PRESSEMITTEILUNG OLAF HAJEK

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Author: Hilko Heintze
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PRESSEMITTEILUNG OLAF HAJEK AJLart zeigt OLAF HAJEK in der Potsdamerstr. 98a, 2. Hinterhof, 10115 Berlin Mitte. Eröffnung: 2. Nov. 2012 // 18-22 Uhr Ausstellung: 3. Nov - 15. Sept. // Freitags und Samstags jeweils 14-18 Uhr (und nach Vereinbarung) Text von Philipp Demand

Lilac Night Die Hyäne ging mir nicht aus dem Kopf. Obwohl es Jahre her war, dass ich sie gesehen hatte. Irgendwann fragte ich Olaf Hajek danach. Und sie war noch da. Aus den Tiefen seines Ateliers kam sie hervor wie aus einer tiefen Vergangenheit. Monströs und meterhoch stand sie auf dem Bürgersteig, nur notdürftig hinter einer Gaslaterne versteckt. Warum sich dieses Bild – wie später noch so manches andere von Olaf Hajek – so unauslöschlich eingebrannt hatte in mein Gedächtnis, habe ich mich nie gefragt. Bis jetzt. Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass die Hyäne im Kleinen all das zeigt, was Hajeks Kunst im Großen ausmacht. Und dabei ist sie auf den ersten Blick nicht mal sofort erkennbar als sein Werk.

Nun ist die Hyäne an sich kein gut beleumundetes Tier und – wohl auch darum – keine oft gezeigte Spezies in der Kunst. Die Überraschung aber, eine solche Kreatur in Hajeks Malerei zu finden, bleibt bei weitem nicht die einzige. Denn die Hyäne steht nicht in Afrika, sondern inmitten einer Kulturlandschaft, einer Straße, die so kultürlich wie auch englisch ist, fast wie Downing Street. Die Diskrepanz indessen wird noch größer durch das Raubtier fast in Haustürgröße. Und dann ist es auch noch Nacht. Doch die Nacht ist lila. Und die Hyäne lächelt. Keine Angst. Kein Jack the Ripper verbirgt sich hier im Tüpfelpelz. Ob der Künstler wusste, dass Hyänen ein einzigartiges Sozialverhalten haben? Und Meister sind der Kommunikation? Wenn nicht, dann hat er es geahnt. Hajek ahnt so manches. Intuition ist nur eine seiner Stärken.

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Eine Briefmarke für die Royal Mail hat die Hyäne werden sollen. Archaisch wie die Briefmarke scheint auch mitunter Hajeks Kunst, denn wie so oft ist es das Kleine, Eigentliche, Unverstellte, das ihn inspiriert. Hyänen, die prähistorisch in Britannien lebten, taut er auf für eine Briefmarke. Ausgestorbenes auf Aussterbendem – fertig zum Versand in alle Welt. Und was gibt es englischeres als eine Briefmarke? Die Briten haben sie erfunden. Wer einmal vor den Bildern eines George Stubbs oder Johann Zoffany gestanden hat, der weiß, wie unnachahmlich englisch jenes Bild von der Hyäne ist, das dieser Deutsche malt, englisch und so faszinierend wie für Nichtengländer schwer verständlich: ernst wie komisch, heimelig wie unheimlich, kultiviert wie ungestüm. Und doch in allem: königlich. Royal Hyena in Royal Brittania.

Hajek durchforstet Raum und Zeit. Nord und Süd, West und Ost. Morgenländisches verschmilzt mit Abendländischem, Afrikanisches mit Asiatischem, Folk Art mit Altmeisterkunst. Kein Zweifel, dass der überbordende Reichtum der Kunst der Kontinente seine Inspiration schlechthin darstellt – seine Ästhetik ist von einer Trendlosigkeit und Ungebremstheit, die in der Kunst wohl ihres gleichen sucht. Kein Wunder, dass seine Auftraggeber wie auch Sammler in aller Welt zu finden sind, von Nordamerika bis Japan und Korea, von Frankreich bis Südafrika. Olaf Hajeks eigene Inspiration ist daher eins mit seiner äußeren Faszination; das eine begründet das andere in vollkommener Weise.

Kein Zeitgenosse ist wohl derart angstfrei, hemmungslos in der Verwendung seiner Farbe. Und wohl niemand beherrscht die Farbe so wie er, nicht nur sein Blaugrüngrau ist unerreicht. Nur selten aber sind die Farben ungebrochen. Die Schichten reichen tief. So meint man Hajeks Bilder auch zu hören und zu riechen, sie rauschen und sie sprechen, sie singen und sie duften. Denn Sinnlichkeit, welche auch immer, ist offenbar sein Thema überhaupt. Und das reicht bis zur Haptik seiner Werke. Denn nie ist es Papier, auf dem er arbeitet, sondern immer auch ein Bildgrund, der was auszuhalten hat. Holz und Pappe, abgeschabt und eingeschnitten, sind das Fundament für manche Schönheit seines Pinsels. Und für das Abgründige dazu.

