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PD Dr. Hermann-Josef Große Kracht M.A. Institut für Theologie und Sozialethik (iths) TU Darmstadt [email protected] grossekracht@goog...
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PD Dr. Hermann-Josef Große Kracht M.A. Institut für Theologie und Sozialethik (iths) TU Darmstadt [email protected] [email protected] Planungsstand: November 2012

2. Heppenheimer Tage zur christlichen Gesellschaftsethik Termin: Fr./Sa. 11.05. 2012, 11.00 Uhr – Sa., 12.05.2012, 12.00 Uhr Thema: Ist der deutsche Sozialversicherungsstaat am Ende? 'Korporative Marktwirtschaft' und 'katholische Sozialstaatlichkeit' auf dem Prüfstand Ort: Haus am Maiberg. Akademie für politische und soziale Bildung des Bistums Mainz Ernst-Ludwig-Str. 19 64646 Heppenheim/Bergstr. Tel.: 06252/9306-0 Eine Anreise am Vorabend ist möglich und in vielen Fällen wohl naheliegend. Titus Möllenbeck vom Haus am Maiberg hat zugesagt, am Do, 10.05. bis Mitternacht für Abholdienste vom Heppenheimer Bahnhof jederzeit zur Verfügung zu stehen.

Zur Arbeitsweise: Für die Tagung sind 6 so genannte 'Hauptreferate' vorgesehen (Abelshauser, Große Kracht, Hockerts, Vogel, Nullmeier, Möhring-Hesse). Die 'Hauptreferenten' werden gebeten, bis Mitte April (16.04.2012) einen Text bzw. ein ausführliches Thesenpapier zur Verfügung zu stellen. Diese Texte werden allen Tagungsteilnehmern im Vorfeld der Tagung zugänglich gemacht. Auf der Tagung selbst dürfen die 'Hauptreferenten' nur noch einmal ganz knapp in ihre Thesen einführen (3-5 Minuten). Die jeweiligen 'Korreferenten' bzw. 'Kommentatoren' haben auf der Tagung dann jeweils 1015 Minuten Zeit, aus ihrer Sicht zum Text des 'Hauptreferenten' kritisch-pointiert und/oder weiterführend-ergänzend Stellung zu nehmen. Ziel ist es, in jeder Arbeitseinheit eine volle Stunde Zeit für die Plenumsdiskussion zu haben. (Über eine evtl. Veröffentlichung der Tagungsergebnisse ist noch nicht entschieden)

