Problemstellung und Zielfindung 1 1. Aktuelle Situation Bestandsaufnahme und Ausblick in die Zukunft

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung?  Inhaltsverzeichnis Problemstellung...
Author: Edwina Hoch
3 downloads 0 Views 739KB Size
Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Inhaltsverzeichnis

Problemstellung und Zielfindung 1.

Aktuelle Situation Bestandsaufnahme und Ausblick in die Zukunft

2.

Betriebskindergärten am Beispiel Metro AG, Düsseldorf und Deutsche Bank AG, Frankfurt

Seite

1 3

8

2.1.

Vorstellung Deutsche Bank AG, Frankfurt

9

2.2.

Vorstellung Metro Group AG, Düsseldorf

9

2.3.

Vergleich der Unternehmensbefragung Deutsche Bank AG und Metro Group AG

2.4.

Ergebnisauswertung

3.

Einrichtung eines Betriebskindergartens aus Sicht des Personalmanagements

4.

Vorteile und Nachteile der Schaffung und des Unterhalts eines Betriebskindergartens

5.

10 11 12

17

Fazit / Eigenmeinung

20

Quellenverzeichnis

21

Erklärung

22

© Christian Waldheim - 2009

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Abbildungsverzeichnis

Seite Wie viele familienfreundliche Maßnahmen praktizieren Unternehmen ? Wünsche der Bevölkerung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf Unternehmen mit vorhandenen Betriebskindergärten Unternehmensbefragung – Vergleich der Ergebnisse Deutsche Bank AG und Metro Group AG Leiter und Personalverantwortliche in Wirtschaftsunternehmen Das Finden qualifizierter Mitarbeiter in der Zukunft Familienfreundliche Arbeitswelt: Die Motive der Unternehmen Zielsetzung der Unternehmen: Soziales Engagement und Kostenvorteile Vorteile und Nachteile der Schaffung und des Unterhalts eines Betriebskindergartens

3

4 5

10

11

13

16

17

Familienbewusstsein rechnet sich Was Unternehmen mit Familienbewusstsein solchen ohne voraus

18

haben

© Christian Waldheim - 2009

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Problemstellung und Zielfindung

„Ruhe vor dem Sturm – Arbeitskräftemangel in der Wirtschaft“, so lautet die von dem DIHK bei 20.000 Unternehmen durchgeführte Befragung zum Thema Fachkräftemangel aus dem Herbst 2005. Bereits in dieser Studie gaben 16 % der Unternehmen an, offene Stellen aufgrund des herrschenden Fachkräftemangels nicht adäquat besetzen zu können. 2008 ist die Zahl der offenen und nicht besetzten Stellen nach Schätzungen des DIHK auf 400.000 angestiegen – mit zunehmender Tendenz. (DIHK2007c, Führung 2008, aus Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 8)

Was ist der Hauptgrund für nicht besetzte Stellen?

Bedingt durch sehr niedrige Geburtenraten der letzten Jahrzehnte, ist die Bevölkerungszahl seit vielen Jahren rückläufig. Dies stellt nicht nur ein erhebliches Problem für den Arbeitsmarkt generell dar, sondern insbesondere für den Bereich der Fach- und Führungskräfte. Bereits 2006 entstand so ein Wertschöpfungsverlust für die deutsche Wirtschaft in Höhe von 18,5 Mrd. Euro. (DIHK2007c, Führung 2008, aus Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 9). Durch den steigenden Fachkräftebedarf wird der Wohlfahrtsverlust in den nächsten Jahren erheblich ansteigen.

Wie können Unternehmen personalpolitisch dem Fachkräftemangel entgegenwirken?

Es gibt eine Vielzahl unternehmerischer Handlungsmöglichkeiten, familienfreundliche Personalpolitik zu betreiben, z.B. durch Einführung von Teilzeitarbeit, flexibler Arbeitszeiten, Telearbeitsplätzen oder aber auch durch das Angebot der Kinderbetreuung. Betriebskindergärten sind meines Erachtens das stärkste personalpolitische Argument, um Schlagwörtern wie: „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, „Flexibilität im Berufsleben“, „Kinder gehören zu unserer Zukunft“, entsprechenden Nachdruck zu verleihen. Eine Vielzahl bereits

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 1

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

bestehender beispielhafter Einrichtungen unterstützt diese Meinung, wie die Beispiele der Deutsche Bank AG und Metro Group AG zeigen. Aber auch weitere zahlreiche Kooperationsmodelle lassen eine positive Tendenz der weiteren Entstehung von Betriebskindergärten zu. Es wird sich der Fragestellung gewidmet, inwieweit ein Betriebskindergarten zur Mitarbeiterbindung und -findung, vor allem weiblicher Arbeitnehmer, einsetzbar ist und wie sich das Vorhandensein personalpolitisch auf diesen Personenkreis auswirkt. Weiter wird sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob die Schaffung und der Betrieb eines unternehmenseigenen Kindergartens für ein Unternehmen mehr als nur eine betriebswirtschaftliche Überlegung ist, denn qualifiziertes Personal früher aus der Elternzeit zu holen, Know-how an das Unternehmen zu binden, Chancengleichheit für Arbeitnehmerinnen zu schaffen, die Mitarbeiterinnen zu motivieren und letztlich auch Kosteneinsparungen in nicht unerheblicher Höhe, sind nur einige Argumente, die für die Schaffung eines Betriebskindergartens aus unternehmerischer und personalpolitischer Sicht sprechen. Betriebskindergärten werden zwar durch nationale und internationale Fördermittel in hohem Maße finanziell unterstützt, doch wird die Subventionierung in dieser Ausarbeitung nicht weiter untersucht. Mit Einführung des 58. Gesetzes zum Elterngeld und zur Elternzeit (Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz – BEEG) zum 01.01.2007, ist von einer weiteren Wandlung des „alten“ geschlechtlichen Rollenverständnisses auszugehen. Das bestätigen auch die Ergebnisse einer vom Institut für Demoskopie Allensbach im März 2009 durchgeführten Befragung bei 378 repräsentativ ausgewählten deutschen Unternehmen. So wollen, seit Einführung des neuen Elterngeldes, 22 % (bzw. 35 % bei Großunternehmen) der männlichen Arbeitnehmer aufgrund der Geburt eines Kindes Teilzeit arbeiten. Da sich diese Ausarbeitung weiblichen Arbeitnehmerinnen widmet, ist das sich wandelnde Rollenverständniss von Männern hier von keiner weiteren Bedeutung. Beispielhaft werden Vor- und Nachteile eines Betriebskindergartens betrachtet, analysiert und ausgewertet. Ich setze mich zwischen den einzelnen Kapiteln zudem kritisch mit dem Thema auseinander, bevor die Bildung des Fazits, sowie meine Eigenmeinung den Abschluss dieser Ausarbeitung bilden.

