Predigt zu Psalm 59 „RACHE!!!“ Rache ist süß. Wie du mir, so ich dir noch schlimmer. Rache serviert und genießt man am besten kalt. Die deutsche Sprache kennt viele Sprichworte zum Thema Rache! Und Rache kann so wunderschön sein. Ich habe das mit meiner Schwester immer wieder erlebt. Wenn sie mal wieder gemein zu mir war (und das war sie oft!), dann habe ich teilweise tagelang Pläne ausgeheckt, wie ich mich an ihr rächen kann. Zum Glück habe ich die meisten dieser Ideen nicht in die Tat umgesetzt, sondern sie in meinen Gedanken gelassen. Aber die eine oder andere Wasserbombe ist schon im Bett meiner Schwester gelandet, ebenso wie die Regenwürmer in ihrer Pausenbrotdose. Heissa, war das ein Spaß – zumindest für mich! Und bevor ihr jetzt meine Schwester bemitleidet und euch darüber empört, was für ein Monster euer Prediger ist, seid versichert – mein Schwesterherz war auch kein Kind von Traurigkeit... So witzig diese Geschichten von geschwisterlichen Neckereien vielleicht sein mögen, Rache ist eigentlich kein witziges Thema. Denn unter Rache leidet jeder. Nehmen wir nur mal die Blutrache, die ja zum Glück in unseren Breiten nicht so weit verbreitet ist. Wenn ein Mensch einen anderen tötet oder verletzt, ist die Familie verpflichtet, das selbe mit einem Mitglied der anderen Familie zu tun – und diese dann wiederum auch. So geht es hin und her, über Monate und Jahre, teilweise über Jahrzehnte, bis niemand mehr übrig ist. Nie darf man sich sicher fühlen, ständig muss man Angst vor Rache haben. Und Rache, das findet sich auch in unserem Alltag. Wahrscheinlich – hoffentlich – nicht so drastisch, aber es gibt doch immer wieder diese kleinen Aktionen, Kommentare, die eigentlich unnötig sind – und nur der Rache dienen! Da stellt sich doch die Frage, ob Rache für einen Christen überhaupt denkbar ist. Ich denke, nein. Das Neue Testament kennt den Gedanken der Rache nicht mehr. Es kennt nur noch Versöhnung und Vergebung. Aber ich habe es letzte Woche schon mal angeschnitten: Wir leben ja nicht auf einer Blümchenwiese. Ich bin mir sicher: Selbst wenn wir Rache nicht mehr aktiv praktizieren (oder es nur noch im Kleinen und Geheimen tun) – die Gedanken werden doch da sein! Hand aufs Herz, wer kennt sie nicht? „Ich könnte ihn...! Wenn ich die erwische...! Wenn ich dürfte, wie ich wollen würde...“ Wir alle kennen diese Gedanken. Und vielleicht erschrecken wir vor ihnen. Rache, ein schwieriges Thema. Und heute, in der zweiten Predigt in unserer Reihe über die Psalmen, geht es um die in meinen Augen schwierigste Kategorie dieser Gebete. Die Rachepsalmen. Mit keiner anderen Gattung tute ich mich so schwer. Und doch sind sie so wichtig. Denn sie zweigen uns einen Weg, mit den eben beschriebenen Gefühlen umzugehen. Darum möchte ich mir mit euch jetzt als Vertreter dieser Gattung Psalm 59 ansehen. Und zusammen mit euch schauen, was wir heute daraus für uns und unsere Beziehung zu Gott lernen können. Ich lese Psalm 59. 1 Ein Lied Davids, nach der Melodie „Richte nicht zugrunde“. Er dichtete es, als Saul sein Haus umstellen ließ, um ihn zu töten. 2 Mein Gott, rette mich vor meinen Feinden! Bring mich in Sicherheit vor denen, die mein Unglück suchen! 