Shakespearebegeisterung im 18. Jahrhundert

Universität Leipzig Philologische Fakultät Institut für Germanistik Seminarleiter: Prof. Dr. D. Burdorf Referentin: Julia Listner Shakespearebegeiste...
Author: Gitta Kästner
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Universität Leipzig Philologische Fakultät Institut für Germanistik Seminarleiter: Prof. Dr. D. Burdorf Referentin: Julia Listner

Shakespearebegeisterung im 18. Jahrhundert G. E. Lessing – Briefe, die neueste Literatur betreffend, 17. Brief

Briefe, die neueste Literatur betreffend, 17. Brief 1 Shakespearebegeisterung in Deutschland im 18. Jahrhundert (Exkurs 19. und 20. Jh.) 2 Briefe, die neueste Literatur betreffend – Allgemein 3 Lessings Briefe im Überblick 4 Analyse des 17. Brief 5 Bibliographie

1 Shakespearebegeisterung 18. Jahrhundert  Bezeichnung Shakespeare als dritten deutschen Klassiker neben Schiller und Goethe  Shakespeare wird als Genie verstanden, das sich über sämtliche Normen hinwegsetzt  Goethe: „Natur! Natur! Nichts so Natur als Shakespeare Menschen.“

1 Shakespearebegeisterung 

Begeisterung steigt mit der erweiterten Zugänglichkeit zu den Werken Shakespeares (Übersetzungen von Wieland, Eschenberg)

1 Shakespearebegeisterung Literaturbriefe (Lessing) „Briefe, die neueste Literatur betreffend, 17. Brief“ (1759 – 1765)  Lessing „Hamburgische Dramaturgie, Elftes Stück“  Goethe „Zum Schäkespears Tag“ 

1 Shakespearebegeisterung Exkurs: 19. Jahrhundert  Shakespeare wird Teil des Bildungstheaters und der Weltliteratur  1864 Gründung der Deutschen Shakespeare- Gesellschaft  Bezug zu Hamlet: „Hamletrolle“ = „Lebensrolle“

1 Shakespearebegeisterung 20. Jahrhundert  viele Hamletinszenierungen  bekanntester Hamletdarsteller: Gustav Gründgens  bekannte Hamletinszenierungen von Heyme, Grüber oder Freytag

1 Shakespearebegeisterung Fazit  Hamlet- und Shakespearebegeisterung seit dem 18. Jahrhundert spürbar  Shakespeare als Vorbild für die deutschen Dichter (Bsp.: Lessing)  Vielzahl von Übersetzungen steigert die Shakespearebegeisterung in Deutschland

2 Briefe, die neueste Literatur betreffend 

Gemeinschaftsunternehmen von Moses Mendelsohn, Friedrich Nicolai und Gotthold Ephraim Lessing

2 Briefe, die neueste Literatur betreffend Erscheinungszeitraum: 04.01.1759 bis 04.07.1765  wöchentliche Erscheinung (donnerstags)  insgesamt 23 Teile mit 345 Briefen  Idee stammt von Lessing, der als Autor den Charakter der Briefe mitbestimmte 

2 Briefe, die neueste Literatur betreffend alle Briefe erschienen unter Chiffren  Lessing verwendete A., E., Fll., G., L., O.  „flagello“  Übersetzungen: Seiffert: ich peitsche Hildebrandt: ich geißle  Adressat: im Feld stehender musischer Offizier (Edwald von Kleist)  Ziel: neue Phase der deutschsprachigen Literatur den Weg bahnen 

2 Briefe, die neueste Literatur betreffend F. J. Riedel: „Briefe über das Publikum“ (1768): „Die Verfasser der Literaturbriefe machten, dass Gottsched mit Bodmern vergessen wurde; sie allein führten den Zepter, und die übrigen Kunstrichter wurden entweder verlacht oder die beteten ganz andächtig die Aussprüche nach, welche ihre Befehlshaber diktierten […].” 

3 Lessings Briefe im Überblick Lessing gehört zu Initiatoren der Literaturbriefen  meisten Briefe stammen aus seiner Feder (insgesamt 55 Briefe, d.h. ersten sechs Teile fast ausschließlich von ihm)  Lessing siedelt nach Breslau (1760) über  Ende der regelmäßigen Beiträge mit 127. Brief 

3 Lessings Briefe im Überblick 

Themen: a) Übersetzung und Übersetzungskritik b) Dramatik und Dramaturgie c) Literaturentwicklung und Polemik gegen die Parteiung der Schweizer und Gottschedianer d) theologische Probleme und religiöse Dichtung

3 Lessings Briefe im Überblick Merkmale: a) Detailkritik b) Korrektur noch so kleinster Versehen  Aufbau: a) dialogisch b) Leser soll am Prozess der Argumentationsbildung beteiligt, um ihre eigene Meinung zu finden 

3 Lessings Briefe im Überblick 

Beziehung Lessing – Gottsched: - Lessing führte strategisch kalkulierten Vernichtungsschlag gegen „Professor Gottsched“ - L. bezeichnet ihn als „gelehrten Scharlatan“ - L. und G. namhafte Repräsentanten konträrer aufklärischer Literaturrichtungen

4 Analyse des 17. Briefs 



17. Brief wurde von Lessing im Jahre 1759 veröffentlicht der Brief ist im 1. Teil zu finden

4 Analyse des 17. Briefs Warum Briefform? - fängt Geselligkeit des Gesprächs ein - verleiht einen Hauch der „Geselligkeit“  beide Punkte gehörten zu den Leitbildern der Bürgerlichen Kultur



4 Analyse des 17. Briefs 

Einteilung des 17. Briefs in 11 Teile: 1. „Niemand (…) danken habe.“ Lessing stellt rhetorisch fest, dass jeder der Aussage zustimmt, dass Gottsched viel an der deutschen Schaubühne verbessert hat.