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 2

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

1.

Aktuelle Situation - Bestandsaufnahme und Ausblick in die Zukunft

307 Betriebskindergärten gibt es in Deutschland - bei Analyse der aktuellen Situation, unter reiner Betrachtung absoluter Zahlen vorhandener Betriebskindergärten in Deutschland, wirft sich zu allererst folgende Frage auf:

Wie familienfreundlich sind deutsche Unternehmen tatsächlich?

Hierzu bedarf es eines Blickes auf die Statistik, wie viele familienfreundliche Maßnahmen in Unternehmen bereits eingesetzt werden:

(Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 11)

Die Notwendigkeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärker als bisher zu fördern, hat auch die Bundesregierung erkannt, angenommen und bereits in Maßnahmen wie z.B. dem neuen Elterngeld und der neuen Elternzeit, umgesetzt. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist zu einem zentralen Gestaltungsthema von Politik und Wirtschaft geworden.“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 3). Warum familienbewusste Personalpolitik für eine Unternehmung aber so immens wichtig ist, zeigt sich besonders in einer Studie des Allensbacher

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 3

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Archivs aus 2008, die die Wünsche der Bevölkerung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf näher untersucht hat:

(Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 4).

Wie dieser Umfrage zu entnehmen ist, wünschen sich 63 % der Befragten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und immerhin noch 52 % der Befragten sprechen sich dafür aus, Betriebe zu unterstützen, mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun. Die sich daraus ergebende Notwendigkeit des Umdenkens, auch aus personalpolitischer Sicht, ist mittlerweile auch in der Wirtschaft angekommen. So wurden seit 2006 unter dem Dach des Unternehmensprogramms „Erfolgsfaktor Familie“ der Bundesregierung bereits zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt. Auch der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, sowie zahlreiche Hamburger Unternehmen, haben sich unter dem Motto „Hamburger Allianz für Familien“ zum Ziel gesetzt, die Hansestadt familienfreundlicher zu gestalten und sich so den zukünftigen gesellschafts- und personalpolitischen Anforderungen zu stellen. Ob diese Maßnahmen ausreichen, wird sich im Verlauf dieser Ausarbeitung klären lassen. ______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 4

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Haben die Unternehmen die Wichtigkeit familienfreundlicher Maßnahmen als personalpolitisches Instrument erkannt? „Die deutschen Unternehmen müssen mehr und besser erkennen, wie wichtig eine familienfreundliche Personalpolitik für die Zukunft ist.“ (Dr. Reinhard Uppenkamp, Vorstandsvorsitzender Berlin-Chemie AG, Botschafter Erfolgsfaktor Familie, http://www.erfolgsfaktor-familie.de, Stand: 19.05.2009). Diese Aussage ist ein wichtiges Indiz dafür, dass die Bedeutung der Praktizierung familienfreundlicher Personalpolitik noch nicht in allen Unternehmen angekommen ist. Es gibt aber auch bereits eine Vielzahl von Unternehmen, die familienfreundliche Maßnahmen (Betriebskindergarten) umgesetzt haben, wie die nachfolgende Aufstellung verdeutlicht: Unternehmen

Mitarbeiterzahl

Betriebskindergarten

In D (*weltweit)

seit

Flugzeugbau

12.000

2003

Kosmetik

22.000*

1938

Finanzen

30.000

1977

Hotelgewerbe

280

1993

Verlagswesen

14.749*

2007

1.324

nicht bekannt

4.662

2007

Einzelhandel

4.800

2005

Energie

2.000

2001

Branche

Airbus Deutschland Hamburg Beiersdorf AG Hamburg Deutsche Bank AG, Frankfurt Grand Elysée Hamburg Gruner & Jahr AG & Co. KG Hamburg Helm AG

Chemie

Hamburg

Pharma

Heraeus GmbH Hanau Metro Group AG Düsseldorf Wintershall AG Kassel

Edelmetalle Sensoren Dentaltechnik

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 5

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

(Eigene Recherchen: http://www.eads.com; http://www.beiersdorf.de; http://www.deutsche-bank.de; http://www.elysee.de; http://www.guj.de; http://www.helmag.de; http://www.heraeus.de; http://www.metrogroup.de; http://www.wintershall.com, Stand: 19.05.2009)

Bei der Analyse der Unternehmen, die über einen Betriebskindergarten verfügen und den Arbeitnehmerinnen Betreuungsmöglichkeiten anbieten, ist erkannt worden, dass es dabei nicht von Bedeutung war, welcher Branche diese Unternehmen angehören, noch war die Frage der Betriebsgröße entscheidend. Jedoch lässt sich zweifelsfrei feststellen, dass diese Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt haben und aus personalpolitischer Sicht die richtigen Weichen für die Zukunft des Unternehmens, in Form eines Betriebskindergartens, gestellt haben. Aber nicht nur soziale, gesellschaftliche und personalpolitische Verantwortung sind für diese Unternehmen ein Entscheidungskriterium für oder gegen einen Betriebskindergarten.

