Regionalanalyse der Jugendstudie im Rhein-Neckar-Kreis

Regionalanalyse der Jugendstudie im Rhein-Neckar-Kreis im Rahmen des Modellprojekts zur Entwicklung und Implementierung einer bedarfsorientierten Juge...
Author: Adrian Ursler
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Regionalanalyse der Jugendstudie im Rhein-Neckar-Kreis im Rahmen des Modellprojekts zur Entwicklung und Implementierung einer bedarfsorientierten Jugendarbeit

Brühl Inhalt Stichprobenbeschreibung................................................................. Wahrnehmung Brühls....................................................................... Freizeitaktivität................................................................................. Schlussfolgerungen für die Jugendarbeit in Brühl............................

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Stichprobenbeschreibung Insgesamt wurden 212 Schülerinnen und Schüler in Brühl befragt, die einen Anteil von 9% der Gesamtstichprobe der Jugendstudie ausmachen. Sie sind auf zwei Schulen verteilt: 20,3% befinden sich auf der Schillerschule und die restlichen 79,7% auf der Realschule Brühl. Jahrgangsstufe

Abbildung 1: Anzahl der Befragten und Anteil an der Gesamtstichprobe nach Klassenstufen

7 8 9 10 Gesamt

Anzahl der Befragten 64 95 52 1 212

Prozentual 30,2% 44,8% 25% 0,5% 100%

Die befragten Jugendlichen sind weiterhin auf die Klassenstufe 7 bis 10 verteilt. So befinden sich die meisten befragten Schüler mit 44,8% in der achten Jahrgangsstufe und 30,2% in der siebten Jahrgangsstufe. Ergänzend sind 25% der Schüler aus der neunten und 0,5% aus der zehnten Klassenstufe befragt worden (siehe Abbildung 1). Durchschnittlich sind die Schüler 14,6 Jahre alt. Das Geschlechterverhältnis ist beinahe ausgeglichen: Nahezu die Hälfte der Befragten sind mit 49% weiblich und etwas über die Hälfte sind mit 51% männlich.

Abbildung 2: Kennzahlen Brühls und der Gesamtstichprobe

Kennzahl Altersdurchschnitt männliche Schüler weibliche Schüler mit Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund

Brühl 14,6 Jahre 51% 49% 38% 62%

Gesamtstichprobe 15 Jahre 52% 48% 29,5% 70,5%

Die meisten Befragten haben mit 62% keinen Migrationshintergrund, während die restlichen 38% einen Migrationshintergrund aufweisen. Mit diesen Werten weist Brühl im Vergleich zu den Kennzahlen der Gesamtstichprobe fast 10% mehr Befragte mit Migrationshintergrund auf.

Wahrnehmung Brühls Der Abbildung 3 ist zu entnehmen, dass die Jugendlichen überwiegend gerne in Brühl leben. Die meisten Schüler geben an „sehr gern“ oder „gern“ in Brühl zu leben. Wie gern lebst du hier?

Abbildung 3: Zufriedenheit der Jugendlichen in Brühl

sehr gern

83 (39%)

gern

109 (52%)

nicht gern

15 (7%)

gar nicht gern

4 (2%)

Bleibeabsicht

Abbildung 4: Bleibeabsicht der Jugendlichen in Brühl

eher bleiben eher wegziehen wegziehen

88 39 23

(43%) (19%) (11%)

2

Dieses Ergebnis spiegelt sich außerdem auf Abbildung 4 wieder. Der überwiegende Teil der Schüler tendiert dazu in Brühl zu „bleiben“ (24,5%) oder „eher zu bleiben“ (43,1%). Lediglich 19,1% geben an „eher wegziehen“ zu wollen. Weiterhin möchten nur 11,3% der Befragten „wegziehen“. Die positive Sicht des Wohnortes Brühls zeigt sich detaillierter in Abbildung 5. Vor allem die Sauberkeit und die Sicherheit in Brühl werden dabei als positiv bewertet. Daneben werden auch die Toleranz und die Offenheit in Brühl als positive Eigenschaften wahrgenommen. Andererseits zeigt sich, dass Brühl von den Jugendlichen als ein Ort angesehen wird, in dem eher wenig los ist. Dieses Ergebnis lässt sich auch in den nun folgenden Abbildungen wiedererkennen.