3 Hilf mir gegen diese Unheilstifter! Rette mich, sie dürsten nach meinem Blut! 4 Sieh, wie sie mir ans Leben wollen, wie sie mir auflauern, die mächtigen Feinde! Ich habe doch kein Unrecht getan, man kann mir keine Verfehlung vorwerfen! 5 Obwohl keine Schuld auf mir liegt, laufen sie herbei, um mich anzugreifen. Wach auf, komm und sieh es dir an! 6 Herr, du Herrscher der Welt, Gott Israels, steh auf, halte Gericht über alle Fremden! Hab kein Erbarmen mit diesen Verbrechern! 7 Jeden Abend kommen sie wieder und schleichen rings um die Stadt wie eine Meute heulender Hunde. 1

8 Der Geifer fließt ihnen aus dem Maul, jedes Wort von ihren Lippen ist ein Dolch, doch sie meinen, dass niemand es hört! 9 Du aber, Herr, du lachst sie aus, du spottest über alle diese Fremden. 10 Ich rechne mit dir, denn du machst mich stark; du, Gott, gibst mir sicheren Schutz. 11 Du bist so gut zu mir, du stehst mir bei und lässt mich triumphieren über meine Feinde. 12 Vertilge sie nicht auf einen Schlag, sonst könnte mein Volk es vergessen! Zerstreue sie mit deiner Macht, zwinge sie nieder; du bist doch unser Beschützer, Herr! 13 Mit jedem Wort beleidigen sie dich. Ihr Hochmut soll zum Fallstrick für sie werden, denn sie verfolgen mich mit Flüchen und Lügen. 14 Vernichte sie in deinem Zorn, vernichte sie, damit nichts von ihnen bleibt! Bis an die Enden der Erde soll man erkennen, dass du, Gott, in Israel regierst! 15 Jeden Abend kommen sie wieder und schleichen rings um die Stadt wie eine Meute heulender Hunde. 16 Überall suchen sie etwas zu fressen und knurren, wenn sie nicht genug bekommen. 17 Ich aber besinge deine Macht, frühmorgens rühme ich deine Güte; denn du bewahrst mich wie in einer Burg, bei dir finde ich Zuflucht in Zeiten der Not. 18 Für dich spiele ich mein Lied, denn du machst mich stark; du, Gott, gibst mir sicheren Schutz, du bist so gut zu mir! Ich kann es nur nochmals betonen: Diese Art von Psalmen fordert mich heraus. Weil sie eben so ganz anders sind, als das, was wir vom Neuen Testament gewohnt sind. Aber auch hier wird Gott als ein heftiger Gott vorgestellt, der zürnen kann, der gewaltig ist. Lasst uns sehen, was wir über uns und über Gott aus diesem Psalm lernen können! 1. Gott, der Helfer in der Not Dabei muss ich doch sagen, dass der Psalm sehr toll und ansprechend beginnt – nämlich mit einem Schrei nach Hilfe an Gott. David ist in Bedrängnis, in echter Bedrängnis, in Lebensgefahr. Die Feinde haben sein Haus umzingelt, bedrohen sein Leben. Eine absolut hoffnungslose Lage. Und David schreit seine Angst, seine Panik, seine Verzweiflung heraus und wendet sich an Gott. Und er errettet. Das ist hier zwar nicht berichtet, aber tot hätte er den Psalm ja nicht mehr aufschreiben können, und außerdem wissen wir aus der Bibel, dass David Saul deutlich überlebt hat. Was mich hier an David begeistert, ist nicht nur die Tatsache, dass er zu Gott ruft, sondern dass er tatsächlich damit rechnet, dass Gott ganz real in sein Leben eingreift. Er verwendet keine Floskeln, betet nicht aus Gewohnheit. Ich glaube, wenn da jetzt eine Schar Engel vom Himmel herabgestiegen wäre, David wäre nicht übermäßig überrascht gewesen. Sicher, er hat mit einem anderen Eingreifen Gottes gerechnet, aber DASS Gott eingreift und handelt, damit rechnet er, darauf vertraut er, das traut er Gott