Psychiatrische und gerontopsychiatrische Versorgung der Zukunft Anna Magin Psychiatriekoordinatorin des Bezirks Oberpfalz

Psychiatrische und gerontopsychiatrische Versorgung der Zukunft 13.03.2013 Anna Magin Psychiatriekoordinatorin des Bezirks Oberpfalz Gliederung 1. D...
Author: Ingeborg Bach
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Psychiatrische und gerontopsychiatrische Versorgung der Zukunft 13.03.2013 Anna Magin Psychiatriekoordinatorin des Bezirks Oberpfalz

Gliederung 1. Die guten Nachrichten zuerst 2. Situationsbeschreibung 3. Strategien zur (geronto-) psychiatrischen Versorgung Sozialraumorientierung / Inklusion, Nutzerbeteiligung (EX-IN)

4. Strategien zur gerontopsychiatrischen Versorgung AAL regionales, integratives seniorenpolitisches Gesamtkonzept CSI: Profi-unterstützte nachbarschaftliche Netzwerke 5. Zusammenfassung und Appell

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1. Die guten Nachrichten zuerst –

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Die 12-Monats-Prävalenz der meisten psychischen Erkrankungen nimmt nicht zu! Sonderfall Demenz Rotterdam-Studie Schrijvers et al, Neurology 2012 Es gibt immer mehr alte Menschen! Nicht alle alten Menschen haben Unterstützungsbedarf!

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Nicht alle alten Menschen haben Unterstützungsbedarf! Familienreport 2011

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2. Situationsbeschreibung • Hohe Zahl psychisch kranken Menschen, stark steigende Inanspruchnahme von Hilfeangeboten • Demographischer Wandel (Fachkräftemangel) • verschiedene Sozialgesetzbücher • weiterhin Risiko einer Ausgrenzung • Gefahr: Unterversorgung von Menschen, die schwer chronisch krank sind • Gefahr: Zweiklassen-Psychiatrie

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Noch eine gute Nachricht Es gibt systematische und sinnvolle Strategien zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung, die auf allen Ebenen erfreulich deckungsgleich sind. Umsetzung der Strategien kann nicht zentral gesteuert werden (Selbstverpflichtung der verantwortlichen Akteure). 13.03.2013

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3. Strategien zur (geronto-) psychiatrischen Versorgung • Grünbuch der EU, 2005 • Europäische Erklärung zur psychiatrischen Gesundheit (WHO), 2005 (siehe Becker et al S. 23 ff) • Gesundheitsziele der Bundesregierung, z.B. zur Depression 2006 (6 Aktionsfelder: Aufklärung; Prävention; Diagnostik, Indikationsstellung und Therapie; Stärkung der Patienten und Betroffenen; Rehabilitation; Versorgungsstruktur) • AG Psychiatrie der Gesundheitsministerkonferenz • Grundsätze zur Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Bayern

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Empfehlungen lt. Strategiepapieren von WHO, EU und Bundesregierung • Ambulant vor stationär • Bessere Integration der Anbieter bzw. der Angebote • Bessere Angebote und Zugang zu diesen Versorgungsangeboten für Menschen mit schweren und chronischen Erkrankungen (Versorgungsgerechtigkeit) • Qualitätssicherung • Einbeziehung von Nutzern in Planung, Gestaltung und Evaluation psychiatrischer Versorgung • Unterstützung der Angehörigen 13.03.2013

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Sozialraumorientierung / Inklusion Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit psychiatrischer Erkrankung, Vermeidung weiterer Hospitalisierung

Neuer Anspruch an die Gemeinschaft, sich aller ihrer Mitglieder gut anzunehmen und sie teilhaben zu lassen. (Paradigmenwechsel)

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EX - IN Experienced Involvement = Einbeziehung Psychiatrieerfahrener Im Rahmen eines EU-Projekts entwickelte Qualifizierungsmaßnahme Ziel: Beteiligung von qualifizierten Experten aus Erfahrung als Genesungsbegleiter, Dozenten oder in der Forschung (Experten aus Erfahrung) 13.03.2013

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Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgungsstrukturen AG Psychiatrie der Gesundheitsministerkonferenz schlägt vor (Aktionsfeld Versorgungsstruktur): Integriertes regionales Psychiatriebudget • • • •

Regional orientierte Gesundheitsplanung Höhere Verantwortung der Gemeinden Evtl. Regional- und Gesundheitskonferenzen Epidemiologisch begründete Bedarfsplanung: – Ermittlung der zur Bewältigung der kleinräumig festgestellten Krankheitslast (Differenzierung der Morbidität, z.B. nach Langzeitarbeitslosigkeit, Alter, sozialem Status, Migrationshintergrund, beruflichen Belastungsfaktoren) – Zur Verfügung Stellung notwendiger Versorgungsleistungen differenziert nach Therapie-, Betreuungs-, Rehabilitations- und Pflegeleistungen mit einem entsprechenden Professionenund Institutionenmix

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Bessere Vernetzung der ambulanten Psychotherapie mit anderen Hilfesystemen Verbindlich vereinbarte, einheitliche Qualitätssicherungsparameter in allen Sektoren

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4. Strategien der Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Versorgung • AG Psychiatrie der AOLG • BMG: Zukunftswerkstatt Demenz • Bayerische Demenzstrategie • Seniorenpolitische Gesamtkonzepte der Gemeinden und Städte 13.03.2013

