Rosi Daum Psalm

Rosi Daum Psalm 13 18.05.2008 "Dein Herz bei Gott ausschütten" Predigt zu Psalm 13 Das Leben ist eine Reise. Diese Reise startet völlig unvorbereit...
Author: Kurt Schreiber
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Rosi Daum

Psalm 13

18.05.2008

"Dein Herz bei Gott ausschütten" Predigt zu Psalm 13 Das Leben ist eine Reise. Diese Reise startet völlig unvorbereitet, kein Gepäck, keine Landkarte, kein Proviant. Es kann losgehen: Ich werden als ein Baby geboren. Das Abenteuer Leben kann beginnen. Wohin mich diese Reise führt, weiß ich zu Beginn meiner Reise noch nicht. Habe ich eine Reiserücktrittversicherung? Wohl eher nicht. Wenigstens eine Reiseapotheke, oder einen Auslandskrankenschein? Habe ich auch nicht dabei. Den praktischen Sprachführer mit den wichtigen Kulturtipps? Der wird mir leider auch nicht zu Beginn meiner Reise mitgegeben. Der Start der Reise des Lebens trifft uns also sehr plötzlich und unvorbereitet. Aber zum Glück bekommen wir zum Start Wegbegleiter an unsere Seite gestellt - unsere Eltern. Dann werden wir selber auf unserer Reise langsam älter und selbstständiger, der eine früher, der andere lässt sich dabei etwas mehr Zeit. Diese Reise kann sehr spannend werden: Der erste Kuss; die erste eigene Wohnung; die Gründung einer Familie; gute Freunde, die mich auf meiner Reise begleiten. Das Leben kann ein Abenteuer voller fesselnder Entdeckungen sein. Allerdings führt uns der Weg auch manchmal in ein Tal, das dunkel und beängstigend ist. Menschen verletzten uns, wir durchleben Krankheiten, sehen schlimme Katastrophen. Dann wird die Reise anstrengend, wir möchten vielleicht lieber aufgeben. Aber umkehren? Nein, das geht nicht. Wir verstehen vielleicht den Sinn unserer Reise nicht mehr, sehen überhaupt kein Ziel mehr auf das wir zugehen können. Solche Täler müssen wir vielleicht genauso durchwandern, wie wir andererseits den atemberaubenden Ausblick auf einem erkommenen Berg genießen können. Das Leben ist eine Reise, auf der wir uns befinden. Ich möchte Ihnen heute von einem Wegbegleiter auf dieser Reise erzählen. Er ist eine Hilfe mit der wir auf unserer Lebensreise sowohl durch Täler gehen könne, aber auch bis zur Spitze eines überwältigend schönen Berges kommen. Er ist eine Art Wanderstock, den wir immer mit uns tragen können, sozusagen über Stock und Stein. Diesen Wanderstock von dem ich Rede können wir in der Bibel finden, und zwar spreche ich von den Psalmen. Die Psalmen sind wohl eines der ungewöhnlichsten Bücher der Bibel. Sie enthalten Gebete und Lieder in den Menschen ihr Herz bei Gott ausschütten. Sie sind einerseits wunderschöne Gedichte voll von Poesie, aber wir finden andererseits in ihnen auch abschreckende Rachengedanken gegenüber Feinde der Betenden. In den Psalmen werden keine abstrakten Dogmen beschrieben, sondern sie sind mitten im Leben geschrieben. Wir können in ihnen oft die Worte "ich" und "du" finden. Es geht also nicht um irgendwelche Personen weit weg. Sondern sie handeln von dem

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Betenden und Gott. Die Beziehung vom Menschen zu seinem Gott steht im Mittelpunkt. Deshalb sind sie voll von Emotionen: Staunen über den Schöpfer, Begeisterung über seine Taten, tiefes Vertrauen zu ihm, aber auch erdrückender Stress im Alltag, Ängste über die Zukunft, tiefe Klagen über die Feinde. Sie spiegeln das komplette Spektrum des menschlichen Lebens eines Gläubigen, mit allen seinen Höhen und Tiefen. Deshalb sind sie auch ein großer Schatz in unserem Leben als Christen. Sie zeigen uns, wie Menschen im Alten Testament ihre Beziehung zu Gott gelebt haben, völlig ehrlich und authentisch. Vielleicht kommen wir in unserer Gottesbeziehung an Punkte an, an denen wir sprachlos sind vor Begeisterung und Staunen über unseren Gott. Oder wir sind sprachlos vor lauter Leid und Unverständnis in unserem Leben. Ich glaube in gerade solchen Situationen können uns die Psalmen Worte geben, dass auszudrücken was wir gerade fühlen. Und uns helfen das im Gebet vor Gott zu bringen. In der Predigt heute soll es auch um einen Psalm gehen, in dem David sein Herz bei Gott ausschüttet.