Sicherheit Sauberkeit Toleranz Offenheit Multikulturalität Reichtum Was los

positiv 64 (31%) 55 (26%) 52 (26%) 49 (24%) 54 (27%) 14 (7%) 19 (9%)

eher positiv 116 (57%) 135 (65%) 114 (57%) 107 (53%) 88 (44%) 109 (55%) 49 (24%)

eher negativ 17 (8%) 18 (9%) 28 (14%) 39 (19%) 41 (21%) 74 (37%) 90 (44%)

negativ 8 (4%) 1 (0,5%) 5 (3%) 7 (4%) 16 (8%) 1 (0,5%) 43 (21%)

Abbildung 5: Einschätzung zu Brühl als Wohnort

Als die fünf typischsten Merkmale in Brühl nannten die Befragten in einer offenen Frage vor allem die Ruhe (13,1%), Freizeitmöglichkeiten (9,3%), Feste (6,3%) und die Natur (5,8%). Charakteristische Nennungen für Brühl waren auch der Substanzmissbrauch (5,3%), „Chillig“ (4,4%), die vielen ältere Menschen (4,4%) und der Umstand, dass „wenig los“ (4%) ist (siehe Abbildung 6).

Typisch für den Wohnort 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Somit sehen die Jugendlichen Brühl in erster Linie als einen Ort, der durch Ruhe gekennzeichnet ist. Auch die Natur erachten sie als kennzeichnend für ihre Kommune. Passend dazu wird erwähnt, dass 9. nur „wenig los“ ist und auch Langeweile (1,9%) 10. wahrgenommen wird. Andererseits sind jedoch auch die Freizeitmöglichkeiten und Feste in Brühl wichtige Assoziationsmerkmale. Weiterhin sind typische Einwohnergruppen laut der befragten Schüler vor allem die vielen älteren Menschen. Zuletzt wird auch der Substanzmissbrauch als kennzeichnend für Brühl von 5,3% der befragten Schüler angesehen.

Ruhe Freizeitmöglichkeiten Feste Natur Substanzmissbrauch Chillig Viele Ältere Wenig los Viel los Hundebesitzer Imbiss/Restaurants Allgemein positiv Keine Ahnung Langweilig Sport Gemeinschaft Viele Kinder Vermögende Wohnsituation Ortsnennung Nichts

Häufigkeit (Anteil) 27 (13%) 19 (9%) 13 (6%) 12 (6%) 11 (5%) 9 (4%) 9 (4%) 8 (4%) 5 (2%) 5 (2%) 5 (2%) 5 (2%) 5 (2%) 4 (2%) 4 (2%) 3 (2%) 3 (2%) 3 (2%) 3 (2%) 3 (2%) 3 (2%)

Abbildung 6: Typische Merkmale für den Wohnort geordnet nach Häufigkeit der Nennung

3

Hinsichtlich der Wünsche für die Region und die Freizeit (siehe Abbildung 7) sind anknüpfend vor allem die Wünsche nach mehr Freizeitangeboten und dauerhaften auf Jugendliche ausgerichteten Treffpunkten erkennbar. So wünschen sich eine Mehrheit der Jugendliche in erster Linie mehr Einkaufsmöglichkeiten (23,1%), öffentliche Orte (12%) und Sportmöglichkeiten (11%). Die am häufigsten explizit genannten Freizeitwünsche sind Kino (8,1%), Lasertag (3,1%), Kneipen (5,4%), Discos (2,3%) und Schwimmbäder (2,3%). Neben dem Wunsch nach mehr Freizeitangeboten werden auch die derzeitigen Angebote öffentlicher Verkehrsmittel kritisch betrachtet. Fast 3% der Jugendlichen gaben an sich mehr Angebote zu wünschen, um mobiler sein zu können.

1. 2. 3. 4. 5. 6.

7. 8. 9. 10.

