Reisebericht. Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Vladivostok. Sommer Vom 8. Juli 24. Juli 2006

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Reisebericht

Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Vladivostok

Sommer 2006 Vom 8. Juli – 24. Juli 2006

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Samstag 8.Juli 2006, 1. Reisetag Der Wecker klingelt und ruft mich aus dem Schlaf. Es heisst Abschied nehmen. Weg vom Garten, von der gewohnten Umgebung. Ich frage mich schon, wie wird es wohl aussehen, wenn ich in 16 Tagen wieder zurück bin? Den Hitzetagen entfliehen nach Sibirien. Gegenwärtig ist es sehr heiss in Mitteleuropa. Werden sie dann wohl vorbei sein bei der Rückkehr am Ende des Monates? Es kann auch sein, wenn ich zurück bin aus Sibirien, dass es kalt ist in der Schweiz! Ich nehme Abschied von Käthy und steige ins Auto. Meine Reise beginnt mit einer Autofahrt nach Wettingen. Um 4.43 Uhr starte ich den Motor, setze den Wagen in Bewegung und bin schon in Gedanken auf der Reise. Was werde ich alles erleben und berichten können? Das muss ich mit Photos festhalten. 5. Uhr 15, fahre ich in Wettingen vor. Franz und Beda warten schon auf mich und bringen mich zum Flughafen Kloten. Sie werden mein Auto zurück nach Wettingen nehmen, statt teure Parkgebühren zu entrichten in Kloten. Die Zeit rückt und ich muss mich zum Check-In begeben. Alles wickelt sich rasch ab. Es ist 6.00 Uhr geworden. Wir geniessen noch den letzten schweizerischen Kaffee. Bald muss ich Abschied nehmen. Wir trennen uns mit den liebsten Grüssen an alle. 6.40 h ist es geworden. Ich verschwinde durch die Passkontrolle. Gate 62 ist mein nächstes Ziel. So steht es auf dem Ticket und weist auf die Zeit 7.15 hin. Urs Berger, und ich werden diese Reise gemeinsam erleben können, doch wo ist er? Befindet er sich bereits am Gate? Ja da ist er! Wir begrüssen uns gegenseitig und tauschen die ersten Gedanken aus. Die Anzeige weist auf 8.15 Uhr hin Das ist unsere Abfahrtszeit, für den Flug in einem Airbus A319 nach Moskau. Eine Verspätung ist angezeigt und um diese landen wir später in Moskau. Die Landung im Flughafen Sheremetievo 2 verläuft ohne Probleme. Wir sind in Moskau! 12.14 zeigt die Uhr. Bei schönstem Sommerwetter, mit 32° geht’s zum Transfer und weiter zum Hotel National. Das liegt gegenüber dem Kreml. Die Fahrt in die Stadt mit unserem Fahrer Alexej klappt bestens. Er wird uns morgen ebenfalls durch die Stadt fahren. Nach dem Zimmerbezug gehen wir zu Fuss direkt in den Untergrund von Moskau. An einem Schnellimbissstand im dritten Untergeschoss verpflegen wir uns kurz: Gemüse, Reis und dazu ein Glas Wasser. Wir kommen aus dem Untergrund und sehen uns die Umgebung an. Der Kreml mit dem „Roten Platz“ steht vor uns. Wir geniessen das Treiben der Leute und sehen uns etwas um. Um 18.45 sind wir im Hotel verabredet mit Herrn Anatoli und seiner Frau. Ein Geschäfts-Freund von Urs aus der Aktiv-Zeit bei CIBA. In einem feinen russischen Restaurant unterhalten wir uns und tauschen Gedanken aus. Er spricht gut Deutsch und die Themen sind vielfältig. Das Menü: Fruchtsaft mit Vodka als Apéro, Knoblauchbrot, Schweinefleisch, Kartoffeln und dazu ein russisches Bier. Zu Fuss gehen wir etwas auf Umwegen durch die Stadt und trinken noch einen Kaffee mit Kokosgebäck in einer Fussgängerzone und erfreuen uns an den Klängen und Darbietungen der Strassenmusikanten. Das Treiben der Leute lässt die Zeit verstreichen. Wir verabschieden uns von den Gästen. Den Weg ins Hotel finden wir gut und gegen 22.30 Uhr sind wir im Zimmer. Bald ist Nachtruhe, es wurde schliesslich 23.00.

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Sonntag, 9. Juli 2006, 2. Reisetag An einem reichhaltigen Buffet stärken wir uns und geniessen den Blick auf den Kreml, wie das nebenstehende Bild es vermittelt. Wir warten nur kurz an der Rezeption auf unseren Chauffeur Alexej mit dem Reisebegleiter. Seinen Namen habe ich nicht notiert. Direkt fahren wir zur Erlöserkirche, welche wieder neu aufgebaut worden ist. Der Gottesdienst war im Gange, die eindrücklichen Choralgesänge beeindruckend. Photos konnten wir keine aufnehmen, aber Karten haben wir gekauft am Schriftenstand. Die Kirche wurde unter dem Regime Jelzin mit Spendengelder aus der Bevölkerung, in der Grössenordnung einer halben Mia € wieder total neu aufgebaut. 1935 wurde sie gesprengt und abgerissen und ein Freibad errichtet. Nun begeben wir uns auf den Friedhof der Promis. Dieser Abstecher ist zwar nicht auf unserem Reiseprogramm. Doch wir kommen in den Genuss, die Namen der einstigen Persönlichkeiten der Sowjetunion zu lesen, betrachten sie in Gedanken. Durch die monumentalen Grabdenkmäler werden sie uns noch grösser gemacht als wir sie kannten. Chrutschov, Molotov, Gromiko, Illuschin, Breschnew, Podgornj, Larissa Gorbaceva uva. Weiter geht es zu einem Kloster, zur Universität mit dem eindrücklichen Gebäude, mit Blick auf das Olympiagelände und schliesslich treffen wir wieder im Kreml ein. Nun geht es ins grosse Warenhaus CUM. In einem Restaurant verpflegen wir uns mit russischen Köstlichkeiten „Fleischtäschli im Kabisblatt“ eingewickelt, mit Kartoffeln und einem Bier. Der Reiseleiter verabschiedet sich, er wird noch beschenkt mit einer Uhr und der Chauffeur erhält ein Ragusa. Alles ist „Made in Switzerland“. Nun ist kurze Siesta angesagt im Hotel, wo viele Persönlichkeiten schon abgestiegen sind. So ist auch unser Bundesrat Schmid verewigt auf einer Tafel. 14.00 – 16.30 Uhr. Koffern packen noch eine Suppe und ein teures Bier im Hotel = (CHF11.-) aber was soll’s! Die Fahrt geht zum Jaroslaver Bahnhof. Hier beginnt die lange Reise von über 9200km. Wer direkt fährt, ohne Städte zu besichtigen, muss sechs Reisetage einplanen für die Fahrt bis nach Vladivostok. Das ist wohl nicht zu empfehlen aus unserer Sicht. 16.45 Uhr sind wir am Bahnsteig eingetroffen. Wir verabschieden uns vom Fahrer und nun geht es ans Warten auf den Zug. Wir unterhalten uns, betrachten das Treiben der Leute die ebenfalls auf den Zug warten mit vielen Koffern. Doch bald dürfen wir den Zug besteigen, der schon eine Weile dasteht. Im Wagen 6, Abteil 21-24 richten wir uns ein. Ein Gewitterregen prasselt nieder, doch wir sind im Abteil unter Dach und betrachten das C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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hektische Treiben auf dem Bahnsteig. Wird es der letzte Regen sein auf dieser Reise? Der Zug bewegt sich und beginnt zu rollen. Die ratternden Räder tönen immer lauter und bald hören wir es kaum mehr. Es sind rhythmische Klänge einer langen Reise. Das Abenteuer hat begonnen. Nun kommt schon der Hunger, er treibt uns in den nächsten Wagen, den hübsch geschmückten Speisewagen. Oh, wir sind fasziniert von der Aufmachung, die Vorhänge, das Interieur mit dem Personal, das werden wir noch manchmal sehen und erleben. Hier verbleiben wir 1½Std. und gegen 21.00 suchen wir wieder unser Abteil auf. Es ist noch alles vorhanden! Montag 10. Juli 2006, 3. Reisetag Wir treffen mit 5 Minuten Verspätung in Kirow ein. Wie weit weg ist das wohl von Moskau? Ca 1000km sollten es sein!. Von einer blonden hübschen Russin im blauen Kleid werden wir abgeholt. Sie begleitet uns zum Auto. Der Taxichauffeur schläft und scheint die Arbeit nicht erfunden zu haben. Das Taxi, ein älteres Wolga Modell, das Tachometer zeigt 314’450km. Ob das wohl stimmen mag, ist ja nebensächlich? Sie beide führen uns zum Hotel. Auf der Fahrt erhalten wir die ersten Eindrücke der Stadt. Eine feine Dusche nehmen und etwas anderes anziehen, so geht es wieder angenehmer durch den Tag. Nachdem wir ja nicht unbedingt viel geschlafen haben in unserem Abteil des ratternden Waggons, ist diese Erfrischung nur wohltuend. Um 9.00 Uhr soll uns das Frühstück im Hotel serviert werden. Durch viele Gänge und Türen werden wir begleitet. Schliesslich treffen wir in einen riesigen Saal ein. Diesen betreten wir in Andacht und Erinnerung. Wer hat wohl hier schon alles logiert? An einem Tische nehmen wir platz. Ein paar Leute befinden sich am Mittelgang, sonst ist alles leer. Wir befinden uns in der Nähe der Bar und verzehren das Aufgetischte. Das Frühstück besteht aus „Fruchtsaft, Käse, Fleisch, Quark, 2 Brötli und 2 Spiegeleiern“. Auch der beigelegte Aprikosenkuchen war fein. 10.30 Uhr geht es weiter mit der Stadtbesichtigung mit gleichem Chauffeur und Taxi. Eine weitere Dame begleitet uns, sie ist die Fachfrau über die Kultur der Stadt und Dozentin an der Uni. Sie spricht nur russisch und unsere hübsche Reiseleiterin übersetzt uns alle Informationen und unsere Fragen. Der Grosse Park mit dem Pavillon und der schönen Sicht auf die Schlucht mit dem Fluss. Weiter geht es zum Kloster, welches neu renoviert wurde mit der besonderen Heilquelle. Weiter besichtigen wir den alten und neuen Teil der Stadt. Etwas einkaufen „Gans-Figur“ und um 14.00 Uhr geht unsere Citytour zu Ende. Mit 5$ und Schokolade, dazu ein „TICTAC“ bezahlen wir unsere Führerin und geniessen das lang herbeigesehnte Bier im Hotel. Es ist weiter sehr heiss, mit über 30° in Kirow und Umgebung, wie wir vernehmen. Urs und ich trennen uns. Um 16.00 Uhr treffen wir uns aber wieder zur individuellen Stadtbesichtigung. Weiter möchten wir noch etwas essen gehen. Zuerst sehen wir uns aber nach einer Chip-Karte für den Photoapparat um. Eine leere zweite Karte habe ich daheim liegen gelassen: So bleibt mir nichts anderes übrig, als eine zu kaufen. Fr 35.-. kostet mich die1 G Chip-Karte lediglich Urs will noch ins Internetkaffee. Ein Herr begleitet uns dahin. Das hätten wir sicher nicht gefunden. Einige Treppen steigen wir hoch in diesem Hause. Es erinnert uns eher an ein C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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stillgelegtes Spital. Sicher ähnelte es keinem Kaffee. Fast ausser Atem kommen wir hoch oben an, Die Luft im Korridor ist undefinierbar, die Atmosphäre düster. Das soll ein Internetcafe sein? Ja, die PCS stehen zur Verfügung. Urs lechzte nach den News im Westen, der Fussball WM usw. und seinen erhaltenen E-Mails. Der Hunger im Magen gibt uns mehr zu schaffen, als die Neuigkeiten im Internet. Zeit ein Restaurant aufzusuchen und etwas essen zu gehen. Aber wo? Wir betrachten unseren Reiseführer und gehen den Tipps nach, welche uns die Reiseführerin vermittelte. 17.30 Uhr ist es geworden. Wir befinden uns in einem Gartenrestaurant. Gemischter Salat, Wasser und ein Bier. Der „Schmaus“ ist eröffnet. Für die Bestimmung des Hauptganges benötigte Urs alle seine russischen Sprachkenntnisse. Mit einer Speisekarte in Russisch-Englisch haben wir unser Menü auslesen können. In einem heissen „Pfännchen“ wird uns das Essen serviert mit: „Schweinsplätzli, Steak“ wird es hier genannt, Pilze mit Sauce darüber. Die Pilze sind in einer braunen Sauce zubereitet. Alles mit Kartoffeln rundum garniert. Käse darüber gelegt und im Ofen erhitzt. So haben wir es gesehen. Mit Gewürzen und Kräutern verfeinert, geschnittener Lauch und Kabis beigegeben.