1"Ein Psalm Davids, vorzusingen." 2 HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir? 3 Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele / und mich ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben? 4 Schaue doch und erhöre mich, HERR, mein Gott! Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe, 5 dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden, und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke. 6Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist; / mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir tut. "Herr, wie lange noch?" David befindet sich gerade in einem dieser tiefen Täler auf seiner Lebensreise. Wir wissen nicht genau in welcher Situation er gerade steckt, aber es muss eine ernste Lebenslage sein, denn sie scheint ihm bis in sein tiefstes Innere zu erschüttern. Ich kann mir vorstellen, dass er vielleicht gerade im Tempel ist. Das er dort versucht Gott zu begegnen. Und er schreit diese Wort über seine Problem und Sorgen zu Gott. Aber das Schlimmste was ihn zu schaffen macht, ist die Abwesenheit Gottes. Er hat das Gefühl, dass Gott ihn vergessen hat. Das es Gott egal ist, wie es ihm gerade geht. Er ruft zu Gott, aber er scheint nicht zu antworten. Er kennt

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die Verheißungen, die ihm Gott einst zugesprochen hat, aber der Segen scheint ihn nicht zu treffen. Stattdessen versinkt er in seinen Sorgen. Er versteht Gott nicht mehr. Wie ist es, wenn wir das Gefühl haben, dass sich Gott vor uns verbirgt, dass er uns vergessen hat. Wenn scheinbar alle anderen aus der Gemeinde Gebetserhörungen erleben und Gott ganz real in ihrem Leben erfahren, man selbst hat allerdings das Gefühl, dass die Gebete an der Zimmerdecke hängen bleiben? Wie ist das, wenn Gott anscheinend abwesend ist, obwohl wir ihn so dringend bräuchten? Ich glaube es lässt sich mit einer Freundschaft vergleichen: Stellen Sie sich vor: Ich möchte mich mit einem guten Freund zum Kaffetrinken verabreden. Also ruf ich ihn an und verabrede mich mit ihm. Dann sitze ich in einem netten Cafe und warte auf ihn. Die Zeit vergeht, eine halbe Stunde, eine Stunde, zwei Stunden. Er ist immer noch nicht da. Dabei war das Gespräch echt wichtig. Ich bräuchte dringend jemanden mit dem ich über ein ganz bestimmtes Problem reden kann. Der mir Mut zu spricht und versucht mir zu helfen. Er kommt immer noch nicht. Aber gut es ist ganz normal, wenn heutzutage mal jemand eine Verabredung vergisst. Kann ja mal vorkommen. Aber was ist, wenn mich der Freund drei- vier oder - zehn mal versetzt. Wenn er beim zehnten Termin immer noch nicht erscheint. Wenn er vielleicht nicht mal kurz angerufen hat, um sich zu entschuldigen? Wenn ich ihn wirklich dringend brauche, aber er scheint sich nicht darum zu kümmern. Dann würde ich glaube ich sehr traurig werden. Und mich von ihm vergessen fühlen. Bin ich ihm nicht wichtig genug? So etwas kann an den Grundfesten einer Beziehung rütteln. Auch an den Grundfesten der Beziehung zu Gott. Das erlebt der Betende des Psalmes gerade. Was soll man in einer solchen Situation tun? Wie soll man sich dem Freund oder Gott gegenüber verhalten? Eine Möglichkeit wäre sicher, gekränkt zu sein. Den Frust einfach in sich hinein zu fressen. Das würde wahrscheinlich in einer tiefen Verbitterung enden. Oder man ergibt sich einfach der Situation. Versucht den tiefen Schmerz zu ertragen. So nach dem Motto: Es soll ja keiner merken und es interessiert ja auch keinen. Das würde wahrscheinlich in der Vereinsamung enden. Das sind alles beide keine guten Möglichkeiten. Also wie kann ich mit Leid, Problemen oder Gottverlassenheit in meinem Leben umgehen? Das ist wahrscheinlich einer der schwierigsten Fragen im Leben und im Christsein überhaupt. Den Ansatz einer Antwort finden wir in dem Gebet von David. Er klagt sein ganzes Leid zu Gott: "HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir? Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele / und mich ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?" »