„Die Motivation für unternehmerisches Engagement im Bereich der familienbewussten Personalpolitik sind neben sozialer Verantwortung auch ökonomische Anreize. Arbeitgeber können durch eine familienfreundliche Unternehmensführung von positiven betriebswirtschaftlichen Effekten profitieren und Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen verbuchen.“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 7).

Neben den personalpolitischen Vorteilen, ist dieser für Arbeitgeber im Monitor Familienforschung ausgewiesene betriebswirtschaftliche Effekt, auch ein weiterer positiver Beleg familienfreundlicher Personalpolitik. Allerdings ist die Zahl derer, die sich für einen Betriebskindergarten entschieden haben, doch äußerst gering, wie der Blick auf die aktuellen Zahlen bestätigt. Dennoch sind die hier aufgeführten Unternehmen positiv aus der großen Masse hervorzuheben.

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 6

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Welche weiteren Schlussfolgerungen lässt diese Unternehmensliste zu?

Es lässt sich ebenso zweifelsfrei erkennen, dass es meist konzerngebundene Unternehmungen sind, die im Gegensatz zu Klein- und Mittelständlern im Allgemeinen über weitaus höhere finanzielle Mittel verfügen. Aber auch die klein- und mittelständischen Betriebe sind zu benennen, da diese häufig aus anderen Beweggründen handeln, wie Focus Schule bereits in 2008 berichtete: „Dabei sind es vor allem die inhabergeführten Firmen, die sich neuerdings engagieren. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung legte im vergangenen Jahr offen, dass Familientradition das wichtigste Motiv für gesellschaftliches Engagement der Inhaber ist.“ (Katharina Wiegert, Mit dem Baby zur Schicht in Focus Schule, 23.07.2008). Diese Aussage wird auch durch die in der Liste aufgeführten Unternehmen, Helm AG und Hotel Grand Elysée, unterstützt. Allgemein bleibt festzuhalten, dass alle Unternehmen, die sich einen Betriebskindergarten als personalpolitisches Instrument zu Nutze gemacht haben, diesen als langfristige und nachhaltige Investition in die Zukunft Ihrer Unternehmung betrachten. 307 Betriebskindergärten in Deutschland - diese Zahl lässt aber noch einen weiteren Rückschluss zu. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern haben sich die Möglichkeiten, familienfreundliche Maßnahmen in Unternehmen einzusetzen, zwar deutlich verbessert, z.B. durch die Einführung des neuen Elterngeldes und der neuen Elternzeit, dennoch scheint es, als wäre die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ trotz aller derzeitigen Bemühungen noch nicht als festes, innovatives, nachhaltiges und sinnvolles Instrument der Personalpolitik erkannt worden. Die bisher getroffenen Grundlagen sind dennoch ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, ebenso wie die von der Bundesregierung und der Wirtschaft initiierten Programme und Absichtserklärungen, lassen diese doch erkennen, dass ein Umdenken bereits stattgefunden hat. Ein erfolgreiches Beispiel solcher Programme ist unter anderem das Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“, in dem sich bereits 2.165 Unternehmen zusammengeschlossen haben. (http://www.erfolgsfaktorfamilie.de, Stand: 23.05.2009) Nichts desto trotz müssen weitere Maßnahmen seitens der Politik und der Wirtschaft ergriffen, eingeleitet und umgesetzt werden, um die Folgen für die

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 7

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Wirtschaft, unter Berücksichtigung des demografischen Wandels und des in Zukunft steigenden Arbeits- und Fachkräftebedarfes, aufzufangen. Nur so wird unser aller Wohlstand zukünftig gesichert werden können. Die Leistungen der Unternehmen, die familienfreundliche Maßnahmen umgesetzt haben, erfahren nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch durch die Politik eine hohe Anerkennung: „Diese Unternehmen sind Trendsetter in der deutschen Wirtschaft, weil sie mit einer innovativen Personalpolitik moderne Rahmenbedingungen schaffen und damit ihre Zukunftsfähigkeit sichern.“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Herausforderung familienbewusste Personalpolitik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 3). Letztendlich wird es sich erst in der Zukunft zeigen, ob und wie die getroffenen Maßnahmen der Politik und der Wirtschaft dazu beitragen werden, die sich aufgrund des Demografiewandels für die Wirtschaft ergebenden Schwierigkeiten der Rekrutierung neuer Arbeitnehmerinnen bzw. besseren Ausgestaltung bestehender Arbeitsverhältnisse ( Mitarbeiterbindung), auswirken werden und ob Betriebskindergärten, als ein Teilstück familienfreundlicher Personalpolitik, in zahlreichen weiteren Unternehmen Anklang finden werden.

2.

Betriebskindergärten am Beispiel Metro AG, Düsseldorf und Deutsche Bank AG, Frankfurt

Um die Entscheidungsgründe der Unternehmen, die über einen Betriebskindergarten verfügen, besser bewerten zu können, wurde ein Fragebogen entwickelt und an die unter Punkt 1 aufgeführten Unternehmen versendet. Mit Hilfe dieses Fragebogens soll ermittelt werden, welche Gründe die Unternehmen bewogen haben, einen Betriebskindergarten zu schaffen und zu unterhalten. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Beantwortung der Frage gelegt, wie sich dieser im Rahmen der Personalpolitik auf die weiblichen Mitarbeiter auswirkt. Als exemplarische Beispiele guter, familienfreundlicher und innovativer Personalpolitik werden die Ergebnisse der Deutsche Bank AG und der Metro Group AG unter Punkt 2.3. miteinander verglichen und unter 2.4. bewertet.