zu. Wie sieht es da bei uns aus? Rechnen wir wirklich damit, dass Gott auf unsere Gebete antwortet? Erwarten wir ein Handeln Gotte in unserem Leben, und zwar real, wirklich und sichtbar? Ich habe oftmals das Gefühl, dass wir zwar beten, aber nichts davon erwarten. Das „ein gutes Gefühl“ oder „dass wir getröstet sind“ schon das höchste der Gefühle ist, das wir uns zu erwarten hoffen. Mir geht es auch immer wieder so. Da erzählt mir jemand, wie es ihm gerade geht. Und bittet mich, für ihn zu beten, was ich auch gerne tue. Aber leider füge ich in Gedanken oft ein „aber es bringt ja eh nix“ an. Oder bete einfach viel zu klein. Warum bitte ich bei Kranken, dass Gott sie tröstet, ihnen Kraft gibt, die Krankheit zu tragen? Warum bete ich nicht um ein Wunder? Warum kann ich so oft nicht groß glauben, nicht erwarten, dass Gott wirklich handelt? Um das in aller Deutlichkeit zu sagen: Gott muss gar nichts. Er muss kein Gebet erhören, er ist im Gegenzug aber auch nicht auf Gebet von uns angewiesen um ein Wunder zu tun. Es geht mir hier und heute in diesem Punkt nicht um Gottes Handeln. Sondern um unseren 2

Glauben, um mein Vertrauen, um meine Erwartung. Und von der bin ich im Alltag manchmal ziemlich enttäuscht. Der lebendige Gott steht auf unserer Seite, nicht irgendein toter Götze. Der Herrscher und Schöpfer des Himmels und der Erde ist der Adressat unserer Gebete – und nicht eine philosophische Idee. Und trotzdem, trotzdem bete ich immer wieder so klein. oder bete groß, um in Gedanken direkt danach zu relativieren, um ja nicht enttäuscht zu werden. Aber sollte nicht angesichts dessen, zu wem wir beten, sich unsere Gebetshaltung verändern? Und hier will ich von David, von diesem Psalm, von seinem Gebet lernen, ich will erwarten, dass Gott handelt. Wirklich und real erlebbar. In meinem Alltag, in meiner Welt. Wenn ich für Kranke bete, will ich erwarten, dass Gott sie heilt. Wenn ich in meiner Not zu ihm schreie, will ich erwarten, dass er mich aus dieser Not erlöst – und nicht nur darauf hoffen, dass ich mich ein wenig besser fühle. Ich weiß, dass das herausfordernd ist. Denn die Frage nach dem „und was, wenn nicht“ steht ja immer im Raum. Was, wenn ich Gottes Wirken dann nicht erlebe? Wenn er es nicht tut? Bin dann ich falsch, mein Glaube, mein Gebet? oder ist Gott falsch, und gar nicht so groß wie gedacht? ich kann diese Angst, diese Zweifel nachvollziehen mir geht es ja nicht anders. Aber Gott ist Gott. Er hat das Recht Gebete zu erhören – oder eben nicht. Er ist souverän. Aber er möchte von uns, dass wir ihm voll vertrauen und uns im Gebet zu ihm flüchten – und das will ich tun. Das will ich lernen. Wie David! 2. Der schreckliche, rächende Gott Das also waren die ersten 5 Verse. Herausfordernd, lehrreich, Mut machend, beispielgebend. aber noch nicht so, dass sie meinen Glauben ungewöhnlich herausfordern. Aber dann geht es los. Ich lese die Verse 6, 12 und 14 noch mal vor, denn diese enthalten so ziemlich die Quintessenz des Rachepsalms: „Herr, du Herrscher der Welt, Gott Israels, steh auf, halte Gericht über alle Fremden! Hab kein Erbarmen mit diesen Verbrechern! Vertilge sie nicht auf einen Schlag, sonst könnte mein Volk es vergessen! Zerstreue sie mit deiner Macht, zwinge sie nieder; du bist doch unser Beschützer, Herr! Vernichte sie in deinem Zorn, vernichte sie, damit nichts von ihnen bleibt!