Predigt zu Prediger 3, 1-12 am 8. Januar 2017

Predigt zu Prediger 3, 1-12 Augen durch die Welt und durchs Leben. am 8. Januar 2017 Aber, dass eine Eiche gefällt werden musste, damit der Kerzent...
Author: Rüdiger Reuter
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Predigt zu Prediger 3, 1-12

Augen durch die Welt und durchs Leben.

am 8. Januar 2017

Aber, dass eine Eiche gefällt werden musste, damit der Kerzentisch hier stehen kann:

Als ich Hans Städeli,

also ich muss sagen,

zum Gespräch über den GD traf,

soweit hatte ich nicht gedacht.

fragte ich ihn, ob er einen Wunsch für einen Text für die

Das hatte ich ausgeblendet.

Predigt hätte.

Aber natürlich stimmt es!

Sofort kam: „Alles hat seine Zeit“

Und wenn es hier so ist,

Und auf meine Nachfrage,

dann geht es mir vermutlich auch bei anderen Dingen so.

warum er gerade diesen Text wolle, sagte er, weil er auch die Wirklichkeit,

Und so stellt mir der Prediger, im Hebräischen heisst er

die man nicht so gern hat, erwähnt!“

Kohelet, einiges vor Augen:

Und er brachte auch noch gerade das Beispiel des

Es sind Gegensätze, die zu unserer Realität gehören:

Kerzentisches:



Es gibt eine Zeit zum Gebären, aber auch eine Zeit zum Sterben.

Damit so etwas Schönes entstehen kann, musste zuerst ein Baum gefällt, also zerstört werden.



Es wird getötet und geheilt.

Spannend: So kann man die Verse aus Prediger 3 lesen -



Es gibt Situationen, da weinen wir und klagen und

als Aufforderung,mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.

dann auch Zeiten, da lachen wir und tanzen. •

Wir wünschen uns in Beziehungen Nähe und Vertrauen - Umarmung - aber es gibt auch Zeiten

Nun gehen Sie und ich vermutlich nicht mit verschlossenen

der Flaute und Distanz.

dass es bei uns anders zugehen soll, Mit offenen Augen durch die Welt und durchs Leben

friedfertiger, liebevoller...

gehen und sehen, wie sie ist.

haben wir es oft schwer, klar zu reden und Konflikte auszutragen.

Das ist gar nicht so einfach.

Es soll doch ein guter Geist herrschen!

Ich möchte doch, dass es gut ist.

Gerade bei uns.

Ich möchte glücklich sein.

Vermutlich hat der gute Geist viel auch mit Realität zu tun.

Ich möchte, dass Frieden herrscht und nicht Krieg.

Der Prediger stellt ganz klar vor uns hin:

Möchte, dass Liebe da ist und nicht Hass.

Liebe und Hass ist da...

Ich lache lieber, als dass ich weine und klage.

Nicht nur draussen... bei den andern

Und gerade in der Kirche sind uns Liebe und Frieden

Und es muss auch mal ein Baum ausgerissen werden,

wichtig.

wenn er morsch geworden ist.

Dass es auch Hass gibt oder zumindest Wut -

Nur dann ist auch wieder Platz für eine neue Pflanze.

und zwar nicht nur draussen,

Bei einem morschen Baum ist es klar - auch wenn es

sondern auch bei mir, bei Ihnen....in uns....

wehtut,

ist nicht ganz so einfach!

weil man an ihm hing....

Manchmal ist es gut, das auch ganz klar zu benennen:

Aber im übertragenen Sinn - ein liebgewordener Baum,

In mir ist nicht nur Liebe da, sondern auch mal Wut oder

der lange gewachsen ist und nun herausreissen ?

sogar Hass.

- jetzt bei der Reform..?

Gerade weil wir oft den Anspruch haben,

- In Zeit des Reformations-Jubiläum?

Ist in der Kirche auch etwas morsch geworden...?

Ein Beispiel ist in Sprüche 13,6 zu finden:

Muss etwas ausgerissen werden?

„Der Gerecht lebt gut und der Ungerechte kommt zu Fall.“

Und wie, wenn Prediger voraussähe, was jetzt als Einspruch

Eine „Grundordnung“.

kommt, fügt er in Kapitel 7 dazu:

Das wünschen wir uns ja auch!

