RED CROSS VOLUNTEERING A comparative European study

RED CROSS VOLUNTEERING A comparative European study LÄNDERBERICHT SCHWEIZ Department of Management, Technology and Economics Red Cross Volunteeri...
Author: Teresa Hartmann
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RED CROSS VOLUNTEERING

A comparative European study

LÄNDERBERICHT SCHWEIZ

Department of Management, Technology and Economics

Red Cross Volunteering - A comparative European study

Einleitung

Liebe Leserin, lieber Leser, im Folgenden präsentieren wir Ihnen Ergebnisse einer Studie, die die Forschungsgruppe „Frei-gemeinnützige Tätigkeit“ an der ETH Zürich (www.volunteering.ethz.ch), gefördert durch einen ETH Independent Investigators’ Research Award, in Kooperation mit dem Roten Kreuz in mehreren europäischen Ländern durchgeführt hat. Ziel der Studie war es zum einen herauszufinden, inwiefern sich die Motive für ein freiwilliges Engagement über europäische Ländern hinweg ähneln oder unterscheiden. Zum anderen ging es uns darum, aufzuzeigen, welche Qualität - im arbeitswissenschaftlichen Sinne - Freiwilligentätigkeiten beim Roten Kreuz haben, welche Unterschiede es hier zwischen den nationalen Gesellschaften gibt und wie sich anhand der Qualität der Freiwilligentätigkeiten die Zufriedenheit, Verbundenheit und Fortsetzungsintention der Freiwilligen erklären und steigern lässt. Um diese Fragen zu beantworten, wurden über 6000 Freiwillige aus acht europäischen Ländern befragt. Die Freiwilligen waren tätig für das Rote Kreuz in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Litauen, Österreich, Schweden und der Schweiz. Aus jedem dieser Länder haben mindestens 500 Freiwillige an der Befragung teilgenommen. In diesem Bericht finden Sie die Ergebnisse für das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) mit seinen Mitgliedorganisationen

Rotkreuz-Kantonalverbände (RK-KV), Schweizerischer MilitärSanitäts-Verband (SMSV), Schweizerische LebensrettungsGesellschaft (SLRG) sowie Schweizerischer Samariterbund (SSB). Ingesamt haben 599 Freiwillige in der Schweiz an dieser Befragung teilgenommen, davon 167 der RK-KV, 45 des SMSV, 244 des SSB und 143 der SLRG. Diese Ergebnisse werden in Bezug gesetzt zu den Ergebnissen der anderen Länder. Dabei wird, wo nötig, zwischen den Ergebnissen von RK-KV, SMSV, SSB und SLRG differenziert. Wenn nicht anders angegeben, ist im Folgenden mit SRK das Schweizerische Rote Kreuz mit seinen Mitgliedorganisationen gemeint. Der sich nun anschließende Bericht ist folgendermaßen aufgebaut. Zunächst wird die Schweizer Stichprobe in Hinblick auf demographische Charakteristika sowie den Umfang und die Art des Engagements beschrieben. Im zweiten Teil wird die Bedeutung verschiedener Motive zum Engagement dargestellt und mit den Ergebnissen der anderen Länder verglichen. Im letzten Teil geht es dann um die Qualität der Freiwilligentätigkeiten beim SRK. Zuvor möchten wir uns aber noch einmal bei den Freiwilligenkoordinatoren und Freiwilligen bedanken, die diese Studie möglich gemacht haben. Herzlichen Dank!

Prof. Dr. Theo Wehner Leiter des Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften der ETH Zürich

Dipl.-Psych. Max Neufeind Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften der ETH Zürich

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Stichprobe Wer hat in der Schweiz an der Studie teilgenommen? Anhand der demografischen Angaben kann abgelesen werden, welche Personengruppen in der vorliegenden Studie vertreten sind. Alle nun folgenden Angaben sind für die Schweizer Stichprobe zu verstehen.

Alter Ein Viertel der befragten Freiwilligen ist jünger als 35 Jahre, die Mehrzahl ist zwischen 35 und 64 Jahre alt. Jeder fünfte Teilnehmer der Studie ist 65 Jahre alt oder älter.

