Richtlinien Integrative Schule Rottenschwil Integrative Schule Rottenschwil

Integrative Schule Rottenschwil

„Es geht nicht darum festzustellen, wie leistungs- und funktionsfähig ein Kind ist, damit es als ‚integrierbar’ gelten kann, sondern um die Frage, wie eine Schule beschaffen, ausgestattet und organisiert sein muss, damit sie in der Lage ist, ein Kind zu integrieren.“ Gerard Bless und Martin Eckhardt

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Integrative Schule Rottenschwil

Unsere Vision – Eine Schule für alle Kinder Verschiedene Kinder wohnen in unserem Dorf und besuchen unsere Schule. Es hat Kinder, welche gerne Velo fahren, andere sind begeisterte Musikanten. Es gibt in Rottenschwil Kinder mit blonden Haaren und auch solche mit braunen. Die einen Kinder sind schnell im Rechnen, die anderen geniessen das Basteln. Zum Glück leben in unserem Dorf die verschiedensten Kinder. Als Schule sind wir durch die Verschiedenartigkeit der Schülerinnen und Schüler gefordert. Um unserer Vision einer Schule für alle Kinder näher zu kommen, haben wir uns entschieden, eine Integrative Schule zu werden. Wir sind überzeugt, dass wir mit dem Integrativen Modell den verschiedenen Bedürfnissen des einzelnen Kindes besser gerecht werden können. Aber Vorsicht: Auch die Integrative Schulungsform ist kein Zaubermittel. Die integrative Schule ist eine Schule, welche von den Schülerinnen und Schülern hohe Leistungen erwartet. Gerade durch die Individualisierung des Unterrichtes sind alle Kinder gefordert. Jedes Kind soll auf seinem Leistungsstand gefördert und unterstützt werden. Es ist unser Ziel, dass die Kinder an der Schule Rottenschwil eine möglichst gute Bildung erhalten. Bildung bedeutet jedoch mehr als nur Wissen. Bildung bedeutet ‚Dinge zu verstehen’, anwenden zu können. Bildung bedeutet aber auch als gestärkte Persönlichkeit zu wissen, was einem wichtig ist. Aus diesem Grund soll neben der Individualisierung des Unterrichtes auch die Gemeinschaft gestärkt werden. So paradox dies klingt: Je individualisierender eine Schule arbeitet, desto mehr muss sie die Gemeinschaft ins Zentrum stellen. Die integrative Schule ist aber auch eine Schule, welche von den Lehrpersonen sehr viel verlangt. Die Arbeit an einer integrativen Schule ist sehr anspruchsvoll und bedingt einen Kulturwandel. Nur mit guten Lehrpersonen können wir auch eine gute Schule sein. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, die Lehrpersonen zu stärken und zu unterstützen. Nur gemeinsam können wir die integrative Schule zum Erfolg führen. Die Integrative Schule Rottenschwil braucht Zeit und Musse um ihre Visionen umzusetzen. Diese Zeit solle den Lehrpersonen, den Schülerinnen und Schülern und auch den Eltern gegeben werden. Gemeinsam wollen wir Schritt für Schritt an der Vision ‚eine Schule für alle Kinder’ arbeiten und diese Verwirklichen. Das folgende Konzept soll dazu beitragen. Es ist nicht in Stein gemeisselt, sondern soll lebendig wie unsere Schule sein. Es soll und darf sich verändern. Das Konzept soll Orientierung und Halt geben. Rottenschwil, Oktober 2009 Niels Anderegg, Schulleiter

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Inhaltsverzeichnis Entstehung von Lernerfolg Schule als Teil eines Systems Chancengleichheit Selbstwirksamkeit Guter Unterricht Definition guter Unterricht Zehn Merkmale guten Unterrichtes Rollenklärung Schulische Heilpädagogin / Schulischer Heilpädagoge Klassenlehrperson Assistenz Schulleitung Schulpflege Datenschutz / Schweigepflicht Schülerinnen- und Schülerdossier Jahresablauf Gesprächsformen Ressourcenkonferenz Expertenrunde Expertengespräch Schulisches Strandortgespräch Zeugnisgespräch Übergabegespräch Generelle Zuweisung von Fördermassnahmen Verschiedene Abklärungsstellen Schulpsychologischer Dienst Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst Kinderarzt / Hausarzt Kinderspital Zürich Schulinterne Fördermassnahmen Integrative Förderung Individuelle Lernziele Unterstützungsmassnahmen im Einzelfall (UME) Überspringen einer Klasse Parallelversetzung Verschiedene Therapieformen Logopädie 4

Integrative Schule Rottenschwil Legasthenie Dyskalkulie Psychomotorik-Therapie Gefährdung des Kindeswohl Literaturverzeichnis

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Integrative Schule Rottenschwil 1.

Leitsätze zur Integrativen Schule

Umgang mit der Heterogenität: Grundhaltung und Konzepte Die Vielfalt unter den Schülerinnen und Schülern, sowohl innerhalb der Schule, als auch innerhalb der Lerngruppe, ist an unserer Schule eine Selbstverständlichkeit und prägt unsere Schul- und Unterrichtskultur. An unserer Schule herrscht ein Klima des verständnisvollen Umgangs mit Verschiedenheit. Gestaltung des Zusammenlebens Das Zusammenleben und die Gemeinschaftsbildung werden sowohl auf der Schulebene als auch auf der Klassenebene bewusst gestaltet mit dem Ziel, einen integrativen Umgang mit der Heterogenität zu ermöglichen und zu unterstützen. Verschiedenen Massnahmen zur Selbstund Sozialkompetenz werden eingesetzt. Lehr- und Lernarrangements im Unterricht Der Unterricht ist auf die Vielfalt der Lernenden ausgerichtet. Die Lehr- und Lernarrangements sind so gestaltet, dass die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen im Unterricht berücksichtigt werden und dass die Lernziele bei Bedarf in unterschiedlichem Tempo und mit unterschiedlichen Lernschritten erreicht werden können. Lernprozessbezogene Begleitung der Schülerinnen und Schüler Die individuelle Lernbegleitung bildet einen festen Bestandteil unseres Lehr- und Lernkonzeptes. Sie unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der Erreichung der Lernziele und vermag die (Mit-) verantwortung der Lernenden für einen erfolgreichen Lernprozess zu aktivieren. Förderplanung und Fördermassnahmen für Kinder und Jugendliche mit besonderen schulischen Bedürfnissen Eine systematische Förderplanung – abgestützt auf eine differenzierte Förderdiagnostik – wird zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit besonderen schulischen Bedürfnissen eingesetzt. Die Fördermassnahmen werden in Absprache aller am Lern- und Erziehungsprozess beteiligten Personen vereinbart und wo immer möglich und sinnvoll in den Unterricht integriert. Umgang mit sprachlicher und soziokultureller Vielfalt Die sprachliche und soziokulturelle Vielfalt wird auf Schul- und Klassenebene als Lernanlass und als Bereicherung genutzt. Für Schülerinnen und Schüler, die aufgrund des soziokulturellen und sprachlichen Hintergrundes benachteiligt sind, sind Unterstützungsmassnahmen vorgesehen, welche sich auf die Integration in die Schul- und Klassengemeinschaft sowie auf die Lernentwicklung förderlich auswirken.

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Lernerfassung und Beurteilung Die individuellen Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler werden über eine differenzierte Lernstandsdiagnostik erfasst und für die weitere Planung des individuellen Lehr- und Lernprozesses genutzt. Bei der Beurteilung der Schülerinnen und Schüler werden einerseits die Erfüllung der Lernziele, als auch der individuelle Lernfortschritt berücksichtigt. Lernprozess- und Unterrichtsbezogene Zusammenarbeit Eine Kooperation zwischen den Lehrpersonen, den weiteren Fachlehrpersonen sowie den Eltern ist an unserer Schule eine Selbstverständlichkeit. Eine gemeinsame Förder- und Massnahmenplanung und ein regelmässiger Erfahrungsaustausch unter den Beteiligten ermöglichen eine koordinierte und wirksame Lernunterstützung der Schülerinnen und Schüler als auch der Lerngruppen. Infrastruktur und Support Die Schulleitung und Behörden stellen institutionelle Rahmenbedingungen zur Verfügung, welche die Umsetzung von Integrationsprozessen erleichtert und unterstützt. Lehrpersonen und Therapeutinnen und Therapeuten können auf verschiedene Supportangebote zurückgreifen, die ihnen die anspruchsvolle Arbeit erleichtert und bei auftretenden Schwierigkeiten Hilfe bietet. Quelle: Departement Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau (2008): Die Dimensionen zur Beurteilung der schulischen Integrationsprozesse. Aarau 2008.

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Integrative Schule Rottenschwil 2.

Entstehung von Lernerfolg

Schule als Teil eines Systems Verschiedenste Faktoren beeinflussen den Lernerfolg eines Kindes oder eines Jugendlichen. Schule und Unterricht ist ein Faktor davon. Daneben spielt natürlich die Begabung des Kindes, die familiären Verhältnisse, das soziale Umfeld, etc. eine wichtige Rolle. Es scheint uns sehr wichtig, dass wir uns Bewusst sind, dass Schule und Unterricht nicht alles kann. Bild Meyer S. 19 Wir sind ein Glied einer Kette. Das Zentrum ist das einzelne Kind. Als Lehrpersonen können wir das Kind beim Lernen und Entwickeln unterstützen, wir können es aber zum Lernen nicht zwingen. Wenn ein Kind nicht lernen will, dann hat dies Gründe und es ist unsere Aufgabe als Erwachsene zusammen mit allen an der Förderung des Kindes beteiligten Personen und dem Kind selber nach den Gründen zu suchen. Bild Ben Fuhrmann Problem – Fähigkeit Lehrpersonen sind Fachpersonen im schulischen Umfeld. Eltern sind Fachpersonen im häuslichen Umfeld. Therapeutinnen und Therapeuten, Schulpsychologinnen und –psychologen sind Fachpersonen in ihrem Fachgebiet. Wenn alle beteiligten Personen sich austauschen und gemeinsam nach dem besten Weg für ein Kind suchen, dann entstehen die erfolgreichsten Lösungen. Die Kooperation zwischen den beteiligten Personen soll an unserer Schule ein hoher Stellenwert beigemessen werden. Chancengleichheit Verschiedene Studien zeigen immer wieder, dass es im schweizerischen Bildungssystem die Chancengleichheit nicht sehr gross ist. Die Chance, dass Kinder aus einem bildungsnahen Umfeld das Gymnasium besuchen ist viel höher, als bei Kinder aus einem bildungsfernen Umfeld. Dies unabhängig von der Begabung des einzelnen Kindes. Als Schule ist es unsere Pflicht immer wieder genau hinzuschauen und Zeit und Energie in die Analyse des Lernstandes der Schülerinnen und Schüler zu investieren. Dabei soll uns das Prinzip, dass mehr Augen mehr sehen als zwei leiten. Als Schule müssen wir schulinterne Analyseinstrumente definieren und installieren. Selbstwirksamkeit Das wohl wichtigste Element für den Lernerfolg ist die Selbstwirksamkeit. Schülerinnen und Schüler, welche daran glauben, dass sie etwas schaffen, haben viel die grösseren Erfolgschancen als Kinder, welche nicht an den Erfolg glauben. Es geht nicht darum Kinder zu überschätzen. Als Schule müssen wir den Schülerinnen und Schüler etwas zutrauen und ihnen auch das Gefühl geben, dass sie dieses Ziel erreichen können. Wichtig ist dabei die positive Unterstützung. Schülerinnen und Schüler benötigen anforderungsreiche, aber realistische Ziele. Sie müssen diese kennen und an diesen auch gemessen werden. Als Lehrpersonen müssen wir die Kinder im Erreichen der Ziele positiv unterstützen und sie immer wieder auch loben. Positive Äusserungen bewirken Positives, negative Negatives. Natürlich müssen diese Äusserungen ehrlich und echt sein. Loben damit gelobt ist, ist kein Lob. 8

Integrative Schule Rottenschwil Bild Ben Furmann Seiltänzer

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Integrative Schule Rottenschwil 3.

