Regionale Verteilung der Innovationspotentiale in Deutschland und Europa

197 III. Regionale Verteilung der Innovationspotentiale in Deutschland und Europa III.1 Regionale Verteilung von Innovationspotentialen in Europa ...
Author: Eike Müller
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197

III.

Regionale Verteilung der Innovationspotentiale in Deutschland und Europa

III.1

Regionale Verteilung von Innovationspotentialen in Europa (NIW)

III.1.1

Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft

An dieser Stelle, wo es vornehmlich um die regionale Dimension von Innovationspotentialen geht, ist nicht der Platz, um unterschiedliche Ausprägungen der staatlichen Einflussnahme auf industrielle FuE-Aktivitäten zu diskutieren oder gar das Ausmaß, in dem der Staat selbst FuE betreibt, zu analysieren. Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die "Arbeitsteilung" zwischen Wirtschaft und Staat bei Forschung und experimenteller Entwicklung sowohl die FuE-Intensitäten der privaten Wirtschaft berührt, als auch die des öffentlichen Sektors. Nationale Unterschiede in der FuE-Arbeitsteilung dürfen daher nicht als regionale Unterschiede interpretiert werden. Der Staat hat weltweit lange Zeit den Hauptbeitrag zu FuE geleistet. Noch 1980 entfielen weltweit über die Hälfte der FuE-Aufwendungen auf seine wissenschaftlichen Einrichtungen und Hochschulen. Mitte der 90er Jahre hat sich das quantitative Gewicht öffentlicher FuE-Einrichtungen auf unter 40 % eingependelt, mit weiterer Tendenz nach unten. In der Regel gilt: In avancierten Volkswirtschaften liegt der Anteil des Staates an der FuE-Finanzierung tendenziell niedriger, im Durchschnitt der Industrieländer bei knapp einem Drittel. In weniger avancierten Volkswirtschaften bzw. stärker vom primären Sektor abhängigen Ländern beträgt er häufig die Hälfte und mehr. Industrielle FuE-Aufwendungen im nationalen Vergleich Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der europäischen Volkswirtschaften sind äußerst ungleich verteilt (vgl. Abbildung III.1.1) und zeigen teilweise auch unterschiedliche Entwicklungsmuster. Bereits auf Länderebene und erst recht bei kleinräumiger Betrachtung fällt die "Technologielücke" (gemessen als gesamte FuE-Aufwendungen bezogen auf das BIP bzw. auf regionaler Ebene auf die Bruttowertschöpfung) deutlich höher aus als die "Einkommenslücke" (gemessen als BIP pro Kopf in KKP).153 153 Untersuchungen von Eurostat (European Commission 1997a) für das Jahr 1994 ergeben auf Länderebene eine "technology gap" von 5:1 (zwischen Schweden und Griechenland) bei einer "cohesion gap" von 2:1 (zwischen Dänemark und Griechenland). Auf regionaler Ebene liegen die entsprechenden Relationen bei 98:1 (technology gap) zwischen Berlin und Dytiki Makedonia in Griechenland sowie 5:1 (cohesion gap) zwischen Hamburg und Ipeiros (Griechenland).

198

Abbildung III.1.1:

FuE-Intensität in der Wirtschaft in ausgewählten europäischen Ländern 1981 bis 1998

- Bruttoinlandsaufwendungen für FuE in % der Bruttowertschöpfung der Wirtschaft 4,0

3,8

3,6

3,4

3,2

3,0

2,8

SWE FIN

2,6 SUI GER a) 2,4 DAN FRA

2,2

GBR NOR

2,0

BEL NED

1,8

ITA ESP

1,6

1,4

1,2

1,0

0,8

0,6

0,4

0,2

0,0 1981

1983

1985

1987

1989

1991

1993

1995

1997

a) Bis 1990: Früheres Bundesgebiet. *) Geschätzt. Quelle: OECD: Main Science And Technology Indicators. - Berechnungen und Schätzungen des NIW.

Eine ähnliche Ungleichverteilung zeigt sich auch, wenn man die FuE-Aufwendungen der Unternehmen für sich betrachtet. Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt wenden schwedische Unternehmen mit Abstand die meisten Mittel für FuE auf (4,4 % der Bruttowertschöpfung) und haben diese Rate seit Ende der 80er Jahre entgegen dem weltweiten Trend insgesamt rückläufiger Industrieforschung kontinuierlich erhöht. An zweiter Stelle liegt mittlerweile Finnland, das infolge von forcierten FuE-Anstrengungen Anfang der 90er Jahre in die Spitzengruppe der forschungsreichsten Länder vorstoßen konnte und innerhalb Europas nunmehr klar vor der Schweiz (2,3 %) und Deutschland (2 %) platziert ist. Dieser Trend ist mit dem

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Konjunkturaufschwung gestoppt worden und der FuE-Anteil ist wieder leicht gestiegen.154 Auch die dänische Wirtschaft hat ebenso wie ihre Wettbewerber in den anderen skandinavischen Ländern im Gegensatz zu den großen Forschungsnationen ihre FuE-Anstrengungen seit Anfang der 80er Jahre kontinuierlich ausgeweitet und liegt damit mittlerweile auf Platz 5 in Europa (1,9 %) vor Frankreich (1,85 %), das wie Deutschland und Großbritannien (mit 1,6 % auf Rang 7) in der Hierarchie zurückgefallen ist. Hinzu kommt, dass weder in Frankreich noch in Großbritannien die FuE-Anstrengungen der Wirtschaft bis zum aktuell verfügbaren Rand (1997) merklich zugelegt haben. Der Stellenwert von FuE hat in den deutschen Unternehmen im langfristigen Vergleich also deutlich nachgelassen.155 Die Wirtschaft hat etwa ein Jahrzehnt lang die FuE-Personalkapazitäten Jahr für Jahr reduziert - und zwar in einem bislang unbekannten und im internationalen Vergleich beispiellosen Umfang.156 Aus einer Spitzenposition unter den westlichen Industrieländern Anfang der 90er Jahre ist Deutschland ins Mittelfeld gerutscht. International gesehen ist Deutschland damit in Rückstand geraten, zumal speziell in wichtigen Konkurrenzländern (zu erwähnen sind neben den genannten europäischen Aufsteigern vor allem die USA und Japan) die FuE-Anstrengungen der Wirtschaft bereits seit geraumer Zeit wieder kräftig erhöht worden sind. Erst im Aufschwung der Jahre 1996/97 hat sich der FuEPersonalbestand in Deutschland wieder auf das Niveau von Mitte der 80er Jahre stabilisiert. 1997/98 haben die Unternehmen das Steuer wieder herumgerissen. In diesen Jahren sind in gewissem Umfang gar wieder FuE-Personalaufstockungen vorgenommen worden.157 Die relativen FuE-Aufwendungen der Wirtschaft in den anderen betrachteten Ländern liegen unterhalb des EU-Durchschnitts von 1,5 % (1996). Belgien, Norwegen und die Niederlande zeigen Anteile von jeweils rund 1,4 %, gleichauf mit Irland (1,3 %) - dessen Anteil sich seit 1989 verdoppelt hat - und deutlich vor Österreich (1,1 %). Italien bildet im Hinblick auf die FuE-Anstrengungen der Wirtschaft (0,7 %) das Schlusslicht unter den "alten" EU-Ländern vor Spanien (0,55 %). Damit rangieren beide deutlich hinter der Tschechischen Republik, die hier als EUAnrainerstaat nachrichtlich mitbetrachtet wird. Die dortigen Unternehmen wenden nach krassen Einbrüchen infolge des Transformationsprozesses mittlerweile wieder vergleichsweise mehr und am aktuellen Rand weiter zunehmende Mittel für FuE

154 Vgl. NIW et al. (1999). 155 Vgl. zum Folgenden NIW et al. (1999). 156 Den langfristigen Rückgang von FuE in Deutschland muss man etwas relativieren. Denn das FuE-Personal ist in der Industrie seit geraumer Zeit wieder etwas zurückhaltender entlassen worden als die Beschäftigten in den übrigen betrieblichen Bereichen - bspw. der Fertigung. 157 Vgl. Grenzmann/Wudtke (1999).

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auf (0,9 %)158. Ein leichter Zuwachs zeigt sich in jüngerer Zeit auch für den anderen östlichen EU-Nachbarstaat Polen. Dennoch sind die FuE-Aufwendungen der Wirtschaft hier mit gut 0,4 % noch deutlich geringer als in Tschechien. In den südeuropäischen Ländern Griechenland und Portugal liegen die komparativen Vorteile noch stärker auf Seiten von standardisierten, arbeitsintensiven Produkten: Die FuEAufwendungen erreichen lediglich rund 0,2 % der industriellen Bruttowertschöpfung. Grundlegende raumstrukturelle Befunde Neben dem ausgeprägten Nord-Süd-Gefälle159 im Hinblick auf FuE in Europa ist zusätzlich ein generelles Zentrum-Peripherie-Gefälle zu konstatieren. Das industrielle FuE-Potential ist über Europas Regionen erheblich stärker konzentriert (der Gini-Koeffizient160 für das Jahr 1995 liegt bei 0,7, vgl. Tabelle A.III.1.1 im Anhang) als die Beschäftigung (mit einem Koeffizienten von 0,48), also die wirtschaftlichen Aktivitäten im Produzierenden Gewerbe insgesamt. Die zentralen FuEKapazitäten sind dabei in besonderem Maße auf die Verdichtungsräume konzentriert. Diese stehen vorwiegend im Hochtechnologiewettbewerb, während weniger verdichtete Räume eher bei mittleren bis gehobenen Technologien miteinander konkurrieren. Die starke räumliche Konzentration der industriellen FuE-Kapazitäten gilt nicht nur europaweit, sondern - in unterschiedlicher Ausprägung - auch über die Regionen der einzelnen Mitgliedsländer (vgl. Tabelle A.III.1.1). Sie ist vorwiegend auf die Konzentration von Großunternehmen in einzelnen FuE-intensiven Branchen zurückzuführen, die einen Großteil des FuE-Personals absorbieren (z.B. in Deutschland 80 %). In Frankreich ist die regionale Ballung von industrieller FuE besonders ausgeprägt: sowohl der Koeffizient für das industrielle FuE-Personal insgesamt (0,64) als auch für die FuE-Intensität161 (0,42) fallen vergleichsweise hoch aus. In Italien relativiert sich die hohe Konzentration von FuE durch die ebenfalls vergleichsweise hohe Ungleichverteilung der gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten im Produzierenden Gewerbe. Für Deutschland, Großbritannien, Schweden und auch Finnland162 ergeben sich zwar jeweils ähnlich hohe Konzentrationskoeffizienten 158 Zu diesem und allen anderen nicht in Abbildung III.1.1 ausgewiesenen Werten vgl. OECD (Hrsg.): Main Science and Technology Indicators, 1/1999. Eine ausführlichere Analyse zu FuE in mittel- und osteuropäischen Aufholländern liefert Steincke (2000). 159 Vgl. dazu auch Gerstenberger/Penzkofer/Schmalholz (1999). 160 Der Gini-Koeffizient ist ein übliches Konzentrationsmaß. Er kann Werte zwischen Null (bei völliger Gleichverteilung über alle Regionen) und Eins (bei vollständiger Konzentration auf eine Region) annehmen (zur Ableitung und Berechnung vgl. z.B. Schätzl 1994). 161 FuE-Personal im Produzierenden Gewerbe in %. 162 Tatsächlich ist in Finnland das FuE-Personal - wie auch die Beschäftigung insgesamt - sehr stark im Süden des Landes in den beiden Regionen Helsinki sowie Etelä-Suomi konzentriert.

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für die räumliche Verteilung der industriellen FuE-Kapazitäten, gemessen an der Beschäftigung ist FuE in Deutschland und Schweden jedoch stärker konzentriert. Gegenüber 1991 hat die räumliche Verteilung der FuE-Kapazitäten in fast allen genannten Ländern abgenommen. Dies hängt u.a. mit dem Trend nachlassender Industrieforschung zusammen: Betroffen sind insbesondere Großunternehmen, die meist ihre zentralen Forschungskapazitäten zugunsten einer stärker projektorientierten Anlage von FuE reduziert haben. Vor allem in Großbritannien sind die industriellen FuE-Kapazitäten in den dominierenden Zentren merklich abgebaut worden, während andere Regionen FuE attrahieren konnten, auch als Folge gezielter regionalpolitischer Maßnahmen, um die altindustrialisierten Regionen zu modernisieren (z.B. Schottland). Lediglich in Deutschland hat die räumliche Konzentration von industrieller FuE tendenziell noch zugenommen, während die Produktionskapazitäten zunehmend breiter im Raum verteilt sind. Dabei sind die industriellen FuE-Aktivitäten in Deutschland weniger auf einzelne dominierende Regionen konzentriert als dies in den anderen europäischen Ländern der Fall ist (vgl. Tabelle III.1.1): • Für Frankreich und Großbritannien ist eine Konzentration der FuE-Beschäftigten auf die Hauptstadtregion charakteristisch.163 Frankreich besteht technologisch praktisch aus zwei Teilen, aus der Île de France und dem Rest: Der Großraum Paris absorbiert allein fast die Hälfte des nationalen FuE-Potentials und bietet damit Standortvorteile für alle Technologien.164 Ähnliches gilt für den Großraum London (Region South East); dort befanden sich 1995 gut 40 % der landesweiten industriellen FuE-Kapazitäten, Anfang der 90er Jahre waren es noch rund 50 %. • Eine noch stärkere Ballung der FuE-Beschäftigten auf die Zentralregion zeigen mehrere kleine Volkswirtschaften. In den skandinavischen Ländern Finnland, Norwegen und Schweden ist die starke Ballung des FuE-Potentials auf einzelne Regionen nicht weiter verwunderlich, sind hier doch Wirtschaft und Bevölkerung insgesamt auf wenige Teilräume konzentriert; weite Landesteile sind aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten extrem dünn besiedelt (vgl. Tabelle A.II.2.2 im Anhang zu Kapitel II). So leben in Finnland rund 60 % der Bevölkerung an der Südspitze des Landes. Entsprechend finden sich in Helsinki und Umland rund 80 % des FuE-Potentials. In Norwegen entfallen rund 55 % der FuE-Beschäftigten auf den Großraum Oslo. Schweden zeigt im Hinblick auf die landesweite FuE-Beschäftigung zwei räumlich getrennte Zentren, Stockholm im D.h. die künstliche Trennung der an sich zusammenhängenden Regionen dämpft den GiniKoeffizienten. Demgegenüber finden sich in Schweden eine bipolare Verteilung der FuEAktivitäten in den Großräumen Stockholm und Göteborg. 163 Vgl. Eurostat (1996b) sowie Wudtke (1997). 164 Dies wird auch an der breiten Patentspezialisierung deutlich (vgl. Tabelle III.1.6 in Abschnitt III.1.5).

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Südosten und Göteborg im Westen gelegen. Auch in Österreich und Dänemark ist das landesweite FuE-Personal zu mehr als der Hälfte in der jeweiligen Hauptstadtregion konzentriert, in Kopenhagen sogar zu über 60 %. Auch hier ist die Bevölkerung aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten sehr stark auf wenige Teilregionen konzentriert, allerdings in weniger ausgeprägter Form als bei den drei skandinavischen Ländern, die eine Bevölkerungsdichte zwischen 13 und 22 Einwohner/km² aufweisen, während die entsprechenden Werte für Österreich bei 96 sowie für Dänemark bei 122 Einwohnern/km² liegen. Tabelle III.1.1: Konzentration der FuE der Wirtschaft in ausgewählten Ländern Rund die Hälfte der landesweiten FuE-Beschäftigten entfällt in .... auf die Großräume ... Deutschland 1997

Frankreich 1995

Großbritannien 1995 Italien 1995

Spanien 1995

Österreich 1993

München (12 vH)

Paris (Île de France) (48 vH)

London (South East) (41 vH)

Mailand (Lombardia) (33 vH)

Madrid (32 vH)

Wien (52 vH)

East Anglia (11 vH)

Turin (Piemonte) (24 vH)

Barcelona (Cataluna) (29 vH)

Stuttgart (12 vH) Hessen-Süd (9 vH)

Rhône-Alpes (Zentrum: Lyon) Rhein-Neckar (6 vH) (11 vH) Berlin (4 vH)

Rom (Lazio) (10 vH)

Düsseldorf (4 vH) Braunschweig (3 vH) Köln (3 vH) 53 vH

59 vH

52 vH

67 vH

61 vH

52 vH

Dänemark 1995

Schweden 1995

Finnland 1995

Norwegen 1995

Niederlande 1996

USA1

Kopenhagen (63 vH)

Stockholm (34 vH) Helsinki (47 vH)

Oslo (37 vH)

West-Niederlande New Jersey Essex (39 vH) (9 vH)

Göteborg (Västsverige) (25 vH)

südl. Umland von Süd-Niederlande Boston (8 vH) Oslo (37 vH) (Ostlandet Sudre) Los Angeles (7 vH) (17 vH) Philadelphia (6 vH)

nördl. Umland von Helsinki (Etelä-Suomi) (32 vH)

Chicago (5 vH) Detroit (4 vH) New York (4 vH) San José (3 vH) Washington D.C. (3 vH) 63 vH

59 vH

79 vH

54 vH

76 vH

rd. 50 vH

Hauptstadtregionen hervorgehoben. 1) Entnommen aus: Beise, Gehrke u.a. (1998) S.19. Quelle: Eurostat, New Cronos Regio-Datenbank; Forschung und Entwicklung, 1999. - SV-Wissenschaftsstatistik. - Berechnungen des NIW.

• Für die innerhalb Europas mit Abstand am dichtesten besiedelten "kleinen" Länder Belgien und Niederlande liegen keine kleinräumigen Daten (NUTS-2-Ebene)

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zum FuE-Personal vor. Für diese Länder gibt es regionalisierte Daten auf NUTS1-Ebene. In den Niederlanden konzentriert sich das FuE-Potential im Westen (Amsterdam, Utrecht, Den Haag) und Süden (Rotterdam, Eindhoven). Beide Regionen beanspruchen zusammen drei Viertel der industriellen FuE-Kapazitäten des Landes für sich. In Belgien entfallen rund 60 % auf den nördlich gelegenen, an die Südniederlande angrenzenden flämischen Landesteil (Vlaams Gewest), dazu noch 17 % auf die kaum industrialisierte Dienstleistungs- und (europäische) Hauptstadtregion Brüssel. In der Zwischenzeit dürften sich die Gewichte weiter zugunsten des flämischen Landesteiles verschoben haben. • In Italien und Spanien ergeben sich wie auch in Schweden zwei dominierende FuE-Zentren, in denen zusammen mehr als die Hälfte des landesweiten FuEPersonals registriert ist. In Italien handelt es sich dabei um die Großräume Mailand und Turin, die Hauptstadtregion Rom folgt hier erst mit Abstand an dritter Stelle mit 10 % des industriellen FuE-Personals. In Spanien ist das FuE-Potential zu gut 60 % in den Regionen Madrid und Barcelona konzentriert. In beiden Ländern entfällt auf die forschungsreichsten Teilräume jeweils rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung. • Die Konzentration einzelner FuE-intensiver Industrien auf nur einen Agglomerationsraum lässt sich für Deutschland nicht nachweisen, es existieren jeweils mehrere Zentren.165 In Deutschland zeigt sich - begünstigt durch das föderative System - eine multizentrische Verteilung des Innovationspotentials (vgl. auch Kapitel III.2.1.4.2) mit deutlicher Präferenz für den süddeutschen Raum. Über ein Viertel des landesweiten FuE-Personals entfällt auf die Großräume München (Regierungsbezirk Oberbayern) und Stuttgart, kleinere Zentren bilden die Verdichtungsräume Rhein-Main (mit Schwerpunkten in Frankfurt und Darmstadt), Rhein-Neckar (vor allem zurückzuführen auf Mannheim und Ludwigshafen), Köln, Berlin, Nürnberg-Erlangen (Mittelfranken) und Hamburg, das als norddeutsche Metropole ebenfalls über ein beachtliches FuE-Potential verfügt, sowie Braunschweig. Auch in den USA ist zwar - wie in Deutschland - eine stärkere Streuung der wirtschaftlichen FuE-Aktivitäten auf eine große Anzahl von Stadtregionen festzustellen, unter denen die Hauptstadtregion Washington lediglich eine unter vielen darstellt. Allerdings entfallen zwei Drittel der industriellen FuE-Aufwendungen auf lediglich neun Bundesstaaten. Generell ist in den USA die "Technologielücke" zwischen den Regionen deutlich ausgeprägter als in Europa.166 Neben den traditionellen und in 165 Vgl. dazu den ZEW-Beitrag zu Beise/Gehrke et al. (1998). Dies gilt nicht nur für traditionelle FuE-intensive Branchen, sondern bestätigt sich auch für die Standorte ausgewählter neuer Technologien in Deutschland. Vgl. dazu die Studie von Reger/Beise/Belitz (1997) zur Internationalisierung industrieller FuE in den Bereichen Biotechnologie-Pharma, Halbleiter und Telekommunikation. 166 Vgl. European Commission (1997a).

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der Bedeutung schrumpfenden (industriellen) Technologieregionen an der Ostküste und im Mittleren Westen (New Jersey, New York, Connecticut) haben sich neue High-Tech-Regionen herausgebildet, die vorher von Altindustrien oder eher ländlich geprägt waren.167 Die neuen, schnell wachsenden Regionen sind häufig auf einzelne Hochtechnologien spezialisiert (Austin, Dallas, San Diego, Phoenix), während die älteren, "wiederauferstandenen" Stadtregionen (Los Angeles, Silicon Valley, Boston) über eine breitere High-Tech-Spezialisierung verfügen.168 Regionale Spezialisierungen auf lediglich eine Hochtechnologieindustrie sind in Europas Technologieregionen eher die Ausnahme, was auch anhand der Struktur der Patentanmeldungen deutlich wird (vgl. Kapitel III.1.5.2). Speziell die Verdichtungsräume in Mittel- und Südeuropa zeigten sich vom Trend nachlassender Industrieforschung seit Ende der 80er Jahre in besonderem Maße betroffen und konnten zudem von der sich in jüngerer Zeit unter den forschungsreichen Industrienationen wieder durchsetzenden Ausweitung der industriellen FuEKapazitäten bisher kaum profitieren. Abgesehen von den Metropolregionen in Schweden und Finnland, wo das FuE-Personal seit 1991 (Finnland seit 1993) landesweit aufgestockt worden ist - das gleiche gilt für Dänemark, die Niederlande und Irland -, ist die Zahl der FuE-Beschäftigten in der Wirtschaft in allen großen Verdichtungsräumen deutlich zurückgegangen, während die aus Technologiesicht eher unbedeutenden Regionen europaweit zulegen konnten. Gemessen an der Intensität, mit der in der Industrie FuE betrieben wird, wird die Hitliste der europäischen Technologiezentren bei kleinräumiger Betrachtung (NUTS-2-Regionen) angeführt von den Metropolregionen Helsinki und Stockholm. Hierin spiegelt sich die für kleine Volkswirtschaften typische Spezialisierung auf ausgewählte Spitzentechnologiebereiche wieder, in denen angesichts der schnellen Veralterung und der hohen Abschreibungsraten des Wissens ein enormer FuEBedarf entsteht. Bereits mit merklichem Abstand folgen der Großraum Paris, Oberbayern mit dem Zentrum München, der Raum Göteborg (Västsverige) und Brüssel mit Indikatorwerten über 5 %. In der nächsten Gruppe von Technologieregionen mit FuE-Personalintensitäten zwischen 3 und 5 % sind neben der Schweiz, der Region Wien, East Anglia und South East mit dem Zentrum London in Großbritannien, dem erweiterten Großraum von Stockholm (Östra Mellansverige), zwei finnische Regionen (Pohjois-Suomi, Etelä-Suomi), die von der Anzahl der FuE-Beschäftigten wenig ins Gewicht fallen, drei norddeutsche (Hamburg, Bremen und Braunschweig) und mehrere süd- und südwestdeutsche Regierungsbezirke vertreten: Darmstadt, Stuttgart, Rheinhessen-Pfalz, Tübingen, Köln und Mittelfranken.

167 Diese werden häufig als Beispielregionen für "Industrie- oder Technologiedistrikte" herangezogen (vgl. Sternberg 1998). 168 Vgl. Pollard/Storper (1996).

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Großräumige Verteilung des industriellen FuE-Personals in Europa Selbst die großräumige Betrachtung (vgl. Abbildung III.1.2 und Tabelle A.III.1.2 im Anhang)169 verdeutlicht die oben beschriebene Konzentration industrieller FuEKapazitäten auf die Verdichtungsräume: Metropolregionen wie Brüssel, Stockholm, Göteborg (Västsverige), Helsinki (Uusimaa), Île de France (mit dem Zentrum Paris), auch Hamburg, Bremen und Madrid zeigen zum Teil deutlich höhere FuEIntensitäten als die entsprechenden großflächigeren und weniger dicht besiedelten Räume. Besonders auffällig sind die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland. Die Zentralregion Île de France verfügt mit 7,8 % über eine mehr als dreimal so hohe FuE-Personalintensität wie der "forschungsmäßig" zweitplatzierte Raum im Südosten Frankreichs (mit den drei Teilräumen Centre-Est, Méditerranée und Sud-Ouest). Alle anderen französischen Regionen fallen deutlich ab. Demgegenüber ist das industrielle FuE-Potential in Deutschland auf eine Vielzahl von Verdichtungsräumen verteilt, die - abgesehen von Hamburg, Bremen170 und Berlin - im Süden und Südwesten Deutschlands konzentriert sind. Demzufolge fällt der Abstand der süddeutschen Flächenländer zu den oben bereits angeführten Stadtstaaten in Bezug auf die industriellen FuE-Kapazitäten deutlich geringer aus als in Frankreich. Bayern, Baden-Württemberg und Hessen liegen damit in der Spitzengruppe aller großräumigen Regionen außerhalb der Metropolen auf ähnlichem Niveau wie die angrenzenden Regionen South East und East Anglia (mit dem Oberzentrum London und den Universitätsstädten Oxford und Cambridge) in Großbritannien, der Schweiz, aber auch dem Süden und Westen der Niederlande, einzelnen Regionen in Schweden [Raum Malmö (Sydsverige) und Raum Göteborg (Västsverige)] und Finnland, wo die FuE-Kapazitäten jedoch sehr stark auf einzelne Verdichtungsräume bzw. Unternehmen konzentriert sind. Auch Berlin ist hier zu nennen, das infolge der Vereinigung der beiden deutschen Staaten als FuE-Standort noch mehr an Attraktivität hinzugewonnen hat; dieser Prozess wurde durch die Wiedererlangung des Hauptstadtstatus zusätzlich beschleunigt.

169 Die regionale Aufgliederung erfolgt mit Ausnahme von Finnland nach NUTS-1 Regionen. 170 Jüngere Entwicklungen deuten an, dass Bremen etwas zurückgefallen ist und vor allem einen großen Teil seiner im Luft- und Raumfahrzeugbau stationierten FuE-Arbeitsplätze an Hamburg und Bayern abgegeben hat, so dass die oben aufgeführte Einschätzung Bremens bei aktuellerer Betrachtung zu relativieren ist (vgl. Kapitel III.2.1.2).

206

Abbildung III.1.2:

FuE-Intensität* der Wirtschaft in europäischen Regionen 1995

207

Aus deutscher Sicht fällt das industrielle FuE-Potential in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit Indikatorwerten, die unter dem deutschen bzw. im Falle Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens unter dem EUDurchschnitt liegen, bereits deutlich ab. Sie werden nur noch vom Saarland und Schleswig-Holstein sowie den neuen Bundesländern unterboten (vgl. Tabelle A.III.1.2 im Anhang). Dahinter rangieren lediglich Österreich und die südeuropäischen Regionen, wovon insbesondere Griechenland und Portugal in der wirtschaftlichen Entwicklung noch deutlich zurückstehen. Dennoch unternehmen selbst einzelne Teilräume dieser Gruppe von Ländern, die über ein insgesamt eher noch geringes FuE-Potential in der Wirtschaft verfügen, bereits stärkere FuEAnstrengungen als Niedersachsen mit 1,6 % oder auch Nordrhein-Westfalen mit 1,7 %. Zu nennen sind hier Ostösterreich mit dem Zentrum Wien, Nordostitalien mit dem Oberzentrum Turin, aber vor allem der Großraum Madrid, der mit einer FuE-Personalintensität von 2,2 % deutlich über dem EU-15-Durchschnitt von 1995 (1,9) und damit auf gleichem Niveau von Deutschland insgesamt liegt. Auch in Polen und Tschechien liegt die FuE-Personalintensität schätzungsweise bei 1,5 % und damit auf ähnlichem Niveau wie in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Allerdings bleiben in beiden osteuropäischen EU-Anrainerstaaten die industriellen FuEAufwendungen noch deutlich zurück (s.o.). Hier wird - wie in Ostdeutschland - offensichtlich der Versuch unternommen, das Know-how in Form von Humankapital zu halten, obgleich die Mittel für FuE-Investitionen und -Sachmittel nur begrenzt verfügbar sind. Viele außerdeutsche Regionen in Europa konnten ihre Attraktivität für industrielle Forschungsstätten von 1991 bis 1995 deutlich erhöhen.171 Dabei handelt es sich nicht ausschließlich um Teilräume weniger forschungsreicher Volkswirtschaften bzw. Regionen mit eher geringerem industriellen FuE-Potential. Hierzu gehören u.a. Irland, dessen FuE-Personalintensität von 1,2 auf 1,8 % gewachsen ist. Auch andere kleine Länder, wie Dänemark und die Niederlande haben ihre industriellen Forschungsanstrengungen deutlich ausgeweitet. Insbesondere in Großbritannien ist eine merkliche Umverteilung des industriellen FuE-Personals zu beobachten.172 Hiervon profitierten vor allem Randregionen wie der Südosten, aber auch die noch vergleichsweise wenig forschungsintensiv produzierenden Teilräume Schottland und Nordirland. Das französische Forschungszentrum, die Metropolregion Île de France, legte in Bezug auf die FuE-Personalintensität ebenfalls nochmals deutlich zu (von 6,4 auf 7,8 %), allerdings bei absolut rückläufiger Zahl der FuEBeschäftigten, während das FuE-Personal in vielen insgesamt weniger forschungsintensiv produzierenden Teilräumen Frankreichs absolut aufgestockt wurde. Ausgesprochen günstig entwickelte sich auch die an der Grenze zur Schweiz gelegene Region Franche-Comté: hier stieg die FuE-Personalintensität der Wirtschaft von 1,5 % im Jahr 1990 auf 2,3 % im Jahr 1995. 171 Zur Entwicklung in Deutschland vgl. Kapitel III.2.1.1. 172 Für 1995 ergibt sich ein Gini-Koeffizient von 0,49 gegenüber 0,59 im Jahr 1991.

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Zusammenfassung Fasst man die Analyse zusammen, dann müssen sowohl die absolute Zahl der FuEBeschäftigten berücksichtigt werden, um das Gewicht der Region für die technologische Entwicklung in (West-)Europa darstellen zu können, als auch die FuEIntensitäten. Nimmt man den jeweiligen europäischen Durchschnitt zum Maßstab, dann lassen sich vier Regionstypen identifizieren:173 • Die führende Gruppe setzt sich zusammen aus Regionen, die sowohl an der Zahl der mit FuE befassten Personen als auch nach der Intensität, mit der FuE betrieben wird, an der Spitze liegen. Danach dominieren im europäischen Raum vier Regionen relativ klar: Île de France, Baden-Württemberg, Bayern und South East. Diese vereinigen rund 30 % der industriellen FuE-Kapazitäten in Europa auf sich, bei einem Anteil an der Industriebeschäftigung von nur 15 %. Zu dieser ersten Gruppe zählen noch eine Reihe weiterer Regionen, darunter vor allem die Schweiz und Hessen, aber auch Berlin und Rheinland-Pfalz. Insgesamt sind es in dieser Gruppe 20 Regionen, die 58 % des europäischen FuE-Personals beschäftigen und 34 % der Beschäftigen im Produzierenden Gewerbe beherbergen. • Die zweite Gruppe besteht aus Regionen, in denen FuE besonders intensiv betrieben wird, deren Größe jedoch nicht ausreicht, eine breites Feld von technologischen Aktivitäten abzudecken. Sie sind eher in kleinen Bereichen der Spitzentechnik aktiv. Diese Gruppe ist relativ klein. Es sind elf Regionen mit einem FuE-Anteil von 8 % und einem Anteil an der Industriebeschäftigung von 5 %. Darunter befinden sich vor allem die finnischen und schwedischen Regionen, aber auch die Stadtregionen Brüssel, Hamburg, Bremen, Madrid und Wien. • Die dritte Gruppe wiederum besteht aus zehn relativ großen Regionen, die aufgrund ihrer Größe zwar in der Lage sind, viele technologische Bereiche in der Breite abzudecken, jedoch relativ wenig in FuE investieren. Sie repräsentieren 19 % der westeuropäischen FuE-Kapazitäten und 23 % der Industrie in Europa. Aus deutscher Sicht zählen hierzu Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen. • Die vierte Gruppe von Regionen spielt im europäischen Technologiewettbewerb nur eine untergeordnete Rolle. Aus deutscher Sicht sind Thüringen, SchleswigHolstein, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland in diese Kategorie einzuordnen.

173 Zur Vorgehensweise vgl. European Commission (1997a). Basis der Berechnungen ist die NUTS-1-Gliederung.

209

III.1.2

FuE-Personal in öffentlichen Einrichtungen

Das FuE-Personal in öffentlichen Einrichtungen hat - je nach Arbeitsteilung zwischen Staat und Privaten - in den europäischen Volkswirtschaften unterschiedliches, der Tendenz nach jedoch abnehmendes Gewicht. Unterschiede zwischen den Regionen verschiedener Volkswirtschaften in der Ausstattung mit "öffentlichem" FuEPersonal müssen also nicht unbedingt regionale Unterschiede widerspiegeln. Der FuE-Personalbestand in öffentlichen Einrichtungen ist in den meisten Ländern stark mit der Verteilung der FuE-Kapazitäten in der Wirtschaft korreliert. Entsprechend ist in den europäischen Metropolregionen, in denen die Technologieaktivitäten der Wirtschaft konzentriert sind, auch der Bestand an öffentlichem FuEPersonal überdurchschnittlich hoch.174 Über alle europäischen Regionen betrachtet ist das öffentliche FuE-Personal nur wenig breiter im Raum verteilt als die industriellen FuE-Kapazitäten.175 Die Streuung der Indikatorwerte innerhalb der verschiedenen Länder deutet jedoch auf unterschiedliche technologie- und auch regionalpolitische Akzentsetzungen hin. So sind die öffentlichen FuE-Kapazitäten innerhalb Deutschlands abgesehen von den Stadtstaaten relativ gleichmäßiger auf die deutschen Bundesländer verteilt als in anderen europäischen Volkswirtschaften und auch, als man dies bei den Innovationskapazitäten der deutschen Wirtschaft vorfindet. Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die öffentliche Forschungslandschaft in Deutschland zu einem Teil in der Verantwortung der Bundesländer liegt und über einige außeruniversitäre FuE-Einrichtungen explizit transferorientierte Ziele verfolgt werden (z.B. Fraunhofer-Institute). Trotz der insgesamt relativ ausgewogenen Verteilung des öffentlichen FuE-Personals existieren Zentren dort, wo große Universitäten und Großforschungszentren angesiedelt sind. Die Arbeitsteilung in öffentlich finanzierter FuE zwischen Hochschulen und Staat zeigt ebenfalls Unterschiede (vgl. Tabelle A.III.1.3 im Anhang), die breit über mehr oder weniger entwickelte bzw. forschungsreiche Länder streuen: • In Frankreich ist das öffentliche FuE-Personal noch stärker auf einzelne zentrale Regionen konzentriert als die privaten FuE-Kapazitäten. Dies ist ein Spiegelbild

174 Die höchsten Korrelationskoeffizienten zwischen öffentlicher und privater FuE (jeweils bezogen auf die Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe) ergeben sich für die skandinavischen Länder und Österreich. Auch für Frankreich ist der Zusammenhang mit einem Koeffizienten von 0,67 deutlich stärker als in Deutschland (0,55) und Großbritannien (0,47). Für Italien lässt sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen öffentlicher und privater FuE feststellen. Vgl. zu Deutschland jedoch die differenzierte Betrachtung in Kapitel IV.2.2.4. Zur großräumigen Verteilung öffentlicher FuE in Europa vgl. Gehrke/Legler (1999), Tab. 3.1.3. 175 Der Gini-Koeffizient für industrielles FuE-Personal im Jahr 1995 liegt bei 0,7, derjenige für öffentliches FuE-Personal bei 0,63 (vgl. Tabelle A.III.1.1 im Anhang).

210

der über Jahrhunderte praktizierten zentralistischen Ausrichtung, deren Strukturen sich trotz vielfacher Bemühungen nur sehr langsam verändern. Zwar lässt sich ein sehr großer Teil des FuE-Personals in öffentlichen Einrichtungen nicht einzelnen Regionen zuordnen, so dass die berechenbaren regionalen Kennziffern zu niedrig ausfallen. Dennoch ist offensichtlich, dass das öffentliche FuEPersonal weitgehend in der Hauptstadtregion Paris (Île de France) konzentriert ist. Darüber hinaus ist der Raum um Marseille (Méditerranée) vergleichsweise gut ausgestattet. Hierbei dürfte auch das Telekom-Valley an der Côte d'Azur eine Rolle spielen, das mit einem erheblichen Aufwand an öffentlichen Fördermitteln errichtet wurde (entsprechend hoch fällt dort auch der Anteil des öffentlichen FuE-Personals außerhalb der Hochschulen aus). • Auch in Finnland ist öffentliche Forschung und Entwicklung noch stärker auf den Süden des Landes konzentriert als die FuE-Kapazitäten der Wirtschaft. Demgegenüber zeigen die öffentlichen FuE-Kapazitäten in Großbritannien, Schweden und Italien wie auch in Deutschland eine breitere räumliche Verteilung als die industrielle FuE. • In Großbritannien bilden die Regionen South East mit dem Zentrum London sowie East Anglia mit den Universitätsstädten Oxford und Cambridge (implizite) Schwerpunkte industrieller und auch öffentlicher - universitärer und außeruniversitärer - Forschung (vgl. Tabelle A.III.1.3 im Anhang). Darüber hinaus fließt aber auch im Rahmen expliziter Strukturpolitik ein beachtlicher Teil der öffentlichen Forschungsförderung nach Schottland (Silicon Glen). • In Spanien, Italien und Belgien ist die Konzentration der öffentlichen Forschung auf die Hauptstadtregion besonders ausgeprägt. Dennoch sind in Italien die öffentlichen FuE-Kapazitäten deutlich breiter im Raum verteilt als die hochkonzentrierten privaten FuE-Kapazitäten. Hierbei dürften auch regionalpolitische Aspekte eine wesentliche Rolle spielen. • In Belgien, Schweden, Irland und Österreich sind die Hochschulen die dominierenden Akteure öffentlicher FuE (rund 80 % des Personals ist hier beschäftigt, im EU-Durchschnitt 60 %), Spanien weist ebenfalls noch einen überdurchschnittlich hohen Anteil auf. Auch in allen anderen EU-Mitgliedsländern dominieren Hochschulen als Standorte öffentlicher FuE, rund vier von zehn FuEBeschäftigten sind jedoch in außeruniversitären öffentlichen FuE-Einrichtungen tätig.176 Versuche, durch direkte Förderung und den Ausbau von Infrastruktur und öffentlichen Forschungseinrichtungen in anderen Regionen neue Technologien anzusiedeln und damit ein "künstliches" Silicon Valley zu entwickeln, waren im Übrigen in Eu176 Auf regionaler Ebene kehrt sich dieses Verhältnis teilweise um, da öffentliche FuEEinrichtungen nicht beliebig "teilbar" sind, weil dort in aller Regel Grundlagen- und Großforschung überwiegen.

211

ropa bisher wenig erfolgreich, da die FuE-Aktivitäten der Wirtschaft in diesen Regionen deutlich zurückbleiben, also wesentliche Teile der Wertschöpfungskette fehlen.177 Eine Ausnahme hiervon scheint in jüngerer Zeit das Silicon Glen in Schottland zu sein.

III.1.3

Ausbildungskapital

Das verfügbare Ausbildungskapital ist ein Indikator für die allgemeinen Möglichkeiten von Volkswirtschaften (und Regionen), sich im technologischen Wettbewerb zu positionieren und im qualifikatorischen Strukturwandel Schritt zu halten. III.1.3.1

Bildungsniveau im europäischen Ländervergleich

Auch hierbei zeigen sich, wie bei FuE, merkliche Unterschiede zwischen den europäischen Volkswirtschaften. Deutschland ist im Hinblick auf hochqualifizierte Bevölkerungsschichten im vorderen Drittel der europäischen Länder positioniert, hinter Norwegen und Schweden, die traditionell (gemeinsam mit den USA) am intensivsten in Bildung investieren. Ein klares Nord-Süd-Gefälle ist im Hinblick auf den Anteil der Erwerbsbevölkerung mit einem Abschluss im Tertiärbereich aber nicht zu verzeichnen. Zwar liegen Norwegen und Schweden in führender Position178 (vgl. Abbildung III.1.3 und Abbildung III.1.4), aber auch in Irland, den Niederlanden und Deutschland verfügt rund ein Viertel der Erwerbsbevölkerung über ein entsprechendes Zertifikat, in Frankreich, Großbritannien, Spanien179 und Belgien rund ein Fünftel. Im Vergleich zu FuE fallen die Anteile hochqualifizierter Bevölkerungsschichten in der Schweiz, Dänemark und Finnland eher niedrig aus. Ganz am Ende der "Hochqualifikationshierarchie" rangiert Österreich, das einen herausragenden Schwerpunkt im Sekundärbereich hat (vgl. Tabelle III.1.2).180

177 Vgl. Boekholt/Clark/Sowden (1998). 178 In den skandinavischen Ländern und in Nordamerika wird mit Anteilen zwischen 6,5 und 7 % am Inlandsprodukt am stärksten in Bildungseinrichtungen investiert (vgl. die DIW-Materialien zu NIW et al. 1999). 179 Mit gewissen Einschränkungen im Hinblick auf die Kompatibilität der nationalen Bildungsdaten (vgl. Kapitel II.2.1.4). 180 Dies gilt im Vergleich zu den USA, wo rund 35 % der Erwerbsbevölkerung über einen Abschluss im Tertiärbereich verfügen, auch für Deutschland (vgl. dazu OECD 1998, sowie die DIW-Materialien zu NIW et al. 1999).

212

Abbildung III.1.3:

Ausbildungskapital in Europa 1997 - Fach-/Hochschulabschluss und entsprechende Abschlüsse

18 16 14

Angaben in vH

12 10 8 6 4 2 0 NOR¹ GER LUX²

IRL

SWE³ GRE¹ GBR

DEN FRA³

FIN¹

ITA²

POL

BEL POR¹ CZE³

SUI

AUT

¹) 1995. ²) 1996. ³) 1998. Spanien ist aufgrund inkomparabler Statistiken nicht enthalten, für die Niederlande liegen nur vergleichbare Werte zum gesamten Tertiärbereich vor. Quelle: Angaben und Sonderauswertungen der der jeweiligen nationalen statistischen Ämter. - Eurostat (1997b). OECD (1998). - Berechnungen und Schätzungen des NIW.

Abbildung III.1.4:

Ausbildungskapital in Europa 1997 - Tertiärbereich insgesamt

30

25

Angaben in vH

20

15

10

5

0 SWE³ NOR

IRL

NED²

GER

ESP*

FRA³

GBR

BEL

DEN

SUI

FIN¹

GRE¹

POL

POR¹

AUT

¹) 1995. ²) 1996. ³) 1998. *) Der Wert für Spanien dürfte aufgrund von international nicht komparabler Statistiken zu hoch ausfallen. Für Italien und Luxemburg liegen keine vergleichbaren Werte zum gesamten Tertiärbereich vor. Quelle: Angaben und Sonderauswertungen der der jeweiligen nationalen statistischen Ämter. - Eurostat (1997b). OECD (1998). - Berechnungen und Schätzungen des NIW.

213

Tabelle III.1.2: Durchschnittlicher Bildungsstand der Erwerbsbevölkerung* in europäischen Regionen 1997 Belgien Région Bruxelles-capitale Vlaams Gewest Région Wallonne Dänemark Hovedstadregionen restl. Östl. vom Storebaelt gelegene Reg. westlich vom Storebaelt gel. Regionen Deutschland1

122 128

Irland2 Border

137 133

122

Dublin

141

122 126

Mid-East Midland

140 135

131 122

Mid-West South-East

135 133

125 137

Baden-Württemberg Bayern

137 136

Berlin Brandenburg

144 140

South-West West Italien

139 133 121

Nord Ovest

120

Lombardia Nord Est

121 119

Bremen

138

Emilia-Romagna

121

Hamburg Hessen

139 139

Centro (I) Rom und Umgebung (Lazio)

120 126

Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen

138 136

Abruzzo-Molise Campania

121 120

Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz

136 135

Sud Sicilia

119 120

Saarland Sachsen

136 140

Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein

139 136

Thüringen Finnland (1995)2

140 129

Helsinki (Uusimaa)

133

Etelä-Suomi Itä-Suomi

128 128

Väli-Suomi Pohjois-Suomi

128 129

Ahvenanmaa/Aland

126

Frankreich (1998)

116 121

Noord-Nederland

129

Oost-Nederland West-Nederland

131 134

Zuid-Nederland Österreich5 Ostösterreich

132

131 128 130

Südösterreich Westösterreich Portugal (1995)2

128 126 114

Continente

114

130

Acores Madeira Schweden (1998)

106 106 135

nachrichtlich: Frankreich (1995)

Sardegna Luxemburg (1996) Niederlande (1996)4

128

Stockholm

141

Île de France

135

Östra mellansverige

135

Bassin Parisien Nord-Pas-De-Calais

123 122

Smaland med öarna Sydsverige

130 135

Est Ouest

125 126

Västsverige Norra mellansverige

135 132

Sud-Ouest Centre-Est

128 128

Mellersta Norrland Övre Norrland

132 136

Mediterranee Griechenland (1995)3

125 124

nachrichtlich: Schweden (1996, nationale Gliederung)

Voreia Ellada Kentriki Ellada

120 115

Skogslänen (forestry counties) Storstadsplänen (metropolitan counties)

130 138

Athen (Attiki) Nisia

130 118

Övriga syd- och mellansverige (rest)

130

135

214

Spanien

125

Norwegen

138

Noroeste

121

128

Noreste

130

Schweiz Polen7

Comunidad de Madrid

132

Tschechien (1998)

127

131

Centro (E)

123

Prag (Praha)

136

Este

124

Central Bohemian

125

Sur

122

South Bohemian

126

122

West Bohemian

126

133

North Bohemian

122

129

East Bohemian

126

Canarias Vereinigtes Königreich G0R2,6 North East North West (GOR) & Merseyside

131

South Moravian

127

Yorkshire and the Humber

130

North Moravian

126

East Midlands

131

West Midlands

130

Eastern

132

London

138

South East (GOR)

135

South West

134

Wales

130

Scotland

134

Northern Ireland

127

*) Die Anteile der verschiedenen Qualifikationsstufen an der 15- bis 64-jährigen Bevölkerung wurden in Anlehnung an die Analysen des DIW zum Thema Bildung und Ausbildung im internationalen Vergleich für den Zusammenfassenden Endbericht zur Technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 1997 (vgl. BMBF (Hrsg.) 1998) mit der durchschnittlichen Entlohnung der jeweiligen Qualifikationsstufe bewertet. Geringes Niveau (ISCED 0,1 und 2) wurde mit 100, mittleres Niveau (ISCED 3) mit 130, der Tertiärbereich außerhalb von Hochschulen (ISCED 5) mit 150 und der Hochschulbereich (ISCED 6 und 7) mit 200 gewichtet. 1) Die Gruppe "ohne beruflichen Abschluss" wird 1997 nicht mehr gesondert ausgewiesen und muß geschätzt werden. Der Wert dürfte etwas zu hoch ausfallen, da "Missings" nicht herausgerechnet werden können. 2) Der Tertiärbereich wurde nur insgesamt ausgewiesen. Die Aufteilung nach Hochschule und außerhalb der Hochschule wurde nach OECD (1998) geschätzt. 3) Die Aufteilung des Tertiärbereichs erfolgt nach dem Verhältnis von 1991. 4) Der Tertiärbereich außerhalb der Hochschule ist im Vergleich zu anderen Ländern zu weit gefasst; der Hochschulbereich dagegen zu eng. 5) Bevölkerung, daher ist der Tertiärbereich unterschätzt. 6) Government Office Regions. 7) Geschätzt nach Angaben der OECD (1998). Quelle: Angaben und Sonderauswertungen der jeweiligen nationalen statistischen Ämter. - Eurostat (1997b). - OECD (1998). Berechnungen und Schätzungen des NIW.

