115 km Jakobsweg nach

Santiago de Compostela Tag 1 unserer Reise Als Margit um 3 Uhr in meinem Zimmer stand war ich schon wach, habe nämlich sehr schlecht geschlafen, teils aus Unruhe und teils wegen eines zu vollem Bauches ( habe bei Bernd Schackmann seinem 60. Geburtstag zu viel gegessen ). Nach einem guten Kaffee und Toastbrot ging es pünktlich um 4 Uhr ab zum Flughafen Hahn wo wir, Margit und ich (das Eifel-Duo) um 4.30 Uhr ( viel zu früh ) ankamen. Na ja, so konnten wir dann alles in Ruhe angehen. Treffpunkt mit Erika, Hannelore und Hildegard (das Saarland-Trio) war um 5 Uhr, aber wie man die Saarländer ja kennt, ging es schon fast daneben. Nach mehreren Telefonaten stellte sich heraus, dass sie an der Abfahrt Hahn vorbeigefahren sind und schon Richtung Mainz unterwegs waren. Gegen kurz nach 6 Uhr trafen sie dann endlich ein und dann musste alles zack-zack gehen, wir hatten ja noch einen großen Koffer mit unseren Rucksäcken etc. aufzugeben, aber wir waren dann doch noch pünktlich im Flugzeug welches exakt um 7.05 Uhr abhob. Nach einem ruhigen Flug landeten wir um 9.25 Uhr in Santiago de Compostela, ein recht großer Flughafen, wo dann erst einmal die Toiletten und anschließend die Cafeteria gestürmt wurden. Unsere Weiterfahrt nach Sarria ( 1. Station ) war um 11.10 Uhr über kleine Städte und Dörfer, an deren Strassen sich unzählige Storchennester reihten, nach Lugo per Bus wo wir um 13 Uhr ankamen. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es um 13.45 Uhr mit dem nächsten Bus weiter nach Sarria. Ein junger, hübscher Spanier – Margit und ich saßen direkt vorne – wirklich eine Augenweide als Busfahrer, nur gefahren ist er wie ein Schwein, er hat sämtliche Verkehrszeichen missachtet ( 10 Jahre Führerscheinentzug ) brachte uns sicher zu unserem Ausgangsort. So jetzt Koffer schnappen und ab ins Hotel…rauf, runter links, rechts und das alles mit vollem Sturmgepäck und quer durch die Stadt. Geschafft…..“Hotel Carris Alfonso lX in Sicht , nichts wie rein Wauw…..Super geil. Nach dem Einchecken erst einmal ein Rose`an der Bar, kleiner Snack an der Promenade und dann

eine Stadtbesichtigung, alles sehr schön, noch einen Karnevalsumzug angeschaut (typisch spanisch) dann gegen 19 Uhr wieder ab ins Hotel. Noch einen leckeren Radler an der Bar trinken und dann auf einmal war die Luft raus

Wir lagen um 20 Uhr im Bett!!!!! Glaubt kein Mensch, war aber so.

Wandmalerei an der Kirche in Sarria

Tag 2 unserer Reise 8.30 Uhr lecker gefrühstück, für spanische Verhältnisse 1 plus. Frisch gestärkt waren wir dann gegen 9.30 wanderbereit. Der blaue Himmel über uns lud zu unserer 1.Etappe ( 22km ) ein. Ab ging es wieder Richtung Altstadt, 45 Stufen hoch auf den Camino, ein erstes Japsen war uns schon nach 15min. sicher. An der alten Burgruine rechts ab ins Gelände, frei durchatmen und ein letzter Blick über das schöne Sarria. Gemächlichen Schrittes ging es dann weiter über einen ersten kleinen Flusslauf durch doch recht flaches Gelände was uns so richtig Auftrieb verlieh. Dann kam der erste Schock – schöner Eichenwald, super alte, dicke Bäume die in den Himmel wuchsen…..und da mussten wir auch hin. Steil bergauf Meter um Meter schleppten wir uns da rauf, oben angekommen – Kurve – weiter bergauf. Unser Saarland-Trio legte ein Tempo vor dem wir, das Eifel-Duo nur schwer folgen konnten. Endlich oben und mal wieder etwas flacher, über grüne Wiesen, an alten Steinmauern vorbei, der nächste Flusslauf, Vorsicht nicht abrutschen, weiter über Eselswege, durch Kiefernwälder und wunderschönen kleinen Dörfern, verlassenen Hütten, einsamen Gegenden und immer bergauf, bergab. Erste kleine Rast, Wasser, durchatmen, weiter. Nach 4 Stunden endlich eine offene Bar, nichts wie rein, sehr schön, Kleinigkeit gegessen, Radler getrunken und nach einer Stunde ging’s weiter. Dicke fette Kühe begrüßten uns auf den Weiden. immer den gelben Pfeilen folgend kamen wir nach einer Ewigkeit an diesen Wegstein.