Wünsche für Region & Freizeit Einkauf Öffentl. Orte Sport (inkl. Fußball) Kino Kneipe Jugend Wunschlos Keine Ahnung Lasertag Freizeit Verkehrsmittel Imbiss Schwimmbad Discos Harmonie Internet GoKart Lernkreativ Renovierung

Häufigkeit (Anteil) 60 (23%) 31 (12%) 29 (11%) 21 (8%) 14 (5%) 10 (4%) 8 (3%) 8 (3%) 8 (3%) 8 (3%) 7 (3%) 7 (3%) 6 (2%) 6 (2%) 5 (2%) 5 (2%) 4 (1%) 4 (1%) 4 (1%)

Abbildung 7: Wünsche für Region und Freizeit geordnet nach Häufigkeit der Nennung

Freizeitaktivität Vorrangig verbringen die Jugendlichen ihre Freizeit mit dem Treffen von Freunden (92%), Chillen (82%) sowie Sport (66%), Fernsehen (66%) und Chatten (66%). Aktivitäten wie Computerspielen (54%) und Shoppen (45%) und Kino (40%) sind auch auf den vorderen Rängen vertreten. Von geringerer Bedeutung sind hingegen Freizeitbeschäftigungen wie Nachhilfe (25%), Lesen (23%), der Besuch von Bars und Kneipen (14%) und Jobben (10%). Nur sehr wenige Befragte gaben an ihre Freizeit mit ehrenamtlichen Tätigkeiten (4%), im Jugendzentrum (3%) oder mit Bildung (1%) zu verbringen.

Freizeitaktivität 1. 2. 3.

4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

14. 15.

Freunde treffen Chillen Sport Fernsehen Chatten Computerspielen Shoppen Kino Nachhilfe Lesen Musik machen Bar/Kneipe Jobben Disco Spielothek Internetcafé Ehrenamt Jugendzentrum Bildung

Häufigkeit (Anteil) 194 (92%) 173 (82%) 140 (66%) 139 (66%) 139 (66%) 114 (54%) 96 (45%) 84 (40%) 53 (25%) 49 (23%) 47 (22%) 29 (14%) 21 (10%) 11 (5%) 9 (4%) 9 (4%) 9 (4%) 6 (3%) 1 (1%)

Insgesamt ergibt sich ein Bild, das zeigt, dass Jugendlichen in ihrer Freizeit in erster Linie mit Abbildung 8: Freizeitaktivität angeordnet nach Rängen ihren Freunden zusammen sind, sich entspannen oder sportlich betätigen. Auch von Bedeutung, ist die Nutzung von Unterhaltungsmedien wie Fernsehen, Chatten und Computerspielen. Wenig bis kaum relevant sind dagegen engagiertere Aktivitäten wie zum Beispiel Jobben, das Ehrenamt oder die Bildung. 4

Betrachtet man die Zufriedenheit mit den Freizeitmöglichkeiten (siehe Abbildung 10) zusätzlich in Relation mit dem durchschnittlichen Schulweg ist zu erkennen, dass Jugendliche mit einem kürzerem Schulweg eher angeben zufrieden mit den Freizeitangeboten zu sein im Vergleich zu Jugendlichen mit einem längeren Schulweg (vgl. Abb. 9 und Abb. 10).

Durchschnittlicher Schulweg Gesamt Brühl Spechbach Neckarsteinach Reilingen Schönau Rauenberg Eberbach Eppelheim Plankstadt Ketsch

6,6 4,6 7,3 9,7 5,7 12 5,2 10,2 3,3 2,7 5,3 0

2

4

6

8

10

12

14

km Abbildung 9: Durchschnittlicher Schulweg in km

Die Jugendlichen in Brühl wohnen eher in der Nähe der Schule: So gaben fast 80% der befragten Jugendlichen an, dass sie in ihrem Wohnort in die Schule gehen und nicht außerhalb. Der Abbildung 9 ist zudem zu entnehmen, dass in Brühl ein Schulweg von durchschnittlich 4,6 km zurückgelegt wird. Besonders im Vergleich zu den anderen Erhebungsorten zeigt sich, dass Brühl damit unter dem Gesamtstichprobendurchschnitt von 6,6 km liegt.

Zufriedenheit mit Freizeitmöglichkeiten Gesamtstichprobe

54%

Spechbach

44%

46%

54%

Neckarsteinach

68%

Reilingen

32%

51%

Schönau

49%

48%

Rauenberg

48% 63%

Eberbach

33%

44,20%

Eppelheim

55,40%

55%

Plankstadt

42%

36,50%

Ketsch

60,30% 64%

Brühl

33,20%

72% 0%

20%

„Sehr zufrieden“ & „zufrieden“

40%

27,40% 60%

80%

100%

„Nicht zufrieden“ & „gar nicht zufrieden“

Abbildung 10: Zufriedenheit mit Freizeitmöglichkeit nach Erhebungsort

5

Auf Abbildung 10 ist abschließend zu erkennen dass 72% der Jugendlichen in Brühl angegeben haben „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ zu sein. Damit hebt sich Brühl von allen anderen Erhebungsorten sowie von dem Gesamtstichprobenanteil von 54% ab: Die Jugendlichen in Brühl sind mit den Freizeitmöglichkeiten am zufriedensten.

