Prof. Dr. Irene Gerlach

Dokumentation der Tagung „Ausbildung, Studium und Elternschaft“ des Wissenschaftlichen Beirates für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie,...
Author: Kasimir Esser
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Dokumentation der Tagung „Ausbildung, Studium und Elternschaft“ des Wissenschaftlichen Beirates für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen, und Jugend am 7. November 2012 im BMFSFJ, Berlin

Prof. Dr. Irene Gerlach Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates für Familienfragen beim BMFSFJ und Wissenschaftliche Leiterin des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik Ansprechpartnerin: Vera Ludwig M.A.

Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik Hittorfstr. 17 D 48149 Münster Telefon: Telefax: Email: Web:

0251 – 83 28440 0251 – 83 28445 [email protected] www.ffp-muenster.de

1 Hintergrund und Ziel der Tagung Ausgangsbasis der Tagung waren das Gutachten „Ausbildung, Studium und Elternschaft – Analysen und Empfehlungen zu einem Problemfeld im Schnittpunkt von Familien- und Bildungspolitik“ des Wissenschaftlichen Beirates für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Oktober 2010 sowie die Überzeugung, dass das Thema Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung bisher als Thema der Familienpolitik keine hinreichende Aufmerksamkeit gefunden hat.

Tagungsflyer

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Mit der Tagung wollte der Wissenschaftliche Beirat für Familienfragen eine politischgesellschaftliche Diskussion anstoßen und dabei Wege aufzuzeigen, wie Familie und Ausbildung bzw. Studium vereinbart werden können. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sollten auch die Chancen einer frühen Elternschaft dargestellt werden (für Studierende, mit Abstrichen auch für junge Menschen in der (dualen) Berufsausbildung). Durch Beiträge von Expertinnen und Experten sowie von Studierenden und Auszubildenden mit Kindern sollte verdeutlicht werden, dass frühe Elternschaft – entsprechende Unterstützung vorausgesetzt – biografische Chancen mit sich bringt und den Trend zu immer späterer Elternschaft aufhalten kann. Die bessere Vereinbarkeit von Elternschaft und Ausbildung/Studium erfordert allerdings einen Mentalitätswechsel im Hinblick auf Maßnahmen zur Unterstützung paralleler statt sequenzieller Biografieabschnitte. Das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik wurde von der Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates, Frau Prof. Dr. Irene Gerlach, mit der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Tagung beauftragt.

Grußwort der Beiratsvorsitzenden, Prof. Dr. Irene Gerlach

2 Kernthesen der Veranstaltung •

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Als größte Herausforderungen für junge Eltern in Studium oder Berufsausbildung wurden benannt: zuverlässige und flexible Kinderbetreuung, Organisation des Studiums bzw. der Ausbildung, Finanzierung des Lebensunterhaltes; hieraus und aus der fehlenden Passgenauigkeit unterschiedlicher vorhandener Unterstützungsmaßnahmen resultiert ein erhöhter Beratungsbedarf. Auszubildende, die im allgemeinen jünger sind als Studierende, benötigen darüber hinaus regelmäßig Hilfe bei der Gestaltung ihres Familienalltages. Als Quellen von Lebenszufriedenheit wurden identifiziert: eine gute Ausbildung, beruflicher Erfolg und ein Leben in einer Familie mit Kindern Studierende Eltern leben regelmäßig in der traditionellen Rollenverteilung – dies entspricht überraschenderweise ihren Plänen vor der Elternschaft. Gleichzeitig brechen 14 Prozent der Studierenden mit Kind ihr Studium ab. Hochschulen können durch eine positive Besetzung des Themas „Familie“ sowie durch Individualisierung, Flexibilisierung und Offenheit für besondere Lebenslagen ihre Studierenden und Beschäftigten wirksam unterstützen. 2







Auf Grund des demografischen Wandels waren die Chancen noch nie so gut, einen Ausbildungsplatz zu bekommen – auch Teilzeitausbildungsplätze werden immer häufiger vergeben. Nur bei gegenseitiger Rücksichtnahme – des Arbeitgebenden auf die Beschäftigten und auch der Beschäftigten auf den Arbeitgebenden – ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beziehungsweise Berufsausbildung und Studium möglich. Sowohl in den Hochschulen als auch in den Betrieben ist ein Mentalitätswechsel erforderlich: Vereinbarkeit von Ausbildung beziehungsweise Studium und Elternschaft ist machbar, auch ohne erhebliche Kosten und Aufwand.