Hinsichtlich der Gewichtung des außerhochschulischen (der in der Regel berufsspezifische Zusatzqualifikationen und Fachschulen umfasst) und oberen Tertiärbereichs (Hochschulabschlüsse) zeigen sich merkliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, die auf unterschiedliche Prioritäten in den jeweiligen nationalen Bildungssystemen zurückzuführen sind und die sich entsprechend auch in den zugehörigen Regionen wiederfinden (vgl. Tabelle III.1.2). Innerhalb der Gruppe der ausbildungskapitalreichsten Volkswirtschaften liegt in Norwegen, Deutschland und Großbritannien das Schwergewicht auf Spitzenqualifikationen im akademischen Bereich,181 in den Niederlanden und Schweden dominiert hingegen der außerhoch-

181 In den Bildungssystemen in Italien und Luxemburg ist der außerhochschulische Tertiärbereich gar nicht existent.

215

schulische Tertiärbereich. In Frankreich und Irland ist das Verhältnis nahezu ausgeglichen. Auch innerhalb der Ländergruppe mit einem insgesamt niedrigeren Bildungsniveau der Bevölkerung zeigen sich unterschiedliche Gewichtungen. In Spanien, Dänemark, Finnland, Griechenland, Portugal und Österreich, auch in Polen und Tschechien dominiert der Hochschulbereich, in Belgien und der Schweiz spielt der außerhochschulische Tertiärbereich eine dominierende Rolle. Auch wenn das Bildungsniveau in allen Ländern seit Anfang der 90er Jahre gestiegen ist und der Anteil gering qualifizierter Bevölkerungsgruppen merklich gesunken ist, zeigen sich doch auch bei den vom Akademikeranteil führenden europäischen Volkswirtschaften deutliche Unterschiede im Hinblick auf das Strukturgewicht gering qualifizierter Personen. Deutschland, Schweden, Norwegen, Großbritannien und auch Irland weisen hier konsequenterweise die geringsten Anteile auf, d.h. hier ist das Bildungsniveau insgesamt, nicht nur bezogen auf den Tertiärbereich am höchsten. Demgegenüber liegt in Frankreich und auch den Niederlanden der Anteil gering qualifizierter Bevölkerungsgruppen noch bei über 30 %. Damit rangieren beide in Bezug auf diesen Indikator hinter "akademikermäßig" nachrangigen Ländern (Österreich, Finnland, Schweiz, Polen, Tschechien). Die höchsten Anteile gering qualifizierter Bevölkerungsteile bestehen noch in den weniger entwickelten südeuropäischen Mitgliedsländern. Selbst in Italien fällt noch über die Hälfte der Erwerbsbevölkerung in diese Gruppe. Weniger selbstverständlich ist demgegenüber der vergleichsweise hohe Strukturanteil gering qualifizierter Personen in Belgien, Luxemburg und Dänemark. Die vorliegenden Vergleichsdaten für den Beginn der 90er Jahre (vgl. Tabelle A.III.1.4 im Anhang) untermauern eindrucksvoll den Trend zur Höherqualifizierung, wobei die ausbildungskapitalreicheren Länder nur mehr vergleichsweise langsam vorankommen, wohingegen die vom Bildungsniveau her noch zurückstehenden Länder aufgrund massiver Bildungsanstrengungen vor allem in Bezug auf gering qualifizierte Personen deutliche Erfolge aufweisen können. In Deutschland und der Schweiz hat sich die Struktur mit Ausnahme leichter Zuwächse im oberen Tertiärbereich kaum verändert. Demgegenüber ist der Anteil hochqualifizierter Personen in Frankreich, Irland, Schweden und Finnland deutlich stärker gestiegen als in Deutschland. D.h. nicht nur die Länder mit dem höchsten Nachholbedarf, die im technologischen Wettbewerb der führenden Industrienationen noch kaum eine Rolle spielen, haben ausbildungskapitalmäßig aufgeholt, sondern viele führende forschungsreiche Volkswirtschaften haben ihre Möglichkeiten zur Einführung und Umsetzung von Innovationen gegenüber Deutschland verbessert.

216

III.1.3.2

Ausbildungskapital in europäischen Regionen

Absolventen des oberen Tertiärbereichs (Universitäten, Fachhochschulen u. ä.) sind in besonderem Maße in hochverdichteten Räumen konzentriert. Dort finden sich nicht nur Unternehmenszentralen aus dem Produzierenden Bereich, die hohe Anforderungen an hochqualifiziertes Personal in höherwertigen Dienstleistungsfunktionen stellen, sondern darüber hinaus auch eine Vielzahl von wissensintensiven Dienstleistungsunternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Entsprechend niedrig fallen die Anteile gering qualifizierter Personen aus. Die jeweils höchsten Anteile an Hochschulabsolventen weisen die Hauptstadtregionen auf. Ähnlich wie FuE ist auch das Ausbildungskapital in den verschiedenen europäischen Ländern unterschiedlich verteilt, wobei die Unterschiede zwischen den europäischen Regionen vor allem durch nationale Unterschiede zustande kommen. In Frankreich spiegelt auch dieser Indikator die starke Konzentration des Innovationspotentials auf den Raum Paris wider. Die Hochqualifiziertenquote ist in allen anderen Regionen höchstens halb so hoch wie in der Metropole mit leichten Vorteilen für den Südosten. Eine ähnlich ausgeprägte einseitige Ausrichtung findet sich in keinem anderen EU-Mitgliedsland.182 In Spanien setzen sich dafür die Großräume Madrid und Barcelona deutlich vom übrigen Landesgebiet ab.183 Zwar ist auch in Finnland - entsprechend der FuE-Konzentration - eine starke Ballung der Akademiker im Raum Helsinki zu verzeichnen, der Abstand zu den anderen finnischen Regionen ist aber merklich geringer als in Frankreich. Das Gleiche gilt für Belgien (Großraum Brüssel), Dänemark, die Niederlande, Österreich und auch Spanien. Auch in Deutschland, Italien, Irland und Schweden ist der Akademikeranteil in den jeweiligen Hauptstadtregionen zwar am höchsten, daneben zeigen sich aber noch diverse "Ausbildungskapitalhochburgen" neben Regionen mit vergleichsweise geringen Anteilen hochqualifizierter Bevölkerungsgruppen. Das Bild nivelliert sich etwas, wenn nicht nur der obere, sondern der gesamte Tertiärbereich betrachtet wird: mehrere Regionen aus Ländern, in denen dem außerhochschulischen Tertiärbereich besonderes Gewicht beigemessen wird, schieben sich nach vorn. An der Spitze liegen bei diesem Ansatz Stockholm, Berlin und Dublin, wo jeweils rund ein Drittel der Erwerbsbevölkerung über einen Abschluss im oberen Tertiärbereich verfügt. Im Nachfolgerfeld finden sich die Metropolregionen Paris, Barcelona und London, aber auch die irischen Großräume Mid-East und South-West sowie West-Nederland. Die ostdeutschen Bundesländer weisen ebenfalls herausragend hohe Beschäftigtenanteile im außerhochschulischen Tertiärbe182 Eine ähnliche Zentralisierung hochqualifizierter Bevölkerungsgruppen ergibt sich für die Tschechische Republik (Großraum Prag). 183 Aufgrund von Inkomparabilitäten nationaler Statistiken mit internationalen Daten fallen die spanischen Anteile im Tertiärbereich zu hoch aus. Die regionale Struktur innerhalb des Landes ist davon jedoch nicht betroffen.

217

reich auf, bedingt durch die noch hohe, aber tendenziell sinkende Anzahl von Absolventen früherer DDR-Fachschulen, die in diese Kategorie einzuordnen sind. In Deutschland rangiert in Bezug auf die Hochqualifiziertenquote hinter Berlin und Hamburg bereits das Flächenland Hessen noch vor Bremen. Darüber hinaus weist nur noch Baden-Württemberg überdurchschnittlich hohe Akademikeranteile auf, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein liegen knapp unter dem Durchschnitt, aber noch deutlich vor Bayern und Sachsen. Absolutes Schlusslicht bildet, wie auch im Hinblick auf das FuE-Potential, Mecklenburg-Vorpommern. Aber auch Rheinland-Pfalz und das Saarland sind im innerdeutschen Vergleich nur wenig besser mit Ausbildungskapital ausgestattet. Dennoch sind Deutschland und auch seine Flächenländer "bildungsmäßig" europaweit günstiger positioniert als in Bezug auf FuE. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf den Akademikeranteil oder den gesamten Tertiärbereich, sondern wird noch ergänzt durch einen sehr hohen Anteil von Fachkräften mittlerer Qualifikationen, die für die Umsetzung und Anwendung von technischen Neuerungen im Innovationsprozess unerlässlich sind. Von daher sind die Voraussetzungen für Deutschland immer noch günstig, um auch in Zukunft im technologischen Leistungswettbewerb eine führende Position einnehmen zu können. Allerdings: die deutschen Bildungsinvestitionen (gemessen am BIP) sind schon seit längerem merklich niedriger als in anderen Ländern mit ähnlich hohem Einkommensniveau,184 so dass der "Wissensvorsprung" mehr und mehr zusammenschmilzt. Dies lässt befürchten, dass sich Deutschlands Position verschlechtert, wenn nicht mehr in Erst- und Weiterbildung investiert wird. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der Naturwissenschaftler und Ingenieure unter den jungen Erwerbspersonen vergleichsweise niedrig ist und aufgrund veränderter Fächerwahl mittelfristig noch weiter abnehmen wird, also die latente Gefahr besteht, dass wichtige Schlüsselqualifikationen für den Innovationsprozess fehlen.

III.1.4

Wirtschaftsstrukturen

Unterschiede in der Ausstattung von Regionen mit Innovationspotential werden darüber hinaus durch Differenzen in den Wirtschaftsstrukturen sichtbar. Vor allem betrifft dies den Besatz mit und das Nachwachsen von Unternehmen in forschungsintensiven Industrien und technologieorientierten Dienstleistungsbereichen. Denn die Art der produzierten Güter und Dienstleistungen - und damit die technologische Orientierung - bestimmt vielfach auch die Innovationsrate der Unternehmen. 184 1995 lag der BIP-Anteil für Bildung und Ausbildung in Deutschland bei 5,8 % auf gleichem Niveau wie in Spanien und Tschechien, in Frankreich (6,3 %), Schweden (6,7 %), Finnland (6,6 %), den USA (6,7 %) und Kanada (7 %) hingegen z.T. deutlich höher (vgl. dazu die DIWMaterialien zu NIW et al. 1998).

218

III.1.4.1

Beschäftigung in industriellen Hochtechnologiesektoren

In Deutschland hat der industrielle Sektor noch immer ein vergleichsweise hohes Strukturgewicht und zeigt eine hohe Spezialisierung auf den Bereich der höherwertigen Technik (Maschinen-, Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Chemie). Längerfristige Entwicklung im Ländervergleich Dennoch hat die nachlassende FuE-Neigung in Deutschland bei gleichzeitiger Forcierung der Wissens- und Forschungsanstrengungen in anderen europäischen Ländern dazu geführt, dass auch in industriellen Hochtechnologiesektoren in Deutschland keine zusätzlichen Arbeitsplätze mehr entstehen. Deutschland steht mit diesem Trend nicht allein da. Denn die Zahl der Industriebeschäftigten geht im Zuge der Tertiärisierung in allen europäischen Industrieländern – trotz unterschiedlicher Geschwindigkeit und Positionierung im Strukturwandel und konjunktureller Situation trendmäßig deutlich zurück und liegt aktuell europaweit zumeist deutlich unter dem Niveau zu Beginn der 80er Jahre. Dies gilt selbst für Portugal und Griechenland, die sich noch auf vergleichsweise geringem Entwicklungsniveau befinden. Einzig in Dänemark stellt die Industrie Mitte der 90er Jahre wieder ähnlich viele Arbeitsplätze wie noch 1980. Auch in Finnland und Großbritannien, die die vergleichsweise schärfsten Einbrüche zu verkraften hatten, sowie in Schweden, Norwegen, den Niederlanden, Spanien und Österreich wurden in jüngerer Zeit wieder zusätzliche Industriearbeitsplätze geschaffen. Die stärksten Zuwächse zeigen die vier skandinavischen Volkswirtschaften. In Deutschland und der Schweiz, wo der Industrie noch vergleichsweise hohes Strukturgewicht zukommt, geht der Schrumpfungsprozess hingegen kontinuierlich weiter. Auch in Frankreich, Italien und Belgien ist noch keine Trendwende zu verzeichnen, der Arbeitsplatzabbau in der Industrie hat sich in jüngerer Zeit konjunkturell bedingt aber deutlich verlangsamt. Innerhalb der trendmäßig schrumpfenden Industrie ist der Hochtechnologiesektor in Europa anteilig deutlich gewachsen (vgl. Abbildung III.1.5). Lediglich in den weniger forschungsreichen südeuropäischen Ländern Italien, Portugal und Griechenland ist das Strukturgewicht nahezu unverändert geblieben (mit rund 32 % der Industriebeschäftigten in Italien und rund 25 % in Portugal und Griechenland). Demgegenüber haben die Hochtechnologiebranchen in Spanien merklich zugelegt und mittlerweile ein höheres Gewicht als in Italien. Die größte Bedeutung kommt Hochtechnologiebranchen in Deutschland mit mehr als der Hälfte und Großbritannien mit fast der Hälfte der industriellen Beschäftigung zu, wobei der Tertiärisierungsprozess in Großbritannien deutlich weiter fortgeschritten ist: hier waren 19931995 nur mehr rund ein Fünftel aller Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe beschäftigt, im früheren Bundesgebiet hingegen noch 28 %.185 Für Deutschlands 185 Auch in Frankreich und Italien sind nur mehr rund ein Fünftel der Erwerbstätigen in der Industrie tätig (vgl. dazu NIW et al. 1999).

219

Abbildung III.1.5:

Beschäftigte im industriellen Hochtechnologiebereich* in ausgewählten europäischen Ländern 1980 bis 1996

- Beschäftigte in Hochtechnologiebereichen der Industrie in % der Industriebeschäftigten insgesamt 55

50 SWE FIN GER a) DAN

45

FRA GBR NOR BEL NED ITA

40

ESP

35

30

25 1980

1981

1982

1983

1984

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

*) Abgrenzung in Anlehnung an NACE (24 und 29 bis 35). a) Früheres Bundesgebiet. Quelle: OECD: STAN DATABASE 1998. Berechnungen des NIW.

industrielle Hochtechnologiebranchen zeigt sich seit Jahren ein starker Beschäftigungsrückgang, dementsprechend haben die anderen hoch entwickelten europäi-

220

schen Länder anteilsmäßig aufgeholt - abgesehen von der Schweiz, wo der Anteil des Hochtechnologiesektors bei absolut rückläufiger Beschäftigtenzahl ebenfalls auf hohem Niveau (knapp 45 % der Industriebeschäftigung und knapp 30 % der Beschäftigung im Produzierenden Gewerbe) stagniert. Einen nicht nur anteiligen Zuwachs, sondern eine absolute Zunahme von Arbeitsplätzen in industriellen Hochtechnologiebranchen erreichten in den letzten Jahren die Niederlande, Dänemark, Schweden und Finnland. Hier ist die Wissensintensivierung der Wirtschaft in besonderem Maße vorangekommen. Industrielle Hochtechnologieregionen in Europa: ein Strukturbild im Jahr 1997 Im EU-Durchschnitt waren im Jahr 1997 gut ein Viertel der Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe in industriellen Hochtechnologiesektoren beschäftigt, darunter 3 % in besonders IuK-geprägten Branchen (hier: Büromaschinen/EDV; Rundfunk-, Fernseh-, Nachrichtentechnik) und 26 % in sonstigen Hochtechnologiebranchen. Darüber hinaus fiel auf jeden zehnten Arbeitsplatz im produzierenden Bereich einer im industrienahen, forschungsintensiven Dienstleistungsbereich (Nachrichtenübermittlung, Datenverarbeitung/Datenbanken, Forschung/Entwicklung), der in der hier zugrunde liegenden Abgrenzung eine stärkere regionale Affinität zu den IuKbestimmten Hochtechnologieindustrien aufweist.186 In der Eurostat-Abgrenzung ergibt sich für Deutschland insgesamt ein Beschäftigtenanteil in industriellen Hochtechnologiebranchen von gut 31 %. Über alle europäischen Regionen (NUTS-2) streuen die Beschäftigtenanteile für diesen Sektor zwischen Werten nahe 0 (für finnische und portugiesische Inseln) und annähernd 50 % (vgl. Abbildung III.1.6). Nimmt man den EU-Durchschnitt als Referenzkriterium, ergibt sich eine Spitzengruppe von 16 Regionen, in denen der Beschäftigtenanteil in industriellen Hochtechnologiebranchen den Durchschnitt um annähernd die Hälfte übersteigt, bei 20 weiteren Regionen liegt der Beschäftigtenanteil um mehr als ein Viertel über dem EU-Durchschnitt (vgl. Tabelle III.1.3). Zusätzlich wird als zweites Abgrenzungskriterium die Zahl der in industriellen Hochtechnologiebranchen beschäftigten Personen herangezogen.187 Qualitativ und quantitativ bedeutende Regionen sind durch Fettdruck kenntlich gemacht, quantitativ weniger bedeutende Räume durch Kursivdruck. Diese Unterscheidung unterstreicht die herausragen-

186 Der Korrelationskoeffizient zwischen der regionalen Verteilung der Beschäftigtenquoten in den ausgewählten Dienstleistungsbranchen sowie in den Bereichen Büromaschinen/EDV und Rundfunk-, Fernseh-, Nachrichtentechnik fällt mit 0,503 signifikant höher aus als zwischen der regionalen Verteilung der Beschäftigten in allen Hochtechnologiebranchen und dem genannten Dienstleistungssegment (0,25). 187 Als Messlatte gelten hierbei mindestens 100 Tsd. Beschäftigte im industriellen Hochtechnologiesektor.

221

de Dominanz deutscher Verdichtungsräume im Hinblick auf industrielle Hochtechnologiebranchen in Europa, die dabei die ersten acht Plätze belegen: • Mit Abstand an der Spitze liegen Stuttgart, Rheinhessen-Pfalz (Ludwigshafen) und Karlsruhe mit einem Beschäftigtenanteil in Hochtechnologiebranchen von über 175 % des EU-Durchschnitts. Eine herausragend hohe Spezialisierung auf Hochtechnologiebranchen ergibt sich darüber hinaus für die Regierungsbezirke Darmstadt, Oberbayern (mit dem Zentrum München), Mittelfranken (Nürnberg/Erlangen) und Tübingen. Auch Braunschweig ist in der Spitzengruppe vertreten. Hierin spiegelt sich die starke Ausrichtung dieser Region auf den Fahrzeugbau wieder. • Die erste außerdeutsche Region befindet sich auf Rang 9: das italienische Piemonte mit dem Zentrum Turin, eine ebenfalls stark vom Automobilbau geprägte Industrieregion. Auf ähnlichem Niveau liegen Köln und Hannover gefolgt von der britischen Region Avon et al. im Nordwesten von London, der französischen Metropolregion Île de France und Schwaben.188 • Die anderen auf industrielle Hochtechnologiebranchen spezialisierten Regionen (vgl. Tabelle III.1.3) fallen von der Zahl der Arbeitsplätze her deutlich weniger ins Gewicht: Zu nennen sind dabei die französischen Nachbarregionen FrancheComté und Alsace an der Grenze zur Schweiz bzw. zu Baden-Württemberg sowie die im Westen an Paris grenzende Haute-Normandie, zwei schwedische Teilräume (zum einen Westschweden mit dem Zentrum Göteborg, ebenfalls eine Automobilregion; zum anderen Stockholm und sein Umland), sowie sechs weitere englische Regionen (Hampshire/Isle of Wight im Südosten; Hereford et al., das südliche Umland von Birmingham, das nördliche Umland von London bestehend aus Essex, Berkshire et al. und Bedfordshire/Hertforshire sowie die südlich von Manchester gelegene Region Cheshire), ein aus vier Teilräumen bestehendes zusammenhängendes Cluster im Nordosten von Belgien, drei weitere deutsche Regierungsbezirke (Unterfranken, Niederbayern und Kassel) sowie die Stadtstaaten Bremen und Hamburg.

188 Auch in Schleswig-Holstein sind überdurchschnittlich viele Beschäftigte des Produzierenden Gewerbes in industriellen Hochtechnologiebranchen tätig, was in Anbetracht des dortigen Innovationspotentials in der Industrie nur schwer nachvollziehbar ist. Denn Schleswig-Holstein verfügt zwar über Stärken im Bereich Medizin/Orthopädietechnik und weniger ausgeprägt im Maschinenbau (Legler 1994), zeigt aber insgesamt nur eine eher geringe FuE-Intensität der Unternehmen (vgl. Tabelle A.III.1.2 im Anhang). Dies kann zum einen mit der relativ groben Abgrenzung des Hochtechnologiebereichs zusammenhängen (NACE Zweisteller), der auch weniger FuE-intensive Untergruppen einbezieht, ist aber möglicherweise auch dadurch bedingt, dass viele der dortigen Betriebsstätten aus dem Hochtechnologiebereich überwiegend Fertigungsfunktionen übernehmen. Hinzu kommt, dass das Verarbeitende Gewerbe in SchleswigHolstein insgesamt nur unterdurchschnittliches Gewicht hat.

222

Abbildung III.1.6:

Beschäftigte in industriellen Hochtechnologiesektoren* in europäischen Regionen 1997

223

• In der Region Stuttgart sind mit gut 370 Tsd. Personen auch absolut die meisten Beschäftigten in industriellen Hochtechnologiebranchen nach der EurostatAbgrenzung tätig, gefolgt vom Großraum Paris mit gut 325 Tsd. Personen. Mit bereits deutlichem Abstand folgen Oberbayern (gut 250 Tsd.), Piemonte (240 Tsd.), Düsseldorf (225 Tsd.), Darmstadt (220 Tsd.) und Karlsruhe (205 Tsd.). Die skandinavischen Metropolen Stockholm und Helsinki fallen vom absoluten Beschäftigtenniveau demgegenüber ab. In Stockholm sind in diesen Bereichen gut 50 Tsd., in Helsinki lediglich gut 40 Tsd. Personen tätig, wobei der Anteilswert industrieller Hochtechnologiebranchen an den Erwerbstätigen im Produzierenden Gewerbe ein Viertel über dem EU-Durchschnitt liegt. Tabelle III.1.3: Industrielle High-Tech-Produzenten* in Europa 1997 EU-15 = 100

EU-15 = 100

D

Stuttgart

181

B

Vlaams Brabant

139

D

Rheinhessen-Pfalz

177

F

Haute-Normandie

138

D

Karlsruhe

173

I

Piemonte

138

F

Franche-Comté

171

F

Alsace

138

UK

Hampshire, I. o. Wight

171

D

Köln

137

D

Darmstadt

166

D

Hannover

137

UK

Hereford et. al.

164

UK

Bedfordshire, Hertfordshire

136

D

Braunschweig

161

B

Antwerpen

136

S

Västsverige

160

UK

Avon et. al.

133

D

Oberbayern

158

F

Île de France

132

S

Stockholm

153

UK

Berkshire et. al.

131

S

Östra Mellansverige

153

D

Schwaben

131

D

Mittelfranken

152

B

Limburg (B)

131

D

Bremen

149

D

Niederbayern

130

UK

Essex

146

D

Hamburg

130

D

Unterfranken

145

D

Kassel

130

UK

Cheshire

140

D

Schleswig-Holstein

128

D

Tübingen

139

B

Brabant Wallon

128

*) Beschäftigte in industriellen Hochtechnologiesektoren in vH der Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe. Anmerkung: Kursiv sind die Regionen gekennzeichnet, in denen in den ausgewählten Sektoren weniger als 100.000 Personen beschäftigt sind. Quelle: Eurostat, New Cronos Regio-Datenbank. - Berechnungen des NIW.

In den aufgeführten Regionen liegt der Anteil der Beschäftigten in High-Tech-Industrien um mindestens ein Viertel über dem Durchschnitt der EU-15.

224

Am Ende der Skala rangieren die meisten südeuropäischen Regionen, aber auch Luxemburg und weite Teile der ostdeutschen Bundesländer. Thüringen und Halle sind hier mit Werten von knapp drei Vierteln des EU-Durchschnitts noch am vergleichsweise besten positioniert. Auch Greater London und Latium (die Region um Rom) sind nur ähnlich unterdurchschnittlich auf industrielle Hochtechnologiebranchen ausgerichtet, infolge ihrer Metropolfunktion aber in besonderem Maße auf hochwertige, unternehmensnahe Dienstleistungen spezialisiert. Der eng begrenzte Bereich besonders IuK-geprägter Hochtechnologiesektoren (Büromaschinen/EDV und Rundfunk-, Fernseh-, Nachrichtentechnik) ist eine besondere Domäne einzelner schwedischer (Stockholm und Umland), finnischer (Helsinki und Umland), belgischer (die Umlandregion von Brüssel: Vlaams Brabant) und niederländischer Räume (Noord-Brabant mit dem Zentrum Eindhoven) sowie mehrerer britischer Regionen (im Süden Schottlands, einiger englische Teilräume, Wales). Auch Irland ist hier stark vertreten. Die höchste Spezialisierung zeigt sich für Stockholm mit 16 % der Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe (zum Vergleich: der EU-Durchschnitt liegt bei 3 %). Deutsche Regionen sucht man im Vorderfeld der Spitzengruppe vergeblich, der höchste Anteil ergibt sich für Hamburg mit rund 6 % der Beschäftigten. Für die Hansestadt ergibt sich damit eine ähnliche Spezialisierung wie für die Großräume Paris (Île de France) und Wien. Auch die bei der Gesamtbetrachtung führenden deutschen Hochtechnologieregionen des Verarbeitenden Gewerbes sind noch überdurchschnittlich vertreten: Stuttgart und Mittelfranken mit gut 5 %, Karlsruhe und Oberbayern mit 4,5 % knapp vor Berlin, Oberpfalz, Köln, Darmstadt und Freiburg (zwischen 4 bis unter 4,5 %). III.1.4.2

Beschäftigung in ausgewählten Dienstleistungsbereichen

Forschungsintensive Industrien bilden zwar den Kern des gesamtwirtschaftlichen Innovationspotentials, können jedoch zumindest in Deutschland nur noch indirekt einen Beitrag zur Lösung der Beschäftigungsprobleme leisten.189 Denn stabile zusätzliche Beschäftigung entsteht nur noch im Dienstleistungssektor. IuKTechnologien gehören hier zu den treibenden Kräften. Zudem ist eine starke internationale Wettbewerbsposition der Industrie ohne leistungsfähigen Dienstleistungssektor kaum zu halten. Denn es entstehen immer neue Cluster zwischen innovativen Industriebetrieben und Dienstleistern. Beispiele hierfür sind die engen Beziehungen zwischen Medizintechnik und Pharmazie auf der einen Seite und dem Gesundheitswesen auf der anderen Seite, zwischen der Nachrichtentechnik und den Telefongesellschaften oder zwischen Luftfahrttechnik und den Fluggesellschaften. Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Dienstleistungssektor sind prinzipiell we189 Vgl. hierzu die Argumentation in NIW et al. (1999).

225

niger technikorientiert und formalisiert als in der Industrie und konzentrieren sich auf die Bereiche Softwareentwicklung, Verkehr und Telekommunikation. Betrachtet man die regionale Spezialisierung auf die Bereiche Nachrichtenübermittlung, Informationsdienste, Forschung und Entwicklung, findet sich wie bei den IuK-geprägten Industriezweigen Stockholm mit deutlichem Abstand an der Spitze.190 Mit Dienstleistungen dieser Art sind hier mit 56 Tsd. Personen sogar absolut mehr Menschen beschäftigt als in den industriellen Hochtechnologiebranchen. Darüber hinaus zeigen neben einigen Metropolen191 wie Paris (Île de France), Greater London (mit einem breiten Gürtel von umliegenden Regionen), Rom (Latium), Zuid-Holland mit dem Regierungssitz Den Haag sowie als "ranghöchste" deutsche Region Berlin nur noch wenige andere europäische Räume relativ und absolut (mit rund 50 Tsd. und mehr Beschäftigten) überdurchschnittlich positioniert. Dabei handelt es sich abgesehen von der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur im Süden Frankreichs noch um drei deutsche Verdichtungsräume, die auch im Hinblick auf industrielle Hochtechnologiebereiche in der Spitzengruppe angesiedelt sind (Oberbayern, Darmstadt, Köln). Die absolut größte Zahl von Arbeitsplätzen in den hier ausgewählten Dienstleistungsbereichen stellen die Großräume Paris (Île de France) und London (Greater London), wobei Paris mit rund 270 Tsd. Beschäftigten mit herausragendem Abstand an der Spitze liegt (Greater London: 160 Tsd.). An dritter Position folgen das Latium (mit dem Zentrum Rom), Rhône-Alpes im Südosten Frankreichs und Oberbayern mit jeweils rund 85 Tsd. Beschäftigten. Deutschland insgesamt zeigt aufgrund seines stärkeren Strukturgewichts produzierender Bereiche noch eine nur durchschnittliche Spezialisierung auf die genannten forschungsintensiven Dienstleistungssektoren, d.h. dort kommen 10 Beschäftigte in diesen Bereichen auf 100 Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe insgesamt.192 In Stuttgart, der europaweit führenden Region bei industriellen Hochtechnologiebereichen, sind es sogar nur sechs von 100 bei insgesamt gut 45 Tsd. Beschäftigten in Forschung und Entwicklung, Informatikdiensten und Nachrichtenübermittlung, was nicht zuletzt mit der hier vorherrschenden überdurchschnittlichen Spezialisierung auf den Maschinen- und Fahrzeugbau zusammenhängt. IuK-dominierte Industrien, die eine besondere Sogkraft auf die entsprechenden Dienstleistungsbereiche ausüben, sind in Stuttgart nur unterdurchschnittlich vertreten.193

190 Vgl. Gehrke/Legler (1999), Abb. 3.4.1.3. 191 Brüssel und Helsinki sind zwar auch überdurchschnittlich spezialisiert, die absolute Zahl der Beschäftigten fällt jedoch deutlich ab. 192 In der Schweiz lag das entsprechende Verhältnis (1995) bei 11,5: 100. 193 Vgl. Beise/Gehrke et al. (1998).

226

III.1.5

Patente

III.1.5.1

Grundlegende Entwicklungen

Im Durchschnitt der Jahre 1993-1996 wurden am EPA von den 15 EUMitgliedsländern insgesamt gut 33 Tsd. Patente angemeldet. Das mit Abstand höchste Patentaufkommen entfällt auf das Technikfeld B (Arbeitsverfahren; Transportieren) mit rund 7.300 Anmeldungen im Jahresdurchschnitt. An zweiter und dritter Position folgen Technikfeld C (Chemie; Hüttenwesen) mit rund 5.600 Anmeldungen sowie Sektion A (Täglicher Lebensbedarf), worunter u.a. der Bereich Biotechnologie fällt, mit gut 5.100 Anmeldungen. Rund 4.400 bzw. 4.200 Anmeldungen pro Jahr beziehen sich auf Patente aus den Technikfeldern H (Elektrotechnik) und G (Physik), knapp 3.500 auf Sektion F (Maschinenbau; Beleuchtung; Heizung; Waffen; Sprengwesen). Schlusslichter beim Patentaufkommen bilden die Technikfelder E (Bauwesen/Bergbau) mit 1.650 Anmeldungen pro Jahr sowie D (Textilverfahren/Papier) mit gut 800 Patenten. Die Zahl der gesamten Patentanmeldungen am EPA ist in den letzten Jahren merklich gestiegen, was vor allem auf den erhöhten Patentierungsdruck aufgrund des verschärften internationalen Wettbewerbs zurückzuführen ist. Die technologische Entwicklung wird durch die Suche nach schnell anwendbaren technischen Lösungen vorangetrieben. FuE-Projekte werden schneller auf kurzfristige Verwertungsmöglichkeiten hin überprüft. Die höhere Patentierungsdynamik gilt auch für die meisten einzelnen Technikfelder, lediglich die Sektionen Chemie/Hüttenwesen und Textilverfahren/Papier zeigen keine einheitlich positive Entwicklung. Das Nord-Süd-Gefälle bei Patenten als Indikator für wirtschaftlich verwertbaren FuE-Output ist innerhalb der Europäischen Union noch stärker ausgeprägt als beim Einsatz von FuE (vgl. Kapitel III.1.1), wobei die Rangfolge der einzelnen Länder nahezu unverändert ist. Die höchsten Patentintensitäten am EPA (Anmeldungen bezogen auf die Erwerbstätigen) ergeben sich im Vergleich der EU-Mitgliedsländer194 für Schweden und Finnland, die sich im Verlauf der letzten Jahren nach vorn schieben konnten (speziell Finnland hat deutlich zugelegt) und Deutschland und die Niederlande auf die Plätze 3 und 4 verwiesen haben (vgl. Tabelle III.1.4). Im Mittelfeld liegen Frankreich, Belgien, Dänemark, Österreich und Luxemburg vor dem Großbritannien, Italien und Irland. Dabei fällt Frankreich im Gegensatz zu seiner Positionierung bei FuE (vgl. Kapitel III.1.1) etwas ab. Hieran spiegelt sich die hohe Bedeutung staatlicher Forschung wieder, deren Ergebnisse sich weniger

194 Selbstverständlich wird die Schutzfunktion des EPA für den europäischen Markt nicht nur von EU-Mitgliedsländern genutzt: größter relativer Patentanmelder (bezogen auf die Erwerbspersonen) noch vor Schweden ist die Schweiz. Auch Japan und die USA als "Nicht-Europäer" sind maßgeblich am EPA vertreten und rangieren hinter Deutschland, den Niederlanden und Frankreich (vgl. dazu die ISI-Materialien zu NIW et al. 1999).

227

zur Patentierung eignen.195 Spanien, Griechenland und Portugal treten bisher kaum als Anmelder am EPA in Erscheinung.196 Tabelle III.1.4: EPA-Patente je 100 Tsd. Erwerbstätige im europäischen Vergleich 1990 - 1992

1993 - 1996

Schweden

k.A.

44,9

1

Finnland

k.A.

42,7

1

Deutschland

37,5

37,7

Niederlande

26,6

27,5

Frankreich

24,4

24,5

Belgien

18,4

24,1

Dänemark

17,2

23,5

Österreich

k.A.

21,7

Luxemburg

22,3

20,3

Vereinigtes Königreich

17,2

17,8

Italien

11,7

13,0

Irland

7,0

9,7

Spanien

2,6

3,7

Griechenland

1,0

1,1

Portugal

0,2

0,4

1

1) Nur 1993 - 1995. Quelle: Eurostat, New Cronos Regio Datenbank. - Berechnungen des NIW.

Die Patentaktivitäten am EPA sind ähnlich hoch konzentriert wie die FuEAktivitäten der Wirtschaft, bei gleichzeitig niedrigen Konzentrationsmaßen für die regionale Streuung der Patente pro FuE-Beschäftigten (vgl. Tabelle A.III.1.5 im Anhang und Abbildung III.1.7). Dies gilt sowohl europaweit als auch bei der Betrachtung der Regionalverteilung einzelner Länder.197 Dies bestätigt den unterstellten Zusammenhang zwischen FuE-Aktivitäten und Inventionserfolg (Patentanmeldungen).

195 Vgl. Gerstenberger/Penzkofer/Schmalholz (1999). 196 Nach Ansicht der Europäischen Kommission (1997a) unterschätzt die Patentintensität in den südeuropäischen Ländern die Innovationskraft der Regionen, da das Patentwesen dort aus kulturellen, institutionellen und administrativen Gründen noch keine so große Tradition wie in Nordund Mitteleuropa hat. 197 Lediglich in Schweden ist das FuE-Personal räumlich deutlich stärker konzentriert als die Patentanmeldungen.

228

Abbildung III.1.7:

Regionale Konzentration von Beschäftigung, FuE und Patenten in europäischen Regionen

100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Vergleich

Beschäftigte 96

EPA-Patente 93-96

FuE-Personal der Wirtschaft 95

100

Quelle: Eurostat, New Cronos Regio-Datenbank. - Berechnungen des NIW.

III.1.5.2

Räumliche Verteilung der Patentaktivitäten in Europa

In diesem Abschnitt werden die folgenden Aspekte untersucht: • Welche Regionen melden in herausragendem Maße Patente am EPA an, um ihre Technologien europaweit vor Nachahmungen zu schützen? • Ist dies auf einzelne Technikfelder oder Großunternehmen zurückzuführen, oder ist das vorhandene Wissenspotential in der "Breite" erfolgreich?198

198 Hierbei kann das Anmeldeverhalten einzelner Unternehmen am EPA zu Fehlschlüssen führen (vgl. dazu Kapitel III.1.5.3 zum "VW-Effekt", der zu einer unerwartet schlechten Positionierung der Region Braunschweig am EPA führt). Hiervon dürften aber in der Regel nur solche Regionen betroffen sein, die stark auf eine Technologie ausgerichtet sind. Zur Identifizierung solcher "Kandidaten" bedarf es einer genauen Kenntnis jeder einzelnen europäischen Region. Bei der Herausarbeitung der führenden Technologieregionen mit breiter technologischer Streuung dürften Fehlinterpretationen auszuschließen sein.

229

Einen Überblick über die gemessen an ihren Patentanmeldungen am EPA erfolgreichsten Regionen gibt Tabelle III.1.5. Aufgeführt sind lediglich diejenigen europäischen Teilräume, die höhere Patentintensitäten aufweisen als der EU-Durchschnitt. Absolut weniger gewichtige Innovatoren, d.h. Regionen, die eher geringe Patentanmeldezahlen und niedrige Erwerbstätigenzahlen vorweisen, sind durch Kursivdruck kenntlich gemacht. Die kleinräumige Betrachtung erlaubt Aussagen darüber, wie die den Patentanmeldungen zugrundeliegenden FuE-Aktivitäten innerhalb der Volkswirtschaften regional und sektoral (d.h. nach Technikbereichen) verteilt sind. Dabei sind ausdrücklich die Grenzen der kleinräumigen Analyse in Erinnerung zu rufen, die sich in Deutschland vor allem negativ zulasten der NUTS-2-Regionen/Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin bemerkbar machen: Als Kernstädte in Verdichtungsräumen werden sie nach dem hier verwendeten "Erfindersitzprinzip" deutlich "benachteiligt", weil ein Teil der Erfinder seinen Wohnsitz im weniger verdichteten städtischen Umland haben dürfte (Suburbanisierung). Dieser Effekt ist in den "Flächen-NUTS-2-Regionen" kaum zu vermuten, da diese sich aus einem Gemisch aus Stadtregionen und weniger verdichteten bis ländlich strukturierten Räumen zusammensetzen dürften. Rund 170 europäische Regionen fließen in die Analyse der gesamten Patentanmeldungen am EPA in den Jahren 1993-1996 ein. Dabei zeigt sich eine sehr breite Streuung der regionalen Patentintensitäten: Jeweils ein knappes Fünftel fällt in die IPC-Klassen199 2 bis 5, gut ein Viertel der Regionen ist am EPA bisher so gut wie gar nicht vertreten (Klasse 1) und 15 Regionen (rund 8 %) erweisen sich gemessen an den relativen Patentintensitäten als stark überdurchschnittlich innovativ, sechs ragen mit Patentintensitäten von rund 300 % und mehr besonders heraus. Diese Spitzengruppe besteht aus • vier südwest- bzw. süddeutschen Regionen, den Regierungsbezirken RheinhessenPfalz (u.a. mit den Zentren Ludwigshafen, Kaiserslautern), Darmstadt (mit den Zentren Darmstadt, Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden), Oberbayern (mit den Zentren München, Ingolstadt, Rosenheim) und Stuttgart (mit den Zentren Stuttgart und Heilbronn sowie Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Umgebung), • sowie den Metropolregionen Stockholm und Helsinki (Uusimaa).

Stark überdurchschnittlich hohe Patentintensitäten zeigen darüber hinaus • die west- und süddeutschen Regierungsbezirke Freiburg, Karlsruhe, Mittelfranken (mit Erlangen, Fürth, Nürnberg), Köln, Tübingen und Düsseldorf, • die südniederländische Region Noord-Brabant (Raum Eindhoven) sowie

• die Schweiz. 199 Zur Klasseneinteilung vgl. Kapitel II.2.1.6.

Tabelle III.1.5: Innovative Regionen in Europa - klassifiziert nach den jahresdurchschnittlichen Patentanmeldungen am EPA je 100.000 Erwerbstätige 1993-95/96 –

230

231

Ein weiteres Fünftel der analysierten Regionen kann zwar weniger herausragende relative Patenterfolge vorweisen, vermag seine FuE-Aktivitäten aber noch immer in überdurchschnittlichem Maße in Erfindungen umzusetzen (Klasse 5). Gemessen an den durchschnittlichen jährlichen Patentanmeldungen der Jahre 1993-1996 am EPA umfasst diese Gruppe • vier weitere (süd)west- und süddeutsche Regierungsbezirke: Unterfranken (mit Würzburg, Aschaffenburg, Schweinfurt), Schwaben (Augsburg, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Ulm) sowie zwei norddeutsche Regionen: die Stadt Hamburg und den Regierungsbezirk Hannover; • zwei französische Regionen: Île de France (Paris und Umgebung), die mit mehr als 2300 jährlichen Patentanmeldungen insgesamt patentstärkste Region sowie der östlich gelegene Raum Rhône-Alpes (mit Lyon, St. Etienne, Grenoble); • Südschweden mit dem Zentrum Malmö (Sydsverige) sowie die Umlandregion von Stockholm (Östra Mellansverige); • Antwerpen in Belgien und die an den Großraum Helsinki angrenzenden Provinzen im Süden Finnlands (Etelä Suomi). Fast 7 % der Patentanmeldungen pro Jahr am EPA kommen aus der Region Paris (Île de France). Die nächstgrößten Anmelder pro Jahr stellen fünf deutsche Regionen mit 1000 und mehr Patentanmeldungen: Oberbayern, Stuttgart, Darmstadt, Düsseldorf und Köln. Zwischen 500 und 1000 Anmeldungen kommen aus Rheinhessen-Pfalz, Stockholm, Freiburg, Karlsruhe, Noord-Brabant, Rhône-Alpes, aber auch aus der Lombardei, d.h. der Region um Mailand, die von der relativen Patentintensität her im Mittelfeld einzuordnen ist. Dort liegt auch der größte Teil der übrigen westdeutschen Regionen. Sie befinden sich damit in vergleichbarer Gesellschaft mit Wien, Utrecht, den französischen Regionen Centre, Bourgogne und der Picardie. Auch Zentralwestfinnland (VäliSuomi), Franche-Comté, Luxemburg, Overijssel, die Steiermark und Tirol sind von der relativen Patentintensität im unteren Mittelfeld einzuordnen, fallen jedoch von der Zahl der Anmeldungen her deutlich ab. Auf der anderen Seite sind in dieser Klasse neben der bereits erwähnten Lombardei noch andere absolut gewichtigere Anmelder vertreten: Zu nennen sind hier Berlin, die italienische Region EmiliaRomagna sowie die südostfranzösische Region Provence-Alpes-Côte d'Azur. Die Regionen in der nächstniedrigen Klasse fallen im Hinblick auf die relativen Patentanmeldungen am EPA bereits deutlich ab und erreichen nur mehr Werte unterhalb 80 % des EU-Durchschnitts. Hier finden sich die meisten französischen "Randregionen" abseits von Paris: Tendenziell nimmt das Innovationspotential in

232

Frankreich mit zunehmender Entfernung vom Zentrum Paris ab.200 Auch weite Teile von Österreich (Salzburg, Kärnten, Niederösterreich), Großbritannien,201 Ostfinnland (Itä-Suomi) oder Veneto (als nordöstliche Industrieregion) und Liguria (der Raum Genua im Nordwesten) in Italien sind in dieser Gruppe einzuordnen. Das gleiche gilt für die norddeutschen Bundesländer Bremen und Schleswig-Holstein, die gemessen an den Patentanmeldungen pro Erwerbstätigen ähnlich unterdurchschnittliche Anteile wie weite Teile der Niederlande und Belgiens zeigen. Mehr als 40 % der betrachteten Regionen entfallen auf die nächstniedrige Klasse 2 und weisen Patentintensitäten zwischen 20 und 50 % der Referenzgröße EU-15Durchschnitt auf. Hier finden sich u.a. die ostdeutschen Bundesländer Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Von der Zahl der Patentanmeldungen her fallen jedoch lediglich Sachsen (140) und Thüringen (100) ins Gewicht, die auch in Bezug auf das vorhandene FuE-Potential vergleichsweise günstiger abschneiden als die übrigen neuen Bundesländer. Sachsen und Thüringen stehen damit sowohl gemessen an den Patentintensitäten als auch im Hinblick auf die absoluten Anmeldezahlen auf gleicher Stufe mit den spanischen Metropolregionen Madrid (rund 100 Anmeldungen und Barcelona (Cataluna) mit 150 Anmeldungen. Auch Irland, je vier französische und belgische Regionen (vorwiegend aus dem wallonischen Teil) sowie mehrere Räume in Mittel- und Nordwestitalien sind hier vertreten.202 Die unterste Klasse, also diejenigen Regionen, die am EPA mit Patentanmeldungen bisher noch fast gar nicht vertreten sind, ist fast ausschließlich von südeuropäischen Regionen besetzt. Sämtliche Teilräume Griechenlands und Portugals, die übrigen spanischen Regionen und die strukturschwachen Räume in Süditalien sind hier vertreten. Auch Polen und Tschechien sind ganz am unteren Ende dieser Klasse einzuordnen. Die ostdeutschen Bundesländer Sachsen-Anhalt und MecklenburgVorpommern melden bisher ebenfalls kaum Patente am EPA an und stehen gemessen an diesem Erfolgsindikator für FuE-Aktivitäten auf gleicher Stufe mit den am wenigsten entwickelten EU-Regionen in Südeuropa.

200 Damit weist Frankreich die mit Abstand stärkste regionale Konzentration der Patentanmeldungen am EPA auf. 1995 wurden gut 40 % aller Anmeldungen im Großraum Paris (Île de France) registriert, die zweitaktivste Region Rhône-Alpes folgte erst mit deutlichem Anstand (17 %). Alle übrigen Regionen zeichneten für weniger als 6 % aller französischen Anmeldungen in diesem Jahr verantwortlich. In Spanien, Belgien, Italien, den Niederlanden und Schweden wurden jeweils rund 30 % aller Anmeldungen in der patentaktivsten Region registriert, in Deutschland und Österreich demgegenüber nur 10 % bzw. 20 % (Eurostat 1997a). 201 Großbritannien kann hier nur als Ganzes betrachtet werden, da die vorliegende Regionalisierung der Patentanmeldungen nicht plausibel ist (vgl. dazu Kapitel II.2.1.6). 202 Auch das mittlere Nordschweden (Mellersta Norrland), das österreichische Burgenland und der Raum Navarra im Nordosten Spaniens sind nach ihren Patentintensitäten aufgrund der geringen Erwerbstätigenzahl hier einzuordnen, spielen aber im Hinblick auf die absolute Zahl der Anmeldungen de facto keine Rolle.