< 35 Jahre

35-64 Jahre

65+ Jahre

24%

58%

18%

Geschlecht Die Stichprobe ist ausgeglichen in Bezug auf das Geschlecht der Teilnehmer, mit einer leichten Tendenz in Richtung weiblicher Teilnehmer.

weiblich

männlich

53%

47%

Ausbildung Die Teilnehmer verfügen über ein gehobenes Bildungsniveau. Gut die Hälfte gibt eine höhere Schulbildung, ein Drittel einen weiterführenden Bildungsabschluss an.


10 Jahre

14%

36%

50%

Häufigkeit des Engagements Die Befragten engagieren sich sehr regelmässig für das SRK. Die Hälfte der Befragten ist wöchentlich oder häufiger beim SRK freiwillig tätig. Unter den Befragten, die weniger als ein Mal in der Woche für das SRK tätig sind, überwiegen jene, die sich mehrere Male pro Monat engagieren.

weniger

wöchentlich

mehr

50%

17%

33%

Intensität des Engagements Die meisten Freiwilligen engagieren sich bis zu zehn Stunden pro Woche. Zugleich engagiert sich aber jede/r zehnte Freiwillige mit mehr als 10 Stunden. Zwei Prozent der Freiwillige befindet sich mit über 20 Stunden im Bereich von Teilzeitarbeit.

10-19 20+

0-9

9%

89%

2%

Andere Engagements Etwa ein Drittel der Befragten ist auschließlich für das SRK tätig. Ein Drittel geht noch einer weiteren Freiwilligenarbeit nach, ein Drittel mehreren Engagements.

4

mehrere

ein weiteres

kein weiteres

34%

31%

35%

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Art des Engagements Freiwilligenarbeit beim SRK ist äusserst vielfältig. Im Folgenden wird daher dargestellt, welcher Form der freiwilligen Arbeit die Befragten nachgehen.

Empfänger Die Freiwilligen wurden gefragt, wer der „Hauptempfänger“ ihrer Freiwilligenarbeit ist. Darauf aufbauend lassen sich drei grobe Kategorien zuweisen: Erste Hilfe, Soziale Dienste (ältere Menschen, Kinder- und Jugendarbeit, sozial Schwache, Migranten usw.) sowie Administration/Untersützung anderer Freiwilliger. Knapp die Hälfte der Befragten ist im Bereich Soziale Dienste tätig, gut ein Drittel im Bereich Erste Hilfe. Jede/r fünfte Befragte ist im Bereich Administration/Unterstützung anderer Freiwilliger tätig.

erste Hilfe

soziale Dienste

Administration

35%

47%

18%

Ort des Engagements Freiwilligenarbeit kann sowohl ambulant als auch stationär geleistet werden. Manche Freiwillige arbeiten auch von zu Hause aus. Die Befragten waren zur Hälfte stationär tätig, gut vierzig Prozent arbeiteten ambulant. Jede/r Siebte arbeitet von zu Hause aus.

ambulant

stationär

zu Hause

41%

47%

13%

Kontakt zu den Leistungsempfängern Viele Freiwillige haben direkten Kontakt zu den Empfänger ihrer Freiwilligenarbeit, zum Beispiel in der Altenpflege oder der Ersten Hilfe. Andere treten nicht direkt in Kontakt, etwa in der Administration. Drei Viertel der befragten Freiwilligen des SRK geben an, direkten Kontakt zu den Empfängern ihrer Freiwilligenarbeit zu haben.

direkt

indirekt

75%

25%

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Motivation Es gibt verschiedene Beweggründe, sich freiwillig zu engagieren. Dabei kann eine Person mehrere Beweggründe für ihr Engagement haben. Zugleich kann die gleiche Freiwilligentätigkeit aus von Person zu Person unterschiedlichen Beweggründen aufgenommen werden. Eine weit verbreitete Klassifikation solcher Beweggründe ist die der amerikanischen Psychologen Gil Clary und Mark Snyder. Diese wurde auch in der vorliegenden Studie angewendet und um einige Beweggründe erweitert. Auf dieser Seite finden Sie zunächst eine kurze Erläuterung der einzelnen Beweggründe. Im Folgenden wird dann die Wichtigkeit der Beweggründe für alle befragten Freiwilligen und die Freiwilligen des SRK gegenübergestellt.

