MÉXICO - GUADALAJARA Art des Praktikums: Famulatur- Anästhesie & Innere Medizin

Person: Name: E-Mail-Adresse:

Sarah Stockner [email protected]

Einsatzland / Einsatzort: Land Stadt Amtssprache Empfohlene Impfungen

México Guadalajara Spanisch Hepatitis A und B, Diptherie, Pertussis, MMR, Tetanus, Typhus, Influenza, Pneumokokken, Malaria(als Stand-by Prophylaxe, nur in speziellen Regionen) [immer aktuelle Infos des HygieneInstituts bzw. Gesundheitsministeriums beachten!]

Kultur, Sprachen, Religionen, Ausbildungssystem etc.: Der Sinn einer Auslandsfamulatur ist es, ein völlig anderes Umfeld sowohl im alltäglichen Leben, sozialen Kontakten, als auch im Arbeitsbereich kennenzulernen. In Mexiko ist dies 100% der Fall. Nach Verlassen des Flughafengebäudes erwartet einen eine Welt, die mit Österreich nur sehr wenig zu tun hat. Aufgrund seiner Größe bietet Mexiko vielfältigste Landschaften, Kulturen, Traditionen, Sprachen und Religionen. Entgegen der europäischen Traumvorstellung von mexikanischen Palmenstränden hat dieses Land noch weit mehr zu bieten: Während man sich im Norden des Landes an Wüstenklima und sehr heisse Temperaturen gewöhnen muss, kann es in Bergstädten im Landesinneren auch im Sommer sehr frisch werden. Im Süden des Landes an der Grenze zu Guatemala sollte man sich auf Urwälder mit einem sehr feuchtheissen Klima einstellen. Nahe Mexico City ist es sogar möglich Schnee auf den hohen Bergen zu entdecken(ja, Mexico ist mehr als nur Cancun!). Auch in religiöser Hinsicht bestehen deutliche Unterschiede. Der typische Mexikaner ist streng-gläubiger Katholik, welches sich im alltäglichen Leben deutlich manifestiert. Des weiteren gibt es auch eine Vielzahl an Naturreligionen, wie sie von den indigenen Völkern praktiziert werden.

Das Schulsystem gliedert sich grundsätzlich in die gleichen Abschnitte wie in Europa. An die Primaria und Secundaria schließt sich die Preparatoria an, welche unserem eigentlichen Gymnasium entspricht und die Vorstufe zum Studium an einer Universität darstellt. Obwohl die Analphabetenrate bei „nur“ 9,5 % liegt, bestehen abhängig von der Region sowie auch in Bezug auf Stadt und Land variierend starke Defizite in der Bildung. Ohne Spanischkenntnisse kommt man ausser in Touristenorten wie Cancun oder Mexico City nur sehr schwer zurecht. In einem öffentlichen Krankenhaus wie dem „Hospital Civil Fray Antonio Alcalde“ kann es auch passieren, dass selbst der mexikanische Arzt mit seinen Sprachkenntnissen an seine Grenzen stösst, wenn die Patientin anstelle von Spanisch eine indigene Sprache als ihre Muttersprache hat.

Gesundheitsprofil des Landes / der Region: Grundsätzlich bietet der mexikanische Staat ein öffentliches Gesundheitssystem, welches jedem Bürger den freien Zugang zu einer kostenlosen Behandlung ermöglicht. In der Realität sieht dies jedoch anders aus. Die Qualität der medizinischen Versorgung variiert sehr nach der entsprechenden Region, ob man sich in der Stadt oder am Land befindet, sowie abhängig von der finanziellen Situation des Patienten. Obwohl selbst im öffentlichen Krankenhaus ein nicht-zu-geringer Selbstbehalt zu bezahlen ist, bestehen dennoch nur ein Zugang zur Basisversorgung sowie lange Wartezeiten und überfüllte Krankenhaussäle. Dies steht im Gegensatz zu den vielen privaten Gesundheitsanbietern, dessen Privatspitäler eher einem Hotel als einer Gesundheiteinrichtung ähneln. Die Krankheitsbilder können sich aufgrund der häufig lückenhaften medizinischen Versorgung in ländlichen Gebieten sehr ausgeprägt präsentieren. Auch Krankheiten, welche bei uns aufgrund von Präventionsmaßnahmen nur mehr selten vorkommen, stellen in Mexiko eine Alltäglichkeit dar. Als Beispiele für häufig vorkommenden exotische Krankheiten seien hier Dengue-Fieber, Tuberkulose oder Infektionskrankheiten wie Hepatitis C/HIV(eigene HIVAbteilung!) genannt.

Ausbildungsstätte: Meine Famulatur verbrachte ich im „alten“ öffentlichen Universitätsspital „Hospital Civil Fray Antonio Alcalde“ im Zentrum Guadalajaras. Von einem Geistlichen einst gegründet, ist es auch heute noch eine der wichtigsten Anlaufstellen für Patienten aus dem Raum Guadalajara bzw. dem Bundesstaat Jalisco allgemein. Das Krankenhaus selbst besteht aus einem verwirrenden Labyrinth aus alten Gebäuden und schönen Innenhöfen. Die Abteilung für Innere Medizin besteht aus 4 Stationen, wobei diese eher an ein Feldlazerett erinnern(40 Patienten in einem Raum, schwer kranke intensivpflichtige Patienten neben Patienten in stabilem Gesundheitszustand, Angehörige die am Fußboden übernachten). Die hygienischen Standards sind sehr gut, überall findet man Desinfektionsspender und steriles Material, nur werden diese kaum benutzt. Es

liegt somit an jedem einzelnen sein Wissen bezüglich Hygiene umzusetzten oder im „mexican style“ zu arbeiten. Mitzubringen ist ausser dem Basis-Equipment wie weisser Mantel und Stethoskop eigentlich nichts, es ist alles vor Ort vorhanden.

