Regionales. August 2014

  2014 4 - 20 020 Regionales s Enttwick klung gsko onzep pt Miittlere es Fu uldattal al Förderreegion Mittleres Fuldata August 22014 VerfasserIn_...
Author: Thomas Thomas
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2014 4 - 20 020 Regionales s Enttwick klung gsko onzep pt

Miittlere es Fu uldattal

al Förderreegion Mittleres Fuldata August 22014

VerfasserIn_ Regionalmanagement Mittleres Fuldatal (Kapitel 1 - 3, 5 - 9) Bearbeitung_ Marion Karmann, Dipl.-Ökonomin / Dipl.-Ing. Produktionstechnik, Regionalmanagerin Júlia Siróné Váradi, M.Sc. Rural Development Engineer

In Zusammenarbeit mit_ akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung (Kapitel 4) Bearbeitung_ Heike Brandt, Dipl.-Ing. Stadtplanung / Städtebauarchitektin Elena Hansjürgens, B.Sc. Stadt- und Regionalplanung

Endredaktion und Layout_ akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung

Bearbeitungszeitraum_ März bis August 2014 Überarbeitung: 12. November 2014

Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die männliche Form verwendet wird.

Inhaltsverzeichnis Kurzfassung

I

1

Gebietsabgrenzung ……………………………………………………………………………………..............

1

1.1

Abgrenzung der Region …………………………………………………………………………………....

1

1.2

Großräumige Lage ……………………………………………………………………………………........

2

1.3

Verkehrslage und Anbindung ………………………………………………………………………..........

3

1.4

Historische bzw. kulturräumliche Lage ……………………………………………………………..........

4

1.5

Naturräumliche Lage, Topografie …………………………………………………………………...........

4

Vorerfahrungen …………………………………………………………………………………………..............

5

2.1

Organisation und Beteiligung ………………………………………………………………………..........

5

2.2

Evaluierung …………………………………………………………………………………………............

6

2.3

Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie …………………………………………….............

7

2.4

Schlussfolgerungen …………………………………………………………………………………...........

8

Verfahren zur REK-Erstellung …………………………………………………………………………...........

10

3.1

Information der Öffentlichkeit ………………………………………………………………………...........

10

3.2

Offener Beteiligungsprozess ………………………………………………………………………...........

11

3.3

Bürgerbefragung ……………………………………………………………………………………............

13

3.4

Überregionale Abstimmung ……………………………………………………………………….............

13

Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse ………………………………………………............

14

4.1

Gebietsanalyse des Mittleren Fuldatals ………………………………………………………….............

14

4.2

SWOT-Analyse ………………………………………………………………………………………..........

29

4.3

Handlungsbedarf ……………………………………………………………………………………...........

37

Regionale Strategie ……………………………………………………………………………………..............

38

5.1

Leitbild für das Mittlere Fuldatal ……………………………………………………………………..........

38

5.2

Entwicklungsstrategie und –ziele …………………………………………………………………............

40

5.3

Handlungsfelder ……………………………………………………………………………………............

45

Aktionsplan .............................................................................................................................................

49

6.1

Erläuterungen zum Aktionsplan .......................................................................................................

49

6.2

Aktionsplan für die Förderperiode 2014 - 2020 ................................................................................

50

6.3

Meilensteine bis 2020 .......................................................................................................................

55

Umsetzung ...............................................................................................................................................

59

7.1

Vorbemerkungen .............................................................................................................................

59

7.2

Organisationsstruktur der Region Mittleres Fuldatal – Aufbau und Ablauf ......................................

59

Finanzierungsplan nach Handlungsfeldern und Jahren .....................................................................

67

8.1

Vorgehen .........................................................................................................................................

67

8.2

Mainstream-Programme ..................................................................................................................

67

8.3

Finanzierungstabelle ........................................................................................................................

68

Prozessmonitoring und Evaluierung ....................................................................................................

72

9.1

Vorgehensweise ..............................................................................................................................

72

9.2

Ablauf ...............................................................................................................................................

73

9.3

Indikatorenbildung und Quantifizierung ............................................................................................

73

Anhang ...........................................................................................................................................................

[1]

2

3

4

5

6

7

8

9

KURZFASSUNG

Kurzfassung Die Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts (REK) der Region Mittleres Fuldatal folgt den Vorgaben des Landes Hessen nach dem Aufruf im Staatsanzeiger für das Land Hessen, Nr. 52, vom 23. Dezember 2013 für die Teilnahme am Bewerbungs- und Auswahlverfahren LEADER 2014 - 2020. Antragsteller ist das Regionalforum Mittleres Fuldatal, ein freiwilliger Zusammenschluss von sieben Kommunen innerhalb des nördlichen Schwalm-Eder-Kreises in Nordhessen. Unter dem organisatorischen Dach des Zweckverbandes Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal wurde das Regionalforum als neue Förderregion Ende 2009 als eine öffentlich-private Kommission nach §72 HGO1 mit eigener Geschäftsordnung durch das Land Hessen rechtsfähig anerkannt. Für die Förderperiode 2007 - 2013 wurde somit im Jahr 2007 erstmals ein Regionales Entwicklungskonzept im Sinn der neu konstituierten Region Mittleres Fuldatal erstellt und als sogenannte H-ELER-Region2 Projektumsetzungen vorgenommen. Das vorliegende Konzept für die LEADER-Bewerbung 2014 - 2020 stellt eine grundlegende Analyseüberprüfung der Region und daraus resultierend eine erforderliche Überarbeitung des vorhandenen REKs dar. Ziel ist es, den geografisch bestimmten Aktionsraum durch die überarbeiteten Ziele und mithilfe verschiedener Maßnahmen und Projekte in seiner Entwicklung weiter positiv zu beeinflussen. Die Konzepterstellung berücksichtigt hier insbesondere die Mitarbeit der rd. 230 erreichten lokalen Akteure, die sich im Rahmen des Beteiligungsprozesses zwischen März und Juni 2014 sehr engagiert eingebracht haben und den Prozess in der Region Mittleres Fuldatal weiter begleiten wollen. Unverkennbar ist während dieses Prozesses der LEADER-Gedanke des „bottom-up“-Prinzips3. Das Konzept beinhaltet ausgehend von einer breit angelegten Analysedarstellung Informationen mit entsprechenden Textteilen, die – nachfolgend kurz dargestellt – von der Gebietsbeschreibung (Kap. 1) und ihrer Bestandsaufnahme und den entsprechenden Anforderungen bzw. regionalen Handlungsbedarfen (Kap. 4, Gebiets- und Stärken, SWOT-Analyse4) zu strategischen Überlegungen einer passgenauen regionalen Entwicklungsstrategie mit Definition eines Leitbildes (Kap. 5) hinführen. Diese wird wiederum über Aktivitäten und Projektvorschläge mithilfe der Bürgerbeteiligung und Erfahrungen sowie Fachkenntnissen der Verwaltungsspitzen für eine regionale Umsetzung im Aktionsplan (Kap. 6) operationalisiert. Durch die Themenbreite und teilweise -tiefe wird erkennbar, welche Themenbereiche die Menschen im Mittleren Fuldatal beschäftigen. Absehbare Projekte und Meilensteinangaben geben in allen Handlungsfeldern eine Perspektivenentwicklung für die Region Mittleres Fuldatal wieder. Über den Finanzplan (Kap. 8) wird deutlich, welches Investitionspotenzial anhand der beschriebenen Projekte im Förderzeitraum für die Umsetzung besteht sowie welcher Finanz- bzw. Förderbedarf damit verbunden ist. Entscheidend für die Umsetzung der Strategie und der Projekte ist das Zusammenspiel der Akteure. Die sogenannte Lokale Aktionsgruppe (LAG), bestehend aus öffentlichen und privaten Partnern, wird als juristische Person eigenständig für die Region agieren und die Projektumsetzung begleiten. Das Regionalmanagement setzt den Prozess um. Für eine transparente Projektauswahl wird eigens ein Förderausschuss über die LAG eingesetzt, der über die Projekte mithilfe transparenter Projektkriterien entscheidet (Kap.7). Kontroll- und Bewertungsmechanismen (Monitoring und Selbstevaluierung5) werden den Prozess innerhalb des Förderzeitraumes begleiten und dokumentieren, um Erfolge, neue Projekte

1

Hessische Gemeindeordnung H ELER-Region=Hessische sog. ELER-Regionen, die nach dem LEADER-Prinzip Förderung erhielten. 3 Vgl. Projektmagazin, Fachportal für Projektmanagement, bottom-up beschreibt eine Planung "von unten nach oben", Abruf unter https://www.projektmagazin.de/glossarterm/bottom-up. 4 Vgl. Gabler, Wirtschaftslexikon, SWOT = Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Gefahren/Risiken) ist ein Instrument der Strategischen Planung; sie dient der Positionsbestimmung und der Strategieentwicklung. 5 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, Monitoring = regelmäßige Beobachtung, Analyse und Bewertung von vorher definierten Prozessen, Evaluierung = Bewertung eines Prozesses mithilfe von Methoden. 2

REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

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KURZFASSUNG

und sich daraus verändernde Schwerpunkte oder neue Entwicklungstendenzen darstellen und berücksichtigen oder bei wesentlichen Zielabweichungen ggf. Gegenmaßnahmen einleiten zu können (Kap. 9). Das REK hat zwar informellen Charakter und entfaltet damit keine direkte rechtliche Wirkung, durch die Selbstbindung der an der Erarbeitung beteiligten Akteure wird der Prozess jedoch wirksam und damit wird eine Verbindlichkeit für die Entwicklung der Region Mittleres Fuldatal erzeugt. Der zeitliche Planungshorizont des REKs ist kurz- bis mittelfristig bis 2020 angelegt.

1 Gebietsabgrenzung Der Zuschnitt der Förderregion Mittleres Fuldatal ist identisch mit dem Gebiet des Altkreises Melsungen. Sie umfasst die drei Städte Felsberg, Melsungen und Spangenberg sowie die vier Gemeinden Guxhagen, Körle, Morschen und Malsfeld und bildet den nordöstlichen Bereich des Schwalm-Eder-Kreises. Das organisatorische Zentrum der Region Mittleres Fuldatal ist der Zweckverband Interkommunales Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal mit Sitz in Malsfeld, der 1998 von den Städten und Gemeinden Felsberg, Malsfeld, Melsungen, Morschen und Spangenberg gegründet wurde. Zur Förderregion zählen weiterhin Abbildung: Lage der sieben Kommunen im Mittleren Fuldatal die beiden nördlich anschließenden Gemeinden Körle und Guxhagen. Die Region weist eine Flächengröße von 370,2 km2 bei 62 Ortsteilen auf, mit Erstwohnsitz leben hier rd. 45.600 Einwohner. Die Untergrenze des regionalen Zuschnitts mit einer Bevölkerungszahl von 50 Tsd. Einwohnern wird innerhalb des Toleranzbereichs eingehalten. Die Unterschreitung von 4.400 Einwohnern bzw. rd. 8,8 Prozent ist mit Blick auf den regionalen Zusammenhang begründbar.

2 Vorerfahrungen der Förderperiode 2007-2013 Die Region Mittleres Fuldatal bewarb sich erstmals zur LEADER-Förderperiode 2007 - 2013 und wurde als HELER-Förderregion offiziell durch das Ministerium im November 2009 in seiner Rechtsfähigkeit anerkannt. Als regionale Strategie wurde ein vorläufiges Leitbild „Generationengerechte Region“ definiert, das sich aus drei Handlungsbedarfen mit insgesamt 15 Handlungsfeldern und 10 Leitprojekten definierte. Insgesamt wurden in der Förderregion zwischen 2009 und 2013 26 Projekte mit 50% des HELER-Kontingents in Höhe von 1,2 Mio. € gefördert. Die Regionale Strategie wurde dabei mit 35% einer Vollzeitstelle umgesetzt. Die Personalstelle wurde zu 100% über die beteiligten Kommunen finanziert. Eine Folgerung der letzten Förderperiode ist, der zukünftigen LAG ein separates Entscheidungsgremium bzw. einen speziellen Förderausschuss für die Projektauswahl zur Seite zu stellen, um den Prozess flexibler zu gestalten. Außerdem sollte das Leitbild künftig regionsspezifischer ausformuliert werden und damit stärker auf die Besonderheiten der Region eingehen.

3 Verfahren zur REK-Erstellung Als vorbereitende Maßnahme auf den weiteren Bewerbungsprozess und für eine grundsätzliche Einschätzung wurden alle Bürgermeister in ihrer Funktion als Verwaltungsspitzen zu verschiedenen Themenbereichen befragt. Die Ergebnisse der Befragung spiegelten einen individuellen Überblick sowie Erfahrungen mit Seite | II

REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

KURZFASSUNG

dem Verlauf der letzten Förderperiode bzw. Erwartungen der LEADER-Förderperiode für die kommunale und interkommunale Ebene wieder. Zudem wurden so Einschätzungen zu lokalen und regionalen Stärken und Schwächen, Problemen und deren denkbaren Lösungen durch das LEADER-Programm mit möglichen Projektideen und Akteuren ermittelt. Unter anderem wurde das Regionalforum in seiner Funktion für den regionalen Entwicklungsprozess bestätigt. Für die folgende Bürgerbeteiligung, die wesentlicher Bestandteil des LEADER-Prozesses ist, stellten die offenen thematischen Workshops die wichtigsten Elemente des Beteiligungsprozesses dar. Fünf Themenbereiche sowie eine Bürgerbefragung waren Grundlage für die Planung der Workshops. Die Information der Öffentlichkeit erfolgte über Ankündigungen und Berichte in der lokalen Presse, Informationsflyer, verschiedene digitale Medien wie die offizielle Homepage der Förderregion sowie den neu gestaltete Facebook-Auftritt der Region Mittleres Fuldatal. Die Ergebnisse der Workshops waren von inhaltlicher Breite und themenspezifischer Tiefe geprägt und führten zu 245 Projektideen und -vorschlägen. In den insgesamt sieben durchgeführten Workshops konnten jeweils rd. 30 – 35 Personen erreicht werden. Das geweckte Engagement der neu aktivierten regionalen Akteure soll auch nach der Bürgerbeteiligung weitergeführt werden.

4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse In der Gebietsanalyse wurden 11 thematische Bereiche untersucht, die mit der SöA6 abgeglichen wurden. Die Analyseergebnisse und die Resultate der Workshops zeigten Stärken und Schwächen der Region auf. Zur weiteren Entwicklung und zur Erstellung der regionalen Strategie wurden daraus Chancen und Risiken abgeleitet. Die wichtigsten Stärken der Region werden mit stabiler Grundstruktur durch vorteilhafte Lage, aktuell starker Wirtschaftsstruktur und gefragtem Gewerbestandort, aktuell und zukünftig hoher Bedeutung erneuerbarer Energien, ausgeprägtem Nachhaltigkeitsbewusstsein, funktionierender Zusammenarbeit der Kommunen und Unterstützung der regionalen Strukturen durch vielfältige Aktivitäten in der Förderlandschaft hervorgehoben. Die wesentlichen Schwächen lassen sich mit spürbaren Folgen der demografischen Entwicklung, ungesicherter Wirtschaftsstruktur, sinkender Lebensqualität durch eingeschränkte Infrastruktur, fehlendem regionalen Bewusstsein zur stärkeren Vermarktung/ Imagebildung der Region sowie verpassten Chancen zur Innovation und Stabilisierung der Strukturen im ländlichen Raum beschreiben. Der Handlungsbedarf der Region wurde aus der SWOT-Analyse abgeleitet und mit konkreten Handlungsschwerpunkten definiert (siehe Schaubild):

6

SöA = Sozioökonomische Analyse des Landes Hessen 2012

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KURZFASSUNG

5 Leitbild, Entwicklungsstrategie und Handlungsfelder LEITMOTIVE Stärkung der Region für Bevölkerungszuzug mit Erhöhung der Lebensqualität, Fachkräftesicherung und Wirtschaftswachstum sowie attraktiver touristischer Ausrichtung LEITBILD LEBEN IM MITTLEREN FULDATAL ... eine Region mit Fachwerk, Fluss und Farbe ENTWICKLUNGSZIELE 1. Arbeitsmarktstruktur erhalten und ausbauen sowie Qualifizierung fördern

2. Die regionale Wirtschaft und Wertschöpfung im Mittleren Fuldatal stärken

3. Vermarktung regionaler Produkte innerhalb der Region und überregional verbessern

4. Innenentwicklung und Belebung von Ortskernen ausbauen und fördern

5. Zur Sicherung der Daseinsvorsorge und generationen-gerechten Mobilität beitragen

6. Nachhaltige Landschafts- und Tourismusstrukturen weiterentwickeln

7. Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen zwischen regionalen Akteuren verbessern 8. Bürgerschaftliches Engagement erhalten 9. Klimaschutz(-bewusstsein) in der Region fördern

Für die Region Mittleres Fuldatal wurde festgestellt, dass eine besondere Qualität in der lebendigen Vielfalt gesehen werden kann! Daraus entwickelte sich das neue Leitbild und wurde mit dem Titel „Leben im Mittleren Fuldatal - eine Region mit Fachwerk, Fluss und Farbe“ versehen. Wesentliche Schwerpunkte werden darin gesehen, die Region als Wohn-, Lebens- und Wirtschaftsstandort generationengerecht sowohl für ansässige als auch für neu zu gewinnende Einwohner fortzuentwickeln und dem Ausbau der touristischen Infrastruktur dabei eine hohe Bedeutung zuzumessen.

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KURZFASSUNG

Die folgende Entwicklungsstrategie wird mithilfe von neun übergeordneten regionalen Entwicklungszielen definiert. Sie sind zusammengefasste und handlungsfeldübergreifende Zielstellungen und korrespondieren mit den hessischen Landeszielen.7 Aus dem zuvor definierten Handlungsbedarf ergeben sich drei thematische Handlungsfelder. Bedeutsam ist, dass sich in den Handlungsfeldern innovative Ansätze herausgestellt haben (in Klammern): 1.

Örtliches Leben und Infrastruktur (Interkommunale Kooperation, (E-)Mobilität)

2.

Regionale Wirtschaft, Bildung, Umwelt und Energie (Kompetenzcluster Medizintechnik)

3.

Tourismus, Naherholung und Kultur (E-Mobilität)

Zusätzlich sind die Aspekte generationenübergreifende Ausrichtung von Angeboten und Infrastruktur, bürgerschaftliches Engagement, demografischer Wandel, Interkommunalität sowie Vernetzung bedeutende Bereiche. Sie werden als themenübergreifende Querschnittselemente verstanden und finden sich in allen Handlungsfeldern wieder.

Regionsübergreifende Zusammenarbeit In Bezug auf die Entwicklungsziele sind Kooperationsansätze auf verschiedenen räumlichen Ebenen initiiert worden. KOOPERATIONSEBENE

KOOPERATIONSANSATZ

Schwalm-Eder-Kreis:

Abstimmung und Zusammenarbeit mit LEADER-Regionen SchwalmAue und Knüll, Bildungsträgern und öffentlich-rechtlichen Verbänden

Region Nordhessen

Abstimmung und Vernetzung mit weiteren nordhessischen LEADERRegionen, dem Regionalmanagement Nordhessen sowie der Tourismusdestination „GrimmHeimat Nordhessen“

Andere deutsche Regionen

Abstimmung und Zusammenarbeit zum Wissenstransfer mit anderen deutschen LEADER-Regionen in Bayern (Mittelfranken) und Brandenburg (Oderland)

Transnationale Kooperationen

Kontaktaufnahme und Abstimmungsgespräche zur gemeinsamen Projektentwicklung mit Regionen in Österreich und Spanien

7 Vgl.

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ziele zur ländlichen Entwicklung des Landes Hessen.

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KURZFASSUNG

6 Aktionsplan und 8 Finanzierungsplan Über den Beteiligungsprozess konnten in den Aktionsplan insgesamt 104 konkrete Projektvorschläge in den festgelegten drei Handlungsfeldern mit zentralen Akteuren aufgenommen werden. Davon stellten sich 23 umsetzungsreife Projekte dar, die als sogenannte „Startprojekte“ dokumentiert werden. Der Aktionsplan trifft Aussagen zur zeitlichen Steuerung und definiert in den Meilensteinangaben, was bis zu welchem Zeitpunkt erreicht werden soll. Der Aktionsplan wird jährlich aktualisiert und fortgeschrieben. Die im Aktionsplan gewählte Systematik findet sich im Finanzierungsplan wieder. Handlungsfelder und Projekte werden mit einem vorläufigen Finanzierungsbedarf von rd. 6,8 Mio. Euro kalkuliert. Nach den derzeitig dargestellten Trägern (öffentlich, privat) berechnen sich die verschiedenen Fördersätze. Daraus erfolgt ein potenzieller Förderzuschussbedarf von rd. 3,4 Mio. Euro. Innerhalb des Evaluationsplans wird eine mögliche Umsetzung mit einer entsprechenden Projektanzahl und inkl. laufender Kosten der LAG angenommen, die den Fördermitteleinsatz von mindestens 2 Mio. Euro erreichen.

Gesamtkosten (brutto)

davon Fördermitteleinsatz

809.800 €

448.622 €

5.662.053 €

1.454.776 €

2.957.250 €

759.819 €

241.600 €

62.075 €

2.463.203 €

632.882 €

Kooperationsprojekte, davon:

375.980 €

96.602 €

gebietsübergreifend

255.980 €

65.770 €

transnational

120.000 €

30.832 €

6.847.833 €

2.000.000 €

Laufende Kosten der LAG: Umsetzung der regionalen Entwicklungsstrategie, davon: Handlungsfeld I: Örtliches Leben und Infrastruktur Handlungsfeld II: Regionale Wirtschaft, Bildung, Umwelt und Energie Handlungsfeld III: Tourismus, Naherholung und Kultur

Gesamtsumme:

7 Umsetzung (LAG, Entscheidungsgremium, Projektauswahl, RM) Der Umsetzungsprozess lebt durch eine dynamische Beteiligung. Zu Beginn sind daher Projekte wichtig, die zeitnah umgesetzt werden können und dadurch reale Ergebnisse zeigen. Gleichwohl müssen alle Projekte einem kritischen Auswahlverfahren über den sogenannten Förderausschuss (oder auch „Steuerungsgremium“) nach speziellen Projektauswahlkriterien durchlaufen, um als ein förderwürdiges Projekt für die Region Mittleres Fuldatal eingestuft zu werden. Dieser wichtige Kriterienkatalog ist nach der Anerkennung weiter zu konkretisieren und transparent und öffentlich zu kommunizieren. Projekte, die für die Region als stimmig angesehen werden, weisen als wichtigste Seite | VI

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KURZFASSUNG

Kriterien auf, dass sie starke lokale Wirkungen verheißen, einen hohen Beitrag zu den Zielen der lokalen Entwicklungsstrategie leisten und ggf. miteinander in Verbindung stehen oder sich gegenseitig verstärken und dabei verschiedene lokale Akteure mobilisieren. Dies macht das Zusammenspiel der Akteure besonders bedeutsam. Wesentliches Gremium zur Steuerung der regionalen Strategie und zur Mobilisierung weiterer Akteure ist die Lokale Aktionsgruppe (LAG). Sie setzt sich aus Partnern aus dem öffentlichen, privaten und zivilen Bereich in einem ausgeglichenen Verhältnis zusammen. Die LAG ist damit auch Auftraggeber für das Regionalmanagement, welches mit der Umsetzung der regionalen Strategie, der Projektberatung und dem ständigen Überwachen des Prozesses beauftragt wird.

9 Prozessmonitoring und Evaluierung Über den Evaluierungsplan der Region Mittleres Fuldatal soll der Entwicklungsprozess nachvollzogen, gemessen, bewertet und dokumentiert werden. Dazu sind quantifizier- und qualifizierbare Regeln aufgestellt und mithilfe von Indikatoren und Kennziffern vorläufig aufgestellt. Eine Überprüfung der Indikatoren und Kennziffern findet mit Projektbeginn statt. Das Sammeln von Informationen dient einer Bewertung des Prozesses, einer sogenannten Selbstevaluation. Für die Region Mittleres Fuldatal werden deshalb zwei Bewertungsphasen eingeplant, als erster Termin Ende 2016/Anfang 2017 und als ein weiterer Termin Ende 2019/Anfang 2020. Diese dienen dazu, festzustellen, ob die Region auf dem richtigen Weg ist. Dabei sind Erfolge und ggf. auch Rückschläge zu dokumentieren, um daraus Rückschlüsse und Maßnahmen für das weitere Handeln einzuleiten.

Schlussbemerkung Die Region Mittleres Fuldatal strebt mit ihrem regionalen Entwicklungskonzept an, einen attraktiven und zukunftsfähigen Wohn-, Lebens- und Wirtschaftsstandort fortzuentwickeln. Deshalb wurden bei der Erstellung des vorliegenden Konzeptes die Voraussetzungen und Aspekte einer nachhaltigen regionalen Entwicklung verfolgt und eingebunden. Von den neun Entwicklungszielen beziehen sich zwei direkt auf den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit. Im Handlungsfeld II werden zwei regionsübergreifende Startprojekte zum Thema Energie und Umwelt vorgestellt sowie 13 weitere Projektideen aufgeführt. Der innovative Ansatz „E-Mobilität“ in den Handlungsfeldern I und III macht deutlich, dass ein wesentliches Ziel darin besteht, nachhaltige, energie- und umweltfreundliche Verkehrsangebote für die Alltagsmobilität und auch für Touristen zu schaffen. Die Vielfalt von Projekten, die zur Reduzierung von CO2- Emissionen führen, wird im Aktionsplan sowie anhand der weiterführenden Projektansätze (Anhang zu Kapitel 6) dargestellt.

REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

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1 Gebiets sabgrenzung

1

Geb bietsabgrenzung

1.1

Abgrrenzung der Region

Das D Mittlere Fuldatal um mfasst die drrei Städte F elsberg, b Melsun ngen und Spangenberg g sowie die vvier und Gemeinden G Guxhagen n, Körle, Morschen M u Malsfeld M und d bildet den nordöstliche en Bereich des Schwalm-Ed S der-Kreises. Die Regio on weist e eine 2 Flächengröß F ße von 370,2 2 km auf, mit m Erstwohn nsitz le eben hier 45.593 Einwo ohner1. Die Bevölkerun ngs2 dichte d beträg gt damit rd. 123 1 EW / km m. Gemäß G der naturräumlichen Glied derung Hes sen egides d Landsch haftsrahmen nplans setzt sich die Re mmunen im Mittleren Fuldattal on o aus drei Landschafttsräumen zu usammen, d dem Abbilduung 1: Lage der sieben Kom westlichen w R Raum des „F Fulda-Werra a-Berglandess“ im Osten, dem nördlichen Teil ddes „Knüllhochlandes“ in n der 2 Mitte M und dem östlichste en Abschnitt der „nordhe essischen Senke“ im Westen . Das D organisa atorische Ze entrum der Region Mitt leres Fuldattal ist der Zw weckverbannd Interkomm munales Ge ewerbegebiet b Mitttleres Fulda atal mit Sitz in Malsfeld. In 1998 hab ben die Städ dte und Gem meinden Felsberg, Malssfeld, Melsungen, M Morschen und u Spange enberg den Zweckverba and gegründ det. Zur Fö rderregion zählen z weite erhin die d beiden n nördlich anscchließenden n Gemeinde en Körle und d Guxhagen n, sodass daas Mittlere Fuldatal F auss sieben b Städten und Gemeiinden mit insgesamt 61 Stadt- und Ortsteilen besteht. b Derr Zuschnitt der d Förderre egion Mittleres M Fuldatal ist ide entisch mit dem d Gebiet des Altkreis ses Melsung gen. Diese historische Verwaltungsseinheit h wurde im m Januar 19 974 mit der Gebietsrefo orm in den heutigen Sc chwalm-Edeer-Kreis in Nordhessen N integriert. g Der Krreis Melsung gen war ein kurhessisch her, ab 1867 7 preußischer und nachh 1945 hessischer Landkreis im m Regierung gsbezirk Ka assel mit Me elsungen alss Kreisstadt. Er ging aus s den Ämterrn Felsberg, Melsungen n und 3 Spangenberg S g und Teile en des Amte es Breitenau u (heute Gu uxhagen) he ervor . Der innere Zusa ammenhang g besteht s nach w wie vor fort. Begründung B g von Unte er- oder Üb berschreitu ungen der fe estgelegten n Größenorrdnungen: Die D Untergre enze des regionalen Zu uschnitts mitt einer Bevölkerungsza v ahl von 50 Tsd. Einwo ohnern wird d innerhalb des d Toleran nzbereichs eingehalten. e . Die Unterrschreitung von v 4400 Eiinwohnern bzw. b rd. 8,8 8 Prozent isst mit Blick auf a den regio onalen Zusa ammenhang begründba r: 1. Das Mittlere Fuldatal liegt inmitten ang grenzender Förde erregionen. Im Norden grenzt es m mit Guxhagen und Felsberg an die Region R Cassseler Bergland, im Osten mit Spange enberg an d die Region Werrra-Meißner, im Südwesten mit M Malsfeld an Abbildung 2:: LEADER-Reegionen in Norrdhessen 1

Quelle: Hessiische Gemein ndestatistik 2013 (Datenstan nd: 31.12.2012 2) Quelle: Regie erungspräsidiu um Kassel, ob bere Naturschu utzbehörde, Landschaftsrah hmenplan Norrdhessen 2000 0, Benennung g der Naturräume N na ach Klausing, 1988 (http://14 41.90.2.24/sta atic/themen/na aturschutz/lrp2 2000/bestand//a_4/a_4.htm, Abruf 03.07.2 2014 3 Quelle: Jehke e, Rolf: Landkkreis Melsunge en, in: Territori riale Veränderu ungen in Deuttschland und ddeutsch verwa alteten Gebietten 1874-1945, 1 He erdecke 2006 (http://territorial.de/kurhess//melsung/land dkrs.htm), Abruf 03.07.20144; Gesetz zur Neugliederung N g der Landkreise, L Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenha ain, vom 28. September S 1973GVBl. I S. 3356, (http://ww ww.landesrech hthessen.de/hes h ssenrecht/330_ _Allgemeines//330-22-Neug gliederungsG-F Fritzlar/NeugliederungsG_F Fritzlar.htm), Abruf A 03.07.2014 2

REK R Mittlere es Fuldatal 2014 – 202 20

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1 Gebietsabgrenzung

den Knüll, im Süden mit Morschen an die Region Hersfeld/ Rotenburg und im Westen mit Felsberg an die Region Schwalm-Aue. 2. Nach eingehenden Gesprächen des Vorsitzenden des Regionalforums mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises und eines Bürgermeisters der in Frage kommenden Gemeinden der Region Casseler Bergland im Herbst 2013 wurde festgestellt, dass die Region mit dem derzeitigen traditionellen Zuschnitt eine wahre Identität darstellt und deshalb im derzeitigen Zuschnitt verbleiben sollte. 3. Die Interkommunale Zusammenarbeit wurde in der Vergangenheit und für die Zukunft intensiviert. Fünf der sieben Städte und Gemeinden sind seit 1998 durch die Interkommunale Kooperation Zweckverband Mittleres Fuldatal verbunden. Ferner wurde für alle sieben ein gemeinsames Ordnungsamt geplant, das zum1. Juli 2014 seine Arbeit aufnimmt. Zudem wird derzeit die Gründung einer diese Region betreffende touristische Arbeitsgemeinschaft diskutiert. Der traditionelle Verbund und die aktuellen Diskussionen zu einer stärkeren Verschmelzung der sieben Städte und Gemeinden haben die Menschen in den Ortsteilen in ihrem Denken und Handeln für ein regionales Zugehörigkeitsgefühl geprägt. 4. Der innere und historisch regionale Zusammenhang stellt damit die optimale Bedingung für die Fortführung der in 2007 begonnenen regionalen Strategie dar. 1.2

Großräumige Lage

Die Region Mittleres Fuldatal liegt am südlichen Rand des Verdichtungsraums Kassel im RP Kassel. Die nördlichste Gemeinde Guxhagen wird strukturräumlich dem Verdichtungsraum Kassel zugeordnet und ist als Grundzentrum eingestuft. Die Gemeinde Körle und die Städte Melsungen und Felsberg zählen zum Ordnungsraum als Randbereich des Verdichtungsraums Kassel. Hierbei wird die Stadt Melsungen als Mittelzentrum im Ordnungsraum bestätigt. Felsberg und Körle gelten als Unterzentrum. Die Stadt Spangenberg sowie die Gemeinden Malsfeld und Morschen südlich von Kassel werden als Unterzentren im ländlichen Raum eingestuft. Mittelzentren weisen im zentralen Ort möglichst 7.000 Einwohner auf. Der Versorgungsbereich deckt den gehobenen Bedarf. Grundzentren decken die Grundversorgung für den täglichen Bedarf ab. Die sieben Städte und Gemeinden beschreiben sich von Norden bis Süden: Die Gemeinde Guxhagen mit rd. 5200 Einwohnern (alle: Stand 2012) in insgesamt 6 Ortsteilen liegt rd. 13 km südlich von Kassel. Guxhagen grenzt im Nordwesten an die Stadt Baunatal, im Norden an die Gemeinde Fuldabrück, im Nordosten und Osten an die Gemeinde Söhrewald (alle drei im Landkreis Kassel), im Süden an die Gemeinde Körle, im Südwesten an die Stadt Felsberg sowie im Westen, mit der Fulda und der Eder als Grenze, an die Gemeinde Edermünde (alle drei im Schwalm-Eder-Kreis). Guxhagen liegt an der Bundesstraße 83 und der Bundesautobahn 7.4 Die Gemeinde Körle liegt rund 16 km südlich von Kassel am Südwestrand der Söhre. Körle grenzt im Westen und Norden an die Gemeinde Guxhagen (Schwalm-Eder-Kreis), im Osten an die Gemeinde Söhrewald (Landkreis Kassel), sowie im Süden an die Städte Melsungen und Felsberg (beide Schwalm-Eder-Kreis). Körle ist Unterzentrum mit rd. 2900 Einwohnern und hat vier Ortsteile.5 Die Stadt Melsungen ist Mittelzentrum mit rd. 13.300 Einwohnern. Mit der Eingemeindung in 1971 gehören 8 Stadtteile zur Stadt. Sie grenzt im Norden an die Gemeinden Körle und Söhrewald (Landkreis Kassel) sowie die Stadt Hessisch Lichtenau (Werra-Meißner-Kreis), im Osten an die Stadt Spangenberg, im Südosten an die Gemeinde Morschen, im Süden an die Gemeinde Malsfeld sowie im Westen an die Stadt Felsberg. Kassel liegt rd. 21 km nördlich. Melsungen liegt an der Bahnstrecke Bebra-Baunatal-Guntershausen. Seit Juni 2006 verkehrt die RegioTram-Linie RT5 auf der Strecke Kassel-Melsungen, sie verbindet Melsungen umsteigefrei mit der Kasseler Innenstadt. In 2011 wurde mit dem Haltepunkt Melsungen-Bartenwetzerbrücke eine 4 5

Vgl. Gemeinde Guxhagen, 2014 (www.guxhagen.de) Vgl. Gemeinde Körle, 2014 (www.koerle.de)

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1 Gebietsabgrenzung

weitere Station eröffnet. Die Stadt liegt an der Bundesautobahn 7. Die Bundesstraße 83 führt durch Melsungen und die Bundesstraßen 253 und 487 beginnen bzw. enden hier.6 Die Stadt Felsberg liegt im Westen. Felsberg grenzt im Norden an die Gemeinden Edermünde, Guxhagen und Körle, im Osten an die Stadt Melsungen, im Süden an die Gemeinde Malsfeld und die Stadt Homberg (Efze), sowie im Westen an die Gemeinde Wabern und die Städte Fritzlar und Gudensberg. Felsberg ist Unterzentrum mit rd. 10700 Einwohnern in 16 Stadtteilen.7 Die Stadt Spangenberg im Osten gelegen ist Grundzentrum mit ca. 6100 Einwohnern. Seit der Gebietsreform 1974 besteht die Stadt aus 13 Stadtteilen inklusiv der Kernstadt. Die Stadt liegt an der B 487 und ist über die Buslinie 400 an das ÖPNV-Netz angebunden. Der nächste Bahnhof befindet sich ca. 10 km entfernt in Melsungen. Das Oberzentrum Kassel liegt ca. 35 km nordwestlich.8 Die Gemeinde Malsfeld liegt im Süden und rd. 30 km vom Oberzentrum Kassel entfernt. Malsfeld verfügt über eine Autobahnanschlussstelle bei Ostheim an die A7. Die Gemeinde ist Unterzentrum und hat rd. 4000 Einwohner in sieben Ortsteilen. Malsfeld grenzt im Norden an die Städte Felsberg und Melsungen, im Osten an die Gemeinde Morschen, im Süden an die Gemeinde Knüllwald sowie im Westen an die Stadt Homberg (Efze).9 Die Gemeinde Morschen ist die südlichste Gemeinde der Region. Sie grenzt im Norden an die Städte Melsungen und Spangenberg (beide im Schwalm-Eder-Kreis), im Südosten an die Gemeinde Alheim (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), im Südwesten an die Gemeinde Knüllwald, sowie im Westen an die Gemeinde Malsfeld. Morschen ist Unterzentrum und hat rd. 3400 Einwohner in sieben Ortsteilen.10

1.3

Verkehrslage und Anbindung

Die Region Mittleres Fuldatal ist ein bedeutend erschlossener Transitraum. Dominierend im Straßenverkehr sind die • •

• • •

Autobahn A7 (Kassel – Würzburg/Frankfurt) mit den Abfahrten Guxhagen, Melsungen und Malsfeld Bundesstraße B 83 (Nord-Südverbindung von Bückeburg, Niedersachsen über Kassel bis Bebra), die durch das Mittlere Fuldatal führt und fünf der sieben Gemeinden miteinander verbindet (Guxhagen, Körle, Melsungen, Malsfeld und Morschen) und die Bundesstraße B 253 als Querverbindung von Melsungen über Felsberg nach Dillenburg sowie Bundesstraße B 487 als Verbindung in Richtung Thüringen, beginnend von Melsungen, Abzweig B 83 über Spangenberg nach Hess. Lichtenau (Werra-Meißner-Kreis) Kreisstraße K 15 als wichtige Verbindungsstraße zur A7 mit Abzweigung an der B 83. Diese hat eine zunehmende Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal sowie für das Industriegebiet Pfieffewiesen (Melsungen) und für Spangenberg sowie Morschen.