Noch 100km nach Santiago, was uns zu großem Jubel verhalf. Noch 100km vor uns und schon 10km geschafft.

GRATULATION Dann ging’s weiter und langsam näherten wir uns den Corredoiras – kleine, große, dicke, riesige Steine, nichts als Steine die unseren Weg begleiteten und die mit Schlamm, Wasser , Kuhmist verdreckt waren und einem das Laufen nicht gerade leicht machten. Nach einem sehr steilen Abstieg, was genau so schlimm ist, erreichten wir den Stausee von Portomarin, unserem Etappenziel. Der alte Brückenort Portomarin versank nach Fertigstellung des Staudamms 1962 in den Fluten des Minho, nur die alten Denkmäler, Kirchen etc. wurden in aufwendiger Kleinarbeit an einem höheren Punkt wieder aufgebaut. Unser Hotel die Pousada de Portomarin musste natürlich auf der letzen Anhöhe des Dorfes liegen, also noch mal Augen zu und durch. Um 21 Uhr lagen wir satt und erschöpft im Bett.

Die Corredoiras Tag 3 unserer Reise Gut gefrühstückt ging es um 9.30 weiter. Der Himmel über uns war Wolkenverhangen was das Laufen doch recht angenehm machte und langsam führte der Weg uns auch wieder hinauf durch einen kleinen Wald. Dann kamen wir durch wunderschöne sanfte Wiesen und Wälder und es ging schnellen Schrittes voran, was schon sehr trügerisch war, denn wir mussten heute einen Höhenunterschied von mehr als 350 Meter überwinden. Und schon ging’s los, die steilste Straße meines Lebens zu Fuß, wohin man auch blickte nur steil bergauf. Unsere zwei Jungens, man traf sich immer wieder, vielleicht 22 Jahre alt überholten uns schwer atmend uns sagten “ I am die „ und genau so fühlten wir uns auch. Es nahm kein Ende, mein Herz schlug so heftig das ich dachte es würde jeden Moment streiken, aber es hat durchgehalten und ich auch. Nach dieser Strapaze war die nächste Bar uns. Lecker Tortilla gegessen und Cerveza 00 getrunken und dann weiter quälen. Gelben Pfeilen folgen, Bäche auf Steinen überqueren, durch Kuhscheisse laufen, erste kleine Eucalyptusbäume und die Hoffnung endlich anzukommen. Das Eifel-Duo war immer etwas langsamer, aber wir haben unseren Schweinehund überlistet. Nach 8 Stunden dann unser Hotel….. ein Traum aus Holz….das Cabana de Palas de Rei. Duschen, etwas essen, leckeren Vino de Gallego trinken und ab ins Bett. Füße einreiben, Schmerztablette schlucken und dann……gute Nacht.

Tag 4 unserer Reise Heute Gott sei Dank nur eine kurze Etappe ( 14km ) und erst einmal nicht so steil. Durch wunderschöne kleine Bauerndörfer wo die Zeit tatsächlich stehen geblieben zu sein scheint. Man fühlt sich um Jahre zurückversetzt. Kühe und Schafe kreuzen unsere Wege. Die ersten Eucalyptuswälder, habe ich vorher noch nie gesehen - fantastisch.

Wir mussten ein Feuchtgebiet durchqueren wo es nur über Steine weiterging, ein falscher Schritt und man landet im Wasser. Dann wieder Eichenwälder und natürlich… bergauf…..bergab. Dann endlich nach x Kilometern die erste kleine Bar. Nach einer Caldo Gallega und Cerveza ging’s weiter, so eine Rast verleit einem Flügel, denkt man, doch es ging stetig bergauf. Dann plötzlich nächste Bar, herrlich einladend, doch unser Saarland-Trio war uns voraus und wir, das Eifel-Duo, mussten hinterher. Wie schade, also arriba….arriba. Gegen 15.30 Uhr erreichten wir dann unser Ziel in Melide die „ Pousada Berenguele“ von außen enttäuschend doch die Zimmer top. Duschen, umziehen, kleine Stadtbesichtigung. Überall trifft man Pilger die man unterwegs des öfteren gesehen hat, so auch unsere Jungs wieder, die doch tatsächlich in einen Bus einstiegen…welch ein Frevel. So jetzt was Gutes essen nur wo und was… kein Fleisch, kein Fisch, ja ja, und keine deutsche Speisekarte.In der ersten Bar gab es nur Pulpo und Wein aus Tassen. Nichts für uns aber typisch für die Region. Also zurück ins Quartier, dort fragen wir unsere „spanische Mama,“ die uns dann auch prompt führte. Schürze weg und los ging es..natürlich bergab..wir babbeln spanisch, deutsch und saarländisch alles durcheinander, aber es klappt. In der Bar angekommen großer Jubel…hübscher Chef, super Wein , nur Essen erst um 21 Uhr. Was nun, noch 2 Stunden warten? Unsere „ Mama“ regelt alles und wir bleiben was unserem Saarland zum Verhängnis wurde. Gegen 23 Uhr mussten wir Hannelore helfen den Weg zum Quartier zurück zufinden. Aber es war ein wunderschöner Abend und so steht es jetzt

