Regierungsbezirk OBERFRANKEN. 25. Wettbewerb 2013 bis 2016 Unser Dorf hat Zukunft Unser Dorf soll schöner werden

Regierungsbezirk OBERFRANKEN Die Chance für unser Dorf! Impressum Redaktion: Christine Bender Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Mainb...
Author: Lukas Winter
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Regierungsbezirk

OBERFRANKEN

Die Chance für unser Dorf!

Impressum Redaktion:

Christine Bender Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Mainbernheimer Straße 103, 97318 Kitzingen [email protected] Layout: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Abteilung Landespflege, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim Fotos: Luftbilder: Geodaten © Bayerische Vermessungsverwaltung, 2014 Bildnachweis: Christine Bender Druck: bonitasprint gmbh, 97080 Würzburg, 2014 Papier aus nachhaltiger, zertifizierter Waldbewirtschaftung

www.dorfwettbewerb.bayern.de

25. Wettbewerb 2013 bis 2016 „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“

Abschlussbericht der Bewertungskommission für den Regierungsbezirk Oberfranken im Jahr 2014

25. Wettbewerb 2013 bis 2016 „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ Abschlussbericht der Bewertungskommission für den Regierungsbezirk Oberfranken im Jahr 2014

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INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorwort 3 Anzahl der Teilnehmerorte in den Regierungsbezirken Bayerns im laufenden Wettbewerb 2013 bis 2016

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Anzahl der Teilnehmerorte in den Landkreisen Oberfrankens im laufenden Wettbewerb 2013 bis 2016

5

Kreissieger im Bezirksentscheid Oberfranken im laufenden Wettbewerb 2013 bis 2016

5

Teilnehmerorte Bezirksentscheid Oberfranken 2014

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Ergebnisübersicht Bezirksentscheid Oberfranken 2014

7

Berichte (in alphabetischer Reihenfolge) Döringstadt, Markt Ebensfeld Görau, Stadt Weismain Habnith, Stadt Marktleuthen Heidelheim, Stadt Selb Issigau, Gemeinde Issigau Kirchschletten, Markt Zapfendorf Kleukheim, Markt Ebensfeld Lahm / Pülsdorf, Gemeinde Itzgrund Münchenreuth, Gemeinde Feilitzsch Neudrossenfeld, Gemeinde Neudrossenfeld Sassendorf, Markt Zapfendorf Schönbrunn, Stadt Bad Staffelstein Schönbrunn, Stadt Wunsiedel Schwärzdorf, Markt Mitwitz Steppach, Gemeinde Pommersfelden Trabelsdorf, Gemeinde Lisberg Tüschnitz, Markt Küps Weigelshofen, Markt Eggolsheim Zapfendorf, Markt Zapfendorf

8 14 20 26 32 38 44 50 56 62 68 74 80 86 92 98 104 110 116

Bewertungskommission 122

2

Bewertungsbogen

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Medaillenspiegel der bayerischen Landkreise an Preisträgern bei den Bundesentscheiden 1961 bis 2013

126

Teilnehmerentwicklung 1961 bis 2013 in Oberfranken im Vergleich zur Gesamtbeteiligung in Bayern

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Vorwort Wenn Zukunft einen Namen hat, dann sind es die Dörfer, die sich beim 25. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ beteiligt haben. Wenn es diesen Wettbewerb, der im dreijähri­ gen Turnus ausgetragen wird, nicht schon gäbe, müsste man ihn erfinden, denn er zeigt den Weg in die Zukunft. Die Dörfer in Franken mit ihren unterschiedlichen Landschaf­ ten, Menschen und ihrer Geschichte sind von großer Vielfalt. Jedes Dorf mit seiner Gemeinschaft ist etwas Besonderes. In einem wichtigen Punkt sind die Bedingungen in den Dörfern immer übereinstimmend: positive Entwicklungsschritte verbin­ den sich mit aktiven Menschen, ihrem leidenschaftlichem Engagement und der Bereitschaft, sich aktiv für einen lebendigen Ort einzusetzen. Bei der Bereisung erlebte die Bewertungskommission in allen 19 Dörfern Menschen und Dorf­ gemeinschaften, die ihr Lebensumfeld, ihre Zukunft mit Kreativität, Kompetenz, Leidenschaft und Herzblut aktiv gestalten sowie Verantwortung übernehmen. Im Mittelpunkt stand überall das Engagement der Dorfgemeinschaften, die sich mit Eigeninitiativen den Heraus­forderungen stellen und die Lebensqualität im Dorf verbessern. Soziale Themen werden ebenso gemein­ sam behandelt wie Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung und der Erhaltung einer intakten Natur. Das ist das Geheimnis des Erfolgs und der Gewinn mit einem Mehr an Gemeinschaft und Lebensqualität im Dorf. Allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich ehrenamtlich engagiert und sich für „ihr“ Dorf und für „ihre“ Heimat und die zukunftsfähige Gestaltung eingesetzt haben danke ich auch im Namen der Bewertungskommission ganz herzlich. Der Abschlussbericht des Bezirksentscheids 2014 enthält Profile und Berichte über die Präsen­ tation der Dörfer in den einzelnen Bewertungsbereichen, einige Empfehlungen zur weiteren Dorfentwicklung sind berücksichtigt, spezielle Erwähnung finden insbesondere beispielhafte und nachahmenswerte Projekte der Dorfgemeinschaften.

Kitzingen, im November 2014

Martin Bach Vorsitzender der Bezirksbewertungskommission

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Anzahl der Teilnehmerorte in den Regierungsbezirken Bayerns im laufenden Wettbewerb 2013 bis 2016

Oberfranken 116

Unterfranken 22

Mittelfranken 58

Oberpfalz 69

Niederbayern 23 Schwaben 19 Oberbayern 20

4

Anzahl der Teilnehmerorte in den Landkreisen Oberfrankens im laufenden Wettbewerb 2013 bis 2016 Anzahl der Teilnehmerorte Landkreis

Gruppe A (bis 600 Einw.)

Gruppe B (601-3.000 Einw.)

Gesamt absolut %

Wunsiedel

10

3

13

11,2

Lichtenfels

22

2

24

20,7

Kulmbach

3

1

4

3,5

Kronach

1

1

2

1,7

Hof

2

2

4

3,5

Forchheim

1

0

1

0,9

Coburg

20

12

32

27,5

Bayreuth

14

7

21

18,1

Bamberg

8

7

15

12,9

81

35

116

100 %

Oberfranken

Kreissieger im Bezirksentscheid Oberfranken im laufenden Wettbewerb 2013 bis 2016 Gruppe A (bis 600 Einw.)

Gruppe B (601-3.000 Einw.)

Wunsiedel

Habnith, Heidelheim

Schönbrunn

Lichtenfels

Döringstadt, Görau

Kleukheim, Schönbrunn

Landkreis

Kulmbach Kronach

Neudrossenfeld Schwärzdorf

Tüschnitz

Hof

Münchenreuth

Issigau

Forchheim

Weigelshofen

Coburg

Lahm / Pülsdorf

Bamberg

Kirchschletten, Sassendorf

Steppach, Trabelsdorf Zapfendorf

Gesamt

10

9

5

Teilnehmerorte Bezirksentscheid Oberfranken 2014

LK Kronach Issigau

LK Coburg Schwärzdorf Tüschnitz

Lahm / Pülsdorf

LK Lichtenfels Schönbrunn

Döringstadt Kleukheim Görau Sassendorf Kirchschletten

Zapfendorf

LK Bamberg Trabelsdorf Steppach Weigelshofen LK Forchheim

6

Münchenreuth

LK Hof Heidelheim

LK Kulmbach Neudrossenfeld

Habnith LK Wunsiedel Schönbrunn

Ergebnisübersicht Bezirksentscheid Oberfranken 2014 Die Reihung der 19 Ortschaften erfolgt alphabetisch und stellt somit keine Rangfolge inner­ halb der Medaillengruppen dar. (A) = bis 600 Einwohner (B) = 601-3.000 Einwohner (F) = Ort mit Dorferneuerung oder Städtebauförderung

GOLDMEDAILLE (A) Döringstadt

(F) Markt Ebensfeld, LK Lichtenfels

(A) Lahm / Pülsdorf

(F) Gemeinde Itzgrund, LK Coburg

(B) Neudrossenfeld

(F) Gemeinde Neudrossenfeld, LK Kulmbach

(B) Schönbrunn

(F) Stadt Wunsiedel, LK Wunsiedel im Fichtelgebirge

(B) Steppach

(F) Gemeinde Pommersfelden, LK Bamberg

Diese fünf Orte haben sich für den Landesentscheid Bayern 2015 qualifiziert.

SILBERMEDAILLE (A) Heidelheim

(F) Stadt Selb, LK Wunsiedel im Fichtelgebirge

(B) Issigau

(F) Gemeinde Issigau, LK Hof

(A) Kirchschletten

Markt Zapfendorf, LK Bamberg

(A) Kleukheim

(F) Markt Ebensfeld, LK Lichtenfels

(A) Sassendorf

Markt Zapfendorf, LK Bamberg

(A) Schönbrunn

Stadt Bad Staffelstein, LK Lichtenfels

(A) Schwärzdorf

(F) Markt Mitwitz, LK Kronach

(B) Trabelsdorf

(F) Gemeinde Lisberg, LK Bamberg

(A) Weigelshofen

(F) Markt Eggolsheim, LK Forchheim

BRONZEMEDAILLE (A) Görau

Stadt Weismain, LK Lichtenfels

(A) Habnith

(F) Stadt Marktleuthen, LK Wunsiedel im Fichtelgebirge

(A) Münchenreuth

(F) Gemeinde Feilitzsch, LK Hof

(B) Tüschnitz

(F) Markt Küps, LK Kronach

(B) Zapfendorf

(F) Markt Zapfendorf, LK Bamberg

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„Unser Dor f hat Zukunft – Unser Dor f soll schöner werden“

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D Ö R I N G STA DT

GOLD Döringstadt Markt Ebensfeld Landkreis Lichtenfels

Landrat: Christian Meißner Bürgermeister: Bernhard Storath Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Michael Stromer Einwohnerzahl: 407 Gemarkungsfläche: 667 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 3 Nebenerwerbsbetriebe: 6 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 56 Betriebe in sonstigen Bereichen: -

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Döringstadt liegt am Tor zum Gottesgarten direkt am Obermain, malerisch eingebettet in die Flussauenlage. Der 407-Einwohner-Ort ist einer von 25 Ortsteilen des Marktes Ebens­ feld. Schmucke Fachwerkhäuser prägen das Ortsbild. Wahrzeichen und weithin sichtbar ist die Pfarrkirche St. Martin mit einem der schönsten Wehrtürme Frankens aus dem Jahr 1412. Döringstadt blickt auf eine über 1.200-jäh­ rige Geschichte zurück. Heute präsentiert sich das Dorf lebendig und vital. Ein weit

überdurchschnittlich hoher Anteil an Kindern und Jugendlichen prägt das Dorfleben und gibt dem Ort eine sehr gute Grundlage für die Zukunft. Ein örtlicher Kindergarten mit integrierter Kleinkindgruppe wird rege als Betreuungsangebot genutzt. Der Großteil der Erwerbstätigen arbeitet als Pendler im Raum Bamberg bzw. Coburg. Im Energiesektor gibt es derzeit 24 Stromer­ zeuger im Nebenerwerb. Die Landwirtschaft, früher von zahlreichen Kleinbauern betrie­ ben, hat sich auf wenige Vollerwerbsbetriebe konzentriert, die sich an den Ortsrändern niedergelassen haben. Der bis ins 19. Jahrhundert betriebene Wein­ anbau war bis vor kurzem gänzlich ver­ schwunden. Erst vor wenigen Jahren hat sich ein Betrieb der historischen Wurzeln des Ortes erinnert und wieder einen kleinen Weinberg im Dorf angelegt. Die reizvolle Umgebung, die gutbürgerliche Gastronomie, der historische Ortsrundgang und der Etterweg sowie das von den ört­ lichen Vereinen und der Kirchengemeinde getragene kulturelle Leben machen Döring­ stadt auch für den Fremdenverkehr interes­ sant. Nicht zuletzt deshalb hat sich Döring­ stadt auch zu einem touristischen Kleinod am Obermain entwickelt. Auf den InternetSeiten werden Rad- und Wanderwege rund um den historischen Ort dargestellt, Anre­ gungen für Freizeitmöglichkeiten gegeben und Sehenswürdigkeiten der Umgebung gezeigt. Um die Heimatverbundenheit auch schon nach außen zeigen zu können, haben die Döringstädter eine eigene Email-Adresse [email protected] entwickelt.

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Grundlegend für das Ortsbild war die durch­ geführte Dorferneuerung. Mit aktiver Bürger­ beteiligung wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. So wurden Straßenzüge saniert, Plätze neu gestaltet, Dorfbrunnen restauriert und Hauseigentümer zur Sanierung privater Anwesen motiviert. Nach dem Motto „neues Leben in alten Mau­ ern“ wurde in Döringstadt auch gehandelt. Baugebiete gibt es kaum; neue Baugebiete werden nicht ausgewiesen. Deshalb liegt der Fokus der Innenentwicklung auf der Beseiti­ gung von Leerständen und dem Auffüllen der wenigen Baulücken. Dies ist vorbildlich gelungen. So wurden Käufer bzw. neue Nutzungen für Wohnhäuser und Nebengebäude gefunden. Beispielsweise hat sich ein Friseursalon in einem ehemaligen landwirtschaftlichen Ne­ bengebäude niedergelassen, aus einer alten dorfgerecht sanierten Hofstelle wurde mit­ ten im Ort eine Kfz-Werkstätte, ein Leerstand wurde zu einem Montage-Service für Türen und Fenster umgenutzt, in einem ehemali­ gen Metzgereigebäude ist nun eine Bäckerei, Wohnhäuser wurden saniert und wieder mit Leben erfüllt.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten „Eine Symphonie zwischen Historie und Moderne“, mit diesem Slogan weckt der kleine Ebensfelder Ortsteil das Interesse der Besucher seiner eigenen – von Fehlern in der historischen Darstellung abgesehen (Döring­ stadt war mit Sicherheit nie Reichsstadt) – sehr informativen Homepage http://www.doeringstadt.de. Das ausgeprägte Geschichts- und Kultur­ ­ bewusstsein und die Vermittlung desselben an Jung und Alt sowie an Besucher des Ortes zeichnet die rührige Dorfgemeinschaft in diesem vermutlich 791 erstmals urkundlich erwähntem Dorf besonders aus. Eine bei­ spielgebende „Pioniertat“ war 1997 die Initia­ tive zum „Historischen Rundgang“. Mittels Schildtafeln informieren die Döringstädter ihre Gäste über Wissenswertes zur Geschich­ te ihres Wohnortes. Die noch offene Frage, warum es in und um Döringstadt so viele Flurdenkmäler in Form von Martern und Bild­ stöcken gibt, ist sicher mit der Nähe zu Vier­ zehnheiligen und einer damit verbundenen traditionell tiefen Volksfrömmigkeit zu erklä­ ren. Geradezu mächtiges Symbol dessen ist

ablesbaren „Etterweg“ umgrenzt. Ortsbild­ prägend ist die von West nach Ost verlaufen­ de Dorfstraße, die sich an zwei Stellen zu Plätzen aufweitet. Ein weiterer Siedlungsschwerpunkt befindet sich nördlich des Bernhardsgrabens im Be­ reich der Kirche St. Martin, des ehemaligen dompropsteilichen Amtshofes, sowie im Bereich der alten Schule und des Friedhofes. Typisch für Döringstadt sind die Hakenhöfe mit giebelständigem Wohnstallhaus und hinten querstehender Scheune. Die Aneinan­ derreihung der Scheunen ließ einen zusam­ menhängenden Scheunengürtel mit an­ schließendem Streuobstgarten entstehen. Im Süden ist dieser historische Ortsrand bis heute gut erhalten. Das Bewusstsein für die geschichtliche Be­ deutung ihrer Ortschaft ist in der Bewohner­ schaft tief verwurzelt. Im Rahmen der Dorfer­ neuerung wurden die Siedlungsgeschichte

D Ö R I N G STA DT

auch „einer der schönsten Wehrtürme Fran­ kens“, wie Heinrich Mayer in „Die Kunst des Bamberger Umlandes“ schreibt. Die mäch­ tige Chorturmkirche, das Pfarrhaus und das ehemalige dompropsteiliche Amtshaus be­ stimmen noch heute den historischen Orts­ kern. Weitere auch für die Ortsgeschichte bedeutende Gebäude, wie das Geburtshaus des Weihbischofs Dr. Adam Senger (18601935), das noch als Gasthaus besteht, runden den stimmigen Charakter des Ortes ab. Dass Döringstadt auch ein „klingender“ Ort ist, zeigen die vielen qualitätsvollen musi­ ka­ lischen Projekte im kirchlichen Bereich (Jugendband „Friedensnetz“), „Döringstadt Musikanten“, Kindergarten und den „Blumenund Gartenfreunden“. Dass eine grüne Tonne als Perkussionsinstrument den Rhythmus der Musikgruppe der über 60 Mitglieder starken Jugendgruppe „Die Turmfalken“ bestimmt, untermalt klanglich ein für den kleinen Ort erstaunlich breites, pädagogisch sehr gut betreutes Angebot an Umwelt- und Natur­ erfahrungen für Kinder und Jugendliche.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Döringstadt zählt zu den ältesten Ortschaf­ ten am Obermain. Urkundlich erstmals 791 erwähnt, entwickelte sich Döringstadt in sei­ ner historischen Siedlungsform als ein ge­ schlossenes Haufendorf mit Gewannenflur. Es wurde durch einen heute noch teilweise

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und die Geschichte der zahlreichen Bau­ denkmale besonders beleuchtet. Anlässlich der 1.200-Jahr-Feier im Jahre 1997 wurde eine aus dem damaligen Arbeitskreis Kultur­ geschichte hervorgegangene Idee des histo­ rischen Rundganges umgesetzt. Eine große Übersichtstafel in der Ortsmitte verzeichnet die geschichtsträchtigen Orte und Gebäude und die mit ihnen in Verbindung stehenden Persönlichkeiten. Vor den einzelnen Objek­ ten sind zusätzlich Informationstafeln auf­ gestellt. Die historische Bausubstanz ist detailgetreu saniert und restauriert worden. Besonders zu erwähnen ist das ehemalige dompropsteili­ che Amtshaus, Vogteistraße 1, ein stattliches zweigeschossiges Walmdachhaus. Ortsbild­ prägend sind weiterhin auch alle historischen Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahr­ hundert. Besonders gelungene, öffentliche Räume sind der Platz am Buswartehaus – wichtig wären die denkmalgerechte Sanierung des ehemaligen Brauhauses und vielleicht auch der alten Schmiede – und die Platzgestaltung um den historischen Dorfbrunnen. Auch das gesamte Kirchumfeld der Pfarrkirche mit dem ortsbildprägenden Turm aus dem Jahre 1411 ist beispielgebend. Der Frage der Nachnutzung ungenutzter oder leerstehender Gebäude nehmen sich die Döringstädter an. Junge Familien erwer­ ben historische Hofanlagen, wie z. B. das Gebäude am Geyersberg Nr. 5 und sanieren diese. Neue Funktionen beleben alte Hof­ anlagen: So wurde z. B. eine Autowerkstatt in

das Anwesen Brunnenplatz Nr. 14 integriert. Fachliche Beratung durch Architekten kann nicht nur Kosten sparen sondern auch bei der Gesamtgestaltung von Bedeutung sein. Ziel aller Bemühungen sollte es sein, die Innen­ entwicklung weiter voranzutreiben und auf die Neuausweisung von Bauflächen außer­ halb der derzeitigen Siedlungsbereiche zu verzichten.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Die gepflanzten Baumreihen aus Feldahorn, Vogelbeeren und Birken wirken sich positiv auf den Ortseinfahrtsbereich von Döring­ stadt aus und werden diese Wirkung mit zunehmendem Alter noch verstärken. Ein sehr schönes Merkmal von Döringstadt sind die zahlreichen Nutz- und Bauerngärten im Altortbereich. Zudem zieren viele Wein­ spaliere und Obstgehölze die privaten Anwe­ sen, wodurch sich die Wertigkeit von selbst angebautem Gemüse und Obst mit Her­ kunftsgarantie für die Dorfbewohner erken­ nen lässt. In den Neubaugebieten wird größtenteils auf Einfriedungen verzichtet, was im Zusammen­ hang mit den relativ großen, kinderfreund­ lichen Privatgärten weitläufig und einladend wirkt. Die Dorferneuerung ist mit gutem Ergebnis abgeschlossen. In die gelungene Gestaltung der Randbereiche, Wegeflächen und Plätze

5. Dorf in der Landschaft Die naturgegebene, kleinräumige Morpholo­ gie der Landschaft um Döringstadt ermög­ licht eine Vielfalt an Landschaftselementen. Auf engstem Raum erlaubt das beherrschen­ de Maintal aber auch die ansteigende Hügel­ landschaft des Keuper-Liaslandes nordwest­ lich des Ortes reizvolle Aspekte. Die nach Süden fallenden Steilhänge zum Main wur­ den einst für den Weinbau genützt, heute werden sie durch Schafhutung von Wald­ bewuchs frei gehalten. Bei der in den 60er Jahren durchgeführten Feldflurbereinigung wurde großer Wert auf den Erhalt der zahlreichen Feldkapellen und Marterln gelegt, die heute ein besonderes prägendes Merkmal der Döringstädter Umgebung sind. Der Ort selbst ist sehr gut eingegrünt, Streu­ obstgärten haben sich am Rande gehalten und werden sichtlich durch regelmäßigen Verjüngungs – und Erhaltungsschnitt gut ge­ pflegt. Hohlwege, teils mit alten Eichen be­ standen, führen auf eine Feldflur, deren Wege ebenfalls mit Obstbäumen gesäumt sind und sich mit Heckenstrukturen abwechseln. Aber auch gehölzfreie, trockene und besonnte Böschungen gehören zum Bild dieser vielfäl­ tig gestalteten Kulturlandschaft. Eine erhal­ tenswerte Besonderheit stellen einige Feldgär­ten dar, eine die Landschaft berei­ chernde Struktur, die heute immer seltener zu sehen ist.

D Ö R I N G STA DT

wurde sehr viel Eigeninitiative der Bürger ein­ gebracht. Die notwendige Instandhaltung der Grünflächen wird seitdem von den Anwohnern in Eigeninitiative durchgeführt. Eine Entsiegelung und Bepflanzung von wei­ teren Hausvorflächen sowie Baumpflanzun­ gen in privaten Bereichen mit Wirkung in den öffentlichen Raum würden sich zusätz­ lich positiv auf das Dorfbild auswirken. Besonders hoher Wert wird in Döringstadt auf die Jugendarbeit gelegt. Die Turmfalken, Kinder- und Jugendgruppe der Blumen- und Gartenfreunde, werden bereits in jungen Jahren in die Ortsbildgestaltung integriert. Im Laufe der Zeit wurden eine Barfußschne­ cke, ein Biotop für Naturbeobachtungen und ein Lehmbackofen von der Gruppe ange­ legt. Außerdem werden im Jahresverlauf Wanderungen, Naturexkursionen und wei­ tere Aktionen angeboten, was eine hohe Natur- und Heimatverbundenheit der her­ vorragenden Dorfbewohner zur Folge haben wird. Auch der Spielplatz am Kindergarten ist gestalterisch sehr gelungen. Weidentipis, eine Eingrünung mit heimischen Sträuchern sowie individuelle Spielgeräte (z. B. Multi­ funktionsgerät in Gestalt eines Drachen) bieten den Kindern gute Spielmöglichkeiten.

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GÖRAU

BRONZE Görau Stadt Weismain Landkreis Lichtenfels

Landrat: Christian Meißner Bürgermeister: Udo Dauer Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Michael Stromer Einwohnerzahl: 126 Gemarkungsfläche: 1.300 ha Dorferneuerung: nein Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 0 Nebenerwerbsbetriebe: 11 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 3

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Görau, auf einer Hochebene gelegen, gehört zur Stadt Weismain im Landkreis Lichtenfels. Überregional bekannt ist der Görauer Anger, ein Höhenzug auf ca. 550 m Höhe, mit wei­ tem Ausblick ins Obere Maintal, Kulmbacher Land und Fichtelgebirge. Das 126-Einwohner-Dorf hat eine sehr junge Bevölkerung: 23 % sind unter 18 Jahren! Heute in erster Linie Wohnort, hat sich in Görau dennoch eine kleinbäuerliche Struktur erhalten. Elf landwirtschaftliche Nebener­ werbsbetriebe sorgen dafür, dass die über

Jahrhunderte entwickelte Kulturlandschaft erhalten bleibt. Daneben sind noch ein Korb­ flechter, ein Antikhändler, ein Schreiner und ein Schuster sowie ein Bestattungsunter­ nehmen im Ort vorhanden. Görau hat eine eigene Trinkwasserversor­ gung. Auf den Dächern sind Photovoltaikan­ lagen und Sonnenkollektoren zur Warmwas­ sergewinnung montiert. Holzheizungen und Wärmepumpenheizungen sowie mehrere Windräder am Ort bzw. in der Nachbarschaft liefern Energie aus dem regenerativen Bereich. Die Nahversorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs ist im nahen Hauptort Weismain ge­ geben. In Görau selbst sind neben dem Gemüseanbau, eine Getränkehandlung, Brot­ backen und Hausschlachtungen auch noch mobile Bäcker im Ort. In Görau sind keine Neubaugebiete ausge­ wiesen und auch keine vorgesehen. Für ört­ liche Bauwillige werden Ortsabrundungen ermöglicht, die sich harmonisch ins Ortsbild einfügen. Die selbst durchgeführten Gestaltungsmaß­ nahmen wurden ohne finanzielle Hilfen von außen bewerkstelligt. Die Erneuerung von Kapelle und Friedhof wurde schon Mitte des letzten Jahrhunderts von der Dorfgemein­ schaft geplant und umgesetzt. Auch in jüngs­ ter Zeit haben die Görauer sich aufgrund der stets klammen Kasse der Stadt Weismain selbst geholfen und u.a. ein FeuerwehrGemeinschaftshaus gebaut, einen Wander­ parkplatz geschaffen, einen Spielplatz errich­ tet und einen Bolzplatz angelegt. Die Pflege

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dieser Anlagen sowie der vorhandenen Grün­ anlagen wird von den Görauern selbst orga­ nisiert und erledigt. Dieser gemeinschaft­ liche Geist ist besonders anzuerkennen. Der Görauer Anger in Verbindung mit dem durchquerenden Fernwanderweg „Franken­ weg“ gibt Potenzial z. B. mit Ferienwohnun­ gen bzw. Übernachtungsangeboten neue Einnahmequellen zu generieren.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Das kleine „Bergdorf“ Görau kann angesichts seines erstaunlich hohen Kinderanteils mit Zuversicht in die Zukunft blicken, vor allem wenn es weiterhin gelingt, den Wegzug der Jugend im überschaubaren Rahmen zu hal­ ten. Dass sich Kinder in Görau besonders wohl fühlen, liegt neben den naturräum­ lichen Gegebenheiten vor allem an einer sehr guten Betreuung. Schon die Kleinen werden in der Jugendgruppe „Görauer Fröschla“ der „Naturfreunde Görauer Anger“ spielerisch an die Pflege der Natur und der Bräuche

herangeführt. Am Faschingsdienstag beispiels­ weise erfreuen sie jedes Jahr alle Görauer und Gäste mit einem bunten Faschingsum­ zug. Auch zur Wiederentdeckung und Förde­ rung örtlicher Identität hat die Dorfgemein­ schaft des kleinen Juraortes eine hoffentlich sehr nachhaltige Initiative gestartet. So wid­ mete sie sich in einem für die Region bis dahin einmaligen Projekt im Jahr 2004 dem Dorfleben in der Vergangenheit. Unter dem Titel „Was Großmutter erzählt“ wurden mehrere Erzählabende abgehalten, deren

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Görau: „Die Siedlung auf dem Bergland“, am Fuße des Görauer Angers, einem Höhenzug von 550 m über NN gelegen. Görau hat sich – ursprünglich aus nur weni­ gen Gehöften bestehend – als ein Straßen­ dorf entwickelt. Die Höfe waren als Haken­ höfe ausgebildet. Eine schlichte Ausbildung der überwiegend eingeschossig, giebelstän­ dig zur Straße stehenden Wohngebäude kennzeichnet den kleinbäuerlichen Besitz. Rückwärtige Scheunen beschließen die Hof­ anlage und wirken heute noch ortsbildprä­ gend. Die Zeit hat gestalterisch ihre Spuren im Dorf hinterlassen. Von ursprünglich zwei Gastwirtschaften ist heute nur noch eine Flaschenschänke übrig geblieben. Blickpunkt

GÖRAU

Beiträge über Lebensform, Bräuche und be­ sondere Ereignisse anschließend in einer bebilderten Broschüre festgehalten wurden. Dass die Vermittlung dieses Wissens nicht nur dem Gedruckten überlassen, sondern ört­ liche Besonderheiten, Traditionen und Bräu­ che auch im Dorfleben „lebendig“ bleiben, dafür trägt die Dorfgemeinschaft durch die Pflege der sogenannten „Rockenabende“ Sorge. Außergewöhnliche Leistungen der Dorfge­ meinschaft haben in Görau eine lange Tradi­ tion. Angefangen mit dem Kapellenbau im Jahre 1938/39 bis hin zum Bau des Feuer­ wehrgemeinschaftshauses, das 1999 fertig gestellt wurde. Immer wieder bewiesen und beweisen die Görauer, dass man auch ohne Hilfe von außen selbst Großprojekte für den Heimatort realisieren kann, wenn man keine Kosten und vor allem keine Mühen scheut. Einer enormen Herausforderung für die Zu­ kunft stellt sich die örtliche Gruppe des BBV, wenn es darum geht, die Leistungen der nach wie vor kleinbäuerlich geprägten Landwirt­ schaft, die gegenwärtig noch 11 landwirt­ schaftliche Nebenerwerbsbetriebe zählt, vor allem in der Pflege der agrarisch-forstlichen Nutz- und Naturlandschaft langfristig zu sichern.

des Dorfes ist die 1939 von dem örtlichen Kapellenbauverein in Eigenleistung erbaute Kirche. Wenige Großbäume und kleine, holz­ verschalte Nebengebäude prägen bis heute die Straßenräume. Als Ersatz für ein ehemaliges Scheunen­ gebäude wurde durch eine junge Familie ein Niedrigenergiehaus errichtet. Photovoltaik­ anlagen und Holzheizungen weisen darauf hin, dass regenerative Energien genutzt wer­ den. Die heute noch vorhandene Geschlos­ senheit des Dorfbildes sollte erhalten blei­ ben. Dem Drang, freie Randlagen zu bebauen, muss die Attraktivität des Bauens im Ort ent­ gegengesetzt werden. Das Orientieren an der einfachen Bauweise regionaler Bautradition und das Einfügen in den Bestand können zu Nachhaltigkeit und harmonischem Miteinan­ der von Mensch und gebauter Umwelt beitragen.

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Die Bürgerinnen und Bürger von Görau haben einen großen Gemeinschaftssinn. Ein besonderes Beispiel dafür ist das in vielen Stunden Eigenleistung errichtete Feuerwehr­ gemeinschaftshaus. 1999 fertig gestellt ist es ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Besonders lobenswert ist in der Grünent­ wicklung der mitgliederstarke Obst- und Gartenbauverein zu erwähnen. Die Neuanla­ ge der Grünflächen entlang der Hauptstraße, des Kirchvorplatzes sowie weiterer Projekte haben einen großen positiven Einfluss auf die Dorfgestaltung. Die Instandhaltung der öffentlichen Grünflächen wird von den Orts­ bewohnern in Eigeninitiative durchgeführt. Eine Entsiegelung von weiteren Randberei­ chen entlang der Ortsdurchfahrt und eine anschließende Bepflanzung bzw. Anlage von Rasenstreifen ist an geeigneten Stellen anzustreben. Die Gestaltung des Hüllweiherbiotopes, der Weidentipis, der Holzsitzschlange und des Insektenhotels außerhalb der Ortschaft sind ökologisch sinnvoll und bieten ein Spielpara­ dies für die Kinder. Letzteres trifft auch auf die gelungene Anlage des Kinderspielplatzes im Ort und des Bolzplatzes zu, welcher von den Görauer Fröschla eigenständig gepflegt wird.

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Der Friedhof ist wunderschön in der Land­ schaft gelegen, sehr gut durchgrünt und mit einer ansehnlichen Holzeinfriedung ausge­ stattet. Lediglich die Wasserstelle sollte neu gestaltet werden, um dem Gesamtanspruch und der hohen Wertigkeit des Friedhofes gerecht zu werden. Im Übergang der Ortschaft von Görau in die Landschaft findet man viele Obstbäume und Streuobstwiesen, welche von den Dorfbe­ wohnern gepflegt und die Früchte verwertet werden. Die Hauszwetschge ist häufig ent­ lang der Nebenstraße zum Friedhof anzu­ finden. Mit viel Liebe zum Detail werden in Görau die Privatgärten gestaltet. Hier sind sehr schöne Kombinationen aus Nutz- und Ziergärten anzutreffen.

