Shetlands-Orkneys-Inverness-Hebriden-Oban

Shetlands-Orkneys-Inverness-Hebriden-Oban Nach einer ordentlichen und aufwendigen Planung unseres Törns, bekam ich von unserem Vorskipper eine Woche v...
Author: David Schenck
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Shetlands-Orkneys-Inverness-Hebriden-Oban Nach einer ordentlichen und aufwendigen Planung unseres Törns, bekam ich von unserem Vorskipper eine Woche vor Törnbeginn die Nachricht, dass die Brigantia unser Schiff mit Schaden auf den Shetlands lag. Unsere Anreise aber war nach Inverness geplant. Als bis Donnerstag dann keine Neuigkeiten über die Reparatur und die Weiterreise vorlagen, entschieden wir Skipper, unseren Törn ab Lerwick auf den Shetlands statt von Inverness zu starten. Die (alte) Crew musste schliesslich nach Hause, um der Arbeit nachzugehen. Ein Teil unserer Crew war schon in Schottland unterwegs und schlecht oder gar nicht zu erreichen. Von zu Hause aus versuchten wir, Flüge umzubuchen, was aber nicht gelang. So flogen wir zu zweit nach Inverness und trafen dort auf unseren verlorenen Sohn Johannes. Aus allen Himmelsrichtungen fanden wir uns dann in Aberdeen bei der Fähre. Per Nachtfahrt verschoben wir uns nach Lerwick. Auch das Gepäck von Christoph fand den Weg einen Tag später noch nach Lerwick

Am Sonntagmorgen bekamen wir dann unser reparaturbedürftiges Schiff zu sehen. Uwe teilte uns mit, am Montag werde alles zu Ende geführt. Die Crew war abgereist und es konnte keine ordentliche Übergabe stattfinden. So übergaben wir uns die Schiffe fahrend. Uwe hatte für uns schon eingekauft, sodass wir uns bald mit der Schiffsübernahme und mit der -einweisung beschäftigen konnten. Auch die Örtlichkeiten wollten wir uns noch ansehen, so war der Sonntag ausgefüllt.

Der Montag begann dann mit erstem Frühstück auf dem Schiff. Auch der Mechaniker trat seinen Dienst um neun Uhr an. Das reparierte Teil war schon eingebaut. Es mussten nur noch restliche Arbeiten getan werden und der Testlauf konnte beginnen. Die Ersatzteile zur Reparatur waren anscheinend schwer zu beschaffen. Nach über einer Woche stehendem Schiff konnte unser Törn beginnen. Unsere Planung musste umgestellt werden. Wir hatten nun zwei Möglichkeiten nach Oban zu kommen. Ostwärts über den Kaledonien Kanal oder westwärts über die Hebriden. Zuerst aber wollten wir noch die Orkneys mitnehmen. Die Wetterprognosen boten uns gute Vorhersage. Wir riskierten als ersten Schlag einen Nachttörn. Nicht unbedingt das, was man sich wünscht. Wir liefen um 16 Uhr aus und kamen gut durch die Nacht. In Kirkwall fanden wir einen Platz im Hafen. Stadtbesichtigung (eher Dorf), etwas Einkauf und weitere Planung war angesagt. Die Wetteraussich ten boten düstere Vorhersagen für unsere Weiterfahrt, speziell für die Variante West über die

Hebriden. Nach der Präsentation der Tagesplanung und des Wetters, entschieden wir uns definitiv für die Ost Variante nach Inverness.

Mittwochmorgen dann der Start zur zweiten Etappe nach Wick. Nach dem Morgenessen und klar machen zum Auslaufen setzten wir die Segel vor dem Hafen gleich in das zweite Reff und wir taten gut daran. Wir segelten gegenan hart am Wind und die Brigantia lief mit 11kn Fahrt aus der Bucht. Später mit viel Wind und Wellen aus achterlicher Richtung segelten wir weiter gen Süden.

Der Hafen Wick ist ausgelegt für Fischer und Oel, aber sehr geschützt. Die Einfahrt machte uns etwas Angst, denn gemäss Hafenmeister soll es aber kein Problem sein. Mit ganz langsamer Fahrt rutschten wir unserem Steg entgegen. Wir lagen sicher und auch die sanitären Anlagen waren gut. Die hohen Mauern jedoch zeigten uns, dass wir in der Nordsee unterwegs waren.