“ Darf ein Christ so etwas beten? Darf man anderen Menschen so etwas wünschen? Solche Gefühle zu haben, ok, die Realität lehrt uns, dass solche Gedanken auch bei Christen auftauchen. aber Gott selbst wirklich um solche Dinge zu bitten? Ganz ehrlich, wenn das jemand von euch im Gebetskreis so oder ähnlich beten würde, ich müsste lange überlegen, ob ich das gut fände... Und auch so: Eines der schlimmsten Dinge, die ich kenne, sind gnadenlose Christen. Das passt nicht zusammen. Wir sollten ein Herz für die Menschen haben, die Jesus nicht kennen, und sie nicht hassen. Wir sollten um ihre Seelen ringen, und sie nicht auslachen. so gesehen in New York, beim Christopher-Street-Day, einer großen Parade von Homosexuellen. Hier stand eine größere Gruppe Christen am Straßenrand, die selbstgemalte Plakate mitgebracht hatten, auf denen sehr anschaulich die vermeintlichen Qualen der Hölle abgebildet waren. Und auf diesen Plakaten stand in riesengroßen Buchstaben „You shall burn!“ zu Deutsch: Ihr werdet brennen! Und dazu haben diese Christen gefeiert, getanzt und gelacht. Unfassbar. Das hat mich schockiert, und sehr traurig gemacht. Aber mal ehrlich: Geht das hier in diesem Psalm nicht in genau diese Richtung? „Hab kein Erbarmen, zerstöre sie, vernichte sie!“ Wo ist denn da der große Unterschied? Ich glaube zum Einen, dass die Situation nicht vergleichbar ist. Die Christen in Amerika waren empört, wie diese Menschen es wagen können, so zu leben – und wünschen ihnen alles Schlechte. Eigentlich hat die ganze Sache sie persönlich gar nicht betroffen. Es geht sie nichts an. wie diese Menschen ihr Leben leben, das ist doch eigentlich eine Sache zwischen Gott und ihnen. Und trotzdem mischen sie sich ein und bringen ihren Hass mit. Ganz anders die Situation bei David. Er befindet sich in akuter Lebensgefahr, Soldaten haben sein Haus umstellt. Sein künftiges Königtum steht auf der Kippe, er weiß nicht, wie seine

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Zukunft aussehen wird. Ob er überhaupt eine Zukunft hat. Und in dieser Situation kommt er mit seinen Gefühlen zu Gott. Schon was anderes, oder? Und zum Anderen wendet sich David mit seinen Gefühlen an Gott – und nicht gegen seine Feinde. Er bringt seine Rachegelüste und seine Wut Gott, und schleudert sie nicht ungefiltert an den Menschen aus. Er überlässt es Gott zu entscheiden, wie er handeln möchte, und prophezeit nicht Schreckliches, wobei er selber dieses Gericht gar nicht in der Hand hat. Die Christen in Amerika auf dieser Parade haben ihre Gefühle nicht Gott gebracht, sondern sie schadenfroh an den Menschen ausgelassen – darum würde ich ihre Aktion auch ganz klar verurteilen, trotz dessen, was wir hier in unserem Psalm lesen! David geht auf diese Art und Weise mit seinen Gefühlen um. Und diese Gebete und Lieder haben ihren, berechtigten, Weg in die Bibel gefunden. Das muss man so erst mal festhalten. Er schreit sie zu Gott hinaus, er kann auf diese Weise seinen Unmut, seine Angst, seinen Frust, alles kann er so rauslassen. Und ich bin mir sicher, dass jeder von uns ein Ventil für negative Gefühle braucht. Solche Gefühle gehören zum Menschen dazu. Es