Regionale Baukultur & Tourismus Zwei Welten – ein Ziel! Martina Leicher COMPASS Tourismusberatung, Köln

23. November 2015, Potsdam

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Regionale Baukultur und Tourismus Die Welt der Baukulturschaffenden vertreten durch:

&

HJPplaner, Aachen Stadtplaner und Architekten

Die Welt der Touristiker vertreten durch:

COMPASS GmbH, Köln Tourismusberatung

Tourismus braucht die Architektur als Kulisse! Kulisse ist für Touristen wichtig! Denn was ist es denn, was uns als Touristen an bestimmte Orte treibt? Es ist nicht das, was wir auch zu Hause haben! Es ist nicht das, was wir überall und nirgends finden, das Uniforme, Internationale, Gesichtslose, Massenhafte.

Es ist vielmehr das Einzigartige, Unverwechselbare, Atmosphärische, Regionale, Lokale, Typische…! Und hier haben die beiden Welten sehr wohl und untrennbar etwas miteinander zu tun! Sie haben nicht nur ein Ziel, sondern SIE SIND DAS ZIEL!!!

AGENDA 1. Zwei Welten – zwei Sichtweisen – ein Schlagabtausch 2. Baukultur und Tourismus in Deutschland – Beispiele aus der Studie 3. Was lernen wir daraus? Potentiale und Prinzipien

Und in Deutschland…?

Wie sieht es denn in Deutschland mit wiedererkennbarer Baukultur im Tourismus aus? Mal abgesehen von den Großstädten und „Highlights“ wie Neuschwanstein oder die Burg Eltz - in ländlichen und kleinstädtisch geprägten Regionen?

Und in Deutschland…?

Wo gibt es ein InWertsetzen regionaler Architektur wegen und durch den Tourismus? Wo trägt die Verbindung zur positiven Regionalentwicklung und Wertschöpfung bei?

Und in Deutschland…?

Wo werden Gebäude durch den Tourismus einer neuen Nutzung zugeführt?

Und in Deutschland…?

Wo gibt es wertiges zeitgenössisches, modernes Bauen, das von Touristen wahrgenommen, geschätzt und genutzt wird?

Und in Deutschland…?

Wo ist Baukultur imageprägend und unverwechselbar?

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Internationale Referenzprojekte Aufgabe: • Identifikation „guter Beispiele“ für das gelungene Zusammenwirken von regionaler Baukultur und Tourismus • Auswahl von 8 nationalen und 5 internationalen Beispielen aus über 50 potentiellen Destinationen

Internationale Referenzprojekte Was ist mit regional gemeint? • Keine Stadt oder Städteregion, wohl aber Klein- und Landstädte • Naturräumlicher Bezug • Kontextbezogen und orientiert an der gebauten Umwelt und regionalen Identität • Einsatz regionaler Materialien und Ressourcen

Wo arbeiten Baukultur und Tourismus schon Hand in Hand? Die „guten Beispiele“

Internationale Referenzprojekte Gute Beispiele - 5 aus 13: 1. 2. 3. 4. 5.

Ahrenshoop (MVP) - Alleinstellungsmerkmal Lutherstädte (Sachsen-Anhalt) – zeitgenössisch ergänzen Südschwarzwald (Baden-Württemberg) – Dialog & Diskurs Unterfranken (Bayern) – Klammerthema Wein Fläming (Brandenburg) - Netzwerkmarketing

Internationale Referenzprojekte

Warum sind diese Beispiele „gute Beispiele“? Was ist daran besonders? Besonders gut?

Ahrenshoop Das Rohrdach – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

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Das Rohrdach in Ahrenshoop – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

Künsterkolonie, Kulturfokus

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Das Rohrdach in Ahrenshoop – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

Regionale Bautraditionen

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Das Rohrdach in Ahrenshoop – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

Rohrdach als Markenkern

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Das Rohrdach in Ahrenshoop – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

Erhalt alter Handwerkstraditionen

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Das Rohrdach in Ahrenshoop – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

Geschlossenes Ortsbild

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Das Rohrdach in Ahrenshoop – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

Baukulturstrategie & stringente Gestaltungssatzung

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Das Rohrdach in Ahrenshoop – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

Moderne Interpretationen

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Das Rohrdach in Ahrenshoop – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

