruppe der 60- bis 85-Jährigen, die noch sehr aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnähmen. Beide Phänomene verwiesen ein neues, noch nicht ausgeschöpftes Potenzial. Kern des Modells „Gemeinsames Wirken“ sei der Zusammenhalt, wie Christoph Zeckra betonte. Dafür sei es wichtig, miteinander statt übereinander zu reden. Der Effizienzgedanke müsse aufgehoben werden. Unternehmen und Zivilgesellschaft sollten sich aufeinander einlassen, auch wenn dies Zeitaufwand für beide Seiten bedeute. Für diese Zusammenarbeit seien Brückenbauer wichtig, genauso aber eine gegenseitige Offenheit. In der Förderung des Generali Zukunftsfonds bedeute das Eintreten für „Gemeinsames Wirken“ eine Priorisierung von Kooperationen, statt von Einzelprojekten. Leider arbeiteten viele Initiativen immer

noch parallel und grüben sich gegenseitig die Mittel ab. Dabei seien Kooperationen von essenzieller Bedeutung, insbesondere um komplexe Probleme anzugehen – wie den demografischen Wandel mit seinen vielen Dimensionen, die die Grafik illustriert:

Einige Punkte hob Christoph Zeckra besonders hervor. So werde das Thema „Beruf und Pflege“ in Unternehmen trotz wachsendem Bedarf stark vernachlässigt. Auch der Herausforderung älter werdender Belegschaften werde sich noch nicht ausreichend gestellt. Problematisch sei hier ein Altersbild, bei dem Alte als nicht innovativ und weniger belastbar gelten, auch wenn dies nicht belegbar sei. Hier fehle ein wertschätzender Umgang mit Alter. Nach diesem Problemaufriss zum Thema Alter und demografischer Wandel stellte Christoph Zeckra vor, wie Gemeinsames Wirken“ erreicht werden könne. Wichtig sei zunächst eine gemeinsame Zielsetzung, die Vision, Problemverständnis und Wertehaltung umfasse. Daraus abzuleiten seien die sich gegenseitig verstärkenden Aktivitäten. Aber auch die gemeinsame Darstellung von Ergebnissen und Wirkungen sei entscheidend. Auch wenn dieser Bereich in der Zivilgesellschaft nicht immer beliebt sei, sei die Erfolgsmessung ein wesentlicher Bestandteil einer gelungenen Kooperation. Ein weiterer Punkt sei die kontinuierliche Kommunikation miteinander. Hier sei es besonders wichtig, eine gemeinsame Sprache zu finden, damit keine Missverständnisse entstünden. Im Business- und im Nonprofit-Bereich gäbe es natürlich sehr unterschiedliche Sprechweisen und Begriffe, weshalb eine gemeinsame Verständigung über die Sprache notwendig sei. Als letzten Baustein des Modells „Gemeinsames Wirken“ nannte Christoph Zeckra eine gut ausgestattete Backbone-Organisation, also eine Geschäftsstelle zur Steuerung der gemeinsamen Aktivitäten. In der folgenden Diskussion wurde zunächst um eine Konkretisierung gebeten. Christoph Zeckra brachte daher als Beispiel für „Gemeinsames Wirken“ eine Kooperation der Stadt Köln, der Freiwilligenagentur, dem Verein Ceno (Centrum zur nachberuflichen Orientierung) und dem Generali Zukunftsfonds an. Ziel sei die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements Älterer. Im ersten Schritt habe hier eine Analyse und Strategieentwicklung stattgefunden. Zum Thema „Wie sieht es in Unternehmen mit der Förderung des Engagements Älterer aus?“ habe es eine Befragung von 150

