Südamerika Das grosse Finale

Reisebericht Nichtswieweg Südamerika – Das grosse Finale Auch wenn sich unsere Reise langsam dem Ende nähert, haben wir uns für den Rückweg ein paar ...
Author: Irma Busch
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Reisebericht Nichtswieweg

Südamerika – Das grosse Finale Auch wenn sich unsere Reise langsam dem Ende nähert, haben wir uns für den Rückweg ein paar unvergessliche Highlights aufgespart. So fahren wir in Peru ein Stück entlang der „Strasse der Vulkane“ und besichtigen anschliessend den Colca Cañón, wo sich uns die Andenkondore von ihrer schönsten Seite zeigen. Mit einem Ausflug ins bekannte „Santa Catalina Kloster“ in Arequipa, schliessen wir unseren Peru-Rundgang ab. In Chile werden wir das letzte Mal in die Anden hochfahren und die dünne Luft einatmen, bevor es mit einer Panoramafahrt über den Paso Sico zur Grenze geht, wo wir wie immer unsere Lieblingstafel fotografieren: Bienvenídos a Argentina.

Entlang der Panamericana, Kursrichtung südwärts Knappe 2500km Fahrt entlang der peruanischen Küste liegen nun vor uns. Die Landschaft wird mit wenigen Ausnahmen von trostloser Wüstengegend geprägt. Einzige Abwechslung bilden die Cocodrilos, die peruanische Polizei. Diesen für uns passenden Übernahmen haben wir uns ausgedacht, weil sie so hinterhältig wie Krokodile in ihren Verstecken lauern und hoffnungsvoll auf eine ergiebige Beute (vorzugsweise Touristen) warten. Aber im Grossen und Ganzen waren sie uns gegenüber sehr anständig und äusserst korrekt. Da die Panamericana vollständig asphaltiert ist kommen wir gut voran und nach wenigen Tagen befinden wir uns bereits vor der Millionenstadt Lima, Perus Hauptstadt. Um den Verkehrshauptzeiten aus dem Weg zu gehen, fahren wir sehr früh am Morgen los. Wir biegen gerade auf die Autobahn ein, als uns schon von weitem wieder so ein Cocodrilo entgegen blinkt. Aber diesmal sind sie nicht an einem Geschäftchen interessiert, nein im Gegenteil, sie parken mitten auf der Strasse und fuchteln wild mit ihren Händen umher. Deren Bedeutung wurde uns kurz darauf bewusst. Gerade noch rechtzeitig drückt Roger mit voller Kraft auf die Bremse, ich erschrecke darüber und erst dann sehe ich, dass sich auf unserer Fahrspur ein toter Fussgänger befindet. Sein Anblick lässt uns durch und durch erschauern und für einen kurzen Augenblick stehen wir Beide unter Schock. Lediglich das Gesicht wurde mit einem Stück Zeitungspapier bedeckt, der Rest des Körpers liegt wie Abfall einfach so auf der Strasse. Für uns ist es unfassbar, denn das Polizeiauto wurde mit allen Sicherheitsvorkehrungen abgeschirmt, aber den Toten lässt man einfach auf der Strasse liegen, nicht einmal der Verkehr wird umgeleitet oder immerhin geregelt. Irgendwie kommt es uns vor nach dem Motto, töter geht’s ja nicht mehr! Als wir das Ganze einwenig verdaut haben befinden wir uns schon auf der Umfahrungsstrasse in Lima. Hinter uns hupt es wie wild, wir reagieren gar nicht darauf, denn in Peru hupt einfach jeder. Als wir dann Zurufe mit „Hopp Schwyz, hopp Schwyz“ hören sind unsere Scheiben ganz schnell unten. Auf der vierspurigen Autobahn fahren wir ganz langsam und schwatzen von Fenster zu Fenster mit dem Schweizer Paar, das schon seit ein paar Jahren in Lima lebt. Sie sind so aus dem Häuschen ein Auto mit CH-Nummernschild durch Lima fahren zu sehen, dass wir alle ganz vergessen, wie wir eigentlich den Verkehr behindern. Aber wen stört das hier schon? Bei der dann folgenden Strassengebühr-Zahlstelle trennen sich unsere Wege wieder.