Das auf der Hochfläche des fränkischen Jura gelegene Dorf liegt inmitten eines Land­ schaftsschutzgebietes mit Anteilen von FFH und Vogelschutzflächen. Die Einwohner von Görau haben schon seit einiger Zeit das hohe Potenzial der ihren Ort umgebenden Land­ schaft erkannt und beteiligen sich aktiv an verschiedensten Pflegemaßnahmen. Mit Un­ terstützung des Landschaftspflegeverbandes und der Vermittlung des Obst- und Garten­ bauvereins legten die Bewohner die ehemals brachgefallenen Magerrasen am Görauer Anger von Gehölzbewuchs frei, um so wieder eine Schafbeweidung zu ermöglichen. Die dadurch entstehende „Weidelandschaft“ ist ein typisches und erhaltenswertes Element des fränkischen Juraplateaus. Aber auch die Hüllweiher, weitere typische Landschafts­ elemente, werden wieder saniert, teils neu eingerichtet und bepflanzt. Weitere Artenschutzmaßnahmen werden für die Vogel- und Fledermauswelt durch Anbringen von zahlreichen Nisthilfen an Feldscheunen geleistet. Vorbildlich ist die Einbindung der Kinderund Jugendgruppe bei all diesen Pflege- und Schutzmaßnahmen. Die Flur ist bestimmt von zahlreichen, impo­ santen Altbäumen, die in der Größe ihrer Ausprägung in anderen Fluren selten zu sehen sind. Sicher verdienen einige den Status eines Naturdenkmals. Angeregt wird die begleitende Bepflanzung einiger Feldwege mit (Obst-) -Bäumen, um eine weitere Vernetzung der Landschaft mit dem Dorf, das an seinen Rändern gut einge­ grünt ist, zu erreichen.

GÖRAU

5. Dorf in der Landschaft

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HABNITH

BRONZE Habnith Stadt Marktleuthen Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge

Landrat: Dr. Karl Döhler Bürgermeister: Florian Leupold Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Christian Kreipe Einwohnerzahl: 110 Gemarkungsfläche: 1.326 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 3 Nebenerwerbsbetriebe: 1 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 14

der Rückkehr einiger junger Bürger schrumpft die Bevölkerungszahl. Heute hat Habnith 110 Einwohner, wobei ein deutlicher Trend zu Überalterung festzustellen ist. In Habnith gibt es ein Dorfwirtshaus, einen Pferdehof, drei Gewerbebetriebe sowie drei landwirtschaftliche Vollbetriebe und einen Zuerwerbsbetrieb. Siebdruckerei und Stein­ metzbetrieb beschäftigen jeweils fünf Mitar­ beiter. Daneben ist in den letzten Jahren ein kleiner Dorfladen entstanden, der liebevoll eingerichtet ist und als Bauernladen örtliche und regionale Produkte anbietet. 2011 wurde ein neuer Abwasserkanal ge­ baut. Dabei wurden die Ortsstraßen wieder hergestellt. Die Randbereiche wurden in Eigeninitiative neu gestaltet und bepflanzt. Die Dorfgemeinschaft hat dieses Engage­ ment weiter genutzt und beispielsweise das kleine Feuerwehrhaus selbst gestrichen so­ wie einen Steg in den Dorfweiher gebaut. Die Habnither Bürger nehmen die Gestaltung und Erhaltung ihres Ortes selbst in die Hand. In Habnith sind keine Baugebiete ausgewie­ sen, Leerstände sind keine vorhanden. Großflächige Photovoltaik-Dachanlagen wur­ den auf Scheunen installiert. Die Kommune hat die Straßenbeleuchtung auf energie­ sparende LED-Lampen umgerüstet.

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Der kleine Ortsteil Habnith der Stadt Markt­ leuthen im Naturpark Fichtelgebirge ist ein typisches Rundangerdorf. Im Zentrum ste­ hen ein Dorfanger mit kreisförmig angeleg­ ten Linden und ein großer Dorfteich. Bereits 1368 urkundlich erwähnt hat sich das Dorf seine ursprüngliche Form erhalten können. Die schwierige wirtschaftliche Situation in der Region veranlasst teilweise junge Ein­ wohner in die beruflich und schulisch besser gestellten Zentren zu gehen. Diese Entwick­ lung ist auch in Habnith festzustellen. Trotz

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2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Eine Überraschung hält das kulturelle Ange­ bot des 1368 erstmals urkundlich erwähnten kleinen Rundangerdorfs Habnith bereit. Seit einigen Jahren bietet im Juni das „Kleine Theater Berlin Mitte“, ein professionelles Tour­ nee-Theater-Ensemble, zusammen mit dem „Theater im Stall“ ausgezeichnete Theaterauf­ führungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Somit hat der kleine Ort im Bereich der Kultur eine Attraktion zu bieten, die sich inzwischen weit in der Region her­ umgesprochen hat und mittlerweile immer mehr Besucher auch eine weitere Anreise in den Marktleuthener Ortsteil auf sich nehmen lässt. Zu verdanken ist dieser Gewinn einer kulturellen Attraktion Neubürgern aus Berlin. Er ist auch Ausdruck der Weltoffenheit der Habnither Bürger. Für Veranstaltungen verschiedener Art stehen den Habnithern außerdem die an das Feuerwehrhaus angebaute Dorfhalle sowie das Schützenheim des traditionsbewussten SV Tell Habnith e. V. zur Verfügung, der vor allem wegen seiner sehr erfolgreichen Jugendarbeit weit über den Ort hinaus

bekannt ist. Auch über eine traditionsreiche Dorfwirtschaft mit Biergarten, die nicht zu­ letzt für die älteren Bewohner ein beliebter Treffpunkt ist, verfügt der Ort. Am Ruhetag des Gasthauses steht der Allgemeinheit auch das Schützenhaus offen. Für das soziale Miteinander im Dorf ebenso förderlich ist der idyllisch gelegene Dorfwei­ her im Zentrum, der von der Dorfgemein­ schaft liebevoll gepflegt wird und dessen schattiges Umfeld mehrmals im Jahr für Veranstaltungen genutzt wird.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Das Rundangerdorf liegt an einer alten Post­ straße von Wunsiedel nach Hof, eingebettet in einer leichten Senke. Die großen histori­ schen Höfe gruppieren sich um einen großen Weiher und einen grünen Anger, auf dem zwölf  Linden in einem Kreis den Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft bilden. Dem Anger zugeordnet steht ein kleines Feuerwehr- und Dorfgemeinschaftshaus, das kürzlich von den Bürgern in Eigenleistung und ohne Un­ terstützung durch Förderprogramme reno­ viert wurde. Es bleibt zu wünschen, dass bei der Sanierung der angebauten Holzschup­ pen mit abschließendem Ziegelfachwerk­ giebel ebenso behutsam vorgegangen wird. Die großen Höfe am Anger sind überwiegend zweigeschossig, massiv, teilweise mit Schmuckelementen, wie Fenstergewände und Eckquaderungen sowie mit Satteldächern, am Giebel häufig mit Halbwalm abgedeckt. Typisch für die häufig mit Schiefer eingedeck­ ten Dächer sind die kleinen, zierlichen Dach­ gauben, die an einigen Gebäuden noch vor­ handen sind. Dass kleine Baudetails, wie Fensterläden und geteilte Holzsprossenfens­ ter eine Fassade beleben können, zeigt das vorbildlich sanierte Haus 16, das zudem durch seinen Dorfladen mit regionalen Pro­ dukten eine Bereicherung für Habnith dar­ stellt. Abgerundet wird diese nahezu Ideal­ form einer Dorfmitte durch das stattliche Gasthaus Benker mit kleinem Biergarten. Kein Wunder, dass es Weggezogene wieder nach Habnith zurückzieht und auch eine

Berliner Familie inzwischen nicht nur in den Ferien in dem wohl eigenwilligsten Gebäude am Anger wohnt: ein denkmalgeschütztes Fachwerk-Frackdachhaus, dessen Türgewän­ de das Erbauungsjahr 1766 verrät. Durch Theateraufführungen des „Kleinen Theaters Berlin-Mitte“ einmal jährlich in diesem Anwe­ sen ist Habnith bei kulturinteressiertem Pub­ likum überregional bekannt. Dies kann u.a. als Potenzial für weiteren Zuzug, sanften Tou­ rismus und die Sanierung von Anwesen ge­ nutzt werden. Ein weiteres denkmalgeschütz­ tes Gebäude steht unmittelbar daneben. Es wurde um 1891 historisierend in der Art des Schweizerhauses errichtet, geht aber auf ältere Bausubstanz bis auf 1774 zurück. Auch der Gasthof und die ehemalige Schule wei­ sen Elemente dieses Stils auf. Als weithin sichtbares Wahrzeichen ist der schiefer­ gedeckte Glockenturm mit Spitzhelm des er­ haben auf dem Hang stehenden Schulhauses erhalten geblieben. Nur wenige Neubauten wurden zwischen die vorhandenen Anwesen und zum Rand hin eingefügt. Nach außen hin haben sich vor allem kleinere Wohnanwesen entwickelt. Ein vorbildlich saniertes Kleinhaus mit grauem Schiefer­ dach, geteilten Holzsprossenfenstern und schönen Fassadendetails begrüßt den Besu­ cher am Ortseingang. Habnith hat ein hohes Poten­zial, das mit entsprechender qualifizier­ ter Beratung und Unterstützung genutzt wer­ den könnte. Insbesondere die großen orts­ typischen Holzscheunen der Höfe bedürfen einer sensiblen Planung. Ihr Erhalt wäre für das Dorfbild wichtig.

HABNITH

Qualitativ hochwertige Lebensmittel be­ kommt man im Bauernladen der Familie Prell, die einen Großteil ihres Angebots aus ihrer eigenen Landwirtschaft gewinnt, welche im Nebenerwerb betrieben wird. Dass es in die­ sem kleinen Ort außerdem noch drei Voll­ erwerbslandwirte gibt, zeigt beispielhaft, dass es in Habnith bisher gelungen ist, den Strukturwandel im ländlichen Raum nicht zwangsläufig auf Kosten der Landwirtschaft zu bewältigen.

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Umnutzung, Verzicht oder Ersatz muss im Sinne des Gesamtbildes wohl überlegt wer­ den. Jedenfalls sollte die Konzentration der Entwicklung nach innen und auf den Erhalt der Bausubstanz gerichtet bleiben.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung In der Grüngestaltung haben die Habnither Bürger nach der Kanalverlegung im Jahre 2011 in kurzer Zeit das Dorf wieder in über­ ragender Eigeninitiative herausgeputzt. Das Zentrum des Dorfes bildet der Dorfweiher mit Dorfanger, der in seiner Natürlichkeit zum Verweilen einlädt. Das Herzstück ist die Baum-Stunden-Uhr. Der kreisförmig ange­ legte Platz, der von zwölf Linden umrahmt wird, ist ein heimeliger, fast archaischer Treff­ punkt zum Entspannen und Feiern schöner Dorffeste. Der Dorfweiher ist ein besonderes Schmuckstück, der durch den Steg enorm aufgewertet wurde. Die vielen großen Bäu­ me um den Weiher schaffen ein angenehmes Klima besonders im Sommer. Das Wasser holt die Natur mitten ins Dorf. In Habnith haben Holundersträucher noch einen festen Platz, diesen sollten sie sich erhalten. Im Dorf gibt es viele alte Rosen aus vergangenen Generationen. Die robusten Duftrosen, deren Sorten nicht mehr bekannt sind, werden sogar vielfältig verwertet. Diese Rosentradition ist es wert noch stärker her­ ausgestellt zu werden. Mit ergänzenden

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Pflanzungen im ganzen Dorf könnte sich Habnith als „Rosendorf“ in Szene setzen. Die Gestaltung des Ortes liegt in den Händen der Frauen. Dies wurde von den Männern neidlos betont. Sie haben den maßgeblichen Anteil an der Grüngestaltung des Dorfes. Die Frauen kämpfen um jedes Stückchen Grün. Diese liebevolle weibliche Handschrift ist im gan­ zen Ort zu sehen. Viele Häuser sind mit Liebe zum Detail und vielen Blumen geschmückt. In Habnith gibt es viele schmucke und geschmackvoll gestaltete Gemüsegärten, die seit Generationen gepflegt werden. Die schönen, traditionellen Lattenzäune bringen sie voll zur Geltung. In Habnith findet sich auch mal eine unkomplizierte Lösung, wie ein Sitzplatz ohne Befestigung mit Hack­ schnitzel. Leider gibt es im Dorf noch einige Thujahecken, Jägerzäune und Betonpflanz­ ringe. Mit Überzeugungsarbeit der grün­ aktiven Frauen kann hier sicher noch ein Um­ denken stattfinden.

HABNITH 5. Dorf in der Landschaft Typisch für die Siedlungsweise in rauer Gebirgslage schmiegt sich Habnith wunder­ schön in eine natürliche Senke. Die Ortsrän­ der sind bestens eingegrünt und verstärken so das Bild eines in die Umgebung einge­ wobenen Dorfes. Einige Hohlwege führen in die umgebende Flur, manche mit mageren Böschungen, die wegen ihrer Flora einmal im Jahr geschnitten werden, um so den Bestand u. a. der Pechnelke sowie diverser OrchideenArten zu sichern. Die Bewohner des in der Nähe aufgestellten Insektenhotels sorgen hier, wie in nahen Obstgärten, für die Bestäu­ bung. Die Flurwege sind teils gut mit beglei­ tenden Heckenpflanzungen versehen, könn­ ten aber besonders im Bereich der seinerzeit geplanten BMW-Ansiedlung eine weitere Vernetzung mit den vorhandenen Strukturen vertragen. Empfohlen wird, dieses Anliegen mit den Ausgleichsmaßnahmen für das momentan in Planung befindliche Windrad zu verbinden. Zu begrüßen sind die erfolgten Nachpflan­ zungen innerhalb der alten Baumreihe, die den Weg im Norden von Habnith begleiten. Die an die Feldflur anschließenden Wälder umgeben Habnith fast ringförmig im Osten. Sie sind kleingliedrige Bestände in Privatbe­ sitz und enthalten vergleichsweise viel Tot­ holz, das hier liegen bleibt und somit Lebens­ raum für entsprechende Tierarten bietet. In Eigeninitiative haben Habnither Bewohner Bänke an den Waldrändern aufgestellt, die zur Rast bei Spaziergängen einladen und

schöne Ausblicke auf das Dorf gewähren. Teils sind den Wäldern saure Wiesen vorgela­ gert, die nach der Feldflurbereinigung vom Landkreis erworben wurden. Sie werden extensiv genutzt, so dass sich mit der nun entstandenen Staudenflur sehr naturnahe, dem Wald vorgelagerte Rückzugsräume für wildlebende Tierarten ergeben. Der Wildbestand scheint in einem guten Gleichgewicht zu stehen, denn trotz des ver­ gleichsweise hohen Anteils an Kartoffel-An­ bau scheint die Wildschwein-Population keine größeren Probleme aufzuwerfen. Das deutet auf ein gutes Miteinander zwischen Jagdpächtern und Landwirten hin. Der Fichtelgebirgsverein möchte den im Waldbereich gelegenen ehemaligen Bibers­ berger Granitsteinbruch wieder freistellen und touristisch erschließen. Ein wichtiges, linear die Flur durchschneiden­ des Landschaftselement sind die Bahndäm­ me der Linie nach Regensburg. Diese werden nur sporadisch bewirtschaftet, so dass sich auf und an den teils steilen Dämmen, seltene Biotope mit entsprechenden Pflanzenarten ausgebildet haben. Bei der bevorstehenden Elektrifizierung dieser Strecke muss diese Tat­ sache unbedingt Berücksichtigung finden!

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HEIDELHEIM

SILBER Heidelheim Stadt Selb Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge

Landrat: Dr. Karl Döhler Oberbürgermeister: Ulrich Pötzsch Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Christian Kreipe Einwohnerzahl: 92 Gemarkungsfläche: 325 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 1 Nebenerwerbsbetriebe: 3 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 4

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Bei Heidelheim, einem Ortsteil der Stadt Selb, handelt es sich um ein Rundangerdorf auf ca. 600 m Meereshöhe. Um den Dorfanger und -weiher stehen die Häuser meist radial ausgerichtet mit dem Giebel zur Ortsmitte. Ab 1948 entstanden einige Neubauten ent­ lang der Ortszufahrt. Heidelheim nimmt seit 1961 konstant am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner wer­ den“ teil und hat dabei 2001 einen 2. Preis auf Landesebene erreicht. Im Dorf sind vier land­ wirtschaftliche Betriebe, darunter ein

Biobetrieb mit Holzverkauf vorhanden. Weitere Arbeitsplätze werden durch einen Getränkehandel mit Zeltverleih, einen Mini­ baggerverleih, einen Holzrückbetrieb und einen Porzellan-, Glas- und Besteck-Verleih­ service geboten. Seit 1975 gibt es den Cam­ pingplatz „Halali-Park“ mit 80 Touristen- und 120 Dauerstellplätzen. Zudem werden Ferien auf dem Bauernhof angeboten. Der demografische Wandel hat Heidelheim enorm getroffen. Die Einwohnerzahl ging von 199 im Jahr 1961 auf nunmehr 92 zurück. Trotzdem orientiert sich die Altersstruktur an den bayerischen Mittelwerten. Inzwischen halten sich Zuzüge und Abwanderungen die Waage. Außerdem ist es gelungen, leer ste­ hende Häuser an Auswärtige zu veräußern bzw. Häuser mit schlechter Bausubstanz ab­ zubrechen oder zu renovieren. An dieser akti­ ven Innenentwicklung sollte sich auch die Stadt Selb durch entsprechende Aktivitäten stärker mit einbringen. Hervorzuheben ist das vorhandene gemeindliche Leerstands­ kataster und der offene Umgang mit Schrumpfung, wobei insbesondere der Erhalt bestehender Einrichtungen im Fokus steht. Die Heidelheimer wollen sich dem Wandel und den Herausforderungen der Zukunft stellen. Die Dorfgemeinschaft hat mit viel Eigenleistung zur Gestaltung des Ortes bei­ getragen. Das auf Gemeinschaftsflächen an­ gebaute Obst wird durch die Mitglieder der Dorfgemeinschaft geerntet und von einem Spezialisten zu Obstbrand veredelt. Das durch den Verkauf des Hochprozentigen erwirtschaftete Geld wird gemeinnützigen Zwecken im Dorf zugeführt.

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Die Energiebilanz von Heidelheim kann sich sehen lassen. In modernen Scheitholzheizun­ gen, Schwedenöfen und offenen Kaminen wird Holz aus heimischen Wäldern verwen­ det. Dadurch werden ca. 60.000 Liter Heizöl gespart. Hinzugekommen sind Pellets- und Hackschnitzelheizungen sowie 10 Solar- bzw. Photovoltaikanlagen. Außerdem wurde Ende 2013 das Windvor­ ranggebiet Heidelheim-West im Regional­ plan festgeschrieben, in dem bereits fünf Windkraftanlagen genehmigt sind.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Im kulturellen und sozialen Bereich gelang es der Dorfgemeinschaft Heidelheim seit Be­ ginn der 1990er Jahre gemeinsam mit den vier Vereinen, die Lebensqualität im Ort durch Beispiel gebende und langfristig angelegte Projekte zu stärken und zu erhöhen. Damit konnte den demografischen Problemen etwas entgegengewirkt werden. Zur Ortsge­ schichte und zum Dorfleben findet man die

wichtigsten Daten auf der informativen Homepage www.heidelheim.de. Die Seiten der einzelnen Vereine und Vereinigungen sind teilweise noch im Aufbau. Mittelpunkte des sozialen und kulturellen Lebens in Heidelheim sind das Schützenhaus mit Gastronomiebereich, Jugendraum und neu gestaltete Kellerbar, das Dorfwirtshaus, der „Kulturschupfn“, die „Haltestelle“ genann­ te Partyscheune der Familie Badmüller und der idyllisch angelegte Dorfanger mit Enten­ weiher und Spielplatz. Für Familien mit Kindern ist Heidelheim zu einem attraktiven Lebensraum gereift, der auch Neubürger durch seine „grüne Oase“ in der Dorfmitte ge­ radezu einlädt, sich dort sowohl im Sommer als auch im Winter einzufinden und am sozia­ len Leben teilzunehmen. Mit vergnüglichen Aktionen wie Badewannenrennen oder Eis­ stockschießen ist für Jung und Alt viel Spaß garantiert. Mit einem attraktiven Fest-, Kul­ tur- und Freizeitprogramm werden die ge­ schaffenen Einrichtungen mit Leben erfüllt. Auch für die religiöse Erbauung gibt es in Form regelmäßiger Bibelstunden im Schüt­ zenhaus Gelegenheit. Dank des herausragenden ehrenamtlichen

HEIDELHEIM

Engagements der Bürgerschaft konnte die Infrastruktur im Ort spürbar voran gebracht werden. Der im Laufe der Geschichte mehr­ fach durch schwere Brände heimgesuchte Ort verfügt heute über ein bestens aus­ gestattetes Feuerwehrhaus.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Heidelheim ist siedlungsgeschichtlich ein Rundangerdorf. Um den Dorfanger gruppie­ ren sich die Häuser, meist radial ausgerichtet mit dem Giebel zur Ortsmitte. Die ursprüng­ lich hufeisenförmige Dorfanlage wurde im Norden von ehemaligen Handwerkerhäu­ sern mit dem Feuerwehrhaus abgeschlossen. Ab 1948 entstanden einige Neubauten ent­ lang der Ortszufahrt. Diese Neubauten sind einfach gestaltet. Ortsbildprägend ist der Rechtlergarten, der mit einem neuen ortstypischen Holzstake­ tenzaun umgeben wurde. Die Neugestaltung mit der in Eigenleistung erstellten Sitzgruppe belebt die Ortsmitte. Die Hofanlagen sind zum großen Teil fachgerecht nach histori­ schem Vorbild saniert worden. Insbesondere die Verwendung von heimischen Materialien, wie Schiefer oder Granit, tragen zu einem stimmigen Ortsbild bei. Beispielgebend sind die Haus Nr. 1 und 20. Bei neu anstehenden Sanierungen sollte häufiger der Rat von ei­ nem Architekten eingeholt werden und eine Orientierung an den historischen Gebäuden

erfolgen. Dabei ist auf die Fensterausführung besonderer Wert zu legen. Die Hofzufahrten sind meist in den Eingangssituationen ge­ pflastert, während die Hoffläche selbst in wassergebundener Bauweise funktioniert. Eine stimmige, dorftypische Bepflanzung schmückt die Gebäude und Hofanlagen. Die Bewohner haben den zunehmenden Leerständen den Kampf angesagt. Umnut­ zungen zu Ferienhäusern oder Mietwohnun­ gen helfen beim Substanzerhalt. Der Um­ gang mit den großen, ortsbildprägenden Scheunen wird eine Herausforderung der

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Zukunft darstellen, insbesondere, wenn sie für die Landwirtschaft nicht mehr benötigt werden. Bemerkenswert ist die sog. „Partymeile“ mit schön gestalteten Gebäuden, Hofanlagen und offenen Gärten, die zum Verweilen und Feiern einladen. Mit der neu gebauten Feier­ scheune (2010 fertig gestellt) und dem „Kul­ turschupfn“ gibt es vielfältige Möglichkeiten für Treffpunkte der Bewohner. Auch dem Thema Nutzung von nachwachsenden Roh­ stoffen, wie Holz aus heimischen Wäldern, hat sich der Ort gewidmet. Die Nutzung von Windenergie, Pellets- und Hackschnitzel­ heizungen sowie zehn Solar- und Photovol­ taikanlagen helfen, jährlich 60.000 Liter Heiz­ öl einzusparen.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung

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Der Dorfanger mit dem großen Dorfteich ist das grüne Zentrum von Heidelheim. Lücken im alten Baumbestand wurden durch Neu­ pflanzungen verschiedenster, zum dörflichen Charakter passenden Baumarten stetig er­ gänzt. Der angrenzende Gemeinschaftsgarten (Rechtlergarten) wird auch heute noch ge­ nutzt. Durch Gemüseanbau, Beerensträucher und Blumen erscheint er wie ein großer Bauerngarten. Typisch für Oberfranken ist der einfache Lattenzaun, der diesen Garten umgibt.

Lobenswerterweise haben viele Bürger auch bei hausnahen Gartengrundstücken diese Zaunform gewählt. Die Liebe zum Grün ist im ganzen Ort spür­ bar. Nicht überladener Blumenschmuck an den Gebäuden, blühende Vorgärten und eine Vielzahl unterschiedlichster Kletterpflanzen machen den Ort reizvoll und lebenswert. Obstbäume in den Gärten kleine Streuobst­ flächen, sowie Holunder in den Hofstellen verstärken diesen Eindruck. Meist pflegen die Anlieger die öffentlichen Flächen vor ihren Grundstücken mit. Ein positives Alleinstellungsmerkmal ist der Rundweg, der nahezu dreiviertel der Ort­ schaft umschließt. Kern- und Steinobstbäu­ me säumen in einer Reihe den gesamten Weg. Dies ist ein wunderbarer Abschluss des Dorfes nach außen. Das Gelände mit den Bäumen wird von Angrenzern und den Mit­ gliedern des OGV gepflegt.

HEIDELHEIM

Es gilt den Ist-Zustand zu erhalten und durch kleine Maßnahmen noch zu verbessern. So sollte über eine wirkungsvollere Eingrünung der Leergutcontainer nachgedacht und lang­ fristig die noch nicht optimale Zaunkultur im privaten Bereich verbessert werden. An Stelle der aus Altersgründen gefällten Esche wurde am Rande des Rechtlergartens eine Sitzgruppe mit einem Tisch aus Kös­seineGranit errichtet.

5. Dorf in der Landschaft

Blickt man von der Ferne auf Heidelheim, so ist die schöne Eingrünung der Ortschaft her­ vorzuheben. Hier ist vor allem der Ringweg um das Dorf mit den Obstbäumen zu erwäh­ nen. Rund um die Ortschaft führen mehrere Rundwanderwege, um die schöne Land­ schaft zu genießen. An einem der Wander­ wege findet man das „Ewige Rauschen“ an einer Brücke über den Bach Steinselb. Hier zu verweilen lässt die Sinne schweifen, dem Neuntöter lauschen, über alte Hohlwege die Landschaft durchstreifen und glücklich sein. Das ist es, was die Landschaft rund um Heidelheim so außergewöhnlich macht.

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ISSIGAU

SILBER Issigau Gemeinde Issigau Landkreis Hof

Landrat: Dr. Oliver Bär Bürgermeister: Dieter Gemeinhardt Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Norbert Sörgel Einwohnerzahl: 1027 Gemarkungsfläche: 608 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 0 Nebenerwerbsbetriebe: 1 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 95

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Im Jahr 1398 wird Issigau erstmals urkundlich erwähnt. Nach dem zweiten Weltkrieg war Issigau jahrzehntelang Grenzgemeinde zur ehemaligen DDR und wurde durch die Teilung Deutschlands besonders geprägt. Viele Flüchtlinge vor allem aus Schlesien und dem Sudetenland fanden eine neue Heimat in der Gemeinde und das erste Neubauge­ biet entstand durch enorme Eigenleistung und Fördermittel für den Wohnungsbau von Vertriebenen. Weitere Wohngebiete schlossen sich an,

ohne dass die Gemeinde Issigau jemals einen Bebauungsplan bis zur Rechtsverbindlichkeit gebracht hat. Auch einen Flächennutzungs­ plan oder Landschaftsplan gibt es nicht. Sämtliche Ortsteile der Gemeinde Issigau sind an den ÖPNV angeschlossen und die Schüler der Grundschule, Hauptschule, Real­ schule und des Gymnasiums haben alle den selben Schulweg, der sie mit dem Bus in die nahe Schulstadt Naila führt. Die Anschluss­ stelle Berg/Bad Steben der A 9 München-Ber­ lin befindet sich in 5 km Entfernung und über die Staatsstraße 2692 sind es nur 17 km zur Einkaufs- und Kreisstadt Hof. Nach der Grenzöffnung wurde das Dorf neu geprägt. Ein Großteil der Berliner Feriengäste blieb aus, jedoch gab es eine Reihe von Zuzü­ gen von Neubürgern, die auch dafür sorgten, dass es kaum Leerstände gibt. Sehr gelunge­ ne Renovierungen und erfolgreiche Umnut­ zungen von Gebäuden belegen diese Ent­ wicklung. Die seit einigen Jahren eingeleitete umfassende Dorferneuerung hat wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen. Ortsstra­ ßen und Plätze wurden grundhaft und dorf­ gerecht erneuert und mit Bäumen und Sträu­ chern eingegrünt. Bei der Planung und Umsetzung war die Bürgerschaft maßgeblich beteiligt und über 60 freiwillig zustande gekommene Grundstücksvereinbarungen belegen den dabei gezeigten Gemeinschafts­ sinn. Im Bereich der Gemeinde Issigau liegt das „Deutsche Wanderwegedrehkreuz im Fran­ken­wald“. Hier beginnen bzw. kreuzen sich der Rennsteig, der Frankenweg, der

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Fränkische Gebirgsweg und der Blaue Kamm­ weg. Auch örtliche Wanderwege sind er­ schlossen und gut ausgeschildert. Das 1974 von einem Nürnberger Zahnarzt übernom­ mene und vorbildlich renovierte Schloss Issigau ist mit Gastronomiebetrieb, Camping­ platz und Ferienwohnungen ein Vorzeige­ objekt im Bereich Tourismus. Trotz des Wegfalles von fast 300 Arbeitsplät­ zen im Bergbau und Textilbereich ist die Gemeinde Issigau mit neuen Arbeitsplätzen in Handwerk und Dienstleistung gut aufge­ stellt. Die Abwasserbeseitigung erfolgt inter­ kommunal im Abwasserverband Selbitztal.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Wie die meisten Orte am ehemaligen Eiser­ nen Vorhang war und ist der Ort stark ge­ prägt von der jüngeren deutschen Geschich­ te. Ein Blick auf das gegenwärtige soziale und kulturelle Leben in der Frankenwaldgemein­ de zeigt aber, dass sich mit ungebrochenem Optimismus und Gemeinschaftssinn auch

Jahrzehnte währende strukturelle Nachteile bewältigen und überwinden lassen und sich das „Tor zum Frankenwald“, wie es die Einhei­ mischen gerne nennen, wieder vielen Men­ schen aus nah und fern attraktiv und weit geöffnet präsentiert. Ein Beispiel für den hervorgehobenen Gemeinschaftssinn aus jüngerer Zeit ist der Grundstückstausch, der den jetzigen Schlossbesitzern die wirtschaft­ liche Existenz in Form eines Camping- und Ferienwohnungsbetriebs mit 7.000 Über­ nachtungen im Dorf ermöglicht. So ist das idyllisch gelegene Schloss Einheimischen und Fremden ebenso zugänglich wie die kunsthistorisch bedeutende Kirche. Von der Pfarrkirche Simon und Juda geprägt ist auch das Kulturleben im Dorf. Sein 60-jähriges Bestehen konnte in diesem Jahr der Posaunenchor feiern, der zusammen mit dem Singkreis Ichthys kirchlichen Veranstal­ tungen einen besonderen Rahmen verleiht. Unter den Kirchenkonzerten haben seit eini­ gen Jahren die Wohltätigkeitskonzerte für die Therese-Stöcker-Stiftung einen besonde­ ren Stellenwert. Ihr Erlös dient der Unterstüt­ zung kinderreicher Familien aus Issigau und Umgebung.

Familien mit Kindern sind in Issigau recht gut versorgt. Zwar gibt es keine Schule mehr, aber das ehemalige Schulhaus mit Mehr­ zweckhalle wurde zur gut ausgestatteten Kindertagesstätte um- und ausgebaut, deren Betrieb die politische Gemeinde und die Kirche gemeinsam tragen. Bemerkenswert ist, dass das Mittagessen für die Schulkinder­ betreuung durch die örtliche Metzgerei sichergestellt wird und dieser eine zusätz­ liche feste Einnahmequelle bietet. Zu den Höhepunkten des Veranstaltungskalenders der Gemeinde gehört nach wie vor das tradi­ tionelle Wiesenfest, das jetzt vor allem von den Kleinsten im Dorf dominiert wird. Vielgestaltig ist das Angebot an Vereinen. Gleich drei Sportvereine werben um die be­ wegungswilligen Issigauer, der Turnverein TV, der Fußballverein VfL sowie der SC Eichen­ stein-Issigau, der sowohl Wintersport als auch Tischtennis anbietet. Die Erinnerung an die über Jahrhunderte bestehende Bergbautra­ dition pflegt der Bergknappenverein Issigau.