233

Generell zeigen sich also zwischen den europäischen Regionen erhebliche technologische Disparitäten, die sich allerdings nach Berechnungen der Europäischen Kommission leicht reduziert haben.203 Führende Technologieregionen in Europa Die technologisch führenden Regionen in Europa sind typischerweise in allen wichtigen Technologiebereichen äußerst aktiv.204 Vergleicht man die Liste der Regionen mit den höchsten relativen Patentintensitäten bezogen auf sämtliche Patentanmeldungen mit denjenigen für die einzelnen acht Technikfelder (vgl. Tabelle III.1.5), so wird deutlich, dass • eine Gruppe von Regionen in mehreren Feldern überdurchschnittliche viele Patente anmeldet, dort offenbar über ein hohes Innovationspotential verfügt und somit in der Breite die technologische Entwicklung in Europa maßgeblich mitbestimmt, • einzelne, insgesamt eher wenig am Patentgeschehen beteiligte Regionen, in ausgewählten Technikfeldern durchaus mithalten können. Hier geht es zunächst um die erste Gruppe von Regionen mit breit gestreutem Innovationspotential. Diese ist zu einem großen Teil von west-, südwest- und süddeutschen Regionen besetzt (vgl. Tabelle III.1.6). Sie sind maßgeblich für die Technologieführerschaft Deutschlands in Europa verantwortlich. An der Spitze der Innovationsdynamik steht der Raum Oberbayern mit dem Oberzentrum München. Von hier aus werden in allen acht Technikbereichen überdurchschnittliche viele Patente angemeldet und in vier Bereichen (Arbeitsverfahren/Transportieren; Maschinenbau etc.; Physik; Elektrotechnik) gehört Oberbayern zur Spitzengruppe der Regionen mit herausragend hohen Patentintensitäten. Über ein sehr breites Innovationspotential verfügen darüber hinaus die Regierungsbezirke Stuttgart (mit einem Platz in der Spitzengruppe in den Technikfeldern Arbeitsverfahren/Transportieren, d.h. vor allem Verkehrstechnik, Maschinenbau etc. und Elektrotechnik), Karlsruhe (Arbeitsverfahren/Transportieren, Bauwesen/Bergbau, Maschinenbau etc.), Freiburg (Täglicher Lebensbedarf, Arbeitsverfahren/Transportieren, Maschinenbau etc.), Tübingen (Arbeitsverfahren/Transportieren, Textilverfahren/Papier, Bauwesen/Bergbau, Maschinenbau etc.), Köln, Düsseldorf und Rheinhessen-Pfalz (jeweils in der Spitzengruppe im Technikfeld Chemie/Hüttenwesen), Mittelfranken (Physik; Elektrotechnik) und Darmstadt (Täglicher Lebensbedarf, Arbeitsverfahren/Transportieren, Chemie/Hüttenwesen) mit Spezialisierungsvorteilen in mindestens vier Technikbereichen. Auch Schwaben und Koblenz sind noch sehr gut vertreten. 203 Vgl. European Commission (1997a). Barré/Laville/Zitt (1998) kommen auf Basis kleinräumiger Berechnungen zu einem ähnlichen Ergebnis: Regionale Unterschiede im Hinblick auf Patente und wissenschaftliche Publikationen (als Ergebnisindikatoren für Wissenschaft und Forschung) nehmen ab, wohingegen regionale Produktivitätsunterschiede weiterhin Bestand haben. 204 Vgl. European Commission (1997a).

234

Tabelle III.1.6: Technologieregionen* in Europa Technikfelder A

B

C

D

E

F

G

H

Regionaler Variationskoeffizient

+

++

+

o

o

++

++

++

sehr niedrig

++

++

++

+

++

+

+

++

sehr hoch

++

o

++

+

o

+

D

Oberbayern

FIN

Uusimaa

D

Karlsruhe

D

Freiburg

++

++

D

Stuttgart

o

++

S

Stockholm

++

o

o

D

Köln

o

+

++

D

Tübingen

o

++

D

Rheinhessen-Pfalz

+

+

++

D

Unterfranken

++

o

F

Île de France

+

o

o

D

Mittelfranken

+

o

D

Düsseldorf

o

+

F

Rhône-Alpes

+

S

Sydsverige

+

o

D

Darmstadt

++

++

D

Schwaben

NL

Noord-Brabant

FIN

Etelä-Suomi

D

Koblenz

o

F

Alsace

o

++

++

+

+

+

++

+

+

+

++

+

++

Ø

++

o

+

+

++

niedrig

++

+

+

+

o

niedrig

+

++

++

++

o

niedrig

++

o

o

sehr hoch

+

+

o

niedrig

-

+

+

+

+

++

++

+ o

++ o

+ +

o

++ ++

o

++ o

++

+ o

sehr niedrig

+

sehr niedrig

Ø

sehr niedrig

++

niedrig

+

Ø

Ø

+

sehr niedrig

+

+

sehr niedrig

+

o

niedrig

++

o

niedrig

-

o

o

++

FuEIntensität

++

k.A.

k.A.

+

sehr niedrig

Ø

+

Ø

-

sehr niedrig

-

+

*) Regionen, die bei mindestens 3 Technikfeldern überdurchschnittlich hohe Patentintensitäten zeigen und auch von der absoluten Zahl der Anmeldungen her ins Gewicht fallen. Technikfelder: A: Täglicher Lebensbedarf; B: Arbeitsverfahren/Transportieren; C: Chemie/Hüttenwesen; D: Textilverfahren/Papier; E: Bauwesen/Bergbau; F: Maschinenbau/Beleuchtung/Waffen u.a.; G: Physik; H: Elektrotechnik. Patentintensität: o überdurchschnittlich; + stark überdurchschnittlich; ++ Spitzengruppe. Variationskoeffizienten: sehr niedrig (< 15); niedrig (15 - 20); Ø (21 - 30); hoch (31 - 37); sehr hoch (> 37). FuE-Intensität: ++: > 4 vH; +: zwischen 2,5 vH und 4 vH; Ø: > 1,5 vH und < 2,5 vH; -: < 1,5 vH. Quelle: Eurostat, New Cronos Regio-Datenbank. - Berechnungen des NIW.

Dass Patentanmeldungen aus Deutschland, vor allem dem früheren Bundesgebiet, am EPA insgesamt eine große Rolle spielen, ist angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung und Größe des Landes und der hohen Anzahl gerade auch von Industrieunternehmen, die Hauptnutzer von Patentschutzrechten sind, nicht weiter verwunderlich. Bei der kleinräumigen Analyse wird allerdings deutlich, dass gemessen am Innovationserfolg in Form von Patentanmeldungen die Defizite der nordwestdeut-

235

schen Bundesländer noch deutlicher zutage treten als dies im Hinblick auf die Verteilung der FuE-Kapazitäten der Fall ist. Die vergleichsweise geringe Anzahl französischer Regionen unter den größten Patentanmeldern in Europa ist ein Spiegelbild der dortigen noch immer weitgehend zentralistisch wirkenden "missionsorientierten" Forschungspolitik. Die Hauptstadtregion Île de France mit dem Zentrum Paris und dem größten Anteil an den Patentanmeldungen am EPA insgesamt gehört in einer Vielzahl von Technikfeldern zu den relativ bedeutendsten Anmeldern, ist allerdings in keinem Fall in der absoluten Spitzengruppe zu finden. Lediglich in den Technikfeldern Chemie/Hüttenwesen und Textilverfahren/Papier ist der Raum nicht überdurchschnittlich positioniert. Daneben zeigt sich ein hohes und relativ breit gestreutes innovatives Potential in der Region Rhône-Alpes mit dem Zentrum Lyon. Der Raum zeichnet sich in fünf Technikbereichen als überdurchschnittlich patentintensiv aus. Im Gegensatz zur Region um Paris gehört hierzu auch der Bereich Textilverfahren/Papier. Darüber hinaus ist noch der Raum um Strasbourg (Alsace) hervorzuheben, der in drei Technikfeldern eine überdurchschnittliche Patentintensität vorweisen kann (A, C, D). Kleinere europäische Länder können schon von den verfügbaren Ressourcen und der geringeren Zahl der Unternehmen her nicht in gleicher Breite technologisch tätig sein, wie dies großen Volkswirtschaften wie Deutschland oder Frankreich möglich ist.205 Dennoch erreichen gerade auch kleine Länder durch entsprechende Spezialisierung auf bestimmte Technikfelder hohe Patentintensitäten. So liegen die 205 Das gleich gilt prinzipiell auch für Großbritannien, das ebenfalls zu den großen Volkswirtschaften in Europa zählt. Dennoch ist Großbritannien insgesamt im Hinblick auf seine Patentaktivitäten bezogen auf die Erwerbstätigen lediglich im EU-Durchschnitt einzuordnen. Selbst der Raum Greater London dürfte nach Analysen von Barré/Laville/Zitt (1998) nicht besser positioniert sein, da der Raum zwar mit einem Anteil von 1,7 % an den gesamten Patentanmeldungen am EPA (1996) auf Rang elf aller EU-Regionen lag, im Hinblick auf die Patentintensität bezogen auf die regionale Wertschöpfung jedoch nur 60 % des EU-Durchschnitts erreichte. Demgegenüber lagen die auf diese Weise berechneten Patentintensitäten von Paris mit 103 % und der Nachbarregion Hauts-de-Seine mit 169 % bereits merklich höher, diejenige von München, dem EU-Raum mit dem höchsten Anteil der EPA-Patente (4,2 %) jedoch bei 247 %. Der extrem niedrige Wert für Greater London dürfte aber auch auf die unterschiedliche räumliche Abgrenzung zurückzuführen sein: Île de France umschließt Paris und seine gesamte Umlandregion, ähnliches gilt für München, während Greater London auf die Stadt selbst beschränkt ist, viele Erfinder aber im Umland wohnen (zur Problematik kleinräumiger Patentanalysen vgl. Legler 2000). Trotzdem scheint das deutlich ungünstigere Abschneiden von Paris und London zunächst unplausibel, da die FuE-Kapazitäten in Großbritannien und Frankreich ähnlich wie in den kleineren europäischen Volkswirtschaften sehr stark auf die Hauptstadtregionen konzentriert sind (vgl. Kapitel III.1.1 sowie Tabelle III.1.1). Hieran wird die stärkere Dienstleistungsorientierung Frankreichs und vor allem Großbritanniens gegenüber Deutschland deutlich. Die Industrie als Hauptanmelder von Patenten hat hier bereits ein deutlich geringeres Gewicht als in Deutschland. In Großbritannien ist darüber hinaus seit 1992/93 sogar noch eine Verschärfung des Rückgangs der unternehmerischen FuE-Aufwendungen zu verzeichnen, während in den meisten anderen großen Volkswirtschaften (außer in Deutschland) zur gleichen Zeit eine Umkehrung bzw. wenigstens eine Abflachung dieses weltweit gegen Ende der 80er Jahre dort eingesetzten Trends eingesetzt hat.

236

technologischen Top-Sektoren der Schweiz, für die die hier zugrundeliegende Datenbank von Eurostat keine Patentdaten nach Technikfeldern ausweist, vor allem im Bereich Maschinenbau und weniger ausgeprägt in der Chemie.206 Auch Finnland zählt zu den kleinen Ländern und ist im Hinblick auf seine Patentintensitäten sehr gut positioniert und zudem relativ breit vertreten. Darüber hinaus ist die Zahl der Patentanmeldungen am EPA seit Beginn der 90er Jahre deutlich gestiegen. Hierin zeigen sich die Erfolge der finnischen Innovationsoffensive nach dem Wegbrechen der Absatzmärkte des früheren Ostblocks, die auch anhand der deutlich gewachsenen FuE-Intensität des Landes festzumachen ist (vgl. Kapitel III.1.1). Entsprechend der Bevölkerungsverteilung sind auch die wirtschaftlichen Aktivitäten im Land vorwiegend im Süden und hier besonders im Raum Helsinki (Uusimaa) konzentriert. Die Region ist bis auf den Maschinenbau etc. in allen anderen Feldern überdurchschnittlich vertreten, davon allein viermal in der Spitzengruppe: • im Technikfeld Elektrotechnik, maßgeblich hervorgerufen durch die FuEAktivitäten eines Elektronikkonzerns; • im Technikfeld Textilverfahren/Papier: Finnland verfügt hier ebenso wie Mittelund Nordschweden durch Standortvorteile beim Rohstoff Holz sowie niedriger Energiekosten schon seit langem über Spezialisierungsvorteile in der Holzverarbeitung und Papierindustrie, die sich in einer Vielzahl von Patentanmeldungen niederschlagen; • darüber hinaus in den Technikfeldern Täglicher Lebensbedarf und Arbeitsverfahren/Transportieren. Während in Finnland das Innovationspotential hauptsächlich im Süden im Raum Helsinki und der angrenzenden Region Etelä-Suomi lokalisiert ist, existieren in Schweden zwei räumlich getrennte Innovationszentren. Zum einen sind die FuEAktivitäten in der Hauptstadtregion Stockholm und dem daran im Westen und Südwesten anschließenden Raum (Östra Mellansverige) konzentriert, der andere FuE-Schwerpunkt liegt im Süden im Großraum Malmö (Sydsverige). Stockholm tritt bei sieben der acht Technikfelder als herausragend patentintensiv hervor, lediglich im Feld Textilverfahren/Papier ist sie nicht vertreten, da die entsprechenden Industrien in Rohstoffnähe in den wald- und wasserreichen dünn besiedelten nördlicheren Landesteilen angesiedelt sind. Stockholm liegt in der Spitzengruppe bei Patentanmeldungen aus dem Feld Elektrotechnik sowie im Bereich Täglicher Lebensbedarf. Der angrenzende Raum Östra Mellansverige zeigt in beiden Bereichen ebenfalls überdurchschnittlich hohe Patentintensitäten, das gleiche gilt für die Technikfelder Maschinenbau etc. und Arbeitsverfahren/Transportieren. Die Region Südschweden weist die gleiche Patentspezialisierung auf wie das Umland von Stock206 Vgl. Münt/Grupp (1996).

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holm und ist darüber hinaus noch überdurchschnittlich im Feld Elektrotechnik vertreten. Auch in Schweden werden in diesem Bereich, wie in Finnland, die Patentanmeldungen sehr stark von den Aktivitäten eines Konzerns aus dem Bereich der Kommunikations- und Informationstechnologie dominiert. Der Süden der Niederlande (Zuid-Holland mit dem Zentrum Rotterdam sowie Noord-Brabant mit dem Zentrum Eindhoven) und der in Belgien angrenzende Raum Antwerpen verfügen über ein gemeinsames grenzüberschreitendes hohes Innovationspotential in den Technikfeldern Täglicher Lebensbedarf und Chemie/Hüttenwesen (Mineralöl). Noord-Brabant und Antwerpen gehören darüber hinaus zur Spitzengruppe im Bereich Physik, Noord-Brabant zusätzlich in der Elektrotechnik, was ähnlich wie bei Finnland und Schweden vorwiegend auf die Innovationsaktivitäten und das Patentanmeldeverhalten eines Konzernunternehmens aus dem Elektronikbereich zurückzuführen ist. Alle aufgeführten Regionen zeichnen sich durch überdurchschnittlich hohe Patentaktivitäten in mehreren Technikfeldern aus. Mit Hilfe von regionalen Variationskoeffizienten, die die Verteilung der Patentanmeldungen auf die Technikfelder in den einzelnen Regionen mit der zu erwartenden Verteilung207 in Beziehung setzen, lassen sich jedoch zumindest exemplarisch208 unterschiedliche Spezialisierungsmuster feststellen, die auch Besonderheiten der jeweiligen regionalen Innovationssysteme widerspiegeln (vgl. Tabelle III.1.6): • Als dominierende Technologieregionen mit breiter technologischer Spezialisierung (d.h. entsprechend niedrigem Variationskoeffizienten) und gleichzeitiger Ausrichtung auf Spitzentechnologien in der Wirtschaft (ausgedrückt durch eine sehr hohe FuE-Intensität in den Unternehmen) kristallisieren sich die Großräume München (Oberbayern) und Paris (Île de France) heraus. Auch Tübingen, Köln, Karlsruhe, Darmstadt und Mittelfranken, Stockholm und der Großraum Malmö in Schweden sowie die zweite in der Spitzengruppe vertretene französische Region (Rhône-Alpes) verfügen über hohe industrielle FuE-Kapazitäten, die auf vielen Technologiefeldern zum Einsatz kommen. • Im Gegensatz dazu werden die im Raum Helsinki konzentrierten finnischen FuE-Kapazitäten in ausgewählten Spitzentechnologiebereichen (vorwiegend im IuK-Bereich) eingesetzt, in denen kurze Produktlebenszyklen eine schnelle kommerzielle Verwertung erfordern und damit eine Vielzahl von Patentanmeldungen nach sich ziehen. Hierin liegen die entscheidenden Unterschiede des finnischen Innovationssystems vom deutschen, französischen oder auch schwedischen, deren Wissens- und Technologieportfolio deutlich breiter ausgerichtet ist als finnische, das gezielt auf Innovationen in einzelnen Spitzentechnologien 207 Bei Gleichverteilung zwischen den acht Technikfeldern. 208 Britische Regionen bleiben aufgrund der unzureichenden Regionalisierung der Patentanmeldungen unberücksichtigt.

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setzt. Eine ähnlich einseitige technologische Ausrichtung zeigt sich innerhalb der Spitzengruppe führender Patentanmelder lediglich für die deutsche Chemieregion Rheinhessen-Pfalz. In allen anderen Räumen streuen die Patentanmeldungen stärker über die Technologiefelder. Andere außer den genannten Regionen sind nur vereinzelt überdurchschnittlich am EPA vertreten. Auf diese wird im Folgenden direkt im Zusammenhang mit den jeweiligen Technikfeldern eingegangen. Regionale Schwerpunkte bei den Technikfeldern Europaweit streuen die regionalen Konzentrationsmaße für Patentanmeldungen nach Technikfeldern zwischen 0,65 und 0,70 für die Felder A: Täglicher Lebensbedarf, B: Arbeitsverfahren/Transportierten, E: Bauwesen/Bergbau und F: Maschinenbau etc. einerseits sowie zwischen 0,73 und 0,76 für die Felder C: Chemie, D: Textilverfahren/Papier, G: Physik und H: Elektrotechnik andererseits (vgl. Tabelle A.III.1.5 im Anhang). Auf der Ebene einzelner Länder ergeben sich teilweise stärker abweichende Strukturen. So fällt unter den deutschen Patentanmeldungen eine vergleichsweise starke regionale Konzentration von Anmeldungen aus dem Feld Chemie/Hüttenwesen auf. Demgegenüber sind Anmeldungen aus dem Bereich Bauwesen/Bergbau eher breiter verteilt. Anmeldungen aus Frankreich und Schweden zeigen ähnliche Merkmale: Patente aus dem Feld Elektrotechnik sind innerhalb dieser Länder besonders stark räumlich konzentriert, Anmeldungen aus den Feldern Arbeitsverfahren/Transportieren sowie Bauwesen/Bergbau hingegen breiter regional gestreut. Unter das Technikfeld Täglicher Lebensbedarf fallen u.a. Technologien aus den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung, Persönlicher Bedarf, die häufig Industrien zuzuordnen sind, die keinen extrem hohen Forschungsaufwand betreiben. Andererseits umfasst der Teilbereich Gesundheitswesen/medizinische Präparate u.a. auch pharmazeutische Wirkstoffe, die einen sehr hohen FuE-Aufwand erfordern. Zudem sind spezielle biotechnologische Verfahren, die auf Belange der Landwirtschaft und der Lebensmitteltechnik ausgerichtet sind,209 ebenfalls in diesem Technikfeld zu finden. Demzufolge finden sich unter den führenden Innovatoren nicht nur solche, die sich durch ein besonders hohes breit gefächertes Innovationspotential auszeichnen (Helsinki, die drei führenden französischen Regionen, Stockholm und Südschweden; der Süden der Niederlande, Antwerpen, die meisten west- und südwestdeutschen Regierungsbezirke sowie Oberbayern), sondern es weisen hier zusätzlich eine Reihe von Regionen Spezialisierungsvorteile auf, die prinzipiell nicht zu den 209 Ein großer Teil der Ergebnisse aus der biotechnologischen Forschung wird im Feld Chemie/Hüttenwesen erfasst; durch den Querschnittscharakter biotechnologischer Verfahren und der Patentklassifikation nach den jeweiligen Verwertungsmöglichkeiten der zu schützenden Verfahren ist eine eindeutige Zuordnung zu bestimmten Technikfeldern nicht möglich.

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führenden Technologieregionen und auch -nationen Europas gehören. Zu nennen sind darunter Wien und die Region Veneto an der oberen italienischen Adria sowie die norddeutschen Regionen Hamburg und Schleswig-Holstein. Auch Dänemark ist hier überdurchschnittlich spezialisiert; hieran spiegelt sich die hohe Bedeutung der bio- und gentechnischen Forschung in diesem Land wider. Auf diesem Feld liegen nicht nur Forschung und wirtschaftliche Verwertung sehr dicht beieinander, sondern der patentrechtliche Schutz des geistigen Eigentums ist auch besonders wichtig.210 Das Technikfeld Arbeitsverfahren/Transportieren wird am EPA eindeutig von deutschen Patentanmeldern dominiert; vor allem die großen deutschen Automobilregionen211 haben hieran merklichen Anteil, aber auch alle anderen führenden deutschen Technologieregionen (vgl. Tabelle III.1.5) sind hier neben Südfinnland, Stockholm und Île de France vertreten. Darüber hinaus verfügen in diesem Technikfeld auch noch andere deutsche Räume über ein beachtliches Innovationspotential, das sich in überdurchschnittlich hohen relativen Patentanmeldungen niederschlägt. Zu nennen sind hier die Regierungsbezirke Hannover, Arnsberg, Detmold und Münster. Auch der Regierungsbezirk Lüneburg erreicht wie Trier, Gießen, Hamburg und das Saarland eine überdurchschnittlich hohe Patentintensität, allerdings bei geringen Fallzahlen. Der Raum Göteborg (Västsverige) verfügt als Automobilregion hier ebenso über Spezialisierungsvorteile wie die italienische Emilia-Romagna, aus der absolut fast doppelt so viele Patentanmeldungen in diesem Feld stammen wie aus dem Regierungsbezirk Hannover. Im Technikfeld Chemie/Hüttenwesen ist die Gruppe mit überdurchschnittlichen hohen Patentintensitäten weniger stark besetzt. Aus deutscher Sicht ergeben sich abgesehen von der Region Oberbayern, die bei allen Technikfeldern in führender Position vertreten ist, zwei übergreifende große Innovationspotentiale, die wichtige Chemiestandorte umfassen: • in Nordrhein-Westfalen die Schiene Münster, Köln, Düsseldorf sowie • im Südwesten der Raum bestehend aus den Regierungsbezirken Darmstadt, Rheinhessen-Pfalz (Ludwigshafen-Mannheim), Karlsruhe und Freiburg. Als sehr innovativ zeigen sich darüber hinaus Teile der Niederlande und Belgien als Standorte von Chemie- und Mineralölverarbeitenden Unternehmen (Zuid- und Nordholland mit den Zentren Rotterdam und Amsterdam auf der einen Seite, sowie Limburg und der Raum Brüssel sowie die daran im Süden angrenzende Region Vlaams Brabant auf der anderen Seite, die ansonsten nicht als führende Patentan210 So hält das dänische Unternehmen Novo Nordisk in den 90er Jahren den Rekord bei Biotechnologie-Patenten (vgl. Gerstenberger/Penzkofer/Schmalholz, 1999). 211 Abgesehen von Wolfsburg: der Regierungsbezirk Braunschweig ist aufgrund des in Kapitel III.1.5.3 diskutierten Patentanmeldeverhaltens von Volkswagen am EPA nur im Mittelfeld vertreten.

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melder in Erscheinung treten). Auch Stockholm, Helsinki und die drei großen französischen Technologieregionen gehören zur Gruppe der relativ größten Anmelder in diesem Bereich. Im gemessen an der Zahl der Patentanmeldungen am EPA kleinsten Technikfeld Textilverfahren/Papier sind aufgrund der bereits erwähnten Standortvorteile die skandinavischen Regionen, darunter auch dünner besiedelte Räume, unter den führenden Innovatoren zu finden. Insgesamt sind hier eher Regionen außerhalb der Metropolen im Vorteil, da die zugehörigen Industrien auch eher abseits der Agglomerationszentren angesiedelt sind. So kommen zwar überdurchschnittlich viele Patentanmeldungen auch aus den französischen Regionen Alsace und Rhône-Alpes, der Raum Paris (Île de France) ist jedoch nicht vertreten. In Deutschland lassen sich wieder zwei Innovationsräume ausmachen, • zum einen Düsseldorf und Köln, • zum anderen ein sehr großer zusammenhängender Raum im Südwesten Deutschlands, der sich von Südhessen (Darmstadt) bis Oberbayern über neun Regierungsbezirke erstreckt. Darüber hinaus sind die Toskana und die Lombardei (mit dem Zentrum Mailand) in führender Position zu finden, was angesichts der dominierenden Position italienischer Mode- und Textildesigner und international tätiger Unternehmen in diesem Bereich nicht überraschend ist. Im zweitkleinsten Technikfeld Bauwesen/Bergbau zeigt sich wie auch im Bereich Arbeitsverfahren/Transportieren eine Dominanz deutscher Regionen, darunter auch einige, die in anderen Gebieten nicht als besonders innovativ hervorgetreten sind. Zu nennen sind die Regierungsbezirke Gießen, Arnsberg, Münster, Detmold und das Saarland. Aus dem skandinavischen Raum sind Helsinki und sein Umland (Etelä-Suomi), Stockholm und Südschweden unter den wichtigsten Anmeldern zu finden, auch Zuid-Holland erreicht überdurchschnittliche hohe Patentintensitäten. Das gleiche gilt für Oberösterreich. Im Technikfeld Maschinenbau/Beleuchtung/Waffen/Sprengwesen werden insgesamt deutlich mehr Patente angemeldet als in den beiden zuvor genannten. Ein sehr hohes Innovationspotential zeigt wiederum der gesamte südwest- und süddeutsche Raum. Darüber hinaus ist der davon nordwestlich gelegene Bereich Köln/Düsseldorf/Arnsberg/Kassel/Gießen überdurchschnittlich am EPA vertreten. In der "Mitte" Frankreich besteht ein sehr hohes Innovationspotential im Raum Centre/Île de France. Auch der Raum Göteborg (Westschweden) und Ostmittelschweden sind überdurchschnittlich vertreten. Im Technikfeld Physik steht der niederländisch-belgische Raum Noord-Brabant/ Antwerpen an der Spitze der Innovationsdynamik. Auch der südwestdeutsche

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Raum, einige skandinavische Regionen sowie der Raum Paris sind wieder in führender Position vertreten. Einzelne regionale Highlights im Technikfeld Physik stellen darüber hinaus die Räume Köln und Hamburg. Im Technikfeld Elektrotechnik stehen deutsche Regionen weniger im Vordergrund, was vor allem auf Spezialisierungsnachteile im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie zurückzuführen ist. Abgesehen vom südwestdeutschen Raum liegen innovative Zentren in Berlin, Hamburg und auch Hannover. Als führende Patentanmelder treten der Raum Helsinki, Noord-Brabant in den Niederlanden und der Raum Malmö (Südschweden) als Sitz großer Elektronikkonzerne auf. Auch die französische Metropolregion und der Raum Rhône-Alpes (Zentrum Lyon) gehören zu den wichtigsten Patentanmeldern. Zusammenfassung: Technologische Vielfalt Die Ballungstendenzen bei FuE bringen es mit sich, dass regionale Spezialisierungen auf lediglich eine Hochtechnologieindustrie in Europas Technologieregionen eher die Ausnahme sind. Vor allem der Raum Paris, der fast die Hälfte der französischen FuE-Kapazitäten beansprucht, bietet Raum für Spitzenforschung in allen wichtigen Technologielinien. Ähnliches gilt für den Großraum London (Region South East). Die Konzentration einzelner FuE-intensiver Industrien auf nur einen Agglomerationsraum lässt sich für Deutschland nicht nachweisen, es existieren jeweils mehrere Zentren. Regionen mit hohen FuE-Kapazitäten der Wirtschaft sind im allgemeinen auch die führenden Patentanmelder am EPA. Als dominierende Technologieregionen mit breiter technologischer und gleichzeitiger Ausrichtung auf Spitzentechnologien in der Wirtschaft kristallisieren sich München und Paris heraus sowie Tübingen, Köln, Karlsruhe, Darmstadt und Mittelfranken, Stockholm und Malmö sowie RhôneAlpes. Im Gegensatz dazu werden die im Raum Helsinki konzentrierten FuEKapazitäten in ausgewählten Spitzentechnologiebereichen (vorwiegend im IuKBereich) eingesetzt, in denen kurze Produktlebenszyklen eine schnelle kommerzielle Verwertung erfordern und damit eine Vielzahl von Patentanmeldungen nach sich ziehen. Hierin liegen die entscheidenden Unterschiede des finnischen Innovationssystems vom deutschen, französischen oder auch schwedischen: Deren Wissensund Technologieportfolio ist deutlich breiter ausgerichtet als das finnische, das gezielt auf Innovationen in einzelnen Spitzentechnologien setzt. Eine ähnlich einseitige technologische Ausrichtung zeigt sich innerhalb der Spitzengruppe führender Patentanmelder lediglich für die deutsche Chemieregion Rheinhessen-Pfalz. Die relativ breite Regionalverteilung der innovativen Potentiale in Deutschland ist ein Vorteil. Die regionale und fachliche Breite der technologischen Kompetenzen - auch außerhalb der Großunternehmen, die ja meist die "Spitze" prägen - ermöglicht eine stärkere Ausdifferenzierung der Technologiefelder und Märkte, eine hohe Wettbewerbsintensität sowie eine schnellere Diffusion von Spitzen- und Schlüssel-

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technologien in marktreife Anwendungen. Sie macht die Vielfalt der technologischen Kompetenzen sichtbar und bietet wachsenden internationalen Unternehmen Standortalternativen. So kommt es, dass selbst die FuE-Intensitäten von deutschen Regionen, die aus der Innensicht heraus eher zu den weniger forschungsreichen zählen, vielfach deutlich höher liegen als in anderen europäischen Regionen außerhalb der jeweiligen Metropolen. Deshalb ist die Ausgangsposition für die meisten deutschen Regionen im zunehmenden technologischen "Wettbewerb der europäischen Regionen" als durchaus günstig zu bezeichnen. III.1.5.3

EPA-Positionierung und Anmeldeverhalten: Der Fall Braunschweig

Die kleinräumige Analyse der EPA-Patentanmeldungen weist für die Region Braunschweig unerwartet niedrige Patentanmeldungen aus, die allen Erfahrungen - insbesondere bei der FuE-Intensität - widersprechen. Denn VW gehört zu den führenden Patentanmeldern am Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) im Technologiebereich Antriebstechnik, und tritt auch in allen mit dem Fahrzeugbau und dem Bereich Verkehrstechnik zusammenhängenden Technikfeldern häufig als Anmelder auf. Die Ursache für die Differenzen zum EPA-Datensatz ist maßgeblich im Anmeldeverhalten von VW zu suchen. Patentrecherchen212 belegen, dass andere deutsche Automobilunternehmen deutlich stärker europäische Schutzwirkungen durch EPAAnmeldungen in Anspruch nehmen als VW, das im Zeitraum 1993-1995 lediglich knapp 10 % seiner DPMA-Patente auch am EPA zur Anmeldung gebracht hat. Bei den anderen deutschen Anmeldern liegen die entsprechenden Quoten bei Motoren bei 39 %, im Bereich Transport bei 30 %. Generell werden im Schnitt nur 40-50 % der nationalen Anmeldungen aus Deutschland auch am EPA angemeldet, d.h. auch für große Unternehmen ist ein EPA-Schutzrecht nicht in jedem Fall nationalem Patentschutz überlegen. Speziell dann, wenn Unternehmen über eine starke Weltmarktposition verfügen und der heimische Markt führend bei der Durchsetzung neuer Technologien ist, reicht der nationale Patentschutz aus. In einem Fall wie Braunschweig, in dem eine Technologie eine ganze Region bestimmt, kann es unter diesen Bedingungen dazu kommen, dass "starke" Unternehmen und Regionen am EPA eben nicht wie erwartet überdurchschnittlich, sondern sogar eher gering vertreten sind, ihr tatsächliches Innovationspotential anhand dieses Indikators also nicht abgebildet werden kann. Dieses Paradoxon kann vornehmlich auf stark oligopolistischen Märkten auftreten.213

212 Von Dr. Ulrich Schmoch vom Fraunhofer ISI. 213 Auch Patentexperten vom OST in Frankreich, die seit Jahren mit Patentdaten arbeiten, stellen heraus, dass Schwankungen im Patentgeschehen teilweise auf das Verhalten weniger dominierender Akteure zurückgehen können und nehmen dies zum Anlass, bei Patentanalysen auf Mo-

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Wenn die Unternehmensstruktur eher mittelständisch geprägt ist und viele Technologien in einer Region vertreten sind, was für die bedeutenden Anmelder am EPA i.d.R. zutrifft, dürften diese Fehleinschätzungen auszuschließen sein. Inwiefern die beschriebene "Verhaltenskomponente" aus deutscher Sicht wirkt, zeigt ein Vergleich der Patentanmeldungen am DPMA in den Jahren 1992-1994214 mit den EPA-Anmeldungen im gleichen Zeitraum (vgl. dazu die Anhangtabellen A.III.1.6 sowie A.III.1.7). Dabei wird deutlich, dass das Anmeldeverhalten sowohl über die Regionen als auch über die Technikfelder streut: • Insgesamt betrug der Anteil der Patentanmeldungen am EPA im Betrachtungszeitraum gut 40 % der am DPMA getätigten Anmeldungen (vgl. Tabelle A.III.1.6 im Anhang). Die Werte in den westdeutschen Regierungsbezirken liegen zwischen 13 % in der Region Braunschweig - hier schlägt das oben angesprochene spezielle Anmeldeverhalten von VW in besonderem Maße durch - und 71 % im Raum Koblenz. • Am geringsten fällt der Anteil der Anmeldungen am EPA in der Sektion Maschinenbau/Beleuchtung/Waffen/Sprengwesen mit knapp einem Drittel der Anmeldungen am DPMA aus. Auch in den Bereichen Arbeitsverfahren/Transportieren, Textilverfahren/Papier, Bauwesen/Bergbau und Physik wird die Schutzrechtsfunktion des EPA von deutschen Anmeldern nur unterdurchschnittlich genutzt. • Leicht überdurchschnittlich fällt die Relation EPA/DPMA-Anmeldungen im Feld Elektrotechnik aus. Eine deutliche Abweichung nach oben ergibt sich für die Bereiche Täglicher Lebensbedarf mit knapp 50 % und vor allem Chemie/Hüttenwesen mit knapp 60 %. • Innerhalb der einzelnen Technikfelder zeigen sich wieder deutliche Unterschiede im Anmeldeverhalten der verschiedenen regionalen Erfinder. Dass für Niedersachsen insgesamt die EPA/DPMA-Relation stets niedriger ausfällt als der Durchschnittswert, ist angesichts der geringeren Auslandsorientierung der niedersächsischen Wirtschaft zwar prinzipiell plausibel. Die extrem niedrigen Anmeldezahlen aus der Region Braunschweig am EPA, die sich am deutlichsten in den Feldern B, E und F zeigen (hier liegt der Anteil der EPA-Anmeldungen bei weniger als 10 % der Anmeldungen am DPMA), lassen sich hiermit aber nicht erklären. Sie sind maßgeblich auf das besondere EPA-Anmeldeverhalten des bedeutendsten Patentierers VW zurückzuführen. Grundsätzlich wird die Patentierneigung von wirtschaftsstruktur- und technologiespezifischen Effekten einerseits sowie von Innovationsverhaltensmustern anderermentaufnahmen zu verzichten und stets Durchschnittsbetrachtungen über längere Zeiträume zu verwenden (vgl. Zitt et al. 1999) 214 Die Grunddaten dazu liefert Greif (1998).

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seits beeinflusst. Hiermit lassen sich beispielsweise aus deutscher Sicht auch Unterschiede in der Streuung der FuE-Intensitäten und der Patentintensitäten (DPMAAnmeldungen) zwischen den Verdichtungsräumen erklären.215 Generell fällt die Streuung beim Patentindikator erheblich geringer aus als beim FuE-Indikator. Dies hat vor allem damit zu tun, dass es sich bei den nationalen Anmeldungen zu einem großen Teil um "Anwenderpatente" handelt, also um Erfindungen, die nur noch inkrementale FuE benötigen und zu einem großen Teil auf bestehendem Wissen aufbauen. Patente sind vor allem für KMU eine relativ günstige Investition, denn häufig lassen sich schon mit niedrigem FuE-Einsatz patentierfähige Produkte und Verfahren entwickeln und schützen. Die Frage, ob zusätzlich in FuE investiert wird, um das Produkt weiterzuentwickeln und gegen Imitation technologisch resistenter zu machen, unterliegt dann häufig - wegen der Ungewissheit des FuE-Outputs finanziellen Restriktionen. Hinzu kommt, dass im Straßen-, Luft- und Raumfahrzeugbau sowie bei Pharmazeutischen Erzeugnissen das Patentaufkommen weit unter dem liegt, was man nach den FuE-Anstrengungen vermuten könnte.216 Umgekehrt erreichen die FuEAusgaben im Maschinenbau und in der Metallverarbeitung sowie in den eher mittelständisch organisierten Industriezweigen bei weitem nicht die Anteile, die sie bei Patenten haben. Insofern ist bei einer Regionalbetrachtung in der Patentbilanz auch von Nivellierungstendenzen zugunsten von Regionen auszugehen, die nicht so intensiv in den Spitzentechnologiewettbewerb eingebunden sind. Dennoch zeigt sich gemessen an den Korrelationskoeffizienten insgesamt eine recht hohe Übereinstimmung zwischen der regionalen Struktur der Patentanmeldungen (pro Erwerbstätigen) am DPMA und am EPA: Bezogen auf alle Patentanmeldungen liegt die statistische Kennziffer bei 0,87, am höchsten erwartungsgemäß im Technikfeld Chemie/Hüttenwesen mit 0,96, da hier - speziell in der Pharmaforschung ein sehr hoher FuE-Aufwand betrieben werden muss und entsprechend ein sehr hoher Schutzbedarf besteht, am niedrigsten im Technikfeld Textilverfahren/Papier mit 0,68. Der "VW-Effekt", der sich besonders in der Region Braunschweig, in etwas abgeschwächter Form aber auch für Niedersachsen insgesamt zeigt, scheint in seiner Ausprägung in Deutschland demnach eine herausragende Ausnahme darzustellen. Die Korrelationskoeffizienten in den besonders betroffenen Technikfeldern B und F liegen bei 0,84 bzw. 0,82. Allerdings ist die Aussagefähigkeit der EPAPatentanmeldungen für die Beurteilung des Innovationspotentials im Raum Braunschweig im innereuropäischen Technologiewettbewerb in jedem Fall eingeschränkt.

215 Vgl. Legler (2000). 216 Vgl. European Commission (1997a).

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Zudem ist nicht bekannt, für welche ausländischen Regionen ähnliche Vorbehalte wie für Braunschweig gelten. In einer vom EPA in Auftrag gegebenen Studie217 wird deutlich, dass Unterschiede im Anmeldeverhalten der einzelnen Länder218 vor allem auf forschende KMU zurückzuführen sind. Diese verfügen über das größte Patentierpotential, treten aber nur in sehr geringem und unterschiedlichem Ausmaß als Nutzer des Patentsystems auf. Dies gilt insbesondere für europäische Patente, da hier vor allem von KMU die Verfahrensgebühren im Vergleich zu nationalen Ämtern als überproportional hoch angesehen werden. Hier werden vor allem Patentanwalts-, Übersetzungs- und Validierungskosten angeführt. Darüber hinaus ist der Bekanntheitsgrad des europäischen Patents unterschiedlich hoch: besonders niedrig z.B. unter den Inlandsanmeldern in Belgien, Spanien, Griechenland, Italien und Portugal, während EPA-Schutzrechte von Unternehmen aus der Schweiz,219 aus Deutschland, Großbritannien und Luxemburg vergleichsweise stark genutzt werden. III.1.6

Regionale Wirtschaftskraft und Produktivität

Betrachtet man die Wirtschaftskraft der europäischen Regionen gemessen am Bruttoinlandsprodukt (in KKP) je Kopf (vgl. Tabelle A.II.2.2 im Anhang zu Kapitel II), dann zeigt sich eine ähnliche Hierarchie wie bei den FuE-Kapazitäten der Wirtschaft (vgl. Kapitel III.1.1). Die führenden Technologieregionen und Dienstleistungszentren in Europa verfügen auch über die höchste ökonomische Leistungskraft. Wachstums- und Innovationsimpulse treten kumuliert auf: Innovative Industrien begünstigen das Entstehen expansiver unternehmensorientierter Dienstleistungen und innovative Unternehmen aus beiden Bereichen fragen verstärkt hochqualifizierte Beschäftigte nach, die entsprechend höher entlohnt werden. Gesamtwirtschaftliche Betrachtung Das durchschnittliche BIP/Kopf in den EU-15-Ländern lag im Jahr 1996 bei 18.100 ECU. Unter Zugrundelegung nationaler Durchschnittswerte steht das Finanzzentrum Luxemburg mit einem Durchschnittseinkommen von gut 30 Tsd. ECU klar an der Spitze. Erst mit deutlichem Abstand folgt die Schweiz klar vor den übrigen höher entwickelten EU-Mitgliedsländern mit Durchschnittseinkommen zwischen gut 18 Tsd. bis knapp 22 Tsd. ECU. Innerhalb dieser Gruppe führen Norwegen und Dänemark vor Belgien und Österreich mit Werten über 20 Tsd. ECU. Etwas niedrigere, aber noch immer überdurchschnittliche Einkommen ergeben sich für Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Schweden. Großbritannien liegt im 217 Vgl. Europäisches Patentamt (1994). 218 Regionale Unterschiede innerhalb der Länder lassen sich hiermit aber nicht erklären. 219 Hier melden überdurchschnittlich viele Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten Erfindungen zum Patent an, ein möglicher Grund für die führende Patentpositionierung der Schweiz in Europa (vgl. Europäisches Patentamt 1994).

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europäischen Durchschnitt, Finnland und Irland leicht darunter. Die anderen europäischen Länder zeigen erwartungsgemäß deutlich unterdurchschnittliche Werte. Die südeuropäischen Länder Griechenland, Portugal und Spanien fallen im Hinblick auf ihr Pro-Kopf-Einkommen deutlich ab. Die Werte für Polen und die Tschechische Republik dürften gar noch niedriger liegen (vgl. Tabelle A.II.2.2 im Anhang zu Kapitel II). • Betrachtet man die Entwicklung seit Anfang der 90er Jahre, so sind die ProKopf-Einkommen in Frankreich, Italien und Schweden nur unterdurchschnittlich gewachsen. Deutschland entwickelte sich in etwa im EU-Durchschnitt von rund einem Fünftel. • Leicht überdurchschnittliche Wachstumserfolge von rund einem Viertel verzeichnen im nationalen Durchschnitt Belgien, Finnland, Großbritannien, die Niederlande, Österreich und auch die Schweiz. • Die größten Einkommenszuwächse220 erzielten zum einen die Finanzmetropole Luxemburg (das Durchschnittseinkommen ist von 1991-1996 um rund ein Drittel gewachsen), die ihre Spitzenstellung weiter ausbauen konnte, und auch Norwegen und Dänemark legten nochmals überproportional zu. Ein beachtlicher Sprung ist darüber hinaus für Irland zu verzeichnen (+52 %), das sich binnen weniger Jahre von den südeuropäischen Mitgliedsländern deutlich absetzen konnte und mittlerweile ein annähernd hohes Pro-Kopf-Einkommen aufweist wie Finnland und Großbritannien. Auch Spanien, Griechenland und Portugal konnten mit jeweils rund 30 % deutlich zulegen, allerdings von so geringem Niveau aus, dass von einem Verringerung der regionalen Einkommensdisparitäten innerhalb Europas noch nicht gesprochen werden kann. Regionalwirtschaftliche Betrachtung Bei großräumiger Betrachtung zeigt sich für Deutschland, dass dort sämtliche Regionen im früheren Bundesgebiet nur unterdurchschnittlich gewachsen sind, während die ostdeutschen Regionen von geringem Niveau aus deutlich zulegen konnten.221 Dennoch erreichen die Pro-Kopf-Einkommen in den ostdeutschen Flächenländern bisher erst gut die Hälfte der westdeutschen Werte und liegen damit auf vergleichsweise ähnlichem Niveau wie die "einkommensstärkeren" spanischen bzw. "einkommensschwächeren" italienischen Regionen oder Griechenland. Innerhalb der Gruppe der westdeutschen Bundesländer konnten Hessen, Hamburg, Bayern und Schleswig-Holstein im Betrachtungszeitraum 1991-1996 noch mit am besten abschneiden. Die Pro-Kopf-Einkommen legten im Jahresdurchschnitt um mehr als 3,5 % zu. Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland 220 Das Pro-Kopf-Einkommen ist um rund 50 % gestiegen. 221 Dies kann natürlich nicht auf technologische Faktoren zurückgeführt werden.

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liegen im Mittelfeld mit jahresdurchschnittlichen Wachstumsraten von rund 3 %. Die Schlusslichter bilden Baden-Württemberg (2,5 %) und Rheinland-Pfalz (1,5 %). Trotz der ungewohnt schwachen Entwicklung der süddeutschen Bundesländer in der ersten Hälfte der 90er Jahre – insbesondere Baden-Württemberg, aber auch Bayern blieb deutlich hinter den gewohnten Wachstumsmustern der 70er und 80er Jahre zurück – bestehen die ausgeprägten regionalen Einkommensdisparitäten im früheren Bundesgebiet fort: • Hessen, Baden-Württemberg und Bayern liegen mit durchschnittlichen ProKopf-Einkommen deutlich über 22 Tsd. ECU klar vor den west- und norddeutschen Flächenländern. Hessen mit dem Dienstleistungs- und Finanzzentrum Frankfurt hält mit Abstand die Spitze. • Die hochverdichteten Stadtstaaten mit Agglomerationsvorteilen für hochwertige Tätigkeiten in Industrie und Dienstleistungen bieten die höchsten Pro-KopfEinkommen. Viele Arbeitsplätze werden von Einpendlern gehalten, die Wertschöpfung erwirtschaften und zur Erhöhung des "Zählers" beitragen, aber in ihren Wohnortregionen "nennerwirksam" werden. Bremen bleibt hierbei allerdings deutlich zurück und liegt auf ähnlich hohem Niveau wie Hessen (27 Tsd. ECU). Anders Hamburg: Die Metropole liegt mit einem durchschnittlichen Pro-KopfEinkommen von fast 35 Tsd. ECU (1996) nicht nur an der Spitze der deutschen, sondern auch aller europäischen Regionen und hat sich zudem innerhalb Westdeutschlands in den 90er Jahren vergleichsweise günstig entwickelt. Hamburgs Wettbewerbsposition hat sich unter den neuen Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa (Öffnung Osteuropas, Erweiterung der EU im Norden, Vereinigung Deutschlands) offenbar insgesamt verbessert. Die Region fungiert nicht nur als Tor zu Skandinavien und dem Baltikum, sondern erfüllt mittlerweile auch Metropolenfunktion für das westliche Mecklenburg-Vorpommern sowie den Nordwesten Brandenburgs.222 Vergleicht man die Wirtschaftskraft auf kleinräumiger europäischer Ebene (NUTS2) wird die Spitzengruppe der einkommensstärksten Regionen - wie bereits erwähnt - angeführt von der Metropolregion Hamburg, mit merklichem Abstand vor Brüssel, dem Regierungsbezirk Darmstadt (mit dem Finanzzentrum Frankfurt), Luxemburg, Wien, Paris (Île de France), Oberbayern (mit dem Zentrum München). Mit gewissem Abstand folgen Bremen, Greater London, Antwerpen, der Regierungsbezirk Stuttgart, Groningen (Ölförderung!), Helsinki und vier norditalienische Regionen (Emilia-Romagna, Lombardei, Valle d'Aosta, Trentino-Alto) mit ProKopf-Einkommen zwischen mehr als 23 Tsd. und weniger als 27 Tsd. ECU, d.h. um mehr als ein Viertel höher als der EU-Durchschnitt. Auch einzelne schweizerische, dänische und norwegische Regionen dürften hier einzuordnen sein.