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 8

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

2.1.

Vorstellung Deutsche Bank AG, Frankfurt

Die Deutsche Bank AG mit Hauptsitz in Frankfurt ist mit einer Bilanzsumme von 2.103 Mrd. Euro und ca. 30.000 Mitarbeitern in Deutschland (80.277 weltweit) (Geschäftsbericht 2008, http://www.deutsche-bank.de; Stand: 19.05.2009) das größte Kreditinstitut Deutschlands. Als eines der ersten Großunternehmen in der Bundesrepublik gründete die Deutsche Bank AG bereits 1977 ihren ersten eigenen Betriebskindergarten am Standort Eschborn, an dem zwischen 2.000 – 5.000 Mitarbeiter arbeiten. Der Betriebskindergarten am Standort Eschborn ist neben zwei weiteren unternehmenseigenen Betriebskindergärten in Frankfurt, sowie weiteren Belegplatzkonzepten in Berlin, Stuttgart und München, der älteste und wird seit 01.08.2008 in Zusammenarbeit mit dem BZV e.V. Frankfurt betrieben. Der in Eschborn und die in Frankfurt vorhandenen Kindergärten zeichnen sich insbesondere durch spezielle Betreuungskonzepte, wie z.B. Bilingualität, aus (Telefoninterview Deutsche Bank AG, Unternehmensfragebogen Betriebskindergarten, Frau Welk, 20.05.2009).

2.2.

Vorstellung Metro Group AG, Düsseldorf

Die Metro AG mit Hauptsitz in Düsseldorf zählt mit Umsatzerlösen von knapp 68 Mrd. Euro und rund 130.000 Beschäftigten in Deutschland (290.000 weltweit) zum größten deutschen Handelskonzern. (Geschäftsbericht 2008, http://www.metrogroup.de; Stand: 19.05.2009). Zur Metro Group gehören unter anderem Marken wie Media Markt, Saturn, Galeria Kaufhof, real oder auch die Metro Cash & Carry Großmärkte. Viele weitere Beteiligungen im Ausland tragen dazu bei, dass sich die Metro Group AG seit Ihrer Gründung 1963 zu einem der weltweit größten Handelskonzerne entwickelt hat. Am Standort der Zentrale in Düsseldorf mit ca. 4.800 Mitarbeitern, gründete die Metro Group AG im Dezember 2005 gleich zwei Betriebskindergärten mit insgesamt 130 Plätzen. Bau und Gründung wurden durch die Metro Group AG finanziert, Träger dieser Kindergärten ist das DRK Düsseldorf. (Unternehmensfragebogen Betriebskindergarten, Herr Zumpfort, 18.05.2009)

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 9

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

2.3.

Vergleich der Unternehmensbefragung Deutsche Bank AG und Metro Group AG

Mitarbeiteranzahl am Standort der Kita

Deutsche Bank AG

Metro Group AG

zwischen 2.000 – 5.000

ca. 4.800

1

2

1977

2005

24 Krippe / 48 Kita

130 gesamt

08.00 – 19.00 Uhr

07.00 – 17.00 Uhr

8 Wochen

4 Monate

40 % Männer (AN)

30 % Männer (AN)

60 % Frauen (An´in)

70 % Frauen (An´in)

45 % Vollzeit

50 % Vollzeit

55 % Teilzeit

50 % Teilzeit

nein

ja

ja

ja

ja

ja

Anzahl Kita Gründungsjahr Kita Anzahl der Betreuungsplätze Öffnungszeiten Kita möglich ab Alter Anteil Väter/Mütter der Kinder in der Kita Anteil Vollzeit/Teilzeit Überwiegend Fach- und Führungskräfte Hat sich die Dauer der Elternzeit seit dem Bestehen der Kita verringert Geringere Fluktuation der Mitarbeiter die Kita Platz haben Höhe des Betreuungssatzes

Was waren die Beweggründe für die Gründung der Kita

abhängig vom Gehalt und der zeitlichen Betreuungsdauer

analog statistischer Entwicklung

MA – Bindung/Findung

MA – Bindung/Findung

MA – Motivation

MA – Motivation

Vereinbarkeit Familie

Vereinbarkeit Familie

und Beruf

und Beruf

Corporate Social

Corporate Social

Responsibility

Responsibility

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 10

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

2.4.

Ergebnisauswertung

Das Ergebnis beider Unternehmen lässt schnell und klar erkennen, dass für beide Unternehmen die gleichen Gründe entscheidend waren, einen Betriebskindergarten zu betreiben. Dabei war nicht nur die Corporate Social Responsibility (Unternehmerische soziale Verantwortung) ausschlaggebend, sondern die langfristige Bindung weiblicher Fach- und Führungskräfte und der damit verbundenen Vermeidung des Verlustes wichtiger Mitarbeiterinnen, hatte für beide Unternehmen eine viel größere Bedeutung. Das spiegelt sich zum Einen in den Öffnungszeiten der Betriebskindergärten wieder (Deutsche Bank von 08. – 19.00 Uhr, Metro Group AG von 07. – 17.00 Uhr), die optimal an die Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen angepasst sind, zum Anderen aber auch in der Angabe, ab welchem Alter Säuglinge/Kinder in dem Betriebskindergarten Obhut finden können. So können bei der Deutschen Bank Säuglinge bereits ab 8 Wochen, bei der Metro Group bereits immerhin ab 4 Monaten, betreut werden. Dies sind nicht nur Gründe, die für den Verbleib von Müttern als Fach- und Führungskräfte sprechen, sondern die Unternehmen verschaffen sich damit einen erheblichen Vorteil gegenüber Mitbewerbern z.B. bei Neurekrutierungen. Der sich daraus ergebende Vorteil, in der Zukunft besser als andere Unternehmen qualifiziertes Personal zu finden, wird unterstützt durch die Umfrage des Allensbacher Archiv in Ihrer IfD Umfrage 5206/5227:

(Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 9) Diese beiden Unternehmen signalisieren bestehenden und künftigen Arbeitnehmerinnen klar und eindeutig, dass die Wichtigkeit der Vereinbarkeit von

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 11

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Familie und Beruf in diesen Unternehmen erkannt, umgesetzt und somit sehr gut möglich ist. Positiv bezeichnen beide Unternehmen weiter, dass sich seit Bestehen des Kindergartens die durchschnittlichen Dauern der Elternzeit verringert haben. Das bindet nicht nur Know-how an das Unternehmen, sondern sorgt gleichzeitig dafür, dass qualifiziertes Personal früher als bisher aus der Elternzeit zurückkommt. Wie wichtig dieser Umstand ist erklärt auch Dr. Roland Wieland auf die Frage, wo dieser die Vorteile von Betriebskindergärten sähe: „(…) Stichwort Fachkräftemangel – heute ist es besonders wichtig, dass qualifizierte, weibliche Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder in den Berufsalltag zurückkehren und helfen, die Fachkräftelücke zu schließen. Eine Vielzahl von jungen Müttern steht oftmals dem Arbeitsmarkt nicht oder nur beschränkt zur Verfügung (…).“ (Interview Dr. RolandWieland, Die Zukunft im Blick in Jobs Kompakt, 14.10.2008: 9) Die Notwendigkeit des Handelns haben diese beiden Unternehmen, die für eine Vielzahl von Betrieben mit bereits umgesetzten familienfreundlichen Maßnahmen stehen, erkannt und mit der Gründung und dem Betrieb eines Betriebskindergartens Ihren Teil familienfreundlicher Personalpolitik umgesetzt. Die Prävention der eigenen zukünftigen, personalpolitischen Herausforderung stand dabei immer im Vordergrund der Entscheidungen.

3.

Einrichtung eines Betriebskindergartens aus Sicht des Personalmanagements

Wie bereits angeführt, können heutzutage bereits 400.000 Stellen nicht adäquat besetzt werden, was einem Wohlfahrtsverlust in Höhe von 18.5 Mrd. Euro für die deutsche Wirtschaft entspricht. Hinsichtlich der Frage, warum ein Betriebskindergarten aus Sicht des Personalmanagements ein sinnvolles Instrument ist, bedarf es nicht nur die Motive der Unternehmen einmal näher zu betrachten, sondern auch einer entsprechenden Bedarfsanalyse. Diese Form der Bedarfsanalyse wurde auch von der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg in ihrem „Merkblatt für die Gründung einer

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 12

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

betrieblichen Kindertageseinrichtung“ (Stand: Januar 2007) unter anderem mit folgenden Fragen dokumentiert: • Wie groß ist der Personenkreis, der das Angebot nutzen wird? • Welche Altersgruppen der Kinder sollen abgedeckt werden? • Welche Betreuungszeiten sollen abgedeckt werden? Zudem stellen sich aus Sicht des Personalmanagements auch diese Fragen: • Welches personalpolitische Ziel wird verfolgt? • Betriebskindergarten als zusätzliche soziale Leistung des Unternehmens oder Bestandteil der Entlohnung? Vor dem Hintergrund des wachsenden Bedarfs an Fach- und Führungskräften, sind die Motive der Unternehmen von besonderer Bedeutung. Ebenso ist die Erwerbstätigkeit von Müttern ein zentrales Thema, haben Frauen doch heutzutage äquivalente Qualifikationen wie Männer, mit dem Wunsch, diese auch beruflich umzusetzen. Zudem sind viele Familien finanziell auf die Erwerbstätigkeit beider Elternteile angewiesen. Die Motive der Unternehmen wurden in dem Unternehmensmonitor Familienforschung näher erfragt:

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 13

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

(Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 20).

Vor dem Hintergrund der Fragestellung, ob Betriebskindergärten ein personalpolitische Instrument zur Mitarbeiterbindung und -findung seien, ist der Punkt „Qualifizierte Mitarbeiter zu halten oder zu gewinnen“ von besonderer Bedeutung. Gaben 2003 noch 74,8 % an, dies mit Einführung familienfreundlicher Maßnahmen erreichen zu wollen, so waren es 2006 bereits 83,4 %, was einer Steigerung um 11,5 % entspricht. Dieses Ergebnis bestätigt eindeutig, dass die Einführung familienfreundlicher Maßnahmen einen wesentlichen Stellenwert im Personalmanagement eingenommen hat. Aufgrund des weiter wachsenden Bedarfs an weiblichen Fach- und Führungskräften ist davon auszugehen, dass dieser Motivationsgrund seiner Wichtigkeit nach weiter steigen wird. Nicht minder bedeutend sind aber auch die übrigen Motive, die nochmals unter Punkt 4 (Vor- und Nachteile eines Betriebskindergartens) ausschnittsweise aufgezeigt werden.

Die Bedarfsanalyse, als auch die Motivation der Unternehmen, sind meiner Meinung nach die zentralen Punkte, die es seitens des Personalmanagements zu analysieren gilt. Betrachten wir nachfolgend erst einmal die Fragestellungen der Bedarfsanalyse:

Wie groß ist der Personenkreis, der das Angebot nutzen wird?