Im Schienenverkehr angebunden wird die Region durch •

die im Fuldatal geführte IC- und RE-Strecke Kassel – Bebra mit Haltestellen in Guxhagen, Körle, Melsungen, Malsfeld und Morschen. Zusätzlich verkehren auf dieser Strecke ein Nahverkehrszug sowie die „Regiotram“ des NVV von Melsungen nach Kassel mit direktem Anschluss an die Kasseler Innenstadt. Im Stundentakt werden über die Regiotram auch die kleinen Bahnhöfe angefahren. Ein zusätzlich eingerichteter Bahnhof in Melsungen an der „Bartenwetzerbrücke“ ermöglicht seit 2012 den kurzen Zugang zur Innenstadt,

6

Vgl. Stadt Melsungen, 2014 (www.melsungen.de) Vgl. Stadt Felsberg, 2014 (www.felsberg.de) 8 Vgl. Liebenbachstadt Spangenberg, 2014 (www.spangenberg.de) 9 Vgl. Gemeinde Malsfeld, 2014 (www.malsfeld.eu) 10 Vgl. Gemeinde Morschen, 2014 (www.morschen.de) 7

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1 Gebietsabgrenzung

• •

die im Edertal geführte IC- und RE-Strecke Kassel-Treysa-Gießen mit Haltestelle in Felsberg/ Gensungen, die IC- und RE-Linien laufen über den ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. Die Bahnreisenden können innerhalb von 30 Minuten von Melsungen oder Gensungen die Kasseler Bahnhöfe erreichen.

Still gelegt ist die Bahn-Querverbindung Homberg-Malsfeld-Spangenberg. Spangenberg ist damit die einzige Gemeinde, die nicht über Bahnanschluss verfügt. Stadt und Stadtteile von Spangenberg sind nur per Bus vom und zum Melsunger Bahnhof zu erreichen. Mit dem NVV wird über den Nahverkehr Schwalm-Eder GmbH (NSE) sowie den Regionalverkehr Kurhessen GmbH (RKW) die Schulbeförderung und der ÖPNV sichergestellt. Damit können aus den entlegeneren Ortsteilen zu den Schülerbeförderungszeiten die nächsten größeren Orte aufgesucht werden. Etabliert haben sich daher mittlerweile in Körle, Malsfeld, Morschen, Guxhagen und Spangenberg der Einsatz von sog. Bürgerbussen. Diese werden ehrenamtlich gelenkt und befördern – insbesondere ältere - Bürger in die Hauptgemeinde zur Erledigung von Einkäufen und z.B. Arztbesuchen.

1.4

Historische bzw. kulturräumliche Lage

Der Altkreis Melsungen mit den drei Ämtern Felsberg, Melsungen und Spangenberg hat eine lange, noch heute gepflegte Tradition. In der über 1000jährigen Geschichte gab es sowohl kirchliche (Bistum Fulda) als auch weltliche Einflüsse (Landgrafschaft Hessen/Kassel), wobei letztere dominierte und beispielsweise zur Enteignung kirchlicher Besitztümer wie des Klosters Haydau in Morschen führten. Die starke gewerbliche Prägung der Region ist nicht nur das Ergebnis der frühen Industrialisierung zum Anfang des 19. Jahrhunderts, sondern kann bis ins Mittelalter zurückverfolgt werden, in dem z. B. die Stadt Melsungen ihre Funktionen als gewerbliches Zentrum und als Verwaltungszentrum aufzubauen begann.11

1.5

Naturräumliche Lage, Topografie

Die Region Mittleres Fuldatal liegt in einer Mittelgebirgslandschaft und wird topografisch vor allem durch das Fuldatal auf einer Höhe von 153m ü. NN, seine Seitentäler (Fulda-Werra-Bergland), den Höhenrücken zwischen Fulda und Eder mit einer Höhe von bis zu 342m ü. NN (den Nordausläufer des Knüllhochlandes), den Felsberger Abschnitt des Edertals und die Felsberger Landschaft mit ihren solitären Bergkegeln vulkanischen Ursprungs (Nordhessische Senke) geprägt. Das Besondere der geografischen Ausdehnung ist, dass die Region nicht nur das Fuldatal zwischen Guxhagen und Morschen mit dem Seitental der Pfieffe (Spangenberg) sondern auch einen Abschnitt des westlich verlaufenden Edertals mit der Gemeinde Felsberg/Gensungen umschließt sowie das Stölzinger Gebirge und das Melsunger Bergland im Osten mit Höhen von bis zu 500m ü. NN, rund um die Stadt Spangenberg. Während der Raum östlich der Fulda eindeutig durch Wälder bzw. die Forstwirtschaft geprägt wird, ändert sich diese Prägung im Zwischenraum zwischen Fulda und Eder, etwa auf der Linie der A7, und geht in eine ebenere, stärker landwirtschaftlich geprägte Landschaft über. Der Felsberger Raum ist darum auch der landwirtschaftlich bedeutendere Raum. Die Landschaft der Region wird durch die beiden Flussläufe von Fulda und Eder geprägt. Während das Fuldatal zwischen Guxhagen und Morschen an mehreren Stellen ausgedehnte Flussschleifen zulässt, verläuft die Eder im Felsberger Raum mit den Zuflüssen von Ems und Schwalm im weitgehend ebenen Gelände.12

11 12

Quelle: Regionales Entwicklungskonzept Mittleres Fuldatal 2007-2013, S. 17f. Quelle: Regionales Entwicklungskonzept Mittleres Fuldatal 2007-2013, S. 18.

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2 Vorerfahrungen

2

Vorerfahrungen

Die Region Mittleres Fuldatal bewarb sich erstmals zur LEADER-Förderperiode 2007-2013 und wurde als HELER-Förderregion anerkannt. Ein Unterschied zu den LEADER-Regionen wurde in den Rahmenbedingungen zu sehen: Die H-ELER-Regionen erhielten im Gegensatz zu den LEADER-Regionen kein fest zugeteiltes Förderbudget und die Personalkosten für das Regionalmanagement wurden nicht bezuschusst. Die Fördervoraussetzungen zur Umsetzung der lokalen Strategie erfolgten analog der LEADER-Regionen.

2.1

Organisation und Beteiligung

2.1.1

Lokale Aktionsgruppe / Regionalforum

Zur Mitarbeit im Regionalforum wurden Personen ausgewählt, die die definierten regionsspezifischen Themen inhaltlich kompetent vertreten, und auch die spätere Maßnahmenumsetzung beurteilen konnten. Für die regionale Strategie wurde das Leitbild „Generationengerechte Region“ vorbehaltlich definiert. Die Regionale Strategie wurde aus drei Handlungsbedarfen mit insgesamt 15 Handlungsfeldern und zehn Leitprojekten dargelegt. Das Regionalforum konnte innerhalb des öffentlich-rechtlichen Zweckverbandes Mittleres Fuldatal als Kommission nach § 172 HGO gebildet werden und wurde offiziell durch das Ministerium im November 2009 in seiner Rechtsfähigkeit anerkannt. Das Regionalforum übernahm damit die Aufgabe der Entscheidungsfunktion für die Umsetzung der regionalen Strategie private und kommunale Projekte zu beurteilen, den Entwicklungsprozess zu steuern sowie Impulse für Projektmaßnahmen zu geben. Zudem gewährleistete das Regionalforum die Projektbegleitung und trat in Einzelfällen auch als Projektträger auf, z. B. bei der Erstellung einer interkommunalen Radwegeanalyse mit Konzeption. Neben Kommunalvertretern aus dem öffentlichen Bereich setzte sich das Regionalforum paritätisch aus Partnern von Wirtschafts- und Sozialverbänden sowie der Zivilgesellschaft zusammen. Insgesamt bestand das Gremium aus 28 Mitgliedern. Die sieben Bürgermeister, der Geschäftsführer des Zweckverbandes Mittleres Fuldatal, ein Mitarbeiter des Bauamtes Spangenberg, die Leiterin der Tourist-Info Melsungen e.V., die Familien- und Jugendbeauftragte aus Felsberg, der Jugendpfleger von Malsfeld, drei beratende Mitglieder der Kreisverwaltung (ein Vertreter der Wirtschaftsförderung des Schwalm-Eder-Kreises und zwei Mitarbeiter der Dorf- und Regionalentwicklung des Schwalm-Eder-Kreises) stellten den öffentlichen Bereich aus den Verwaltungen mit insgesamt 14 Vertretern. Die 14 Wirtschafts- und Sozialpartner wurden von der Seniorenbeauftragten des Schwalm-Eder-Kreises, je einem Vertreter der Kreissparkasse Schwalm-Eder und VR-Bank Schwalm-Eder, des IHK-Service -Centers Schwalm-Eder, der Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder, dem Bauernverband, zwei Vertretern des Jobcenters Schwalm-Eder, einem Vertreter der Arbeitsagentur, zwei Vertretern des Sportkreises Schwalm-Eder sowie einem Fachmann aus dem Bereich Bioenergie, dem Vorsitzenden des Melsunger Einzelhandelsvereins, einem Vertreter des Geschichtsvereins Felsberg sowie dem Stiftungsgründer des „Ars Natura“ als Kunst- und Natur-Sachverständiger aus Spangenberg besetzt. Die Sitzungen des Regionalforums fanden ein- bis max. zweimal jährlich statt. Die Durchführung weiterer Termine war aufgrund terminlicher Engpässe bei der großen Anzahl der Mitglieder nicht möglich, wäre aber inhaltlich sinnvoll gewesen.

2.1.2

Offener Beteiligungsprozess

Im Zuge der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes 2007-2013 bildeten sich vier offene Arbeitsgruppen, die sich mit den thematischen Schwerpunkten „Wirtschaft und Bildung“, „Tourismus und kulturelles Erbe“, „Generationengerechte Region und Zusammenleben“ sowie „Landwirtschaft, Biomasse und Bioenergie“ beschäftigten. Die Aktivität dieser Gruppen nahm allerdings nach der Konzepterstellungsphase sehr REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

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schnell wieder ab. Erst mit Aufnahme der Tätigkeit der Regionalmanagerin Ende 2008 konnten drei der vier Arbeitsgruppen wieder reaktiviert werden, sodass diese Arbeit mit organisatorischer und fachlicher Begleitung des Regionalmanagements fortgeführt wurde. Bei der Arbeitsgruppe „Wirtschaft“ bestand ein wichtiges Anliegen insbesondere darin, Existenzgründer über die entsprechenden Kammern mit transparenten Informationen zu Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten zu versorgen und Projektansätze für die Integration und den Übergang zwischen Schule und Beruf zu diskutieren. Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe „Generationengerechte Region“ waren besonders engagiert. Aus den Aktivitäten entstand z. B. der Verein Mörscher Engel, das Projekt Qualifizierung von Alltagsbegleitern in Felsberg über die AWO, die Engagement-Lotsen-Qualifizierung (in Kooperation mit der Staatskanzlei Hessen, der Region Schwalm-Aue, dem Schwalm-Eder-Kreis, der Landesehrenamtsagentur Hessen), die Ehrenamtsagentur Melsungen sowie die mobile Pflegeauskunft Guxhagen. Die Arbeitsgruppe „Tourismus“ hatte sich insbesondere zum Ziel gesetzt, regionale bzw. interkommunale Möglichkeiten der Vernetzungen zu diskutieren und als Vorstandsvorschläge zu formulieren. Über den Austausch guter lokaler Beispiele und Besonderheiten wurden Projektvorschläge verfasst (z.B. Erlebnisschleifen an Rad- und Rundwanderwegen, Netzwerkaufbau Arbeitstitel „Heimatgeschichte“). Des Weiteren fanden intensive Austauschgespräche zwischen den Verantwortlichen der Destination, der TAG und den einzelnen Kommunen statt. Die Teilnehmer der beiden Arbeitsgruppen „Tourismus“ und „Generationengerechte Region“ profitierten und lernten aus den unterschiedlichen Erfahrungen voneinander. Es entstanden weitere offene Gruppierungen wie z. B. die Projektgruppe Ehrenamt in Melsungen über die Seniorenbeauftragte, die Projektgruppen „Stellbachklamm“ und „Beisetal-Mühlenweg“, weiterhin Projekte, die dem Regionalen Entwicklungskonzept zwar entsprachen, aber von der Richtlinie her nicht förderfähig waren. Die dritte Arbeitsgruppe Tourismus profitierte insbesondere über den fachlichen Austausch mit einem besseren Informationsfluss. Die Arbeitsgruppe „Landwirtschaft, Biomasse und Bioenergie“ konnte aufgrund mangelnder Teilnehmer nicht reaktiviert werden, zudem bot die Richtlinie keine adäquaten Fördermöglichkeiten.

2.2

Evaluierung

Um den Erfolg bzw. die Auswirkungen auf die regionale Entwicklung durch den LEADER-Ansatz festzustellen, wurde der Prozessverlauf durch die Befragung der Regionalforumsmitglieder zur eigenen Arbeit, zum eigentlichen Prozess und der Arbeit des Regionalmanagements durch das Johann Heinrich von Thünen-Institut in Braunschweig im Frühjahr 2010 und 2013 ausgewertet.13 Darüber hinaus wurde auf der Projektebene eine Evaluation über den Stand der Umsetzung und die Zielerreichung der Entwicklungsstrategie einschließlich des Überdenkens bisheriger Ziele und Handlungsfelder durchgeführt.14 Die Ergebnisse flossen als wichtige Steuerungsindikatoren in die weitere Arbeit ein.

2.2.1

Prozessevaluierung

Die Ergebnisse des Thünen-Instituts aus der Befragung 2013 waren u.a. die Basis im Bilanzworkshop des Regionalforums am 25. Februar 2014. Sie wurden diskutiert und reflektiert. Das erklärte Ziel des Vorstandes

13

Quelle: Schnaut, Gitta, Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig, Auswertungsblätter zur Befragung in den Hessischen Regionalforen 2010 und 2013 14 Quelle: Förderregion Mittleres Fuldatal, Jahresbericht 2013, S. 19-22; Karmann, 18.12.2013, Förderbilanz der ELERFörderung 2007 – 2013 (internes Dokument) sowie Präsentationsunterlagen zum Bilanzworkshop, 27.02.2014 (interne Unterlagen)

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und des Regionalforums bestand darin, die Arbeit des Regionalforums und des Regionalmanagements weiter zu stärken, insbesondere im Hinblick auf die Bewerbung zur neuen Förderperiode. Aber auch die künftige Besetzung des Regionalforums soll optimiert werden. Diese Überlegung begründet sich darauf, dass sich in der Umsetzungsphase 2007–2013 Themenschwerpunkte und regionale Bedarfe veränderten, aber auch Sachzwänge durch eine enge Auslegung der Förderrichtlinie die Unterstützung von definierten Leitprojekten nicht ermöglichten und Abweichungen damit unvermeidbar waren. Festgestellt wurde, dass in diesem Zusammenhang das Interesse und die Beteiligung von einigen Wirtschafts- und Sozialpartnern auffallend gering war bzw. schon zu Beginn der Förderzeit nicht mehr aktiviert werden konnte.15 Aufgrund der vorgehaltenen personellen Kapazität für das Regionalmanagement (35 Prozent einer Vollzeitstelle) wurde der Umsetzungsprozess gleichwohl nach den Anforderungen begleitet und bearbeitet, jedoch innerhalb eines eingeschränkten zeitlichen Rahmens. Diese Restriktion einschließlich der o.g. veränderten regionalen Bedarfe und Sachzwänge und der teilweise konzeptionell unscharfen strategischen und operativen Vorgehensdefinition lassen im Hinblick auf die Bewerbung für LEADER 2014-2020 die Überlegung zu, das Konzept neu aufzustellen. Mit diesem „Neustart“ wird in Betracht gezogen, dass sich das Konzept wesentlicher breiter als bisher entwickeln könnte und ggf. eindeutige Schwerpunkte noch nicht exakt erkennbar werden.

2.2.2

Projektevaluierung

Im letzten Jahr der Förderung fand eine Exkursionsreihe zu bereits umgesetzten Projekten für die Mitglieder des Regionalforums und die interessierte Öffentlichkeit statt. Beispielhaft wurden 16 Projekte ausgewählt und besucht.16 Außerdem wurde eine quantitative Projektauswertung anhand der strategischen Entwicklungsziele und der Zuschusshöhe durch die Förderung vorgenommen.17

2.3

Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie

2.3.1

Zielerreichung, realisierte Leitprojekte, innovative Ansätze und Finanzierung

Innerhalb der elf Entwicklungsziele, die aus den 15 Handlungsfeldern für die Zeitspanne 2007-2013 entwickelt wurden, konnten zehn Ziele über das LEADER-Programm Unterstützung erhalten und hierzu Maßnahmen initiiert werden.18 Im Bereich der zehn Leitprojekte konnten 50 Prozent inhaltlich und teilweise fördertechnisch unterstützt werden, 50 Prozent der Leitprojekte mussten allerdings komplett vernachlässigt werden. Dies hatte unterschiedliche Gründe.19 Auffallend ist, dass diese aufgegebenen Leitprojekte während des Erstellungsprozesses eine hohe Priorität erhalten hatten.20 Innovative Ansätze konnten insbesondere im sozialen Bereich erzielt werden. Neben einem intensiven Diskurs in der Region, der die Menschen interessiert und dazu führt, über den Tellerrand hinaus zu sehen, konnte das Engagement für nachbarschaftliche Hilfen wie Haushalts-, Garten- und pflegerische Dienstleistungen aktiviert und gestärkt werden. Des Weiteren kann ein innovativer Ansatz darin gesehen werden, dass die politisch Verantwortlichen aber auch die Bürger ein stärkeres Interesse und Bewusstsein für die eigene Region

15

Eigene Beobachtungen und Aufzeichnungen anhand der Protokollunterlagen. Quelle: Projektreiseunterlagen, interne Papiere; vgl. auch Jahresbericht 2013. 17 Quelle: Karmann, 18.12.2013, Förderbilanz der ELER-Förderung 2007 – 2013 (internes Dokument); Präsentationsunterlagen zum Bilanzworkshop am 25.02.2014 (interne Unterlagen). 18 Quelle: Jahresberichte 2009-2013. 19 Vgl. Jahresbericht 2013, S. 9 f. 20 Vgl. REK-MFT 2007, S. 103; vgl. ebenso Jahresbericht 2013, ebenda. 16

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entwickelten und touristische Potenziale wesentlich stärker aktivierten. Das gleiche kann in Bezug der bestehenden Traditionen und Brauchtümer in der Region genannt werden. Die im REK veranschlagten Finanzmittel konnten für die Region Mittleres Fuldatal aus verschiedenen Gründen nicht voll ausgeschöpft werden, z. B. a) Maßnahmen nicht richtlinienkonform b) Maßnahme andere EPLR-Priorität und nicht über Regionalmanagement abzuwickeln, c) kein formulierter Projektbedarf in der Region.21 Die Finanzierung des Regionalmanagements trugen die sieben Kommunen als H ELER-Region mit den erforderlichen Personal- sowie Sachkosten zu 100 Prozent selbst. Für den Prozess zur Umsetzung der Regionalen Strategie wurde dazu eine qualifizierte Mitarbeiterin mit einem universitären Abschluss als Regionalund Stadtumbaumanagerin eingestellt. Das Entgelt richtet sich nach TVöD 10.

2.3.2

Weitere Förder- und Entwicklungsprogramme

Über EPLR-Mittel hinaus konnten für die Region im Zeitraum 2008 - 2013 insgesamt 9,75 Mio. Euro für kommunale städtebauliche Projekte akquiriert werden.22 Mithilfe des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) konnten fünf regionsrelevante städtebauliche Projekte zwischen 2010 bis Ende 2013 mit rd. 4,5 Mio. Euro Förderung in Kombination mit dem Programm „Stadtumbau in Hessen“ umgesetzt werden: 1)

Melsungen:

a) Ein brachgefallenes Forsthaus im Stadtzentrum wurde saniert und in Kombination mit einem Neubau als „Interkommunales Dienstleistungszentrum“ umfunktioniert; b) Der stark sanierungsbedürftige Bahnhof wurde von der Stadt gekauft und in einen innovativen Kultur- und Bildungsbahnhof mit Berufsstarthilfe, Musikschule sowie einer zeitgemäßen Aufenthaltsmöglichkeit in Form eines Cafés umgebaut. Das Bahnhofsumfeld wurde zeitgemäß umstrukturiert.

2)

Malsfeld:

Revitalisierung einer Industriebrache für eine Mehrgenerationenhalle

3)

Morschen:

a) Eine Industriebrache wurde für den neuen Feuerwehrstützpunkt mit DRK-Station und gemeindlichem Bauhof umfunktioniert; b) Ein brachgefallenes landwirtschaftliches Anwesen in der Ortsmitte wurde durch Sanierung und Revitalisierung zu einer zeitgemäßen barrierefreien Gemeindeverwaltung mit modernem Gemeindesaal umgebaut.

Im Bundes-, Landesprogramm „Stadtumbau in Hessen“ konnten für städtebauliche Projekte von 2007 bis Ende 2013 insgesamt rd. 4,7 Mio. Euro für die Mitgliedskommunen eingeworben werden. Aus dem Bund-Länderprogramm zur Förderung der energetischen Modernisierung sozialer Infrastruktur in Kommunen wurden 2010 bis Ende 2011 für den baulichen Wärmeschutz rd. 55 Tsd. Euro akquiriert.

2.4

Schlussfolgerungen

Aus den Vorerfahrungen lassen sich Schlussfolgerungen für die Ausgestaltung von Organisation, Prozess und Inhalt in der neuen Förderperiode ziehen.

21 22

Vgl. Jahresbericht 2013, S. 12 f. Quelle: Interne Unterlagen und Förderbescheide, vgl. in Teilen auch Jahresbericht 2013, S. 10 f.

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2 Vorerfahrungen

2.4.1

Organisation und Prozess

Die zeitliche Koordination des Regionalforums bzw. der LAG in seiner Funktion als Entscheidungsgremium gestaltete sich relativ aufwendig. Dies beeinträchtigte die Flexibilität des Gremiums. Deshalb soll zukünftig die Entscheidung über Projekte durch ein separates kleineres Entscheidungsgremium bzw. einen speziellen Förderausschuss vorgenommen werden. Der Förderausschuss soll dabei aus gewählten Mitgliedern der LAG bestehen. Die Gruppe sollte eine arbeitsfähige Teamgröße haben und mindestens vier Mal pro Jahr tagen, über einen hohen Handlungs- und Entscheidungsspielraum verfügen und einen Sprecher bestimmen. Den Regionalforums- bzw. LAG-Mitgliedern sollten ggf. direkt Arbeits- oder Projektgruppen beiseite gestellt werden bei Themen, mit denen sie sich selbst bereits beschäftigen oder tätig sind. Ziel ist es, die Motivation zur Mitarbeit in der LAG dauerhaft zu gewährleisten. Die Auswahl der LAG-Mitglieder bzw. die Mitarbeit in der LAG ist stark davon abhängig, wie engagiert sich die jeweilige Person selbst in den regionalen Entwicklungsprozess einbringt, aber auch über ihr eigentliches Kernthema andere Themen betrachtet, um den Prozess als Ganzes zu sehen und dadurch zu gestalten. Eine Selbstorganisation der Arbeitsgruppen ist aufgrund von Kapazitätsengpässen unerlässlich und sollte durch zu benennende Gruppensprecher erfolgen. Thematische Vernetzungen müssen zwischen bereits bestehenden örtlichen und lokalen Gruppen sowie den neuen Arbeitsgruppen im Zuge des regionalen Entwicklungsprozesses verstärkt werden. Die Selbständigkeit der Gruppen führt u. a. zu einer Entlastung des Regionalmanagements ohne die regionalen Ziele und Maßnahmen aus dem Auge zu verlieren. Die Förderphase 2007–2013 war durch einen lebendigen Diskussionsprozess innerhalb der Region sowie auch innerhalb der unterschiedlichen lokalen Gruppen geprägt. Dies soll innerhalb der Region weitergeführt sowie zukünftig durch überregionale Kooperationen und Gruppierungen intensiviert werden.

2.4.2

Inhalt

Das in der letzten Förderperiode erstellte Regionale Entwicklungskonzept des Mittleren Fuldatals verfolgt mit dem Leitbild einerseits eine grobe Skizzierung, dennoch sollte das künftige Leitbild regionsspezifischer ausformuliert werden und damit stärker auf die Besonderheiten der Region eingehen. Zudem sind der Handlungsbedarf und die 15 Handlungsfelder aufgrund der allgemein gehaltenen Formulierungen überarbeitungswürdig. D.h. der Handlungsbedarf sollte stärker auf die Gegebenheiten der Region spezifiziert und die Anzahl der Handlungsfelder reduziert und konkretisiert werden. Als nicht praktikabel hat sich eine Punktbewertung von Leitprojekten zum Zeitpunkt der REK-Erstellung erwiesen. Das abgegebene Stimmungsbild wies fünf Leitprojekten eine besonders hohe Umsetzungsrelevanz zu. Diese Leitprojekte konnten aber aufgrund der erst später veröffentlichen Förderrichtlinien nicht realisiert werden. Letztlich haben sich zwei Leitprojekte mit einer geringeren Priorität als besonders wichtig herauskristallisiert. Dies ist zum einen im wirtschaftlichen Bereich die Unterstützung von Existenzgründern und auf der anderen Seite die Stärkung des Aktivtourismus. Erwähnt werden muss hier allerdings, dass sich diese Tendenzen auch aufgrund der ausgestalteten Förderrichtlinie so ergeben haben. Eine wegweisende Richtung und eine wichtige Handlungsgrundlage stellten während des Prozesses besonders die elf formulierten strategischen Entwicklungsziele dar.

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3 Verfahren zur REK-Erstellung

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Verfahren zur REK-Erstellung

Als vorbereitende Maßnahme des Bewerbungsprozesses wurden für eine grundsätzliche Einschätzung die sieben Bürgermeister der Region in ihrer Funktion als Verwaltungsspitzen einzeln zu verschiedenen Themenbereichen nach einem Fragenkatalog befragt. Die Ergebnisse der Befragung spiegelten eine persönliche Einschätzung der Bürgermeister zu ihren Erfahrungen zum Ablauf der letzten Förderperiode sowie ihre Erwartungen zur anvisierten künftigen LEADER-Förderperiode für die kommunale und interkommunale Ebene wider. Weiterhin wurden Einschätzungen zu lokalen und regionalen Stärken und Schwächen und Herausforderungen und deren denkbaren Lösungen mit möglichen Projektideen und Akteuren getroffen. Das Regionalforum als Steuerungsgremium und das Regionalmanagement als Umsetzungsorgan wurden in ihrer Wichtigkeit für den regionalen Entwicklungsprozess bestätigt. Der Bürgerbeteiligung im Rahmen der Erarbeitung des REKs kommt eine große Bedeutung zu, denn dem „bottom-up“-Anspruch des LEADER-Prozesses soll entsprochen werden. Sie dient zur Initiierung und Fortsetzung von regionalen Prozessen und hilft bei der Anfertigung zur Erarbeitung regionsbedeutender Entwicklungsziele. Diese sollen „SMART“ angelegt sein (eindeutig, messbar, positiv und akzeptiert, erreichbar und terminiert), so dass mit der künftigen Umsetzung mithilfe von Projekten durch private und öffentliche Träger, die formulierten Ziele erreicht werden können. Das während des Bewerbungsprozesses geweckte hohe Engagement der regionalen Akteure ist insbesondere nach Erstellung des REKs organisatorisch weiter zu unterstützen, um eine Fortführung zu gewährleisten und neue Akteure hinzuzugewinnen. Hierfür müssen aufgrund von Kapazitätsengpässen neue Formen der Selbstverwaltung gefunden und unterstützt werden.

3.1

Information der Öffentlichkeit

3.1.1

Medien

Die Information der Öffentlichkeit erfolgte über Ankündigungen und Berichte in der lokalen Presse, Informationsflyer (vgl. Anhang zu Kapitel 3), verschiedene digitale Medien wie die offizielle Homepage der Förderregion oder den Facebook-Auftritt des Mittleren Fuldatals, persönliche Anschreiben durch die sieben Bürgermeister sowie Einladungen durch das Regionalmanagement über Emails an die Verwaltungen, politische Vertreter und weitere private und zivile Akteure und Akteursgruppen. Über die offizielle Webseite www.foerderregion-mittleres-fuldatal.de/aktuelles wurde für die interessierte Öffentlichkeit der Gesamtprozess zur Bewerbung LEADER 2014 – 2020 umfassend, transparent und aktuell dargestellt, über die Termine der Bürgerforen informiert und die Ergebnisse mithilfe der Protokolle bereitgestellt. Als neues Element in der Öffentlichkeitsarbeit kam zu Beginn der Bewerbungsphase der Facebook-Auftritt „Förderregion Mittleres Fuldatal“ hinzu, der vom Regionalmanagement betrieben wird. Ziel ist, vermehrt die Socialmedia-Zielgruppe zu erreichen und das Interesse für die Entwicklung der Region u. a. durch interaktive Ideen wie z. B. ein regionales Quiz zu wecken.

3.1.2

Pressearbeit

Veranstaltungsankündigungen und Abstimmungsgespräche wurden über das Regionalmanagement jeweils den lokalen Presseorganen mitgeteilt bzw. Pressegespräche mit den Redakteuren der Hessisch Niedersächsische Allgemeine/HNA sowie dem mb-media-Verlag/Heimatnachrichten durchgeführt. Eine Übersicht der wichtigsten Presseartikel ist als Anlage im Anhang Kap. 3 aufgeführt.