Andere und Gesellschaft

Erwerbsarbeit

Werthaltung

Lernen

Karriere

Soziale Bindung

Selbstwert

Berufsergänzung

Politische Verantwortung

Schutz

Berufsausgleich

Mit der Freiwilligenarbeit sollen uneigennützige Werte ausgedrückt und verwirklicht werden. Beispiel: Ich finde es wichtig anderen zu helfen.

Die Freiwilligenarbeit dient dazu, den Gesellschaftskreis zu erweitern und/oder den Erwartungen des sozialen Umfelds zu entsprechen. Beispiel: Meine Freunde leisten auch Freiwilligenarbeit.

Freiwilligenarbeit als Ausdruck von Sensibilität für gesellschaftliche Missstände, mit dem Wunsch verbunden, diese zu beheben Beispiel: Durch meine Freiwilligenarbeit will ich auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen.

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Individuum

Mit der Freiwilligenarbeit sollen Erfahrungen über andere Menschen und Situationen gesammelt oder eigene Fähigkeiten erweitert werden. Beispiel: Ich kann bei meiner Freiwilligenarbeit meine eigenen Stärken kennenlernen.

Durch die Freiwilligenarbeit wird eine Verbesserung des Selbstwertgefühls und persönliche Entwicklung angestrebt. Beispiel: Freiwilligenarbeit gibt mir das Gefühl wichtig zu sein.

Mittels der Freiwilligenarbeit sollen Schuldgefühle hinsichtlich der Benachteiligung anderer vermieden und/oder eigene Probleme verarbeitet werden. Beispiel: Durch Freiwilligenarbeit fühle ich mich weniger einsam.

Durch die Freiwilligenarbeit sollen neue Fertigkeiten erworben, Arbeitskontakte geknüpft und die eigenen Berufschancen verbessert werden. Beispiel: Erfahrungen in der Freiwilligenarbeit machen sich gut im Lebenslauf.

Die Freiwilligenarbeit soll die fehlende Bedürfnisbefriedigung im Beruf ausgleichen. Beispiel: In der Freiwilligenarbeit finde ich eine Tätigkeit, die eher meinen Interessen entspricht als mein Beruf.

Die Freiwilligenarbeit soll einen Ausgleich für beruflichen Stress darstellen. Beispiel: Durch meine freiwillige Arbeit kann ich Stress im Beruf abbauen.

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Die Motive der Freiwilligen beim SRK In der folgenden Grafik sehen Sie die Bedeutsamkeit der einzelnen Beweggründe für die Freiwiligen des SRK (n = 599) in Form einer roten Linie abgetragen. Anhand der grauen Balken können Sie diese Werte mit denen der Gesamtstichprobe aller befragten Freiwilligen bei europäischen Gesellschaften des Roten Kreuz (n = 6030) vergleichen. Zunächst zeigt sich, dass für die Freiwilligen des SRK, wie in den anderen europäischen Ländern, Werthaltung, Lernen und Selbstwert die wichtigsten Beweggründe für freiwilliges Engagement darstellen. Im Vergleich zu den Freiwilligen anderer Länder ist beim SRK die Motiv Berufsergänzung und Karriere besonders stark ausgeprägt. Andere Beweggründe sind eher schwach ausgeprägt. Dies sind vor allem Politische Verantwortung, Schutz und Berufsausgleich. Die Bedeutsamkeit einer Werthaltung als Motiv für die Freiwilligkeit ist in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern weniger stark. Es gibt auch einige signifikante Unterschiede zwischen den Mitgliedorganisationen des SRK. Bei den Freiwilligen des SSB sind Lernen, Selbstwert und Karriere vergleichsweise stark, bei Freiwilligen der RK-KV eher schwächer ausgeprägt. Bei den Freiwilligen der RK-KV spielt die Werthaltung eine grössere Rolle als bei SMSV, SSB und SLRG (siehe Abbildung 4 im Anhang). Da sich die Stichproben der verschiedenen Länder naturgemäss bezüglich Beschäftigungsstatus, Art und Umfang der Freiwilligentätigkeit, Haushaltseinkommen, Alter und Geschlecht unterscheiden, wurden diese Unterschiede in den statistischen Analysen kontrolliert. Die unten abgetragene Bedeutsamkeit der Beweggründe stellt also die Charakteristika des SRK unter der Bedingung einer homogenen Stichprobe in allen Ländern dar.