Zum Dessert entscheiden wir uns auch. Für „dieses hier“ und zeigen auf die Speisekarte. Was wird uns wohl serviert: Bananenscheibenlage, mit zwei halben aufgeweichten dürren Zwetschgen/Pflaumen belegt, dazwischen eine Baumnuss und mit Litschi - Creme und Schlagrahm garniert. Später noch ein feiner Kaffee. Urs hat sich für einen Kuchen entschieden. Wir tauschten dann aus: Ich labte mich an seinem Kuchen und er genoss meine so wundervoll präsentierten Früchte mit den süssen Zugaben. Gegen 20.00 h erreichen wir wieder unser Hotel. Unser Durst zwingt uns, die Bar anzusteuern, zum obligaten Bier. Der Barkeeper interessiert sich sehr, besonders für meine Uhren. Das Einkassieren und das Trinkgeld scheinen ihn nicht zu bewegen. 21.30 ist es geworden. Wir befinden uns auf dem Weg ins Zimmer. 5.00 Uhr wird Tagwache sein. Frühstücken, eher nein! Dienstag, 11. Juli 2006, 4. Reisetag 5.30 Uhr ist es, wir stehen vor dem Hotel und schon kommt unsere russische Reisbegleiterin Elina, im blauen Kleid und führt uns zum Taxi und weiter an den Bahnhof. Ihr übergeben wir als Geschenk ein kleines Messer und eine Schokolade. Punkt 6.07 fährt der Zug 350 weiter nach Sverdlovsk oder eben Ekaterinburg. Im Wagen 7 ist unser Abteil mit den nummerierten Plätzen 17-20. Das Viererabteil belegen wir als Zweipersonenabteil und haben so genügend Platz für Koffer, Handgepäck und zum Liegen. Der Aufpreis ist gerechtfertigt, so haben wir unsere Privatsphäre und müssen nicht weiter teilen in einem doch etwas engen Raum. Die Koffer sind oben und wir liegen unten mit genügend Ablagefläche. Immer wieder blicken wir aus dem Fenster. Ca 20° ist es draussen um diese Zeit. In Suewka sehen wir eine grüne ausgediente Dampflokomotive, was wir später fast auf jedem Bahnhof betrachten können. Pünktlich fährt der Zug weiter, es ist 7.43 Uhr, alles geht nach Plan. Wir sind beeindruckt! C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Wieder mal macht sich der Hunger bemerkbar. Wir finden die Gelegenheit sei gut, bis zum nächsten Halt uns zu verpflegen. Mit dem eingekauften Brot, der mitgebrachten Ware aus der Schweiz, der Wurst ein, Geschenk von Schenker Elisabeth zum 64. Geburtstag. Dazu ein Kaffee aus der Bordküche. In jedem Wagen befindet sich ein Boiler-Gerät. Dieser steht allen Reisenden offen und man kann sich den Kaffee oder Tee selber zubereiten. Mit den eigenen Zutaten und dem Mitbringsel von Urs, wie Kondensmilch usw. wird alles noch abgerundet und im Geschmack verbessert. In Baksino hält der Zug für 23 Minuten. Technische Kontrollen stehen an. Oft ist er begleitet mit einem Lokomotivwechsel, Wasser auffüllen an den Wagen für die Spülung und den Wasserboiler. Draussen stehen die Marktfrauen aus dem Dorf oder Stadt, der Umgebung und präsentieren ihre zubereiteten, auch gekochten Esswaren oder die gesammelten Früchte. Es wird ausgestiegen, der Schaffner oder die Schaffnerin schliesst das Abteil ab und wir gehen den Ständen nach und sehen uns schon satt an den feilgebotenen Waren. Waldbeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, Früchte. Gekochtes und rohe Esswaren, alles ist schön bereitgestellt auf ihren fahrbaren Untersätzen wie alte Kinderwagen usw. Das Kabisbrötli betrachte ich. Es könnte noch gut sein oder ist es ein Reisbrötli? Beim Verzehr sind wir von der gekauften Ware nicht so überzeugt und übergeben es der „Verwesung“. Holzhäuser stehen am Bahnhof und unterwegs sehen wir immer wieder viele schöne und ältere Gebäude dieser Bauart. Die Ankunft in PERM steht bevor. Fahrplanmässig treffen wir 13.44 Uhr ein. Zuerst überqueren wir den Fluss Kama und gelangen in den Bahnhof. Photo schiessen wie wild. Schliesslich gilt es die 20’ Aufenthalt zu nutzen um möglichst viel mitzubekommen aus der Umgebung. Die Hitze macht sich bemerkbar. 35° ist es mittlerweile geworden. Der Zug hat eine Verspätung von gegen 40’ und wir gehen aber trotzdem in den Speisewagen. Wir essen unser „Zmittag“ im Schweiss. Suppe mit Kartoffeln, Plätzli mit Buchweizen, Tomate und Gurken und dazu ein Bier. C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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In der Ferne sehen wir etwas wie ein Hügelzug. Das muss der Ural sein. Schöne Flüsse in der Landschaft, etwas offener das Gelände. Viele Kurven der Bahn deuten darauf hin. Die Wälder wechseln, bald mit mehr Birken, dann wieder Fichtenhaine und wieder Birken. Dazwischen wird auch Ackerbau betrieben. Nur das Holländer Ehepaar vor dem Gangfenster nimmt uns die Aussicht weg. Mit dem „Fliegendedektor à la Beda“ können wir sie auch nicht vertreiben. Ich stehe auf und öffne das vorderste Fenster und werfe etwas Wasser heraus. Nun suchen sie sich einen anderen Strandort und wir haben wieder freie Sicht. Ja das Uralgebirge hat seinen eigenen Charakter. Es ist hier wie bei uns im Mittelland. Hügelig mit weiten Landschaften und Talsohlen. Nun ist es am Einnachten und wir treffen um 23.00 Uhr in Sverdlovsk oder Ekaterinburg ein. Wieder werden wir von einer hübschen Russin abgeholt, Irina heisst sie. Das Taxiauto, wieder ein Wolga. Der Chauffeur hat seine Mühe - wie alle zuvor auch unsere Koffer im Auto zu versorgen. Ich wüsste zwar wie, aber er lässt mich nicht zu, es zu zeigen. Also lass ich ihn machen. Entgegen der Ankündigung wird uns das Hotel Inn zugewiesen. Ein sehr gepflegtes Haus in dem wir nach westlichem Muster empfangen werden. Nur noch duschen und ab ins Bett.