Guter Unterricht

Eine gute Schule steht und fällt mit dem Unterricht. Er ist gewissermassen das Kerngeschäft einer Schule. Die Organisation Schule muss sich immer auf den guten Unterricht beziehen. Alle an der Schule Rottenschwil engagierten Personen verfolgen das Ziel des guten Unterrichtes. Als Grundlage beziehen wir uns auf Hilbert Meyer (2007). Definition ‚guter Unterricht’ Hilbert Meyer definiert den guten Unterricht folgendermassen: „Guter Unterricht ist ein Unterricht, in dem im Rahmen einer demokratischen Unterrichtskultur auf der Grundlage des Erziehungsauftrages und mit dem Ziel eines gelingenden Arbeitsbündnisses eine sinnstiftende Orientierung und ein Beitrag zur nachhaltigen Kompetenzentwicklung aller Schülerinnen und Schüler geleistet wird.“ (Meyer 2007, Seite 13) Fünf Botschaften beinhaltet diese Definition: Demokratische Unterrichtskultur Unterricht soll die Mündigkeit und Solidarität der Schülerinnen und Schüler entwickeln und damit einen Beitrag zum Bestand und Weiterentwicklung unserer Gesellschaft leisten. Hartmut von Hentig hat dies mit ‚Nie wieder 1933!’ ausgedrückt. Dies vermag Unterricht aber nur, wenn er selber nach demokratischen Spielregeln abläuft: Die Schwächeren werden bewusst gestärkt ohne die Stärkeren zu behindern, Mobbing und Gewalt haben im Unterricht keinen Platz, Schülerinnen und Schüler werden in ihren Äusserungen und in ihrer Art ernst genommen, Partizipation und Austausch untereinander ist eine Selbstverständlichkeit. Erziehungsauftrag Es gibt keinen Unterricht, der nicht auch erzieht. Das Ziel der unterrichtsbezogenen Erziehungsarbeit ist, dass die Schülerinnen und Schüler und die Lehrpersonen gemeinsam die Verantwortung für den Lehr-Lern-Prozess tragen. Nicht nur die Lehrpersonen haben Verantwortung, auch die Kinder. Gute Lehrpersonen wirken als Vorbilder leben das, was sie von den Lernenden erwarten, selber auch. Ein Kind, welches erfolgreich lernt, muss wissen, was es kann, was es als nächstes lernt und wie es dies am erfolgreichsten tut. Die Lehrpersonen haben die Verantwortung, dass das Kind zu diesen Informationen kommt Arbeitsbündnis Lernende lernen am besten, wenn eine hohe Kooperation zwischen den Lernenden aber auch zwischen den Lernenden und Lehrenden besteht. Schülerinnen und Schüler, welche sich in der Klasse und der Schule wohl fühlen und eine gute Beziehung zu den Lehrpersonen haben, haben grosse Chancen auf Lernerfolg. Aus der Neurologie wissen wir, dass die Beziehung zur Lehrperson ein der wichtigsten Voraussetzungen für Lernerfolg ist (vgl. Bauer 2007).

Sinnstiftende Orientierung 10

Integrative Schule Rottenschwil Im Unterricht geht es nicht nur darum eine neue Fähigkeit oder Kenntnis zu lernen, sondern auch um die Stärkung der Persönlichkeit des Kindes oder des Jugendlichen. Unterricht muss den Schülerinnen und Schüler auch ein Identifikationsangebot für die Bewältigung ihrer persönlichen Entwicklungsaufgabe machen. Nachhaltige Kompetenzentwicklung Schulen wurden gegründet um Kinder und Jugendlichen Hilfen für den systematischen Wissens- und Könnensaufbau zu geben. Dieses Ziel gilt auch heute. Dies soll jedoch nicht im ‚stillen Kämmerlein’ geschehen, sondern in der stützenden und fordernden Unterrichtsgemeinschaft. Dafür benötigen die Lernenden Freiräume, Musse und Zeit für Übung, Anwendung und Vertiefung des Gelernten. Lernen orientiert sich dabei immer an der Kompetenz des einzelnen Kindes. Ziel des Unterrichtes ist nicht der bearbeitete Stoff, sondern die dazu gewonnene Kompetenz. Lernen bedeutet nicht nur blosses Faktenwissen repetieren können, sondern eigene Gedanken dazu zu entwickeln. Zugespitzt ausgedrückt: „Nicht Gedachtes, sondern Denken lernen“. Lehrpersonenorientierung Ein guter Unterricht orientiert sich jedoch nicht nur an den Schülerinnen und Schülern, sondern auch an den Lehrpersonen. Die Güte des Unterrichtes darf nicht nur aus Sicht der Kinder und Jugendlichen definiert werden. Guter Unterricht muss mit den Vorstellungen der Lehrpersonen übereinstimmen. Lehrpersonen müssen sich damit identifizieren können und müssen den Anforderungen auch gerecht werden können. Ein Unterrichtsmodell, welches sich in der Praxis nicht umsetzen lässt, führt zwangsläufig nicht zu gutem Unterricht. Das Scheitern ist vorprogrammiert.

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Integrative Schule Rottenschwil Zehn Merkmale guten Unterrichtes Ausgehend von dieser Definition hat Diese zehn Merkmale sollen uns Unterrichtsvorbereitung, bei der Therapeutinnen, Schulleitung und Merkmalen.

Hilbert Meyer zehn Merkmale guten Unterrichtes definiert. an der Schule Rottenschwil leiten. Sei dies bei der - entwicklung oder auch –beurteilung. Lehrpersonen, Behördemitglieder orientieren sich an diesen zehn

Bild Abb. Didaktisches Sechseck (Meyer 2007, Seite 25) Klare Strukturierung des Unterrichtes Zwischen den Zielen, dem Inhalt und der Methode des Unterrichtes besteht eine Wechselwirkung. Die drei Bereiche müssen aufeinander abgestimmt sein. Ein guter Unterricht hat auch einen klaren Ablauf, wobei darauf geachtet werden muss, dass für verschiedene Kinder verschiedene Wege logisch sind. Nur wenn Schülerinnen und Schüler wissen, was sie können, welches Ziel sie haben und wie sie dies erreichen, können sie erfolgreich lernen. Sowohl das Ziel als auch der Ablauf des Unterrichtes muss den Kindern und Jugendlichen transparent gemacht werden. Die Kinder müssen wissen, was, wie und weshalb sie etwas lernen. Sowohl die Rollen als auch die Regeln innerhalb einer Klassengemeinschaft müssen geregelt sein. Gerade wenn die Schülerinnen und Schüler Verantwortung für ihr Lernen übernehmen, wenn die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Lernwege einschlagen, ist eine Rollen- und Regelklarheit nötig. Je individualisierender der Unterricht, desto klarer die Regeln der Gemeinschaft. Sowohl die Lehrperson als auch die Kinder und Jugendlichen sind für die Einhaltung der Regeln verantwortlich. Gefässe wir Klassenrat oder der gemeinsame Austausch sind hier sehr wertvoll. Indikatoren: • • • • • • • • • • • •

Verständliche Lehrer- und Schülersprache Konsequenz, mit welcher sich die Lehrperson an die eigenen Ankündigungen hält Klarheit und Verständlichkeit der Aufgabenstellung Klare Unterscheidung von lehreraktiven und schüleraktiven Unterrichtsphasen Geschickte Rhythmisierung des Unterrichtsverlaufes und der Einbauen von Pausen Einhalten von Regeln und den Einsatz von Ritualen Eine zum Ziel, zum Inhalt und zu den Methoden passende Raumregie Schülerinnen und Schüler sind jederzeit in der Lage zu erläutern, was sie tun und welches Ziel sie verfolgen Allen Beteiligten fällt es leicht, sich an getroffene Absprachen zu halten und Grenzen zu respektieren. Der Umfang der Störungen sind gering Der Lärmpegel entspricht der Arbeitsform und ist bewusst gewählt Die Unterrichtsatmosphäre ist ruhig und nicht hektisch

Abb. Klare Strukturierung (Meyer 2007, Seite 31) 12

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Hoher Anteil echter Lernzeit Der Faktor Lernzeit hat entscheidenden Einfluss auf den Lernerfolg. So banal dies klingt, so wenig konsequent wird dies im Unterricht berücksichtigt. Echte Lernzeit ist nicht nur von den Anzahl Lektionen, welche ein Kind besucht, sondern auch von der Intensität einer Lektion abhängig. Wie viele Minuten ist ein Kind während einem Schultag wirklich am lernen? Im Unterricht zugebrachte Zeit ist nicht identisch mit echter Lernzeit. Als echte Lernzeit zählt nur die von den Schülerinnen und Schülern aktiv genutzte Zeit. Als echte Lernzeit gilt nicht nur das intensive rechnen und schreiben, sondern auch das intensive turnen, malen, werken, diskutieren. Echte Lernzeit schliesst selbstverständlich auch lehreraktive Unterrichtsphasen mit ein. Dies jedoch nur, wenn diese auch von allen Schülerinnen und Schüler genutzt wird. „Do one thing at time!“ Dies aber richtig und intensiv. Das kann auch das Geniessen sein. Indikatoren: • • • • • • • • • • • •

Die Schülerinnen und Schüler sind aktiv bei der Sache Die Schülerinnen und Schüler lassen sich nicht ablenken Es herrscht keine Langeweile Es entstehen inhaltlich reiche Arbeitsergebnisse, welche der Zielsetzungen entsprechen Die Unterrichtssequenz, der Tages- und Wochenablauf folgen einem didaktisch begründeten Rhythmus Aktive Lernphasen und erholsame Pausen wechseln sich ab Gewährte Freiheiten werden nicht missbraucht Die Lehrperson schweift nicht ab oder stört die Kinder und Jugendliche beim Lernen Die Lehrperson ist gut vorbereitet. Die Lehrperson und die Schülerinnen und Schüler sind pünktlich Organisatorisches wird möglichst ausgelagert Dem Leistungsvermögen der einzelnen Schülerinnen und Schüler und der Zielsetzung des Unterrichtes angemessene enge oder weite Führung

„Als ich vor 40 Jahren Klassenlehrer einer 3. Klasse war. Ärgerte ich mich wiederholt über den kleinen Bernd. Wenn er genug vom Rechnen oder Schreiben hatte, stellte er seine Arbeit ein, packte sein Butterbrot aus und ass während der Stunde. Belehrungen halfen nichts. Erst im Gespräch mit meiner Mentorin kam ich auf die Idee: Bernd signalisiert mir durch sein Verhalten die Notwendigkeit eines Methodenwechsels, der nicht nur ihm, sondern auch allen anderen Kindern gut tun dürfte. Darauf hin habe ich Bernd zu meinem heimlichen Frühwarnsystem ernannt. Wenn er sein Brot auspackte, beendete ich die Unterrichtsphase möglichst bald, aber in geordneten Bahnen und für alle.“ Hilbert Meyer Lernförderndes Klima Ein lernförderndes Klima ist gekennzeichnet durch gegenseitigen Respekt, verlässlich eingehaltene Regeln, gemeinsam geteilte Verantwortung, Gerechtigkeit und Fürsorge der Lehrperson gegenüber jedem Einzelnen und der Gemeinschaft insgesamt. 13

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Die Professionalität einer Lehrperson erkannt man daran, dass sie einerseits unmissverständlich sagt, wo’s lang geht, andererseits auch einmal eine ‚Fünf gerade sein lässt’. Verweis auf Rüedi. Auch die fünf Dimensionen Respekt, Regelklarheit, Verantwortung, Gerechtigkeit und Fürsorge können im Schulalltag leicht in Widerspruch zueinander geraten. Diese Widersprüchlichkeit ist nicht aufhebbar, sondern kann nur ausbalanciert werden. Einer guten Lehrperson gelingt dies. Indikatoren: • • • • • • • •