222 Vgl. Geppert (1999).

248

Der Vergleich mit anderen europäischen Stadtregionen223 verdeutlicht allerdings, dass eine beachtliche Anzahl von anderen Zentren über eine ähnlich hohe Wirtschaftskraft wie Hamburg verfügen: die absolut höchsten Einkommen pro Kopf ergeben sich erwartungsgemäß für die Verdichtungsräume Frankfurt und Darmstadt. Daneben sind hier zu nennen München, Stuttgart, Erlangen, Düsseldorf, Ludwigshafen, Schweinfurt, Bamberg, auch Wolfsburg und Hannover. Außerhalb Deutschlands werden entsprechende Spitzenwerte auch bei NUTS-3-Betrachtung lediglich von Kopenhagen, Paris sowie der südwestlich davon gelegenen Region Hauts-de-Seine erreicht. Im Verfolgerfeld derjenigen NUTS-2-Regionen mit Durchschnittseinkommen, die mindestens 10 % über dem EU-Durchschnitt liegen, finden sich fast ausnahmslos Regionen, die sich bereits an anderer Stelle durch ein hohes Innovationspotential ausgezeichnet haben: • die deutschen Regierungsbezirke Karlsruhe, Mittelfranken, Tübingen, Düsseldorf, Köln, Hannover und Kassel, • die schwedische Metropole Stockholm, West-Vlaanderen in Belgien, NoordHolland (Eindhoven) und Utrecht in den Niederlanden, die sich zudem in den 90er Jahren auch im niederländischen Durchschnitt vergleichsweise günstig entwickelten, • der Raum Salzburg, der vor allem von seiner Attraktivität als Tourismusregion profitiert, • einzelne weitere norditalienische Regionen (Piemonte, Liguria) sowie das Latium als Hauptstadtregion und auch einige Räume im Umfeld von London. Auch die Verteilung der Pro-Kopf-Einkommen innerhalb Deutschlands dokumentiert die Effekte der föderalistischen Ausrichtung, die der Herausbildung einer Vielzahl von innovativen Zentren mit unterschiedlichen Schwerpunkten förderlich war, versus der stark auf die Hauptstadtregion ausgerichteten Strategien in Frankreich und auch Großbritannien. So klaffen die Indikatorwerte zwischen dem Großraum Paris mit knapp 29 Tsd. ECU einerseits und den beiden in der innerfranzösischen Hierarchie folgenden Regionen Haute-Normandie (im Nordwesten an Île de France angrenzend) sowie Alsace, der Grenzregion zu Südwestdeutschland mit jeweils rund 19 Tsd. ECU deutlich auseinander. Der überwiegende Teil der französischen Räume liegt gemessen an ihrer Wirtschaftskraft eher unterhalb des EUDurchschnitts. Dies gilt auch für die meisten britischen Regionen. Hier besteht ein ausgeprägtes Einkommensdefizit zwischen dem durch die Dienstleistungs- und Finanzmetropole London geprägten Südosten des Landes (South East und East Anglia) und den übrigen Teilräumen. 223 Dies wird durch die Betrachtungsebene der NUTS-3-Regionen möglich. In Deutschland handelt es sich hierbei um die Ebene der Landkreise bzw. kreisfreien Städte.

249

Erheblich enger als das Pro-Kopf-Einkommen ist die Produktivität mit der Frage nach der technologischen Leistungsfähigkeit der Regionen in Zusammenhang zu bringen. Das Pro-Kopf-Einkommen ist hingegen eher im Sinne einer gesamtwirtschaftlichen Erfolgsbilanz zu interpretieren. Als Indikator für die Produktivität der europäischen Regionen lässt sich das BIP in KKP pro Erwerbstätigen heranziehen. Damit werden Pendlereffekte ausgeschlossen, die beim Referenzwert "Bevölkerung" zu Verzerrungen führen können (vgl. Abbildung III.1.8). Auch hierbei liegen die hochverdichteten Hauptstadtregionen selbstverständlich an der Spitze, Brüssel nunmehr vor Hamburg. Irland erreicht in Bezug auf die Produktivität mittlerweile überdurchschnittliche hohe Werte, Schweden, Dänemark und Großbritannien fallen demgegenüber im Gegensatz zum Pro-Kopf-Einkommen deutlich zurück und liegen nur mehr unterhalb des EU-Durchschnitts von 45600 ECU. In Großbritannien zeigen sich die bekannten Unterschiede zwischen dem Südosten des Landes und den restlichen Landesteilen. Schottland, das auch im Hinblick auf den Besatz mit Arbeitsplätzen in Hochtechnologiebranchen relativ weit vorn zu finden ist, erreicht auch im Hinblick auf das BIP/Erwerbstätigen nicht nur höhere Werte als Wales und Nord Irland, sondern auch als alle englischen Teilräume (mit Ausnahme von South East). Um noch einmal auf das Thema technologische Leistungsfähigkeit zurückzukommen: Die Europäische Kommission konstatiert generell einen nicht vernachlässigbaren Zusammenhang zwischen dem Wachstum der Regionen auf der einen Seite und der Steigerung der Patentintensität auf der anderen Seite. Ähnliches gilt - wenn auch nicht ganz so überzeugend - für den Zusammenhang von Veränderungen der FuE-Intensität und dem Pro-Kopf-Einkommen.224

224 Vgl. European Commission (1997a).

250

Abbildung III.1.8:

Bruttoinlandsprodukt (Kaufkraftparität) je Erwerbstätigen (in ECU) in europäischen Regionen 1996

251

III.1.7

Fazit

Die Analyse der Indikatoren zum Innovationspotential in europäischen Regionen hat deutlich gemacht, dass • einerseits nationale Struktur- und Entwicklungsmerkmale grundlegende Eckpfeiler für die innereuropäische Position von Regionen im Innovationswettbewerb darstellen, • innerhalb der einzelnen Länder aber doch z.T. erhebliche regionale Unterschiede im Innovationspotential und den technologischen Entwicklungsmöglichkeiten bestehen, die hauptsächlich auf wirtschaftsstrukturellen Gegebenheiten und Agglomerationseffekten beruhen. Manche Regionen sind technologisch und "wissensmäßig" vorangekommen, andere stagnieren eher oder sind zurückgefallen, • vor allem kleinere Volkswirtschaften (z.B. die skandinavischen Länder, Irland) z.T. deutlich aufholen konnten, indem sie zum einen konsequent ihre Investitionen in Wissen und Innovationen erhöht und andererseits durch die Konzentration auf ausgewählte Spitzentechnikbereiche autonom den Strukturwandel vorangetrieben haben. Auch wirtschafts- und technologiepolitische Paradigmen spielen eine Rolle. Die in Deutschland zu beobachtende Existenz von einer beachtlichen Anzahl von innovativen Regionen wurde durch die gemessen an internationalen Standards stärker diffusionsorientierte Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik und das föderative System zusätzlich gefördert. Gerade die Standortwahl für öffentliche Forschungseinrichtungen ist wesentlich auch von regionalpolitischen Erwägungen bestimmt gewesen. Dabei sind im Einzelfall auch zu geringe Anbindungen an die unternehmerische Forschung nicht auszuschließen. Demgegenüber ist die starke Konzentration des französischen Innovationspotentials auf die Hauptstadtregion Folge der historisch betriebenen zentralistisch ausgerichteten Politik. In den letzten Jahrzehnten wird zwar eine Dezentralisierung der Kompetenzen vorangetrieben, gewachsene Strukturen ändern sich aber nur sehr langsam. Grundsätzlich gilt: Wissens- und innovationsmäßig ist das Gefüge in Europa in Bewegung geraten und Deutschland und seine Regionen gehören dabei nicht unbedingt zu den Gewinnern. Die vergleichsweise geringe Entwicklungsdynamik der deutschen Regionen wird sowohl beim Ausbildungskapital als auch im Hinblick auf Forschung und Entwicklung deutlich. Der Weg, den viele "größere" Volkswirtschaften eingeschlagen haben, nämlich FuE - vor allem in der Industrie - zurückzufahren, wird nicht von allen Ländern gegangen. Er ist nicht zwangsläufig. Denn eine Niveauanhebung, wie sie manchen kleineren Ländern aufgrund intensiver Bildungs- und Forschungsanstrengungen gelungen ist, könnte bei entsprechendem Mitteleinsatz auch in Deutschland mittel- bis längerfristig Erfolge zeigen.

252

Investitionen in neues Wissen, in Forschungsanlagen und hochqualifiziertes Personal haben Fixkostencharakter, wenn sie über eine konjunkturneutrale Niveauanpassung hinausgehen und den Anschluss an die Weltspitze wieder herstellen sollen. Damit sich diese Fixkosten amortisieren, müssen die Unternehmen von stabilem und ausreichend hohen Markt- und Absatzerwartungen ausgehen. Dies ist offensichtlich nicht der Fall. Die Beispiele für Skandinavien (insbesondere Finnland) und Irland belegen eindrucksvoll, dass sich Investitionen in Bildung und FuE auszahlen. Die genannten Länder setzen vorwiegend auf extrem FuE-intensive Spitzentechnologien (wie Biotechnologie/Pharma, EDV, Elektronik, Nachrichtentechnik), in denen deutsche Regionen nicht so stark engagiert sind wie im Bereich höherwertige Technologien (vor allem Maschinen- und Fahrzeugbau, Chemie, Elektrotechnik). Dabei geht es aus deutscher Sicht nicht notwendigerweise um eine grundlegende Umwälzung bestehender Strukturen. Denn die beschriebene Spezialisierung auf eine breite Palette höherwertiger Technologien hat sich über Jahrzehnte bewährt und Deutschland eine führende Position im internationalen Technologiewettbewerb beschert. Eine grundlegende Umkehr von diesen Strukturen, die darauf beruhen, dass intensiv neueste, oftmals importierte Spitzentechnologien in die traditionellen Stärken integriert und angewendet werden, ist weder möglich noch sinnvoll. Allerdings stellt sich die Frage, ob in Zeiten verkürzter Produktlebenszyklen und schnelleren Strukturwandels dem "deutschen Innovationssystem" jeweils noch ausreichend Zeit bleibt, neueste Technologien zu adaptieren und mit den bestehenden Strukturen zu kombinieren. Eine einseitige Ausrichtung auf extrem forschungsintensive Spitzentechnologiebereiche, deren Wertschöpfungsbeitrag oftmals zumindest über lange Zeit sehr gering ist, wäre für einen "Universalanbieter" wie Deutschland vor dem Hintergrund seiner gewachsenen Strukturen und traditionellen Ausrichtung dennoch wenig erfolgversprechend. Insofern gilt es vor allem, die Verfügbarkeit von Spitzen- und Schlüsseltechnologien zu gewährleisten und deren schnelle Anwendung durch die Einbindung in überregionale/internationale Netzwerke zu fördern. Erst wenn die Netzwerke zwischen Spitzentechnologieproduzenten und deren Anwendern löchrig werden sollten, wäre die Innovationsfähigkeit der traditionellen deutschen Industrien ernsthaft gefährdet.

III.2

Innovations- und Technologiepotentiale in Deutschland

III.2.1

Regionalverteilung der Industrieforschung in Deutschland (NIW)

Die Entwicklung der Industrieforschungskapazitäten in den deutschen Regionen ist in Kap. III.1.1 kurz vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Tendenzen

253

durchleuchtet worden. Denn unter den Bedingungen zunehmender Globalisierung gewinnen innovationsrelevante internationale Standortentscheidungen (bspw. für den Aufbau oder Erwerb von Forschungsstätten) an Bedeutung. Diese fällen die Unternehmen in erster Linie auf der Basis von Informationen über die nationalen Anreizstrukturen. Auch die öffentlichen und öffentlich geförderten FuE-Einrichtungen bieten hierfür Anreize; sie sind Teil des jeweiligen "regionalen Innovationssystems". Auf eine deskriptive Darstellung der Regionalverteilung öffentlicher FuEEinrichtungen wird hier jedoch deswegen verzichtet, weil sich eine solche jeweils in den Faktenberichten zum Bundesforschungsbericht findet.225 Hier wird vielmehr auf die analytische Darstellung in Kap. IV.2.2.4 verwiesen, in der der Zusammenhang der Ausstattung der Regionen mit öffentlichen FuE-Einrichtungen sowie der Industrieforschung dargestellt wird. III.2.1.1

Bundesländervergleich

Deutschland ist ein hochentwickeltes Forschungsland. In allen hochentwickelten Volkswirtschaften ist die "FuE-Staatsquote" seit Anfang der 80er Jahre tendenziell zurückgefahren worden. Die Bedeutung der Wirtschaft226 für FuE in Deutschland hat daher in den 80er Jahren laufend zugenommen (bis auf einen Anteil von 70 %), da die öffentliche Hand - und hier vor allem der Bund - mit seinen Einrichtungen seit Mitte der 80er Jahre immer schwächer zugelegt hat. Absolut betrachtet hat die FuE-Neigung der westdeutschen Wirtschaft hingegen seit etwa 1987 deutlich nachgelassen. Der Staatsanteil ist demnach - auch in den alten Bundesländern - seit 1989 im Trend wieder etwas nach oben gerichtet.227 Nicht etwa, weil öffentliche Einrichtungen zusätzliches Personal für FuE rekrutiert hätten, sondern weil die deutsche Wirtschaft die FuE-Personalkapazitäten zurückgebaut hat. Unter diesem Vorzeichen ist auch die Regionalverteilung der FuE-Kapazitäten in Deutschland zu analysieren. 1997 waren in der deutschen Wirtschaft gut 286 Tsd. Personen konkret mit FuE beschäftigt (Vollzeitäquivalent). Das sind - bezogen auf die Beschäftigten in der verarbeitenden Industrie, die knapp 93 % der FuE-Arbeitsplätze bereitstellt - etwa 3,3 % der Industriearbeitnehmer. In der verarbeitenden Industrie selbst beläuft sich 225 Vgl. BMBF (1998). 226 Wenn im Folgenden von FuE-Kapazitäten der Wirtschaft die Rede ist, dann meint dies sowohl den Unternehmensbereich als auch die Gemeinschaftsforschungseinrichtungen der AIF. Nicht enthalten sind jedoch öffentlich geförderte Forschungseinrichtungen von Organisationen ohne Erwerbszweck (z.B. Fraunhofer-Institute). Das Kürzel Industrie steht synonym für das Verarbeitende Gewerbe. 227 Allerdings ist in Rechnung zu stellen, dass die Schwerpunkte zwischen Industrie und Staat bei FuE doch sehr unterschiedlich gelagert sind. Während bei öffentlichen FuE-Einrichtungen die Betonung eindeutig auf dem "F" liegt, dominiert in der Wirtschaft das "E": 75 % der FuE-Mittel dürften in die Produkt- und Verfahrensentwicklung gesteckt werden.

254

der FuE-Anteil in Deutschland auf 3,2 % (vgl. Abbildung III.2.1). Besonders hoch ist der Anteil des FuE-Personals an der Industriebeschäftigung in Süddeutschland (Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz) sowie vor allem in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Die norddeutschen Flächenländer sowie Nordrhein-Westfalen liegen deutlich dahinter zurück, aber immer noch weit vor dem Saarland. Sie werden nur noch von den neuen Bundesländern - außer von Sachsen unterboten. Abbildung III.2.1:

FuE-Personalintensität im Verarbeitenden Gewerbe nach Bundesländern 1997

7 6 5 4 Deutschland 3 2 1

Ba R ye he rn in la nd -P fa lz Br em en Sa ch N se ie de n N rs or ac dr he hs in en -W es tfa le n T Sc hü hl r i ng es en w ig -H ol st Br ei n an de Sa nb ur ch g se nM An ec ha kl lt en S bu aa rg rla -V nd or po m m er n

H es se W n ür tte m be rg

bu rg

Ba de n-

H am

Be r

lin

0

Quelle: SV-Wissenschaftsstatistik. - Bundesanstalt für Arbeit. - Berechnungen und Schätzungen des NIW.

Nun lässt sich argumentieren, dass in den Regionen nur so viel an industrieller FuE erwartet werden kann, wie es die gegebene, durch die historische Einordnung in die interregionale und internationale Arbeitsteilung geprägte Industriestruktur zulässt.228 Da das Innovationspotential von Betrieben nicht einmal mittelfristig betrachtet beliebig expansionsfähig ist und die regionale Industriestruktur sehr zäh ist, vielfach vehement verteidigt wird und sich daher nur schrittweise verändert, sind die Unterschiede in der Ausstattung der Bundesländer mit FuE-Kapazitäten gravierend und nachhaltig. 228 Zum Einfluss der Sektorstruktur auf die FuE-Intensität in den Regionen vgl. Kapitel IV.2.2.1.

255

Diese Argumente können in langer Sicht natürlich nicht gelten. Denn es muss explizites Ziel auch der regionalen Gebietskörperschaften sein, die Weichen für einen innovationsorientierten Strukturwandel zu stellen. Denn auch bei mittelfristiger Betrachtungsweise haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der Regionalverteilung von industrieller FuE Veränderungen eingestellt - wenn auch meist nur marginaler Art: • Die 80er Jahre waren dadurch geprägt, dass sich das bereits bestehende "SüdNord-Gefälle" im früheren Bundesgebiet verstärkt hatte.229 Insbesondere in jener Phase von Mitte der 70er bis Mitte der 80er Jahre, als sich die deutsche Wirtschaft den internationalen Trends anschloss, die FuE-Kapazitäten besonders stark ausgeweitet wurden und sich die westdeutsche Wirtschaft fest in der Weltspitze etablieren konnte, konnten die nord- und westdeutschen Bundesländer das Tempo nicht halten (vgl. Tabelle III.2.1). Baden-Württemberg und auch Bayern waren die klaren Gewinner bei der regionalen Umverteilung der FuEKapazitäten. • Die 90er Jahre sind hingegen nicht durch Ausweitung, sondern durch Rückbau der FuE-Kapazitäten gekennzeichnet (im früheren Bundesgebiet um knapp 35 Tsd. seit dem "peak" von 1989, d.h. ein Minus von 12 %). Der Standortwettbewerb ist auch bei FuE intensiviert worden. In diesem Prozess ist großräumig ein Zusammenhang zu erkennen, der dem in den 70er und 80er Jahren beobachteten Gefälle zwischen Süd und Nord eher entgegensteht. Unter den Flächenländern ist Niedersachsen das einzige Bundesland, das einen Zuwachs an FuEKapazitäten zu vermelden hat. Daneben sind es noch die Stadtstaaten Hamburg und (West-)Berlin. Im Falle Berlins macht sich offensichtlich die Sogwirkung, die die Metropole nach der Wiedervereinigung ausübt, schon sehr deutlich bemerkbar. Nordrhein-Westfalen ist der klare, substantielle Verlierer im innerdeutschen Standortwettbewerb um industrielle Forschungsstätten: Seit 1989 ist knapp ein Viertel der FuE-Kapazitäten abgebaut worden. Andere Bundesländer stehen relativ betrachtet gar noch schlechter dar: In Schleswig-Holstein und Bremen wurden in diesem Zeitraum die FuE-Kapazitäten um knapp ein Drittel reduziert, in Hessen waren es rund 20 %. Rheinland-Pfalz und Bayern büßten gut 15 % ein. Daran gemessen hat sich Baden-Württemberg recht gut gehalten (-3 %). • Neben Niedersachsen, Hamburg und vor allem Berlin haben auch Sachsen und Thüringen Boden gewonnen, während die übrigen neuen Bundesländer bei FuE nicht recht vorankommen. Hier ist zu berücksichtigen, dass die FuEFördermaßnahmen für Ostdeutschland sich vorwiegend auf das "Horten" von FuE-Personal konzentrieren, die FuE-Personalintensitäten insoweit etwas überzeichnet sind und die tatsächliche "technologische Lücke" zu den Regionen im früheren Bundesgebiet etwas kaschieren.230 Die FuE-Personalfördermaßnahmen 229 Vgl. Bonkowski/Legler (1985) sowie Legler (1994). 230 Vgl. European Commission (1997a).

256

zielen darauf ab, das "Humankapital" in den Unternehmen zu halten. Die ab 1999 verschärften Mittelstands- und Konzernklauseln werden bei (abhängigen) Klein- und Mittelunternehmen möglicherweise das FuE-Verhalten beeinflussen.231 Einen Anhaltspunkt dafür, inwieweit die technologische Leistungsfähigkeit in den neuen Ländern noch zurückhängt, mögen die Patentanmeldungen vermitteln, die - je Einwohner gerechnet - etwa ein Drittel der im früheren Bundesgebiet erreichten Intensität ausmachen. Tabelle III.2.1: FuE-Personal im Wirtschaftssektor nach Bundesländern 1985 bis 1997

Bundesland

1985 ________

1991 ________

1993 ________

insgesamt

insgesamt

insgesamt

1997 _______________ insgesamt

dar.: Verarbeit. Gewerbe

- Anteil am früheren Bundesgebiet, ab 1993 an Deutschland in vH -

Schleswig-Holstein Hamburg Niedersachsen Bremen Nordrhein-Westfalen Hessen Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Bayern Saarland Berlin (West)

1,4 2,8 5,8 1,5 21,4 12,4 5,3 22,8 23,9 0,3 2,4

1,5 1,9 6,0 1,1 18,9 11,9 5,3 24,6 25,8 0,3 2,8

1,1 2,3 5,6 1,3 16,5 10,6 4,4 24,0 23,1 0,2

1,2 2,6 6,6 0,9 15,2 10,0 4,6 23,8 22,5 0,3

1,2 2,7 6,7 0,8 15,1 10,1 4,8 24,3 22,9 0,3

früheres Bundesgebiet

100

100

Berlin

4,2

4,4

4,1

Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen

0,9 0,3 3,0 1,1 1,3

1,0 0,3 4,0 1,1 1,7

0,9 0,2 3,5 0,9 1,5

Deutschland

100

100

100

Quelle: SV-Wissenschaftsstatistik. - Berechnungen und Schätzungen des NIW.

Zusammengefasst macht sich in den 90er Jahren der Bedeutungsverlust der Industrieforschung – außer in Nordrhein-Westfalen, das schon seit langem eindeutiger

231 Der Anteil der ostdeutschen Bundesländer am FuE-Personal der Wirtschaft insgesamt ist meist deutlich höher als der entsprechende Anteil in der verarbeitenden Industrie allein. Dies hängt damit zusammen, dass ein größerer Teil des FuE-Personals in Gemeinschaftsforschungseinrichtungen (IfG) "aufgefangen" wurde, die nicht auf dem industriellen Markt als Anbieter auftreten, sondern FuE-Dienstleistungen erbringen.

257

Verlierer im FuE-Standortwettbewerb ist - also gerade in den süddeutschen Bundesländern bemerkbar, die am forschungsintensivsten produzieren. • Ein Erklärungsansatz hierfür ist der, dass insbesondere Großunternehmen aus forschungsintensiven Industrien, in denen weit über 80 % der FuE-Kapazitäten stationiert sind und die ihre Standorte vor allem in Bundesländern mit hohem Innovationspotential haben, ihre Zentralforschungseinheiten, in denen strategisch für künftige Technologielinien gearbeitet wurde, kräftig reduziert haben. Die Mehrzahl der Unternehmen hat jedoch zur Kenntnis genommen, dass sich die FuE-Trends in den größten Konkurrenzländern schon seit einiger Zeit gedreht haben. Entsprechend haben ab 1997 einige Großunternehmen zu einer Aufholjagd geblasen. • Eine zweite Tendenz schimmert insofern durch, als es gerade "Autoländer" wie Niedersachsen oder Baden-Württemberg sind, die sich noch relativ achtbar geschlagen haben: Der Automobilbau ist der einzige Sektor, der gegen den allgemeinen Trend seine FuE-Kapazitäten nicht abgebaut, sondern signifikant ausgeweitet hat.232 Umgekehrt haben die "Chemieregionen" mit am stärksten bei FuE an Boden verloren. • Bei manchen Ländern - wie Bremen und Hamburg - zeigt sich eine gewisse Labilität der Entwicklung: Hier ist die Abhängigkeit von einzelnen Hochtechnologielinien (Luft- und Raumfahrt, z.T. auch Chemie/Mineralöl und Elektro) ausgesprochen hoch. Ähnliches gilt für "Automobilregionen" wie bspw. Braunschweig oder Ingolstadt. III.2.1.2

Wirtschaftsstruktur und FuE in den Bundesländern

Diese bereits auf den ersten Blick sichtbaren Tendenzen lenken das Augenmerk auf eine vertiefende Analyse der sektoralen FuE-Struktur in den Bundesländern. Sie wird hier auf die forschungsintensiven Komplexe Chemie, Elektrotechnik/Elektronik sowie Maschinen- und Fahrzeugbau beschränkt. Denn relevante Unterschiede sind vor allem dort zu suchen, wo FuE als unternehmerischer Aktionsparameter auch eine große Rolle spielt. III.2.1.2.1 FuE-Intensitäten nach Bundesländern Zum Vergleich der relativen FuE-Intensitäten werden die sektoralen Schwerpunkte von FuE in Deutschland mit den Beschäftigtenanteilen verglichen ("FuEIntensitäten" in Tabelle III.2.2).

232 Der Automobilbau hat in diesem Prozess seinen Anteil an den FuE-Aufwendungen in Deutschland in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt.

258

Trotz der markanten Unterschiede in der Verteilung der Forschungsstätten auf die Bundesländer und der Intensität, mit der FuE in der Industrie betrieben wird, kann - mit Ausnahme des Saarlandes - jedes Bundesland mindestens eine (relative) Domäne bei FuE in forschungsintensiven Industrien vorweisen - gemessen an der FuEPersonalintensität: • Unter den Stadtstaaten macht sich im Falle Berlins offensichtlich die Sogwirkung, die die Metropole nach der Wiedervereinigung ausübt, schon sehr deutlich bemerkbar (mit den Schwerpunkten Chemie/Pharma, Maschinenbau, Elektrotechnik, Büromaschinen/EDV, Nachrichten- und MSR-Technik). Berlin ist bei FuE auf dem Wege, ähnlich wie in anderen europäischen Ländern als Hauptstadt einen ständig größer werdenden Anteil der industriellen FuE-Kapazitäten an sich zu ziehen und auf breiter Front technologische Kompetenzen aufzubauen. • Hamburg weist daran gemessen eher ein spezialisiertes Spektrum auf (Chemie, Nachrichtentechnik und Luft-/Raumfahrzeugbau), wohingegen Bremen eine recht einseitige Spezialisierung auf nicht ganz so hohem - für einen Stadtstaat gar eher niedrigem Niveau - aufweist (Nachrichtentechnik sowie Luft- und Raumfahrzeugbau, dessen FuE-Kapazitäten allerdings kräftig Federn haben lassen müssen). • Unter den Flächenländern spielt Bayern (Maschinen-, Automobil-, Luft- und Raumfahrzeugbau, Büromaschinen/EDV, Nachrichten- und MSR-Technik) mit einem ausgesprochen breiten und hochwertigen Angebot im forschungsintensiven Sektor eine besondere, und zwar herausragende Rolle. • Die übrigen forschungsintensiven süddeutschen Bundesländer Hessen (Chemie/Pharma, Maschinen- und Automobilbau, Nachrichtentechnik) und BadenWürttemberg (Automobil-, Luft- und Raumfahrzeugbau, Büromaschinen/EDV und Elektrotechnik) haben ebenfalls mehrere "Kompetenzzentren" und sind auf breiter sektoraler Front gesuchte FuE-Standorte. • Ähnlich gilt dies unter den neuen Bundesländern für Sachsen (mit Kompetenzen vor allem in Büromaschinen/EDV, Elektro-, Nachrichten- und MSR-Technik), in abgeschwächter Form für Thüringen (Maschinenbau, Elektrotechnik und MSRTechnik). Weniger forschungsintensiv produzierende Bundesländer weisen dagegen meist nur wenige Industrien aus dem forschungsintensiven Bereich auf, in denen besonders intensiv geforscht und entwickelt wird. • Vor allem in Niedersachsen (der große Automobilbau und der kleine Bereich Büromaschinen/EDV), in Rheinland-Pfalz (Chemie/Pharma und Elektrotechnik) sowie in Brandenburg (Nachrichtentechnik und Maschinenbau) und Mecklenburg-Vorpommern (MSR-Technik und Maschinenbau) konzentrieren sich die Kompetenzen in den bestehenden Betrieben auf wenige Sektoren.

Tabelle III.2.2: Relative FuE-Intensität der Bundesländer in FuE-intensiven Industrien 1997 SH

HH

NI

HB

Industriezweig C,D Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe

NW

HS

RP

BW

BY

SL

BE

BB

MV

SN

ST

TH

1,1

4,7

2,2

3,8

80 239 153 199 110 131 182 32 29 27

53 144 49 k.A. ~80 49 93 26 ~30 ~20

93 200 94 57 101 51 151 24 ~30 ~20

- Anteil des FuE-Personals an den Beschäftigten in vH 2,2

6,6

3,3

3,3

2,6

5,6

4,2

5,3

5,1

0,7

8,6

2,5

- Anteil des FuE-Personals an den Beschäftigten, Deutschland = 100 Chemische Industrie 21 Maschinenbau 110 H. v. Bürom., DV-Geräten u. -Einr., Elektrot., Feinm./Optik/Uhren 62 H. v. Büromaschinen, DV-Geräten u. -Einrichtungen ~0 H. v. Geräten d. Elektrizitätserz. u. -verteilung ~70 Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik 31 Medizin-, Meß-, Steuer- u. Regelungstechnik usw. 68 Fahrzeugbau ~20 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ~0 Sonstiger Fahrzeugbau ~20

151 85 96 **120 22 * 50 155 0 124

45 99 54 166 35 42 86 86 102 37

46 87 51 ~10 ~20 ~290 ~20 ~60 ~0 ~125

94 81 70 ~40 ~170 65 79 45 49 36

146 100 100 79 47 142 73 95 120 20

148 49 41 ~20 ~130 30 31 14 16 7

79 89 99 135 122 78 83 157 156 442

64 107 130 116 56 129 178 131 103 220

98 35 ~5 0 ~0 ~20 7 ~5 ~10 0

191 307 203 320 110 248 176 ~100 ~90 ~80

35 102 ~80 k.A. 54 40 ~110 70 ~20 ~60

57 112 ~20 0 ~5 k.A. ~340 7 ~10 ~0

* in WZ 30 enthalten. - ** einschl. WZ 32. Quelle: SV-Wissenschaftsstatistik. - Statistisches Bundesamt, FS 4, Reihe 4.1.1 und 4.1.4 (1997). - Bundesanstalt für Arbeit, Statistik der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. - Angaben der Statistischen Landesämter. Berechnungen und Schätzungen des NIW.

259

DG DK DL 30 31 32 33 DM 34 35

260

• Schleswig-Holstein (Maschinenbau), Nordrhein-Westfalen (Elektrotechnik) sowie Sachsen-Anhalt (Maschinenbau) besitzen jeweils nur einen sektoralen FuESchwerpunkt von hoher überregionaler Bedeutung. • Jedes Land hat seine komparativen Vorteile, die für das Saarland jedoch außerhalb des Bereichs forschungsintensiver Industrien zu suchen sind. III.2.1.2.2 FuE-Schwerpunkte der Bundesländer Die Konzentration des FuE-Personals innerhalb der Bundesländer ist recht unterschiedlich ausgeprägt. Niedersachsen steht mit seiner tendenziell "monostrukturellen" Ausrichtung auf den Automobilbau keineswegs alleine da (vgl. Tabelle III.2.3). In Rheinland-Pfalz sind knapp drei Viertel des industriellen FuE-Personals in der Chemisch-Pharmazeutischen Industrie beschäftigt. In Bremen konzentriert sich die industrielle FuE immerhin noch zu über der Hälfte und in Hamburg zu 40 % auf Luft- und Raumfahrzeugbau. Etwas breiter ist die Verteilung in Berlin mit einem Drittel im Bereich Nachrichtentechnik usw. angelegt, in Schleswig-Holstein wird ein etwa gleich hoher Anteil im Maschinenbau eingesetzt, während der Automobilbau in Baden-Württemberg knapp 40 % des FuE-Personals der Unternehmen beansprucht. Generell sind die sektoralen "Konzentrationsgrade" in Norddeutschland sehr hoch, daneben vor allem in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Berlin und im Saarland. Demgegenüber weisen alle neuen Bundesländer, aber auch NordrheinWestfalen, verhältnismäßig niedrige sektorale Konzentrationen des industriellen FuE-Personals auf. Hier ist die Ausdifferenzierung der regionalen Kompetenzen noch nicht weit gekommen. Auffällig ist, dass der Maschinenbau in den meisten der neuen Bundesländer den jeweils höchsten Anteil an den FuE-Kapazitäten hält. Die Ausnahme ist Brandenburg. Generell lässt sich kein allgemeingültiges "Erfolgsrezept" dahingehend ausmachen, ob eine hohe Konzentration auf wenige "Kernkompetenzen" oder eine sektoral und technologisch breite Streuung der FuE-Aktivitäten das FuE-Niveau der Bundesländer befördert: • Es gibt Bundesländer mit einem hohen sektoralen Konzentrationsgrad von FuE wie Hamburg, die ihre hohe FuE-Intensität nur wenigen Sektoren verdanken. • Daneben stehen Länder wie Bayern und Hessen, in denen die Industrieforschung wesentlich weniger auf bestimmte Sektoren/technologische Linien konzentriert ist, sondern vielmehr auf breiter Front und auf hohem Niveau FuE betrieben wird.

261

Tabelle III.2.3: Anteile der drei forschungsreichsten Industrien im Verarbeitenden Gewerbe nach Bundesländern 1997 Nr. 1 Bundesland Schleswig-Holstein Hamburg Niedersachsen Bremen Nordrhein-Westfalen Hessen Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Bayern Saarland Berlin Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen

Nr. 2

Nr. 3

genannte

Konzentrationsgrad *

67 ~60 66 ~70 ~55 56 78 62 53 ~60 ~65 ~40 ~40 50 ~50 ~45

0,81 0,80 0,80 0,85 0,85 0,76 0,86 0,79 0,74 0,79 0,79 0,60 0,66 0,65 0,65 0,62

- Anteil des FuE-Personals am insgesamt in vH MAB LRB KFZ LRB CHE KFZ CHE KFZ NRT MAB NRT SFB MAB MAB MAB MAB

33 ~40 50 ~50 29 22 63 38 20 28 34 ~15 17 27 20 ~20

FMO NRT MAB VKR MAB CHE PHA MAB KFZ M-E PHA LRB DLU NRT CHE MSR

21 ~10 9 ~10 16 19 10 13 20 ~15 ~15 ~15 13 17 19 16

NRT CHE NRT NRT ELT PHA MAB NRT LRB KFZ MAB MAB MSR MSR FUE NRT

12 9 6 ~10 ~10 15 5 11 12 ~15 13 10 ~10 6 ~10 8

* Gemessen als Gini-Koeffizient. MAB Maschinenbau. - MSR MSR-Technik usw. Feinmechanik, Optik. - ELT Elektrotechnik. - LRB Luft- und Raumfahrzeugbau. CHE Chemische Industrie. - KFZ Automobilbau. - M-E Metallerzeugung. - VKR Verkehr. - NRT Nachrichtentechnik. - PHA Pharma. SFB sonst. Fahrzeugbau. - DLU Unternehmensdienstleistungen. - FUE Forschung und Entwicklung. Quelle: SV-Wissenschaftsstatistik. - Berechnungen und Schätzungen des NIW.

• Der gleiche Konzentrationsgrad von Berlin und dem Saarland zeigt, dass hohe Konzentration der Forschung sowohl bei hohem, als auch bei niedrigem FuENiveau möglich sein kann. • Bezeichnet man die neuen Bundesländer - und auch Nordrhein-Westfalen - als "altindustrialisierte" Bundesländer, die einen enormen Strukturwandelbedarf zu bewältigen haben, dann schimmert dort eine Strategie durch, die den Suchprozess nach Alternativen im technologieintensiven Sektor eher breiter als konzentrierter angelegt erscheinen lässt, wobei interessanterweise der Dienstleistungssektor in diesen Ländern meist etwas stärker als üblich mit FuE-Kapazitäten vertreten ist.233 Aber auch bei den genannten Bundesländern sind unterschiedliche Niveaus zu beobachten. Es sind also durchaus unterschiedliche Sektoren, die in den Bundesländern jeweils den Ton angeben, d.h. einen Großteil der FuE-Kapazitäten binden. Quantitativ betrachtet werden die Unterschiede zwischen den Bundesländern vor allem durch die Verteilung der FuE-Kapazitäten im Automobilbau, in der Chemischen Industrie, der

233 In den neuen Bundesländern hängt dies z.T. mit den in IfG überführte "Forschungs-GmbHs" zusammen.

262

Medientechnik, dem Luft- und Raumfahrzeugbau und der Pharmazeutischen Industrie bestimmt. Dies wird aus einem Vergleich der Standardabweichungen von der anteilsmäßigen Gleichverteilung (vgl. Tabelle III.2.4) deutlich. Hieraus kann der Schluss gezogen werden, dass die genannten Industriezweige spezifische Anforderungen an den (Forschungs-) Standort stellen. Diese Anforderungen müssen jedoch nicht immer mit dem Innovationspotential der Regionen zusammenhängen: Bei "footloose industries" wie dem Luft-, Raum- und Kraftfahrzeugbau spielen bspw. regionalpolitische Entscheidungen und in der Chemischen Industrie historische, auf der Verfügbarkeit von Rohstoffen basierende Gründe eine Rolle. Völlig anders ist dies bei einzelnen Spitzentechnologien wie der Medientechnik einzuschätzen, wo sich die Standorte sehr stark an den führenden Kunden orientieren.234 In der völlig neu entstehenden biotechnischen Industrie, wo vielfach noch keine Standortbindung gegeben ist und deren technologische Entwicklung eng mit der Gründung von neuen Unternehmen verbunden ist, haben Standorte mit hohem wissenschaftlichem Potential an Hochschulen und außeruniversitären FuE-Einrichtungen deutliche Vorteile.235 Andere forschungsintensive Industrien wie der Maschinenbau, die Elektrotechnik und die MSR-Technik haben daran gemessen einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Unterschiede in der Verteilung der industriellen FuE-Kapazitäten in den Bundesländern. Vor allem der Maschinenbau ist mit seinen FuE-Kapazitäten relativ gleichmäßig über die Bundesländer verteilt. Unter den Dienstleistungssektoren nehmen Unterschiede bei forschenden Unternehmen aus dem Bereich Datenverarbeitung/Datenbanken bereits einen relativ starken Einfluss auf das regionale Innovationsgeschehen.

234 Vgl. Eckert/Egeln (1997). 235 Vgl. Audretsch/Feldman (1996c).

263

Tabelle III.2.4: Variation des FuE-Personals über die Bundesländer nach Wirtschaftszweigen 1997 Standardabweichung Wirtschaftszweig A,B DA DB DC DD DE DF 24.4 24... DH DI 27 28 29.1-.5 29.6 29.7 30 31 32 33 34 35... 35.3 DN E F I 72 73 74 O G,H,J,L-N

Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei u. Fischzucht Ernährungsgewerbe, Tabakverarbeitung Textil- u. Bekleidungsgewerbe Ledergewerbe Holzgewerbe (ohne H. v. Möbeln) Papier, Verlags- u. Druckgewerbe Kokerei, Mineralölver., H. v. Brutstoffen H. v. pharmazeutischen Erzeugnisse sonstige Chemische Industrie H. v. Gummi- u. Kunststoffwaren Glasgewerbe, Keramik, V. v. Steinen u. Erden Metallerzeugung u. -bearbeitung H. v. Metallerzeugnissen Maschinenbau ohne H.v. Waffen u. Haushaltsgeräten Waffen H. v. Haushaltsgeräten a.n.g. H. v. Büromaschinen, DV-Geräten u. -Einrichtungen H. v. Geräten d. Elektrizitätserz., -verteilung u.ä. Rundfunk-, Fernseh- u. Nachrichtentechnik Medizin-, Meß-, Steuer-, u. Regelungstechnik, Optik H. v. Kraftwagen u. Kraftwagenteilen sonstiger Fahrzeugbau Luft- und Raumfahrzeugbau H. v. Möbeln, Schmuck, Musikinstr. usw., Recycl. Energie- u. Wasserversorgung Baugewerbe Verkehr- u. Nachrichtenübermittlung Datenverarbeitung, Datenbanken Forschung und Entwicklung Erbringung v. Dienstl. für Unternehmen Erbringung v. sonst. öffentl. u. persönl. Dienstleistungen Restliche Abschnitte

Wert

Rang

468 556 448 42 145 191 342 4.802 13.243 1.037 634 1.003 862 3.006 107 628 1.507 3.002 6.802 2.448 14.640 1.251 6.107 565 237 232 904 2.125 1.366 1.051 41 135

22 21 23 31 28 27 24 5 2 14 18 15 17 6 30 19 10 7 3 8 1 12 4 20 25 26 16 9 11 13 32 29

Quellen: Unveröffentlichte Auswertungen des WSV. - Berechnungen und Schätzungen des NIW.

III.2.1.3

FuE in Klein- und Mittelunternehmen

Sowohl kleine als auch große Unternehmen haben im Innovationsprozess ihre spezifische Rolle zu übernehmen. In Deutschland werden die FuE-Aktivitäten überwiegend von Großunternehmen (mit 1 Tsd. und mehr Beschäftigten) durchgeführt; auf diese Unternehmen entfallen mehr als vier Fünftel der FuE-Aufwendungen des Wirtschaftssektors. Zur Rolle forschender Klein- und Mittelunternehmen Das föderative System in Deutschland bringt es mit sich, dass viele Bundesländer eine eigenständige Technologie- und Innovationspolitik betreiben. In der Mehrzahl

264

der Bundesländer stellen dabei Klein- und Mittelunternehmen die Klientel dar. Die Ausrichtung einer derartigen Technologiepolitik und ihrer Instrumente ist im wesentlichen als "transfer- oder diffusionsorientiert" einzustufen. Die zentrale (oder gar supranationale) Technologiepolitik enthält hingegen vielfach auch Elemente einer "missionsorientierten Politik",236 d.h. sie wird auch stärker richtungsweisend (Militär, Energie, Gesundheit usw.) tätig und hat dabei vor allem den Aufbau von Industrien und nationalen Kompetenzen im Spitzentechnologiebereich im Auge. Durch dieses - eher grobmaschige - Rost würden jedoch zu viele der Klein- und Mittelunternehmen fallen. Daher ist eine Innovationsförderung, die auf lokale Besonderheiten und Stärken eingeht, durchaus komplementär zur zentralstaatlich formulierten Technologiepolitik. Die Klientel für die transferorientierte Politik, d.h. der "Markt" für Technologiemittler und Technologietransferaktivitäten ist die Menge der innovierenden bzw. innovationsfähigen Klein- und Mittelunternehmen. Diese Menge hängt ihrerseits stark von der Beteiligung der Unternehmen am industriellen FuE-Prozess ab. Faktisch sind weitgehend nur diejenigen innovationsfähig, die eigenes FuE-Personal beschäftigen. Unter den Klein- und Mittelunternehmen kooperieren Betriebe aus technologieintensiven Industrien (Elektrotechnik, Feinmechanik/Optik, Maschinenbau) am intensivsten mit Hochschulen und außeruniversitären FuE-Einrichtungen. Dabei steigt die Kooperationsneigung mit dem Ausmaß eigener Innovationsaktivitäten. Mit dem Ausscheiden aus dem FuE-Prozess verlieren hingegen viele Kleinund Mittelunternehmen ihre Innovationsfähigkeit.237 In Klein- und Mittelunternehmen mit unter 500 Beschäftigten sind in Deutschlands Industrie ein Fünftel des FuE-Personals beschäftigt (vgl. Abbildung III.2.2). Eine derart hohe Konzentration auf Großunternehmen findet man auch in den beiden anderen "forschungsreichen" Ländern Japan und den USA. Der entsprechende Anteil an der Industriebeschäftigung von Klein- und Mittelunternehmen liegt bei rund 50 %. Daher mag der FuE-Anteil als vergleichsweise niedrig erscheinen. Forschende Kleinunternehmen konzentrieren ihre FuE-Aktivitäten jedoch sehr stark auf Güter der Spitzentechnologie, während mittlere und größere Unternehmen ihre Schwerpunkte häufiger anwendungsorientiert in der Höherwertigen Technik, d.h. in den "klassischen" deutschen Domänen, suchen.238 Entsprechend nimmt die über die Unternehmensgrößenklassen aufgetragene FuE-Intensität der forschenden - wohlgemerkt: der forschenden - Unternehmen typischerweise einen U-förmigen Verlauf:239

236 Vgl. Stolpe (1995). 237 Vgl. Beise/Licht/Spielkamp (1995) sowie Licht/Stahl (1997). 238 Vgl. Revermann/Wudtke (1997). 239 Vgl. Legler (1999a).

265

• Kleinunternehmen produzieren - wenn sie zu den forschenden gehören - besonders forschungsintensiv, werden möglicherweise gar erst im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt aus der Taufe gehoben. In der deutschen Industrie liegt der FuE-Anteil am Umsatz in der Beschäftigtengrößenklasse bis 100 bei 5 %. • Mittelgroße Unternehmen sind typischerweise eher "Technologieanwender", d.h. sie betreiben selbst nicht in dem Umfang FuE wie kreative Kleinunternehmen, sondern sind eher in Verwertung und Produktion aktiv. Selbst im Durchschnitt der forschenden Unternehmen sinkt die FuE-Intensität im Aggregat auf unter 3 %. • Kapitalreiche Großunternehmen setzen - meist ihrer sektoralen und technologischen Ausrichtung entsprechend - wiederum in weitaus stärkerem Umfang auf FuE, so dass zum Ende der Kurve typischerweise ein sehr hoher Wert erreicht wird, der in der hier vorgenommenen Gruppierung bei allen forschenden Unternehmen mit 1.000 und mehr Beschäftigten über 4 % erreicht. Fast in jeder Branche steht der Bereich der forschenden Kleinunternehmen in der FuE-Intensität ganz vorne in der Hierarchie der FuE-Intensitäten - vom Automobilbau, dem sonstigen Fahrzeugbau und von der Chemischen Industrie abgesehen. In manchen Branchen nimmt die FuE-Intensität der forschenden Unternehmen gar kontinuierlich mit der Unternehmensgröße ab (z.B. Kunststoff- und Gummiverarbeitung, Glas/Keramik/Steine/Erden). Abbildung III.2.2:

FuE-Personal in Unternehmen 1997 nach Beschäftigtengrößenklassen und Bundesländern - kumulierte Anteile in % –

Deutschland

Bayern Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Hamburg Niedersachsen Hessen Bremen Berlin Saarland Nordrhein-Westfalen Schleswig-Holstein Brandenburg Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Mecklenburg-Vorpommern

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

in vH unter 100 Beschäftigte

100 bis 249 Beschäftigte

Quellen: Zusammenstellung des NIW aus unveröffentlichten Angaben des WSV.

