Programm Jul Sep 20173

Programm Jul–Sep 2017 3 NS-Dokumentationszentrum München – Lernen und Erinnern am historischen Ort Programm 3/2017 Über die Sommermonate zeigen wi...
Author: Sabine Lehmann
2 downloads 1 Views 1MB Size
Programm Jul–Sep 2017

3

NS-Dokumentationszentrum München – Lernen und Erinnern am historischen Ort Programm 3/2017

Über die Sommermonate zeigen wir auch in diesem Jahr eine Kunstausstellung. Der 53-teilige Radierzyklus „Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944“ des Wiener Künstlers Alfred Hrdlicka gehört zu den eindringlichsten künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem gescheiterten Attentat der Verschwörergruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Im Begleitprogramm findet sich dieses Mal ein besonderes literarisch-musikalisches Format: Am 3. Juli widmet sich das Ensemble OPUS 45 in einem Kammerkonzert dem NS-Widerstand und der Schauspieler Roman Knižka rezitiert dazu Texte von Bertolt Brecht, Oskar Maria Graf und anderen. Prominenter Besuch aus Berlin erwartet uns am 6. Juli. Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wird einen Vortrag zum brennend aktuellen Thema „Deutschland als Einwanderungsland“ halten.

Ab dem 14. September dokumentieren wir in der Sonderausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“ das Schicksal polnischer Zwangsarbeiter in der NS-Zeit. Wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Zusammenhang auch wieder einen Zeitzeugen bei uns begrüßen dürfen. Der Pole Bogdan Bartnikowski wird am 20. September über seine Zeit in Auschwitz und Sachsenhausen sprechen. Das vielfältige Begleitprogramm zu dieser Sonderausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung realisiert. Wir hoffen, Ihnen mit unserem Programm wieder anregende Impulse für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus geben zu können und freuen uns auf Ihren Besuch.

Foto: Orla Connolly

Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger Gründungsdirektor

Programmübersicht 1.7.–30.9.2017 Do 22 |06 bis Sonderausstellung So 27 |08 |2017

Alfred Hrdlicka. Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944

Ebene 1

Do 14 |09 bis Sonderausstellung So 29 |10 |2017

Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter Ebene 1 des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945

Mo 03|07 |2017 Kammerkonzert und Lesung Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen! 19.00

Auditorium

Do 06 |07 |2017 Vortrag 19.00

Deutschland als Einwanderungsland – politische und kulturelle Herausforderungen

Auditorium

Mo 10 |07 |2017 Podiumsdiskussion 19.00

Albert Speer. Architekt, Rüstungsminister – Auditorium und unpolitischer Technokrat?

Mi 12 |07 |2017 Vortrag 19.00

„Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“ – Welche Gewalt? Welches Volk?



Auditorium

Di 18 |07 |2017 Vortrag Der Münchner Schriftsteller Norbert Stern 19.00

Auditorium

Do 20 |07 |2017 19.00

Widerstand im Nationalsozialismus – Ein Audioguide-Projekt

Auditorium

Mo 24 | 07 |2017 Gespräch 19.00

Die Ärzteschaft in Bayern und die Praxis der Medizin im Nationalsozialismus

Auditorium

Do 17 | 08 |2017 19.00

Zeitzeugengespräch

Bob Behr. Ein Überlebender erzählt

Auditorium

Sa 26|08 |2017 19.00

Festakt

150 Jahre Homosexuellenbewegung – Die Rede Karl- Auditorium Heinrich Ulrichs auf dem Deutschen Juristentag in München

Projektpräsentation

Di 12 | 09 |2017 Vortrag 19.00

Was Nazis über ihre Partei dachten. Auditorium Die Abel-Collection als Quelle der Zeitgeschichte

Do 14 | 09 |2017 Szenische Lesung 19.00

Der Fall Olga Benario

Auditorium

Mi 20 | 09|2017 Zeitzeugengespräch 19.00

Bogdan Bartnikowski: Erinnerungen hinter Stacheldraht

Auditorium

Di 26 | 09 |2017 19.00

Gedenkveranstaltung

Alexander Schmorell und die Weiße Rose

Auditorium

Do 28 | 09 |2017 19.00

Filmvorführung und Diskussion

Der Alltag von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in München und Bayern

Auditorium

Termine unserer Bildungsabteilung Sa 22 | 07 |2017 Workshop München als zentraler Kultort der NSDAP – 09.30–16.30 Geschichte am historischen Ort

NS-Dokumentationszentrum/ Haus der Kunst

Mi 02 | 08 |2017 Halbtagesseminar „Die Ausgrenzung war total“ Seminarraum Di 05 |09 |2017 Im Rahmen des Münchner Ferienpassangebots 10.00–13.00

Foto: Orla Connolly/NS-Dokumentationszentrum München

Do 03 | 08 |2017 Halbtagesseminar Mi 06 |09 |2017 10.00–15.00

Jugend im Nationalsozialismus Seminarraum Im Rahmen des Münchner Ferienpassangebots

Sonderausstellung 22|06 bis 27|08 |2017

Alfred Hrdlicka. Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Sonderausstellungsbereich Ebene 1