Besichtigung des Chauchilla Friedhofs in Nasca Wenige Kilometer südlich von Nasca befindet sich der MumienFriedhof Chauchilla. Über eine Erdpiste fährt man ein Stück ins Landesinnere und mitten im Nichts entdeckt man die letzte Ruhestätte aus der Präinka-Zeit. Langschädel, verschiedene Knochen sowie Kleider aus der damaligen Zeit kann man in verschiedenen, offenen Grabkammern vorfinden. Viele Mumien sind mit ihrer üppigen Haarpracht immer noch sehr gut bestückt und wir kommen dabei schon etwas ins Grübeln, ob dies nun wirklich Vorfahren von den Inkas waren oder ob sie doch eher aus der Bob Marley Zeit stammen.

Team Gaucho

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Fahrt zum Colca Cañón, eine der tiefsten Schluchten der Welt Bevor wir uns zu einem weiteren Highlight Perus aufmachen, suchen wir das in der Nähe von Chala gelegene Hotel „Puerto Inka“ auf. Hier soll es angeblich eine tolle Gelegenheit geben, um direkt am Meer zu Campen. Wir fahren hin und finden wirklich ein Traumplätzchen vor. So parkiert, dass wir direkt vom Dachzelt aus den Sonnenuntergang ansehen können, geniessen wir die idyllische Lage. Und wenn man bedenkt, dass wir hier am ehemaligen Schiffshafen der Inkas übernachten, schläft man gleich doppelt so gut. An diesem Ort wurden früher die Fischbeute sowie andere Transportgüter über den alten Inkaweg (knapp 500km) mittels Streckenläufer nach Cusco gebracht. So war es möglich, dass man in der Inka-Hauptstadt täglich frischen Fisch bekam. Uns gefällt es hier und als am nächsten Tag noch Fränzi und Andres aus Luzern eintreffen, wird es ein lustiger und unterhaltsamer Schweizer Höck. Am Abend brechen wir zusammen auf um die nahe gelegenen Ruinen von Chala zu besichtigen. Auch hier entdecken wir in abgelegenen Gräbern wieder unzählige Knochen und Schädel. Wie alt die wohl sind? Anschliessend begeben wir uns auf den Weg zum Colca Cañón. Zuerst heisst es noch ein Stück der gefährlichen Küstenstrasse entlang zu fahren. Viele Kreuze am Wegrand zeugen von unzähligen Busund Fahrzeugunglücken. Wir sind froh, als wir endlich Richtung Landesinnere abbiegen und diese Strecke verlassen. Um zum Colca Cañón zu gelangen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir wählen die Schotterstrasse von Tambillo nach Cabanaconde, entlang der Strasse der Vulkane. Die Piste wirkt sehr einsam, den ganzen Tag begegnen uns lediglich fünf Fahrzeuge. Wir überqueren ein paar 4000er Pässe und die Landschaft wird zunehmend farbiger und fantastischer. Als sich dann uns die ersten schneebedeckten Vulkane zeigen, bekommt Gaucho eine kurze Pause, wir montieren unsere Wanderschuhe und laufen einfach drauf los. Wir kommen aus dem, huah – ist das schön, gar nicht mehr heraus. Von dieser Strecke haben wir nicht viel erwartet und so ist der Überraschungseffekt umso grösser. Vicuñas (kleine Andenkamele) huschen schnell über die Strasse und drehen sich dann neugierig zu uns um. Vorbei an diversen Lagunen geniessen wir die beste Erdstrasse, welche wir je gefahren sind. Wenn alle Pisten so gut unterhalten wären, würden wir sie auf jeden Fall einer Asphaltstrasse vorziehen, aber das ist ein Wunschgedanke. So richtig zur Abenddämmerung erreichen wir die Schlucht. Unzählige, in verschiedenen Grüntönen schimmernde Terrassenanlagen zeigen den Beginn des Cañóns. Unser Ziel für heute Abend ist das „Cruz del Condor“, der Aussichtspunkt des Colca Cañóns. Als wir zum Parkplatz fahren steht doch dort tatsächlich wieder so ein V8-Landy mit Berner Kennzeichen. Unfassbar, wie viele Male sich unsere Wege kreuzen. Sarah und Beat mit Josie staunen auch nicht schlecht, als wir uns gleich neben sie platzieren und wir freuen uns natürlich sehr, sie wieder zu sehen. Da wir uns nun wieder auf 3800m befinden wird die Nacht eisig kalt und wir (oder besser gesagt ich) muss die inzwischen schon tief verstaute Wärmeflasche seit langem wieder hervor nehmen. Um 6 Uhr am nächsten Morgen heisst es Tagwache. Schliesslich sind wir zum Colca gefahren um mit etwas Glück einen Kondor zu erspähen. Die beste Zeit wäre angeblich bis 9 Uhr. Wir warten und warten – ein Touristenbus folgt dem Nächsten. Aber anscheinend haben die Kondore heute keine Lust zum Fliegen. Nach 10 Uhr, als die meisten Touristen enttäuscht wieder abgezogen sind, bereiten wir als Erstes unseren Sonntags-Brunch vor. Schliesslich haben wir ja alle Zeit der Welt und keine Eile. Und dann, als wir wieder ganz alleine auf dem Parkplatz sind, zeigen sich uns die Kondore von ihrer schönsten Seite. Wie kleine Segelflugzeuge gleiten sie über unsere Köpfe hinweg. Der Kondor gilt als grösster Raubvogel der Welt und mit einer Flügelspannweite von 3,20m ist es schon ein imposantes Tier.

