Das Verständnis von Wahrscheinlichkeiten und großen Zahlen
SIND WIR ZAHLEN-ANALPHABETEN? In den Medien werden wir laufend mit großen Zahlen und konfrontiert. Wahrscheinlichkeiten sind die Basis zahlreicher alltäglicher Entscheidungen. Aber nur die Wenigsten können die folgenden Fragen innerhalb von je 30 Sekunden zutreffend beantworten.
1
1
8
4
?
?
73 %
50 %
Anteil richtiger Antworten in %
37 %
100000 ...
1000 X 1000
22 %
18 %
16 %
?
8% Wenn zwei Würfel gleichzeitig geworfen werden, dann beträgt die Chance, dass beide Würfel die gleiche Zahl („Pasch“) zeigen, ein Sechstel (1/6)
Wenn zwei Würfel gleichzeitig geworfen werden, dann beträgt die Chance, dass beide Würfel die gleiche Zahl („Pasch“) zeigen, 17 Prozent Eine Billion sind gleich 1 Million mal 1.000.000 Wenn eine Münze zweimal hintereinander geworfen wird, dann beträgt die Chance, dass zweimal „Zahl“ oben liegt, 25 Prozent. Eine Milliarde sind gleich 1.000 mal 1.000.000 Eine Million sind gleich 1.000 mal 1.000
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
Einschätzung von Risiken im Zeitverlauf
FRÜHER WAR ALLES BESSER? Im Rückblick neigen wir dazu, die Vergangenheit zu verklären, während die Medien uns laufend mit schlechten Nachrichten aus dem Jetzt konfrontieren. Entsprechend sehen viele Menschen negative Entwicklungen, selbst wenn die Fakten dagegen sprechen.
Gewaltkriminalität 10 J.
11 % 4%
€ 00
2.5
5% 2%
Offizielle Statistik: Entwicklungen 2005 - 2015
70 %
Wohnungseinbrüche 10 J.
-15 % *
81 %
Wohnungseinbrüche 20 J.
80 %
Computerkriminalität 10 J.
+52 % * -20 % *
89 %
+13 % *
Tödliche Verkehrsunfälle 10 J.
32 % 46 % 40 %
37 %
Arbeitslosigkeit 10 J.
30 %
Lebensbedingungen weltweit
31 %
-34 % ** -45 % ***
Kindersterblichkeit mehr als halbiert, deutlicher Rückgang von Hunger und extremer Armut, Anstieg von Lebenserwartung und Anteil der Menschen in „Mittelschicht“
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
****
* Polizeiliche Kriminalstatistik
richtig geschätzt
Zahl gestiegen / hat sich verschlechtert
**Statistisches Bundesamt ***Bundesagentur für Arbeit ****Vereinte Nationen
Zahl gesunken / hat sich verbessert
Risikoeinschätzung und Risikowirklichkeit
ALLTAGSGEFAHREN - WAS PASSIERT WIE OFT? Wir über- oder unterschätzen systematisch die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken. Passiert jährlich Einem von ...
10
(Achsen logarithmisiert)
ÜBERSCHÄTZT SO
LL
TÖDLICHER MOTORRADUNFALL
1.000
TASCHENDIEBSTAHL
TÖDLICHER AUTOUNFALL
19 10.000
TÖDLICHER TERRORANSCHLAG
TÖDLICHER FUßGÄNGERUNFALL
IS
100.000
25
gering
10 Mio
TÖDLICHER FLUGZEUGUNFALL
2
24 8
3
28
T
26
TÖDLICHER GEISTERFAHRERUNFALL
1 Mio
5
AUTOPANNE
12
30 29 31 18 77 18 9 13 1410 10 14 AUTO DIEBSTAHL
VERLUST DER FAHRERLAUBNIS
RECHTSSTREIT 21 ZIVILER LEITUNGSWASSER17 SCHADEN
AUTO-HAGEL/ STURM-SCHADEN
WOHNUNGSBRAND
16
TÖDLICHER UNFALL
20
INTERNETKRIMINALITÄT HUNDEBISS
§
TÖDLICHES GEWALTVERBRECHEN
6 4
11
22
23
SCHEIDUNG VERKEHRSUNFALL MIT SACHSCHADEN
STRAFTATVERDACHT
27 VERLETZUNG/TOD DURCH BLITZ
UNTERSCHÄTZT 100 Mio
10 Mio
1 Mio
100.000
10.000
1.000
gering
hoch
100 29
Auf der Soll-Linie stimmen Einschätzungen und tatsächliche Häufigkeit überein. Die Häufigkeit von Ereignissen im roten Feld werden überschätzt, im grünen unterschätzt. Die IST-Linie gibt den Trend der tatsächlichen Schätzungen an.