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Er schüttet sein ganzes Herz bei Gott aus. Er hat den Eindruck, dass Gott ihn aus seinen Augen verloren hat, aus seinem liebevollen und bewahrenden Blick. Und der Beter hält Gott diese Eindrücke hin. Er spricht alles aus, ohne fromme Floskeln und Verschönerungen. Ganz authentisch und direkt von seinem Herzen. Er klagt all sein Unverständnis Gott. Wer so betet, ist auch nicht egoistisch, sondern er hält sich selbst als ganzer Mensch Gott hin. Er hält sich selbst mit seinem Leid, seinem Schmerz und seiner strapazierten Geduld hin. Hier ist eine Klage zu finden, die direkt zum Himmel steigt. Klagen bedeutet allerdings nicht Jammern. Denn wer jammert, der will Mitleid. Er will Bestätigung. Aber er will keine Veränderung. Er fühlt sich sogar etwas wohl darin. Doch wer klagt, der will etwas loswerden. Der sehnt sich nach einer Veränderung im Leben. Er will seine Sorgen und Probleme bei Gott abladen. Er will sie nicht wieder zurück bekommen. Deswegen betet der Beter im Psalm auch weiter. Aber die Abwesenheit Gottes ist nicht das einzige, was der Psalmbeter zur Zeit verspürt. Er wird bedroht. Er hat Feinde und die finden es anscheinend sehr unterhaltsam, dass es David gerade so miserabel ergeht. Sie feinden ihn an. Machen sich über ihn lustig. Wo ist denn dein Gott? Wieso hilft er dir denn nicht? Ich kann mir vorstellen, dass echt das letzte ist in einer Krisensituation auch noch von Feinden angepöbelt zu werden. Aber ist es richtig, dass der Psalmbeter so über seine Feinde spricht? Gerade in den Psalmen begegnen uns ja Texte in denen Rachegedanken und die schlimmsten Verwünschung für die eigenen Feinde ausgesprochen werden. Soviel Aggression ist doch unanständig, besonders in einem Gebet oder? Darf der Psalmbeter so beten, dürfen wir so beten? Wie sieht es mit meinen Feinden aus? Darf ich sie auch so im Gebet vor Gott bringen? David tut das hier, denn er sehnt sich nach Gerechtigkeit, nach Gottes Gerechtigkeit. Was können denn heutzutage unsere Feinde sein? Wahrscheinlich keine Völker bewaffnet mit Schwertern, so wie zu Davids Zeiten. Aber ich denke auch wir haben einige Feinde. Feinde, die uns in unserem täglichen Alltag immer wieder begegnen. Das kann die Arbeitskollegin sein, die fast täglich etwas an mir aus zu setzten hat. Oder ein Mitglied aus meiner Familie, das mir offen sagt, dass ich als Mensch versagt habe. Diese Menschen können wir unserem Gott in klagenden Gebeten vorstellen. Es gibt aber nicht nur die äußeren Feinde als Menschen, sondern auch Feinde, die in uns leben. Da ist zum Beispiel mein innerer Feind "Leistungs-Denken", der mir oft in den Ohren liegt mit den Worten: "Das ist noch nicht gut genug, das wird nie ausreichen!" Ich kann vor Gott bringen. Oder mein Feind Nr. 2 Egoismus. "Hier Gott, darf ich dir vorstellen, dieser Feind schafft es