Unser nächstes Ziel am Donnerstag war Helmsdale. Wir wussten, dass der Hafen klein war und nur bei steigendem Wasser erreichbar war. Wir versicherten uns beim Hafenmeister, der uns das bestätigte. Durch den guten Wind und optimalen Kurs waren wir dann aber früher. Weiter segeln?..Nein. Wir versuchten in den Hafen zu kommen, leider ohne Erfolg. Die Angaben waren uns zu unsicher. So mussten wir vor dem Hafen ankern. Der Wind blies was er konnte, aber unser Anker hielt. Im Laufe des Abends drehte der Wind etwas und so kamen die Wellen plötzlich aus der „falschen“ Richtung. Es rollte was das Zeug hielt. Zum Abendessen servierte uns Wolfgang ungewollt! flambierte Hühner-Flügeli. Bei dieser Rollerei ist das verschieben einer Pfanne eine Kunst. So erfuhr Wolfgang, dass er kein Künstler sei. Er verbrannte sich den Handrücken. (Tut mir immer noch leid!) Die Pfanne dann im Ofen, überlief sie erneut und es gab Feuer und Dampf, sodass sämtliche Feuermelder getestet wurden. Das konnte so nicht weiter gehen. Mit unserem Zusatz Anker, einem Stockanker, setzten wir das Schiff in die Wellen und so war die Übung „zweiter Anker setzen“ auch geübt. Am Freitagmorgen wechselte der Wind dann erneut seine Richtung. Wir lagen Legerwall bei viel Wind und Welle. Keine Freude des Skippers und wir mussten uns verabschieden. Das Wetter versorgte uns immer noch mit gutem Nordwind. Wir segelten weiter südwärts Richtung Inverness. Nach der anstrengenden Seglerei dieser ersten Tage war unser Ziel ein ruhiger und sicherer Ort. Im Moray Firth jedoch kamen wir dann nicht mehr weiter. Die Tide war am Tiefpunkt und es wäre fahrlässig gewesen durch die Middle Bank zu fahren. Wir hatten eine Untiefe vor uns, die nur mit steigender Tide zu überwinden war. Am Anker verbrachten wir dann eine ruhige Nacht auf Rede im Inverness Firth.

Am Samstagmorgen dann mit steigendem Wasser ging’s dann unter Motor weiter Richtung Schleuse in den Kaledonien Kanal. In dieser ersten Schleuse gab es Infos vom Schleusenwärter, wo wir auch den Obolus für die Durchfahrt zu bezahlen hatten. In Inverness Hafen bekamen wir einen Platz um die Brücken- und Schleusen Öffnung abzuwarten. Im nahen Supermarkt konnten noch einige Einkäufe erledigt werden bevor wir uns in die Schleusentreppe verschoben. Nach zwei Stunden schleusen und dem vielen Böötlifahren war der Fußmarsch nach Inverness ein Vergnügen. Die Nacht verbrachten wir am Ponton im Hafen im Oberwasser der Schleuse.

So konnten wir am Sonntagmorgen gleich wieder weiter. Der Kanal ist bei schönem Wetter sehr malerisch gelegen. Er ist 96.5 km lang, hat 29 Schleusen, 10 Drehbrücken, eine lichte Höhe von min. 27 m, überwindet 50 m Höhendifferenz und führt von der Nordsee zum Atlantik. Er teilt sich auf in 34 km Kanal und 62 km in Seen, Loch Ness, Loch Oich und Loch Lochy. Leider war

auch hier unser Wetter sehr schottisch mit Wind auf die Nase. So durchfuhren wir in drei Tagen mit Dieselwind diesen Kanal. Das Nessi hatte sich bei diesem nasskalten Wetter auch nicht gezeigt. In Port Williams schleusten wir wieder in unser salziges Element, in das Loch Linnhe. Der Weg führte uns zu unserem ersten Ziel nach dem Kanal, nach Dunbeg, bei Oban. Wir wollten die Hafenanlagen besichtigen. Dies wurde dann auch unser Übergabehafen in zwei Wochen. Von hier aus starteten wir am Donnerstagmorgen zu unserem

zweiten Teil unserer Reise. Durch den Sound of Mull ging es nach Tobermory. Ein wunderbarer Segeltag beglückte uns im Sound und ein typisches Highland Stätdchen begrüsste uns, wo wir am Steg eine nächtliche Bleibe fanden. Auch heute begrüsste uns ein schöner Wind. Dölf navigierte uns um den Point of Ardnamurchan an den Inseln Muck und Eigg vorbei nach Mallaig.