4 Analyse des 17. Briefs 2. „Ich bin dieser Niemand; (…) wahre Verschlimmerungen.“ Lessing ist der Niemand, der sich gegen Gottsched stellt. 3. Als die Neuberin (…) Einfälle derselben.“ Erinnerung an die Missstände zur Zeit der Neuberschen Theatergruppe.

4 Analyse des 17. Briefs 

Friederike Caroline Neuber * 08.03.1697 in Reichenbach/ V. † 29.11.1760 in Laubegast

4 Analyse des 17. Briefs 4. „Dieses Verderbnis (…) ihm abzuhelfen.“ Geringschätzung Gottscheds 5. „Und wie ging (…) zu übersetzen,“ Gottscheds Leistung war ausschließlich das Übersetzen 6. „er verfestigte (…) ganz neuen sein.“ Vorwürfe, dass Gottsched nur seelenloses Handwerk betrieben habe

4 Analyse des 17. Briefs 7. „Und was für (…) oder nicht.“ Ablehnung des französischen Theaters 8. „Er hätte aus (…) kennen lernen.“ Lessing bevorzugt englischen Theatergeschmack Gegenüberstellung des englischen und französischen Theaters

4 Analyse des 17. Briefs 9. „Wenn man die (…) nicht abgeschreckt.“ Vorzug Shakespeare gegenüber Corneille und Racine 10. „Auch nach den (…) der Alten betritt.“ Bezug zu den Vorstellungen der Antike 11. Nach dem Ödipus (…) entlehnet worden?“ Shakespeares Werke rangieren direkt hinter Sophokles

4 Analyse des 17. Briefs Besonderheiten des 17. Briefes: - Lessing ruft nach dem „Genie“, das sich selbst die Regel gibt - für Lessing beruht die Arbeit des Dichters nicht auf der Nachahmung der „Natur“, sondern in der Schöpfung einer eigenen Welt

4 Analyse des 17. Briefs Lessings Polemik: a) dialogischer Charakter b) Zu- Wort- Kommen des Gegners c) Fingierungen konkreter Gesprächssituationen d) Schreiben unter Chiffren - Schmidt: „Die sachliche Notwendigkeit und Stringenz von Lessings Argumentation rechtfertigten die polemische Zuspitzung“

4 Analyse des 17. Briefs - wichtiger Punkt der Polemik im 17. Brief: Lessing beendet den 17. Brief mit der Wiedergabe einer Szene aus dem Faustfragment  Illustration, wie interessantere Dramenkunst aussehen könnte - Gottsched: Critischen Dichtkunst  stellt Faust- Spiel auf eine Stufe mit Oper (Oper = Inbegriff des zu überwindenden Geschmacks)

4 Analyse des 17. Briefs Kritik an Lessing: - Lessing fordert in seinen Briefen eine Trennung von Person und Sache und die Unparteilichkeit des Kritikers  Birke: Lessing verletzt dieses Prinzip in mehreren Briefen - Michelsen (1990): 17. Brief sei zwar rhetorisches Meisterstück, stütze sich aber nicht auf Sachargumente (Ansichten von Gottsched und Lessing ähneln sich)

4 Analyse des 17. Briefs Zusammenfassung  Guthke: „(…) er stellt deren Anschauungen auch irreführend dar und erweist sich so als der erste und vielleicht einflussreichste Architekt seiner eigenen Stellung in der Geschichte der Literaturkritik.“

4 Analyse des 17. Briefs 

Zusammenfassung: Die Briefe markieren einen Grenzübertritt von der elitären akademischen Literaturkritik zum Selbstdenken eines kritischen Publikums Briefe finden Nachfolger: - „Schleswigschen Literaturbriefe“ (Gerstenberg)

5 Bibliographie Literatur  Lessing, Gotthold Ephraim: Briefe, die neueste Literatur betreffend. Reclam Verlag. Leipzig 1987.  Albrecht, Wolfgang: Gotthold Ephraim Lessing. Metzler Verlag. Stuttgart 1997. S. 34- 38.  Fick, Monika: Lessing Handbuch. Leben, Werk, Wirkung. 2. A.. Metzler Verlag. Stuttgart 2004. S.157- 175.  Mann, Otto: Lessing Kommentar Band 2. Winkler Verlag. München. S. 29- 46.  Seiffert, Hans Werner: Neues über Lessings Literaturbriefe. Halberstadt 1969. S. 65- 77. Bilder  http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/7/75/Neuberin.jpg, Stand: 24.11.2008.  www. ub.uni-bielefeld.de/diglib/aufkl/brieneulit/brieneulit.htm, Stand: 04.11.08