See you later Also bis nachher

_ Dieses Taschenbuchenthält, inenglisch-deutsche mPar- alleldruck, zehn Kurzgeschichten, die zw ischen 1870 und 1970 geschriebensind. Die Reihenfol...
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Dieses Taschenbuchenthält, inenglisch-deutsche mPar-

alleldruck, zehn Kurzgeschichten, die zw ischen 1870 und 1970 geschriebensind. Die Reihenfolge ist geographisch: von London durch die W elt zum H i mmel. Erzählt werden

−eine peinliche Situationineiner englischen Adelsfam ilie m it kri m inelle mGen

−eine aus Butler-Perspektive wunderbare Blamage bei Neureichs, i mLondon der Golden Fifties

− die detektivische Glanzleistungeines eher ängstlichen Friseurs, auchin London

−eine Romanze aus Taugenichts, Erbschaft undechter Liebe i m NewYork der gutenalten Zeit

−ein pazifistischer V organgineine mamerikanischen M ilitärcamp der bevorstehenden Zukunft

−eine perfekt unaufklärbare Mord-V eranstaltungi mröm i-

schen Ambiente (der V eranstalter ist Brite)

−ein prachtvoller Fall von, äh, sagen w ir: Kunstverstand,

auchin Rom(die Heldensind Amerikaner)

− die Beobachtungeiner netten Hochstapelei ineiner deut-

schen Pension(die Beobachterinist Neuseeländerin)

− die Nutzung orientalischer Gehei mw issenschaft durch

einenanglo-irischen Geschäfts mann

− die stufenweise herbeigeführte Entzauberungeiner H ighTech-Existenz auf de m Mond.

« Kurzgeschichte» ist nicht engzu verstehen. Das Buch

enthält Erzählungen verschiedenerliterarischer M achart.

A lle sindzumV ergnügen da, über manche darf manauch

nachdenken, wenn man mag.

See you later · Also bis nachher Englische Kurzgeschichten Herausgegeben von Raimund Lindenberger

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Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher www.dtv.de

Neuübersetzung 2003 6.Auflage 2016 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München Copyright-Nachweise Seite 161 ff. Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen Umschlagbild: Stilf Live. Flowers (um 1920) von Roger Fry (1866–1934) Satz: Komdata, Nobber Druck und Bindung: Druckerei C.H.Beck, Nördlingen Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany · isbn 978-3-423-09429-0

Saki: The Seven CreamJugs · Die sieben Sahnekännchen

( Übersetzung: Anne-Christin Gritto) Roald Dahl: The Butler· Der Butler

( Übersetzung: Carolin Buddenberg)

6· 7

22· 23

Dorothy L. Sayers: The Inspiration of M r Budd·

Die Eingebung des M r Budd

( Übersetzung: Saskia Petersen)

32· 33

O . Henry: One Thousand Dollars · Eintausend Dollar

( Übersetzung: Sandra Biebl)

50· 51

Ray Bradbury: APiece of W ood· Ein Stück Holz

( Übersetzung: Carolin Buddenberg)

66· 67

Robert Louis Stevenson: W as it Murder? · W ar es Mord?

( Übersetzung: Catharina Hettiger)

80· 81

M arkTwain: Legend ofthe Capitoline V enus ·

Legende von der Kapitolinischen V enus

( Übersetzung: Anne-Christin Gritto)

90· 91

Katherine M ansfield: The Sister ofthe Baroness · Die Schwester der Baronin

( Übersetzung: Anna D lucik)

106· 107

Lord Dunsany: A Mysteryofthe East·

Ein Gehei mnis des Orients

( Übersetzung: M axi m ilian Gram samer) Fritz Leiber: M ariana· M ariana

( Übersetzung: Paul Zi mmer mann) Bio-bibliographische Notizen 161

120· 121

144· 145

Saki: The Seven CreamJugs “I suppose we shall never see W ilfrid Pigeon-

cote here nowthat he has become heir tothe

baronetcyandto alot of money ,” observed M rs Peter Pigeoncote regretfullyto her husband.