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3 Verfahren zur REK-Erstellung

3.2

Offener Beteiligungsprozess

Ein Informationsflyer kündigte die Bürgerbeteiligung an und wurde über die zentrale Verteilungsstelle der Heimatnachrichten/mb-media-Verlag (Kassel) an 22.026 Haushalte in der Region verteilt. Des Weiteren informierten persönliche Anschreiben der Bürgermeister lokale Akteure der Bereiche Politik, Wirtschaft, Tourismus, Soziales, Energie und Umwelt über die einzelnen geplanten Veranstaltungen. Sie wurden gebeten, sich über die LEADER-Bewerbung zu informieren und ihre Meinungen und Vorschläge einzubringen. Die Bürgerbeteiligung stellte sich unter dem Motto „mitreden“ dar. Die Veranstaltungen waren für alle Interessierten jeden Alters und jeder Herkunft offen.

3.2.1

Auftaktveranstaltung

In der Auftaktveranstaltung am 14. März 2014 wurde die Möglichkeiten der Beteiligung erörtert. Neben einem Rückblick auf die vergangene Förderperiode informierten die Veranstalter anschließend über die neue Förderperiode sowie die geplanten Workshops. Der Vortrag eines Demografie-Experten der Bertelsmann Stiftung stellte dem Plenum die zukünftigen demografischen Herausforderungen plakativ und eindrucksvoll dar und motivierte zur Mitarbeit. In der anschließenden Zukunftswerkstatt wurden in Kleingruppen zu regionsspezifischen Arbeitsthemen Stärken, Schwächen und mögliche Zielrichtungen diskutiert und auch bereits erste Projektideen entwickelt. Diese Ergebnisse dienten u.a. als Grundlage für die folgenden Themenworkshops.

3.2.2

Themenworkshops

Es folgten fünf Workshops mit unterschiedlichen Arbeitsthemen in fünf verschiedenen Veranstaltungsstätten in der Region: •

Energie + Umwelt, 28. März 2014, Gemeinde Körle;



Freizeit + Leben: Tourismus / Kunst + Kultur, 8. April 2014, Stadt Melsungen;



Wohnen + Arbeiten: Innenentwicklung/ Wirtschaft/ Existenzgründung, 6. Mai 2014, Gemeinde Malsfeld;



Bürgerschaftliches Engagement: Kirche / Gemeinde / Integration,19. Mai 2014, Stadt Spangenberg;



Region + Kommune: Familienfreundliche Kommune / alle Generationen, 3. Juni 2014, Stadt Felsberg.

Aufgrund vieler Anregungen sowie dem noch bestehenden Gesprächsbedarf zu den Themen „Freizeit und Leben“ sowie „Wohnen und Arbeiten“ wurde je ein zweiter Termin zur Erarbeitung konkreter Projektvorschläge in Morschen (14. Mai 2014, Tourismus) und Guxhagen (26. Mai 2014, Arbeiten) organisiert und durchgeführt, um vertiefend weiterzuarbeiten. Der Aufbau der Veranstaltungen war zweiphasig konzeptioniert. Im ersten Teil erfolgte eine Diskussion zu Stärken und Schwächen des jeweiligen Themas, mit entsprechenden Zielformulierungen, Handlungsansätzen und Projektvorschlägen. Im zweiten Teil wurden je nach Beteiligungsaktivität in Kleingruppen konkrete Projektvorschläge erarbeitet. Zum Teil entwickelten sich aus den Kleingruppen bereits Projektteams und Arbeitsgruppen. Die Workshop-Ergebnisse wurden der Öffentlichkeit in Form von Protokollen über den Internetauftritt www.foerderregion-mittleres-fuldatal.de zur Verfügung gestellt. Zudem wurde über Facebook auf aktuelle Veranstaltungen hingewiesen. Es fanden somit sieben Workshops mit fünf Arbeitsthemen statt, bei denen durchschnittlich 35 Personen pro Veranstaltung mitdiskutierten. Insgesamt konnten über sieben durchgeführte Workshops rd. 250 Menschen mit dem Beteiligungsverfahren im Rahmen der Workshops erreicht werden.

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3 Verfahren zur REK-Erstellung

3.2.3

Abschlussveranstaltung

An der Abschlussveranstaltung am 27. Juni 2014 in Melsungen nahmen rd. 50 Akteure teil. Dazu präsentierte die Regionalmanagerin die Ergebnisse der Gebietsanalyse und zeigte Stärken, Schwächen, abgeleitete Chancen und Risiken sowie die identifizierten Handlungsbedarfe für die Region auf. Weiterhin wurden die Resultate zu den Projektentwicklungen aus den Workshops und der Zusammenhang zur Regionalen Strategie dargestellt. Als ein weiteres Ergebnis aus den Analysen und Workshops sind besonders innovative Ansätze für die Region Mittleres Fuldatal herausgefiltert worden, die zur Intensivierung und Entwicklung bestehender und neuer Prozesse beitragen können. Innovative Schwerpunkte werden insbesondere in der Intensivierung der interkommunalen Kooperation, neuer Möglichkeiten zur Verbesserung der Mobilität und dem Ausbau der E-Mobilität sowie eine verstärkte Entwicklung hin zu einem Medizin- und Pharmazie-Cluster - eine Branche, die die Region Mittleres Fuldatal bereits prägt Das Leitbild wurde vorgestellt und vom Plenum angenommen. In einer am 23. Juni 2014 vorgelagerten Vorstandssitzung (mit Vorstand, Regionalforumsmitgliedern und engagierten Workshop-Teilnehmern) waren die Ergebnisse bereits diskutiert sowie Ergänzungen und Formulierungsänderungen für die Abschlussveranstaltungen eingearbeitet worden. In der abschließenden Diskussion stellte sich heraus, dass in Bezug auf das weitere Vorgehen besonders die öffentliche Kommunikation und transparente Darstellung von Prozessverlauf und Entscheidungen, beispielsweise über die Arbeitsweise der LAG, von großer Bedeutung für die weitere Mitarbeit engagierter Bürger und Akteure sind.

3.2.4

Akteure im Beteiligungsprozess

Innerhalb des Beteiligungsprozesses konnten neue Interessengruppen zu den bereits bestehenden gewonnen werden. Dies lässt erwarten, dass die Themenbreite und -tiefe und die Vielfalt der Projekte auch künftig höher und die regionale Vernetzung engmaschiger wird. Bisher nicht aktive Interessengruppen konnten erreicht werden, die mit folgenden Akteuren beispielhaft genannt werden können: Im Bereich Tourismus / Kultur bildeten sich der „Stammtisch Beherbergungsbetriebe“ zur Serviceverbesserung, eine Arbeitsgruppe zur Verbesserung von Wanderwegen und eine Initiative zur Sicherung jüdischen Kulturguts. Die Initiative zur Streuobstwiesenpflege will Aktionen rund um den Apfel bearbeiten und Verbindungsglied zu Schulen und Natur-/Umweltvereinen sein. Im Bereich Energie und Innenentwicklung beschäftigt sich eine Gruppe von Bildungsberatern selbständigen Ingenieuren und die Genossenschaft zur Stadt- und Quartiersentwicklung/Felsberg um Möglichkeiten, Gebäude fachgerecht energetisch und baulich zu sanieren. Die Jugendwerkstatt Felsberg als Verbindungsglied zwischen Jugend-, Energiebildung und Job-Center strebt weitere Vernetzungsmöglichkeiten an. Lokale Akteure, die sich im Bereich Nachbarschaftshilfen, Ehrenamt und Integration (z. B. Verein Spangensteine/Spangenberg, Mörscher Engel/Morschen, KIFAs/ Felsberg) beschäftigen, streben weitere Vernetzungen an, u.a. mit dem Dekan als Bindeglied zwischen kirchlichen und weltlichen Themen. Senior-Experten aus Wirtschaft und Kommunen sowie der Wirtschaftsförderung des Kreises wollen verstärkt die Vernetzung und den Ausbau des regionsprägenden Medizin- und Pharmaziesektors anbahnen. Aus den Diskussionen der Themenveranstaltungen konnten somit wesentliche ergänzende Aussagen zur SWOT- und Bedarfsanalyse gezogen werden. Entstanden ist ein reger Diskussionsprozess in der Region.

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3 Verfahren zur REK-Erstellung

3.3

Bürgerbefragung

Neben dem Beteiligungsverfahren wurde eine Befragung zu Stärken und Schwächen der Region, wichtigen Themen und ersten Projektvorschlägen on- und offline durchgeführt. Befragt wurden Bürger, die an den Veranstaltungen teilnahmen und diejenigen, die Web- und Facebook-Seiten besuchten. Außerdem wurden die Fragebögen in den Bürgerbüros und Verwaltungen der Städte und Gemeinden ausgelegt. Die Ergebnisse spiegeln ein bemerkenswertes Stimmungsbild wider. Sie untermauern – ohne repräsentativ abgesichert zu sein – die Ergebnisse der Gebiets- und Einschätzungen zur SWOT-Analyse. Insgesamt wurden 88 Fragebögen beantwortet, davon 59 online und 29 in Papierform. Die Befragung wurde zwischen dem 3. März und dem 31. Mai 2014 durchgeführt. Eine Erkenntnis ist u.a., das Medium Internet als Informations- aber auch Kommunikationsmöglichkeit stärker einzubeziehen. Denn die Befragung untermauert, dass das Internet zunehmend von allen Altersgruppen als Informations- und Kommunikationsplattform genutzt wird.

3.4

Überregionale Abstimmung

Im Zeitraum März bis Juni 2014 fanden ferner Abstimmungs- und Kooperationsgespräche über die Region Mittleres Fuldatal hinaus statt. Hierbei ging es hauptsächlich um das Ausloten möglicher gemeinsamer Projekte. 1. Schwalm-Eder-Kreis Insbesondere wurden Gespräche mit Verantwortlichen der Wirtschaftsförderung des Schwalm-Eder-Kreises und den Regionalmanagerinnen der Regionen Mittleres Fuldatal, Schwalm-Aue, Knüllgebiet, Casseler Bergland sowie der Region Kellerwald Edersee geführt. Die drei Regionen Knüllgebiet, Mittleres Fuldatal und Schwalm-Aue initiierten zudem gemeinsame Abstimmungsgespräche zu den Themen Fachkräftemangel und Tourismus. Bezüglich des Fachkräftemangels wurden mit Vertretern von Bildungsträgern aus dem Schwalm-Eder-Kreis, den öffentlich-rechtlichen Verbänden für Bildung und Arbeit, wie der Agentur für Arbeit, dem Job-Center, dem IHK-Service Schwalm-Eder, der Kreishandwerkerschaft, der Volkshochschule, der IHK-Bildungsberatung sowie der Wirtschaftsförderung Schwalm-Eder Termine durchgeführt. Zum Thema Unterstützung des touristischen Ausbaus fand ein fachlicher Austausch mit Vertretern des Kurhessischen Berglands und den verantwortlichen Geschäftsführern der touristischen Arbeitsgruppen Erlebnisregion Mittleres Fuldatal und Rotkäppchenland statt. Die Ergebnisse beider Veranstaltungen wurden in der Gebietsanalyse berücksichtigt. 2. Nordhessen Die nordhessischen Regionen (Mittleres Fuldatal, Naturpark Diemelsee, KulturLandschaft HessenSpitze, Casseler Bergland, Kellerwald-Edersee, Burgwald-Ederbergland, Schwalm-Aue, Knüll, Hersfeld-Rotenburg, Werra-Meißner-Kreis) stimmten sich gemeinsam und ebenfalls mit dem Regionalmanagement Nordhessen, der GrimmHeimat und den entsprechenden Clustermanagern zu thematischen Schwerpunkten, insbesondere zu Maßnahmen und Projekten der Themen (E-)Mobilität, Gesundheit und Tourismus, ab. Erfreuliches Ergebnis für den Aktionsplan mit Umsetzungsebene ist, dass neben den sieben unterschiedlichen Themenworkshops, weitere Gespräche, Telefonate, Email-Verkehr sowie überregionale Kooperationsabstimmungen zu einer Vielfalt und hohen Anzahl an Projektvorschlägen geführt hat - mit großer Themenbreite und zum Teil inhaltlicher Tiefe. Bis zum vereinbarten Stichtag 31. Juli 2014 wurden 245 konkrete Projektideen aufgenommen.

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

4

Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

Vorgehensweise: Im Folgenden wird die Region Mittleres Fuldatal anhand ausgewählter Strukturdaten und ergänzender qualitativer Aussagen unter verschiedenen thematischen Gesichtspunkten betrachtet und analysiert. Im Anschluss werden aus den Analyseergebnissen der einzelnen Themen Aussagen zu Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Region formuliert. In diesem Schritt werden bereits themenübergreifende Verknüpfungen erstellt. Aus der Übersicht der SWOT-Analyse wird dann zusammenfassend eine Einschätzung des Handlungsbedarfs mit thematischen Schwerpunkten abgeleitet.

4.1

Gebietsanalyse des Mittleren Fuldatals

4.1.1

Bevölkerungsstruktur und -entwicklung

Zum Jahresende 2012 lebten in der Region Mittleres Fuldatal 45.593 Menschen auf einer Fläche von 370,2 km². Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 123 Einwohnern pro km². Im Vergleich zum Durchschnitt des Landes Hessen (285 EW/km²) und der Bundesrepublik Deutschland (145 EW/km²) ist die Region Mittleres Fuldatal eher dünn besiedelt.23 Seit 1991 hat die Region mit -2,2 % im Gegensatz zur positiven Entwicklung in Hessen (+ 5,7 %) und der gesamten Bundesrepublik (+ 0,3 %) insgesamt einen Bevölkerungsverlust zu verzeichnen. In den verschiedenen Kommunen zeigt sich aber eine sehr unterschiedliche Entwicklung. Während Körle und Guxhagen rund 10 % Bevölkerungszuwachs hatten, ist Melsungen aktuell nahezu auf dem gleichen Stand wie 1991. Malsfeld, Felsberg, Spangenberg und Morschen haben im Vergleich zu 1991 deutlich an Einwohnern verloren, Morschen dabei sogar rund 12 %.24

23 24

Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2013 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 1992-2013

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Die Gesamtbevölkerungszahl des Mittleren Fuldatals ist seit dem Jahr 2000 gesunken, jedoch ist in allen Kommunen außer Morschen ein Wendepunkt im Jahr 2010 erkennbar, ab dem die Bevölkerungszahl nur noch geringfügig sinkt, stagniert oder wie in Körle und Felsberg sogar wieder wächst (vgl. Abb. 3). Das Durchschnittsalter der Abbildung 3: Entwicklung der Einwohnerzahlen 1991 - 2012 (Quelle: Hessische Gemeindestatistik 1992-2013) Region Mittleres Fuldatal liegt mit 44,5 Jahren über dem hessischen Durchschnitt (43,6 Jahre).25 Laut der Bevölkerungsprognose der Bertelsmann Stiftung wird der Altersdurchschnitt der Bevölkerung im Mittleren Fuldatal bis zum Jahr 2030 um ca. 5 Jahre ansteigen und dann etwa 2 Jahre über dem hessischen Durchschnitt liegen.26 Die Entwicklung des Altersdurchschnitts der Region ist entsprechend auch in der Verteilung der Altersstruktur zu erkennen. Während die Anteile der Altersgruppen der Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter sowie der in absehbarer Zeit aus dem Beruf scheidenden Erwachsenen an der Gesamtbevölkerung von 2011 bis 2030 sinken werden, wächst die Altersgruppe der Rentner und Senioren deutlich. Dabei vollzieht sich diese Entwicklung im eher ländlich geprägten Mittleren Fuldatal stärker als im hessischen Durchschnitt, sodass die Werte in der Prognose der HessenAgentur für 2030 mehr von denen des Landes Hessen abweichen als im Jahr 2011.27 Im Vergleich der Kommunen des Mittleren Fuldatals untereinander fallen vor allem die Anteile der Senioren ab 65 Jahren in der Flächengemeinde Spangenberg und der Stadt Felsberg auf, die sowohl aktuell als auch in der Prognose für 2030 größer ausfallen als der Durchschnitt in der Region. Gleichzeitig werden für Malsfeld und Guxhagen vergleichsweise geringe Anteile der Kinder und Jugendlichen an der Bevölkerung für das Jahr 2030 prognostiziert.28 Somit werden in den hier genannten Kommunen die Auswirkungen der demografischen Entwicklung besonders im Bereich der Versorgungs-, Mobilitäts-, Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur zu spüren sein und bedürfen entsprechender struktureller Anpassungen an die veränderten Rahmenbedingungen in der Bevölkerung. Neben der natürlichen Bevölkerungsentwicklung ermittelt aus der Anzahl von Geburten und Sterbefällen ist auch der Wanderungssaldo, also die Differenz der Zu- und Fortgezogenen in der Region interessant. Hier fallen zwar keine gravierenden Gewinne oder Verluste über einen längeren Zeitraum auf, allerdings liegt der Saldo seit der Jahrtausendwende zunehmend im negativen Bereich. Die Ausprägung schwankt zwischen + 0,4 % im Jahr 1999 und -0,6 % im Jahr 2006.29 Bei der Zahl der Zugezogenen im Mittleren Fuldatal liegt der Anteil der Ausländer im Jahr 2012 bei 16,6 %, also besteht ein Sechstel der Neubürger in der Region aus Menschen ohne deutschen Pass, denen möglicherweise die Integration an ihrem neuen Wohnort z. B. aufgrund von sprachlichen Problemen besonders schwer fällt.30

25

Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2012, Bertelsmann Stiftung 2014 (www.wegweiser-kommune.de, Datenstand: 2011) Quelle: Bertelsmann Stiftung 2014 (www.wegweiser-kommune.de, Datenstand: 2011) 27 Quelle: Gemeindedatenblätter der HessenAgentur, Stand: 2012 28 Vgl. ebenda 29 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 1992-2013 30 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2013 26

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

4.1.2

Wirtschaftliche Leistungskraft

Zur Messung der Wirtschaftskraft eines Landes oder einer Region wird zunächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bzw. das BIP pro Kopf herangezogen, diese Werte liegen allerdings nur für größere räumliche Einheiten als die Region Mittleres Fuldatal vor, sodass Aussagen aus diesen Daten verallgemeinert werden müssen. Das BIP pro Kopf betrug für den Regierungsbezirk Kassel im Jahr 2009 28.500 € bei einer Wachstumsrate von 1,9 % (2000-2009). Im Vergleich zu den Regierungsbezirken Gießen (26.900 €/2,1 %) und Darmstadt (39.600 €/1,6 %) liegt die Region im hessischen Mittelfeld. Das BIP je Einwohner befindet sich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 29.000 €, allerdings ist die nordhessische jährliche Wachstumsrate höher als die der Bundesrepublik mit 1,7 %.31 Im Bereich der Arbeitslosigkeit kann sich das Mittlere Fuldatal sowohl innerhalb Hessens als auch innerhalb Deutschlands sehr positiv darstellen. Die Erwerbslosenquote im Regierungsbezirk Kassel ist im Zeitraum von 2005 bis 2011 von 9,3 % auf 4,4 % deutlich gesunken und liegt dabei unter dem hessischen (4,7 %) und dem bundesdeutschen Durchschnitt (5,9 %). Mit einer Arbeitslosenquote von 4,6 % im Jahr 2012 fällt auch dieser Indikator32 im Schwalm-Eder-Kreis positiver aus als in Hessen (5,6 %) und der Bundesrepublik (6,6 %).33 Nach den Klassifizierungen der EU machen im Mittleren Fuldatal hauptsächlich Kleinstunternehmen (unter 10 Beschäftigte) sowie kleine und teils auch mittelständische Unternehmen (10-49 Beschäftigte bzw. 50-249 Beschäftigte) die Unternehmensstruktur der Region aus (vgl. Abb. 4). Nur in drei Kommunen sind „Großunternehmen“ mit mindestens 250 Beschäftigten ansässig, davon in Guxhagen und Spangenberg jeweils ein Unternehmen. In Melsungen sind es vier Unternehmen, die in diese Größenklasse fallen34, darunter die international agierende „B.Braun Melsungen AG“, die am Standort Melsungen 6.100 ihrer rund 50.000 Mitarbeiter Abbildung 4: Struktur der Betriebsgrößen im Mittleren Fuldatal nach Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2011 (Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt) beschäftigt.35 Durch den Stammsitz von B.Braun in Melsungen haben sich zahlreiche weitere Unternehmen aus der Branche Medizintechnik und Pharmazie in der Region angesiedelt oder sind durch Ausgründungen aus dem Konzern entstanden. Daher kann die Wirtschaftsstruktur im Mittleren Fuldatal aktuell mit einem deutlichen Schwerpunkt in dieser Branche beschrieben werden.36

31

Quelle: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 11f. 32 Anm.: Zur Unterscheidung der beiden Indikatoren siehe Anmerkungen zu den Erhebungsmethoden in: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013, S. 161. 33 Quelle: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 161ff. 34 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2014 (Datenstand: 2011) 35 Quelle: B.Braun Melsungen AG, Auskunft der Presseabteilung vom 03.07.2014 36 vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Wohnen und Arbeiten im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

Ausgehend von einer Initiative des „Spangensteine e. V.“ in Spangenberg gibt es derzeit Aktivitäten zum Aufbau von Kooperationen mit einer Region in Spanien, um Fachkräfte für die Unternehmen im Mittleren Fuldatal zu gewinnen. Drei lokale Betriebe sind bereits in die Planung und Erstellung von Ausbildungs- und Integrationskonzepten involviert, zur weiteren Arbeit sollen gezielt zusätzliche ortsansässige Betriebe angesprochen werden. Diese Bestrebungen können sich in der Unternehmenslandschaft des Mittleren Fuldatals noch weiter ausbreiten. Die wirtschaftliche Entwicklung im Mittleren Fuldatal ist in der letzten europäischen Förderperiode zusätzlich durch verschiedene Programme unterstützt worden. Die Ausweisung des interkommunalen Gewerbegebietes an der BAB 7 in der Gemarkung Malsfeld-Ostheim konnte unter Einbeziehung von EFRE-Mitteln („Europäischer Fonds für regionale Entwicklung“) realisiert werden.37 Besonders durch Fördermöglichkeiten der GRW (Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“) sind in der Region in der letzten Förderperiode acht Betriebserweiterungen bzw. -verlagerungen ermöglicht worden, dabei ist einer der investierenden Betriebe im interkommunalen Gewerbegebiet in Malsfeld angesiedelt, alle weiteren verteilen sich auf die gesamte Region.38

4.1.3

Bildung und Qualifikation

In der Region sind bereits zahlreiche Initiativen im Bereich Bildung (insbesondere Erwachsenenbildung) und Qualifikation vorhanden, u. a. zur Weiterbildung nach dem Schulabschluss oder im Beruf. Der Schwalm-EderKreis ist z. B. mit verschiedenen Stellen wie der Kreishandwerkerschaft und dem staatlichen Schulamt in die hessische „OloV-Strategie“ („Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule - Beruf“) eingebunden. In Zusammenarbeit mit weiteren regionalen Kooperationspartnern ist beispielsweise die InternetPlattform „Ausbildungskompass Schwalm-Eder“ entstanden, die Jugendliche mit umfangreichen Informationen über regionale Möglichkeiten und Angebote bei der Berufswahl unterstützen soll.39 Netzwerkarbeit in diesem Bereich wird auch vom „Arbeitskreis Berufliche Bildung“ geleistet, der Förderregionen-übergreifend für den Landkreis Kassel, den Schwalm-Eder-Kreis und den Landkreis WaldeckFrankenberg zuständig ist.40 Als Pilotprojekt wird seit 2013 zudem im Jobcenter Schwalm-Eder der Service von „Aufstiegscoaches“ angeboten, die Hartz IV-Bezieher und Beschäftigte in Minijobs begleiten und unterstützen mit dem Ziel, in ein Arbeitsverhältnis aufgenommen zu werden, das Beschäftigungsverhältnis langfristig zu stabilisieren oder die berufliche Position durch berufsbegleitende Qualifizierung zu verbessern.41 Insgesamt gibt es allein mehr als zehn Internet-Plattformen sowie zahlreiche, teils branchenspezifische Informations- und Servicestellen zum Thema berufliche Bildung in Nordhessen bzw. im Schwalm-Eder-Kreis.42 Aufgrund der demografischen Entwicklung ist in Hessen bis zum Jahr 2030 mit einem enormen Rückgang der Personen im erwerbsfähigen Alter zu rechnen, woraus voraussichtlich ein Fachkräftemangel mit negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Regionen resultieren wird.43 Gleichzeitig können Veränderungen in der Trägerlandschaft im Bereich Bildung und Qualifikation beobachtet werden. Die Anzahl der Träger von Bildungseinrichtungen und -angeboten nimmt aufgrund fehlender Aufträge und auch einer

37

Quelle: Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal; vgl. auch HNA vom 11.07.2013 (www.hna.de) vgl. Transparenzliste GRW (Stand: 31.12.2012), Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2014 (www.wirtschaft.hessen.de) 39 Quelle: Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik INBAS GmbH, 2014 (www.olov-hessen.de) 40 Quelle: Bildungswerk der hessischen Wirtschaft e. V., 2014 (www.netzwerkservicestelle.de) 41 Quelle: Bildungswerk der hessischen Wirtschaft e. V., 2014 (www.bwhw.de) 42 Quelle: Suchmaschinen-Abfrage der Begriffe „Berufliche Bildung Nordhessen“ und „Weiterbildung Nordhessen“, 16.05.2014 43 Vgl. Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 126 38

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

sinkenden Nachfrage ab. Zudem führen die vorgegebenen Ausschreibungs- und Vergabeverfahren zu immer geringerer regionaler Verankerung und Vernetzung der Bildungsträger.44 Einen besonderen Beitrag zum Thema Bildung und Qualifizierung leistet z. B. die Jugendwerkstatt Felsberg, die seit nunmehr 30 Jahren in der Region aktiv ist. Hier werden verschiedene Informations-, Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen angeboten, um beispielsweise benachteiligten Jugendlichen den Weg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Hierbei erhält die Jugendwerkstatt Felsberg e. V. umfangreiche finanzielle Unterstützung aus verschiedensten Förderprogrammen, allen voran dem ESF („Europäischer Sozialfonds“).45 Zudem hat sich im Mai 2014 auf Initiative der Agentur für Arbeit in Korbach nach dem Vorbild des Landkreises Waldeck-Frankenberg eine kreisweite „Allianz gegen Fachkräftemangel“ gegründet, deren Steuerungskreis aus dem Landrat, Vertretern des Kurhessischen Berglandes, des Hessencampus, der IHK, der Kreishandwerkerschaft, der Kirche, der Wirtschaftsförderung sowie Vertretern des Hotel- und Gaststättengewerbes, des Einzelhandelsverbands und der Agentur für Arbeit besteht. Zusätzlich zu diesem Steuerungsgremium sollen verschiedene thematische Arbeitskreise aufgebaut werden.46

4.1.4

Land- und Forstwirtschaft

Die Bedeutung des Agrarsektors wird für die Volkswirtschaft nicht nur in Hessen, sondern in ganz Deutschland immer geringer. Der Anteil dieses Wirtschaftsbereichs an der Gesamtzahl der Beschäftigten ist besonders in Nordhessen in den letzten Jahren deutlich gesunken. Im Zeitraum von 2008 bis 2010 ist der Anteil an der Gesamtbeschäftigtenzahl im Regierungsbezirk Kassel um 0,4 Prozentpunkte auf 1,8 % gesunken, im Vergleich dazu sowohl im hessischen als auch im bundesdeutschen Durchschnitt jeweils um 0,1 Prozentpunkte auf 1,0 % bzw. 1,7 %.47 Damit liegt der Anteil des Landwirtschaftssektors an der Beschäftigtenzahl in Nordhessen allerdings noch immer weit über dem hessischen und auch etwas über dem deutschen Durchschnitt. Hessenweit liegt das Merkmal der Landwirtschaft in der kleinteiligen Struktur und den geringen Betriebsgrößen. Mit Anteilen von 41 % und 27 % machten die Betriebe mit weniger als 20 ha sowie zwischen 20 und 49 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche im Jahr 2010 den größten Teil der Betriebe im Schwalm-Eder-Kreis aus.48 Zudem wurden im gleichen Jahr 70 % der Betriebe in der Region Mittleres Fuldatal als Nebenerwerb und nur 30 % als Haupterwerb der Betriebsleiter bewirtschaftet.49 Im Schwalm-Eder-Kreis lag der Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe mit gesicherter Hofnachfolge bei einem Alter des derzeitigen Betriebsleiters von 45 Jahren oder älter im Jahr 2010 bei 31 % und damit am höchsten im Vergleich mit allen hessischen Landkreisen. Die Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt werten dies als Indiz für vorteilhafte Standortqualitäten in der Erzeugerregion, die den Agrarbetrieben günstige Zukunftsperspektiven eröffnen.50 Diese Statistik zeigt aber auch, dass die Hofnachfolge bei mehr als einem Drittel der Betriebe, deren Betriebsleiter bereits 45 Jahre oder älter ist, noch ungeklärt bzw. nicht gesi-

44

Vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Wohnen und Arbeiten im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 45 vgl. Transparenzliste EFRE (Stand: 09.05.2014), Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2014 (www.wirtschaft.hessen.de); Transparenzliste ESF (Stand: 28.02.2014), Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, 2014 (www.esf-hessen.de) 46 Quelle: Wirtschaftsförderung des Schwalm-Eder-Kreises, Gespräch vom 03.07.2014; vgl. auch HNA vom 17.01.2014 (www.hna.de) 47 Quelle: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 28f. 48 Quelle: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 33ff. 49 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2013 50 Vgl. Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 44f.

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chert ist. Zudem lässt die topografische Lage des Mittleren Fuldatals auf eher schwierige Bedingungen für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Flächen schließen (vgl. Kapitel 1 – Gebietsabgrenzung). In den Gesprächen und öffentlichen Veranstaltungen zur Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts stellte sich heraus, dass in verschiedenen Kommunen des Mittleren Fuldatals einzelne Projekte und Aktionen zur Pflege und Nutzung von Streuobstbeständen existieren. Um jedoch das Thema im Alltag der Menschen präsenter zu machen und beispielsweise eine stärkere Verknüpfung mit den örtlichen Bildungseinrichtungen zu erreichen, fehlt eine Vernetzung der Initiativen bzw. eine regionale Kooperation zur Förderung des Bewusstseins für das Streuobst als regionales Kulturgut.51

4.1.5

Tourismus / Naherholung

Die Region wird von der gleichnamigen Touristischen Arbeitsgemeinschaft (TAG) unter der Marke „Erlebnisregion Mittleres Fuldatal“, zugehörig zur Destination „GrimmHeimat Nordhessen“, vermarktet. Diese umfasst neben den hier betrachteten sieben Kommunen der Förderregion außerdem die südöstlich angrenzenden Städte Rotenburg a. d. Fulda und Bebra sowie die Gemeinden Alheim und Ronshausen.52 Derzeit gibt es Bestrebungen, die bestehende TAG neu zu strukturieren und eine Ausgründung auf dem hier beschriebenen Gebiet der Förderregion bzw. des Altkreises Melsungen ins Leben zu rufen. Eine detaillierte Konzeption ist noch in Bearbeitung.53 In der Region gibt es zahlreiche kulturelle und touristische Angebote, wie z. B. das Kloster Haydau mit Tagungshotel in Morschen, das Kloster Breitenau in Guxhagen, die Melsunger Innenstadt mit Altstadtkern und der Fulda, die „3-Burgen-Stadt“ Felsberg, die Brauereitradition in Malsfeld, die Körler Kulturscheune sowie das Schloss mit seinem Rosengarten und die Strecken des „Ars Natura“-Wanderweges in Spangenberg. Mit dem Angebot an Aktivitäten wie Radfahren, Wandern und Wassersport in der Region werden einerseits Radreisende der Altersgruppe „50+“ angesprochen, die meist in Gruppen unterwegs sind, aber andererseits auch junge Familien mit Kindern bis zum Alter von ca. 12 Jahren. Die Mehrzahl der Touristen im Mittleren Fuldatal reist aus Nordrhein-Westfalen, Südniedersachsen oder dem Großraum Berlin an. Ein Teil der Besucher stammt aber auch aus dem Ausland, wie z. B. Belgien, den Niederlanden oder Skandinavien, und macht auf dem Weg in südlichere Regionen Europas Halt in den Kommunen entlang der BAB 7, also in Guxhagen, Melsungen und Malsfeld, um u. a. die dortigen Campingplätze zu nutzen.54 Anhand des Vergleichs von Übernachtungszahlen einer Region mit der Einwohnerzahl lässt sich die Tourismusintensität bewerten.55 Im Jahr 2012 lag das Mittlere Fuldatal bei 1.863 Übernachtungen je 1.000 Einwohner und damit deutlich unter dem gesamten Schwalm-Eder-Kreis mit 3.406 Übernachtungen je 1.000 Einwohner. Der Vergleichswert des Landes Hessen lag 2012 bei 4.980 Übernachtungen je 1.000 Einwohner.56 Mit dieser touristischen Nachfrage liegt die Region Mittleres Fuldatal auf einer Höhe mit den drei am wenigsten nachgefragten Kreisen in Hessen (Lahn-Dill-Kreis, Landkreis Gießen und Landkreis Darmstadt-Dieburg), während die direkten Nachbarn, die Landkreise Waldeck-Frankenberg und Hersfeld-Rotenburg, jeweils eine sehr hohe Tourismusintensität von mehr als 7.500 Übernachtungen je 1.000 Einwohnern zu verzeichnen haben.57

51 Vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Tourismus und Freizeit im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 52 Quelle: Tourismus-Service Erlebnisregion Mittleres Fuldatal e. V., 2014 (www.mittleres-fuldatal.de) 53 vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Tourismus und Freizeit im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 54 Quelle: Tourismus-Service Erlebnisregion Mittleres Fuldatal e. V., Gespräch vom 03.06.2014 55 Anm.: Die Übernachtungszahlen werden aus den Angaben der Betriebe mit 9 und mehr Betten berechnet, bilden also nicht vollständig die Realität ab. 56 Quelle: Hessische Gemeindestatistik 2013 57 vgl. Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 120ff.