Alfred Hrdlicka (1928–2009) hat den Terror der NS-Zeit als Kind am eigenen Leib erfahren. Die nationalsozialistischen Verbrechen sind zentrales Thema im Werk des Wiener Künstlers. Der große Zyklus „Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944“, den das NS-Dokumentationszentrum vom 22. Juni bis zum 27. August zeigt, ist eine seiner eindringlichsten Arbeiten. Im Mittelpunkt der 1974 entstandenen 53-teiligen Bildfolge steht das gescheiterte Attentat der Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Neben der Auseinandersetzung mit diesem konkreten historischen Ereignis ist der Zyklus auch als Abrechnung mit dem preußischen Militarismus zu verstehen. Hrdlicka warnt mit der anspielungsreichen Bildfolge einerseits „vor falschen Leitbildern“, andererseits polemisiert er gegen Männlichkeitskult, Größenwahn und Barbarei des Militarismus. Entstanden sind düstere Radierungen mit zum Teil drastischen Darstellungen von Grausamkeit und Gewalt, denen Hrdlicka durch Kommentartexte eine weitere Bedeutungsebene verlieh. Das NS-Dokumentationszentrum zeigt Hrdlickas Radierzyklus als programmatischen künstlerischen Beitrag und kritischen Kommentar zur deutschen Erinnerungs­politik. Begleitend zur Ausstellung werden Veranstaltungen und ein Katalog angeboten.

Alfred Hrdlicka-Archiv | The Estate of Alfred Hrdlicka, Wien: www.alfred-hrdlicka.com

Alfred Hrdlicka, Wie ein Totentanz, 1974 Blatt 49: Goerdeler

Sonderausstellung 14|09 bis 29|10|2017

Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945

Ab dem 14. September zeigt das NS-Dokumentationszentrum die Ausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“. Sie schildert das menschenverachtende System der Zwangsarbeit am Beispiel einzelner Schicksale. Die anhand von Fotos, Dokumenten und Erzählungen dokumentierten Lebensgeschichten zeugen von Ausbeutung und Leid, wie sie annähernd 13 Millionen Sklaven- und Zwangsarbeitern des NS-Regimes widerfahren sind. In einem separaten Teil wird die Geschichte des in Neuaubing erhaltenen ehemaligen Zwangsarbeiterlagers thematisiert. An diesem historischen Ort entsteht in den nächsten Jahren eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums. Die Aus­stellung „Erinnerung bewahren“ wird in Zusammenarbeit mit der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung und dem Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide realisiert. Das Begleitprogramm aus Vorträgen, Filmvorführungen und Rundgängen wird in Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung konzipiert und umgesetzt. Im Buchshop des NS-Dokumentationszentrums ist ein Ausstellungskatalog erhältlich.

Fotos: Archiv der Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Sonderausstellungsbereich Ebene 1

Die polnische Zwangsarbeiterin Marianna Zoladek

Kammerkonzert und Lesung Montag 03|07|2017 19.00 Uhr Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Alfred Hrdlicka. Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944“

Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen!

Der Pazifist Konrad Reisner wollte „den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen“, indem er eine Kampagne initiierte, die Carl von Ossietzky die Verleihung des Friedensnobelpreises bescheren und ihn so aus dem KZ Papenburg-Esterwegen befreien sollte. Dies ist nur eine von vielen Geschichten des mutigen Widerstands gegen das NS-Regime. Das Ensemble OPUS 45 widmet sich jenen Querdenkern und Künstlern, die sich bis zuletzt hartnäckig gegen den faschistischen Terror behaupteten. Der Schauspieler Roman Knižka liest unter anderem Texte von Kurt Tucholsky, Bertolt Brecht, Erich Kästner, Oskar Maria Graf und Mascha Kaléko. Musikalisch umrahmt wird die Lesung durch große, teils jedoch lange Zeit vergessene Werke von Komponisten, die zu Opfern der nationalsozialistischen Diktatur und des Holocaust wurden, wie zum Beispiel Pavel Haas. Neben Haas‘ Bläserquintett opus 10 erklingen die „Kleine Kammermusik“ des als „entartet“ diffamierten Komponisten Paul Hindemith sowie „Sechs Bagatellen“ von György Ligeti.

Foto: Lena Giovanazzi

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Das Ensemble OPUS 45 und Roman Knižka

Vortrag Donnerstag 06|07|2017 19.00 Uhr

Deutschland als Einwanderungsland – politische und kulturelle Herausforderungen Dr. h. c. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a. D.

Foto: copyright studio kohlmeier

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München Anmeldung veranstaltungen.nsdoku@ muenchen.de; 089 233-67015

Wolfgang Thierse, 2009

Deutschland ist endgültig ein Einwanderungsland geworden, der Kontinent Europa ist es schon längst – auch wenn viele Bürger und Staaten dies nicht wahrhaben wollen. Die doppelte Herausforderung für die Zukunft wird sein, die Geflüchteten mit Bleibeabsicht im fremden Land heimisch und die Einheimischen zugleich nicht im eigenen Land zu Fremden werden zu lassen. Für das Gelingen der Integration müssen also „beide Seiten“ einen Beitrag leisten. Die deutsche Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sollte dabei nicht nur die Geflüchteten, sondern auch ihre einheimischen Bürgerinnen und Bürger in das „Projekt Integration“ einbeziehen. Grundbedingung ist Ehrlichkeit im Ansprechen der Probleme, aber auch Aufzeigen der Chancen, die durch Einwanderung seit Jahrhunderten geschaffen werden. Allen in Deutschland lebenden Menschen stellt sich die Frage, in welcher Gesellschaft wollen wir eigentlich leben? In einer „homogenen“, nationalstaatlich eingesperrten oder in einer offeneren, den europäischen Werten verpflichteten? Welche Maßnahmen nötig sind, die politischen und kulturellen Herausforderungen der Integration zu meistern, diskutiert der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Bundestagspräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse in seinem Vortrag.

