Prof. Dr. rer. nat. habil. Stefan Odenbach

Professor Odenbach Prof. Dr. rer. nat. habil. Stefan Odenbach ► ► ► ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ► ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ► ► 1 Professur für Magnetofluiddynamik Institut für...
Author: Eike Maier
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Professor Odenbach

Prof. Dr. rer. nat. habil. Stefan Odenbach ► ► ►

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Professur für Magnetofluiddynamik Institut für Strömungsmechanik Lehrveranstaltung(en): Mess- und Automatisierungstechnik 1 (MB und VT/CIW/WW) Messtechnik 2 (MB) Rheologie 1 Rheologie 2 Grundlagen und Anwendungen magnetischer Flüssigkeiten Umweltaspekte von Energieanlagen Forschung: Magneto- und Ferrofluide (=durch Magnetfelder beeinflussbare Flüssigkeiten) komplexe Fluidsysteme/Ferro- und Magnetofluiddynamik Rheologie (=Fließverhalten; spielt in fast alle Forschungsgebiete mit hinein) Röntgentomographie (Wurde in den Forschungsbereich integriert, nachdem ein Student eine Selbstentwicklung präsentiert hatte. Dadurch konnte Metallschaum viel effektiver untersucht werden als durch manuelles Aufschneiden.) rotierende Kavitäten (Ein Thema hierbei ist die Kühlluftproblematik von Gasturbinen.) Kinder: verheiratet, keine Kinder Geburtstag: 26.12.1964, Leverkusen

► Kontakt Büro: MOL/237 : [email protected] : (0351) 463 - 32062

Professor Odenbach

Werdegang ▪ 1983-1985: Physik-Vordiplom in Köln ▪ 1986-1989: Hauptstudium in München mit dem Schwerpunkt auf der experimentellen Physik ▪ ab 1989: an der LMU München Beschäftigung mit magnetischen Flüssigkeiten, die damals noch etwas ganz Neues waren ▪ 1991 - 1993: Promotion in München zu Ferrofluiden ▪ 1994 - 1996: in Wuppertal am Institut für Materialwissenschaften, Beschäftigung mit Grenzflächen-Magnetismus ▪ ab 1996: in Bremen Leiter der AG Strömungsmechanik komplexer Fluide ▪ 2002: Habilitation auf dem Gebiet der Strömungsmechanik ▪ 2005: Ruf an die TU Dresden

Interview Warum haben Sie Physik und nicht vielleicht Maschinenbau studiert? Was das angeht, war es bei mir der typische Fall: ich hatte einen sehr begeisterungsfähigen Physiklehrer, also habe ich Physik studiert. Das war für mich gar keine Frage. Wenn ich damals besser nachgedacht, hätte ich vielleicht auch eher ein Ingenieurstudium absolviert. Aber das Physikstudium bringt viele Vorteile mit sich, da man sich ja doch noch etwas intensiver mit der Mathematik auseinandersetzt. ►

Was ist Ihre persönliche Motivation für Ihr favorisiertes Fachgebiet, die Magnetound Ferrofluide? Es vereint zwei der Dinge, die man schon als Kind hochfasziniert registriert hat: Einerseits hat jedes Kind sich über Magneten gewundert und damit herumexperimentiert. Andererseits haben auch viele eine Menge Spaß mit den Wasserpumpen auf Spielplätzen gehabt und spielerisch so den ersten Kontakt mit Strömungen gehabt. Ich liebe mein Fachgebiet. Ich sage immer, dass wir uns mit „allem beschäftigen, was flüssig und lustiger als Wasser ist“. ►

Wie sind Sie gerade zu diesem speziellen Thema gekommen? Als Experimentalphysiker hätten Sie doch auch in ganz andere Bereiche gehen können. Das hat mit meinem Doktorvater an der LMU München zu tun. Als ich zu ihm kam, hatte er seit kurzer Zeit ein kleines Fläschchen mit einer magnetischen Flüssigkeit auf dem Tisch herumstehen. Forschungserkenntnisse auf diesem Gebiet waren zu diesem Zeitpunkt nahezu nicht vorhanden. Das habe ich als Herausforderung empfunden. Mit Magnetismus hatte sich der Lehrstuhl meines Doktorvaters sowieso schon beschäftigt. Wir haben uns damals gedacht: das „bisschen Strömungsmechanik“ wird man sich schon erarbeiten können. Dass das dann viele Jahre angedauert hat, ist eine ganz andere Geschichte. Ich habe mich gerade wegen der vielen Unbekannten von magnetischen Fluiden begeistert damit auseinandergesetzt. Schließlich ist es langweilig sich mit etwas zu beschäftigen was zuvor schon einmal jemand herausgefunden hat. Spannend wird es erst dann, wenn man vollkommenes Neu►