Individuum

Erwerbsarbeit

weniger wichtig

besonders wichtig

Andere & Gesellschaft

Tota

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Be

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ei

ch

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l sg

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rg

em

se

pl

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Schw

Abbildung 1: Bedeutung der Motive für Freiwillige des SRK im Vergleich zu anderen Rotkreuz-Gesellschaften. Die Werte für SRK-Freiwillige sind als rote Linie abgetragen, die grauen Balken stellen die Werte der Gesamtstichprobe dar. Die unterschiedliche Zusammensetzung der nationalen Stichproben bezüglich Beschäftigungsstatus, Art und Umfang der Freiwilligentätigkeit, Haushaltseinkommen, Alter und Geschlecht wurde statistisch kontrolliert.

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Tätigkeitsmerkmale Wie gut und motivierend sind die Freiwilligentätigkeiten beim Roten Kreuz gestaltet? Tätigkeitsmerkmale beschreiben die Art, wie die Freiwilligentätigkeit erledigt wird, sowie die Bandbreite und Ausgestaltung der Aufgaben, die bei der Freiwilligenarbeit anfallen.

Tätigkeitsmerkmale und Motivationpotential Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass bestimmte Merkmale, die Tätigkeiten aufweisen können, das Motivationpotential jener Tätigkeit bestimmen. Dieses Motivationspotential ist wiederum deutlich mit der Motivation, der Zufriedenheit und der Leistung verbunden. Fünf Merkmale haben sich hierbei als besonders wichtig herausgestellt und wurden daher in der vorliegenden Studie erfasst:

Vielfalt der Aufgaben. Die Bandbreite an unterschiedlichen Aufgaben, die an einem Arbeitsplatz anfallen.

Geschlossenheit. Das Ausmaß, in dem die Freiwilligenarbeit das Erstellen von vollständigen, in sich abgeschlossenen Leistungen beinhaltet. Motivation Bedeutsamkeit der Aufgabe. Das Ausmaß, in dem die Freiwilligenarbeit das Leben anderer Menschen innerhalb oder außerhalb der Organisation beeinflusst.

Motivationspotential

Zufriedenheit Leistung

Autonomie. Die Freiheit und Unabhängigkeit, selbstständige Entscheidungen treffen zu können.

Rückmeldung durch die Tätigkeit. Das Ausmaß, in dem der Arbeitsplatz und die Aufgaben so gestaltet sind, dass der/die Freiwillige direkt und deutlich erkennt, wie gut er/sie die Freiwilligenarbeit erledigt.

Da bei der Freiwilligenarbeit unserer Erfahrung nach nicht nur die Rückmeldung durch die Aufgabe, sondern auch die Rückmeldung durch andere einen bedeutsamen Einfluss auf die Zufriedenheit von Freiwilligen hat, wurde diese zusätzlich erhoben: Rückmeldung durch andere. Während die Rückmeldung durch die Aufgabe ausdrückt, inwiefern eine Freiwilligentätigkeit direkte und klare Information über die Effektivität des eigenen Tuns liefert, beschreibt die Rückmeldung durch andere, inwiefern andere Personen in der Organisation, insbesondere andere Freiwillige, hauptamtliche Mitarbeiter und Koordinatoren, dem Freiwilligen Rückmeldung geben über die eigene Leistungserbringung.