Vorbildfunktion für Nachbarorte

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Das Rohrdach neu interpretiert: das Kunstmuseum in Ahrenshoop

zeitgenössische Adaption

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Das Rohrdach in Ahrenshoop – Baukultur als Alleinstellungsmerkmal

Regionaler Bezug und Massstäblichkeit

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Das Rohrdach neu interpretiert: das Kunstmuseum in Ahrenshoop

Architektonischer und touristischer „Leuchtturm“

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Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt

Mutiges Weiterbauen am UNESCO-Welterbe als Motor für den Tourismus

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Lutherstädte Wittenberg, Eisleben, Mansfeld

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Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt: Mutiges Weiterbauen am UNESCO-Welterbe

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Kombination historischer Bauten mit moderner Architektur

Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt: Mutiges Weiterbauen am UNESCO-Welterbe

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Stiftung Luthergedenkstätten als Träger und „Kümmerer“

Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt: Mutiges Weiterbauen am UNESCO-Welterbe

Hohe architektonische Qualität durch Wettbewerbe33

Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt: Mutiges Weiterbauen am UNESCO-Welterbe

Dienende Funktionen werden ausgelagert

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Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt: Mutiges Weiterbauen am UNESCO-Welterbe

…die historischen Gebäude so entlastet

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Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt: Mutiges Weiterbauen am UNESCO-Welterbe

„Luthers Erbe ist nicht mit seinem Tod zu Ende gegangen. Luther ist auch heute noch aktuell und das sollen die zeitgemäßen Bauten visualisieren.“

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Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt: Mutiges Weiterbauen am UNESCO-Welterbe

„Die Touristen akzeptieren die modernen Bauten teilweise eher als die Anwohner“

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Architektur als Kulisse für kulturtouristische Zielgruppen

Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt: Mutiges Weiterbauen am UNESCO-Welterbe

„In Mansfeld erwarten alle, dass wir die Rettung sind. Wir machen hier nicht nur Kultur, sondern auch Wirtschaftsförderung.“ Touristische Vernetzung muss noch optimiert werden

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Südschwarzwald Gemeinsam auf der Suche nach einer neuen Architektursprache

Südschwarzwald: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Architektursprache

Trägt der traditionelle Tourismus auch für die Zukunft?

Südschwarzwald: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Architektursprache

Was wollen die jüngeren Zielgruppen?

Südschwarzwald: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Architektursprache

Prozess & Diskurs unterschiedlichster Akteure vor Ort

» Mein Interesse ist, Modernität in den Schwarzwald zu bringen, aber Tradition und Verwurzelung nicht aufzugeben «

Schwarzwaldhotel Tanne, www.tourismus-bw.de

Südschwarzwald: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Architektursprache

Idee: Schwarzwaldinstitut als Zentrum für Zukunftsfragen

Südschwarzwald: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Architektursprache

Denn es tut sich was im Ländle!

Südschwarzwald: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Architektursprache

2011 – ein Brand zerstört das 123 Jahre alte Hotel "Bären"

Südschwarzwald: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Architektursprache

…, das in neuem Glanz und modernem Look aufersteht!

Südschwarzwald: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Architektursprache

Starke regionale Bezüge in der Umsetzung

Südschwarzwald: Auf der Suche nach einer gemeinsamen Architektursprache

Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude für Tourismus

Unterfranken Architektur und Wein

www.franken-weinland.de

Unterfranken:Architektur Architekturund undWein Wein Unterfranken:

Weinkrise der 90er = Image- und Wirtschaftskrise

Unterfranken: Architektur und Wein

Generationswechsel: junge Winzer, junge Ideen

Unterfranken: Architektur und Wein

„Nach der Österreich-Reise war jeder begeistert. Wir haben gemerkt, wir können fränkisch bleiben“ Lernen von Mitbewerbern im Ausland

Unterfranken: Architektur und Wein

53 Fördermittel aus Weinbau halfen bei Umstrukturierung

Unterfranken: Architektur und Wein

Baustil hebt sich von anderen deutschen Weinregionen54ab

Unterfranken: Architektur und Wein

Regionale Interpretationen mit regionalen Baustoffen55

Unterfranken: Architektur und Wein

Attraktives Angebot für Einheimische und Touristen56

Fläming Baukultur vernetzt vermarkten

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

„Inseln in der Zeit“

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

Ziesar, Beelitz, Bad Belzig, Dahme, Treuenbrietzen, Jüterbog

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

Tourismus funktioniert nicht ohne Vermarktung

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

„Die Beteiligung an der Arbeitsgemeinschaft `Städte mit historischen Stadtkernen` war der Rettungsanker für den Fläming!“