Podiumsdiskussion Montag 10|07|2017 19.00 Uhr

Albert Speer. Architekt, Rüstungsminister – und unpolitischer Technokrat?

Albert Speer wurde bereits 1931 NSDAP-Mitglied. Im NS-Regime gelang ihm eine Bilderbuchkarriere und er wurde bald schon enger Vertrauter Hitlers mit Hauptwohnsitz Obersalzberg. Rasch erklomm er die Karriereleiter zum Architekten des „Rassenstaates“. Obwohl Speer als Rüstungsminister ab 1942 die Rüstungsmaschinerie des NS-Staates antrieb und dazu Zwangsarbeiter auch aus Konzentrationslagern organisierte, behauptete er nach Kriegsende, „eigentlich unpolitisch“ und doch gar kein „richtiger Nationalsozialist“ gewesen zu sein. Magnus Brechtken vom Institut für Zeitgeschichte hat eine umfassende Biografie zu Albert Speer vorgelegt. Im Nürnberger Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände dokumentiert die Ausstellung „Albert Speer in der Bundesrepublik“ die „Speer-Legende“ und den Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit.

Foto: SZ Photo Scherl

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin Anmeldung veranstaltungen.nsdoku@ muenchen.de; 089 233-67015

Über Albert Speer, sein Wirken als Architekt und Rüstungsminister sowie sein Selbstverständnis in der Nachkriegszeit diskutieren Prof. Dr. Magnus Brechtken, Stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München, Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger, NS-Dokumentationszentrum München, und Dr. Alexander Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände Nürnberg. Moderation: Prof. Dr. Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin

Speer stellt Hitler das Modell des Deutschen Hauses für die Weltausstellung in Paris 1937 vor.

Vortrag Mittwoch 12|07|2017 19.00 Uhr

„Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus“ – Welche Gewalt? Welches Volk? Dr. Andreas Zielcke

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Als Londoner Richter vergangenen Herbst entschieden, über den Brexit-Antrag habe das Parlament zu befinden, brandmarkte die britische Daily Mail sie als „Feinde des Volkes“. Im Wahlkampf forderte Marine Le Pen, es sei an der Zeit, „das französische Volk zu befreien“. Ähnlich tönen Viktor Orbàn oder die AfD. Nichts ist typischer für Populisten, als das „Volk“ im Kampf gegen vermeintliche innere Feinde zu sehen. Demokratie bedeutet Herrschaft des „Volkes“. Doch treiben die Rechtspopulisten hier Missbrauch, wenn sie sich auf den Begriff „Volk“ berufen. „Volk“ ist bei weitem nicht gleich „Volk“. Zwischen der Parole „Wir sind das Volk“ vom Oktober 1989 und dem Pegida-Motto „Wir sind das Volk“ liegt der entscheidende demokratische Unterschied. Darauf baut auch das Grundgesetz, das unter „Gewalt“, die vom „Volk“ ausgeht, keinesfalls offensive Gewalt versteht und schon gar keine Gewalt der Straße und des Fremdenhasses. Nichts ist darum wichtiger für eine Demokratie, als sich über die Konstitution des „Volkssouveräns“ und das staatliche Gewaltmonopol im Klaren zu sein. Dr. Andreas Zielcke arbeitete als Anwalt und war von 2000 bis 2007 Feuilletonchef der Süddeutschen Zeitung, für die er weiterhin als Autor tätig ist.

Foto: SZ Photo

Pegida Demonstration vor der Feldherrnhalle in München, 2016

Vortrag Dienstag 18|07|2017 19.00 Uhr

Der Münchner Schriftsteller Norbert Stern Prof. Dr. Wolfgang Benz

Der jüdische Schriftsteller und Gelehrte Norbert Stern (1881–1964) wurde am 21. Juni 1942 aus seiner Wohnung in der Münchner Kunigundenstraße in das Barackenlager Knorrstraße und von dort aufgrund seiner jüdischen Herkunft in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er hatte Philosophie studiert, in Bern promoviert und war Generalsekretär des Verbands der deutschen ModenIndustrie. Seine Erfahrungen dokumentierte er in einem Tagebuch, das, obwohl nur in einem Fragment überliefert, eine einzigartige Quelle zur deutschjüdischen Geschichte ist. Norbert Stern war blind, aber er „sah“ vielleicht deshalb mehr als andere. Seine Aufzeichnungen aus Theresienstadt geben ein einmaliges Bild der inneren Widersprüche der jüdischen Zwangsgemeinschaft des Ghettos. Um die Gegensätze zwischen böhmischen und deutschen Juden auszugleichen, lernte der über 60-Jährige im Ghetto Tschechisch. Stern überlebte und kehrte im Juni 1945 nach München zurück.

Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA, LEA 3471)

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Prof. Dr. Wolfgang Benz lehrte bis 2011 an der Technischen Universität Berlin und leitete dort das Zentrum für Antisemitismusforschung. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema NS-Geschichte und Antisemitismus.