“W ell, we can hardlyexpect to,” he replied,

“seeingthat we al ways choked hi moff from

com ingto see us when he was a prospective

nobody . I don't thinkI've set eyes on hi msince

he was a boyoftwelve. ”

“There was a reasonfor not wantingto en-

courage his acquaintanceship,” said M rs Peter. “W iththat notorious failing of his he was not

the sort of person one wantedin one's house. ”

“W ell, the failingstill exists, doesn't it?” said

her husband; “or do yousuppose a refor mof

character is entailed along w iththe estate?”

“ Oh, of course, there is still that drawback,”

adm ittedthe w ife, “but one wouldlike to make

the acquaintance ofthe future head ofthe fam -

ily , if onlyout of mere curiosity . Besides, cyni-

cis mapart, his beingrich will make a difference

inthe waypeople w ill lookat his failing. W hen a manis absolutely wealthy , not merely well-

to-do, all suspicion of sordid motive naturally disappears; the thing becomes merelyatire-

some malady .”

W ilfrid Pigeoncote hadsuddenlybecome heir

to his uncle, Sir W ilfrid Pigeoncote, onthe

death of his cousin, M ajor W ilfrid Pigeoncote,

who hadsuccumbedtothe after-effects of a polo

accident. ( A W ilfrid Pigeoncote hadcovered

hi m self w ith honours inthe course of M arlbor-

ough's campaigns, andthe name W ilfrid had 6

Saki: Die sieben Sahnekännchen «Ich nehme an, w ir werden W ilfrid Pigeoncote nie w ieder hier sehen, jetzt, nachde mer den Baronstitel undeine

M enge Geld geerbt hat», be merkte M rs Peter Pigeoncote

m it Bedauernzuihre m M ann.

« Nun, w ir können kaumdam it rechnen», antwortete

er, « wenn man bedenkt, dass w ir seine Besuche i mmer abgewehrt haben, als er ein voraussichtlicher Nie mand war.

Ich glaube, ich habe ihn nicht zu Gesicht bekommen, seit er einzwölfjähriger Junge war. »

« Es gab einen Grund, warumw ir die Bekanntschaft m it

ihmnicht er mutigen wollten», sagte M rs Peter. « M it de m berüchtigten Fehler, dener hatte, war er nicht geradejemand, den man gerni m Haus hat. »

« Nun, der Fehler besteht nochi mmer, nicht wahr? » sag-

te ihr M ann; « oder glaubst du, dass m it einer Erbschaft eine W esenserneuerungeinhergeht? »

« Oh, natürlich, daist i mmer noch dieser Haken», gab

die Ehefrauzu, «aber man möchte doch gern das zukünfti-

ge Fam ilienoberhaupt kennenlernen, undsei es bloß aus

reiner Neugier. Außerde m , Zynis mus beiseite, w irdsein Reichtumtatsächlicheinen Unterschied darin machen,

w ie die Leute seinen Fehler betrachten. W ennje mand aus-

gesprochenreichist, nicht einfach nur wohlhabend, ver-

schw indetjeder V erdacht auf niedere Beweggründe auf

natürliche W eise, die Sache w irdeinfachzueinerlästigen Krankheit. »

W ilfrid Pigeoncote war bei mTodseines V etters, des M a-

jors W ilfrid Pigeoncote, der den Folgeneines Polo- Unfalls

erlegen war, plötzlichzumErbenseines Onkels Sir W ilfrid Pigeoncote geworden. (Ein W ilfrid Pigeoncote hatte sich

während M arlboroughs Feldzügen m it Ehre bedeckt, seit-

de mhatte es in der Fam ilie i mmer eine Schwäche für den

Namen W ilfrid gegeben). Der neue Erbe von Fam ilienwür7

beena baptis mal weakness inthe fam ilyever since.) The newheir tothe fam ily dignityandestates was