Schlussfolgerungen für die Jugendarbeit in Brühl Brühler Jugendliche leben überwiegend gerne in Brühl und fühlen sich mit ihrer Gemeinde verbunden. Dies deckt sich auch mit der Wahrnehmung der Mobilen Jugendarbeit. Das Sauberkeitsbewusstsein der BewohnerInnen von Brühl ist sehr ausgeprägt. Dies zeigt sich im öffentlichen Raum beispielsweise durch die Selbstorganisation der Jugendlichen von großen Mülltonnen oder durch die Bereitstellung und Versorgung von Putzutensilien durch Anwohner und macht plausibel, dass Jugendliche durchaus bereit sind sich für ihre Interessen zu engagieren (z.B. Befriedung von Konflikten mit Anwohnern, Erhaltung ihrer Treffpunkte. Jugendliche und junge Erwachsene im öffentlichen Raum werden von Anwohnern, bis auf wenige bzw. einzelne Ausnahmen toleriert und akzeptiert. Dies kann sicher dem Umstand geschuldet sein, dass die Mobile Jugendarbeit seit 2010 in der Gemeinde Brühl aktiv ist und bereits mehrere Konflikte zwischen Anwohnern und Jugendlichen schlichten und lösen konnte. Mögliche Konflikte können auf Grund der gewachsenen Netzwerkarbeit (Gemeinde, Polizei usw.) zeitnah gelöst werden. Aus jugendlicher Perspektive ist Brühl ein ruhiger Ort, der eher für ältere Menschen attraktiv zu sein scheint. Charakteristisch für Brühl ist einerseits sowohl der Naturreichtum, andererseits Freizeitmöglichkeiten und Feste. Aus jugendlicher Sicht wird Brühl eher als beschaulich wahrgenommen. Nicht wahrgenommen und nicht erfasst ist die unmittelbare Stadtgrenze zu Mannheim, welche u.a. den genannten Substanzmissbrauch rechtfertigen könnte. Trotz der Nähe zu einer Großstadt, werden deren infrastrukturelle Möglichkeiten, wie z.B. Einkauf, Kino, Kneipe, Lasertag usw. nicht erfasst. Hierin sieht die Mobile Jugendarbeit einen möglichen Handlungsauftrag, indem sie den Jugendlichen vermittelt, wie sie z.B. mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad den Weg nach Mannheim finden, um die genannten Freizeitwünsche in der unmittelbaren Nähe zu decken. Es scheint fraglich, in wie weit die Jugendlichen ihre Gemeinde tatsächlich kennen und wahrnehmen, da sie hier im Vergleich zu anderen vergleichbaren Gemeinden über ein umfangreiches Konsum- und Freizeitangebot verfügen (z.B. DM, Trendfabrik, Real, SoccerHalle etc.). Durch gezielte Aktivitäten wird die Mobile Jugendarbeit versuchen, die Wahrnehmung der Brühler Jugendlichen für ihre Gemeinde zu schärfen, worüber auch die Kooperation mit dem Jugendgemeinderat und Vereinen intensiviert werden soll. Die Angaben der Jugendlichen über ihr Freizeitverhalten werden von der Mobilen Jugendarbeit als jugendtypisch angesehen und bestätigt. In Brühl ist die Zufriedenheit der Jugendlichen sehr ausgeprägt. Mögliche Gründe hierfür sind neben den Gegebenheiten in und durch die Gemeinde, ein reges Vereinsleben, vielfältige Angebote und Anlaufstellen für Jugendliche (z.B. kirchliche und freie Jugendtreffs). Die intensive Zusammenarbeit der Mobilen Jugendarbeit mit der Gemeinde, dem 6

Jugendgemeinderat, dem ASD, der Schulsozialarbeit und Schulen ist ebenfalls als ein positiver Indikator für den Wohlfühlfaktor in Brühl anzusehen. Für die Mobile Jugendarbeit ergibt sich aus den Ergebnissen der Studie die Wahrnehmung der Jugendlichen für ihre Gemeinde sowie die Möglichkeiten, die ihnen die Stadt Mannheim in unmittelbarer Nähe bietet, zu schärfen.

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