Sind Sie ein Mann? Kein Weichei. Aber auch kein Macho

Coach Sind Sie ein Mann? K ein Weichei. Aber auch kein Macho. Kein gestresster Manager, der kaum Freizeit hat. Aber erfolgreich soll er schon sein. ...
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Sind Sie ein Mann? K

ein Weichei. Aber auch kein Macho. Kein gestresster Manager, der kaum Freizeit hat. Aber erfolgreich soll er schon sein. Ein guter Vater. Aber kein fader Hausmann. Ein zärtlicher Liebhaber. Aber mit Feuer, und nicht nur im Blick. Einer, der für einen da ist. Aber nicht rund um die Uhr. Einer, der einen unterstützt. Aber kein Ja-Sager. Kein Stubenhocker. Aber auch kein Abenteurer. Ein Sportler. Aber kein extremer. Spontan. Aber mit Plan und Ziel. Selbstständig. Aber rücksichtsvoll. Entscheidungsfreudig. Aber kompromissbereit. Verspielt. Aber nicht kindisch. Temperamentvoll. Aber nicht eifersüchtig. Mit Haaren auf der Brust. Aber keinen auf dem Rücken. Mit Muskeln. Aber nicht zu großen. Gepflegt. Aber nicht geschniegelt. Groß. Aber nie kleinkariert. Männlich. Ja. Männlich. Psycho/Spiritualität lllll

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Health/Body lllll

Alpha-Softie. Es ist nicht leicht, ein Mann zu sein. Die Ansprüche, die an ihn gestellt werden, ändern und erweitern sich ständig. Seit Jahrzehnten sagt man den Männern, wie sie zu sein haben. Zuerst war da noch der bestimmende AlleinHerrscher. Dann gab es den gefühlsbetonten und vertrauenswürdigen Softie. Zwischendurch den feurige Latino. Der Macho hatte seine goldenen Zeiten. Und es gab den metrosexuellen Mann, der stark und selbstbewusst, aber auch ein guter Zuhörer mit einem außergewöhnlichen Verlangen nach Pflege und einem feinen Sinn für Mode war. Auch keine Option mehr. Und es gibt immer noch den Klischee-Mann. Den echten Kerl, der ein Regal ohne Bedienungsanleitung zusammenbaut, sein Auto repariert, eine Bierflasche mit dem Feuerzeug öffnet, Beauty/Pflege lllll

Genuss/Relax lllll

Spinnen angreift und auch ohne Kompass weiß, wo Norden ist. Der moderne Mann ist eine Mischung aus allem. Was die Sache nicht leichter macht. Mittlerweile werden so viele unterschiedliche und widersprüchliche Eigenschaften verlangt, dass er überhaupt nicht mehr weiß, wer er eigentlich ist. Das ist nicht unbedingt seine Schuld. Es liegt auch daran, dass Frauen nicht wissen, was sie wollen. Für die Männerstudie 2012 des Online-Dating-Portals ElitePartner hat man mehr als 12.000 Frauen gefragt, was sie sich von einem Mann erwarten. Entscheiden konnte sich kaum eine. Er soll groß, gebildet und vermögend, sympathisch, charmant, treu und humorvoll sein. Und dazu noch romantisch, aufmerksam und zärtlich. Er soll ein karrieJob/Karriere lllll

Kids/Partnerschaft

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Seit Jahrzehnten hat man ihm jetzt gesagt, wie er sein soll. Endlich wehrt sich der Mann und entdeckt sich wieder selbst. Text: Andrea fehringer & Thomas Köpf, mit helmut berger

Die Emanzipation des Mannes. Die Frauen haben sie hinter sich, jetzt sind die Männer dran, sich von aufgezwungenen Rollen zu befreien.

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Ein Mann ist, was er ist. Er selbst. So steht es geschrieben. reorientierter Versorger sein, der sich in die Kindererziehung einbringt. Auf die Frage, was sie sich eher wünschen – Familienqualitäten oder berufliche Erfolge – antworteten 88 Prozent der Frauen: eine Mischung aus beidem. Das Einkommen ist also immer noch ein wichtiges Kriterium. „Dieses Partnerwahl-Muster scheint bei Frauen unbewusst zu wirken und sich ihrer rationalen Kontrolle zu entziehen. Denn eigentlich können moderne, beruflich erfolgreiche, finanziell unabhängige Frauen diese Suchstrategie längst aufgeben“, erklärt Lisa Fischbach von ElitePartner. Aber der Mann soll diese Rolle trotzdem noch erfüllen und sich gleichzeitig der Frau auf emotionaler Ebene annähern. Er soll ein Mix aus veralteten 14 I active beauty

und zeitgemäßen Vorstellungen sein. Ein Alpha-Softie. In der Männerwelt herrscht Verunsicherung. Ansichts-Sache. Natürlich ist es recht bequem, den Frauen die Schuld dafür zu geben, dass die Männer nicht wissen, wer sie sind. Das Problem ist eher, dass sich die Herren über die Wünsche der Damen definieren. Robert Pap ist Gründer von Wake Up Man. Das ist eine Bewegung, die Seminare und Coachings anbietet, um Männer wieder in Kontakt mit ihren männlichen Qualitäten zu bringen. Und er sagt: „Die Frage ist nicht, was die Frauen wollen. Die Frage ist, was wir Männer wollen. Wollen wir die eierlegende Wollmilchsau sein, die wir nie sein können?“ Pap glaubt, dass Frauen das gar nicht möchten: „Ich denke,