Unternehmen gegeben. Als zweiter Schritt habe dann ein gemeinsamer Workshop stattgefunden, um das Thema zu vertiefen und sich anhand der Umfrage-Ergebnisse zu verständigen. In einem dritten Schritt habe schließlich ein Workshop für die konkrete Zielplanung stattgefunden. In der Session wurde die Frage gestellt, wie die Verankerung des Themas in den Unternehmenshierarchien erfolge. Hierauf antwortete Christoph Zeckra, dass ein gemeinsames Erarbeiten in Unternehmen mit allen Mitarbeitern notwendig sei. Daher werde an alle Mitarbeiter die Frage gestellt „Wie stelle ich mir die nächsten 30 Jahre vor?“. In puncto nachberufliches Engagement wurde die Schwierigkeit hervorgehoben, sich in der verdichteten Zeit des Berufslebens die Zeit zu nehmen, die Phase nach dem Berufsleben zu planen. Zur Frage des Engagements warf eine Sessionteilnehmerin ein, dass es in Köln über 200.000 Ehrenamtliche gäbe. Das Engagement sei also da, aber es müsse geguckt werden, wo genau es ist und wie dieses Potenzial für den demografischen Wandel genutzt werden könne. Da das Alter so stark mit Ängsten verbunden sei, fände eine Beschäftigung mit dem Thema kaum statt. Desweiteren wurde bemängelt, dass auch Visionen fehlten, wie die Nachbarschaft und das Viertel aussehen könnten, wenn Menschen alt sind. Ein Strang in der Diskussion drehte sich um das Verhältnis von individueller und staatlicher Verantwortung. Ein Sessionteilnehmer vertrat den Standpunkt, der Staat habe das Bewusstsein in der Bevölkerung dafür gestört, dass sich Menschen um sich selbst kümmern müssten. Dem widersprach eine andere Sessionteilnehmerin. Die Entwicklung sei vielmehr so, dass sich der Staat zunehmend aus der Verantwortung herausnähme. Nach diesen Beiträgen wurde die Intersektoralität wieder stärker zum Thema. Ein Sessionteilnehmer berichtete aus seiner Erfahrung aus der Verbandsgemeinde Daun, wo der sektorenübergreifende Ansatz bisher kaum umgesetzt werden konnte und nur bei sehr wenigen Unternehmen angekommen sei. Es sei schwierig, für diese neue Perspektive ein Bewusstsein zu schaffen. In der Session wurde dann die Frage gestellt, inwieweit Migrantenorganisationen bei der Vernetzung berücksichtig würden. Das Einbeziehen von Migranten habe bisher kaum stattgefunden, so der Tenor. Eine andere Sessionteilnehmerin berichtete daraufhin von einem Projekt zum Thema Demenz. Hierin solle eine Verknüpfung zum Thema Migration und zur Wissenschaft stattfinden. Es sei aber schwierig, Ansprechpartner zu finden. Als Beispiel für ein mögliches gemeinsames Wirken zu diesem Thema wurde angeregt, auf dem Runden Tisch zum Ehrenamt in Köln die Fragen aufzuwerfen „Wie sieht es aus mit Demenz? Mit Migration?“ Das Ziel müsse sein, von Leuchtturmprojekten wegzukommen. Christoph Zeckra berichtete, dass die Ideen für gemeinsames Wirken nicht immer kleinteilig sein müssten oder blieben. So sei der Generali Zukunftsfonds Teil einer Kooperation mit der Bundesregierung zum Thema „Engagierte Stadt“, die eine neue Form der Engagementförderung erreichen wolle. Auch habe der Bundespräsident in seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung „Dialog mit der Zeit“ Erkenntnisse des Generali Zukunftsfonds aufgegriffen. „Think big!“ könne also durchaus funktionieren. http://zukunftsfonds.generali-deutschland.de