a young man of about five-and-twenty , who was

known more byreputationthan bypersonto a w ide

circle of cousins and kinsfolk. Andthe reputation

was an unpleasant one. The numerous other W ilfrids

inthe fam ily were distinguished one fromanother chieflybythe names oftheir residences or profes-

sions, as W ilfrid of Hubbledown, and young W ilfrid

the Gunner, but this particular scion was known by the ignom inious andexpressivelabel of W ilfridthe Snatcher. Fromhis late schooldays onward he had

been possessed byanacute and obstinate for mof

kleptomania; he hadthe acquisitive instinct ofthe

collector w ithout anyofthe collector's discri m ina-

tion. Anythingthat was s maller and more portable

thana sideboard and above the value of ninepence,

had anirresistible attractionfor hi m , providedthat

it fulfilledthe necessarycondition of belongingto some one else. Onthe rare occasions when he was

includedina country-house party , it was usual and al most necessaryfor his host, or some me mber of

the fam ily , to make a friendlyinquisitionthrough

his baggage onthe eve of his departure, to see if he

had packed up “by m istake” anyone else's property .

The search usuallyproduced alarge and varied yield. “This is funny ,” said Peter Pigeoncote to his w ife,

some half-hour after their conversation; “here's a

telegramfrom W ilfrid, saying he's passingthrough here in his motor, and wouldlike to stop and pay

us his respects. Canstayfor the night ifit doesn't

inconvenience us. Signed‘ W ilfrid Pigeoncote.' Must be the Snatcher; none ofthe others have a motor.

I suppose he's bringing us a present for the silver wedding. ”

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de und-ver mögen war einjunger M ann vonetwa fünfund-

zwanzigJahren, der eine mgroßen Kreis von V ettern und

V erwandten mehr durchseinen Ruf als persönlich bekannt war. Und der Ruf war kein guter. Die zahlreichenanderen

W ilfrids in der Fam ilie wurden voneinander hauptsächlich

durch die Namenihrer W ohnsitze oder Berufe unterschie-

den, w ie W ilfrid von Hubbledown oder Derjunge W ilfrid der Kanonier, aber dieser besondere Sprössling war unter

der schmählichen und unm issverständlichen Bezeichnung

« W ilfrid der Dieb» bekannt. Seit seinenspäteren Schul-

jahren war er voneiner akuten und hartnäckigen For m

der K leptomanie besessen gewesen; er hatte den Erwerbs-

instinkt eines Samm lers, anders als ein Samm ler machte

erjedoch keine Unterschiede. A lles, was kleiner und hand-

licher als ein Küchenschrank und mehr wert als Neun-

pence war, hatte für ihneine unw iderstehliche Anziehungskraft, vorausgesetzt, es erfüllte die notwendige Bedingung,

je mandandere mzu gehören. Bei denseltenen Gelegen-

heiten, wenner zueiner Gesellschaft ineine mLandhaus

eingeladen war, war es üblich undfast notwendig, dass

seine Gastgeber oder irgendein Fam ilienm itglied amV orabendseiner Abreise eine höfliche Durchsuchungseines

Gepäcks vornahmen, umzusehen, ob er nicht « versehent-

lich» die Habseligkeiten vonje mand andere meingepackt hatte. Die Suche brachte nor malerweise eine große und

bunte Ausbeute zumV orschein.

« Kom isch», sagte Peter Pigeoncote ungefähr eine halbe

Stunde nachihrer Unterhaltungzuseiner Frau, « hier ist

ein Telegrammvon W ilfrid. Er schreibt, dass er hier m it

de mAuto vorbeikomme und dass er gernanhalten und uns

seine Aufwartung machen würde. Er könne über Nacht

bleiben, wennes uns keine Um stände mache. Gezeichnet:

Ë W ilfrid Pigeoncote. Ì Muss der Dieb sein, keiner von den

anderen hat ein Auto. Ich nehme an, er bringt uns ein Ge-

schenkzur Silberhochzeit. »

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“ Good gracious! ” said M rs Peter, as athought

struck her; “this is rather anawkwardti me to have

a person w ith his failinginthe house. A ll those sil-

ver presents set out inthe draw ing-room , and others

com ing byeverypost; I hardlyknow what we've got and what are still to come. W e can't lockthe mall up; he's sure to want to see the m .”