ISSIGAU

durch König Gustav Adolf von Schweden zer­ stört, wurde bereits 1750 wieder als Lust­ schloss aufgebaut. Es ist ab 1900 in Privatbe­ sitz, seit 1976 in Besitz der Familie Braitmaier. Die Familie hat das Schloss nach ihren Be­ dürfnissen umgebaut und ihm eine neue Nutzung als gastronomischer Betrieb mit Campingplatz gegeben. Sie betreibt diesen touristischen Zweig äußerst erfolgreich. Schwerpunkt der Dorferneuerungsmaß­ nahmen, die von 2010 bis 2013 in Issigau durchgeführt wurden, sind neben der Ge­ staltung der Ortsstraßen – Lindenstraße, Blankenberger Straße, Kemlasstraße, Neue Straße und Schulstraße – die Platzgestaltun­ gen am Schloss, Dorfplatz und Kirchplatz. Die großflächig asphaltierten Straßenbereiche wurden funktionell neu geordnet, optisch gegliedert und bieten heute vielfältige Mög­ lichkeiten für den ruhenden und fließenden Verkehr.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Issigau bildet das Tor zum Frankenwald, be­ kannte Fernwanderwege tangieren den Ort. Rund 800 Einwohner leben im Kernort, der in ein unteres und oberes Dorf unterteilt ist. Das Schloss Issigau, als Burg 1398 erstmals ur­ kundlich erwähnt, bildet den Siedlungskern. Das Schloss, zuletzt im 30-jährigen Krieg

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Gehwege, die höhengleich mit dem Straßen­ körper verlaufen, sichern die nötige Barriere­ freiheit für die Bewohner. Die funktionelle Anbindung des unteren Dorfes zum oberen Dorf stellte nicht nur ver­ kehrstechnisch sondern auch gestalterisch eine Herausforderung dar. Insbesondere der neu geschaffene Gehweg entlang der Staats­ straße und die Überquerungshilfe ermög­ lichen eine gute Erreichbarkeit des Nahver­ sorgungszentrums.

Issigau hat noch viele historische Gebäude, bei denen die typischen Elemente des Fran­ kenwaldhauses sichtbar sind. Hervorzuhe­ ben sind die Sanierungen des Gebäudes in der Lindenstraße 13 und im Umfeld der Kirche an der ehemaligen Gaststätte „Zur Mühle“. Nach jahrelangem Leerstand hat eine junge Familie das Anwesen erworben und saniert. Auch das ehemalige Schloss und das ehemalige Standesamt konnten in ihrer typi­ schen Gestalt erhalten und saniert werden. In Issigau gibt es durch das gemeindliche Enga­ gement im Rahmen der Dorferneuerung kaum Gebäudeleerstand. Bemerkenswert sind die modernen Bau­ gestaltungen, wie zum Beispiel die Neuge­ staltung einer ehemaligen Postbushalle, die Fassadengestaltung der Metzgerei und die Gestaltung eines 60er Jahre Hauses mit Holz­ verschalungen, aber auch der neue Anbau eines Kindergartens an die Schule.

4 . Grüngestaltung und Grünentwicklung Issigau hat durch die Dorferneuerung stark profitiert. Im ganzen Ort wurden viele Bäume gepflanzt, die in den nächsten Jahrzehnten das Ortsbild weiter verbessern werden. Der Erhalt von alten Laubbäumen während der Baumaßnahmen, auch gegen den Wider­ stand einzelner Bürger, zeugt von großer Weitsicht.

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ISSIGAU

grüne Friedhof offener gestaltet. Einige Laub­ bäume würden ihn optisch noch weiter verbessern. Hierzu sollte fachlicher Rat ein­ geholt werden. Durch einen alten Baumbestand bemerkens­ wert eingegrünt ist der Außenbereich des Kindergartens. Zusammen mit der Modellie­ rung des Geländes ist er ein idealer Spiel- und Erlebnisraum für die Kinder. Für die Zukunft gilt es, die hervorragenden Maßnahmen durch die Dorferneuerung auf öffentlicher Fläche in den privaten Bereich hinein weiterzuentwickeln.

5. Dorf in der Landschaft Das Umland von Issigau ist stark geprägt durch Waldwirtschaft. Hier ist das Ziel: „Weg von den Monokulturen – Hin zur naturnahen Waldwirtschaft“. So ist auch der Waldlehrpfad mit seinen anschaulichen Schautafeln sehr positiv zu bewerten. Viele Wanderwege füh­ ren durch die sanft geschwungenen Hügel­ ketten des Frankenwaldes und romantischen Täler der Saale und der Selbitz. Die Feldraine sind schön mit Wildbüschen bepflanzt. Der Großbaumbestand im Bereich Eichele­ garten prägt das Ortszentrum maßgebend. Ihm sollte besondere Beachtung, auch durch Hinzuziehung von Fachleuten, geschenkt werden, damit diese Baumriesen noch viele Jahre erhalten werden können. Besonders lobenswert ist das Entfernen einer großen Zahl von Jägerzäunen, z. B. der Zaun um die Kirche und besonders augenfällig in der Lindenstraße. Dadurch erscheinen die Grundstücke großzügiger und einladender. Dies ist beispielgebend für andere Privat­ grundstücke. Schnittverträgliche Laubgehölze als Umran­ dung eines Anwesens sind viel besser als Koniferen. Hier muss der Gartenbauverein noch Überzeugungsarbeit leisten. Blütenreiche Vorgärten sowie Pflanzungen mit Stauden und Rosen im öffentlichen Bereich machen den Ort liebenswert. Im Zuge der Dorferneuerung wurde der

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KIRCHSCHLETTEN

SILBER Kirchschletten Markt Zapfendorf Landkreis Bamberg

Landrat: Johann Kalb Bürgermeister: Matthias Schneiderbanger Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Uwe Hoff, Alexandra Klemisch Claudia Kühnel Einwohnerzahl: 111 Gemarkungsfläche: 234 ha Dorferneuerung: nein Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 3 Nebenerwerbsbetriebe: 3 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 8

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Kirchschletten, ein Ortsteil des Marktes Zapfendorf, liegt zwischen dem Maintal und dem fränkischen Jura und geht auf eine slawische Gründung zurück. Die Zahl der Ein­ wohner hält sich konstant bei 111 und kann als stabil bezeichnet werden. Von 1958 bis 1968 wurde die Feldflurbereini­ gung als eine der ersten in Oberfranken durchgeführt. Im Jahr 2004 entschloss sich der Ort, mit dem Markt Zapfendorf sowie weiteren Ortschaften Oberoberndorf und Reuthlos, eine erneute Flurneuordnung

durchzuführen. Diese hatte das Ziel, Grund­ stücke zu tauschen bzw. zusammen zu legen und Hauptwirtschaftswege auszubauen, die den heutigen landwirtschaftlichen Maschi­ nen entsprechen. Der Höhenweg Kirch­ schletten – Oberoberndorf wurde bereits ausgebaut und ein Regenrückhaltebecken errichtet. Der Ort Kirchschletten wird von vielen unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäusern geprägt. Bei der weiteren baulichen Entwick­ lung wird behutsam vorgegangen und be­ wusst auf die Ausweisung von Baugebieten verzichtet. Für den örtlichen Bedarf werden Baulücken genutzt und sinnvolle Ortsabrun­ dungen vorgenommen. Diese Entwicklung wird ausdrücklich begrüßt. Es gibt kaum Leerstände und das alte Dorfschulgebäude wird mit vielschichtigen Fördermitteln (u.a. LEADER) zu einer Herberge für Pilger auf dem Jakobsweg ausgebaut. Kirchschletten ist über die Kreisstraßen BA 6 und BA 47 an das überörtliche Verkehrsnetz mit der nur ca. 4 km entfernten Bundesauto­ bahn A 73 angebunden und der Hauptort Zapfendorf ist gut zu erreichen. In der nähe­ ren Umgebung befindet sich auch der MainRadwanderweg, der schöne Touren anbietet. Wasserversorgung durch Anschluss an die FWO und Abwasserbeseitigung mittels einer Druckleitung zur vollbiologischen Kläranlage Zapfendorf sind langfristig gesichert. Einige Handwerksbetriebe und Dienstleister bieten Arbeitsplätze vor Ort und im Bereich Landwirtschaft gibt es noch drei Voll- und drei Nebenerwerbsbetriebe. Dazu gesellt

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sich mit dem Kloster „Abtei Maria Frieden“ ein direktvermarktender Biolandbetrieb mit einer Fläche von 108 ha. Im Kloster selbst gibt es noch eine Kerzenwerkstatt und ein Gäste­ haus.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Das Besondere an der Geschichte von Kirch­ schletten ist, dass der Ort lange Zeit teilweise ritterschaftlich war. Die Klostergeschichte reicht nur wenige Jahrzehnte zurück. Der einst den Bischöfen von Bamberg gehörende Gutshof wurde nämlich erst 1953 von den Benediktinerinnen vom eucharistischen König erworben, die dort das Priorat Maria Frieden errichteten und mit Schwestern der philippinischen Gründungsabtei Immaculate Heart of Mary besiedelten. Diese führten die Landwirtschaft weiter und bauten das Gut 2011 zum landwirtschaftlichen Betrieb mit Direktvermarktung aus. Außerdem werden eine Wachswerkstatt und ein Gästehaus mit 16 Einzel- und 3 Doppelzimmern betrieben.

Die Klosterschwestern sind sehr gut in die Dorfgemeinschaft integriert. Man hilft sich gegenseitig im Alltag und bei Festlichkeiten. In der relativ kleinen Ortschaft Kirchschletten sind alle ursprünglichen Elemente einer aktiven Dorfgemeinschaft vorzufinden. Für Veranstaltungen stehen den Vereinen, dem Kloster und Privatpersonen das 2006 von der katholischen Kirchenstiftung errichtete Pfarr­ heim, die beiden Dorfwirtshäuser sowie das alte Schulhaus zur Verfügung. Veranstaltungshöhepunkt für die Dorfge­ meinschaft ist das Fest zum 1. Mai, das seit 1987 mit einem Gottesdienst beginnt und anschließend gesellig ausklingt. Den hohen Stellenwert der Landwirtschaft in Kirchschletten unterstreicht die Existenz von noch zwei weiteren Betrieben im Haupt­ erwerb. Die Freiwillige Feuerwehr ist der einzige selbstständige Verein im Dorf. Der sehr aktive Obst- und Gartenbauverein sowie der Solda­ ten- und Kameradschaftsverein sind auch in den Nachbarorten vernetzt.

Die Besiedelungsgeschichte des Zapfen­ dorfer Ortsteils lässt sich zumindest vage bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen, da sich dort vermutlich eine der Slawenkirchen be­ fand, die Karl der Große im Radenzgau zur Missionierung der dort ansässigen Slawen errichten ließ. Der erstmals 1125 erwähnte Gutshof und die Pfarrkirche St. Johannes d. T. mit Pfarr­haus prägen heute nicht nur das Ortsbild. Das alte Rittergut Kirchschletten ist geprägt durch die Benediktinerabtei Maria-Frieden, in der 15 Klosterschwestern mit hauseigenem Pfarrer leben und arbeiten. Das alte Schulgebäude in der Nähe des Klos­ ters wird zu einem Gästehaus für Pilger (Haus Edeltraud) mit Seminarräumen umgebaut und von den Schwestern betrieben. Eine bessere Nutzung für dieses ortsprägende

Gebäude ist nicht denkbar. Die vorhandene Planung macht neugierig auf seine Umset­ zung. Die jetzigen Klostergebäude waren ursprünglich im 12. Jahrhundert als Gutshof mit landwirtschaftlicher Nutzung gebaut worden. Die nachträglich in das Gebäude gebaute Klosterkirche wirkt selbstverständlich und nicht aufgesetzt. Im Ortskern befinden sich die Pfarrkirche, das Pfarrhaus und das Pfarrheim. Das heutige Erscheinungsbild erhielt die Kirche durch eine Erweiterung in den Jahren 1707 bis 1709. Eine Familie hat sich dem zweigeschossigen Pfarrhaus mit Walmdach angenommen und nach ihren Bedürfnissen saniert. Lobenswert ist, dass der schöne Pfarrgarten bewirtschaftet und gepflegt wird und in sei­ ner Ursprünglichkeit erhalten geblieben ist. Ein neues Pfarrheim wurde unmittelbar in der Nähe auf den Standort des baufällig ge­ wordenen Jugendheimes errichtet. Der Neu­ bau mit seinem Veranstaltungssaal fügt sich gut ein und dient verschiedensten Anlässen. Kirchschletten hat eine Anzahl von histori­ schen Gebäuden, die liebevoll von ihren Eigentümern saniert und gepflegt werden. Der ländliche Charakter ist erhalten geblie­ ben. Gerade junge Familien und Neubürger nehmen sich der alten Bausubstanz an und erkennen ihren Wohnwert. Somit ist Kirchschletten von störenden Neu­ baugebieten verschont geblieben. Der Pro­ zess der Revitalisierung des Ortes ist noch nicht abgeschlossen.

KIRCHSCHLETTEN

3. Baugestaltung und Bauentwicklung

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Vorbildliche Sanierungen sind in Kirchschlet­ ten schon vorhanden und dienen als Ansporn für andere. Durch den spürbar großen Zu­ sammenhalt der Einwohner ist ein hoher Qualitätsstandard möglich und er stellt ein großes innerörtliches Entwicklungspotenzial dar. Kirchschletten ist auch ohne die Dorf­ erneuerung bereits heute schon auf einem guten Weg. Es wäre schön, wenn sich auch für die letzten noch ungenutzten Gebäude Liebhaber finden ließen.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Die Kirche mit Pfarrhaus und das alte Schul­ gebäude gehören zum Ortsmittelpunkt von Kirchschletten. Einen besonderen Charme verleihen diesem Platz aber die große Dorf­ linde, die Eingrünung des alten Schulhauses und der wieder hergerichtete Pfarrgarten. Hier lässt es sich gut feiern. Die Bank unter dem Baum fördert die Begegnung von Alt und Jung. Sehr lobenswert sind die öffent­ liche Zugänglichkeit des Pfarrhausgartens sowie die Pflege durch den Gartenbauverein. Grün an den Gebäuden, berankte Stützmau­ ern, uralte Holunder, sowie einige Haus- und Hofbäume, bereichern den Altort. Mehr Blu­ menschmuck an den Häusern, Stauden und Sträucher in den Vorgärten würden aber das Ortsbild noch weiter verbessern. Das die Dachlandschaft überragende Großgrün im Zentrum sollte auch in Zukunft pfleglich

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behandelt und erhalten werden. Bemerkenswert ist die Liebe zu Obstbäumen. Sie sind in vielen Gärten vorhanden, selbst bei Neu- und Umbaumaßnahmen wurden alte Bäume möglichst erhalten oder neue gepflanzt. Weitgehender Verzicht auf Zäune wirkt sich auf das Gesamtbild sehr positiv aus und zeugt von großem Vertrauen zueinander. Die mächtige Sandstein-Stützmauer des Kirchhofes ist mit wildem Wein von oben her flächig begrünt. Einige Rosen oder andere Sträucher, punktuell auf dem Grasstreifen un­ terhalb der Mauer gepflanzt, würden das ein­ heitliche Grün auflockern und den Anblick noch weiter verbessern. Kirchschlettens grüner Friedhof, ohne Wege zu den Gräbern, umrahmt mit einer Hain­ buchenhecke und viel Platz für große Laub­ bäume, ist beispielhaft für andere Friedhofs­ träger.

5. Dorf in der Landschaft Das Umland von Kirchschletten ist durch Landwirtschaft geprägt. Vor allem die weiten Felder zur Herstellung von Saatgut bestim­ men den Blick in die Landschaft. Einige Windschutzhecken beruhigen den doch recht monotonen Blick in die Land­ schaft. An einigen Rändern der Flurbereini­ gungswege fordern die Grünstreifen gerade­ zu zu weiteren Pflanzungen auf. Auf den umliegenden Flächen finden sich aber auch etliche Streuobstwiesen. In Verbindung mit den Windschutzhecken können diese Elemente als besonders schützenswert betrachtet werden. Der Ort selbst ist schön eingegrünt mit Biotopflächen im Ortsrand­ bereich. Hier finden sich auch etliche Regen­ rückhaltebecken, die noch mit Heckenpflan­ zen und Bäumen angepflanzt werden sollten.

KIRCHSCHLETTEN

Die mit altem Baumbestand eingegrünte Abtei ist eine große Bereicherung für das Dorf. Die Bepflanzung mit Rosen und Blumen vor dem Portal sind vorbildlich und zeugen von der Liebe zu den pflanzlichen Mit­ geschöpfen.

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KLEUKHEIM

SILBER Kleukheim Markt Ebensfeld Landkreis Lichtenfels

Landrat: Christian Meißner Bürgermeister: Bernhard Storath Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Michael Stromer Einwohnerzahl: 412 Gemarkungsfläche: 667 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 0 Nebenerwerbsbetriebe: 8 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 55

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Der etwa 412 Einwohner zählende Ort Kleuk­ heim ist ein Ortsteil der Marktgemeinde Ebensfeld. Der historische Kern, geprägt durch zahlreiche denkmalgeschützte Fach­ werkhäuser, steht unter Ensembleschutz und erstreckt sich längs des Kellbaches. Früher wurde Kleukheim von Handwerk und Land­ wirtschaft geprägt, heute stellt es sich als attraktiver Wohnort dar und ist in der Bevöl­ kerungsentwicklung stabil. Über die Staats­ straße 2187 ist die Ortschaft an die Bundes­ autobahnen A 70 und A 73 angebunden und

hat mit dem Haltepunkt Ebensfeld einen direkten Anschluss an das Schienennetz der Deutschen Bundesbahn. In der Regel arbei­ ten die Kleukheimer als Pendler außerhalb des Ortes, sind aber dennoch bemüht, ihre Landwirtschaft im Nebenerwerb weiterzu­ führen. Die Bemühungen zur weiteren Ver­ schönerung des Ortsbildes, die vorhandene Nahversorgung (u.a. mit Dorfladen, Mühlen­ laden, Bäcker), das rege Vereinsleben und familiengerechte Neubaugebiete zeigen, dass es sich lohnt, in Kleukheim zu leben. Nach einer Befragung der einheimischen Bauwilligen wurde am südlichen Ortsrand ein neues Baugebiet mit zwölf Bauplätzen er­ schlossen. Eine Erweiterung nach Osten bis zur Staatsstraße ist eine weitere Option und würde die Ortschaft organisch abrunden. Keinesfalls sollte eine weitere Ausweisung von Bauland über den Friedhofsweg hinaus erfolgen. Mit dem Zuzug einer jungen Familie und der Renovierung eines historischen Dreiseithofes an der Hauptstraße wurde ein Einstieg in die Innenentwicklung der Ortschaft eingeleitet. Dem noch vorhandenen Leerstand sollte durch Erstellung eines Leerstandskatasters und entsprechender Publikation sowie durch kommunale Anreize entgegengetreten wer­ den. Sehr zu begrüßen ist die Umnutzung der alten Schule zum Dorfgemeinschaftshaus mit Jugendraum und der gleichzeitigen Unterbringung einer Bankfiliale. Ein zartes Pflänzchen ist der Tourismus, der mit der Bereitstellung von Übernachtungsmöglich­ keiten und Ferien auf dem Bauernhof einen vielversprechenden Anfang gemacht hat.

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Erneuerbare Energien werden in Kleukheim vielschichtig genutzt. Neben Scheitholz- und Hackschnitzelheizungen gibt es Photovol­ taik- und Solaranlagen. Der neu gebaute moderne Kindergarten wird mittels Geother­ mie beheizt. Am 01.07.2014 starteten die Bauarbeiten für den schnellen Internetausbau in allen Orts­ teilen der Marktgemeinde Ebensfeld.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Zuletzt 1979 mit Bundes- und Landesgold ausgezeichnet, konnte das 1137 als „Cluco­ we“ erstmals erwähnte Bachzeilendorf Kleuk­ heim – von einem Verlust abgesehen, den die untere Denkmalschutzbehörde offenbar nicht zu verhindern wusste – sein von Fach­ werk und insgesamt 27 denkmalgeschützten Gebäuden geprägtes eindrucksvolles Orts­ bild bewahren und zeitgemäß weiterentwi­ ckeln. Den Mittelpunkt des 1625 im Zuge der Gegenreformation durch Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim zur Pfarrei

erhobenen Kleukheim bildet die von Giovan­ ni Bonalino entworfene katholische Pfarr­ kirche St. Wolfgang, die im 18. Jahrhundert um zahlreiche Kunstschätze bereichert wur­ de. Dass die historische Überlieferung fun­ diert weitervermittelt wird, ist dem vorbild­ lichen Engagement von Kirchenpfleger Erich Hümmer zu verdanken, dessen Kirchen­ führung jedem Besucher Kleukheims emp­ fohlen sei. Neben der seelsorgerischen Arbeit, die musikalisch von der Blaskapelle und dem Kirchenchor, die beide auch weltliche Musik

KLEUKHEIM

pflegen, unterstützt wird, ist vor allem der Be­ trieb einer Pfarrbücherei im Pfarrheim als wichtiger und besonderer Beitrag der Kirche zum sozialen und kulturellen Leben in Kleuk­ heim hervorzuheben. Gleiches gilt für den 1908 kirchennah ge­ gründeten Junglandverein e. V., dessen Thea­ tergruppe in der Region für ihre guten Dar­ bietungen bekannt ist. Das Engagement der Bürgerschaft erfuhr durch die Vorbereitun­ gen zur 875-Jahr-Feier von Kleukheim und das sehr erfolgreiche Festjahr 2012 einen gewaltigen Impuls, den es zu bewahren gilt, für die nächsten Jahre. Schnelle Erstinforma­ tionen über Kleukheim kann man seitdem über eine eigene Homepage www.kleuk­ heim.com einholen, welche allerdings stän­ dig aktualisiert werden sollte. Die vielen Ver­ eine, Ortsverbände und Gruppierungen prägen das soziale und kulturelle Leben in vorbildlicher Weise. In der Brauchpflege genießt vor allem der Faschingsumzug größere Bekanntheit in der Region. Vorbildlich ist der Gemeinschaftsgeist. In Eigenleistung sind der Neubau des Feuer­ wehrhauses sowie der Neubau des Pfarrsaales für verschiedene gemeinschaftliche Nutzun­ gen entstanden. Auch Privatleute (Hauptstr. Nr. 33) stellen ihre Anwesen und Räumlich­ keiten für gemeinsame Veranstaltungen zur Verfügung.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Der historische Ortskern von Kleukheim (als Bachzeilendorf angelegt), steht als Denkmal in seiner Gesamtheit unter Ensembleschutz. Die beispielhaft erhaltene Siedlungsform weist 27 Einzeldenkmale auf, darunter eine Vielzahl von zweigeschossigen ehemaligen Wohnstallgebäuden (17./18. Jahrhundert) beidseitig der Durchgangsstraße und die traufseitig zum Kehlbach stehende dominan­ te Pfarrkirche St. Wolfgang. Die mit den Wohngebäuden giebelständig zur Hauptstraße orientierten großen Dreiseit-Hofanlagen prägen, gemeinsam mit dem mittig verlaufenden Kehlbach, das

Ortszentrum. Straßen- und Platzräume sind im Rahmen der in den 1990er Jahren durch­ geführten Dorferneuerung neu gestaltet worden. Dabei wurden historische Struktu­ ren erhalten oder auch wiederhergestellt.

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Im gesamten Ortskern haben Eigentümer mit sehr viel Liebe zum Detail ihre Hofanlagen saniert. Beispielhaft sind die Sanierungen in der Hauptstraße 28 und 30, 33, 27 und 25. Aber auch die etwas außerhalb des Ortskerns gelegene historische Bausubstanz, so z. B. im Steinweg 8, ist vorbildlich saniert worden. Neue Nutzungen für ehemalige landwirt­ schaftliche Gebäude oder die Umnutzung eines ehemaligen Wohnstallhauses zum Dorfladen (seit 2004) tragen zum Erhalt der Bausubstanz und zur Funktionsvielfalt des Dorfes bei. Leider bedeutet das daneben ab­ gebrochene stattliche Fachwerkhaus einen unwiederbringlichen Verlust. Es hat eine gro­ ße Baulücke – trotz Bretterwand – in der Hauptstraße hinterlassen. Das Engagement junger Leute beim Erhalt historischer Hofanlagen ist besonders positiv zu werten. Neben den vorbildlichen Sanierungen gibt es eine Vielzahl leer stehender Gebäude und Hofanlagen, so z. B. in der Hauptstraße Nr. 14, 20, 22 und 29. Eine Vermarktungsbörse für die Gemeinde oder gemeindeübergreifend für den Land­ kreis Lichtenfels wird empfohlen. Die neue Bushaltestelle mit der gesamten Umfeldgestaltung fügt sich trotz der muti­ gen Form und der verwendeten Materialien gut in den Straßenraum ein. Kleukheim verfügt über Neubaugebiete, in denen noch viele freie Bauplätze vorhanden sind. Das jüngere Baugebiet sollte aufgrund der topografischen Situation nicht bis zum Friedhof hin ausgeweitet werden. Für eine nachhaltige bauliche Entwicklung ist eine Schwerpunktsetzung auf die Innenentwick­ lung unabdingbar. Das Potenzial im Ortskern muss aktiviert werden.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung

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Die Bepflanzung der Kleukheimer Hauptstra­ ße prägt den Kernbereich des Ortes entschei­ dend mit. Die Kugelahornreihe, viele Kletter­ pflanzen an den Gebäuden und der üppige Geranienschmuck an den Bachgeländern

sind ein Markenzeichen des Dorfes. Es sollte dennoch einmal ausprobiert werden, ob mit einer größeren Vielfalt an Blumen die gleiche Wirkung erzielt werden kann. Sehr lobens­ wert ist, dass die Anwohner die Pflege der Blumenkästen übernehmen.

5. Dorf in der Landschaft Gemeinschaft-Tradition-Zukunft. Das ist Kleukheim! Das wird auch in der umgebenden Land­ schaft ausgedrückt. Gemeinsam mit einem Buntspecht, bald darauf mit einem Grün­ specht und wieder kurze Zeit später mit einem Turmfalken beginnt unsere Reise in die das Dorf umliegende Landschaft. Stark landwirtschaftlich geprägt zeigt sich die Flur. Die bunten Felder werden häufig unter­ brochen durch wegebegleitende Hecken und Feldgehölze sowie durch alte und neu angelegte Streuobstwiesen. Allein der Ort selbst beheimatet etwa 1.000 Obstgehölze. Durch den BNN Bayern Netz Natur wird der Verbund von Trockenbiotopen mit Streu­ obstwiesen sowie Flachlandwiesen gefördert und ausgebaut. Auf einer Fläche von 1,4 ha ist eine Musteranlage für Streuobstwiesen in Planung. Hier werden in Zukunft mit Unter­ stützung des Kreisfachberaters auch Kurse für Obstgehölzschnitt durchgeführt werden.

KLEUKHEIM

Liebevoll begrünte, teilweise entsiegelte Hof­ stellen in dieser Straße vermitteln eine Wohl­ fühlatmosphäre. Der Ahorn am Dorfplatz ist für das Ortsbild im Zentrum sehr wichtig. Mangels Platz auf öffentlichem Grund wäre es gut, wenn einige Anlieger überzeugt werden könnten, Hausund Hofbäume zu pflanzen oder vorhandene wachsen zu lassen, damit sie später die Dächer überragen. Die Gartengrundstücke hinter den Anwesen sind Kleinode und lassen das Herz jedes Gar­ tenfreundes höher schlagen. Hier und in den älteren Baugebieten stehen häufig alte Obst­ bäume. Gemüseanbau für den Eigenbedarf ist keine Seltenheit. Eine hervorragende Wirkung erzielen die großen Laubbäume um den Friedhof. Schade, dass auf der Südseite alte Ahornbäume auf Wunsch der Grabeigner gefällt wurden. Hier ist noch Überzeugungsarbeit zu leisten und eine geordnete Neupflanzung von Laub­ gehölzen, besonders im Bereich des Kreuzes, erstrebenswert. Koniferen und Thuja-Pflanzungen als Umzäu­ nung sind im Ort selten. Durch gute Beratung sollte dies auch im Neubaugebiet so bleiben. Man spürt in Kleukheim die Liebe zu Blumen und Grün, dies ist mit ein großer Verdienst der kontinuierlichen Arbeit des Obst- und Gartenbauvereins.

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LAHM / PÜLSDORF

GOLD Lahm / Pülsdorf Gemeinde Itzgrund Landkreis Coburg

Landrat: Michael Busch Bürgermeister: Werner Thomas Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Thomas Neder Einwohnerzahl: 414 Gemarkungsfläche: 3.300 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 4 Nebenerwerbsbetriebe: 5 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 8

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Lahm/Pülsdorf gehört zur Gemeinde Itz­ grund und ist die südlichste Ortschaft im Landkreis Coburg. Die Gemeinde grenzt an die Landkreise Bamberg und Lichtenfels so­ wie an den unterfränkischen Landkreis Hass­ berge. Die Bundesstraße 4 von Bamberg nach Coburg ging früher durch das Dorf und führt heute unmittelbar am Ort Lahm vorbei. Der OVF-Bus fährt mehrmals täglich nach Bam­ berg und Coburg. „Aus zwei mach eins!“ So könnte die Entwick­ lung der zwei direkt benachbarten Orte Lahm

und Pülsdorf beschrieben werden. Durch die frühzeitige geschickte Erschließung eines Neubaugebietes wurde die Freifläche zwi­ schen Lahm und Pülsdorf fast vollständig geschlossen. Weitere Siedlungsentwicklun­ gen wurden behutsam an den historischen Ortskern angeschmiegt. Dadurch stieg die Einwohnerzahl von Lahm und Pülsdorf auf heute 414 Einwohner. Den Mittelpunkt von Lahm, das schon im 9.  Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde, bildet das sehenswerte Ensemble Schloss, Kirche und See. Zurzeit wird der Schlossplatz im Rahmen der laufenden Dorferneuerung neu angelegt. Mit der Dorferneuerung wur­ den Entwicklungskonzepte erarbeitet und bereits bei der Gestaltung von Straßenzügen und Dorfplätzen umgesetzt, wobei großes Augenmerk auf die dorfgerechte Randbe­ reichsgestaltung mit viel Grün gelegt wurde. Viele Hauseigentümer ergriffen die Chance, um die teils historischen Gebäude zu sanie­ ren. Die Gemeinde lebt eine aktive Innenentwick­ lung. Aufgrund der allgemeinen Entwicklung und dem Ergebnis der Leerstands- und Bau­ lückenerhebung unterstützt die Gemeinde Itzgrund einen nachhaltigen und flächenspa­ renden Umgang mit Bauland. So ist gemeind­ liche Absicht in Lahm/Pülsdorf keine weite­ ren Neubaugebiete auszuweisen und sich lediglich durch bedarfsgerechte kleine Orts­ abrundungen auf die Entwicklung der Orts­ kerne zu konzentrieren. Dies vermeidet Leer­ stand und ist ein aktiver Beitrag zur Belebung der Dörfer.

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Mit dem kommunalen Förderprogramm „Bauen im Bestand“ geht die Kommune sogar noch einen Schritt weiter. Unterstützt durch diesen Anreiz ist es gelungen, mehrere Leer­ stände zu sanieren, wieder zu beleben und einer neuen Nutzung zuzuführen. Beispiel­ haft hierfür stehen die Revitalisierung eines historischen Fachwerkhauses durch ein Münchner Ehepaar sowie ein Ersatzbau zur Wohnungserweiterung der Metzgereiinhaber. Die Infrastruktur ist für einen Ort dieser Grö­ ße gut ausgebaut. Neben handwerklichen und landwirtschaftlichen Betrieben gibt es einen Metzger, einen Bäcker und einen Ge­ tränkehandel. Eine Gaststätte besteht nicht mehr. Die Funktion als Dorftreffpunkt und Veranstaltungsort übernimmt neben der Wanderhalle des Wandervereins das Vereins­ heim der Kegler des TSV Lahm. Nach Umbau der ehemaligen Schule bezog der Kinder­ garten mit Kinderkrippe das Gebäude. Als Vorbereitung auf eine zukunftsträchtige Breitbandversorgung wurde bei allen bau­ lichen Maßnahmen der letzten Jahre bereits Leerrohre oder „Speedpipes“ für eine Glasfa­ seranbindung bis in die anliegenden Häuser verlegt. Die Gemeinde Itzgrund plant mit

Hilfe des neuen bayerischen Förderverfah­ rens das Netz bis zu den Verteilern auf Glas­ faserkabel umzustellen. Hervorzuheben ist auch die interkommunale Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden innerhalb der Initiative Rodachtal und im Touristikverband Itzgrund.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten Wohl jedem Kulturinteressierten in Franken begegnete der kleine Ort Lahm im Itzgrund im Zusammenhang mit seiner berühmten 1728–1732 in Halberstadt gebauten HerbstOrgel in der ehemaligen Schlosskirche und dem langjährigen Wirken von Johann Lorenz Bach, einem seit 1718 in Lahm als Schulhalter und Kantor tätigen Neffen zweiten Grades und Schüler von Johann Sebastian Bach. Noch heute prägt dieses klangschöne Instru­ ment und die, in der evangelischen Pfarr­ kirche stattfindenden, mit der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth orga­ nisierten Konzerte, das kulturelle Leben des

3. Baugestaltung und Bauentwicklung

kleinen Dorfes, das inzwischen mit dem Nachbarort Pülsdorf fast verschmolzen ist. Dass der nahe der alten Handelsstraße Nürn­ berg-Erfurt gelegene „Doppelort“ heute auch im sozialen Leben eine fest verschworene Einheit bildet, ist nicht zuletzt den Impulsen zu verdanken, die von der 1225-Jahr-Feier in der Gemeinde Itzgrund ausgingen. Das soziale und kulturelle Leben wird sehr stark vom Angebot der Kirchengemeinde getra­ gen. Der sehr gute Posaunenchor, die Jung­ bläser und der Projektchor sind kirchliche Initiativen, die sich aber auch der weltlichen Musik widmen und viele kirchliche und welt­ liche Veranstaltungen im Dorf umrahmen, so auch das Adventsfensterschmücken, welches zudem das Einheitsgefühl in diesem „Doppel­ ort“ weiter stärkt. Für Jung und Alt werden aus der Mitte der Kirchengemeinde zahlreiche Veranstaltun­ gen und Aktionen getragen. Das Team der kommunalen Jugendarbeit sorgt sich um die Schulkind-Nachmittagsbetreuung, organi­ siert ein Ferienprogramm und zeichnet für verschiedene weitere Initiativen der offenen Jugendarbeit. Auch im sportlichen Bereich verfügt der Ort über ein gutes Angebot, aus dem die sehr erfolgreiche Kegelabteilung des TSV 1961 Lahm herausragt. Bei der Seniorenarbeit sind Hilfen als vor­ bildlich zu nennen, vor allem die von der Dorf­ gemeinschaft organisierten häuslichen Hilfen, die bei Bedarf durch die Pflegedienste MIB und SOPHIE professionell unterstützt werden und dadurch älteren Mitbürgern ermöglichen, möglichst lange im vertrauten familiären Umfeld zu wohnen.