1 : 0 für das Saarland

0 : 1 für die Eifel

Das Saarland-Trio wandert besser und das Eifel-Duo trinkt besser…….. gell Hannelore?

Tag 5 unserer Reise

Bei „ Mama“ super Frühstück, frischer O-Saft , Schinken ohne Ende, warme Churros, lecker Cafe con leche und zwei dicke Küßchen für Margit und mich zum Abschied. Unvergeßlich. Nun weiter und ein bischen gemütlich, denn wir haben alle ein wenig Kopfweh, aber die frische Luft macht uns schnell wieder flott und fit. Raus aus der Stadt und ab in die Einsamkeit. Vorbei an den wunderschönen alten

Maisspeichern, den „Horreos“, über uralte „Calzadas“ den spanischen Dorfstaßen, alten Ziegenpfaden, durch Eichenwälder und wieder Eukalyptus der seinen Duft verströmt, Hohlwegen von nur 1 Meter Breite, über Flussläufe nur über Steine zum queren, alten Brücken und immer rauf..rauf…rauf und genauso bergab.

Kühe bringen uns zum rennen weil jemand sagte ( Ich ?) die Schwarze sei ein Stier ( hi hi hi ) . Das wir noch so schnell sein konnten, kaum zu glauben. Dann endlich eine Bar, dort saß unser Pastor (wegen seiner dunklen Klei

dung) und ein junges Päarchen aus Berlin die schon 3 Wochen auf Pilgerreise waren. Hut ab echt geile Leistung. Ein bisschen Smalltalk und dann weiter unserem Etappenziel entgegen. Margit hat sich die ersten Blasen gelaufen, bei mir schmerzt mein linkes Bein vom Po abwärts, nur das SaarlandTrio rennt und scheint keine Probleme zu haben, aber sie machen das öfter. Hannelore, Erika und Hildegard sind unsere Lokomotive, sie ziehen uns sämtliche Berge hoch…..Danke! Die ersten Häuser von Arzua in Sicht. Gott sei Dank. Die Sonne knallt vom Himmel und macht die Anstiege zur Qual. Hoffentlich bald da, doch es zieht sich wie immer bis zum bitteren Ende….. Endlich „ Casa Teodora „ netter Chef an der Rezeption und erst mal ein kaltes Cerveza. Duschen, Stadt anschauen, Apotheke stürmen, ab 19 Uhr gibt es Essen. Heute meinen ersten „ Bacalao „gegessen, das Lied von Julio ist besser.

Der Fisch ist etwas gewöhnungsbedürftig, liegt vielleicht an der Zubereitung. Flasche Vino Gallego getrunken, sehr hmh und dann ab ins Bett. Buenas noches!

Tag 6 unsere Reise Nach einem guten Frühstück ging es um 9 Uhr auf einer schönen alten Calzada stadtauswärts. Laut Reiseführer sollen nur sanfte Hügel zu bewältigen sein und wir sind guter Dinge. Doch schon nach den ersten Kilometern merken wir das das Wort .. sanft… ein Druckfehler sein muss. Man kann sich auf gar nichts mehr verlassen. Und so pilgern wir weiter mit vielen Erinnerungen in unseren Herzen.