KREBSERKRANKUNG
31 18
SCHLAGANFALL
WOHNUNGSEINBRÜCHE
10 7
10
HERZINFARKT
30
Objektiv: Tatsächliche Häufigkeit der Ereignisse
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
Wahrgenommene Risiken
hoch
100
WILDUNFALL
AUTOAUFBRUCH
14
MARDERBISS
Die Befragungsergebnisse zeigen: Die Wahrscheinlichkeit seltener Ereignisse wird meist überschätzt. Das gilt insbesondere für dramatische und damit „medienwirksame“ Ereignisse wie Terror oder tödliche Verkehrsunfälle. Häufigere Ereignisse werden dagegen eher unterschätzt. Neben Sachschäden, Scheidungen oder Eigentumsdelikte gilt dies insbesondere für Brand- und Leitungswasserschäden sowie für Rechtsfälle aller Art.
Auto & Mobilität
WO EREIGNEN SICH DIE MEISTEN TÖDLICHEN VERKEHRSUNFÄLLE? Die Autobahn ist sicherer, als viele denken - zumal hier etwa ein Drittel der Fahrleistung erfolgt. Die Gefahr auf der Landstrasse wird hingegen unterschätzt: Nur 44% wissen, dass es hier am gefährlichsten ist. 50 %
Einschätzung der Befragten
1.877 (57%)
44 %
40 % 30 % Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
Tatsächliche Unfälle in 2015
Die Häufigkeiten dieser kritischen Ereignisse wurden von den Befragten besonders stark
1500
29 %
1.023 (31%)
20 % 10 %
2000
ÜBERSCHÄTZT
1000
17 % 11 %
ÜBERSCHÄTZT / UNTERSCHÄTZT: Tödlicher Tödlicher Tödlicher Tödlicher
500
377 (12%)
UNTERSCHÄTZT
Verkehrsunfall mit Sachschaden Marderbiss Auto Autoaufbruch Wildunfall Auto-Hagel/Sturm-Schaden Verlust der Fahrerlaubnis Autopanne
weiß nicht
innerhalb von Ortschaften
auf der Autobahn auf der Landstraße
100 %
60.000 57.975 53.361 50.667 47.024
74 % 62 %
Tatsächliche Ursachen 2015
Einschätzung der Befragten
(Frage mit Mehrfachnennung – bis zu 3 Kategorien)
40 % 24 %
24 %
12.660 11.336
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
VERKEHRSUNFALL: ES KANN JEDEN TREFFEN Ursachen und vermutete Ursachen für Unfälle mit Verletzten oder Toten weichen oft deutlich voneinander ab. Die wahren Ursachen sind oft überraschend banal und beruhen eher auf Fahrlässigkeit und Fehleinschätzungen als auf Vorsatz.
24 32 34 35 51 85 95
X X X X X X X
Derzeit wird viel über die Einführung von selbstfahrenden Autos gesprochen, also Fahrzeugen, die völlig eigenständig ohne aktives Eingreifen des Fahrers durch den Verkehr steuern.
SELBSTFAHRENDE AUTOS: NOCH WENIG VERTRAUEN IN DIE TECHNIK ODER ÜBERSCHÄTZUNG DER EIGENEN FAHRKÜNSTE? Wie stehen Sie zu der folgenden Aussage? In einem selbstfahrenden Auto würde ich mich im Vergleich zu einem von mir selbst gesteuerten Auto … fühlen.
12
67
In einem selbstfahrenden Auto würde ich mich … fühlen, als wenn ich Beifahrer eines durchschnittlich erfahrenen Autofahrers wäre.
14 % 4%
Motorradunfall Geisterfahrerunfall Autounfall Fußgängerunfall
FAKTOR 14 X 6X 4X 4X
15
3.636
technische Mängel Fehler beim Abbiegen, Wenden, etc. Glätte (Regen, Schnee, Eis) Missachtung der Vorfahrt zu geringer Abstand Alkoholeinfluss Geschwindigkeitsüberschreitung
59
Durch die Einführung selbstfahrender Autos wird der Verkehr … werden als bisher.
25 % sicherer
41 % unsicherer Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
Eigentum, Beruf & Familie
BERUFSUNFÄHIGKEIT - EIN OFT UNTERSCHÄTZTES RISIKO Nicht nur Eigentum zählt, die eigene Arbeitskraft ist oft das größte Kapital!
Die Ursachen von Berufsunfähigkeit werden recht realistisch eingeschätzt, 77% nennen eine der beiden häufigsten Ursachen. Deutlich überschätzt wird die Rolle von Unfällen, die faktisch nur weniger als jeden zehnten Fall verursachen. Die größte Gefahr, berufsunfähig zu werden, besteht durch… psychische Erkrankungen 31 %
34 %
Erkrankungen von Skelett oder Bewegungsapparat 23 %
Vermutete häufigste Ursachen
22 % Unfälle 15 %
40% Circa
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
9% Krebserkrankungen 7% 14 % Herz oder Gefäßerkrankungen 7% 8% Sonstige Erkrankungen 1% 16 % weiß nicht 13 % 0
5
10
15
20
Tatsächliche Ursachen von Berufsunfähigkeit
Die Häufigkeiten dieser kritischen Ereignisse wurden von den Befragten besonders stark
UNTERSCHÄTZT. ÜBERSCHÄTZT / UNTERSCHÄTZT: KEINE
der Erwerbstätigen werden vor Erreichung des Rentenalters berufsunfähig.