Die Orte Lahm/Pülsdorf liegen, harmonisch in die Topographie eingebettet am östlichen Hangfuß des Itzgrundes. Dominant und orts­ bildbestimmend ist der von C.F. v. Zocha un­ ter der Herrschaft der Lichtensteiner 1728-32 errichtete Zentralkirchenbau, eingerahmt vom herrschaftlichen Pfarrhaus, Schloss, Rentei und Jägerhaus, die sich um den Schlossplatz gruppieren. Die Gesamtstruktur der Bausubstanz und das individuelle, histori­ sche Ortsbild in seiner Geschlossenheit haben Zuzügler bewogen einen teilweise weiten Ortswechsel vorzunehmen und sich der Sanierung eines historischen Gebäudes in Lahm anzunehmen. Die reichhaltige Bautradition im Ort erklärt sich zum einen aus der eigenen herrschaft­ lichen Tradition, zum anderen aus dem lage­ bedingten Spannungsfeld zwischen der Residenzstadt Coburg und dem Erzbistum Bamberg. Sandstein, Fachwerk, Schiefer, wie auch reichhaltige Putzfassaden mit Glie­ derungen bilden je nach Bauepoche eine Vielfalt und dadurch ein reichhaltiges, individuelles Ortsbild.

LAHM / PÜLSDORF

Neben dem kirchlichen Gemeinderaum ste­ hen für von der Kirche unabhängige Aktivitä­ ten und Veranstaltungen die Räumlichkeiten im Kindergarten zur Verfügung, wo über die VHS auch Kurse zur Gesundheitsförderung angeboten werden.

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auf ein flächensparendes Bauen zu konzen­ trieren mit einer funktionellen Stärkung des Innenortes. Die Gestaltung der öffentlichen Räume in dorfgemäßer Form durch die Dorferneuerung war hier Auslöser für viele Bausanierungen. Es bleibt zu wünschen, dass auch der Schlossplatz und die Umgestaltung des Feuerlöschteiches in angemessener, naturn­aher und qualifiziert geplanter Form erfolgen. Wenn Lahm/Pülsdorf den einge­ schlagenen Weg des konsequenten Flächen­ managements und einer aktuellen Gebäude­ börse im Internet weiter betreibt, wird es auf eine lebenswerte Zukunft schauen. Erfreulich ist die erhalten gebliebene ruhige Dachlandschaft mit vielen Walm- und Man­ sardenwalmdächern, die immer noch eine Geschlossenheit signalisiert trotz einiger Solaranlagen auf den Dächern, die den neu­ en Ansprüchen an Energiebewusstsein Rech­ nung tragen. Das im Vergleich zu Lahm mit seiner statt­ lichen von der Herrschaft beeinflussten Bau­ kultur eher bäuerlich geprägte Pülsdorf ist durch ein dazwischen entwickeltes neues Baugebiet mit Lahm zusammen gewachsen. Pülsdorf hat sich eine schöne, durch die Dorferneuerung neu gestaltete und wieder erblühte Ortsmitte bewahrt. Ein am südlichen Rand von Lahm liegendes Baugebiet weist noch freie Bauplätze auf, die Gebäude folgen nicht der regionalen Bautradition sondern dem momentanen kurzlebigen Zeitgeist. Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Dorferneuerung dazu beigetragen hat sich

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4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Die durchgeführten Maßnahmen der Dorfer­ neuerung in Lahm und Pülsdorf sind durch­ weg als sehr gelungen zu bezeichnen. Die Bepflanzung aus Stauden, Rosen und Buchs entlang der Dorfstraße wirken sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Pflasterflächen geben die Struktur auf den Wegen und Plätzen vor und zeigen die jeweilige Bedeutung der

5. Dorf in der Landschaft Die beiden Dorfteile schmiegen sich harmo­ nisch in die vorhandene Topographie zwi­ schen Keuper-Lias Land und dem weiträumi­ gen Tal des Itzgrundes ein. Ihre Einbindung in die Landschaft wird betont durch die Ein­ grünung der Dorfränder, die nur an wenigen Stellen, z. B. im Süden, unterbrochen ist. Die um die beiden Dorfteile anschließende Landschaft kann in den Anstiegsbereichen zu den Berghängen als angenehm klein strukturiert bezeichnet werden – grundsätzli­ che Voraussetzung für die Vielfalt in der wild­ lebenden Pflanzen- und Tierwelt. Hecken,

Streuobstreihen, Blühwiesen wechseln sich mit den Ackerflächen ab, bei denen der Mais keine dominante Rolle spielt. Auch die Streu­ obstpflanzungen, die die Waldzungen in die Landschaft optisch angenehm verlängern, sind wichtige Elemente zur Steigerung der Artenvielfalt. Solche vernetzende Baum­ reihen könnten diesen Effekt noch verstär­ ken, z. B. entlang von bisher nicht begrünten Feldwegen. Die Waldränder und -säume sind teilweise sehr schön ausgeprägt, die Übergänge zum Wald allmählich. Zum Erhalt solcher seltenen, mageren Strukturen, sollte eine weitere Verbuschung mittels Landschaftspflegemaß­ nahmen mittelfristig überlegt werden. Viel­ leicht bietet sich ein Projekt dazu im Rahmen des angestrebten freiwilligen Waldflur­ tausches an. Dieser Waldtausch wird zur begrüßenswer­ ten Erhaltung der heute seltenen Bewirt­ schaftungsform „Niederwald“ führen, da die Besitzer so weiterhin den Wald als Brennholz­ lieferant nutzen werden. Die im Itzgrund liegenden, durchgehend als Wiesen bewirtschafteten Flächen hatten schon lange überregionale Bedeutung als Brut- und v. a. als Rastplatz für durchziehende Vogelarten und genießen daher jetzt als FFHund Vogelschutzgebiet besonderen Status. Die daraus resultierende extensivierte Bewirtschaftungsweise auf der Basis von Natura  2000 wurde trotz anfänglicher Kon­ flikte von den Lahmern mittlerweile nicht nur akzeptiert, sondern offensichtlich mit Befrie­ digung und auch etwas Stolz mitgetragen, indem z. B. auf die Wiederbesiedlung durch Weißstorch und Biber hingewiesen wird. Der Obst- und Gartenbauverein engagiert sich mit seinen Mitgliedern sehr für die Gestaltung des Ortsbildes in der Landschaft. Die Pflanzung der alten Pappelallee wird lau­ fend durch weitere Projekte ergänzt, wie das Anpflanzen von Obstbäumen v. a. entlang des Fahrradweges im Itzgrund. Auch obliegt ihm die Eingrünung des außerhalb des Ortes gelegenen Friedhofs. Hier wird die Pflanzung zweier Bäume als Rahmen für das zentral ge­ legene Hochkreuz angeregt, wodurch der Friedhof eine optisch gefälligere Teilung durch die Betonung dieser Gruppe erfahren wird.

LAHM / PÜLSDORF

Flächen an. Entlang der Hauptstraße in Lahm würde sich eine Pflanzung von Laubbäumen zusätzlich positiv auf das Ortsbild auswirken. Eine Bewerbung der Pflanzung von Bäumen in den privaten Vorgärten wäre erstrebens­ wert, da die öffentlichen Flächen keine Baum­ pflanzungen zulassen. Besonders lobenswert ist die hervorragende Dorfgemeinschaft zu erwähnen, die sich auch in den Vereinen widerspiegelt. Im Zuge der Dorferneuerung führte der Obst- und Gartenbauverein die Gestaltung der Grünflä­ chen an den Hausvorflächen selbstständig durch, welche seitdem von den Anwohnern in Eigeninitiative gepflegt werden. Der Dorfplatz von Pülsdorf hat sich durch die Neugestaltung zu einem heimeligen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität entwickelt, der von den Dorfbewohnern von Lahm und Püls­ dorf sehr gut angenommen wird. Die gelun­ gene Gestaltung der öffentlichen Bereiche sollte sich hier bei Neuanlagen auf die teil­ weise stark versiegelten privaten Hofstellen übertragen. Im Altort von Lahm sind sehr schöne Nutzund Ziergärten vorhanden, welche mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden und einen hohen Wohlfühlfaktor besitzen. Im Neubaugebiet hat die häufig anzutreffende Bepflanzung der Vorgärten mit einem Hausbaum ein stimmiges Gestaltungsbild zur Folge.

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MÜNCHENREUTH

BRONZE Münchenreuth Gemeinde Feilitzsch Landkreis Hof

Landrat: Dr. Oliver Bär Bürgermeister: Francisco Hernandez Jimenez Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Norbert Sörgel Einwohnerzahl: 300 Gemarkungsfläche: 1.141 ha Städtebauförderung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 2 Nebenerwerbsbetriebe: 4 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 1 Betriebe in sonstigen Bereichen: 1

Entfernung und sind gut erreichbar. Eine Besonderheit ist die Wochenendsied­ lung Kreuzlein, die als Naherholungsgebiet für das damals eingeschlossene Westberlin geplant war. 1973 wurden die ersten Bau­ parzellen an Berliner veräußert, denen es teil­ weise so gut gefiel, dass sie ihren festen Wohnsitz in Berlin aufgaben und nach Kreuz­ lein verlegten. Das Gut Münchenreuth wurde 1977 zu einem Wohn- und Pflegeheim umgenutzt und bietet psychisch erkrankten Menschen aller Altersgruppen ein Zuhause in familiärer Atmosphäre. Das Gelände hat einen weitläu­ figen parkähnlichen Charakter mit einem Spazierweg rund um den Gutsteich sowie ei­ ne eigene Gärtnerei. Die mehr als 120 psy­ chisch erkrankten Bewohner sind gut in das Dorfleben integriert und gern gesehene Gäste bei Festlichkeiten. Das Wohn- und Pfle­ geheim bietet auch mehr als 65 Mitarbeite­ rinnen einen ortsnahen Arbeitsplatz. In der Landwirtschaft sind heute noch zwei Landwirte im Vollerwerb und vier im Neben­ erwerb tätig. Der Dorfbach wurde ökologisch ausgebaut und erhielt ein Eisengeländer. Im Energiesektor hat sich eine junge innova­ tive Firma in Münchenreuth niedergelassen, die sich auf Photovoltaik-Anlagen speziali­ siert hat. Von vielen Windkraftanlagen auf Münchenreuther Flur und Umgebung wird Strom ins lokale Netz eingespeist. Feilitzsch ist eine aktive Mitgliedsgemeinde in der interkommunalen Zusammenarbeit der ILE Bayerisches Vogtland.

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Münchenreuth, zugehörig zur Gemeinde Feilitzsch, liegt nur wenige Kilometer nörd­ lich der Stadt Hof im auslaufenden Thüringer Schiefergebirge. Als jahrelanger Grenzort, gelegen im Dreilän­ dereck Bayern-Sachsen-Thüringen, hat die deutsch-deutsche Geschichte die Entwick­ lung von Münchenreuth maßgeblich beglei­ tet. Der Drei-Freistaaten-Stein, direkt neben Münchenreuth, ist der Grenzstein der Frei­ staaten Sachsen, Bayern und Thüringen. Die Autobahnen A 72 und A 9 liegen in kurzer

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2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Im heute 300 Einwohner zählenden Dorf Münchenreuth sind noch immer sehr stark die Auswirkungen der über vier Jahrzehnte währenden deutschen Teilung zu spüren. Denn die Wochenendsiedlung Kreuzlein wur­ de als Naherholungsgebiet für „eingeschlos­ sene Westberliner“ geschaffen. Inzwischen werden dort 30 Häuser als ersten Wohnsitz und 38 als nach wie vor als Wochenendhäu­ ser genutzt. Insofern ist die Integration von Neubürgern in der Dorfgemeinschaft in Mün­ chenreuth seit Jahrzehnten bestens geübte und bewährte Praxis. Nicht zuletzt deshalb gelang es auch schnell, die heute etwa 120   Bewohner des 1977 von Heinrich von Feilitzsch auf seinem Gut gegründete Wohnund Pflegeheim für psychisch kranke Men­ schen in diesem Ortsteil der Gemeinde Feilitzsch ins dörfliche Miteinander aufzu­ nehmen. Dies war ein Meilenstein auf dem Weg zur Enthospitalisierung der Bezirksklini­ ken in Oberfranken. Dass die Bewohner über die ärztliche und pflegerische Betreuung hin­ aus in Münchenreuth in einer sehr guten Atmosphäre Linderung ihrer Leiden finden

können, ist auch der vorbildlichen Akzeptanz und Integration durch die Münchenreuther Bevölkerung zu verdanken. Höhepunkt die­ ses guten Miteinanders ist das große Som­ merfest des Vereins zur Förderung seelisch Behinderter e. V. am letzten Sonntag im Juni im Gutshof. Aus dem Erlös werden Urlaube für die Bewohner finanziert, eine Integra­ tionsleistung der Münchenreuther, die nicht hoch genug bewertet werden kann. Zahlreiche Bewohner sind auch regelmäßige Besucher der im 14-tägigen Turnus in der

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Obwohl sich das Dorf Münchenreuth in die hügelige Landschaft duckt, ist durch den weithin sichtbaren Kirchturm die Ortsmitte schon bei der Ankunft auszumachen. Mit Hilfe der Städtebauförderung wurden in Münchenreuth ab 1990 gestalterische Maß­ nahmen zur Aufwertung des Dorfes durch­ geführt. Insbesondere Kirchenumfeld und Dorfplatz wurden entsiegelt und dorfgerecht gestaltet. Alte Bilder zeigen, dass diese Orts­ mitte um die Kirche durch die Maßnahmen der Städtebauförderung einen erheblichen

Aufschwung erfahren hat. Die Neugestaltung der Vorfläche und des Straßenraums mit hochwertigen Materialien hat der schönen Pfarrkirche, einer Saalkirche mit Chorturm von 1795/97 zu einem würdigen Umfeld ver­ holfen, das durch den schönen alten Baum­ bestand unterstützt wird. Schön ist in unmit­ telbarer Nachbarschaft der sich heute natürlich durchschlängelnde Kupferbach, dessen Ufer an vielen Stellen begehbar ist und einige Ruhezonen in der Nähe bietet. Alles reiht sich selbstverständlich aneinan­ der, angenehm unaufgeregt und doch hoch­ wertig gestaltet, wie beispielsweise auch der kleine Brunnenplatz. Die Baustruktur von Münchenreuth ist geprägt durch große, überwiegend schiefer­ gedeckte Anwesen. Ein Blick in zwei Vierseit­ höfe zeigt grüne Innenhöfe mit nur wenig befestigten Flächen. Während die Wohnhäu­ ser meist in massiver Bauweise, manchmal in Fachwerk errichtet sind, gibt es, wie im Fran­ kenwald typisch, noch viele große Holzscheu­ nen, deren Zukunft in einigen Fällen durch die rückgängige Landwirtschaft fraglich erscheint. Auch in unmittelbarer Nähe zur Kirche gibt es einige sanierungsbedürftige und leerstehende Gebäude. Ob man mit kräf­ tigen Fassadenfarben und Gestaltungsfreude der Bewohner dem demografischen Wandel und dessen Folgen im Dorf gegensteuern kann, bleibt abzuwarten. Ein harmonisches Miteinander zeigt sich im abgestimmten Äußeren der Anwesen besonders in Nachbar­ schaft zur Kirche und gegenseitiger Rück­ sichtnahme. Ein Glücksfall war für München­ reuth die Übernahme des ehemaligen Rittergutes durch das Sozialwerk Feilitzsch. So konnte die ortsbildbestimmende mächti­ ge Anlage denkmalgerecht saniert werden. Das starke Gemeinschaftsgefühl im Dorf zeigt sich in der Umsetzung eines Dorfge­ meinschaftshauses neben der Feuerwehr in der Dorfmitte mit vielen Stunden Eigenleis­ tung. Die Konzentration auf den Innenbe­ reich und den Altort muss in Anbetracht der demografischen Entwicklung als Hauptauf­ gabe des Dorfes betrachtet werden, bevor weitere wertvolle Naturflächen an den Rän­ dern für individuelle und oft nicht ortsgemä­ ße bauliche Ideen geopfert werden.

MÜNCHENREUTH

Pfarrkirche stattfindenden Gottesdienste. Gleiches gilt für die monatlich im Gemeinde­ haus gehaltenen Gemeindenachmittage und Bibelstunden. Die evangelische Pfarrkirche und das Pfarrhaus sind auch Mittelpunkt des kirchlichen und sozialen Lebens. Darüber hinaus finden in der Tenne des Gutes Thea­ tervorführungen und Konzerte statt. Nach­ dem im Ort keine Gastwirtschaft mehr betrieben worden war, schuf sich die Dorfge­ meinschaft für ihre Veranstaltungen 2003 ein Dorfgemeinschaftshaus. Dort hält der Ge­ sangverein, der auch eine Singgruppe für mo­ derne Musik hat, seine wöchentlichen Sing­ stunden ab. Auch verschiedene Aktionen und Veranstaltungen für die 25 Kinder und Ju­ gendlichen (z. B. Kochkurse, Weihnachtsfeier usw.) werden dort regelmäßig abgehalten.

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4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Beschaulich führt die geschwungene Dorf­ straße durch Münchenreuth. Die Rasenflä­ chen als begleitende Fahrbahnbegrenzung verstärken den dörflichen Charakter. Ins Auge fallen die vielen klassischen Lattenzäune. Es entsteht dadurch ein einheitliches Zaun- und Straßenbild. Dies könnte Münchenreuth durch einen Erlass einer Ortssatzung für Zäune dauerhaft erhalten. Das Zentrum des Dorfes mit der Kirche und großer Dorflinde ist ein wünschenswert klas­ sisches Dorfbild. Der Platz direkt vor der Kirche bietet noch Raum für eine Bepflan­ zung mit Schattenstauden oder einem an­ sprechenden Sitzplatz. Viele schöne, alte und große Bäume prägen das Dorf. Sie lockern die Gras- und Rasenflächen auf, die das Straßen­ bild beruhigen. Die Münchenreuther haben entgegen einem allgemein verbreiteten be­ dauerlichen Trend glücklicherweise keine Angst vor dem Laubfall. Die Natur gehört zu Münchenreuth wie die Bewohner. Highlight ist der Kupferbach, der nicht nur als passiver Hochwasserschutz fungiert. Die unattraktive Gabionenverbauung wird mit der Zeit unter den Pflanzen verschwinden. Der renaturierte Bach bringt die Natur mitten ins Dorf. Die breite und offene Gestaltung der Uferflächen ist ein Tummelplatz für Vögel und Insekten. Nicht zuletzt entsteht dadurch auch ein erlebnisreicher Spielplatz für Kinder. Die Einfriedung des Friedhofs mit einem Holzlattenzaun schafft einen stimmigen

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Friedhofsraum und bindet den Friedhof gleichzeitig in die ländliche Atmosphäre ein. Die Grabstellen liegen im ruhigen Grün eines Rasens. Da der Friedhof ausreichend Platz bietet, sollte auch weiterhin auf eine Urnen­ wand verzichtet werden. Die Kugelahorn­ allee schafft Struktur und eine Blickachse. Sie sollte allerdings, sobald sich die Gelegenheit bietet, ergänzt werden. Der naturnahe Spielplatz ist gut umrahmt, so dass auch kleine Kinder darin gut spielen können. Die Erdanhäufung mit dem Schlit­ tenhügel ist eine einfache, praktische und sichere Lösung. Die angekündigten Baum­ pflanzungen sollten in jedem Fall durchge­ führt werden. Der Park im Gutshof des Feilitz­ schen Sozialwerkes ist weitläufig und vermittelt eine beruhigende Stimmung. Hier könnte, wie auch im gesamten Dorf, noch die eine oder andere Sitzgelegenheit aufgestellt werden.

Münchenreuth liegt – typisch für die Sied­ lungsweise des hier auslaufenden thüringen­ schen Schiefergebirges – geduckt in einer leichten Senke. Die Ortsränder sind bis auf wenige Stellen gut eingegrünt, so dass sich der Ort angenehm in die Umgebung ein­ schmiegt. An einigen wenigen Stellen könn­ ten ergänzende Pflanzungen mit Laubbäu­ men oder Sträuchern das Bild des „grünen Dorfes“ verstärken. Gut zu Gesicht stände auch der Ersatz der vorhandenen Fichten­ pflanzung am südwestlichen Ortsrand durch Laubgehölze. Auch die extern vom Hauptort gelegene ehe­ malige Wochenendsiedlung „Kreuzlein“ ist bestens in die Landschaft eingegrünt wor­ den. Auf den Erhalt des jetzt bestehenden Charakters einer „Siedlung im Wald“ sollte unbedingt geachtet werden. Ein wichtiges Element in der Vernetzungs­ struktur des Ortes mit der Landschaft stellt der Kupferbach dar. Er entspringt im nahen Thüringen, schlängelt sich mit naturnahem Bewuchs in Richtung Dorf, ist an wenigen Stellen zwar begradigt, hat aber auch dort typische bachbegleitende Gehölze und Hochstaudenfluren. Zu begrüßen sind die Pläne zur Bachrenaturierung im Westen. Gewässer und deren naturnahe Ränder stel­ len ein nicht zu unterschätzendes Potenzial für die Wanderungen von wildlebenden Pflanzen und Tieren dar. Eine artgerechte Bepflanzung der neu angelegten Wasser­ rückhaltebecken wird hier zusätzliche Mög­ lichkeiten schaffen. Ähnliche Funktionen haben Feldgehölze, Hecken, Baumreihen und Alleen in der offe­ nen Feldflur. Die Münchenreuther Flur, die durch einen bemerkenswerten, freiwilligen Landtausch zwischen den beteiligten Land­ wirten bereinigt wurde, weist eine ganze Reihe dieser Elemente auf. Vieles wurde in jüngster Zeit gepflanzt wie Streuobstreihen und Baum­ alleen. Diese lobenswerten Anstrengungen sollten weiter verfolgt wer­ den, gerade im Hinblick auf die neu asphal­ tierten Wege zu den Windrädern, die in den letzten Jahren in die Flur gebaut worden sind. Da sie auch als Fahrradwege bestens

geeignet sind, wird ein Fahrrad-Verbund­ wegesystem angeregt. Der Schnittpunkt der drei Bundesländer Bayern – Sachsen – Thüringen findet sich am Rande der Flur, ganz in der Nähe der Quelle des Kupferbaches. Der Stein, der anlässlich eines Grenzkonvents der obersten Repräsen­ tanten 1840 gesetzt wurde, überlebte auch die deutsch-deutsche Teilung und wurde nun in ein für Wanderer attraktives Flurdenk­ mal umgestaltet. Die Restaurierungsarbeiten stehen auch im Zusammenhang mit den Aktivitäten zur Herstellung des „Grünen Ban­ des“, das anstelle der ehemaligen innerdeut­ schen Grenze hier entsteht und in seiner optimalen Form zukünftig ökologischer Tritt­ stein sein wird. Die größte Herausforderung für das Land­ schaftsbild wird die Akzeptanz und der Um­ gang mit den vorhandenen Windrädern sein. Ob und unter welchen Voraussetzungen noch weitere akzeptiert werden können, muss von den Münchenreuthern entschie­ den werden. Der bisher gezeigte Wille zur Zusammenarbeit und Kompromissfähigkeit lässt Zuversicht auf eine befriedigende Lösung zu.

MÜNCHENREUTH

5. Dorf in der Landschaft

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NEUDROSSENFELD

GOLD Neudrossenfeld Gemeinde Neudrossenfeld Landkreis Kulmbach

Landrat: Klaus Peter Söllner Bürgermeister: Harald Hübner Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Freidhelm Haun Einwohnerzahl: 3.834 Gemarkungsfläche: 511 ha Städtebauförderung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 3 Nebenerwerbsbetriebe: 3 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 28

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Verkehrstechnisch ist Neudrossenfeld sehr gut angebunden, mit eigener Ausfahrt, der A70 und direkt an der B85, wobei diese den Ort nicht teilt, sondern als Umgehung vorbei führt. Mittig, zwischen Kulmbach und Bay­ reuth, gelegen sind beide Kreisstädte gut erreichbar. Neudrossenfeld hat eine sehr gute medizi­ nische Versorgung sowie eine Vielzahl von öffentlichen Einrichtungen. Hervorzuheben sind der energetisch sanierte Kindergarten, die Kinderkrippe sowie die Grund- und

Mittelschule mit Ganztagsschule und moder­ ner Mensa, in der täglich frisch gekocht wird. Im Einklang mit der benachbarten Kinder­ krippe ist die Schulmensa ein Vorzeigeobjekt. Dies zieht vor allem viele junge Familien nach Neudrossenfeld. Nicht nur deshalb ist die Bevölkerung in den letzten Jahren stetig gestiegen. Auch wirtschaftlich steht Neudrossenfeld gut da. Eine Vielfalt an Arbeitsplätzen gibt es im Ort. Wirtschaftliche Initiativen haben moder­ ne und dorfverträgliche Betriebe angezogen, wie beispielsweise eine überregional agie­ rende Werbeagentur. Die Güter des täglichen Bedarfs sind innerorts erhältlich. Ebenso vorhanden sind Apotheke, Bank und Gast­ häuser. Im Bereich der digitalen Medien ist Neudros­ senfeld gut aufgestellt. Die moderne Home­ page der Gemeinde überzeugt und bietet einen komfortablen digitalen Bürgerservice sowie alle Informationen zu kommunalen Fragen. Lobenswert ist insbesondere die aktive In­ nenentwicklung mit Hilfe der Städte­ bau­ förderung. Neben den gelungenen Sanie­ rungen vieler Gebäude mit historischer Bausubstanz im Altort stechen das Schloss und das Bräuwerck heraus. Von der Gemein­ de mit vielen Partnern entwickelt und von einer „Bürger-Aktien-Gesellschaft“ betrieben konnten die alten Gasthausgebäude vor dem Verfall gerettet, vorbildlich saniert und revita­ lisiert werden. Heute besteht das Neudros­ senfelder Bräuwerck mit Nebengebäuden aus Brauhaus, historischem Brauereigasthof

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mit Saal für kulturelle Zwecke, Linden­ museum, Brauerei und Informationszentrum. Energetisch modern werden diese mit einem Blockheizkraftwerk beheizt. Für die weitere Entwicklung liegen ausge­ arbeitete kommunale Konzepte vor. Neben einem Flächennutzungsplan mit digitalem Landschaftsplan gibt es u.a. ein kommunales Geoinformationssystem, einen Gewässerent­ wicklungsplan und eine Gestaltungssatzung, die Bauleitpläne um örtliche Bauvorschriften ergänzt. Aufgrund der demografischen Ent­ wicklung soll das kommunale Angebot durch den Bau eines Senioren- und Pflegeheims erweitert werden. Planung und Bebauungs­ plan liegen bereits vor. Der sinnvolle Umgang mit Regenwasser wur­ de mit der Einführung einer gesplitteten Ab­ wassergebühr bereits 2001 satzungsrechtlich geregelt. Dies führte zu einem Rückgang des Wasserverbrauchs sowie zu einer Entsiege­ lung von Flächen – auch im privaten Bereich. Trinkwasserversorgung und Abwasserbesei­ tigung sind auf dem neuesten Stand der Technik. Des Weiteren kooperiert die Gemeinde in vielfältiger Weise mit Nachbargemeinden u.a.

im Tourismusbereich. Die neue Gastronomie, das Bräuwerck, das demnächst geöffnete Linden-Museum und der markante InfoKubus können der touristischen Entwicklung von Neudrossenfeld zu einem erheblichen Schub verhelfen. Ein Anziehungspunkt, der sich phantastisch in das Hangbild über dem roten Main einfügt und dem Schlossensemble zu einem neuen Akzent verhilft.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten Angefangen bei der Kirchengemeinde, die einen hauptamtlichen Jugendpfleger hat, lässt die Infrastruktur im sozialen Bereich kaum Wünsche offen: Kindergarten, Kinder­ krippe, Grund- und Mittelschule, Mensa für die Mittagsversorgung, Allgemeinarzt, Zahn­ arzt, Facharzt für Kinderkardiologie, Pflege­ dienst, ein Therapiezentrum an den RotmainAuen. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Dingen für den täglichen Bedarf ist ebenfalls sehr gut. Gelingt es in den nächsten Jahren ein Altenheim anzusiedeln, wird man getrost

Genauso qualitätsvoll ist die historische Mitte, die heute das Fundament der Entwick­ lung bildet, entstanden. Bei den zahlreich überlieferten Bauten des historischen Kerns waren herausragende Baumeister beteiligt. Die alles überragende Markgrafenkirche wur­ de vom Kulmbacher Stadtmaurermeister J.G. Hofmann 1753-1761 errichtet und gilt als sein reifstes Werk. Die Schlossanlage, das Pfarrhaus und einige Bauten um das Schloss, in weiten Teilen 1763 errichtet, gehen auf Carl Philipp Christian von Gontard zurück, der am markgräflichen Hof in Bayreuth seine Aus­ bildung absolviert hatte. Bei vielen historischen Anwesen und den öffentlichen Räumen um Kirche und Schloss, wurde über die Städtebauförderung sensibel geplant und vorbildlich gestaltet. Von Altdrossenfeld über alte Steinbogen­ brücken kommend wird man vom oben über dem Rotmaintal liegenden Schloss mit den vorgelagerten Terrassengärten und der da­ hinter liegenden Markgrafenkirche zum Be­ such in die Ortsmitte von Neudrossenfeld gelockt. Diese topografisch besondere Hang­ lage macht den Innenort mit seinem histori­ schen Kern für die Entwicklung besonders sensibel. Neue Entwicklungen am Hang müs­ sen dieser historischen Nachbarschaft Rech­ nung tragen. Für ein Seniorenwohnheim in freier Hanglage neben dem Friedhof würde man sich daher eine ähnlich qualifizierte Architektur wünschen, wie sie bei den ge­ zeigten neuen Projekten beim Schloss und am Schulgelände erfolgt ist.

NEUDROSSENFELD

von optimalen, geradezu kleinstädtischen Verhältnissen sprechen können. Das breite Angebot der örtlichen Vereine run­ det dieses Bild ab. Beispielhaft sei der TSV mit seinen sieben Abteilungen genannt, der vom Kinderturnen bis zum Seniorensport im Grunde jedem Bewegungswilligen und Gesundheitsbewussten etwas anbietet und eine nachhaltige, nicht ausschließlich auf Wettkampferfolge orientierte Jugendarbeit betreibt. Wie der Schützenverein „Die Alten Treuen“ und der Geflügel- und Kaninchen­ zuchtverein verfügt er über sehr gute Ver­ einsanlagen. Vor allem die Ausstellungshalle des Geflügel- und Kaninchenzuchtvereins eignet sich auch für große Veranstaltungen im kulturellen Bereich. Die Neudrossenfelder Europatage genießen internationales Ansehen. Der Verein Focus Europa versucht den europaweiten Kulturund Jugendaustausch über ein Netzwerk nationaler und internationaler Organisatio­ nen von Künstlern und Kunstliebhabern zu fördern. Mit dem Schloss und seit kurzem auch dem Bräuwerck stehen selbst für exquisite Kultur­ veranstaltungen hervorragende Räumlich­ keiten bereit, die auch der Kunst- und Kultur­ verein für sein breites Veranstaltungsangebot nutzt. Der Pflege der regionalen Identität und der Vermittlung der Regionalgeschichte hat sich der Verein für Heimatpflege Rotmaintal verschrieben.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Der 1260 im Langenstadter Vertrag erstmals erwähnte Ort hat in den letzten Jahrzehnten eine ganz besondere Entwicklung durchlau­ fen. Auf halber Wegstrecke zwischen den bei­ den ehemaligen markgräflichen Residenz­ städten Bayreuth und Kulmbach gelegen, bauten sich im 18. Jahrhundert die Reichs­ grafen von Ellrodt den Ort zu einem ansehn­ lichen Herrschaftssitz aus, dessen Hauptbe­ stand mit dem Schloss und dem Ensemble um die staatliche Markgrafenkirche den alten Ortskern auch heute noch prägen.