Diese Frage ist bei der Beurteilung wichtig, denn sie kann entscheiden, ob das Unternehmen einen eigenen Betriebskindergarten betreibt, oder ob es, wie im Falle der Deutschen Bank in München, sich an einem Belegplatzkonzept beteiligt. Bedeutet doch die Zahl an Betreuungsplätzen, auch betriebswirtschaftliche Überlegungen in die Entscheidung einzubeziehen. Das Personalmanagement muss demnach vorab die Personalstruktur und den sich daraus ergebenden Bedarf an Betreuungsplätzen auswerten. Eine Faustregel in Bezug auf die Mitarbeiterzahl und/oder der Anzahl an Betreuungsplätzen gibt es aber nicht, wie das Beispiel des Hotels Grand Elysée

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 14

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

in Hamburg (280 Mitarbeiter) klar beweist. Das Hotel Elysée zeigt, dass es demnach nicht nur eine Frage der Anzahl zu betreuender Kinder ist, vielmehr auch inwieweit das Unternehmen sich seinen Mitarbeiterinnen gegenüber sozial verantwortlich fühlt.

Welche Altersgruppen der Kinder sollen abgedeckt werden?

Hierbei ist die ausgewertete Personalstruktur einerseits, der Motivationsgrund des Unternehmens anderseits, als Entscheidungsgrundlage zu bewerten. Die Personalstruktur und die sich daraus ergebende Anzahl zu betreuender Kinder entscheiden demnach über die quantitative Besetzung der entsprechenden Altersgruppen. Hingegen ist aber die Motivation eine grundsätzliche Entscheidung der Unternehmenspolitik. Verfolgt ein Unternehmen das Ziel, die Abwesenheitsdauer von Eltern zu verkürzen, ist es für die Arbeitnehmerinnen von erheblicher Bedeutung, ab welchem Alter die Kinder betreut werden können. Wie dieses Ziel verfolgt werden kann zeigen die Beispiele der Deutsche Bank AG und Metro Group AG, die bereits ab einem Säuglingsalter von 8 Wochen bzw. 4 Monaten, entsprechende Betreuungsplätze anbieten.

Welche Betreuungszeiten sollen abgedeckt werden?

Diese Frage ist abhängig davon, ob und inwieweit in dem Unternehmen Schichtarbeit oder starke flexible Arbeitszeiten vorliegen. Eine Entscheidung über die Betreuungszeiten kann aus meiner Sicht aber nur erfolgen, wenn eine Analyse der Personalstruktur und des sich daraus ergebenden Bedarfs korrekt ermittelt wurde. An den Beispielen der Deutsche Bank AG und Metro Group AG ist zu erkennen, dass sich die Öffnungszeiten des Kindergartens an den flexiblen Arbeitszeiten der Mitarbeiterinnen orientieren.

Welches personalpolitische Ziel wird verfolgt?

Hier können eine Vielzahl von Gründen genannt werden. Sicherlich ist die Beantwortung der Frage primär abhängig davon, welches soziale Verantwor-

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 15

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

tungsgefühl das Unternehmen seinen Mitarbeiterinnen gegenüber hat. Zum anderen spielen aber auch betriebswirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Meiner Meinung nach ist es eine Frage des Priorisierens, wenn es darum geht, die Zielsetzung eines Unternehmens festzulegen. Daher wurden diese Zielsetzungen in zwei Kategorien – Soziales Engagement und Kostenvorteile – unterteilt. Eine mögliche Unterteilung bildet dieses Beispiel ab:

Soziales Engagement

Kostenvorteile

Arbeitszufriedenheit der

Qualifizierte Mitarbeiterinnen zu

Mitarbeiterinnen zu erhöhen

halten bzw. zu gewinnen

Mitarbeiterinnen mehr

Kosten durch geringere Fluktuation

Zeitsouveränität verschaffen

und geringeren Krankenstand

Schnellere Integration nach

Kosten durch höhere Produktivität zu

Rückkehr aus der Elternzeit

senken Dauer der Elternzeit zu verkürzen

Betriebskindergarten als zusätzliche soziale Leistung des Unternehmens oder Bestandteil der Entlohnung?

Die Beantwortung der Frage ist von vielen Einzelfaktoren abhängig. Welches personalpolitische Ziel wird verfolgt? Wie hoch ist das soziale Verantwortungsbewusstsein? Da diese Fragen von jedem Unternehmen unterschiedlich bewertet werden, ist hier ein Standard vollkommen unmöglich. Unternehmen mit sozialer Verantwortung und einer hohen Dichte an weiblichen Fach- und Führungskräften werden sicherlich eher bereit sein, eigene finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um die gesetzten personalpolitischen Ziele zu verfolgen, als ein Unternehmen, bei denen diese Voraussetzungen nicht gegeben sind. Das Cafeteria-Prinzip wäre ein gutes Beispiel für einen Bestandteil der Entlohnung. Unternehmen bieten Ihren Mitarbeiterinnen, vollkommen auf die individuelle Situation abgestimmt, verschiedene Leistungsbausteine wie z.B. den Betriebskindergarten, an. Sicherlich ist diese Form abhängig von der Unternehmensphilosophie, sowie einer Ungebundenheit hinsichtlich Lohnund Vertragsfreiheit, aber auch von den gesetzten personalpolitischen Zielen.

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 16

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

4.