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

Im Mittleren Fuldatal geht die Tendenz derzeit hin zum Kurzurlaub. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Region ist von rund 2,9 Tagen im Jahr 1991 um mehr als die Hälfte auf nur noch rund 1,2 Tage im Jahr 2012 gesunken.58 Hieran wird u. a. die gestiegene Bedeutung des Rad- und Wandertourismus in der Region deutlich, die zu einem hohen Anteil der Aufenthalte mit nur einer Übernachtung führt. Zudem steigt auch die Zahl der „Zweiturlaube“, z. B. durch Kurz- oder Wochenendreisen von Großeltern mit ihren Enkelkindern.59 Diese Entwicklung bedeutet bei nahezu gleichbleibenden Übernachtungszahlen, dass mehr verschiedene Gäste ankommen und so der Aufwand, z. B. bei Verwaltung, Reinigung und Organisation, sowohl bei den Hotelbetreibern als auch bei privaten Anbietern größer geworden ist. Der einzige Beherbergungsbetrieb mit mehr als 100 Betten im Mittleren Fuldatal befindet sich mit dem neuen Hotel Kloster Haydau in Morschen. Zwei Betriebe in Melsungen und einer in Guxhagen verfügen über Kapazitäten von mehr als 50 Betten, der größte Teil der Übernachtungen verteilt sich aber auf kleinere Betriebe und private Übernachtungsangebote. Dabei macht die Zahl der privaten Angebote im Mittleren Fuldatal insgesamt einen größeren Anteil an den Übernachtungszahlen aus als die Summe der Betten in Hotels. Die privaten Angebote – hauptsächlich Ferienwohnungen – werden häufig von Stammgästen in den Sommermonaten sowie zur Unterbringung von Monteuren nachgefragt.60 Das umfangreiche Angebot an Sport- und Freizeitmöglichkeiten wie beispielsweise der überregionale Radweg R1, das den touristischen Reiz der Region ausmacht und durch die landschaftliche Attraktivität des Mittleren Fuldatals begründet ist, bietet auch ein ausgeprägtes Naherholungsangebot für die Bewohner der Region. Hierzu zählen zudem die aufgeführten kulturellen Besonderheiten, wie z. B. die verschiedenen Burgen und Klöster oder auch unterschiedliche Kreativangebote.

4.1.6

Energiewirtschaft

Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Energieverbrauch ist in Hessen in den letzten Jahren deutlich gestiegen.61 Allein von 2011 bis 2012 stieg der Anteil (regional erzeugter) Erneuerbarer Energien in Nordhessen von 23,1 % auf 27,2 % an. Im Schwalm-Eder-Kreis sind die Werte etwas geringer, aber auch hier hat sich eine vergleichbare Entwicklung von 20,8 % (2011) hin zu 26,1 % (2012) vollzogen. Im Vergleich dazu lag der deutschlandweite Anteil 2011 bei 20,5 % und stieg – langsamer als in Nordhessen – bis 2012 auf 23,6 % an.62 Diese positive Entwicklung schlägt sich auch in der Anzahl der Anlagen für verschiedene Erzeugungsarten Erneuerbarer Energien nieder. Im Schwalm-Eder-Kreis hat ähnlich wie in der gesamten Region Nordhessen die stärkste Entwicklung bei den Photovoltaik- und den Biomasse-Anlagen stattgefunden. Von 2011 bis 2013 sind die Anlagenzahlen in Nordhessen um 27,8 % bei Photovoltaik und um 34,3 % bei Biomasse gestiegen, im Schwalm-Eder-Kreis noch deutlicher um 30,1 % bzw. 39,4 %.63 Der Anteil der Solarenergie an den regenerativ erzeugten Strommengen betrug im Jahr 2013 im SchwalmEder-Kreis 54,5 % und spielt somit die größte Rolle, im Vergleich dazu in der gesamten Region Nordhessen nur 37,2 %. Rund ein Viertel aller Photovoltaik-Anlagen Nordhessens wird im Schwalm-Eder-Kreis betrieben. An zweiter Stelle der Strommengen folgt die Bioenergie mit 24,9 % (Nordhessen: 28,7 %). Windenergie spielt im Schwalm-Eder-Kreis bisher noch eine deutlich geringere Rolle (16,2 %) als in Nordhessen insgesamt (28,2 %). In der Region Mittleres Fuldatal gibt es nur vereinzelte Standorte für Windkraftanlagen. Den geringsten

58

Quelle: Hessische Gemeindestatistik 1992-2013 Quelle: Tourismus-Service Erlebnisregion Mittleres Fuldatal e. V., Gespräch vom 03.06.2014 60 Quelle: ebenda 61 vgl. Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 181f. 62 Quelle: cdw Stiftungsverbund gGmbH, 2014 (www.energiewende-nordhessen.com) 63 Quelle: ebenda 59

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

Anteil an der Stromerzeugung aus regenerativen Energien hat die Wasserkraft mit 4,4 % im Schwalm-EderKreis und 5,9 % in Nordhessen.64 Entsprechend der Verteilung des gesamten Landkreises sind in der Region Mittleres Fuldatal zahlreiche Anlagen zur dezentralen Energieerzeugung durch verschiedene Technologien für Erneuerbare Energien in Betrieb. Dabei handelt es sich neben privaten (Klein-)Anlagen (Photovoltaik oder Biomasse) auch um kommunal oder genossenschaftlich betriebene Anlagen (Wind- oder Wasserkraft).65 Zur Förderung der Nutzung von Bioenergie bildet der Schwalm-Eder-Kreis gemeinsam mit dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg die „naturkraft-region“. Unter diesem Titel werden zahlreiche Initiativen zur Steigerung der aus Bioenergie erzeugten Strommenge sowie Bildungs- und Informationskampagnen betrieben. Das „Naturkraft-Netz“ dient beispielsweise dem Aufbau eines nachhaltigen Systems von beteiligten Akteuren und Institutionen, um die Informationsdichte und die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch sowie die Anzahl spezialisierter Ansprechpartner zu erhöhen.66 Besonders erwähnenswert ist der regionale Zusammenschluss in der „Fulda-Eder Energie GmbH & Co. KG“ (FEE). Hierin haben sich alle Kommunen des Mittleren Fuldatals bis auf Felsberg sowie die nordwestlich angrenzenden Gemeinden Edermünde, Gudensberg und Niedenstein in Zusammenarbeit mit der Städtischen Werke AG aus Kassel zu einem regionalen Energie-Unternehmen vereinigt. Ziel des Unternehmens ist die Sicherung der regionalen Energieversorgung in eigener Hand, wozu u. a. der Rückkauf des regionalen Stromnetzes zu Beginn dieses Jahres realisiert worden ist. Derzeit kann das Unternehmen bereits als eigenständiger Versorger sowohl Strom als auch Gas für die Region anbieten, weiterhin soll auch die regenerative Energieerzeugung in der Region ausgebaut werden.67 Hierbei müssen zudem die Stromnetzinfrastruktur und die Möglichkeiten der Speicherung in der Region verbessert werden, welche bisher als unzureichend beschrieben werden.68 Um die Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien weiterhin auszubauen, bedarf es neben den technischen Gegebenheiten auch einer Vielzahl von Aus- und Weiterbildungsangeboten in diesem Bereich. Im Rahmen der öffentlichen Veranstaltungen zur Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts wurde deutlich, dass derzeit nur eine geringe Anzahl von Personen über adäquates Knowhow für den Betrieb und die Instandhaltung der verschiedenen technischen Anlagen verfügt. Ein Beispiel hierfür ist der Heizer, dessen Ausbildung vor dem aktuellen Hintergrund immer stärkerer Verbreitung von Blockheizkraftwerken und ähnlichen Anlagen wieder an Bedeutung gewinnt.69 Die steigende Bedeutung der erneuerbaren Energiequellen bei der Strom- und Wärmeerzeugung sowie die effizientere Nutzung dieser zeugen allgemein von einem wachsenden Bewusstsein für Klimaschutz und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen in Deutschland. Hierbei sind nicht nur die privaten Verbraucher und die Wirtschaft gefragt, sondern auch die öffentlichen Akteure mit einer gewissen Vorbildfunktion. Als Handlungsinstrument werden dabei immer häufiger kommunale Klimaschutzkonzepte erstellt. Jedoch verfügt im Mittleren Fuldatal bisher noch keine Kommune über ein so benanntes Konzept.70

64

Quelle: ebd. vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle; Ergebnisse der Online-Befragung in der Förderregion, 2014 (www.foerderregionmittleres-fuldatal.de) 66 Quelle: naturkraft-region, 2014 (www.naturkraft-region.de) 67 Quelle: Fulda-Eder Energie GmbH & Co. KG, 2014 (www.fulda-eder-energie.de) 68 vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 69 Vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 70 Quelle: Städte Felsberg, Melsungen und Spangenberg, 2014 (www.felsberg.de; www.melsungen.de; www.spangenberg.de) sowie Gemeinden Guxhagen, Körle, Malsfeld und Morschen, 2014 (www.guxhagen.de; www.koerle.de; www.malsfeld.eu; www.morschen.de); vgl. auch Ergebnisse der Workshops zum Thema Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 65

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

4.1.7

Verkehr und Mobilität

Die Region Mittleres Fuldatal liegt in räumlicher Nähe zum Oberzentrum Kassel und verfügt durch die NordSüd-Verbindung der BAB 7 (Kassel – Würzburg/Frankfurt) mit den Anschlussstellen „Guxhagen“, „Melsungen“ und „Malsfeld“ über eine überregionale Straßenverkehrsanbindung mit bundesweiter Bedeutung. Auch die regionale Vernetzung ist durch verschiedene Bundes- und Landesstraßen stark ausgeprägt (für detailliertere Ausführungen vgl. Kapitel 1 – Gebietsabgrenzung). Bezüglich des Schienenverkehrs besteht in allen Kommunen bis auf Spangenberg ein Bahnanschluss. Neben den verschiedenen Nah- und Fernverkehrsstrecken der Deutschen Bahn und privater Anbieter ist besonders das nordhessische RegioTram-Netz als weit ausgebautes Angebot des öffentlichen Nahverkehrs zu nennen. Hierdurch sind Guxhagen, Körle, Melsungen und Felsberg im Stundentakt direkt an die Kasseler Innenstadt angebunden (vgl. Kapitel 1 – Gebietsabgrenzung). Für die innerkommunale Alltagsmobilität ist in den letzten Jahren neben dem bestehenden ÖPNV-Angebot durch Buslinien, das hauptsächlich den Schülerverkehr sicherstellt, in Körle, Guxhagen, Malsfeld und Morschen zusätzlich der Einsatz von Bürgerbussen initiiert worden. Diese verkehren an verschiedenen Wochentagen meist vormittags zu geringen Fahrpreisen zwischen kleineren Ortsteilen und den Hauptversorgungsbereichen mit Lebensmittelgeschäften, medizinischen Einrichtungen und ähnlichem in den jeweiligen Kommunen, um vor allem älteren Menschen den Zugang zu ihren Alltagszielen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ermöglichen.71 Insbesondere für die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes ist in der Region jedoch bei den Erwerbstätigen der eigene Pkw ein unverzichtbarer Bestandteil der Alltagsmobilität.72 Im Bereich des nachhaltigen Verkehrs und der Elektromobilität wird in verschiedenen Arbeits- und Projektgruppen auf nordhessischer Ebene gearbeitet, gesteuert vom Regionalmanagement in Kassel. Die Arbeitsgruppe „Elektromobilität“ hat sich zum Ziel gesetzt, Nordhessen zur Modellregion für Elektromobilität zu entwickeln und fördert dazu die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen mehr als 100 regionalen Akteuren in diesem Bereich. In Ergänzung dazu besteht seit 2013 auch die Arbeitsgruppe „Energie und Emissionen im Verkehr“, deren Schwerpunktaufgabe in der Verstetigung oder ggf. Weiterentwicklung bestehender Klimaanpassungsmaßnahmen in Bezug auf den Verkehr in Nordhessen besteht.73 Im Mittleren Fuldatal spielt die E-Mobilität noch eine untergeordnete Rolle. Nach Informationen des Onlineportals „E-Tankstellen-Finder“ sind derzeit lediglich zwei Elektrotankstellen in Betrieb, eine an der RadkoStöckl-Schule in Melsungen und eine bei der Firma SolarWave in Körle.74 Zu Beginn dieses Jahres wurde eine weitere Tankstelle bei der Kreissparkasse in Melsungen in Betrieb genommen.75 Die Tourismusregion „GrimmHeimat Nordhessen“ hat ein Netzwerk von Leih- und Servicestationen für E-Bikes aufgebaut, um Elektromobilität auch stärker touristisch nutzbar zu machen. Derzeit ist das Netzwerk allerdings noch lückenhaft, die einzige verzeichnete Verleih- und Akkuladestation im Mittleren Fuldatal befindet sich beim Zweiradhaus Bischoff in Melsungen.76

4.1.8

Infrastrukturausstattung / Daseinsvorsorge

Die teils kleinen und ländlich geprägten Kommunen im Mittleren Fuldatal verfügen jeweils über eigenständige Verwaltungen, die meist überschaubar und dadurch bürgernah strukturiert sind. Durch die interkommunale Kooperation im Rahmen des Stadtumbaus und der ersten Förderperiode mit ELER-Mitteln gibt es bereits An-

71

Quelle: Gemeinden Körle, Guxhagen, Malsfeld und Morschen, 2014 (www.koerle.de; www.guxhagen.de; www.malsfeld.eu; www.morschen.de) 72 vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Wohnen und Arbeiten im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 73 Quelle: Regionalmanagement Nordhessen GmbH, 2014 (www.regionnordhessen.de) 74 Quelle: Abfrage „E-Tankstellen-Finder“, 03.06.2014 (www.e-tankstellen-finder.com) 75 Quelle: HNA, 26.02.2014 (www.hna.de) 76 Quelle: Regionalmanagement Nordhessen GmbH, 2014 (www.nordhessen.de)

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

sätze zur Zusammenlegung von Verwaltungsstrukturen auf regionaler Ebene (vgl. auch Kapitel 1 – Gebietsabgrenzung). Beispiele hierfür sind die Einrichtung des interkommunalen Dienstleistungszentrums in Melsungen, in dem u. a. das gemeinsame Ordnungsamt der Kommunen Melsungen, Felsberg, Spangenberg, Morschen und Malsfeld integriert ist und in diesem Jahr den Betrieb aufgenommen hat, sowie das soziale Dienstleistungszentrum in Felsberg, das durch den Betrieb von Schulcafeterien und weitere Angebote und Leistungen auch über Felsberg hinaus tätig ist (vgl. auch Thema 10 – Bürgerschaftliches Engagement).77 Der Bestand an Gemeinschaftseinrichtungen und gemeinschaftsorientierten Angeboten wird als zahlreich und vielfältig beschrieben. Allerdings ist hierbei – wie auch in anderen Bereichen der öffentlichen Infrastruktur – eine zurückgehende Auslastung bemerkbar, beispielsweise bei Dorfgemeinschaftshäusern oder Bibliotheken, die u. a. auf die Veränderungen der Bevölkerungs- und Altersstruktur aufgrund des demografischen Wandels zurückzuführen ist.78 Aus diesem Trend heraus ist in einigen Orten bereits der Bedarf an stärkerer multifunktionaler Nutzung solcher Gemeinschaftseinrichtungen und -angebote erkannt worden, so wurde z. B. das DGH in Morschen-Konnefeld und dessen Umfeld im Rahmen der Dorferneuerung zu einem multifunktionalen Treffpunkt für alle Generationen im Ortskern umgestaltet.79 In ländlich geprägten Regionen wie dem Mittleren Fuldatal ist u. a. die Versorgungslage mit medizinischen und sozialen Einrichtungen von Bedeutung für die Attraktivität der Wohnstandorte und die Lebensqualität vor Ort. Gemäß der Daten der Kassenärztlichen Vereinigung lag der Versorgungsgrad mit Hausärzten im „Mittelbereich Melsungen“ (räumliche Einteilung der Kassenärztlichen Vereinigung, nahezu deckungsgleich mit der Förderregion Mittleres Fuldatal) im Jahr 2013 bei weniger als 100 %, d. h. dass weniger Hausärzte in der Region praktizieren als in der Bedarfsplanung vorgesehen ist.80 Zudem zeigt sich, dass von 2000 bis 2009 die Versorgungsrate im Schwalm-Eder-Kreis um 11,3 % gesunken ist.81 Dabei liegt der Anteil der Hausärzte über 55 Jahren im Mittelbereich Melsungen bei mehr als 50 %, d. h. dass mehr als die Hälfte der aktuell praktizierenden Hausärzte innerhalb der nächsten 10 Jahre in den Ruhestand gehen wird und daher ein erheblicher Ersatzbedarf besteht. Bei der durchschnittlichen Erreichbarkeit von Arztpraxen in den jeweiligen Kommunen des Schwalm-Eder-Kreises liegen Körle und Guxhagen mit Entfernungen zwischen 3,0 und 5,0 km vorn. In Felsberg, Melsungen, Spangenberg und Morschen beträgt die durchschnittliche Entfernung zur nächsten Arztpraxis zwischen 5,0 und 7,0 km. Malsfeld bildet im Mittleren Fuldatal das Schlusslicht mit einer durchschnittlichen Entfernung zwischen 7,0 und 9,0 km.82 Auch im Bereich der Kinderbetreuung weist das Mittlere Fuldatal allgemein Verbesserungsbedarf auf. Die Betreuungsquote von unter 3jährigen lag im Jahr 2011 im Schwalm-Eder-Kreis mit 20,5 % unter dem hessischen Durchschnitt (21,5 %).83 Es liegen allerdings keine aktuelleren Vergleichswerte oder Daten für einen exakten regionalen Zuschnitt vor. Daher kann die Aussage aus einer der öffentlichen Veranstaltungen, dass Malsfeld derzeit eine Betreuungsplatzquote von 100 % vorzuweisen hat, an dieser Stelle nicht belegt werden.84

77

Quelle: Jahresbericht 2013 des Zweckverbands Interkommunales Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal und der Förderregion Mittleres Fuldatal 78 vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Bürgerschaftliches Engagement im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 79 Quelle: Informationen des Fachdienstes Dorf- und Regionalentwicklung im Schwalm-Eder-Kreis, 03.06.2014 80 Quelle: Regionaler Gesundheitsreport 2014 für den Schwalm-Eder-Kreis vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, S. 13f. 81 Quelle: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 214f. 82 Quelle: Regionaler Gesundheitsreport 2014 für den Schwalm-Eder-Kreis vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, S. 16f. 83 Quelle: Sozioökonomische Analyse der Hessischen Ministerien für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, 2013; S. 212f. 84 vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Wohnen und Arbeiten im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

Wie in vielen anderen ländlich geprägten Regionen nimmt die Versorgungslage vor allem in kleineren Ortsteilen ab. Besonders Nahversorgungseinrichtungen sind oder werden nach und nach geschlossen, da entweder Nachfolger für den weiteren Betrieb fehlen oder die ökonomische Tragfähigkeit nicht mehr gegeben ist. Die Auswirkungen sind vor allem für ältere und nicht-mobile Menschen enorm, da diese häufig auf Mitfahrgelegenheiten bei Nachbarn oder Verwandten mit Pkw angewiesen sind, um Lebensmittelgeschäfte und ähnliches zu erreichen. Auch im Mittleren Fuldatal ist die Nahversorgung in kleinen peripheren Orten wie z. B. in den Spangenberger Ortsteilen Landefeld, Nausis, Herlefeld und Metzebach, die zusammengefasst auch als Landetal-Dörfer bezeichnet werden, eingeschränkt oder gar nicht mehr gegeben.85 Diese Situation unterstreicht die Bedeutung der Erweiterung von Mobilitätsmöglichkeiten sowohl im öffentlichen Verkehr als auch durch die Koordination privater Mitfahrgelegenheiten. Die Versorgung mit Breitbandanschluss und einem gewissen Leistungsniveau ist mittlerweile ein wichtiger Standortfaktor sowohl für die Ansiedlung von Unternehmen als auch für die Wohnstandortwahl von Freiberuflern und von zuhause aus Arbeitenden. Eine regionale Kooperation der nordhessischen Landkreise hat eine Studie zum Breitbandausbau auf Glasfaserbasis veröffentlicht, deren Ziel ist es, ein flächendeckendes Konzept zu erstellen, um die Infrastrukturversorgung zukunftsfähig zu machen und langfristig zu sichern. So soll die Wettbewerbsfähigkeit des ländlichen Raums gegenüber dem Ballungsraum Kassel gestärkt werden.86 Das hessische Wirtschaftsministerium hat das Ziel formuliert, dass bis Ende des Jahres 2014 für mindestens 75 % der Haushalte NGA-Anschlüsse („Next Generation Access“) mit mindestens 50 Mbit/s bereitstehen sollen. Eine flächendeckende Versorgung aller Haushalte mit NGA-Anschlüssen soll bis Ende des Jahres 2018 erreicht werden.87 Laut Angaben der Telekom ist derzeit im gesamten Mittleren Fuldatal noch kein Breitband-Anschluss verfügbar. Die Siedlungsbereiche der Kommunen seien flächendeckend mit DSL bis zu 16 Mbit/s versorgt, die Anbindung an VDSL mit bis zu 50 Mbit/s bestehe bisher nur in einzelnen Siedlungsbereichen der zentralen Ortsbzw. Stadtkerne.88 Diese Angaben entsprechen allerdings nicht immer der vor Ort wahrnehmbaren Situation. Sowohl aus den Angaben der Telekom als auch der augenscheinlich schlechteren realen Situation lässt sich schließen, dass die Landesziele bis Ende 2014 im Mittleren Fuldatal nicht umgesetzt werden können.

4.1.9

Innenentwicklung / Regionalität / Kultur und Brauchtum

Die Innenstädte und Ortskerne der Kommunen im Mittleren Fuldatal sind überwiegend geprägt von attraktiven Fachwerk-Ensembles und identitätsstiftenden Bebauungs- und Freiraumstrukturen. Als städtebaulich herausragend sind dabei die Altstädte von Felsberg, Melsungen und Spangenberg zu erwähnen, aber auch kleinere Ortsteile weisen erhaltenswerte städtebauliche und ortsbildprägende Strukturen auf. Gleichzeitig zeigt sich aber auch in vielen Ortskernen eine Überalterung sowohl der Gebäude als auch damit zusammenhängend der Bewohnerstrukturen, womit oftmals ein deutlicher Sanierungsbedarf einhergeht. Zudem gibt es in zahlreichen Ortskernen bereits strukturelle Probleme durch leer stehende Wohngebäude, Nebengebäude und Ladenlokale, die auch die Attraktivität des räumlichen Umfelds beeinträchtigen.89 Derzeit sind vier Stadt- bzw. Ortsteile verschiedener Kommunen als Förderschwerpunkt in der Dorferneuerung. Diese läuft noch in Melsungen-Kirchhof (2006-2014), Spangenberg-Nausis (2009-2017), Körle (20092017) und Morschen-Konnefeld (2010-2018). Bereits abgeschlossen ist die Förderung innerhalb der letzten

85

vgl. Ergebnisse der Workshops zu den Themen Wohnen und Arbeiten sowie Bürgerschaftliches Engagement im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 86 Quelle: Regionalmanagement Nordhessen GmbH, 2014 (www.regionnordhessen.de) 87 Quelle: Projekt „Mehr Breitband in Hessen“ des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2014 (www.breitband-in-hessen.de) 88 Quelle: Ausbaustatus der Telekom Deutschland GmbH, 2014 (www.telekom.de) 89 vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Wohnen und Arbeiten im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

zehn Jahre in Böddiger, Hesserode und Hilgershausen (Felsberg), Ostheim (Malsfeld) sowie Büchenwerra (Guxhagen). Im Rahmen der Erstellung der Dorfentwicklungskonzepte und darüber hinaus werden im Themenfeld Städtebauliche Entwicklung und Leerstand neue Konzepte zur Leerstandsstrategie erarbeitet. Der Bereich der Privatförderung wurde in allen derzeitigen Schwerpunktorten sehr gut angenommen. Bis zum Mai 2014 wurden Privatmaßnahmen mit Zuschüssen in Höhe von rd. 450.000 € in Kirchhof (37 Maßnahmen), rd. 45.000 € in Konnefeld (9 Maßnahmen), rd. 290.000 € in Körle (30 Maßnahmen) und rd. 130.000 € in Nausis (14 Maßnahmen) umgesetzt.90 Besonders aktiv im Bereich der städtebaulichen Entwicklung ist derzeit die Stadt Felsberg, die u. a. eine transnationale Kooperation mit der Kleinstadt Waidhofen an der Thaya in der Region Niederösterreich sowie weitere Kontakte zu deren Kooperationspartnern in Tschechien, Ungarn und der Slowakei anstrebt, um unter dem Titel „Kleine Stadt mit großer Zukunft“ gemeinsam Perspektiven für die städtebauliche Zukunft der historisch geprägten Altstädte zu entwickeln.91 Neue Nutzungsperspektiven für das Wohnraumangebot in den Kommunen des Mittleren Fuldatals ergeben sich durch die Herausstellung der Nähe zum Ballungsraum Kassel und des im Vergleich günstigeren Mietund Grundpreisniveaus. Besonders die Verkehrsanbindung sowohl über Straßen als auch durch öffentliche Verkehrsmittel wie bspw. die Regio-Tram bietet dabei Ansätze zur Vermarktung der Region als alternativen Wohnstandort in der Nähe von Kassel. Die Stadt Melsungen verfolgt in diesem Rahmen aktuell bereits die Strategie, Kasseler Studenten als neue Bewohner in die Region zu locken und wirbt aktiv mit den Wohnqualitäten der Region bzw. der Stadt.92 Im Bereich der Städtebaulichen Förderung haben sich die Kommunen Spangenberg, Malsfeld, Melsungen, Felsberg und Morschen zum Stadtumbaugebiet Mittleres Fuldatal als interkommunale Kooperation zusammengeschlossen (vgl. Kapitel 1 – Gebietsabgrenzung sowie Thema 11 – Regionale Entwicklungsprozesse). Durch die Festlegung der Stadtumbaugebiete in den historischen Stadt- bzw. Ortskernen stärken die Kommunen vorrangig die Innenentwicklung. Die Ausnahme hierbei bildet Spangenberg, deren Stadtumbaugebiete das Freizeitgelände sowie das Salzmann-Areal am Dörnbach außerhalb des historischen Kerns umfassen, dieser wurde aber wiederum als Fördergebiet im Programm „Soziale Stadt“ abgedeckt.93 Die Region hat ihre landschaftliche Besonderheit in der Verschmelzung von Flusslandschaft und Mittelgebirgslandschaft, deren gesamtes Rückgrat durch Flüsse (Fulda, Eder) und kleinere Wasserläufe gebildet wird, die auch für die Lage der Siedlungsbereiche bestimmend sind. Dies ist z. B. besonders deutlich ablesbar an der Lage der Melsunger Altstadt an der Fulda oder den Siedlungskernen und -bezeichnungen von Binsförth (Morschen), Beiseförth (Malsfeld), Röhrenfurth (Melsungen) und Wagenfurth (Körle).94 Der Zuschnitt der Förderregion Mittleres Fuldatal ist deckungsgleich mit dem administrativen Gebiet des Altkreises Melsungen, daher besteht traditionell eine starke regionale Identifikation innerhalb des Mittleren Fuldatals (vgl. auch Kapitel 1 – Gebietsabgrenzung). Gleichzeitig ist aber das Bewusstsein der Bewohner für regionale Angebote (z. B. Lebensmittel), kulturelle und landschaftliche Besonderheiten sowie die regionale Wertschöpfung nur gering ausgeprägt.95

90

Quelle: Informationen des Fachdienstes Dorf- und Regionalentwicklung im Schwalm-Eder-Kreis, 03.06.2014 Vgl. Projektbeschreibung „Kleine Stadt mit großer Zukunft“ der Felsberger Akteure vom 28. Juni 2014 92 vgl. Flyer „In Kassel studieren ... in Melsungen wohnen!“ der Stadt Melsungen (Stand: 06.2014) 93 Quelle: Integriertes Handlungskonzept für den Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal, 2008; S. 84ff.; Liebenbachstadt Spangenberg, 2014 (www.spangenberg.de) 94 Quelle: Zusatzinformationen von Dr. Thomas Büttner, Büro für Heimatkunde und Kulturlandschaftspflege, Mail vom 30.04.2014 95 vgl. Ergebnisse der Workshops zu den Themen Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt sowie Tourismus und Freizeit im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle; Ergebnisse der Online-Befragung in der Förderregion, 2014 (www.foerderregion-mittleres-fuldatal.de) 91

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

Das kulturelle Angebot der unterschiedlichen Kommunen ist sehr vielfältig und zeichnet sich durch die Mischung von überregional bekannten Orten wie z. B. das Kloster Haydau in Morschen, das als eine der am besten erhaltenen Klosteranlagen Nordhessens gilt und heute als Veranstaltungsort genutzt wird, oder die Gedenkstätte im ehemaligen Kloster Breitenau, das u. a. im Nationalsozialismus als Konzentrations- und Arbeitserziehungslager genutzt wurde, und zahlreichen ortsspezifischen Kulturstätten wie z. B. die Kulturscheune in Körle oder das Spangenberger Schloss aus (vgl. auch Thema 5 – Tourismus / Naherholung). Als regionales Brauchtum sind im Rahmen der Gespräche und Veranstaltungen zur Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts vor allem traditionelle Handwerks- und Kulturtechniken hervorgetreten, wie z. B. das Streuobst als Kulturgut (vgl. auch Thema 4 – Land- und Forstwirtschaft), die Tradition des Backens in Backhäusern und die Brauereitradition, die noch in Malsfeld praktiziert wird. Jedoch sterben das Wissen und die Fähigkeiten für diese traditionellen Techniken von Generation zu Generation weiter aus.96 Als kulturelle Besonderheit wird in diesem Zusammenhang auch der Weinbau am Böddiger Berg in Felsberg gesehen, der als „nördlichster Weinberg Hessens“ vermarktet wird und seine Produkte mittlerweile zu einer exklusiven Marke etabliert hat.97

4.1.10 Bürgerschaftliches Engagement Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger im Mittleren Fuldatal ist sehr vielfältig. Neben der traditionellen ehrenamtlichen Arbeit in Vereinen fällt auf, dass immer mehr Menschen sich für einzelne Projekte und Aktionen engagieren. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels kommt es immer häufiger zu Nachwuchsproblemen in den Vereinen, sowohl auf Ebene der aktiven Mitglieder als auch bei der Ausführung von Vorstandsämtern und Führungspositionen.98 Zudem werden bisher Neubürger und Menschen mit Migrationshintergrund nicht ausreichend in die Gemeinschaft der Orte und Stadtteile integriert, um auch diese in ehrenamtliche Tätigkeiten mit einzubeziehen.99 In einigen Kommunen gibt es bereits etablierte Gruppen und Initiativen, die speziell auf dem Feld der nachbarschaftlichen Hilfe tätig sind. So bietet z. B. der Katharinenverein in Spangenberg mit seinem vom Bundesfamilienministerium als Modellprojekt gefördertem „Katharinenmobil“ einen Service für nicht-mobile Menschen, der sowohl die Erledigung von alltäglichen Besorgungen und Terminen als auch Kommunikation und soziale Kontakte durch gemeinsame Aktivitäten ermöglicht.100 Zudem besteht der Verein „Spangensteine e. V.“, der sich für die nachhaltige Umsetzung der Ziele aus dem Städtebauförderprogramm Soziale Stadt in Spangenberg einsetzt und dabei u. a. vernetzend tätig ist. Zu den Angeboten und Aktionen zählen z. B. soziale Dienstleistungen wie Bewerbungscoaching und Arbeitsvermittlung, Fördermittelberatung und abwicklung oder Bürodienstleistungen für Vereine und soziale Unternehmen, der als „Stadtwohnzimmer“ betriebene Salon Spangenstein oder Probewohn-Aktionen in verschiedenen Fachwerkgebäuden.101 Derzeit geht von den Spangensteinen eine Initiative zur Bildung einer wirtschaftlichen Kooperation mit einer Region in Spanien aus, um Fachkräfte für örtliche Unternehmen anzuwerben. Dabei soll neben der Integration in die Unternehmen und den bei Bedarf angebotenen Qualifizierungsmaßnahmen besonders auch die Integration in das gesellschaftliche Leben z. B. durch Förderung der sprachlichen Kompetenzen und die Etablierung einer Willkommenskultur unterstützt werden.102 Hierbei spielt zudem sowohl die Vermittlung regionaler

96 Vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 97 vgl. Förderverein Böddiger Berg e. V., 2014 (www.boeddiger-berg.de) 98 Vgl. Ergebnisse der Online-Befragung in der Förderregion, 2014 (www.foerderregion-mittleres-fuldatal.de) 99 vgl. Ergebnisse der Workshops zu den Themen Bürgerschaftliches Engagement sowie Demografischer Wandel im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 100 Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e. V., 2014 (www.nachbarschaften.seniorenbueros.org) 101 Quelle: Spangensteine e. V., 2014 (www.spangensteine.de) 102 Vgl. Protokoll der ersten Arbeitsgruppen-Sitzung „Spanier für Spangenberg“ vom 05. Juni 2014

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Kultur und des Brauchtums im Mittleren Fuldatal eine Rolle als auch die Öffnung der Gemeinschaft für die „mitgebrachten“ kulturellen Eigenschaften aller Menschen, die in der Region leben. Abgesehen von dieser Initiative ist das Engagement für die Integration von Menschen aus anderen Kulturen besonders in Spangenberg sehr groß. Durch die Stiftung Himmelsfels wird auf der Basis kultureller Angebote aktuell vor allem bei der immer größeren Zahl ankommender Flüchtlinge viel Unterstützung zur Integration in der Region geleistet.103 In Felsberg ist seit mehr als 20 Jahren der Verein „Kinder-, Familien- und Seniorenfreundliches Felsberg e. V.“ (KiFaS) aktiv, aus dem heraus die Initiative zur Errichtung des Sozialen Dienstleistungszentrums im Mehrgenerationenhaus in Felsberg entstanden ist. Hier ist die Kinderkrippe „Sonnenkäfer“ beheimatet und es werden verschiedene Unterstützungsleistungen wie der Haushalts- und Seniorenservice, die Alltagsbegleitung für Senioren und demenziell Erkrankte, die Elternschule oder die Schülerbetreuung mit gemeinsamem Mittagessen angeboten. Das Soziale Dienstleistungszentrum betreibt drei Schulcafeterien im Mittleren Fuldatal und beliefert darüber hinaus neun weitere Schulen und zahlreiche Kindergärten in Felsberg und Umgebung mit frisch zubereiteten Speisen aus der eigenen Küche.104 Außerhalb von Vereinen und Initiativen wird in vielen Ortsteilen und Quartieren auch ohne feste Strukturen nachbarschaftliche Hilfe im Alltag praktiziert, jedoch ist das Bewusstsein für ein solches Solidarverhalten noch nicht angemessen.105 Im Mittleren Fuldatal wird die Verbreitung einer solchen Kultur der nachbarschaftlichen Hilfe vor dem Hintergrund des demografischen Wandels als wichtige Chance für die Zukunft gesehen.106