Selbst-Findung. Die Männer erwachen gerade aus einem schlafähnlichen Zustand, in dem sie brav waren, was von ihnen erwartet wurde. Zwischen Alltag und Verpflichtung gefangen, blieb wenig Zeit für das Wer-bin-ich-eigentlich. Die Frauen sind da schon früher erwacht. „Durch die Emanzipation haben sie sich mit sich selbst beschäftigt. Damit haben sie eine Richtung eingeschlagen, die auch für Männer wünschenswert wäre“, meint der Experte. Die Damen haben sich ihre Weiblichkeit bewusst gemacht, sie ergründet und sich kennengelernt. Und das sollten die Männer auch tun, anstatt einer Fantasievorstellung hinterherzujagen, die sie gar nicht erreichen können. Wie definiert man sich als Mann? Was bedeutet Mann sein überhaupt? Welche Aufgaben haben die Herren in der Gesellschaft? „Viele Männer hatten dahingehend keine Vorbilder und wurden hauptsächlich von Frauen erzogen“, sagt Pap. Juni 2013

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sie testen uns. Sie wollen wissen, ob wir bereit sind, zu uns zu stehen.“ Es geht also um Authentizität. Aber um zu sich zu stehen, muss man erst einmal wissen, wer man ist. Ein Teufelskreis. Mit einem Ausweg, der über einen Graben führt. „Die Kluft, zwischen dem Bild, das ein Mann von sich im Kopf hat, und der Realität, ist ein tiefer Graben. Die meisten Vorstellungen sind viel besser als die Wirklichkeit“, sagt Pap. Überwindet man die Kluft, erreicht man Authentizität. Aber man kann nicht einfach drüberspringen. Zuerst muss man einmal wissen, was einen auf der anderen Seite erwartet.

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sind ja auch nicht alle Frauen liebevoll. Man kann weder das eine, noch das andere Geschlecht über einen Kamm scheren.

„Wenn man mit den Frauen darüber redet, erzählen sie, dass das anstrengend ist“, sagt der Coach. „Sie wollen, dass sich die Männer einbringen“. Und flugs ist man schon wieder bei den weiblichen Wünschen. Wirklich von Bedeutung ist, dass man sich als Mann Folgendes bewusst macht: Mit jeder Entscheidung, die man fällt, übernimmt man Verantwortung für sein Leben. Das Schicksal liegt damit in den eigenen Händen. Man tut also nur, was man wirklich tun möchte. Der Verstand, der Instinkt und das Herz weisen einem den Weg. Und der führt dann ziemlich direkt zum persönlichen Glück. Man braucht nichts bereuen. Man kann ruhig auch was falsch machen, die Welt ist schon aus bedeutenderen Gründen nicht untergegangen.

Vor-Sätze. Wenn es darum geht, wie ein Mann sein sollte, kann man sich Tipps vom Experten holen. „Ein Mann sollte entscheidungsfreudig und entschlossen sein. Er sollte wissen, wohin sein Weg ihn führt und dann schauen, wer mit ihm geht. Nicht umgekehrt“, meint Robert Pap und nennt als Beispiel die Urlaubsplanung. Viele Männer mischen sich da zum Beispiel gar nicht ein. Überhaupt sind es die Kleinigkeiten, die den großen Unterschied machen. Fragt eine Frau, wohin es in den Ferien gehen soll, hören sie in vielen Fällen Reiseziele wie: Hauptsache warm.

Fest-Stellung. Es geht also nicht darum, irgendwelchen Klischees zu entsprechen. Man muss keinen Bizeps haben, um als echter Kerl durchzugehen. Es geht nicht darum, so zu sein, wie die Frauen einen gerne hätten. Es geht nicht um Softie oder Macho, Draufgänger oder Duckmäuser, der Typ, der gefragt ist, ist immer der, der man tatsächlich ist. Es geht nur um Authentizität. Darum, sich selbst kennenzulernen. Darum, eine Antwort darauf zu finden, wofür man steht. Und was man will. Es geht darum, aufzuwachen, das Männliche in sich zu entdecken und zu sich zu stehen. Dann ist man ein Mann. n

Es wird nicht gegrübelt, was man sein soll. Es wird gelebt. Jetzt wollen sie sich mit ihrer Männlichkeit konfrontieren. Mit sich selbst. Was gerade im Gange ist, könnte man als Emanzipation des Mannes bezeichnen. Denn auch wenn die Welt immer noch von ihnen dominiert wird, assoziiert man mit ihnen, wahrscheinlich auch genau deshalb, nicht unbedingt nur Positives. „Die Abwertung des Männlichen ist Teil unserer Kultur geworden“, meint Pap. Wenn es um Missstände geht – Aggression, Korruption oder Krieg zum Beispiel –, denkt man zuerst an Männer. „Viele haben deshalb ein gewisses Schuldgefühl und schließen daraus, dass Mann–sein schlecht ist“, erklärt der Wake Up ManGründer und -Coach. Natürlich stimmt das nicht. Männer sind nicht böse. Zumindest nicht alle. Es 16 I active beauty

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Wake Up Man ist eine Bewegung von Männern für Männer. Angeboten werden außergewöhnliche Seminare, Coachings, Info-Abende und auch Outdoor-Events. Ziel ist es, dass die Männer selbst erfahren, was ihre Qualitäten sind. www.wakeupman.com