Mittwoch 12. Juli 2007, 5. Reisetag Es ist 6.20 Ortszeit oder 02.30 MEZ, wir stehen auf. Heute um 8.00 werden wir abgeholt zur Stadtbesichtigung. Irina begleitet uns dabei, sie ist 25 Jahre jung und ist hauptberuflich Lehrerin an der Hochschule. Sehr kompetent führt sie uns durch die Stadt. Wir besichtigen den Staudamm in der Stadt. Alles liegt in einer grossen Parkanlage, nebenan die alte Münzstätte. Die erste Münze soll ein Kupferklotz von ca. einem Kilo gewesen sein. Die Gründerzeit der Stadt liegt bei 1723. Wir besichtigen recht viel. Das Sverdlovsk Denkmal vor der Uni. Neben der Oper das Kriegsmuseum mit dem bekannten Raketenmodell. Mit einer solchen Rakete wurde die U2 der Amis, 1960 am Ural abgeschossen. Weiter geht es zur „Kirche auf dem Blut“, welche der Zarenfamilie gewidmet ist. Sverdlovsk ist auch die Stätte in welcher die Zarenfamilie ermordet wurde und wo sie sich auch lange versteckt halten konnte. Das Modell der Holz-Hütte steht neben die Kirche, wo sich der Zar von den Bolschewiki versteckt gehalten hatte. Daneben steht das prächtige Haus des Patriarchen der Stadt. Früher war Sverdlovsk eine verbotene Stadt und durfte nicht besucht werden. Hier war die Waffenschmiede von Russland. Die Schwerindustrie prägte das Stadtbild. Die Bodenschätze lagen unweit der Stadt auf der Ostseite des Urals. Heute ist es eine moderne grosse Industriestadt mit 1.3 Mio. Einwohnern. Sie wird auch das Zentrum des Urals genannt. Ein gläubiges, liebenwürdiges und aufgeschlossenes Volk wohnt hier. Geld scheint vorhanden zu sein! 11.00 Uhr ist es, bald geht es zum Bahnhof. Um 9.52 Uhr fährt der Zug weiter nach Novosibirsk. Je tiefer wir in Russland sind wird uns bewusst, wie genial sie das Problem der ZeitzoC:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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nen gelöst haben. Die Bahn fährt immer nach Moskauerzeit und die Ortszeit muss man sich selber ebenfalls merken. Sie gilt es zu beachten im Speisewagen und vor Ort natürlich. Deshalb trage ich zwei Uhren, eine Moskauzeit und eine für die Ortszeit. Der Zug fährt pünktlich ein 9.29 zeigt die Uhr. Im Wagen 11, Abteil 5-8 finden wir unseren Platz, frei, aber nicht ganz sauber. Irina ist unsere Schaffnerin. Sie prüft unsere Fahrkarte exakt und der Blick ist fragend an uns. Sie wird, wie ihre Vorgänger die Kopie der Fahrkarte behalten und das Original uns überlassen. Sie glaubt es richtig gemacht zu haben und bringt uns die Fahrkarten ins Abteil. Uns kann das egal sein, wir fahren weiter Richtung Osten in die „Hauptstadt“ Sibirien. In 24 Stunden sollten wir in Novosibirsk eintreffen. Wir säubern unser Abteil ein wenig, d.h. den Teppich schütteln wir am Bahnsteig aus und rufen Irina zu uns ins Abteil. Sie kommt angerannt und wir übergeben ihr eine Tafel Schokolade. Sie hat auch den notwendigen Umfang für dieses Produkt aus der Schweiz. Dankend und höflich nimmt sie es an und bringt uns zwei saubere Tassen, die Bettwäsche, welche wir immer mit ca. CHF 5.- separat bezahlen. Sie legt auch ein sauberes Tischtuch hin. Bald hält unser Zug in Tjumen. Hier ist das offizielle Tor zu Sibirien. Im Sommer wie jetzt auch, ist es sehr warm. Heute war es über 30° warm. Die Winter sind sehr lange und sehr kalt. Im letzten Winter war es drei Monate -30° kalt. Im Sommer kann es bei Tieflagen sehr kühl werden und oft ist der Regen mit Schneefall vermischt, bei ca. 10° Tagestemperatur. Der kurze Aufenthalt in Tjumen 14.33 Moskauzeit (MZ) oder eben 17.33 Ortszeit (OZ) nutzen wir zum Aussteigen und sehen uns um. Das Bahnhofgebäude, die Rangieranlagen, auf der Passarelle blicken wir in die Ferne auf die Skyline der Stadt. Bald hören wir das Pfeifen des Schaffners und der Lok. Das Zeichen, dass die Fahrt bald weitergeht. Beim nächsten technischen Halt in Ischim werden wir wohl wieder im Speisewagen gewesen sein. Das „Plätzli“ mit Gemüse und das obligate Bier dazu. Zum Dessert wurde uns ein Gebäck „Guetzli“ serviert. Aber zum Voraus assen wir wie gewohnt unsere Suppe, so wie am 1. Tag im Hotel National in Moskau, nur damals unter den Bildern der Persönlichkeiten, wie Bundesrat Samuel Schmid und heute im Zug an der Grenze zwischen Europa und Asien. Mit einigen Photos halten wir die Atmosphäre fest und sie sollen uns später daran erinnern. In Ischim halten wir. Die Sonne geht unter und das halten wir fest mit der beiliegenden Aufnahme. Es ist 21.39 OZ noch immer werden uns Waren angeboten für die Nacht und allenfalls das Frühstück. Wir legen uns bald hin. Das Reisen mit der Bahn ist anstrengend und macht uns beide müde. In Omsk erwachen wir kurz vom Lärm im Bahnhof. Diese Stadt wäre auch einen Besuch wert. Warum wohl haben wir sie ausgelassen? Noch sind es 800 km bis Novosibirsk. Der Zug fährt mit einer Verspätung von 10 Minuten, mal gemächlich, mal schneller. Die Schienenstösse hört man kaum mehr, das Singen und Klingen der Räder deuten auf die lückenlos verschweissten Gleise hin. Der Tag erhellt sich. Noch ist es neblig draussen und was wird es heute zum Frühstück geben? Es hat noch altes Brot in der Tasche von Urs. Mit dem warmen Kaffee aufweichen, das haben wir früher auch gemacht und ist ja auch ein Mittel den Hunger zu stillen bis wir im Hotel ankommen. C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Donnerstag 13. Juli 2006, 6. Reisetag Unser Agent wird sicher fehlen. So haben wir es vorausgesagt und so ist es gekommen. Die angegebene Zeit stimmt nicht mit der Ankunftszeit des Zuges überein. Wir warten auf dem Bahnhofplatz. Ich beschütze unser Gepäck und Urs sucht nach dem Agenten. Nach einer halben Stunde sehe ich einen Mann mit Zettel umhermarschieren und spreche ihn an. Ich zeige auf den Zettel. Oh, unsere beiden Namen sind aufgeschrieben! Der hat sich es einfach gemacht, oder ist er wirklich verspätet? War er sonst wo sitzen geblieben? Was soll es! Er führt uns über eine Treppe zum Parkplatz und macht es sich wieder einfach und bequem. Doch das ist der kürzeste Weg zum Hotel SIBIR. Ein richtiges Intourist Hotel nach SowjetMuster. Sofort Zimmer beziehen und zum Frühstück gehen. Doch das Restaurant ist pünktlich geschlossen worden. Wir stehen vor der verschlossenen Türe. 10.30 Uhr ist es. Wären wir rechtzeitig angekommen und unser Abholdienst hätte geklappt, würden wir jetzt drinnen frühstücken. Gemäss der Reise-Planung steht uns doch dieses Frühstück zu. Eine vornehme Dame kreuzt unseren Weg und Urs spricht sie auf Englisch an. Das ist unsere Hilfe! Sie geht ans Telefon und bald öffnet sich die Türe. Noch hat es Gäste im Speiseraum, aber es wird bereits abgeräumt. Kurz marschiert das Personal mit einem Teil der abgeräumten Platten widerwillig wieder auf. Wir füllen unsere Teller mit noch vorhandenen Esswaren, auch was wir für die Reise einpacken können. Kalte Spiegeleier, dunkel und weisses Standardbrot, Nescafébeutel. Was Platz hat wird eingepackt in eine saubere Stoffserviette. Die Stoff-Servietten können wir im Zugabteil gut als Tischdecke gebrauchen und sie rutschten husch in die Tasche. Schliesslich doch noch etwas Essen. Mit Butter und Konfitüre, noch etwas Käse und Fleisch, stellen wir unser Frühstück zusammen. Um 11.00 Uhr verlassen wir das Lokal mit einem anständigen Dankeschön. Im Zimmer frischen wir uns auf für die anstehende City Tour. Schon geht es in die Lobby. Die Reiseleiterin wartet auf uns und wird uns die Stadt Novosibirsk zeigen, mit ihren 1.4 Mio. Einwohnern. Eine sehr freundliche junge Person, spricht gut Deutsch. Die Stadt soll auch nicht alt sein und so wird sie uns weniger historische Werte zeigen können. Opera, Heimatmuseum, die OB Brücke und natürlich das Puppenmuseum. Die Besitzerin Anna erklärt uns alle Details aus ihrem eigenen Museum. Die Herkunft der Figuren, die verbundene Folklore und sogar die menschlichen Schicksale und die Tragik, welche sich damit abspielten oder sich hinter den Figuren verbergen. Nun geht es zum Markt. Draussen, wie in der Halle herrscht ein emsiges Treiben. Da muss Wohlstand sein! Alles ist vorhanden. Waren wie sie bei uns auch angeboten werden. Draussen ist es sehr warm. Vor zwei Tagen soll es noch geregnet haben. Auch soll es sehr kühl gewesen sein, so wird uns berichtet. Was sehen oder hören wir. Es wird Schweizerdeutsch gesprochen. Die Leute vom Zarengold befinden sich unter uns. In drei Gruppen wurden sie C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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zum Markt geführt. Novosibirsk ist eine viel besuchte Stadt. Die Reisenden vom Zarengold machen hier Halt und besichtigen auch den Markt. Der Kurzbesuch dauert ein paar Stunden. Geschlafen wird immer im Zug und Essen ist in einem der drei Speisewagen, welchen der Zug mitführt. Die Fahrgäste werden mit Car abgeholt und in die Stadt geführt. So erzählt es uns ein Ehepaar aus dem Emmental. An den hübschen Russinnen merken wir, dass sich die Leute schnell an die Temperaturen gewöhnen können. Die schlanken blonden Damen zeigen ihre Roben oder eben auch mehr vom Bauchnabel. Sie haben aber die Sommerkleider rasch zur Hand gehabt und angezogen. Die Photos im Restaurant beim Nachtessen verdeutlichen es noch. Die ältere Frau mit dem Kopftuch und den Wollstrümpfen empfindet es vermutlich immer noch kühl. Durch die Leninstrasse gehen wir zu Fuss in unser Hotel. Im Supermarkt haben wir uns noch eingedeckt mit Esswaren für die längere Zugsfahrt. Diese beginnt heute Abend und wird 30 Stunden dauern. Der Fahrer wird beurlaubt und wir geniessen die Wärme noch in einem Restaurant und lassen es uns Wohl sein mit einem kühlen Bier. Wir unterhalten uns über die Wohnverhältnisse. Das ist weiter ein grosses Problem in der Gesellschaft. Es wohnen noch viele Leute in kleinen Wohnungen mit Etagen-WC. Die Stadtwohnungen sind sehr teuer und die Einrichtungen lassen zuwünschen übrig. Gegen 16.00 Uhr gehen wir zum Hotel und legen uns für ca. 2 Stunden hin. Heute gibt es keine Nachtruhe im Hotel. Wir haben hier nur unser Tageshotel gebucht. Zwei Stunden später sind wir wieder in der Leninstrasse in einem feinen Restaurant. Vor dem grossem Grill dampft und raucht es. Der arme schwitzt. Das Essen ist fein und die Aussichten auf die vorbeiziehenden Blondinen zwingen uns ein weiteres Bier zu trinken. Wir schauen dem Treiben noch ein wenig zu und gegen 20.30 Uhr sind wir wieder im Hotel. Urs geht ins Zimmer und ich an die Bar zu einem Kaffee. Bevor uns schliesslich der Fahrer abholt, wird nochmals angefeuchtet mit etwas Bier. Die Saucenflasche, welche ich am Markt mehr aus Höflichkeit gekauft habe, liegt gut verpackt im Schalenkoffer. Hoffentlich passiert nichts! Um 22.00 Uhr soll der Fahrer vor dem Hotel sein und uns zum Bahnhof bringen. 23.06 Uhr fährt der Zug weiter von Novosibirsk, bei km 3386 nach Irkutsk zu km 5185. Pünktlich fährt er vor, und am Bahnhof wird er seinem Ruf gerecht. Er zeigt mit der Hand wo wir hingehen müssen. Bis jetzt wurden wir immer zum Bahnwagen begleitet. Hier in Novosibirsk suchen wir unseren Weg selber und finden den Zug. Dank der elektronischen Anzeigetafel. Nochmals ein paar Photos knipsen in der Dämmerung vom Bahnhofgebäude und der Anzeigetafel. Bald rollt der Zug an. Fast metergenau stehen wir vor unserer Eingangstüre beim Wagen 10. Dass Abteil 5-8 ist auch frei. Unser Auge richtet sich auf den Boden, und schon nimmt Urs den Teppich und schüttelt ihn aus. Die Bettwäsche richtig verteilen, Kissen und Wolldecken so hinlegen wie wir es gewohnt sind. Wir können es bald auswendig. Alles gehört an den vorgesehenen und gewünschten Platz. Koffern so platzieren, dass sie auch nachts geöffnet werden können. Das Einrichten hat seine Normalität gefunden, jeder weiss was zu tun ist. Nun muss der Schweiss von der Stirn abgewischt werden. Wir haben einen Wagen mit defekter Klimaanlage. Mit der offenen Türe geht es und es ist ja Nacht und nicht mehr so warm. Mittlerweile ist es 01.00 Uhr geworden. Wir legen uns wieder mal hin. Der Zug rollt seine Kilometer gegen Osten. Gut ausgeschlafen erwachen wir in der Morgendämmerung. Seit bald einer Woche sind wir von zu Hause weg. Noch gibt es keine Anzeichen von Koller!