Vorteile und Nachteile der Schaffung und des Unterhalts eines Betriebskindergartens

Ebenso wie bei der Fragestellung zur Einrichtung eines Betriebskindergartens aus Sicht des Personalmanagements, gilt es vor der Schaffung die Vor- und Nachteile genau abzuwägen, da es sich doch bei der Einrichtung eines Betriebskindergartens um eine langfristige und auch kostspielige Investition des Unternehmens handelt. So wurden die aus meiner Sicht wichtigsten Vor- und Nachteile auszugweise gegenübergestellt:

Vorteile Humankapitalerhalt (Mitarbeiterbindung)

Nachteile Hohe Kostenbelastung für Bau und Einrichtung eines eigenen Betriebskindergartens

Wettbewerbsvorteil bei Rekrutierung

Kosten für Personalbeschaffung

wichtiger Positionen

(Kindergarten)

Schnellere Rückkehr aus Elternzeit

Erhöhter administrativer Aufwand

Geringere Fluktuation

Verbessertes Personalmarketing

Höhere Kosten durch die Sozialleistung Betriebskindergarten Höhere Ausfallzeiten durch Krankheit des Kindes

Motivationssteigerung Höhere Unternehmensbindung Verbesserung des Betriebsklimas Schnellere Integration nach Elternzeit

Zur Klärung der gegebenen Fragestellung, ob Betriebskindergärten ein personalpolitisches Instrument zur Mitarbeiterbindung und -findung seien, sind nur drei Faktoren von elementarer Bedeutung: Humankapitalerhalt, schnellere Rückkehr aus der Elternzeit, Wettbewerbsvorteil bei Rekrutierung wichtiger Positionen. Es ist festzustellen, dass die Vorteile die Nachteile klar überwiegen. Die Vorteile und der Beweis, dass sich Familienbewusstsein rechnet, wird auch durch eine Analyse von 1.001 Unternehmen bestätigt.

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 17

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

(Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 8). Der Erhalt des Humankapitals (Anm.: Humankapital war Unwort des Jahres 2004), sowie die schnellere Rückkehr aus der Elternzeit sind die zwei entscheidenden Vorteile, die für die Schaffung eines Betriebskindergartens sprechen. Ferner tragen diese beiden Faktoren doch zu einer erheblichen Kosteneinsparung beim Unternehmen (Wiederbeschaffungs- Überbrückungsund Wiedereingliederungskosten) bei. Die Höhe der Wiederbeschaffungskosten wurden in einer Kosten-Nutzen Analyse näher untersucht und ergab, dass für den Bereich der oberen Einkommen (und dieser muss für weibliche Fachund Führungskräfte zugrunde gelegt werden) allein die Kosten der Wiederbeschaffung (Kosten für die Wiederbeschaffung durch familienbedingte Fluktuation mit gleicher Qualifikation) im Schnitt 43.200 € betragen, wobei die Stelle im Durchschnitt erst nach 4 Monaten wieder neu besetzt werden kann. Die Spannweite der Wiederbschaffungskosten im oberen Einkommenssegment liegt zwischen 14.900 € und 108.500 € (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher Maßnahmen – Kosten/Nutzen-Analyse, November 2005: 13,14). Wie sich die Dauer der Elternzeit verkürzen kann, wird am Beispiel der Wintershall AG sehr deutlich. Hier sank die durchschnittliche Dauer der Elternzeit, seit ______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 18

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Einführung familienfreundlicher Maßnahmen, von 33 Monaten im Jahr 1998 auf 19 Monate in 2003. (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher Maßnahmen – Kosten/Nutzen-Analyse, November 2005: 16). Die Kosten der Nach- bzw. Neubesetzung, sowie die schnellere Rückkehr aus der Elternzeit sind nur zwei von vielen Vorteilen, die für die Schaffung eines Betriebskindergartens sprechen. Weitere können benannt werden, wie z.B.: die Mitarbeitermotivation, der Imagegewinn für das Unternehmen, die niedrigere Fluktuationsrate, oder eine entsprechend höhere Produktivität der Mitarbeiterinnen, die auch von Dr. Roland Wieland festgestellt wurde: „(…) Wenn eine junge Mutter morgens Ihr Kind mit in die Firma nehmen kann, weiß, dass es gut aufgehoben ist und jederzeit mal ein schneller Besuch [erfolgen] kann (…). Sie ist beruhigt und kann sich ganz auf Ihre Arbeit konzentrieren.“ (Interview Dr. RolandWieland, Die Zukunft im Blick in Jobs Kompakt, 14.10.2008: 9) Ein wichtiger Faktor ist aber ebenso der positive Effekt bei der Besetzung neuer Positionen. Hierbei ist ganz entscheidend, dass insbesondere Frauen sehr viel Wert darauf legen Familie und Beruf vereinbaren zu können, ohne sich entscheiden zu müssen: Kind oder Karriere! Dieses Ergebnis teilen auch 26% der Befragten Unternehmen mit familienfreundlichen Maßnahmen, die hier einen Vorteil gegenüber Unternehmen haben, die diese Maßnahmen nicht anbieten. Dieses Ergebnis, sowie die weiteren aufgeführten Vorteile werden auch durch eine Untersuchung des DIHK aus 2008 bestätigt: „ Eine betriebliche Kinderbetreuung anzubieten ist eine Investition für Unternehmen, die sich aber lohnt. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können schneller aus der Elternzeit zurückkommen und sind zeitlich flexibler. Unternehmen, die sich bereits zu diesem Schritt entschlossen haben, bestätigen den betrieblichen Nutzen. 94% der Personalverantwortlichen konnten positive Auswirkungen auf die Mitarbeitermotivation feststellen, 76% einen Imagegewinn für ihr Unternehmen und mehr als die Hälfte berichtet von Vorteilen bei der Anwerbung von Fachkräften.“ (DIHK2007a aus Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Herausforderung familienbewusste Politik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen, Ausgabe 16, Jahrgang 2008, April 2009: 15)