Norbert Stern, undatiert

Projektpräsentation Donnerstag 20|07|2017 19.00 Uhr Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Alfred Hrdlicka. Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944“

Widerstand im Nationalsozialismus – Ein Audioguide-Projekt Münchner Schülerinnen und Schüler

Foto: Orla Connolly

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München Anmeldung veranstaltungen.nsdoku@ muenchen.de; 089 233-67015

Nur wenige Menschen leisteten Widerstand gegen das NS-Regime. Diese Wenigen kamen jedoch aus allen gesellschaftlichen Schichten und politischen Lagern. Die Aktionen reichten vom Drucken von Flugblättern, Abhören und Verbreiten von Informationen ausländischer Rundfunksender, Verweigerung des Kriegsdienstes, Hilfe für Verfolgte bis zum politischen Widerstand, der auf den Sturz des NS-Regimes zielte. Mit Unterstützung des Bayerischen Rundfunks, der Stiftung Zuhören und des NS-Dokumentationszentrums München haben Schülerinnen und Schüler der Städtischen Berufsoberschule Wirtschaft und Verwaltung einen Audioguide entwickelt, der Widerstandsaktivitäten in München beispielhaft vorstellt und zu Orten des Widerstands führt. Die zehn Hörstücke befassen sich mit verschie­denen Formen des Widerstands in München und vermitteln die unterschiedlichen Motive und Ziele von einzelnen Personen und Gruppen. An der Projektpräsentation nehmen die Kooperationspartner Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München, Bayerischer Rundfunk, Stiftung Zuhören sowie Schülerinnen und Schüler der BOS Wirtschaft und Verwaltung München teil. Der neue Audioguide der Reihe „Münchner Zeitgeschichten“ ist kostenlos als Download verfügbar unter: www.ns-dokuzentrum-muenchen.de/muenchner-zeitgeschichten

Der Gedenkstein für die Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus am Platz der Freiheit in München-Neuhausen.

Gespräch Montag 24|07|2017 19.00 Uhr

Die Ärzteschaft in Bayern und die Praxis der Medizin im Nationalsozialismus

Im Auftrag des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin (TU München) hat die Historikerin Annette Eberle die Rolle der bayerischen Ärzte im National­ sozialismus untersucht. Ihre Recherchen konzentrierten sich auf die Umgestaltung der ärztlichen Standesorganisationen in Bayern, der Landesärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung im Sinne einer rassenhygienisch geprägten nationalsozialistischen Gesundheitspolitik des „Ausmerzens“. Die Studie wurde angeregt von der Bayerischen Landesärztekammer. Im Gespräch mit dem Psychiater Michael von Cranach zeichnet Annette Eberle die wichtigsten Befunde der Studie nach. Im Mittelpunkt steht die Verantwortung der regionalen Ärzteführer für die Abschaffung demokratisch legitimierter Formen der Selbstverwaltung und an der Umgestaltung des Gesundheitswesens, das schließlich die Verbrechen der Zwangssterilisation und der Krankenmorde ermöglichte. Wesentlich war auch ihr Anteil an der Ausschaltung jüdischer und politisch unerwünschter Ärztinnen und Ärzte.

Foto: Stadtarchiv München (FS-NS-00344)

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Neben Prof. Dr. Annette Eberle und Prof. Dr. Michael von Cranach stehen Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, und Prof. Dr. Gerrit Hohendorf, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin (TU München), für ein Publikumsgespräch zur Verfügung.

Ansprache des Reichsgesundheitsführers Dr. Conti im „Haus der Deutschen Ärzte“, Briennerstraße 22, München, 27.4.1939

Zeitzeugengespräch Donnerstag 17|08|2017 19.00 Uhr

Bob Behr. Ein Überlebender erzählt

Foto: US Holocaust Memorial Museum, courtesy of Bob Behr

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und dem United States Holocaust Memorial Museum Washington

Robert Behr, geboren 1922, erlebte die nationalsozialistische Judenverfolgung als Jugendlicher in Berlin. Seine Mutter und sein Stiefvater konnten ihn zunächst in einem schwedischen Internat unterbringen, doch die Sicherheit, der Verfolgung entkommen zu sein, währte nur kurz. Robert Behr, seine Mutter und sein Stiefvater wurden 1942 ins Lager Theresienstadt deportiert. Alle drei überlebten und wurden am 8. Mai 1945 von der Roten Armee befreit. Nach dem Krieg ging Robert Behr in die USA und trat der Army bei. Als Übersetzer kam er zurück nach Berlin und half unter anderem bei Verhören ehemaliger National­­sozialisten. Nach seiner Pensionierung studierte Robert Behr Moderne Euro­ päische Geschichte und lehrte am Sinclair College in seiner Heimatstadt Dayton in Ohio. Seit 2001 engagiert er sich als Freiwilliger beim United States Holocaust Memorial Museum in Washington. Im Gespräch mit Axel Drecoll (Leiter Dokumentation Obersalzberg) erzählt Bob Behr nicht nur eine Geschichte der Verfolgung, sondern auch eine des Überlebens, des Neuanfangs und des Umgangs mit dem Geschehenen: Die Erfahrung, als Jude plötzlich kein Deutscher mehr zu sein, die Rückkehr aus Theresienstadt in das zerstörte Berlin, die ersten Versuche, in den USA Fuß zu fassen, die Tätigkeit für die US-Army und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Überleben.