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Freitag, 14. Juli 2006, 7. Reisetag Gegen 8.00 Uhr stehen wir auf. Es ist noch ruhig im Zug. Niemand bewegt sich im Gang. Die Vorhänge sind ruhig. Das deutet auf geschlossene Fenster hin. Vermutlich ist es etwas kühler draussen. Zum Glück, verkehrt doch unser Waggon mit defekter Klimaanlage. Die Toilette ist auch noch frei und so verrichte ich die Morgentoilette. Silvano aus Zürich ist im Nebenabteil und seit Moskau in diesem Zug. Er wird direkt nach Vladivostok fahren, ohne weitere Besuchsorte und von dort durch China bis Thailand fahren. Er wird wohl einen Teil seiner langen Reise mit dem Auto fahren müssen. So haben wir es aus dem mitgebrachten Kartenmaterial lesen können. Ende August will er wieder in Zürich sein. Wenn das nur gut geht! Mit unseren Mitbringsel aus dem Hotel Sibir und mit den eingekauften Waren aus dem Supermarkt, bereiten wir den Frühstückstisch. Die weisse Serviette aus dem Hotel verziert unseren Tisch, geradezu bankettähnlich sieht es aus, feudal. Mit Käse, Brot und dem vorgefertigten Sandwich aus dem Hotel Sibir stärken wir uns für die nächsten Stunden. Das Handbuch über die Transsibirische Eisenbahn von „Lernidee“ ist unsere tägliche Lektüre. Die Zeitungen und Illustrierten, Spiegel und Facts, welche ich aus Zürich mitgenommen habe, fanden bisher noch keine Leserschaft. Das wird noch kommen, bei der grössten Etappe gibt es sicher Zeit dazu. Die Abwechslung an Landschaften und unsere Gespräche füllen die Zeit. Dazwischen ist Ruhe angesagt und ein Kurzschlaf von einer Stunde soll nichts ungewöhnliches sein. Der erste Chip ist gefüllt. Vier 36er Filme und 300 digitale Photos wurden schon geschossen. Nun muss die Chipkarte gewechselt werden. Die Batterie können wir am Rasierstecker immer wieder neu laden. Inzwischen sind wir in Krasnojarsk angekommen. Hier geht für viele die Reise mit dem Schiff weiter. Auf dem über 1 km grossen, breiten Enisej Fluss werden mit dem Schiff weitere Städte besucht. Diesen Fluss werden wir noch überqueren auf der Ostseite der Stadt. Es gibt Städte in Sibirien, die können nur von hier aus mit dem Schiff erreicht werden oder per Flugzeug. Hier ist auch das Zentrum der Nuklearforschung. An den vielen neuen Holzhäusern, die entlang der Bahnlinie erstellt wurden, sieht man es deutlich. Da gibt es Leute mit einem entsprechenden Einkommen. In Krasnojarsk ist die Abzweigung der BAM Linie. Zugleich zweigt eine Linie nach Süden ab. Da gibt es heute noch zwei verbotene Städte in der Nähe, welche von Touristen nicht besucht werden können. Der grosse Rangierbahnhof zeigt auf, welche Bedeutung dieser Ort für Russland hat. Ein Bahnzentrum der Transsibirischen Eisenbahn. Praktisch der ganze Güterverkehr zwischen Ost und West führt hier durch. Das zeigen die grosszügig angelegten Bahnanlagen und man ahnt es auch an den zahlreich vorbeifahrenden, abgestellten oder entgegenkommenden Güterzügen. Es folgt etwas hügeliges Gelände und die Täler werden mit Erdbrücken überquert. So sagt man hier den angelegten Bahndämmen. Bis 25 m hoch sind diese Dämme. Nun wechseln die Birkenwälder mit Blumenfeldern, Flusslandschaften und Hügelzügen ab. Sie zwingen uns den Photoapparat in der Hand zu behalten. Wir geniessen die schöne Landschaft. Die Zeit verstreicht, schon ist es 16.44 OZ oder 12.44 MZ. Der nächste Halt C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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steht bevor. In Ilianskaja bei km 4377 stehen die Marktfrauen bereit und präsentieren uns Erdbeeren, selbstgebackene Bretzel gefüllt mit Caramelcreme. Ich kaufe mir zwei als „Bettmümpfeli“. Nun ist es Zeit zum Essen. Wir gehen wieder mal in den Speisewagen und verköstigen uns mit der obligaten Suppe. Diesmal ist es eine Gemüsesuppe mit viel Zwiebeln, Kabis und Kartoffeln. Zum Hauptgang Lachs im Ei gebraten, „Kartoffelstäbli“ mit feinen Kräutern, Tomate, Gurken, Kabisgemüse in Streifen geschnitten, dazu ein Bier und alles für CHF. 30.- Nun versuchen wir mit dem Handy zu hantieren und rufen die Geliebten in der Schweiz an. Käthy ist erreichbar 14.00 MEZ, 16.00 MZ oder 20.00 Ortzeit. Um 17.55 MZ haben wir die halbe Strecke erreicht bei km 4649, der Ort heisst Uk und liegt 29 km vor Nizneudinsk. Den Zug Zarengold haben wir wieder überholt in Tajset. Das ist auch der eigentliche Abzweigebahnhof der BAM - Linie, der nördlichen Strecke der Transsibirischen Bahn = Baikal – Amur – Magistrale. Nun sind wir wieder im Abteil und geniessen den feinen Kaffee, dazu die Bretzel vom Bahnsteig mit der süssen Füllung. Die Sonne steht tief am Horizont, der Himmel ist leicht bewölkt und die Hitze etwas erträglicher als vor ein paar Stunden. In den Tälern schleicht der Nebel hoch und gleitet bis gegen die Berggipfel zu. Die prächtige Abendstimmung stimmt uns fröhlich. In neun Stunden werden wir in Irkutsk sein. Noch aber liegen 500 km vor uns. Urs liegt schon im Pyjama. Ich warte noch ein wenig, denn ich möchte den Fluss Uda noch festhalten. Eine etwas unruhige Fahrt dauert bis zu den Morgenstunden. Gerattert und gut durchgeschüttelt treffen wir rechtzeitig in Irkutsk ein. Es gab aber auch Abschnitte, wo der Zug sehr komfortabel gefahren ist. Gleiszustand ist unterschiedlich! Schon eine Stunde vor Ankunft hat uns die liebenswürdige Schaffnerin geweckt, damit wir uns bereit machen können für den Transfer. Samstag 15. Juli 2006, 8. Reisetag Pünktlich um 7.11 Uhr sind wir in Irkutsk eingetroffen. Der Zug hält und draussen sehen wir unsere junge Dame, Katya heisst sie. Sie begleitet uns zum Auto mit dem KGB Chauffeur, so nennen wir ihn. Anschliessend fahren wir an den Baikalsee, nach Listvjanka. Wieder steht das Standardmodell Wolga bereit, mit dem zu kleinen Kofferraum. Zwischenzeitlich wissen wir schon vorher, welchen Koffer zuerst eingeladen werden muss und wie er liegen muss, dass der zweite ebenfalls Platz findet. Ca 70Km Autofahrt steht vor uns. Die Strasse ist gut ausgebaut und für russische Verhältnisse geradezu komfortabel. Diese Strasse wurde 1960 gebaut für eine Begegnung zwischen dem Russischen Staatspräsidenten Chrutschow und dem amerikanischen Präsidenten D. Eisenhower. Die Strasse wurde schliesslich für das Treffen nicht benötigt. Die Staatsvisite wurde abgesagt, weil kurz zuvor die U2, das Spionageflugzeug der Amerikaner am Ural abgeschossen worden war. Die Leute hingegen kamen so in den Genuss einer gut ausgebauten Strasse. Wir erblicken bereits den Baikalsee. Im Baikal Museum, welches wir mit Katya besuchen werden, erfahren wir später viel über den See, die Fauna, die Entdeckung, die Forschung und Geschichte. Unser Hotel ist in Sicht. Hoch über dem See liegt es, mit Blick auf C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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den berühmten Baikalsee. Es ist ein Intourist Hotel und nach bekannten Sowjetmuster erstellt. Der Lift funktioniert nicht. Das Hotel sieht etwas vernachlässigt aus. Vermutlich wurde es damals zum Staatsbesuch gebaut und seither hat man kaum mehr etwas gemacht daran. Vielleicht noch neue Farbe aufgetragen. Unser Zimmer 360 ist recht ordentlich, obwohl die Kastentüre wackelt. Der Blick auf den See wird etwas getrübt durch den Dunst. Im Restaurant, welches unter der Terrasse liegt, werden wir, so scheint es, nicht erwartet. Trotzdem möchten wir uns verköstigen am Frühstücksbuffet. Das führt unter dem Personal zu grossen Tuschelgesprächen und schliesslich dürfen wir den Kaffee am Buffet abholen. Zwischenzeitlich haben wir das Buffet näher angesehen, den Ablauf und das Vorgehen etwas studiert und festgestellt, da geht es noch zu und her wie zu Sowjetunionszeiten. Die Auswahl ist nicht nach westlichem Stil, aber es geht. Unser weisses und dunkles Standardbrot. Modelbrot nach dem gleichen Geschmack wie in Moskau, das kennen wir. Butter und Konfitüre, etwas Käse und Fleisch und weiter viel Undefinierbares liegt bereit. Wir sättigen uns und streben gegen 9.15 Uhr dem Lift zu. Nun verweigert er die Fahrt nicht mehr. Mit zwei Personen und zwei Koffern streikte er und Urs musste zu Fuss das Zimmer aufsuchen. Nun aber funktioniert er. Der Lift ist übrigens zugelassen für vier Personen! Um 10.00 Uhr wird Katya uns abholen und wir werden zuerst zum Baikalmuseum fahren. Mit 634 km Länge und 80 km Breite und einer Tiefe von 1630 m ist es das grösste Süsswasserreservat auf der Erde. 20% der Süsswasserreserven auf der Erde befinden sich hier. 23000 km3 Fassungsvermögen. Das ganze Gebiet rund um den Baikalsee bildet eine Einheit mit Volk und Fauna. Im Winter wird es sehr kalt, im letzten Winter war es mit -55° lange Zeit sehr kalt, auch für die Leute hier. Heute an diesem sonnigen Tag im Sommer liegt die Temperatur bei 25°. Nur das Wasser ist und bleibt kühl. Die Temperaturen und Schichten im See werden an einem Modell gezeigt. Die Wassertemperaturen mit den Tieren die darin leben, wie es sich bewegt und wie geforscht wurde und weiter wird, zeigen die Aushänge. Gross sind die Bodenschätze rund um den See. Die Volksstämme und ihre Lebensgewohnheiten, welche in diesem Gebiet der Buriaten wohnen, die 1500 Tierarten und über 2000 Pflanzenarten, die bekannte Baikalrobbe und vieles andere mehr. Das Leben, in- und ausserhalb des Wassers, auf dem Land, in den umliegenden Bergen, vieles wird gezeigt in diesem eindrücklichen Museum. Urs und ich sind etwas müde und wir hoffen, dass wir die ganze Prozedur dieser Besichtigung überstehen und nicht einschlafen bis 13.00 Uhr. Nun fahren wir zur Nikolai Kathedrale und besichtigen diese. Es darf nicht fotografiert werden, aber mit den neuen Digitalapparaten kann man auch ohne Blitz fotografieren. Es befinden sich viele Leute in der Kirche. Sie verrichten ihre Gebete, beugen sich und bekreuzigen sich immer wieder. Wir machen unsere Betrachtungen. Zu Fuss gehen wir anschliessend an einem der Bäche entlang, welche in den Baikalsee fliessen. 365 Flüsse führen in den See und der grösste Fluss der zuführt heisst Selenga. Der Ausfluss heisst Angara Der Flieder blüht, der kühle Wind hat uns wieder wach gemacht. Wir betrachten die vielen alten, schön verzierten Holzbauten und schliesslich gehen wir zu Fuss durch das Dorf sehen uns im Markt um und blicken auf einer Anhöhe über den See. Schliesslich waschen wir unser Gesicht im frischen Wasser und das soll uns um mindestens 10 C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Jahre verjüngen und soll unsern Körper gesund erhalten, so steht es in der Überlieferung und wir nehmen die Botschaft wahr. Der Dunst hat sich verzogen und wir blicken auf das gegenüberliegende Ufer. Baikal heisst der Ort, wo früher die Transsibirische Eisenbahn von Irkutsk nach Ulan Ude dem See entlang führte. Durch den Höherstau des Angara Flusses verschwand diese Bahnlinie. Mit dem 1960 erbauten Staudamm von Irkutsk, wurde der Wasserspiegel um 1m gehoben. Die alte Bahnlinie wurde im unteren Teil stillgelegt und verlegt. Die alte Bahnstrecke des oberen Teils der alten Baikalstrecke führt in Sljudjanka mit der neuen Strecke zusammen. Bis Ulan Ude führt dann die Strecke grösstenteils am Baikalsee entlang. Die Agenturzüge werden auf der alten einspurigen Strecke ab Sljudjanka mit den vielen Tunnels nach Baikal gefahren. Die Fahrgäste verbringen eine Nacht in Baikal, schlafen aber in ihrem Waggon und verbringen die Zeit am See. Bei gutem Wetter wird gegrillt an den Grillstellen am Bahnhof. Das Speisewagenpersonal bedient die Fahrgäste an den festgemachten Tischen, welche sich. auf dem alten Bahnhofgelände befinden. Anderntags geht die Reise weiter. Oft wird auch eine Schiffsreise auf dem Baikalsee durchgeführt. Zurück im Hotel erleben wir wieder einmal das Zeremoniell eine Hochzeit und ihren Gästen. Was wir in Novosibirsk schon gesehen haben läuft hier gleich ab. Die Gesellschaft besucht nach der Kirche eine Gedenkstätte oder ein schön gelegener Ort. Sie nehmen ihre Getränke und Esswaren mit verpflegen sich am Ort. Wir halten das alles fest mit der Kamera Nach einer Siesta im Hotel gehen wir zu einem Restaurant am See. Das erreichen wir zu Fuss vom Hotel aus in ca. 20 Minuten. Wir trinken unser Bier und besichtigen nebenan den Souvenir-Shop, kaufen Karten und kleine Geschenke. Karten schreiben, so auch eine an Klaus Fischer, Regierungsrat, und geniessen die Zeit an der warmen Sonne. Mit dem Handy versuchen wir Verbindung zur Schweiz aufzunehmen. Ilia sendet mir die PLZ von Hofstetten und wir erhalten News aus der Heimat. Das Stampfifest läuft gegenwärtig in Fulenbach und es möchte wissen, welche Temperatur das Wasser im Baikalsee hat. Sicher nicht zum Baden geeignet für uns. Nun ist es 18.00 Uhr OZ und in Fulenbach 11.00 Uhr. Wir gehen ins Hotelrestaurant und suchen einen schönen Platz mit Seesicht. Es befinden sich noch keine weiteren Leute im Saal. Diese werden noch kommen und wir suchen uns unser Menü aus. Auf der vorliegenden drei sprachig abgefassten Speisekarte entscheiden wir uns für 1 x Kaviar mit Butter und einmal Kaviar mit Omelette, Salat mit „Kabis“, Zwiebeln, Fleisch, Gewürzen, das teilen wir auf. Zum Hauptgang ein „Rindsplätzli“, mit gekochten Zwiebeln darüber gelegt und alles mit Käse und Ei überbacken, dazu 2 x 100 ml Vodka und Wasser dazu. Preis der ganzen Auswahl = CHF 40.- pro Person. Das war bis jetzt das teuerste Menü der Reise. Noch den Kaffee geniessen und ab geht es ins Zimmer. Das Tagebuch muss nachgeführt werden, weitere Karten sind zu schreiben. Nach einem Telefon mit Käthy 14.00 MEZ, 21.00 Baikalzeit wird es langsam Zeit sich hinzulegen und wir