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Merkmalsprofil der Tätigkeiten beim SRK

niedrig

hoch

Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich Tätigkeiten beim SRK durch eine hohe Autonomie, Rückmeldung durch die Tätigkeit und Rückmeldung durch andere auszeichnen. Hier sind die Tätigkeiten des SRK signifikant besser gestaltet als die der meisten anderer Rotkreuz-Gesellschaften. Bei der Aufgabenvielfalt, Aufgabengeschlossenheit und Bedeutsamkeit der Aufgabe befindet sich das SRK auf gutem mittleren Niveau. Da sich die Stichproben der verschiedenen Länder naturgemäß bezüglich Beschäftigungsstatus, Art und Umfang der Freiwilligentätigkeit, Haushaltseinkommen, Alter und Geschlecht unterscheiden, wurden diese Unterschiede in den statistischen Analysen kontrolliert. Das unten abgetragene Merkmalsprofil stellt also die Charakteristika der Tätigkeiten beim SRK unter der Bedingung einer homogenen Stichprobe in allen Ländern dar.

Autonomie

Aufgabenvielfalt

Geschlossenheit der Aufgabe

Bedeutsamkeit der Aufgabe

Rückmeldung durch die Tätigkeit

Rückmeldung durch andere

Abbildung 2: Tätigkeitsmerkmale der Freiwilligenarbeit beim SRK im Vergleich zu anderen Rotkreuz-Gesellschaften. Die Werte für SRK-Freiwillige sind als rote Linie abgetragen, die grauen Balken stellen die Werte der Gesamtstichprobe dar. Die unterschiedliche Zusammensetzung der nationalen Stichproben bezüglich Beschäftigungsstatus, Art und Umfang der Freiwilligentätigkeit, Haushaltseinkommen, Alter und Geschlecht wurde statistisch kontrolliert.

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Zielgrößen Neben der Motivation zur Freiwilligkeit und der Ausgestaltung der freiwilligen Tätigkeit wurden auch die Zufriedenheit, die Verbundenheit und die Fortsetzungsintention der Freiwilligen erfasst. Im Folgenden werden diese Zielgrößen kurz beschrieben und dann in ihren Ausprägungen für das SRK dargestellt. Darauf aufbauend kann in einem nächsten Schritt die Bedeutung der Tätigkeitmerkmale für diese Zielgrößen bestimmt werden. Erfasste Zielgrößen Zufriedenheit. Der Begriff der Zufriedenheit umfasst positive Einstellungen einer Person gegenüber ihrer Freiwilligentätigkeit. Verbundenheit. Unter dem Begriff der Verbundenheit verstehen wir das Ausmaß der Identifikation einer Person mit ihrer Freiwilligenorganisation. Fortsetzungsintention. Mit der Fortsetzungsintention wird die momentane Bereitschaft zu zukünftigem Engagement für eine Freiwilligenorganisation erfasst. Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass eine hohe Zufriedenheit zu einer hohen Verbundenheit mit der Organisation führt. Die Verbundenheit steigert wiederum die Intention, weiterhin für die Organisation tätig zu sein. Diese Zusammenhänge wurden auch für das SRK gefunden

Ausprägung der Zielgrößen beim SRK Es zeigt sich, dass fast 80% der befragten Freiwilligen mit ihrer Freiwilligenarbeit sehr zufrieden sind. In gleichem Masse berichten die Befragten, auch in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit für das SRK tätig sein zu wollen. Bezüglich beider Zielgrössen liegt das SRK auf dem Mittel der Gesamtstichprobe (gelbe Markierung). Eine hohe Verbundenheit mit dem SRK als Organisation zeigt jedoch nur knapp jeder Vierte der Befragten. Hier gibt es allerdings eine bedeutsame Variation zwischen den Mitgliedorganisationen des SRK, im Vergleich zu den RK-KV erreichen SLRG und SMSV höhere Verbundenheitswerte, der SSB eher niedrigere Verbundenheitswerte (siehe Abbildung 5 im Anhang). 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

Zufriedenheit

Verbundenheit

Fortsetzungsintention

Abbildung 3: Anteil der Freiwilligen des SRK mit hoher Zufriedenheit, Verbundenheit und Fortsetzungsintention. Die Werte für SRK-Freiwillige sind als blaue Balken abgetragen, die gelben Markierungen stellen die Werte der Gesamtstichprobe dar.