4.1.11 Regionale Entwicklungsprozesse Wie bereits in Kapitel 1 – Gebietsabgrenzung erläutert, hat die interkommunale Zusammenarbeit und auch die gemeinsame Regionalentwicklung im Mittleren Fuldatal ihren Ursprung in dem Zusammenschluss der fünf Kommunen Felsberg, Malsfeld, Melsungen, Morschen und Spangenberg zum Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal im Jahr 1998, dessen erstes Ziel es war, ein interkommunales Gewerbegebiet an der A7 in der Gemarkung Malsfeld-Ostheim auszuweisen. Aus dieser erfolgreichen Zusammenarbeit entstand die gemeinsame Bewerbung um Fördermittel aus dem Städtebauförderprogramm Stadtumbau West, für das die Region Ende das Jahres 2005 ausgewählt wurde.107 Mit der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzepts für den Zweckverband im Jahr 2008 wurden unter dem Motto „Generationengerechte Region“ Ziele formuliert, wie z. B. die Stärkung der Ortskerne als Zentrum und Wohnort, die Schaffung neuer Versorgungs- und Dienstleistungsnetzwerke oder die Revitalisierung von Brachen und leer stehenden Gebäuden. Daraus sind zahlreiche Projekte erarbeitet und auch bereits umgesetzt worden, wie das in Thema 8 – Infrastrukturausstattung / Daseinsvorsorge angesprochene interkommunale Dienstleistungszentrum in Melsungen oder das in Thema 10 – Bürgerschaftliches Engagement vorgestellte Soziale Dienstleistungszentrum in Felsberg. Die Möglichkeiten der Projektförderung laufen in diesem Jahr aus.108 Wie bereits bei der Realisierung des interkommunalen Gewerbegebiets sind auch für die Umsetzung des interkommunalen Dienstleistungszentrums Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) akquiriert worden.109

103 Vgl. Ergebnisse der Workshops zu den Themen Bürgerschaftliches Engagement sowie Demografischer Wandel im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 104 Quelle: KiFaS e. V., 2014 (www.soziales-dienstleistungszentrum.de) 105 vgl. Ergebnisse der Workshops zum Thema Bürgerschaftliches Engagement im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 106 Vgl. Ergebnisse der Workshops zu den Themen Bürgerschaftliches Engagement sowie Demografischer Wandel im Rahmen der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzepts, siehe Protokolle 107 vgl. Integriertes Handlungskonzept für den Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal, 2008; S. 7 108 vgl. Integriertes Handlungskonzept für den Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal, 2008; S. 80ff. 109 Quelle: HNA vom 11.07.2013 (www.hna.de); Transparenzliste EFRE (Stand: 09.05.2014), Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2014 (www.wirtschaft.hessen.de)

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

Wie bereits beim Thema 2 – Wirtschaftliche Leistungskraft beschrieben, sind zahlreiche Unternehmen in der Region durch EU-Fördermittel finanziell unterstützt worden, sodass bspw. Maßnahmen zur Betriebserweiterung getätigt werden konnten.110 Zu Beginn der letzten europäischen Förderperiode wurde im Jahr 2007 das Regionale Entwicklungskonzept für die Region Mittleres Fuldatal zur Förderung durch ELER-Mittel erarbeitet, an dessen Zielen sich das Integrierte Handlungskonzept orientiert. Zum Zusammenschluss der Förderregion Mittleres Fuldatal zählen neben den fünf Kommunen des Zweckverbands zudem die Gemeinden Guxhagen und Körle. Diese regionale Kooperation soll im Förderzeitraum 2014 bis 2020 fortgeführt werden (vgl. Kapitel 1 – Gebietsabgrenzung). Von 2007 bis 2013 sind vielfältige Projektvorhaben mit Fördermitteln umgesetzt und unterstützt worden, wie z. B. verschiedene Existenzgründungen, Schaffung von touristischen und kulturellen Angeboten, Ausbau der sozialen Infrastruktur (u. a. Seniorenwohnen und Kinderbetreuung) oder Initiativen zur Leerstandsreduzierung in Orts- und Stadtkernen.111 Als weitere regionale Entwicklungsinitiative hat sich der gesamte Schwalm-Eder-Kreis im Jahr 2011 um eine Bundesförderung als Modellregion der Raumordnung („MoRo“) im „Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge“ beworben, ist allerdings in der zweiten Wettbewerbsstufe unter 49 Mitbewerbern nicht als eine von 21 Modellregionen ausgewählt worden.112 Zusätzlich zu den regionalen Entwicklungsprozessen bestanden in Spangenberg von 2002 bis 2012 Fördermöglichkeiten durch das Städtebauförderprogramm Soziale Stadt. Zu den zahlreichen realisierten Projektvorhaben zählen z. B. Sanierungsmaßnahmen zur seniorengerechten Umgestaltung von Wohngebäuden, Konzeptentwicklungen für Spiel- und Freiflächen in der Innenstadt sowie Nutzungen für leer stehende Gebäude im Stadtkern und auch zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen im Rahmen des Wettbewerbs „Ab in die Mitte! Die Innenstadt-Offensive Hessen“ oder kultureller und sozialer Art.113 Die verschiedenen Orte im Mittleren Fuldatal, in denen in den letzten Jahren strukturelle Maßnahmen im Rahmen einer Förderung durch die Dorferneuerung durchgeführt worden sind, wurden bereits in Thema 9 – Innenentwicklung / Regionalität / Kultur und Brauchtum aufgeführt. Diese Förderaktivitäten haben alle die Stabilisierung der Kernbereiche in den jeweiligen Orten zum Ziel und schaffen damit eine wichtige Grundlage für die Entwicklung der gesamten Region. Im neuen Verfahren zur Dorferneuerung werden nicht mehr einzelne Orts- oder Stadtteile, sondern die gesamte Kommune betrachtet. Für die Aufnahme in dieses Verfahren hat sich die Stadt Felsberg in den letzten zwei Jahren bereits beworben, Malsfeld strebt eine Bewerbung für 2015 an und auch alle anderen Kommunen des Mittleren Fuldatals haben ihr Interesse an der Aufnahme in das Förderprogramm bekundet.114 Außerdem wird nach dem Auslaufen der Stadtumbau-Förderung eine gemeinsame Bewerbung aller sieben Kommunen um Fördermittel aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ angestrebt.115

110

Vgl. Transparenzliste GRW (Stand: 31.12.2012), Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2014 (www.wirtschaft.hessen.de) 111 Quelle: Förderregion Mittleres Fuldatal, 2014 (www.foerderregion-mittleres-fuldatal.de) 112 Quelle: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), 2014 (www.regionale-daseinsvorsorge.de) 113 Quelle: Liebenbachstadt Spangenberg, 2014 (www.spangenberg.de) 114 Quelle: Informationen des Fachdienstes Dorf- und Regionalentwicklung im Schwalm-Eder-Kreis, 03.06.2014 115 Quelle: Informationen des Regionalmanagements Mittleres Fuldatal, 03.06.2014

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REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

4.2

SWOT-Analyse

Im Folgenden werden aus den oben behandelten Themen Gesamtaussagen zu den aktuellen Stärken und Schwächen sowie den zukünftigen Chancen und Risiken abgeleitet. Nach einer tabellarischen Übersicht folgen detaillierter Erläuterungen zu den einzelnen Aussagen.

STÄRKEN:

SCHWÄCHEN:



Stabile Grundstruktur durch vorteilhafte Lage der Region, teils positive Bevölkerungsentwicklung sowie naturräumliche Gegebenheiten



Spürbare Folgen der demografischen Entwicklung besonders in den regionalen Randlagen, Ungleichgewicht zwischen den Generationen



Bürgernahe Kommunen, vielfältige Bemühungen um zeitgemäße Infrastruktur



Erhalt der stabilen Wirtschaftsstruktur nicht gesichert



Aktuell starke Wirtschaftsstruktur und gefragter Gewerbestandort





Aktuell und zukünftig hohe Bedeutung Erneuerbarer Energien, ausgeprägtes Nachhaltigkeits- / Klimaschutzbewusstsein

Geringe ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft, Verlust der ursprünglichen Prägung im ländlichen Raum



Bedingungen für Fortsetzung der Energiewende nicht optimal



Hohe regionale Identifikation, ausgeprägtes Gemeinschaftsverständnis



Sinkende Lebensqualität durch eingeschränkte Infrastruktur, Attraktivitätsverlust als Wohnstandort



Funktionierende Zusammenarbeit der Kommunen, hohe Kooperationsbereitschaft



Regionales Bewusstsein zur stärkeren Vermarktung/Imagebildung der Region fehlt



Unterstützung der regionalen Strukturen durch vielfältige Aktivitäten in der Förderlandschaft



Verpasste Chancen zur Innovation und Stabilisierung der Strukturen im ländlichen Raum

CHANCEN:

RISIKEN:



Stärkung der Wirtschaft durch Hervorhebung von Standortqualitäten, Stabilisierung des Arbeitsmarktes



Folgen der demografischen Entwicklung



Konjunkturabhängigkeit der Wirtschaft und Abnahme qualifizierter Arbeitskräfte



Steigende Nachfrage nach Wohnraum aus dem Ballungsraum Kassel



Sinkende Qualität im Bildungs- und Qualifizierungswesen



Sicherung von Mobilität und Energieversorgung durch Grundsatz der Nachhaltigkeit



Verlust der landwirtschaftlichen Prägung in der Region



Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit zur Stärkung der regionalen Daseinsvorsorge



Unzureichende Grundversorgung und Ausdünnung des Gemeinschaftslebens



Etablierung zeitgemäßer Formen von Engagement und Intensivierung der Gemeinschaft



Abhängigkeit der Regionalentwicklung von Kommunalhaushalten



Ausweitung des Regionalitätsbewusstseins, u. a. im Tourismus



Verlust der Wohnqualität durch Leerstand und unzureichende Mobilität



Förderung der Stabilisierung ländlicher Strukturen



Mangelnde Stabilität und Anpassungsfähigkeit des Tourismussektors



Hemmnisse auf dem Weg zu nachhaltigerer Energieversorgung/-verbrauch

REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

4.2.1

STÄRKEN

• Stabile Grundstruktur durch vorteilhafte Lage der Region, teils positive Bevölkerungsentwicklung sowie naturräumliche Gegebenheiten Das Mittlere Fuldatal ist geprägt durch eine attraktive Natur- und Kulturlandschaft, deren Besonderheit in der Flusslage aller Kommunen besteht. In allen Kommunen der Förderregion sind kulturelle „Highlights“ vorhanden. Die räumliche Nähe zum Oberzentrum Kassel und die gute Anbindung dorthin – sowohl durch das Straßenverkehrsnetz als auch durch öffentliche Verkehrsmittel wie die RegioTram – machen das Mittlere Fuldatal zu einem attraktiven Standort für Bewohner und auch Gewerbetreibende. Die gute regionale Verkehrsinfrastruktur innerhalb des Schwalm-Eder-Kreises sowie die bereits in vier Kommunen (Körle, Guxhagen, Malsfeld, Morschen) erfolgreich etablierten Bürgerbusse ermöglichen die Alltagsmobilität der Bewohner. Die Gemeinden Guxhagen und Körle haben seit 1991 eine deutliche Bevölkerungszunahme zu verzeichnen.



Bürgernahe Kommunen, vielfältige Bemühungen um zeitgemäße Infrastruktur

Die ländlich geprägten Kommunen des Mittleren Fuldatals verfügen oftmals über kleinräumige, bürgernahe Verwaltungsstrukturen sowie über ein vielseitiges Angebot an Gemeinschaftseinrichtungen. Dem Ausbau der Breitbandinfrastruktur als bedeutendem Standortfaktor hat sich eine regionale Kooperation der nordhessischen Landkreise verschrieben, um gemeinsam durch einen höheren Standard die Region attraktiver zu machen. Das Bildungsniveau im gesamten Bundesland ist hoch, im Schwalm-Eder-Kreis wird dies u. a. durch das breite Angebot im Bereich der Erwachsenenbildung und beruflichen Qualifikation deutlich.



Aktuell starke Wirtschaftsstruktur und gefragter Gewerbestandort

Insgesamt hat die Region Nordhessen (in Form des Regierungsbezirks Kassel) ein über-durchschnittliches Wirtschaftswachstum im deutschlandweiten Vergleich vorzuweisen. Damit gehen der starke Rückgang der Erwerbslosenquote in der Region seit dem Jahr 2005 sowie die unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote im Schwalm-Eder-Kreis einher. Die aktuell gute Wirtschaftsstruktur lässt sich sowohl an der Auslastung der Gewerbegebiete als auch an den Investitionen und Standortvergrößerungen der ansässigen Unternehmen ablesen, wofür meist EU-Fördermittel (GRW) in Anspruch genommen worden sind, zudem spielt die international agierende B.Braun AG als größter Arbeitgeber in der Region eine bedeutende Rolle. Dazu beigetragen hat u. a. die vielfältige Förderung von Wirtschafts- und Infrastrukturvorhaben wie beispielsweise dem interkommunalen Gewerbegebiet. (Im Bereich der Landwirtschaft ist der Anteil der Betriebe mit gesicherter Hofnachfolge im Schwalm-EderKreis im Vergleich zu allen anderen hessischen Kreisen relativ hoch.)

• Aktuell und zukünftig hohe Bedeutung Erneuerbarer Energien, ausgeprägtes Nachhaltigkeits-/ Klimaschutzbewusstsein Sowohl im gesamten Bundesland als auch im Schwalm-Eder-Kreis ist eine dynamische Entwicklung des Anteils Erneuerbarer Energien im Strommix zu erkennen, dabei sind in der Region bereits viele verschiedene Technologien und dezentrale Versorgungssysteme zur Energieerzeugung und -nutzung vorhanden. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Solarenergie, da sich rund ein Viertel der Photovoltaik-Anlagen der gesamten Region Nordhessen im Schwalm-Eder-Kreis befinden. Zukunftsweisend ist für das Mittlere Fuldatal die Gründung des regionalen Energiezusammenschlusses „Fulda-Eder Energie“, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Region koordiniert vorantreiben kann und für die Sicherung der regionalen Energieversorgung sorgt, wobei die regionale Wertschöpfung von großer Bedeutung ist. Seite | 30

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse



Hohe regionale Identifikation, ausgeprägtes Gemeinschaftsverständnis

Die hier beschriebene Förderregion ist nach der traditionellen Definition der Region auf dem Gebiet des Altkreises Melsungen zugeschnitten, sodass bereits eine traditionelle Identifikation innerhalb der Region besteht. Die kulturelle Vielfalt und die attraktiven, identitätsstiftenden Ortskerne tragen dazu bei, dass es teilräumlich ein stark ausgeprägtes Identitätsbewusstsein auch auf Ortsebene gibt, welches sich auch durch das vielfältige ehrenamtliche Engagement ausdrückt.



Funktionierende Zusammenarbeit der Kommunen / hohe Kooperationsbereitschaft

Die interkommunale Kooperation besteht im Mittleren Fuldatal bereits seit 1998 in Form des Zweckverbands und ist handlungsfähig, wie die gemeinsame Realisierung verschiedener Projektvorhaben wie z. B. des interkommunalen Dienstleistungszentrums in Melsungen mit dem gemeinsamen Ordnungsamt der Kommunen Melsungen, Felsberg, Spangenberg, Morschen und Malsfeld oder des Sozialen Dienstleistungszentrums in Felsberg zeigt.



Unterstützung der regionalen Strukturen durch vielfältige Aktivitäten in der Förderlandschaft

Seit 2007 sind die sieben Kommunen der Förderregion Mittleres Fuldatal mit dem Ziel der Regionalentwicklung zusammengeschlossen und konnten durch die ELER-Förderung in der letzten Förderperiode bereits zahlreiche Projektvorhaben umsetzen. Zusätzlich werden die Strukturen in den einzelnen Ortsteilen durch Fördermöglichkeiten in der Dorferneuerung in verschiedenen Schwerpunktgebieten gestärkt. Die Stadt Spangenberg profitiert außerdem von den zahlreichen Projekten und Initiativen, die im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ umgesetzt bzw. ins Leben gerufen wurden und sowohl für die Entwicklung der Kernstadt als auch für die Bewohner aller Ortsteile von großer Bedeutung sind. Die derzeit auslaufende Förderung im Stadtumbauprogramm hat nicht nur erheblich zur Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit beigetragen, sondern auch durch bauliche Investitionen eine strukturelle Stabilisierung der Städte und Gemeinden bewirkt. Zusätzlich sind aus EU-Fördertöpfen Wirtschafts- und Infrastrukturvorhaben durch EFRE- und GRW-Mittel sowie Bildungs- und Qualifikationsangebote durch ESF-Mittel unterstützt worden.

4.2.2

SCHWÄCHEN

• Spürbare Folgen der demografischen Entwicklung besonders in den regionalen Randlagen, Ungleichgewicht zwischen den Generationen Die Bevölkerungszahl im Mittleren Fuldatal hat sich insgesamt seit 2005 negativ entwickelt, drei Kommunen (Felsberg, Spangenberg, Morschen) haben bereits seit 1995 eine schrumpfende Einwohnerzahl zu verzeichnen. Im Vergleich zum gesamten Land Hessen ist das Durchschnittsalter in der Region bereits sehr hoch. Zudem sind immer stärker Wanderungsverluste zu erkennen.



Erhalt der stabilen Wirtschaftsstruktur nicht gesichert

Im wirtschaftlichen Bereich geht das produzierende Gewerbe merklich zurück, gleichzeitig verlieren handwerkliche Ausbildungsberufe für junge Menschen an Attraktivität, sodass die offenen Stellen kaum noch nachgefragt werden und Fachkräfte fehlen. Die bestehenden Bildungs- und Qualifikationsangebote sind kaum vernetzt und werden nicht transparent vermarktet, zudem ist die Ausbildungsqualität in den Betrieben und Bildungseinrichtungen durch Personalmangel eingeschränkt, beispielsweise bei der Prüfungsabnahme.

REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

• Geringe ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft, Verlust der ursprünglichen Prägung im ländlichen Raum Der Agrarsektor spielt im Mittleren Fuldatal sowie in der gesamten Region Nordhessen nur eine geringe Rolle, der Anteil an der Beschäftigtenzahl ist im Regierungsbezirk Kassel merklich gesunken. Im Vergleich zum gesamten Land Hessen ist die Förderregion von einer kleinteiligen Agrarstruktur mit geringen Betriebsgrößen geprägt, wodurch sich nur wenige Ansätze für die Entwicklung und den Einsatz technologischer Innovationen bieten. Trotz des vergleichsweise hohen Anteils der Betriebe mit gesicherter Hofnachfolge bleiben rund zwei Drittel der Betriebe, bei denen die Nachfolge ungeklärt ist, sodass perspektivisch ein deutlicher Rückgang der Zahl landwirtschaftlicher Betriebe im Schwalm-Eder-Kreis eintreten kann.



Bedingungen für Fortsetzung der Energiewende nicht optimal

Im Bereich der Erneuerbaren Energien ist die Windenergienutzung im Mittleren Fuldatal noch nicht sehr weit ausgeprägt, derzeit gibt es nur vereinzelte Standorte für Windkraftanlagen in der Region. Für den angestrebten Ausbau der regionalen Strom- und Wärmeerzeugung aus regenerativen Ressourcen sind die derzeit vorhandenen Netzinfrastruktur und Speicherkapazitäten unzureichend. Zudem gibt es keinen transparenten Überblick über die vorhandenen Initiativen und Bildungsangebote im Bereich der Energiebildung, sodass diese nicht umfangreich genutzt werden können. Die Frage der Energieeffizienz bzw. der Senkung des Energieverbrauchs wird derzeit nicht angemessen behandelt bzw. als bedeutend wahrgenommen.



Sinkende Lebensqualität durch eingeschränkte Infrastruktur, Attraktivitätsverlust als Wohnstandort

Durch das unzureichende ÖPNV-Angebot ist das Mittlere Fuldatal stark auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) ausgerichtet. Die Pkw-Verfügbarkeit ist oftmals die Voraussetzung für einen Arbeitsplatz in der Region, wodurch hohe private Mobilitätskosten entstehen. Im Bereich der sozialen und Versorgungsinfrastruktur sind in der Region verschiedene Aspekte als Schwäche zu formulieren. Zum einen hat sich im Schwalm-Eder-Kreis bereits eine gravierende Abnahme der ärztlichen Versorgung vollzogen. Zudem gibt es in kleinen peripheren Ortsteilen kein oder nur ein geringes Nahversorgungsangebot, das derzeit auch nicht ausreichend durch Mobilitätsangebote zu größeren Versorgungsstandorten ausgeglichen werden kann. Im Vergleich zum Durchschnitt des Landes Hessen und den Zielen der Bundesrepublik ist die Betreuungsquote für unter 3jährige im Schwalm-Eder-Kreis noch unterdurchschnittlich. Zum anderen sind kommunale Infrastrukturen, sowohl in Form von Einrichtungen und Ange-boten als auch bei Leitungsgebundenheit, teils ungenügend ausgelastet und werden nicht effizient genutzt. Auch ein teilweise bestehender Sanierungsstau in der öffentlichen Infrastruktur trägt zur geringen Nutzungsauslastung z. B. der Gemeinschaftseinrichtungen bei, beispielsweise bei schlechten baulichen Zuständen. Speziell für Senioren fehlen Wohnangebote zum selbstständigen Leben in kleinen Wohneinheiten. In zahlreichen Orten werden strukturelle Probleme aufgrund leer stehender Immobilien deutlich, besonders in den Kernbereichen besteht oftmals Sanierungsbedarf und eine Überalterung sowohl der Gebäude als auch in Verbindung damit der Bewohnerstrukturen. Im gemeinwohlbezogenen Ehrenamt, das in der Region allgemein sehr vielfältig ausgeübt wird, sind nur wenige Jugendliche und jüngere Erwachsene und auch Bürger aus anderen Kulturen bzw. mit Migrationshintergrund vertreten.



Regionales Bewusstsein zur stärkeren Vermarktung/Imagebildung der Region fehlt

Auch der Tourismus spielt im Mittleren Fuldatal eine vergleichsweise geringe Rolle, da die Intensität sowohl unter dem Durchschnitt des Schwalm-Eder-Kreises als auch aller anderen hessischen Kreise liegt. Das Be-

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

wusstsein für regionale Angebote, die Besonderheiten des Mittleren Fuldatals und die regionale Wertschöpfung ist noch nicht sehr weit ausgeprägt.



Verpasste Chancen zur Innovation und Stabilisierung der Strukturen im ländlichen Raum

Der Schwalm-Eder-Kreis ist bei seiner Bewerbung als Modellregion im „Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge“ nicht angenommen worden und hat damit die Chance auf eine geförderte Strategieentwicklung für die kreisweiten Daseinsvorsorge-Strukturen verpasst. Zudem besteht im Land Hessen nicht die Möglichkeit der Förderung durch das Programm „Kleine Städte und Gemeinden“, durch das insbesondere die ländlich geprägten Regionen Nordhessens strukturell profitieren könnten. Der Wegfall der Stadtumbau-Förderung erzeugt außerdem eine inhaltliche Lücke in der finanziellen Unterstützung von Projekten und Initiativen in der Region.

4.2.3 •

CHANCEN UND POTENZIALE

Stärkung der Wirtschaft durch Hervorhebung von Standortqualitäten, Stabilisierung des Arbeitsmarktes

Durch die Nähe zum Oberzentrum Kassel kann das Mittlere Fuldatal als Wohn-, aber auch Gewerbestandort noch an Bedeutung gewinnen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe kann durch stärkere Netzwerkbildung innerhalb der Region erhöht werden, zudem bieten sich vielfältige Möglichkeiten für Synergien in der Medizintechnik- und Pharmaziebranche durch das ortsansässige Großunternehmen B.Braun, z. B. Ansiedlungen weiterer Unternehmen der Branche oder Ausgründungen aus bestehenden Betrieben. Anhand gezielter Qualifizierungsstrategien zur verstärkten Integration von älteren und ausländischen Fachkräften in den Arbeitsmarkt sowie Inklusion kann der Bedarf der Unternehmen trotz der Auswirkungen des demografischen Wandels zumindest teilweise über regionale Ressourcen kompensiert werden. Zudem kann die zusätzliche Gewinnung ausländischer Fachkräfte für die Unternehmen im Mittleren Fuldatal durch transnationale Kooperationen zur Stärkung des Arbeitsmarktes beitragen.



Steigende Nachfrage nach Wohnraum aus dem Ballungsraum Kassel

Bei den hohen Miet- und Baulandpreisen im Oberzentrum Kassel und den suburbanen Umlandgemeinden kann das Mittlere Fuldatal durch die zentrale Lage in Nordhessen und die gute Verkehrsanbindung noch an Bedeutung als alternativer Wohnstandort gewinnen. Bei einer verstärkten Einbeziehung ausländischer Fachkräfte in den Arbeitsmarkt besteht auch hier ein erhöhter Wohnraumbedarf. Zudem besteht durch die bereits von Melsungen praktizierte Strategie, das Mittlere Fuldatal besonders als alternativen Wohnstandort für Studenten aus Kassel zu vermarkten, das Potenzial des verstärkten Zuzugs jüngerer Menschen. Als besondere Standortqualität können die Naherholungs- und Freizeitmöglichkeiten, die u. a. aus den naturräumlichen Gegebenheiten im Mittleren Fuldatal resultieren, stärker hervorgehoben und vermarktet werden.



Sicherung von Mobilität und Energieversorgung durch Grundsatz der Nachhaltigkeit

Das Ziel der dezentralen Energieerzeugung bedeutet eine Stärkung insbesondere der kleineren Kommunen. Hierbei bieten sich außerdem Möglichkeiten in der effizienteren Nutzung und der Senkung des Energieverbrauchs. Die Nutzung Erneuerbarer Energien und die Ausweitung der Elektro-Mobilität – insbesondere im öffentlichen Nahverkehr – tragen zur Sicherstellung der Mobilität und zu einem nachhaltigeren Verkehr in den Kommunen bei. Gleichzeitig kann durch die Erstellung multimodaler Mobilitätskonzepte eine höhere Flexibilität, der Erhalt und die Verbesserung der Mobilität erreicht werden, indem das Angebot an die alternde und REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

schrumpfende Bevölkerungsstruktur angepasst wird. Hierbei besteht außerdem Potenzial in der ehrenamtlichen Organisation von Mobilitätsangeboten.



Interkommunale Zusammenarbeit zur Stärkung der regionalen Daseinsvorsorge

Die Organisation von Verwaltungsaufgaben in interkommunaler Zusammenarbeit kann auf der bisherigen Grundlage weiter intensiviert werden. Zudem können durch verstärkte Nutzung des Internets für die Aufgaben von Politik und Verwaltung Kosten eingespart und die Servicequalität verbessert werden („e-Government“). Im Bereich der kommunalen Infrastruktur bilden neue Träger- bzw. Betreiberstrukturen Möglichkeiten, um Gemeinschaftseinrichtungen und -angebote zu erhalten bzw. veränderten Bedürfnissen anzupassen. Hierbei bietet sich auch die verstärkte Zusammenarbeit mit Kirchen an. Zur Sicherung der Daseinsvorsorge spielen besonders in peripheren und schrumpfenden Gebieten vermehrt mobile Angebote eine Rolle, z. B. in Form von rollenden Märkten. Für die Landwirtschaft im Mittleren Fuldatal bestehen noch ungenutzte Möglichkeiten zur Herstellung und (Direkt-)Vermarktung regionaler bzw. ökologisch zertifizierter Produkte, die u. a. durch die Nähe zur Großstadt Kassel als hochwertige Lebensmittel gute Absatzchancen auf dem regionalen Markt haben.



Etablierung zeitgemäßer Formen von Engagement und Intensivierung der Gemeinschaft

Projektbezogene, generationenübergreifende neuartige Formen des Engagements nehmen an Bedeutung zu. Gleichzeitig können die ehrenamtlichen Kapazitäten durch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen noch stärker genutzt und durch Kooperationen unterstützt werden. Die Einbeziehung von Zugezogenen – insbesondere Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund – in das Gemeinschaftsleben kann eine Bereicherung für das Gemeinschaftsleben in den Städten und Gemeinden bedeuten, u. a. im Bereich der gegenseitigen Hilfe und des bürgerschaftlichen Engagements.



Ausweitung des Regionalitätsbewusstseins, u. a. im Tourismus

Durch die Vergrößerung regionaler Handlungsspielräume ist die Stärkung des regionalen Selbstbewusstseins möglich. Ein regionales Konzept zur Festlegung strategischer Zentren kann Versorgungsschwerpunkte ausweisen, deren Erreichbarkeit sichern und somit durch gezielte Förderung ein strukturelles Rückgrat der Region stärken. Eine ähnliche Bedeutung haben auch Konzeptionen für Rückbaumaßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der Ortskerne. Die angestrebte Neustrukturierung der Touristischen Arbeitsgemeinschaft hätte eine regionalere Ausrichtung der touristischen Vermarktung mit einem stärkeren Identitätsbewusstsein zur Folge, sodass auch das Gesamtkonzept des touristischen Angebotes auf eine noch tiefere regionale Verankerung fokussiert sein könnte. Durch Ausweitung des bestehenden Angebotes können weitere Zielgruppen angesprochen werden. In Verbindung mit dem naturräumlichen und kulturhistorischen Potenzial können weitere touristische Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Ziel sollte hierzu die Etablierung des ländlichen Raums als Ort qualitativ hochwertiger Kulturangebote sein. Die kleinteilige, attraktive Kulturlandschaft bietet ein großes touristisches Potenzial, insbesondere durch Kombinationsmöglichkeiten zwischen Agrar- und Fremdenverkehrswirtschaft.



Förderung der Stabilisierung ländlicher Strukturen

Die vielfältigen Fördermöglichkeiten wie Dorfentwicklung, LEADER oder Städtebauförderung (Stadtumbau) und die Vernetzungsinitiativen wie Vitale Orte oder Kompetenzzentrum Inter-kommunale Zusammenarbeit sowie auch die EU-Förderinitiativen EFRE, ESF und GRW bieten Unterstützung für die Entwicklungsprozesse

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

im ländlichen Raum. Die bestehende interkommunale Zusammenarbeit im Mittleren Fuldatal kann vor diesem Hintergrund noch weiter ausgebaut werden.

4.2.4 •

RISIKEN UND GEFAHREN

Folgen der demografischen Entwicklung

Der prognostizierte Anstieg des Durchschnittsalters der Bevölkerung hat enorme Auswirkun-gen auf den Arbeitsmarkt, den Bedarf an Einrichtungen sozialer Infrastruktur und die Ausübung von Ehrenämtern. Je nach Lage können Diskrepanzen zwischen einzelnen Ortsteilen bei der Entwicklung der Bevölkerungs- und Altersstruktur entstehen.



Konjunkturabhängigkeit der Wirtschaft und Abnahme qualifizierter Arbeitskräfte

Da abgesehen von einigen wenigen Großunternehmen die Wirtschaftsstruktur des Mittleren Fuldatals durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägt ist, besteht eine starke Konjunkturabhängigkeit und dadurch eine Anfälligkeit für Schwankungen. Bei Langzeitarbeitslosen besteht die Gefahr des Verlustes ihrer Qualifikation, wenn die erlernten Fähigkeiten nicht zur Anwendung kommen oder aufgrund technischer Neuerungen veralten. Wenn die Kooperationen mit spanischen Regionen zur Gewinnung von Fachkräften für das Mittlere Fuldatal nicht erfolgreich anlaufen bzw. nicht zustande kommen, wird sich aufgrund der demografischen Entwicklung einer wachsender Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen, sodass die Region an Attraktivität als Wirtschaftsstandort verliert.



Sinkende Qualität im Bildungs- und Qualifizierungswesen

Durch den demografischen Wandel und die Abwanderung insbesondere junger Menschen kann es zu einer sinkenden Nachfrage nach Bildungsdienstleistungen kommen, sodass diese nicht mehr rentabel sind und das Angebot abnimmt. Besonders im Bereich der Agrarwirtschaft liegt durch die sinkende ökonomische Bedeutung der Abbau von Berufs- und Fachschulstandorten nahe, welcher die Aus- und Weiterbildung in dieser Branche umständlicher und unattraktiver machen würde. Zur Kosteneinsparung und effizienteren Auslastung öffentlicher Infrastruktur geht der Trend häufig zu Zentralisierung von Angeboten und Einrichtungen. Im Bereich des Schulwesens, insbesondere des Berufsschulwesens sowie der Kitas und Betreuungsangebote für Kinder, würde dieser Trend eine Rückentwicklung der Bildungsqualität im Mittleren Fuldatal bedeuten.



Verlust der landwirtschaftlichen Prägung in der Region

Bei der zunehmenden Aufgabe kleiner Betriebe stellt sich perspektivisch die Frage nach der Nutzung der kleinteiligen landwirtschaftlichen Flächen, da nicht automatisch von einer Folgenutzung durch größere Betriebe ausgegangen werden kann.