250 bis 499 Beschäftigte

100

266

Dieses gängige Muster, nach dem in kleinen Unternehmen am intensivsten Forschung und experimentelle Entwicklung betrieben wird, betrifft jedoch allein die forschenden Unternehmen. Es relativiert sich jedoch in dem Maße, in dem die Beteiligung der Unternehmen am FuE-Prozess variiert. Klein- und Mittelunternehmen neigen generell auf der einen Seite eher zu einem diskontinuierlichen, projektbezogenen FuE-Verhalten und sind in ihrer Masse auf der anderen Seite nicht so sehr in die Technologieproduktion im engeren Sinne eingebunden, sondern vielmehr in der Anwendung und Verbreitung von Technologien aktiv. Daher nimmt im allgemeinen in Deutschland die FuE-Beteiligung mit der Unternehmensgröße zu: Sie liegt im Schnitt bei einem Viertel der Industrieunternehmen,240 weist jedoch eine Streuung von 20 % (Durchschnitt der Kleinunternehmen mit bis unter 100 Beschäftigten) über 30 % bei Mittelunternehmen, 40 % bei größeren Unternehmen mit einer Beschäftigtenzahl von 500 bis unter 1.000 bis auf zwei Drittel bei Großunternehmen mit 1.000 und mehr Beschäftigten auf. Der Anteil der forschenden Unternehmen ist in den niedrigen Beschäftigungsgrößenklassen also deutlich geringer als in den höheren. Insgesamt nimmt daher über alle Unternehmen betrachtet die FuE-Intensität mit steigender Unternehmensgröße zu. Zunächst erfolgt dies recht zögerlich, insbesondere in den forschungsintensiven Sektoren variiert sie nur schwach über die Unternehmensgrößen. Bei den Großunternehmen klettert sie dann jedoch meist recht schnell in die Höhe. FuE-Kapazitäten von Klein- und Mittelunternehmen nach Bundesländern Sinnvollerweise ist für Klein- und Mittelunternehmen eine nach Ost- und Westdeutschland getrennte Regionalbetrachtung der Verteilung ihrer industriellen FuEKapazitäten vorzunehmen (vgl. Abbildung III.2.2). Denn während im früheren Bundesgebiet nur rund 16 % des FuE-Personals seine Tätigkeit in Unternehmen mit unter 500 Beschäftigten ausübt, sind es in den neuen Bundesländern aufgrund ihrer spezifischen Bedingungen zwei Drittel: Es gibt dort in der gegenwärtigen Phase des Anpassungs- und Aufholprozesses nur sehr wenige forschende Großunternehmen. Insofern ist die Unternehmensgröße für FuE in den neuen Bundesländern noch keine zweckmäßige Untersuchungsvariable. Im früheren Bundesgebiet fällt insbesondere die kleinbetriebliche FuE-Struktur in Schleswig-Holstein, aber auch in Nordrhein-Westfalen und im Saarland ins Auge. Dies sind allesamt Bundesländer, in denen die FuE-Intensität der Industrie relativ niedrig ist. Vor allem in Nordrhein-Westfalen ist jedoch die Tendenz erkennbar, dass ein grundlegender innovationsorientierter Strukturwandel nicht aus den Reihen der traditionellen Großunternehmen zu erwarten ist, sondern eher aus forschungs240 Kleinbetriebe sind in der Bezugsgröße nicht erfasst. Tatsächlich ist also weniger als ein Viertel der Unternehmen nach den WSV-Daten den forschenden zuzurechnen. Dies gilt jedenfalls dann, wenn man die unbekannte "Dunkelziffer" der forschenden Unternehmen, die nicht beim WSV akkreditiert sind, außer Acht lässt.

267

intensiven Klein- und Mittelunternehmen. Nimmt man die Stadtstaaten einmal aus, dann erkennt man deutlich, dass die großen Unterschiede im FuE-Einsatz zwischen den Bundesländern rechnerisch vor allem durch Großunternehmen bedingt sind: Der FuE-Vorsprung der Spitzenreiter aus Süddeutschland basiert direkt nur zu geringen Teilen auf der Stärke von Klein- und Mittelunternehmen. Dies heißt allerdings überhaupt nicht, dass FuE-Intensivierung in Klein- und Mittelbetrieben für das ökonomische Gesamtergebnis nicht relevant wäre. Gerade wegen der positiven Struktur-, Wachstums- und Beschäftigungserwartungen, die an Klein- und Mittelunternehmen geknüpft werden, ist die vermehrte Beteiligung am FuE-Geschehen in der Breite als vornehmliche Zielgröße regional orientierter Technologiepolitik anzusehen. III.2.1.4

Regionalstruktur der industriellen Forschung

Die Bundesländer sind unter raumordnerischen Gesichtspunkten sehr unterschiedlich strukturiert. Entsprechend verteilt sich die Innovations- und FuE-Neigung der Unternehmen äußerst ungleich im Raum - und auch innerhalb vieler Bundesländer. Die regionale Dimension muss unter ökonomischen Gesichtspunkten enger abgegrenzt werden als auf Bundesländerebene. Diese ist zwar die Ebene, auf der regionalpolitisch agiert wird und für die die meisten Daten zur Verfügung stehen; sie spiegelt aber letztlich einen "unechten Durchschnitt" wider. Die Rollen, die die Regionen im technologischen Wettbewerb einnehmen, hängen wesentlich vom Regionstyp ab, der durch die jeweilige Wirtschafts- und Siedlungsstruktur charakterisiert werden kann. Im Extrem können die städtischen Zentren mit ihrem verdichteten Umland und die entfernten (peripheren) Regionen unterschieden werden. "Für das regionale Innovationsmuster wird in der Regel ein Zentrum-PeripherieGefälle unterstellt: Die Trendsetter der Innovation sitzen in den Agglomerationen, von denen auch der Diffusionsprozess ausgeht".241 Die FuE-Neigung ist daher nach den wichtigen Theorieansätzen, z.B. der "Wachstumspoltheorie"242 oder der "Theorie regionaler Innovationssysteme",243 äußerst ungleich im Raum verteilt. Die räumlichen Innovationspotentiale weisen in Deutschland jedoch nicht nur deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Regionstypen (z.B. Ballungsräume versus ländlich strukturierter Raum) auf. Es zeichnen sich zusätzlich auch zwischen den Ballungsräumen große Entwicklungsdifferenzen ab. Hinzu kommt - und dies ist für die Beurteilung der Standorte auch im internationalen Vergleich wichtig -, dass die 241 Irsch (1990). 242 Vgl. Sternberg (1996). 243 Vgl. Cooke/Morgan (1993)

268

Ballungsräume in Deutschland trotz scheinbar ähnlicher Ausstattung mit Ausbildungskapital und Innovationspotential unterschiedliche technologische und sektorale Entwicklungslinien eingeschlagen haben und Deutschland somit auch räumlich betrachtet internationalen Investoren ein sehr differenziertes Angebot an "Kompetenzzentren" unterbreitet (vgl. Kapitel III.1.4.1 oder III.1.5.2). III.2.1.4.1 Technologische Arbeitsteilung: Vergleich typisierter Raumstrukturen Der Natur der interregionalen Arbeitsteilung entsprechend sind die einzelnen Regionstypen beinahe "entkoppelt". Die regionale Arbeitsteilung sieht bei FuE in Deutschland entsprechend der gängigen Theorien auch in der Praxis vor (vgl. Tabelle III.2.5), • dass der Spitzentechnologiewettbewerb eher zwischen den Verdichtungsräumen ausgetragen wird (mit einer durchschnittlichen FuE-Personalintensität der Industrie in diesen Räumen von 4,9 % im Jahre 1997 im früheren Bundesgebiet) und • dass ländliche Räume und Räume mit Verdichtungsansätzen (FuE-Intensität: 2,1 bzw. 2,2 %) eher im Wettbewerb um mittlere und höherwertige Technologien244 stehen. Der technologische Wettbewerb zwischen Metropolen vollzieht sich somit auf einem entschieden höheren Niveau als der Wettbewerb zwischen weniger verdichteten Räumen. Sie stehen in globaler Konkurrenz. Ländliche Regionen mit geringerer Industriedichte und weniger marktmäßigen Verflechtungen sind in den Hochtechnologiewettbewerb der Ballungsgebiete nur wenig eingebunden. Das "Innovationsgefälle" zwischen Agglomerationen und den übrigen Räumen zeigt sich auch an der Häufigkeit von Patentanmeldungen.245 Ähnliches gilt für die räumliche Verteilung von Produkt- und Prozessinnovationen.246 Der Wettbewerb eher ländlich geprägter Räume auf mittlerem technologischen Niveau wird deutlich weniger durch die Intensität des Einsatzes von FuE in den Unternehmen entschieden, sondern in wohl mindestens gleichem Maße durch andere Faktoren. Dies erklärt auch den überdurchschnittlich hohen Anteil von Prozessinnovationen in diesen Regionen,247 die erforderlich sind, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Auf der Produktebene überwiegen Produktdifferenzierung, Marktneuheiten sind seltener. 244 Zur Abgrenzung von Spitzentechnologien und höherwertigen Technologien vgl. Grupp/Legler (1991). 245 Vgl. die Auswertungen von Greif (1998). Bei den Anmeldungen bei den nationalen Ämtern werden die Konturen des "FuE-Gefälles" im Patentgefälle jedoch kräftig nivelliert. 246 Vgl. Irsch (1990). Empirisch hierzu jüngst auch Niebuhr (1999). 247 Vgl. Pfirrmann (1991).

269

Tabelle III.2.5: FuE-Intensität nach Regionstypen in Deutschland 1985 bis 1997 Früheres Bundesgebiet

Früheres Bundesgebiet

Früheres Bundesgebiet

1985

1995

1997

hochverdichtet günstig strukturiert Kernstädte Umland altindustrialisiert Kernstädte Umland

4,5 4,9 7,1 2,7 2,2 2,5 1,7

4,6 5,1 7,8 3,1 1,6 2,1 1,0

4,9 5,5 8,6 3,3 1,7 2,2 1,1

Verdichtungsansätze

2,2

2,2

2,2

ländlich Voralpenraum ungünstig strukturiert peripher gelegen übriger Raum

1,8 2,6 1,5 1,0 2,2

2,0 3,2 1,5 1,0 2,3

2,1 3,5 1,5 1,0 2,4

insgesamt

3,4

3,4

3,6

Typisierung 1985 Regionstyp

Deutschland gesamt

Deutschland gesamt

1995

1997

Hochverdichtete Agglomerationsräume Kernstädte Umland Agglomerationsräume mit herausragenden Zentren Kernstädte Umland Verstädterte Räume höherer Dichte Verstädterte Räume mittlerer Dichte mit großen Oberzentren Verstädterte Räume mittlerer Dichte ohne große Oberzentren Ländliche Räume höherer Dichte Ländliche Räume geringerer Dichte

4,0 5,8 2,8 5,2 7,8 2,1 2,2 2,3 2,3 1,5 1,0

4,3 6,3 2,9 5,7 8,7 2,4 2,5 2,2 2,5 1,5 0,9

insgesamt

3,3

3,5

Typisierung 1996 Regionstyp

Quelle: SV-Wissenschaftsstatistik. - Bundesanstalt für Arbeit. - Angaben der BfLR/des BBR. - Berechnungen des NIW.

Die FuE-Intensität ist in hochverdichteten (Ballungs-)Räumen bundesweit im Schnitt mehr als doppelt so hoch wie in den übrigen Regionen: Industrielle FuE ist in Deutschland räumlich erheblich stärker konzentriert als die wirtschaftlichen Aktivitäten. Bei FuE-Standortentscheidungen wirken also zusätzliche FuE-spezifische Agglomerationseffekte,248 248 Vgl. dazu die Ausführungen bei Sternberg (1998). Unterschiedliche Standorterfordernisse von mehr oder weniger innovativen Unternehmen bzw. verschiedener Unternehmensfunktionen sind u.a. auch Gegenstand der Theorie der räumlich-funktionalen Arbeitsteilung innerhalb eines Landes (vgl. Bade 1979 oder im Hinblick auf Mehrbetriebsunternehmen Tödtling 1990).

270

• seien es Skaleneffekte in FuE bei Großunternehmen (FuE-Konzentration in der Unternehmenszentrale von Mehrbetriebsunternehmen), die einen Großteil des FuE-Personals absorbieren, oder aber • marktorientierte "Spillover-Effekte" zwischen Unternehmen, z.B. zwischen forschenden Unternehmen, Zulieferern und Kunden. • Besondere Bedeutung kommt aus der Sicht hochinnovativer Unternehmen neben der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal für den FuE-Prozess auch der FuE-Infrastruktur in Form von FuE-Einrichtungen und innovativen Dienstleistungsunternehmen zu. Hier überwiegen klar die Nettoagglomerationsvorteile vor negativen Agglomerationsexternalitäten.249 Ballungsräume können also erhebliche Vorteile bei industrieller FuE haben.250 Änderungen in der Verteilung zwischen den Regionstypen (De-Agglomeration oder Suburbanisierung) sind auch kaum zu beobachten: Ballungsräume haben ihre vergleichsweise hohe Attraktivität für industrielle FuE beibehalten. Eher zeigt sich gar eine weitere Verdichtung der FuE-Kapazitäten zugunsten der Kernstädte. Bemerkenswerte Unterschiede ergeben sich für den ländlich strukturierten Raum: Der Voralpenraum (FuE-Intensität 3,5 %) dürfte von Ausstrahlungseffekten aus München, Stuttgart/Ulm und der nahen Schweiz profitieren. Der übrige ländliche Raum liegt hingegen immer noch deutlich zurück (1,5 %). Er hat allerdings die als "altindustrialisiert" bezeichneten Montanregionen Nordrhein-Westfalens und im Saarland bereits erreicht, die als einzige signifikant und kontinuierlich nicht nur als Industrie-, sondern auch als FuE-Standorte an Bedeutung verloren haben. Trotz kontinuierlicher regionaler Fördermaßnahmen zugunsten der ländlichen und der "altindustrialisierten" Räume in Westdeutschland hat sich die Klassifizierung der Regionen nach ihren industriellen FuE-Potentialen zumindest in den letzten zwanzig Jahren also kaum geändert. Die Konzentration von industrieller FuE hat sich in Westdeutschland im vergangenen Jahrzehnt sogar eher noch verschärft, wohingegen sich die Industriebeschäftigung tendenziell in den letzten Jahren im früheren Bundesgebiet eher etwas gleichmäßiger im Raum verteilt hat (vgl. Tabelle III.2.6).

249 Vgl. Pfähler/Hoppe (1997) 250 Vgl. Beise/Gehrke et al. (1998).

271

Tabelle III.2.6: Grad der räumlichen Konzentration* von FuE und Beschäftigung in Deutschland 1985 bis 1997 Jahr

Beschäftigung

Forschung und Entwicklung

FuE-Intensität

Unternehmen früheres Bundesgebiet 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997

0,38 0,38 0,38 0,37 0,37 0,36 0,36

0,63 0,65 0,65 0,65 0,66 0,65 0,65

0,39 0,40 0,39 0,42 0,44 0,44 0,43

Deutschland 1995 1997

0,36 0,38

1997

0,38

0,65 0,65

0,42 0,42

Hochschulen 0,64

0,51

Wissenschaftliche Einrichtungen ** 1997

0,35

0,74

0,66

Öffentliche Forschung insgesamt ** 1997

0,35

0,65

0,53

Forschung und Entwicklung insgesamt ** 1997

0,35

0,61

0,41

* Gemessen am Gini-Koeffizienten auf dem Aggregationsniveau von (ab 1995: 97) Raumordnungsregionen. ** Aufgrund von Geheimhaltungsvorbehalten sind bei den Raumordnungsregionen Aggregationen vorgenommen worden. Anzahl 1997: 91. Quellen: WSV und Statistisches Bundesamt (unveröffentlichte Auswertungen). - Bundesanstalt für Arbeit, Beschäftigtenstatistik. - Schätzungen und Berechnungen des NIW.

Industrieller FuE kommt als Determinante der wirtschaftlichen Entwicklung vor allem für Verdichtungsräume überragende Bedeutung zu. Denn auf die Verdichtungsräume konzentrieren sich in Deutschland die zentralen Technologieaktivitäten: Beim Vergleich der FuE-Intensitäten in den Verdichtungsregionen im Bundesgebiet mit ihrer wirtschaftlichen Dynamik hat sich für die 80er Jahre ein sehr strikter Zusammenhang gezeigt.251 Allerdings darf nicht übersehen werden, dass die FuEPersonalkapazitäten in Westdeutschland ein Jahrzehnt lang schneller und nachhaltiger abgebaut worden sind als in den meisten übrigen hochentwickelten Industrieländern. Insofern dürfte sich auch die Position von Ballungsräumen im internationalen Wettbewerb um Marktanteile und Einkommen im letzten Jahrzehnt nicht verbessert haben. Aber auch im interregionalen Wettbewerb um die Produktionsfaktoren dürfte die Position von Verdichtungsräumen tendenziell nicht gestärkt worden 251 Vgl. Legler (1991 und 1994).

272

sein. Denn positive externe Effekte aus technologischen Wissens-Spillovers sind ein wesentlicher Vorteil, den diese Räume haben. Wird der Faktor Forschung und experimentelle Entwicklung jedoch klein geschrieben, dann erhalten negative Faktoren - z.B. auch die Kosten der Ballung252 (wie Mieten, Kosten, Verkehrs- und Umweltprobleme usw.) - stärkeres Gewicht. So ist es durchaus erklärlich, dass trotz geringfügig zunehmender Konzentration von industrieller FuE auf die führenden Regionen - bei gleichzeitiger Reduktion - die Spuren der Regionalverteilung von FuE nicht mehr in dem Maße in den gesamtwirtschaftlichen Erfolgsbilanzen der Regionen deutlich werden und dass sich die Beschäftigung etwas stärker in den weniger verdichteten Raum verlagert hat: In Zeiten eines "FuE-Stillstandes" kommen andere Standortvorteile stärker zum Tragen. Insgesamt bleibt es dennoch beim Grundmuster: Die Verdichtungsräume prägen maßgeblich das FuE-Ergebnis und die gesamtwirtschaftliche Erfolgsbilanz von Bundesländern. III.2.1.4.2 FuE-Schwerpunkte in verdichteten Räumen Auf multinationale Unternehmen entfällt der überwiegende Teil der FuEAufwendungen der Wirtschaft. Sie treffen ihre Investitions- und Standortentscheidungen im internationalen Rahmen, d.h. sie suchen sich weltweit den optimalen Standort. Vorrangig unterliegt zwar die Pflege der im internationalen Standortwettbewerb relevanten Faktoren der nationalstaatlichen Kompetenz. Bei der Konkretisierung ist jedoch Vieles auf der Ebene der regionalen Gebietskörperschaften beeinflussbar: Innovationsfreundliches Verwaltungshandeln, der Ausbildungs- und Wissensstand der Erwerbsbevölkerung, eine leistungsfähige Wissenschafts- und Forschungsinfrastruktur sowie attraktive innovationsrelevante Dienstleistungsangebote - d.h. die endogenen Innovationspotentiale - werden maßgeblich vor Ort mitgestaltet. Insofern ist es für die Außensicht höchst relevant, welche deutschen Regionen in besonderem Maße industrielle FuE-Aktivitäten attrahieren und binden konnten bzw. können. • FuE-Ballungsräume bildeten sich nach dem zweiten Weltkrieg verstärkt im süddeutschen Raum. Insgesamt ein Viertel des FuE-Personals entfällt auf die Großräume München und Stuttgart - sie sind von überragender Bedeutung (vgl. Abbildung III.2.3). Weitere Zentren - an diesen Großräumen gemessen jedoch deutlich zurückliegend - bilden (1997) die Verdichtungsräume Rhein-Main, Rhein-Neckar, Berlin, Düsseldorf, Darmstadt, Braunschweig, Köln und Nürnberg-Erlangen. In diesen Regionen ist die Hälfte des industriellen FuE-Personals Deutschlands versammelt. • Die Spitzengruppe - gemessen an den FuE-Intensitäten - besteht in Deutschland aus zehn (Raumordnungs-)Regionen, wovon allein acht in Süd- bzw. Südwestdeutschland liegen (vgl. Abbildung III.2.3). Es handelt sich um München, Darm-

252 Vgl. Pfähler/Hoppe (1997).

273

stadt, Stuttgart, Ludwigshafen, Berlin, Ingolstadt, Friedrichshafen, Mannheim/Heidelberg, Frankfurt/Wiesbaden. Niedersachsen ist in dieser "ersten Liga" durch den Raum Braunschweig vertreten. • Mit einem gewissen Abstand zur Spitzengruppe lassen sich fünf weitere Regionen identifizieren, die ebenfalls über ein hohes industrielles FuE-Potential verfügen. Auch in dieser Gruppe ist eher der west- und süddeutsche Raum begünstigt als Norddeutschland (Ulm, Dresden, Nürnberg/Erlangen, Köln und Hamburg). Darüber hinaus erreicht Bremen gerade noch die für Deutschland insgesamt ausgewiesene durchschnittliche FuE-Intensität. • Die Verdichtungsräume in Nordrhein-Westfalen sowie die Region Hannover binden zwar ebenfalls recht viele mit FuE beschäftigte Personen. Dies ist jedoch ein reiner Ballungsraumeffekt, denn gemessen an dem industriellen Potential ist die Ausstattung mit FuE dort eher schwach. Die Hierarchie der Regionen ist im Zeitablauf recht stabil. Signifikantes "Hereinwachsen" in die Spitzengruppe ist im Laufe der Zeit lediglich in den Raumordnungsregionen Braunschweig und Ingolstadt mit ihrer jeweiligen Spezialisierung auf den Automobilbau zu beobachten: Im Sog des Wachstums von Produktion und FuE in diesem Sektor sind diese Regionen nach oben gespült worden. • Deutschland besitzt also eine Reihe von "regionalen Kompetenzzentren", in denen sich das industrielle Wissen in konzentrierter Form, jedoch mit jeweils verschiedenen Schwerpunkten bündelt. Dabei zeigt sich neben den krassen Ausstattungsunterschieden zwischen Agglomerationsräumen und weniger verdichteten Regionen in Deutschland immer noch ein ausgesprochenes "Süd-NordGefälle" bei industrieller Forschung und Entwicklung, das sich seit Ende der 70er Jahre253 trotz der Nivellierungstendenzen in den 90er Jahren nur marginal gewandelt hat. Das Süd-Nord-Gefälle in FuE ist vor allem ein Gefälle zwischen den Ballungsgebieten Süd- und Norddeutschlands: • In Süddeutschland liegt die Mehrzahl der Verdichtungsräume (Hessen-Süd, Ludwigshafen, Unterer und Mittlerer Neckar, Mittelfranken und vor allem München) im Einsatz von FuE deutlich oberhalb des Bundesdurchschnittes; diese Regionen geben im Spitzentechnologiewettbewerb den Ton an. An Süddeutschland lässt sich demonstrieren, welche überragende Bedeutung für die FuETätigkeit den Ballungsgebieten zukommt.

253 Vgl. auch bereits Bonkowski/Legler (1985).

Abbildung III.2.3:

FuE-Personal und FuE-Intensität in den deutschen Raumordnungsregionen 1997

16,0 München 14,0

10,0

Starkenburg

8,0

Mittlerer Neckar

Rheinpfalz

6,0

Ingolstadt

Bodensee/Oberschw.

Donau-Iller (BW)

Unterer Neckar

Berlin Braunschweig

Hamburg Mittelfranken Oberes Elbtal/Erzgebirge

Hannover Mittlerer Oberrhein Duisburg/Essen Bochum/Hagen Bielefeld

2,0

Rhein-Main

Köln

Bremen

4,0

274

FuE Intensität in vH

12,0

Düsseldorf

0,0 0

5.000

10.000

15.000

20.000

25.000

FuE Personal in den Unternehmen

Quelle: WSV - Bundesanstalt für Arbeit, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. - Berechnungen des NIW.

30.000

35.000

40.000

275

Abbildung III.2.4:

FuE-Intensität in Deutschland 1997

276

• In Bayern konzentrierte sich das Innovationsgeschehen zunächst fast ausschließlich auf Nürnberg/Erlangen sowie vor allem auf den Raum München. Mittlerweile hat der Voralpenraum nachgezogen. Zudem ist durch die Ausstrahlungskraft von München und Nürnberg die räumliche "FuE-Lücke" zwischen diesen beiden Regionen durch die strukturellen Veränderungen im Raum Ingolstadt geschlossen worden. Hier spielen – wie bei Braunschweig – auch sektorale Struktureffekte (Automobilbau) eine große Rolle. • Ähnlich ist dies in Baden-Württemberg, wo neben dem "Dreiländereck" mit den Ballungszentren im Rhein-Main-Neckar-Raum zunächst Stuttgart eine herausragende Position eingenommen hatte, daneben der Bodenseeraum mit seiner Kompetenz in Luft- und Raumfahrt und Elektronik. Aber auch in Baden-Württemberg konnte eine räumliche Lücke geschlossen werden: Ulm gelang bei FuE der "Schulterschluss" sowohl zu Stuttgart als auch zum Bodenseeraum. Sektoraler Schwerpunkt ist dort die Elektronik. • Ein wichtiger Faktor für die regionalökonomischen Effekte von FuE ist die gütermäßige Verflechtung weniger verdichteter Gebiete mit innovierenden und prosperierenden Unternehmen in nahegelegenen Verdichtungsräumen, die die "Zugpferde" der Regionalentwicklung sind. Innovatorische Impulse schlagen sich in weniger verdichteten Räumen zunächst nicht so sehr in einer Aufstockung eigener FuE-Kapazitäten nieder, sondern führen zu vergleichsweise wenig FuE-intensiven Anpassungsentwicklungen und zu Technologietransfer. Die wirtschaftliche Dynamik in diesen weniger verdichteten Regionen wird somit eher nachfrageseitig geschürt ("Mitzieheffekte"). In späteren Entwicklungsphasen der Regionen reicht es hingegen vielfach nicht mehr aus, vorwiegend im Wettbewerb mittlerer und höherer Technologien Einkommen und Beschäftigung zu sichern. • Ein Innovationszentrum, von dem derartige Impulse ausgehen könnten, fehlt vor allem im norddeutschen Raum. Nur wenige Agglomerationen in den altindustrialisierten Gebieten des Ruhrgebiets sowie des Saarlandes und in den neuen Bundesländern sind am Einsatz von FuE-Personal gemessen weniger innovativ einzuschätzen als bspw. die niedersächsische Metropole Hannover. Das Zugpferd Norddeutschlands - der Hamburger Raum - hatte in der zweiten Hälfte der 80er Jahre spektakuläre Abwanderungen von großindustriellen FuE-Kapazitäten zu verkraften (Chemie, Mineralöl, Elektro, Luftfahrzeugbau), von denen er sich erst nach und nach erholt hat - weitgehend allerdings zu Lasten Bremens. Denn in Bremen sind gerade in der zweiten Hälfte der 90er Jahre erhebliche FuE-Arbeitsplatzverluste, vornehmlich im Luftfahrzeugbau, zu beklagen gewesen. Dies zeigt die Gefahren, die in einer starken Abhängigkeit von wenigen Technologielinien liegen können. Sie sind um so größer, je stärker die Branche konzentriert ist. Aufgrund der nicht-beliebigen Teilbarkeit wird in diesen Sektoren vorwiegend in großen Einheiten geforscht und entwickelt. FuE-Standortentscheidungen werden von Fall zu Fall getroffen und haben mehr als marginale Wirkungen für das regionale Innovationspotential. Zudem sind die "Spillover-Effekte" gerade der Luft-

277

fahrtindustrie als ausgesprochen niedrig einzuschätzen. Sie ist relativ isoliert, die Produktion von Wissen und seine Anwendung beschränkt sich weitgehend auf die sektoralen Grenzen,254 die innovatorischen Impulse auf die übrige regionale Wirtschaft sind daher nicht sehr hoch zu veranschlagen. • Nordrhein-Westfalens ungünstige Position im Technologiewettbewerb ist analog zu erklären. Sie ist durch die altindustrialisierten Räume des Ruhrgebiets geprägt, die den weniger verdichteten Räumen kaum innovatorische Impulse verleihen. Zudem wird auch in den übrigen Industrieregionen relativ wenig industrielle FuE betrieben. Allein der Raum Köln/Leverkusen kann im Technologiewettbewerb der Ballungsräume noch einigermaßen mithalten. Diese Region hat jedoch - wie auch die anderen forschungsintensiven Regionen entlang des Rheins - mit der nachlassenden Innovationsneigung der Chemischen/Pharmazeutischen Industrie in Deutschland mit am stärksten FuE-Kapazitäten eingebüßt.

III.2.2

Unternehmen, Betriebe und Beschäftigte in den forschungsintensiven Industrien (DIW)

Von den in der Unternehmenskartei der VVC erfassten und hier berücksichtigten rund 293.000 Unternehmen255 des Verarbeitenden Gewerbes im September 1998 gehörten 20 % zu den forschungsintensiven Branchen. Die Beschäftigtenstatistik zählte Ende Juni 1998 rund 247.000 Betriebe, von denen ein knappes Viertel den forschungsintensiven Zweigen des Verarbeitenden Gewerbes zugeordnet werden können. Der Anteil dieser Gewerbezweige ist hier also geringfügig höher als nach der VVC-Kartei. Ein Teil dieser Differenzen dürfte auf verschiedene Abgrenzungen für die Gruppe der FuE-intensiven Wirtschaftsbereiche zurückzuführen sein. Unter den forschungsintensiven Branchen bildet die Medizin-, Mess- und Steuerungs- und Regeltechnik mit einem Anteil an allen forschungsintensiven Branchen von knapp einem Drittel der Betriebe die größte Branche, gefolgt von den Maschinenbaubetrieben. Räumliche Spezialisierungsmuster werden zwar bereits auf der Basis der Zahl der Unternehmen oder Betriebe sichtbar, aussagekräftig ist indes erst ein Vergleich, der die Größenunterschiede von Betrieben berücksichtigt. Diese lassen sich am deutlichsten am Volumen der Wertschöpfung, hilfsweise am Umsatz ablesen. Sie werden hier aber mangels anderer Informationen an der Zahl der Beschäftigten gemessen.

254 Vgl. Härtel/Jungnickel et al. (1998). 255 Unternehmen ohne Beschäftigtenangabe wurden von der Auswertung ausgeschlossen.

278

Von den im Jahre 1998 reichlich 7,3 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland waren in den forschungsintensiven Branchen etwa zwei Fünftel tätig (Tabelle III.2.7). Gemessen an der Beschäftigung sind die Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung und der Kraftfahrzeugbau die größten Branchen (jeweils 14 % der Beschäftigten in forschungsintensiven Industrien). Die verschiedenen Zweige des Maschinenbaus zusammen genommen stellen rund 30 % der Arbeitsplätze, die Zweige der chemischen Industrie rund 15 %. Tabelle III.2.7: Betriebe und Beschäftigte in forschungsintensiven Zweigen des Verarbeitenden Gewerbes 1998 Betriebe

Beschäftigte

Beschäftigte je Betrieb

Forschungsintensive Zweige

58139

3135246

54

Sonstige Zweige

189015

4213110

22

Verarbeitendes Gewerbe insgesamt

247154

7348356

30

Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Die räumliche Konzentration des Unternehmensbesatzes wird sowohl mit dem Gini-Koeffizienten als auch dem Konzentrations-Koeffizienten gemessen. Der GiniKoeffizient ist ein anschauliches Maß für die relative Ungleichverteilung von Merkmalsbeträgen. Er kann Werte zwischen 0 (vollkommene Gleichverteilung über alle Regionen) und 1 (vollkommene Konzentration auf eine Region) annehmen. Ein Nachteil des Gini-Koeffizienten ist, dass er für verschiedene Häufigkeitsverteilungen der Merkmalsbeträge den gleichen Betrag aufweisen kann (Feuerstack 1975). Daher werden als Zusatzinformation die ebenfalls häufig benutzten KonzentrationsKoeffizienten ("concentrations ratios") ausgewiesen. Sie stellen beliebige Quantile der kumulierten Konzentrationskurve dar. Gemessen an der Zahl der Betriebe beträgt der Koeffizient der räumlichen Konzentration in den forschungsintensiven Branchen 0,4. Gemessen an der Zahl der Beschäftigten beträt er 0,5 (vgl. Abbildung III.2.5). Die forschungsintensiven Branchen sind stärker räumlich konzentriert als das übrige Verarbeitenden Gewerbe. Zu den Regionen mit den meisten Betrieben zählen Düsseldorf, Stuttgart, das RheinMain-Gebiet und München. Dort sind auch die meisten Beschäftigten dieser Branchen tätig (Tabelle III.2.8).

279

Abbildung III.2.5:

Regionale Konzentration der Betriebe und der Beschäftigten in den forschungsintensiven Zweigen des Verarbeitenden Gewerbes 1998 – Anteil der ... Regionen mit den meisten Beschäftigten an allen Regionen

13,8

Forschungsintensive Zweige

9,3

8,8

GiniKoeffizient

15,4

0,403 Sonstige Zweige

10,2

Verarbeitendes Gewerbe insgesamt

11,0

7,4

8,2

15,0 0,318

7,9

8,1

15,0 0,334

17,3

Forschungsintensive Zweige Sonstige Zweige

11,3

Verarbeitendes Gewerbe insgesamt

12,9

9,5 8,6 7,8

0

10,2

17,8

0,492

8,9

16,2

0,353

8,4

15,8

0,395

20

3 Regionen

40 6 Regionen

60

80

10 Regionen

100 20 Regionen

Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Tabelle III.2.8: Die zehn Raumordnungsregionen mit den meisten Betrieben und Beschäftigten in den forschungsintensiven Zweigen des Verarbeitenden Gewerbes 1998 Betriebe

Beschäftigte

Region

Zahl

Region

Zahl

3232 2721 2072 2013 1877 1518 1412 1366 1300 1042 18553

Struktur in % 5,6 4,7 3,6 3,5 3,2 2,6 2,4 2,4 2,2 1,8 31,9

Stuttgart Düsseldorf München Köln Rhein-Main Braunschweig Mittelfranken Bochum/ Hagen Rheinpfalz Berlin Gesamt

242906 164347 134857 105747 100785 92419 85598 85453 74292 73502 1159906

Struktur in % 7,8 5,2 4,3 3,4 3,2 3,0 2,7 2,7 2,8 2,3 37,0

Düsseldorf Stuttgart Rhein-Main München Berlin Bochum/ Hagen Bielefeld Duisburg/ Essen Köln Schwarzwald-BaarHeuberg Gesamt Alle Regionen

58139

100,0

Alle Regionen

3135246

100,0

Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

280

Der Anteil der forschungsintensiven Betriebe an allen Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes differiert zwischen den Regionen erheblich. Die Spannweite reicht von 13 % bis 35 %. Der Anteil ist am höchsten in Schwarzwald-Baar-Heuberg, Bremen, Berlin und München. Den geringsten Anteil haben Betriebe der forschungsintensiven Branchen in eher ländlich geprägten Regionen. Der Beitrag der forschungsintensiven Zweige zur Beschäftigungslage in den Regionen variiert ebenfalls sehr stark. Gemessen an der Zahl der Beschäftigten ist die Streuung noch stärker. Sie reicht von 13 % (Altmark) bis 72 % (Rheinpfalz) und beträgt im Durchschnitt 44 %. Regionen mit einem hohen Anteil Beschäftigter in forschungsintensiven Branchen liegen überwiegend im süd- und südwestdeutschen Raum (vgl. Abbildung III.2.6). Im übrigen Bundesgebiet ragt allein die Region Braunschweig mit einem weit überdurchschnittlichen Spezialisierungsgrad hinsichtlich forschungsintensiver Branchen heraus.

281

Abbildung III.2.6:

Beschäftigte in Betrieben der forschungsintensiven Industrien im Verarbeitenden Gewerbe im Jahr 1998

SchleswigHolstein Mitte

Bremen

Niederlande

Polen

Braunschweig

Köln

Main-Rhön

Tschechische Republik

Starkenburg Mittelfranken Unterer Neckar

Regensburg

Rheinpfalz Mittlerer Oberrhein

Stuttgart

Ingolstadt Landshut

Frankreich Donau-Iller

SchwarzwaldBaar-Heuberg

München

Österreich

Schweiz

50

0

50 Kilometer

Raumordnungsregionen mit einem Anteil der Beschäftigten in den forschungsintensiven Industrien an allen Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe von ...%: 12 - 20 21 - 30 31 - 40

41 - 50 51 - 60 61 - 72

* Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30. Juni 1998. Quellen: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Um die Bedeutung der forschungsintensiven Branchen für die Beschäftigung in den Regionen zu bewerten, muss die Beschäftigtenzahl zusätzlich auf alle Erwerbstätigen bezogen werden. Im Schnitt waren im Juni 1998 in Deutschland 11,5 % aller Beschäftigten in forschungsintensiven Branchen tätig und weitere 15,5 % in den

282

sonstigen Zweigen des Verarbeitenden Gewerbes. In der Rheinpfalz, in Ingolstadt und in Schwarzwald-Baar-Heuberg ist der Anteil der Beschäftigten forschungsintensiver Betriebe am höchsten (26 bis 27 %), in der Altmark ist er am geringsten (1,5 %). Wie die Abbildung III.2.6 zeigt, gibt es im südwestdeutschen Raum eine größeres zusammenhängendes Gebiet mit hohem Besatz forschungsintensiver Industrien und in Ostdeutschland ein großes zusammenhängendes Gebiet mit einem unterdurchschnittlichen Besatz. Zwischen Betriebsgröße und Innovationsverhalten besteht zahlreichen empirischen Befunden zufolge ein enger Zusammenhang. Insofern könnte die jeweilige Betriebsgrößenstruktur Hinweise auf Innovationspotentiale der Regionen liefern. Im Prinzip bietet die Beschäftigtenstatistik auch diese Informationen. Sie waren allerdings dem DIW nicht zugänglich. Anhand der verfügbaren Informationen konnten für die einzelnen Regionen lediglich die durchschnittliche Betriebsgröße nach Wirtschaftszweigen errechnet werden. Bereits diese Kennziffer zeigt starke regionale Unterschiede. Die größeren Betriebe in der forschungsintensiven Industrie sind vor allem in den südlichen Regionen Deutschlands zu finden (vgl. Abbildung A.III.2.1). In Ostdeutschland dagegen liegt die durchschnittliche Betriebsgröße der forschungsintensiven Industrien in allen Regionen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

III.2.3

Junge Unternehmen und Beschäftigte in jungen Betrieben (DIW)

III.2.3.1

Junge Unternehmen

Nach der hier vorgenommen Abgrenzung von jungen Unternehmen (Unternehmen mit einem und mehr Beschäftigten mit dem ersten Registereintrag in den Jahren 1995 bis 1997) beläuft sich die Zahl der jungen Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe auf knapp 36.000. Davon gehörte ein knappes Viertel zu den Branchen der FuE-intensiven Wirtschaftszweige, also der Zweige der Spitzentechnik und der höherwertigen Technik zusammengenommen. Innerhalb der Gruppe der FuEintensiven Unternehmen beläuft sich der Anteil der jungen Unternehmen auf 15 %, er ist damit höher als der Anteil der jungen Unternehmen an allen Unternehmen in den nicht FuE-intensiven Zweigen (12 %). In der Aufbereitung nach Raumordnungsregionen zeigt sich, dass die regionalen Unterschiede in der Bedeutung der jungen Unternehmen nur wenig mit dem Verdichtungsgrad der Regionen korrelieren. Ein hoher Anteil junger Unternehmen in den FuE-intensiven Zweigen ist sowohl in verdichteten Regionen zu beobachten als auch in den weniger verdichteten Regionen. Auch in den neuen Ländern gibt es Regionen, die einen über- bzw. einen unterdurchschnittlichen Anteil junger Unternehmen aufweisen.

283

In der Kartei des VVC sind in den Zweigen des wissensintensiven unternehmensnahen Dienstleistungsbereichs rund 55.000 Unternehmen zwischen 1995 und 1997 gegründet worden, die im September 1998 noch bestanden. Knapp die Hälfte davon zählt zu den technologieorientierten Zweigen im wissensintensiven unternehmensnahen Dienstleistungsbereich. Zwischen den beiden Gruppen - technologieintensiv und nicht-technologieintensiv - gibt es nur geringe Unterschiede im Altersaufbau: In den technologieorientierten Zweigen sind 25 % der Unternehmen nicht älter als drei Jahre, in den nicht-technologieorientierten Zweigen 21 %. Die regionale Aufbereitung zeigt, wie im Verarbeitenden Gewerbe, dass die räumlichen Unterschiede in der Altersstruktur der technologieorientierten Dienstleister nur wenig mit dem Verdichtungsgrad zusammenhängen. III.2.3.2

Beschäftigte in jungen Betrieben

Von den Ende Juni 1998 im Rahmen der Beschäftigtenstatistik erfassten 7,35 Mio. Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes waren 2 % in Betrieben tätig, die drei Jahre und jünger waren. In den FuE-intensiven Branchen belief sich dieser Anteil der Beschäftigten in jungen Betrieben auf 1,4 %, in den sonstigen Zweigen des Verarbeitenden Gewerbes bei 2,4 %. Angesichts der in den neuen Ländern nach der Wende einsetzenden Gründungswelle überrascht es nicht, dass in den forschungsintensiven Branchen der Anteil der Beschäftigten in jungen Betrieben in Ostdeutschland mit 4,1 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt (vgl. Tabelle III.2.9). Ein räumliches Muster der Altersstruktur ist – gemessen an diesem Indikator - jedoch nicht erkennbar. Unter den Raumordnungsregionen in den neuen Ländern ist er am höchsten in der Uckermark, in Halle und im Oderland (Anteil von 11 %). In Westdeutschland sind in den jungen Betrieben der forschungsintensiven Industrien im Durchschnitt 1,1 % der Beschäftigten tätig. Am oberen Ende der Regionenskala rangieren das bayerische Oberland (4,8 %) und einige norddeutsche Regionen. Es handelt sich also um eher ländlich geprägte Regionen und um Regionen am Rande der Großstädte. Im wissensintensiven unternehmensnahen Dienstleistungsbereich waren von den im Jahre 1998 registrierten 1,4 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 8,6 % in jungen Betrieben tätig. Die Bedeutung junger Betriebe für die Beschäftigung ist somit hier deutlich höher als im Verarbeitenden Gewerbe. In technologieorientierten Branchen des Dienstleistungsbereichs ist der Beschäftigtenanteil mit 8,4 % etwas niedriger als in den nicht-technologieorientierten Branchen (8,9 %).

284

Tabelle III.2.9: Die zehn Raumordnungsregionen in Ost- und in Westdeutschland mit dem höchsten Anteil an Beschäftigten in jungen Betrieben in forschungsintensiven Industrien 1998 Ostdeutschland Region Uckermark-Barnim Halle/S. Oderland-Spree Mecklenburgische Seenplatte Altmark Oberlausitz-Niederschlesien Prignitz-Oberhavel Dessau Westsachsen Nordthüringen

Westdeutschland Anteil

1)

11,9 11,2 10,6 8,9 8,3 8,1 6,1 5,6 5,6 5,1

Region

Anteil1)

Oberland Ost-Friesland Emsland Hamburg-Umland-Süd Bremen-Umland Trier Schleswig-Holstein Ost Hochrhein-Bodensee Aachen Saar

4,8 4,3 3,5 2,7 2,7 2,6 2,6 2,6 2,3 2,3

Ostdeutschland 4,1 Westdeutschland Deutschland 1,4 Deutschland 1) Anteil der Beschäftigten in jungen Betrieben an allen Beschäftigten. Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

1,1 1,4

Tabelle III.2.10: Die zehn Raumordnungsregionen in Ost- und in Westdeutschland mit dem höchsten Anteil an Beschäftigten in jungen Betrieben in technologieintensiven wissensbasierten Dienstleistungszweigen 1998 Ostdeutschland Region Dessau Magdeburg Altmark Halle/S. Uckermark-Barnim Westmecklenburg Oberlausitz-Niederschlesien Vorpommern Westsachsen Südthüringen

Westdeutschland Anteil

1)

20,0 17,6 17,1 16,8 16,6 16,6 16,2 15,6 15,5 14,4

Region Emscher-Lippe Saar Oberpfalz-Nord Bayerischer Untermain Hochrhein-Bodensee Ingolstadt Regensburg Ost-Friesland Hamburg-Umland-Süd Arnsberg

Anteil1) 25,8 16,9 16,7 15,8 15,0 14,4 14,3 14,0 12,8 12,4

Ostdeutschland 11,9 Westdeutschland 7,4 Deutschland 8,4 Deutschland 8,4 1) Anteil der Beschäftigten in jungen Betrieben an allen Beschäftigten. Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

In regionaler Betrachtung zeigt sich auch hier, dass die Altersstruktur in den technologieorientierten Dienstleistungszweigen in den neuen Ländern mit 11,9 % günstiger ist als in den alten Ländern (7,4 %) (vgl. Tabelle III.2.10).

285

III.2.4

Unternehmen, Betriebe und Beschäftigte im technologieorientierten wissensbasierten unternehmensnahen Dienstleistungsbereich (DIW)

Die in der VVC-Kartei im September 1998 erfassten 313.000 Unternehmen des wissensbasierten unternehmensnahen Dienstleistungsbereichs gehören zu 40 % zu Branchen, die als technologieorientiert klassifiziert wurden. Die Betriebsdatei der Beschäftigtenstatistik weist für Ende 1998 reichlich 180.000 Betriebe in Branchen aus, die hier zu den wissensbasierten unternehmensnahen Dienstleistungszweigen gezählt werden. Davon gehören knapp 80.000 zu den technologieorientierten Zweigen. Die größte Gruppe bilden die Architektur- und Ingenieurbüros (70 % der Betriebe), gefolgt von der Gruppe der Softwarehäuser (16 %) und den Labors für technische, physikalische und chemische Untersuchungen (5 %). In der Gruppe der wissensbasierten Dienstleistungen, die als nicht-technologieorientiert eingestuft werden, waren zu diesem Zeitpunkt gut 100.000 Betriebe registriert. Mehr als vier Fünftel dieser Betriebe sind im Bereich der wirtschaftlichen Beratung tätig. Gemessen an der Zahl der Beschäftigten zeigt sich zwar eine nahezu gleiche Rangfolge der Branchen, die Anteilswerte sind jedoch anders. Von den gut 735.000 Beschäftigten in den technologieorientierten wissensbasierten Dienstleistungszweigen entfallen auf die Beschäftigten der Architektur- und Ingenieurbüros etwa 46 % (vgl. Tabelle III.2.11). Unbekannt ist, wie groß hierunter die Beschäftigungsanteil in Architekturbüros ist. Hier wäre sicherlich eine weitere Untergliederung hilfreich, dies geben die Daten aber nicht her. Die Softwarehäuser stellen 20 % der Arbeitsplätze. Den dritten Rang nimmt die Forschung und Entwicklung in den Natur- und Ingenieurwissenschaften und in der Medizin ein(16 %). Etwa gleichgewichtig sind die technisch, physikalischen und chemischen Untersuchungslabors (6 %) sowie die Branche der Datenverarbeitungsdienste (7 %). In den Betrieben der zweiten Gruppe der wissensbasierten Dienstleistungen, den nicht-technologieorientierten Branchen, waren Mitte 1998 knapp 660.000 Personen beschäftigt, die meisten davon in der Wirtschaftsberatung (86 %). Der Gini-Koeffizient weist für die Betriebe der technologieorientierten Dienstleistungszweige einen Wert von 0,42 auf. Die räumliche Konzentration der einzelnen Branchen der technologieorientierten Dienstleistungszweige schwankt recht stark (vgl. Tabelle A.III.2.1). Sie ist besonders gering bei den Architektur- und Ingenieurbüros. Sie ist besonders hoch bei den Zweigen Datenbanken und Sonstige Datenverarbeitungstätigkeiten. Diese Bereiche sind allerdings mit nur wenigen Betrieben vertreten, insofern ist das hohe Konzentrationsmaß ein statistischer Reflex des geringen Besatzes. Betriebe von nicht-technologieorientierten Dienstleistungszweigen sind im Durchschnitt etwas stärker konzentriert als technologieorientierte Betriebe.