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geniessen noch die Abendstimmung am Baikalsee. Doch es steht noch eine Reparatur an. Die Kastentüre muss geflickt werden. Kurz entschlossen wird sie einfach abgeschraubt! Sonntag 16. Juli 2006, 9. Reisetag Um 8.00 werden wir von der flach stehenden Sonne geweckt. Wir liegen noch etwas auf dem Bett und unterhalten uns über den gestrigen Tag. Urs plagen Rückenschmerzen und er kommt nicht voran. Um 9.00 gehen wir zum Frühstück, welches in gleicher Weise serviert wird, so wie gestern bei der Ankunft. Aber nur noch eine Brotsorte und eine nicht definierbare süsse, rote Konfitüre, Eier, Wurst, Gemüse, feine Jogurts mit diversen Aromen und Fruchtsalat aus der Büchse mit frischen Trauben. Es ist schliesslich Sonntag heute. Der dünne Kaffee, schmeckt nicht schlecht, muss am Buffet abgeholt werden. Das geschnittene Fleisch, kalter Braten, Schinken, Käse und feine Fruchtsäfte. Es ist alles in Ordnung, wir bekommen genug und werden satt. Zurück im Zimmer müssen wir unsern Koffer packen und um 9.45 Uhr stehe ich bereit mit meinem Koffer. Urs hat Schmerzen im Rücken und kommt nicht vorwärts mit einpacken. Wir werden abgeholt. Unser Chauffeur wartet vor dem Hotel. Urs trifft nun auch ein. Die Fahrt geht zurück nach Irkutsk, der Hauptstadt der Baikalregion und im Intourist - Hotel beziehen wir unser Zimmer. Die Fenster sind undicht, keine Kühlanlage bei + 30°, sehr kleines unsauberes Bad. In einer nicht umgebauten Etage werden wir platziert. Das Zimmer 632 ist klein und wir wüssten nicht, wo wir die beiden Koffer hinlegen sollten. Wir wollen das Zimmer wechseln. Nach langem hin und her gelingt uns dies mit dem Preisaufschlag von CHF 70.-, welcher direkt zu begleichen ist. Urs besorgt es mit der Mastercard und so erhalten wir auf der dritten Etage ein umgebautes Zimmer, 301. Katya war noch unten und war sehr behilflich, dass wir ein anderes Zimmer erhielten. Das neue Zimmer wurde umgebaut und aus zwei Zimmern wurde eines gemacht. Nun sind wir zufrieden, wenn wir doch fast zwei Tage hier bleiben. Das werden wir „Lernidee“ schreiben müssen, dass nach westlichem Standard ein anständiges Zimmer angeboten werden soll. Nun bleibt uns nicht viel Zeit zum Ausruhen, denn um 13.00 Uhr müssen wir wieder bereit sein für die Stadtbesichtigung. Um 12.10 Uhr besorge ich Urs noch ein Bier an der Bar. Er wird sich kurz hinlegen und noch etwas von den Resten aus der Tasche essen. Ich gehe an die Bar. Auf dem Wege dorthin treffe ich Katya und wir unterhalten uns. Sie trinkt einen grossen Kaffee und ich mein Bier. Nun beginnt die Citytour bei der ältesten Kirche der Stadt, der Erlöserkirche von Irkutsk. Das ist heute ein Museum. Die Aussicht vom Turm über die Stadt gibt einen Überblick dieser Ostsibirischen Metropole. Auf dem Grab des unbekannten Soldaten, oder dem ewigen Feuer, welches vor dem Parteigebäude liegt machen wir kurz Halt. Es ist die Stelle an der früher die grösste Kirche Russlands stand. Nebenan steht die erste katholische Kirche, welche von Polen errichtet worden ist. Aus der Zarenzeit wurden Polen nach Sibirien portiert und haben hier ihre Kirche gebaut. Heute haben die Katholiken eine andere Kirche in der Stadt. Wir sehen die Universität für Bergbau und Geologie. Das Kirow Denkmal und die Freizeitinsel auf dem Fluss Angara. Dort befindet sich auch eine Eisenbahn, welche von Jugendlichen betrieben wird. Das Haus der Heimat wird besichtigt. Ein Museum von besonderer Art, wo das Leben in der Region veranschaulicht C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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wird und auch die Eroberung Sibiriens präsentiert wird. Das Denkmal Zar Nikolai II, der Erbauer der Transsibirischen Eisenbahn. Wir geniessen einen Halt in einem der ältesten Gasthäusern von Irkutsk und trinken ein Bier. Weiter rufen wir Fulenbach an, Festplatz Stampfifest und überreichen die besten Grüsse aus der Baikalregion an alle Mitglieder des 100er Clubs. Katya weist auf weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt hin und zeigt Urs wo sich das Internetkaffee befindet. Nun besuchen wir die Markthalle, die Fussgängerzone, die Museen der Dekrabisten und gehen zu Fuss zurück ins Hotel. In einem langen Fussmarsch haben wir die Stadt besichtigt und Katya hat einen forschen Gang angeschlagen. Für ältere Leute, wie wir es sind, könnte es Folgen haben. Wir haben diese Prozedur gut überstanden, zum Glück! Wir kontrollieren aufgrund der Unterlagen die Führung, welche uns angeboten werden soll! Haben wir alles gesehen? Es scheint zu stimmen. So legen wir uns kurz hin aufs Bett und überlegen uns was wir noch besuchen oder unternehmen wollen. Wir entschliessen uns zu bleiben. Urs schläft ein wenig und ich schreibe weitere Karten und widme mich dem Tagebuch. 19.00 Uhr OZ ist es und bald Zeit etwas essen zu gehen. Wir gehen in den grossen Saal des Hotels und suchen ein schönes Plätzchen aus. Weitere deutsche und japanische Reisegäste treffen ein, trinken vor allem ihr Bier. Sie unterhalten sich mit dem Nebenan oder dem Gegenüber, den vollbusigen holden germanischen Weiblichkeiten oder asiatischer Abstammungen oder verschlingen in aller Eile ihr Reisgericht, welches noch den Tellerrand ziert. Urs und ich bestellen uns schliesslich ein russisches Bier. Doch das kann nicht geliefert werden. So entscheiden wir uns für ein Warsteiner zum gleichen Preis. Auch das ist nicht erhältlich und so gehen wir zu unserem Feldschlösschen „Carlsberger“ über. Das ist ja schliesslich auch flüssig. Eine feine Suppe nach russischer Art mit Nudeln, Urs bestellt sie mit Ravioli. Zum Hauptgericht bestellen wir ein Kiever Kotelett (Photo) Hühnchen gerollt. Mit Käse gefüllt und eingerollt in einem „Plätzli“, paniert und gebacken. Gemüsereis wurde separat serviert, wir haben es auch später bestellt. Nach einem kleinen Spaziergang am Fluss des Angaras entlang, geniessen wir das Treiben und sehen uns die Leute an. Später plaudern wir im Restaurant, welches sich neben dem Hotel befindet bei Kaffee und Musik. Eines haben wir festgestellt. Katya, unsere junge Reiseleiterin kann einen solchen Tripp nicht mit allen Reisegästen unternehmen. Es ist mittlerweile 22.30 Uhr wir ziehen uns ins Zimmer zurück. Socken waschen und die restlichen Karten schreiben. Urs hat warm und will etwas mehr kühlen und mich bläst das Gerät direkt an. Irgendwann haben wir diese Maschine in den Griff bekommen, Urs kann schlafen und ich habe mich etwas erkältet.

Montag 17. Juli 2006 , 10. Reisetag Halb acht ist es. Ich stehe auf! Urs fragt nach der Zeit. Handy, Rasierapparat alles ist geladen und kann versorgt werden. Den Koffer vorpacken und rasch zum Frühstück. Jacke mitC:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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nehmen. Da wird sehr stark gekühlt in diesem Hotelsaal und wir ziehen unsere Jacken schon an. Was wird uns wohl heute angeboten? Zwei Sorten Brot, offeriert wie in Moskau. Gleich geschnitten und mit dem gleichen faden Geschmack. Müesli und Jogurt, Nescafé Gold, Fleisch, Käse. Da können wir sogar Proviant herrichten für Unterwegs. Der Geldwechsel steht auch noch bevor, das machen wir im Hotel. 85$ und 30€ gegen Rubel, alle klappt. Nun was macht das Wetter, es ist bedeckt aber trocken. Für den Stadtbummel den wir vorhaben ist das Wetter gerade recht. Kaum gesagt beginnt es zu regnen und wir ziehen uns ins Zimmer zurück. 13.00 Uhr müssen wir so oder so das Zimmer räumen. Wir schliessen unsere Koffer und bringen sie ins Depot, fahren anschliessend mit dem Taxi zum Markt. Der Regen hat aufgehört aber die Strassen sind noch nass. Die Temperatur liegt bei 26-27° mit hoher Luftfeuchtigkeit. Im Markt sehen wir uns alles an und gehen zu Fuss durch die Stadt. Ein schönes Gebäude liegt vor uns. Was ist das für ein Gebäude, was ist hier drinnen? Eben die Universität Bergbau und Geologie sagt uns Katya am Abend! Niemand konnte uns vor Ort helfen. So zogen wir weiter und in einem alten wieder frisch restaurierten echten „Wiener Kaffee“ setzten wir uns hin. Ein junges Schweizer Ehepaar sitzt nebenan. Der Blick auf die Uhr zeigt 16.30 Uhr. Wir müssen uns noch verpflegen. Was wir hier tun und gehen zurück ins Hotel. Das können wir nun in Ruhe so geniessen. Nach 18.00 Uhr sind wir im Hotel und setzen uns hin. Urs am Internet die letzten Neuigkeiten abfragen und schon werden wir bald abgeholt. 1930 Uhr müssen wir parat sein für die Fahrt zum Bahnhof und der Weiterreise nach Ulan Ude. Noch eine halbe Stunde an der Bar. Etwas ausruhen und schon zeigt sich Katya. Unsere Reiseleiterin holt uns ab. Im Kuvert überreichen wir ihr ein Kuvert mit 20€ für ihren Aufenthalt in Hannover, Deutschland, dazu eine Schokolade und zwei Kugelschreiber. Weiter müssen wir ihr noch einen Bericht abfassen. Urs diktiert und ich schreibe. Dieser soll als Arbeitszeugnis der vorgesetzten Dienstelle abgegeben werden. Das haben wir heute Vormittag im Zimmer geschrieben. Sie wird es ihrem bisherigen Arbeitgeber abliefern. Die Fahrt durch die Stadt klappt, wir kommen gut voran, obwohl wir einen Umweg fahren müssen. Gegenwärtig wird eine Brücke umgebaut und so kann es auch grosse Staus geben. Der Fahrer kriegt von Urs einen Kugelschreiber und eine Baseball-Mütze. Die Rückenschmerzen bei Urs haben sich merklich verbessert, Dank den Medikamenten aus der Schweiz. Ich nehme die beiden Koffern zum Bahnhof und an einer ruhigen Ecke am Bahnhof übergeben wir das Zeugnis mit den Zugaben an Katya. Sie scheint mit dem Bericht zufrieden zu sein. Vom Kuvert mit unsern Visitenkarten sagen wir nichts. Vielleicht wird sie uns aus Hannover anrufen, falls sie Hilfe benötigt als Dienstmädchen bei einer Arztfamilie. Es wäre schade um diese leibenswürdige Person, wenn sie in falsche Hände gelangen würde! Unser Zug trifft ein. Wir steigen im Wagen 14 ein, Abteil 17-20. Dieser Zug 21.00 OZ, 16.00 MOZ, führt keinen Speisewagen mit. Für die 500 km bis nach Ulan Ude benötig er 9.5 Stunden. Es ist mehr ein Bummelzug. Das ist ein Nachteil dieses Programms von „Lernidee“, C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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dass wir den schönsten Teil der Strecke in der Nacht fahren müssen. Um 7.40 Uhr sollten wir dann in Ulan Ude sein. Gegen 11.00 Uhr es ist schon sehr dunkel. Trotzdem blicken wir auf den Baikalsee uns geniessen noch einen Vodka aus der gekauften Flasche. Urs hat sie am Marmorbahnhof von Sljudjanka gekauft. Das ist ja der bekannte Bahnhof wo die alte Strecke in die bestehende Strecke führt. Der Zug No 364 ist wirklich nicht von der gehobenen Klasse, aber es geht. Nur die vielen Zugshalte, so alle 20-30 Minuten sind für einen ruhigen Schlaf nicht förderlich.

Dienstag, 18. Juli 2007, 11. Reisetag Um 6.00 stehe ich auf und mache die Morgentoilette. Es ist noch ruhig im Wagen. Langsam stehen die Leute auf und blicken verschlafen aus den Fenstern des Zuges. Die Landschaft verändert sich dauernd. Besonders am Morgen richtet sich der Blick zuerst auf das Wetter und auf das vorbeiziehende Landschaftsbild. Diese laufenden Veränderungen machen die Reise so unterhaltsam. Noch nie kam Langeweile auf. Immer gibt es etwas zu sehen. Wir blicken auf den Fluss Selenga, der grösste Zufluss zum Baikalsee. Es ist noch etwas neblig draussen. Gemäss dem Zeitplan sollten wir bald in Ulan Ude ankommen. Rechtzeitig fährt der Zug im gemächlichen Tempo in den Bahnhof. Die Reiseleiterin Vera empfängt uns am Bahnsteig. Sie weiss auch in welchem Wagen wir uns befinden und steht in der Nähe. Wieder steht der Taxifahrer bereit. Doch der fährt einen Toyota Ranger und unsere beiden Koffer haben genügend Platz in diesem eher kleinen Wagen gegenüber den Wolgas. Wir werden in das beste Hotel der Stadt gefahren. Hotel Geser heisst es! Es ist ein Backsteinbauwerk ohne besonderen Ausbaustandard. Es liegt nicht weit vom Bahnhof entfernt in einem ruhigen Wohnquartier. Die Zimmer sind ordentlich aber das anstehende Frühstück zeugt auch nicht vom Standard einer guten Adresse, wie das Hotel sein sollte. Mit der angebotenen Omelette, wird die Auswahl etwas verbessert und liegt immer noch deutlich unter dem Niveau der vorangegangenen Orte. Das Brot, ja das Brot ist 4000km östlich von Moskau immer noch dasselbe.

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Die Stadt Ulan Ude galt lange als verbotene Stadt und kann erst seit ein paar Jahren besucht werden, wie viele andere Städte auch. Viele staatliche Anlagen, Fabriken und militärischen Einrichtungen, Rüstungsbetriebe sind hier beheimatet. Besonders die Flugzeugindustrie und Werkanlagen der Eisenbahn, welche sich hier in der Umgebung befinden, führten zu diesem für uns unverständlichen Entscheid. Nun aber rasch die Morgentoilette verrichten und schon geht es zur angekündigten Stadtbesichtigung. Vera führt uns in ein Museum der Burjaten. Das ist der Volksstamm in der Region um den Baikalsee. Doch wir sind müde von der Zugsfahrt und sitzen bei jeder uns bietenden Gelegenheit ab während wir den Erklärungen halbwegs folgen. Sie sind sehr ausführlich, langatmig und können unserer beschränkten Aufnahmefähigkeit nicht verbessern. Trotzdem erhalten wir viele Eindrücke aus der Region und es wäre schade, wenn wir diese Informationen nicht erhalten hätten. Nach dem Besuch einer Klosterkirche fahren wir zu einem Aussichtspunkt. (grosse Photo) Wir blicken über die Stadt Ulan Ude, welche in einem Hochtal liegt. Vor uns führt die einspurige Eisenbahnlinie vorbei, welche nach der Mongolei führt in die Stadt Ulan Bator. Viele Reisezüge fahren hier durch, wenn sie nach Peking reisen mit der „Transsibirischen Eisenbahn“. Unsere Reise geht auf der Originalstrecke weiter, am Flusse des Amour und Ussuri entlang nach Vladivostok. Vera zeigt uns ein gutes Restaurant und gemeinsam trinken wir ein Bier und unterhalten uns über Land und Leute. Aus der Speisekarte liest sie uns vor und schreibt uns auch das Menü auf, welches wir später hier einnehmen werden. Am Tisch nebenan grüsst Vera eine Person, welche mit deutschen Gästen unterwegs ist. Wir unterhalten uns mit der deutschen Gruppe, welche schon mehrmals in dieser Gegend auf Reisen war. Sie fliegen oft nach Irkutsk und fahren mit dem Zug weiter und besuchen die verschiedenen Gegenden rund um den Baikalsee und der Mongolei. Wir gehen nun zu Fuss ins Hotel zurück. Vera werden sie erst morgen wieder sehen, wenn sie uns zum Bahnhof bringen wird. Nun ist Ruhezeit angesagt und wir schlafen zuerst etwas aus und sehen uns das Hotel und die Umgebung etwas an. Zwischen 17.00 und 18.30 Uhr besichtigen wir ein weiteres altes Kloster, welches wieder neu belebt wird. Die Umbauarbeiten sind schon weit fortgeschritten. Auch den Pfarrer treffen wir auf dem Weg und kreuzen ihn sogar. Lange Zeit war die Anlage verwaist und der Friedhof diente in der Stadt als Freizeitanlage und Spielplatz. In der Kirche zünden wir noch eine Kerze an, betrachten den Innenraum und verlassen das Gelände durch die Polizeikaserne. Der Weg führt uns zur Markthalle. Wir besichtigen die Geschäfte. Die Mongolenmütze aus echtem Fell koste 5000 Rubel, ca. CHF 250.- Nachdem wir uns die angebotenen Waren angesehen haben, die Photos aufgenommen und auch ein paar Worte mit den Leuten gesprochen haben zieht es uns in das Restaurant vom Mittag. Unser Menü besteht aus Kaviar mit Omelette, Burjatentasche (eine Art Ravioli mit Hackfleisch) dazu im heissen Pfännchen serviert, gebackener Fisch mit Pilzen und Gemüse. Gegen 21.00 Uhr marschieren wir noch bei Tageslicht ins Hotel zurück, schreiben am TageC:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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buch, trinken einen Vodka aus der eigenen Flasche und die letzten SMS werden versendet und empfangen. 22.15 legen wir uns hin und schlafen möchten wir noch vor der längsten Bahnetappe mit Zug 2. Diese beginnt morgen um 15.11 Uhr und dauert 50 Stunden bis wir in Chabarovsk ankommen. Alles in allem kann man sagen, dass wir hier in Ulan Ude einen ganz anderen Menschen getroffen haben. Nicht den für uns üblichen Russen. Nein freundliche Leute wohnen hier in dieser aufstrebenden, 400 müM gelegenen Stadt.