Die Lehrperson geht respektvoll mit den Schülerinnen und Schüler um Kein Kind oder Jugendliche wird wegen geringer Leistungen weder offen noch versteckt diskriminiert Die Schülerinnen und Schüler nehmen beim Lernern Rücksicht aufeinander und helfen einander Es gibt kein aggressives Verhalten einzelner Schülerinnen und Schüler gegeneinander Die Sprache der Kinder und Jugendlichen ist wohlwollend und frei von Beleidigungen oder Beschimpfungen Es gibt keine Bevorzugung oder Benachteiligung und keine Diskriminierungen Die Schülerinnen und Schüler achten auf die Einhaltung der Klassenregeln und ermahnen sich bei einem Verstoss gegenseitig Im Unterricht wird ab und zu gelacht

Inhaltliche Klarheit Inhaltliche Klarheit liegt dann vor, wenn die Aufgabenstellung verständlich, der thematische Gang plausibel und die Ergebnissicherung klar und verbindlich gestaltet worden sind. In der klaren Aufgabenstellung findet eine Bündelung von Ziel-, Inhalts- und Methodenentscheidungen statt. Diese Bündelung muss einerseits stimmig sein und andererseits den Lernvoraussetzungen aller Schülerinnen und Schüler gerecht werden. Die Lehrperson muss erstens analysieren, was der Kern des Lernzieles und der Aufgabe ist. Nur wenn er die Zielsetzungen kennt, kann er auch den Inhalt folgerichtig unterrichten. Im zweiten Schritt muss die Lehrperson in einer Lernstandsanalyse klären, ob die Schülerinnen und die Schüler über die erforderlichen Kompetenzen zur Bewältigung der Lernziele verfügen und ob dies die richtigen Lernziele für das einzelne Kind sind. Lernen ist ein Vernetzen von bereits Gewusstem und Neugelerntem. Unterricht knüpft immer wieder an den Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler an und hilft beim Vernetzen. Dank unserem Spiralcurriculum können die Kinder und Jugendlichen immer wieder am bereits gelerntem anknüpfen. Die Schülerinnen und Schüler müssen die Zielsetzungen von Unterrichtssequenzen kennen und wissen, was wichtig ist. Gerade leistungsschwache Kinder und Jugendliche sind auf verbindliche Ergebnisklärungen angewiesen. Indikatoren: • •

Der Unterricht orientiert sich am Lehrplan Schülerinnen und Schüler kennen die Lernziele der Unterrichtssequenzen 14

Integrative Schule Rottenschwil • • • • • • • • •

Der Unterricht konzentriert sich auf die Themenstellung Aufgreifen, Kontrastieren und Weiterentwickeln der Vorerfahrungen und Alltagsvorstellungen der Schülerinnen und Schüler Einsatz passender Medien Arbeit mit Bildern, Modellen, Metaphern und Veranschaulichungen Intelligenter Umgang mit Fehlern Regelmässiges Wiederholen und Zusammenfassen durch die einzelnen Schülerinnen und Schüler Den Schülerinnen und Schüler gelingt ein systematischer Wissensaufbau Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, das neu Gelernte auf benachbarte Wissensgebiete und auf vorher Gelerntes anzuwenden Die Kinder und Jugendliche haben Erfolgserlebnisse durch Könnenserfahrungen

Sinnstiftendes Kommunizieren Mit ‚sinnstiftendem Kommunizieren’ meint Meyer die persönliche Bedeutung, welche Schülerinnen und Schüler aus der Kommunikation mit den Lehrpersonen, dem Lernen geben. Dies kann eine ein kleines Nachfragen oder aber auch ein langer Vortrag sein. Auch Gesten wie das kurze Berühren oder ein aufmunterndes Lächeln gehören zum sinnstiftenden Kommunizieren. Indikatoren: • • • • • • • •

Die Schülerinnen und Schüler sind bei der Sache Sie erleben das Lernen als lustvoll Es gelingt ihnen, ihre fachlichen und überfachlichen Interessen einzubinden und weiterzuentwickeln Sie greifen von sich aus auf vorherige Unterrichtsthemen zurück und bauen sie in das neue Unterrichtsthema ein Sie geben Rückmeldungen zum Lernfortschritt und zu Lernschwierigkeiten Sie vertrauen den Ausführungen der Lehrperson Sie beziehen persönlich Stellung Sie stellen kritische und weiterführende Fragen

Methodenvielfalt Ein wichtiger Grundsatz guten Unterrichtes ist ‚Mischwald ist besser als Monokultur’. Aber auch, dass zu viel Methodenvielfalt auf einmal ungesund ist. Individuelles Fördern Intelligentes Üben Transparente Leistungserwartungen Vorbereitete Umgebung

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4.

Rollenklärung

Verschiedene Augen sehen mehr. Es ist uns als Schule sehr wichtig, dass immer wieder ein Austausch über die Schülerinnen und Schüler stattfindet. Der Austausch soll professionell und zielorientiert geführt werden. Die einzelnen Akteure haben verschiedene Aufgaben und Sichtweisen. Klassenlehrperson Grundauftrag • • • • • •

tragen die Hauptverantwortung für die Schülerinnen und Schüler der Klasse, auch für diejenigen mit besonderen schulischen Bedürfnissen. berücksichtigen die individuellen Lernmöglichkeiten und Leistungsgrenzen der Schülerinnen und Schüler. ermöglichen allen Schülerinnen und Schülern, sich ihren Möglichkeiten entsprechend zu entwickeln unterrichten nach den didaktischen und methodischen Prinzipien eines individualisierenden und gemeinschaftsbildenden Unterrichts. vermitteln und fördern Werte und Verhaltensweisen, die ein konstruktives Zusammenleben unterstützen, fördern das Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitschülerinnen und Mitschüler.

Pädagogische Beurteilung

Planung

Umsetzung

Beurteilung

Kommunikation

- beobachten die Schülerinnen und Schüler gezielt und differenziert. - nehmen bei Fragen um besondere schulische Bedürfnisse frühzeitig mit der SHP Kontakt auf. - Leiten in Absprache mit der SHP und den Eltern notwendige Abklärungen beim SPD ein und initiieren weiter führende Abklärungen. - Stellt in Zusammenarbeit mit der SHP den Auftrag für angepasste Lernziele - Unterstützt die SHP beim Erstellen der Förderplanung - Passen die individuellen Lernpläne in ihre Unterrichtsplanung ein - Planen gemeinsam mit der SHP die Lektionen im Teamteaching - Setzt die Massnahmen um, für die sie gemäss Förderplanung zuständig ist - Stellen geeignete Unterrichtsmaterialien zur Verfügung - Besprechen die laufende Arbeit regelmässig mit der SHP - Überprüft die Wirkung der Fördermassnahmen zusammen mit der SHP - Überprüfen das Erreichen der angepassten Lernziele mit geeigneten Mitteln - Unterstützen die SHP beim Erstellen des Lernberichts - Leiten Gespräche im Unterrichtsteam über Schülerinnen und Schüler aus ihrer Klasse - Beteiligen sich an den Gesprächen mit den Erziehungsberechtigten 16

Integrative Schule Rottenschwil - Sind gemeinsam mit der SHP verantwortlich für die Übergabe die einem Lehrpersonenwechsel - Melden Kinder und Jugendliche für Expertenrunde mit dem SPD an. Schulische Heilpädagogin / Schulischer Heilpädagoge Grundauftrag • • • • •

Tragen die Verantwortung für die ganzheitliche Erfassung und Förderung der Kinder und Jugendlichen mit besonderen schulischen Bedürfnissen. Arbeiten an den Basisfunktionen des Lernens (Emotionalität, Motorik, Wahrnehmung, Kognition, Sprache) von Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten. Unterrichten Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten gemäss Förderplanung. Koordinieren die Förderangebote. Beraten und Unterstützen die Lehrpersonen

Pädagogische Beurteilung

Planung

Umsetzung

Auswertung

Kommunikation

- Erfassen die Kinder und Jugendlichen mit besonderen schulischen Bedürfnissen. - Unterstützt die Klassenlehrperson bei der differenzierten Beobachtung. - Leiten in Absprache mit der Klassenlehrperson und den Eltern notwendige Abklärungen beim SPD ein oder initiieren weiter führende Abklärungen. - Verfassen in Zusammenarbeit mit der Klassenlehrperson Fachberichte zu Handen der Schulleitung für Amts- und Fachstellen. - Formulieren individuelle Lernziele in Absprache mit der Klassenlehrperson und bei Bedarf mit dem SPD. - Erstellen die Förderplanung gestützt auf die Zusammenarbeit mit Klassenlehrperson, SPD und Eltern. - Planen gemeinsam mit der Klassenlehrperson die Lektionen im Teamteaching. - Setzen die Massnahmen in enger Zusammenarbeit mit der Klassenlehrperson um, für die sie gemäss Förderplanung zuständig sind, und stellen ergänzend zur Klassenlehrperson geeignete Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. - Unterstützen den Aufbau und die Pflege der sozialen Beziehungen. - Dokumentieren den Verlauf der schulischen Entwicklung. - Besprechen die laufende Arbeit regelmässig mit den Klassenlehrpersonen. - Überprüfen die Wirkung der Förderung zusammen mit der Klassenlehrperson. - Überprüfen das Erreichen der heilpädagogischen Lernziele. - Erstellen den Lernbericht unter Einbezug der Klassenlehrperson. - Beantragen in Absprache mit den Klassenlehrpersonen und den Eltern die Einstellung oder die Weiterführung der heilpädagogischen Förderung. - Planen und organisieren in Absprache mit den 17

Integrative Schule Rottenschwil Klassenlehrpersonen die regelmässigen Besprechungen mit den Eltern. - Sind gemeinsam mit den Klassenlehrpersonen für die Übergabe bei Lehrpersonenwechsel und übergeben unter Berücksichtigung des Datenschutzes die für die weitere Förderung aufschlussreichen Unterlagen. - Bringen ihr Fachwissen zu heilpädagogisch relevanten Fragestellungen und zum integrativen Unterricht ins Unterrichtsteam ein. - Orientieren sich in Zusammenarbeit mit der Schulleitung periodisch die Eltern aller Kinder und die interessierte Öffentlichkeit über Hintergründe und Angebot der integrativen Schulung. Assistenz • • •





Unterstützen die Lehrpersonen und die Schulische Heilpädagogin/den Schulischen Heilpädagogen bei den unterstützenden Massnahmen im Einzelfall Nimmt an den Planungsgesprächen der Klassenlehrperson und der Schulischen Heilpädagogin/des Schulischen Heilpädagogen teil Arbeitet gemäss Anweisung und Anleitung der Schulischen Heilpädagogin/des Schulischen Heilpädagogen oder der Klassenlehrperson mit dem Schüler oder der Schülerin in der Klassen-, Gruppen- oder Einzelsituation. Informiert die Klassenlehrpersonen und die Schulische Heilpädagogin/den Schulischen Heilpädagogen über ihre Arbeit mit dem Kind oder Jugendlichen und über besondere Beobachtungen und Vorkommnisse. Nimmt nach Bedarf an den Gesprächen mit den Eltern und den beteiligten Fachpersonen teil.

Schulleitung Pädagogische Beurteilung

Planung

Auswertung

Kommunikation

- Initiiert, fördert und koordiniert die für eine Integrative Schule notwendigen Entwicklungsprozesse wie Team- und Unterrichtsentwicklung und Regelungen der gemeinsamen Arbeitszeit. - Steuert die Entwicklung einer integrativen Grundhaltung - Trägt die Verantwortung für die Qualität der integrativen Förderung - Steuert die Prozesse zur pädagogischen Qualitätsentwicklung - Lädt zur Expertenrunde und zur Ressourcenkonferenz ein und führt diese. - Beantragt die Ressourcen für Lehrpersonen und SHP - Erfasst die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit besonderen schulischen Bedürfnissen - Steuert die Zuteilung der Ressourcen - Koordiniert und genehmigt die Pesen und den Stundenplan - Evaluiert den Erfolg der Integrativen Schulung mit Blick auf die gesamte Schulentwicklung - Legt gegenüber der Schulpflege Rechenschaft ab über die Umsetzung der Integrativen Schulung. - Orientiert in Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen und 18

Integrative Schule Rottenschwil Therapeutinnen und Therapeuten die Eltern aller Schülerinnen und Schüler sowie die weitere Öffentlichkeit über Hintergrund und Angebot der Integrativen Schulung. - Ist Anlauf- und Schlichtungsstelle für die beteiligten Personen.