286

Tabelle III.2.11: Betriebe und Beschäftigte in wissensbasierten Dienstleistungszweigen 1998 Betriebe Technologieorientierte Dienstleistungszweige

Beschäftigte

Beschäftigte je Betrieb

100,0

100,0

9

1,2

1,4

11

15,8

20,1

12

Datenverarbeitungsdienste

3,4

6,4

18

Datenbanken

0,1

0,1

16

Instandhaltung

1,4

1,9

13

Sonstige DV-Tätigkeiten

0,2

0,3

13

FuE in Natur- und Ingenieur-, Agrarwissenschaften, Medizin

3,2

16,6

49

69,5

46,3

6

5,3

6,9

12

100,0

100,0

7

0,5

1,4

18

Wirtschaftsberatung, Markt- und Meinungsforschung

84,5

86,4

7

Werbung

15,0

12,2

5

Darunter: Hardwareberatung Softwarehäuser

Architektur- und Ingenieurbüros Techn., physik., chem. Untersuchung Nicht-technologieorientierte Dienstleistungszweige Darunter: FuE in Rechts-, Wirtschafts-, Sozialwissenschaften

Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Auch bei der räumlichen Konzentration zeigt die Berechnung anhand der Beschäftigung ein geändertes Bild (vgl. Abbildung III.2.7). Die Arbeitsplätze bei den technologieorientierten Branchen sind deutlich stärker (0,55) als die Betriebe dieser Gruppe konzentriert (0,42). Auch hier sind die Unterschiede zwischen den Branchen sehr groß. Die höchste Konzentration weisen wiederum die Datenbanken und die sonstigen Datenverarbeitungstätigkeiten auf, Branchen also mit insgesamt nur wenigen Arbeitsplätzen. Auf der anderen Seite ist die Branche der Architektur- und Ingenieurbüros zu nennen, die die geringste räumliche Konzentration aufweist und zugleich die meisten Arbeitsplätzen hat.

287

Abbildung III.2.7:

Regionale Konzentration der Beschäftigten in den wissensbasierten Dienstleistungszweigen 1998 – Anteil der ... Regionen mit den meisten Beschäftigten an allen Regionen

Technologieorientierte Dienstleistungszweige

21,2

10,6

12,7

GiniKoeffizient 0,554

18,3

Darunter: Hardwareberatung

38,9

11,7

13,8

14,6 0,754

Softwarehäuser

27,1

Datenverarbeitungsdienste

25,7

14,7

16,1 15,5

Datenbanken

12,7

16,8 54,3

FuE in Natur- u. Ing.-, Agrarwiss., Medizin

29,2

Architektur- und Ingenieurbüros

18,0

14,0 10,8

Techn., physik., chem. Untersuchung

20,8

13,4

Nicht-techn.orientierte Dienstleistungszweige

20,1

14,6

0,672

26,1

37,2

Sonstige DV-Tätigkeiten

0,689

18,4

45,8

Instandhaltung

18,0

17,4

12,9

12,8

14,1

9,6

12,4

10,4

0,907 0,751

13,3

0,862 0,702

18,4

0,481

16,3

10,1

0,554

16,6

11,3 12,4

0,530

14,0

Darunter: FuE in Rechts-, Wirtsch.-, Sozial.wiss.

13,1

44,2

Wirtsch.beratung, Markt- u. Meinungsfo.

13,9

18,9

Werbung

20

3 Regionen

14,5

0,806

14,7

16,8

31,5

0

12,5

11,3

0,514

10,8

40

6 Regionen

13,0

60

0,653

80

10 Regionen

100

20 Regionen

Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Wie die Verteilung auf die Regionen aussieht, zeigt Tabelle III.2.12. Es handelt sich vor allem um großstädtisch geprägte Regionen. Die meisten Betriebe sind in Berlin, München und Stuttgart, die meisten Arbeitsplätze in München und mit einem deutlichen Abstand im Rhein-Main-Gebiet sowie in Berlin angesiedelt.

288

Tabelle III.2.12: Die zehn Raumordnungsregionen mit den meisten Betrieben und Beschäftigten in den technologieorientierten wissensbasierten Dienstleistungszweigen 1998 Betriebe Region

Beschäftigte Struktur in % Region

Zahl

Zahl

Struktur in %

Berlin

4607

5,8

München

63594

8,6

München

4046

5,1

Rhein-Main

47248

6,4

Stuttgart

3548

4,5

Berlin

45441

6,2

Rhein-Main

3092

3,9

Stuttgart

40132

5,5

Düsseldorf

2748

3,5

Düsseldorf

27744

3,8

Köln

2055

2,6

Hamburg

25186

3,4

Hamburg

1958

2,5

Duisburg/Essen

21531

2,9

Westsachsen

1830

2,3

Unterer Neckar

19678

2,7

Oberes Elbtal

1810

2,3

Köln

19422

2,6

Duisburg/Essen

1688

2,1

Gesamt

27382

34,5

Alle Regionen

79370

100,0

17347

2,4

Gesamt

Mittlerer Oberrhein

327323

44,5

Alle Regionen

735718

100,0

Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Die Bedeutung dieser Branchen für die Arbeitsplatzsituation in der Region ist an ihrer Intensität abzulesen (vgl. Tabelle A.III.2.2). Im Durchschnitt der Bundesrepublik waren 2,7 % der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im technologieorientierten Dienstleistungsbereich zu finden. Mehr als doppelt so hoch (6,4 %) ist die Intensität in München. Überraschend ist, dass alle Regionen in Ostdeutschland einen durchschnittlichen, vielfach sogar einen überdurchschnittlichen Anteil dieser Branchen aufweisen (vgl. Abbildung III.2.9). Dies liegt an der überdurchschnittlichen Bedeutung der Gruppe "Architektur- und Ingenieurbüros" in diesen Regionen. In den westdeutschen Regionen mit einem überdurchschnittlichen Anteil (etwa München, Unterer Neckar, Starkenburg oder Mittlerer Oberrhein) geben dagegen die EDV-orientierten Branchen den Ausschlag für den hohen Anteil an technologieorientierten Diensten.

289

Abbildung III.2.8:

Beschäftigte in Betrieben der technologieorientierten unternehmensnahen Dienstleistungen 1998

Niederlande

Polen Berlin

Oberes Elbtal/ Osterzgebirge Aachen

Rhein-Main

Tschechische Republik

Starkenburg Unterer Neckar

Mittlerer Oberrhein

Frankreich München

Österreich

Schweiz

50

0

50 Kilometer

Raumordnungsregionen mit einem Anteil der Beschäftigten in technologieorientierten Betrieben an allen Beschäftigten von ...%: 0.9 - 1.9 2.0 - 2.9 3.0 - 3.9

4.0 - 4.9 5.0 - 6.4

* Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30. Juni 1998. Quellen: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

290

Abbildung III.2.9:

Beschäftigte in Betrieben der technologieorientierten unternehmensnahen Dienstleistungen im Jahr 1998

Mittleres Mecklenburg/ Rostock Mecklenburgische Seenplatte

Niederlande

Polen

OderlandSpree HavellandFläming Magdeburg LausitzSpreewald Halle

Westsachsen Oberes Elbtal/ Osterzgebirge

Mittelthüringen Aachen

Ostthüringen

Tschechische Republik

Starkenburg Unterer Neckar

Mittlerer Oberrhein

Frankreich München

Österreich

BodenseeOberschwaben

Schweiz

50

0

50 Kilometer

Raumordnungsregionen mit einem Anteil der Beschäftigten in technologieorientierten Betrieben an allen Beschäftigten in wissensbasierten unternehmensnahen Dienstleistungen von ...%: 31 - 40 41 - 50 51 - 60 61 - 71 * Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30. Juni 1998. Quellen: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Die durchschnittliche Betriebsgröße ist in den technologieorientierten Zweigen der wissensbasierten Dienstleistungen sind mit 9 Beschäftigten je Betrieb fast so groß wie bei den nicht-technologieorientierten Dienstleistungen. Die regionale Verteilung zeigt kein klares räumliches Erklärungsmuster (vgl. Abbildung A.III.2.2).

291

III.2.5

Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen (DIW)

Im Jahre 1997 waren in den 866 in die Auswertung einbezogenen Einrichtungen der außeruniversitären Forschung bundesweit 99400 Personen (Vollzeitäquivalente) tätig. Darunter waren 73.500 Personen unmittelbar mit Forschung und Entwicklung beschäftigt, jeweils zur Hälfte als wissenschaftliches Personal und als technisches und sonstiges Personal. Gegenüber den Vorjahren ist die Zahl der FuE-Beschäftigten geringfügig zurückgegangen, gegenüber 1995 um 2 %. Der überwiegende Teil der FuE-Beschäftigten (64 %) war in den gemeinsam von Bund und Ländern geförderten Einrichtungen tätig und darunter in den Großforschungseinrichtungen (30 %), in den Max-Planck-Instituten und in den Blaue-Liste-Einrichtungen (jeweils 13 %) sowie in den Fraunhofer-Gesellschaften (9 %). Die Institute an den Hochschulen bilden mit einem Anteil von 6 % nur eine kleine Gruppe. Der weit überwiegende Teil der öffentlich geförderten Forschung ist demnach als Grundlagenforschung einzustufen, die eher anwendungsorientierte Forschung hat dagegen kein großes quantitatives Gewicht. Die Aufteilung der Beschäftigung nach Wissenschaftszweigen zeigt die große Bedeutung der naturwissenschaftlich-technischen Forschung. Allein in den Naturwissenschaften sind gut zwei Fünftel des FuEPersonals tätig, und ein weiteres Viertel forscht auf dem Gebiet der Ingenieurwissenschaften. In der Medizin sind lediglich 7 % der Forscher aktiv und damit weniger als in den Geistes- und Sozial- (15 %) und Agrarwissenschaften (9 %). Der zweite Indikator für die Forschungsaktivitäten der öffentlichen und öffentlich geförderten Einrichtungen sind die FuE-Ausgaben. Sie beliefen sich im Jahre 1997 auf reichlich 12 Mrd. DM, pro FuE-Beschäftigten waren dies 167.000 DM. Der überwiegende Teil der Mittel fließt in die Bereiche Natur- (47 %) und Ingenieurwissenschaften (28 %). Die Verteilung ist also hier ähnlich wie beim Personal. Angesichts des erwähnten Berechnungsmodus ist dies nicht überraschend. Die Aufbereitung der Daten nach Regionen zeigt eine hohe Konzentration der Kapazitäten auf wenige Regionen. Das FuE-Personal ist weitaus stärker regional konzentriert als etwa die forschungsintensiven Industrien oder die unternehmensnahen Dienstleistungen. In den zehn Raumordnungsregionen mit dem meisten FuEPersonal sind allein knapp 60 % aller Forscher angesiedelt (vgl. Abbildung III.2.10). In den am stärksten besetzten Regionen, Berlin und München, sind es jeweils 12 %, in Aachen und im Raum Karlsruhe (Region Mittlerer Oberrhein) jeweils 6 % und in Braunschweig 4 % (vgl. Tabelle III.2.13). Das untere Ende der Skala zeigt immerhin acht Regionen, in denen es überhaupt keine FuE-Aktivitäten gibt. Eine ähnliche Verteilung ergibt sich bei den FuE-Ausgaben.

292

Abbildung III.2.10: Regionale Konzentration der außeruniversitären Forschungseinrichtungen 1997 – Anteil der ... Regionen an allen Regionen1) mit dem höchsten Besatz in %

GiniKoeffizient

FuE-Beschäftigte

30,4

FuE-Ausgaben

31,4

0

13,8

13,8

14,0

20 3 Regionen

40 6 Regionen

20,0

14,0

0,774

20,6

60

0,779

80

10 Regionen

100 20 Regionen

1) Bei Regionen ohne Angaben: Zahl wird mit 0 angenommen Quelle: Statistisches Bundesamt, DIW.

Tabelle III.2.13: FuE-Personal und FuE-Ausgaben der wissenschaftlichen Einrichtungen 1997 in den zehn stärksten Raumordungsregionen FuE-Personal

FuE-Ausgaben

Region

Zahl

Struktur in % 12,4 11,6 6,3 6,0 4,0 3,8 3,8 3,4 3,4 3,3

Berlin München Mittl. Oberrhein Aachen Braunschweig Stuttgart Hamburg Bonn Unterer Neckar Oberes Elbtal

9086 8559 4616 4426 2940 2822 2798 2530 2478 2437

Gesamt

42692 58,1

Region

Tsd. DM

Berlin München Mittl. Oberrhein Aachen Stuttgart Hamburg Braunschweig Köln Bonn Oberes Elbtal

1.538.994 1.295.033 1.021.215 699.514 523.085 470.860 426.220 423.978 421.208 415.945

Struktur in % 12,5 10,6 8,3 5,7 4,3 3,8 3,5 3,5 3,4 3,4

Gesamt

7.236.054

59,0

Alle Regionen 73495 100,0 Alle Regionen 12.267.597 100,0 Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

293

Um die Bedeutung der außeruniversitären Forschung für die Regionen vergleichbar zu machen, wird wiederum das dort beschäftigte Forscher-Potential auf alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Region bezogen. Die Bedeutung dieser Einrichtungen für das Arbeitsplatzangebot in den Regionen ist sehr unterschiedlich: In Aachen und in Karlsruhe ist sie am größten, dort beläuft sich ihr Anteil auf 1,3 % aller Beschäftigten. Mit ein wenig Abstand folgen die Regionen Göttingen, Bonn, München, Berlin und Braunschweig (vgl. Abbildung III.2.11). Auch in vielen nordund ostdeutschen Regionen liegt der Besatz mit diesen Einrichtungen über dem Bundesdurchschnitt. Ein ausgeprägtes Süd-Nord-Gefälle ist demnach nicht festzustellen. Näheren Aufschluss darüber, ob es auch Differenzen zwischen den Raumordnungsregionen hinsichtlich des Besatzes in den verschiedenen Wissenschaftszweigen gibt, lässt die Sonderauswertung aus Geheimhaltungsgründen nicht zu. Hilfsweise wird daher eine Aufstellung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach Bundesländern und Wissenschaftszweigen herangezogen. Demzufolge konzentrieren sich die Forschungsausgaben im gewichtigsten Wissenschaftszweig, der Naturwissenschaften, auf die Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Berlin. Mehr als die Hälfte der Ausgaben entfallen auf diese Bundesländer. Beim zweitgrößten Posten, den Ingenieurwissenschaften, ist die regionale Konzentration noch höher. Die Hälfte der Ausgaben entfallen hier auf Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die unterschiedlichen Verteilungen führen auch zu unterschiedlichen regionalen Spezialisierungen. So ist insbes. Hamburg und Bremen die naturwissenschaftliche Forschung überdurchschnittlich stark ausgeprägt, während in Baden-Württemberg, ganz überwiegend ingenieurwissenschaftliche Forschung betrieben wird (vgl. Abbildungen III.2.12 und A.III.2.3). Berlin, die Stadt mit den höchsten Pro-Kopf-Ausgaben, weist stärker als alle anderen Bundesländer hohe Anteile bei den Human-, Geistes- und Sozialwissenschaften auf.

294

Abbildung III.2.11: FuE-Personal in wissenschaftlichen Einrichtungen 1997

Niederlande

Polen Berlin Braunschweig Havelland-Fläming

Göttingen Oberes Elbtal/ Osterzgebirge Aachen

Bonn

Tschechische Republik Unterer Neckar

Mittlerer Oberrhein

Frankreich

München

Österreich

Schweiz

50

0

50 Kilometer

Raumordnungsregionen mit einem Anteil des FuE-Personals in wissenschaftlichen Einrichtungen an allen Beschäftigten von ...% : 0 0,01 - 0,20

0,41 - 0,60 0,61 - 0,80

0,21 - 0,40 keine Angabe

0,81 - 1,31

Quellen: Statistisches Bundesamt, DIW.

Nachrichtlich: Bundesgebiet insgesamt 0,27 %

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

295

Abbildung III.2.12: FuE-Ausgaben der wissenschaftlichen Einrichtungen des öffentlichen Sektors 1997

125,9 94,4 275,7

322,9

444,9

Niederlande

Polen

127,9 95,6 180,5

117,6

152,2

99,4 83,9 56,6

Tschechische Republik

85,3 222,8

126,7

Frankreich

Österreich

50

Schweiz

0

50 Kilometer

Bundesländer mit Ausgaben für Forschung und Entwicklung 1997 in DM pro Einwohner in %: Naturwissenschaften Ingenieurwissenschaften Humanmedizin

Agrarwissenschaften Geisteswissenschaften Sozialwissenschaften

keine Angaben

Zahlen = Gesamtausgaben (DM je Einwohner) innerhalb eines Bundeslandes Größe der Kreise steht in Relation zu den Gesamtausgaben Quelle: Statistisches Bundesamt.

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

296

III.2.6

Patente (DIW)

III.2.6.1

Regionale Patentanmeldungen am DPMA 1992-1994

Der folgenden Betrachtung der regionalen Verteilung der Patentanmeldungen liegen die Analysen von Greif zugrunde. Sie zeigen, dass das Patentaufkommen regional sehr unterschiedlich verteilt ist. Es streut bereits auf Länderebene stark; bei kleineren Raumeinheiten - Raumordnungsregionen, Arbeitsmarktregionen und Kreise ergeben sich erst recht deutliche Unterschiede. Spitzenreiter beim Patentaufkommen, abgegrenzt nach dem Erfindersitz, sind die Länder Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen. Dies gilt grundsätzlich sowohl in absoluter Betrachtung als auch bei Berücksichtigung der regionalen Unterschiede von Einwohnerzahl und Beschäftigung. Wird die Einwohnerzahl berücksichtigt, nimmt Nordrhein-Westfalen allerdings noch nach Rheinland-Pfalz erst Rang 5 ein. Auf Länderebene streut die Patentintensität zwischen 15,8 Patenten je 100.000 Beschäftigte in Mecklenburg - Vorpommern und 191,3 in Baden-Württemberg, bei einem Mittelwert für Deutschland von 109,6. Auf der Ebene der Raumordnungsregionen ist die Streuung erwartungsgemäß größer. Auf die drei Regionen mit der höchsten Zahl der Anmeldungen - Stuttgart, München und Düsseldorf - entfallen rund ein Fünftel aller Patente, auf die zehn aufkommensstärksten Regionen 43 %. Die Patentintensität ist in der Altmark (5,5 Patentanmeldungen) am niedrigsten, am höchsten ist sie in der Region Stuttgart (252,6) (vgl. Abbildung III.2.13). In den neuen Ländern ist die Patentintensität generell sehr niedrig. In Westdeutschland sind es vor allem Regionen im Nordwesten, die einen nur einen relativ geringen Patentertrag aufweisen. Besonders hoch ist die Patentintensität in den Regionen im Süden und im Südwesten Deutschlands. Die Zahl der Patentanmeldungen am Anmeldersitz, die jährlich auf der Ebene der Bundesländer veröffentlicht wird, zeigt, dass es seit 1994 erhebliche Veränderungen im Patentaufkommen gegeben hat: Die Zahl der Patentanmeldungen ist von 1994 bis 1998 um knapp 11.000 (29 %) angestiegen. Die Entwicklung verlief in den einzelnen Bundesländern recht unterschiedlich und auch nicht in jedem Bundesland kontinuierlich. Am stärksten waren die Zuwächse in Brandenburg, in Mecklenburg-Vorpommern, in Thüringen - also Länder mit einem sehr niedrigen Ausgangswert - aber auch in Bayern. Am geringsten waren sie in Berlin, in Hessen und im Saarland. In Bremen ging das Patentaufkommen sogar zurück (vgl. Tabelle III.2.14). An der Rangfolge der Länder nach ihren Patentaktivitäten hat sich damit aber grundlegend nichts geändert: Den höchsten PatentOutput pro Kopf der Bevölkerung haben Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, den geringsten Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

297

Abbildung III.2.13: Patentanmeldungen nach dem Erfindersitz je 100.000 Beschäftigte im Durchschnitt der Jahre 1992-1994

Niederlande

Polen

Tschechische Republik

Starkenburg

Rheinpfalz

Frankreich Stuttgart

Ostwürttemberg

Nordschwarzwald

SchwarzwaldBaar-Heuberg

München

Österreich BodenseeOberschwaben

Oberland

Schweiz

50

0

50 Kilometer

Patentanmeldungen nach dem Erfindersitz je 100.000 Beschäftigte: bis 50 51 - 100 101 - 150

151 - 200 201 - 253

Quelle: Patentatlas Deutschland /Die räumliche Struktur der Erfindungstätigkeit 1998.

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

298

Tabelle III.2.14: Patentanmeldungen nach Bundesländern 1992 bis 1998 1992 Anteil Intenin % sität1)

1993 Anteil Intenin % sität1)

1994 Anteil Intenin % sität1)

1995 Anteil Intenin % sität1)

1996 Anteil Intenin % sität1)

1997 Anteil Intenin % sität1)

1998 Anteil Intenin % sität1)

Bayern

20,2

61

20,6

62

20,9

67

21,8

70

23,0

83

24,5

93

24,5

97

Baden-Württemberg

23,6

82

23,1

81

22,6

84

21,9

82

22,7

95

22,4

98

22,8

105

Nordrhein-Westfalen

22,5

44

22,3

45

22,2

47

22,2

48

20,9

50

20,9

53

20,3

54

Hessen

11,1

66

10,8

65

10,2

64

10,1

65

9,6

69

8,5

64

8,7

69

Niedersachsen

6,2

28

6

28

5,7

28

5,9

29

6,3

35

6,3

37

6,2

38

Rheinland-Pfalz

4,5

41

4,4

40

4,8

47

4,7

45

4,6

50

4,2

48

4,3

52

Berlin

2,8

28

3,3

34

3,7

39

3,5

39

3,2

40

2,9

38

2,9

40

Sachsen

1,6

11

2

15

2,1

17

2,3

19

2,2

20

2,2

22

2,2

23

Hamburg

2,4

51

2,2

45

2,1

48

1,9

42

2,1

53

2,0

52

1,9

52

Thüringen

0,9

12

1,2

17

1,2

17

1,3

19

1,3

22

1,4

25

1,5

28

Schleswig-Holstein

1,9

25

1,5

20

1,5

21

1,5

21

1,3

21

1,4

24

1,4

24

Brandenburg

0,5

6

0,6

8

0,6

9

0,6

9

0,7

12

0,8

15

0,9

17

Sachsen-Anhalt

0,6

7

0,7

8

0,8

11

0,9

13

1,0

15

1,0

16

0,9

15

Saarland

0,6

19

0,6

19

0,7

24

0,6

22

0,5

20

0,5

22

0,6

27

Mecklenburg-

0,2

4

0,3

6

0,3

6

0,4

8

0,4

8

0,5

11

0,5

12

0,4

21

0,4

21

0,5

27

0,4

23

0,3

20

0,4

25

0,4

25

100,0

43

100

44

100,0

46

100,0

47

100,0

53

100,0

55

100,0

58

.

X

.

X 38377

X

42 834

X 45 345

X

47 633

X

Vorpommern Bremen Insgesamt Zahl der Patente

X 36790

1) Anmeldungen je 100000 Einwohner. Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt.

Neben der Analyse der regionalen Verfügbarkeit der Indikatoren wurde auch eine Positionsbestimmung der Regionen angestrebt. Die starken Zuwächse, insbesondere in Ostdeutschland, zeigen, dass die Aktualisierung der Patentdaten nach Raumordnungsregionen, die als Sonderauswertung für die vorliegende Untersuchung durchgeführt wurde, für eine differenzierte Betrachtung insbesondere der Position der ostdeutschen Regionen erforderlich war. III.2.6.2

Regionale Patentanmeldungen 1998

Basis der folgenden Darstellung ist die o.g. Sonderauswertung von Greif. Konzeptionelle Unterschiede, die die Vergleichbarkeit der beiden Datensätze tangieren, wurden eingangs erläutert. So sind insbesondere die absoluten Zahlen zwischen beiden Zeitpunkten wegen sachlich anderer Abgrenzung nicht vergleichbar. Die 1998 veröffentlichten Patentanmeldungen (im Folgenden wahlweise Anmeldungen, Patente u.ä. benannt) sind, absolut betrachtet, wiederum sehr unterschiedlich auf die Regionen verteilt. Die Spannweite reicht von 21 Anmeldungen in der Raumordnungsregion Altmark bis 3.203 Anmeldungen in der Raumordnungsregion Stuttgart (vgl.

299

Abbildung III.2.14), bei einem Durchschnittswert von 380 Anmeldungen je Region. Neben der Region Stuttgart, die allein 8,7 % aller hier erfassten Patente auf sich vereinigt, ragen München (7,9 %) und Düsseldorf (5,3 %) heraus (vgl. Tabelle III.2.15). Damit entfällt auf diese drei Regionen zusammen mit fast 22 % des Patentaufkommens ein ähnlich hoher Anteil wie 1992/94. Die Intensität der räumlichen Konzentration des Patentaufkommens nimmt dann rasch ab: Auf die nächsten sieben Regionen in der Rangskala entfallen 18 % der Patente. Insgesamt erbringen damit zehn Regionen rund 42 % des Patentaufkommens. Berlin ist darunter die einzige in Ostdeutschland gelegene Region. Die ostdeutsche Region, die der Patentzahl nach an zweiter Stelle liegt, ist der Dresdner Raum, die Region Oberes Elbtal. Mit 364 Patenten liegt die Zahl der angemeldeten Patente hier aber noch unter dem Durchschnitt aller Regionen. Am unteren Ende der Skala rangieren eher ländlich geprägte Regionen. Von den zehn Regionen mit dem niedrigsten Patentaufkommen sind sieben in Ostdeutschland gelegen. An der Spitze der Patentanmeldungen stehen somit die großen industriellen Ballungsräume. Dies kann nicht überraschen, da, wie die regionale Verteilung der Forschungskapazitäten zeigt, hier auch die Forschungskapazitäten der Wirtschaft konzentriert sind. Abbildung III.2.14: Regionale Konzentration der Patentanmeldungen nach dem Erfindersitz nach Anmeldergruppen 1998 – Anteil der ... patentaktivsten Regionen an allen Regionen GiniKoeffizient Wirtschaft

23,0

Wissenschaft

11,4

31,1

16,5

Freie Erfinder

Gesamt

16,1

16,9

9,2

21,6

0

9,9

9,3

10,9

20 3 Regionen

0,566

14,7

0,748

16,5

0,540

16,1

9,7

40 6 Regionen

0,540

16,3

60 10 Regionen

80

100 20 Regionen

Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt/ Sonderauswertung S. Greif.

Hauptproduzenten von patentfähigem Wissen sind die Unternehmen mit einem Anteil von über 80 % am Patentaufkommen. Zwar ist, wie oben dargestellt, aus mehreren Gründen kein strikter Zusammenhang von FuE Aufwand und Patentauf-

300

kommen zu erwarten. Gleichwohl sind Patentaufkommen aus der Wirtschaft und regionale Verteilung der FuE - Kapazitäten der Wirtschaft hoch miteinander korreliert (Greif 1998). Tabelle III.2.15: Patentanmeldungen 1998 nach Anmeldergruppen in den zehn Raumordnungsregionen mit der höchsten Zahl der Anmeldungen nach dem Erfindersitz Gesamt Region

Zahl

Wirtschaft Struk- Region tur in %

Zahl

Wissenschaft Struk- Region tur in %

Stuttgart

3 202,5

8,7

Stuttgart

2 845,7

9,6

München

München

2 930,3

7,9

München

2 368,7

8,0

Berlin

Düsseldorf

1 821,3

4,9

Düsseldorf

1 623,1

5,5

Oberes Elbtal

95,4 7,6

Rhein-Main

1 678,8

4,6

Rhein-Main

1 490,5

5,0

Aachen

Berlin

1 196,0

3,2

Mittelfranken

998,9

3,4

Stuttgart

Zahl

Freie Erfinder Struk- Region tur in %

Zahl

Struktur in %

180,1 14,3 München

381,6

6,5

115,4 9,2

Stuttgart

297,2

5,1

Berlin

287,1

4,9

94,7 7,5

Düsseldorf

187,0

3,2

59,6 4,7

Rhein-Main

181,7

3,1

Mittelfranken 1 153,5

3,1

Köln

920,1

3,1

Ostthüringen

57,9 4,6

Unterer Neckar 172,6

2,9

Köln

2,9

Berlin

793,5

2,7

Mittlerer

57,1 4,5

Köln

145,1

2,5

1 076,3

Oberrhein Braunschweig Unterer Neckar

846,1 843,5

2,3 2,3

Rheinpfalz 732,3 Braunschweig 729,8

2,5 2,5

Braunschweig Unterer Neckar

46,2 3,7 43,8 3,5

Duisburg/Essen 138,5 Mittelfranken 130,6

2,4 2,2

Rheinpfalz

792,5

2,1

Starkenburg

2,2

Südlicher

37,4 3,0

Aachen

125,2

2,1

Gesamt

15 540,9 42,2 Gesamt

2 046,7

35,0

5 853,5

100,0

667,3

Oberrhein 13 169,9 44,3

Gesamt

787,6 62,7 Gesamt

Alle Regionen 36 867,6 100,0 Alle Regionen 29 757,3 100,0 Alle Regionen 1 256,8 100,0 Alle Regionen Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt/ Sonderauswertung S. Greif.

Von den freien Erfindern stammen 16 % der Patente. Zu dieser Gruppe zählen auch die Anmeldungen von Hochschullehrern, von Arbeitnehmern mit freigegebenen Erfindungen und von Unternehmererfindern. Auf die dritte Gruppe, die Wissenschaft, entfallen gut 3 % der Anmeldungen. Diesem Bereich werden alle Patente zugeordnet, die von öffentlichen und öffentlich geförderten Einrichtungen stammen. Dazu zählen die Bundes- und Landesforschungseinrichtungen, die Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz, die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen "Otto von Guericke". Patente aus Hochschulen werden also hier nicht verbucht. Die regionale Verteilung bei den Patenten aus der Wirtschaft weicht nicht wesentlich von derjenigen für alle Patente ab, was angesichts des großen Gewichts dieser Gruppe auch nicht anders zu erwarten war. Die regionale Konzentration auf das

301

erste Zehntel der Regionen ist mit 44 % der Anmeldungen nur geringfügig größer als bei den Patenten insgesamt. Bei den freien Erfindern ändert sich zwar die Rangfolge der Regionen, die Zusammensetzung aber ebenfalls kaum: Duisburg/Essen und Aachen treten zu dieser Gruppe hinzu, Braunschweig und Rheinpfalz scheiden aus. Ein anderes Bild bietet der Bereich der Wissenschaft. Dort rangieren unter den ersten zehn Regionen fünf, die in der Gesamtschau nicht zur Spitzengruppe gehören. Das Obere Elbtal, Aachen, Ostthüringen sowie der mittlere und südliche Oberrhein treten an die Stelle von Düsseldorf, Rhein/Main, Mittelfranken, Rheinpfalz und Köln. Auffällig ist zudem die hohe Konzentration: 63 % der Patentanmeldungen wissenschaftlicher Einrichtungen stammen aus den zehn aufkommenstärksten Regionen, darunter drei in Ostdeutschland gelegenen. Die hohe räumliche Konzentration steht dabei in Einklang mit der Verteilung der FuE-Kapazitäten der öffentlichen und öffentlich geförderten Einrichtungen: Acht der zehn Regionen mit dem höchsten Einsatz an öffentlichem FuE-Personal gehören ebenfalls zu der Spitzengruppe bei den Wissenschafts-Patenten. Auch die Konzentration bei den FuEKapazitäten ist ähnlich hoch wie bei den Patenten. Patentintensität 1998 nach Regionen Die Betrachtung der Verteilung des absoluten Patentaufkommens auf die Regionen hilft, die Forschungsschwerpunkte unter den Regionen zu identifizieren. Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit des regionalen FuE-Potentials können daraus nicht ohne weiteres gezogen werden. Für einen solchen Vergleich müssen zumindest die Größenunterschiede der Regionen berücksichtigt werden. Als Maßstab für die Regionsgröße wird hier die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten herangezogen. Die so definierte Patentintensität macht nicht nur das Patentaufkommen vergleichbar, sondern zeigt auch, welche Bedeutung die Erzeugung technischen Wissens für die regionale Wirtschaft hat. In dieser Betrachtung ergibt sich ein etwas anderes Bild der regionalen Verteilung des Innovationspotentials. Im Mittel aller Regionen werden 135,5 Patente je 100.000 Erwerbstätige angemeldet. Stuttgart behält mit 314,0 Anmeldungen seine Spitzenposition. München, die Rheinpfalz sowie Mittelfranken verbleiben trotz Rangverschiebung ebenfalls in der Gruppe der zehn leistungsstärksten Regionen. Sechs andere süddeutsche Regionen - Bodensee-Oberschwaben, Ostwürttemberg, Bayerisches Oberland, Starkenburg, Südostoberbayern sowie Main-Rhön - rücken in diese Gruppe auf (vgl. Tabelle III.2.16 und Abbildung III.2.15). Besonders deutliche Positionsverschiebungen ergeben sich bei den Anmeldungen von Freien Erfindern, bei denen mit Ausnahme von Aachen die Spitzengruppe komplett neu besetzt ist. Positionsänderungen innerhalb der Spitzengruppe ergeben sich bei den Patentanmeldungen aus der Wissenschaft, aber nur zwei Regionen, Berlin und Stuttgart scheiden aus.

302

Tabelle III.2.16: Die zehn Raumordungsregionen mit der höchsten Patentintensität 1998 Gesamt

Wirtschaft

Wissenschaft

Freie Erfinder

Region

Patentintensität1)

Region

Patentin- Region tensität1)

Patentin- Region tensität1)

Patentintensität1)

Stuttgart

314,0

Stuttgart

279,0

Aachen

27,9

Bodensee-Oberschw.

57,3

Rheinpfalz

294,9

Rheinpfalz

272,5

Oberes Elbtal

24,3

Oberland

53,7

München

292,6

Ostwürttemberg

250,3

Ostthüringen

22,0

Donau-Iller

42,9

Bodensee-Oberschw. 278,1

München

236,5

München

18,0

Unterer Neckar

42,7

Ostwürttemberg

271,8

Bodensee-Oberschw. 220,6

Mittl. Oberrhein

16,0

Allgäu

41,8

Oberland

260,1

Main-Rhön

212,1

Mittelthüringen

12,5

Hochrhein-Bodensee

40,8

Starkenburg

236,1

Starkenburg

209,5

Braunschweig

12,2

Südostbayern

39,8

Mittelfranken

229,9

Oberland

203,7

Oderland-Spree

11,9

München

38,1

Südostoberbayern

229,3

Mittelfranken

199,1

Südl. Oberrhein

11,3

Aachen

37,1

Main-Rhön

229,1

Braunschweig

192,1

Unterer Neckar

10,9

Nordschwarzwald

36,9

Alle Regionen

135,5

Alle Regionen

109,4

Alle Regionen

4,6

Alle Regionen

21,5

1) Patente nach dem Erfindersitz je 100.000 Beschäftigte. Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt, S. Greif, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Patentanmeldungen nach technischen Gebieten Die Klassifikation der Patenanmeldungen nach technischen Gebieten bietet Aufschluss über Bereiche, in denen die angemeldeten Patente Anwendung finden könnten (vgl. Abschnitt II.2.2.9). Sie lässt damit zum einen erkennen, auf welche Technikfelder sich die Forschung insgesamt konzentriert, bietet daneben aber auch Aufschluss über regionale Spezialisierungen. Das technische Gebiet, auf das die meisten Patentanmeldungen in Deutschland entfallen, ist nach der vorliegenden Klassifikation die Fahrzeugtechnik mit knapp 9,5 % aller Anmeldungen. Sie bildet zusammen mit der Elektrotechnik (9,2 %) und dem Gebiet "Messen, Prüfen, Optik, Photographie" (7,7 %) die Spitzengruppe, auf die insgesamt etwa ein Viertel aller Patentanmeldungen entfallen. Das geringste Patentaufkommen weisen die Gebiete Bergbau und Kernphysik auf (vgl. Tabelle III.2.17).

303

Abbildung III.2.15: Patentanmeldungen nach dem Erfindersitz je 100.000 Beschäftigte im Jahr 1998

Niederlande

Polen

Braunschweig

Main-Rhön

Tschechische Republik

Starkenburg Mittelfranken

Unterer Neckar Rheinpfalz

Regensburg

Nordschwarzwald

Stuttgart

Ostwürttemberg

Frankreich SchwarzwaldBaar-Heuberg

Österreich

München

BodenseeOberschwaben

Südostoberbayern Oberland

50

Schweiz

0

50 Kilometer

Patentanmeldungen 1998 nach dem Erfindersitz je 100.000 Beschäftigte: bis 50 51 - 100 101 - 150

151 - 200 201 - 250 251 - 314

Quelle: S. Greif, Deutsches Patentamt, 2000.

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

304

Tabelle III.2.17: Patentanmeldungen 1998 nach technischen Gebieten und Anmeldergruppen Nr.

Technisches Gebiet

Gesamt

Wirtschaft

Wissenschaft

Freie Erfinder

Anteil Rang

Anteil Rang

Anteil Rang

Anteil

Rang

10

Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge

9,5

1

9,9

1

1,3

19

8,9

3

30

Elektrotechnik

9,2

2

9,8

2

13,7

2

5,0

7

26

Messen, Prüfen, Optik, Photographie

7,7

3

7,6

3

18,8

1

5,9

5

23

Maschinenbau im allgemeinen

6,2

4

6,7

4

1,8

15

4,4

9

20

Bauwesen

5,8

5

5,1

6

1,3

17

10,8

1

22

Kraft- und Arbeitsmaschinen

5,0

6

5,4

5

1,0

21

3,8

13

4

Gesundheitswesen (ohne Arzneimittel), Vergnügungen 4,6

7

3,7

12

4,4

8

9,4

2

11

Fördern, Heben, Sattlerei

4,5

8

4,6

7

0,9

22

5,1

6

31

Elektronik, Nachrichtentechnik

4,2

9

4,5

8

2,9

12

2,8

14

27

Zeitmessung, Steuern, Regeln, Rechnen, Kontrollieren

4,2

10

4,1

9

3,4

11

4,7

8

6

Trennen, Mischen

3,9

11

3,7

11

6,7

4

4,0

11

13

Organische Chemie

3,7

12

4,1

10

8,1

3

0,9

25

8

Schleifen, Pressen, Werkzeuge

3,7

13

3,6

13

4,2

9

4,1

10

24

Beleuchtung, Heizung

3,3

14

3,2

14

2,5

14

3,9

12

3

Persönlicher Bedarf, Haushaltsgegenstände

3,3

15

2,4

17

0,1

31

8,3

4

7

Metallbearbeitung, Gießerei, Werkzeugmaschinen

3,0

16

3,2

15

3,8

10

2,0

17

14

Organische makromolekulare Verbindungen

2,6

17

3,0

16

2,6

13

0,4

28

12

Anorganische Chemie

1,9

18

1,8

20

4,5

7

1,8

18

18

Textilien, biegsame Werkstoffe

1,7

19

1,9

18

1,1

20

0,9

23

15

Farbstoffe, Mineralölindustrie, Öle, Fette

1,7

20

1,9

19

1,3

18

0,8

26

5

Medizinische und zahnärztliche Präparate

1,6

21

1,6

21

1,7

16

1,6

19

28

Unterricht, Akustik, Informationsspeicherung

1,4

22

1,3

23

0,9

23

2,2

16

9

Druckerei

1,4

23

1,4

22

0,2

29

1,4

20

1

Landwirtschaft

1,3

24

1,1

25

0,6

25

2,7

15

17

Hüttenwesen

1,2

25

1,2

24

4,8

6

0,5

27

16

Fermentierung, Zucker, Häute

0,8

26

0,6

28

5,0

5

0,9

24

25

Waffen, Sprengwesen

0,7

27

0,6

27

0,7

24

1,0

22

2

Nahrungsmittel, Tabak

0,7

28

0,6

29

0,1

30

1,2

21

19

Papier

0,6

29

0,7

26

0,4

27

0,3

30

21

Bergbau

0,4

30

0,4

30

0,4

28

0,3

29

29

Kernphysik

0,2

31

0,2

31

0,5

26

0,1

31

Gesamt

100,0

100,0

100,0

100,0

Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt/ S. Greif.

Diese Reihenfolge wird allerdings stark durch die vorliegende Klassifikation geprägt. So werden beispielsweise die Patentanmeldungen, die den Maschinenbau betreffen, auf mindestens drei technische Gebiete - "Maschinenbau im allgemeinen", "Kraft- und Arbeitsmaschinen" und "Metallbearbeitung, Gießerei, Werkzeugmaschinen" – verteilt. Die genaue Zuordnung ist allerdings nicht ohne Rück-

305

griff auf die Feinklassifizierung erkennbar (vgl. Tabelle A.III.2.11). Auf diese Gebiete entfallen insgesamt 14 % der Patentanmeldungen. Für die chemische Industrie stehen überwiegend die technischen Gebiete "Anorganische Chemie", "Organische makromolekulare Verbindungen" und "Organische Chemie" mit einem Patentanteil von zusammen 8,2 %. Eine stärker an der Wirtschaftszweigsystematik orientierte Verteilung der Patente würde also zu deutlich anderen Rangfolgen der technischen Gebiete führen. In Anbetracht der eingangs dargestellten Schwierigkeiten, die technische Systematik der Anwendungsfelder mit derjenigen der Wirtschaftszweige zu verbinden, wird diese Sichtweise hier aber nicht weiter verfolgt. Die Aufteilung nach der Art der Anmelder zeigt, dass die Patente von freien Erfindern oder aus der Wissenschaft einem anderen Verteilungsmuster unterliegen als diejenigen aus Wirtschaft. Die meisten Patente der freien Erfinder werden im Bauwesen, im Gesundheitswesen und bei der Fahrzeugtechnik angemeldet. In der Wissenschaft konzentrieren sich die Patente neben Elektrotechnik und Mess- und Prüftechnik auf die Chemie sowie die Biotechnologie. Regionale Konzentration der Patente nach technischen Gebieten Die Verteilung der Patentanmeldungen auf die Regionen ist bei den einzelnen Technikbereichen sehr unterschiedlich. Bestimmte Forschungsgebiete haben offenbar ihre regionalen Schwerpunkte. Um einen Überblick darüber zu gewinnen, wurde die regionale Konzentration der Patentanmeldungen für die einzelnen Technikgebiete untersucht (vgl. Abbildung III.2.16). Nach dem Gini-Koeffizienten als allgemeinem Konzentrationsmaß sind die Patente der Kernphysik regional am stärksten konzentriert. Es folgen die technischen Gebiete Organische Chemie, Organische molekulare Verbindungen, Papier und Bergbau. Wählt man als Indikator der regionalen Konzentration einzelner technischen Gebiete den Anteil der Patente, der auf die drei Regionen mit dem jeweils höchsten Patentaufkommen im jeweiligen technischen Gebiet entfällt, ändert sich die Rangfolge. Die Kernphysik bleibt auf Platz eins (vgl. Abbildung III.2.16). Schwerpunkte sind die Regionen Mittelfranken/Oberfranken (31,3 % aller Patente der Kernphysik) und München (11,5 %). An der zweiten Stelle steht das technische Gebiet "Papier". Schwerpunktregionen sind hier Ostwürttemberg (17,9 %), Bodensee-Oberschwaben (16,8 %) und München (7,4 %). Beide technische Gebiete haben einen sehr geringen Anteil am gesamten Patentaufkommen.

306

Abbildung III.2.16: Regionale Konzentration der Patentanmeldungen nach technischen Gebieten1) 1998 - Anteil der ... patentaktivsten Regionen an allen Regionen GiniKoeffizient 0,846

Kernphysik

42,9

11,2

Papier

42,1

11,5

Farbstoffe, Mineralölindustrie, Öle, Fette

41,6

9,9

9,8

Elektronik, Nachrichtentechnik

41,5

8,9

10,1

Organische makromolekulare Verbindungen

40,3

11,1

11,7

18,2

0,806

Organische Chemie

40,1

11,5

10,6

18,4

0,816

Kraft- und Arbeitsmaschinen

36,5

Textilien, biegsame Werkstoffe

33,7

Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge

32,7

9,0

Medizinische und zahnärztliche Präparate

29,8

13,0

Zeitmessung, Steuern, Regeln, Rechnen, Kontrollieren

29,2

10,9

Elektrotechnik

28,4

13,8

Fermentierung, Zucker, Häute

25,1

Unterricht, Akustik, Informationsspeicherung

25,0

Messen, Prüfen, Optik, Photographie

24,2

Hüttenwesen

23,8

11,1

10,7

Waffen, Sprengwesen

23,7

12,1

9,7

10,4

15,4

Maschinenbau im allgemeinen Schleifen, Pressen, Werkzeuge

21,0

16,1

14,0

Beleuchtung, Heizung

21,0

10,6

Gesundheitswesen (ohne Arzneimittel), Vergnügungen

20,0

11,4

17,4

Bauwesen

16,7

Fördern, Heben, Sattlerei

16,7

Persönlicher Bedarf, Haushaltsgegenstände

15,6

Nahrungsmittel, Tabak

15,4

0

8,4

0,606 0,522

14,3

0,569 18,6

9,0

0,551

14,2

0,549

13,0

12,0

12,8 8,5

0,541 0,549

14,6

0,476

14,5

16,6

10,2 11,3

19,7

0,523

12,7

0,513

15,1 10,7

20 3 Regionen

0,540 15,8 20,0

12,1

17,7

11,8

0,656

17,2

21,4

10,8

0,695

16,0

14,8

Anorganische Chemie

0,592

12,1

16,1

17,6

0,718

17,6

21,2

Landwirtschaft

0,700 20,6

14,2

9,3

11,5

0,675

18,1

21,6

17,8

0,629

18,8

11,4

13,1

0,624

17,7

Gesamt

Trennen, Mischen

0,621

18,5

10,1

11,2

0,718

16,3

15,0

11,7

10,1

0,774

17,5

12,1

25,8

0,629

16,8

9,7

Druckerei

0,712

18,8

11,6

15,0

0,677

17,4 17,5

9,8

26,1

0,717

16,8

9,6

Metallbearbeitung, Gießerei, Werkzeugmaschinen

0,770

18,6

9,4

10,9

0,782

18,9

9,9

11,9

30,9

20,6

9,7

12,4

Bergbau

12,0

40 6 Regionen

0,543

14,7

60

80 10 Regionen

100 20 Regionen

1) Technische Gebiete sortiert nach der räumlichen Konzentration auf die ersten drei Regionen. Bezug: Raumordnungsregionen Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt, S. Greif (2000), DIW.