„Sag nicht, wie kommt es, dass die früheren Tage besser

Aber der Prediger hält dem entgegen (7,15).:

waren als die jetzigen!

„Das alles habe ich in meinen Tagen gesehen:

Eine solche Frage stammt nicht aus der Weisheit.“

da ist ein Gerechter, der zugrunde geht in seiner

Nostalgie ist nicht weise - gemäss dem Prediger.

Gerechtigkeit und da ist ein Ungerechter, der lange lebt in seiner

Offensichtlich muss mir ans Herz gelegt werden,

Bosheit.“

beide Seiten zu sehen -

Es geht nicht auf!

auch die weniger angenehmen.

Das ist ja auch unsere Erfahrung!

Der damit widerspricht der Prediger anderen biblischen

Der Prediger geht mit offenen Augen durch die Welt.

Texten.

Und dabei stellt er fest, dass theologische Lehrsätze, die

Wir werden quasi Augenzeugen/innen einer

ihm überliefert wurden, nicht mit dem übereinstimmen,

innerbiblischen Auseinandersetzung.

was er sieht und erlebt!

Es gibt dort die Weisheitsliteratur:

Und er stellt diese Lehrsätze in Frage.

im Buch der Sprüche; im Hiob-Buch u.a. ist sie zu finden.

Weil sie sich nicht mit seiner Erfahrung decken.

Dort werden Grundordnungen beschrieben.

Und dem stellt er die Welt entgegen, wie sie ist.

Diese Sätze lernte man auswendig.

Aber wie ist sie nun?

Halt ungerecht?

Klagen habe

Und brutal manchmal?

- ich erlebe Zeiten, in denen ich Grund habe zum Lachen

Und das muss ich akzeptieren?

- ich erlebe es, jung zu sein...

Als Realität?!

- ich erlebe es, älter zu werden.

Ich höre verschiedene Klänge in diesem Text.

Gerade kommt ein Film über den Ausnahme-

Genauer gesagt: 3.

Schachspieler Magnus Larsen ins Kino.

Der erste Klang war: die Realität sehen, wie sie ist.

Mit 13 hat er den damaligen Star Kasparow besieht. Jetzt ist er 26.

Der 2. Klang

Jüngere Spielr aus Indien kommen nach.

„Für alles gibt es eine Stunde.

Ist ein Schachspieler älter als 40, heisst es, wird er nicht

Und eine Zeit gibt es für alles Geschehen unter dem

mehr in der Lage sein, mitzuhalten um Schach in

Himmel.“

dieser Welt-Klasse mitzuspielen.

Dieser Satz ist eine Folge aus dem 1.

Wird er dann resignieren? Oder sagt er dann trotzig: ich möchte aber!

Mir widerfährt manches,

Oder: was ist dann sein Platz, seine Rolle, seine Aufgabe?

und darüber kann ich nicht verfügen... das haben wir alle schon erlebt

Liebe und Lachen ist meist einfacher anzunehmen,

- wenn etwas aufhört... bei ener Trennung, beim Tod.

als Schmerz, Rückschläge, Krankheiten, Schicksalsschläge.

- Liebe habe ich nicht in der Hand

Wir haben den Eindruck, wir leben erst wieder,

- es kommen Zeiten, in denen ich Grund zum Weinen oder

wenn es aufwärts geht.

Aber beides ist zu leben!

Aber oft bleibt etwas widersinnig..

In beides - wie in Häuser - einkehren.

Und trotzdem:

Es hat seine Zeit.

Ich möchte mir diese seine Provokation gefallen lassen.

Ich hab nicht alles in der Hand. Ich bin nicht die Herrin der Zeit.

Und in ihr höre ich noch eine weitere Aufforderung: Die Welt/unsere Zeit nicht madig/schlecht zu machen!

„Das Ganze hat Gott schön gemacht zu seiner Zeit!“

Sie ist gut eingerichtet! (Frage: wie gehen wir damit um?)

Wie bitte?

 Wie bitte sollen wir denn das als schön ansehen,

Also muss ich nun einfach alles hinnehmen?

was nun einmal nicht schön ist:

Dass der Krieg dazu gehört?