Schulpflege • • •

Bewilligt das Konzept der Integrativen Schule Rottenschwil Fordert von der Schulleitung Rechenschaft über die Umsetzung der Integrativen Schulung ein Entscheidet bei Uneinigkeit zwischen den Eltern und der Schule und kommuniziert diese mit Rechtsmittelbelehrung

Quelle: Departement für Bildung, Kultur und Sport: Aufgaben und Pflichten bei Integrativer Schulung (IS) vom 4. August 2008.

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Integrative Schule Rottenschwil Formen der Zusammenarbeit Folgende Vorschläge sind als Ideenkatalog gedacht, wie die Lehrpersonen und schulischen Heilpädagogen zusammenarbeiten können. Das Hauptmerkmal der integrativen Schule ist es, die Kinder soviel wie möglich am Klassenunterricht teilhabe zu lassen. Es kann aber auch sein, dass es in gewissen Situationen Sinn macht, Kinder in einer Einzelsituation zu fördern. •

Halbklasse: Die Klasse wird in zwei Gruppen geteilt und von der LP bzw. von der SHP unterrichtet.



Lerngruppe: Die LP bestimmt, welche Kinder eine Lerngruppe bilden. Diese Lerngruppe kann nach unterschiedlichen Kriterien gebildet werden zum Beispiel: - Kinder mit Verständnisschwierigkeiten – Kinder mit speziellen Begabungen -…



Teamteaching: Der Unterricht wird gemeinsam vorbereitet, durchgeführt und gemeinsam getragen. Die anschliessende Reflexion hat eine grosse Bedeutung für das weitere Vorgehen.



Gemeinsame Zielformulierung: Die LP und SHP formulieren vor dem Beginn eines neuen Themas die Ziele. Von diesen Zielen ausgehend, wird miteinander besprochen, welche Ziele für Kinder mit speziellem Förderbedarf gelten.



Einzelförderung: Über eine klar definierte Zeit, wird an einem erreichbaren und festgelegtem Ziel gearbeitet.





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Integrative Schule Rottenschwil

5.

Datenschutz / Schweigepflicht

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule Rottenschwil unterstehen dem Amtsgeheimnis und der Schweigepflicht. Die Schülerinnen und Schüler haben ein Recht auf den Schutz ihrer Persönlichkeit. Eine gute Förderung von Schülerinnen und Schülern bedingt jedoch einen intensiven Austausch zwischen den beteiligten Lehrpersonen und Fachleuten. Diese beiden Bedürfnisse stehen sich ab und zu im Wege. Um beiden Bedürfnissen gerecht zu werden, gelten an der Schule Rottenschwil die folgenden Datenschutzregeln: Austausch innerhalb der Schule Rottenschwil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule Rottenschwil können, wenn sie diese Informationen für die Ausübung ihres Auftrages benötigen, frei kommunizieren. Wichtige schriftliche Dokumente, welche bei diesem Austausch entstehen, werden im Dossier des betreffenden Kindes abgelegt. Austausch mit anderen Institutionen Über eine Schülerin oder einen Schüler darf der Austausch mit Fachpersonen anderer Institutionen (Schulpsychologischer Dienst, Sprachheilverband, Psychomotorik, zeka, andere Schulen, andere Therapien, …) darf nur mit dem Einverständnis der Eltern erfolgen. Das dafür bestimmte Formular ist im Anhang und wird, wenn es von den Eltern unterschrieben ist, im Dossier des entsprechenden Kindes aufbewahrt. Intervision / Supervision In der Intervision bzw. Supervision kann, wenn nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule Rottenschwil teilnehmen, der Name des Kindes genannt werden. Nehmen Personen aus anderen Institutionen teil, darf der Name des Kindes nicht genannt werden. Schülerinnen- und Schüler-Dossier Auf dem Sekretariat wird für jede Schülerin und für jeden Schüler ein Dossier geführt. Darin werden wichtige Unterlagen (Personalblatt, Abklärungsberichte, Protokolle, Briefe, …) abgelegt. Zugriff auf diese Dossiers haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule Rottenschwil, welche mit der Förderung dieses Kindes direkt beteiligt sind, die Schulverwaltung, die Schulleitung, die Mitglieder der Schulpflege und die Eltern. Das Dossier wird 10 Jahre nach dem Austritt des Kindes aus der Schule vernichtet.

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Integrative Schule Rottenschwil 6.

Schülerinnen- und Schülerdossier

Für jede Schülerin und jeden Schüler führen wir an der Schule Rottenschwil ein Dossier. Zugriff auf diese Dossiers haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule Rottenschwil, welche mit der Förderung dieses Kindes direkt beteiligt sind, die Schulverwaltung, die Schulleitung, die Mitglieder der Schulpflege und die Eltern. Die Dossiers befinden sich im Sitzungszimmer und sind eingeschlossen. Die Schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen, sowie das Schulsekretariat als auch die Schulleitung haben einen Schlüssel zu den Dossiers. Der Aufbau der Dossier gliedert sich folgendermassen: • • • • •

Personalien Entbindung Schweigepflicht Unterlagen pro Schuljahr und Thema Kommunikation Urlaubsgesuche

Jedes Dossier ist jeweils in einem durchsichtigen Sichtmäppchen abgelegt und mit einem entsprechenden Titelblatt versehen.

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Integrative Schule Rottenschwil 7.

Jahresablauf

Sommerferien Ressourcenkonferenz In der Woche 38 lädt die Schulleitung eine Ressourcenkonferenz ein (siehe Ressourcenkonferenz) Herbstferien Interne IS-Weiterbildung In der Woche 44 findet am Mittwochnachmittag die schulinterne IS-Weiterbildung statt. Expertenrunde In der Woche 46 finden die Expertenrunden statt (siehe Expertenrunde) Abklärungen Sonderschulbedürftigkeit SPD Anmeldungen für den Übertritt in eine Sonderschule im nächsten Schuljahr müssen noch im alten Jahr eingereicht werden. Weihnachtsferien Evt. Zeugnisgespräche Alle Lehrpersonen führen mit allen Schülerinnen und Schülern und den Eltern ein Zeugnisgespräch pro Schuljahr durch (1. oder 2. Semester). Sportferien Expertenrunde In der Woche 8 finden die Expertenrunden statt (siehe Expertenrunde) Interne IS-Weiterbildung In der Woche 14 findet am Mittwochnachmittag die schulinterne IS-Weiterbildung statt. UME-Verlängerungen I Alle UME-Zuweisungen müssen auf das neue Schuljahr hin erneuert werden. Dazu benötigt es ein Schulisches Standortgespräch für jedes Kind. Diese müssen bis zu den Frühlingsferien erfolg sein. Frühlingsferien Expertenrunde und UME-Verlängerungen II In der Woche 19 finden die Expertenrunden (siehe Expertenrunde) und der runde Tisch mit dem Inspektorat statt.

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Integrative Schule Rottenschwil Planung Die Schulleitung definiert und kommuniziert Expertenrunde) für das folgende Schuljahr.

die

Termine

(Ressourcenkonferenz,

Evt. Zeugnisgespräche Alle Lehrpersonen führen mit allen Schülerinnen und Schülern und den Eltern ein Zeugnisgespräch pro Schuljahr durch (1. oder 2. Semester). Übergabegespräch Lehrpersonen / TherapeutInnen Vor oder während den Sommerferien führen alle Lehrpersonen und Therapeutinnen und Therapeuten, welche eine neue Klasse oder ein neues Kind erhalten haben, mit der abgebenden Lehrperson ein strukturiertes Übergabegespräch (siehe Übergabegespräch) Sommerferien

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Integrative Schule Rottenschwil 8.

Gesprächsformen

Name

Zweck / Ziel

Elterngespräch Austausch LP Eltern evtl. spezielles Thema Expertenrunde besondere Bedürfnisse klären, weiteres Vorgehen klären

Teilnehmende Wer leitet? Wer lädt ein? Eltern, LP, LP, nach Bedarf nach SHP Bedarf SHP direkt an SL Förderung Beteiligte

Instrumente

Ergebnis

Protokoll

Kurznotiz, Protokoll

Formular: innere Expertenrunde Differenzierun g im KU SHP unterstützt ohne iLZ SHP unterstützt mit iLZ

Gemeinsame Eltern, LP, LP StandortgesprächStandortbestimmung evtl. Kind, SHP Wo steht das Kind? Wie geht es weiter? gemeinsame Planungsgespräch Einschätzung bei und iLZ gemeinsames bzw. bei unklarer Problemverstehen Diagnose ! gemeinsam runder Tisch getragene Fördermassnahmen

SL

Förderplanung

SHP

Diagnose unklar: Abklärung beim SPD Protokoll oder je nach je nach Kind Ausgang, Förderplanung Massnahmen treffen Förderplanung, Förderjournal, Verantwortlich keiten und Entwicklungsb ereiche sind geklärt: Ziele / Massnahmen werden geplant. Förderplanung, Massnahmen Förderjournal wurden bestimmt und Verantwortlich keiten sind geklärt.

evtl. UME Abklärung beim SPD +Antrag von SL

Ist- Sollzustand SHP, LP, beschreiben Fachleute Massnahmen und Verantwortlichkeiten definieren

Eltern und Kind werden informiert.

25

Integrative Schule Rottenschwil Ressourcenkonferenz Jeweils zu Beginn des neuen Semesters findet die Ressourcenkonferenz statt. Das Ziel der Ressourcenkonferenz ist einerseits im Sinne des Qualitätsmanagements einen Überblick über alle Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen zu haben und andererseits die vorhandenen Ressourcen möglichst optimal einzusetzen. An der Ressourcenkonferenz nehmen alle Klassenlehrpersonen, die Schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen, die Schulleitung, die Schulpsychologin und alle beteiligten Therapeutinnen und Therapeuten teil. Die Ressourcenkonferenz wird von der Schulleitung geführt. Vor der Ressourcenkonferenz verschickt das Schulsekretariat allen Klassenlehrpersonen die Einladung zur Ressourcenkonferenz und ein leeres Formular. Die Klassenlehrpersonen füllen unter Mithilfe der Schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen und den Therapeutinnen und Therapeuten das Formular aus und schicken es zurück ans Schulsekretariat. Dieses sammelt alle Daten und stellt diese zusammen. Die Schulleitung verteilt die Zusammenstellung an der Ressourcenkonferenz und sammelt diese danach wieder ein. Das Schulsekretariat übernimmt die Veränderungen und verteilt jeder beteiligten Person die für sie relevanten Daten. Die Daten der Ressourcenkonferenz sind vertraulich. Beispiel des Ressourcenprotokolls: Zusammenstellung der Kinder mit besonderen Bedürfnissen IS

= Unterstützung durch SHP

Beo UME LZA Abkl

= Beobachtung = Unterstützende Massnahmen im Einzelfall = Lehrzielanpassung = Abklärung im nächsten Semester

BF

= Begabtenförderung

Beo

= Beobachtung

Logo Lega Dysk

= Logopädietherapie = Legasthenietherapie = Dyskalkulietherapie

WL WL WL

= Warteliste = Warteliste = Warteliste

DaZ

= Deutsch als Zweitsprache

St Int

= Stützunterricht = Intensivunterricht

Kl.

Name

Vorname

IS

KG 1 Müller

Peter

X

KG 1 Mordillo

Antonio

KG 2 Meier

Jessica

1.

Jakobi

Jonas

2.

Künzli

Katharina

BF

Lega

Logo

Dys WL

X Abkl

DaZ

St

X X

Beo

Beo

Abkl. 2.

McJohnson

Phil

4.