“W e must keep a sharplook-out, that's all,” said

Peter reassuringly .

“But these practised kleptomaniacs are so clever,”

said his w ife apprehensively , “andit w ill be so awkwardif he suspects that we are watching hi m .”

Awkwardness was indeedthe prevailing note that

evening whenthe passingtraveller was beingenter-

tained. The talkflitted nervouslyand hurriedlyfrom one i mpersonal topic to another. The guest had none

ofthe furtive, half-apologetic air that his cousins

hadrather expectedto find; he was polite, well-as-

sured, and, perhaps, just alittle inclinedto “put on

side. ” H is hosts, onthe other hand, wore an uneasy manner that m ight have beenthe hall mark of con-

scious depravity . Inthe draw ing-room , after dinner,

their nervousness and awkwardness increased.

“ Oh, we haven't shown youthe silver- wedding

presents,” said M rs Peter suddenly , as thoughstruck

bya brilliant idea for entertainingthe guest; “here

theyall are. Such nice, useful gifts. Afewduplicates, of course. ”

“Sevencreamjugs,” put in Peter.

“Y es, isn't it annoying,” went on M rs Peter; “sev-

en ofthe m . W e feel that we must live oncreamfor

the rest of ourlives. Of course, some ofthe mcan be changed. ”

W ilfrid occupied hi m self chiefly w ithsuch ofthe

gifts as were of antique interest, carrying one or two 10

« Dulieber H i mmel », sagte M rs Peter, als ihr plötzlich

etwas einfiel. « Dies ist einrecht peinlicher Moment, je-

manden m it seine mFehler i m Haus zu haben. A ll die sil-

bernen Geschenke sindi mSalonaufgestellt, und m itjeder Post kommen neue; ich weiß kaum , was w ir schon haben

und was noch kommen w ird. W ir könnensie nicht alle ein-

schließen, er w irdsie sicher sehen wollen. »

« W ir müsseneinfach die Augen gut offen halten, das

ist alles », sagte Peter beruhigend.

« Aber diese geübten K leptomanensindso geschickt»,

sagte seine Frau besorgt; « undes w irdrecht peinlichsein, wenner dahinterkomm t, dass w ir ihn beobachten. »

Peinlichkeit war an diese mAbendin der Tat die vorherr-

schende Sti mmung, als der durchreisende Gast bew irtet

wurde. Das Gesprächflatterte nervös und hastig voneine m

unpersönlichen The ma zumanderen. Der Gast hatte nichts

von de mverstohlenen, halb entschuldigenden Auftreten, dass seine V erwandtenerwartet hatten. Er war höflich,

selbstsicher und neigte vielleicht ein kleines bisschenzum Angeben. Seinen Gastgebern war eine gew isse Befangen-

heit anzumerken, die durchaus das Anzeicheneiner be-

wussten V erderbtheit hätte sein können. I mSalon, nach

de mAbendessen, wuchs ihre Nervosität und V erlegenheit. « Oh, w ir habenIhnen die Silberhochzeitsgeschenke

noch nicht gezeigt», sagte M rs Peter plötzlich, als ob sie

auf einmal einen glänzenden Einfall zur Unterhaltung des Gastes hätte. « H ier sindsie alle. So hübsche, nützliche Geschenke. V oneinigen natürlich mehrere gleiche. » « Sieben Sahnekännchen», warf Peter ein.

«Ja, ist das nicht ärgerlich? » fuhr M rs Peter fort, «sie-

ben Stück. Es komm t uns vor, als ob w ir uns für den Rest unseres Lebens von Sahne ernähren müssten. Einige da-

von können natürlich umgetauscht werden. »

W ilfridinteressierte sich besonders für diejenigen der

Geschenke, die antiquarischen W ert besaßen. Er trugeins 11

ofthe mover tothelampto exam ine their marks. The anxietyof his hosts at these moments re-

se mbledthe solicitude of a cat whose new lyborn kittens are being handedroundfor inspection.