Bob Behr (rechts) vor dem Deutsch-Amerikanischen Jugendclub

Festakt Samstag 26|08|2017 19.00 Uhr

150 Jahre Homosexuellenbewegung – Die Rede Karl-Heinrich Ulrichs auf dem Deutschen Juristentag in München

Foto: Abbildung aus dem „Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen“ (1899–1923), hrsg. von Magnus Hirschfeld

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem forum homosexualität münchen e. V. Anmeldung veranstaltungen.nsdoku@ muenchen.de; 089 233-67015

Im Jahr 2017 kann an ein besonderes Ereignis der gesellschaftlichen Formierung der lange unterdrückten, ausgegrenzten und verfolgten Minderheitengruppe der Homosexuellen erinnert werden: Am 29. August 1867 jährt sich zum 150. Mal der Auftritt von Karl-Heinrich Ulrichs auf dem Deutschen Juristentag. Ulrichs öffentliches Einfordern einer reichseinheitlichen Straffreiheit gleichgeschlechtlicher Beziehungen war revolutionär und leistete einen wesentlichen Beitrag zum Bewusstsein einer rechtlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung der Homosexuellen. Karl-Heinrich Ulrichs (1825–1895), Gerichtsassessor im Königreich Hannover, gilt als „Urvater“ der Homosexuellenbewegung. Es sollten nach seinem Auftritt jedoch noch weitere 30 Jahre ins Land gehen, bis mit der Gründung des Wissenschaftlich Humanitären Komitees die Basis für eine verstetigte Homosexuellenvertretung geschaffen wurde. Vier Jahre nach Ulrichs Rede wurde 1871 der § 175 im Strafgesetzbuch verankert. Dessen Geschichte bis hin zur aktuellen Diskussion um eine Entschädigung der Opfer des bis 1994 gültigen Gesetzes, wird in einem Festakt (Vorträge und Theaterdarbietungen) thematisiert. Um 15.30 Uhr findet ein Stadtrundgang auf den Spuren von Karl-Heinrich Ulrichs statt (Treffpunkt: Karl-Heinrich Ulrichs Platz). Um Anmeldung wird gebeten.

Zeichnung Karl-Heinrich Ulrichs, um 1897

Vortrag Dienstag 12|09|2017 19.00 Uhr

Was Nazis über ihre Partei dachten. Die Abel-Collection als Quelle der Zeitgeschichte

Sven Felix Kellerhoff

Bildarchiv Foto: Hoover Pisarek/ Collection, akg-images Stanford

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Im Sommer 1934 beschrieben fast 700 Mitglieder der NSDAP, vorwiegend „alte Kämpfer“, ihren Weg in die Partei. Von diesen Berichten sind 584 erhalten; sie liegen im Nachlass des Soziologen Theodore C. Abel in der Hoover Institution in Stanford. Abel hatte nach einem Besuch in Deutschland ein Preisausschreiben gestartet; prämiert werden sollte „die beste persönliche Lebensgeschichte eines Anhängers der Hitler-Bewegung“. Die Idee stieß auf Interesse. Ausdrücklich lobte zum Beispiel der Berliner Otto Hinz die Initiative: Die Deutschen wünschten sich „nichts sehnlicher“, als dass im Ausland die Vorurteile über den Nationalsozialismus fallen gelassen würden. Er begrüßte „aus vollem Herzen“ den Plan, frühen Anhängern „Gelegenheit zu geben, die Gründe, die sie zum Eintritt in die NSDAP bewegten, zu schildern und ihre Eindrücke der Bewegung zu beschreiben“. Die Abel-Collection wurde bislang fast nur quantitativ, von Abel selbst 1938 und von dem deutsch-amerikanischen Sozialwissenschaftler Peter H. Merkl in den 1970er Jahren, genutzt. Für sein neues Buch „Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder“ hat der Historiker und Geschichtsredakteur der WELT Sven Felix Kellerhoff diese einzigartigen Dokumente erstmals umfassend inhaltlich ausgewertet.

Aus dem Bericht von Hertha von Reuss (Abel Nr. 36)

Szenische Lesung Donnerstag 14|09|2017 19.00 Uhr

Das Ausmaß der NS-Verbrechen und seiner Millionen Opfer ist kaum zu erfassen. Was am millionenfachen Schicksal nicht nachvollziehbar ist, zeigt beispielhaft das einzelne.

Der Fall Olga Benario

Olga Benario, deutsche Komintern-Agentin jüdischer Herkunft, wurde 1936 hochschwanger aus Brasilien nach Deutschland ausgeliefert. In einem Frauengefängnis der Gestapo in Berlin brachte sie kurz darauf ihre Tochter Anita zur Welt, die man ihr nach 14 Monaten wegnahm. Zur gleichen Zeit befand sich ihr Lebenspartner und der Vater ihres Kindes, Luiz Carlos Prestes, in Brasilien in Einzelhaft. Die beiden Gefangenen konnten ihren Briefwechsel trotz größter Schwierigkeiten der Distanz, der Sprache und der Zensur selbst noch während Olga Benarios fast dreijähriger Inhaftierung im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück aufrechterhalten. Am 23. April 1942 wurde Olga Benario in der psychiatrischen Anstalt Bernburg südlich von Berlin ermordet.