Sollte manches um Gottes Willen nicht besser überhaupt

Seit Menschengedenken führen M Kriege?

keine Zeit mehr haben?!

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ (Heraklit)

Das ist eine Provokation des Predigers/Kohelets:

Das es nun mal so ist, dass getötet wird,

Was von meiner Sicht her oft auseinander fällt....

dass gehasst wird,

So scheint er sagen zu wollen -

dass Steine geworfen werden:

ist in Gottes Sicht ein Ganzes...

- buchstäblich in besetzten Gebieten

Manchmal sehen wir im Nachhinein:

- im übertragenen Sinn bei uns...

Ja, dieser Schmerz, diese Trennung...

ist das einfach Schicksal?

hat mich weiter geführt. Das war schon gut.

Dazu muss ich sagen: Der Prediger lebte in einer anderen

Zeit...

Aber vielleicht ist dieser 3. Ton ja auch bei ihm da.

Da war es ganz selbstverständlich:

3. Ton - die Frage:

Das Frühjahr ist eine gute Zeit für Kriege:

Für was ist es Zeit?!?

Es ist die Zeit vor dem ersten Schnitt des Getreides:

Was ist an der Zeit?!

Eine gute Zeit, um die Städte auszuhungern...

Ich bin nicht Herrin, aber auch nicht Sklavin der Zeit..

Die Vorräte gingen zu Ende.

Ich will herausfinden, was gerade heute, jetzt,

Kriege führte man dann.

in diesem Moment an der Zeit ist! Ich kann sie auch verpassen.

Und nun muss ich ihm widersprechen..

Ich kann etwas tun.

Wir leben heute in einer andren Zeit.

Und habe Verantwortung!

Theologie ist das Gegenteil von Schicksalsglauben!

In einem Gespräch über Aufrüstung war einmal folgendes

Manches als Realität sehen: ja.

zu hören:

Vieles ist anzunehmen: ja

Eine sagte: „Es kommt alles, wie es kommen soll. Gott

Aber nicht alles.

lenkt.“

Es muss nicht alles bleiben, wie es ist!

Eine andere: „Aber nur, wenn wir uns sehr anstrengen.

Nicht das Töten.

Sonst kommt es, wie es gar nicht kommen soll und wie

Nicht das Hassen.

Gott es nicht will!“

Nicht das Steinewerfen.. Der Tod kommt immer wieder vor der Zeit

Wie merke ich aber nun, wann die rechte Zeit für etwas

Oder lässt zu lange auf sich warten.

ist? Das ist ja ganz schön schwierig oft...!

Bin ich da allein, auf mich gestellt?

einen wundervollen Blumenstrauß. Eine junge Frau kann

Hier kommt mir ein tiefes Vertrauen bei

ihren Blick nicht von der Blumenpracht lassen. Immer

Prediger/Kohelet entgegen:

wieder schaut sie zu den bunten Blüten. Kurz vor der

Gott hat Ewigkeit in mein Herz gelegt.

nächsten Haltestelle erhebt sich der Mann und geht zu der

Hebräisch: Olam.

Frau. „Gefällt Ihnen der Strauß?" Er reicht ihr die Blumen

Er hat etwas in mein Herz gelegt, was die Zeit übergreift.

und sagt: „Er ist eigentlich für meine Frau. Aber ich denke,

Ahnung von mehr....als was wir sehen...

sie hätte es gern, dass Sie ihn bekommen. Ich gehe jetzt

Quasi etwas Göttliches..

zu ihr und erzähle ihr, dass ich die Blumen Ihnen

Ihnen hat er das ins Herz gelegt!

geschenkt habe.
Erstaunt nimmt die Frau den Strauß

Mir!

entgegen. Als der alte Mann aussteigt, sieht sie ihm nach.

Mich berührt das...!!!

Er verschwindet durch ein Tor, das auf einen Friedhof führt. Amen

Und darum sollen wir leben, weil unsere Lebenszeit begrenzt und einmalig ist: Gutes tun: - anderen und uns selbst! Amen wollte ich jetzt sagen. Aber ich möchte Ihnen noch eine kleine Geschichte erzählen - in der es um die rechte Zeit für etwas geht. Ein alter Mann sitzt in einem Bus. In seinem Arm hält er