“Let me see; did you give me backthe mustard-

pot? This is its place here,” piped M rs Peter.

“Sorry . I put it down bythe claret-jug,” said

W ilfrid busy w ithanother object.

“ Oh, just let me have that sugar-sifter again,”

asked M rs Peter, dogged deter m inationshow ing

through her nervousness. “I must label it whoit comes frombefore I forget. ”

V igilance was not completelycrowned w ith

a sense of victory . After they hadsaid “ Good

night” totheir visitor, M rs Peter expressed her

convictionthat he hadtakensomething.

“I fancy , by his manner, that there was some-

thing up,” corroborated her husband. “ Do you m iss anything?”

M rs Peter hastilycountedthe arrayof gifts.

“I can only make it thirty-four, andI thinkit

should be thirty-five,” she announced. “I can't

re me mber ifthirty-five includes the Archdea-

con's cruet-standthat hasn't arrived yet. ”

“ Howonearthare we to know?” said Peter.

“The mean pig hasn't brought us a present, and

I' mhangedif he shall carryone off. ”

“Tomorrow , when he's having his bath,” said

M rs Peter excitedly , “he's sure toleave his keys

somewhere, and we can gothrough his portmanteau. It's the onlythingto do. ”

Onthe morrowanalert watch was kept bythe

conspirators behind half closed doors, and when W ilfrid, cladina gorgeous bath-robe, had made

his waytothe bathroom , there was a s w ift and 12

oder zwei davon hinüber zur Lampe, umihre Prägeste mpel

zu untersuchen. Die Unruhe seiner Gastgeber in diesen

Momenten glich der Besorgtheit einer Katze, deren neu-

geborene Junge herumgereicht und betrachtet werden.

« M al sehen, haben Sie m ir den Senftopf zurückgegeben?

Er gehört hier hin», piepste M rs Peter.

« Pardon, ich habihn neben die W einkaraffe gestellt»,

sagte W ilfrid, m it eine manderen Gegenstand beschäftigt. « Oh, geben Sie m ir doch nocheinmal diesen Zucker-

streuer», bat M rs Peter m it verbissener Entschlossenheit,

die durchihre Nervosität hindurchzu be merken war. «Ich

muss ihn beschriften, bevor ich vergesse, von we mer ist. » Die W achsamkeit war nicht voneine mvollkommenen

Siegesgefühl gekrönt. Nachde msie ihre mBesuch Gute Nacht gewünscht hatten, sagte M rs Peter, sie sei über-

zeugt, dass er etwas m itgenommen habe.

« So, w ie er sich verhalten hat, hab auchich das Gefühl,

dass etwas i mBusch war», bekräftigte ihr M ann. « Fehlt

irgendwas? »

M rs Peter zählte hastig dielange Reihe der Geschenke.

«Ich komme nur auf vierunddreißig, aber ich glaube, es

solltenfünfunddreißigsein», verkündete sie. «Ich kann

m ichaber nicht erinnern, ob es fünfunddreißigeinschließ-

lich des Gewürzständers vomErzdiakon waren, der noch nicht angekommenist. »

« W ie umalles in der W elt kriegen w ir das raus? » sagte

Peter. « Der M istkerl hat uns kein Geschenk m itgebracht,

undich w ill verflucht sein, wenner eines m itni mm t. »

« Morgen, wenner ins Bad geht», sagte M rs Peter auf-

geregt, « w irder sicherlichseine Schlüssel irgendwolie-

genlassen, und w ir könnenseine Reisetasche durchsuchen. Das ist das Einzige, was w ir tun können. »

Amnächsten Morgen hielten die V erschwörer hinter

de mTürspalt aufmerksam W ache, und als W ilfridsich, in

einen prächtigen Bade mantel gekleidet, ins Badezi mmer

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furtive rush bytwo excitedindividuals towards the

principal guest-chamber. M rs Peter kept guard out-

side, while her husbandfirst made a hurriedand

successful searchfor the keys, andthen plunged at

the port manteau w iththe air of a disagreeablyconscientious Custom s official. The quest was a brief one; a silver creamjuglaye mbeddedinthe folds of some zephyr shirts.