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Nachdem es also doch noch geklappt hat fahren wir im V16-Konvoi nach Chivay, wo wir nahe den Thermalquellen übernachten. Am nächsten Tag heisst es dann von den zwei Bernern bis zum vereinbarten Treffen in Buenos Aires Abschied zu nehmen. Wir fahren nach Peru weiter durch Nordchile, ihr Weg geht südwärts via Bolivien.

Arequipa, die Stadt des ewigen Frühlings Der zweitgrössten Stadt Perus möchten wir auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Zudem befindet sich in Arequipa das viel umschwärmte Kloster „Santa Catalina“, was wir uns gerne anschauen möchten. Erst fahren wir zum „Hostal Mercedes“, welches über einen sehr gepflegten, kleinen Campingplatz verfügt. Da es nur wenige Gehminuten bis ins Zentrum sind, ist es für uns ideal gelegen. Von der „Plaza Principal“ aus starten wir unseren Rundgang, wo wir weiter zum Kloster schlendern. Die etwas teuren Eintrittspreise von 30 Soles pro Person lassen uns doch überlegen, ob wir hineingehen sollen. Aber wir sind vielleicht nur einmal hier, also zücken wir das Portemonnaie. Während 3,5 Stunden erkunden wir die alten Gemäuer, wo heute noch etwa 28 Novizinnen in Klausur leben. Das Santa Catalina Kloster ist wie eine kleine Stadt innerhalb Arequipa und wurde erst vor 30 Jahren für die Allgemeinheit geöffnet. Viele Räume zeigen, wie die Nonnen vor 500 Jahren gelebt haben. Es gibt eigene Strassenbeschilderungen und verschiedene Wohngebiete. Das Ganze erinnert an eine alte spanische Stadt. Und obwohl wir überhaupt keine Kirchenfanatiker sind, hat sich für uns der Besuch des Klosters mehr als gelohnt. Gegen Abend kehren wir wieder zum Hostal zurück, wo in der Zwischenzeit auch Fränzi und Andres eingetroffen sind. Eigentlich haben wir geplant, am nächsten Tag weiterzufahren. Aber wie schon so oft gibt es soooooviel zu erzählen und als wir auf die Uhr schauen wird beschlossen, um einen Tag zu verlängern. Heute wird unser zweitletzter Tag in Peru. Wir gehen alle zusammen Chinesisch essen und gönnen uns auf der Dachterrasse eines Luxus-Hotels, bei einem schönen Blick über die Stadt, einen feinen peruanischen Pisco-Sour. Gibt es einen schöneren Abschluss? Tags darauf fahren wir der Panamericana entlang nach Tacna, der Grenzstadt zu Chile.