Busch

Tobias

WL LZA

X 26

Int

Integrative Schule Rottenschwil Expertenrunde Dreimal pro Jahr finden Expertenrunden statt. Die Termine werden von der Schulleitung jeweils zu Beginn des Jahres definiert und intern publiziert. Die Expertenrunde dient zur Klärung von Fragen, welche einzelne Kinder betreffen. Die verschiedenen Expertinnen und Experten treffen sich zusammen mit der Schulpsychologin, dem Schulpsychologen zu einem kurzen, konzentrierten Austausch. Bei diesem Austausch gibt die Expertenrunde Empfehlungen an die Klassenlehrperson und Schulische Heilpädagogin, Schulischer Heilpädagoge weiter. Auch kann es sein, dass aus der Expertenrunde Entscheidungen direkt getroffen werden. Wenn zum Beispiel bei einem Kind die Frage nach einer Therapie im Raum steht und alle Beteiligten der Meinung sind, dass diese Therapie sinnvoll ist, dann wird keine zusätzliche Abklärung benötigt. Je nach dem kann die Schulpsychologin, der Schulpsychologe auf Grund der Diskussion einen Bericht schreiben. Die Schulleitung lädt spätestens eine Woche vor der Expertenrunde alle Beteiligten zur Expertenrund ein. Alle Klassenlehrpersonen und die Schulische Heilpädagogin, der Schulische Heilpädagoge haben die Möglichkeit mittels des Anmeldeformulars Kinder beim Schulsekretariat anzumelden. Das Sekretariat sammelt die Anmeldungen und stellt einen sinnvollen Ablauf zusammen. Dieser kommuniziert das Sekretariat allen beteiligten Personen. Die Schulleitung moderiert die 15 minütige Gespräche und verfasst das Kurzprotokoll. Dieses wird vom Sekretariat bearbeitet und den Beteiligten zugesandt. Da die Schulpsychologin an der Expertenrunde teilnimmt, kann innerhalb der Runde nur dann offen mit dem Namen gesprochen werden, wenn die Entbindung der Schweigepflicht vorliegt. Ansonsten muss das Gespräch ohne die Nennung des Namens stattfinden.

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Integrative Schule Rottenschwil Expertengespräch

28

Integrative Schule Rottenschwil Schulisches Standortgespräch

29

Integrative Schule Rottenschwil Zeugnisgespräch

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Integrative Schule Rottenschwil Übergabegespräch

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Integrative Schule Rottenschwil 9.

Generelle Zuweisung von Fördermassnahmen

Allgemeines Die Zuweisung von Unterstützungsmassnahmen soll einerseits möglichst effizient und unbürokratisch und andererseits sehr sorgfältig durchgeführt werden. Um die möglichst beste Massnahme für ein Kind zu finden, braucht es einen engen und intensiven Austausch zwischen den Fachpersonen und den Eltern. Ablauf ‚Zuweisung’ Beobachtun g

Experten Runde

KLP

SHP

KLP

SHP

TH

Austausch zwischen Klassenlehrperson und schulischer Heilpädagogin (ev. TherapeutIn)

TH

In einer Expertenrunde wird über das Kind ausgetauscht und mögliche Massnahmen diskutiert. Die Expertenrunde entscheidet über den nächsten Schritt (Abklärung, …). Formular Expertenrunde

SL SPD

Falls sich die Expertenrunde für eine Abklärung entscheidet, werden die Eltern über die Resultate der Expertenrunde informiert und für eine Abklärung gewonnen.

Eltern Eltern

Evt. Abklärung

Eltern

Entscheid

KLP

SHP

Evt. Abklärung durch geeignete Fachstelle

SPD, KJPD, …

Schulisches Standortgespräch. Formular ‚Schulisches Standortgespräch’

Schulisches Standortgespräch

Je nach Fördermassnahme unterschiedliche Entscheidungsträger

Entscheid

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Integrative Schule Rottenschwil Die Klassenlehrperson, die Schulische Heilpädagogin und allfällige Therapeutinnen tauschen sich regelmässig aus. Zeigt sich an, dass für ein bestimmtes Kind zusätzliche Massnahmen notwendig werden, wird ein Kind zur Expertenrunde angemeldet. Die Schulleitung lädt zur Expertenrunde ein und moderiert diese. Teil nehmen alle an der Förderung des Kindes beteiligten Personen. Der Schulpsychologische Dienst kann auch miteinbezogen werden. Dies empfiehlt sich besonders, wenn eine Abklärung erwogen wird. Die Klassenlehrerin und die Schulische Heilpädagogin füllen vor der Expertenrunde den ersten Teil des das Formular ‚Anmeldung für eine Expertenrunde’ aus. Die Expertenrunde sollte ungefähr 20 Minuten dauern. Entscheidet sich die Expertenrunde für eine Abklärung, informiert die Klassenlehrperson die Eltern über die Ergebnisse der Expertenrunde und holt sich das Einverständnis für die Abklärung und, falls noch nicht vorhanden, die Entbindung der Schweigepflicht (Formular ‚Entbindung Schweigepflicht’. Die Klassenlehrperson und die Schulische Heilpädagogin melden das Kind unter Mitwirkung der Eltern an. Nach der Abklärung findet ein Austausch zwischen der Abklärungsstelle und der Klassenlehrperson bzw. der Schulischen Heilpädagogin statt. An einem schulischen Standortgespräch tauschen sich die Eltern und alle an der Förderung des Kindes involvierten Personen über das Kind aus. Je nach Massnahme kann diese am schulischen Standortgespräch direkt eingeleitet oder aber ein entsprechender Antrag an die Schulleitung gestellt werden.

33

Integrative Schule Rottenschwil 10.

Verschiedene Abklärungs- und Beratungsstellen

34

Integrative Schule Rottenschwil Schulpsychologischer Dienst Portrait Der Schulpsychologische Dienst ist eine kantonale Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche während der obligatorischen Schulzeit. Lern- und Leistungsbesonderheiten sowie psychische oder soziale Schwierigkeiten, die sich im Kindergarten oder in der Schule zeigen, können Gründe für eine Anmeldung sein.

Grundhaltung Das Ziel der schulpsychologischen Arbeit ist es, zu einer möglichst optimalen Entwicklung des Kindes oder des Jugendlichen beizutragen. Dies gelingt am ehesten in einer engen Zusammenarbeit mit seinem Umfeld, Elternhaus und Kindergarten/Schule. Die Haltung gegenüber den Klientinnen und Klienten ist von Anerkennung, Wertschätzung und Respekt geprägt.

Schweigepflicht Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstellen unterstehen der Schweigepflicht. Nur Betroffene selbst können die Beratungsperson von dieser Schweigepflicht entbinden (siehe Kapitel Schweigepflicht).

Angebot Für Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis Ende obligatorische Schulzeit Beurteilung, Beratung, Behandlung und Begleitung bei Lern-, Leistung-, Verhaltens- und/oder Befindlichkeitsbesonderheiten im Umfeld der Schule aufgrund von • Unter- oder Überforderung • Leistungsproblemen • Schulverlaufsfragen • Erziehungsfragen • Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Schülerinnen und Schülern oder deren Bezugs- und Lehrpersonen

Für Eltern Beratung und Begleitung bei • Fragen zur Entwicklung und Förderung ihres Kindes • Konflikten zwischen Lehrpersonen – Eltern – Kindern/Jugendlichen • Schulverlaufs- und Einschulungsfragen

Für Lehrpersonen Beratung und Begleitung bei • Schülerinnen und Schülern mit Lern- und/oder Verhaltensbesonderheiten • Präventiven Massnahmen in der Klasse (z.B. Gewalt/Mobbing) • Schwierigen Klassensituationen (in Zusammenarbeit mit dem Inspektorat) • Fachfragen

Für Schulleitungen und Behörden Beratung von Schulbehörden und Mitarbeit • Bei der Konzeption und Durchführung von präventiven Massnahmen • Bei schwierigen und/oder aussergewöhnlichen Situationen • Bei Informationsveranstaltungen und Projekten mit fachspezifischen Themen in Arbeits- und Fachgruppen oder Kommissionen der Schule bzw. des Kantons

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Integrative Schule Rottenschwil Schulpsychologischer Dienst Regionalstelle Wohlen Zentralstrasse 20 5610 Wohlen Telefon: Fax: E-Mail: Internet:

Zweigstelle Bremgarten Areal St. Josefs-Stiftung 5620 Bremgarten

062 835 40 60 (Sekretariat) 056 610 49 60 [email protected] www.ag.ch/schulpsychologie

062 835 40 77 (Rosmarie Baumgartner) [email protected]

36

Integrative Schule Rottenschwil Ablauf ‚Zuweisung Schulpsychologischer Dienst’ Beobachtun g

KLP

SHP

TH

Experten Runde

KLP

SHP

SL

TH

Austausch zwischen Klassenlehrperson und schulischer Heilpädagogin (ev. TherapeutIn). Wenn eine oder mehrere Personen der Meinung sind, dass eine schulpsychologische Abklärung sinnvoll ist, dann meldet die Klassenlehrperson das Kind an die nächste Expertenrunde an.

In einer Expertenrunde wird über das Kind ausgetauscht und die Frage einer schulpsychologischen Abklärung diskutiert. Die Expertenrunde entscheidet über eine allfällige schulpsychologische Abklärung.

SPD

Falls sich die Expertenrunde für eine schulpsychologische Abklärung entscheidet, werden die Eltern über die Resultate der Expertenrunde informiert und für eine Abklärung gewonnen.

Eltern Eltern

Abklärung

KLP

Stimmen die Eltern einer schulpsychologischen Abklärung zu. Meldet die Klassenlehrperson oder die SHP unter Mitwirkung der Eltern das Kind an.

SPD

Expertengespräch

Expertengespräch

Eltern

Schulisches Standortgespräch

Entscheid

SHP

Nach der Abklärung findet ein Expertengespräch statt.

Schulisches Standortgespräch. Formular ‚Schulisches Standortgespräch’

Der Schulpsychologische Dienst stellt ausgehend vom Schulischen Standortgespräch einen Bericht und, falls notwendig, Antrag an die Schulleitung.

Bericht Entscheid

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Integrative Schule Rottenschwil Beobachtung In der Beobachtungsphase ist der Austausch aller beteiligten Fachpersonen wichtig. Eine Anmeldung zur Expertenrunde ist nur nach einem intensiven Austausch zwischen allen beteiligten Fachpersonen möglich. Eine SPD-Abklärung ist in den folgenden Situationen sinnvoll: •



Die beteiligten Fachpersonen haben Fragestellungen, welche sie nicht oder nur ungenügend selber beantworten können. Hier ist zu beachten, ob der SPD die richtige Abklärungsstelle ist oder ob allenfalls eine andere Fachstelle sinnvoller wäre. Diese Frage kann aber während der Expertenrunde angeschaut und diskutiert werden. Ein Kind erhält seit längerer Zeit eine Fördermassnahme und die beteiligten Fachpersonen möchten überprüfen lassen, ob die getroffene Fördermassnahme auch sinnvoll ist. Da die Gefahr besteht, dass man ‚betriebsblind’ wird, macht es Sinn, nach ca. einem Jahr die Massnahme durch eine aussenstehende Stelle zu überprüfen. Besonders wichtig erscheint dies bei Kindern, welche in der Entwicklung über längere Zeit (2-3 Monate) stagnieren.

Expertenrunde Siehe Kapitel ‚Expertenrunde’ Eltern Für die Anmeldung zu einer schulpsychologischer Abklärung müssen die Eltern einverstanden sein. Die Klassenlehrperson und/oder die SHP besprechen mit den Eltern den Wunsch nach einer Abklärung und halten das Ergebnis in einem Protokoll fest. Falls die Eltern mit einer Abklärung einverstanden sind, füllt die Klassenlehrperson und die SHP das Anmeldeformular aus und gibt es den Eltern zum Ergänzen und zur Unterschrift. Das aktuelle Formular kann unter der Adresse http://www.ag.ch./schulpsychologie/de/pub/anmeldung.php herunter geladen werden. Das Formular zusammen mit einer Kopie des Elterngesprächsprotokolls ans Sekretariat weiterleiten. Das Sekretariat meldet das Kind an.