Eichen -, Kiefern- und Kastanienwälder. Durchqueren endlich wieder eine Zivilisation. Ich frage nach dem Weg nach Rua und man sagt uns noch 2km. Juhu, dann haben wir es ja bald geschafft doch schei…… der Kerl hat sich vertan, 2km auf der Schnellstrasse doch 5km durch die Wälder, Auen, Wiesen und wieder leicht bergauf und leicht bergab. Dann doch endlich unser „Hotel O Pino „das Tor nach Santiago de Compostela. Liebevoll eingerichtete Zimmer erwarteten uns. Schnell duschen und einen Apperetiv nehmen im Garten, die Sonne genießen, totale Ruhe, himmlisch. Margit bestellt uns einen Campari Orange, mit frisch gepressten Saft. Der Senor des Hotels bediente uns persönlich , was zu unserer Überraschung recht stürmisch zuging… rats..fats landete der Campari Millimeter an mir vorbei auf dem Tisch, das Eis flog auf den Boden und ich konnte nur noch aufspringen und mich in Sicherheit bringen. Was für eine Begrüßung. Der Senor entschuldigte sich tausendmal, aber es ging ja noch mal gut, bis auf einige Spritzer auf meiner Hose lag der Rest auf Tisch und Boden. Danach wurde geputzt und der Vorfall war vergessen. Als Entschuldigung für das Malheur gab es beim Abendessen , glaube ich , extra große Portionen, mein Steak war jedenfalls ein Gedicht. Und so war auch morgens unser Frühstück…reichlich und gut.

Das Tor nach Santiago de Compostela ist wirklich eine Reise wert! Gracias O Pino

Letzter Tag von Rua nach Santiago Endlich Santiago de Compostela…doch halt, schaffen wir das noch???? 22km bis 12 Uhr zur Pilgermesse??? Kurze Beratung dann …oh welch ein Wunder vor unserem Hotel eine Bushaltestelle. Na ja etwas mogeln darf man. Oder ???? Der hl. Jakobus wird es milde übersehen. Eine Viertelstunde später in San Marcos ging es dann weiter zu Fuß. Auf dem Monte do Gozo – dem Berg der Freude – in früherer Zeit war von hier aus die Kathedrale zu sehen- heute leider nicht mehr. Schade. Die letzen Kilometer ging es durch ein Industriegebiet, über die Autobahn und endlich am Kreisel ein erstes Schild: Santiago de Compostela

in rot und immer weiter durch die Vorstadt auch wie gehabt rauf und runter. Noch einen letzen Cafe in einer Bar und den letzen Sello (Stempel) damit unsere Pilgerausweise voll werden… lauter schöne bunte Sellos. Dann kam die Altstadt und die Kathedrale war in Sicht, noch ein paar Stufen runter und wir hatten es geschafft. Überwältigend, ergreifend, alle Mühsal war vergessen. Da wir noch etwas Zeit hatten, ging es zuerst ins Pilgerbüro, unsere Compostela holen. Ein schönes Gefühl, da haben sich die 115km gelohnt um dieses Schriftstück in den Händen zu halten.

PILGERMESSE Unbeschreiblich, der Gesang einer Nonne halte durch die Kathedrale, eine Stimme wie ein Engel, auch die Predigt , der Dank an die Pilger und das Gebet für eine glückliche Heimreise, unvergesslich.

Dann der Höhepunkt, das berühmte Ritual des Botafumeiro wird begangen – ein riesiges Weihrauchfass wird von 8 Männern in Bewegung gesetzt so dass es schwungvoll und weihrauchverströmend, begleitet von gewaltiger Orgelmusik durch die Kathedrale schwingt. Wer mag es uns da verübeln, dass wir uns die Taschentücher (heimlich) über unsere Augen wischten. Zum Abschluss noch ein weiteres Ritual, das berühren der Apostelbüste von hinten. Man geht um den Altar eine kleine Treppe rauf und dann sitzt er da in Gold und Silber und man legt seine Hände um ihn und bedankt sich für die gute Pilgerreise und vielleicht sonst noch was, jeder wie er mag. Sehr bewegend. Dann noch runter durch die Krippta, kurz innehalten, und ja das war’s. Unser letztes Hotel suchen, wie immer schön, dann Stadtbummel, wirklich sehenswert, nur glaube ich, ein Tag reicht nicht aus um all die Gässchen und Winkel zu erkunden. Vielleicht im nächsten Jahr.

Am Sonntagmorgen mit dem Taxi zum Flughafen. Noch ein paar Andenken gekauft und pünktlich um 10.05 gestartet. Nach einem ruhigen Flug landeten wir um 12.25 Uhr am Flughafen Hahn und meine erste Pilgerreise endete wie sie begonnen hat. Glücklich und zufrieden!!

In der Hoffnung dass es Euch ebenso ergangen ist und dieser kleine Bericht ein paar schöne Erinnerungen hervorruft, verbleibe ich bis auf ein nächstes Mal

Dnam Veronicum Wigge

Meisenthal, den 19 Marti anno Domini 2014