Vision 2040: Wie motiviert die Stadt in Nachbarschaft, Familien und Individuen in Gemeinschaft zu investieren? Eine Session von Leonore Schedding, systemische Beraterin Unter dem Motto „Hier und jetzt an die Zukunft denken!“ lud die Beraterin Leonore Schedding zu einer Visionsentwicklung ein. Wie wünschen wir uns unseren Stadtteil, wenn wir alt sind? Wann sind wir selbst zum Ehrenamt bereit? Ausgehend von ihrer eigenen Situation nahm die selbstständige Beraterin Leonore Schedding einen Problemaufriss vor. „Wenn etwas passiert, verstehe ich es oft erst im Nachhinein“ – dieser häufig gemachten Erfahrung möchte sie durch eine Visionsentwicklung etwas entgegensetzen. Diese Vision verglich sie mit einem Leuchtturm, der einen Lichtstrahl ins Dunkel sendet und einen Weg weist. Die leitende Frage der Vision laute für sie: Wie möchte ich leben mit 85 Jahren? Daran schloss sie die Frage an: Wie kann das Leben ohne Familieneinbindung nach einem Arbeitsleben aussehen? Durch eine älter werdende Gesellschaft sei es vorauszusehen, dass das Rentenniveau sinken werde. Außerdem seien vermehrt altersbedingte Krankheiten zu erwarten. Daher sei es klar, dass man im Alter auf Hilfe von außen angewiesen sei. Nach ihrem Empfinden könne man erst etwas nehmen, wenn man zuvor gegeben habe. Hier sieht Leonore Schedding eine gesellschaftliche Haltung: Es falle uns grundsätzlich schwer zu nehmen. Gleichzeitig sei es auch schwer zu geben, ohne davon überfordert zu sein. Ein Baustein der Vision sei also, jetzt etwas zu geben – z. B. durch ein ehrenamtliches Engagement, um später im Alter nehmen zu können. Man müsse jedoch auch früh lernen, Hilfe anzunehmen und um Dinge zu bitten. Als weiteren Aspekt führte Leonore Schedding an, dass es ebenfalls wichtig sei zu lernen, alleine zu sein und alleine gut leben zu können. Ebenso von Bedeutung sei es aber, vor dem Alter Gemeinschaften aufzubauen. Man könne also die eigene Vision pro-aktiv in der Gemeinschaft anlegen. Um sich dem Thema zu nähern, wie die Stadt dazu beitragen kann, Gemeinschaft zu fördern, fragte Leonore Schedding die Sessionteilnehmer, welchen Stellenwert für sie das Leben in ihrem Stadtteil habe. Hierzu wurde in erster Linie genannt, Qualität im Stadtteil bedeute, dass Bekannte und Freunde in der Nähe wohnen. Die Eingebundenheit in ein nahes soziales Umfeld und die Möglichkeit zur gegenseitigen Hilfe wurden als besondere Vorzüge genannt. Als schwierig wurde dagegen von einer Sessionteilnehmerin empfunden, zum Arbeiten in eine andere Stadt zu pendeln und daher wenig Verankerung und weniger soziale Kontakte im eigenen Stadtteil zu haben. Es wurde daher festgehalten, dass eine Eingebundenheit im Stadtteil auch im Alter eine große Rolle spiele und eine generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe ausgebaut werden müsse. Eingewandt wurde, dass die Hürde für ehrenamtliche Aktivitäten oft sehr hoch liege und nicht mit den Anforderungen des Berufslebens vereinbar sei. Wie könne also ein Ehrenamt aussehen, das zu dieser Lebensphase passe? Als Kriterien wurden hier genannt, dass ein Ehrenamt einen niedrigschwelligen Zugang brauche: nicht verpflichtend, flexibel, schnell umsetzbar und auf Zeit. Wichtig sei zudem eine Wertschätzung für die Tätigkeit und ein positiver persönlicher Gewinn, also das Gefühl, dass es mir durch mein ehrenamtliches Engagement besser geht. Eine Teilnehmerin betonte, dass neben diesen