Falls die Eltern mit einer Abklärung nicht einverstanden sind, meldet die SHP dies der Schulleitung. Je nach Dringlichkeit der Abklärung kann ein zweites Gespräch unter Beisein der Schulleitung und eine Beantragung der Schulleitung bei der Schulpflege für eine Abklärung ohne Einverständnis der Eltern erfolgen. Diese Entscheidung wird von der Klassenlehrperson, der SHP und der Schulleitung gemeinsam gefällt. Abklärung Die Abklärung erfolgt durch den Schulpsychologischen Dienst. Nach Beendigung der Abklärung nimmt die Schulpsychologin oder der Schulpsychologe Kontakt mit der Klassenlehrperson auf. Expertengespräch Nach der Abklärung findet ein Expertengespräch statt. Je nach Resultat kann die ein Gespräch zwischen dem SPD und der Klassenlehrperson oder SHP oder aber auch ein runder Tisch mit 38

Integrative Schule Rottenschwil verschiedenen Personen sein. Der SPD und die Klassenlehrperson oder SHP entscheiden über die Form. Schulisches Standortgespräch Am Schulischen Standortgespräch nach einer Abklärung nehmen die Eltern, der SPD, die Klassenlehrperson, die SHP und die Therapeutinnen und Therapeuten teil. Bei Laufbahnentscheidungen nimmt ebenfalls die Schulleitung teil. Entscheid Je nach Entscheid, kann dieser direkt beim Schulischen Standortgespräch gefällt werden oder die Schulleitung beantragt diesen bei der Schulpflege.

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Integrative Schule Rottenschwil

Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst Der KJPD ist für Kinder und Jugendliche bis zum 18.Lebensjahr und deren Eltern und Bezugspersonen da. Im Ambulatorium in Wohlen arbeiten spezialisierte Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen, Psychologen sowie Sekretariatsmitarbeitende. Sie bieten die folgenden Dienstleistungen: • • • • • • •

Abklärung bei Auffälligkeiten in der Entwicklung Beratung und Therapie bei psychischen und psychosomatischen Störungen Begleitung bei chronischen Krankheiten und Behinderungen Unterstützung bei Problemen von Kindern und Jugendlichen und deren Familien Behandlung bei akuten Krisen (mit der Möglichkeit eines Spitalaufenthalts) Hilfe zur Bewältigung von traumatisierenden Erfahrungen Fachberatung für Fachpersonen und Institutionen

Eine Anmeldung an den KJPD kann durch die Eltern, die Jugendlichen, die Vormundschaftsbehörden und durch Fachpersonen (jedoch nur mit dem Einverständnis der Eltern) erfolgen. Die Anmeldung erfolgt direkt an das Ambulatorium in Wohlen. Ambulatorium Wohlen Zentralstrasse 20 5610 Wohlen Tel 056 622 40 60 Fax 056 621 01 64 [email protected] Öffnungszeiten von 08.00 – 12.00 und von 13.30 – 17.30 Uhr erreichbar. In Notfällen erreichen Sie uns unter der Nummer 056 462 21 20.

40

Integrative Schule Rottenschwil

Kinderschutzgruppe am Kantonsspital Baden Auftrag Die beiden Kantonsspitäler im Kanton Aargau führen multidisziplinäre Kinderschutzgruppen. Diese professionellen Gruppen befassen sich mit Kindern und Jugendlichen, bei denen der Verdacht oder die Gewissheit besteht, dass sie körperlicher oder seelischer Misshandlung, Vernachlässigung oder sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren oder es weiterhin sind. Im Rahmen dieser Arbeit streben sie möglichst rasch eine Gesamtbeurteilung der medizinischen, psychologischen und sozialen Situation an, was ihnen ermöglicht, die nötigen Kinderschutzmassnahmen zu treffen. Angebot •

Telefonische und ambulante Beratungen



Ambulante Abklärung



Gesamtbeurteilung der medizinischen, psychologischen und sozialen Situation



Vermittlung von Hilfe, Beratung und Therapien

Für wen •

Kinder, Jugendliche und Familien



Lehrpersonen, Schulpflege und soziale Dienste



Privatpersonen, die durch bestimmte Gegebenheiten oder Vorfälle beunruhigt sind

Team In Kinderschutzfragen spezialisierte Fachleute aus den Bereichen •

Kinder- und Jugendmedizin



Kinder- und Jugendpsychiatrie



Gesundheits- und Krankenpflege/Kinder und Jugendliche



Sozialarbeit



Rechtswissenschaft

Kontakt Die Kinderschutzgruppe Baden ist jederzeit erreichbar: Telefon: 056 486 37 05 (24 Stunden bedient) E- Mail: [email protected]

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Integrative Schule Rottenschwil 11.

Schulinterne Fördermassnahmen

42

Integrative Schule Rottenschwil Integrative Förderung

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Integrative Schule Rottenschwil Individuelle Lernziele Allgemeines Für Schülerinnen und Schüler, welche die Klassenlernziele über längere Zeit nicht erreichen können, ist es oft sinnvoll, mit ihnen individuelle Lernziele zu vereinbaren. Individuelle Lernziele bedeuten, dass diese Kinder nicht mehr den Lehrplan der entsprechenden Klasse, sondern die individuell vereinbarten Ziele erreichen muss. Individuelle Lernziele können für einzelne Fächer oder auch nur für Teilgebiete eines Faches (Bsp. Rechtschreibung) vereinbart werden. Schülerinnen und Schüler mit individuellen Lernzielen erhalten im Zeugnis für den Bereich der individuellen Ziele keine Note, sondern einen Lernbericht. Ablauf ‚Zuweisung’ Austausch zwischen Klassenlehrperson und schulischer Heilpädagogin (ev. TherapeutIn)

Abklärung KLP

Evt. SPD

Eltern

Entscheid

SHP

TH

Wenn sinnvoll, den SPD beiziehen (Abklärung, Expertenrunde, Schulbesuch, …)

SPD

Schulisches Standortgespräch Formular ‚Antrag auf Förderung mit individueller Lernziele’ ausfällen und unterschreiben

Eltern

Wenn Eltern, SHP und KLP zustimmen, administrativer Entscheid durch SL

SL

Wenn nicht alle Zustimmen, stellt SL bei SPF Antrag

SPF

Durchführung

Bei Entscheid auf individuelle Lernziele, gemeinsame Ausarbeitung der Förderplanung (KLP & SHP)

SHP

Die Klassenlehrperson, die Schulische Heilpädagogin und allfällige Therapeutinnen tauschen sich regelmässig aus. Gemeinsam wird entschieden, für ein Kind individuelle Lernziele anzupassen. Bei Unsicherheiten kann der Schulpsychologische Dienst oder die Schulleitung hinzugezogen werden. 44

Integrative Schule Rottenschwil In einem zweiten Schritt werden die Eltern zu einem schulischen Standortgespräch eingeladen. Während dem Gespräch wird das Formular ‚Antrag auf Förderung mit individuellen Lernzielen’ ausgefüllt und von allen Beteiligten unterschieben. Das Formular geht danach an die Schulleitung und wird im SchülerInnen-Dossier abgelegt. Wenn die Eltern mit individuellen Lernzielen einverstanden sind, dann fällt die Schulleitung den administrativen Entscheid und teil dies den Eltern schriftlich mit. Die beteiligten Lehrpersonen und Therapeutinnen erhalten eine Kopie. Wenn die Eltern mit individuellen Lernzielen nicht einverstanden sind, dann kommt es zu einer Anhörung der beteiligten Personen durch die Schulleitung. Die Schulleitung stellt anschliessend Antrag an die Schulpflege. Die Schulpflege entscheidet und die Entscheidung wird den Eltern mit Rechtsmittelbelehrung schriftlich mitgeteilt. Die beteiligten Lehrpersonen und Therapeutinnen erhalten eine Kopie. Falls das Kind mit individuellen Lernzielen gefördert wird, erstellt die Schulische Heilpädagogin unter Mitwirkung der Klassenlehrpersonen eine Förderplanung. Beurteilung / Zeugnis In Fächern, in denen die betreffende Schülerin oder der betreffende Schüler individuelle Lernziele hat, verfasst die Klassenlehrperson mit Unterstützung der Schulischen Heilpädagogin einen Leistungs- und Verhaltensbericht, auf den im Zeugnis an Stelle einer Note verwiesen wird.

45

Integrative Schule Rottenschwil Förderplanung Wann wird eine Förderplanung (nicht) gemacht? Werden bei Lernenden nach gründlicher Prüfung die Lernziele in der Selbst-, Sozial-, oder Sachkompetenz angepasst, wird eine Förderplanung erstellt. Folgende Faktoren beeinflussen die Förderplanung: • Individuelle Lernvereinbarung ILV / individuelle Lernziele • Unterstützende Massnahmen im Einzelfall UME

Lernende

ohne individuelle Lernziele

keine Förderplanung

mit individuellen Lernzielen

Förderplanung

mit UME und individuellen Lernzielen

Förderplanung

Was ist eine Förderplanung? Vor der Förderplanung wird eine Standortbestimmung über aktuelle Ressourcen und Defizite der Lernenden gemacht (Ist-Zustand). Darauf aufbauend werden in der Förderplanung Entwicklungsziele festgelegt (Soll-Zustand = Lernziele). Der Prozess zur Erreichung der individuellen Lernziele startet und die besprochenen Massnahmen werden umgesetzt. Nach einem gewissen Zeitraum werden die Ziele evaluiert, reflektiert und beurteilt. Der Förderplan kann als Grundlage für Gespräche und als Beurteilungsinstrument verwendet werden. individuelle Lernzielen mit oder ohne UME Gespräche BeurteilungsFörderbericht

Förderplanung

Evaluation Reflektion Beurteilung

Standortbestimmung Ist-Zustand

Prozess Durchführung Massnahme

Entwicklungsziele Soll-Zustand

Welche Personen beteiligen sich an der Förderplanung? Die SHP erstellt die Förderpläne zusammen mit der KLP und anderen Fachleuten. Wo dies sinnvoll ist, werden Lernende und Eltern einbezogen. 46

Integrative Schule Rottenschwil Dabei werden Abmachungen getroffen, für welche Förderbereiche wer zuständig ist: Lernende, SHP, KLP, Eltern oder andere Fachleute. Die SHP passt die Förderpläne laufend den Erkenntnissen an, dabei ist die Vorbereitung auf eine angepasste Lebensbewältigung und Lebensgestaltung der Lernenden zentral.

47

Integrative Schule Rottenschwil Unterstützungsmassnahmen im Einzelfall (UME) Allgemeines Schülerinnen und Schüler mit einem grossen Förderbedarf können in Sonderschulen oder in die Regelschule integriert geschult werden. Werden diese Kinder in der Regelklasse integriert, erhält dieses Kind zusätzliche Lektionen Unterstützung durch die Schulische Heilpädagogin, der Logopädin und/oder einer Klassenassistenz. Ablauf ‚Zuweisung’ Beobachtun g

Experten Runde

KLP

SHP

KLP

SHP

TH

TH

Austausch zwischen Klassenlehrperson und schulischer Heilpädagogin (ev. TherapeutIn)

SL

In einer Expertenrunde wird über das Kind ausgetauscht und mögliche Massnahmen diskutiert. Die Expertenrunde entscheidet über den nächsten Schritt.

SPD

Die Eltern werden über die Resultate der Expertenrunde informiert und für eine Abklärung gewonnen.

Eltern Eltern

Abklärung Fachbericht

Eltern

Entscheid

KLP

SHP

Durch eine berechtigte Fachstelle wird ein Fachbericht erstellt.

SPD, KJPD, …

Schulisches Standortgespräch. Inspektorin ebenfalls anwesend. Formular ‚Schulisches Standortgespräch’

Schulisches Standortgespräch

Wenn Eltern, SHP und KLP zustimmen, administrativer Entscheid durch SL

SL

Wenn nicht alle Zustimmen, stellt SL bei SPF Antrag

SPF

Antrag Kanton

Ausarbeitung ILV durch SHP SL stellt Antrag an Kanton

ILV

48

Integrative Schule Rottenschwil Die Klassenlehrperson, die Schulische Heilpädagogin und allfällige Therapeutinnen tauschen sich regelmässig aus. Gemeinsam wird entschieden, dass für ein Kind zusätzliche Massnahmen nötig sind.