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Zum thematischen Profil: In der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung hat das 'konservativ-korporatistische welfare regime' Deutschlands schon sprachlich keinen guten Klang. Im Unterschied zu den 'sauberen', d.h. an den modernen Steuerungsmedien des Staates bzw. des Marktes ausgerichteten, welfare regimes des skandinavischen bzw. des anglo-amerikanischen Typs bildet es gewissermaßen das 'hässliche Entlein' unter den etablierten Formen des welfare capitalism. Zwar scheint es im Durchgang durch das 20. Jahrhundert insgesamt eine imposante Erfolgsbilanz und eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz aufweisen zu können; anders als seine beiden Konkurrenten, das etatistische und das marktliberale Modell, verfügt es jedoch nicht über den legitimatorischen support durch eine allgemein überzeugende normative Begleittheorie. Eine solche ist offensichtlich nie ausgearbeitet worden. Zumindest scheint sie nie in relevantem Maße politik- und öffentlichkeitsfähig geworden zu sein. In diesem Sinne konnte etwa Jürgen Kaube 1993 notieren: "Es gibt keinen Bodin, keinen Rousseau oder Marx des Wohlfahrtsstaates. (…) Ihm liegt keine ausgearbeitete Ideologie zugrunde, und es ist fast so, als testete mit dem Wohlfahrtsstaat die politische Evolution, ob politische Gebilde auch ohne eine kompakte philosophische entstehen und stabilisiert werden können." Dass das 'hässliche' deutsche welfare regime aus 'korporativer Marktwirtschaft' (Werner Abelshauser) und 'katholischem Sozialstaat' (vgl. Frank Nullmeier/ Friedbert W. Rüb) seit den 1990er Jahren in Misskredit geriet, könnte von daher nicht nur an –realiter oder auch nur vermeintlich bestehenden – empirischen Defiziten, Unzulänglichkeiten und Strukturfehlern dieses Wohlfahrtsstaatstypus liegen, sondern auch an der mangelnden politisch-moralischen Unterstützung für dieses 'jenseits von Markt und Staat' angesiedelten Sozialmodells, das seinen spezifischen Charme – wenn es einen solchen denn geben sollte – in den Selbstverständigungsdebatten der politischen Öffentlichkeit in Vergangenheit und Gegenwart offensichtlich kaum zu entfalten vermochte. Nach dem akuten Scheitern der forschen neoliberalen Verabschiedungen des deutschen Sozialversicherungsstaates ist es jetzt doch an der Zeit, das spezifische Profil und die prinzipielle Leistungsfähigkeit des 'deutschen Wirtschafts- und Sozialmodells' und seine eventuellen Zukunftschancen empirisch und normativ noch einmal neu in den Blick zu nehmen. Vor diesem Hintergrund wollen die '2. Heppenheimer Tage zur christlichen Gesellschaftsethik' die Theorie und Empirie, die Traditionen und Gefährdungen des deutschen Sozialversicherungsstaates auf den Prüfstand stellen, ihn sowohl in historisch-systematischer wie empirisch-aktueller Hinsicht auf seine Stärken und Schwächen untersuchen und auf dieser Grundlage der Frage nachgehen, ob er in – wie auch immer modifizierter Form – auch heute noch zukunftsfähig sein kann (und sollte) oder ob er nun doch endgültig ins Politikmuseum des 20. Jahrhunderts gehört. Es geht also um die Frage: Welche Bilanz ist zu ziehen über die Jugendjahre, die Blütezeit und das angebliche Greisenalter des 'hässlichen Entleins', dieser merkwürdigen und prima facie so unansehnlich geratenen Hervorbringung der jüngeren politischen Evolutionsgeschichte? Ist jetzt endlich die längst fällige Beerdigung vorzubereiten; oder könnte es sein, dass das Gerücht über das historische Ende dieses Entleins am Ende nur eine Ente ist?

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Konkret soll diesen Fragen in sechs Arbeitseinheiten nachgegangen werden: Fr. 11.00: Begrüßung und Vorstellung. Fr. 11.15-13.00:

Erster thematischer Block: Die Entstehung des Sozialversicherungsstaates in der Formierungsphase des German type of welfare Capitalism im Kaiserreich und in der Weimarer Republik

Werner Abelshauser: Deutsche Sozialversicherungsstaatlichkeit als Ausdruck eines 'freiheitlichen Korporatismus' jenseits von Markt und Staat? (Zusage) Hermann-Josef Große Kracht: Das Ende liberaler Verantwortlichkeit – und dann? Gibt es eine 'postliberale' Sozialphilosophie des Sozialversicherungsstaates? (Zusage) Kommentar: Alexander Ebner (Zusage) Fr. 13.00-14.00: Mittagessen Fr. 14.00-15.45:

Zweiter thematischer Block: Die Blütephase des deutschen Wirtschafts- und Sozialmodells in der Bundesrepublik der 1950er bis 1980er Jahre – und die Ursachen ihrer beginnenden Krise und Kritik

Hans-Günter Hockerts: Vom Problemlöser zum Problemerzeuger? Zur politischen Karriere des bundesdeutschen Sozialversicherungsstaates und seiner Legitimationsquellen (Zusage) Kommentare: Friedhelm Hengsbach (Zusage) und Sigrid Betzelt (Zusage) Fr. 15.45-16.15: Kaffee und Kuchen Fr. 16.15-18.00:

Dritter thematischer Block: Zum aktuellen Stand der Debatte um Korporatismus und Sozialversicherung

Berthold Vogel: Die Transformation der korporatistischen Ordnung. Das Verhältnis von Sorge und Gewährleistung seit den 1990er Jahren. (Zusage) Kommentare: Tanja Klenk (Zusage) und Philip Manow (Zusage) Fr. 18.00-19.30: Abendessen Fr. 19.30-21.15:

Vierter thematischer Block: Irreversibler Abschied vom Modell der Sozialversicherungen? Eine Konkretisierung:

Frank Nullmeier: Wandel der Sozialversicherungen und des demokratischen Sozialstaates im europäischen Vergleich (Zusage) Kommentare: Karl Gabriel (Zusage) und Frank Berner (Zusage) 3

Sa.: 8.00-9.00: Frühstück (und Zimmer räumen): Sa. 9.00-10.45:

Fünfter thematischer Block: Zur Sozialethik des Sozialversicherungsstaates und seiner Zukunftsaussichten.