Foto: Privatbesitz Anita Leocardia Prestes

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Ute Kaiser, Gabriela Börschmann und Martin Molitor lesen aus dem bewegenden Briefwechsel und verbinden diesen Dialog mit Auszügen aus der 2015 veröffentlichten Gestapo-Akte Olga Benarios, einer entlarvenden Selbstdarstellung der Täter und ihrer Ideologie.

Fotodokumente aus der Gestapo-Akte Olga Benarios

Zeitzeugengespräch Mittwoch 20|09|2017 19.00 Uhr Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“

Bogdan Bartnikowski: Erinnerungen hinter Stacheldraht

Foto: Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

Bogdan Bartnikowski, geboren 1932, wurde im Alter von zwölf Jahren in das KZ Auschwitz-Birkenau verschleppt. Er überlebte das Vernichtungslager und auch die Evakuierung nach Sachsenhausen, wo er bei der Enttrümmerung Berlins helfen musste. Nach dem Krieg arbeitete er als Journalist und Autor. Seine traumatischen Kindheitserinnerungen schrieb er in den 1960er Jahren nieder. Als Bartnikowski 1969 in Polen sein Buch „Eine Kindheit hinterm Stacheldraht" veröffentlichte, berührte er ein Thema, das bis dahin weitgehend unbekannt war. Dass nicht nur Erwachsene im Zweiten Weltkrieg zu Tausenden in den Arbeits- und Vernichtungslagern „verschwanden“, sondern auch Kinder, wurde lange Zeit verschwiegen. In seinen Erinnerungen beschreibt Bogdan Bartnikowski seine Kindheit in Holzbaracken, hinter Mauern, Zäunen und Gittern aus der Perspektive des Kindes. Neben persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen erzählt er parallel auch von den Schicksalen seiner Mithäftlinge und anderer polnischer Kinder aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Bogdan Bartnikowski spricht mit Jakub Deka (Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung). Das Gespräch wird konsekutiv auf Polnisch und Deutsch übersetzt.

Arbeitsausweis von Bogdan Bartnikowski

Gedenkveranstaltung Dienstag 26|09|2017 19.00 Uhr

Alexander Schmorell und die Weiße Rose

Vor 100 Jahren wurde Alexander Schmorell als Sohn eines deutschen Arztes und einer Russin in Orenburg am Ural geboren.1918 starb seine Mutter. Als Alexander drei Jahre alt war, zog seine Familie nach München, wo er aufwuchs. In der Schule befreundete er sich mit Christoph Probst, als Medizinstudent lernte er Hans Scholl kennen. Mit ihm schrieb er die ersten vier „Flugblätter der Weißen Rose“. Weitere Mitstreiter erweiterten den Widerstandskreis gegen das NS-Regime, den wir heute als Freundeskreis der Weißen Rose kennen. Aufgrund seines lebensgeschichtlichen Hintergrunds entwickelte Alexander Schmorell schon sehr früh eigene weltanschauliche und politische Positionen gegen den Nationalsozialismus. Er war mit Hans Scholl der zentrale Akteur des Widerstands der Weißen Rose: als Ideengeber für freiheitliches und humanes Denken und für konkretes widerständiges Handeln.

Foto: Privatbesitz Familie Schmorell

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit der Weißen Rose Stiftung e. V. und MIR e. V. Zentrum russischer Kultur in München

Die Historikerin Christiane Moll, Herausgeberin der Gesammelten Briefe von Alexander Schmorell und Christoph Probst, beleuchtet in ihrem Vortrag Leben, Handeln und Widerstandsaktivitäten von Alexander Schmorell. Neben Christiane Moll werden Beiträge von Markus Schmorell und Dr. Igor Chramov (Orenburg) zu hören sein. Lesung: Arthur Galiandin. Musik: Maria Belanovskaya (Domra) und Michail Leontchik (Zimbal)

Alexander Schmorell als Wehrmachtssoldat, Sommer 1942

Filmvorführung und Diskussion Donnerstag 28|09|2017 19.00 Uhr Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939–1945“

Der Alltag von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in München und Bayern

Foto: Deutsch-Russisches Ausstellung „Angezettelt“ Museum, Berlin

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium Eintritt frei Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in München und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung

Zwangsarbeiter gehörten zwischen 1939 und 1945 zum Stadtbild, auch wenn viele dies im Nachhinein nicht wahrgenommen haben wollen. In Zwangsarbeiterlagern untergebracht, lebten sie teilweise inmitten von Wohngebieten. Obwohl es innerhalb der Lager so gut wie keine Privatsphäre gab, bestanden Liebesbeziehungen zwischen Zwangsarbeitern, aber auch zu Deutschen. Diese Beziehungen waren streng verboten und wurden hart bestraft. Der Film „Verbrechen Liebe“ von Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler dokumentiert dieses lang verschwiegene und tabuisierte Thema. Thomas Muggenthaler beschäftigt sich seit Jahren mit dem Leben und Leiden und den privaten Beziehungen von Zwangsarbeitern in Bayern. Am NSDokumentationszentrum recherchiert derzeit ein wissenschaftliches Team die Lebensumstände von Zwangsarbeitern in München. Am historischen Ort eines ehemaligen Zwangsarbeiterlagers in Neuaubing entsteht in den nächsten Jahren eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums. Im Anschluss an die Filmvorführung „Verbrechen Liebe“ diskutieren Thomas Muggenthaler und Andrea Mocellin (Bayerischer Rundfunk) und Dr. Paul Moritz Rabe (NS-Dokumentationszentrum/Dependance Neuaubing) über den Lebensalltag von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in München und Bayern und die schwierige Aufarbeitung ihrer Familienschicksale.