49

Integrative Schule Rottenschwil Überspringen einer Klasse

andere Massnahme

Nein

Lehrperson beobachtet Kind und dokumentiert die Beobachtung

Eltern wünschen das Überspringen einer Klasse

Überspringen einer Klasse geeignete Massnahme?

Gespräch Eltern Lehrperson

Ja Überspringen einer Klasse geeignete Massnahme?

Gespräch Lehrperson Schulleitung

Ja

Gespräch Eltern Lehrperson andere Massnahme

Nein

Überspringen einer Klasse geeignete Massnahme?

Information an Schulleitung

Ja Einbezug SPD 'Runder Tisch' mit Eltern, Lehrperson, Schulleitung, evt. SPD Entscheid der Schulleitung

Information an Schulpflege

Schriftliche Mitteilung des Entscheides durch Schulleitung

Eltern akzeptieren den Entscheid

Eltern akzeptieren den Entscheid nicht Eltern stellen Antrag an Schulpflege Entscheid der Schulpflege Schriftliche Mitteilung des Entscheides durch Schulpflege

50

Nein

andere Massnahme

Integrative Schule Rottenschwil Parallelversetzung

andere Massnahme

Nein

Lehrperson beobachtet Kind und dokumentiert die Beobachtung

Eltern wünschen eine Parallelversetzung

Parallelversetzung geeignete Massnahme?

Gespräch Eltern Lehrperson - SHP

Ja Gespräch Lehrperson Schulleitung - evt. SHP

Parallelversetzung geeignete Massnahme? Ja

Gespräch Eltern Lehrperson - SHP

Information an Schulleitung

evt. Einbezug SPD evt. 'Runder Tisch' mit Eltern, Lehrperson, Schulleitung, SPD Entscheid der Schulleitung

Information an Schulpflege

Schriftliche Mitteilung des Entscheides durch Schulleitung

Eltern akzeptieren den Entscheid

Eltern akzeptieren den Entscheid nicht Eltern stellen Antrag an Schulpflege Entscheid der Schulpflege Schriftliche Mitteilung des Entscheides durch Schulpflege

51

Nein

andere Massnahme

Integrative Schule Rottenschwil 12.

Verschiedene Therapieformen

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Integrative Schule Rottenschwil Logopädie

53

Integrative Schule Rottenschwil Legasthenie

54

Integrative Schule Rottenschwil Dyskalkulie

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Integrative Schule Rottenschwil Psychomotorik-Therapie Allgemeines Psychomotorik-Therapie ist angezeigt bei Kindern und Jugendlichen, die in ihrem Bewegungsund Beziehungsverhalten und damit in ihren Entwicklungs- und Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt sind. Dies zeigt sich konkret zum Beispiel durch Unruhe, Ungeschicktheit, Gehemmtheit, kleinkindliches Verhalten, Ängstlichkeit oder aggressives Verhalten. Die Kinder besuchen die Therapie in der Regel einmal pro Woche einzeln, in Zweier- oder Dreiergruppen. In der Abklärung werden der psychomotorische Entwicklungsstand, die Entwicklungsgeschichte und der Lebenskontext des Kindes erfasst. Sie besteht aus Verhaltens- und Bewegungsbeobachtung in offenen und strukturierten Situationen und einem ausführlichen Elterngespräch. In der Therapie werden durch gezielten Einsatz von Material und kreativen Medien oder durch anregungsreiche Bewegungslandschaften die kindlichen Bewegungsbedürfnisse angesprochen, was zu einer Erweiterung der Handlungsfähigkeit führt. Im Bewegungsund Symbolspiel kann das Kind Erlebnisse, Gefühle und Konflikte ausdrücken und verarbeiten. Durch gezielte Übungen können gewisse Bewegungsabläufe und methodische Fertigkeiten aufgebaut und gefördert werden. Zuweisung Die Zuweisung für die Psychomotoriktherapie erfolgt über den Kinderarzt. Bei Unsicherheiten ob ein Kind eine Psychomotoriktherapie benötigt, kann eine Therapeutin in den Unterricht eingeladen werden. Dabei ist aber darauf zu achten, dass die Vertraulichkeit eingehalten wird. Die Eltern müssen über den Besuch informiert sein und das Einverständnis, dass die Lehrpersonen und die Psychomotoriktherapeutin miteinander über das Kind kommunizieren dürfen, schriftlich gegeben haben (siehe Formular). (Quelle Bilder & teilw. Text: St. Josef-Stiftung)

56

Integrative Schule Rottenschwil

13.

Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Therapeutinnen, Schulische Heilpädagoginnen, Klassenlehrpersonen und Eltern

Therapeutin und Lehrperson müssen sich regelmässig über den Stand des Kindes austauschen, d.h. zu Beginn einer Therapie und am Ende. Um die Therapie optimal zu gestalten, ist es auch sinnvoll, zwischendurch eine kurze Standortbestimmung zu machen, d.h. mindestens einmal pro Semester müssen sich die Klassenlehrpersonen und die Therapeutinnen austauschen. Falls nach einer Logopädietherapie z.B. eine Legasthenietherapie erforderlich ist, soll zuerst Kontakt zur Lehrperson gesucht werden. Es ist unabdingbar, dass Therapeutin und Lehrperson gegenüber den Eltern die gleiche Meinung vertreten. In einem Gespräch mit den Eltern werden die weiteren Schritte eingeleitet. Falls Uneinigkeit zwischen Therapeutin und Lehrperson über die Art der Therapie herrscht, kann mit Einverständnis der Eltern der SPD miteinbezogen werden. Die Therapeutin nimmt mit der Lehrperson idealerweise ½ Jahr vor voraussichtlichem Therapieende Kontakt auf, um eine Zwischenbilanz zu ziehen und frühzeitig mit den Eltern über ein Therapieende oder allenfalls über eine weiterführende Therapie zu sprechen. Vorausschauend arbeiten! Die Lehrpersonen, Therapeutinnen, Heilpädagoginnen und Schulleiter informieren sich ein Jahr im Voraus, um festzustellen, welche Kinder neu in den Kiga oder in die Schule eintreten und allenfalls, in welche Therapien diese Kinder angemeldet werden müssen. Vor allem im Hinblick auf IS ist es von Vorteil, damit die Personalplanung optimal eingeleitet werden kann. Wenn Therapeutinnen wegen Sonderschulung (Sonderschule, Privatschule, Internat etc.) von Eltern angesprochen werden, sollten keine Empfehlungen abgegeben werden, sondern vielmehr das Gespräch zwischen Lehrperson, Therapeutin und Eltern angeboten werden.

57

Integrative Schule Rottenschwil 14.

Gefährdung des Kindeswohles

Phase 1: Verdacht

KLP

SHP

 Austausch zwischen Klassenlehrperson und schulischer Heilpädagogin (ev. Schulleitung)  Beobachtungen schriftlich festhalten  Persönlichkeitsschutz des Kindes sicherstellen  Bei akuter Gefährdung sofort Meldung an Schulleitung (056 634 20 71 oder 079 786 68 60)

SL

 Anonyme Beratung: - Jugend- und Familienberatung Bremgarten: Tel. 056 648 24 35 - Kinderschutzgruppe Baden: Tel. 056 486 37 05 (24 Stunden bedient)

Phase 2: Meldung an Schulleitung

 Übergabe des Falles an die Schulleitung: - Fallführung bei Schulleitung - Koordination der Information gegen Innen und Aussen - Information der Schulpflege - Zusammenarbeit mit Klassenlehrperson und schulische Heilpädagogin

SL

Phase 3: Abklärung, Intervention

 Mögliche Szenarien: - Intervention Vormundschaftsbehörde - Einbezug JFB - Einbezug Kindesschutzgruppe - Strafanzeige - Externe Begleitung - Familienergänzende Betreuung - …



Phase 4: Evaluation, Abschluss

 Evaluation  Anonymisiertes Protokoll

SL

KLP

SHP

SPF

Ergänzungen zum Ablaufschema 58

Integrative Schule Rottenschwil

Phase 1 Nimmt eine Lehrperson von sich aus eine Gefährdung bei einem Kind wahr, wird die Situation zuerst mit der Heilpädagogin oder dem Heilpädagogen besprochen und eine anonyme Beratung durch eine Fachstelle erwogen. Phase 2 Erhärtet sich der Verdacht, so ist die Schulleitung zu informieren. Der Schulleiter übernimmt die Fallführung. Phase 3 Je nach Fall können spezifische Fachstellen und Gremien miteinbezogen werden. Phase 4 Nach Abschluss des Falles findet eine Auswertungssitzung statt. An dieser Sitzung nehmen möglichst alle beteiligten Personen (ausgenommen sind die Opfer und Täter). In einem anonymisierten Protokoll werden die wichtigsten Ergebnisse und Schlussfolgerungen aufgelistet. Nicht alleine - nicht überstürzt - vernetzt! Bei einer Vermutung oder einem Verdacht, dass ein Kind misshandelt wird, gelten die folgenden wichtigen Grundsätze: -

Nicht alleine handeln. Nicht überstürzt handeln.

Meldepflicht Lehrpersonen sind vom Gesetz her, aber auch moralisch, verpflichtet, Meldung zu erstatten, wenn sie von Zuständen (auch ausserhalb der Schule) Kenntnis erhalten, welche die geistige oder körperliche Entwicklung der Schülerin oder des Schülers gefährden und Massnahmen des Kindesschutzes oder der Jugendwohlfahrt notwendig machen. Datenschutz - Persönlichkeitsschutz des Kindes Sowohl aus Datenschutzgründen als auch aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes des Kindes und seines Umfeldes dürfen Informationen über das Kind nur innerhalb der Schule und nur den Personen, welche diese Informationen brauchen, weiter gegeben werden. Werden andere Personen zur Beratung beigezogen, müssen die Angaben anonymisiert werden. Quellenangaben - Persönlichkeitsschutz der Lehrpersonen Kommt es zu einer Strafanzeige oder zu einer anderen Massnahme, wird diese immer durch die Schulleitung eingeleitet. Bei einem Verfahren müssen die Quellen jedoch offen und damit die Namen der Lehrpersonen offen gelegt werden. Die Schulleitung informiert die entsprechende Lehrperson, bevor sie oder er einen Namen nach aussen weitergibt. Kommunikation / Information 59

Integrative Schule Rottenschwil Bei einem Kindesschutzverfahren ist der Wunsch nach Informationen bei allen Beteiligten sehr gross. Zum Schutze des Opfers kann jedoch oft nicht informiert werden. Wenn Lehrpersonen den Fall an die Schulleitung abgegeben haben, dann liegt die Verantwortung beim der Schulleitung. Sie informiert so weit es möglich ist bei Veränderungen oder eingeleiteten Massnahmen. Wenn bei Lehrpersonen ein ungutes Gefühl oder ein dringendes Informationsbedürfnis entsteht, dann sollen und dürfen sie beim der Schulleitung nachfragen. Verschiedene Rollen Als Lehrperson hat man in einem Kinderschutzverfahren verschiedene, teilweise sich widersprechende Rollen. Es kann sein, dass Lehrpersonen gegen das Interesse der Eltern handeln und trotzdem mit den Eltern vielleicht noch über Jahre konstruktiv zusammenarbeiten müssen. Deshalb ist es wichtig, dass Lehrpersonen einen Fall der Schulleitung abgeben und wieder in ihre ursprüngliche Rolle als Lehrperson zurückkehren können. Dauer des Verfahrens Kinderschutzverfahren können teilweise sehr lange dauern. Dies hat unter anderem auch damit zu tun, dass bei solchen Verfahren zum Schutze aller Beteiligten sorgfältig agiert werden muss. Der Schutz des Kindes steht immer im Vordergrund. Bei akuter Gefährdung wird jedoch sofort zum Schutze des Opfers gehandelt.

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Integrative Schule Rottenschwil

15.