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 19

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Für mich ist der größte Nachteil eines Betriebskindergartens die erheblichen Kosten für Bau und Errichtung der Infrastruktur. Anhand der hier aufgeführten Zahlen und der personalpolitischen Vorteile ist aber eindeutig und schnell erkennbar, dass diese Investition sich in kürzester Zeit amortisiert. Die Bundesregierung hat hierzu in einer Kosten-Nutzen Analyse festgestellt, dass bei einem Modellunternehmen den jährlichen Maßnahmenkosten in Höhe von 300.000 € entsprechende Einsparpotentiale in Höhe von 375.000 € gegenüberstehen. (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher Maßnahmen – KostenNutzen-Analyse, November 2005: 4). Es bleibt festzuhalten und abschließend zu beurteilen, dass die Vorteile um ein Vielfaches überwiegen. Ob ein Betriebskindergarten geschaffen werden soll, muss von allen vorangegangenen Argumenten der personalpolitischen Zielsetzung, der Motive und natürlich einer Kosten-Nutzen Analyse abhängig gemacht werden.

5.

Fazit / Eigenmeinung

Abschließend gilt es zu beurteilen, ob die Fragestellung dieser Ausarbeitung mit einem klaren Ja oder Nein beantwortet werden kann. Die hier aufgeführten Daten, Motive, Ansichten und Meinungen bilden nur einen kleinen Teil dessen ab, was für oder gegen einen Betriebskindergarten spricht. Dennoch kann die Fragestellung meiner Meinung nach mit einem klaren Ja beantwortet werden, denn die Vorteile für die Unternehmung sprechen deutlich für sich – gerade im Hinblick auf den sich weiter verschärfenden Demografiewandel und die daraus resultierenden Schwierigkeiten bei der Bindung und Findung weiblicher Fach- und Führungskräfte. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird bei weiblichen Beschäftigten immer einen wesentlich höheren Stellenwert einnehmen als bei Ihren männlichen Kollegen. Personalpolitik bedeutet aber noch mehr – und zwar die Tätigkeit für und mit dem Mensch. Personal bedeutet für ein Unternehmen auch immer die Übernahme sozialer Verantwortung. Diese Verantwortung muss allen wirtschaftlichen Überlegungen vorangehen, wenn die Zukunft eines Unternehmens sichergestellt werden soll.

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 20

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Quellenverzeichnis Zeitungen: Jobs Kompakt 2008 Die Zukunft im Blick – Ausgabe vom 14.10.2008 Internet: Eigenrecherche zur Liste Unternehmen mit Betriebskindergarten: Airbus Deutschland - http://www.eads.com Beiersdorf AG - http://www.beiersdorf.de Deutsche Bank AG - http://www.deutsche-bank.de Hotel Grand Elysée - http://www.elysee.de Gruner & Jahr AG & Co. KG - http://www.guj.de Helm AG - http://www.helmag.de Heraeus GmbH - http://www.heraeus.de Metro Group AG - http://www.metrogroup.de Winterschall AG - http://www.winterschall.com Erfolgsfaktor Familie – http://www.erfolgsfaktor-familie.de Interview mit Dr. Reinhard Uppenkamp „Ein wichtiges Instrument für das Personalmarketing“ Netzwerk Erfolgsfaktor Familie – Anzahl Mitgliedsunternehmen Focus Schule 2008 Wiegert, Katharina - „Mit dem Baby zur Schicht“ – Artikel vom 23.07.2008 Sonstige Quellen: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend „Betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher Maßnahmen – Kosten-Nutzen-Analyse“ Stand: November 2005 „Herausforderung familienbewusste Personalpolitik: Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen – Monitor Familienforschung (Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik), Ausgabe 16, Jahrgang 2008, Stand: April 2009 Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freie und Hansestadt Hamburg, Referat Förderung der Kindertagesbetreuung „Merkblatt für die Gründung einer betrieblichen Kindertageseinrichtung“, Stand: Januar 2007 DIHK Unternehmensbefragung 2005 „Ruhe vor dem Sturm – Arbeitskräftemangel in der Wirtschaft“ ______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 21

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Erklärung

Ich versichere durch meine Unterschrift, dass ich die vorstehende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe angefertigt habe, alle Stellen, die ich wörtlich oder annähernd aus Veröffentlichungen entnommen, als solche kenntlich gemacht habe und mich keiner anderen als der angegebenen Literatur oder sonstiger Hilfsmittel bedient habe. Die Arbeit hat in dieser oder in ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen. Mir ist bekannt, dass Verstöße gegen den Inhalt dieser Erklärung auch nachträglich zu der Note „ungenügend“ führen.

_____________________________________ Ort, Datum, Unterschrift

______________________________________________________________ © Christian Waldheim - 2009 22

Betriebskindergarten – ein personalpolitisches Instrument zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung und – findung? 

Anlagen

Nr.

Jobs Kompakt 2008

1

Die Zukunft im Blick – Ausgabe vom 14.10.2008 Interview Dr. Reinhard Uppenkamp – Erfolgsfaktor Familie

2

Erfolgsfaktor Familie – Anzahl Mitgliedsunternehmen

3

Focus Schule – „Mit dem Baby zur Schicht“ von Katharina Wiegert

4

Merkblatt für die Gründung einer betrieblichen Kita der Hansestadt Hamburg

5

DIHK Unternehmensbefragung 2005

6

Unternehmensfragebogen Metro Group AG

7

Unternehmensfragebogen Deutsche Bank AG

8

Unternehmensfragebogen Grand Hotel Elysée

9

© Christian Waldheim - 2009

Suggest Documents