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Die Fähigkeit, Neubauten in die Ortsstruktur in nachhaltiger, architektonisch selbstbe­ wusster Form einzufügen, wurde in vielfa­ cher Weise in den letzten Jahren bewiesen. Die Erweiterungsbauten, wie die Mensa, geplant von h2m-Architekten aus Kulmbach am Schul- und Kindergartengelände, aber auch private Projekte, wie der Neubau einer Werbefirma in ökologischer NiedrigenergieHolzbauweise, geplant durch 2wei-Plus Architekten aus Bamberg, beweisen die Auf­ geschlossenheit für modernes Bauen in Neu­ drossenfeld. Die Wertschätzung für Planungskultur zeigt sich durch kommunale Vorgaben zu nachhal­ tigem Bauen. Eine langfristig vorausdenken­ de Landschafts- und Flächennutzungspla­ nung mit Gestaltungsvorgaben wird durch qualifiziertes Personal in der Verwaltung kon­ sequent kontrolliert und weiterentwickelt. Als momentan besonders herausragendes Beispiel für das Aufwerten vorhandener Potenziale und gleichzeitiges Einfügen neuer Elemente ist das Aktivieren des ehemaligen Brauereigeländes und die Neunutzung des Hölzel-Areals.

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4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Neudrossenfeld profitiert von der konzeptio­ nellen Grüngestaltung durch einen gut durchdachten und entwicklungsfähigen Landschaftsplan. Vorbildlich verschwinden Neubausiedlungen hinter einem ökologisch wertvollen Heckensaum. Hervorzuheben ist auch die einfache, pflegeleichte Eingrünung und Strukturierung eines unversiegelten Parkplatzes mit Wildblumenwällen. Große Bäume sind hier angedacht, was die Pflan­ zenauswahl verändern wird. Mustergültig ziehen sich Naturkonzepte durch ganz Neudrossenfeld. Der Erlebnispau­ senhof der Schule mit der naturnahen und somit pflegeleichten Gestaltung bietet den Kindern einen Entfaltungsraum, nicht nur für Naturerziehung, sondern sorgt auch für ein entspannendes Umfeld. Ein anderes Konzept wurde bei der Gestaltung der Außenfläche der Mensa der Schule gewählt. Ein unge­ wöhnliches Freizeitangebot für die Jugend­ lichen ist der Miniatur-Golfplatz, das PuttingGreen mit Kunstrasen und stilvoller Randbepflanzung. Wie sich diese Anlage in der Nutzung für eine begrenzte Anzahl von Kindern und dem Einsatz von Bällen und Golfschlägern bewährt, ist abzuwarten. Der Innenhof des Gebäudes ist als ZEN-Garten pflanzenfrei und somit pflegeleicht angelegt. Obwohl dies den Pflegeaufwand erhöht, sollte hier über die Pflanzung eines Gehölzes nachgedacht werden.

5. Dorf in der Landschaft Der Ort, über den Rotmain-Auen auf einem Sandstein-Felssporn gelegen, profitiert zwei­ felsohne von seiner exponierten Lage. Die naturnahen Flussmeander und die wertvol­ len Feuchtwiesen im Grund sowie der Gewäs­ ser begleitende, teils sehr alte Baumbestand aus imposanten Baumgruppen und Alleen lassen sowohl von Ortsseite wie auch mit Blick von außen auf den Ort den Eindruck ei­ ner englischen Parklandschaft entstehen. Die „Sichtachsen“ auf Schloss und Mühle durch diesen „Park“ passen zu diesem Eindruck.

Die Mainaue zählt wegen der Vorkommen von diversen Feuchtbiotopen und auch we­ gen der hier durchziehenden und rastenden Vogelarten zu den Natura 2000 Gebieten in Oberfranken. Die damit verbundenen Maß­ nahmen einer extensiven Pflege zeigen auch in der Flora und Fauna ihre positive Wirkung. Der wieder ansässig gewordene Weißstorch und der Biber können als Zeiger für ökolo­ gische Vielfalt angesehen werden. Im Zusammenhang mit der Landesgarten­ schau Bayreuth 2016, bei der Neudrossenfeld als Außenstelle Mitveranstalter sein wird, sind Wander- und Fahrradwege auf weitge­ hend bestehenden Trassen durch dieses Tal vorgesehen. Dabei soll der bereits vorhan­ dene Steg über den Roten Main integriert werden. Auch von den flussabgewandten Seiten ist der Ort weitestgehend eingegrünt, be­ stehende Lücken sind erkannt und werden im Zuge der Umsetzung des Landschafts­ plans geschlossen. Das in unmittelbarer Orts­ nähe befindliche „LSG Pechgraben“ trägt als typisches Feuchtgebiet zur Wasserrück­ haltung und -speicherung sowie zur Erhö­ hung der Artenvielfalt in unmittelbarer Ortsnähe bei. Mit sehr alten Eichen bestandene Hohlwege führen auf die Flur. Solche erhaltenswerten Eichenbestände findet man auch immer wieder auf Straßenböschungen. Im Außenbereich wurden zahlreiche neue Streuobstanlagen entsprechend dem Land­ schaftsplan angelegt. Die Früchte dienen als „Rohstofflieferant“ für die durch den Obstund Gartenbauverein betriebene Obst­presse, so dass eine sinnvolle Verwertung der Früchte auch in Zukunft gewährleistet und der Bestand der Bäume dadurch längerfristig gesichert ist. Einige Feldraine in der Flur könnten noch zusätzlich mit Streuobstbäumen bepflanzt werden, um die insgesamt gute Vernetzung mit dem Ort noch weiter auszubauen.

NEUDROSSENFELD

Der Schlossgarten mit Blick in die Rotmain­ aue ist einzigartig. Die alten und einmal­ blühenden Rosen am Marktplatz sind robust und zur Blütezeit ein Dufterlebnis. Ein Schat­ tenbereich wurde abwechslungsreich mit schönen Schattenstauden bepflanzt. Rund um die älteste Tanzlinde der Umgebung und das Drossenfelder Bräuwerck ist die Bepflan­ zung noch neu. Die renovierten Häuser könn­ ten durch gezielt eingesetzte Fassaden­ begrünung noch aufgewertet werden. Ein Schmuckstück ist der kleine, aber feine Kräu­ tergarten des Obst-und Gartenbauvereins, im Zentrum gelegen ist er ein einladender Anziehungspunkt für Besucher und Be­ wohner.

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SASSENDORF

SILBER Sassendorf Markt Zapfendorf Landkreis Bamberg

Landrat: Johann Kalb Bürgermeister: Matthias Schneiderbanger Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Uwe Hoff, Alexandra Klemisch Claudia Kühnel Einwohnerzahl: 265 Gemarkungsfläche: 482 ha Dorferneuerung: nein Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 0 Nebenerwerbsbetriebe: 5 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 17

angelegten Baugebiete fügen sich gut in das Ortsbild ein und wurden an zwei Ortsrändern angeschmiegt, wodurch der Altort auch die Ortsmitte geblieben ist. Baulücken sind keine vorhanden. Mit derzeit 265 Einwohnern hat sich Sassendorf den eigenständigen Charak­ ter der Ortschaft bewahren können. Bis in die 30er Jahre wurde in Sassendorf zum Bau von Gebäuden Sandstein gebrochen, dies bildete zusammen mit der landwirt­ schaftlichen Feldarbeit auf Gut Leimershof den Haupterwerbszweig für die Bürger. Heute gibt es ebenfalls beachtliche Arbeit­ geber im Ort. Insbesondere ein moderner Fensterbaubetrieb im Ort bietet 50 Arbeits­ plätze. Hinzu kommen kleinere Handwerksund Dienstleistungsbetriebe sowie fünf land­ wirtschaftliche Nebenerwerbsbetriebe. Auch ein gut gehendes und überörtlich bekanntes Dorfwirtshaus ist in Sassendorf vorhanden. Erwähnenswert ist der neu ange­ legte Privatparkplatz, den sich Gasthaus und Fensterbaubetrieb teilen. Die Grundversor­ gung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist gewährleistet, Kindertagesstätte und Schule befinden sich im Hauptort. Bereits 1998 (!) hat Sassendorf das erste Bür­ gerwindrad in der gesamten Region mit einer Leistung von 1,5 MW errichtet. Des Weiteren befinden sich derzeit 15 Dachflächen-Photo­ voltaikanlagen und 22 Solaranlagen für Warmwasser in Betrieb. Auch Hackschnitzelund Scheitholzheizungen sowie Passiv­häuser decken die gesamte Nutzungsbreite regene­ rativer Energien ab.

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Sassendorf liegt auf einer Hochfläche und wurde im Jahre 1195 erstmals erwähnt. 1972 hat sich die ehemals selbstständige Gemein­ de dem Markt Zapfendorf angeschlossen. „Es lebt sich gut in Sassendorf“. Nach diesem Motto handeln und leben die Bürgerinnen und Bürger von Sassendorf. Dies ist bei vielen Aktivitäten der Dorfgemeinschaft und der behutsamen Dorfentwicklung zu spüren. Seit der Eingemeindung wurden vom Markt Zapfendorf drei Neubaugebiete ausgewie­ sen. Die am örtlichen Bedarf orientiert

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Die im ländlichen Raum gelegene Ortschaft ist auch an das Glasfasernetz angeschlossen und stellt mit einer Übertragungsrate von ca. 50 Mbit/s die digitale Grundversorgung sicher. Bei Straßenneugestaltungen, die ohne staat­ liche Förderprogramme geplant und umge­ setzt wurden, sind gleichzeitig alle Telefonund Stromfreileitungen unterirdisch verlegt worden. Beispielgebend ist die Abwasser­ beseitigung mit Druckleitung in eine voll­ biologische Kläranlage. Zur Weiterentwicklung im landwirtschaft­ lichen Bereich ist ein Flurneuordnungs­ verfahren in Vorbereitung.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Trotz Eingemeindung nach Zapfendorf und Auflösung der Schule konnte sich Sassendorf im sozialen und kulturellen Bereich ein hohes Maß an Selbstständigkeit bewahren. So ent­ faltet sich um die 1908 erbaute Filialkirche Maria Geburt, wo jeden Sonntag sowie in

14-täglichem Turnus unter der Woche ein Gottesdienst stattfindet, um das gut frequen­ tierte Dorfwirtshaus und um das Gemeindeund Mehrzweckhaus ein eigenständiges, geradezu idyllisch zu nennendes Dorfleben. Hervorzuheben ist, dass es gut gelingt, die öffentlichen Veranstaltungen im Gemeindeund Mehrzweckhaus und der Gastwirtschaft so abzustimmen, dass keine Konkurrenz­ situation entsteht. Den Jahreslauf prägen kirchliche und weltliche Feste und Bräuche, deren Pflege sich die sehr engagierte

SASSENDORF

Dorfgemeinschaft vorbildlich widmet und dafür Sorge trägt, dass alle Generationen an­ gesprochen werden und sich auch Neu­ bürger schnell integrieren können. Bewegungsdrang und kindliche Abenteuer­ lust können rund ums Dorf ausgelebt wer­ den. Hervorzuheben sind die bei entspre­ chenden Witterungsbedingungen im Winter organisierten Schlittenpartien, zu denen sich Jung und Alt treffen. Regelmäßig wird dann Glühwein ausgeschenkt, so dass sich am Schlittenhang des Dorfes auch Erwachsene gerne in geselliger Runde einfinden. Darüber hinaus ist das Sportangebot für Jung und Alt sehr vielfältig, wobei die Fußballabteilung des SV Blau-Weiß im Jugendbereich mit dem SV Zapfendorf kooperiert. Wirbelsäulen­ gymnastik wird in Sassendorf über die VHSAußenstelle angeboten. Für Einkäufe, Arztbesuche und Erledigungen steht einmal wöchentlich ein Bürgerbus zur Verfügung für die Fahrt nach Zapfendorf, das in allen Bereichen über ein reichliches Ange­ bot verfügt.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Auf der Hohen Straße, einer untergeordneten Gemeindestraße, nach Sassendorf kommend wird man freundlich von einem Baugebiet aus den 80er Jahren empfangen, bei dessen Planung man den Mut zu einem großzügigen Straßenraum mit einer schönen Baumreihe hatte. Auch die inneren Straßenräume zei­gen sich besonders um den Kernbereich der Kirche als Dorfstraßen wie aus dem Bilder­ buch. Auf Gehsteige wird zugunsten von grü­nen Vorflächen verzichtet, breite Granit­ pflasterrinnen an schmalen Asphaltfahr­ bahnen reichen bei der Verkehrsbelastung aus und fördern die gegenseitige Rücksicht­ nahme. Die ursprüngliche Struktur der historischen Dorfanlage hat sich aus der Aneinander­ reihung der in Franken typischen Hakenhöfe entlang der Wege gebildet. Sie ist in Sassen­ dorf im Innenbereich erhalten geblieben und wird auch gepflegt. Vorne ist der Hof mit

dem Haupthaus dem gemeinschaftlichen Funktionsraum Straße zugeordnet, nach hin­ ten ist der nach drei Seiten abgeschlossene Hof durch die Scheune vom anschließenden Nutzgarten getrennt. Daran schließen sich die Streuobstanlagen an und bilden so einen weichen Übergang in die Landschaft, der im Norden und Süden von Sassendorf noch weitgehend vorhanden ist. Das Fehlen dieses Übergangs in die Land­ schaft und die vollkommen andere Bebau­ ungsform auf den Grundstücken sind der wesentliche Unterschied der neuen Siedlungs­ flächen im Westen zur alten Ortsstruktur. Das freistehende Einfamilienhaus schirmt sich durch dichte Hecken vom Nachbarn und der Landschaft ab, der Garten ist oft nur Zwi­ schenfläche. Weitere Bauflächenausweisun­ gen sollten im Sinne einer nachhaltigen Ent­ wicklung nicht vorgenommen werden. Umnutzung von Nebengebäuden, Vermei­ den von Leerstand und Nachverdichtung sind die Themen der Zukunft in Sassendorf.

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Die Nutzung der Dächer für die Gewinnung von Wärme oder Strom ist löblich und bei ganzflächigen Anlagen auch durchaus orts­ bildverträglich. Das ruhige Gesamtbild der Dachlandschaft sollte auch bei Neubauten mehr Berücksichtigung finden, indem bei der Planung von vorneherein berücksichtigt wird, dass nicht jeder Anbau ein Steildach benötigt und im Sinne des Ortsbildes nicht immer Dachgaupen für Solaranlagen prä­ destiniert sind. Sassendorf hat ein großes Potenzial im Innenbereich, das es gut zu nutzen gilt, wie viele bereits erfolgte Bausanierungen zeigen. Selbst die große Firma Rauh, eine überregio­ nal durch Qualität bekannte Firma, hat im Innenbereich bis jetzt gute Erweiterungs­ möglichkeiten gefunden. Sie fügt sich hier besser ein als wenn sie an den Ortsrand aus­ gesiedelt wäre und belebt durch die Mitar­ beiter auch den Innenort. Bleibt besonders hervorzuheben, dass die vorbildlichen Bau­ sanierungen besonders im Bereich der Kirche und der inneren Dorfstraße dazu beigetra­ gen haben, dass Sassendorf als historisch reizvolles Dorf wahrgenommen wird.

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4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Das grüne Dorf Sassendorf! Vorbildlich im Grünbereich in vielerlei Hin­ sicht. Unkompliziert gehen die Bürger mit der Grüngestaltung um. Toleranz mit den Pflanzen und der Natur scheint hier ein Leit­ bild zu sein. Viele Kletterpflanzen dürfen hier an den Fassaden wachsen. Mit dem horizon­ talen Grün werden sogar renovierungs­ bedürftige Häuser aufgewertet und wirken dadurch fast malerisch. Anstatt geschlosse­ ner Flächen findet man Gras oder Kies in vielen Hofeinfahrten. Die vielen unversiegel­ ten Rasenflächen im öffentlichen, wie auch in privaten Bereichen, verbessern das Dorfklima besonders im Sommer und vermitteln einen ländlichen Eindruck. Alte bäuerliche Struktu­ ren sind hier noch deutlich zu erkennen. Viele offen gestaltete Privatgärten prägen das Ortsbild. Mit viel Liebe werden hier Gemüseund Blumengärten gepflegt. Die offene Grün­ gestaltung ohne Zäune ist gastfreundlich, nicht nur für Besucher des Ortes. Sie vermit­ telt einen offenherzigen und aufgeschlosse­ nen Charakter der Bürger des Dorfes. Die vielen Ideen, die die Bürger meist auch mit lokalen und alten Baumaterialien umsetzen, ziehen die Blicke in die Höfe und Anwesen. Wohltuend ist, dass die vermeintlich pflege­ leichten Kies- und Schotterschüttungen in Sassendorf noch keinen Einzug gehalten ha­ ben. Es gibt keine schönere Eingrünung als einen Streuobstgürtel um das Dorf. Die vielen Obstbäume erfordern hohes Bürgerenga­ gement, dem man Respekt zollen muss. Der

5. Dorf in der Landschaft Die Lage des Dorfes auf dem leicht hügeligen Dogger-Plateau bietet hervorragende Sicht auf das nahe Maintal, den sog. Gottesgarten am Main. Die guten Böden dieses Plateaus erlauben intensive landwirtschaftliche Nut­ zung. Die im Norden fast an den Ort heranrei­ chenden Mischwälder bereichern durch ihre vielfältige Struktur das Gesamtbild. Das Dorf selbst ist von allen Seiten bestens eingegrünt. Die letzten Lücken wurden durch Neupflanzungen geschlossen, so dass sich in Zukunft der Baumgürtel harmonisch um das Dorf schließen wird. Lücken in den alten Obstbaumreihen, die die Flurwege begleiten, wurden ebenfalls mit Nachpflanzungen er­ gänzt. Sassendorf legt dabei offensichtlich seinen Schwerpunkt auf den Streuobst-An­ bau. Auch für Nachhaltigkeit ist in diesem Falle gesorgt, denn die Bäume werden alljährlich verstrichen, d. h. das Obst je Baum

für eine Saison zur Selbsternte an Interessen­ ten verkauft. In dieses Konzept der verstärk­ ten Förderung des extensiven Streuobstbaus passt auch das Projekt „Für jede Geburt ein neuer Obstbaum“. Auf einer im Gemeinde­ eigentum befindlichen Wiesenfläche werden so immer neue Obstbäume gepflanzt. Eben­ so lobenswert ist die konsequente Vermei­ dung von Gehölzen, die als Zwischenwirte des Birnengitterrostes erkannt sind. Weder im Friedhof noch in Privatgärten sind derarti­ ge Ziergehölze zu finden. So können in der Flur viele Birnbäume ohne Befall dieses PilzSchädlings angetroffen werden, was auch sehr wichtig für den langfristigen Erhalt der alten, imposanten Birnbaumreihe am Kirch­ steig ist. Lobenswert sind die Bemühungen, die in der Flur und am Ortsrand stehenden Bildstöcke zu sanieren und der Nachwelt zu erhalten. Um u. a. den zurzeit etwas hinfälligen Feld­ wegebau wieder in Stand zu setzen wurde die Feldflurbereinigung beantragt. Im Zuge dieser Maßnahme ließen sich weitere Obst­ baumreihen und -alleen entlang einiger Wege ergänzen, um in der Flur selbst für noch mehr Abwechslung optischer wie ökologi­ scher Art zu sorgen.

SASSENDORF

Spielplatz am Mehrzweckhaus ist bei Festen wertvoll. Er könnte mit Naturbereichen, die die Kreativität fördern, noch aufgewertet werden. Der grüne Friedhof mit den beson­ ders großen und bestens gepflegten Grab­ stellen hat Parkcharakter, der mit lauschigen Sitzplätzen und Bänken noch verstärkt wer­ den kann. Mustergültig ist die Eingrünung der Wertstoffcontainer mit einer Buchen­ hecke.

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SCHÖNBRUNN

SILBER Schönbrunn Stadt Bad Staffelstein Landkreis Lichtenfels

Landrat: Christian Meißner Bürgermeister: Jürgen Kohmann Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Michael Stromer Einwohnerzahl: 467 Gemarkungsfläche: 286 ha Dorferneuerung: nein Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 3 Nebenerwerbsbetriebe: 10 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 31

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Das frühere Fischerdorf Schönbrunn ist seit der Eingemeindung im Jahr 1977 ein Ortsteil von Bad Staffelstein und liegt im Herzen des sogenannten „Gottesgarten am Obermain“. In Schönbrunn sind 31 Handwerks-, Gewer­ be- und Dienstleistungsbetriebe ansässig und bieten zahlreiche Arbeits- und Ausbil­ dungsplätze. Durch die zentrale Lage, die unmittelbare Nähe zu Bad Staffelstein und die sehr gute Verkehrsanbindung (A 73 und Bahnlinie) finden viele Dorfbewohner Be­ schäftigung in der näheren Umgebung und

in den Städten Bamberg und Coburg. Die Äcker und Wiesen rund um den Ort wer­ den von drei Vollerwerbs- und zehn Neben­ erwerbslandwirten bewirtschaftet. Für Schönbrunn gilt der Flächennutzungs­ plan von Bad Staffelstein. Eine Ausweisung von neuen Baugebieten ist derzeit nicht möglich und sollte auch in Zukunft nicht erfolgen. Im sogenannten „neuen Dorf“ sind noch Baulücken vorhanden, die ortsansässi­ gen Bauwilligen vorbehalten bleiben sollten. Sehr zu begrüßen ist die positive Innenent­ wicklung. Im alten Ortskern wurde bestehen­ de Bausubstanz erhalten, umgebaut und teil­ weise umgenutzt. Ein Vorzeigeobjekt ist dabei die Dachdeckerei Schmidt, die zudem seit ihrer Ansiedlung im Jahr 2008 noch zwölf Arbeitsplätze geschaffen hat. Die Entwicklung der Ortschaft Schönbrunn war bisher stark vom großen Engagement der Dorfbewohner und der Vereine abhän­ gig. Trotz finanzieller Vorbehalte sollte an die Einleitung eines Dorferneuerungsverfahrens gedacht werden. Dies würde die bisherigen Bemühungen würdigen und Schönbrunn weiter nach vorne bringen. Die Infrastruktur in Schönbrunn ist zukunfts­ orientiert. Die Ortschaft wurde im Zuge der Brückenerneuerung am Ortseingang an das Ferngasnetz der Eon angeschlossen. Erneu­ erbare Energien sind auch ein aktuelles Thema in Schönbrunn. Mit dem Wohnhaus der Familie Wagner ist derzeit sogar ein Block­ heizkraftwerk im Testbetrieb. Ende 2012 waren in der Ortschaft insgesamt 24 PV-Anla­ gen mit einer Gesamtleistung von 425 KWP

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installiert. Hervorzuheben ist die energeti­ sche Sanierung des Kindergartens mit gleich­ zeitigem Anbau einer Kinderkrippe.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Im von drei wichtigen Verkehrsadern durch­ schnittenen schon 1859 von Victor von Schef­ fel besungenen „Gottesgarten“ liegt Schön­ brunn, dessen Name auf den „Schönen Brunnen“ zurückgeht und zumindest so an die lange Zeit der eigenständigen Wasser­ versorgung des Ortes erinnert. Die heutige Fassung des Brunnens geht auf das Jahr 1784 zurück und prägt noch immer das Ortsbild. Geschichte, Lebenswelten und Stimmungen dieses Brunnenortes hat seit vielen Jahren Josef Motschmann in Mundartversen und Prosazeilen dichterisch illustriert, aber auch in einer wissenschaftlichen Monografie sowie zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenbei­ trägen für die Nachwelt festgehalten. Die äußerst rührige Dorfgemeinschaft, die sich in viele Gruppen und projektbezogene

Initiativen aufgliedert und mit nur vier Orts­ vereinen „auskommt“, gestaltet ihren in wirt­ schaftlichen Boomjahren dereinst arg ge­ wachsenen und an dörflichem Charakter verlustig gegangenen Ort seit vielen Jahren erfolgreich zu einer lebens- und liebenswer­ ten Heimat. Dank des Maintal-Kindergartens können immerhin noch die Kleinsten die ers­ ten Jahre am Wohnort bleiben. Der Kinder­ garten hat inzwischen eine integrative Grup­ pe und Mittagsbetreuung für Grundschüler. Die Jugendgruppe „Rosenkinder“ der Blu­ men- und Gartenfreunde Schönbrunn, die sowohl naturkundlich, kulturell und sportlich äußerst aktiv ist, legt von den Erwachsenen unterstützt selbst Hand an, um die vielen Spielmöglichkeiten und einen eigenen Garten attraktiv zu erhalten. Als Besonderheit seien die Sportfreunde er­ wähnt, weil sie nicht am Punktspielbetrieb teilnehmen, obwohl man das Personal für die eine oder andere Mannschaft hätte. Oberstes Leitmotiv ist aber, alle Ortsbewohner ohne Leistungsdruck zu sportlicher Aktivität zu ermuntern. Rund 170 Mitglieder beteiligen sich mittlerweile an diesem vorbildlichen Modell.

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Wie die Sportfreunde, Blumen- und Garten­ freunde erfreuen sich auch die Freiwillige Feuerwehr sowie der Kriegerverein relativ beachtlicher Mitgliederzahlen, die Ausdruck des besonders ausgeprägten Gemeinsinns innerhalb der Bürgerschaft sind.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Die Schönbrunner sind stolz auf die Lage ih­ res Dorfes zwischen den so bedeutenden Wahrzeichen des Landstriches Kloster Banz, Vierzehnheiligen, dem Veits- und dem Staf­ felberg. Die kulturhistorische Bedeutung des Landstriches ist bis in das Dorf hinein spür­ bar. Zahlreiche Marterl, Steinkreuze, Bild­ stöcke, Brunnenanlagen etc. werden im Ort gepflegt. Dass die Dorfgemeinschaft diese kulturellen Werte zu schätzen weiß, zeigt die große Quellbrunnenanlage, der schöne Brun­ nen mit dem liebevoll in Eigenleistung sanierten dahinter liegenden Pumphaus. Dessen von weitem sichtbarer einfacher Glo­ ckenturm kann für Schönbrunn als Erken­ nungsmal im Ortsbild gelten. Die regelmäßige Hofbebauung in der typi­ schen, verdichteten Hakenhofform lässt ver­ muten, dass der alte Siedlungskern an der Hauptstraße lag. Die Entwicklung war be­ grenzt durch die Mainauen im Nordwesten und seit dem 19. Jahrhundert durch die Eisenbahnlinie im Südosten.

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Neuere Bauflächen haben sich nach Nord­ osten und neuerdings nach Südwesten ohne geregelte Bauleitplanung entwickelt und zu einer Überformung des Altortes geführt. Einer qualifiziert begleiteten Innenentwick­ lung sollte in Zukunft mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Stadt Bad Staffelstein gewid­ met werden. Dazu gehört auch eine fachlich qualifizierte Entwicklungs- und Bauleit­ planung. Der wunderschön sanierte Hof des Heimat­ dichters Josef Motschmann war wohl schon beispielgebend für zahlreiche weitere vor­ bildliche Bausanierungen im Ort. Hervorzu­ heben sind hier das denkmalgeschützte Wohnstallhaus Brunnenstraße 7, die beiden Häuser Brunnenstraße 1 + 3 sowie Haupt­ straße 4 und besonders Hauptstraße 2, das über die Eisenbahnbrücke auf Schönbrunn zukommend als Visitenkarte des Dorfes gelten kann. Ortsbildprägend sind die Kleinhäuser mit ihren Halbwalmdächern, aber auch die hohe Anzahl von Scheunen, die z. T. noch mit schö­ nen, dünnwandigen Hohlziegeln in S-Form gedeckt sind. Gerade diesen Scheunen muss mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, es böte sich auch hier die Chance von Umnut­ zungen z. B. für Radtouristen oder Kurgäste. Eine fachliche Beratung für die baulichen Maßnahmen wäre wichtig. Der Leerstand des denkmalgeschützten Wohnhauses Reundorfer Straße 5 ist beson­ ders bedauerlich, da es sich um ein für das Ortsbild besonders bedeutendes WohnstallFachwerkhaus handelt. Durch sein Umfeld

und den noch sanierungsfähigen Zustand würde es sicher Liebhaber finden. Aktives Bauflächenmanagement und internetunter­ stützte Gebäudebörsen sollten interkommu­ nal geführt werden, sie können alle Kommu­ nen gleichermaßen bei derWeiterentwicklung ihrer Innenorte helfen.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Die großen Laubbäume oberhalb des Was­ serleitungshauses prägen das Ortszentrum. Viele von ihnen stehen auf privatem Grund und wirken in die Straßen hinein. Aufgrund der engen Bebauung in der Haupt­ straße bleibt nur wenig Raum fürs Grün. Hier gibt es bereits gute Verbesserungsansätze durch Blumen und Kletterpflanzen. Aber

5. Dorf in der Landschaft Die Ortschaft Schönbrunn im Landkreis Lich­ tenfels liegt in einer durch Landwirtschaft stark geprägten Landschaft. Hier wurden in den letzten Jahren etliche Flächen aus der intensiven Nutzung herausgenommen und in Biotope umgewandelt. Hierzu wurden einige Flächen sich selbst überlassen, auf an­ deren wurden bestimmte Kräutermischun­ gen ausgebracht, wieder andere wurden durch Abtrag der oberen Schichten abgema­ gert. Durch Grabemaßnahmen wurden neue Feuchtbiotope angelegt und durch Gehölz­ streifen miteinander vernetzt. Herauszu­ heben bleibt unter anderem auch die Neuan­ lage von Streuobstwiesen, die einen eigenen Lebensraum für viele Tiere darstellen. An aus­ gedehnten Wanderwegen in den Mainauen finden Holzmonumente, sowohl von Men­ schenhand geschaffen als auch von der Natur teils bizarr in die Landschaft drapiert, ihren Platz.

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einige Großsträucher, Obstspaliere und das Pflanzen von weiteren Bäumen im privaten Bereich würden sich gestalterisch sehr positiv auf diesen Ortsteil auswirken. Die beharrliche Arbeit der Blumen- und Gar­ tenfreunde bei der Gestaltung und Pflege im öffentlichen Bereich ist sehr zu loben und macht das Dorf liebenswert. Die Neupflan­ zung von Bäumen an vielen geeigneten Stel­ len auf gemeindlichen Grund ist ein hervor­ ragender Weg. Dieses wird langfristig eine große Wirkung erzielen. In vielen Privatgärten schätzt man den Wert des Obstes. Alte Bäume wurden, wenn mög­ lich, erhalten und junge gepflanzt. Beim Blumenschmuck an den Häusern besteht noch Steigerungspotenzial. Die Kinder fühlen sich im Dorf wohl. Sie finden gute Spielmöglichkeiten und nutzen im Sommerhalbjahr intensiv den offenen Bachlauf. Eine große Errungenschaft ist der Vereins­ garten für die Jugendgruppe der Blumen­ freunde. Hier werden bereits die Kleinsten an gärtnerische Tätigkeiten herangeführt und dürfen Verantwortung übernehmen.

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GOLD Schönbrunn Stadt Wunsiedel Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge

Landrat: Dr. Karl Döhler Bürgermeister: Karl-Willi Beck Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Christian Kreipe Einwohnerzahl: 851 Gemarkungsfläche: 670 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 1 Nebenerwerbsbetriebe: 1 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 62

folgenden Jahr gewann es im gleichen Wett­ bewerb Gold auf Landesebene und eine Silbermedaille auf Bundesebene. Für Schönbrunn besteht ein Flächennut­ zungsplan mit integriertem Landschaftsplan, der seit Mai auf Druck der Schönbrunner Be­ wohner überarbeitet wird. Die Bebauung in den Neubaugebieten ist durch mehrere Plä­ ne geregelt. Es sind noch einige Baulücken vorhanden, deshalb wird auf die Ausweisung von neuen Baugebieten verzichtet und gesteigerter Wert auf die Innenentwicklung gelegt. In diesem Zuge wurde eine Gebäude­ bewertung durchgeführt. Über ein Leer­ standsmanagement wird versucht, leerste­ hende Gebäude an Interessierte abzugeben. Dies ist beispielsweise mit dem Anwesen Gonsewski hervorragend gelungen. Anhand eines, von der Stadt Wunsiedel durchgeführten großen Demografieprojek­ tes wurden die Bevölkerungszahlen für das Jahr 2030 prognostiziert. Die Zahlen zeigen, dass Schönbrunn am besten von allen Orts­ teilen abschneidet. Dazu tragen insbeson­ dere die Bemühungen um Kinder und Jugendliche bei. Mit der Anlage von Bolzund Spielplätzen, die zum Teil von den Eltern und dem Gartenbauverein selbst durchge­ führt und mitfinanziert wurden, der bedarfs­ gerechten Betreuung für Kinder ab dem voll­ endeten ersten Lebensjahr im Kindergarten in Trägerschaft der evangelischen Kirchenge­ meinde und der Bereitstellung von Hort­ plätzen für Schulkinder ist dafür eine grund­ legende Voraussetzung geschaffen worden.