Ein Fischer- und Fährhafen in die Hebriden. In der hinteren Ecke im „Sound of Oil“ hatte es einen Steg, wo wir einen Platz fanden. Durch den Tidenhub von drei Metern wurde der Hafen zu einer Kloake. Die schönen neuen Sanitäranlagen konnten dies aber wettmachen. Unser Ziel am Freitag, war Loch

Alsh. Der Weg dorthin führte durch den Sound of Sleat und Kyle Reha, der bis zu 8 kn Strom hatte. Wir waren zu schnell. Im Kanal hatte es immer noch Gegenströmung und so mussten wir am Anker abwarten, bis er kippte. Mit der Skye Bridge neben uns verbrachten wir die Nacht an einer Boje vor Kyle Akin im Loch Alsh. Das war unser Abstecher in die nördlichen, inneren Hebriden zu der

Insel Sky. Leider blieb uns das Umrunden von Skye vergönnt, die Zeit reichte nicht. Von hier aus begaben wir uns wieder auf den Rückweg.

Am Samstagmorgen mussten wir das hohe Wasser abwarten, damit wir nicht mit acht Knoten Strömung durch den Kyle Rhea Schlauch gezogen wurden. Die Gegend war fast unheimlich, Wolken hingen in den 700m hohen Bergen und drückten sich in die Kanäle. Wie üblich mit dem Schottenwetter klarte sich der Himmel wieder einmal auf und es gab achterlichen Wind. Sofort wurde der Spinnaker gesetzt. Ein sehr gelungenes Unterfangen zur Freude aller. Am Abend dann wieder im Hafen von Mallaig.

Am Sonntagmorgen das Wetter wieder sehr schottisch, Sonne, Bewölkung, Nebel, Regen und meistens viel Wind im Bereich bis 25 Knoten. Wir wollten Richtung Rhum Muck oder Coll. Leider machte uns der starke Wind und die Wellen einen Strich durch die Rechnung. Diese Inseln boten uns keine ruhigen Ankerplätze, sodass wir den kürzeren Weg nach Tobermory vorzogen. Hier nächtigten wir wieder sehr ruhig an einer Boje neben dem Wasserfall. Die Hafenmeisterin kam am Montagmorgen zum Kassieren und nahm unsere zwei Einkäufer gleich mit zum Steg. Nach kurzem Einkauf starteten wir wieder mit viel Wind und Wellen gemäss Vorhersage in die noch ruhige See. Das Groß im ersten Reff und die Stagfock war unsere Besegelung. Die Brigantia schnauzte gegenan mit zehn Knoten. Auch heute begleitete uns unser Schottenwetter den ganzen Tag. Vom Norden der Insel Mull in den Süden. Vorbei an Lunga und Treshnish Isles ging es unserem Tagesziel entgegen. Trotz der miesen Wetterforcast mit 2-3m Wellenhöhe konnten wir unser Ziel erreichen und fanden im Loch Na Lathaich einen top Ankerplatz. Wie sich herausstellte sogar

mit Bojen. Nach vorzüglichem Nachtessen ließen wir uns bei Kuhglocken Gebimmel und mäh von den Schafen in den Schlaf wiegen. Unser nächstes Ziel am Dienstag war die Insel Jura mit dem Loch Tarbert. Wir wussten von gestern und der Wetterforecast, dass wenn wir weiter gegen Süden fahren in die Dünung des Atlantiks gelangen und der Wind der letzten Tage lies auch grosse Wellen aufkommen. So verliessen wir unseren ruhigen Bojenplatz, setzten Segel und tauschten mit der unruhigen See. Wieder mit gerefften Segeln kämpften wir gegenan und umrundeten die Süd-West Ecke von Mull. Die See ist hier offen gegen den Atlantik. Hohe Wellen und Overfalls (sind giftige Wellen wenn Strömung und Wind gegeneinander stehen) standen gegen uns. Auch die vielen Inselchen im Süden von Mull standen uns im Weg. Es gab nur eine schmale Durchfahrt, die uns bei diesem Wetter jedoch zu riskant war. Es gab nur eine Lösung, aufkreuzen gegenan im zweiten Reff, was nicht sehr effizient ausfiel. Wir halfen mit dem Motor den Wendewinkel von 120 Grad zu verringern. Stärker werdender Wind, gegenan, Wellen und Angst vor dem Übelwerden liessen uns umplanen. Mit halbem Wind und (wieder) fröhlicher Crew sausten wir hinter die Insel Colonsay. Später durch die Strasse von Scarba und hinter die Insel Jura, unserm Ziel Loch Shuna mit dem Dörfchen Craobh entgegen. Im ruhigen Hafen ging ein strenger Segeltag mit viel Erlebtem, in Ruhe über. Im nahe gelegenen Restaurant fanden wir zu essen und trinken, zur Freude der Küchenmannschaft und zum Leid von Johannes am folgenden Tag.

