Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
INAS-Fachkongress 2011
SROI als Modell einer Wertschöpfungsbilanz in sozialwirtschaftlichen Unternehmen Wolfgang Laskowski / Rainer Loidl Linz, 25. Februar 2011
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Aufbau des Inputs
Das Modell SROI Beobachtungen zur Modellanwendung SROI als Legitimitätsgrundlage Offene Fragen
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
SROI als Modell einer Wertschöpfungsbilanz
Das Modell Social Return on Investment (SROI)
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Auf welchem Boden gedeiht SROI?
Rechenschaftspflicht und Verantwortung Zurechnung – Wirktransparenz Philanthropie und Investment Surplus-Logik – Unternehmertum Steuerung und Entwicklung (Erweiterte oder verschärfte?) Rationalisierung – Kontextualität 25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
SROI – Modellgrundlagen und Ausgangspunkt
Unternehmensbewertung zukunftsorientiertes Verfahren (DCF-Methode) Betriebswirtschaftliche Steuerung Kostenrechnung
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
SROI – Investitionen und Erträge werden gegenübergestellt Unternehmensbezogene Maßzahlen für Verhältnis von Investitionen zu (gesellschaftlich/gesellschaftspolitisch relevanten) Rückflüssen
Was passiert mit dem investierten „Kapital“? Unternehmenskennzahl – Aussagen über das Unternehmen
Effizienz als Rentabilität und Wertschöpfung 25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
SROI – 5 Pilotstudien 2 SÖB Sozialökonomischer Betrieb: Beschäftigung Langzeitarbeitsloser
1 Beschäftigungsprojekt im Behindertenwesen 1 Obdachlosenhilfe; extramurale, psychiatrienahe Leistungen
1 geschützte Werkstätte für Menschen mit Behinderung
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
SROI als Modell einer Wertschöpfungsbilanz
Beobachtungen zur Modellanwendung
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Ausgangslage (1) Infragestellen der Leistungen bzw. der Effizienz der Leistungserbringung
Sozialarbeiterische Leistung wird nicht gesehen Interessenskonflikte aufgrund unterschiedlicher Anspruchsgruppen Vielzahl an (“gewachsenen” und tw. unkoordiniert nebeneinander ablaufenden) Dienstleistungen
Betriebliche/facharbeiterische (ökonomische) Zielsetzung im Vordergrund
Gute Dokumentation der betriebswirtschaftlichen Leistung; geringe Dokumentation sozialarbeiterischer Leistungen
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
(Klatetzki 2010, S. 11f)
Ausgangslage (2) Personen sind “Input” – Veränderungen bei den Personen der “Output”
Ziele und Zwecke der Leistungen sind mehrdeutig und interpretationsbedürftig
KlientInnen sind MitkonstrukteurInnen der Leistung Leistungserbringung erfolgt innerhalb komplexer Umwelten Dienstleistung ist ein nicht-trivialer Prozess mit hoher Unsicherheit in den Ergebnissen; nicht standardisierbar
Kriterien für Effizienz und Effektivität unklar
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Erfahrungen in der Modellanwendung (1) Betroffene “erkennen” Leistungs- und Wertschöpfungsprozesse
Reflexives und sozialökonomisch integriertes
Handlungswissen steigert betriebliche Leistung
Betroffene formulieren Ziele selbst und bleiben (werden) Prozesseigner
Interessenslagen werden transparenter – Investments und Returns fallen (meist) in unterschiedlichen Bereichen an
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Erfahrungen in der Modellanwendung (2) SROI-Modell stellt ein reduziertes Bild der Wirklichkeit dar – nicht alle Wirkungen sind berücksichtigt
Viele Wirkungen auf subjektiver Ebene Soziale Arbeit als Anteil des Personalaufwandes sichtbar machen
Ressortdenken bei den Anspruchsgruppen verstellt den Blick auf ein ganzheitliches Wertschöpfungsmodell
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
SROI als Modell einer Wertschöpfungsbilanz
SROI als Legitimitätsgrundlage?