Man mag sich wundern, Hajeks Bilder abgründig zu finden. Doch schaue man nur genauer hin: Kaum je flicht Hajek die Bouquets um seine Damen, arrangiert er seine Tische, ohne das Memento Mori, ohne jene Schwärze jeder Schönheit zu betonen, die dem Schönen immer innewohnt: Eitelkeit, 2/4

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Vergänglichkeit. Genuss lebt von der Flüchtigkeit, der Rausch wäre kein solcher, wenn er nicht vorüberginge. Nicht von ungefähr spielt Wasserfluss für Hajek eine Rolle. Und er findet stets Symbole, dem Entzünden und Verlöschen eine Form zu geben. Anfang und Ende, Leben und Tod. Wären Hajeks Bilder ein Parfum, es röche anfangs blumig, später üppig, schließlich modrig, bitter, wie Kompost. Existenz ist Übergang.

Die Natur ist hier sein Fingerzeig, die Unerschöpflichkeit der Formen ist das Arsenal von Hajeks Kunst – eine einziger, nicht enden wollender Parcours vom Berg zum See, vom Hamster bis zum Elefant. Böse Käfer knabbern Blüten an, schöne Vögel sterben und gebären Blumen, diese aber sind bald übervoll, wie auch die Früchte überreif. So ist das Leben immer auf der Kippe, auf jeden Tag folgt auch die Nacht. So bleibt die Kunst von Hajek stets Balanceakt. Ein jedes Bild verströmt sein Staunen über jene urwüchsige Kraft von Farbe, Form und Silhouette. Und darüber, dass alles, was entsteht, vergeht.

Erinnerungen an das Jahrhundert Humboldts kommen immer in mir auf, die Epoche, die die Welt entdeckt, kartographiert, entzaubert – und sich doch mit aller Kraft gegen die Entzauberung zu wehren scheint. Erfindungen revolutionieren Industrie und Produktion, Mobilität und Verkehr wachsen rasant, Automobile beginnen die Straßen zu bevölkern, erste Fluggeräte steigen in die Luft. Und Freud erforscht die Seele. Die Menschen strömen zu den Jahrmärkten und Zoos, die in jener Zeit gegründet werden, man bewundert fremde Tiere, ja selbst zur Schau gestellte Menschen, und fürchtet sich zugleich vor ihnen, man träumt von fernen Welten und bricht gelegentlich in solche auf.

Okkultismus und Magie, Exotismus und die Flucht in surreale Welten dampfen opiumartig auch aus Hajeks Bildern, zugleich durchkreuzt von einer wissenschaftlich akkuraten Wiedergabe jeder Morphologie. Hajeks Kunst scheint auf wie ein Herbarium zwischen getreulicher Beobachtung und dem Wissen darum, dass jedes Bild nur konstruiert, nur flüchtig ist. Zartheit und Zerbrechlichkeit durchziehen stets sein Œuvre, und die Symbole, die er wählt, sind oft dem Kampf des Lebens ausgesetzt, ob Kinder, Fremde, Schmetterlinge, Vögel, Rehe oder Hirsche. Hajek ist ein Darwinist im positiven Sinne.

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Hinter all der luxuriösen Opulenz seiner Motive aber steckt weit mehr als Überwältigung – vielmehr ein Kampf gegen die Sinnesleere, die innere wie äußere. So darf es nicht verwundern, dass trotz Hajeks Berauschung am Natürlichen, Ursprünglichen der Mensch im Zentrum seines Schaffens steht: der Mensch, meist suchend, sehnsüchtig hineingesunken, hineingezogen in diese Form- und Sinneswelt.

Und doch noch mehr verhält es sich wohl umgekehrt: Die Sinneswelt, die Überwältigung, sie bahnt sich ihren Weg, sie bricht aus Hajeks Menschenbild heraus. Das innere Paradies in die äußere Hölle. Auch hier: der lautlose Schrei der Natur. Gutartig? Bösartig? Wächst es? Oder wuchert es? Entgrenzung und Begrenzung im fortwährenden Widerstreit, gebannt im goldumwirkten Käfig jenes Kleinformats, das für Hajek „kostbar“ ist.

Unter einem Bart seiner Propheten verbarg sich einst ein Berg, den Hajek drehte, übermalte. Und unter einer Antoinette war einst John Wayne. Inside of Hajek’s art there is something screaming to come out. Find out for yourself.

- Philipp Demand

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