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doch tatsächlich, dass sich die Welt manchmal nur um mich dreht." Was haben Sie für Feinde, die Sie bedrohen, die versuchen Sie aus dem Lebensweg zu bringen? Feinde, die einen innerlich zum Kochen bringen. Auch diese dürfen wir unserm Gott hinwerfen. Anstatt über sie selbst her zu ziehen, können wir sie Gott anvertrauen. Anstatt selbst Rachepläne zu schmieden, können wir es Gott überlassen zu handeln.In den klagenden Gebeten können wir unseren ganzen Frust und Wut über unsere Feinde loswerden. Wir können um Gottes Gerechtigkeit bitten und ihn unsere Feinde anvertrauen.Das heißt wir dürfen auch über unser Feinde klagen. Aber wir sollen zu Gott über sie klagen und somit unser Herz bei ihm über sie ausschütten. Nach diesen beiden schweren Themen: die Abwesenheit Gottes und die Bedrohung durch Feinde kommt David zum Schluss des Psalms: "Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir tut." So endet der Psalm, der mit einer tiefen Klage begonnen hat. Wie und was ist eigentlich passiert? Ist überhaupt eine Wende in der unerträglichen Situation geschehen? Oder versucht der Beter sich hier mit einer frommen Druchhalteparole selbst zu motivieren? Die Antworten, die uns der Psalm liefert sind sehr dürftig: keine Antwort auf die so oft gestellte Frage "Herr, wie lange noch?", kein Erfolgsbericht, kein konkretes Reden von Gott. Aber trotzdem steht dieser Vers bewusst am Ende dieses Klagepsalmes. Vielleicht hat der Verfasser diesen letzten Vers erst viel später zufügen können. Vielleicht hat er viel Zeit und Vertrauen gebraucht, um seine zu Beginn beschriebene Krise durchhalten zu können. Aber jetzt kann er aus vollem Herzen von der helfenden Gnade seines treuen Gottes singen. Der Beter dieses Psalmes ist durch seine tiefe Klage, der ehrliche Bitten bis zum Lob Gottes gekommen. Dann ist das Lob, das wir beten auch kein einfacher Stimmungsumschwung. Wie eine Art Schalter von "traurig" auf "fröhlich". Vielmehr ist es ein Schritt auf unserem Lebensweg. Ein Schritt auf unserer Reise durch die Täler und über Höhen in unserem Leben. Und in beiden Zeiten ist ein Austausch mit Gott wichtig. Das wird in diesem Psalm deutlich. David hat schließlich Gott in Liedern gepriesen für das was er getan hat. Er will sich erinnern und von dem erzählen, was er mit Gott erlebt hat. Ich habe mir überlegt, dass wir das auch so ähnlich tun könnten. Nicht unbedingt als ein Lied, aber eine Art Tagebuch, in dem wir unser Leben mit Gott festhalten. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass ich sehr vergesslich bin was Erfahrungen mit Gott angeht. Und gerade in schlechten Zeiten kommt es mir so vor als hätte ich die Gegenwart Gottes noch nie erlebt. Aber besonders in diesen Phasen braucht man Erinnerungen an Erlebnisse mit Gott. Erinnerungen, in denen ich weiß, dass Gott genau da in meinem Leben gehandelt hatte und mir seine Treue gezeigt hat. Oder dass er in der Situation, wo

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ich nicht mehr wusste wie es weitergehen sollte, mir eine ganz neue Tür geöffnet usw. An solchen Erinnerungen kann ich mich dann auch in Krisenzeiten festhalten, weil ich weiß dass Gott real in meinem Leben ist und handelt. Es kann eine Art Tagebuch werden auf meiner Reise durch mein Leben mit Gott. Ich habe vor einigen Jahren mit so einem Tagebuch zu schreiben begonnen. Ich habe darin Gebet, Bitten oder Fragen an Gott festgehalten. Manchmal konnte ich sehr schnell ein Lob oder ein Dankgebet neben eine Bitte an Gott schreiben. Einige Fragen oder Gebet stehen aber auch noch offen, wo ich nicht weiß wie Gott handeln wird. Andere Dankgebete, die jetzt schon jahrelang zurückliegen erinnern mich an Erlebnisse, die meinen Glauben geprägt haben. Wo ich Gott nochmal ganz anders kennengelernt habe. Deswegen möchte ich Sie ermutigen, die Taten Gottes, die Sie in ihrem Leben erfahren haben festzuhalten. Oder wenn Sie bereits so ein Tagebuch schreiben weiterzumachen. Ich muss nämlich ehrlich gestehen, ich habe in mein Buch schon lange nichts mehr eingetragen, weil ich es schlicht und einfach vergessen habe. Jetzt in der Vorbereitung über den Psalm ist mir allerdings bewusst geworden, wie cool es ist solche Erinnerungen zu haben, an den ich mich festhalten kann, in denen ich Gottes Treue erfahren durfte. Zum Schluss hören wir nochmal den Psalm, gesungen als Lied. Dabei soll eine Zeit sein, in der Sie einfach diese Gebet nochmal auf sich wirken lassen können. Oder Sie können auch in dieser Zeit ihr Herz bei Gott ausschütten und Gott im Stillen Gebet sagen, was Sie gerade nicht verstehen. Vielleicht spricht ihnen auch gerade das Lob des Psalms in dem letzten Verses total aus dem Herzen, dann können Sie Gott in dieser Zeit danken für seine Treue. Amen

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