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Legitimität als eine zentrale Stellgröße „Legitimität ist die verallgemeinerte Wahrnehmung oder Annahme, dass eine Person oder Organisation wünschenswerte, angemessene und geeignete Handlungen setzt, die sich innerhalb eines sozial konstruierten Normen-, Werte- und Glaubenskonzept bewegen“ (Suchman, 1995, S. 574) 25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
3 Arten von Legitimität
pragmatisch
(Kosten-Nutzen-Rechnung)
moralisch/normativ
(Prozesse, Strukturen, Personen, Leistungen entsprechen ges. Normen, Werten)
kognitiv
(Handlungen, Leistungen sind verständlich und nachvollziehbar)
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Projekterfahrungen aus neoinstitutionalistischer Perspektive vielschichtigen und komplexen Erwartungsstrukturen – Behörden und Ressorts
Effektivität und Effizienz manifestieren sich an Erfolgsraten, Vermittlungsquoten
Abhängigkeit von einigen wenigen Finanzgebern (Bund, Land, Gemeinde)
SROI als Möglichkeit, Effektivität und Effizienz in einer Kennzahl zu vereinen (Nähe zur Betriebswirtschaft)
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
(Meyer/Rowan 1977, 353)
Legitimität wofür? (1) Vorstellungen und Erwartungen über effiziente Organisationen
Übereinstimmung zwischen Vorstellung und tats. (wahrgenommener) Effizienz Überleben der Organisation
tatsächliche Effizienz
Legitimität und Ressourcen
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Projekterfahrungen aus professionstheoretischer Perspektive Effektivität und Effizienz werden von anderen Professionen (Jus, Bw) vorgegeben
Methoden, Sonderwissen speist sich aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen (Päd., Psych., Soz., Med. etc.)
Hilfe im Sinne der AdressatInnen (oder sozialstaatliche Kontrolle) Stärkung der Handlungsautonomie der AdressatInnen (oder Hilfeleistung für „unselbständige“ KlientInnen )
Zielerreichung nur unter Mithilfe der AdressatInnen möglich Allzuständigkeit der Sozialen Arbeit Effekt: Soziale Arbeit wird als Semi-Profession gesehen 25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Legitimität wofür? (2) SROI suggeriert Messbarkeit, den Nachweis von Effektivität und Effizienz (Beherrschung der Prozesse)
SROI als eine anerkannte Methode der Rechenschaftslegung in der Sozialen Arbeit
Inszenierung der Leistungsdarstellung, um Zugang zu Macht und Ressourcen zu erlangen
Wissen über die Darstellung, Inszenierung Titel, Zertifikate, Erfolgsquoten hilfreich
gemeinsame “Sprache” mit anderen Professionen (speziell aus Administration und Recht)
Ziel: SROI als ein Beitrag zur Erlangung einer professionellen
Berufsidentität (eindeutiges Mandat zur Wahrnehmung spezieller Aufgaben für das Gemeinwohl) 25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
SROI als Modell einer Wertschöpfungsbilanz
SROI – offene Fragen
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Offene Fragen aus neoinstitutionalistischer Perspektive legitimes Mittel zur Rechenschaftslegung - auch in der Sozialen Arbeit? (oder: Zeichen der Deprofessionalisierung)
Vernetzung und externe Überprüfung? (oder Rationalitätsmythos)
längerfristiges Monitoring und Dokumentation? (oder: Einzelfallstudien)
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Offene Fragen aus professionstheoretischer Perspektive SROI ein Beitrag zur Erlangung einer professionellen Berufsidentität? (oder: Kennzeichen der Deprofessionalisierung)
Effizienz als Bestandteil des prof. Handlungswissens
(eigene Methode)? (oder: als Bestandteil des prof. Inszenierungswissens)
gemeinsame “Sprache” mit anderen Professionen? (oder: Deprofessionalisierung der Soziale Arbeit)
Rückwirkung auf Normensystem, Strukturen, die den Handlungsspielraum der Sozialen Arbeit definieren (oder: Fremdbestimmtheit wie bisher)
SROI – spezifische Modelle als Zeichen der Spezifität in best. Handlungsfeldern (oder: Allzuständigkeit der Sozialen Arbeit)
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Offene Fragen an das Modell „SROI“ SROI als legitimiertes Werkzeug zur Darstellung von Effizienz? Was passiert in der Forschung/in der Unternehmensberatung? Zertifizierung von Forschungs-/Beratungsunternehmen? Voraussetzungen zum SROI Berechnungsverfahren schaffen – in Politik und in den Unternehmen Andenken neuer Finanzierungs- und Kooperationsmodelle für soziale Organisationen (Philantropie, Stiftungen) SROI als Bestandteil der Unternehmensstrategie – langfristige Perspektive, Ort der Leistungserbringung Kennzahlen-System muss an Handlungsfeld und jeweiligen Organisationstyp angepasst werden (Überwindung der Allzuständigkeit)
25. Februar 2011
Wirkungsorientierung und Wertschöpfung – Zukunftsthemen der Sozialwirtschaft
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Mag. Wolfgang Laskowski FH JOANNEUM Graz Studiengang und Transferzentrum Soziale Arbeit Eggenberger Allee 11 8020 Graz
[email protected]
Informationen im Internet unter: www.fh-joanneum.at/sam www.sroi.at 25. Februar 2011