ist voll und ganz legitim wütend, ängstlich, zornig zu sein. die Frage ist, wie gehe ich damit um. Menschen wie die Jugendlichen aus München, die neulich einen Mann tot getreten haben, weil sie frustriert waren, haben es nie anders gelernt, mit diesen Gefühlen umzugehen. Wahrscheinlich wurden sie selber Zeit ihres Lebens immer so behandelt. Wir müssen für unser Leben Strategien erlernen, mit solchen Gefühlen umzugehen. Bei mir leiden gerne mal die Türrahmen wenn ich sauer bin, oder ich gehe viel zu schnell laufen. Irgendwann ist man dann so platt, dass man nicht mehr aggressiv sein kann... Aber auch in unserem geistlichen Leben bedarf es der Bewältigungsmuster für Frust, Wut und Ärger. Und ich denke, dass uns David hier ein Muster bietet. Das Gebet kann und darf ein Ventil sein, solche Gefühle raus zu lassen, sie Gott zu bringen. Und diese Gebete müssen dann in meinen Augen auch nicht mit gefalteten Händen und säuselnder Stimme vorgetragen werden. Da darf geheult, gejammert, geweint, geschrien, gezetert und getobt werden, im Laufen, gehen, stehen oder Liegen – alles ist erlaubt, je nach Typ. Das Gebet zu Gott soll unser Ventil für alle, wirklich alle Gefühle sein, die wir als Menschen haben. Das zeigt mir dieser Psalm. In einem Kommentar habe ich gelesen, dass manche Christen der Meinung sind, nur mit den genauen Worten der Psalmen dürfen wir unseren Gefühlen Ausdruck verleihen. Das sehe ich anders. Die Psalmen sind ein Muster, ein Beispiel, wie wir zu Gott kommen dürfen. Sie geben unserer Artikulation Grenzen, zeigen Wege auf. Wir dürfen sie als Vorbilder nehmen – müssen aber doch nicht ihren Wortlaut kopieren. So wie David rede ich nun mal nicht. Und auch die Übersetzungen wirken aus meinem Mund aufgesetzt und gestelzt. Ich rede mit Gott gerne wie mir der Schnabel gewachsen ist. Das heißt ja nicht, dass man nicht die Worte des Psalms für seine Gebete benutzen darf, wenn man das möchte – man muss es aber eben nicht! Für eine weitere wichtige Beobachtung muss man sich auch Davids weiteres Leben ansehen, er hat sich nämlich zu einem ziemlich weisen, gnädigen König entwickelt. Damit will ich nicht sagen, dieser Psalm sei eine seiner „Jugendsünden“, sondern er lehrt uns hier ein weiteres wichtiges Prinzip: „Die Rache ist mein, spricht der Herr“. David überlässt Gott die Rache. Er fordert den Allmächtigen auf, zu rächen, zu richten, zu vernichten. Jetzt könnte man ja sagen: Klar, in dieser Situation blieb ihm ja auch gar nichts anderes übrig. Das Haus war umstellt, er hatte gar nicht die Möglichkeit, selber Rache zu nehmen - selbst wenn er es gewollt hätte! Aber das weitere Leben von David zeigt eben, dass er diese Vorgabe auch später meist beherzigt hat. David war sicher nicht perfekt – aber er war kein Schlächter und kein Rächer. Er hat die Rache Gott überlassen. Ein wichtiger Punkt, den wir hier lernen können! Es ist Gott, der sich rächt, der die Rache vollziehen wird – und es ist seine Sache, wann wie und wo und an wem! Wir sollten ihm die Rache überlassen. Jetzt gehe ich einfach mal in 4