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Erfolgsfaktoren Ein Ziel dieser Studie war zu untersuchen, welche Erfolgsfaktoren die allgemeine Zufriedenheit, das Commitment und die Bereitschaft zu zukünftigem Engagement für die Organisation beeinflussen. Mit Hilfe statistischer Analysen lässt sich aufzeigen, wieviel Variation in diesen drei Zielgrößen sich durch unterschiedliche Aspekte der Gestaltung der Freiwilligenarbeit erklären lässt. Im Folgenden sind diese Erfolgsfaktoren nach ihrem Einfluss sortiert abgebildet. Zufriedenheit Freiwillige beim Schweizerischen Roten Kreuz zeigen eine hohe Zufriedenheit mit ihrer Freiwilligentätigkeit, wenn diese Tätigkeit bedeutsam und in sich geschlossen ist und wenn sie durch die Tätigkeit selbst Rückmeldung erhalten.

1. Bedeutsamkeit der Aufgabe

2. Rückmeldung durch die Tätigkeit

4. Aufgabenvielfalt

Zufriedenheit

3. Geschlossenheit der Aufgabe

5. Autonomie

6. Rückmeldung von anderen

Verbundenheit mit dem Roten Kreuz Freiwillige beim SRK zeigen eine hohe Verbundenheit mit ihrer Organisation, wenn die ihnen zugeteilte Aufgabe bedeutsam ist und sie durch die Tätigkeit selbst Rückmeldung erhalten. Zudem ist für die Verbundenheit wichtig, dass die Freiwilligen viele verschiedene Aufgaben erfüllen können bzw. zur Erfüllung dieser Aufgaben verschiedene Fähigkeiten einsetzen können. Die Geschlossenheit der Aufgabe hat hier eine weniger starke Bedeutung als für die Zufriedenheit.

1. Bedeutsamkeit der Aufgabe

2. Rückmeldung durch die Tätigkeit

4. Rückmeldung von anderen

Verbundenheit

3. Aufgabenvielfalt

5. Autonomie

6. Geschlossenheit der Aufgabe

Fortsetzungsintention Auch für die Fortsetzungsintention der Freiwilligen beim SRK spielt die Beudeutsamkeit der Tätigkeit eine große Rolle. Hinzu kommt aber neben der Aufgabenvielfalt die Autonomie in der Entscheidung wie diese Aufgabe ausgeführt wird.

1. Bedeutsamkeit der Aufgabe

2. Autonomie

3. Aufgabenvielfalt

4. Geschlossenheit der Aufgabe

Fortsetzungsintention

5. Rückmeldung durch die Tätigkeit

6. Rückmeldung von anderen

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Handlungsimplikationen Aufbauend auf der Analyse der Stärken und Schwächen der Gestaltung von Tätigkeiten in einer Organisation lassen sich Implikationen für die Umgestaltung und Weiterentwicklung dieser Tätigkeiten formulieren. Hier gibt es in den Arbeitswissenschaften einschlägige Strategien und Modelle. Es ist jedoch fraglich, ob diese Strategien aus dem Kontext der Erwerbsarbeit direkt auf den der Freiwilligenarbeit - und den der Freiwilligenarbeit beim Roten Kreuz im Speziellen - übertragen werden können. Daher präsentieren wir im Folgenden nicht, in Form einer „Ferntherapie“, allgemeine arbeitswissenschaftliche Strategien, sondern vielmehr die Ergebnisse eines Workshops mit Freiwilligenkoordinatoren des Roten Kreuzes aus zahlreichen europäischen Ländern. Dabei sollte erarbeitet werden, welche Tätigkeit beim Roten Kreuz besonders klar für ein bestimmtes Tätigkeitsmerkmal steht und wie sich bestimmte Tätigkeitsmerkmale im Rahmen des Roten Kreuzes fördern lassen.