Nach der ruhigen Nacht und gutem Frühstück am Mittwoch erwartete uns heute ein einfacher Segeltag. Wir segelten im Schutz der Inseln durch den

Sound of Jura ohne Wellen, mit schönem Wind und einem Abstecher in die Bucht von Crinan, wo sich der Einstig zum Crinankanal befindet. Er durch schneidet die Halbinsel Kintyre. Am Abend machten wir fest an einer Boje im Loch Na Mile der Bucht von Craighouse. Es ist der Hauptort und das grösste Dorf mit ca zehn Häusern auf der Insel Jura. Es gibt ein Hotel (Jura) und eine Brennerei (Jura Whisky) Alle Mitarbeiter dieser zwei Arbeitgeber wohnen hier im Dorf. Leider war unser Dinghi nicht in Gebrauch, sodass wir nicht in die Versuchung, die Brennerei zu besuchen, kamen.

Nach der sehr ruhigen Nacht und dem gemütlichem Morgenessen an der Boje, erwarteten wir am Donnerstag, unseren zweitletzten Segeltag. Er führte uns zwischen den Inseln Jura und Islay durch. Mit Strom rauschten wir mit 12 Knoten über Grund. Wieder kamen wir in die Offenheit des Atlantik und spürten wieder die grosse Dünung, die der Wind der letzten Tag hinterlassen hat. Bald war es aber vorbei mit der Dünung. Wir kamen in den Schutz der Insel Colonsay. Durch den Firth of Lorn ging es Richtung Nordost. In der Ardencaple Bay fiel der Anker zum letzten Mal auf unserem Törn.

Der Freitag war dann der letzte Segeltag. Wir konnten nochmals unsere Segel auspacken und gemütlich durch den Firth of Lorn Richtung Ardmucknish Bay zu unserem Übergabe Hafen Dunstaffnage Marina segeln. Der Mittag bestand dann aus den Vorbereitungsaufgaben zur Übergabe des Schiffes. Hafenmeister, nötige Reparaturen, Diesel und Wasser auffüllen, Rumpf, Deck und Segel reinigen, Material Kontrolle und packen. Sodass am Samstag nach dem Morgenessen nur noch Toiletten, Kojen und Salon Reinigung anstand.

Am frühen Nachmittag dann das Auseinandergehen, jeder in seine Richtung. Zu dritt fuhren wir mit dem Bus zurück durch die schöne Gegend des Kaledonien Kanals nach Inverness. Wir konnten unsere Fahrt durch den Kanal nochmals aus der Sicht vom Land aus betrachten. Nach einer Übernachtung in der Stadt traten auch wir unseren Nachhauseweg an.

Das Wetter war in der Nordsee sonnig mit viel Wind aus Nord und zünftigen, 23m hohen Wellen. Im Kanal war es sehr schottisch. Verhangen, Sonne, Regen und das mehrmals am Tag. In den Hebriden wiederum sehr schottisch mit mehrheitlich Südwind und starker Dünung aus West. Im Allgemeinen sehr kalt: Mind. zwei Hosen, Stiefel, warme Socken und oben Zwiebelprinzip mit bis zu fünf Lagen, Mütze und Kapuze! Wir durchwasserten 640 Sm, trotz vieler Segelstunden brauchten wir auch etwas Diesel. Vor allem weil die Heizung im Dauerbetrieb war. Das Schiff ist in einem sehr guten Zustand und schön zu segeln. Die Männercrew bestehend aus zwei GfS-Neulingen und fünf „alten“ Hasen, war sehr effizient und erfahren. Als Skipper kann man sich nichts Besseres wünschen! Wir haben die Crew und das Schiff ohne Schaden an unseren Zielort gebracht. Allen die dabei mitgewirkt haben sei herzlich gedankt. Ein Skipper erlebt das nicht immer so.

Auf dem Bild r nach l, Dölf Greuter, Christoph Hold Ferneck, Johannes Matt, Wolfgang Werzinski Auf dem Bild fehlen Uwe Scheel, Jürgen Emhart, Felix Höhener Bis zum nächsten Törn

Euer Skipper Felix Höhener