Mittwoch, 19. Juli 2006, 12. Reisetag Es ist schon recht heiss am Morgen und es hat in der Nacht kaum abgekühlt. Das Wetter ist leicht bewölkt eher dunstig. Alle Vorhänge, welche wir aus Prophylaxe gegen die Mücken gezogen haben wurden im laufe der Nacht zurückgezogen, so warm war es. Ich selber habe gut geschlafen, Urs beklagt sich. Er hatte etwas Mühe mit den klimatischen Verhältnissen, besonders wie sie in unserem Raum herrschten. Nun ist es 8.00 Uhr geworden und wir entschliessen uns aufzustehen. Wir hantieren mit unserem Handy und sehen nach den angekommen Nachrichten von Freunden und Verwandten aus dem fernen Europa. Bald geht es zum so geliebten Standardfrühstück, mit den vielfältigen Brotsorten! Aber was wollen wir klagen, es gibt ja gleichwohl kein anderes und ein schmackhafteres auch nicht. Nach dem Frühstück gehen wir uns den Proviant einkaufen für die lange Bahnreise. Wir staunen am Angebot und Ladeneinrichtung. Alles elektronisch angeschrieben mit Strichcode und eine Überwachungsperson mustert uns und begleitet uns im Laden. Nicht mal ein einziges Photo konnte ich knipsen, denn das ist strengstens verboten. Damals in Novosibirsk hatte ich schon einen Rüffel erhalten, als ich in einem Selbstbedienungsladen die Angebote in den gefüllten Gestellen fotografieren wollte. Wir gehen aus dem Laden und sehen uns noch in der Umgebung um. Wir besteigen wir Bahnpassarelle und betrachten die dubiosen Gestalten, welche sich unten an der Treppe befinden. Fotografieren ja, die alte Lokomotive beim Lokomotivdepot mit den ölverschmierten Gleisen, rufe ich Urs zu. Ich möchte den heranfahrenden Zug, welcher mit Holz voll beladen einfährt ablichten und die Anlagen festhalten. Kaum halte ich den Apparat auf Gesichtshöhe, steht schon eine Bewachungsperson hinter mir und verbietet mir das fotografieren. Die Revisionsbühnen und Bahneinrichtungen habe ich dann trotzdem aufgenommen. Aus der Hüfte gelingt das sehr gut, nur nicht durch den Apparat blicken. Nun steht noch Geldwechsel bevor in der nahe gelegenen Bank. Meine 100€ wurden sofort gewechselt und ich erhielt dafür 3370 Rubel. Urs hatte mit seinen neuen 10$ Noten mehr Mühe und musste grosse Geduld üben. Die neuen Noten wurden vom System nicht erkannt, oder sind noch nicht festgehalten. Nach einer längeren Wartezeit und einigen Telefonaten, vermutlich bis nach Moskau, hat es dann schliesslich doch noch geklappt. Zurück im Tanteemmaladen kaufen wir unsere Sachen ein. Ich warte an der Kasse und halte es digital fest. Urs kauft ein. An beiden Orten kann der C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Mann ja schliesslich nicht sein. Die beiden Männer vor dem Kiosk, zwei echte Burjaten liessen sich abknipsen und hatten ihr Gaudi mit uns. Im Hotel verpflegen wir uns kurz mit der berühmten Suppe Soljanka und einer Käseomelette. Noch eine Dusche und dann ziehe ich bereits den Trainer an, so muss ich im Zug nicht wieder die Kleider wechseln. Es ist bald 14.15 Uhr. Wir stehen bereit im Hoteleingang. Vera holt uns ab und begleitet uns mit ihrem Ranger Fahrer zum Bahnhof. Nochmals eine Photo aufnehmen, mit Vera und dem Bahnhof im Hintergrund und schon rollt der Zug daher. Wir besteigen ein schönes „Zweierabteil“ aber es hat einen grossen Nachteil. Die Isolierverglasung ist undicht und die Innenseite beschlagen. Vom Nebenabteil möchte ich fotografieren aber der freundliche Schaffner verbietet es uns und begleitet mich an ein anderes Fenster, wohin ich später noch mehrmals hingehen werde, um die Impressionen der langen Reise festzuhalten. Die Abzweigung der Linie nach Ulan Bator (Peking) will ich einfangen und das gelingt mir auch auch. Bis wir jedoch unser Abteil eingerichtet haben, wären wir in der Schweiz in Genf angekommen. Nun ist Kaffeezeit und wir halten die Gläser bereit. Nach einer Stunde Fahrt geniessen wir den Kaffee und versinken in Gedanken an die vor uns stehenden 49 Stunden Bahnfahrt. Wir stellen mit Freuden fest, dass es nun weniger Wälder hat und somit sehen wir mehr in die Ferne. Die schönen Flusslandschaften und Weiten, die Landschaftszüge und das flachhügelige Gebiet, bald auf der linken oder auf der rechten Fahrtseite beeindrucken uns sehr. Die Augen werden müde und es ist nun eine kleine Siesta angesagt. Wir legen uns hin und schlafen für kurze Zeit ein. Was haben wir wohl alles verpasst, fragen wir uns immer wieder! Um 20 35 Uhr OZ hält der Zug für 25’ in Chilok. Da steigen wir aus und betrachten die angebotenen Waren, welche uns die Marktfrauen präsentieren bzw. zum Kauf anbieten. Mit dem warmen Brötchen, das angeboten wird, könnten wir unseren ersten Hunger stillen. Aber bald gehen wir in den Speisewagen. Das wäre es jetzt und wir kaufen uns je eines für 10 Rubel. Die technischen Kontrollen werden durchgeführt. die Wassertanks füllt man ebenfalls. Wir haben uns umgesehen in der Umgebung und befinden uns auf dem Weg ins Abteil. Nun das feine Brötchen geniessen, das macht mich „gluschtig“. Ich esse davon, aber es erweist sich wieder, wie immer als gefülltes „Kabisbrötli“! Urs hat ein mit Reis gefülltes Brötli erwischt. So essen wir halt was uns aufgetischt wird. Ab in den Speisewagen und schauen was uns im Zug 2 angeboten wird. Das flache halbe Huhn, gebraten in der Pfanne mit Zucchetti, Tomaten, Erbsen und Kartoffeln, wie sie der Nachbar serviert bekommen hat, das bestellen wir. Nach längerer Zeit wird uns aufgetischt. Das Bier ist fast leer und wir bestellen nochmals ein Gösser Bier. Mein Huhn auf dem Teller blutet noch immer und ich gebe es zum Nachbraten zurück. Urs isst gemütlich. Ich warte sehnlich auf mein Poulet und hoffe es noch vor „Wagenschluss“ zu erhalten. Urs hat seine Mahlzeit beendet, alles verschlungen, das war gut meint er. Als endlich mein Teller zurückgebracht wurde, sah das Huhn mehr verkohlt aus, aber unter der Kruste war es dann doch sehr, sehr gut. Was vermutlich mehr der Hunger fand als die Köstlichkeit auf dem Teller!

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Gegen 10.00 OZ ziehen wir uns zurück ins Abteil. Das Speisewagen-Personal hat Feierabend und bis morgen 10 OZ Ruhe. Gerne wären wir noch im heimeligen Speisewagen geblieben in dieser schönen Abendstimmung. Die verzauberte Landschaft im Abendlicht betrachten und geniessen, das kann man sehr selten oder nur einmal im Leben und nur hier ist es besonders schön. Das hat Seltenheitswert und ist einmalig, was wir auch festhalten mit der Kamera. Wir richten das Bett ein, legen uns hin und fragen uns noch, was wir alles verpassen in der kurzen Nacht und was uns der morgige Tag bringen wird?

Donnerstag, 20. Juli 2006, 13. Reisetag Um 7.00 Uhr stehe ich auf. Zuerst gilt es den obligaten Blick aus dem Fenster zu werfen. Was bietet mir die Landschaft heute? Eine Morgendämmerung, so wie man sie bei uns nicht sehen kann. Einmalig, schön eindrücklich, was ich mit der Kamera sofort festhalte. Das schöne Landschaftsbild bewegte mich, Urs zu wecken, damit er diese Szene ebenfalls mitbekommt. Der Bergzug im Hintergrund in der Sonne. Der Zug fährt im Schatten dem Hang entlang, die Bäche und Flüsse blau gefärbt, grasgrüne Weidematten verzaubern die Landschaft: Das muss man gesehen haben, das allein ist eine Reise wert! Nach der Morgentoilette geniessen wir weiter die schöne Fahrt in der eindrücklich geprägten Landschaft. Ein Bild löst das andere ab, man kriegt nicht genug davon und wir kosten es in grossen Zügen. Doch bald treffen wir in Cernysevsk-Zabajkal’skij ein. Da beginnt der Permafrost und bis heute führt keine durchgehende Strasse in den fernen Osten von Russland. Zurzeit wird etwas nördlich an einer neuen Strasse, die in den Osten führen soll, gebaut. Das führt zur grossen Konkurrenz mit der Bahn. 6593 km liegen hinter uns seit Moskau und 2700 liegen noch vor uns. Meistens werden die Autos hier verladen und mit dem Zug in den Osten gebracht. An unserem Zug wird die Lokomotive gewechselt. Wir wechseln ja auch in eine andere Bahnverwaltung. Unser obligater Spaziergang auf dem Bahnhofgelände zeigt in verschiedener Art und Weise, dass wir hier in einem speziellen Gebiet Halt machen. Denkmäler und Bilder weisen auf geschichtliche Epochen hin. C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Wieder in unserem Abteil angelangt ist es an der Zeit, dass wir unser Frühstück einnehmen. Unser mitgebrachter Vodka nach dem Kaffee hat ja auch Kalorien. Bald greifen wir zu Bleistift und Kugelschreiber und halten fest, was uns der vergangene Tag und der heutige Morgen schon bescherten. Dem Kugelschreiber geht der Saft aus und der neue liegt nicht richtig in der Hand. Nun wird der Zug ca. alle 2 Stunden an einem grösseren Orte für kurze Zeit anhalten und erst in 6 Stunden gibt es wieder einen längeren Halt von 20’. In der Stadt Mogocha (goldenes Tal) was auf die Goldfunde hinweist. Das sehr harte Klima von -55° im Winter ist eines der härtesten an der Strecke. Wir unterhalten uns, blicken aus dem Fenster und ruhen uns zwischendurch etwas aus von den „Strapazen der Reise“. Die Zeit vergeht rasch, denn bald sind wir bei km 6906 und treffen in Mogocha ein. (Photo, Kiosk mit Frau an kleinem Fenster). Wir kaufen kurz etwas ein, Wasser, „Nestlé Guetzli“ und trinken unseren zubereiteten Kaffee, den wir aus der Schweiz mitgenommen haben. Nach einem kurzen Morgen-Schlaf von 1.½ Std. erwache ich und meine Gedanken befassen sich mit dem, was ich verpasst haben könnte. In 20’ hält der Zug wieder. Die WC’s werden während dem Aufenthalt auf Bahnhöfen verriegelt und im Vorbeigehen schliesst der Schaffner auch unser Abteil ab. Unser Zug ist 8’ verspätet doch der vorgesehene Halt von 25’ wird trotzdem eingehalten. Wir steigen aus, schon der Spaziergang auf dem Bahnsteig ist angenehm und wohltuend. Die feilgebotenen Waren sind nicht die gleichen wie im Westen. Keine Erdbeeren, mehr Teigtaschen, gekochte Kartoffeln, gefüllte Brötchen, Eier, Gemüse. Die Lokomotive pfeift und wir steigen in unseren Wagon. Der Schaffner überreicht uns den Schlüssel und wir öffnen selber. Es ist noch alles vorhanden. Die Rolexuhr aus Neapel, welche ich unserem Schaffner, wie heisst er wohl, keine Ahnung, vermachte, hat ihn fröhlich gestimmt und er überbringt uns selbst gesuchte alte russische Münzen. Urs und ich teilen sie auf und so haben wir einen Talisman von dieser Reise im Sack. Wir haben uns bis Chabarovsk noch einige male mit unserem Schaffner unterhalten, er zeigte uns verschiedene Bücher von Münzen und Wappen. Er zeigte uns auch die Schönheiten der Gegend, welche besonders zum fotografieren geeignet sind und öffnete die Fenster um gute Aufnahmen zu machen. Nun ist die Zeit gekommen um zu lesen. Wir wenden uns der alten Literatur aus der Schweiz zu. FACTS, Spiegel, Tageszeitungen vom 6. Juli sind hochaktuell für uns. Wie klein ist die Welt, so lesen wir doch im weit entfernten Sibirien die NEWS aus der Schweiz! Der Halt in Erofei – Pavlovich dauert von 19.05 – 19.26 OZ. Noch ein kurzes Telefon mit dem Handy an Käthy, hier besteht eine Verbindung mit der Aussenwelt und das nutzen wir aus. Das Nachtessen steht ebenfalls an. So begeben wir uns in den Speisewagen. Er ist gut besetzt, doch wir finden einen Platz. Wir bleiben hier, wenn auch nebenan geraucht wird, was ja nicht gestattet wäre im Speisewagen. Mit einem Kaviarbrötchen starten wir und dazu ein Gösser-Bier. Zum Hauptgericht ein C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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feines saftiges „Schweinsplätzli“, Gemüse mit Käse überbacken und als Beilage Kartoffeln. Die beiden Damen von nebenan kommen aus Shilk. Eine führt ein Restaurant und die andere, ja … das haben wir nicht herausbekommen. Sie rauchen und spielen mit ihren MP3 Player. Es tönt gar laut, dazu wird noch ein Video gezeigt im Speisewagen. Uns wird es zu laut, deshalb rufen wir den Kellner um den Lärm etwas zu verringern. Es geht nicht lange, bald ist es wieder so wie vorher. Was macht man in einem solchen Moment? Mitmachen oder gehen, mitmachen aber wie lange? Es ist Vodka angesagt unter den Gästen. Mitmachen ja/nein entscheiden? Bald würden wir liegen! Da beenden wir die die Freundschaft, auch die beiden Herren im Abteil weiter vorne, die das Mass schon überschritten haben. Wir trinken noch den Kaffe und verabschieden uns höflich und ziehen uns in den Wagen zurück. Die Sonne geht hinter dem Horizont nieder. 21.45 Uhr zeigt uns die Ortszeit-Uhr. Trotz allem hatten wir uns fast zwei Stunden im Speisewagen aufgehalten. Damit wir wirklich gut schlafen können, greifen wir gleichwohl noch zur Vodkaflasche. Wir stellen km 7209 fest.