Zwangsarbeiter marschieren zum Reichsbahnausbesserungswerk in Freimann, um 1943

Rundgänge | Fortbildungen | Workshops | Seminare Angebote der Bildungsabteilung

Workshop Samstag 22|07|2017 , 09.30–16.30 Uhr

München als zentraler Kultort der NSDAP – Geschichte am historischen Ort Gemeinsamer Workshop des NS-Dokumentationszentrums München und des Haus der Kunst, München

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Treffpunkt im Foyer Anmeldung [email protected] oder [email protected] Veranstalter Bildung und Vermittlung NS-Dokumentationszentrum München, Haus der Kunst, München

München hatte eine besondere Funktion als nationalsozialistische Kunstmetro­ pole, als Zentrum des Parteiapparats der NSDAP und als Ort des Parteikults. Die Stadt erhielt von Adolf Hitler die Titel „Hauptstadt der Deutschen Kunst“ und „Hauptstadt der Bewegung“. Bis 1945 war München Sitz der Reichsleitung der NSDAP. Das Umfeld des Königsplatzes bildete das Zentrum der Parteiorganisation. Als „Hauptstadt der Deutschen Kunst“ fiel der Stadt eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Ideologie und Propaganda des NS-Regimes in der Kunst zu. Im Rahmen des Workshops werden die beiden Standorte NS-Dokumentationszentrum und Haus der Kunst besucht und ihre Geschichte am historischen Ort erläutert. Das Seminar diskutiert die ehemalige Funktion des „Braunen Hauses“, des Königsplatzes und des „Haus der Deutschen Kunst“ als Propagandainstrumente der Nationalsozialisten, ihre architektonische Konzeption sowie ihre Nutzungsgeschichte nach 1945. Die Teilnehmer erhalten im Rahmen des Workshops Einblick in Dokumente und Materialien aus dem Bestand des Historischen Archivs des Haus der Kunst, die gemeinsam analysiert werden. Der Workshop findet im NS-Dokumentationszentrum und im Haus der Kunst statt. Die Veranstaltung ist für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene geeignet. Für dieses Angebot gilt eine begrenzte Teilnehmerzahl von 20 Personen.

Halbtagesseminar Mittwoch 02|08|2017 , 10.00–13.00 Uhr Dienstag 05|09|2017 , 10.00–13.00 Uhr Im Rahmen des Münchner Ferienpassangebots

„Die Ausgrenzung war total“

Im Zentrum des Seminars steht die Lebensgeschichte von Ernst Grube, der als Kind von den Nationalsozialisten ausgegrenzt und verfolgt wurde. Es werden einige Stationen der Dauerausstellung im NS-Dokumentationszentrum sowie zusätzliche Fotos von Ernst Grube und seiner Familie gezeigt. Dabei erfahren die Teilnehmenden etwas über seine Erlebnisse und über die Zeit, aus der die Fotos stammen. Am Ende des Rundgangs kann ein Videointerview mit Ernst Grube angesehen werden. Die Veranstaltung ist für Kinder zwischen 10 und 12 Jahren geeignet. Für dieses Angebot gilt eine begrenzte Teilnehmerzahl von 15 Personen.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Treffpunkt im Foyer Teilnahme kostenlos Anmeldung [email protected] oder +49 89 233-67007 Veranstalter Bildung und Vermittlung NS-Dokumentationszentrum München

Halbtagesseminar Donnerstag 03|08|2017 , 10.00–15.00 Uhr Mittwoch 06|09|2017 , 10.00–15.00 Uhr Im Rahmen des Münchner Ferienpassangebots

Jugend im Nationalsozialismus

Wie sahen die Lebenswelten von Jugendlichen in der nationalsozialistischen Ausgrenzungsgesellschaft aus? Was erlebten Jugendliche, die aus der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzt wurden? In dem Rechercheseminar werden beispielhaft Lebensgeschichten und Erfahrungen von Jugendlichen aus München vorgestellt. Fotos, Zitate und Videointerviews zeigen, was die Jugendlichen damals erlebt haben. Gemeinsam wird unter anderem die Frage diskutiert: „Was hat das mit mir zu tun?“. Die Veranstaltung ist für Kinder zwischen 13 und 15 Jahren geeignet. Für dieses Angebot gilt eine begrenzte Teilnehmerzahl von 15 Personen.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Treffpunkt im Foyer Teilnahme kostenlos Anmeldung [email protected] oder +49 89 233-67007 Veranstalter Bildung und Vermittlung NS-Dokumentationszentrum München

Dauerausstellung

München und der Nationalsozialismus

Ebene 4 Ursprung und Aufstieg der NS-Bewegung 1918–1933 Ebene 3 Herrschaft und Gesellschaft im Nationalsozialismus 1933–1939 Ebene 2 München und der Krieg 1939–1945 | Nach 1945

Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv

Ebene 1 Auseinandersetzung mit der NS-Zeit nach 1945 Sonderausstellung

Als Gründungsort der NSDAP ist München wie keine andere Stadt mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden. Die Dauerausstellung dokumentiert die besondere Rolle der Stadt im Terrorsystem der Diktatur und den schwierigen Umgang mit dieser Vergangenheit seit 1945. Gezeigt werden Fotografien, Dokumente und Texte auf Deutsch und Englisch sowie Filmprojektionen und Medienstationen. Die Dauerausstellung „München und der Nationalsozialismus“ widmet sich auf rund 1.000 qm der Geschichte des Nationalsozialismus in München vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Im Fokus stehen die besondere Rolle Münchens und die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, die den Aufstieg der Hitler-Bewegung möglich machten. Die Dauerausstellung thematisiert Herrschaft und Gesellschaft im nationalsozialistischen München. Sie beschreibt die Anfänge der Diskriminierung und Ausgrenzung, die stetige Radikalisierung und schließlich den Weg in Krieg und Vernichtung. Das Haus dokumentiert die Verbrechen von Münchnern im Zweiten Weltkrieg ebenso wie die Auswirkungen des Vernichtungskriegs. Der Maschinerie des Terrors werden Beispiele des Widerstands und der Auflehnung gegenübergestellt. Schließlich führt die Dokumentation über den Zusammenbruch des Regimes im Jahr 1945 hinaus und zeigt die Nachwirkungen und auch das Wiederaufleben nationalsozialistischer Ideen bis in unsere Tage.

Weitere Angebote

Bildungsangebote für Gruppen

– Lernforum mit Medientischen und Recherchestationen – Präsenzbibliothek – Mediaguides: allgemein (Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch), für Kinder, für Jugendliche, in „Leichter Sprache“, thematisch (z. B. Antisemitismus, Geschlechterrollen) – App „Orte Erinnern“ (iOS und Android): Rundgänge im Umfeld des Königsplatzes und im erweiterten Stadtgebiet (Deutsch/Englisch) – Katalog (Deutsch/Englisch) – Kurzführer (Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch, Türkisch); Begleitheft in „Leichter Sprache“ – Cafeteria, Buchladen

– –

Barrierefreiheit Die Ausstellung und alle öffentlichen Bereiche des NS-Dokumentationszentrums sind barrierefrei zugänglich.

Gruppen Schulklassen und Gruppen nur nach Voranmeldung

Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag 10 – 19 Uhr (erweiterte Öffnungszeiten für angemeldete Schulklassen, Gruppen und Seminarteilnehmer). Weitere Informationen unter: www.ns-dokuzentrum-muenchen.de Eintrittspreise Bis 18 Jahre: Eintritt frei Erwachsene: Einzelkarte 5 € | Jahreskarte 20 € Ermäßigt: 2,50 €

Einlassvorbehalt: Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, können von Veranstaltungen im NS-Dokumentationszentrum München ausgeschlossen werden.

Ausstellungsrundgänge für Gruppen durch historisch geschultes Personal (nach Voranmeldung auf deutsch und englisch, weitere Sprachen auf Anfrage) Seminare und Fortbildungen für Schulklassen, Jugendgruppen, Multiplikatoren, Berufsgruppen u. a. (Deutsch, teilw. Englisch)

Jeweils maximal 15 Teilnehmer/innen – größere Gruppen werden geteilt; Termine nach Wunsch bzw. Verfügbarkeit Anfragen und Anmeldung [email protected] | Telefon +49 89 233-67007

Anmeldung sowie Informationen zum Rundgangs- und Seminarangebot: [email protected] | Telefon +49 89 233-67007 – 90 € pro Gruppenführung inkl. Eintritt für max. 15 Teilnehmer (Voranmeldung: [email protected]; stets in Verbindung mit der Buchung eines internen Rundgangsleiters; Termine nach Wunsch bzw. Verfügbarkeit) – 120 € pro Halbtagesseminar inkl. Eintritt für max. 15 Teilnehmer – 180 € pro Ganztagesseminar inkl. Eintritt für max. 15 Teilnehmer – Mediaguides, App und Lernforum kostenlos Alle Angebote sind für Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schüler/innen und Studierende in der Gruppe kostenfrei.

Alle Angaben vorbehaltlich Änderung

ße

bel

sbe

rge

rstr

aße

Bar

ße tra

spl

atz

iss

nig

Arc



er S

tra

ße

Lui

sen

stra

Ga

U8 U2 Königsplatz

27 28 Karolinenplatz

enn

er S

tra

ße

Kar

olin

enp

latz

n-B

ora

-St

raß

e

Bri

enn

er S

tra

Kat

har

ina

-vo

Bri

Kar

lstr

aße

Ma

xi

lia mi

nsp

lat

z

ße

Anfahrt mit dem MVV U2/U8 oder Bus 100 Haltestelle Königsplatz Tram 27/28 Haltestelle Karolinenplatz Keine Besucherparkplätze

NS-Dokumentationszentrum München Brienner Straße 34 80333 München www.ns-dokuzentrum-muenchen.de

Besucherservice | Allgemeine Anfragen Telefon +49 89 233-67000 [email protected]

Gestaltung: www.wangler-abele.de | Gedruckt auf Papier aus zertifiziertem Holz, aus kontrollierten Quellen und aus Recyclingmaterial.

Eine Einrichtung der Landeshauptstadt München

Suggest Documents