Tätigkeitsmerkmale Autonomie

Strategien „Steigerung der tatsächlichen Beteiligung von Freiwilligen an Entscheidungsprozessen“

Typische Tätigkeit: „Trustee at the British Red Cross“

Aufgabenvielfalt

Möchten Sie diese, sicherlich unvollständige, Übersicht an der ein oder anderen Stelle ergänzen, so melden Sie sich gerne: [email protected].

„Mehrere Freiwilligentätigkeiten kombinieren“

Typische Tätigkeit: „Mentoring programs for children“ „Youth activities“

Bedeutsamkeit

„Freiwilligentätigkeiten anbieten, die eine natürliche Einheit bilden“

Typische Tätigkeit: „First Aid“ „Visiting isolated prisoners“ „Psychosocial support for elderly and children from refugee families“

Aufgabengeschlossenheit Typische Tätigkeit: „Emergency services in case of natural hazards or big scale incidents“ „Chairs and presidents“ „Social welfare activities“

Rückmeldung durch die Aufgabe Typische Tätigkeit: „First Aid post at sport events“

„Klare Engagementvereinbarungen“

„Mehr Training der Freiwilligen“

„Steigerung des Bewusstseins der Freiwilligenkoordinatoren für direkte Rückmeldung an Freiwillige“ „Änderung der Feedback-Kultur“

„Mehr Freiheit und Vertrauen für die Manager der lokalen Organisationen“

Rückmeldung durch andere Typische Tätigkeit: „Volunteers in caring homes for the elderly“

„Offene Foren, wo Freiwillige und Hauptamtliche sich austauschen können“ „Mehr Anerkennung für Freiwillige durch lokale Koordinatoren“

„Bekanntmachen, dass Erste Hilfe oft durch Freiwillige geleistet wird“

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Zusammenfassung Hier finden Sie noch einmal alle Ergebnisse im Überblick. Stichprobe Die Teilnehmer dieser Studie waren über 6000 Freiwillige des Roten Kreuz in acht europäischen Ländern. Die hier dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf 599 Freiwilligen des SRK. Diese schweizerische Stichprobe weist ein gute Repräsentativität auf in Bezug auf Alter, Geschlecht, Beschäftigung, Bildung, Umfang des Engagements und Art des Engagements.

Motive Für die Freiwilligen des SRK stellen Werthaltung, Lernen und Selbstwert die wichtigsten Beweggründe für ihr freiwilliges Engagement dar. Dies entspricht den Ergebnissen in den anderen europäischen Ländern. Im Vergleich zu den Freiwilligen anderer Länder sind jedoch die Motive Berufsergänzung und Karriere besonders stark ausgeprägt. Letzteres gilt insbesondere für den SSB. Andere Beweggründe sind im Vergleich eher schwach ausgeprägt: Politische Verantwortung, Schutz und Berufsausgleich. Aber auch Werthaltung als Motiv ist im Vergleich, insbesondere für Freiwillige des SSB, der SLRG und des SMSV, weniger bedeutsam.

Tätigkeitsmerkmale Die Tätigkeiten beim SRK zeichnen sich, im Vergleich zu anderen europäischen Rote-Kreuz-Gesellschaften, durch eine hohe Autonomie, Rückmeldung durch die Tätigkeit und Rückmeldung durch andere aus. Die Aufgabenvielfalt, Aufgabengeschlossenheit und Bedeutsamkeit der Aufgabe befinden sich auf gutem mittleren Niveau.

Zielgrößen Alles in allem sind die Freiwilligen des SRK sehr zufrieden mit ihrer Tätigkeit und haben vor, dieser auch in Zukunft nachzugehen. Jeweils über 70% berichten eine hohe Zufriedenheit und eine hohe Fortsetzungsintention. Die Verbundenheit mit dem SRK (bzw. RK-KV, SSB, SLRG, SMSV) als Organisation ist schwächer ausgeprägt. Nur jede/r Vierte gibt hier eine hohe Verbundenheit an. Es zeigen sich allererdings klare Unterschiede zwischen den Mitgliedorganisationen.