Freitag 21. Juli 2006, 14. Reisetag Wir haben gut geschlafen., das Rattern und Knirschen im Drehgestell und das Singen und Klingen der Räder nicht mehr gehört. Nun sind wir geeicht und bahnfahrtüchtig. Die Schienenstösse haben uns nicht mehr geweckt und bei Zugshalten sind wir auch nicht mehr aufgestanden. Um 5.00 OZ blicke ich aus dem Fenster. Der Tag erwacht. Nebelverhangen sind die Felder, feucht die Auen zwischen Simanovska und Svobodnyj bei km 7807. Um 6.00 Uhr stehe ich auf, bereite mich auf den nächsten Halt vor. Der folgt in Belogorsk und dauert 20’. Urs muss sich beeilen, wenn er auch dabei sein will. Der Bahnhof mit der silbrigen Leninstatue bietet nicht viel. Einige wenige Kioske sind geöffnet. Die Marktfrauen befinden sich auf dem Bahnhofplatz und nicht am Gleis, wie das sonst üblich ist. Es werden uns wieder alle Beerensorten angeboten. Inzwischen wurde am Schluss ein chinesischer Wagen zugestellt. Dieser Wagen wird bis Chabarovsk mitgeführt. Gegen 10.00 Uhr richten wir unsern Frühstückstisch ein. Unsere mitgenommene saubere Serviette verrichtet immer noch ihren guten Dienst. Es werden noch immer Waren angeboten, wie wir sie in Ulan Ude einkaufen konnten. Käse haben wir gestern Abend eingekauft, drei Gläser voller Kaffee Fleisch und kleines Gebäck. Den Zopf mit Konfitüre bestrichen hat Urs für 10 Rubel erworben am Perron. Es hat geschmeckt und der Zug rollt weiter gegen Osten. Wir liegen bald etwas östlich von China, weit weg von der Heimat und immer noch besteht ab und zu eine gute HandyVerbindung. Das Wetter ist inzwischen wieder wunderbar und angenehm. Der Himmel ist blau gefärbt, es scheint ein heisser Tag zu werden. Der nächste Halt wird 11.20 Uhr in Achara sein, mit einem Kurzaufenthalt von 3’. Wieder haben wir die Uhrzeit um eine Stunde geschoben 10.40 Uhr OZ ist es. Später gehen wir wieder mal in den Speisewagen. Und stärken uns mit Speck, C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Tomate, Spiegelei und etwas Gemüse und stellen fest, dass wir ausser dem Fisch uns durch die ganze Karte gegessen haben. In Oblutsche 13.21 OZ befinden wir uns wieder im Abteil und beim bevorstehenden Halt werden wir unser Dessert einkaufen. Banane, Nussgipfel zum Kaffee. (Photo am Perron mit Sonnenschirm). Der Zug führt durch Tunnels unter dem Permafrost durch und die hohen Bahndämme zeugen auch davon. Die schrägen Masten und die entsprechende Abstützung deuten darauf hin, dass der Untergrund labil ist. Das war sicher keine einfache Aufgabe für die Ingenieure und Bahnbauer. Vom Halt in Bira um 9.39 MOZ oder 16.39 OZ, bei km 8306 gibt es nichts besonderes zu berichten. Eine jüngere Frau ist mit ihrer Tochter zugestiegen. Sie kommt von der Insel Sachalin und fährt ebenfalls bis Chabarovsk. Nun gibt es noch einmal einen Halt in Birobidshan. Das ist das Gebiet, wo einst Stalin den Staat Israel gründen wollte. Aber Jerusalem liegt nicht hier! Die Beschriftung des Bahnhofs deutet noch darauf hin. 48 Stunden sind wir nun unterwegs und es war uns niemals langweilig. Immer war etwas los und trotzdem freuen wir uns auf Chabarovsk. 15 km vor Chabarovsk überqueren wir den Fluss Amur. Wer von Westen her kommt fährt auf der Brücke, von Osten her geht die Fahrt durch einen Tunnel unter dem Fluss durch. Am Bahnhof von Chabarovsk werden wir von einer russischen Reiseleiterin abgeholt. Hier ist der Menschenschlag wieder echt russisch. Es sollen grösstenteils alles ausgewanderte oder verbannte Personen aus dem Westen sein. Sie überreicht uns die Zimmerkarten und die Frühstücksbon. Der Fahrer bringt uns ins Hotel. Sie selber müsse weitere Gäste empfangen und ins Hotel führen. Wir beziehen unser Zimmer, aber wo befindet sich der Schlüssel? Auf der Etage, wird uns berichtet. Dort befindet sich wieder eine Rezeption und da wird uns der Schlüssel ausgehändigt. Also Kontrolle auf der Etage nach altem Sowjetmuster. Die Zimmergrösse gerade so gross, dass man nicht reklamiert. Das Klimagerät aus Italien. Aber wie funktioniert nun diese Maschine? Ausser viel Lärm wohl nicht. Im Zimmer ist es mit 37° recht heiss und das Thermometer zeigt auch nicht die Temperatur an, die wirklich herrscht! Auf jeden Fall weiss die Etagendame auch nicht wie das Gerät funktionieren soll. Wir kriegen es hin und es funktioniert. In der Nacht ist es angenehm. Das Telefon läutet, die Vorzeigedame, unsere Reiseleiterin ruft an, wir seien noch nicht registriert im Hotel und sollen Pässe abgeben. Wir werden es nachholen und begeben uns nach unten. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Noch eine Dusche nehmen und dann zum Nachtessen in einem gemütlichen Restaurant am Amur. Das auf einem Küstenfelsen gelegene Restaurant liegt unweit vom Hotel entfernt. Wir geniessen das feine Essen, mit der Soljanka, dem Bier, Schweinssteak und Kartoffeln. Das Restaurant gehört der gehobenen Preisklasse an und unsere Blicke richten sich auf den Sonnenuntergang, statt auf die Preise. Gegen 23.00 Uhr schlendern wir durch die schöne Promenade dem Hotel zu und legen uns hin zur verdienten Nachtruhe. Samstag, 22. Juli 2006, 15. Reisetag C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Unser Handy-Wecker läutet, es ist 07.00 Uhr, wir stehen auf und schon bald sind wir im Frühstücksraum. Noch kein Mensch steht im grossen Saal, wo gestern Abend noch Tanz und Unterhaltung war. Die blonden Damen richten die Tische her und sie sind überrascht, dass so zwei Germanen in der Frühe auf ihr Frühstück warten. Aber die Uhr zeigt doch 15’ vor 8 Uhr und mit unserem Frühstücksbon betreten wir den Saal und setzen uns an einen Tisch. Die Lage ist gut, wir überblicken den gesamten Saal. Wir bestellen Frühstück No. 2. Omelette mit weissem „Zeugs“-Rahm und Zucker undefinierbar aber essbar. Grapefruitsaft, Kaffee, Standardbrot, dazu ein Weggli, Konfitüre, Butter alles wird serviert, es gibt kein offenes Buffet. Alles nach altem Muster, ja nichts ändern! Ein zweiter Kaffee und Saft bestellen bereitet dem Personal schon etwas mehr Mühe. Aber auch diese Bestellung klappt und wurde entgegen genommen. Es wird schliesslich doch noch alles serviert, Geduld ist angesagt, das müssen wir immer wieder erfahren. Zurück im Zimmer bereiten wir unsere Geschenke für Ludmilla und den Fahrer. Die Stadtbesichtigung wird mit einer weiteren Dame absolviert. Für den Chauffeur das Sackmesser, Ludmilla die Toblerone, und die Stadtführerin eine Tafel Schweizerschokolade von der Migros. Um 9.00 Uhr läutet das Telefon, wir nehmen es nicht mehr ab. Wir sind ja auf dem Weg zur Lobby. Die Stadtführerin wird uns vorgestellt, sie heisst Larissa und es scheint eine sehr intelligente Frau zu sein, was bei der Führung auch bestätigt. Eine Germanistin mit Dr. Titel, unterrichtet an der Uni und wir unterhalten uns über Anstellungen, Gehalt. Besonders Ihre Beschäftigung und das Entwicklungspotential des Landes und der Stadt im Besonderen. Wir sind schliesslich dann 4 Stunden unterwegs, statt der drei vorgesehenen inkl. der Besichtigung des antiken Heimatmuseums. Das Museum erhielt die höchste Auszeichnung von Russland, was schliesslich zu erwarten war, wenn man die schöne Stadt sieht. Das war die bis jetzt best geführte Stadtbesichtigung. Eine Region wurde uns präsentiert, welche für uns unbekannt und fremd aber sehr interessant ist. Chabarovsk ist eine Reise wert. Sie zu besuchen auf einer Durchreise ist zwingend und sollte immer eingeplant werden. Zum Abschluss überreichen wir die vorbereiteten Präsente und geben Larissa noch eine weitere Toblerone dazu. Im Hotel trinken wir rechts an der Bar nochmals ein Bier, dazu ein Butterbrot und gehen zurück ins Zimmer. Folgende Kleinigkeiten, welche wir auf der Tour gekauft haben gilt es einzupacken: 1 GB Chip für 700 Rubel = Fr 35.-, den Seehund für Ilia, C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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die kleine Puppe für Nuria, und ein Satz Postkarten der Stadt. Wir machen uns Gedanken, welche Präsente wir schon mitführen. Für wen sie gedacht sind! Was müssen wir noch kaufen? Wir begeben uns nochmals in die Stadt in ein Restaurant. Das wurde uns von Larissa empfohlen. Es liegt etwa eine Viertelstunde vom Hotel entfernt. Wir geniessen unsere Nudelsuppe, „Hackplätzli, Rösti, Tomatensauce, Bohnengemüse mit Zwiebeln, Peperoni, Tomaten Stangensellerie“ und dazu das obligate Bier. Gestärkt wollen wir die letzte Etappe antreten nach Vladivostok. Das Restaurant gehört der oberen Klasse an und wir bezahlen umgerechnet etwa CHF 35.- oder eben unsere 708 Rubel. Um 18.15 Uhr werden wir vom Fahrer beim Hotel abgeholt. Er bringt uns zum Bahnhof zurück. Die letzte Etappe steht bevor. Zielbahnhof ist seit Tagen Vladivostok. Bis jetzt hat alles geklappt und das wird weiter so sein, wir sind überzeugt davon. Der Zug „Ocean“ steht bereit. Dieser verkehrt nur zwischen Chabarovsk und Vladivostok. Wir steigen ein und beziehen unser Abteil und schon bewegt der Zug sich südwärts. Rechts werden wir den Sonnenuntergang sehen und links die sonnenabgewendete Seite, welche sich gut für Aufnahmen eignet. Wir stellen fest, dass das Gleis in hervorragendem Zustand ist. Alles scheint lückenlos verschweisst zu sein und auch die Bahnwerkstätten, welche an uns vorbeiziehen zeugen von der neusten Technologie. Die letzten SMS werden versandt. 8540 km liegen hinter uns noch etwa 700 km vor uns - ein besonderes Gefühl durchdringt unsern Körper, wir verspüren Erleichterung und zehren vom Erlebten. Noch ein Halt und nochmals das Ambiente auf dem Bahnsteig erleben und schliesslich legen wir uns hin und erwachen erst bei Km 9200. Sonntag, 23.Juli 2006, 16. Reisetag Nur noch 88 km sind es bis zum Ziel. Eine Vorstadt folgt der anderen, die Hinterhöfe sind schmutzig und die lokalen Ablagerungen, die Unordnung auf Strassen und Plätzen wie wir es vom Zug aus sehen, betrüben uns. Diese verbotene Stadt wird ihrem Ruf gerecht, das darf man nicht zeigen, was wir bis jetzt gesehen haben. Aber wir befinden uns immer noch auf der Zufahrtsstrecke zum Zielbahnhof. Je näher wir kommen, es wird auch nicht besser! Noch ein km bis zum Ziel 9288 zeigt die Tafel, ein kleiner Tunnel und wir sehen den Bahnhof. Wolken hangen am Himmel, warm und feucht ist es hier an der Küste. Wir sind rechtzeitig und pünktlich angekommen in Vladivostok. Ziel erreicht! Wer holt uns ab? Sind wir vergessen gegangen? Warten wir es ab! Wir gehen dem Menschenstrom und den Leuten nach, welche die Treppe hochsteigen und schon sehen wir unsere Namen auf einem Zettel, die uns ein Mann zustreckt. In einem rechtsgesteuerten Toyota Previa werden wir zum Hotel geführt. C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Die vielen Japaner Auto, alles rechts gesteuerte, werden in diese Region aus Japan abgeschoben. Sie sind im Rechtsverkehr etwas hinderlich. Aber man gewöhnt sich an alles. . Im Hotel gehen wir zum Einchecken. Der Fahrer sagt uns noch, dass wir um 10.00 OZ zur City-Tour starten. Wir werden in der Lobby am Eingang weitergeleitet. Unser Hotel sei auf der 4. Etage. So fahren wir hoch und beziehen schliesslich unser Zimmer. Alles wieder nach altem Sowjetmuster. Hier ist die Wende noch nicht vollends vollzogen. Wir begeben uns direkt ins Restaurant mit Blick auf das Meer. Frühstück: 2 Spiegeleier mit Schinken, gleiches Brot wie immer, 1 Jus und ein feiner Kaffee. Unsere Orientierung aufgrund des Stadtplanes bringt noch keine Klarheit auf welcher Seite wir uns befinden. Wir sehen eben die Sonne nicht unter der warmen Dunstdecke. Da sehen wir es! Die Stadt führt den Strassennamen gleich zweimal. Die Erklärung dazu: Unser Hotel liegt an der Nabereznaja und es gibt eine Strasse mit der Bezeichnung, Kabel’naja Nabereznaja. Deshalb hatten wir Schwierigkeiten mit den Strassenführungen und dem Meer, dem auf unserem Plan. Mittlerweile ist es 10.00 Uhr. Wir stehen vor dem Hotel und werden abgeholt. Marina ist eine Business Angestellte bei MercedesBenz. Sie führt uns an den Südzipfel des Festlandes. Da haben wir gute Übersicht auf die Stadt und können uns gut orientieren über die Lage der Stadt mit den Hafenbecken und Anlagen. Wir besichtigen die Hafenanlagen, wo gerade ein Schiff gelöscht wird. Alle rechtsgesteuerte Gebrauchtwagen aus Japan, mit gehobenen Standards werden ausgeladen. Wir sehen uns das Museums UBoot an, den Triumphbogen, das Adlernest mit Berggipfel, das Puschkintheater, den Bahnhof mit der Km Tafel 9288. Hier sind 10 km weniger angeschrieben als in Moskau. Weiter geht es zum Kloster auf dem Berg und am Schluss werden wir zu zwei vornehmen Restaurants geführt. Das eine suchen wir später auf, das mit der integrierten Ausstellung. Hier trinken wir noch unser obligates Bier. Schliesslich beenden wir unsern, um eine Stunde verlängerten Stadtausflug. Marina verlässt uns bald, sie wird als die Frau mit den schlechtesten Deutschkenntnissen bezeichnet, welche wir auf dieser Reise durch Russland kennen gelernt haben. Sie war aber sehr engagiert, nett und kompetent und es war sehr unterhaltsam mit ihr. Viele Themen haben wir angesprochen, die sonst nicht diskutiert werden. Noch tauschen wir Visitenkarten aus und wünschen gegenseitig alles Gute. Wenig später befinden wir uns auf dem Weg in das berühmte Restaurant mit der integrierten Kunstausstellung. Dieses Haus wird auch in unserem Führer von „Lernidee“ empfohlen. Die Besichtigung haben wir unterbrochen und uns ins Restaurant begeben zu einem feinen Essen. Es ist mittlerweile 16.00 Uhr geworden. Unser Menü besteht aus: Kaviar mit Butter und Brot, Salmen und Käseravioli nach russischem Rezept, Geschnetzeltes Stroganoff, mit Gemüse und Kartoffelstock. Nach einem rund 2 Stunden Spaziergang, eher zügigem Fussmarsch durch die Innenstadt machen wir Halt in einem rustikalen Kaffe-Keller. Weiter geht es ins Hotel Vladivostok zurück. Wir blicken auf die Seepromenade, wo sich die Familien unterhalten und den Sonntag verbringen. Wir ziehen uns ins Zimmer zurück und beginnen unsere Koffer reisetüchtig zu verpacken. Die Geschenke werden gut versorgt. C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Morgen gibt es zum Abschluss einen 24 Stunden Tag. Wenn wir in Zürich ankommen, wird hier bald wieder der neue Tag anbrechen. Wir legen uns hin und fragen uns, wie lange wird es dauern bis wir diese Reise verdaut haben? Die Reiseerlebnisse haben uns etwas mehr beschäftigt und geprägt als üblich. Vergessen wollen wir die vielen Eindrücke nicht im Zug. Wir schreiben noch am Tagebuch und halten alles fest was wir hier in Vladivostok und in den letzten Tagen alles erlebt haben. Das Festgehaltene, die vielen Sequenzen und Erlebnisse sollen uns später helfen die Reise neu zu erleben und in Erinnerung zu rufen, was vergessen wurde. Das Tagebuch wird sicher seinen Dienst erfüllen. Nun haben wir alles festgehalten, es bleibt noch Zeit für den Schlummerbecher und wir geniessen die Abendsonne, welche ihr Schauspiel aufzieht mit den eindrücklichen Wolkenbildern. Wir fangen es als den schönsten Reiseabschluss in unseren Bildern ein. Montag, 24. Juli 2006, 17. Reisetag 07.15 Uhr werden wir geweckt mit dem Handy. Um 8.00 Uhr stehe ich mit gepacktem Koffer im Zimmer bereit. Urs benötigt noch 10’ bis all seine Sachen ihren Platz im Koffer gefunden haben. Geordnet und nach System, kann er sie auch schliessen. Im kleinen Bistro, wo wir gestern Abend den Sonnenuntergang geniessen konnten, frühstücken wir nochmals. Das erste Mal wird unser „russisches Brot“ in den Toaster gelegt. Das ist uns in den letzten 16 Tagen nie passiert und auch nicht in den Sinn gekommen, dass das langweilige Brot so veredelt werden könnte. Nochmals auf die Hotelpromenade und die letzten Photos schiessen. Bald zeigt die Uhr 10.00 Uhr an. Wir werden pünktlich von unserem PreviaFahrer abgeholt und er bringt uns zum Flughafen. Kurz vor 11.00 Uhr treffen wir ein. Unser Fahrer, sieht aus wie ein alter pensionierter KGB Agent. Er weist auf den Schalter, zum Check-In und verabschiedet sich höflich. Wir warten abwechslungsweise beim Gepäck und sehen uns im Flughafen um und betrachten das emsige Treiben auf dem Flughafen. Nach kurzer Zeit leuchtet unser Flug auf der Anzeigetafel auf und wir gehen sofort zum Schalter und sind als 2. Gruppe recht weit vorne. Beide Koffer werden auf die Waage gehoben und siehe das Gewicht ist hoch, 49kg leuchtet die Anzeige. Wir müssen nicht wenig nachzahlen. Beim Hinflug durften wir 30 kg mitnehmen und nun nur 20/P. Wir sind nicht gerade fröhlich gestimmt und gehen trotzdem zur Nachzahlung an einen separaten Schalter. Nach der Vorweisung der Quittung werden die beiden Koffer weitergeleitet und erhalten dabei Ticket und Passagierschein. Platz 22 E und nun ist Warten angesagt. C:\Dokumente und Einstellungen\Stephan Jäggi\Eigene Dateien\Reisen\Transsibirische\Moskau Vladivostock.doc