Die Referentinnen und Referenten appellierten Problembereiche besonders anzunehmen:

an

die

Politik,

sich

folgender

 Die Politik sollte Rahmenbedingungen für die Realisierung von Lebenszielen schaffen, nicht aber indviduelle Lebensziele politisch beeinflussen.  Verschiedene Finanzleistungen sollten besser aufeinander abgestimmt werden, staatliche Hilfen sollten idealerweise aus einer Hand vergeben werden: Ausbildungsvergütung und staatliche Transferleistungen, BAFöG und Kindergeld etc.  Die Angebote der Kinder(tages)betreuung sollten dringend verbessert werden, beispielsweise die Bezahlung der Tagespflegepersonen. Nur so kann der Bereich der Kindebetreuung ein attraktives Arbeitsfeld für gut ausgebildete Fachkräfte werden.  Die verschiedenen Akteure der Bundes- und Landespolitik sollten bereit sein, auch über Ressortgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, damit wirksame Neuerung erreicht werden können.

Blick ins Publikum

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3 Referentinnen und Referenten der Tagung Zehn Fachreferentinnen und -referenten (darunter auch Studierende und eine Auszubildende mit Kind(ern)) sowie die Moderatorin, Inge Kutter (Die ZEIT) trugen zum Erfolg der Tagung bei. • Prof. Dr. Irene Gerlach, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates für Familienfragen, Leiterin des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik sowie Prorektorin für Forschung und Weiterbildung an der Evangelischen Fachhochschule RWL zu Bochum. • Brigitte Göbbels-Dreyling, Leiterin des Berliner Büros der Hochschulrektorenkonferenz sowie deren stellvertretende Generalsekretärin • Dr. Esther Hartwich, Leiterin des Bereiches „Ausbildung“ beim Deutschen Industrieund Handelskammertag • Prof. Dr. Jörg M. Fegert, stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates für Familienfragen sowie ärztlicher Direktor der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm • Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp, Referentin für bildungspolitische Grundsatzfragen, für den Ausbildungspakt und den Übergangsbereich Schule-Beruf in der Abteilung Berufliche Bildung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks • Dr. Elke Middendorff, Leiterin des Projektbereiches Sozialerhebung am Institut für Hochschulforschung der Hochschul-Informations-System GmbH • Prof. Dr. Martin Werding, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates für Familienfragen sowie Professor am Lehrstuhl Sozialpolitik und öffentliche Finanzen der Ruhr-Universität Bochum • Charlotte und Tim Heiland, Studierende der Medizin und Eltern von zwei Kindern • Sabine Klawikowski, Auszubildende zur Kauffrau für Bürokommunikation bei der IHK zu Berlin und alleinerziehende Mutter eines Kindes Der Abteilungsleiter der Abteilung 2 „Familie“ im BMFSFJ – Ingo Behnel – hielt ein Grußwort.

Begrüßung durch Abteilungsleiter Ingo Behnel, BMFSFJ

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4 Die Sicht der Teilnehmenden – Ergebnisse der Tagungsevaluation Das Thema der Tagung „Vereinbarkeit von Ausbildung, Studium und Elternschaft“ wurde von den Teilnehmenden als ein gesellschaftlich sehr wichtiges Thema eingeschätzt. Die Bewertung der aktuellen familienpolitischen Situation zeigt jedoch Unzufriedenheit auf. Besonders den Betrieben und den Medien wurde vorgeworfen, dass sie sich zu wenig mit dem Thema Vereinbarkeit von Ausbildung/Studium und Elternschaft auseinandersetzen. An politischen Akteuren wurde kritisiert, dass sie die Vereinbarkeit von Ausbildung/Studium und Elternschaft zu wenig fördern. Besser schnitten aber die Hochschulen ab. Zur Verbesserung der derzeitigen Situation stimmten die Teilnehmenden mehreren Vorschlägen zu. So sollte ihrer Meinung nach die Politik die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Ausbildung bzw. Studium und Elternschaft ausweiten, Eltern in Ausbildung/Studium stärker fördern, umfassender zum Thema der Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung/Studium informieren sowie Netzwerke und Initiativen stärker fördern, die Auszubildende bzw. Studierende mit Kind unterstützen. Gleichzeitig sahen die Teilnehmenden nicht nur die Wirtschaft oder die Politik im Einzelnen in der Pflicht, sondern forderten ein gemeinsames Engagement von Politik, Interessengruppen, Betrieben und Hochschulen. Damit hat sich die Vereinbarkeit von Ausbildung und Elternschaft als spannendes und zukunftsweisendes Thema des Querschnittspolitikbereichs Familienpolitik erwiesen.

Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Prof. Dr. Fegert, B. Göbbels-Dreyling, Dr. Middendorf, Sophie H. (vorn)

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