Zugangskriterien eine Veränderung in der Haltung vieler Menschen notwendig sei. Es müsse eine Erziehung hin zum sozialen Menschen gefördert werden. Anschließend wurde in der Session gefragt, welche lokalen Formate der Vernetzung oder Nachbarschaftshilfe es in Stadtteilen bereits gäbe und welche Ansätze wünschenswert wären. Als Idee wurde eingebracht, direkt im eigenen Wohnhaus eine Austauschplattform zu haben, über die Hilfe angeboten werden könne, z. B. die Übernahme von Einkäufen oder ähnliche niedrigschwellige Dinge. Eine Teilnehmerin berichtete von der Börse „Geben und nehmen“, die sich in Bad Godesberg über einen Mailverteiler organisiere. Jemand anderes berichtete von einer kleinen Gruppe von Nachbarinnen, die sich zusammengeschlossen hätten und mithilfe eines kleinen Flyers ihre Hilfe für alltägliche Erledigungen etc. anbieten würden. Eine andere Teilnehmerin, die Mitarbeiterin der Kölner Freiwilligenagentur ist, berichtete, dass es dort die gewünschte Plattform für Engagement gebe, über die ein schneller Zugang zum Ehrenamt stattfinden könne. Zur Frage der Motivation zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit entspann sich im Anschluss eine Debatte. Leonore Schedding vertrat hier den Ansatz: „Ich möchte heute etwas geben, damit ich morgen etwas bekommen kann“ und nannte dies eine egoistische Motivation. Dem wurde entgegengesetzt, dass es nicht darum gehen könne, Druck aufzubauen und alle müssten etwas geben, damit sie später etwas nehmen können. Eine Teilnehmerin bemerkte, dass für sie der Reiz im thematischen Anspruch eines Ehrenamts liege und sie dieses daher gar nicht losgelöst vom Inhalt betrachten wolle. Außerdem heiße für sie bürgerschaftliches oder soziales Engagement nicht immer Ehrenamt oder ein starres Eingebundensein. Engagement könne sich auch im alltäglichen Handeln zeigen. Als weiteren Aspekt brachte Leonore Schedding ein, dass es neben der inneren Motivation zum Ehrenamt auch viele äußere Faktoren gäbe, die Einfluss auf nachbarschaftliche Begegnungen hätten: Städtebau, Architektur und Wohnungsbau. Manchmal entscheide etwas ganz Simples wie eine Parkbank vor einem Haus über die Möglichkeit der Begegnung. Für das Gelingen von Engagement in der Nachbarschaft wurden weitere Faktoren und Ideen gesammelt. Wichtig seien etwa das Netzwerken, die Kommunikation und Vertrauensbildung durch Transparenz. Ein guter Ansatz sei außerdem, dass starke Partner wie Vereine, Stiftungen, Wohlfahrtsverbände oder die Kirche zusammenarbeiteten. Solche Partner könnten zum Beispiel Strukturen oder auch Finanzen zur Verfügung stellen. Nach innen sei es wichtig, ein Wir-Gefühl zu schaffen. Gleichzeitig müsse nach außen gegangen und Öffentlichkeit geschaffen werden. Als Idee wurde geäußert, dass es gut wäre, ein kleines Pilot-Projekt zu schaffen, das sich dann verbreiten könne. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die Bündelung und Zugänglichkeit des Angebots. Über eine verantwortliche Person oder über eine Plattform könne eine Bündelung erreicht werden. Darüber sei es dann möglich, einen Zugang zu schaffen. Denn es sei wichtig, die Angebote zu den Menschen zu bringen. Gleichzeitig müsse der Mehrwert des Engagements gut kommuniziert werden, also die Steigerung der Lebensqualität im Kiez. Zum Abschluss der Session gab Leonore Schedding noch einen Ausblick. Sie sagte, dass es große Veränderungen geben werde, bis wir alt seien, die auch das Engagement beträfen. So würden viele ältere Menschen dann einen ganz anderen Medienumgang als die alten Menschen bisher haben. Und es würde auf anderen Gemeinschaften statt Familie und Beziehung aufgebaut werden. Hier stellten sich neue Anforderungen, aber auch neue Möglichkeiten für das Ehrenamt.

Alle Fotos: Samantha Dietmar