307

Von wesentlich größerer Bedeutung für das gesamte Patenaufkommen sind die Gebiete "Farbstoffe..." und Elektronik...", die an die Stelle der "Organischen Chemie" und des "Bergbaus" treten, die auf Rang sechs bzw. Rang zehn abfallen. Bei diesen Gebieten entfällt auf die ersten drei Regionen mit jeweils über 40 % ein fast doppelt so hoher Anteil an den jeweiligen Patentanmeldungen wie im Durchschnitt aller technischen Gebiete (21,6 %). Auf dem Gebiet "Farbstoffe..." dominiert die Region Düsseldorf, die allein ein Viertel aller Anmeldungen dieses Gebietes stellt (vgl. Tabelle A.III.2.3). Auf dem Gebiet "Elektronik..." ist es München mit 27,0 % (vgl. Tabelle A.III.2.4). Die mit großem Abstand höchsten Anteile der "Organischen Chemie" bringen zu etwa gleichen Teilen die Regionen Rheinpfalz (16,4 %), Rhein-Main (11,9 %) und Köln (11,9 %) (vgl. Tabelle A.III.2.5). Bei beiden hier gewählten Konzentrationsmaßen zeigt sich, dass es insbesondere Gebiete mit nur relativ kleinem Anteil am Patentaufkommen sind, die eine besonders hohe Konzentration aufweisen. Darin kommt auch zum Ausdruck, dass auf einigen diese Gebiete in nur wenigen Regionen geforscht wird: Patentanmeldungen auf dem Gebiet der Kernphysik wurden 1998 in einem Drittel, für den Bergbau in der Hälfte aller Raumordnungsregionen registriert. Von den technischen Gebieten, die einen größeren Anteil am Patentaufkommen haben, weisen nur der Bereich "Kraft- und Arbeitsmaschinen", der "Fahrzeugbau" und die "Elektrotechnik" Kennziffern auf, die eine weit überdurchschnittliche räumliche Konzentration anzeigen. Eine sehr starke Konzentration auf eine Region, nämlich Stuttgart, zeigt das Gebiet "Kraft- und Arbeitsmaschinen" mit 27,3 % (vgl. Tabelle A.III.2.6). Erst mit großem Abstand folgt München (5,0 %). Auf drei Regionen ist das Patentaufkommen im "Fahrzeugbau" konzentriert, der ebenfalls in Stuttgart (14,8 %) und München (8,9 %), gleichrangig daneben aber auch in Braunschweig (9,1 %) seine Schwerpunkte hat (vgl. Tabelle A.III.2.7). Die Elektrotechnik ist am stärksten in München (13,1 %) konzentriert, gefolgt von Stuttgart (9,1 %) und Berlin (5,2 %) (vgl. Tabelle A.III.2.8). Die Forschung auf den vorstehen genannten Gebieten ist, von diesen räumlichen Schwerpunkten abgesehen, gleichwohl relativ breit gestreut: Patentanmeldungen für diese Gebiete kommen aus fast allen Regionen. Die Konzentration der Patente bestimmter Technikfelder auf einzelne Regionen bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass diese Regionen auf die entsprechenden Technikfelder spezialisiert sind. Einen Überblick über den Grad der Spezialisierung bietet der Spezialisierungskoeffizient (Müller 1976). Er errechnet sich als die durch 100 dividierte Summe der positiven (oder negativen) Abweichungen der Struktur in einer Region von den entsprechenden Anteilswerten im gesamten Raum oder eines anderen Referenzgebietes. Sein Wert kann zwischen nahe 0 (gleiche Struktur in

308

Region und Gesamtraum) und nahe 1 (Spezialisierung der Region auf einen Bereich, der nur dort vertreten ist, liegen). Der Spezialisierungskoeffizient für die Struktur der Technikbereiche der angemeldeten Patente ist in der Region Altmark am höchsten (0,599), in der Region Bonn am geringsten (0,140) (vgl. Abbildung III.2.17). Zu den Regionen mit großen Abweichungen vom Bundesdurchschnitt zählen vorwiegend solche, in denen nur wenige Patente angemeldet wurden. Dort ist schon wegen der relativ kleinen Fallzahlen mit starken Abweichungen vom durchschnittlichen Verteilungsmuster zu rechnen. Als Ergänzung zu dieser typisierenden Betrachtungsweise tritt die Frage, welche Region auf dem jeweiligen Technikfeld die meisten Patente stellt. Einen Überblick darüber bietet Tabelle III.2.18. Auffälligstes Ergebnis ist, dass die Regionen mit dem höchsten Patentaufkommen zugleich auch die Spitzenposition auf mehreren Technikfeldern einnehmen. Stuttgart liegt in neun, München in sieben und Düsseldorf in fünf Feldern an der Spitze. Insgesamt sind es elf Regionen, die auf allen 31 Feldern das höchste Patentaufkommen stellen. Auch wenn man die beiden nächsten Rangpositionen einbezieht, ändert sich an den Ergebnissen nicht wesentliches. Insgesamt wird die Streuung breiter, die Spitzenplätze sind auf 25 Regionen verteilt. An der überragenden Position von Stuttgart und München ändert das nichts. Die beiden Regionen besetzen 18 bzw. 23 der 93 rechnerisch möglichen Plätze. Aufschluss darüber, auf welche technischen Gebiete die einzelnen Regionen spezialisiert sind, bietet nur die Betrachtung der Einzelfälle. Dazu bedarf zunächst der Begriff Spezialisierung einer operationalen Fassung. Hier bieten sich verschiedene quantitative Abgrenzung an, deren einfachste auf das Feld mit dem höchsten Anteil abstellt. Es sind aber auch kompliziertere Berechnungen vorstellbar, beispielsweise könnten auch die Abstände zwischen den Anteilen oder der Abstand zum Mittelwert für Deutschland einbezogen werden. Hier wurde die einfachste Darstellungsform, der Bezug auf die Anteile, gewählt. Bei dieser Abgrenzung werden weder die Höhe des Patentaufkommens noch die Bedeutung des jeweiligen technischen Gebietes berücksichtigt. Regionen mit geringem Patentaufkommen dürften aber Gebiete mit geringen FuE-Aktivitäten sein, also vermutlich auch kein besonders leistungsfähiges regionales Innovationssystem aufweisen; sie sind für die vorliegende Fragestellung also von nachrangigem Interesse. Die Bedeutung der technischen Gebiete kann hingegen nicht allein an ihrem Anteil am Patentaufkommen gemessen werden. Für eine eher synoptisch ausgerichteten Darstellung, wie sie hier zunächst nur angestrebt werden kann, müssen bei 97 Regionen und 31 technischen Gebieten gleichwohl Grenzen festgelegt werden.

309

Tabelle III.2.18: Bedeutung der Raumordnungsregionen (ROR) für das Patentaufkommen der Technikfelder Nr. der ROR

ROR, die zum Patentaufkommen im jeweiligen Feld ...

72

Stuttgart

93

München

42 66 51 6 86 68 20 73 39 22 30 18 35 44 52 58 36 79 41 47 82 70 83

Düsseldorf Rheinpfalz Rhein-Main Hamburg Mittelfranken Unterer Neckar Südheide Ostwürttemberg Dortmund Braunschweig Berlin Osnabrück Münster Köln Starkenburg Oberes Elbtal Bielefeld B'see-O'schw. Duisburg/Essen Siegen Main-Rhön Mittl. Oberrhein Oberfranken W.

... den höchsten Beitrag leistet

...den zweithöchsten Beitrag leistet

...den dritthöchsten Beitrag leistet

Nummer des Feldes 1, 3, 6, 8, 10, 20, 22, 23, 24 4, 16, 26, 27, 28, 30, 31

Zahl der Felder 9

Nummer des Feldes 7, 11, 12, 18, 26, 27, 28, 30, 31 3, 22, 24, 29

Zahl der Felder 9

Nummer des Feldes -

Zahl der Felder -

4

12

5, 7, 11, 15, 18 13, 14 12, 17 2 29 9 25 19 21

5 2 2 1 1 1 1 1 1

8, 17, 20, 25 6 13, 15, 6

4 1 3

2, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 17, 19, 20, 25 24, 28 15 3, 14 5 4, 22, 30

2 1 2 1 3

16

1

10 4

1 1

16, 26, 27, 31 1

4 1

1 2, 14 5 9

2 1 1

13

1

18

1

19

1 21

1

21 23

1 1 23 29

1 1

7

Anmerkung: Nummer und Name des Technikfeldes 1 Landwirtschaft 2 Nahrungsmittel, Tabak 3 Persönlicher Bedarf, Haushaltsgegenstände 4 Gesundheitswesen (ohne Arzneimittel), Vergnügungen 5 Medizinische und zahnärztliche Präparate 6 Trennen, Mischen 7 Metallbearbeitung, Gießerei, Werkzeugmaschinen 8 Schleifen, Pressen, Werkzeuge 9 Druckerei 10 Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge 11 Fördern, Heben, Sattlerei 12 13 14 15 16

Anorganische Chemie Organische Chemie Organische makromolekulare Verbindungen Farbstoffe, Mineralölindustrie, Öle, Fette Fermentierung, Zucker, Häute (v.a. Biotechn.)

Quelle: DPMA, Sonderauswertung S. Greif., DIW.

17 18 19 20

Hüttenwesen Textilien, biegsame Werkstoffe Papier Bauwesen

21 22 23 24 25 26 27

Bergbau Kraft- und Arbeitsmaschinen Maschinenbau im allgemeinen Beleuchtung, Heizung Waffen, Sprengwesen Messen, Prüfen, Optik, Photographie Zeitmessung, Steuern, Regeln, Rechnen, Kontrollieren Unterricht, Akustik, Informationsspeicherung Kernphysik Elektrotechnik Elektronik, Nachrichtentechnik

28 29 30 31

310

Abbildung III.2.17: Regionaler Spezialisierungskoeffizient der Patentanmeldungen nach dem Erfindersitz 1998

Niederlande

Polen Berlin

Braunschweig

Düsseldorf Köln

Rhein-Main

Tschechische Republik Mittelfranken

Unterer Neckar Rheinpfalz

Stuttgart

Frankreich München

Österreich

Schweiz

Regionen mit einem Spezialisierungskoeffizienten von: 0,14 - unter 0,2 0,2 bis unter 0,3 0,3 bis unter 0,4 0,4 bis unter 0,5 0,5 bis unter 0,6 Quelle: S. Greif, Deutsches Patentamt, 2000.

Name

Die zehn Raumordnungsregionen mit der größten Anzahl von Patenten

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Hier wurde als Abgrenzung die Abfolge der vier technischen Gebiete mit dem jeweils höchsten Patentaufkommen in den zehn Regionen mit dem höchsten Patentaufkommen insgesamt gewählt. Auf eine Gewichtung nach technischen Gebiete wurde verzichtet (vgl. Tabelle III.2.19).

311

Tabelle III.2.19: Anteil der vier technischen Gebiete mit den meisten Patenten in den zehn patentaktivsten Regionen 1998 1. Technisches Gebiet

2. Technisches Gebiet

3. Technisches Gebiet

4. Technisches Gebiet

Stuttgart

Fahrzeuge (16,1 %)

Kraftmaschinen (15,7 %)

Elektrotechnik (9,6 %)

Messen, Prüfen (8,3 %)

München

Elektrotechnik (15,0 %)

Elektronik (14,3 %)

Fahrzeuge (10,5 %)

Messen, Prüfen (10,1 %)

Düsseldorf

Farbstoffe (8,6 %)

Metallbearbeitung (7,1 %)

Bauwesen (7,0 %)

Organ. Chemie (6,8 %)

Rhein-Main

Fahrzeuge (10,6 %)

Organische Chemie

Elektrotechnik (7,3 %)

Messen, Prüfen (7,2 %)

(9,6 %) Berlin

Elektrotechnik (14,8 %)

Messen, Prüfen (10,5 %)

Gesundheitswesen (8,7 %)

Organ. Chemie (7,6 %)

Mittelfranken

Elektrotechnik (18,6 %)

Messen, Prüfen (10,9 %)

Maschinenbau (7,4 %)

Gesundheitswesen (7,2 %)

Köln

Organ. Chemie (15,0 %)

Org. mol. Verb. (11,1 %)

Messen, Prüfen, (7,3 %)

Trennen, Mischen (5,6 %)

Braunschweig Fahrzeuge (37,4 %)

Kraftmaschinen (8,8 %)

Maschinenbau (7,7 %)

Messen, Prüfen (7,0 %)

Unt. Neckar

Organische Chemie

Druckerei (8,3 %)

Fördern, Heben (6,7 %)

Org. mol. Verb. (22,9 %)

Trennen, Mischen (6,1 %)

Farbstoffe (5,4 %)

Elektrotechnik (9,2 %)

Messen, Prüfen (7,7)

Maschinenbau (6,2 %)

Messen, Prüfen (10,3 %)

(8,5 %) Rheinpfalz

Organ. Chemie (28,2 %)

Alle Regionen Fahrzeuge (9,5 %)

Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt, S. Greif, DIW.

Die regionale Verteilung der Patente nach den verschiedenen Technikfeldern und damit die Spezialisierung der Forschung in den Regionen zeigt alles in allem einen engen Bezug zu den jeweiligen Produktionsschwerpunkten. Die Regionen der großen Automobilhersteller - Stuttgart, Braunschweig, das RheinMain-Gebiet und München - sind, mit Ausnahme Münchens, auch auf das Technikfeld "Fahrzeuge..." spezialisiert und zugleich, Forschungsschwerpunkte der Automobilindustrie (vgl. Tabelle A.III.2.7). Die Region München hingegen, die Rang drei im Patentaufkommen des Fahrzeugbaus einnimmt, bestätigt nach dem Patentaufkommen ihre Stellung als Zentrum der Elektroindustrie. Der Anteil der Patente der Elektrotechnik/Elektronik liegt mit 29,3 % deutlich vor denen des Fahrzeugbaus (10,5 %). Auf diesen Feldern dominiert München mit großem Abstand auch insgesamt in Deutschland, mit zwei Fünfteln aller Patentanmeldungen, gefolgt von Stuttgart mit einem Anteil von knapp 20 % (vgl. Tabelle A.III.2.8). In München und in Stuttgart sind auch andere wichtige Forschungsfelder stark vertreten. So sind die Patente auf dem Feld "Messen, Prüfen, Optik" auf München und Stuttgart konzentriert, nehmen dort allerdings erst Platz Vier in der Rangfolge der Patentanmeldungen ein (vgl. Tabelle A.III.2.9). Das Übergewicht der Standorte München und Stuttgart bei patentierfähigen Forschungsergebnissen zeigt sich schließlich auch im allgemeinen Maschinenbau. Des-

312

sen Patente stehen im Forschungsbild dieser beiden Regionen zwar nicht im Vordergrund, Stuttgart nimmt jedoch Rang eins, München immerhin noch Rang vier beim Patentaufkommen dieses Feldes in Deutschland ein (vgl. Tabelle A.III.2.10). Der Maschinenbau zeigt allerdings auch ein Beispiel einer auffälligen Spezialisierung: Die Region Main/Rhön (Schweinfurt) steht an zweiter Stelle der Patente des Feldes "Maschinenbau allgemein..."; zugleich bilden diese Patente fast die Hälfte des Patentaufkommens der Region. Über die Patenthäufigkeit und Intensität der Regionen in allen 31 Technikfeldern geben die Anhangtabellen A.III.2.12 bis A.III.2.43 Auskunft. Die vorgestellten Ergebnisse hängen nicht zuletzt mit den Regionsabgrenzungen, aber wohl auch mit der hier zugrunde liegenden technischen Systematik zusammen. Bei einer Zusammenfassung verwandter, aber getrennt ausgewiesener Technikfelder zeigen sich z.B. die Regionen Rheinpfalz, Köln und Düsseldorf als ausgeprägte Schwerpunkte in der Chemieforschung unter den patentaktivsten Regionen. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass die jeweiligen Schwerpunkte gelegentlich auch die Regionsgrenzen überschreiten, und gerade dort ein anderer Gebietszuschnitt das Bild akzentuieren dürfte. Das vorliegende Bild der regionalen Schwerpunkte beschränkt sich aus praktischen Gründen auf die besonders aufkommensstarken Regionen. Es gibt jedoch auch unter den aufkommensschwächeren Regionen solche mit ausgeprägten Technikschwerpunkten, die in eine Analyse regionaler Innovationssysteme unter dem Blickwinkel des Technikbezuges ebenfalls einzubeziehen wären.

III.2.7

Regionale Entwicklungsunterschiede ausgewählter Innovationspotentiale (DIW)

Die Entwicklung der räumlichen Verteilung der Innovationspotentiale kann Hinweise auf Bestimmungsfaktoren der Standortfindung von FuE-Einrichtungen geben. Mangels anderer Datenquellen wurden hier die in forschungsnahen Berufen Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe sowie die Beschäftigten bei den produktionsnahen Dienstleitungen herangezogen. Analysiert wurde die Entwicklung für den Zeitraum 1980 bis 1990 und 1990 bis 1998 in den westdeutschen Raumordnungsregionen. Zusätzlich wurden die Veränderungen der Patentaktivitäten in den einzelnen Raumordnungsregionen zwischen den Jahren 1992 bis 1994 und 1998 untersucht. III.2.7.1

Beschäftigte in FuE-Berufen im Verarbeitenden Gewerbe

Ein zentraler Indikator zur Messung des Innovationsinputs von Regionen ist die Zahl der Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung (FuE) in Unternehmen. Da diese Informationen nicht ohne weiteres in der notwendigen tiefen regionalen Gliederung verfügbar sind, können zur Eingrenzung dieser Personengruppe Informationen

313

über den ausgeübten Beruf herangezogen werden, die aus der Beschäftigtenstatistik hervorgehen. Zu den Beschäftigten in FuE-Berufen werden jene Personen gerechnet, von denen erwartet werden kann, dass sie aufgrund ihrer ausgeübten Berufe Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in Unternehmen durchführen. Dazu zählen Beschäftigte in den Berufen Ingenieur, Chemiker, Physiker und in Berufen anderer naturwissenschaftlicher Fachgebiete tätig sind (vgl. Bade 1997). Für die vorliegende Untersuchung sind die Angaben aus der Beschäftigtenstatistik für die Jahre 1998, 1990 und 1980 nach dem Gebietsstand der Raumordnungsregionen von Anfang 1996 herangezogen worden. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die 74 westdeutschen Regionen (ohne West-Berlin). Im Jahre 1998 waren in den FuE-Berufen im Verarbeitenden Gewerbe Westdeutschlands reichlich 27.6000 Personen tätig. Zwei Drittel dieser Personengruppe sind Elektro- und Maschinenbauingenieure. Seit 1980 ist die Beschäftigung deutlich gestiegen, je nach Betrachtungsperiode jedoch mit unterschiedlichem Tempo: Zwischen 1980 und 1990 nahm sie um 41,7 % zu, von 1990 bis 1998 lag die Zuwachsrate bei 4,6 %. Zum Vergleich: Im Verarbeitenden Gewerbe sank die Beschäftigung 1990 gegenüber 1980 um -1 % und 1998 gegenüber 1990 um -17 %. Im Betrachtungszeitraum 1990/1998 nahm in 49 Regionen die FuE-Beschäftigung stärker zu als der Durchschnitt aller Regionen, in 25 Regionen entwickelte sich die Beschäftigung schwächer als der Durchschnitt. Im Zeitraum 1980-1990 verzeichnete ebenfalls die Mehrzahl der Regionen ein überdurchschnittliches Wachstum (45 Regionen). Schwächer gewachsen als im Bundesdurchschnitt sind in diesem Zeitraum 27 Regionen. Regionen mit einem hohen Ausgangsniveau verzeichneten vielfach eine vergleichsweise ungünstige Entwicklung. Dies schlägt sich auch in den Veränderungen der räumlichen Konzentration der FuE-Beschäftigung nieder. Für die drei Regionen mit den meisten FuE-Beschäftigten trifft dies zwar nicht zu. Nimmt man aber weitere Regionen hinzu, so wird die Tendenz zur räumlichen Dekonzentration deutlich. So ist der Anteil der Beschäftigten in den zehn (zwanzig) wichtigsten Regionen von 1980 bis 1998 erheblich zurückgegangen (vgl. Abbildung III.2.18).

314

Abbildung III.2.18: Regionale Konzentration1) der Beschäftigten2) in FuEBerufen im Verarbeitenden Gewerbe 1980, 1990 und 1998 – Anteil der ... Regionen mit den meisten Beschäftigten an allen Regionen

1998

25,6

1990

26,7

15,1

1980

25,7

16,1

0

13,5

20

3 Regionen

10,2

18,7

10,9

17,9

13,7

40

6 Regionen

GiniKoeffizient 0,546

0,577

18

60

10 Regionen

0,604

80

100

20 Regionen

1) Westdeutsche Regionen ohne West-Berlin. 2) Beschäftigte in FuE-Berufen in % von allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe. Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Insgesamt gesehen, spiegelt die zunehmende Bedeutung der FuE-Beschäftigung für die Industrie den allgemeinen Trend zur Tertiärisierung wider: Im Jahre 1980 waren 2,3 % der Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes in FuE-Berufen tätig, im Jahre 1990 waren es 3,2 %. Im Jahre 1998 waren schließlich 4,1 % der Beschäftigten in FuE-Berufen tätig, ein Viertel mehr als im Jahre 1990 und fast doppelt soviel wie 1980. Für die regionale Betrachtung interessiert vor allem die Frage nach Veränderungen in der relativen Position der Regionen. Dazu waren zwei Fragen zu prüfen: • In welchen Regionen lag die Ausstattung mit industrieller FuE-Berufen zu Beginn der Betrachtungsperiode unter bzw. über dem Bundesdurchschnitt? • In welchen der Regionen mit anfänglich überdurchschnittlicher Ausstattung nahm die Bedeutung von FuE verglichen mit derjenigen im Bund noch zu, in welchen Regionen ging sie zurück? Und analog: Welche der Regionen mit unterdurchschnittlicher Ausstattung haben gegenüber der bundesdurchschnittlichen Ausstattung aufgeholt und welche Regionen haben gegenüber dem Bundesdurchschnitt verloren? Im Jahre 1980 wies das Verarbeitende Gewerbe in 17 der hier untersuchten 74 Regionen einen über dem Durchschnitt liegenden FuE-Besatz auf. In den restlichen 57 Regionen lag der FuE-Besatz unter dem Durchschnitt. Bei den überdurchschnittlich

315

gut ausgestatteten Regionen handelte es sich vor allem um hochverdichtete Regionen und solche, die auch einen hohen industrieller Besatz insgesamt hatten. Am höchsten war 1980 die Ausstattung mit industrieller FuE-Berufen in München. Dort waren im Jahre 1980 6,1 % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe in FuEBerufen tätig, gut zweieinhalb mal soviel wie in der Bundesrepublik insgesamt (vgl. Tabelle III.2.20). Weit überdurchschnittlich war der Besatz auch in anderen Industriezentren in Nord- und Westdeutschland (Bremen, Hamburg, Köln) sowie im Süden und im Südwesten der Republik (Mittelfranken, Stuttgart, Unterer Neckar, Rheinpfalz, Rhein-Main). Am anderen Ende der Rangfolge standen zumeist gering verdichtete Regionen. Am geringsten war die FuE-Ausstattung in Westmittelfranken. Hier waren nur 0,3 % der Industriebeschäftigten in FuE-Berufen tätig. Dies entspricht etwas mehr als einem Zehntel der bundesdurchschnittlichen Ausstattung. Tabelle III.2.20: Raumordnungsregionen1) mit dem höchsten bzw. geringsten Besatz mit Beschäftigten in FuE-Berufen im Verarbeitenden Gewerbe 1980, 1990 und 1998 1980 Region

1990 Besatz in %

Region

1998 Besatz in %

Region

Besatz in %

München Bremen Mittelfranken Rheinpfalz Unterer Neckar Stuttgart Rhein-Main Köln Hamburg Bodensee

6,01 5,20 4,05 3,91 3,86 3,65 3,53 3,50 3,46 3,41

München Bremen Mittelfranken Stuttgart Bodensee Rhein-Main Hamburg Rheinpfalz Unterer Neckar Köln

8,78 7,34 5,83 5,50 5,45 5,23 5,13 4,98 4,56 4,45

München Bremen Stuttgart Mittelfranken Starkenburg Bodensee Rhein-Main Hamburg Köln Rheinpfalz

11,40 7,79 7,50 7,42 6,41 6,10 6,07 5,96 5,45 5,44

Alle Regionen

2,25

Alle Regionen

3,22

Alle Regionen

4,06

Schleswig-Holstein Nord 0,71 Osnabrück 1,17 Osthessen 1,65 Lüneburg 0,70 Emsland 1,15 Lüneburg 1,64 Emsland 0,68 Oberfranken-West 1,09 Emsland 1,63 Oberfranken-West 0,64 Oberfranken-Ost 1,08 Landshut 1,61 Oberfranken-Ost 0,63 Schleswig-Holstein Nord 1,05 Osnabrück 1,57 Oldenburg 0,63 Donau-Wald 0,96 Donau-Wald 1,53 Oberpfalz-Nord 0,60 Oldenburg 0,89 Oldenburg 1,46 Donau-Wald 0,53 Lüneburg 0,86 Westmittelfranken 1,42 Trier 0,50 Trier 0,73 Schleswig-Holstein Nord 1,14 Westmittelfranken 0,32 Westmittelfranken 0,66 Trier 1,11 1) Westdeutsche Regionen ohne West-Berlin. 2) Beschäftigte in FuE-Berufen in % von allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe. Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

316

Der Zuwachs der FuE-nahen Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe in den Jahren 1980 bis 1998 war in den Regionen sehr unterschiedlich: Die Regionen mit dem im Jahre 1980 höchsten Besatz (München und Bremen) nahmen auch in den Jahren 1990 und 1998 die vorderen Rangplätze ein. Es gab jedoch auch Änderungen in der Rangfolge. So ist die Region Stuttgart im Laufe dieser Jahre vom sechsten auf den dritten Rang aufgerückt, während die Rheinpfalz vom vierten Platz (1980) auf den zehnten Platz (1998) abrutschte. Stark profitiert hat die Region Starkenburg (Darmstadt); dort lag die FuE-Ausstattung 1980 bei 3,1 % und damit nicht auf den vorderen Rängen. 1998 nahm sie 6,4 % den Rang 5 ein. Auch am unteren Ende der Skala gab es sowohl Regionen, die im Ranking unverändert blieben, als auch Ab- und Aufsteiger. Trier und Westmittelfranken etwa konnten ihre Rolle als Schlusslicht nicht abgeben. Das nördliche SchleswigHolstein verschlechterte sich und rutschte von Rang 65 (1980) auf Rang 74 (1998). Die beiden oberfränkischen Regionen (Oberfranken West und Ost) dagegen konnten aus dem Kreis der letzten 10 Regionen aufsteigen. In der Gesamtschau der Veränderungen der Ausstattungsunterschiede der Regionen gegenüber dem Bundesdurchschnitt zeigt sich – getrennt dargestellt für beide Perioden (1990 gegenüber 1980 und 1998 gegenüber 1990) - folgendes Bild: • Von den 17 Regionen, die im Jahre 1980 einen Ausstattungsvorsprung hatten, konnten 8 Regionen ihren Vorsprung bis zum Jahre 1990 weiter ausbauen. Am stärksten haben die Regionen Schleswig-Holstein Mitte und Mittlerer Oberrhein und Bodensee-Oberschwaben profitiert. Diese Regionen konnten ihren Vorsprung gegenüber dem Bundesdurchschnitt um mehr als ein Zehntel gegenüber 1980 ausbauen. Bei den anderen 9 Regionen dieser Gruppe ist in dieser Zeit der Ausstattungsvorsprung kleiner geworden. Am stärksten schrumpfte der Vorsprung von Duisburg/Essen. Dort lag die Ausstattung 1980 um das 1,3-fache über dem Schnitt, im Jahre 1998 lag sie nur knapp über dem Bundesdurchschnitt. Freilich gab es keine Region, bei der die FuE-Ausstattung unter den Bundesdurchschnitt rutschte. • Von den 57 Regionen, die im Jahre 1980 im Rückstand lagen, verzeichneten 42 Regionen einen überdurchschnittlichen Bedeutungszuwachs bei FuE , sie konnten somit gegenüber dem Bund aufholen. Zu den "Aufholern" zählen Regionen mit einem großen Industriepotential als auch solche mit einem geringen Industriebesatz, Regionen im Norden, vor allem aber solche im Süden der Bundesrepublik. Zu den Regionen, die am stärksten aufgeholt haben, zählen etwa Ingolstadt, das südliche Hamburger Umland und Paderborn. Zwei Regionen, Düsseldorf und Ostwürttemberg, wechselten die "Klassen": Dort lag die FuE-Ausstattung 1980 noch (knapp) unter dem Durchschnitt, 1990 lag sie darüber. In nur 15 Regionen der ehemals rückständigen Regionen blieb der Zuwachs hinter dem allgemeinen Trend zurück. Sie fielen also gegenüber dem Bundesdurchschnitt weiter ab. Am stärksten fiel die Region Ost-Friesland zurück, in der der FuE-

317

Besatz 1980 noch 81 % des Gesamtniveaus erreichte, 1990 aber nur noch 61 %. Zu den weiteren "Verlieren" zählten nicht nur abgelegene Regionen, sondern auch verdichtete Regionen und deren Umland. Für die Periode 1998 gegenüber 1990 zeigt sich folgendes Bild: • Unter den 18 Regionen, die im Jahre 1990 einen überdurchschnittliche FuEAusstattung aufwiesen, waren acht Regionen, die ihren Vorsprung weiter ausbauten. Zu den Regionen, denen dies am besten gelang zählten Starkenburg, Stuttgart, der mittlere Oberrhein und Schleswig-Holstein Mitte. • Unter den 56 Regionen mit unterdurchschnittlicher Ausstattung in 1990 gab es 41 Regionen, deren FuE-Intensität stärker als der Bundesdurchschnitt zunahm und die somit aufholten. Regensburg und Lüneburg waren die Regionen, die diesmal am stärksten aufholten. Bemerkenswert war die Entwicklung in Hannover. In dieser Region war der Aufholprozess zwar nicht sehr ausgeprägt, dieser war aber dennoch so stark, dass er zum "Klassenwechsel" reichte. Die FuEAusstattung lag hier 1990 unter dem Bundesdurchschnitt, 1998 lag sie darüber. Bei 15 Regionen ist der Rückstand größer geworden. Größter Verlierer in diesem Anpassungsprozess war diesmal Schleswig-Holstein Nord: Die Region erreichte 1990 33 % des bundesdeutschen Ausstattungsniveaus und 1998 nur noch 27 %. Alles in allem ist festzustellen, dass im Zuge der Zunahme der Beschäftigung in FuE-Berufen die regionale Konzentration der industriellen Innovationspotentiale abgenommen hat (vgl. auch Schönert 2000). Die schwach mit FuE ausgestatteten Regionen konnten zum Teil gegenüber den besser ausgestatteten Regionen deutlich aufholen, zum Teil ist der Rückstand dort aber auch größer geworden. Umgekehrt hat aber auch nicht jede FuE-starke Region ihren Vorsprung weiter ausgebaut. Auch hier gab es Verlierer und Gewinner. Diese Befunde zeigen, dass nicht nur die starken Regionen vom Strukturwandel profitierten, sondern dass es sehr wohl auch Spielräume im Aufholprozess für benachteiligte Regionen gibt. Umgekehrt konnte auch gezeigt werden, dass es für Regionen mit einem Vorsprung in der FuEAusstattung keine Garantie auf eine künftige Führungsrolle geben muss. III.2.7.2

Produktionsnahe Dienstleistungen

Auch die Arbeitsplätze in den Branchen der wissensbasierten technologieorientierten Dienstleistungen sind regional sehr unterschiedlich verteilt. Hinweise auf mögliche Zusammenhänge zwischen der Ausstattung mit Arbeitsplätzen dieser beiden Produzentengruppen bietet ein Vergleich der regionalen Beschäftigungsentwicklungen. Dazu wurde zunächst auch die regionale Entwicklung der Beschäftigung in diesen Branchen untersucht. Für die Analyse sind ebenfalls die Daten der Beschäftigtenstatistik für die Jahre 1998, 1990 und 1980 herangezogen worden.

318

Da die Beschäftigtenstatistik erstmals für das Berichtsjahr 1998 auf die neue Wirtschaftszweiggliederung (WZ93) umgestellt wurde und eine entsprechende Aufbereitung der Jahre zurückliegenden Daten nicht möglich ist, beruht der Vergleich auf der bis 1998 gebräuchlichen und von der WZ93 abweichenden Wirtschaftszweiggliederung der Bundesanstalt für Arbeit. Zur Eingrenzung der hier interessierenden Dienstleistungen wurden die Wirtschaftszweige Wirtschaftsberatung, Architekturund Ingenieurbüros, Rechtsberatung, Wirtschaftswerbung und Wissenschaft (in Unternehmen) zu einer Gruppe zusammengefasst. Sie entspricht im wesentlichen der auch von anderen Autoren benutzten Gruppe der hochwertigen produktionsnahen Dienstleistungen (vgl. etwa Bade 1987). In diesen Branchen waren im Jahre 1998 in Deutschland 1,2 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig. Zum Vergleich: Nach der WZ93 waren im Jahre 1998 im Bereich der wissensbasierten unternehmensnahen Dienstleistungen knapp 1,4 Mio. Arbeitskräfte registriert. Innerhalb der produktionsnahen Dienstleistungen bilden die Branchen der Wirtschaftsberatung und Architektur- und Ingenieurbüros die größten Gruppe (jeweils 40 % der Beschäftigten). Auf die Rechtsberatung entfielen 11 %, auf die Wirtschaftswerbung 8 % und auf die Wissenschaft (in Unternehmen) 1 % der Beschäftigten in diesem Bereich. Die Frage nach den regionalen Besonderheiten der Entwicklung im produktionsnahen Dienstleistungsbereich soll im folgenden, wie die der Beschäftigung in FuEBerufen, aus zwei Blickwinkeln beantwortet werden. Im ersten Schritt werden die räumlichen Entwicklungsunterschiede der Beschäftigung und die daraus resultierenden Veränderungen in der räumlichen Konzentration dargestellt. Im zweiten Schritt werden die regionalen Unterschiede in der Ausstattung der Regionen mit produktionsnahen Dienstleistungen sowie deren Veränderungen untersucht. In der gesamten Volkswirtschaft ist ein seit langem zu beobachtender Anstieg der Beschäftigung im Dienstleistungssektor zu beobachten. Bei dem hier betrachteten Teil des Dienstleistungssektors, den produktionsnahen Diensten, hat in den Jahren 1980 bis 1990 die Beschäftigung um insgesamt 50,1 % zugenommen, die Gesamtbeschäftigung dagegen nur um 6,7 %. In den darauffolgenden Dekade (1990-1998) ist die Beschäftigung im Bereich der produktionsnahen Dienste um insgesamt 46,9 % gewachsen, in der Gesamtwirtschaft ist sie dagegen zurückgegangen, und zwar um –1,2 %. In der ersten der hier betrachteten Dekade (1980 bis 1990) gibt es hinsichtlich der Wachstumsdynamik zwei etwa gleich große Gruppen von Regionen. In 38 Regionen nahm die Beschäftigung stärker zu als im Bundesdurchschnitt, in 33 Regionen nahmen sie unterdurchschnittlich zu. Die wachstumsstärksten Regionen waren Ingolstadt (121 %), Starkenburg (118 %), Landshut (87 %), München (80 %) und Osthessen (80 %). Das Schlusslicht bildeten die Regionen Siegen (13 %), Duisburg/Essen (16 %) und Bremerhaven (17 %). Über alle Regionen betrachtet, ist für

319

diesen Zeitraum anders als in der Zeit danach ein leichtes Süd-Nord-Gefälle im Wachstum der produktionsnahen Dienstleistungen erkennbar. Auch für diesen Zeitraum gilt: Unter den Zentren für Dienstleistungen gibt es sowohl solche mit einem über- als auch solche mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum. Gleiches gilt für Regionen mit wenig Dienstleistungsarbeitsplätzen. Im Zeitraum 1990 bis 1998 waren die Entwicklungsunterschiede zwischen den Regionen ebenfalls groß. In 33 Regionen nahm die Beschäftigung überdurchschnittlich zu, in 41 Regionen blieb sie hinter dem Bundesdurchschnitt zurück. Den höchsten Zuwachs verzeichnete mit 121 % die Region Paderborn, gefolgt von Main-Rhön, Ingolstadt und Osthessen. Der Beschäftigungsaufbau war am geringsten in den Region Nordschwarzwald mit 14 % sowie im südlichen Schleswig-Holstein, im Allgäu und in Bremerhaven. In einer Region blieb die Beschäftigung sogar in etwa auf ihrem Ausgangsniveau (Donau-Iller in Bayern). Festzuhalten ist, dass offensichtlich kein Süd-Nord-Gefälle in der Entwicklung dieses Typs von Dienstleistungen festzustellen ist. Auch hinsichtlich der Regionsgröße ist kein einheitliches Muster erkennbar: Unter den großen Dienstleistungszentren sind sowohl solche, die stärker als im Bundesdurchschnitt gewachsen sind als auch solche, die im Wachstum hinter dem Durchschnitt zurückgeblieben sind. Ähnliches gilt auch für die Regionen mit wenigen Dienstleistungsarbeitsplätzen. Angesichts dieser Entwicklung hat sich trotz großer Entwicklungsunterschiede an der regionalen Verteilung der Dienstleistungen im Laufe der Zeit wenig geändert: In den ersten drei Regionen mit den meisten Dienstleistungsbeschäftigten - München, das Rhein-Main-Gebiet und Düsseldorf – waren im Jahre 1980 etwas mehr als ein Fünftel der Beschäftigten angesiedelt. In den beiden Vergleichsjahren war deren Anteil größer, aber nicht sehr viel (vgl. Abbildung III.2.19). Zusammen mit den Regionen Stuttgart, Hamburg, Köln waren in den ersten sechs Regionen in allen Vergleichsjahren knapp zwei Fünftel der Dienstleistungen konzentriert. Die Stabilität der räumlichen Struktur zeigt sich auch daran, dass die Rangfolge der genannten gewichtigsten Regionen nicht geändert hat.

320

Abbildung III.2.19: Regionale Konzentration1) der Beschäftigten in den produktionsnahen Dienstleistungszweigen2) 1980, 1990 und 1998 – Anteil der ... Regionen mit den meisten Beschäftigten in allen Regionen GiniKoeffizient 23,3

1998

15,2

12,1

17,4 0,526

1990

23,0

15,7

12,3

16,6

1980

22,2

16,4

13,2

16,3

0,528

0,532

0

20

3 Regionen

40

6 Regionen

60

10 Regionen

80

100

20 Regionen

1) Westdeutsche Regionen ohne West-Berlin. 2) Beschäftigte in produktionsnahen Berufen in % von allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Die Beschäftigungszunahme bei den produktionsnahen Dienste in einzelnen Regionen muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass sich deren Bedeutung für die regionale Wirtschaft im Vergleich zur Bedeutung in anderen Regionen vergrößert hat. Zum einen hängt der Bedeutungszuwachs auch von der Entwicklung der anderen Wirtschaftsbereiche in der Region ab. Zum anderen können hohe Wachstumsraten auch durch ein niedriges Ausgangsniveau bedingt sein, so dass sich der Anteil dieses Bereiches nur geringfügig verändert. Der Besatz mit produktionsnahen Dienste war aufgrund der in diesem Bereich günstigeren Entwicklung als in der Gesamtwirtschaft zuletzt deutlich größer als in den Vergleichsjahren zuvor. Im Jahre 1980 waren erst 2,2 % der Beschäftigten im Bereich der produktionsnahen Dienste tätig, im Jahre 1990 bereits 3,1 % (vgl. Tabelle III.2.21). Der Besatz ist in diesen Jahren also um 49 % gestiegen. Im Jahre 1998 waren es bereits 4,6. Gegenüber 1990 ist dies ein Besatz-Zuwachs von 41 %. Vor dem Hintergrund zunehmender Konkurrenz der Regionen untereinander interessiert vor allem die Frage, bei welchen Regionen der Ausstattungsgrad mit produktionsnahen Diensten im Vergleich mit dem bundesdurchschnittlichen Ausstattungsniveau größer und bei welchen Regionen er geringer geworden ist.

321

Tabelle III.2.21: Raumordnungsregionen1) mit dem höchsten bzw. geringsten Besatz mit Beschäftigten in produktionsnahen Dienstleistungszweigen2) 1980, 1990 und 1998 1980 Region

1990 Besatz in %

Region

1998 Besatz in %

Region

Besatz in %

Rhein-Main

3,50

München

5,68

München

8,51

München

3,50

Mittelfranken

4,89

Rhein-Main

7,47

Mittelfranken

3,20

Rhein-Main

4,73

Mittelfranken

7,15

Hamburg

3,14

Hamburg

4,50

Hamburg

7,08

Köln

3,09

Starkenburg

3,97

Unterer Neckar

5,97

Duisburg/Essen

2,91

Stuttgart

3,85

Mittlerer Oberrhein

5,95

Düsseldorf

2,79

Düsseldorf

3,73

Bonn

5,83

Stuttgart

2,66

Köln

3,73

Stuttgart

5,66

Bonn

2,54

Mittlerer Oberrhein

3,69

Düsseldorf

5,66

Hannover

2,50

Unterer Neckar

3,58

Starkenburg

5,60

Alle Regionen

2,19

Alle Regionen

3,09

Alle Regionen

4,59

Emsland

0,71

Ostwürttemberg

1,78

Franken

2,74

Landshut

0,70

Donau-Wald

1,76

Allgäu

2,73

Schwarzwald-Baar-Heuberg

0,68

Emsland

1,74

Landshut

2,68

Ostwürttemberg

0,64

Arnsberg

1,72

Oberfranken-West

2,57

Donau-Wald

0,63

Ingolstadt

1,65

Donau-Iller (BY)

2,51

Westmittelfranken

0,63

Westmittelfranken

1,59

Donau-Wald

2,51

Oberfranken-West

0,60

Oberfranken-West

1,58

Arnsberg

2,30

Oberpfalz-Nord

0,53

Main-Rhön

1,52

Westmittelfranken

2,25

Main-Rhön

0,50

Bremerhaven

1,51

Oberpfalz-Nord

2,16

Ingolstadt 0,32 Oberpfalz-Nord 1,43 Bremerhaven 2,01 1) Westdeutsche Regionen ohne West-Berlin. 2) Beschäftigte in produktionsnahen Dienstleistungszweigen in % von allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Quelle: Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, DIW.

Im Jahre 1980 hatten von 74 westdeutschen Regionen 16 Regionen einen über dem Bundesdurchschnitt liegenden Besatz mit produktionsnahen Diensten. Der Besatz war am größten im Rhein-Main-Gebiet und in der Region München (zwei Drittel über dem Durchschnitt). Schlusslicht bildete 1980 die Region Ingolstadt, die nur 14 % der durchschnittlichen Ausstattung erreichte. Bei den besser ausgestatteten Regionen handelt es sich in der Regel um hochverdichtete Regionen, bei den weniger gut ausgestatteten Regionen sowohl um verdichtete als auch um gering verdichtete Regionen.

322

In allen Regionen, also sowohl bei Regionen mit einem Ausstattungsvorsprung als auch bei solchen mit einem Ausstattungsrückstand, ist der Besatz im Jahre 1990 größer als im Jahre 1980 und im Jahre 1998 größer als im Jahre 1990. In einigen Regionen war der Zuwachs jedoch stärker als im Bundesdurchschnitt und in anderen Regionen war er geringer als im Bundesdurchschnitt. Für den Zeitraum 1980 bis 1990 ergibt sich folgendes Bild : • Von den 16 Regionen mit überdurchschnittlicher Ausstattung im Jahre 1980 haben acht Regionen ihren Ausstattungsvorsprung bis 1990 weiter ausbauen können. In der Rangfolge ihres Ausstattungsvorsprungs in 1990 waren dies: Unterer Neckar, Mittlerer Oberrhein, München, Bonn, Hamburg, Mittelfranken, RheinMain und Stuttgart. und Aachen. Bei den anderen acht Regionen dieser Gruppe – Köln, Duisburg/Essen, Düsseldorf, Hannover, Dortmund, südliches Hamburger Umland, südliches Schleswig-Holstein und Bremen – ist der Ausstattungsvorsprung dagegen kleiner geworden. • Von den 58 Regionen mit einem Ausstattungsrückstand im Jahre 1980 kamen immerhin 29 Regionen auf einen überdurchschnittlichen Zuwachs in der Ausstattung. In den anderen 29 Regionen blieb der Zuwachs unter dem bundesdurchschnittlichen Zuwachs. Für den Zeitraum 1990 bis 1998 zeigt sich folgendes Bild: • Von den 16 Regionen mit überdurchschnittlicher Ausstattung haben wiederum 8 Regionen ihren Vorsprung weiter ausbauen können, vor allem Bonn und der untere Neckar. Unter den acht Regionen mit rückläufigem Ausstattungsvorsprung hatte die Kölner Region die größten Einbußen zu verzeichnen. Im südlichen Schleswig-Holstein war der Verlust so groß, dass dort die Ausstattung im Jahre 1998 unter den Bundesdurchschnitt rutschte. • Unter den Regionen mit unterdurchschnittlicher Ausstattung im Jahre 1990 waren 22 Regionen, die bis 1998 weiter aufholten. Am besten gelang dies in den Regionen Paderborn, Ingolstadt, Braunschweig, Main-Rhön, und Osthessen. Eine Region, Dortmund, erreichte 1998 die Klasse der Regionen mit überdurchschnittlicher Ausstattung. Besonders stark abgefallen dagegen ist die Region Donau-Iller (Bayern), die im Jahre 1990 noch 85 % der bundesdeutschen Ausstattung erreichte, im Jahre 1998 aber nur noch 55 %. Alles in allem zeigt die Analyse, dass sich die räumlichen Verteilungsmuster der produktionsnahen Dienstleistungen anders als bei den FuE-Berufen im Verarbeitenden Gewerbe im Zeitverlauf als recht stabil erwiesen haben. Die räumliche Konzentration hat nicht zugenommen, sie hat aber auch nicht abgenommen. Die führenden Regionen haben ihre Position behalten.