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Professor Odenbach land betritt. Diese Einstellung hat sich bis heute nicht geändert. Ein Thema mit bereits vorhandener Literatur aufarbeiten? Das ist schön und gut. Aber beeindruckend wird ein Ergebnis erst dann, wenn vorher noch gar nicht feststeht, was das Resultat sein wird. Die DFG hat bereits viele Millionen in die Erforschung von magnetischen Fluiden gesteckt. Irgendwann wird das Thema wohl auch erschöpft sein. Wirklich große Schritte macht man hauptsächlich am Anfang, weil so vieles noch im Ungefähren liegt. Aber natürlich gibt es immer noch Einiges was wir uns nicht erklären können. Und man sollte nicht vergessen, dass es komplexe Fluidsysteme überall gibt. Was hat Ihnen damals an Ihrem Studium, vor allem an den Professoren, nicht gefallen? Eigentlich sind eher die positiven Beispiele hängengeblieben, wie mein großartiger Doktorvater, der ein beeindruckend guter Didaktiker war. Viele meiner typischen Charakteristika in der Lehre habe ich von ihm übernommen. Er hat es auch geschafft, dass eine ganze Handvoll ehemaliger Kommilitonen von mir als Professoren in unterschiedlichen Universitäten angestellt sind. Eine erstaunliche Leistung! ►

Haben Sie sich damals bewusst für Dresden entschieden? Natürlich sollte man sich immer ein Hintertürchen offenhalten. Dementsprechend habe ich mich auch andernorts beworben. Als der Ruf aus Dresden kam, war ich aber schon erfreut, da es durch die breite Aufstellung eine sehr interessante Uni ist. Die Forschungsinstitute in und um Dresden machen den ►

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Standort sehr wertvoll. Wir arbeiten sowohl mit Rossendorf als auch mit dem Leibnitz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung zusammen. Natürlich gibt es auch Kontakte zu anderen Universitäten, wie zum Beispiel zur ETH Zürich oder zu amerikanischen Partneruniversitäten. Sie haben eine Lehrbefähigung auf dem Gebiet der Strömungsmechanik. Wie kommt es, dass Sie die Mess- und Automatisierungstechnik lehren? Das hatte damals bei meiner Berufung organisatorische Gründe. Man muss auch dazu sagen, dass man als Experimentalphysiker sowieso sehr nahe bei der Messtechnik ist. Wie sonst soll man herausfinden, was beispielsweise in einem Fluid vor sich geht? Insofern ergänzen sich die beiden Forschungs- und Lehrgebiete. Der entscheidende Faktor war, dass zur Zeit meiner Berufung zwei Professuren zu besetzen waren. Ich war eigentlich wegen der Magnetofluiddynamik hierhergekommen, habe dann aber noch zusätzlich die Mess- und Automatisierungstechnik sehr gerne übernommen. ►

Wie sieht der ideale Student aus, der sich mit Ihrem Fachgebiet beschäftigen will? Welches „Handwerkszeug“ muss er beherrschen? Er muss Lust haben, zu arbeiten. Von einer SHK im 3. Semester kann ich beispielsweise nicht erwarten, dass sie sich mit allem auskennt. Das liegt daran, dass unsere Forschungsgebiete wissenschaftlich recht anspruchsvoll sind. Aber mit der richtigen Einstellung ist es allemal zu bewerkstelligen. ►

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Sie gelten als ein sehr anspruchsvoller Betreuer von Diplom- und Promotionsarbeiten. Stimmen Sie dem zu? Durchaus. Wir möchten unsere Studenten nicht zur Mittelmäßigkeit ermuntern. Gerade ein Promotionsthema sollte einen hohen wissenschaftlichen Anspruch haben. Unser Ziel ist, dass meine Promovierenden nach Fertigstellung ihrer wissenschaftlichen Arbeit bei dem bearbeiteten Thema die besten weltweit sind. Ich denke, dass das auch häufig der Fall ist. Eines meiner Mottos lautet: „Wir müssen die Champions League nicht jedes Jahr gewinnen, aber man sollte zumindest mitspielen“! Man ist als Professor auch deswegen anspruchsvoll, weil man ja in letzter Instanz die Verantwortung trägt. Vor dieser Verantwortung darf man sich dann aber auch nicht drücken. Wenn ich durch ein mangelndes Betreuungsverhältnis dafür verantwortlich war, dass das Ergebnis nicht das gewünschte ist, dann muss ich auch dazu stehen und darf das Verschulden nicht dem Studenten in die Schuhe schieben. Die Betreuung an der Universität ist generell ungemein wichtig! ►