Unzureichende Grundversorgung und Ausdünnung des Gemeinschaftslebens

Vor dem Hintergrund der Veränderungen in Gesellschaft, Bevölkerungs- und Altersstruktur und der daraus folgenden Herausforderungen in ländlichen Regionen besteht in der Beibehaltung von unflexiblen Standards in der Grundversorgung das Risiko, den veränderten Bedürfnissen nicht gerecht werden zu können und sowohl an ökonomische als auch an technische Grenzen bei der Sicherung der Versorgung zu stoßen. Zudem ist bei einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung eine Abnahme des ehrenamtlichen Engagements

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

und die zunehmende Mehrfachbelastung der Ehrenamtlichen zu befürchten, gleichzeitig ist auch mit schwindenden Vereinsaktivitäten zu rechnen. Bei der heutigen Altersstruktur der Allgemeinmediziner im ländlich geprägten Mittleren Fuldatal sind erhebliche Nachfolgeprobleme zu erwarten. Zudem folgt aus der demografischen Entwicklung ein weiter ansteigender Bedarf ortsnaher Pflegekapazitäten und Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge. Gleichzeitig besteht das Risiko des Abbaus der Infrastruktur im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge sowie der Einschränkung von Leistungsangeboten aufgrund von Finanzproblemen der Kommunen. Auch die Finanzierbarkeit und Auslastung der Gemeinschaftseinrichtungen kann über den Erhalt bzw. die Schließung dieser entscheiden. Gemessen an den Landeszielen ist die Breitbandversorgung im Mittleren Fuldatal spätestens ab Ende 2014 für Unternehmen und Bewohner der Region unzureichend.



Abhängigkeit der Regionalentwicklung von Kommunalhaushalten

Die zunehmenden finanziellen Probleme der Kommunen gefährden regionale Entwicklungs-initiativen, es können u. a. Einschränkungen durch den Schutzschirm des Landes Hessen bestehen, sodass z. B. bereitstehende EU-, Bundes- oder Landes-Fördermittel nicht mehr kommunal gegenfinanziert und somit nicht ausgeschöpft werden können. Die Verstetigung der regionalen Entwicklungsinitiativen ist noch offen, daher ist die Fortführung der Aktivitäten zur Regionalentwicklung über den Rahmen von Förderprogrammen hinaus nicht gesichert.



Verlust der Wohnqualität durch Leerstand und unzureichende Mobilität

Bei wachsenden Leerstandszahlen und geringerer Nachfrage nach Wohngebäuden in den Ortskernen – insbesondere der peripheren Ortsteile – droht der Wertverlust durch sinkende Immobilienpreise, sodass die Ortskerne zusätzlich durch Sanierungsstau an Attraktivität verlieren. Um mögliche Konflikte zwischen Neubaugebieten und Ortskernen zu vermeiden, beispielsweise bei der Ausstattung mit Infrastruktur, ist politische Stärke gefordert. Die Attraktivität des Mittleren Fuldatals als Wohnstandort ist zu einem bedeutenden Teil von der Mobilität in der Region abhängig. Diese sollte vor allem auf Jugendliche und junge Erwachsene sowie auf ältere Menschen zugeschnitten sein. Ohne altersgerechte Mobilitätsangebote und bei einer weiteren Ausdünnung des ÖPNV verliert die Region an Standortqualitäten für die Bewohner und auch für Unternehmen und ihre Arbeitskräfte.



Mangelnde Stabilität und Anpassungsfähigkeit des Tourismussektors

Der demografische Wandel und die Entwicklung neuer Trends im Erholungs- und Freizeitverhalten der Menschen haben auch Auswirkungen auf die Nachfrage nach touristischen Angeboten. Wenn auf solche veränderten Bedürfnisse in der Region nicht entsprechend oder zu spät reagiert wird, verliert diese an Attraktivität für Touristen und Gäste. Die Bestrebungen zur strukturellen Umorganisation der Touristischen Arbeitsgemeinschaft (TAG) bringen Verunsicherungen für die Anbieter und Betriebe mit sich.



Hemmnisse auf dem Weg zu nachhaltigerer Energieversorgung/-verbrauch

Der Ausbau Erneuerbarer Energien kann durch die mangelnde Akzeptanz der Bevölkerung beispielsweise für den Bau von Windkraftanlagen oder die Einrichtung von Nahwärmenetzen gehemmt werden. Zudem besteht eine Verunsicherung in der Bevölkerung durch die dynamische Entwicklung des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG), die die Bereitschaft zur aktiven Beteiligung an der Energiewende mindert.

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4 Gebietsanalyse sowie SWOT- und Bedarfsanalyse

4.3

Handlungsbedarf

Aus den Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken ergibt sich ein Handlungsschwerpunkt im Bereich Wirtschaft und Bildung bzw. Qualifizierung. Die derzeit gute Wirtschaftsstruktur muss durch Bildungs- und Qualifizierungsstrategien sowie Vernetzungs- und Kooperationsinitiativen unterstützt und vorangebracht werden. Dabei steht besonders der Bedarf an Vermarktung der Standortqualitäten (zentrale Lage in Nordhessen, Verkehrsanbindung zum Oberzentrum Kassel, Synergien mit vorhandenen Unternehmen) des Mittleren Fuldatals im Fokus. Hierbei besteht eine enge Verknüpfung zu den Qualitäten der Region als Wohnstandort (günstige Grundstücks- und Immobilienpreise, reizvolle Landschaft und Ortsbilder), die durch Erhalt und Attraktivierung der Stadt- und Dorfkerne gepflegt und stärker herausgestellt werden müssen. In Verbindung mit der Stärkung der Wirtschaft besteht auch der Bedarf, die regionale, umwelt- und klimafreundliche Ausrichtung der Energieversorgung und -erzeugung im Mittleren Fuldatal zu intensivieren. Dies betrifft auch das Angebot von Mobilitätsmöglichkeiten. Zudem bedarf es der Förderung von Bildungs- und Qualifizierungsinitiativen zur Steigerung der Energieeffizienz bzw. zur Senkung des Energieverbrauchs. Ein weiterer Handlungsschwerpunkt ergibt sich aus den Folgen der Bevölkerungs- und Altersstrukturentwicklung für das alltägliche Leben und die Infrastruktur in den Städten und Gemeinden der Region. Über die bisherigen Aktivitäten für ein zeitgemäßes Infrastrukturangebot hinaus besteht die Notwendigkeit, Strategien für den Erhalt der medizinischen und Nahversorgung, der gemeinschaftlichen und sozialen Einrichtungen durch innovative Konzeptionen zu sichern und einem Verlust der Wohn- und Lebensqualität vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken. Hierzu sollte insbesondere die Etablierung zeitgemäßer Formen von Engagement zur Intensivierung der Gemeinschaft gefördert werden. Zur Erreichung der hier genannten Ziele bietet die verstärkte interkommunale Zusammenarbeit die Grundlage, die verschiedenen bestehenden Fördermöglichkeiten zur Stabilisierung der ländlichen Strukturen sollten weiterhin unterstützend einbezogen werden. Des Weiteren wird deutlich, dass die hohe regionale Identifikation und das ausgeprägte Gemeinschaftsverständnis aufrechterhalten und weiter gefördert werden muss. Dabei bedarf es einer stärkeren Vermarktung und Imagebildung der Region sowie Initiativen zur Ausweitung des Regionalitätsbewusstseins, das insbesondere zur Förderung der touristischen Attraktivität der Region beitragen wird. Im Tourismusbereich ist zudem Sensibilisierung aller Akteure für die sich verändernden Trends und Bedürfnisse notwendig, um die dauerhafte Attraktivität des Mittleren Fuldatals für Touristen und Gäste sicherzustellen. Trotz der nur noch geringen ökonomischen Bedeutung der Landwirtschaft im Mittleren Fuldatal gilt es, die ländliche Prägung der Region als Kulturgut lebendig zu halten und im Alltag der Menschen zu verankern. Themenübergreifend wird es einer intensiveren interkommunalen Zusammenarbeit zwischen den sieben Städten und Gemeinden des Mittleren Fuldatals bedürfen, um die Region in vielen Themenbereichen weiterzuentwickeln und sich in Kooperationen und gemeinsamen Initiativen den Herausforderungen sowohl des demografischen Wandels als auch der eingeschränkten finanziellen Spielräume der Kommunen zu stellen.

Aus dem hier beschriebenen Handlungsbedarf ergeben sich die folgenden thematischen Handlungsfelder: 1. Örtliches Leben und Infrastruktur 2. Regionale Wirtschaft, Bildung, Umwelt und Energie 3. Tourismus, Naherholung und Kultur Zusätzlich sind die Aspekte generationenübergreifende Ausrichtung von Angeboten und Infrastruktur, bürgerschaftliches Engagement, demografischer Wandel, Interkommunalität sowie Vernetzung von Bedeutung. Diese werden im Bezug auf die Handlungsfelder als themenübergreifende Querschnittselemente verstanden und können auf alle Themen angewendet werden. REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

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5 Regionale Strategie

5

Regionale Strategie

Nachfolgend ist das Leitbild aufgeführt, das im Laufe des Beteiligungsprozesses für das Mittlere Fuldatal entwickelt worden ist. Daraus leiten sich regionale Entwicklungsziele ab, die themen- und handlungsfeldübergreifend formuliert sind. Dabei wird sowohl dargestellt, wo Kooperationsansätze bestehen, als auch die Übereinstimmung mit den Zielen weiterer Förderprogramme abgeglichen. Die thematischen Handlungsfelder, die sich aus dem identifizierten Handlungsbedarf ableiten, sind zudem mit operationalisierten Teilzielen hinterlegt. Im darauffolgenden Aktionsplan (Kapitel 6) werden die Projekte, anhand derer diese Ziele erreicht werden sollen, in thematische Bündel gefasst.

5.1

Leitbild für das Mittlere Fuldatal

LEBEN IM MITTLEREN FULDATAL ... eine Region mit Fachwerk, Fluss und Farbe Unsere Region trägt durch eine enge Vernetzung und intensive Zusammenarbeit aktiv zur Stärkung der örtlichen Lebensqualität, zur wirtschaftlichen Entwicklung, zur Bildung und Qualifizierung und zum touristischen Ausbau sowie zur Sicherung und Stärkung der Natur- und Kulturlandschaft im Mittleren Fuldatal bei. Dem demografischen Wandel wollen wir aktiv und interkommunal begegnen und dabei alle Generationen berücksichtigen. Das bürgerschaftliche Engagement als eine wichtige tragende Säule des örtlichen und regionalen Lebens soll gesichert und gestärkt werden. Dabei berücksichtigen wir in allen Bereichen besonders den Beitrag zu Klima- und Umweltschutz und lassen uns vom Ziel der Nachhaltigkeit leiten beim Umgang mit vorhandenen Ressourcen und neuen Energien. Überregionale sowie transnationale Verbünde, Kooperationen und Vernetzungen werden angestrebt und entwickelt. Der Kontakt zu anderen Nationalitäten wird gefördert und die Eingliederung ausländischer Mitbürger verstärkt. Unsere Region Mittleres Fuldatal lebt durch ihre Vielfalt und wird als Wohn-, Lebens- und Wirtschaftsstandort generationengerecht sowohl für ansässige als auch für neu zu gewinnende Einwohner fortentwickelt. Dem Ausbau der touristischen Infrastruktur kommt eine hohe Bedeutung zu.

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5 Regionale Strategie

Wir sind… •

eine Region mit einer guten Wirtschaftsstruktur, attraktiven Gewerbestandorten, einer geringen Erwerbslosenquote und hervorragender verkehrlicher Anbindung;



eine Region, die sich durch eine reizvolle, abwechslungsreiche und intakte Fluss- und Mittelgebirgslandschaft auszeichnet, geprägt ist durch eine attraktive Natur- und Kulturlandschaft mit erlebbaren jahrhundertealten Zeugnissen. Historische Fachwerkstadtkerne, mittelalterliche Ruinen und Burgen, Schlösser und Klöster sowie archäologische Fundstellen prägen die Region.



eine Region bestehend aus bürgernahen Kommunen mit einer hohen regionalen Identifikation und ausgeprägtem Gemeinschaftsverständnis. Dies zeigt sich in vielfach praktiziertem bürgerschaftlichen Engagement in vielen Themenbereichen;



eine Region, die von den Folgen der demografischen Entwicklung besonders in den Randlagen betroffen ist. Zunehmender Gebäudeleerstand und eingeschränkter öffentlicher Nahverkehr, ungesicherte medizinische Versorgung und Daseinsvorsorge sowie eingeschränkter Gestaltungsraum der Kommunen aufgrund schwieriger Haushaltslagen stellt eine zukünftige Herausforderung dar;



eine Region, deren hohes Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbewusstsein aktuell und besonders zukünftig eine hohe Bedeutung für den Bereich der erneuerbaren Energien und den effizienten Umgang mit Ressourcen erfährt;



eine Region, die sich ihrer Identitäten, Potenziale und Herausforderungen bewusst ist und sich gemeinsam auf den Weg macht, diese Potenziale innerhalb der interkommunalen Kooperationen innovativ und effektiv zu nutzen.

Wir wollen … •

die vorhandene Wirtschaftsstruktur sichern, unterstützen und voranbringen, regionstypische Produkte und Spezialitäten besser vermarkten, die guten verkehrlichen Verbindungen sichern und ausbauen, die Standortqualitäten stärker in den Fokus rücken und die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Qualifizierung und Anwerbung von Arbeits- und Fachkräften unterstützen;



die touristischen Potenziale, Dienstleistungen und Angebote, das kulturelle und historische Erbe sowie Kultur und Kunst sichern, interkommunal und überregional vernetzen, fördern und weiter kooperativ erschließen;



uns den demografischen und finanziellen Herausforderungen stellen und für alle Generationen kooperative, innovative und effektive Lösungen zur attraktiven Gestaltung der Innenentwicklung und Daseinsvorsorge sowie der gesundheitlichen Versorgung unterstützen und fortentwickeln;



die Infrastrukturnetze der Region und die Mobilität erhalten und durch intelligente Maßnahmen weiterentwickeln. Die modernen Infrastrukturen der Telekommunikation erachten wir über alle Bereiche hinweg als wichtiges Entwicklungs- und Vernetzungselement der Region und wollen deren Ausbau und Anwendungen fördern und unterstützen;



die regionale, umwelt- und klimafreundliche Ausrichtung der Energieversorgung und -erzeugung sowie deren effiziente Nutzung fördern und eine umweltfreundliche Mobilität interkommunal vernetzen;



die bestehenden Kooperationen in der Region und mit den regionalen Nachbarn sichern, intensivieren und weiterentwickeln sowie weitere Potenziale der Zusammenarbeit erschließen;



verstärkt auf Entwicklungen und Projekte öffentlicher, privater und zivilgesellschaftlicher Akteure setzen, die gleichzeitig für ihren lokalen und regionalen Verantwortungsbereich positive und nachhaltige Synergieeffekte erzielen.

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5 Regionale Strategie

5.2

Entwicklungsstrategie und -ziele

Die Entwicklungsstrategie orientiert sich am Leitbild mit den hergeleiteten Handlungsbedarfen und identifizierten Handlungsschwerpunkten, korrespondiert mit den Aussagen aus der SWOT-Analyse und wird durch die Ergebnisse aus dem Beteiligungsprozess ergänzt. Als Besonderheit bzw. Qualität des Mittleren Fuldatals wurde herausgearbeitet, dass sich die Region durch eine LEBENDIGE VIELFALT auszeichnet. Als zukunftsweisende Ausrichtung für die Region erscheint es wesentlich, durch entsprechende Zielformulierungen die identifizierten Stärken sowie Chancen und Möglichkeiten zu fördern, um die regionalen Schwächen auszugleichen und Risiken zu minimieren. So können sich neue Projekte und potenzielle Wachstumsfelder ergeben. Die Entwicklungsstrategie setzt sich aus neun übergeordneten regionalen Entwicklungszielen zusammen, welche als zusammengefasste und handlungsfeldübergreifende Zielstellungen zu verstehen sind und mit den hessischen Landeszielen korrespondieren.

1.

Arbeitsmarktstruktur erhalten und ausbauen sowie Qualifizierung fördern •

Nutzung der Potenziale der heimischen Wirtschaft



Sicherung und Förderung der Beschäftigung für Männer und Frauen sowie der (Aus-) Bildung und Qualifizierung

Die Stärkung der regionalen Wirtschaft hängt u. a. von den vor Ort verfügbaren Fachkräften ab. Dazu sollen Möglichkeiten und Potenziale zur Qualifizierung, Werbung, Begleitung und Integration von Fachkräften ausgeschöpft werden. Wissenstransfer, fachlicher Austausch und das Anstoßen von Prozessen, auch über regionale und Ländergrenzen hinweg, sollen dazu beitragen und entwickelt werden. Gleichzeitig wollen wir Arbeitskräfte anderer Nationalitäten und sog. „Rückkehrer“ mithilfe einer entsprechend konzeptionierten Willkommenskultur aufnehmen und Integrationsmaßnahmen, -prozesse und -strukturen fördern. Als maßgeblicher Entwicklungsschlüssel für wirtschaftliche Aktivitäten wird das Angebot an themen- und zielgruppenspezifischen Aus- und Weiterbildungsinitiativen sowie Qualifizierungsmaßnahmen für alle Altersgruppen gesehen, um den Bestand an qualifizierten Fachkräften zu sichern und diese zu unterstützen. Dabei gilt es u. a. die Kooperation zu den im Umkreis liegenden Universitäten zu intensivieren. Zudem spielt die ortsnahe Sicherung der Bildungs- und Betreuungsangebote eine Rolle, um beispielsweise die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern oder auch durch frühe Kontakte zwischen Schulen und ortsansässigen Betrieben zu ermöglichen und den regionalen Ausbildungsmarkt zu stärken.

2.

Die regionale Wirtschaft und Wertschöpfung im Mittleren Fuldatal stärken •

Stärkung der Wertschöpfungsketten durch Konzeptionierung und Vermarktung der regionalen Standortqualitäten



Unterstützung der intensiveren Ausschöpfung vorhandener Synergiemöglichkeiten der hiesigen Medizin- und Pharmabranche



Anstoßen einer neuen Gründermentalität entlang der Wertschöpfungsketten in neuen und bewährten Marktbereichen sowie Marktnischen



Intensivierung der regionalen Zusammenarbeit zur Stärkung von Handel, Handwerk und Gewerbe

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5 Regionale Strategie

Die Region Mittleres Fuldatal trägt aktiv dazu bei, Rahmenbedingungen und Standorte zur Gewerbeansiedlung zu stabilisieren und auszubauen. Existenzgründungen, -erweiterungen, Ausgründungen und Betriebsübernahmen sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden gefördert und unterstützt. Eine intensivere interkommunale und überregionale Zusammenarbeit sowie die Bildung von Netzwerken von Betrieben innerhalb der Region tragen zur Sicherung der Wirtschaftsstruktur bei. Herausragende Marktsegmente sollen fokussiert und unterstützt werden. Neben harten Faktoren wie zentraler Lage, guter Verkehrsanbindung und Synergien mit vorhandenen Unternehmen, aber auch moderaten Miet- und Grundstückspreisen sollen die weichen Faktoren wie die landschaftlich reizvolle Gegend, (innovative) Mobilitätsangebote, Möglichkeiten der aktiven Freizeitgestaltung und sozialen Integration potenzielle Betriebe und Fachkräfte ansprechen. Lokale und regionale Marketingoffensiven und Öffentlichkeitsarbeit sollen die Bekanntheit und das Image der lokalen und regionalen Arbeitsmärkte fördern und junge sowie erfahrene Fachkräfte neugierig für die Region zu machen. In den Wertschöpfungsprozessen arbeiten die Betriebe somit kooperativ zusammen und streben entsprechende Vernetzungen an, um in und über die Region hinaus durch stärkeres Zusammenwirken hervorzubringen und mehr regionale Ausrichtung und Stabilität zu erreichen. Weiterhin sollen Unternehmen der Land- und Fortwirtschaft bei der Profilierung nachhaltiger Produktions- und Angebotsformen und bei der Ausrichtung und Erschließung neuer, innovativer Märkte (z. B. Energie, nachwachsende Rohstoffe, Landtourismus) unterstützt werden. Bei allen Initiativen steht vordergründig die Vermarktung der regionalen Standortqualitäten im Mittelpunkt.

3.

Vermarktung regionaler Produkte innerhalb der Region und überregional verbessern •

Erschließung und Förderung (neuer) Produkte, Vermarktungswege und Dienstleistungen, z. B. in den Bereichen erneuerbare Energien, Direkt- und Regionalvermarktung, Gastronomie, Tourismus und Daseinsvorsorge



Entwicklung und Ausbau des Bewusstseins für regionale Produkte und Angebote sowie die regionale Wertschöpfung im Innen- und Außenverhältnis bei Bürgern und Gästen

Die Akteure der regionalen und ökologischen Nahrungsmittel- und Produkterzeugung, des Einzelhandels, der Gastronomie, Hotellerie und der kleineren (Handwerks- und Dienstleistungs-)Betriebe kooperieren und vernetzen sich stärker, nehmen fachlichen Austausch, Qualifizierungsmaßnahmen und betriebliche Unterstützungsleistungen wahr. Um eine größere Aufmerksamkeit lokal und regional zu erwirken, werden neue Dienstleistungsstrukturen und gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, Plattformen und Vermarktung sowie Marketingelemente zur Erkennbarkeit regionaler Produkte entwickelt. Die Nutzung moderner Kommunikationskanäle zur Öffentlichkeitsarbeit sowie der persönliche Erfahrungsaustausch der unterschiedlichen Akteure sowie lokal und regional abgestimmte Qualitätsmerkmale für den Dienst am Kunden sind wesentliche Erfolgsmerkmale.

4.

Innenentwicklung und Belebung von Ortskernen ausbauen und fördern •

Anpassung und Weiterentwicklung der Bau- und Siedlungsstruktur zur Stärkung der Innenentwicklung durch Unterstützung innovativer Strukturen und Prozesse



Attraktivhalten der Lebens- und Wohnstandorte sowie der Ortskerne und Innenstädte für alle Generationen

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5 Regionale Strategie



Förderung gemeinschaftlicher und sozialer Einrichtungen durch innovative Konzeptionen

Die moderaten Grundstücks- und Gebäudepreise erweisen sich als interessante Alternative für Menschen aus dem Oberzentrum Kassel sowie aus Ballungszentren. Dazu sollen die regionalen und lokalen Standortqualitäten entwickelt und gezielt vermarktet werden, um einen Zuzug von Neubürgern zu erwirken. Deshalb gilt es, ein attraktives Lebensumfeld für die Bürger aller Generationen zu sichern und aktiv fort zu gestalten. Dazu ist die Revitalisierung von Leerstand und von Überalterung bedrohter Quartiere, Ortskerne, Innenstädte und Randlagen zu unterstützen. Überdies setzt die Region auf innovative und intelligente Konzeptionen - z. B. für Rückbaumaßnahmen oder interkommunales Flächenmanagement - und Umsetzungsstrategien (insbesondere unter dem Vorbehalt schwieriger kommunaler Haushaltslagen) sowie Maßnahmen zur (Um-)Nutzung/-strukturierung kommunaler Einrichtungen und Angebote. Gefragt sind hierbei innovative Ideen zum Umgang mit leer stehenden (sanierungsbedürftigen) Immobilien und Ensembles, vom Leerstand bedrohten Gebäuden sowie ungenutzten Freiflächen, z. B. durch neue Beratungs- und Vermittlungsstrukturen. Auch die Einführung innovativer Wohnformen zur Schaffung von Wohnraum und -angeboten sowohl für die älter werdende Generation als auch für junge Familien und Einzelpersonen spielen dabei eine Rolle. Das Profil des generationengerechten Wohnens und der gleichzeitig stärkere Gestaltungsraum der Jugend soll insbesondere unterstützt werden. Für den Fortbestand lebendiger, generationsübergreifend aktiver Gemeinden bzw. deren Aktivierung wird das Schaffen von Treffpunkten, Plätzen und Herrichten kultureller und historischer sowie identitätsstiftender Orte unterstützt. In der sozialen Belebung der Orte wird zwischen den Generationen, dem Gemeinschaftsleben und dem Zusammenleben unterschiedlicher Nationalitäten ein reger Austausch und Gemeinsinn gefördert. Zur Stärkung von Innenentwicklung und Belebung der Orte sind Prozesse, Maßnahmen und Kooperationen zum Wissenstransfer und Austausch mit Nachbar-kommunen, -regionen und -ländern sowie deren Initiierung zu fördern.

5.

Zur Sicherung der Daseinsvorsorge und generationengerechten Mobilität beitragen •

Aktive Gestaltung des demografischen Wandels und Förderung (sozialer) Innovationen



Entwicklung kooperativer, innovativer und effektiver Lösungen für die Sicherung und Gestaltung der Daseinsvorsorge und Mobilität sowie deren Anpassung an veränderte Bedürfnisse

Hierzu bedarf es der Sicherung der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Unterstützung von Entwicklungsprozessen. Dazu soll der ansteigende Bedarf ortsnaher Pflegekapazitäten und Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge gedeckt werden. Der Einzelhandel in den Städten und Gemeinden ist durch verstärkte Vernetzungsstrukturen und gemeinsame Maßnahmen sowie Vermarktungsaktivitäten inkl. Nutzung des Internets zu unterstützen sowie die Nahversorgung in den peripheren Ortslagen mithilfe innovativer bzw. flexibler Strukturen und Maßnahmen zu entwickeln. Innovative Konzepte zur Mobilität und Ausweitung der Elektro-Mobilität (z. B. auch im öffentlichen Nahverkehr), die auf die Bedürfnisse verschiedener Generationen zugeschnitten sind, müssen entwickelt und gefördert werden. Hierzu zählen multimodale Mobilitätskonzepte und überregionale Kooperationsinitiativen als wesentliche Erfolgsgaranten. Die Verbesserung des Services durch die kommunalen Verwaltungen für ihre Bürger ist durch verstärkte Nutzung des e-Government über das Internet zu entwickeln. Flächendeckendes Hochgeschwindigkeitsinternet und die Nutzung von Breitband stellen einen wesentlichen sowohl aktuellen als auch besonders zukünftigen Standortfaktor dar und sind ein wesentlicher Baustein für die regionale Mobilität. Zur Stärkung der Standortqualitäten gilt es, innovative Möglichkeiten verSeite | 42

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5 Regionale Strategie

wirklichen, um dieses Medium im Bereich der Daseinsvorsorge, aber auch in anderen Bereichen mit den veränderten Bedürfnissen im Zuge der demografischen Veränderungen einsetzen zu können.

6.

Nachhaltige Landschafts- und Tourismusstrukturen weiterentwickeln •

Weiterentwicklung touristischer Potenziale, Infrastrukturen und Angebote



Unterstützung der Kooperationen der touristischen Arbeitsgemeinschaften



Erhalt und Inwertsetzen des kulturellen und landschaftlichen Erbes



Stärkung der regionalen Identität und des „Wir-Gefühls“

Die Entwicklung und Sicherung der angestrebten Neustrukturierung der touristischen Arbeitsgemeinschaft gilt es zu unterstützen. Die Städte und Gemeinden sowie Leistungsträger und Organisationen der Region Mittleres Fuldatal tragen aktiv dazu bei, die touristische Organisationsstruktur gut zu vernetzen, lokale, regionale und überregionale Zusammenarbeit zu fördern bzw. zu entwickeln und die regionalen touristischen Potenziale auszuschöpfen. Dabei spielt auch die Sensibilisierung für veränderte Trends und Bedürfnisse eine Rolle. Das kulturelle Erbe, Naherholungs-, Natur- und geologische Potenziale sind zu erschließen und einzubinden. Den aktiven Wander-, Rad- und Wassertourismus mit entsprechenden Infrastrukturen, Hinweisen und Dienstleistungen gilt es zu sichern und weiterzuentwickeln. Auch das Potenzial der historischen Gebäude (z. B. Schlösser, Burgen, Klöster) und Zeugnisse, auch Innenstädte und Dorfkerne, soll gesichert und für den Tourismus attraktiv erschlossen werden. Die regionale Identifikation und das Gemeinschaftsverständnis für vielfältige Aktivitäten der Bürger werden unterstützt, um sie stärker in den Alltag der Bewohner zu integrieren. Daraus kann eine stärkere Imagebildung der Region entwickelt werden. Zur Ausweitung des Regionalbewusstseins für die besonderen kulturellen Errungenschaften und Nachlässe sowie neue, zeitgenössische, handwerkliche und künstlerische Strukturen muss die Aktivierung von Initiativen und (Vernetzungs-)Strukturen gefördert werden. Dabei spielt die Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen und Regionen eine wesentliche Rolle. Der Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft wird als wichtiges regionales Anliegen verstanden und muss daher gesichert und weiterentwickelt werden.

7.

Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen zwischen regionalen Akteuren verbessern •

Stärkung von Netzwerken, Entwicklungsinitiativen und bürgerschaftlichem Engagement sowie Aktivitäten auf örtlicher und regionaler Ebene und Stadt-Land-Beziehungen



Ermöglichen von Innovationen und Anstreben höherer Qualitätsansprüche und Zertifizierungen

Die Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit gilt es weiterzuentwickeln und zu unterstützen. Dazu sollen Prozesse und Strukturen fortentwickelt und innovative Ansätze und Methoden gefördert werden. Die Zusammenarbeit lokaler, regionaler und überregionaler Akteure kann durch Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch unterstützt sowie weitere Potenziale der Zusammenarbeit erschlossen werden. Dabei soll der Aufbau von Vernetzungsstrukturen entwickelt und die Etablierung von Fach- bzw. Themennetzwerken gefördert werden.

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5 Regionale Strategie

8.

Bürgerschaftliches Engagement erhalten •

Unterstützung bürgerschaftlicher Aktivitäten und Qualifizierungen



Förderung des Potenzials Nicht-Berufstätiger und der Selbstorganisation ehrenamtlicher Strukturen

Die regionalen und örtlichen Ebenen bürgerschaftlichen Engagements müssen durch Ausbau, Verstetigung und Verknüpfung von Kooperationsstrukturen und professionellen Angeboten gestärkt werden. Dabei wird die Wertschätzung der nachbarschaftlichen Hilfe und des bürgerschaftlichen Wirkens in der Region Mittleres Fuldatal gefördert und ihr ein hoher Stellenwert beigemessen. Die Vereinsstrukturen gilt es aktiv für einen nachhaltigen Fortbestand zu stärken. Durch generationenübergreifende und kooperative Vernetzungen kann sich die Region Mittleres Fuldatal mit dem Vorzeigen „guter Beispiele“ für junges Führungspersonal attraktiv ausbauen. Der gesellschaftliche Auftrag wird neben der Vereinsarbeit durch die Einbindung von Projekten gestärkt, bei denen sich Menschen kurzzeitig zu bestimmten Themen engagieren können.

9.

Klimaschutz(-bewusstsein) in der Region fördern •

Förderung einer effizienten Nutzung erneuerbarer Energien



Etablierung eines ausgeprägten Umwelt- und Klimaschutzbewusstseins



Eindämmung des Klimawandels und Anpassung an dessen Auswirkungen unterstützen

Die Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen und Möglichkeiten zur Bewusstseinsbildung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen und zur Senkung des Energieverbrauchs müssen gefördert werden. Zudem gilt es, die regionale Energieversorgung und -erzeugung, einschließlich umweltfreundlicher Mobilitätsmöglichkeiten, zu intensivieren und unterstützen.

Kooperationsansätze: In Bezug auf die Entwicklungsziele können bereits Kooperationsansätze auf verschiedenen räumlichen Ebenen dargestellt werden. Im Rahmen der Definition von Handlungsfeldern werden diese dann inhaltlich konkretisiert und sowohl bestehende als auch beabsichtigte Kooperationen beschrieben. Als Gesamtüberblick sind diese zudem als Anlage zu Kapitel 5 im Anhang dargestellt. Schwalm-Eder-Kreis

Abstimmung und Zusammenarbeit mit LEADER-Regionen SchwalmAue und Knüll, Bildungsträgern und öffentlich-rechtlichen Verbänden

Region Nordhessen

Abstimmung und Vernetzung mit weiteren nordhessischen LEADERRegionen, dem Regionalmanagement Nordhessen sowie der Tourismusdestination „Grimm-Heimat Nordhessen“

Andere deutsche Regionen

Abstimmung und Zusammenarbeit zum Wissenstransfer mit anderen deutschen LEADER-Regionen in Bayern (Mittelfranken) und Brandenburg (Oderland)

Transnationale Kooperationen

Kontaktaufnahme und Abstimmungsgespräche zur gemeinsamen Projektentwicklung mit Regionen in Österreich und Spanien

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5 Regionale Strategie

Zudem kann die Verknüpfung der hier formulierten Entwicklungsziele für das Mittlere Fuldatal zu weiteren strategischen Ansätzen bspw. in Form von Förderprogrammen hergestellt werden. Derzeit ist die Region eingebettet in die Förderkulissen von EFRE und ESF, zu denen sie u. a. Zugang über den Landkreis hat. Im Bereich der Dorfentwicklung bewerben sich aktuell zwei Kommunen, um in das Förderangebot des Landes aufgenommen zu werden. Als Anlage zu Kapitel 5 ist im Anhang eine große Bandbreite von Förderprogrammen und Entwicklungsstrategien mit den entsprechenden Zielstellungen aufgeführt, um die enge Verknüpfung der Entwicklungsziele für das Mittlere Fuldatal hierzu aufzuzeigen. Dabei werden durch die Zuordnung der hier formulierten Entwicklungsziele zahlreiche Berührungspunkte, aber auch Unterschiede und Abgrenzungen zu anderen Förderstrategien deutlich, wenn keine Verknüpfung erkannt wird.

5.3

Handlungsfelder

Aus dem oben beschriebenen Handlungsbedarf ergeben sich als integrierter Ansatz die folgenden thematischen Handlungsfelder, die stichwortartig genannt werden. Die definierten Handlungsfelder korrespondieren zudem mit den formulierten Zielen des Landes Hessen. Zur Beschreibung der Handlungsfelder werden Unterthemen benannt, operationalisierte Teilziele formuliert, bereits in die Wege geleitete Kooperationen erläutert sowie der innovative Ansatz in prägenden Stichworten dargestellt. Zusätzlich sind die Aspekte generationenübergreifende Ausrichtung von Angeboten und Infrastruktur, bürgerschaftliches Engagement, demografischer Wandel, Interkommunalität sowie Vernetzung von Bedeutung. Diese werden in Bezug auf die Handlungsfelder als themenübergreifende Querschnittselemente verstanden und können auf alle Themen angewendet werden.