“The cunning brute,” said M rs Peter; “he took

a creamjugjust because there were so many; he

thought one wouldn't be m issed. Quick, fly down w ithit and put it backamongthe others. ”

W ilfrid was late incom ing downto breakfast,

and his manner showed plainlythat something was am iss.

“It's an unpleasant thingto have to say ,” he

blurted out presently , “but I' mafraid you must

have athief among your servants. Something's been

taken out of myport manteau. It was alittle present from my mother and myself for your silver wed-

ding. I should have givenit to youlast night after

dinner, onlyit happenedto be a creamjug, and you

see med annoyed at havingso many duplicates,

soI felt rather awkwardabout giving youanother.

I thought I'd get it changedfor somethingelse, and nowit's gone. ”

“ Did yousayit was fromyour mother and your-

self?” asked M r and M rs Peter al most in unison.

The snatcher had beenan orphanthese many years. “Y es, my mother's at Cairojust now , andshe

wrote to me at Dresdentotryand get yousome-

thing quaint and prettyinthe oldsilverline, and I pitched onthis creamjug. ”

Boththe Pigeoncotes hadturned deadlypale.

The mention of Dresden hadthrowna suddenlight 14

begeben hatte, stür m tenzwei aufgeregte M enschen

schnell und hei m lichins beste Gästezi mmer. M rs Peter

stand draußen W ache, währendihr M annerst eilig und

m it Erfolg nach den Schlüsselnsuchte undsich dann m it

de mGebareneines unangenehmgew issenhaften Zoll-

beam ten über die Reisetasche her machte. Die Suche war kurz; einsilbernes Sahnekännchenlageingebettet in die Falteneinigerluftiger He mden.

« Dieses hinterhältige Scheusal », sagte M rs Peter.

« Er hat ein Sahnekännchen genommen, weil so viele da

waren, dachte er, eines würde schon nicht ver m isst wer-

den. Schnell, lauf dam it hinunter undstell es w ieder zu

denanderen! »

W ilfrid kamzuspät zumFrühstück herunter, undsein

V erhaltenzeigte deutlich, dass etwas nicht sti mm te.

« Es ist unerfreulich, es sagenzu müssen», platzte

er sofort heraus, «aber ichfürchte, dass Sie einen Dieb

unter Ihren Dienstboten haben. Aus meiner Reisetasche

ist etwas gestohlen worden. Es war ein kleines Geschenk von meiner Mutter und m ir zuIhrer Silberhochzeit.

Ich hätte es Ihnen gesternabend nach de mAbendessen gebensollen, es war nur zufälligerweise ein Sahne-

kännchen, und Sie schienen verärgert zusein, schonso

viele davonzu haben, also war es m ir etwas peinlich, Ihnen nocheines zuschenken. Ich dachte daran, es gegen

etwas anderes um zutauschen, aberjetzt ist es weg. »

Sagten Sie es sei vonIhrer Mutter undIhnen? » frag-

ten M r und M rs Peter fast gleichzeitig. Der Dieb war schonseit vielenJahren W aise.

«Ja, meine Mutter ist gerade in Kairo, undsie hat m ir

nach Dresden geschrieben, ichsolle versuchen, Ihnenet-

was Nettes und Hübsches i mA ltsilberstil zu kaufen, und

ich habe m ichfür dieses Sahnekännchenentschieden. »

Beide Pigeoncotes warenleichenblass geworden. Die Er-

wähnung Dresdens hatte plötzlich Licht in die Geschichte

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onthe situation. It was W ilfridthe A ttaché, a very

superior young man, who rarelycame w ithintheir social horizon, whomthey had beenentertaining

unawares inthe supposedcharacter of W ilfridthe

Snatcher. Lady Ernestine Pigeoncote, his mother,

movedincircles which were entirelybeyondtheir

compass or ambitions, andthe son would probably one daybe an Ambassador. Andthey hadrifled

and despoiled his port manteau! Husband and w ife

looked blanklyand desperatelyat one another. It

was M rs Peter who arrivedfirst at aninspiration.