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Unser Flugzeug trifft ein mit 12’ Verspätung. Alles geht nach Plan. 12.50 Uhr am Gate sein. Flugzeug besteigen, schon rollt es zum Start aufs Rollfeld. Die lange Reise beginnt es ist 13.25 Uhr. Die B767-300 fliegt zuerst nach Norden, nicht über chinesisches Territorium und bei Chabarovsk schwenken wir nach Westen ab. Abflug ist: 13.40 OZ, 6.40 MOZ oder 4.40 MEZ. Kaum sind wir auf der Flugroute wird uns das Mittagessen serviert, Wasser oder Jus, Chicken mit Buchweizen, Blumenkohl, Salat, Käse, Salami, Butter serviert mit einem Brötchen und einer Brotscheibe. Noch einen Kaffee und schon widmen wir uns den Kreuzworträtseln, dem Lesen der alten Zeitungen und Illustrierten vom 6. Juli, welche uns auf der ganzen Reise begleitet haben. Über dem ganzen Kontinent liegen Wolken und wir verpassen nichts auf unseren Sitzen in der Mitte. Zwei Stunden dauert es noch bis Moskau. Schon steht der nächste Service an. Mit Beefsteak, Buchweizen, Blumenkohl, Lachs und Weissfisch, Butter, Brot und Brötli und dem separat bezahlten Bier, schliessen wir den kulinarischen Teil dieses Fluges ab. Ein halbe Stunde früher als geplant landen wir in Moskau auf dem Flughafen Shermetyevo 1. Auschecken, mit dem Gepäck gelangen wir zum Ausgang und siehe da, wir lesen unsere Namen auf einem Schild. Der Taxifahrer nimmt sich unser an und führt uns zum Flughafen, Shermetyevo 2. Nun ist nochmals Warten angesagt. In einem Kaffee auf dem oberen Stock lassen wir uns nieder und trinken das teuerste Bier aller Zeiten. 260 Rubel oder CHF 13.- für 0.5 l Bier! Wir lesen, schreiben, telefonieren und gehen im nahe gelegenen Souvenirladen die letzten Rubel umsetzen. Um 18.30 Uhr ist Check-In für den Flug nach Zürich. Wir geben unser Gepäck auf. Wieder klappt alles nach Plan und wenn es keinen Zwischenfall gibt, landen wir 22.15 in Kloten. Dann wird es in Vladivostok Dienstag, morgen 7.15 Uhr sein. 24 h, liegen hinter uns, seit wir im Hotel Vladivostok aufgestanden sind. Pünktlich landen wir auf Schweizerboden. Wir verlassen die A319 und werden abgeholt. Nur warten wir jetzt auf Vroni. Wo ist Vroni geblieben? Eben Parkieren, das ist so eine Sache in Kloten! Beda und Charlotte stehen bereit. Wir begrüssen und verabschieden uns fast gleichzeitig. Meinen Dank geht an Urs, wir haben in den letzten 16 Tagen viele schöne gemeinsame Stunden und Momente erlebt. Nie ein gehässiges Wort. Danke vielmals an deine Adresse. Vroni bringt Urs nach Basel. Wir fahren nach Wettingen und bringen Charlotte und Beda zurück und ich fahre heim nach Fulenbach. Ein neuer Tag bricht an, doch zuerst wird geschlafen - der Alltag hat mich wieder. Photo: Urs Roland Berger und Stephan Jäggi

Fulenbach, 5. Februar 2007 Stephan Jäggi

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