Matthias Möhring-Hesse: Versuch einer gesellschaftsethischen Verteidigung (Arbeitstitel) (Zusage) Kommentare: Christian Spieß (Zusage) und Michael Schäfers (Zusage) Sa. 10.45-11.00: Stehkaffee Sa. 11.00-12.30:

Sechster thematischer Block: Auswertung/Ausblick: Beerdigungsvorbereitungen oder Wiederbelebungsversuche?

Einleitende Kommentare zum bisherigen Tagungsverlauf (jeweils ca. 5-7 Minuten): Klaus Dörre (Zusage; kleiner Terminvorbehalt) Bernhard Emunds (Zusage; kleiner Terminvorbehalt) Florian Rödl (Zusage) 12.30: Tagungsende mit einem Imbiss Transfer zum Bahnhof etc…

Zu den Referentinnen und Referenten: Abelshauser, Werner; Prof. Dr.; emeritierter Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld, seit 2010 ebendort Forschungsprofessur für Wirtschaftsgeschichte Berner, Frank; Dr., Wiss. Mitarbeiter und Leiter der Geschäftsstell Altenbericht beim Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA), Berlin. Betzelt, Sigrid; Prof. Dr., Professorin für Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Arbeitsund Organisationssoziologie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Dörre, Klaus; Prof. Dr., Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie am Institut für Soziologie der Universität Jena Ebner, Alexander; Prof. Dr., Professor für Sozialökonomik mit dem Schwerpunkt Wirtschaftssoziologie und Sozialpolitik am Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse der Universität Frankfurt Emunds, Bernhard; Prof. Dr., Professor für Christliche Gesellschaftslehre und Sozialphilosophie sowie Leiter des Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik der PhilosophischTheologischen Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt

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Gabriel, Karl; Prof. Dr. Dr. Dr. h.c.; emeritierter Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Große Kracht, Hermann-Josef; PD Dr., Akademischer Oberrat am Institut für Theologie und Sozialethik (iths) der Technischen Universität Darmstadt. Hengsbach SJ, Friedhelm; Prof. Dr., emeritierter Professor für Christliche Gesellschaftslehre und Sozialphilosophie sowie ehemaliger Leiter des Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt. Hockerts, Hans Günter; emeritierter Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität München. Klenk, Tanja; Dr.; z.Zt. Vertreterin der Professur für Politikwissenschaft, Verwaltung und Organisation an der Universität Potsdam. Manow, Philip; Prof. Dr.; Professor für Vergleichende Politische Ökonomie an der Universität Bremen und Leiter der 'Wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung' am dortigen Zentrum für Sozialpolitik (ZeS). Möhring-Hesse, Matthias; Prof. Dr.; Professor für Theologische Ethik/Sozialethik an der KatholischTheologischen Fakultät der Universität Tübingen. Nullmeier, Frank; Prof. Dr.; Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bremen und Leiter der Abteilung 'Theorie und Verfassung des Wohlfahrtsstaates' am dortigen Zentrum für Sozialpolitik (ZeS). Rödl, Florian; Dr., Forschungsgruppenleiter am Exzellenzcluster Normative Orders der Universität Frankfurt. Schäfers, Michael; Dr., Leiter des Grundsatzreferats der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, Köln. Spiess, Christian; Prof. Dr., Gastprofessor für Theologische Ethik an der Kath. Hochschule für Sozialwesen Berlin; wiss. Mitarbeiter am Exzellenzcluster Religion und Politik der Universität Münster. Vogel, Berthold; PD Dr., Direktor am Soziologischen Forschungsinstitut (SoFi) der Universität Göttingen und Forschungsgruppenleiter am Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS).

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