Perfektes chilenisches Chaos Wenn es irgendwie geht meiden wir eigentlich grosse Grenzübergänge. Aber in diesem Fall gibt es für uns leider keine andere Möglichkeit. Also heisst es Augen zu und durch. Schon bei der peruanischen Grenzabfertigung warten wir ewig, bis wir endlich unsere Ausreisestempel bekommen. Aber Arica soll uns eines Besseren belehren. Als wir schon zum Zoll kommen sehen wir unendliche Menschenschlangen anstehen; bei der Einreise, beim Zoll und auch bei der Autokontrolle. Wir beginnen mit dem Ausfüllen der unzähligen Formulare, dann stellen wir uns brav bei den Massen an. Als das Eine erledigt ist, folgt das Nächste. Die vom Zoll teilen uns mit, dass wir zuerst die Autokontrolle durchführen müssen - die vom Sanitario (Fahrzeugkontrolle) wollen als Erstes die Einreisestempel fürs Fahrzeug sehen, welche wir ja noch nicht haben, weil das Andere zuerst gemacht werden muss. Einer vom Zoll schnappt sich schlussendlich unsere Papiere und macht sich aus dem Staub. So kommt es, dass wir zuerst wieder unseren Dokumenten nachjagen müssen und als wir nach 3,5 Stunden endlich alles Nötige für die Autokontrolle haben, kommt doch so ein „Globi“ her und will, dass wir unseren ganzen Wageninhalt ausladen und einzeln durch den Detektor tragen. Hmmm, nicht ärgern, nur wundern. Die haben wirklich immer wieder neue Schikanen auf Lager. Wir erklären ihm mehr als deutlich, dass wir dies nicht tun werden und nach einigem Hin und Her sieht er es sogar ein. Auf einmal wird es möglich, dass jemand ins Auto kommt und es wie üblich durchsucht. Als dann endlich alle Papiere in Ordnung sind, steuern wir in Arica gleich den nächsten Einkaufsladen an und versorgen uns mit Süssem. Das bringt die angespannten Nerven schnell wieder ins Lot und die ganze Aufregung ist ruck zuck vergessen. Für den Abend suchen wir uns ein schönes Plätzchen am Meer. In Chile haben wir nun wieder diese Freiheiten und können wild campen, wo wir möchten. Ein Privileg, dass wir in den letzten Monaten nur sehr selten genossen haben.

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Auf dem Weg nach San Pedro de Atacama Von Arica geht’s zunächst nach Iquique, der zweiten grossen Zollfrei-Zone in Chile. Ein Einkaufstempel reiht sich dem Nächsten, alles wirkt sehr modern und gepflegt. Nach unserem kleinen Shoppingvergnügen biegen wir auf die Küstenstrasse ein und fahren weiter Richtung Tocopilla. Heute meinen es die Windverhältnisse jedoch nicht gut mit uns und wir können keinen windstillen Platz am Meer für unser Dachzelt auftreiben. Uns bleibt nichts anderes übrig als in die nächst grössere Stadt Calama zu fahren, wo wir Unterschlupf beim Sportplatz „Extracción“ finden. Vor einigen Monaten haben uns andere Reisende die GPSKoordinaten vom „Valle de la muerte“ (Tal des Todes), nahe bei San Pedro de Atacama, angegeben. Die Landschaft mit den meterhohen Sanddünen soll grandios sein. Wir sind gespannt und möchten es uns auch anschauen gehen. Dank den GPSDaten finden wir die kleine und nicht beschilderte Ausfahrt. Über eine ausgewaschene Erdpiste fahren wir hinein ins Todestal. Schon nach wenigen Metern zeigen sich uns bizarre und skurrile Felsformationen. Nach etwa zwei Kilometern verwandelt sich die Erdstrasse in eine tiefere Sandpiste. Mit Sperre und Untersetzung hoffen wir, dass wir durchkommen ohne Sandbleche auslegen zu müssen, denn die Hitze ist mörderisch. Gaucho spult kräftig, gibt alles und so schaffen wir es ohne „Buddeln“ zu müssen. Dann plötzlich türmen sich vor uns riesige Sanddünen auf. Bei einem kleinen Plateau finden wir ein idyllisches Plätzchen wo wir gleich beschliessen, die Nacht zu verbringen. Wie man zwar auf die Idee kommen kann im Hochsommer im Tal des Todes zu übernachten, stimmt einem wahrscheinlich schon etwas nachdenklich. Die Temperaturen bringen uns fast um, das Atmen fällt schwer. Dafür war dies mit Sicherheit die ruhigste Nacht, wo wir auf der ganzen Reise verbrachten. Keine Laute waren hörbar, keine Tiere, gar nichts – diese Wüste scheint definitiv tot zu sein. Tags darauf entschliessen wir uns doch, dieses schöne Fleckchen zu verlassen und fahren hinein in das touristische Dorf San Pedro de Atacama, Zentrum der Atacama Wüste. Dieses kleine, vollständig aus Adobe bestehende Dorf gilt als teuerster Ort in Chile. Das erfahren wir auch als wir die Camping-Preise sehen. Das Hostal Takha Takha verlangt fürs Campieren auf dem nicht wirklich einladenden Hostalparkplatz CHF 25.—. Uns verschlägt es fast die Sprache. Dagegen war doch das Campen im 5-Sterne Hotel Libertador in Puno (Peru) gleich ein Schnäppchen. Wir geben die Hoffnung nicht auf und finden dann den Camping „Los Perales“. Dieser ist zwar auch teuer, aber mit immerhin mit CHF 15.— doch günstiger und ausserdem kein Hotelparkplatz. San Pedro de Atacama nutzen wir auch deshalb, weil wir noch ein letztes Mal einer dieser tollen Andenpässe fahren möchten. Um nach Argentinien zu gelangen gibt es zwei Möglichkeiten; der etwas nördlich gelegene, vollständig asphaltierte Paso de Jama oder der weiter südliche Paso de lago Sico. Dieser zweite Pass ist nur während drei Monaten im Jahr geöffnet und besteht aus knapp 500km Schotterstrasse. Da wir uns gerade zur richtigen Jahreszeit dort befinden steht für uns fest, dass wir den Sico fahren werden. Schliesslich wird Gaucho nicht so schnell wieder Wellblech-Pisten unter die Räder bekommen und es soll ein krönender Abschluss werden.