“ Howdreadful tothinkthere are thieves inthe

house! W e keepthe draw ing-roomlocked up at

night, of course, but anything m ight be carried

off while we are at breakfast. ”

She rose and went out hurriedly , as thoughto

assure herselfthat the draw ing-roomwas not be-

ingstripped ofits silverware, andreturned a moment later, bearing a creamjugin her hands.

“There are eight creamjugs now , instead of

seven,” she cried; “this one wasn't there before.

W hat a curious trick of me mory , M r W ilfrid! You

must have slipped downstairs w ithit last night

and put it there before welocked up, andforgot-

tenall about having done it inthe morning. ”

“ One's m ind often plays onelittle tricks like

that,” said M r Peter, w ith desperate heartiness.

“ Onlythe other dayI went intothe townto pay

a bill, and went inagain next day , havingclean

forgottenthat I'd −”

“It is certainlythejugthat I brought for you,”

said W ilfrid, lookingcloselyat it; “it was in my port manteau whenI got mybath-robe out this

morning, before goingto mybath, andit was not

there whenI unlockedthe port manteau on myre16

gebracht. Er war W ilfrid der A ttaché, einsehr vornehmer

junger M ann, der sich nur selteninihre mgesellschaftlichen Um feld aufhielt, densie unbewusst als W ilfrid den Dieb angesehen und bew irtet hatten. Lady Ernestine Pi-

geoncote, seine Mutter, bewegte sichin Kreisen, die voll-

ständig außerhalb von M r und M rs Peters Reichweite und Bestrebungenlagen, und der Sohn würde wahrschein-

licheines Tages Botschafter werden. Undsie hattenseine

Reisetasche geplündert und ausgeräum t! Das Ehepaar sah

sichausdruckslos und verzweifelt an. Es war M rs Peter, die zuerst einen Geistesblitz hatte.

« W as für einfurchtbarer Gedanke, dass Diebe i m Haus

sind! W ir schließen den Salon nachts natürlichab, aber während w ir bei mFrühstücksind, könnte irgendetwas

gestohlen werden. »

Sie standauf undeilte hinaus, als wolle sie sich versi-

chern, dass der Salon nicht gerade seiner Silbersachen be-

raubt wurde, und kameinen Augenblickspäter m it eine m Sahnekännchenin der Handzurück.

«Jetzt sindacht Sahnekännchen da statt sieben», rief sie.

« Dieses hier war vorher nicht da. Da hat Sie wohl Ihr Gedächtnis zum Narren gehalten, M r W ilfrid! Sie müssen

gestern Abend dam it herunter geschlichensein undes

dorthin gestellt haben, bevor w ir abschlossen; und heute Morgen hatten Sie das ganz vergessen. »

« Der V erstandspielt eine moft solche kleinen Streiche»,

sagte M r Peter m it verzweifelter Herzlichkeit. « Erst vor

kurze mgingichin die Stadt, umeine Rechnungzu bezah-

len, und amnächsten Tag gingich w ieder, weil ich völlig vergessen hatte, dass ich …»

« Es ist ganz gew iss das Kännchen, das ichfür Sie m itge-

bracht habe», sagte W ilfrid und betrachtete es eingehend;

«es war in meiner Reisetasche, als ich heute morgen meinen Bade mantel herausholte, bevor ichins Bad ging, und

es war nicht mehr da, als ich bei meiner Rückkehr die

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turn. Some one hadtakenit while I was awayfrom the room .”

The Pigeoncotes hadturned paler thanever. M rs

Peter hada final inspiration.