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Schönbrunn ist ein Pfarrdorf im Fichtelgebir­ ge und seit 1974 Ortsteil der Stadt Wunsiedel. Gegründet wurde es um 1200, zunächst als kleine Ansiedlung um die Burg. Ältestes noch erhaltenes Bauwerk ist die Kirche, deren älteste Teile auf ca. 1400 zu datieren sind. Von 1960 bis 1970 wurde eine Feldflurberei­ nigung und von 1981 bis 1998 eine Dorfer­ neuerung durchgeführt. Im Jahr 2006 wurde das Dorf Sieger im Bezirksentscheid des Wett­ bewerbs „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“. Im darauf

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Zukunftsweisend ist die Versorgung mit Ener­ gie in Schönbrunn. Ein dezentrales Biomasse­ heizkraftwerk (2012/13 für 3,7 Mio. € gebaut) versorgt 129 Haushalte sowie einen großen Teil der Gebäude im alten Ortskern mit Fern­ wärme. Auch die Straßenbeleuchtung wird zur Energieeinsparung auf LED umgestellt. Die Stadt Wunsiedel hat außerdem ein Son­ derprogramm „Familienfreundliches Wun­ siedel“ aufgelegt. Acht Familien aus Schön­ brunn sind bereits in den Genuss von Fördermitteln gekommen, die sie in die Sanierung ihrer Gebäude investiert haben. Der sensible Umgang mit der bestehenden Bausubstanz und die Erhaltung der alten Dorfstruktur in Verbindung mit den Themen „Energie“ und „Nachhaltigkeit für alle Gene­ rationen“ sind ein Garant für die Zukunfts­ fähigkeit von Schönbrunn. Das 2011 im Ortsteil Holenbrunn errichtete Pellets-Werk, zahlreiche Photovoltaikanlagen auf den Hausdächern und 25 teilweise errich­ tete bzw. geplante Windkraftanlagen, die alle regional betrieben werden, vervollständigen den sogenannten „Wunsiedler Weg“, mit dem die Region energieautark gemacht wird. Dafür wurde 2002 der Deutsche

Nachhaltigkeitspreis verliehen. Während bayernweit über mangelhaften Breitbandan­ schluss diskutiert wird, ist hier der Breit­ bandanschluss mit 100 Mbit/s seit 2013 vorhanden. Bei der Verlegung der Nahwär­ meleitungen wurde jedem Anwesen obliga­ torisch ein Glasfaserkabel mit ins Haus verlegt. Auch im Handwerk und Gewerbe ist Schön­ brunn bestens aufgestellt. Die Brauerei Lang mit ihrem rührigen „Bräu“ beschäftigt derzeit zehn Mitarbeiter und mit dem ebenfalls als Braumeister im Betrieb tätigen Sohn ist die Nachfolge sichergestellt. Die Firma KaGo & Hammerschmidt GmbH agiert international und kreiert Erlebniswelten aus Kunstfels. Weitere Arbeitsplätze bieten die Firma Gerüstbau Klose, die Spedition Westmark und die Panzer Transport GmbH. Hinzu kom­ men noch acht kleine Betriebe und eine Rei­ he von Dienstleistern, die sich ihren Unter­ halt in Schönbrunn verdienen. Schönbrunn hat in Sachen Urlaub auf dem Lande viel zu bieten. In sieben Ferienwohnun­ gen, sechs Pensionen, Fremdenzimmern, einem Bauernhof und einem Gasthof stehen insgesamt 69 Betten zu Verfügung. Das einzige Dorfwirtshaus (Bräustüberl) ist ein wichtiger

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten Die Beziehung zur Naturlandschaft des Fich­ telgebirges prägt noch heute sehr stark das Leben in Schönbrunn. Vor allem der Obstund Gartenbauverein Schönbrunn 1922 e. V. mit seiner sehr guten Kinder- und Jugendar­ beit vermittelt mit vielen Veranstaltungen und Initiativen ein ausgeprägtes Natur- und Heimatgefühl. Nicht von ungefähr wurde er vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2013 mit dem Deutschen Naturschutzpreis für die Um­ gestaltung der Röslauaue. Eine Besonderheit im dörflichen Gemein­ schaftsleben stellt der allen offen stehende Gemeinschafts- und Kräutergarten dar, der unter der fachlichen Anleitung des Obst- und Gartenbauvereins gemeinsam gepflegt und genutzt wird, aber auch ein Ort der Gesellig­ keit ist. Insgesamt 22 Vereine und Zusammenschlüs­ se gestalten mit der evangelischen Kirchen­ gemeinde ein enorm vielfältiges und Gebor­ genheit bietendes soziales und kulturelles Leben. Von außergewöhnlicher Bandbreite ist das musikalische Angebot (Posaunenchor, Birkel Boum Brass Band, „Jazzband Schön­ brunner Spielwiese“), das durch die Konzerte des Festivals „Mitte Europa“ bereichert wird. Einen wichtigen Stellenwert im dörflichen

Leben nimmt die Traditions- und Brauch­ tumspflege ein. Sehr engagiert dabei ist auch die örtliche Brauerei, welche u. a. zahlreiche Veranstaltungen mit Musikprogramm sowie den Faschingsumzug organisiert. Wün­ schenswert ist, dass der schmucke Tanzsaal der Langbräu baldmöglichst restauriert ist und somit wenigstens einer von ehemals zwei Tanzsälen dem dörflichen Kulturleben wieder offen steht. Wiederbelebt wurde die Dorfkirchweih, welche, neben dem Mai­ baumaufstellen seit 2007 wieder einen Schwerpunkt der Traditionspflege für die Dorfjugend einnimmt. Eine sehr gute Versorgung der pflegebedürf­ tigen Bürgerinnen und Bürger ist Dank der Diakoniestation Schönbrunn-Tröstau e. V. mit rund 300 Mitgliedern gewährleistet.

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Kommunikationsort, in dem die meisten Aktivitäten der Schönbrunner geplant werden.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Schönbrunn, erstmalig um 1300 schriftlich erwähnt, entwickelte sich siedlungsge­ schichtlich zu einem „Hufeisendorf“, d. h. die Gebäude orientierten sich um einen Anger mit oberer und unterer Schwämm (Dorf­ teich). Diese Struktur mit einer idealen An­ passung an die topografische Situation ist bis heute vollständig und gut ablesbar erhalten geblieben. Die beiden Straßen Brunnen- und Burgstraße folgen mit ihrer Randbebauung dem Gelände und münden an der auf der An­ höhe weithin sichtbaren Pfarrkirche St. Peter.

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Neben der evangelischen Pfarrkirche prägt vor allem der markante Dorfbrunnen das Ortsbild von Schönbrunn. Schon im ausge­ henden 18. Jahrhundert schuf sich die dörf­ liche Gemeinschaft eine einzigartige Brun­ nenrundanlage vor allem zum Kühlen der Milch. Mehr als 200 Jahre später errichteten die Schönbrunner mit dem Dorfteich ein zweites sowohl nützliches, als auch angeneh­ mes Kleinod, das den Jüngsten zudem als Wasserabenteuerspielplatz dient. Siedlungs­ erweiterungen von 1930 bis 1970 im Süden und Westen und ab 1974 südlich der Gemein­ deverbindungsstraße (WUN 1) sind untrenn­ bare Bestandteile von Schönbrunn gewor­ den. Künftig wird der Schwerpunkt der Entwicklung auf die Innenentwicklung des Ortskerns gelegt. Flurbereinigung (1960 und 1970) sowie Dorferneuerung (von 1981 bis 1998) gaben Hilfestellungen zur Verbesserung der Arbeitsund Lebensbedingungen im Dorf. Straßen und Platzräume wurden gestaltet. „Voll Energie – Altes bewahren – Neues ge­ stalten“ dieses Leitbild setzen die Bürgerin­ nen und Bürger von Schönbrunn in die Tat um. Beispielhaft konnten viele Häuser in der

regionaltypischen Bauweise saniert und wie­ derbelebt werden. Funktionsverlust, desolate Bausubstanz und der demografische Wandel führten aber auch zu Leerständen oder zum Abriss von Gebäuden. Auch unter schwieri­ gen Rahmenbedingungen muss die charak­ teristische Ortsstruktur unbedingt erhalten werden. 2013/2014 wurden drei Häuser im alten Ortskern an junge Familien verkauft und generalsaniert. Das unterstützt die gezielte Innenentwicklung in Schönbrunn. Lobenswert ist der Umgang mit denkmalge­ schützten Gebäuden. Sechs Objekte wurden vorbildlich restauriert und saniert. Hervorzu­ heben sind die historischen Frackdachhäuser Burgstraße 6 und Burgstraße 29. Präsentiert wurden ebenso die Anwesen Brunnenstraße 24 und Brunnenstraße 32. Die Zukunft der historischen Brauerei Stammhaus Hopf (Lang-Bräu) mit Tanzsaal, Bayreuther Straße 18, bleibt weiterhin spannend. Ein Architekt ist inzwischen beauftragt, Planungen für eine umfassende Sanierung und Revitalisierung zu erstellen.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Beeindruckendes, gut gepflegtes Großgrün prägt den öffentlichen und privaten Bereich von Schönbrunn. Haus- und Hofbäume gehören im Altort fast selbstverständlich dazu. Obstbäume spielen dabei eine domi­ nante Rolle. Auch in den Gärten und

OGV liegen direkt nebeneinander. Hier kann Natur erlebt und der Umgang mit Pflanzen geübt werden. Der Außenbereich des Kinder­ gartens ist durch Pflanzmaßnahmen im Zaunbereich noch verbesserungswürdig und für Kinder noch interessanter gestaltbar. In den neueren Baugebieten ist das Niveau des Ortskerns noch nicht erreicht. Aber mit dem teilweisen Rückbau von Zäunen und der Verkehrsberuhigung durch Pflanzinseln ist auch hier schon ein Anfang gemacht.

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wegebegleitend sind sie überall zu finden. Hier tragen die Aktionen des Gartenbauver­ eins, der Obstbäume gegen Nadelbäume eintauscht und die Neubürger mit einem Obstbaum begrüßt, schon weithin sichtbar Früchte. Die Grünstreifen vor den Zäunen und die großzügigen öffentlichen Flächen lockern das Ortsbild auf und unterstreichen den dörf­ lichen Charakter. Sehr lobenswert ist, dass die Dorfgemeinschaft und der OGV die ge­ meindlichen Bereiche pflegen und offen­ sichtlich ständig nach Verbesserungen im Ort suchen. So wurde der vernachlässigte Dorfteich (Schwemm) wieder hergerichtet und ist nun ein Anziehungspunkt für Jung und Alt. Gleichzeitig erfüllt er eine wichtige Aufgabe als Feuchtbiotop für Pflanzen und Tiere. Dezenter Blumenschmuck an den Häusern, blühende Gärten und der Anbau von Obst und Gemüse zeugen von der Liebe zum Gartenbau. Hervorzuheben ist eine hervorragende Zaun­ kultur, – man findet fast ausschließlich Lattenzäune. Wo immer möglich dürfen Kletterpflanzen Mauern, Nebengebäude und selbst Haus­ wände beranken, auffallend häufig sind es Weinstöcke. Dies alles wertet den Altort auf. Gelungen und auch schon mit einem Natur­ schutzpreis ausgezeichnet ist der neue Wasserspielplatz, der in einigen Jahren gut eingewachsen sein wird. Der Kindergarten mit Freifläche und der na­ turnahe Garten für die Jugendgruppe des

5. Dorf in der Landschaft Vom Neubaugebiet führt die Randbepflan­ zung übergangslos in die Umgebung. Viele neu angepflanzte Hecken bieten mit bunten Kräuterfluren den wieder angesiedelten Fasanen und Rebhühnern Schutz vor Fein­ den. Auch entstanden durch das Zutun der Bevölkerung Fledermausbäume und weitere neue Lebensräume, unter anderem mit dem Ziel Bienen verstärkt in der Landschaft anzu­ siedeln. Durch Neupflanzungen von Obstter­ rassen sowie sibirischem Wein gestaltet sich die Landschaft abwechslungsreich. Durch einen finanziellen Zuschuss vom Bund konn­ ten Hangflächen neu begrünt sowie eine Überschwemmungsfläche zum Schutz ge­ baut werden.

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SILBER Schwärzdorf Markt Mitwitz Landkreis Kronach

Landrat: Oswald Marr Bürgermeister: Hans-Peter Laschka Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Engelbert Singhartinger Einwohnerzahl: 123 Gemarkungsfläche: 333 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 5 Nebenerwerbsbetriebe: 3 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 2

vorhanden. Davon werden acht als landwirt­ schaftliche Betriebe bewirtschaftet, fünf im Voll- und drei im Nebenerwerb. Besonders zu erwähnen sind dabei ein biologisch betriebe­ ner Demeter-Hof mit kleiner Gastwirtschaft, eine Pensionspferdehaltung und eine mobile Schafherde. Neue Wege bietet ein Landwirt mit seinem „fahrbaren Hühnerstall“ auf der grünen Wiese am Ortseingang. Des weiteren gibt es einen kleinen Handwerkbetrieb, einen Kochservice und Ferienwohnungen. Seit einigen Jahren gibt es auf dem Biohof der Familie Schäfer wieder ein Gasthaus, das den urigen Charme einer alten Dorfwirt­ schaft besitzt und dem Ort zusätzliche Lebensqualität verleiht. Den Leerstandspro­ blemen aufgrund des Strukturwandels in der Landwirtschaft konnte in Schwärzdorf in den letzten Jahren durch Umnutzungen von Nebengebäuden und den Verkauf eines Anwesens und Neunutzung in Form von Pfer­ dehaltung erfolgreich entgegengewirkt wer­ den. Die neuen Eigentümer sind bereits sehr gut in die Dorfgemeinschaft integriert. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde die bisherige Kreisstraße, die vom Landkreis neu als Umgehungsstraße gebaute wurde, zu einer dorfgerechten Ortsstraße mit ange­ passter Fahrbahn und offenen Randberei­ chen umgestaltet. Dabei wurde auf einen Gehweg verzichtet, was sich absolut positiv auf die Gestaltung und die Schaffung von naturnahen Freiflächen auswirkt.

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Das bäuerlich geprägte Schwärzdorf mit sei­ nen 123 Einwohnern gehört zur Gemeinde Mitwitz im Landkreis Kronach und liegt im Landschaftsschutzgebiet „Mitwitzer Wust­ ungen“. Der Ort hat als Mittelpunkt einen kleinen Gemeindeplatz mit idyllischem Feu­ erwehrhäuschen und einem überwiegend in Eigenleistung der Bevölkerung gestalteten Dorfgemeinschaftshaus. Der Ort, als Straßendorf angelegt, war bis in die 50er Jahre überwiegend landwirtschaft­ lich geprägt; heute sind noch 14 Hofstellen

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Die Breitbandverkabelung wurde im Zuge der Straßenbauarbeiten vorbereitet und Leerrohre bis in die einzelnen Grundstücke verlegt. Neben der gemeinsam betriebenen Photovoltaikanlage auf einem großen Scheu­ nendach ist eine weitere private Anlage ent­ standen. Für den gesamten Gemeindebereich von Mitwitz und somit auch für Schwärzdorf exis­ tieren ein Flächennutzungsplan sowie ein Landschaftsplan. Für den Bereich des nörd­ lichen Ortsausganges wurde 1993 zur De­ ckung des örtlichen Bedarfs an Bauland eine Ortsabrundungssatzung erlassen. Eine wei­ tere Baulandausweisung ist nicht beabsich­ tigt. Die Gemeinde legt Wert auf die Innerortsent­ wicklung und die Revitalisierung von leer­ stehenden Anwesen. Dies ist bereits in zwei Fällen besonders vorbildlich gelungen. Her­ vorzuheben ist auch die interkommunale Zusammenarbeit der Gemeinde mit Nach­ bargemeinden.

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2. Soziale und kulturelle Aktivitäten Mittelpunkt des sozialen und kulturellen Lebens des im Jahr 1151 erstmals urkundlich erwähnten Schwärzdorf ist das Gemeinde­ haus neben dem Feuerwehrhaus, welches eine Glocke mit Turmuhr bekrönt, die der in Schwärzdorf geborene Medizinprofessor und Krebsforscher Dr. Karl Heinrich Bauer stiftete. Diese Glocke begleitet die Bürgerschaft durch den Tag. Sie ruft bei verschiedenen Anlässen die Menschen zusammen oder for­ dert zum kurzen Innehalten auf. Sie übt eine integrative und ordnende Funktion in diesem Ort aus, der nach dem Zweiten Weltkrieg vier Jahrzehnte von der unmittelbaren Nähe des Todesstreifens geprägt war. Mittlerweile konnten die alten Verbindungen nach Thü­ ringen wieder geknüpft werden. Nicht zuletzt bereichert hin und wieder die Blaskapelle Neuhaus-Schierschnitz das kulturelle Leben des Dorfes bei Festen. Außer dem Glockenläuten zu verschiedenen Anlässen werden im Ort auch einige bemer­ kenswerte Bräuche gepflegt, wie das Eier­ essen der Feuerwehr am Ostermontag, wel­ ches ähnlich einem Heischebrauch mit dem

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Das Straßenraumbild von Schwärzdorf ist geprägt durch die fast einheitliche Giebel­ stellung der Hofhäuser zur Straße. Dabei treten durch die wohltuend gewundene Straßenführung einige Gebäude mehr in den Vordergrund und verhelfen dem inneren Raumbild so zu seiner Individualität. Die an­ genehm grünen, z. T. bunt blühenden Seiten­ bereiche lenken den Blick ab von Baudetails, die einem Zeitgeschmack folgend nicht im­ mer der regionalen Bautradition gerecht wer­ den. Aber gerade die für das Ortsbild beson­ ders wichtigen Gebäude sind geprägt durch die Besinnung auf die spezielle Bautradition der Region mit einem Mix aus Fachwerk, Putzfassaden und Schiefer an Dach und Wand sowie dunkel schimmernden Rautenfalz­ ziegeldächer. Wichtig für dieses innere und auch die Geschlossenheit des äußeren Raum­ bildes ist die Beibehaltung der typischen Hof­ strukturen mit einem meist giebelständigen Wohnhaus zur Straße und hofraumabschlie­ ßende, querstehende Scheunen. Die Scheu­ nen trennen den Hofraum vom dahinterlie­ genden traditionellen Nutz- und Obstgarten. Durch Umnutzung oder Ersatzbau wird dies in Schwärzdorf als lebenswerte Wohnraum­ lage genutzt und trägt so zum Erhalt der ursprünglichen Baustruktur bei. Die meist offenen Hofräume mit Hofbäumen und einla­ denden Vorflächen sowie die zahlreichen schön sanierten historischen Wohnhäuser zusammen mit den noch vorhandenen Holz­ scheunen prägen das Ortsbild. Weniger sen­ sibel geplante Neu- und Umbauten treten in der Gesamtheit zurück. Der Erhalt des historischen Gasthauses ist von besonderem Wert. Der Demeter-Betrieb trägt zum Erhalt der bäuerlichen Tradition im

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Sammeln der Eier durch die Wehrmänner be­ ginnt. Weiterhin ist die „Lechtstum“ zu erwäh­ nen, mit welcher an die Tradition der Lichtoder Rockenstube angeknüpft wird und welche die Frauen des Ortes zur mehreren Treffen im Jahr einlädt.

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Innenort bei. Die Ortsmitte wird markiert durch den prägnanten Glockenturm auf dem Häuschen der freiwilligen Feuerwehr. Die Aufweitung zum kleinen Dorfplatz vor dem Dorfgemeinschaftshaus mit dem schön ge­ stalteten Buswarteplatz ist als Ortsmittel­ punkt für Schwärzdorf angemessen und in seiner Lage und Umgebung angenehm gestaltet. Eine Aufgabe der Zukunft in Schwärzdorf ist der Erhalt von Gebäudestrukturen mit verän­ derten Nutzungen und dabei die Wahrung des ortstypischen Charakters sowie die Kon­ zentration auf den Innenort. Wenn sich bei dieser Zukunftsaufgabe Neubürger finden, die in die vorhandenen Strukturen passen wie die neue, landschaftspflegende „Schäfer­ familie“, ist das als Glücksfall zu werten.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Das Straßendorf hat durch den Rückbau der Kreisstraße an Lebensqualität gewonnen. Der Verzicht auf den Ausbau eines Gehweges ermöglichte die Anlage von Rasenflächen auf

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beiden Straßenseiten und ergibt ein sehr schönes dörfliches Erscheinungsbild. Die Ausführung von Schotterrasenflächen ist ökologisch sinnvoll und stellt notwendige Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Die Bepflanzung der Hausvorflächen mit Stauden, Rosen, Buchs und weiteren Sträu­ chern ist stimmig und sehr gut gediehen. Lobenswert ist in diesem Zusammenhang die funktionierende Unterhaltungspflege zu erwähnen, welche durch die jeweiligen Anlieger selbstständig durchgeführt wird. Durch die Pflanzung von unterschiedlichen Laubbaumarten entlang der Ortsdurchfahrt haben sich immer wieder sehr schöne leben­ de Torsituationen in den Einfahrtsbereichen der einzelnen Anwesen ergeben. Auch der neu gepflanzte Baum an der Ortseinfahrt wird mit der Zeit ein Baumtor ergeben, welches zur Verkehrsberuhigung bei der Einfahrt ins Dorf beiträgt.

5. Dorf in der Landschaft Schwärzdorf grenzt im Nordosten an ein Naturschutz- und FFH – Gebiet, die Föritzaue. Die Föritz, Grenzfluss zwischen Thüringen und Bayern, ist somit Bestandteil des sog. „Grünen Bandes“, das als naturnahes Band die ehemalige Grenze markiert und in dem Natur- und Landschaftsschutz Vorrang gebo­ ten werden soll. Die Landschaft außerhalb dieser Zone ist angenehm kleingliedrig strukturiert, Wald­ inseln sind in die ackerbaulich genutzte Flur ebenso eingestreut wie gut eingegrünte Teiche, teils mit reichlich Verlandungszonen und Hochstaudenfluren. Einige zusätzliche Bepflanzungen entlang von Flurwegen als

Baumreihen oder Hecken werden empfoh­ len, um die Vernetzung innerhalb der Flur zu verstärken. Zu begrüßen ist der Wiederanbau von vormals altbekannten Feldfrüchten, wie z. B. des Buchweizens. Diese Bewirtschaftung trägt sicher auch zu einer Erhöhung der Viel­ falt von Wildpflanzen und Wildtieren bei. Das Dorf selbst ist von allen Seiten einge­ grünt, damit gut in die Landschaft eingebun­ den und mit ihr vernetzt. Ein typisches Landschaftselement dieser bay­ erisch-thüringischen Grenzregion sind die sogenannten „Wustungen“. Es handelt sich dabei um eine Art Einödhöfe mit Landum­ griff in der Größenordnung zwischen sechs und acht ha, die unter früherer Herrschaft an Untergebene vergeben wurden. Interessant wäre es, die Geschichte dieser Wustungen genauer zu hinterfragen, auch woher der Name stammt. Es scheint möglicherweise ein „Alleinstellungsmerkmal“ dieser Region zu sein, das es verdient, entsprechend heraus­ gestellt zu werden. Eventuell könnte auch ein grenzüberschreitender Wanderweg für Touristen interessant sein, denn diese Wustungen sind von außerordentlichem landschaftlichem Reiz. Dazu kommt, dass die in den Jahren der deutsch-deutschen Grenze vielfach verlassenen Wustungen sich heute wieder zunehmender Beliebtheit erfreuen und teilweise wieder bewirtschaftet werden, meist mit naturnahen, kleinbäuerlichen alter­ nativen Methoden. Sie sind sehr gut einge­ grünt, verfügen teils über sehr alten Obst­ baumbestand oder über Nachpflanzungen von Streuobst mit hoher Sortenvielfalt.

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Offen und einladend wirkt der Ort durch den bewussten Verzicht auf Einfriedungen ent­ lang der Dorfstraße. Eine Entfernung der wenigen noch verbliebenen Einfriedungen entlang der Ortsdurchfahrt würde ein kom­ plett harmonisches Ortsbild ergeben. Besonders positiv sind auch einige Innenhöfe zu bewerten, welche nur auf das Nötigste befestigt sind. Der Verzicht auf eine Versiege­ lung wo immer möglich im öffentlichen wie auch häufig im privaten Bereich in Verbin­ dung mit einer sehr gelungenen Grüngestal­ tung machen Schwärzdorf zu einem Vor­ zeigebeispiel für die Dorferneuerung von kleineren Ortschaften.

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GOLD Steppach Gemeinde Pommersfelden Landkreis Bamberg

Landrat: Johann Kalb Bürgermeister: Hans Beck Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Uwe Hoff, Alexandra Klemisch Claudia Kühnel Einwohnerzahl: 937 Gemarkungsfläche: 118 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 4 Nebenerwerbsbetriebe: 9 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 30

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Steppach, an den östlichen Ausläufern des Steigerwaldes gelegen, ist mit 937 Einwoh­ nern der größte der zehn Ortsteile der Gemeinde Pommersfelden und liegt mit einem Anteil von 22  % bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren deutlich über dem landesweiten Durchschnittswert. Früher war der Kernort landwirtschaftlich geprägt, dies sieht man auch heute noch an der Gebäudestruktur. Mangels baulicher Entwicklungsmöglichkeiten und bedingt durch einen Großbrand haben vier

landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe an den westlichen Ortsrand ausgesiedelt. Am östlichen Ortsrand entwickelte sich das Gewerbegebiet „Industriestraße“, das heute voll belegt ist. Die Anzahl der Handwerks-, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe in Steppach ist mit 30 vergleichsweise hoch, wodurch auch vor Ort relativ viele Arbeits­ plätze vorhanden sind. Auch die medizi­ nische Versorgung ist durch eine Praxisfiliale im Dorf gesichert. Die Gemeinde Pommersfelden ist verkehrs­ technisch gut vernetzt. Mit der unmittelba­ ren Lage an der A3 und dem Anschluss an die B505 sowie an die A73 lassen sich die kultu­ rellen und wirtschaftlichen Zentren des Um­ landes problemlos erreichen, was insbeson­ dere für gute Arbeitsmöglichkeiten spricht. Die Großbetriebe Schaeffler und Siemens sind sogar mit eigenen Werksbussen, die vom neu errichteten Pendlerparkplatz starten, erreichbar und machen damit Steppach als Wohnstandort noch attraktiver. Dies hat auch dazu geführt, dass sich die Wohnbaugebiete seit den 1960er Jahren kontinuierlich entwickelt und somit fast zu einer Verdoppelung der Bevölkerung beige­ tragen haben. Ein neues Baugebiet, das sich an die vorhandene Bebauung organisch an­ fügt, soll in erster Linie den Bauwünschen einheimischer junger Familien dienen. Durch die im Jahr 1986 begonnene Dorfer­ neuerung wurde der Ortskern von Steppach enorm aufgewertet. Dabei wurden allein 3,8  Millionen Euro für Einzelmaßnahmen investiert. Mit der Überarbeitung und

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Fortschreibung der Flächennutzungspla­ nung mit integriertem Landschaftsplan im Jahr 2013 hat die Gemeinde Pommersfelden ihre Dörfer „fit für die Zukunft“ gemacht. 43 Photovoltaikanlagen zeugen von Inno­ vation im Bereich der erneuerbaren Energien.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Ein evangelisch geprägtes Dorf in Nachbar­ schaft eines der prunkvollsten Zeugnisse einstiger fürstbischöflicher Dominanz im Zeichen der Ökumene: so könnte man das soziale und kulturelle Leben im unweit des gräflich Schönbornschen Schlosses Pom­ mersfelden gelegenen Dorfes Steppach charakterisieren. Großen Anteil an dem gu­ ten Miteinander beider Konfessionen in Steppach hat das Pfarrerehepaar Steinbe­ cher, welches seit 2004 die evangelische Gemeinde Steppach-Pommersfelden-Lim­ bach sehr engagiert betreut und dabei vor­ bildlich mit den katholischen Nachbarkolle­ gen zusammenarbeitet. Sichtbarer Ausdruck

dessen ist nicht zuletzt der gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde Sam­ bach-Pommersfelden herausgegebene Ge­ meindebrief. Posaunenchor, Singgemeinde und ein Mädchenchor geben diese Harmonie bei der Umrahmung freudiger und trauriger kirchlicher sowie weltlicher Anlässe weiter und sind zugleich musikalisch-beredter Aus­ druck des äußerst aktiven kirchlichen Lebens im Ort. Für die Dorfgemeinschaft hat diese konfessionelle Grenzen verdrängende Zu­ sammenarbeit nachhaltig positive Auswir­ kungen. Für das überaus umfangreiche und vielge­ staltige Veranstaltungs- und Bildungsange­ bot zeichnen u.a. die mitgliederstarken Verei­ ne verantwortlich. Was die Freiwillige Feuerwehr, der Sportverein, der Obst- und Gartenbauverein, der Kirchweihverein und der Ortsverband des Bayerischen Bauernver­ bandes übers Jahr ihren Mitgliedern und der gesamten Bevölkerung anbieten, ist für ein Dorf dieser Größe herausragend und nicht zuletzt der guten Jugend- und Seniorenar­ beit in den meisten Vereinen zu verdanken. Höhepunkt der regelmäßig stattfindenden Festivitäten ist die traditionsreiche Kirchweih

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Steppach liegt an den östlichen Ausläufern des Steigerwaldes im Talraum der Reichen Ebrach. Als Haufendorf wird Steppach durch seine Ost-West verlaufende Hauptstraße ge­ teilt. Der südlich liegende Altort mit der evan­ gelischen, in barocker Bauweise errichteten, Pfarrkirche mit Kirchhof steht im Mittelpunkt. Die gewachsene Struktur des Altdorfes ist noch gut zu erkennen. Zahlreiche historische Gebäude sind im Kern erhalten. Sie erinnern an die landwirtschaftlich geprägte Vergan­ genheit. Liebevoll renovierte Häuser und In­ nenhöfe prägen den Ort und zeugen vom guten Bewusstsein für ortstypische und um­ weltfreundliche Materialien. Die Siedlungs­ entwicklung wurde ausschließlich oberhalb der Hauptstraße im nördlichen Ortsteil voll­ zogen, so dass sich der Altort als geschlosse­ nes Bild darstellt.

Historische Hofstrukturen mit stolzen Wohn­ häusern und Nebengebäuden bieten mit ih­ ren abgeschlossenen Innenbereichen gerade auch für junge Familien viele Möglichkeiten. Moderne Sanierungsmethoden, Eigenleis­ tung und gute Planung ermöglichen indivi­ duelles Wohnen und bringen so Leben in das Dorf. In Steppach ist das ländliche Leben in allen Generationen spürbar vorhanden. Das har­ monische Einpassen von Neubauten in das Ortsbild ist in einigen Beispielen gut gelun­ gen. Hervorzuheben ist der zweigeschossige Neubau der Familie Raber. Das giebelständi­ ge Haus ersetzt einen unbewohnbaren Vor­ gängerbau. Eine Naturstein-Trockenmauer grenzt das höher gelegene Grundstück vom Straßenraum ab. Der Neubau vereint moder­ ne mit traditioneller Bauweise. Der schlicht gehaltene Baukörper fügt sich besonders durch seine Proportionen hervorragend in das Gesamtensemble ein. Detailplanung,

STEPPACH

am Wochenende nach Jacobi, deren welt­ lichen Teil der Kärwaburschenverein vor über 30 Jahren aus seinem zeitweiligen Schatten­ dasein als „Wirtshauskerwa“ herausholte und für die Dorfgemeinschaft und Gäste zu einem mit traditionellen Kirchweihbräuchen und originellen eigenen Ideen bereicherten kirch­ lichen und weltlichen Erlebniswochenende für Jung und Alt ausgestaltete. Spezielle Angebote für Senioren hält nicht nur die Kirche bereit, sondern auch die VHS Bamberger Land Außenstelle Steppach.