meiner Naivität davon aus, dass hier kaum einer ernst gemeinte Rachegedanken hat, die in Richtung Ausrottung eines Volkes gehen oder auch nur den Tod von einem anderen herbeisehnen. Aber auch unsere „kleinen“ Racheakte sollten wir ganz Gott überlassen. Sei es dass wir andere im Stich lassen, wenn sie uns brauchen, dass wir in Gesprächen eher die unvorteilhaften Begebenheiten betonen um etwas heimzuzahlen, wir den anderen „verpetzen“ anstatt zu decken... alles kleine, aber feine Formen der Rache. Lassen wir doch einfach die Finger davon! „Herr, zahl du es ihm heim! Kümmer du dich um die Angelegenheit! Sei du meine Gerechtigkeit! Es regt mich auf, dass der Kerl sich schon wieder so aufführt, es ärgert mich maßlos! Schaffe mir Recht!“ Lieber wenden wir uns mit unserer Wurt an Gott, als sich an unserem Nächsten auszulassen. Die Rache ist mein, spricht der Herr! Es gäbe noch eine Menge zu diesen Versen zu sagen. Über Gottesbilder, den heiligen, gerechten Gott, über das Ziel des Psalms, dass die Welt an seinem strafenden Handeln erkennen soll, wer denn wirklich der Chef im Ring ist. Es wäre noch zu sagen, dass ein Gebet natürlich immer legitim ist, aber dass es schlussendlich Gottes Sache ist, ob er es erhört oder nicht. Man könnte über die verborgene Seite Gottes reden und über seine Offenbarungen an uns. Aber ihr merkt schon an der Aufzählung: Dann sitzen wir morgen noch hier. Aber einen kurzen Punkt habe ich mir noch kurz aufgehoben, den ich hier noch ansprechen muss: 3. AT vs. NT Ich bin ein großer Freund davon, die Bibel stehen zu lassen wie sie ist. Die Texte nicht unserem Zeitgeist anzupassen, zu relativieren, oder unserer Erfahrung unterzuordnen. Und das gilt auch für unseren Text heute. Allerdings klingt das nach einem großen ABER. Stimmt. Aber wir leben eben nicht mehr zur Zeit des Alten Testaments. Genauer gesagt, wir leben im Neuen Bund. Und damit hat sich so einiges verändert. Gott ist immer noch der selbe, heilige, gerechte Gott. Nur dass sich sein heiliger Zorn, seine Gerechtigkeit an Jesus entladen hat. Er nahm auf sich unsere Strafe, er hing für uns am Kreuz – auch für unseren Hass, für unsere Rachegefühle, für unseren Zorn. Und Jesus revolutioniert auch unsere Sicht auf unseren Nächsten. war der Nächste im AT nur der Volksgenosse, erweitert Jesus das ganze, z.B. durch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter auf die ganze Menschheit. Jesus fordert „Segnet, die euch verfluchen, betet für eure Feinde!“ Er hindert Petrus daran, den römischen Soldaten zu töten, er nimmt keine Rache an seinen Feinden für die ungerechte Behandlung. Jesus lebt einen anderen Standart vor. Und das denke ich, ist auch der Weg für uns Christen heute: Segnet die euch verfluchen,, liebet, die euch hassen. Versucht die Menschen mit Gottes Augen zu sehen, betet für sie, anstatt auf Rache zu sinnen. Aufrichtiges Mitleid für jeden, der Jesus nicht kennt ist besser als Tötungsgelüste. Das ist es, was wir anstreben sollten. Aber natürlich sind wir immer noch Menschen, immer noch fehlbar. Immer wieder werden wir diese Gefühle und Gedanken haben – und dann dürfen wir uns an Psalm 59 erinnern und daran, was ich in dieser Predigt gesagt habe: Das diese Gefühle in Ordnung sind und Gott uns ein Ventil gegeben hat, sie auch rauszulassen – um uns dann wieder auf Jesus auszurichten, ihm nachzufolgen und weiter zu versuchen, ihm ähnlicher zu werden! Amen!

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