Arbeit und Ausbildung: Auf der Abteilung für Anästhesie war ich eine Rarität, da sich eigentlich selten ein ausländischer Student hierfür bewirbt, nichts desto weniger wurde ich begeistert von den Oberärzten im Team aufgenommen und integriert. Die Ausstattung im OP übertrifft oftmals österreichische Standards(neueste Narkosemaschinen), sodass ich viel an praktischem und theoretischen Wissen mitnehmen konnte. Viele der Ober- und Assistenzärzte konnten auch perfekt Englisch und jeder der Anästhesisten war bereit mir alle Abläufe genau zu erklären bzw. mich genau anzuleiten. So konnte ich neben allgemeinen Maßnahmen wie Leitung legen und arterielle Blutgase abnehmen auch Maskenbeatmung durchführen, Intubieren und Larnymasken setzen, sowie eine Spinalanästhesie durchführen. Absolutes Highlight war für mich, dass ich einmal bei einer HNO-Patientin sogar fiberoptisch mit dem C-MAC intubieren durfte. Die Arbeitszeiten auf der Abteilung waren nicht sehr streng geregelt, sodass ich immer herzlich willkommen war, aber wenn mal nichts so Interessantes zu tun war, auch früher nachhause gehen durfte. Auf der Inneren Medizin wurde man einem Ärzte- und Studententeam zugeteilt, welches man auf den Visiten, Besprechungen, Vorlesungen(sehr gut!) und bei klinischen Untersuchungen begleiten durfte. Die Studenten waren ausnahmslos sehr nett und immer daran interessiert, dass man (wenn man wollte) auch möglichst viel Praktisches machen durfte. Auch die theoretischen Grundlagen kamen nicht zu kurz, denn beinahe jeden Tag wurde von einem Studenten oder Arzt eine Fortbildung zu einem Thema abgehalten, bei dem man auch als österreichischer Student einiges mitnehmen konnte(die mexikanischen Studenten sind theoretisch top!).

Wohnen und Essen: Gewohnt habe ich bei einem mexikanischen Medizinstudenten und seiner Familie etwas ausserhalb dem Zentrum von Guadalajara. Insbesondere die Mutter war stets bemüht, mir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen und bereitete somit jeden Tag nicht nur das Frühstück, sondern auch landestypisches Abendessen zu. Ich wurde als Teil der Familie behandelt(„So you have two mums now, I am your mexican mum“). So lernte ich auch die weiteren Verwandten kennen, wir besuchten gemeinsam lokale Feste- ein wirklich guter Einblick in ein typisches mexikanisches Familienleben.

Finanzielles:  Teuerste Ausgabe ist ohne Zweifel der Flug. Ich habe ca. 2 Monate vorher

gebucht und 700€ bezahlt, was sehr günstig für einen Flug nach Mexico City ist. Ich würde raten, sich auch über Gabelflüge zu informieren und vielleicht einen Rückflug über Cancun zu buchen.  Vorbereitungkosten: Visum bekommt man kostenlos im Flugzeug. Ausser den Standardimpfungen habe ich mich zusätzlich noch Typhus impfen lassen(Kostenpunkt ca. 30 €)  Ausgaben im Land: Mexiko ist im Vergleich zu Österreich sehr günstig. Insbesondere das Essen ist an den Strassenständen unglaublich billig und sollte unbedingt auch gekostet werden! Sim-Karte für ein Monat bekommt man bei Telcel oder Movistar für ca. 15€.

Welche Internetadressen empfiehlst Du:  Primeraplus.com.mx  www.ado.com.mx  tripadvisor.com

Welche Bücher kannst Du empfehlen:  Lonelyplanet!!!!

Fotos:

Freier Teil: Sowohl aus medizinischer als auch menschlicher Sicht lohnt es sich nach Mexiko zu kommen. Man kann fachlich im Krankenhaus einiges lernen, da sich die Ausbildung der mexikanischen Mediziner auf einem sehr hohen Niveau befindet, sich jedoch im öffentlichen Krankenhaus häufig nicht genügend finanzielle Mittel auftreiben lassen, um wirklich jede Untersuchung durchzuführen. Umso wichtiger wird hier die Rolle des Arztes, welcher die Diagnose anhand der gegebenen Befunde und anhand seiner 5 Sinne(die klinische Untersuchung wird noch immer sehr gross geschrieben) stellen muss. Man lernt sowohl im Spital als auch ausserhalb eine unterschiedliche Denk- und Lebensweise kennen, an die man sich zu Beginn vielleicht erst gewöhnen muss(siehe „mexican time“ ;-) ). Die mexikanischen Menschen sind häufig gegenüber Fremden sehr offen und hilfsbereit und führen einen gerne in ihre faszinierende Kultur ein. Grundvoraussetzung ist meiner Meinung nach allerdings, dass man Basiskenntnisse in Spanisch besitzt, denn Englisch wird kaum von der Normalbevölkerung verstanden. Dies ist allerdings auch ein Zeichen von Respekt und so würden einem häufig Wege verschlossen bleiben und interessante Menschen blieben Fremde.