I.

Örtliches Leben und Infrastruktur

Thematische Aspekte: Bevölkerungsentwicklung, Verkehr / Mobilität, Infrastruktur / Daseinsvorsorge, (bürgerschaftliches) Engagement, regionale Entwicklungsprozesse

Innenentwicklung,

Teilziel

Überprüfung der Zielerreichung

(a) Daseinsvorsorge und bedarfsgerechte regionale (Versorgungs-)Infrastruktur sichern bzw. ausbauen

Vorhandene Strukturen konnten durch Erweiterung oder Optimierung von Angeboten und Einrichtungen zielführend ergänzt werden.

(b) Mobilitätsangebote den veränderten Bedürfnissen aller Generationen anpassen

Bestehende Strukturen für verschiedene Zielgruppen konnten durch Vernetzung und innovative Maßnahmen sowohl in den Städten und Gemeinden als auch auf überregionaler Ebene weiterentwickelt und optimiert werden

(c) Gemeinschaftliche generationen- und kulturübergreifende Strukturen sowie bürgerschaftliches Engagement sichern, unterstützen und ausbauen

Die Formen von Engagement und Gemeinschaft konnten zeitgemäß angepasst bzw. ergänzt und das Miteinander in den Städten und Gemeinden intensiviert werden

(d) Freizeitangebote erweitern

Das Freizeitangebot konnte zeitgemäß für Einheimische und Gäste erweitert und erkennbar dargestellt werden

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5 Regionale Strategie

(e) Innenentwicklung, Bau- und Siedlungsstruktur sichern, fördern und stärken

Die Stärkung der Innenentwicklung und Reduzierung von Leerständen konnten durch unterschiedliche Wege und Kooperationen zielführend in den Städten und Gemeinden intensiviert und eingesetzt werden.

(f) Regionalidentität, -bewusstsein und Stiftung des Zusammenhalts sowie Gemeinschaftsaktivitäten stärken und entwickeln

Das regionale Identitätsverständnis und Zusammengehörigkeitsgefühl konnte durch Prozesse, neue Strukturen und unterschiedliche Maßnahmen gestärkt werden

Kooperationsansätze: •

Transnationaler Austausch zwischen der Stadt Felsberg und der Stadt Waidhofen an der Thaya in der Region Niederösterreich und Anknüpfung an deren bestehende Kooperationen mit Kleinstädten in Tschechien, Ungarn und der Slowakei zum Aufbau von Maßnahmen zum Wissenstransfer (Projektansatz: „Kleine Stadt mit großer Zukunft“)



Überregionale Zusammenarbeit der Regionen Mittleres Fuldatal, Schwalm-Aue und Knüll zur Einführung neuer Mobilitätskonzepte und gemeinsamer Werbekampagne (Projektansatz: „flinc – internetbasierte Mitfahrgelegenheiten im Schwalm-Eder-Kreis“)



Überregionale Zusammenarbeit innerhalb des Regionalmanagements Nordhessen / Gesundheit (Projektansätze: „Kooperation von Ärzten und Pflege“, Pilotprojekt derzeit im Werra-Meißner-Kreis; „Nachbarschaftshilfen im Zuge der Klimaauswirkung professionalisieren“, Pilotprojekt derzeit im WerraMeißner-Kreis)

Innovativer Ansatz:

II.

Interkommunale Kooperation, (E-)Mobilität

Regionale Wirtschaft, Bildung, Umwelt und Energie

Thematische Aspekte: Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft, Bildung / Qualifikation, Land- / Forstwirtschaft, Energiewirtschaft, regionale Entwicklungsprozesse Teilziel

Überprüfung der Zielerreichung

(a) (Aus-)Bildungs- und Qualifizierungsstrukturen fördern

Bestehende Angebote und Initiativen konnten erweitert und optimiert werden.

(b) Existenzgründungen unterstützen und fördern

Gründungen konnten durch optimierte Rahmenbedingungen und Strukturen gesteigert werden

(c) Produkte, Angebote und Marktsegmente aus der Region, in der Region und außerhalb der Region besser vermarkten

Bestehende Angebote und Produkte sowie Marktsegmente konnten erweitert werden

(d) Die Vernetzung, Kooperation und Zusammenarbeit der Akteure verbessern

Die Zusammenarbeit der Akteure regional, überregional und länderübergreifend konnte durch Runde Tische, Gründung von Initiativen und Netzwerken sowie Wissenstransfer und Fachaustausch intensiviert und verbessert

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5 Regionale Strategie

werden (e) Strukturen und Prozesse zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern

Die vorhandenen Strukturen und Prozesse konnten durch zielführende Maßnahmen verbessert werden

(f) Die regionalen Standortqualitäten in der Region und außerhalb der Region entwickeln und besser vermarkten

Die Standortqualitäten konnten durch gemeinsame und interkommunale Konzeptionierung dargestellt werden.

(g) Klimaschutz, Energieerzeugung und -nutzung sichern und verbessern

Die Bürger, Städte und Gemeinden konnten zum stärkeren Nachhaltigkeitsbewusstsein in den Bereichen Klimaschutz, dezentrale Energieerzeugung und -vermarktung, energetische Sanierung und effiziente Energienutzung durch Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsstrategien bewegt werden.

Kooperationsansätze: •

Transnationaler Austausch zwischen der Stadt Spangenberg und einer Region in Spanien (Projektansatz: „Fachkräfte für Spangenberg“)



Überregionale Arbeitsgruppe initiiert durch den Schwalm-Eder-Kreis und die Agentur für Arbeit (Projektansatz: „Allianz gegen Fachkräftemangel“)



Überregionale Zusammenarbeit zur Förderung der Energiewende (Projektansätze: „Werbekampagne zu Erneuerbare Energien-/Energieeffizienz-Dörfern“; „Veranstaltungsreihe ‚Mit dem Naturkraftnetz durchs Jahr‘“)



Überregionale Zusammenarbeit innerhalb des Regionalmanagements Nordhessen (Projektansatz: „Energie- und Klimaschutzkonzept 2050“)

Innovativer Ansatz:

III.

Bildung eines Kompetenzclusters „Medizintechnik“

Tourismus, Naherholung und Kultur

Thematische Aspekte: Tourismus / Naherholung, Innenentwicklung / Regionalität / Kultur / Brauchtum, Engagement, regionale Entwicklungsprozesse

(bürgerschaftliches)

Teilziel

Überprüfung der Zielerreichung

(a) Touristische regionale Potenziale sichern, erschließen und weiter ausbauen

Die vorhandenen Angebote, Dienstleistungen und Maßnahmen konnten durch weitere Erschließung, Aufbau und Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure zielführend ergänzt werden

(b) Attraktive Infrastrukturen und Angebote sichern und (weiter-)entwickeln

Die vorhandenen Infrastrukturen und Angebote konnten attraktiv ergänzt und optimiert werden

(c) Vernetzung von Produkten und Leistungsträgern stärken und besser vermarkten

Die in der Region zur Verfügung stehenden regionalen und touristischen Produkte konnten durch fachlichen Austausch, stärkere Zusammenarbeit sowie Zusammen-

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5 Regionale Strategie

schließen von Akteuren optimiert und erweitert werden. (d) Qualitätsstandards entwickeln und fördern

Die Touristische(n) Arbeitsgemeinschaft(en) mit ihren touristischen Leistungsträgern können mehr kundenorientierte sowie kundenfreundliche Merkmale und Qualifizierungen nachweisen.

(e) Kulturelles Erbe und Brauchtum bewahren, entwickeln und fördern

Vorhandene Strukturen konnten durch Erweiterung oder Optimierung von Angeboten und Einrichtungen zielführend ergänzt werden.

(f) Zeitgenössische kulturelle, handwerkliche sowie künstlerische Angebote, Entwicklungen und -strukturen fördern, vernetzen und unterstützen

Vorhandene Angebote konnten durch Erweiterung, Erschließung und Vernetzung zielgerichtet touristisch aufgewertet werden

Kooperationsansätze: •

Zusammenarbeit der nordhess. Regionen zur Qualifizierung von Übernachtungsangeboten (Projektansatz: „Mini-Inn“)



Überregionale Zusammenarbeit innerhalb der Tourismusdestination „GrimmHeimat Nordhessen“ (Projektansatz: „Netzwerkaufbau zur touristischen Vermarktung von Schlössern und Burgen“)



Überregionale Zusammenarbeit innerhalb der Tourismusdestination „GrimmHeimat Nordhessen“ (Projektansatz: „Fortführung Entwicklung des Fulda-Radweges“)



Überregionale Zusammenarbeit innerhalb des Regionalmanagements Nordhessen (Projektansatz: „Freizeit- und Eventverkehre mit intermodal buchbaren Elektrofahrzeugen – FREE“)



Überregionale Zusammenarbeit im Schwalm-Eder-Kreis (Projektansätze: „Nachqualifizierung im Gastronomiebereich“; „Entwicklung der Wanderparkplätze und Qualitätssicherung der Wege“; „Vermarktungsaktivitäten für Rad-, Wander- und Themenwege sowie Pilgerpfade“; „Qualifizierung von Rangern, Natur- und Gästeführern“)



Überregionale Zusammenarbeit mit den Regionen Hersfeld-Rotenburg, Werra-Meißner und KellerwaldEdersee (Projektansatz: „Themenwanderweg ARS Natura – Installation von Info-Terminals“, Absichtserklärung liegt vor)



Überregionale Zusammenarbeit mit der Region Hersfeld-Rotenburg (Projektansätze: „Geologielandschaft osthessisches Werratal“; „Handwerksroute“, Absichtserklärung liegt vor)

Innovativer Ansatz:

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E-Mobilität

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6 Aktionsplan

6

Aktionsplan

6.1

Erläuterungen zum Aktionsplan

Entsprechend der formulierten regionalen Entwicklungsziele sowie handlungsfeldspezifischen Teilziele ist auch der Aktionsplan nach den drei Handlungsfeldern gegliedert, um die Projekte erkennbar zu machen, die zur Erreichung dieser Ziele führen sollen. Innerhalb der Handlungsfelder sind die Projekte und Aktivitäten in kleineren thematischen Einheiten gebündelt („Projektbündel“). Der Aktionsplan gibt so einen Überblick über die Themenbreite und auch -tiefe, mit der sich das Mittlere Fuldatal für seine zukünftige Entwicklung auseinandersetzt. Gleichzeitig werden die regionalen Aktivitäten im Förderzeitraum in ihrer zeitlichen Steuerung bzw. Terminierung transparent gemacht. Zuständige Akteure oder Akteursgruppen sind ebenso benannt und die ersten startreifen Projekte sind dargestellt und gekennzeichnet. Für jedes Handlungsfeld sind sogenannte „Meilensteine“ formuliert worden. Diese verdeutlichen die Entwicklung, die innerhalb eines thematischen Handlungsfelds bis zu einem bestimmten Zeitpunkt im Mittleren Fuldatal stattgefunden haben soll. Somit bietet der Aktionsplan einen Planungs- und Steuerungsrahmen, der jährlich aktualisiert und fortgeschrieben wird. Der europäische CLLD-Leitfaden benennt zum Aktionsplan vier wesentliche Punkte: •

Welche Art von Maßnahmen und wie viele?



Wer wird für die Umsetzung verantwortlich sein?



Für wann ist die Umsetzung vorgesehen?



Was wird die Maßnahme ungefähr kosten?

Diese geforderten Kriterien finden sich in ähnlicher Systematik in der nachfolgenden Aufstellung des Aktionsplans sowie des Finanzierungsplans (siehe Kapitel 8) für das Mittlere Fuldatal wieder. Zu Beginn der Umsetzungsphase sind Projekte wichtig, die zeitnah umgesetzt werden können, Erfolgserlebnisse ermöglichen und so für die weitere Mitarbeit motivieren. Projekte, die als stimmig für die Region angesehen werden, verheißen starke lokale Wirkungen, leisten einen hohen Beitrag zu den Zielen der lokalen Entwicklungsstrategie und stehen ggf. miteinander in Verbindung oder verstärken sich gegenseitig und mobilisieren dabei verschiedene lokale Akteure. Über den Beteiligungsprozess werden in den Aktionsplan insgesamt 104 konkrete Projektvorschläge in den festgelegten drei Handlungsfeldern benannt. Insgesamt bilden 24 Projektbündel für die einzelnen Handlungsfelder kleinere, verfolgbare thematische Einheiten. Eine Übersicht über weitere, bisher noch nicht konkret ausformulierte Projektansätze findet sich als Anlage zu Kapitel 6 im Anhang. Zentrale Akteure (Spalte „Akteure“) werden benannt, die das Projekt oder den Projektprozess begleiten bzw. darin eingebunden sind. Von den 104 Projekten und Maßnahmen stellen sich 23 umsetzungsreife Projekte dar, die als sogenannte „Startprojekte“ dokumentiert werden (orange markiert). Die vorliegende Liste trifft weiterhin Aussagen zur zeitlichen Steuerung der Projektumsetzung mit den Kategorien „2015“ (als Startprojekt), „2016 bis Ende 2017“ und „2018 bis 2020“ (Spalten „geplante Umsetzung“). Die letzte Spalte der Aktionsplanliste stellt das anstoßende Förderprogramm dar. Der Aktionsplan wird für 2015 konkret, für die beiden weiteren Zeiträume mit geplanten Tendenzen dargestellt. Eine jährliche Aktualisierung und Fortschreibung zeigt die erreichten bzw. ggf. nicht erreichten Meilensteine und Teilziele auf. Das kontinuierliche Monitoring anhand von Strukturieren, Beobachten, Messen und Analysieren (vgl. Kapitel 9) ermöglicht es hier rechtzeitig festzustellen, wo zum einen die Arbeit und Aktivierung durch die LAG und das Regionalmanagement, zum anderen der Stand der Projektumsetzung und außerdem die erreichten Meilensteine derzeit stehen.

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6.2

Aktionsplan für die Förderperiode 2014 - 2020

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6.3

Meilensteine bis 2020 I.

Örtliches Leben und Infrastruktur

Ende 2015:

I.1 Mobilität: Vorbereitung der Einführung neuer Mobilitätskonzepte ist abgeschlossen, Inbetriebnahme der Angebote kann starten. I.2 Medizinische und pflegerische Versorgung: Konzepte zur Gestaltung der medizinischen und pflegerischen Versorgung liegen vor, können umgesetzt werden. I.3 Zusammenleben von Generationen und Kulturen: Beginn Umsetzung lokaler Projekte für generationengerechtes, -übergreifendes Zusammenleben. Stärkung Engagement und Ehrenamt: Vereinscoaching hat begonnen; Nachbarschaftshilfen: Öffentlichkeitsarbeit zur Bewusstseinsbildung ist erfolgt.

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6 Aktionsplan

I.4 Belebung der Stadt-/Ortskerne: Öffentlichkeitsarbeit ist erfolgt; Felsberger Innentwicklungskonzept hat weitere lokale Akteure aktiviert und die Anbahnung zum Wissenstransfer zur österreichischen Region ist erfolgt, erste lokale Projekte können umgesetzt werden. I.5 Leerstand: Initiativen sind aktiviert, der aktuelle (potenzielle) Leerstand analysiert. I.6 Generationen- und zeitgerechte Wohnbedarfe: Infoveranstaltung hat stattgefunden; Objekte für das Pilotprojekt "Effizientes Sanierungshaus" sind ausgewählt. I.7 Regionalidentität: Konzept zur stärkeren Regionalidentitätsstiftung ist ausgearbeitet; Wettbewerb für Schulen hat begonnen. I.8 Freizeitangebote: Machbarkeitsstudie zum Erfahrungsfeld ist durchgeführt. I.9 Neue Medien/ Informationstechnologien: Anbahnung zur App-Konzeption ist erfolgt, Breitbandanwendung werden mit Absehbarkeit des schnellen Internets initiiert. Ende 2017:

Die Projektbündel I.1 - I.9 werden jährlich aktualisiert und fortgeschrieben. Geplante Tendenzen: Die internetbasierte Mobilitätsstruktur ist beworben, eine jährliche Fortschreibung ist vorgesehen. In der medizinischen und pflegerischen Versorgung ist eine Tagespflegeeinrichtung mit regionaler Strahlkraft erweitert worden, das Präventionsnetzwerk 'Demenz' ist etabliert und hat erste Projekte umgesetzt. Mit dem Nordhessenmanagement ist die medizinische Versorgungssituation für die Region Nordhessen abgestimmt, lokale Konzepte zur Sicherung der Daseinsvorsorge sind auf dem Weg der interkommunalen Zusammenführung. Die Innenentwicklung Felsbergs hat weitere regionale/ interkommunale Akteure, erste transnationale Austausche haben stattgefunden, erste Beratungsplattformen zum Leerstandsabbau sind lokal verankert.

Ende 2020:

Die Projektbündel I.1 - I.9 werden jährlich aktualisiert und fortgeschrieben. Geplante Ziele: Die Mobilität ist an verschiedene Zielgruppen angepasst. Der Leerstand ist mithilfe von Beratungsstrukturen und Projekten zur Innenentwicklung und Ortskernbelebung zu 50% reduziert, der Bevölkerungsrückgang hat sich stabilisiert. Die regionale Bewusstseinsbildung und Identifikation der Generationen und das Ehrenamt sind gestärkt, das Zusammenleben der Kulturen mithilfe des umgesetzten Willkommenskonzeptes verbessert.

II.

Regionale Wirtschaft, Bildung, Umwelt und Energie

Ende 2015:

II.1 Unterstützung Existenzgründer: Die Öffentlichkeitskampagne zur Unterstützung von Existenzgründern, Gastronomen und Einzelhandel ist abgeschlossen und weist eine deutliche Zunahme von interessierten Projektträgern auf; das Projekt "Unternehmensnachfolge" hat den Betrieb aufgenommen; die verschiedenen Kooperationsabsprachen zur Konzeptentwicklung eines regionalen Medizin- und Pharmazieclusters sind durchgeführt II.2 Regionale Wertschöpfungsketten: Das Netzwerk "Regionale Produkte" ist gegründet II.3 Schule, Übergang zum Beruf: Im Projekt BoP+ haben 25 Schüler ein Zertifikat über die erlernte Praxiserfahrung erhalten II.4 Qualifizierung: Das Kompetenzmanagement für Kleinstbetriebe wurde von 10 Betrieben absolviert; in Spangenberg ist die Anbahnung zu spanischen Kooperationspartnern erfolgt

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REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

6 Aktionsplan

und Projekte können umgesetzt werden; der erste Wissenstransfer zwischen den hessischen Regionen hat stattgefunden II.5 Bildungsangebote/-struktur: Das Bildungsberatungsnetzwerk Schwalm-Eder ist gebildet, die Online-Beratung ist im Aufbau II.6 Klimaschutz, Energieeffizienz: Die Werbekampagne "Mit dem Naturkraft-Netz durch‘s Jahr" ist erfolgt und die ersten Veranstaltungen haben stattgefunden; die Informationskampagne für EEE ist durchgeführt II.7 Umweltpädagogische Projekte: Kontakte zwischen aktiven Akteuren und Schulen / Kindergärten haben statt gefunden Ende 2017:

Die Projektbündel II.1 - II.7 werden jährlich aktualisiert und fortgeschrieben. Geplante Tendenzen: Die Rahmenbedingungen für Existenzgründungen sind verbessert, bei der Unternehmensnachfolge konnten Betriebsschließungen aus Altersgründen rechtzeitig übergeben werden. Die Vernetzung regionaler Akteure zur Vermarktung regionaler Produkte ist angebahnt, Fachkräfte aus Spanien sind zum Praktikantenaustausch in Spangenberg angekommen, erste Schulungen für Breitbandanwendungen sind initiiert.

Ende 2020:

Die Projektbündel II.1 - II.7 werden jährlich aktualisiert und fortgeschrieben; Geplante Ziele: Die Existenzgründungen und Betriebsübernahmen haben sich gesteigert von 7 auf ca. 70. Die Bildungsberatung ist dezentral etabliert und online abrufbar, die Qualifizierung von Arbeitskräften ist gestiegen und es gibt deutlich weniger junge Ausbildungsabbrecher zu verzeichnen. Das Klimaschutz- und Energieeffizienzbewusstsein ist gestärkt und schlägt sich im Handeln der Akteure nieder, dies spiegelt sich auch in umweltpädagogischen Projekten wider.

III.

Tourismus, Naherholung und Kultur

Ende 2015:

III.1 Touristische Potenziale, Infrastruktur: Die Konzeptionierung der neuen touristischen regionalen Ausrichtung ist erstellt und die TAG hat ihre Arbeit aufgenommen. Die ersten 5 Info-Terminals sind am „Ars Natura“ installiert, das Netzwerk für die Inwertsetzung der Burgen, Schlösser, Klöster ist etabliert und ersten Projekte (Kalender, Flyer) sind in der Umsetzung III.2 Touristische (E-)Mobilität: Die Gespräche mit dem Regionalmanagement zu einem abgestimmten nordhessischen E-Mobil-Verbund sind aufgenommen. III.3 Gastronomie, Beherbergung: 1 Pension und 1 Gastronomiebetrieb sind modernisiert III.4 Kulturhistorisches Erbe: Das Morscher Dorfarchiv hat die entsprechenden Räumlichkeiten ausgebaut; in Spangenberg sind die Vorarbeiten zur 'Wiederherstellung der Mikwe erfolgt. III.5 Lehr-, Themenpfade: Die Vorgespräche zur Planung einer Energieroute sind abgeschlossen, die Handwerksroute wird gemäß Bewilligungsbescheid abgerechnet und bei Bedarf entsprechend erweitert III.6 Kultur, Handwerk, Kunst: Die Umbauplanungen zur Durchführung der Kunstangebote für Touristen in Morschen ist abgeschlossen

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6 Aktionsplan

III.7 Potenziale in Natur und Landschaft: Gespräche mit den unterschiedlichen Streuobstakteuren für eine Vernetzungsinitiative sind erfolgt III.8 Touristische Qualitätssicherung und Qualifizierung: Die Nach-Qualifizierung für Gastronomie und Beherbergung ist durchgeführt und 20 Teilnehmer sind qualifiziert. Ende 2017:

Die Projektbündel III.1 - III.8 werden jährlich aktualisiert und fortgeschrieben. Geplante Tendenzen: Das (Dienstleistungs-)Angebot der Pensionen ist um "den gefüllten Kühlschrank" erweitert und es gibt Service-Angebote zum Wandern/Radfahren ohne Gepäck. Der Ausbau der Infrastruktur für den Aktivtourismus zu Land und Wasser ist im weiteren Prozess, eine Konzeption zur Wege- und Markierungspflege der Wanderwege ist erstellt. Die touristische (E-)Mobilität wurde um einheitliche Ladestationen erweitert sowie eine weitere E-Bike-Verleihstation ergänzt. Die Vernetzung zwischen ÖPNV und anderen Mobilitätsformen ist im Gang.

Ende 2020:

III.1 - III.8 wird jährlich aktualisiert und fortgeschrieben; Geplante Ziele: Burgen, Schlösser, Klöster werden über die GrimmHeimat vermarktet. Der Fulda-Radweg zählt zu Hessens beliebtesten Radwegen, die Möblierung mit einheitlichen Sitz- und Rastmöbeln ist im Streckenverlauf Mittleres Fuldatal erfolgt sowie ein Leitsystem zu Sehenswürdigkeiten konzipiert. Wasser: Ausweitung um mind. zwei Kanu-Verleihstationen ist erfolgt, die Infrastruktur am Fluss mit mind. drei Ein- und Ausstiegen verbessert, das Beschilderungssystem vom Fluss aus ist entwickelt und teilweise installiert, drei Angebote für einfache und günstige Unterkünfte am Weg sind geschaffenen. Wandern: Drei neue Wanderparkplätze sind entstanden, drei weitere sind modernisiert. Der „Ars Natura“ ist in der Region um 10 Infoterminals erweitert und überregional um weitere 10. Gastronomie und Beherbergung: Ein Qualitätskonzept liegt vor. Die Servicequalität und das Angebot haben sich in Gastronomie und Beherbergung verbessert. Vier Pensionen, vier Gasthäuser und drei Hersteller regionaler Produkte haben sich für einen integrierten Gästeservice regional vernetzt. Fünf Pensionen, vier Gaststätten und zwei Campingplätze sind modernisiert sowie drei Wohnmobilstellplätze angelegt. In den Orten ist die Identifikation mit dem kulturellen Erbe angestiegen und in jeder beteiligten Kommune dazu mind. zwei Projekte umgesetzt. Die Vernetzung der kulturellen Projekte ist im Gang und im Internet bei jeder kommunalen Homepage abrufbar.

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7 Umsetzung

7 Umsetzung 7.1

Vorbemerkungen

Die Lokale Aktionsgruppe, LAG, ist die Zentralstelle im LEADER-Prozess und eine eigenständige juristische Person sowie Träger des Regionalen Entwicklungskonzeptes. Die Region Mittleres Fuldatal war in der Förderperiode 2007 – 2013 mit seinem Regionalforum und der Organisationsstruktur unter dem Dach des Zweckverbandes Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal in Form einer Kommission gemäß §72 HGO organisiert und als öffentlich-private Partnerschaft rechtlich anerkannt. Künftig wird entsprechend der LEADERAnforderung ein Verein die Eigenständigkeit der LAG verkörpern. 7.2

Organisationsstruktur der Region Mittleres Fuldatal – Aufbau und Ablauf

Neben dem Beteiligungsprozess zwischen März und August 2014 wurden die formalen Bewerbungsvorgaben zur Umsetzung der regionalen Strategie bzgl. künftige Organisationsstruktur und Zusammensetzung der LAG (Anzahl, Fachbereiche, Kompetenzen) durchdacht. In Workshops und Vorstandssitzungen wurde darüber diskutiert und entsprechende Entscheidungen herbeigeführt. Das nachfolgende Modell zeigt die bisherige und künftige regionale Organisationsstruktur.

Bisherige Struktur Interkommunales Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal (5 Kommunen)

Neue Struktur Regionalentwicklungsgesellschaft Zweckverband Mittleres Fuldatal e.V.

Interkommunales Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal Kostenerstattungsvertrag Kostenerstattung Besorgungsvertrag

(7 Kommunen)

LAG-Mitgliederversammlung (öffentlich, privat und zivil Vertreter, ausgeglichenes Verhältnis)

Verbandsversammlung Vorstand des Vereins (3 Personen)

Vorstand

LAG als Kom. u. §72 HGO

Projektrat = Erweiterter Vorstand als Entscheidungsgremium ( 9 Mitglieder; 3 öffentlich, 3 privat, 3 zivil)

Regionalmanagement Regionalmanagement

als ausführendes Organ

Stellt Personal

(1,5 AK)

Sprecher der Arbeitsgruppe I.

Sprecher der Arbeitsgruppe II.

Sprecher der Arbeitsgruppe III.

AG zur HF I.

AG zur HF II.

AG zur HF III.

„Örtliches Leben und Infrastruktur“

Regionale Wirtschaft, Bildung, Umwelt und Energie“

„Tourismus, Naherholung und Kultur“

Bürgermeisterrunden

Abbildung 5: Bisherige und neue Organisationsstruktur Region Mittleres Fuldatal

7.2.1

Lokale Aktionsgruppe (LAG) – Zusammensetzung, Aufbau und Ablauf

Die LAG wird künftig als Verein organisiert und wird in der Satzung manifestiert (siehe Anlage zu Kap. 7- Satzung). Sie basiert auf den LEADER-Zielen und Grundsätzen zur Förderung der ländlichen Region in Hessen und konkretisiert diese für die Gebietskulisse Mittleres Fuldatal. Eine Stammbesetzung von 25 stimmberechtigten und mind. 2 beratenden Vertretern soll den Verein nach außen darstellen. Damit stehen repräsentativ Vertreter des öffentlich, privaten und zivilen Sektoren sowie der definierten Handlungsfelder (HF) I bis III (vgl. Kap.5.3, S. 45). Im öffentlichen Bereich werden alle Kommunen mit ihren Bürgermeistern vertreten sein. Weiterhin haben Vertreter öffentlicher Körperschaften, die für die Regionalentwicklung wichtige Akteure darstellen sowie Akteure aus dem privaten und zivilen Bereich, die sich mit den Themen der definierten Handlungsfelder REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

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7 Umsetzung engagieren, ihre Mitarbeit zugesagt. Die nachfolgende Tabelle führt die Akteure namentlich auf (Tabelle 1). Ziel ist es, die Repräsentativität des Frauenanteils sowie von Personen mit Migrationshintergrund und / oder Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen für die LAG weiter zu erhöhen. Weitere Details zur Zusammensetzung, Zuständigkeiten und Arbeitsweise sind in der Vereinssatzung geregelt (Anlage zu Kapitel 7, Satzung).

LAG Mittleres Fuldatal (MFT) Regionalentwicklungsgesellschaft Zweckverband Mittleres Fuldatal e.V. – Kurz: Regionalentwicklung Mittleres Fuldatal, Anzahl Vertreter: 25 Vorsitzende/r: N.N.

HF

Öffentlicher Sektor, Anzahl Vertreter: 10

I-III

Kommunen

1. Bürgermeister der Stadt Felsberg

Steinmetz, Volker

I-III

2. Bürgermeister der Stadt Melsungen

Boucsein, Markus

I-III

3. Bürgermeister der Stadt Spangenberg

Tigges, Peter

I-III

4. Bürgermeister der Gemeinde Guxhagen

Slawik, Edgar

I-III

5. Bürgermeister der Gemeinde Körle

Gerhold, Mario

I-III

6. Bürgermeister der Gemeinde Malsfeld

Vaupel, Herbert

I-III

7. Bürgermeister der Gemeinde Morschen

Wohlgemuth, Herbert

8. Interkommunale Kooperation ZV Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal

Rübenkönig, Kornelia

9. Agentur für Arbeit Schwalm-Eder

Kemper, Uwe, Vertreter: Büscher, Franz-Martin

10. Job-Center Schwalm-Eder

Gatzweiler, HansGerhard, Vertreterin: Reiser, Manuela

I-III

Öffentliche Körperschaften

II II

Privater Sektor, Anzahl Vertreter: 6 I-III

Kapital, Finanzen

1. Kreisparkasse Schwalm-Eder

Komiske, Volker

2. Volks- und Raiffeisenbank Schwalm-Eder

Schmidt, Christian

Regionale Produkte, Touristikbranche

3. Villa Rosaceae, Melsungen

Janenzky, Gert Vertreterin: Janenzky, Angela

Wirtschaft, Handel

4. Entwicklung Kompetenz-Cluster Medizin/Pharmazie; Gewerbeverein Malsfeld

Ziebarth, Harald

Energie, Bildung

5. Vertreter Energie, Bildung: Jugendwerkstatt, Felsberg

Horstkotte Pausch, Angelika

Innen-, Stadtentwicklung, Mobilität

6. Stadtentwicklungsgesellschaft Melsungen

Wagner, Volker, Vertreter: Okrafka, Mario

I-III III II II I

Ziviler Sektor, Anzahl Vertreter: 7 II

Bildung, Arbeit, Existenzgründung: Kammern

II

1. Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder

Altenhof, Jürgen

2. IHK-Service Schwalm-Eder

Fischer, Andreas

III

Kultur, Kunst

3. Böddiger Berg e.V.

Stiegel, Klaus

III

Tourismus, Erholung, Freizeit, Natur

4. TAG „Melsunger Land“ e.V.

N.N.

Soziale Dienste

5. Soziales Dienstleistungszentrum/Kifas Felsberg

Hentschker-Kranixfeld, Angelika

Kirchen, Ehrenamt, Migranten/Integration, Inklusion

6. Spangensteine e.V., Spangenberg

Wunderlich, Sabine

I I

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7 Umsetzung I

Generationen, Familien, Senioren, Jugend

7. Seniorenbeauftragte/Jugendbeauftragter

Rudolph, Erna, Vertretung: Lambach, Mathias

Beratend / kein Stimmrecht ! I-III I-III

Landkreis Schwalm-Eder

1. Wirtschaftsförderung

Geisel, Rainer

2. Bewilligungsbehörde

Claas, Eva

25 Vertreter, davon 23 stimmberechtigt, 2 nicht stimmberechtigt Tabelle 1: Zusammensetzung der LAG Mittleres Fuldatal

Die Vertreter der LAG tragen durch ihre organisatorischen Kompetenzen und fachlichen Qualifikationen zur Durchführung des Aktionsplans und der Erreichung der Ziele innerhalb der Handlungsfelder116 sowie der regionalen Entwicklungsziele bei. Sie haben unterschiedliche Aufgaben und Rollen entsprechend ihrer Kompetenzen und Interessen bei der Umsetzung des regionalen Entwicklungsprozesses. Sie zeichnen sich weiterhin durch fachliche und organisatorische Kompetenz aus und sind entsprechend der drei definierten Handlungsfelder stellvertretend, um die Vorhaben des Aktionsplans zielgerichtet begleiten und mit umsetzen zu können (vgl. Anlage zu Kapitel 7 Repräsentativität, Interessen und Kompetenzen der LAG-Mitglieder). Sie sind Multiplikatoren für die Umsetzung der Entwicklungsstrategie, Interessenvertreter der von ihnen vertretenen wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Gruppen sowie aktive Repräsentanten der Aktionsgruppe in der Region und im Rahmen von gebietsübergreifenden und transnationalen Kooperationsprojekten. 1.