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Material-und Farbgestaltung sind beispiel­ haft. Im Zuge der Dorferneuerung wurden auch die Randbereiche der öffentlichen Räume gestaltet. Der neue Dorfplatz ent­ stand auf Initiative der Bevölkerung, die den Platz mit Leben erfüllt. Die Umgestaltung des alten Merksplatzes zum neuen Dorfplatz, ist in einer optisch spannungsreichen, gestalte­ risch anspruchsvollen Weise rundum gelun­ gen. Beim Ausbau des Stöckleinsbaches wur­ de ein naturnaher Wasserspielplatz für Kinder gestaltet, der ohne Spielgeräte auskommt und trotzdem voll auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht. Um den Lindenbrunnen her­ um ist ein schöner Platz entstanden, der künf­ tig zum schattigen Verweilen unter einer neu gepflanzten Linde einlädt. Der evangelische Kindergarten mit seinem großzügigen Außenbereich liegt am nördlichen Rand der kontinuierlich erweiterten Siedlungsgebiete. Ein neues Siedlungsgebiet wird den Kinder­ garten umschließen. Dieser weitere Flächen­ verbrauch sollte behutsam vollzogen wer­ den. Vorzugsweise sind noch freie Bauplätze nachzuverdichten. Der alte Bahnhof an der stillgelegten Bahnstrecke mit einer zeitgemä­ ßen Nutzung als Restaurant und Gaststätte rundet das Dorf ab.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung

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Die im Jahre 1986 begonnene und 2013 ab­ geschlossene Dorferneuerung ist durchweg als sehr gelungen zu bezeichnen. Die Neuge­ staltung der Molkereigasse, der Fröschgasse und des Dorfplatzes mit allen Baum- und Randbepflanzungen, neu angelegten Rasen­ streifen sowie den gepflasterten Parkflächen mit Rasenfuge ergeben ein harmonisches Dorfbild. Auch die Renaturierungsmaßnah­ men des Stöckleinsbaches tragen ihren Teil zu dieser Entwicklung bei. Im Neubaugebiet von Steppach sind die Ein­ friedungen der Gärten mit Holzstaketenzaun, aber auch dezenten, modernen Zaunelemen­ ten positiv zu erwähnen. Weiterhin schafft die Pflanzung von Hausbäumen in vielen Vor­ gärten eine angenehme Atmosphäre. Ein

besonderes Kleinod in Steppach ist die Au­ ßenanlage des Kindergartens. Die 6.000 m² Fläche beinhaltet unter anderem einen Naschpfad, eine Wildobsthecke, einige Obst­ bäume, einen Sinnesgang sowie größere Freiflächen und lädt zu vielen Spielmöglich­ keiten und Naturerkundungen ein. Der Friedhof in Steppach ist ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität und hat deshalb auch eine Funktion als Treffpunkt erlangt. Er ist sehr schön durchgrünt und wird dem An­ spruch eines besonders wertigen Platzes gerecht. Bei zukünftigen Neupflanzungen sollte hier auf die Verwendung von Laub­ bäumen geachtet werden. Die bürgerlichen Initiativen in der Grünent­ wicklung werden in Steppach vorbildhaft gelebt. Der Obst- und Gartenbauverein hat in den letzten Jahren viele positive Gestaltun­ gen im Ort durchgeführt. Hierzu zählen unter anderem die Bepflanzung des Kreisels, des Fröschweihers, des Pendlerparkplatzes und die Dorferneuerungsmaßnahmen. Dass die Instandhaltung und Entwicklung der Grünflächen in Steppach auch nachhaltig durchgeführt wird, zeigt die Erstellung eines Jahrespflegeplanes der Dorfbewohner für die öffentlichen Grünflächen sowie eine Auf­ listung weiterer, sinnvoller Projekte für die Zukunft, welche im Laufe der Zeit verwirk­ licht werden sollen.

Die Umgebung von Steppach ist gemäß der geographischen Lage am Rande des öst­ lichen Steigerwaldes und am Talrand der Reichen Ebrach grundsätzlich von zwei Naturräumen geprägt. Den sanften Hügeln des auslaufenden Mittelgebirges stehen die flachen, weiträumigen Talwiesen der Fluss­ aue gegenüber. Steppach profitiert von bei­ den, indem es durch seine Randlage am Hang die Vorzüge beider Landschaften interessant in sein eigenes Dorfbild integriert und durch eine landschaftsverträgliche Bewirtschaf­ tungsweise diese beiden Landschafts­ elemente für die Zukunft bewahren will. Während auf dem Hügelland Ackerbau, in Senken mit Bachlauf aber auch Teichwirt­ schaft betrieben wird, ist die Ebrachaue wegen ihrer regelmäßigen Überschwem­ mungen der reinen Wiesennutzung vor­ behalten. Die im Dorfportrait angeführten Beschrei­ bungen sind Beweis für ein intensives Beschäftigen der Steppacher mit den Belan­ gen ihres Dorfes und dessen umgebende Landschaft. Sicher ist dies auch Folge des Landschaftsplans, der 2013 neu überarbeitet wurde. Der Analyse kann nur zugestimmt werden, wenn dort eine insgesamt gute Eingrünung des Ortes festgestellt und gleich­ zeitig auch auf angestrebte Verbesserungen hingewiesen wird. Besonders hervorzuheben sind die Projekt­ pläne, die für die kommenden Jahre den Bedarf an weiteren Eingrünungsmaßnahmen vorsehen, wie z. B. die Bepflanzung des Sport­ platzgeländes mit Baum- oder Strauchreihen entlang des Weges. Dies würde das Dorfinne­ re mit der Bepflanzung an den Tennisplätzen verbinden und so die ökologisch notwen­ digen grünen Vernetzungsbänder vom Dorf in die Landschaft weiter ergänzen, von denen es in Steppach einige gibt. Die insgesamt gute Durchgrünung des bewirtschafteten Ackerlandes könnte noch verbessert werden. Einige Böschungen in der Feldflur bieten die Möglichkeit der Bepflan­ zung mit Baumreihen oder Heckenstruktu­ ren. Dadurch würde eine weitere sinnvolle Vernetzung der Feldflur mit extensiv

genutzten Landschaftselementen sowohl für die Ökologie als auch für ein angenehmes Landschaftsbild erreicht. Die Pflanzung einer Nussbaumreihe auf einer Böschung ist ein solcher lobenswerter Beitrag, ebenso die neu angelegte Streuobstwiese des Obst- und Gar­ tenbauvereins. Als besondere Strukturen bereichern die hier vorkommenden Fischtei­ che die Feldflur. Sie weisen teilweise typische Verlandungszonen und randständige Hoch­ staudenfluren auf. Der am Ortsrand gelegene Friedhof kann als weiteres wichtiges und gestaltendes Land­ schaftselement genannt werden, das mit sei­ ner großartigen alten Baumkulisse sicher einer Vielzahl von Tierarten wie Fledermäu­ sen Lebens- oder Nahrungsraum bietet. Die großzügigen Wiesenflächen des Grundes werden mit Hilfe des KULAP – Programms extensiv bewirtschaftet und dadurch in ihrer bestehenden Substanz erhalten. Um das Vor­ kommen von Bekassine, Wiesenweihe oder dem Großen Brachvogel zu gewährleisten bzw. den Bestand zu stabilisieren, sind diese extensiven Kulturmaßnahmen nötig. Dass diese akzeptiert und ganz bewusst auf­ genommen werden, beweist der Stolz der Steppacher u. a. auf ihr seit Jahren treues Storchenpaar – Ausdruck einer im Sinne der Natur richtigen Bewirtschaftung der Tal­ wiesen.

STEPPACH

5. Dorf in der Landschaft

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TRABELSDORF

SILBER Trabelsdorf Gemeinde Lisberg Landkreis Bamberg

Landrat: Johann Kalb Bürgermeister: Michael Bergrab Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Uwe Hoff, Alexandra Klemisch Claudia Kühnel Einwohnerzahl: 827 Gemarkungsfläche: 351 ha Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 3 Nebenerwerbsbetriebe: 2 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 24

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Trabelsdorf, ehemals ein ritterschaftlicher Ort, dann bis 1978 eine selbständige Gemeinde, ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Lisberg. Die Gemeinde liegt im westlichen Landkreis Bamberg nahe der Be­ zirksgrenze zwischen Ober- und Unterfran­ ken und ist das nördliche Tor zum Natur­park Steigerwald. Der Sitz der Verwaltungsge­ meinschaft Lisberg befindet sich im Schloss Trabelsdorf. Dort ist auch die örtliche Arzt­ praxis unter­gebracht. Über die Städtebauförderung wurden „links

der Hauptstraße“ 2010 der Schlossplatz und angrenzende Straßenzüge vorbildlich gestal­ tet. Bereits vorher wurde eine Dorferneue­ rung „rechts der Hauptstraße“ durchgeführt, bei der vor allem das Thema Wasser und der Ausbau von Ortsstraßen und Wegen im Mit­ telpunkt standen. Hier gibt es für die Zukunft noch Bedarf für gestalterische und pflanz­ liche Nachbesserungen. Obwohl die Baugebiete fast voll belegt sind, sollen keine weiteren ausgewiesen werden. Die Gemeinde legt Wert auf die Innenent­ wicklung und die Nutzung von Baulücken. Der Ankauf der alten Brauerei neben dem Schloss durch die Gemeinde zeugt von städte­ baulichem Weitblick der politisch Verant­ wortlichen. Im Gebäude sind heute die ObstKelterei des Obst- und Gartenbauvereins, der Jugendraum und Teile des Bauhofes unter­ gebracht. Das Gebäude der ehemaligen Abfüllanlage wird durch einen Handwerks­ betrieb genutzt. Trabelsdorf liegt an der Staatsstraße 2276 zwischen den Autobahnen A3 und A70. Für die Auspendler sind qualifizierte Arbeitsplät­ ze in Bamberg gut zu erreichen. Auch vor Ort gibt es ca. 24 Betriebe in den Bereichen Hand­ werk, Industrie, Handel und Dienstleistun­ gen. Die Landwirtschaft unterliegt dem Strukturwandel, jedoch haben in diesem Wirtschaftszweig der Obstbaubetrieb Gräb und die Gärtnerei Klein die Zeichen der Zeit erkannt. Neben der günstigen Verkehrsanbindung auch an das Radfernwanderwegnetz, ist dies vor allem dem Ideenreichtum und der Inno­ vationsfreudigkeit der Trabelsdorfer selbst zu

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verdanken. Beispiele dafür sind der Land­ gasthof „Altes Kurhaus“ mit Hotelbetrieb, die Fischzucht der Familie Grimmer und der Obstbaubetrieb der Familie Gräb mit seiner beeindruckenden Kulturenvielfalt. Einen wichtigen Wirtschaftsfaktor stellt auch der Tourismus dar. Die Anbindung an über­ örtliche Radwege, der Naturbadesee mit Wasserspielplatz, der Schlosspark mit ge­ plantem Generationenspielplatz und die Hotelgaststätte „Altes Kurhaus“ mit dem an­ gegliederten naturnahen Fischereibetrieb bieten hervorragende Voraussetzungen für eine weitere Steigerung der Besucherzahlen. Die abwechslungsreiche Landschaft mit dem großflächigen Teichgebiet neben der Aurach, den Hecken und wildbelassenen Uferstreifen lädt zum Wandern und Naturerleben ein.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Das bereits in vorreformatorischer Zeit beim Bischof von Würzburg in Ungnade gefallene einst ritterschaftlich geprägte Trabelsdorf

bildet mit dem Nachbarort Walsdorf eine evangelische Enklave im sonst mehrheitlich katholischen Aurachtal südwestlich von Bam­ berg. In diesem historischen Zusammenhang steht die Geschichte der einst blühenden jüdischen Gemeinde von Trabelsdorf, die erst durch die nationalsozialistische Verfolgung gewaltsam ausgelöscht wurde. Geblieben ist lediglich das Gebäude der ehemaligen Syna­ goge und noch lebendige Erinnerungen bei den älteren Ortsbewohnern, die teilweise ein erfreulich ausgeprägtes Geschichtsbewusst­ sein und großes Interesse an den historischen Ereignissen erkennen lassen. Daher ist zu wünschen, dass es bald gelingt, die bisher nur in verschiedenen Gesamt­ darstellungen zur Geschichte der jüdischen Gemeinden in Oberfranken und Bayern be­ leuchtete Geschichte der jüdischen Gemein­ de und des gesamten Ortes in einer Mono­ grafie wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Neben der jüdischen Geschichte und der Kir­ chengeschichte ist jene des Schlosses und seiner Besitzer nicht nur für den Ort, sondern auch für die Region sehr bedeutsam wie die Familie der Marschalk von Ostheim und deren Vorgänger, die Freiherrn von Münster,

TRABELSDORF

welche die Reformation in Trabelsdorf ein­ führten. Ein solches historiografisches Projekt würde nicht zuletzt die lokale Identität der Dorfbevölkerung zusätzlich stärken und den ansonsten im kulturellen und sozialen Bereich gut situierten Ort noch nachhaltiger voran bringen. Das kulturelle Angebot ist relativ breit und sehr reichhaltig. So lässt das Musikangebot für Jung und Alt kaum Wünsche offen. Kirchenkonzerte, klassische Konzerte, Wirts­ haussingen sowie „Rock am Schloss“ zeigen, dass im Ort musikalisch fast alles machbar ist und auf Publikumsinteresse stößt, nicht nur bei den Einheimischen. Sieben Vereine sor­ gen übers Jahr für ein breites Angebot. Der Ortskulturring koordiniert die vielseitigen Aktivitäten. So hat sich Trabelsdorf auch zu einem familienfreundlichen, attraktiven Wohn­ ort und zu einem der attraktivsten Touris­ tenanziehungspunkte im Landkreis Bamberg entwickelt.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Trabelsdorf hat 827 Einwohner und liegt auf 289 m am östlichen Rand des Steigerwaldes. Das Dorf schmiegt sich südlich an die Aurach und wird dort durch einen großen Weiher begrenzt. Im Mittelpunkt steht das um 1700 gebaute und aufwendig sanierte Schloss Trabelsdorf. Heute beherbergt es die Verwal­ tungsgemeinschaft Lisberg. Das Schloss mit der gelungenen Neugestaltung des Schloss­ platzes ist der Blickfang des Dorfes und zugleich das bedeutendste Gebäude. Zum Schloss gehört ein großer Schlosspark. Dieser wurde ursprünglich im englischen Stil geplant. Lobenswert ist, dass es die Bestre­ bungen gibt, den Park wieder nach altem Vorbild zu gestalten. Schloss, Schossplatz und Park bilden dann wieder eine Einheit. Das ehemalige Brauhaus unmittelbar in der Nähe des Schlosses ist ein weiteres ortsbild­ prägendes Gebäude. Das unsanierte Gebäu­ de wird unter anderem vom Bauhof genutzt. Dort, wo früher die Sudkessel standen, be­ treibt der Obst-und Gartenbauverein eine

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Kelterei. Im Obergeschoss befindet sich ein Jugendraum. Diese Zwischennutzungen sind gut geeignet, um die Wertschätzung für die­ ses Gebäude zu fördern. Der Kauf des Brauhauses durch die Gemein­ de war eine wichtige Entscheidung für die Zukunft und den Erhalt des Gebäudes. Die Wichtigkeit wurde erkannt. Nun ist es daran ein gesamtes Nutzungs- und Sanierungs­ konzept zu entwickeln und umzusetzen. Insgesamt hat Trabelsdorf nicht nur eine gut erhaltene, sondern auch hervorragend sa­ nierte historische Bausubstanz. Unterstützt wird dies durch das gemeinsame Wirken der Städtebauförderung und der Dorferneue­ rung. Das Pfarrhaus, das Münchhaus und das ehemalige Anwesen für Bedienstete des Schlosses, heute die Sparkasse, sind beispiel­ haft. Es gibt nur wenige leerstehende Häuser, was von einem gut funktionierenden Leerstandsmanagement zeugt. Nicht zu vergessen ist die Kirche mit ihrer Rokoko-Ausstattung und der renovierten Orgel. Die im Volksmund „Hollergasse“ genannte Von-Ostheim-Straße mit dem Ortsbrunnen zeugt von einer ländlich geprägten Vergangenheit. Eine

ehemalige Viehtränke ist mit einem offenen Wasserlauf in einen Grünstreifen eingebettet. Die einfache Ausführung erinnert an ihren Ursprung. Viele Bauernhöfe wurden durch Neubauten in der Nachkriegszeit ersetzt. Diese Bauten gehören ebenfalls zur Ge­ schichte Trabelsdorfs und fügen sich heute wie selbstverständlich in das Straßenbild ein. Etwas mehr Schmuck an den Gebäuden und eine einheitlichere Gestaltung der Zäune würden das Erscheinungsbild der Holler­ gasse noch heben. Die Straße „Kirchblick“ ist mit Kopfsteinpflas­ ter gestalterisch ein gelungenes Beispiel und bietet nun einen schönen Blick auf die Kirche. Auch die Weiherer-Straße wurde mit Hilfe der Dorferneuerung verbessert und dadurch der Gebäudebestand aufgewertet. Ein Augen­ merk sollte auf die dorfgerechte Fenster­ gestaltung nach Größe, Material und Propor­ tion gelegt werden. Der südlich gelegene Inselweiher macht Trabelsdorf zu einem einzigartigen natur­ nahen Dorf mit großem Erholungswert. Am Ufer wurde ein einfacher Aussichtsturm in Form eines Baumhauses errichtet um die Artenvielfalt der Vogelwelt beobachten zu können. Die Konstruktion aus Rundholz fügt sich hervorragend in die Natur ein. Unmittel­ bar in der Nähe eines neu gestalteten Bade­ sees am Rande des Weihers ist ein kleiner Radler- und Rastpavillon mit Sanitäranlage geplant. Das einfach und zweckmäßig ent­ worfene Gebäude soll von den badenden Gästen genutzt werden können.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung

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Die Maßnahmen im Zuge der Städtebauför­ derung und Dorferneuerung haben Trabels­ dorf stark nach vorne gebracht. Öffentliche Flächen wurden ansprechend gestaltet und viel neues Großgrün gepflanzt. Die neu ge­ setzten Bäume im Schlosshof werden erst in einigen Jahrzehnten voll zur Geltung kom­ men. Sie brauchen aber für eine gute Ent­ wicklung noch viel Pflege. Vom alten Baum­ paar vor dem Portal musste leider bereits

TRABELSDORF

einer gerodet werden, der zweite steht kurz davor. Jetzt wäre es an der Zeit, zwei junge Bäume zu pflanzen, um den Eingangsbereich in Zukunft wieder angemessen zu betonen. Der Von-Münster-Platz wurde mit Mitteln der Städtebauförderung einladend begrünt. Das angrenzende Pfarrhaus mit seinen Bäumen und Sträuchern wirkt gestalterisch hervor­ ragend in diesen Platz hinein. In der Weiherer Straße sind schöne Gärten und Pflanzstreifen, die Vorbildcharakter für besitzen. Das angrenzende Kirchengrund­ stück ist eine grüne Insel im Ort. Der Anbau von Gemüse in kleinen Parzellen durch Dorf­ bewohner ohne eigenen Grund vermittelt den Charakter eines Gemeinschaftsgartens. Die Umrandung mit einem Lattenzaun ist beispielgebend für private Gärten. Der Friedhof hat einen wunderbaren alten Laubbaumbestand. Es war eine weise Ent­ scheidung, auch im Erweiterungsbereich großkronige Bäume zu pflanzen. Es sollte überlegt werden, wie das abrupte Ende der Dorferneuerungsmaßnahmen in der VonOstheim-Straße, Abzweigung Kirchblick, mit gemeindeeigenen Mitteln harmonisch wei­ tergeführt werden kann. Die Seenlandschaft und die Nutzung der Gewässer am Rande des Ortes sind einmalig. Der wassergebundene Rundweg mit dem Beobachtungsturm bietet Naturerlebnis pur. Zusammen mit den geplanten Verbesserun­ gen im Schlosspark wird das in Zukunft noch mehr Besucher nach Trabelsdorf führen.

5. Dorf in der Landschaft In Trabelsdorf stehen ca. 1.000 Obstbäume, auch das Umland ist von Streuobstwiesen geprägt. Daher auch der Name: „Das Apfel­ dorf Trabelsdorf“. In der Landschaft sieht man viele Baumreihen. Zusammen mit einer Ver­ netzung von Heckenstreifen und dem stehen gelassenen Totholz finden hier Kleintiere, Vögel, Reptilien, Insekten, Spinnentiere, Pilze und vieles mehr einen angenehmen Lebens­ raum. Entlang der Wanderwege im Umland laden Sitzbänke zu einer Rast ein, um den schönen Ausblick zu genießen. Um einen Teich bietet ein breiter Schilfgürtel – was als eine Besonderheit herausgestellt werden muss – einen besonderen Schutz. Das Umland ist als Landschaftsschutzgebiet aus­ gewiesen und Bestandteil eines Flora-FaunaHabitat.

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TÜSCHNITZ

BRONZE Tüschnitz Markt Küps Landkreis Kronach

Landrat: Oswald Marr Bürgermeister: Herbert Schneider Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Engelbert Singhartinger Einwohnerzahl: 804 Gemarkungsfläche: 237 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 2 Nebenerwerbsbetriebe: 1 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 2

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Tüschnitz, ein Ortsteil des Marktes Küps im Landkreis Kronach, hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Das früher land­ wirtschaftlich geprägte Dorf ist heute ein moderner Wohnstandort. Insbesondere der neu gestaltete Schlossplatz im Ortskern sowie die großen Neubaugebiete prägen heute das Ortsbild. Lediglich die Bahn trennt Tüschnitz vom Hauptort Küps. Hier finden sich neben den öffentlichen und kirchlichen Einrichtungen auch Einkaufsmöglichkeiten. Im Ort selbst

gibt es außer einem Bauunternehmen und einem Korbwarenhandel nur noch wenige Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich, weshalb Tüschnitz eine hohe Pendlerquote hat. In Tüschnitz bestehen noch zwei land­ wirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe, die sich auf die Milchviehhaltung spezialisiert haben. Tüschnitz ist mit der B303 im Norden und der B173 im Süden gut erreichbar. Auch der naheliegende Bahnhof in Küps ermöglicht die schnelle Anbindung an die umliegenden Städte. Im Rahmen der Dorferneuerung wurden in Arbeitskreisen und durch intensives Engage­ ment der Tüschnitzer Konzepte erarbeitet und Planungen entwickelt. Zahlreiche Maß­ nahmen wie Hochwasserschutz, Bachrenatu­ rierung, Neugestaltung von Ortsstraßen und vor allem die Gestaltung des Schlossplatzes mit der ruinenhaften Darstellung der ehema­ ligen Niederungsburg wurden umgesetzt. Die überaus engagierte Dorfgemeinschaft „Tüschnitz aktiv“ erbrachte viele unentgelt­ liche Leistungen, wodurch wesentlich mehr realisiert werden konnte als mit öffentlichen Mitteln allein zu finanzieren gewesen wäre. Mit hoher Eigenleistung entstanden die Erweiterung des Mehrzweckhauses, die ökumenische Kapelle und der Backofen. Mit den Neubaugebieten ist die Bevölkerung in Tüschnitz gewachsen. Allerdings hat diese Entwicklung zu einer Überalterung der Bewohner im Altort geführt. Für die weitere Entwicklung sollte deshalb der gemeindliche Fokus verstärkt auf die Innenentwicklung von Tüschnitz gelegt werden.

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2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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Dass der Ortsteil Tüschnitz wie zahlreiche weitere heute zum Markt Küps gehörende Dörfer einst Sitz adeliger Familien war, liegt in der Nähe zur Rodach begründet, die in frühe­ rer Zeit ein wichtiger Transportweg war. Archäologische Grabungen, die zwischen 1992 und 1994 im Ortskern von Tüschnitz um die sog. Niederungsburg durchgeführt wur­ den, machten eindrucksvolle Zeugnisse einer spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Klein­ adelsburg sichtbar und weckten auch bei vie­ len Tüschnitzern ein verstärktes Geschichts­ bewusstsein. Durch die Dorfgemeinschaft konnten in den letzten Jahren verschiedene Aktivitäten gestartet werden, die das Interesse an der Geschichte des einst von der Landwirtschaft und Hausindustrie geprägten Frankenwald­ dorfes weckten und damit die örtliche Identi­ tät spürbar stärkten. So wurde zur 725-JahrFeier im Jahr 2013 eine Häuserchronik erstellt, die wichtige Informationen über das dörf­ liche Leben auch für künftige Generationen bewahrt. Im Zuge der Dorferneuerung konnte durch

die Errichtung einer ökumenischen Kapelle im Ortskern das Fehlen einer Kirche zumin­ dest insoweit kompensiert werden, dass im Dorf für Christen beider Konfessionen die Möglichkeit zur Abhaltung von Taufen und kleinen Gottesdiensten ein Ort geschaffen wurde, der eben auch die dörfliche Identität stärkt. Zu wünschen wäre, dass es der Gemeinschaft Tüschnitzer Vereine gelingt, das Gasthaus nach seiner Renovierung wieder zu einem Mittelpunkt des sozialen Lebens im Ort zu machen.

Dies ist besonders deshalb wichtig, weil Tüschnitz in den letzten Jahrzehnten bevöl­ kerungsmäßig sehr stark gewachsen ist und sich parallel dazu Infrastrukturen und öffent­ liche Einrichtungen entwickelt haben, die die dörfliche Identität nur bedingt bewahren. So wurde in einer beispielgebenden Gemein­ schaftsaktion das Mehrzweckhaus renoviert und erweitert. Dort wurden auch die Bewir­ tungsmöglichkeiten verbessert, doch sollten angesichts der noch vorhandenen Alternati­ ve die Vorzüge eines echten Gast- bzw. Wirts­ hauses für das Dorfleben nicht aus dem Blick geraten. Diesen Aspekt gilt es auch bezüglich des „Siedlerheims“ im Auge zu behalten. Dass den Vereinen viel an der guten Dorf­ gemeinschaft gelegen ist, zeigen erfreulich viele Initiativen, die oft sogar über den vermeintlich eigentlichen Vereinszweck hin­ ausgehen. Gut gelingt in Tüschnitz die Integra­tion von Neubürgern, auch mit Migra­ tionshintergrund. Hier leistet u.a. der äußerst aktive und gut geführte TTC vorbildliche Arbeit. Besonders erwähnenswert aus dem Tüschnitzer Vereinsleben sind die guten internationalen Kontakte der Freiwilligen Feuerwehr zu ihren Kollegen in der Küpser Partnergemeinde Plouay.

Die Besiedlung von Tüschnitz geht bereits bis ins frühe 14. Jahrhundert zurück. Im Rahmen einer zweijährigen Grabungskampagne des Landesamtes für Denkmalpflege konnten Reste einer im 30-jährigen Krieg zerstörten Niederungsburg mit Wassergraben gefun­ den werden. Um diese gruppierten sich meh­ rere historische Höfe, z. B. der ehemalige Öko­ nomiehof, zahlreiche Solde und Güter. Von dieser ursprünglichen Siedlungsanlage sind nur wenige Baulichkeiten erhalten geblie­ ben, zum Teil stark baulich überformt. Die Maßnahmen der Dorferneuerung von 1993 bis 2014 haben dazu beigetragen, den historischen Ortskern vor Hochwasser zu schützen und den Straßen- und Platzräumen eine neue Gestalt zu geben. Schlossring, Beikheimer Weg und die Straße zur Hall sind funktionell und gestalterisch aufgewertet worden. Viele große Asphaltflächen wurden zurückgenommen und Barrierefreiheit im Umfeld von öffentlichen Gebäuden hergestellt. Das ehemalige Pächterhaus bzw. Ökonomie­ haus des alten Schlosses, heute „Pächter­ haus“, dient als kommunales Mehrfamilien­ haus für die Gemeinde und beherbergt fünf Sozialwohnungen. Es wurde 1993/94 in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege umfassend und vorbildlich saniert. Auch die Anwesen Schlossring Nr. 9 und Nr. 7 sind hervorzuheben, ehemals land­ wirtschaftliche Anwesen, die zum alten Schlossgut gehörten.

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3. Baugestaltung und Bauentwicklung

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Die Kommune setzt für die nächsten Jahre auf eine verstärkte Innenentwicklung, d. h. sie will entsprechende Baulücken schließen und Ortsabrundungen anstreben.

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Unter Bewahrung der historischen Elemente wurden sie von ihren Eigentümern beispiel­ haft saniert. Die sehr aktive Dorfgemeinschaft hat mit dem Bau einer ökumenischen Friedenskapel­ le, der Sanierung und Erweiterung ihres Gemeinschaftshauses und dem Bau eines Backhauses die Ortsmitte von Tüschnitz her­ vorragend belebt. Gestalterische Defizite an den Baumaßnahmen hätten durch eine fach­ liche Bauberatung vermieden werden können. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind umfangrei­ che neue Baugebiete entstanden. Während in den älteren Siedlungsgebieten noch eine einheitliche Gebäudegestaltung mit typi­ schen Gestaltungselementen der jeweiligen Bauzeit zu finden sind und gemeinschaft­ liche Einrichtungen wie ein Siedlervereins­ haus das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner sicherten, sind in den neuen Bau­ gebieten alle Gestaltungsmöglichkeiten offen. Hier wäre es sinnvoll, von Seiten der Kommune Hilfen für Bauherren in Form von Beratung oder einer Gestaltungsfibel anzu­ bieten. Fußwegeverbindungen sichern die Anbindung an den Altort.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung In Tüschnitz ist im Zuge der Dorferneuerung ein gelungenes, begrüntes Ortszentrum ent­ standen. Der schon gut gewachsene Baumbestand um den Festplatz wurde in den letzten Jahren durch weitere Laubbäume entlang des Schlossrings und Apfelhochstämme im Be­ reich Kapelle und Backofen ergänzt. Hierfür verdienen die Mitglieder des Obst- und Gar­ tenbauvereins großes Lob. Sie haben die Bäume nicht nur gepflanzt, sondern sie pfle­ gen diese auch, einschließlich der dort an­ gelegten Blumenbeete. Prägende Bäume des Altortes sind immer noch Eichen. Die großen Exemplare sollten, wenn möglich, durch umsichtige Sanierung für nachfolgende Generationen erhalten werden. Die Anpflanzung einer Eichenbaumreihe ent­ lang der Straße nach Schmölz durch den OGV ist auch hinsichtlich der örtlichen Tradition mit dieser Baumart äußerst lobenswert. Sehr wohltuend ist der weitgehende Verzicht auf Zäune im Neubaugebiet Herrnberg und die teilweise gute Begrünung. Leider wurden dort aber auch viel zu oft Grundstücke mit

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Thuja umrandet und weitere Koniferen in den Gärten gepflanzt. Hier muss noch große Überzeugungsarbeit geleistet werden, um zurück zu einer fränkischen Gartenkultur zu kommen. In älteren Baugebieten, wie im Bereich Sand­ straße / Geranienweg, wurden alte Nadel­ gehölze bereits gefällt. Nun ist dort in den Gärten viel Platz für Obstbaumpflanzungen, Sträucher und Blumen. Mit guter Beratung, auch hinsichtlich der Zaunkultur, sind dort durch das Grün grundlegende optische Ver­ besserungen möglich. Der Kinderspielplatz neben der Niederungs­ burg ist eine Augenweide. Dort kann auch das Element Wasser zum Spielen genutzt werden. Der schon gut eingewachsene Weidentunnel mit dem Barfußpfad verdient höchste Anerkennung.

5. Dorf in der Landschaft Wer nach Tüschnitz kommt, sieht von der Ferne ein schön eingegrüntes Dorf in einer von Hügeln durchzogenen Landschaft. Dank der vorsichtigen Bauweise bei der Errichtung von Gebäuden im Neubaugebiet durften viele große alte Bäume stehenbleiben, was dem Erscheinungsbild der Ortschaft sehr zu Gute kommt. Eine alte Sandgrube dient jetzt als Biotop für seltene Tiere, im Zuge der Dorferneuerung wurde als Überschwem­ mungsschutz ein Damm gebaut, der jetzt als Biotop fungiert. Heckenbestandene Wege und kleinere Grüninseln, die Kleintieren Schutz und Erholung bieten, führen vom Dorf in die Landschaft hinaus. Das nähere Umland wird landwirtschaftlich genutzt. Die teilweise recht großen Flächen könnten hier und da durch Einzelpflanzungen und Heckenstreifen längs der Flurbereinigungswege aufgewertet werden.

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WEIGELSHOFEN

SILBER Weigelshofen Markt Eggolsheim Landkreis Forchheim

Landrat: Dr. Hermann Ulm Bürgermeister: Claus Schwarzmann Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Johannes Mohr Einwohnerzahl: 369 Gemarkungsfläche: 403 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 0 Nebenerwerbsbetriebe: 5 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 19

befindet sich im Hauptort Eggolsheim, der auch über einen Fahrradweg sicher und schnell erreicht werden kann. Zusätzlich ist Weigelshofen in das Linienbusnetz des öffentlichen Personennahverkehrs integriert. Aktuell gibt es in Weigelshofen beachtliche 19 Gewerbebetriebe, welche 37 Arbeits­plätze bieten. Neben einer überregional bekannten Brauereigaststätte, die seit 1995 nur noch mit Zutaten aus biologischem Anbau ihr Bier braut, gibt es noch mehrere Brennereien, eine Imkerei, einen Friseursalon, eine Zinn­ gießerei, einen Steinmetzbetrieb, eine Drechslerei sowie weitere Dienstleistungsbe­ triebe bis hin zu einem Tonstudio. Neben dem komfortablen Gästehaus des Brauereig­ asthofs gibt es einige private Gästezimmer. Dieses Angebot wird das ganze Jahr hindurch gut angenommen. Kindergarten und Kinder­ krippe sowie Schule befinden sich im benachbarten Eggolsheim. Der landwirtschaftlich geprägte Ort hat meh­ rere Erweiterungen durch Siedlungsgebiete erfahren. Die Belebung des Ortskerns steht heute wieder stärker im Fokus. Die Leerstän­ de im Ort wurden erfasst und auf einer Info­ plattform bekannt gemacht. Mittlerweile können bereits Erfolge verbucht werden: Mit außergewöhnlicher Liebe zum Detail wurde beispielsweise ein altes leerstehendes und baufälliges Fachwerkhaus saniert und wieder belebt. Der Bauherr bewohnt mit seiner Familie das Wohngebäude und hat gleich­ zeitig seine Drechslerei mit integriert.