“ Get me mys melling-salts, dear,” she saidto her

husband; “I thinkthey're inthe dressing-room .”

Peter dashed out ofthe roomw ith gladrelief; he

hadlivedsolong duringthelast few m inutes that a

golden weddingsee med w ithin measureable distance. M rs Peter turnedto her guest w ithconfidential

coyness.

“ Adiplomat like you w ill knowhowtotreat this

as ifit hadn't happened. Peter's little weakness; it

runs inthe fam ily .”

“ Good Lord! Do you meanto say he's a klepto-

maniac, like Cousin Snatcher?”

“ Oh, not exactly ,” said M rs Peter, anxious to

whitewash her husband alittle greyer thanshe was

painting hi m . “ He would never touchanything he

foundlying about, but he can't resist making a raid onthings that arelocked up. The doctors have a

special name for it. He must have pounced on your port manteauthe moment you went to your bath,

andtakenthe first thing he came across. Of course, he had no motive for taking a creamjug; we've

already got seven, as you know− not, of course,

that we don't value the kind gift youand your mother − Hush, here's Peter com ing. ”

M rs Peter broke offinsome confusion, and

tripped out to meet her husbandinthe hall.

“It's all right,” she whisperedto hi m ; “I've

explainedeverything. Don't sayanything more about it. ”

“Bravelittle woman,” said Peter, w itha gasp of

relief; “I could never have done it. ” 18

Reisetasche aufschloss. Je mand hat es genommen, wäh-

rendich nicht i mZi mmer war. »

Die Pigeoncotes waren blasser dennje geworden. End-

lich hatte M rs Peter einenletzten Geistesblitz.

« Hol m ir mein Riechsalz, mein Lieber», sagte sie zu

ihre m M ann. «Ich glaube, es ist i mAnkleidezi mmer. »

Peter stürzte m it froher Erleichterung aus de mZi mmer.

Er hatte dieletzten M inutenals solangerlebt, dass die

goldene Hochzeit schonin Reichweite schien.

M rs Peter wandte sich m it vertraulicher Schüchternheit

anihren Gast.

« Ein Diplomat w ie Sie w ird diese Sache zu behandeln

w issen, als wäre sie nie geschehen. Peters kleine Schwä-

che, sieliegt in der Fam ilie. »

« Lieber Gott! W ollen Sie sagen, er sei ein K leptomane,

w ie unser V etter, der Dieb? »

« Oh, nicht ganz», sagte M rs Peter, be müht, die W este

ihres M annes ein wenig heller zu waschenals sie sie eingefärbt hatte. « Er würde nie etwas anrühren, das er her-

um liegensieht, aber er kann der V ersuchung nicht w ider-

stehen, über Dinge herzufallen, die eingeschlossensind. Die Ärzte habeneinen besonderen Ausdruck dafür. So-

bald Sie ins Bad gingen, muss er sichaufIhre Reisetasche gestürzt und das Erstbeste genommen haben, was ihm

in die Hände fiel. Natürlich hatte er keinen Grund, ein Sahnekännchenzu nehmen, w ir habenja schonsieben,

w ie Sie w issen − nicht dass w ir das freundliche Geschenk

nicht zuschätzen wüssten, das Sie undIhre Mutter −

pst, da komm t Peter. »

M rs Peter brachetwas verw irrt ab undstolperte hinaus,

umihren M anni mFlur zutreffen.

« Es ist alles in Ordnung», flüsterte sie ihmzu, «ich

habe alles erklärt. Sprich nicht mehr darüber. »

« Tapfere kleine Frau», sagte Peter und at mete erleich-

tert auf, « das hätte ich nie gekonnt. »

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Diplomatic reticence does not necessarilyextendto

fam ilyaffairs. Peter Pigeoncote was never able to

understand why M rs Consuelo van Bullyon, who

stayed w iththe minthe spring, al ways carried

two veryobviousjewel-cases w ith her tothe bathroom , explainingthe mto anyone she chanced

to meet inthe corridor as her manicure andfacemassage set.

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