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Situationsbeschreibung • Psychische Störungen drücken sich oft in körperlichen Funktionsstörungen und Beeinträchtigungen der Kognition aus • idR guter Zugang zu den Hausärzten • Deutliches Versorgungsdefizit im Bereich Psychotherapie (Ante3il älter als 65 an Pt-Patienten: 0,2 bis 2%) • Belastung der Angehörigen • Multimorbidität • Psychiatrische Komorbidität bei Klinikbehandlung (30%) oft nicht mitbehandelt • Psychiatrische Unterversorgung in Altenhilfeeinrichtungen • „Eure Sorge fesselt mich“

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Handlungsempfehlungen • s.o. • Prävention und Gesundheitsförderung (auch für Risikogruppen) • Verbesserung der gerontopsychiatrischen Versorgungsangebote • Enge Verzahnung und vertraglich gesicherte Zusammenarbeit aller Hilfeleistungssysteme • Weiterentwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen • Verbesserung der gerontopsychiatrischen Kompetenz aller beteiligten Akteure • Entstigmatisierung

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Bayerische Demenzstrategie Handlungsfelder • • • • • • • • • •

Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit Prävention Aus-, Fort- und Weiterbildung Häusliche Versorgung – Entlastung pflegender Angehöriger Stationäre Versorgung im Krankenhaus und in Einrichtungen der geriatrischen Rehabilitation Stationäre Versorgung und Betreuung in Pflegeeinrichtungen Sterbebegleitung Vernetzung und kommunale Strukturen Grundlagen- und Versorgungsforschung Rechtliche Betreuung

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Regionales, seniorenpolitisches Gesamtkonzept Art. 69 AGSG (Gesetz zur Ausführung der Sozialgesetze) (1) … stellen … den für ihren Bereich erforderlichen längerfristigen Bedarf an Pflegeeinrichtungen fest. (2) Die Bedarfsermittlung ist Bestandteil eines integrativen, regionalen seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes, das nach dem Grundsatz ambulant vor stationär die Lebenswelt älterer Menschen mit den notwendigen Versorgungsstrukturen sowie neue Wohn- und Pflegeformen für ältere und pflegebedürftige Menschen im ambulanten Bereich erfasst.

Leitfaden für Kommunen zur Erstellung eines solchen Konzeptes („Kommunale Seniorenpolitik“) 13.03.2013

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Regionales, seniorenpolitisches Gesamtkonzept, Handlungsfelder 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Wohnen zu Hause Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit Präventive Angebote Gesellschaftliche Teilhabe Bürgerschaftliches Engagement für und von Seniorinnen und Senioren Betreuung und Pflege Unterstützung pflegender Angehöriger Angebote für besondere Zielgruppen Kooperationen und Koordinationsstrukturen Hospiz- und Palliativversorgung

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Häusliche Versorgung – Entlastung pflegender Angehöriger Technikunterstütztes Wohnen (AAL)

Ambient Assisted Living = Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die neue Technologien und soziales Umfeld miteinander verbinden Bsp. (Wecker) Spiegel, der rückmeldet, wenn man sich noch nicht die Zähne geputzt hat Vitalüberwachungssysteme z.B. Lichtschranke, die SMS an Angehörige schickt, wenn sie eine bestimmte Zeit nicht durchschritten wurde 13.03.2013

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SROI Social Return on Investment: Gibt es Kostenreduzierungen und positive Wertschöpfungsbeiträge in der Gesellschaft sowie Veränderungen im Leben der Menschen als Ergebnis sozialer Investitionen? Bewertet wurden hier Profi-unterstützte Quartiers-Netzwerke 13.03.2013

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5. Zusammenfassung und Appell Schwerpunkte des Vortrags: Strategien • Sozialraumorientierung / Inklusion Mix aus Angehörigen, Ehrenamtlichen und Profis • Einbindung der Nutzer, EX-IN • Integriertes regionales Psychiatriebudget • Regionales, seniorenpolitisches Gesamtkonzept • AAL • Profi-unterstützte Netzwerke für ehrenamtliches Engagement 13.03.2013

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Wir brauchen für die Zukunft: • Selbsthilfe • Technik • Sozialraum

• Profis 13.03.2013

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Appell Jeder von uns kann sich - als Bürger, als Profi, als Angehöriger oder als Betroffener – an geeignetem Ort einbringen. • Setzen Sie sich mit den für ihren Bereich relevanten Strategien auseinander! • Nehmen Sie Einfluss auf diese Strategien und deren Umsetzung! • Verorten Sie sich und Ihre Arbeit in einen größeren (Sinn-) Zusammenhang, vernetzen Sie sich! 13.03.2013

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Nicht angesprochen, aber wichtig • AOVE, Koordinationsstelle „Alt werden zu Hause“ • SEGA • Gerontopsychiatrische Koordinationsstelle • Notwendige Gesetzesänderungen

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Literatur • Becker et al: Versorgungsmodelle in Psychiatrie und Psychotherapie, 2008 • Bayerische Demenzstrategie (BMAS), 2013 • Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgungsstrukturen in Deutschland – Bestandsaufnahme und Perspektiven (Bericht der AG Psychiatrie der AOLG), 2012 • Familienreport der Bundesregierung, 2011 • Grünbuch der EU, 2005 • Europäische Erklärung zur psychiatrischen Gesundheit (WHO), 2005 (siehe Becker et al S. 23 ff) • Gesundheitsziele der Bundesregierung, z.B. zur Depression 2006 • Grundsätze zur Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Bayern • Kommunale Seniorenpolitik (BMAS) • Papiere des BMAS (kommunale Seniorenpolitik) • Vortrag Dr. Then, CSI 13.03.2013

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