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Weigelshofen, ein typisch fränkisches Hau­ fendorf, ist eine von zwölf Ortschaften des Marktes Eggolsheim und liegt am Rande der Fränkischen Schweiz. Das Dorf mit seinen 369 Einwohnern ist gut an das überregionale Verkehrsstraßennetz angebunden. Die BAB A73 ist in nur wenigen Minuten über die Auf­ fahrten Forchheim Nord und Buttenheim erreichbar. Das Ballungszentrum Nürnberg/ Erlangen in ca. 30 Minuten sowie Bamberg in ca. 15 Minuten Entfernung bieten für Pendler gut erreichbare Arbeitsplätze. Ein Bahnhof

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Auch der Um- und Ausbau eines leerstehen­ den Wohnhauses mit Scheune und Nebenge­ bäude in der Ortsmitte, das nun einen Stein­ metzbetrieb beherbergt, ist Beispiel einer erfolgreichen Revitalisierung. Zur Neugestaltung der Ortsdurchfahrt sowie für einen ökologischen Gewässerausbau im Ort wurden bereits Pläne entwickelt, die auch demnächst umgesetzt werden. Viele Haushalte in Weigelshofen setzen auf regenerative Energien, vor allem auf Holz aus dem eigenen bzw. gemeindlichen Wald. Die Nutzung von Solarenergie wurde in den letz­ ten Jahren sukzessive ausgebaut.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

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In einer Schenkungsurkunde von 1007 er­ wähnt könnte das am Westrand der Fränki­ schen Schweiz gelegene Weigelshofen einst ein Adelssitz gewesen sein. Mehrere Brand­ katastrophen im Laufe der Geschichte haben möglicherweise diesbezügliche Spuren aus­ gelöscht. Erst 1950 konnte der Wunsch nach

einem eigenen Gotteshaus erfüllt werden. So weist Weigelshofen die Besonderheit auf, dass Gasthaus und Brauerei älter sind als die Kirche im Dorf. Sie bildet mit der ehemaligen Schule den Dorfmittelpunkt. 1987 erfolgte schließlich die feierliche Gründung der Filial­ kirchenstiftung St. Georg. Auch ein Friedhof wurde im Ort angelegt. Für das soziale und kulturelle dörfliche Leben war dies ein bis heute nachwirkender Impuls, weil das Dorf dadurch einen wichtigen Mit­ telpunkt und ein Identifikationszentrum erhielt, das verschiedene Wirkungsfelder erfasst, wenngleich Wortgottesdienste und Andachten aufgrund der Personalsituation im Bistum Bamberg überwiegend von sehr engagierten Laien gehalten werden. Nicht hoch genug für das dörfliche Zusammen­ leben zu bewerten ist die Tatsache, dass die kirchlichen Feste wie Ostern und Weihnach­ ten mit den damit verbundenen Bräuchen im Ort selbst auch kirchlich gefeiert werden kön­ nen und bis in den weltlichen Bereich hinein eine eigene Dynamik entfalten (Weihnachts­ krippe, Osterbrunnen). So entstand die„Weigelshüfner Bloos­musigg“, welche kirchliche und weltliche Feste

WEIGELSHOFEN

umrahmt. Selbst die Gründung des Sportver­ eins DJK Weigelshofen kann man als aus die­ ser Dynamik entwachsen ansehen. Erfreulich, dass der Verein seit 2011 wieder im Jugend­ bereich aktiv ist. Neben dem Sportverein sind als Aktivposten des dörflichen Lebens noch die Freiwillige Feuerwehr, der Obst- und Gartenbauverein sowie der Theaterverein Eggerbachbühne zu nennen, der die unmit­ telbar nach dem Zweiten Weltkrieg begon­ nene Tradition des Theaterspielens 1994 wie­ der beleben konnte, sich seitdem intensiv der fränkischen Mundart- und Brauchtumspflege widmet und mit den regelmäßigen Theater­ aufführungen in der Brauerei Pfister auch über Weigelshofen hinaus schon viel Beach­ tung findet. Es herrscht ein ausgeprägtes Geschichtsbe­ wusstsein und Bemühen um Geschichtsver­ mittlung. So gibt es eine mehr als 430 Seiten umfassende Ortschronik von Benno Ochs, welche die Gemeinde Eggolsheim im Eigen­ verlag herausgebracht hat.

Geländer verzichtet und ist offenbar damit zu Recht gekommen. Bei der beabsichtigten Neugestaltung sollte das unkomplizierte Leben mit dem Bach ohne Barrieren beibe­ halten werden und das Wasser wo möglich zugänglicher gestaltet werden. Er bietet das wichtigste Gestaltungspotenzial für den Straßenraum, der durchaus auch mehr Grün vertragen würde. Die öffentlichen Räume sind das verbinden­ de Element und Gemeinschaftsraum des Dorfes. Es ist schön und angenehm zu spü­ ren, wie sich alle historischen Hofstellen zu diesem gemeinsamen Raum öffnen. Die Weigelshofener sind sich ihrer besonderen Bau­tradition bewusst, wie die Auseinander­ setzung mit der Bauentwicklungsgeschichte zeigt. Deshalb ist es besonders hervorzuheben, dass örtliche und teilweise neu etablierte Handwerksbetriebe diese Bautradition bele­ ben und pflegen helfen. Dass ein hinzuge­ zogener Steinmetz den Innenraum der schö­ nen Dorfkapelle neu gestalten konnte, zeigt die Bereitschaft der Bürger ordentlichen Handwerkern zu vertrauen. Nicht nur der Kirchenraum hat dadurch einen neuen

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Weigelshofen hat sich im Talraum des Egger­ bachs entwickelt, der westlich von Eggols­ heim in die Regnitz mündet. Der Bach ist be­ stimmend für den Dorfgrundriss und in weiten Teilen im Dorfraum noch unverrohrt erlebbar. Obwohl an vielen Stellen durch Betonwände eingeengt, hat man bisher auf

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Die Innenentwicklung ist erkannte Zukunfts­ aufgabe der Gemeinde. Deren Wechsel­ wirkung mit der Ausweisung von neuen Bauflächen muss bei der Entwicklung der Gesamtgemeinde besonders beachtet wer­ den. Anreize zur Stärkung des Innenortes und Gestaltungsvorgaben für Baugebiete könnten zu einem Ausgleich heutiger gestal­ terischer und baulicher Diskrepanzen von Siedlungsrand und Innenort verhelfen. Die guten Umnutzungs- und Sanierungsbeispie­ le sollten publik gemacht werden. Sie kön­ nen als Vorbild für weitere Vorhaben dienen. würdevollen Charakter erhalten, auch die Belebung eines Kleinanwesens im Ort durch den Zuzug des Künstlers ist ein unermess­ licher Gewinn für die Entwicklung Weigels­ hofens. Weitere Handwerker, wie z. B. Zinn­ gießer und Drechsler haben sich bewusst der örtlichen historischen Bausubstanz ange­ nommen und den Gemäuern neues Leben eingehaucht. Bei der Farbgestaltung reno­ vierter Anwesen würde man sich mehr Traditionsbewusstsein wünschen.

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4. Grüngestaltung und Grünentwicklung Die Liebe zum Obstbau ist in Weigelshofen auch heute noch spürbar. Teilbereiche des Obstgürtels früherer Zeiten sind hinter älteren Gehöften noch erhalten. Auch bei manchen Neubauten und Gartenumgestal­ tungen wurden alte Bäume erhalten oder wieder neue gepflanzt. Obstbäume passen viel besser zu einem Ort im Forchheimer Land als Koniferen. Haus- und Hofbäume werden von vielen Bürgern geschätzt und sind meist gut gepflegt. Die anstehende Sanierung der Kreisstraße bietet für den Ort eine große Chance das innerörtliche Grün nochmals wesentlich zu verbessern. Neben den bereits in der Planung vorgesehenen Grünbereichen sollte versucht

werden, die Bürger dafür zu gewinnen, auf ihrem Grund Bäume und Sträucher zu pflan­ zen, die auch im Straßenraum sichtbar sind. Die Kirchgasse ist in puncto Blumenschmuck in den Gärten und an den Gebäuden ein Vor­ zeigebereich, der andere anregen kann. Es gibt im Ort vorbildliche Anwesen für die Gestaltung und Entsiegelung von Hofräu­ men, wie zum Beispiel das Zuhause des Zinngießermeisters am Mühlwiesenweg. Besonders lobenswert sind die Pflege öffent­ licher Grünflächen durch den Obst– und Gartenbauverein sowie die punktuellen Verbesserungen durch Pflanzung von Bäu­ men und Sträuchern auf gemeindlichem Grund. Ein leuchtendes Beispiel dafür ist die Hainbuchenhecke am Kinderspielplatz.

Die landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen rund um Weigelshofen werden im­ mer wieder durch schöne Naturhecken und kleine Feldgehölze aufgelockert. Der ge­ meindliche Wanderweg mit einer Länge von 43 km sowie viele kleinere Rundwanderwege laden die Gäste in eine bezaubernde Land­ schaft ein. Orte, an denen früher Lehm und Ton abgebaut wurden, fungieren heute als Feuchtbiotope, die einer großen Anzahl von Tieren eine neue Heimat bieten. Weigelshofen, am Rand der fränkischen Schweiz gelegen, ist integriert in das Wan­ derwegenetz des Naturparks „Fränkische Schweiz – Veldensteiner Forst“ sowie das Laufstreckennetz des Projekts „Lauferlebnis Fränkische Schweiz“ wodurch die Übernach­ tungszahlen stetig ansteigen. Das Jahr 1995, in dem es zu einer großen Überschwemmung kam, führte zu weitreichenden Erneuerungs­ maßnahmen, die auch in der Landschaft sehr positive Veränderungen mit sich bringen. So wurden und werden viele Obstgehölze auch beidseitig der Flurbereinigungswege ge­ pflanzt und unter anderem durch Paten­ schaften von Anrainern gepflegt.

WEIGELSHOFEN

5. Dorf in der Landschaft

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ZAPFENDORF

BRONZE Zapfendorf Markt Zapfendorf Landkreis Bamberg

Landrat: Johann Kalb Bürgermeister: Matthias Schneiderbanger Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Uwe Hoff, Alexandra Klemisch Claudia Kühnel Einwohnerzahl: 2.906 Gemarkungsfläche: 664 ha Dorferneuerung: ja Betriebe in der Landwirtschaft Vollerwerbsbetriebe: 2 Nebenerwerbsbetriebe: 2 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 235

1. Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Die Marktgemeinde Zapfendorf wurde 1945 in den letzten Kriegstagen durch feindliche Tiefflieger fast vollständig zerstört. Durch die­ ses schreckliche Ereignis ist die historische Bausubstanz verloren gegangen. In der Nach­ kriegszeit wurde der gesamte Ortskern über­ wiegend in Eigenleistung neu aufgebaut. Durch die spätere Ausweisung von mehreren Baugebieten und die durch die Marktge­ meinde aktiv begleitete Ansiedlung von Betrieben stieg die Einwohnerzahl auf 2.906 im Jahr 2014 an. Bereits seit 2002 wird auf die

Ausweisung von neuen Bauflächen auf der grünen Wiese verzichtet. Ein gemeindliches Leerstandskataster, auch mit unbebauten Grundstücken, ein regelmäßiges Anschrei­ ben der Grundstückseigentümer bzgl. Ver­ kaufsbereitschaft und deren Veröffent­lichung zeigen die Konzentration auf eine aktive Innenentwicklung und die Weitsicht der politisch Verantwortlichen. Zapfendorf hat eine hervorragende Anbin­ dung an das öffentliche Verkehrsnetz und steht momentan durch den Neubau der ICEStrecke Nürnberg-Erfurt vor großen planeri­ schen und finanziellen Herausforderungen. Mit der Forderung nach umfangreichen Lärmschutzmaßnahmen und dem Bau einer Umgehungsstraße (Planung liegt bereits vor) versucht der Markt Zapfendorf die gravieren­ den Veränderungen abzumildern und die Chance zu nutzen, den Durchgangsverkehr im Ort zu mindern und somit positive Auswir­ kungen auf den Kernbereich zu erzielen. Das in diesem Rahmen erstellte städtebauliche Entwicklungskonzept wurde durch den Marktgemeinderat, die Bürger in den Len­ kungsgruppen, die Arbeitskreise und durch Informationsveranstaltungen maßgeblich geprägt und damit transparent gemacht. Die Marktgemeinde Zapfendorf hat eine vorbildliche Infrastruktur. Allein 13 Mio. € wurden in die Sanierung der Abwasserkanäle investiert! Neben etwa 40 Handwerksbetrie­ ben sind größere Betriebe in der Milchverar­ beitung, der Kiesgewinnung, dem Betonbau und der Herstellung von homöopathischen Heilmitteln zu finden. Im Gemeindegebiet

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sind etwa 750 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer beschäftigt, davon ca. 525 im produzierenden Gewerbe und ca. 175 im Handel- und Dienstleistungsbereich. Der selbst geprägte Ausspruch: „Zapfendorf ist ein Ort, der alles hat“ kann, wenn die aktu­ ellen Herausforderungen erledigt sind, Wirk­ lichkeit werden.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

120

Der Markt Zapfendorf ist durch seine Lage an wichtigen Fernwegen geprägt, deren Vorteile man im Laufe der Geschichte offenbar immer zu nutzen wusste. Nicht zuletzt deshalb hat der Ort eine soziale und technische Infra­ struktur auszuweisen, von der manche Klein­ stadt nur träumen kann. Die beiden Kinder­ gärten sind bestens ausgestattet. Der St. Christopherus-Kindergarten erhielt 2014 ein neues Gebäude für zwei Krippengruppen. Gute räumliche Voraussetzung bietet auch die Schule, die über eine Grund- und Mittel­ schule mit einer Ganztagsgruppe verfügt.

Somit finden junge Familien in Zapfendorf nahezu ideale Verhältnisse, Familie und Berufsleben gut in Einklang zu bringen, zumal auch die Betreuung von älteren Men­ schen, die den Alltag nicht ohne fremde Hilfe meistern können, in Form des „Manus Seniorenzentrums“ im Ort gewährleistet ist. Ergänzt wird diese sehr gute Versorgung im Bereich der sozialen und technischen Infra­ struktur durch einen ambulanten Hauswirt­ schafts- und Pflegedienst, drei Arztpraxen mit vier praktizierenden Hausärzten, zwei Zahnarztpraxen, eine Heilpraktikerin, eine Apotheke, vier Krankengymnastikpraxen, einem Psychotherapeuten und einen Logo­ päden. 37 Vereine, Gruppen und Organisationen, die unter dem Dach des Ortskulturrings ihre Arbeit koordinieren, das beheizte und außer­ gewöhnlich lange Saisonöffnungszeiten bietende Freibad „Aquarena“, großzügige Sportanlagen, eine Disco für die Jugend, drei Gastwirtschaften und ein gut ausgestatteter Festplatz am Ortsrand setzen einer sinnvol­ len Freizeitgestaltung in der Gemeinschaft kaum Grenzen. Eine sehr gute Grundversor­ gung an Geschäften sowie eine Apotheke

ZAPFENDORF

komplettieren eine im Grunde kleinstädti­ sche Versorgungslage. Christen beider Konfessionen haben jeweils ein eigenes Gotteshaus und ihre eigene Gemeinde, die sich neben der rein seelsorge­ rischen Tätigkeit sowohl der Jugend- als auch der Seniorenbetreuung widmen. Die Katholi­ sche Pfarrgemeinde bietet über die Sozialsta­ tion des Caritasverbandes und die Evang.Lutherische Pfarrgemeinde über die Sozialstation der Diakonie ZapfendorfMichelau eigene Betreuungs- und Pflege­ dienste an. Unter den vielfältigen kulturellen Aktivitäten verdienen jene des Musikvereins samt Jugendblaskapelle und der weithin bekannte Fastnachtsumzug des Ortskulturrings, der 2014 zum bereits 57. Mal stattfand, besonde­ re Erwähnung.

der überwiegend schlichten, zweckmäßigen Häuser und ihre geschlossene Reihe an der Hauptstraße sollten mehr geschätzt werden. Als ortstypisches Baumaterial ist der aus der Region stammende Sandstein neben den einfachen Putzbauten noch prägend im Raumbild. Die wenigen denkmalgeschützten Gebäude sind vorbildlich saniert und haben alle eine zeitgemäße Nutzung. Den Mittel­ punkt im alten Straßendorf bilden die aus Sandstein gebaute katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul und das Rathaus mit dem neuen Pfarrzentrum. Hervorzuheben ist die energetische Sanie­ rung der Grund-und Mittelschule, bei der besonderer Wert auf eine adäquate Fassa­ dengestaltung gelegt wurde. Beispielhaft ist auch die Gestaltung der örtlichen Bücherei. Durch intensive Betreuung sind kaum Gebäudeleerstände vorhanden. Eine alte Scheune wurde zu einem Feuerwehrgerä­ tehaus mit Garagenstellflächen und einem Unterrichtsraum umgebaut. Ehemalige land­ wirtschaftlich genutzte Scheunen wurden zu Wohnzwecken umgestaltet.

3. Baugestaltung und Bauentwicklung Zapfendorf liegt im Oberen Maintal an einer historischen Verkehrsachse. Heute wird der Siedlungsbereich im Westen von Bahnglei­ sen und im Osten von der Autobahn A73 eingegrenzt. Der Wiederaufbau nach einer fast komplet­ ten Zerstörung in den letzten Tagen des Krie­ ges unter Beibehaltung der historisch ge­ wachsenen Struktur war eine herausragende Leistung, auf die die Zapfendorfer Bürger stolz sein können. Der gestalterische Wert

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Als besonderes gelungenes Beispiel ist der Neubau der Kinderkrippe in Holzmassivbau­ weise hervorzuheben. Die hervorragende Material- und Farbgestaltung im Kinder­ garten schafft eine Atmosphäre in der sich die Kinder sichtbar wohlfühlen. Zapfendorf hat trotz einer Vielzahl an Bebau­ ungsplänen ein homogen wirkendes Sied­ lungsgebiet, das sich zum großen Teil als gewachsene Struktur darstellt. Eine Gestal­ tungssatzung trägt zur Umsetzung und Wei­ terentwicklung der regional typischen Bau­ weise bei. Allerdings weisen die Baugebiete durch ihre großzügige Gliederung einen ho­ hen Flächenverbrauch auf. Ein Nachverdich­ ten der Siedlungsbereiche durch Baulü­ ckenschließung ist einer neuen Ausweisung von Bauplätzen vorzuziehen. Zapfendorf hat ein großzügiges Warmwasser-Freizeitbad, welches vollständig mit Abwärme aus einem Gewerbebetrieb beheizt wird. Durch um­ fangreiche Dachsanierungen von Flachdä­ chern zu geneigten Dächern ist leider der ur­ sprüngliche Charakter der Gebäude etwas verloren gegangen. Durch den Ausbau der Bahnstrecke Nürn­ berg – Erfurt mit einer ICE-Trasse und die geplante Westtangente kommen auf die Bür­ ger von Zapfendorf große Veränderungen zu, die sowohl Belastungen als auch Chancen bieten. Zapfendorf hat schon in der Vergan­ genheit bewiesen, dass es die anstehenden Herausforderungen annimmt und es wird auch in Zukunft die Veränderungen zu sei­ nem Vorteil nutzen.

4. Grüngestaltung und Grünentwicklung

122

Die gepflegten und gut sanierten Laubbäu­ me vor der Kirche und dem Rathaus machen das Ortszentrum attraktiv. Sträucher und Blumenrabatten wirken einladend auf die Besucher. Das große Problem ist derzeit die Staatsstraße, die gestaltendes Großgrün nicht zulässt. Die Verlegung dieser Straße in naher Zukunft bietet eine einmalige Gelegenheit für den Ort die Grünsituation in diesem Bereich nachhaltig zu verbessern.

ZAPFENDORF

Mit offenen Wasserläufen ist Zapfendorf gesegnet. Sie bilden grüne Bänder, welche die Ortschaft durchziehen. Mit den zuständi­ gen Fachbehörden wurden sie teilweise re­ naturiert und die Verrohrung zurückgebaut. Dadurch hat der Markt deutlich an Lebens­ qualität gewonnen. In den großzügigen Grundstücken älterer Bau­ gebiete finden sich häufig kleine Obstgärten. Auffallend ist die Vielzahl an Walnussbäumen als Haus- und Hofbaum. In neueren Bauge­ bieten wechseln Licht und Schatten ab. Neben hervorragenden Begrünungen findet man leider auch manche Thujahecke und vermeintlich pflegeleichte Nadelgehölze. Hier hat der rege Gartenbauverein noch viel Beratungsarbeit zu leisten. Die Obstbaumpflanzungen im Freigelände der Kindertagesstätte St. Christophorus sind vorbildlich und dienen zusammen mit dem Naschgarten dazu, die Natur- und Garten­ liebe bei den Kleinsten zu wecken. Der gut eingegrünte Friedhof hat Entwick­ lungspotenzial im neueren Bereich. Einige Neupflanzungen von standortgerechten Bäumen würden ihn nochmals entscheidend aufwerten. Hier sollte die Kreisfachberatung in Bamberg mit eingebunden werden.

5. Dorf in der Landschaft Das Dorf Zapfendorf liegt eingeschlossen zwischen der Autobahn A73 Bamberg – Suhl und den Mainauen. Die ICE-Trasse MünchenBerlin trennt den bewohnten Ort vom Indus­ triegebiet. Das Dorf liegt eingebettet in einer idyllischen Landschaft. Am Ortsrand sind viele Obstbäume, teils als Wegebegleitgrün gepflanzt, teils bieten die Streuobstwiesen der artenreichen Vogelwelt ein Zuhause. Auf den nährstoffarmen Böden gedeiht eine Viel­ falt an Pflanzen, häufig unterstützt durch gezielte Aussaaten, wodurch sich ehemalig intensiv genutzte Flächen in bunte Blumen­ wiesen verwandelt haben. Wanderer, die auf den gut beschilderten We­ gen Entspannung und Erholung suchen,

finden so eine intakte Natur vor. Dank eines Gewässerentwicklungs- und eines Amphibi­ enprogramms wird die Landschaft rund um Zapfendorf immer reichhaltiger. Die Kontinu­ ität, mit der immer neue Aufgaben zur Verschönerung der Landschaft umgesetzt werden, erhöht sowohl die Lebensqualität der Menschen als auch die der Tier- und Pflan­ zenwelt.

123

Bewertungskommission

124

125

Bewertungskommission für den Bezirksentscheid Oberfranken

Vorsitz, Leitung und Organisation der Jury Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen, Gartenbauzentrum Bayern Nord LOR Martin Bach LRin Christine Bender

Entwicklungskonzepte – wirtschaftliche Initiativen Baudirektor Thomas Müller, Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken Altbürgermeister Arnold Friedrich, Gemeinde Töpen, Bayerischer Gemeindetag

Soziales und kulturelles Leben Bezirksheimatpfleger Dr. Ulrich Wirz, Bezirk Oberfranken Kreisbäuerin Beate Opel, Bayerischer Bauernverband, Landkreis Kulmbach

Baugestaltung und -entwicklung Architektin Dr. Christiane Schilling, Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken Architektin Brigitte Sesselmann, Marktredwitz Architekt, Dipl.-Ing. Rainer Mense, Fachberater für landwirtschaftliches Bauen, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Coburg

Grüngestaltung und -entwicklung Kreisvorsitzender Günter Reif, Bezirksverband für Gartenbau und Landespflege Oberfranken Kreisfachberaterin Brigitte Goss, Landratsamt Schweinfurt Kreisfachberater Johannes Bayer, Landratsamt Haßberge

Dorf in der Landschaft Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt Bernd Carl, BDLA Coburg Kreisfachberater a.D. Ernst Deutsch

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Dr. Ulrich Wirz

Beate Opel

Ernst Deutsch und Bernd Carl Thomas Müller und Arnold Friedrich

Dr. Christiane Schilling und Brigitte Sesselmann

Brigitte Goss und Günter Reif

Johannes Bayer

Rainer Mense

127

Bewertungsbogen zum Dorfwettbewerb 2013 - 2016

„Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ Die Untergliederung der Bewertungsbereiche ist als Hilfe für die Mitglieder der Jury gedacht. Die Leistungen der Dörfer werden vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Ausgangslage und den individuellen Möglichkeiten der Einflussnahme bewertet. Besonderer Wert wird dabei auf Maßnahmen und Aktivitäten der letzten Jahre gelegt.

Höchstpunktzahl insgesamt: 1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

100 Punkte Einzelbewertung: 15 Punkte

• Ausgangslage des Dorfes • Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre • Bevölkerungsstruktur (Senioren, Familien, Jugendliche, Singles, Einheimische, Neubürger) • wesentliche Funktionen des Dorfes (Wohnort, Fremdenverkehr, Landwirtschaft, Handwerk etc.) • Arbeitsplätze am Ort und in der Region • Erwerbspotentiale am Ort • Schule und Kindergarten • dörfliche Infrastruktur, öffentliche Gebäude, Plätze, Einrichtungen, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Energieversorgung, etc. • überörtliche Zusammenarbeit • Welche Anstrengungen wurden unternommen um die Ausgangslage zu verbessern? • Wie nutzt die Gemeinde ihre Möglichkeiten der Dorfentwicklung, z. B. mit der Bauleitplanung, der Dorferneuerung, einer Gestaltungssatzungen etc.? • Wurden bei der Erarbeitung und Umsetzung von Zukunftskonzepten Bürger und Gruppen mit einbezogen? • Wurde ein Dorfleitbild entwickelt? • •

2. Soziales und kulturelles Leben • aktive Mitwirkung der Bürger und Gruppen bei der Dorfentwicklung z. B. mit Ideen, Konzepten, Aktionen etc. • bürgerschaftliches Engagement bei Pflege und Gestaltung des Dorfes • Kirchliches Leben • Vereine, Verbände, Jugend- und Seniorengruppen und deren Aktivitäten • Integration von Einzelpersonen (z. B. Neubürger) und Gruppen im Dorf • Kulturelle Veranstaltungen • Angebote zur Weiterbildung • Pflege der Dorftradition • Möglichkeiten der Freizeitgestaltung im Dorf • •

128

20 Punkte

3. Baugestaltung und -entwicklung

25 Punkte

• öffentliche Straßen und Plätze, bedarfsgerechte Gestaltung • ortsbildprägende Gebäude, Zustand, Nutzung und Entwicklung • öffentliche Gebäude und Anlagen, Zustand, Nutzung und Entwicklung • private Gebäude und Hofräume, Zustand, Nutzung und Entwicklung • Umgang mit historischer, denkmalgeschützter Bausubstanz • Nutzungskonzepte und Gestaltung des Ortskerns • Neubauten im Ortskern, Einbindung, Verwendung von Materialien und Farben • Gewerbebetriebe im Ortskern und in Gewerbegebieten, Einbindung • Gestaltung der Neubaugebiete und deren Anbindung an den Ortskern • Werbeflächen im Ort, Umfang, Gestaltung und Verträglichkeit • Effizienter Umgang mit vorhandenen Flächen in der Planung und Umsetzung • Verwendung umweltfreundlicher Baumaterialien und -techniken •

4. Grüngestaltung und -entwicklung

25 Punkte

• Grüngestaltung an Straßen und auf Plätzen, dem Friedhof, dem Schulumfeld, dem Kindergarten und an öffentlichen Gebäuden • Umweltfreundliche Pflege der öffentlichen Freiflächen • Dorfgerechte Pflanzenauswahl im öffentlichen und privaten Bereich • Gestaltung der privaten Vorgärten und Hofräume • Haus- und Hofbäume • Zustand und Pflege der Gemüse- und Obstgärten • Fassadenbegrünung und Blumenschmuck • Einfriedungen, Zaun- und Hoftorgestaltung • Freiraummöblierung im öffentlichen und privaten Bereich (Beschilderungen, Sitzbänke, Abfallkörbe, privates Gartenzubehör) • Naturnahe Lebensräume für Pflanzen und Tiere im Ort und am Ortsrand • Dorfbach und Dorfweiher, Zustand, Pflege und Entwicklung • Bereiche mit natürlicher Gras- und Krautflora • Ortsrandgestaltung und Übergang zur freien Landschaft •

5. Dorf in der Landschaft

15 Punkte

• Einbindung des Dorfes in die Landschaft • Gestaltung und Einbindung von Gebäuden im Außenbereich • Umgang mit dem vorhandenen Landschaftspotenzial • Umgang mit den natürlichen Ressourcen Boden, Wasser und Luft • traditionelle und moderne Landnutzungsformen (Land- und Forstwirtschaft, Sonderkulturen, nachwachsende Rohstoffe, Solar- und Windenergie) • Erhalt, Pflege und Entwicklung charakteristischer Landschaftsbestandteile (Berge und Täler, Wälder, Wiesen und Moore, Geotope und Gewässer) • Naturnahe Gestaltung von Freizeit- und Erholungsanlagen im Außenbereich • Pflege und Erhaltung von Kulturstätten (Bodendenkmäler, Ruinen und Burgen, Kapellen und Flurdenkmale) • Naturschutzgebiete und Biotope in der Flur • Vernetzung der Biotope • Schutzmaßnahmen für seltene Tier- und Pflanzenarten • Landschaftspflegerische Maßnahmen im Außenbereich •

Gesamtpunktzahl:

129

Medaillenspiegel der bayerischen Landkreise an Preisträgern bei den Bundesentscheiden 1961 bis 2013 Regierungsbezirk

Gold

Silber

Bronze

Gesamt

Weißenburg-Gunzenhausen

Mfr.

11

1

1

13

Lichtenfels

Ofr.

8

3

0

11

Landkreis

Ostallgäu

Schw.

5

3

0

8

Bamberg

Ofr.

5

1

0

6

Cham

OPf.

4

4

0

8

Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim

Mfr.

3

2

2

7

Rosenheim

OB

4

2

0

6

Regensburg

OPf.

1

0

4

5

Schwandorf

OPf.

1

2

1

4

Dingolfing-Landau

NB

3

0

0

3

Roth

Mfr.

3

0

0

3

Main-Spessart

Ufr.

2

1

0

3

Weilheim-Schongau

OB

2

1

0

3

Traunstein

OB

2

0

1

3

Freyung-Grafenau

NB

1

2

0

3

Landsberg am Lech

OB

1

2

0

3

Passau

NB

1

2

0

3

Schweinfurt

Ufr.

0

2

1

3

Hof

Ofr.

2

0

0

2

Ansbach

Mfr.

1

1

0

2

Bad Tölz-Wolfratshausen

OB

1

1

0

2

Haßberge

Ufr.

1

1

0

2

Kronach

Ofr.

1

1

0

2

Kulmbach

Ofr.

1

1

0

2

Lindau (Bodensee)

130

Schw.

1

1

0

2

Kitzingen

Ufr.

1

1

0

2

Amberg-Sulzbach

OPf.

0

2

0

2

Pfaffenhofen a. d. Ilm

OB

0

2

0

2

Eichstätt

OB

0

1

1

2

Günzburg

Schw.

0

0

2

2

Neumarkt i. d. OPf.

OPf.

0

0

2

2

Neustadt a. d. Waldnaab

OPf.

0

0

2

2

Berchtesgadener Land

OB

1

0

0

1

Coburg

Ofr.

1

0

0

1

Fürstenfeldbruck

OB

1

0

0

1

Neuburg-Schrobenhausen

OB

1

0

0

1

Regen

NB

1

0

0

1

Straubing-Bogen

NB

1

0

0

1

Deggendorf

NB

0

1

0

1

Fürth

Mfr.

0

1

0

1

Tirschenreuth

OPf.

0

1

0

1

Wunsiedel im Fichtelgebirge

Ofr.

0

1

0

1

Altötting

OB

0

0

1

1

Landshut

NB

0

0

1

1

Rhön-Grabfeld

Ufr.

0

0

1

1

Quellen: Abschlussberichte des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Teilnehmerentwicklung 1961 bis 2013 in Oberfranken im Vergleich zur Gesamtbeteiligung in Bayern Jahr

Anzahl Orte

Jahr

Anzahl Orte

1961

105

(Bayern 799)

1986

506

(Bayern 1.787)

1963

128

(Bayern 834)

1988

508

(Bayern 1.586)

1965

66

(Bayern 746)

1990

430

(Bayern 1.493)

1967

175

(Bayern 786)

1992

414

(Bayern 1.303)

1969

140

(Bayern 1.088)

1994

338

(Bayern 1.007)

1970

170

(Bayern 1.105)

1996

356

(Bayern 977)

1972

166

(Bayern 1.183)

1999

379

(Bayern 1.025)

1974

161

(Bayern 1.303)

2002

358

(Bayern 973)

1976

253

(Bayern 1.117)

2005

240

(Bayern 635)

1978

234

(Bayern 1.163)

2008

185

(Bayern 513)

1980

285

(Bayern 1.397)

2010

144

(Bayern 345)

1982

523

(Bayern 1.920)

2013

116

(Bayern 327)

1984

427

(Bayern 1.492)

131

132

Regierungsbezirk

OBERFRANKEN

Die Chance für unser Dorf!

Impressum Redaktion:

Christine Bender Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Mainbernheimer Straße 103, 97318 Kitzingen [email protected] Layout: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Abteilung Landespflege, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim Fotos: Luftbilder: Geodaten © Bayerische Vermessungsverwaltung, 2014 Bildnachweis: Christine Bender Druck: bonitasprint gmbh, 97080 Würzburg, 2014 Papier aus nachhaltiger, zertifizierter Waldbewirtschaftung

www.dorfwettbewerb.bayern.de

25. Wettbewerb 2013 bis 2016 „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“

Abschlussbericht der Bewertungskommission für den Regierungsbezirk Oberfranken im Jahr 2014