Dachverband bringt Qualität und Sichtbarkeit

„Die Städte der AG sahen in ihrer Geschichte in der Gesamtheit noch nie so gut aus!“

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

Netzwerkmarketing – „Weiterreichen“ der Gäste

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

gemeinsame & einheitliche Gästeinformationssysteme

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

Zusätzliche Vernetzung über Fläming Skate

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

Kreative Lösungen im Diskurs Denkmalschutz - Tourismus

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

Attraktives Angebot für Einheimische und Touristen

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

Willkommenskultur aufbauen: Einheimische als Gastgeber

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

„Baukultur ist ein ganz wichtiges Zugpferd, um die Orte hier erlebbar zu machen. Das macht das Flair aus – das wollen die Leute sehen.“

Tourismusverband Fläming greift Baukultur als Produkt 69auf

Fläming – Baukultur vernetzt vermarkten

Einzelattraktionen wirken erst im Ensemble

Internationale Referenzprojekte Nur ein Ausschnitt • Die „guten Beispiele“ stellen nur einen Ausschnitt da und sind nach strengen Vorgaben ausgewählt. • Es gibt natürlich noch viel mehr gute Beispiele! • Und es gibt natürlich auch eine ganze Menge negativer Beispiele…. • Aber: was lernen wir jetzt daraus?

AGENDA 1. Zwei Welten – zwei Sichtweisen – ein Schlagabtausch 2. Baukultur und Tourismus in Deutschland – Beispiele aus der Studie 3. Was lernen wir daraus? Potentiale und Prinzipien

Baukultur und Tourismus sind also keine getrennten Welten, sondern agieren oft sogar in einer fruchtbaren Beziehung mit beidseitig positiver Wechselwirkung: Gutes Bauen kann dann als Qualitätslabel für den Tourismus dienen. Die touristische Nachfrage und Wertschöpfung kann Anreiz sein, in (bauliche) Qualität zu investieren.

Wo sind die Potentiale für Destinationen? • Regionaltypische, wertige Gebäude und Ensembles tragen zu einer deutlichen Attraktivitätssteigerung bei. • Touristische Einrichtungen in modernen Bauten oder regionaltypischen historischen Gebäuden sind in der Regel besser besucht als andere Objekte. • Regionale Baukultur verleiht einer Destination langfristig eine sichtbare Identität / ein Image.

…und Potentiale für die Regionalentwicklung? • Die Verbindung von Baukultur und Tourismus ist als Wirtschaftsförderung zu begreifen. • Sie bietet neue Handlungsoptionen und Nutzungskonzepte z.B. für leer stehende Gebäude. • Sie leistet einen Beitrag zur Stärkung der reg. Identität. • Sie fördert das Gemeinschaftsgefühl und wirkt Abwanderungstendenzen entgegen.

10 Handlungsprinzipien auf dem Weg zu einer erfolgreichen BaukulturTourismus-Region

Prinzip 1: Regionale Baukultur erkennen • Regionale Baukultur erkennen und sichtbar machen • Best Practices veröffentlichen, Diskurs anstoßen • Für baukulturelle Themen sensibilisieren und qualifizieren (Stichwort Gestaltungsfibel, Beratungsdienstleistungen der Bauschaffenden) • Tourismus als Wirtschaftsfaktor erkennen.

Prinzip 2: Synergien nutzen • Wertvolle regionale Bausubstanz erhalten und durch moderne Architektursprache weiterentwickeln • Tourismus als Nutzungsform einbeziehen • Touristiker brauchen Unterstützung von den Baukulturschaffenden, ohne sich „belächelt“ zu fühlen • Beide sollten zusammen daran arbeiten, Form, Funktion und Wirtschaftlichkeit zusammenzubringen.

Prinzip 3: Gemeinsame Kommunikation und Ziele • MITEINANDER REDEN • Architekten, Landschaftsplaner UND Touristiker müssen gemeinsam überlegen: Was passt hier hin? Was kann hier gelebt werden? Strategien und Planungen sollten gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden. • Die Einheimischen als Gastgeber von Anfang an mit in die Kommunikation einbeziehen.