Literaturverzeichnis

Achermann, Edwin (1992): Mit Kindern Schule machen. Zürich: Verlag Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Achermann, Edwin (2005): Unterricht gemeinsam machen. Ein Modell für den Umgang mit Heterogenität. Bern: Schulverlag blmv. Bauer, Joachim (2007): Lob der Schule. Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern. Hamburg: Hoffmann und Campe. Brunner, Esther (2001): Forschendes Lernen. Eine begabungsfördernde Unterrichtskonzeption. Frauenfeld: Lehrmittelverlag des Kantons Thurgau. Departement Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau (2008): Die Dimensionen zur Beurteilung der schulischen Integrationsprozesse. Aarau 2008. Furman, Ben (2007): Ich schaffs! Spielerisch und praktisch Lösungen mit Kindern finden – Das 15-Schritt-Programm für Eltern, Erzieher und Therapeuten. Heidelberg: Carl Auer Verlag. 2. Auflage. Kummer Wyss, Annemarie (2000): Standards für wirksame integrative Schulung. Unveröff. Arbeitspapier. Lutern: SZH/CSPS. Meyer, Hilbert (2007): Was ist guter Unterricht? Berlin: Cornelsen Verlag. Müller-Malina, Jenna & Leonhardt, Ralph (1997): Unterrichtsformen konkret. Auf dem Weg zu einem pädagogischen Schulprofil. Zug: Klett Verlag Schweiz.

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Integrative Schule Rottenschwil 16. 5.1. 5.2. 5.3. 5.4.

Anhang Zusammenstellung der Gesprächsformen Formular ‚Entbindung von der Schweigepflicht und Zustimmung zum fachlichen Austausch’ Formular ‚Anmeldung Expertenrunde’ Standards für wirksame Integrative Schulung

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Integrative Schule Rottenschwil Zusammenstellung Gesprächsarten an der Integrativen Schule Name

Zweck / Ziel

Teilnehmende

Wer leitet? Wer lädt ein?

Instrumente

Ergebnis

Elterngespräch

Austausch LP - Eltern evtl. spezielles Thema besondere Bedürfnisse klären, weiteres Vorgehen klären

Eltern, LP, nach Bedarf SHP direkt an Förderung Beteiligte

LP, nach Bedarf SHP SL

Protokoll

Kurznotiz, Protokoll

Formular: Expertenrunde

innere Differenzierung im KU

Expertenrunde

SHP unterstützt ohne iLZ SHP unterstützt mit iLZ

Standortgespräch

Planungsgespräch bei iLZ bzw. bei unklarer Diagnose runder Tisch Förderplanung

Gemeinsame Standortbestimmung Wo steht das Kind? Wie geht es weiter?

Eltern, LP, evtl. Kind, SHP

gemeinsame Einschätzung und gemeinsames Problemverstehen

LP

Protokoll oder je nach Kind Förderplanung

SL

Förderplanung, Förderjournal, evtl. UME Abklärung beim SPD +Antrag von SL

! gemeinsam getragene Fördermassnahmen Ist- Sollzustand beschreiben Massnahmen und Verantwortlichkeiten definieren

SHP, LP, Fachleute

SHP

Förderplanung, Förderjournal

Diagnose unklar: Abklärung beim SPD je nach Ausgang, Massnahmen treffen

Verantwortlichkeiten und Entwicklungsbereiche sind geklärt: Ziele / Massnahmen werden geplant. Massnahmen wurden bestimmt und Verantwortlichkeiten sind geklärt. Eltern und Kind werden informiert.

Integrative Schule Rottenschwil

Entbindung von der Schweigepflicht und Zustimmung zum fachlichen Austausch Zur Planung der optimalen Förderung bei integrativer Schulung sind Gespräche unter Fachleuten der Schule, den Therapeutinnen und Therapeuten und des Schulpsychologischen Dienstes nötig. Damit diese geführt werden können, ist eine Entbindung von der Schweigepflicht durch die Eltern erforderlich. Diese beschränkt sich auf die direkt an der Förderung des Kindes beteiligten Personen. Weitere Personen dürfen nur mit ausdrücklicher Bewilligung der Eltern informiert werden. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Klassenlehrperson oder an die Schulleitung. Ich / wir Name, Vorname, Strasse, PLZ Ort entbinde / entbinden von der Schweigepflicht und stimme(n) zu, dass Schulleitung, Lehrpersonen und Fachleute mündlich und schriftlich den notwendigen fachlichen Austausch zur schulischen Entwicklung unseres Sohnes / unserer Tochter führen. Name des Kindes

Alle Personen, die am fachlichen Austausch beteiligt sind, unterstehen dem Amtsgeheimnis. Die Schule verpflichtet sich, die Inhaber der elterlichen Sorge transparent über den Austausch zu informieren. Alle Dokumente werden im Dossier ihres Kindes auf dem Schulsekretariat aufbewahrt. Sie haben selbstverständlich das Recht, das Dossier ihres Kindes einzusehen. Bemerkungen:

Ort : Rottenschwil AG

Datum :

Unterschrift(en) der Eltern / Erziehungsberechtigten

Integrative Schule Rottenschwil

Formular Anmeldung für Expertenrunde Name und Vorname des Kindes

Teilnehmende der Expertenrunde

Anlass für die Anmeldung

Beobachtungen

Bisherige Massnahmen

Fragestellungen

Ergebnis der Expertenrunde

Weiteres Vorgehen

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Integrative Schule Rottenschwil Integrative Grundhaltung: Grundsätzliche Fragen und Einstellungen zur Integration aller Kinder werden kontinuierlich geklärt.

Formale Rahmenbedingungen: Es bestehen unterstützende kantonale und kommunale Rahmenbedingungen und Dienstleistungen (inkl. materielle/personelle Ressourcen) für ein flexibles sonderpädagogisches Angebot.

Standards für wirksame integrative Schulung Kummer, A. 2000 – ARBEITSPAPIER (nach: Szaday, Ch./Kummer, A. (1996))

Aus-/Weiterbildung: Wissen um sonderpädagogische Massnahmen und Zusammenarbeit fliesst in die Ausbildung von Lehrpersonen ein. Es finden regelmässig schulhaus-interne und weitere Fortbildungsveranstaltungen zu integrativen Schulungsformen statt. Umfeldbezug: Die Schule öffnet sich und vertritt ihre integrativen Absichten gegen aussen

Reflexion/Evaluation: Ein regelmässiger Austausch und eine kontinuierliche Evaluation der Wirkung der integrativen Schulungsformen finden auf Schulhaus-, Gemeinde- und Kantonsebene statt.

Lernen, Lehren, Curriculum: Die Verschiedenheit der Kinder bezüglich Lernstil, Lerntempo, Interessen, Sozialverhalten etc. wird in Lehrplänen, Lehrmitteln, Lehr- und Lernformen sowie Beurteilungsverfahren berücksichtigt.

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Institutionelle Rahmenbedingungen: Es wird ein Leitbild aufgestellt, das auf integrativer Grundhaltung basiert. Die Schule ist überzeugt von der Durchführbarkeit und sucht flexible finanzielle, architektonisch-technische und pädagogische Lösungen.

Bedürfnisorientierung: Die architektonisch-technischen Rahmenbedingungen und das pädagogische Angebot der Schule werden den besonderen pädagogischen Bedürfnissen aller Kinder und ihrer Bezugspersonen gerecht.

Zusammenarbeit: Alle Lehrpersonen sind bereit, in Zusammenarbeit mit anderen Lehrpersonen und weiteren Fachleuten, die pädagogische und soziale Integration in ihrer Klasse, bzw. in ihrem Schulhaus zu unterstützen und zu fördern. Dabei sind sie auch angewiesen auf die Zusammenarbeit mit Eltern, Behörden und spezifischen Fachkräften – kurz: allen Beteiligten.

Integrative Schule Rottenschwil UNESCO-Erklärung von Salamanca über Prinzipien, Politik und Praxis der Pädagogik für besondere Bedürfnisse „Wir anerkennen die Notwendigkeit und Dringlichkeit, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit besonderen Förderbedürfnissen innerhalb des Regelschulwesens zu unterrichten (…) •

dass jedes Kind einmalige Eigenschaften, Interessen, Fähigkeiten und Lernbedürfnisse hat,



dass Schulsysteme entworfen und Unterrichtsformen eingerichtet werden sollen, die dieser Vielfalt an Eigenschaften und Bedürfnissen Rechnung tragen, (…)



dass Regelschulen mit dieser integrativen Orientierung das beste Mittel sind, um diskriminierende Haltungen zu bekämpfen, um Gemeinschaften zu schaffen, die alle willkommen heissen, um eine integrierende Gesellschaft aufzubauen und um Bildung für alle zu erreichen; darüber hinaus gewährleisten integrative Schulen eine effektive Bildung für den Grossteil aller Kinder und erhöhen die Effizienz sowie schliesslich das Kosten-Nutzen-Verhältnis des gesamten Schulsystems. (…)



auf Gesetzes- bzw. politischer Ebene das Prinzip integrativer Pädagogik anzuerkennen und alle Kinder in Regelschulen aufzunehmen, ausser es gibt zwingende Gründe, dies nicht zu tun (…)“

Die Erklärung der UNESCO-Weltkonferenz von Salamanca (Spanien) wurde 1994 von 92 Regierungen, von 25 internationale Organisationen aus Bildung und Verwaltung, von Politikern und Spezialisten zusammen mit Vertretern der Vereinten Nationen und internationale Nichtregierungsorganisationen verabschiedet. So auch von der Schweiz.

Integrative Schule Rottenschwil Integrative Schulen sind erfolgreich…………… weil

die Vielfalt von Menschen Erfahrungsmöglichkeiten und Lernchancen für alle erhöht,

wenn

sie über die verschiedenen Menschen erst die Verschiedenheit in der Wahrnehmung von Welt, die Verschiedenheit im Zugang zu Sachen und Verschiedenheit in der Bewältigung von Problemen in die Schulen holen und damit den Horizont für alle vielfach erweitern,

wenn

sie nicht nach Leistung differenzieren und sortieren, weil sie auf all die Erfahrungsmöglichkeiten und Lernchancen nicht verzichten wollen,

wenn

sie der Kraft einer Gruppe mindestens so sehr vertrauen wie auf spezialisierter Profession von Erwachsenen in ausgesonderten Gruppen,

wenn

sie Menschen stärken und ermutigen, statt sie zu testen und zu vergleichen am Mittelmass, somit keine Gewinner und Verlierer produzieren, aber Mut und Leistungen schaffen,

wenn

sie durch individualisierendes Lernen in der Gemeinschaft das Besondere eines jeden Menschen suchen, finden und hervorheben, statt Fehler und Versagen rückzumelden,

wenn

sie die für individualisierendes Lernen unverzichtbar nötige Lebensund Lernumgebung geschaffen haben – durch vielfältige, offen zugängliche Lernanreize an unterschiedlichen Erfahrungsorten in der Schule,

wenn

sie darauf vertrauen, dass Kinder und Jugendliche eigene Wege und Zugänge zu Aufgabenbewältigung und Problemlösung finden können und dass sie in ihrer eigenen Zeit lernen,

wenn

sie für das Lernen des Lernens mehr Pädagogen und Moderierende als belehrende Fachleute haben. Diese Pädagoginnen wissen, Kinder und Jugendliche lernen voneinander und miteinander wo viel wie von Erwachsenen, oft sogar leichter,

wenn

sie arbeiten und Lernen mit Spielen und Leben in der Schule verbinden, wenn die beteiligten Erwachsenen sich für den ganzen (jungen) Menschen verantwortlich fühlen, nicht nur für seinen Kopf,

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Integrative Schule Rottenschwil wenn

Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich in ihrer Schule als Teil einer Gemeinschaft erleben, zu der sie gehören, von der sie gebraucht und vermisst werden, in der sie wertgeschätzt sind und immer mitverantwortlich für das gelingen des Ganzen,

Heterogenität und Integration zu verordnen, ohne sich pädagogischen Zielen wie diesen zu verpflichten, wird Schulen nicht ändern; ohne eine grundlegende Veränderung von Schule in Richtung dieser Ziele wäre Heterogenität und Integration nur ein Albtraum. Susanne Thurn, Schulleiterin Laborschule Bielefeld

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