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Abschied von den Anden, Überquerung des Paso Sico Die Zollformalitäten für die chilenische Ausreise müssen bereits in San Pedro de Atacama erledigt werden, was diesmal auch um einiges schneller als bei der Einreise funktioniert. So können wir bereits am frühen Morgen starten. Wir fahren hinein zum Nationalpark „Los Flamencos“, von wo wir dann einen Abstecher zu den Lagunen Miñiques und Miscanti, mit den gleichnamigen Vulkanen unternehmen. Zum Glück haben wir noch etwas chilenisches Geld übrig, denn kurz bevor man die Lagunen zu Gesicht bekommt, muss Eintritt bezahlt werden. Nach wenigen Minuten erreichen wir dann die erste Lagune Miñiques mit ihrem tiefblauen Wasser. Als wir vor dieser Traumkulisse stehen wissen wir schon jetzt, wie sehr wir die Anden vermissen werden. Wir fahren noch weiter zum zweiten See, wo Lamas am Grasen oder besser Steppengras am Zupfen sind. Von diesem Nationalpark folgt ein Weg weiter zur offiziellen Passtrasse. Aber auch wenn es offiziell heisst, nach diesem Park sind wir definitiv auf uns alleine gestellt. Ganze zwei Autos kreuzen unseren Weg auf dieser Strecke. Die Landschaft zu beschreiben scheint fast unmöglich, Worte welche: super schön, grandios oder atemberaubend übertreffen, sind schwer zu finden. Aber so kann man sich vielleicht ein Bild davon machen. Vor uns liegt ein weiss schimmernder Salzsee wo Flamingos auf der Suche nach Krebsen sind. Ein Highlight jagt das Nächste. Aber auch die Anden haben ihre Tücken. Wir befinden uns wieder auf einer Höhe von 4600m und Roger geht es nicht gut. Er bekommt die typischen Anzeichen der Höhenkrankheit mit starken Kopfschmerzen und Atemnot. Wir fahren wieder runter auf 3800m, wo sich der argentinische Zoll befindet. Mit einem freundschaftlichen Händeschlag werden wir begrüsst und die ganzen Papiere sind innerhalb von 10 Minuten geregelt. Dann wir das obligatorische Foto mit „Bienvenidos a Argentina“ geschossen. Da sich Roger immer noch nicht besser fühlt müssen wir unbedingt wieder runter fahren. Auf die Frage hin, wie lange es noch dauert bis wir in tiefere Lagen kommen, meinen die Zöllner lediglich: cercita (nicht weit). Wir verlassen uns auf diese Aussage und diesmal fahre ich weiter. Die Strasse entpuppt sich zu einem Albtraum. Zentimeterdickes Wellblech schüttelt uns durch und ist bei starken Kopfschmerzen nicht unbedingt ein Heilmittel. Um 19 Uhr haben wir den argentinischen Zoll verlassen, jetzt ist es 23 Uhr und wir befinden uns immer noch auf 4200m. Hmm - vielleicht hätten sich die Argentinier etwas klarer ausdrücken sollen, was sie mit „cercita“ meinen. Da wir Beide todmüde sind und es langsam zu gefährlich wird um weiterzufahren, beschliessen wir, trotzdem auf dieser Höhe zu Übernachten. Etwas abseits der Piste finden wir ein Plateau, wo wir bei ohrenbetäubendem Wind die Nacht verbringen. Am nächsten Morgen hilft ein ultrastarker Kaffee und wir beide sind wieder vollkommen fit. Nach etwa weiteren 3 Stunden beginnt sich die Strasse langsam zu senken. Ein Stück folgen wir der ehemaligen Zugstrecke des „Tren a la nubes“ (Zug in die Wolken), bis wir dann langsam die Gebäude von der Stadt Salta erblicken. Da wir uns hier bereits sehr gut auskennen ist der Weg zum Einkaufsladen schnell gefunden, wo wir uns für den Abend ein feines Tröpfchen argentinischen Weins und natürlich 1 Kilo Lomo (Filet) besorgen. In Salta möchten wir ein paar Tage bleiben, um den Landy wieder auf Vordermann zu bringen, alles zu waschen und herauszuputzen. Anfangs machen uns die regnerischen Tage einen Strich durch die Rechnung, aber dann folgen doch noch die hochsommerlichen Temperaturen. Hier erfahren wir zudem von der Fahrplanänderung unseres Frachtschiffes und so verschiebt sich die Abreise in Buenos Aires um 12 Tage. Als dann Sarah und Beat aufkreuzen, geniessen wir das argentinische „Dolce vita“ so in vollen Zügen. Nach zwei Wochen ist es für uns Zeit aufzubrechen. Aber schon beim Verlassen des Camping Municipal stottert und rupft unser Landy. Wir fahren als Erstes zur Tankstelle und als wir dann