Prinzip 4: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ • Auf die regionalen Stärken besinnen: Was passt zu uns hier in Brandenburg? • Authentisch und echt bleiben • Touristen suchen nach Orten mit menschlichen Maß, nach Charakter und Geborgenheit! • Es geht zwar um Profilbildung und USP/ Image – aber nicht um „Ufos“ oder Postkartenmotive.

Prinzip 5: Regionale Dramaturgie erschaffen • Touristische Trends: Rückbesinnung auf Regionales, Authentisches, Echtes, auf Geschichte & Geschichten! • Baukultur = Architektur mit Herz und Seele • Es geht nicht um isolierte Highlights, sondern um Ensembles, um „Kulissen“ zum durchreisen, erleben und bestenfalls zum Bleiben (Wertschöpfung!) • D.h. keine Einzelobjekte , sondern Räume entwickeln!

Prinzip 6: Mut haben und von anderen lernen • Von Best Practices lernen und regional übersetzen • Den Mut zu zeitgenössischem Bauen haben • Sich Abgrenzen gegen Imitate und Kitsch • Einen eigenen Stil entwickeln, eine eigene, moderne Baukultur! • D.h. eine Architektur, die aus dem Ort und den Menschen heraus wächst und die Zeit reflektiert.

Prinzip 7: Den Mensch in den Mittelpunkt • Den Einheimischen Identifikation und Heimat geben • Sie stolz auf ihre Region sein/werden lassen • Einheimische sind Gastgeber (Willkommenskultur) • Die Sicht des Touristen nicht vergessen • Was lässt die Menschen immer wieder zurückkehren? • Aus Touristen Stammgäste machen!

Prinzip 8: Zusammenwirken auf lokaler Ebene • Tourismusarchitektur wird von regionalen Akteuren, getragen, mit Leben gefüllt und weiterentwickelt. • Baukultur entscheidet sich zu einem wesentlichen Teil in den Gemeinden. Tourismus oft auch in der Region. • Besondere Verantwortung liegt daher bei der Kommunalpolitik, den kommunalen Verwaltungen und den lokalen Akteuren.

Prinzip 9: Langfristige Planung und Strategie • In der langfristigen Tourismusstrategie der Länder Baukultur immer mit einbeziehen. • Qualitätsvolles Bauen als touristisches Produkt verstehen und vermarkten. • Die entsprechenden Landes- und Bundes Ministerien sollten zusammen arbeiten, dabei Architektenkammern und regionale Player involvieren.

Prinzip 10: Visionär sein • Baukultur prägt Räume und Regionen nachhaltig und langfristig. Welche Visionen gibt es? • Wo will man in 20… Jahren stehen? Wie will eine Region in 20…Jahren aussehen? • Idee eines bundesweiten Qualitätslabels „Deutschlands schönste Dörfer“ mitgestalten und mittragen – nach dem Vorbild von Italien und Frankreich.

Baukultur und Tourismus zusammenzubringen, ist eine Gemeinschaftsaufgabe die Kreativität voraussetzt, die einen langen Atem braucht, von „Überzeugungstätern“ getragen wird und die gemeinsames und integriertes Handeln bedarf.

Es gibt kein Patentrezept, keinen Königsweg Außer…

ANFANGEN !

Und eines sollten wir nicht vergessen: Gute zeitgenössische Architektur ist die Baukultur von morgen und das kulturelle Erbe von übermorgen.

Regionale Baukultur & Tourismus Zwei Welten – ein Ziel ? ! Wir haben die zwei Welten vereint und den ersten Schritt getan:

Baukultur Blog: www.baukultour.de

VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT

Disclaimer: Für vereinzelte Bilder in dieser Präsentation sind die Bildrechte nicht vollständig erworben. Für den Großteil der Bilder liegen die Rechte bei den Autoren der Studie. Vervielfältigung und Online-Stellung dieser Präsentation nur mit Genehmigung der Autoren.

Die Publikation kann über modellvorhaben-baukultur(at)bbr.bund.de kostenlos angefordert oder als PDF-Version über den Download-Bereich auf www.baukultour.de bezogen werden.