Erfolgsfaktoren Mit Blick auf die Zufriedenheit, Verbundenheit und Fortsetzungsintention von Freiwilligen beim SRK ist die Bedeutsamkeit der Aufgabe das wichtigste Tätigkeitsmerkmal. Zudem hat die Rückmeldung durch die Tätigkeit einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit und die Verbundenheit. Die Aufgabenvielfalt steigert insbesondere die Verbundenheit und Fortsetzungsintention von Freiwilligen beim SRK. Die Fortsetzungsintention lässt sich zudem durch Autonomie in der Durchführung der Freiwilligentätigkeit steigern. Die Geschlossenheit der Aufgabe hat einen positiven Effekt auf die Zufriedenheit der Freiwilligen. In der folgenden Tabelle sind Einfluss und Ausprägung der Tätigkeitseigenschaften noch einmal überblicksartig dargestellt: Einfluss auf Zufriedenheit, Verbundenheit und Fortsetzungsintention aktuelle Ausprägung

weniger starker Einfluss

besser als in anderen RotkreuzGesellschaften

A utonomie

durchschnittliches Niveau

R ückmeldung durch andere

starker Einfluss

R ückmeldung durch die T ätigkeit Primärer Handlungsbedarf

G eschlossenheit der A ufgabe

B edeutsamkeit der A ufgabe A ufgabenvielfalt

Handlungsimplikationen Aus den Stärken und Schwächen der Gestaltung von Freiwilligentätigkeiten beim SRK sowie ihrer Bedeutung als Erfolgsfakoren für die Zufriedenheit, Verbundenheit und Fortsetzungintention lassen sich konkrete Handlungsimplikationen ableiten. Diese müssen aber in erster Linie von den lokalen Organisationen formuliert werden und lassen sich nur teilweise allgemeingültig skizzieren. Nimmt man die Ergebnisse unseres Workshops vom ENDOV-Treffen 2012 in Berlin zur Hand, so legen diese dem SRK zum Beispiel nahe, die Aufgabenvielfalt durch die Kombination mehrer Teilaufgaben zu erhöhen. Der tatsächliche Nutzen und die konkrete Umsetzbarkeit solcher Maßnahmen müssen aber im Rahmen der lokalen Organisationen des SRK diskutiert werden.

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Anhang Auf Wunsch der teilnehmenden Organisationen sind auf den folgenden zwei Seiten die Grafiken 2 und 3 - dort wo es bedeutsame Unterschiede gab - mit differenzierten Angaben für RK-KV, SRK, SMSV, SSB und SLRG dargestellt.

besonders wichtig

Andere & Gesellschaft

Individuum

SSB SMSV

RK-KV SSB SLRG

Erwerbsarbeit

SLRG

SMSV RK-KV

SSB

SLRG

RK-KV

SSB

SMSV SMSV

SLRG

weniger wichtig

RK-KV

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Schweiz

Abbildung 4: Bedeutung der Motive für Freiwillige des SRK im Vergleich zu anderen Rotkreuz-Gesellschaften. Die Werte für SRK-Freiwillige sind als rote Linie abgetragen, die grauen Balken stellen die Werte der Gesamtstichprobe dar. Besonderheiten der Mitgliedorganisationen des SRK werden durch orange Kästchen gekennzeichnet. Die unterschiedliche Zusammensetzung der nationalen Stichproben bezüglich Beschäftigungsstatus, Art und Umfang der Freiwilligentätigkeit, Haushaltseinkommen, Alter und Geschlecht wurde statistisch kontrolliert.

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90% 80% 70% 60% 50% 40% 30%

SLRG

SMSV RK-KV

20% SSB

10% 0%

Zufriedenheit

Verbundenheit

Fortsetzungsintention

Abbildung 5: Anteil der Freiwilligen des SRK mit hoher Zufriedenheit, Verbundenheit und Fortsetzungsintention. Die Werte für SRK-Freiwillige sind als blaue Balken abgetragen, die gelben Markierungen stellen die Werte der Gesamtstichprobe dar. Besonderheiten der Mitgliedorganisationen des SRK werden durch orange Kästchen gekennzeichnet.

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Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Max Neufeind Department of Management, Technology and Economics ETH Zürich WEV K 513 Weinbergstr. 56/58 8092 Zurich Switzerland [email protected]

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