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losfahren möchten, springt er nicht mehr an. Nach unzähligen, erfolglosen Versuchen müssen wir Gaucho von der Zapfsäule wegschieben. Roger öffnet die Motorhaube und führt einen Schnellcheck durch. Soweit sieht eigentlich alles in Ordnung aus. Weitere Köpfe schauen interessiert in Gauchos Innenleben. Dann parkt gleich neben uns ein Reisebüssli mit spanischem Kennzeichen. Pablo steigt aus und fragt uns, ob er vielleicht irgendwie helfen könne. Genau in diesem Moment gibt Gaucho wieder ein Lebenszeichen von sich und der V8-Motor schnellt hoch. Wahrscheinlich haben wir doch im letzten kleinen Dorf gestrecktes Benzin bekommen, was hier leider schon mal vorkommen kann. Da Pablo und Anna den gleichen Weg wie wir haben, beschliessen wir bis nach San Miguel de Tucuman zusammen weiter zu reisen. Wir finden für den Abend ein romantisches Plätzchen an einem See, breiten unsere Campingstühle aus und dann werden Reisegeschichten erzählt. Anna kocht für uns einen superstarken Garajillo, ihr spanisches Nationalgetränk. Die Beiden sind schon seit 7 Jahren auf Weltreise und haben bis 2010 noch einiges vor sich. Am nächsten Morgen trennen sich leider unsere Wege schon wieder, aber wir wünschen ihnen auf jeden Fall viel Glück bei ihrem Vorhaben (www.4x4x4continentes.com). Unser Weg führt weiter via Santa Fe nach Buenos Aires, wo wir uns nun befinden und auf unser Schiff, die „Grande Brasile“, warten.

Wie weiter? Wie jede Reise geht auch unsere irgendwann zu Ende. 21 Monate nahmen wir uns die Freiheit einfach das im Leben zu tun, wonach wir gerade Lust hatten und was für uns wichtig war. Wir gönnten uns den allergrössten Luxus, den viele niemals haben werden: Zeit – unendlich viel Zeit. Hier in Südamerika ticken die Uhren anders als in Europa, daran muss man sich erstmals gewönnen. Aber es hat sein Gutes und man lernt, was für einen wirklich wichtig ist. Während dieser ganzen Reisedauer sind wir nicht müde geworden. Im Gegenteil – wir bleiben vom Reisefieber gefangen und da es dafür immer noch kein Gegenmittel gibt, werden wir der Ferne treu bleiben. Denn: Die Welt ist viel zu gross um zu Hause zu bleiben! Mit diesen Worten möchten wir uns von Südamerika verabschieden. Vielen lieben Dank euch allen, die uns so treu auf unserer Reise begleitet haben. Und natürlich auch denjenigen, wo wir so viele lustige und glatte Stunden zusammen auf diesem Kontinent verbracht haben.

Ciao Ciao, hasta luego y suerte. Wir freuen uns auf euch zu Hause!!

Team Gaucho

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