Die Lokale Aktionsgruppe – LAG Träger der Regionalentwicklung: Ist die LAG. Sie wird als Verein (e.V.) in Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft organisiert und bildet damit eine eigene Rechtsform. Der Verein nennt sich künftig „Regionalentwicklungsgesellschaft Zweckverband Mittleres Fuldatal e.V.“ Die LAG bildet die strategische Ebene. Sie ist für die Steuerung der Umsetzung verantwortlich. Zusammensetzung, Zuständigkeiten und Arbeitsweise sind in der Satzung des Vereines (Anlage zu Kap. 7) sowie der Geschäftsordnung des Förderausschusses (Anlage zu Kap. 7) geregelt.117 Mitgliederversammlung: Die Mitgliederversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium des Vereins und fällt alle grundsätzlichen und wichtigen Entscheidungen, verabschiedet den Finanzplan und wählt den Vorstand und die Mitglieder des Förderausschusses. Vorstand: Dem Vorstand obliegen die Vertretung des Vereins nach außen und die Führung seiner Geschäfte. Im Außenverhältnis handeln der/die Vorsitzende und seine Stellvertreter. Der/die Vorsitzende gehört der Region Mittleres Fuldatal an. Der Vorstand bedient sich von Anfang an der Vereinsgeschäfte eines Geschäftsführers, der zugleich Regionalmanager ist. LEADER-Entscheidungsgremium / Förderausschuss: Die LAG wählt ein Entscheidungsgremium, den sog. Förderrat für die Auswahl von förderwürdigen Projekten, die die Zielerreichung der regionalen Strategie gewährleisten können (vgl. Kap. 7.2.2). Er dient der kontinuierlichen Begleitung der Regionalentwicklung im Mittleren Fuldatal und stellt das Entscheidungsgremium im Sinne der europäischen LEADER-Verordnung dar. Durch seine Zusammensetzung und die Geschäftsordnung des Ausschusses ist eine unabhängige, diskriminierungsfreie und Interessenkollisionen vermeidende Arbeitsweise sichergestellt. Er entscheidet in allen Förderfragen abschließend. Regionalmanagement: Das Regionalmanagement Mittleres Fuldatal, als operativer Teil der Regionalentwicklung, ist seit 2008 beim Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal angesiedelt. Die MitarbeiterInnen des Regionalmanagements sind Angestellte des Zweckverbandes. Für die Programmperiode 2014 - 2020 / 2022 werden derzeit neue vertragliche Regelungen vorbereitet, durch die die Vorgaben

116 117

Vgl. Kap. 5.3 Handlungsfelder, S. 45 ff. und Kap. 6.2 Aktionsplan, S. 50 ff. Vgl. Satzung und Geschäftsordnung im Anhang zu Kapitel 7.

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7 Umsetzung des Landes und der EU bezüglich der Unabhängigkeit der Arbeitsweise erfüllt und eine Förderfähigkeit der laufenden Kosten des Regionalmanagements sichergestellt werden. Das Regionalmanagement unterstützt die Vernetzung der strategischen Ebene sowie die Projektrealisierung im operativen Geschäft (vgl. weiter Kapitel 7.2.4). 2.

Die themenorientierten Arbeitsgruppen bereiten die Ausrichtung der Aktivitäten vor, koppeln sich mit dem Regionalmanagement zurück, werden von ihm unterstützt und begleitet. Sie unterstützen die Konkretisierung der Maßnahmen des REKs (vgl. Abb. 5). Im Mittleren Fuldatal sind insgesamt drei Arbeitsgruppen – pro Handlungsfeld eine AG – und ihre Sprecher vorgesehen. Sie vernetzen die regionalen Akteure, entwickeln weitere Ideen und Projekte für die Umsetzung des Regionalen Entwicklungskonzeptes. Sie agieren als Multiplikatoren und unterstützen die Projektrealisierung vor Ort. Bereits engagierte Akteure sind hierfür vorgesehen.

3.

Die Interkommunale Kooperation Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal als Körperschaft des öffentlichen Rechts ist der Partner für die laufenden Geschäfte der LAG. Sie soll von der LAG mittels Geschäftsbesorgungsvertrag beauftragt werden, das entsprechende Personal im Umfang von mind. 1,5 AK für das Regionalmanagement der LAG bereit zu stellen, desweiteren die Kassengeschäfte nach Vereinsrecht zu führen sowie die Infrastruktur mit den Räumlichkeiten für die Geschäftsstelle des Regionalmanagements zur Verfügung zu stellen. Die interkommunale Kooperation Zweckverband stellt aufgrund ihrer Erfahrung, Kompetenz und geeigneten Struktur diese Anforderung sicher und hält die personell fachliche Kompetenz von 1,5 Arbeitskräften (AK) vor. Im Gegenzug werden dem Zweckverband die LAG-spezifischen Kosten erstattet.

7.2.2

LEADER-Entscheidungsgremium (Förderrat)

Der Förderrat wird paritätisch der geforderten Sektoren nach entsprechend mit neun gleichberechtigten Personen besetzt. Dies entspricht einem Verhältnis von maximal 49 Prozent öffentlicher Vertreter. Transparente und nach außen kommunizierte Projektkriterien (vgl. hierzu Kap. 7.2.3) stellen die Auswahlkriterien für die Projektträger und ihre eingereichten Projekte dar. Das LEADER-Entscheidungsgremium tagt vier Mal pro Jahr oder bei Bedarf öfter. Eine Projektentscheidung ist bei 50 % der Stimmen der nicht öffentlichen Vertreter wirksam. Näheres regelt die Geschäftsordnung des Förderrates (siehe Anlage zu Kap.7). Bei der Zusammensetzung des LEADER-Entscheidungsgremiums für die Förderperiode 2014-2020 wurde während einer außerordentlichen LEADER-Vorstandssitzung vom 4. November 2014 entsprechend der inhaltlichen Konzeptschwerpunkte besonderer Wert darauf gelegt, die Handlungsfelder I-III (HF: Örtliches Leben und Infrastruktur, HF II: Wirtschaft, Energie bzw. Umwelt-, Klimaschutz und Bildung, HF III: Tourismus, kulturelles Erbe, Querschnittsthemen: Mobilität, interkommunale Vernetzungen u.a.) mit ihren Teilzielen kompetent als Vorschlagsliste für die anstehende Wahl aufzustellen. Es wurde darauf geachtet, dass der Frauenanteil unter den stimmberechtigten Mitgliedern und die Repräsentanz für Familie, Jugend, Senioren und Migranten sowie für Menschen mit Einschränkungen angemessen vertreten sind.

Vorschlagsliste zur Besetzung Förderrat MFT als erweiterter Vorstand der LAG Anzahl Vertreter: 9, Stand: 4.November 2014 Öffentlicher Sektor, Anzahl Vertreter: 3

Gender

HF

Kommune Malsfeld

Bürgermeister der Gemeinde Malsfeld

Vaupel, Herbert

b

I-III

Kommune Körle

Bürgermeister der Gemeinde Körle

Gerhold, Mario

b

I-III

Vorstand LAG

Regionalmanagement

Karmann, Marion

b

I-III

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7 Umsetzung

Gender

HF

Komiske, Volker

b

II

Energie/Umwelt, Bildung Jugendwerkstatt, Felsberg

Horstkotte Pausch, Angelika

b

II

Örtliches Leben, Infrastruktur

Wagner, Volker

b

I

Gender

HF

Stiegel, Klaus

b

III

Soziales / soziale Diens- Soziales Dienstleistungszentte rum/Kifas Felsberg

HentschkerKranixfeld, Angelika

b

I

Kirchen, Ehrenamt, Familie, Jugend, Senioren, Spangensteine e.V., Spangenberg Migranten, Inklusion

Wunderlich, Sabine

b

I

Privater Sektor, Anzahl Vertreter: 3 Regionale Wirtschaft

Kreisparkasse Schwalm-Eder

Stadtentwicklungsgesellschaft, Melsungen Ziviler Sektor, Anzahl Vertreter: 3

Tourismus, Erholung, Natur, Kunst, Kultur

Böddiger Berg e.V.

Tabelle 2: Vorschlagsliste Zusammensetzung Mitglieder Förderrat

Aufgaben des Förderrats: • • • • 7.2.3

Entwickelt einen Förderplan118 gemäß REK, wählt Projekte nach transparenten und nachvollziehbaren Auswahlkriterien aus, gibt formale Zustimmung zu Projektanträgen und zur Prioritätenbestimmung unterstützt die Geschäftsstelle mit dem Regionalmanagement bei Projektanfragen und -auswahl. Projektauswahl:

Der LEADER-Ansatz basiert auf den Grundprinzipien wie Vernetzung, Innovation, Bottom-up und Nachhaltigkeit, die im Rahmen einer Förderung eingehalten werden müssen. Projektvorschläge müssen die geforderten Grundsätze sowie regionale Anforderungen erfüllen. Die getroffenen Regelungen sollen sicherstellen, dass die Konsistenz zwischen der gewählten Entwicklungsstrategie und den ausgewählten Projekten gegeben ist. Der Katalog der Projektauswahlkriterien muss geeignet sein, die „Gerechtigkeit der Projektauswahl“ transparent zu ermöglichen. Weiterhin liegt die Beurteilung der Förderwürdigkeit der eingereichten Projekte allein mithilfe der Auswahlkriterien beim Entscheidungsgremium. Für die kommende Förderperiode wurde eine nachvollziehbare und objektive Matrix in Form eines Projektbewertungsbogens entwickelt (siehe Anlage Kap.7 Projektbewertungsbogen). Er besteht aus drei Teilbereichen. Teil I gibt einen zusammenfassenden Überblick zum Projektvorhaben und zur Entscheidung des Förderrrats. In Teil II sind zuvor die grundlegende Kriterien festgestellt worden (über das Regionalmanagement während der Beratungsphase). Bei positiver Prüfung wird das Vorhaben dem Förderrat vorgestellt. Es erfolgt eine Bewertung in den Prüfabschnitten B-C mithilfe einer Punktebewertung. Teil III stellt die Bewertung des Projektes dar und gibt Hinweise bei ggf. anstehenden Nachbesserungen. Bei einer positiven Projektbefürwortung wird das Vorhaben priorisiert. Diese beinhaltet eine Einordnung (Orientierung nach Aktions-, Meilenstein- und Finanzplan) in eine zeitliche Reihung der geplanten Fördermittelverteilung gemäß Finanzplan (siehe S. 67 ff.). Projektanfragen: Potenzielle Projektträger werden zunächst vom Regionalmanagement beraten. Die eingereichten Ideen und Projekte sind vom Ideengeber bzw. Projektträger auf einem Projektbogen darzustellen. Auf Grundlage des Projektbewertungsbogens wird das Projekt auf die Erfüllung der Mindestanforderungen (Prüfabschnitt A) hin geprüft. Bei positivem Ergebnis der Prüfung wird das Projekt dem Förderausschuss vorgestellt, dort beraten und auf der Grundlage des REK mittels o.g. Projektbewertungsbogens (Abschnitte B-C) die Förderwürdigkeit festgestellt, eine Förderung abgelehnt oder von bestimmten Auflagen abhängig ge118

Siehe hierzu auch Kap.6 (Aktionsplan mit Meilensteinplan) und Kap. 8 (Finanzplan). Der Förderplan wird über den Förderrat erstellt und orientiert sich an den Angaben aus Aktions-, Meilenstein sowie Finanzplan und wird entsprechend fortgeschrieben.

REK Mittleres Fuldatal 2014 – 2020

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7 Umsetzung macht. Ist die Förderwürdigkeit gegeben, unterstützt das Regionalmanagement den Projektträger bei der Erstellung des Förderantrages, den er bei Inanspruchnahme einer Förderunterstützung bei der zuständigen Bewilligungsbehörde stellen muss. Wichtig für den künftigen Projektträger sind demzufolge folgende Kriterien, um seine Idee oder sein Vorhaben bei der LAG einzureichen: • Das Projekt / die Maßnahme muss in der Gebietskulisse der Region Mittleres Fuldatal liegen (LAG-Gebiet). • Das Projekt / die Maßnahme sollte eine besondere Bedeutung / einen nachvollziehbaren Nutzen für das LAG-Gebiet und die Bevölkerung haben. • Die ansässige Bevölkerung sollte soweit wie möglich in die Entwicklung und Umsetzung des Projektes eingebunden sein (Bottom-up-Prinzip). • Das Projekt soll langfristig angelegt sein und positive ökologische, ökonomische und soziale Wirkungen zeigen (Nachhaltigkeitsprinzip), insbesondere zum Umweltschutz oder/und einen positiven Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels beitragen. • Das Projekt / die Maßnahme muss eindeutig einem Handlungsfeld, einem strategischen Ziel bzw. Teilziel des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) zugeordnet werden können und zur regionalen Umsetzungsstrategie passen. • Projekte, die aus LEADER-Mitteln gefördert werden, sollen zur Verbesserung in der Region Mittleres Fuldatal beitragen und positive Wirkungen erzeugen, wie sie im Leitbild formuliert sind (vgl. Kapitel 5). • Das EU-Querschnittsziel „Chancengleichheit, Nicht-Diskriminierung und Gleichstellung von Männern und Frauen“ hat jede Maßnahme als Grundvoraussetzung zu erfüllen. Die Region Mittleres Fuldatal verfolgt das Ziel eines umfassenden Schutzes vor Diskriminierung und eines selbstbestimmten und partnerschaftlichen Miteinanders der Geschlechter, von Migrantinnen bzw. Migranten und Alt-Eingesessenen sowie von Behinderten und Nicht-Behinderten im regionalen Leben.

7.2.4

Regionalmanagement

Vernetzung und Kooperation: Die Region Mittleres Fuldatal (LAG) mit dem Regionalmanagement engagiert sich auch über die Region hinaus. Die Region liegt im Schwalm-Eder-Kreis und kooperiert damit eng mit ihren unmittelbaren Nachbarregionen, insbesondere mit den LEADER-Regionen Schwalm-Aue, Knüllgebiet, Casseler Land, KellerwaldEdersee sowie den angrenzenden Regionen Hersfeld/ Rotenburg und Werra-Meißner-Kreis. Darüber hinaus engagiert sie sich im Verein der Hessischen Regionalforen e.V. mit allen hessischen LEADER-Regionen sowie bei der Deutschen Vernetzungsstelle für ländliche Räume/ DVS, Bonn. Einrichtung und Organisation: Die Geschäftsstelle des Regionalmanagements ist beim Zweckverband Gewerbegebiet Mittleres Fuldatal im Rathaus Malsfeld angesiedelt. Das Regionalmanagement wickelt den gesamten Prozess ab und unterstützt damit die LAG in der Umsetzung. In der Geschäftsstelle werden zwei Mitarbeiter mit einem Zeitanteil von 1,5 Arbeitskräften beschäftigt, was zwischen LAG und Verband mittels Geschäftsbesorgungsvertrag geregelt werden soll. Das eingesetzte Personal ist der Stellen- und Aufgabenbeschreibung der LAG, insbesondere mit der Umsetzung des Regionalen Entwicklungskonzeptes, verpflichtet. Auf diese Weise sollen unzulässige Einflussnahmen Dritter vermieden und die Voraussetzungen für eine Förderung des Regionalmanagements aus dem LEADER-Programm geschaffen werden. Die erforderlichen fachlichen und persönlichen Qualifikationen (u.a. Gleichbehandlung) werden beachtet und sind gegeben. Die Mitarbeiter werden nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes für Kommunen vergütet. Das Besserstellungsverbot gegenüber vergleichbaren Landesbediensteten wird hierbei beachtet.119 Aufgaben: Die Aufgaben ergeben sich aus den Zielen und Maßnahmen der LAG wie sie im Regionalen Entwicklungskonzept (REK) dargestellt sind. Das Regionalmanagement führt somit folgende Aufgaben durch: 119

Vgl. hierzu STAnZ, Nr. 52, 23. Dezember 2013, S. 1595.

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7 Umsetzung

1. Organisation, Begleitung, Zusammenarbeit, Vernetzung a. b. c. d. e. f.

Unterstützt die LAG und den Vorstand Agiert im Auftrag der LAG Arbeitet mit dem Vorstand, den regionalen und überregionalen Entscheidungs- und Informationsträgern und den beteiligten Akteuren zusammen Erarbeitet Empfehlungen für die Beschlussfassung in der LAG Trifft Koordinierungsabsprachen Vernetzt das LEADER-Gebiet Mittleres Fuldatal mit anderen (hessischen) Regionen (HRF) sowie im Inund auch Ausland, u.a. mit Unterstützung der LEADER-Vernetzungsstelle, DVS (deutsche und europäische Ebene)

2. Fachliche Projektbegleitung, Projektabwicklung, Administration, Fördermittelakquisition a. b. c. d. e. f. g. h. i.

Initiiert und begleitet Projekte und Arbeitsgruppen sowie Akteure Begleitet Projektträger in der Antragstellung Akquisition, Prüfung und Optimierung weiterer Förderquellen ,-programme und -möglichkeiten Arbeitet dicht mit der zuständigen Bewilligungsstelle zusammen Mittelabruf und -verwaltung Monitoring des Prozesses Erstellen von Berichten Durchführen der Selbstevaluierung Fortschreiben des Konzeptes

3. Öffentlichkeitsarbeit a. b. c.

Unterstützt die Kommunikation, Außendarstellung und Öffentlichkeitsarbeit Beteiligt und sensibilisiert die Öffentlichkeit Führt Veranstaltungen und Workshops durch

Das Regionalmanagement übernimmt die vertiefende Aufgabe der Geschäftsführung im Auftrag der LAG in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand und dem LEADER-Entscheidungsgremium, initiiert, moderiert und begleitet Projekte und Arbeitsgruppen, organisiert die Vernetzungsarbeit im Rahmen der gebietsübergreifenden und transnationalen Kooperation und unterstützt die Kommunikation, Außendarstellung und Öffentlichkeitsarbeit der LAG und der Arbeitsgruppen, vermittelt projektbezogene Beratung und Coaching, budgetiert die Maßnahmen der Region Mittleres Fuldatal, dokumentiert den Arbeitsprozess sowie die Fortschritte in den Vorhaben und dokumentiert die Zielerreichung im Rahmen der Selbstevaluierung. Qualifizierung: Ein Qualifizierungskonzept ist in Planung und sieht die Sicherung der vorhandenen Qualifikationen sowie spezielle Fortbildungen vor. In der Vorplanung sieht die Qualifizierung drei Bereiche vor: 1. 2. 3.

Wissensaustausch: Kontinuierlich mit anderen LEADER-Kollegen/-Regionen (Hessische Regionalforen e.V.), 5-6 pro Jahr Fachkompetenz: (teilnehmerkostenbefreite) Tagungen, Konferenzen, Workshops zu relevanten Fachthemen, 5-6 pro Jahr Methodenkompetenz: Fortbildung, 1-3 pro Jahr.

Finanzierung: Die Finanzierung der laufenden Kosten des Regionalmanagements mit 1,5 Arbeitskräften sowie Sachkosten, Sensibilisierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen wird über einen Umlageschlüssel von den beteiligten Kommunen finanziert und zwei Jahre über die Förderperiode hinaus zugesichert.120 Mittelfristig wird geplant, die Verwaltungsstelle (0,5 Stellenanteil) mit zwei Arbeitskräften zu besetzen.

120

Vgl. hierzu Anlage zu Kapitel 7, Beschluss des Vorstandes vom 06.08.2014.

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7 Umsetzung

Stellenplan Mittleres Fuldatal Stelle

Anteil

Qualifikation

Aufgabenprofil

RegionalmanagerIn/ GeschäftsführerIn

1,0

Geschäftsführung LAG, überregionale Aktivitäten, Projektberatung, Veranstaltungsplanung, ESI-Fondsakquisition, koordination (siehe auch „Aufgaben“)

Verwaltung

0,25

Verwaltung

0,25

Diplom-Ökonomin (Diplom 1+2 Univ. Kassel)/Diplom-Ingenieurin (FH Niederrhein); einschlägige Berufserfahrung aus Wirtschaft (10J.), Wissenschaft (7J.), Verwaltung (9 J.) und Regionalentwicklung (6J.) Kauffrau; 15 Jahre Berufserfahrung Verwaltung Kauffrau und höher; N.N.

Büroorganisation, -abwicklung, Schriftverkehre, Abrechnungen Assistenz Regionalmanagement

Tabelle 3: Stellenplan LAG Mittleres Fuldatal

7.2.5

Öffentlichkeits-, Sensibilisierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen

Spezielle Maßnahmen zu Qualifizierungen und Öffentlichkeitsmaßnahmen finden sich u.a. im Aktions- und Meilensteinplan. Dazu sind ergänzende Maßnahmen der LAG in Form von Informationsveranstaltungen, Fachtagungen und -reihen, Kamingesprächen, Medien sowie speziellen Exkursionen vorgesehen. Sie werden bedarfs- und anlassbezogen durchgeführt. Je nach Stand der Förderphase werden sie mit informierendem Inhalt zum LEADER-Programm oder einem einführenden und/oder qualifizierenden Inhalt zu einzelnen Themenstellungen geplant. Das Binnenmarketing-Konzept der Region Mittleres Fuldatal nahm in der vergangenen Förderperiode aufgrund der eingeschränkten personellen Kapazität nur geringen Raum ein. Deshalb wird in der neuen Programmperiode die Öffentlichkeitsarbeit eine stärkere Gewichtung erhalten. Für einen erfolgreichen Regionalentwicklungsprozess ist weiterhin die Kommunikation mit Netzwerk- und Projektpartnern sowie externen Zielgruppen wesentlich. Das künftige Binnenmarketing-Konzept wird die praktische Arbeit der Regionalentwicklung begleiten. Es soll Image, Leitbild, Ziele, Botschaften, Projekte und Akteure dem Förderinstrument entsprechend innerhalb der Region und nach außen effektiv und wirkungsvoll kommunizieren. Übersicht Binnenmarketing LAG Mittleres Fuldatal Verantwortlichkeit: Geschäftsstelle in Zusammenarbeit mit dem Vorstand der LAG Mittleres Fuldatal Kommunikation / Öffentlichkeitsarbeit REK-Konzept, Ziele und Handlungsfelder Beteiligungs- und Beratungsstrukturen bekannt machen; Umsetzung kommunizieren

Zielgruppen

Maßnahmen

Interessierte Öffentlichkeit der Region, LAG-Mitglieder, Multiplikatoren des öffentlichen, privaten und zivilen Sektors, potenzielle Projektträger

Informationsveranstaltungen zur Bewusstseinsbildung und Bekanntmachung des REKs mit Strategie, Zielen, Maßnahmen, Umsetzungsvorgehen, Förderplan

Informations- und Fachveranstaltungen/-foren, - reihen, Kamingespräche, Wettbewerbe

LAG-Mitglieder, Verwaltungsspitzen, Multiplikatoren, potenzielle Projektträger, Kooperations- / Netzwerkpartner, Existenzgründer, Mittelstand, Schulen, u.a spezielle Zielgruppen

Einsatz von Fachreferenten und Beratern, Netzwerkbildung und initiierung, Kleingruppengespräche, Methodenwerkstätten, Kreativmaßnahmen

Medien

Interessierte Öffentlichkeit, spezielle Zielgruppen

Überarbeitung Internetseite, Social Media-Fortführung, Jugend-App

Exkursionen

LAG-Mitglieder, Verwaltungsspitzen, Projektträger, AG-Mitglieder, spezielle Zielgruppen

Projektreisen zu umgesetzten Projekten sowie themenspezifische Besichtigungen guter Beispiele in der Region/andere Region

Tabelle 4: Übersicht Binnenmarketingplan

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8 Finanzierungsplan nach Handlungsfeldern und Jahren

8 Finanzierungsplan nach Handlungsfeldern und Jahren 8.1

Vorgehen

Die vorliegende Finanzierungstabelle greift die grundlegende Systematik des Aktionsplans auf. Im ersten Schritt sind die laufenden Kosten der LAG aufgeführt, u. a. für Personalkosten, Marketing und Qualifizierung. Unter „2. Umsetzung der regionalen Entwicklungsstrategie“ werden alle Startprojekte sowie die Projektbündel als Summierung der weiteren Projekte je Handlungsfeld dargestellt. Außerhalb der Handlungsfeld-Sortierung sind zudem unter 3. die Kooperationsprojekte aufgelistet, die sich in die Kategorien „gebietsübergreifend“ und „transnational“ einteilen. Auf diese drei Bereiche teilt sich der Fördermitteleinsatz von 2 Mio. € anteilig auf. Berechnet wurden diese Anteile anhand des Verhältnisses der Gesamtkosten aller einzelnen Projekte, die im Detail im Finanzbedarfsplan als Anlage zu Kapitel 8 aufgeführt werden. Der Finanzbedarfsplan (im Anhang zu Kapitel 8) zeigt, dass anhand der geschätzten Kosten aller aufgeführten Projekte bei einem Investitionsvolumen von rund 6,8 Mio. Euro ein Förderbedarf von rund 3,4 Mio. Euro bestehen würde. Anhand der Verteilung der 2 Mio. Euro zur Verfügung stehender Fördermittel in der hier aufgeführten Finanzierungstabelle wird deutlich, dass die Anteile der öffentlichen oder privaten Projektträger an den Gesamtkosten als Gegenfinanzierung entsprechend hoch ausfallen. Aktions- und Finanzbedarfsplan sind jedoch nicht als starr und als festgelegter Plan anzusehen. Mit den Aktivitäten und Projektumsetzungen in der Region sind mit den jeweiligen Akteuren Veränderungen verbunden. Die Umsetzung der derzeit eingebrachten Projekte ist abhängig von der Aktivität und Finanz- und Umsetzungskraft der Akteure sowie von den Wechselfällen des Lebens, die Änderungen bedingen. Projekte können weg brechen, andere neu hinzukommen. Der Aktions- und Finanzierungsplan ist damit als ein flexibles Planungs- und Umsetzungsinstrument zu verstehen. Neben einer Übersicht über die Kooperationsprojekte mit den benachbarten LEADER-Regionen ist auch eine separate Liste aller Startprojekte mit Angaben zu Projektträgern und Ansprechpartnern als Anlage zu Kapitel 8 im Anhang aufgeführt. Darüber hinaus liegen detaillierte Projektbeschreibungen bereits vor, die aber aus Gründen der beschränkten Seitenzahl nicht Bestandteil des Berichts sein können.

8.2

Mainstream-Programme

Im Sinne des CLLD – Ansatzes können weitere Projektvorhaben benannt werden, die zur Finanzierung aus anderen Mainstream-Programmen des ELER und auch des ESF oder EFRE gefördert werden können. Diese sind zusätzlich zu den in der Fördermittelverteilung eingerechneten Projekten unter den Punkten 4 bis 7 mit ihren voraussichtlichen Gesamtkosten aufgeführt. Der Einsatz der Fördermittel kann derzeit noch nicht angegeben werden. Die Umsetzung der weiteren Projektansätze, die als Anlage zu Kapitel 6 im Anhang dargestellt sind, kann teilweise weitere Mittel aus den Fonds erforderlich machen, deren Höhe zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht eingeschätzt werden kann.

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8 Finanzierungsplan nach Handlungsfeldern und Jahren 8.3

Finanzierungstabelle

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8 Finanzierungsplan nach Handlungsfeldern und Jahren

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9 Prozessmonitoring und Evaluierung

9 Prozessmonitoring und Evaluierung 9.1

Vorgehensweise

Die begleitende Bewertung und das transparente Selbstevaluierungsverfahren zur Erfolgskontrolle werden von der LAG Region Mittleres Fuldatal als grundlegende Steuerungselemente des Projektmanagements und der Qualitätssicherung umgesetzt. Es soll die Wirkungsorientierung fördern und die Kompetenz der Selbststeuerung erhöhen. Das Monitoring- und Selbstevaluierungssystem der LAG Mittleres Fuldatal umfasst drei geplante Untersuchungsbereiche: „Ziele und Strategie“, „Prozess und Struktur“ sowie „Durchführung und Ressourcen“, denen Informations- und Qualitätsbereiche sowie Indikatorenbereiche zugeordnet werden (vgl. Tab. 5). Das Monitoring- und Selbstevaluierungssystem der LAG Mittleres Fuldatal mit den entsprechenden Methoden orientiert sich am Leitfaden der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume zur Selbstevaluierung in der Regionalentwicklung und lehnt sich an den Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2014-2020 an. 121 Untersuchungsbereiche

Informations- und Qualitätsbereiche

Indikatorenbereiche

Ziele und Strategie

REK - Ergebnisse und Wirkungen

Abgleich der Ziele Resultate/Qualität Projektfortschritte Zufriedenheit

Qualität der Umsetzungsfortschritte und Zielerreichung (inhaltliche Programmebene REK und der Handlungsfelder) Prozess und Struktur

Beteiligung und Entwicklung Qualität der Organisations-, Arbeits- und Beteiligungsstruktur

Durchführung und Ressourcen

Umsetzung und Management Qualität der Umsetzungs-prozesse und des Projektmanagements (Aufgabenbereiche, Arbeitseffizienz, Kompetenzen)

Kooperationen Akteure Netzwerke Informations-/ Wissens-management Innovationsprozesse Imagebildungsprozess Selbststeuerung Qualitätssicherung Projektbegleitung Marketing/Öffentlichkeitsarbeit Koordination/Netzwerkbildung/ Commitment/Einbindung Finanzen und Personal

Tabelle 5: Monitoring und Selbstevaluierungssystem

Die Bewertung der genannten Bereiche erfolgt anhand von Indikatoren-Sets. Diese werden mithilfe geeigneter Indikatoren, die zur Zielerreichung benötigt werden, zusammengestellt. Indikatoren bilden quantitative Daten (Zahlen) oder qualitative Werte („gut oder schlecht“, „zufrieden oder unzufrieden“) oder Einschätzungen („trifft voll zu oder trifft gar nicht zu“) ab.122 Sie dienen somit dazu, den Umsetzungserfolg der regionalen Strategie und der regionalen Ziele mithilfe von Input-, Output- und Ergebnisindikatoren zu messen. Diese Daten und Werte bieten ein einfaches und zuverlässiges Mittel, die Erreichung von Maßnahmen, Veränderungen oder der Leistungsfähigkeit (von Akteuren) zu messen. Eine weitere Konkretisierung erfolgt nach Anerkennung und Projektstart.

121 Vgl. Gothe/ Bühler/ Geißendörfer/ Hahne, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume: „Selbstevaluierung in der Regionalentwicklung - Leitfaden und Methodenbox“, 05.2014; Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: „Entwicklungsplan (EPLR) für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2014-2020 - Entwurf“, S. 194 (Evaluationsplan), unter https://umweltministerium.hessen.de/landwirtschaft/ laendlicher-raum/foerderung-der-entwicklung-des-laendlichen-raums/eplr-2014-2020. 122 Vgl. Gothe et al. 2014, S. 19.

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9 Prozessmonitoring und Evaluierung 9.2

Ablauf

Durch die Bewertung der Untersuchungsbereiche über Indikatoren-Sets wird die Gesamtheit der Aktivitäten einer Reflexion unterzogen. Die Selbstevaluierung greift dazu auf ein kontinuierliches Beobachtungssystem zurück - das Monitoring - und will herausfinden, ob sich Veränderungen im Prozess ergeben und/oder neue Projekte entwickelt haben. Die im Monitoring erhobenen Daten sind die Basis zur Bewertung der im REK aufgestellten Ziele und der Umsetzungsstrategie. Es beinhaltet das kontinuierliche Sammeln von Informationen und regelmäßige sowie systematische Erfassen der Umsetzungsprozesse. Damit werden für die drei Untersuchungsbereiche entsprechende Bewertungsbereiche (vgl. Tab. 6) festgelegt. Diese werden zu Projektbeginn weiter spezifiziert. Eine zusammenfassende Darstellung des Monitorings wird am Ende jeden Jahres vorgenommen und soll der LAG die Richtung der Umsetzungsfortschritte und der Zielerreichung aufzeigen. Anhand dessen entscheidet die LAG über die Fortführung oder ein Gegensteuern des Prozesses. In der Programmmitte (2016 / 2017) sowie am Ende der Förderphase (2019/2020) soll mittels einer Selbstevaluation der jeweilige Ist-Zustand erhoben sowie die Zielerreichung mittels der Indikatoren dargestellt werden. Die Ergebnisse der drei Untersuchungsbereiche werden mithilfe verschiedener Methoden ermittelt.123 Je nach Fokus der Selbstevaluierung kommen unterschiedliche Methoden zur Anwendung (vgl. Tab. 6). Die Ergebnisse aus der Zwischenevaluation fließen in die fortlaufende Arbeit bzw. den Prozess ein und eine Weiterentwicklung der Strategie durch Anpassung des Aktionsplanes wird ggf. vorgenommen.124 Die zweite Selbstevaluierung hat zum Ziel, den gesamten Prozess einer kritischen Bewertung zu unterziehen, um den erreichten Erfolg der Umsetzungsstrategie darzustellen und für die Zukunft fortzuschreiben. Untersuchungsbereiche

Bewertungsbereiche

Methoden

Ziele und Strategie

• Strategiekonformität • Effektivität / Effizienz

• • • •

Analysen Fragebogen Bilanzworkshop Zielüberprüfung

Prozess und Struktur

• • • •

Organisationsstruktur Beteiligung Kommunikationsprozesse Vernetzung

• • • •

Analysen Fragebogen (Bilanz)workshop Zielüberprüfung

Durchführung und Ressourcen /

• • • •

Arbeitsorganisation Kapazitäten / Kompetenzen Kommunikation Vernetzung

• • • • •

Selbstreflexion Imageanalyse Fragebogen (Bilanz)workshop Zielüberprüfung

Aufgaben des Regionalmanagements

Tabelle 6: Monitoring und Selbstevaluierung - Bewertungsbereiche und Methoden

9.3

Indikatorenbildung und Quantifizierung

Zum Untersuchungsbereich „Ziele und Strategien“ geben Outputindikatoren die operationellen Ziele, die Ergebnisindikatoren die speziellen, projektbezogenen Ziele anhand des Aktionsplanes wieder. In einer Übersichtstabelle (vgl. Anlage zu Kapitel 9) sind anhand der vorliegenden 104 Projektvorschläge Indikatoren formuliert und quantifiziert. Nach Projektbeginn wird die LAG die Indikatorenauswahl beleuchten und ggf. Anpassungen bzw. Ergänzungen vornehmen. Für die Bereiche „Prozess und Struktur“ sowie „Durchführung der Ressourcen“ wird dies entsprechend erfolgen. 123

Vgl. ebenda, S. 27-32 und Auswahl von Methoden siehe „Methodenbox“ ebenda, S. 32 ff. Vgl. Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: „Entwicklungsplan (EPLR) für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2014-2020 - Entwurf“, S. 194, 196 f. (Evaluationsplan), unter https://umweltministerium.hessen.de/landwirtschaft/laendlicher-raum/foerderung-der-entwicklung-des-laendlichen-raums/eplr2014-2020, Abruf 02.08.2014.

124

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