Manche Professoren haben den Ruf, sich häufig vor ihren eigenen Vorlesungen zu drücken und Mitarbeiter hinzuschicken. Sie dagegen sind nur sehr selten abwesend. Was halten Sie von einer „Anwesenheitspflicht für Professoren“. Natürlich gibt es solche und solche Professoren. Ich würde aber sagen, dass der Mehrzahl von ihnen die Lehre eher Freude als Verdruss bereitet. Eine solche Anwesenheitspflicht ist Unfug, weil die Anwesenheit auf internationalen Meetings unumgänglich ist. Sonst verliert man den Anschluss. ►

In welchen Branchen werden Ihre Studenten aktiv? Generell eigentlich überall. Die Forschung, vor allem Grundlagenforschung, bietet sich in unserem Bereich zwar sehr an, aber trotzdem gehen äußerst viele in die Wirtschaft. Mein Ziel ist es, einen Studenten zu finden, der mit ganzem Herzen eine ProfessorenLaufbahn einschlägt. Das ist mir leider noch nicht so gut geglückt wie ehemals meinem Doktorvater. ►

Was ärgert Sie an Studenten? Die Unruhe in den Hörsälen. Schließlich sind wir nicht in der Südkurve vom Stadion. Problematisch ist dies einzig deshalb, weil die Güte der Vorlesung immens eine Konzentrationsfrage ist. Hoher Einsatz ist nur möglich, wenn man sich gut fokussieren kann. Das mit der Unruhe ist eindeutig eine Respekt-Frage. Es klingt zwar abgedroschen, aber früher war das in der Tat nicht der Fall. Wir hätten uns niemals getraut, so laut im Vorlesungssaal zu sein. Es hat eine sehr unschöne Wechselwirkung auf den Vor►

Sie sprechen generell sehr häufig von einem „wir“ anstatt das „ich“ zu benutzen. Wer gehört zu dem „wir“ alles dazu? Meine studentischen und festangestellten Mitarbeiter sind mir ungemein wichtig. Aus meiner Bremer Zeit sind noch immer einige damalige Doktoranden in meinem Mitarbeiterstab. Jedes neue „Teammitglied“, egal ob SHK oder wissenschaftlicher Mitarbeiter, soll eingebunden werden. Nur so kann man zu einer harmonierenden und produktiven Gruppe zusammenwachsen. ►

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Professor Odenbach tragenden: haben die Studenten keine Lust auf die Vorlesung, dann verringert sich auch die Lust des Dozenten am Lehren. Man sollte niemals vergessen, dass man als Student an der TU Dresden gewissermaßen „for free“ eine wissenschaftliche Ausbildung auf ganz hohem Niveau bekommt. Welchen Wunsch haben Sie an Studenten? Ich bin wunschlos glücklich. Egal ob Massen- oder Spezialvorlesung - die Studenten sind mit großem Engagement dabei! ►

Wie haben Sie die WM-Spiele der deutschen Fußballnationalmannschaft 2010 geschaut? Hauptsächlich zu Hause. ►

Wie stehen Sie denn allgemein zum Sport? Fußball ist schon ganz interessant. Selber bin ich früher viel laufen gegangen. Auch den Halbmarathon habe ich in Angriff genommen. Heutzutage gehe ich hauptsächlich mit meiner Frau im Allgäu bergsteigen. Das ist unsere gemeinsame Passion und das Allgäu der Wahl-Urlaubsort. ►

Welche Hobbys haben Sie noch? Einige Studenten wissen, dass ich ein begeisterter Photograph bin. Für die Photographie habe ich schon viel Zeit aufgebracht. ►

Welches Buch lesen Sie gerade vor dem Einschlafen? Oft hat man nur Zeit für wissenschaftliche Papers. Aber ich lese auch gerne Romane, zum Beispiel von Nadolny. ►

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Haben Sie die Zeit für Zeitungen? Das ist meist eher etwas für den Urlaub. Aber ich bin gebrandmarkt was Nachrichten angeht. Es ist mir ein Graus, keine Neuigkeiten aus der Welt mitzubekommen. Das liegt daran, die Wende im wahrsten Sinne verschlafen habe. Ich habe erst am folgenden Tag im Auto gemerkt dass die Welt die ich kannte nicht mehr existierte. Es war nicht schön, am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt zu sein und einen der spannendsten Momente den die Geschichte in meinem Leben bieten wird einfach nicht mitbekommen zu haben. Deswegen muss ich mich immer informieren. ►

Marcus Blank/ Andreas Lehmann/ Andreas Lehm