323

Die weiterführende Frage, inwieweit sich ein Zusammenhang in der Entwicklung von FuE-nahen Berufen und Dienstleistungsarbeitsplätzen feststellen lässt, konnte hier nicht weiter verfolgt werden. III.2.7.3

Entwicklung des Patentaufkommens

Zu den Indikatoren, deren Entwicklung sich für alle Regionen darstellen läßt, gehören die Patente des DPMA. Hier kann auf den Patentatlas (Greif 1998) sowie auf die Sonderauswertungen von Greif für dieses Projekt zurückgegriffen werden. Die beiden Datenmengen sind aus mehreren Gründen nicht unmittelbar vergleichbar. "Die ältere Untersuchung bezieht sich auf eingegangene Patentanmeldungen, die jüngere auf veröffentlichte. Bei der älteren Untersuchung wurde die räumliche Zuordnung nur nach dem Erfindersitz vorgenommen, in der jüngeren in den Fällen der Erfinder-Nichtnennung auch nach dem Anmeldersitz. Das hat auch Auswirkungen auf die Verteilung von Patentanmeldungen auf die drei Anmelderkategorien. Da die Kategorie der Freien Erfinder (nach dem Kriterium Anmelder = Erfinder) naturgemäß keine Erfinder-Nichtnennung hat, entfällt auf sie in der älteren Untersuchung ein relativ großer Teil der erfaßten Anmeldungen." (Greif, Sonderauswertung) Es darf aber unterstellt werden, dass für die vorliegende Fragestellung – die Entwicklung des Patentaufkommens in den Regionen –die Unterschiede in der Abgrenzung der Patente vernachlässigt werden können. Als Maßzahl des Entwicklungsvergleichs werden nicht Absolutzahlen, sondern Veränderungen von Anteilen herangezogen. Darüber hinaus wird auf die Differenzierung nach Anmelderkategorien verzichtet. Die Ergebnisse sind in der Tabelle III.2.22 dargestellt. Sie enthält für ausgewählte Raumordnungsregionen, die mit den stärksten Veränderungen, die Promille-Anteile der auf sie entfallenden Patentanmeldungen, bezogen auf die Gesamtheit des Bundesgebiets sowie die Veränderungsraten (in Prozent). Die Regionen mit den größten positiven Differenzen im Promille-Anteil - und damit den größten absoluten Zuwächsen von Patentanmeldungen - sind München (9,91), Regensburg (5,74) und Braunschweig (3,95). Die größten negativen Differenzen weisen Köln (-6,57), Düsseldorf und Starkenburg( jeweils -3,52) auf. Ein völlig anderes Bild ergibt sich, wenn man die relativen Veränderungen in der Rangfolge betrachtet. Der Logik dieser Betrachtungsweise folgend ist für 49 Raumordnungsregionen eine positive, für 48 eine negative Veränderung zu verzeichnen. Hier gehören zu den Gewinnern – also zu den Regionen, deren Bedeutung für das Patentaufkommen in Deutschland zugenommen hat - vor allem kleinere Regionen in Ostdeutschland. Spitzenreiter ist die Altmark. Regensburg ist mit Platz vier als

324

einzige westdeutsche Region unter den ersten zehn Regionen mit der größten positiven Veränderung (vgl. Tabelle III.2.22). Bei der Bewertung der Veränderungsraten dürfen allerdings die absoluten Zahlen nicht unberücksichtigt bleiben. Die hohen prozentualen Zuwachsraten basieren zumeist auf niedrigen Ausgangswerten. Tabelle III.2.22: Patenanmeldungen 1992/94 und 1998 in den zehn Raumordnungsregionen (ROR) mit der größten bzw. der geringsten Veränderung Nr. der ROR

Name der ROR

Anteil an allen Patenten in %1) 1992-1994

Veränderung der Anteile 1998 ggü. 1992/94 in %2)

1998

31

Altmark

0,1

0,6

398,5

29

Havelland-Fläming

2,1

5,0

242,8

26

Uckermark-Barnim

0,6

1,1

185,9

25

Prignitz-Oberhavel

0,7

1,3

185,9

90

Regensburg

7,3

13,1

178,6

10

Mecklenburgische Seenplatte

0,4

0,7

174,8

7

Westmecklenburg

54

Mittelthüringen

0,9

1,4

155,6

23,0

4,5

148,9

9

Vorpommern

0,6

0,9

145,3

53

Nordthüringen

0,9

1,3

140,2

100,0

100,0

100,0

Starkenburg

23,8

20,4

86,0

88

Augsburg

11,6

10,0

85,8

38

Arnsberg

6,2

5,3

85,7

15

Bremen-Umland

4,0

3,4

85,1

19

Hannover

15,2

12,8

84,0

43

Bochum/Hagen

19,6

16,4

83,8

71

Nordschwarzwald

13,1

10,8

82,7

44

Köln

35,8

29,2

81,6

5

Schleswig-Holstein Süd

8,5

6,9

81,5

7,5

80,1

Gesamt 52

39 Dortmund 9,4 1)Gerundet. – 2) Auf der Basis von fünf Nachkommastellen berechnet. Quelle: DPMA, Sonderauswertung S. Greif.

In Tabelle III.2.23 werden die Patentanmeldungen nach technischen Gebieten im Zeitvergleich dargestellt. "Wie die Gesamtbetrachtung erkennen läßt, gibt es keine grundlegenden Verschiebungen im Gefüge der Gebiete, aber neben stabilen Verhältnissen auch gewisse erkennbare Veränderungen bei einigen technischen Gebieten." (Greif, a. a. O.)

325

Tabelle III.2.23: Patenanmeldungen 1992/94 und 1998 nach Technischen Gebieten Nr.

Technisches Gebiet

Anteil an allen Patenten in %

19921994

Veränderung der Anteile 1998 ggü. 1992/94 in %

1998

1

Landwirtschaft

1,3

1,3

103,6

2

Nahrungsmittel, Tabak

0,8

0,7

91,6

3

Persönlicher Bedarf, Haushaltsgegenstände

3,0

3,3

109,3

4

Gesundheitswesen (ohne Arzneimittel), Ver-

4,5

4,6

102,4

1,2

1,6

132,3

gnügungen 5

Medizinische und zahnärztliche Präparate

6

Trennen, Mischen

4,4

3,9

87,3

7

Metallbearbeitung, Gießerei, Werkzeugma-

3,2

3,0

95,1

Schleifen, Pressen, Werkzeuge

4,1

3,7

90,2

schinen 8

Druckerei

1,9

1,4

73,8

10

9

Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge

8,8

9,5

107,0

11

Fördern, Heben, Sattlerei

5,8

4,5

77,4

12

Anorganische Chemie

2,3

1,9

81,8

13

Organische Chemie

4,2

3,7

88,9

14

Organische makromolekulare Verbindungen

2,7

2,6

96,2

15

Farbstoffe, Mineralölindustrie, Öle, Fette

1,9

1,7

88,8

16

Fermentierung, Zucker, Häute

0,6

0,8

132,3

17

Hüttenwesen

1,4

1,2

91,6

18

Textilien, biegsame Werkstoffe

1,9

1,7

88,6

19

Papier

0,7

0,6

81,0

20

Bauwesen

5,4

5,8

107,2

21

Bergbau

0,4

0,4

96,5

22

Kraft- und Arbeitsmaschinen

5,1

5,0

97,9

23

Maschinenbau im allgemeinen

5,8

6,2

106,9

24

Beleuchtung, Heizung

3,3

3,3

99,0

25

Waffen, Sprengwesen

0,6

0,7

126,4

26

Messen, Prüfen, Optik, Photographie

7,7

7,7

100,7

27

Zeitmessung, Steuern, Regeln, Rechnen,

3,5

4,2

120,8

Kontrollieren 28

Unterricht, Akustik, Informationsspeicherung

1,4

1,4

101,5

29

Kernphysik

0,2

0,2

118,1

30

Elektrotechnik

8,3

9,2

110,1

31

Elektronik, Nachrichtentechnik

3,6

4,2

116,2

100,0

100,0

100,0

Gesamt Quelle: DPMA, Sonderauswertung S. Greif

326

Das Spitzentrio bilden unverändert die technischen Gebiete "Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge", "Elektrotechnik" sowie "Messen, Prüfen, Optik, Photographie". Die größten positiven Veränderungen bei den Prozentanteilen, welche die absoluten Anmeldezahlen widerspiegeln, sind bei der Elektrotechnik, dem Gebiet Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge sowie bei Zeitmessung, Steuern, Regeln, Rechnen, Kontrollieren zu beobachten. Die höchsten relativen Wachstumsraten mit jeweils 132,3 % haben die Gebiete Fermentierung, Zucker, Häute (praktisch Biotechnologie) sowie zahnärztliche Präparate. In umgekehrter Richtung sind natürlich auch negative Entwicklungen zu beobachten. In absoluter und relativer Betrachtungsweise am stärksten betroffen sind die technischen Gebiete Druckerei und Fördern, Heben, Sattlerei (Greif, a.a.O.) Als technische Gebiete mit deutlich überdurchschnittlichen Entwicklungen sind in den Tabellen III.2.24 und III.2.25 die Gebiete "Fermentierung, ..." und "Medizinische und zahnärztliche Präparate" ausgewiesen. Die regionale Aufschlüsselung zeigt, welche Raumordnungsregionen mit ebenfalls überdurchschnittlichen Entwicklungen daran maßgeblich beteiligt sind. Tabelle III.2.24: Patente 1992/94 und 1998 in Technischen Gebiet "Fermentierung,...1)" nach ausgewählten Raumordungsregionen (ROR) Nr. der ROR

Name der ROR

Anteil an allen Patenten in %2) 19921994

Veränderung der Anteile 1998 ggü. 1992/94 in %3)

Patentanmeldungen 1998

1998

6

Hamburg

0,1

0,2

301,1

8,1

44

Köln

0,2

0,4

208,5

13,5

51

Rhein-Main

0,2

0,6

258,4

21,8

57

Westsachsen

0,1

0,2

244,2

7,1

68

Unterer Neckar

0,3

0,7

227,9

25,3

75

Neckar-Alb

0,1

0,2

288,2

5,6

81

Würzburg

0,1

0,2

317,1

6,7

Bundesrepublik Deutschland 6,2 8,2 132,3 301,1 1) Überwiegend Biotechnologie. - 2) Gerundet. – 3) Auf der Basis von fünf Nachkommastellen berechnet. Quelle: DPMA, Sonderauswertung S. Greif.

Diese Verlaufsbetrachtung gibt Auskunft über die Entwicklung von nur einem Indikator im Innovationsprozess, allerdings über einen, der entsprechend aufbereitet für eine Vielzahl von Fragestellungen differenzierter Informationen bieten kann. Bei einer Einordnung dieser Informationen in die Bewertung des regionalen Innovationspotentials wären zusätzliche Analysen der Gründe für diese Abweichungen nötig, die aus den vorliegenden Informationen nicht zu gewinnen sind.

327

Tabelle III.2.25: Patente 1992/94 und 1998 in Technischen Gebiet "Medizinische und zahnärztliche Präparate" nach ausgewählten Raumordungsregionen (ROR) Nr. der ROR

Name der ROR

Anteil an allen Patenten in %1) 19921994

Veränderung der Anteile 1998 ggü. 1992/94 in %2)

Patentanmeldungen 1998

1998

5

Schleswig-Holstein Süd

0,2

0,7

273,5

25,1

6

Hamburg

0,7

1,3

175,2

46,8

42

Düsseldorf

1,1

2,0

189,5

74,1

49

Mittelhessen

0,3

0,6

216,0

20,6

66

Rheinpfalz

0,3

0,6

211,4

23,0

Bundesrepublik Deutschland 12,1 16,1 1) Gerundet. – 2) Auf der Basis von fünf Nachkommastellen berechnet. Quelle: DPMA, Sonderauswertung S. Greif

132,3

592,4

III.2.8

Fazit: Das Innovationspotential der Regionen (DIW)

Die Innovationspotentiale der Regionen lassen sich an Hand verschiedener Indikatoren messen, deren Aussagekraft zumindest auf regionaler Ebene unterschiedlich ist. Güte und Verfügbarkeit der einzelnen Indikatoren wurden in den vorhergehenden Abschnitten diskutiert. Als wesentliches Ergebnis ist festzuhalten, dass die verfügbaren Indikatoren, die mit Ausnahme der Patente alle der Inputseite zuzurechnen sind, den interessierenden Sachverhalt, die konstitutiven Elemente des Innovationsprozesses, in unterschiedliche Annäherung und vor allem nicht überschneidungsfrei abbilden. Wie die Betrachtung der spezifischen räumlichen Verteilung zeigt, ergeben sich teilweise erhebliche Unterschiede der Verteilungsmuster bei den einzelnen Indikatoren. Dies ist wohl auch Resultat der unterschiedlichen Abbildgenauigkeit. Ein konsistentes Bild der räumlichen Verteilung des Innovationspotentials insgesamt ist auf dieser Grundlage nur schwer abzuleiten. Bei einer wie auch immer gearteten Verknüpfung dieser Indikatoren dürfte wegen der nicht eliminierbaren Überschneidungen zumindest auf regionaler Ebene die Gefahr einer erheblichen Fehleinschätzung bestehen. Schon diese Einschränkung macht die Ableitung einer zusammenfassenden Bewertung problematisch. Hinzu kommen offene Fragen, vor allem die nach der Möglichkeit, qualitativer Unterschiede der Potentiale zu berücksichtigen sowie weitere, auf kleinräumiger Ebene besonders relevante Elemente des Innovationssystems zu erfassen. Um gleichwohl eine Positionsbestimmung der Regionen vornehmen zu können, bietet sich der in Kapitel 2 erläuterte Ausweg an. Als beste Annäherung an einen zusammenfassenden Indikator sollte in der gegebenen Datenkonstellation die personale Ausstattung mit FuE-Kapazitäten in Wirtschaft, Hochschulen und außeruni-

328

versitärer Forschung gewählt werden, sei es absolut oder relativ zur Zahl der Beschäftigten insgesamt. Dabei ist in Kauf zu nehmen, dass die additive Verknüpfung dieser Komponenten deren in den einzelnen Regionen unterschiedliches Gewicht sowie generell die fachlichen Schwerpunkte unberücksichtigt läßt. Da nichts über das regionale Zusammenspiel dieser Komponenten bekannt ist, läßt sich auch kein Maßstab für eine "optimale Mischung" ableiten. Die Überlegung, auch die personale Ausstattung in wissensbasierten Dienstleistungsunternehmen in den zusammenfassenden Indikator einzubeziehen, wurde nicht weiter verfolgt. Zwar ist die Hypothese plausibel, dass zum Innovationsprozess auch und nicht zuletzt das Potential der wissensintensiven Dienstleister beiträgt. Diese Annahme ließ sich an Hand der vorliegenden Daten jedoch nicht erhärten (siehe Kapitel IV.3). Als Grund dafür ist die doch noch recht weit gesteckte statistische Abgrenzung dieser Gruppe zu vermuten. Trifft dies zu, so würde der Einschluß der Beschäftigten in den zusammenfassenden Indikator nicht die Information über das regionale Innovationspotential verbessern, sondern wegen der zu befürchtenden Unschärfe des Indikators verschlechtern. Als ergänzende Informationen werden Daten zum Patentaufkommen einbezogen. Zwischen dem regionalen Forschungspotential und dem Patentaufkommen besteht alles in allem ein sachlich enger und statistisch belegter Zusammenhang. der sich auch in Ähnlichkeiten des regionalen Gewichts beider Faktoren widerspiegelt. Sie sind gleichsam zwei Seiten einer Medaille. Eine Verknüpfung ist aus diesem Grunde nicht sinnvoll. Als illustrierende Information wurden schließlich die jeweils wichtigsten Technikfelder der Patente in die Übersicht aufgenommen, die Rückschlüsse auf die technischen Spezialisierungen der Forschung in den jeweiligen Regionen zulassen. Die ebenfalls dargestellte Veränderung der relativen Position beim Patentaufkommen bietet Anhaltspunkte dafür, in welcher Regionen sich das Innovationspotential besonders dynamisch entwickelt hat. Diese Dynamik konnte an Hand der Beschäftigung in FuE nicht abgebildet werden, da für Ostdeutschland Angaben zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erst ab dem Jahr 1995 vorliegen. Die Ergebnisse für alle Regionen sind in Tabelle III.2.27 dargestellt. Ein wesentlicher Befund dieser zusammenfassenden Betrachtung ist die absolut wie relativ betrachtet starke Konzentration des Innovationspotential auf wenige Regionen. München, Stuttgart und Berlin vereinigen knapp 30 % des FuE-Personals Deutschlands auf sich. Die Gebiete sind damit als die potentiell innovationsstärksten Regionen einzustufen. In den im Rang nachfolgenden Regionen nimmt die Zahl der FuE-Beschäftigten und damit das Innovationspotential zwar rasch ab. Auf die 10 Regionen mit der höchsten Zahl an FuE-Beschäftigten – also auf rund ein Zehntel aller Regionen – entfällt dennoch gut die Hälfte (53 %) des Forschungspersonals in Deutschland. (vgl. Tabelle III.2.26).

329

Tabelle III.2.26: Die zehn Raumordnungsregionen mit den meisten FuEBeschäftigten bzw. mit dem höchsten Besatz an FuEBeschäftigten 1997 Region

Anzahl

Rang

Region mit der höchsten Ausprägung = 100

Region

Besatz (FuEBeschäftigte je 10 000 Beschäftigte)

Rang

Region mit der höchsten Ausprägung = 100

München

48676

1

100

München

490

1

100

Stuttgart

39443

2

81

Starkenburg

389

2

79

Berlin

28699

3

59

Stuttgart

387

3

79

Rhein-Main

17955

4

37

Braunschweig

373

4

76

Braunschweig

14099

5

29

Unterer Neckar

344

5

70

Unterer Neckar

13938

6

29

Ingolstadt

314

6

65

Köln

13761

7

28

Rheinpfalz

305

7

64

Düsseldorf

13493

8

28

Aachen

295

8

62

Hamburg

12919

9

27

Donau-Iller (BW)

279

9

60

Starkenburg

12424

10

26

Bodensee-O‘schwaben

267

10

58

441726

X

X

Alle Regionen

162

X

33

Alle Regionen

Quelle: Stifterverband für die Wissenschaft, Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, NIW, DIW.

Die räumliche Konzentration ist bei den einzelnen Trägern des FuE-Prozesses unterschiedlich: Das Personal der wissenschaftlichen Einrichtungen ist regional stärker konzentriert, das Forschungspersonal der Hochschulen hingegen gleichmäßiger verteilt (vgl. Abbildung III.2.20). Die durchschnittliche Konzentration über alle Gruppen betrachtet wird jedoch von der Verteilung der FuE Arbeitsplätze in der Wirtschaft geprägt, was angesichts des hohen Gewichts dieser Gruppe nicht überrascht. Die Regionen mit dem höchsten Besatz mit FuE-Personal (FuE-Personal bezogen auf alle Beschäftigten in der Region) liegen vor allem in Süd- und Südwestdeutschland. In der Region München sind – bezogen auf 10.000 Beschäftigte - 490 Personen in FuE tätig, das sind dreimal soviel wie im Durchschnitt der Bundesrepublik. In Starkenburg (mit Darmstadt als Zentrum) und in Stuttgart ist die Ausstattung noch gut doppelt so hoch wie der Durchschnitt.

330

Abbildung III.2.20: Regionale Konzentration des FuE-Personals 1997 - Anteil der ... Regionen1) mit den meisten Beschäftigten an allen Regionen

Wirtschaft

29,3

Hochschulen

11,8

18,4

Wissenschaftliche Einrichtungen1)

9,9

30,4

12,9

11,6

GiniKoeffizient

16,8

0,650

21,6

14,0

0,632

14,4

20,2 0,778

Insgesamt

29,2

0

11,5

20 3 Regionen

12,6

40 6 Regionen

0,623

17,3

60 10 Regionen

80

100 20 Regionen

1) Bei Regionen ohne Angaben: Zahl wird mit 0 angenommen. Quelle: SV-Stifterverband für die Wirtschaft, NIW, Statistisches Bundesamt, DIW.

Die fünf forschungsstärksten Regionen weisen dabei verschiedene Eigenheiten auf (vgl. Tabelle III.2.27): • In der führenden Region, München, wird das FuE-Potential stark von der Wirtschaft bestimmt, die Hochschulforschung spielt dort im Vergleich mit dem Bundesgebiet eine unterdurchschnittliche Rolle. Die Patentintensität ist ebenfalls sehr hoch (Rang 3). Gemessen an den Technikfeldern der Patente ist diese Region auf die Elektrotechnik, Elektronik sowie verschiedene Bereiche des Maschinenbaus spezialisiert. Gleichwohl ist die technologische Spezialisierung nicht allzu sehr ausgeprägt. Auch andere Technikgebiete zeigen nennenswerte Anteile am Patentaufkommen. Aus Platzgründen sind in der Tabelle III.2.27 nur die ersten beiden Technikfelder ausgewiesen. • Die Region mit dem zweitstärksten Besatz mit FuE-Potentialen, Starkenburg mit dem Zentrum Darmstadt, ist stärker noch als München von FuE-Potentialen der Wirtschaft bestimmt. Die eher grundlagenorientierten wissenschaftlichen Einrichtungen dort fallen personalmäßig kaum ins Gewicht. Bei den Patenten liegt die Region auf Rang 7. Spezialisiert ist die Region vor allem auf die Entwicklung von medizinischen Präparaten sowie die Entwicklung von neuen chemischen Produkten.

331

• Stuttgart, die nach FuE-Potentialen drittstärkste, nach den Patenten die stärkste Region, ist ebenfalls durch ein stark von der Wirtschaft getragenes Forschungspotential gekennzeichnet: Über 85 % des FuE-Personals ist in der Wirtschaft tätig, jeweils nur rund 7 % in den Hochschulen bzw. in den öffentlichen Forschungseinrichtungen. Technologische Schwerpunkte hier sind der Fahrzeugbau und damit zusammenhängende technische Kompetenzen wie der Motorenbau. • Die Region Braunschweig weist eine etwa dem Bundesdurchschnitt entsprechende "Mischung" von FuE-Potentialen in Wirtschaft und Wissenschaft auf. Charakteristisch für diese Region ist die starke Ausrichtung der Forschung auf Kraftfahrzeuge. Mehr als ein Drittel aller Patente der Region, die Position 12 bei der Patentintensität einnimmt, entfallen auf diesen Bereich (Bund: ein Zehntel). • Im unteren Neckar (Mannheim und Heidelberg) entspricht die Struktur des FuEPotentials nach Akteursgruppen ebenfalls etwa dem Bundesdurchschnitt. Eine starke technische Spezialisierung wie in Braunschweig ist hier nicht zu erkennen. Gleichwohl zeigt die Region bei den Patenten (Rang 15) überdurchschnittliche Anteile bei Druckmaschinen, in der organischen Chemie und im Bereich Messe, Prüfen, Optik und damit drei technologische Schwerpunkte. Diesen fünf besatzstärksten Regionen folgt eine ebenfalls relativ kleine Gruppe - neun Regionen - die etwa zwei Drittel bis knapp die Hälfte der Ausstattungsintensität Münchens mit Forschungspersonal aufweisen. Berlin ist darunter die einzige in Ostdeutschland gelegene Region. Nach Aachen (26 %) Göttingen (29 %) und der Region mittlerer Oberrhein (31 %) hat Berlin den kleinsten Anteil an in der Wirtschaft beschäftigtem Forschungspersonal (43 %) – offenkundig Reflex des an diesen Standorten weit überdurchschnittlich ausgebauten öffentlichen Forschungssektors. Dass diese Konstellation nicht gleichbedeutend ist mit generell geringerem Patentaufkommen zeigen die Positionen von Aachen und mittlerem Oberrhein: Der Abstand zwischen der Rangposition beim Forschungspersonal zur Position bei dem Patentaufkommen (ebenfalls je 10 000 Beschäftigte gerechnet) ist hier mit 10 bzw. 7 Plätzen deutlich kleiner als in Berlin (33) und Göttingen (39). Danach folgt ein größeres Mittelfeld von 30 Regionen, deren Ausstattungsintensität zwischen 20 % und 50 % des Spitzenreiters beträgt und deren Besatzziffern vom Durchschnitt um etwa die Hälfte nach oben und unten abweichen. Der Besatz sinkt dabei relativ kontinuierlich, so dass eine Abgrenzung dieser Gruppe etwa nach auffälligen Ausstattungssprüngen sich nicht anbietet. In dieser Gruppe fallen zwei Ostwürttemberg und Südostoberbayern – durch erhebliche Diskrepanzen zwischen Ausstattungs- und Patentposition auf. Hier verzerren offenkundig Abgrenzungsprobleme zu den forschungsstarken Regionen Stuttgart und München das Bild. Am unteren Ende der Ausstattungsskala rangieren rund 40 Regionen, deren Forschungspotential höchstens rund 15 % Münchens erreicht und noch nicht einmal die Hälfte des durchschnittlichen Besatzes aufweist. Für das bayerische Oberland, das

332

mit einer Personalintensität von 62,4 auf Rang 66 in dieser Gruppe angesiedelt ist, bei der Patentintensität mit Rang 6 hingegen im Spitzenfeld liegt, gilt die oben angesprochene Abgrenzungsproblematik ebenfalls. Von den Regionen auf den ersten zwanzig Rangplätzen sind mit Berlin und Oberes Elbtal (Raum Dresden) nur zwei in Ostdeutschland gelegen. Auf den folgenden zwanzig Positionen sind es fünf. Damit sind die ostdeutschen Regionen nach wie vor überwiegend im unteren Ausstattungsbereich angesiedelt. Dies kann in Anbetracht der schwierigen Ausgangslage nicht überraschen. Alles in allem ist beachten, dass die vorgestellten Ergebnisse angesichts methodischer Probleme nur eine erste Annäherung an die Messung der Unterschiede des Innovationspotentials darstellen können. Selbst auf dieser Analyseebene können Datenprobleme zu Fehleinschätzungen führen, wie die oben angesprochenen Abgrenzungsprobleme bei einzelnen Regionen zeigen. Daher bedarf es für eine genauere Würdigung der Innovationskraft der Regionen offenbar zusätzlicher Informationen, die aber aus den verfügbaren Statistiken nicht zu gewinnen sind.

Tabelle III.2.27: Rangfolge der Raumordnungsregionen (ROR) nach dem FuE-Personal 1997 und ausgewählten Indikatoren des Innovationspotentials Raumordnungsregion

Nr.

Name

München Starkenburg (Darmst.) Stuttgart Braunschweig Unterer Neckar Ingolstadt Rheinpfalz Aachen Donau-Iller (BW) Bodensee-O’schwaben Göttingen Mittlerer Oberrhein Berlin Mittelfranken Ob.Elbtal/Osterzgebirge Bonn Neckar-Alb Rheinhessen-Nahe Würzburg Köln Hamburg Ostthüringen

Zahl

BY HE BW NS BW BY RP NRW BW BW NS BW B BY SA NRW BW HE BY NRW HH TH

490 389 387 373 344 317 314 305 295 286 279 267 248 238 236 227 222 189 183 182 176 176

Anteil der ... am FuEPatente 1998 Personal je 100.000 in % Beschäftigte1) Mün- Rang- WirtHochWiss. Zahl Rang chen = folge schaft2) schulen Einrich. 100 100 1 70,9 11,5 17,6 293 3 79 2 81,6 11,1 7,3 236 7 79 3 85,6 7,2 7,2 314 1 76 4 67,2 11,9 20,9 223 12 70 5 61,2 21,0 17,8 209 15 65 6 96,6 3,4 0,03) 184 21 64 7 95,9 1,8 2,3 295 2 62 8 26,2 30,8 43,0 189 18 60 9 79,6 17,7 2,7 188 19 58 10 98,9 1,1 0,03) 278 4 57 11 28,8 36,5 34,7 102 50 54 12 31,4 19,8 48,8 190 17 51 13 43,8 24,6 31,7 106 46 49 14 76,9 19,9 3,2 230 8 48 15 46,0 28,2 25,8 93 57 46 16 27,3 30,0 42,7 145 32 45 17 52,4 32,6 15,0 198 16 39 18 45,2 37,7 17,0 150 30 37 19 33,5 56,5 10,0 169 24 37 20 68,0 14,3 17,7 143 33 36 21 56,8 21,5 21,7 67 69 36 22 43,5 31,0 25,6 92 58

Technikfeld (TF) mit dem höchsten Patentanteil in der Region

Elektrotechnik (15,0%) Organ. Chemie (10,1%) Fahrzeuge (16,1%) Fahrzeuge (37,4%) Messen, Prüfen (10,3%) Fahrzeuge (23,1%) Organ. Chemie (28,2%) Elektrotechnik (11,9%) Fahrzeuge (8,2%) Maschinenbau (18,2%) Messen, Prüfen (16,0%) Maschinenbau (16,2%) Elektrotechnik (14,8%) Elektrotechnik (18,6%) Elektrotechnik (12,9%) Elektrotechnik (10,0%) Elektrotechnik (10,9%) Fahrzeuge (10,2%) Maschinenbau (11,7%) Organ. Chemie (15,0%) Med. Präparate (9,5%) Messen, Prüfen (31,0%)

Rang4)

Technikfeld (TF) mit dem zweithöchsten Patentanteil in der Region

1 6 1 2 6 11 1 9 38 6 27 3 44 33 18 25 19 23 21 3 3 8

Elektronik (14,3%) Fahrzeuge (9,1%) Kraftmaschinen (15,7%) Kraftmaschinen (8,8%) Organ. Chemie (8,5%) Kraftmaschinen (12,2%) Organ. mol. Verb. (22,9%) Bauwesen (8,4%) Elektrotechnik (8,0%) Fahrzeuge (9,5%) Trennen, Mischen (10,0%) Fahrzeuge (13,1%) Messen, Prüfen (10,5%) Messen, Prüfen (10,9%) Druckerei (10,2%) Fahrzeuge (8,6%) Messen, Prüfen (10,0%) Zeitmessung (8,8%) Kraftmaschinen (10,5%) Organ. mol. Verb. (11,1%) Gesundheitswes. (8,5%) Elektrotechnik (10,6%)

Zahl der TF, zu deren Patenten die Region mind. 3% beiträgt 29 6 24 3 6 1 6 4 5 1 14 14 2 1 1 8 3

333

93 52 72 22 68 89 66 45 74 79 24 70 30 86 58 46 75 64 81 44 6 56

Bun- FuE-Personal je 10.000 desland Beschäftigte1)

Raumordnungsregion

Nr.

Name

Schleswig Holst.Mitte Mittelhessen Rhein-Main Bremen Südlicher Oberrhein Havelland-Fläming Schwarzw.Baar-Heub Hannover Mittl.Mecklenb./Rostock Paderborn Oberpfalz-Nord Chemnitz-Erzgebirge Düsseldorf Westpfalz Bayerischer Untermain Bochum/Hagen Hochrhein-Bodensee Westsachsen Hildesheim Ostwürttemberg Halle/S. Schleswig-Holstein Ost Südheide Münster Augsburg Südostoberbayern

Zahl

SH HE HE HB BW BB BW SH MV NRW BY SA NRW RP BY NRW BW SA NRW BW SN SH NS NW BY BY

172 168 167 166 149 14 140 140 131 130 124 124 122 114 114 112 111 109 107 103 101 101 98 98 98 94

Anteil der ... am FuEPatente 1998 Personal je 100.000 in % Beschäftigte1) Mün- Rang- WirtHochWiss. Zahl Rang chen = folge schaft2) schulen Einrich. 100 35 23 29,6 39,9 30,5 86 60 34 24 45,1 52,6 2,3 163 27 34 25 80,3 9,6 10,0 156 29 34 26 59,6 29,2 11,2 43 84 30 27 42,2 31,0 26,7 119 39 30 28 33,7 16,5 49,8 75 66 29 29 97,6 2,4 0,0 218 14 29 30 50,3 31,6 18,0 95 56 27 31 11,6 50,1 38,4 45 83 26 32 62,1 37,9 0,0 133 36 25 33 99,8 0,2 0,0 109 43 25 34 58,7 34,6 6,7 64 71 25 35 78,6 14,4 7,0 165 25 23 36 51,5 40,4 8,2 83 61 23 37 99,0 1,0 0,03) 187 20 23 38 61,4 36,1 2,5 122 38 23 39 74,3 25,7 0,03) 173 23 22 40 35,9 35,6 28,5 40 87 22 41 92,4 7,6 0,03) 110 42 21 42 96,3 3,7 0,03) 272 5 21 43 34,2 47,0 18,8 45 81 21 44 65,4 34,6 0,03) 74 67 20 45 51,2 0,0 48,8 125 37 20 46 47,8 42,4 9,9 119 40 20 47 85,5 12,7 1,8 138 34 19 48 99,5 0,5 0,0 229 9

Technikfeld (TF) mit dem höchsten Patentanteil in der Region

Rang4)

Technikfeld (TF) mit dem zweithöchsten Patentanteil in der Region

Messen, Prüfen (14,7%) Elektrotechnik (16,2%) Fahrzeuge (10,6%) Elektrotechnik (17,6%) Messen, Prüfen (13,5%) Kraftmaschinen (9,2%) Gesundheitswes. (20,6%) Fahrzeuge (18,1%) Bauwesen (14,2%) Zeitmessung (14,0%) Elektrotechnik (19,7%) Metallbearb. (14,1%) Farbstoffe (8,6%) Fahrzeuge (11,1%) Fahrzeuge (18,2%) Elektrotechnik (17,8%) Elektrotechnik (9,6%) Messen, Prüfen (11,3%) Elektrotechnik (15,7%) Maschinenbau (10,7%) Organ. mol. Verb.(14,5%) Gesundheitswes. (25,9%) Waffen (21,6%) Bauwesen (12,0%) Bauwesen (10,3%) Elektrotechnik (10,7%)

29 8 4 47 14 27 4 7 65 19 29 7 1 55 19 66 27 43 39 13 12 19 1 4 12 14

Gesundheitswes. (11,1%) Messen, Prüfen (12,7%) Organ. Chemie (9,6%) Messen, Prüfen (12,9%) Elektrotechnik (11,4%) Trennen, Mischen (8,7%) Elektrotechnik (14,4%) Maschinenbau (7,3%) Messen, Prüfen (12,3%) Fahrzeuge (9,4%) Bauwesen (9,1%) Textilien (12,8%) Metallbearb. (7,1%) Maschinenbau (8,5%) Elektrotechnik (7,9%) Fahrzeuge (10,5%) Kraftmaschinen (7,4%) Bauwesen (9,3%) Elektronik (13,9%) Messen, Prüfen (10,3%) Trennen, Mischen (12,2%) Messen, Prüfen (17,8%) Organ. mol. Verb. (12,4%) Fördern, Heben (7,4%) Elektrotechnik (8,2%) Beleuchtung (9,4%)

Zahl der TF, zu deren Patenten die Region mind. 3% beiträgt 1 25

3

1 21

2

1

1 5 1 3

334

3 49 51 11 77 29 76 19 8 37 85 60 42 65 80 43 78 57 23 73 34 4 20 35 88 97

Bun- FuE-Personal je 10.000 desland Beschäftigte1)

Raumordnungsregion

Nr.

Name

Dortmund Arnsberg Duisburg/Essen Schleswig-Holstein Süd Allgäu Siegen Magdeburg Main-Rhön Mittelthüringen Bielefeld Oberfranken-Ost Saar Nordschwarzwald Oberfranken-West Franken Prignitz-Oberhavel Bremerhaven Oberland Osnabrück Trier Nordhessen Vorpommern Oderland-Spree Oberlausitz-Niederschl. Donau-Iller (BY) Südthüringen

Zahl

NRW NRW NRW SH BY NRW SN BY TH NRW BY BW BY BW BB HB BY NRW RP HE MV BB SA BY TH

94 91 89 89 87 86 85 84 84 79 74 73 72 71 70 67 65 62 61 59 59 59 58 56 56 55

Anteil der ... am FuEPatente 1998 Personal je 100.000 in % Beschäftigte1) Mün- Rang- WirtHochWiss. Zahl Rang chen = folge schaft2) schulen Einrich. 100 19 49 35,4 32,9 31,7 80 64 19 50 96,0 4,0 0,0 107 44 18 51 60,8 26,1 13,1 97 53 18 52 48,6 0,1 51,3 102 49 18 53 99,6 0,4 0,0 137 35 18 54 49,5 50,5 0,0 149 31 17 55 37,7 28,2 34,2 47 79 17 56 99,9 0,1 0,0 229 10 17 57 49,8 39,7 10,5 62 73 16 58 77,1 18,3 4,6 104 48 15 59 59,1 40,9 0,0 76 65 15 60 30,0 47,1 22,9 82 63 15 61 99,4 0,6 0,03) 221 13 15 62 82,8 12,7 4,5 181 22 14 63 90,7 0,7 8,6 157 28 14 64 83,5 0,0 16,5 40 89 13 65 31,2 3,8 65,0 46 80 13 66 98,9 1,1 0,03) 260 6 12 67 64,6 35,4 0,03) 90 59 12 68 40,7 43,2 16,2 64 72 12 69 63,3 36,7 0,03) 68 68 12 70 11,0 62,9 26,1 19 97 12 71 28,7 13,0 58,3 39 90 11 72 94,3 5,7 0,03) 40 88 11 73 99,9 0,1 0,0 164 26 11 74 98,3 1,7 0,03) 57 75

Technikfeld (TF) mit dem höchsten Patentanteil in der Region

Rang4)

Bauwesen (11,2%) Fahrzeuge (15,1%) Messen, Prüfen (7,1%) Med. Präparate (9,8%) Maschinenbau (15,8%) Metallbearb. (14,8%) Fahrzeuge (11,7%) Maschinenbau (44,3%) Messen, Prüfen (18,0%) Bauwesen (11,1%) Schleifen, Pressen (9,7%) Gesundheitswes. (10,7%) Fahrzeuge (11,4%) Fahrzeuge (12,9%) Fahrzeuge (12,2%) Elektrotechnik (15,7%) Elektrotechnik (15,3%) Elektronik (9,6%) Landwirtschaft (13,3%) Bauwesen (17,9%) Beleuchtung (14,9%) Messen, Prüfen (16,1%) Elektrotechnik (32,1%) Landwirtschaft (10,8%) Bauwesen (15,7%) Elektrotechnik (12,9%)

23 33 17 7 26 6 47 26 26 5 33 15 18 17 13 73 71 11 3 47 9 79 44 15 13 57

Technikfeld (TF) mit dem zweithöchsten Patentanteil in der Region

Messen, Prüfen (9,2%) Beleuchtung (13,6%) Bauwesen (7,0%) Gesundheitswes. (7,9%) Fahrzeuge (12,7%) Maschinenbau (12,2%) Bauwesen (10,7%) Fahrzeuge (10,7%) Elektrotechnik (12,1%) Elektrotechnik (10,6%) Fahrzeuge (8,5%) Trennen, Mischen (10,1%) Elektrotechnik (10,4%) Elektrotechnik (10,9%) Elektrotechnik (9,8%) Bauwesen (15,0%) Anorg. Chemie (13,0%) Fahrzeuge (9,2%) Fördern, Heben (9,5%) Zeitmessung (13,0%) Fahrzeuge (13,0%) Elektronik (12,2%) Bauwesen (13,9%) Bauwesen (9,3%) Fahrzeuge (12,6%) Bauwesen (9,2%)

Zahl der TF, zu deren Patenten die Region mind. 3% beiträgt 1 3 1 1 1 3

335

39 38 41 5 95 47 32 82 54 36 84 67 71 83 69 25 13 96 18 63 48 9 27 59 94 55

Bun- FuE-Personal je 10.000 desland Beschäftigte1)

1

1

Anteil der ... am FuEPatente 1998 Technikfeld (TF) mit dem Rang4) Technikfeld (TF) mit dem Zahl der TF, zu deren Personal höchsten Patentanteil in zweithöchsten Patentanteil je 100.000 Patenten die in % Beschäftigte1) der Region in der Region Region Nr. Name Zahl Mün- Rang- WirtHochWiss. Zahl Rang mind. 3% chen = folge schaft2) schulen Einrich. beiträgt 100 91 Donau-Wald BY 53 11 75 84,2 15,8 0,03) 99 51 Bauwesen (15,4%) 24 Fahrzeuge (14,6%) 61 Südwestsachsen SA 49 10 76 95,7 4,3 0,03) 45 82 Kraftmaschinen (12,9%) 32 Beleuchtung (8,9%) 87 Westmittelfranken BY 49 10 77 98,1 1,9 0,03) 116 41 Messen, Prüfen (12,2%) 49 Maschinenbau (11,0%) 21 Lüneburg NS 47 10 78 65,3 29,9 4,8 50 77 Fahrzeuge (13,6%) 74 Schleifen, Pressen (11,2%) 28 Lausitz-Spreewald BB 47 9 79 40,3 41,7 18,0 43 85 Bauwesen (11,3%) 78 Org. mol.. Verb. (10,4%) 90 Regensburg BY 47 9 80 4,1 89,1 6,8 223 11 Elektrotechnik (21,3%) 7 Kraftmaschinen (14,0%) 2 62 Mittelrhein/Westerwald RP 45 9 81 88,1 6,8 5,1 97 55 Bauwesen (10,8%) 14 Fahrzeuge (9,5%) 50 Osthessen HE 45 9 82 93,8 6,2 0,03) 83 62 Bauwesen (13,1%) 59 Fahrzeuge (11,1%) 1 16 Oldenburg NS 45 9 83 20,0 67,3 12,7 59 74 Landwirtschaft (23,2%) 4 Bauwesen (13,9%) 1 33 Dessau SA 45 9 84 94,1 5,9 0,03) 26 95 Org. Chemie (13,8%) 31 Anorg. Chemie (13,0%) 15 Bremen-Umland NS 40 8 85 99,8 0,2 0,0 99 52 Fördern, Heben (25,9%) 13 Maschinenbau (8,2%) 40 Emscher-Lippe NRW 40 8 86 98,1 1,9 0,03) 106 45 Org. Chemie (9,2%) 10 Trennen, Mischen (7,9%) 1 53 Nordthüringen TH 38 8 87 100,0 0,0 0,03) 35 91 Bauwesen (17,9%) 73 Metallbearb. (8,6%) 26 Uckermark-Barnim BB 32 6 88 58,2 9,9 32,0 42 86 Bauwesen (12,5%) 85 Elektrotechnik (12,1%) 17 Emsland NRW 28 6 89 99,9 0,1 0,0 51 76 Landwirtschaft (13,0%) 17 Bauwesen (12,3%) 1 Schleswig-Holstein Nord SH 21 4 90 61,0 19,0 20,1 28 93 Druckerei (14,2%) 29 Fahrzeuge (13,3%) 14 Hamburg-Umland-Süd SH 18 4 91 98,3 1,7 0,03) 104 47 Fahrzeuge (11,0%) 55 Gesundheitswes. (7,9%) 7 Westmecklenburg MV 18 4 92 87,6 12,4 0,03) 31 92 Messen, Prüfen (16,6%) 67 Gesundheitswes. (14,8%) 2 SchleswigHolst.Süd-West SH 15 3 93 95,6 4,4 0,03) 66 70 Elektrotechnik (8,4%) 85 Fahrzeuge (7,5%) 92 Landshut BY 13 3 94 96,5 3,5 0,03) 97 54 Fahrzeuge (23,0%) 35 Bauwesen (13,5%) 10 Mecklenburg. Seenplatte MV 11 2 95 82,1 17,9 0,03) 22 96 Beleuchtung (16,4%) 65 Anorg. Chemie (13,1%) 12 Ost-Friesland NS 10 2 96 31,8 16,5 51,8 49 78 Fahrzeuge (13,2%) 61 Fördern, Heben (11,5%) 31 Altmark SN 5 1 97 95,5 4,5 0,03) 28 94 Nahrungsmittel (16,0%) 26 Zeitmessung (14,1%) Alle Regionen 162 33 63,9 19,5 16,6 136 Fahrzeuge (9,5%) Elektrotechnik (9,2%) 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. – 2) Für einzelne Regionen geschätzt. - 3) Geschätzt. – 4) Rangplatz der Region nach dem Anteil ihres stärksten Technikfeldes am gesamten Patentaufkommen in Deutschland. Quelle: SV-Stifterverband für die Wirtschaft, Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, NIW, DIW Raumordnungsregion

Bun- FuE-Personal je 10.000 desland Beschäftigte1)

336

337

Tabelle III.2.28: Anteil ausgewählter Raumordnungsregionen1) an den Patentanmeldungen 1998 nach technischen Gebieten in % Raumordnungsregion Nr. Name 93 München

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

3,2

3,9

4,9

9,0

5,0

5,1

4,9

5,1

5,1

8,8

3,7

4,5

3,8

3,6

3,9

4,6

3,4

5,5

5,6

4,2

3,5

4,4

5,1

3,4

7,8

11,9

8,7

3,7

6,1

4,0

7,0

9,6

8,3

3,0 14,8

5,9

5,1

4,8 11,6

7,5

7,2

4,1

51 Rhein-Main 72 Stuttgart

Zahl lfd.

Nummer des technischen Gebietes2)

6,3

42 Düsseldorf

4,3

30 Berlin

4,2

6,1

3,0

4,9

86 Mittelfranken

12,5

3,2

11,9 12,6 4,1

6,4

3,4

3,5

16,4 19,1

6,9

3,6

9,4 3,9

5,6

68 Unterer Neckar

13,6 4,0

8,6 25,1

6,7

3,4

5,3

6,5

4,3

3,3

7,2 10,0

18

20

21

22

23

24

25

7,4

4,1

6,7

5,0

4,4

5,7

7,1 10,4 15,4 16,2 11,5 13,0 27,0

3,9

4,4

3,4

4,8 10,6

4,7

6,7

4,2 27,3 10,0 11,0

3,6

7,4 17,4

3,5

5,9

3,6

8,0

4,1

3,1

4,4

3,0

4,3 4,2

3,7

4,2

4,3

3,2

3,3

9,3

8,6

4,7

4,4

5,2

4,0

4,4

4,3

7,6 6,9

28

4,1

29 7,3

30

4,3

3,4

21

4

14

5

6,4

4,8

14

6

8

7

3,2

4,1 5,7

4,0

5,9

8,5

4,4

3,6

97 Südostoberbayern

4,7

4,1

43 Bochum/Hagen 7,1

3,9

3,1

3,9

3,1

4,2

90 Regensburg

3,7

3,0

4,2

3

5,3

4,7

3,8

3,8

2

24

5,2

3,1

3,5

1

9,2

3,1 3,5

29 25

9,1 3,0 20,4

31

3,6

7,8

16,8

9,1 3,8

5 Schleswig-Holstein Süd

27

3,7

22 Braunschweig

58 Oberes Elbtal/Osterzgeb.

26

4,5

3,0

7,9

41 Duisburg/Essen

19

3,3

3,1 7,2

76 Schwarzw.-Baar-Heubg.

6,3

8,4

3,5

36 Bielefeld

17

8,7

3,7

45 Aachen 6 Hamburg

16

3,3

52 Starkenburg

79 Bodensee-Oberschw.

9,6

4,1

3,2

6,1

15

3,1

4,2

35 Münster

9,0

14

5,5

44 Köln 66 Rheinpfalz

3,8

13

Nr.

6

8

6

9

6

10

5

11

5

12

4

13

3

14

3

15

3

16

3

17

3

18

3

19

2

20

2

21

2

22

1

23

16 Oldenburg

4,3

1

24

18 Osnabrück

5,1

1

25

20 Südheide 39 Dortmund

9,0 12,2

1

26

1

27

338

Raumordnungsregion Nr. Name

Zahl lfd.

Nummer des technischen Gebietes2) 1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

Nr. 20

21

40 Emscher-Lippe 47 Siegen 49 Mittelhessen

22

23

24

25

26

27

28

29

5,3

1

28

10,2

1

29

1

30

3,7

60 Chemnitz-Erzgebirge

4,4

70 Mittlerer Oberrhein

4,8

73 Ostwürttemberg

17,9

75 Neckar-Alb

3,5

81 Würzburg

4,4

82 Main-Rhön

6,4

83 Oberfranken-West

10,9

88 Augsburg

4,3

89 Ingolstadt x Zahl der Regionen

31

3,5

50 Osthessen

x Summe der Anteile

30

3,2 29,0 30,5 27,1 31,9 60,8 33,2 34,4 24,5 56,1 37,8 26,6 31,7 6

7

6

6

10

7

5

4

11

4

6

7

70,5 65,6 61,9 43,5 50,9 54,6 57,2 19,8 58,1 48,0 37,9 29,3 43,7 35,9 36,7 36,2 65,6 43,4 49,7 8

8

7

7

9

9

7

4

9

6

7

5

8

6

5

6

7

7

5

1

31

1

32

1

33

1

34

1

35

1

36

1

37

1

38

1

39

1

40

X

41

X

42

1) Regionen mit mindestens 3 % aller Anmeldungen des jeweiligen technischen Gebietes. Region mit dem höchsten Anteil unterlegt.- 2) 1 = Landwirtschaft; 2 = Nahrungsmittel, Tabak; 3 = Persönlicher Bedarf, Haushaltsgegenstände; 4 = Gesundheitswesen (ohne Arzneimittel), Vergnügungen; 5 = Medizinische und kosmetische Präparate; 6 = Trennen, Mischen; 7 = Metallbearbeitung, Gießerei, Werkzeugmaschinen; 8 = Schleifen, Pressen, Werkzeuge; 9 = Druckerei; 10 = Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge; 11 = Fördern, Heben; 12 = Anorganische Chemie; 13 = Organische Chemie; 14 = Organische makromolekulare Verbindungen; 15 = Farbstoffe, Mineralölindustrie, Öle, Fette; 16 = Fermentierung, , Zucker, Häute; 17 = Hüttenwesen, 18 = Textilien, biegsame Werkstoffe; 19 = Papier; 20 = Bauwesen; 21 = Bergbau; 22 = Kraft- und Arbeitsmaschinen; 23 = Maschinenbau allgemein; 24 = Beleuchtung, Heizung; 25 = Waffen, Sprengwesen; 26 = Messen, Prüfen, Optik; 27 = Zeitmessung, Steuern, Regeln; 28 = Unterricht, Akustik, Informationsspeicherung; 29 = Kernphysik; 30 = Elektronik, Nachrichtentechnik. Quelle: DPMA.

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