UNTERSCHÄTZT
63% Aber
Wohnungseinbruch Ziviler Rechtsstreit Leitungswasserschaden Wohnungsbrand Straftatverdacht
der befragten Erwerbsstätigen zwischen 18 und 50 Jahren glauben kaum, dass es sie in den nächsten 10 Jahren persönlich treffen könnte. 25
30
35
Tödliche Ereignisse in ausgesuchten Ländern, Tote je 100.000 Einwohnern 2015
SICHERHEIT IN DEN URLAUBSLÄNDER
Bei der Frage nach den gefährlichsten Urlaubsländern stehen die Türkei und Ägypten ganz oben. Dabei sind Südafrika, Brasilien oder Thailand aufgrund zahlreicher Verkehrstoter oder hoher Kriminalität viel gefährlicher. Ähnlich ergeht es Frankreich und Belgien. Selbst im Terrorjahr 2015 waren beide Länder deutlich sicherer als z.B. die USA oder Polen. Trotzdem würden 25% bzw. 15% nicht dort hin reisen. Das Terrorrisiko dominiert trotz statistisch geringer Opferzahlen die Wahrnehmung der Gefahren von Urlaubsländern.
Unabhängig davon, ob Sie dieses Land generell gerne besuchen würden: In welche der folgenden Länder würden Sie derzeit keine privaten Urlaubsreisen unternehmen, weil es Ihnen dort zu gefährlich wäre? In %, Stand August 2016
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
FAKTOR >FAKTOR 1.000 X 350 X 275 X 200 X 28XX 23 200 X 275 X 350 X > 1.000 X
ÜBERSCHÄTZT
Türkei Ägypten Thailand Südafrika Brasilien Frankreich USA Belgien Polen Italien Österreich Spanien Niederlande Schweiz
74 65 38 38 32 25 17 15 9 5 4 4 3 2
Cairo
Berlin
DEUTSCHLAND (zum Vergleich) Gesamt 5,1
3.540 Verkehrstote = 4,3 690 Mordfälle = 0,8 6 Terroropfer = 0,01
TÜRKEI
Gesamt 12,9
ÄGYPTEN
6.687 Verkehrstote = 8,9 2.320 Mordfälle = 3,3
Gesamt 14,8
10.466 Verkehrstote = 12,8 992 Mordfälle = 1,2
490 Terroropfer = 0,7
Ankara
656 Terroropfer = 0,8
Paris
Zum Vergleich: Verkehrstote / Mordfälle pro 100.000 Einwohner (2015) in:
FRANKREICH Gesamt 6,5
3.268 Verkehrstote = 5,1 682 Mordfälle = 1,1 161 Terroropfer = 0,3
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
BRASILIEN 23,4 / 21,0
THAILAND 36,2 / 4,8
SÜDAFRIKA 25,1 / 31,8
Gesundheit & Leben
WIR WERDEN IMMER ÄLTER! Aber weiß das auch die Bevölkerung?
weiß nicht
84 %
Weder noch, die Lebenserwartung ändert sich nicht wesentlich
4% 7% 5%
Was denken Sie, wie hoch Ihre persönliche Lebenserwartung ist, also wie alt Sie ungefähr werden? Antworten in %
unter 70 Jahre
15 % 16 %
70‐74 Jahre sterben immer früher
werden immer älter
Die Menschen in Deutschland wissen, dass sie immer älter werden ...
79 Jahre
15 % 13 %
75‐79 Jahre
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
Männer realistisch:
11 %
21 %
80‐84 Jahre
17 % 85‐89 Jahre
23 %
17 % 15 %
90 Jahre und mehr
7% 8%
weiß nicht
11 % 10 %
Frauen realistisch:
84 Jahre
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
DIE MEISTEN TÖDLICHEN UNFÄLLE GESCHEHEN ... Ist-Werte 2014:
100 %
im Haushalt
43%
... und trotzdem liegen sie in der Einschätzung der eigenen Lebenserwartung oft falsch. Vor allem Frauen unterschätzen oft, wie lange sie noch zu leben haben - dabei steigt die Lebenserwartung jedes Jahr weiter.
10.000
Die Häufigkeiten dieser kritischen Ereignisse wurden von den Befragten besonders stark
9.044
ÜBERSCHÄTZT / UNTERSCHÄTZT: UNTERSCHÄTZT. ÜBERSCHÄTZT
46 %
5.000
im Straßenverkehr
3.597
auf der Arbeit, in der Schule oder beim Sport 3%
7%
weiß nicht
559
Quelle: Müller-Peters, Gatzert 2016; Design: Illus | icons | Infografiken
Tödlicher Terroranschlag
UNTERSCHÄTZT
Herzinfarkt Krebserkrankung Schlaganfall Hundebiss
FAKTOR 30 X
13 13 17 18
X X X X