Potential der Thermischen Solarenergie in Wien

Potential der Thermischen Solarenergie in Wien April 2001 Österreichisches Forschungs- und Prüfzentrum Arsenal Ges.m.b.H. Arbeitsgemeinschaft Erneue...
Author: Elly Heintze
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Potential der Thermischen Solarenergie in Wien April 2001

Österreichisches Forschungs- und Prüfzentrum Arsenal Ges.m.b.H.

Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie

17 & 4 Organisationsberatung Inhaltsverzeichnis VORWORT ........................................................................................................... 3

________________________________________________________________ ZIELE DER STUDIE .............................................................................................. 3 NICHT-ZIELE DER STUDIE................................................................................... 3 ALLGEMEINES ..................................................................................................... 4 SONNENENERGIE-NUTZUNG ............................................................................... 4 EINSATZMÖGLICHKEITEN FÜR SOLARTHERMIE .................................................. 5 DAS POTENTIAL FÜR SOLARTHERMISCHE ENERGIENUTZUNG IN WIEN.............. 7 THEORETISCHES POTENTIAL ....................................................................................... 7 TECHNISCHES POTENTIAL .......................................................................................... 8 WIRTSCHAFTLICHES POTENTIAL ................................................................................... 8 ZUSAMMENFASSUNG DER POTENTIALÜBERLEGUNGEN ..................................... 10 ENTWICKLUNGSSZENARIO SOLARENERGIE FÜR WIEN BIS 2010 ..................... 11 DEMOGRAFISCHE BASISDATEN .................................................................................. 11 ENDENERGIEINSATZ............................................................................................... 12 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR WIEN ........................................................... 14 1. 2. 3. 4.

POLITISCH/STRATEGISCHE EBENE .......................................................................... 14 GESTALTUNG DER RAHMENBEDINGUNGEN .................................................................. 15 BÜRGERSERVICE, KOMMUNIKATION, BILDUNG ............................................................ 17 GEMEINDEVERWALTUNG ...................................................................................... 18

ZITATE AUS DEM KLIMASCHUTZPROGRAMM WIEN ........................................... 19 LITERATUR ....................................................................................................... 19 ANHANG ........................................................................................................... 22 DETAILS ZUR ERMITTLUNG DES TECHNISCHES POTENTIALS ................................................. 22 KLIMABÜNDNIS ................................................................................................ 24 EU WEIßBUCH ERNEUERBARE ENERGIE ............................................................ 24 KYOTO – PROTOKOLL [14]................................................................................ 25 DIE ENTWICKLUNG DES SOLARMARKTES ......................................................... 25 DER ÖSTERREICHISCHE SOLARMARKT .......................................................................... 25 DER SOLARMARKT IN WIEN ...................................................................................... 29 AUSZUG AUS DEM KLIP ABSCHLUßDOKUMENT IM WORTLAUT ............................................... 32 AUSZUG AUS DER 3. FORTSCHREIBUNG WIENER ENERGIEKONZEPT 1996 IM WORTLAUT [13] ....... 34

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Vorwort Diese Arbeit ist Teil des Projekts Solar-Net, Technologieoffensive Solarthermie Wien – Ungarn: Solar- Net steht für die Vernetzung der Akteure im Solarthermiebereich, sowohl innerhalb Wiens als auch bilateral zwischen Wien und Ungarn. Solar-Net ist ein Projekt der Projektpartner arsenal research, Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie (AEE) und 17&4 Organisationsberatung GesmbH. Solar-Net umfaßt die Bereiche Statuserhebung der Solarthermie in Wien, Monitoring einiger Wiener Großanlagen, zielgruppenorientierte Bildungsoffensive und ExpertInnennetzwerk Wien-Ungarn. Solar-Net wird unterstützt durch die Europäische Kommission – Programm INTERREG, Wiener Magistratsdirektion für EU Förderungen, den Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, die MA 22 Umweltschutz sowie durch Eigenmittel von arsenal research.

Ziele der Studie Die vorliegende Studie ist Teil der Grundlagenrecherche im Rahmen von Solar-Net und untersucht, welche Möglichkeiten die Politik in Wien vorfindet und welche Realisierungsschritte zum Erreichen formulierter1 oder wünschenswerter Ziele dienen. Sie richtet sich an alle EntscheidungsträgerInnen in Politik und Verwaltung sowie an alle Akteure im Energiebereich in Wien.

Nicht-Ziele der Studie Diese Studie kann keinen Überblick über das gesamte energiepolitische Szenario oder vollständige energiepolitische Maßnahmenbündel leisten. Sie ist thematisch beschränkt auf Solarthermie und beschreibt die notwendigen Strategien zur

1

Zitat: Aus dem Begleittext zum Abschlußbericht des Klimaschutzprogramms im November 1999: "Nächste Schritte Der Beschluss des Klimaschutzprogramms durch den Wiener Gemeinderat stellt für die zuständigen Verwaltungseinheiten einen klaren politischen Auftrag dar. Nun gilt es die entsprechenden Umsetzungsschritte, die in den insgesamt 36 KliPMaßnahmenprogrammen formuliert sind, auch vorzunehmen. Alle Akteure, vor allem die verschiedenen Organisationseinheiten innerhalb des Wiener Magistrats, sind dazu aufgerufen ihren Beitrag zur Zielerreichung zu leisten. Klimaschutzgedanken bzw. die Inhalte des Klimaschutzprogramms müssen an die relevanten Zielgruppen (Stadtverwaltung, Bezirke, Öffentlichkeit) herangetragen werden um die Umsetzung zu unterstützen." __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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________________________________________________________________ Gestaltung der Energienutzung am Niedertemperaturwärmesektor, die wiederum ein Teil der gesamten energiepolitischen Strategiebildung ist.

Allgemeines Oberste Priorität hat die effiziente Nutzung der Niedertemperaturwärme (Warmwasserbereitung und Raumheizung).Grundsätzlich kann es aber nicht Ziel sein, soviel wie möglich an Sonnenkollektorfläche in Wien zu installieren. Das muss aber - kurzfristig aus ökologischen Gründen und langfristig auch aus wirtschaftlichen und Verfügbarkeitsgründen - mittels einer ökologischen und nachhaltigen Energieform erfolgen, wobei sich bei der Erzeugung von Niedertemperaturwärme die Technologie der direkten Sonnenenergienutzung anbietet. Obwohl die Technologie bereits seit etwa 20 Jahren im Bewußtsein der Energiefachleute ist, sind Maßnahmen zum verstärkten Einsatz von Solarthermie bis heute als Technologieförderung zu verstehen. Dies gilt besonders für große Solaranlagen im Mehrfamilienbereich, deren korrekte Planung und Installation bis zum heutigen Tage keinesfalls zum Standardrepertoire der ausführenden Unternehmen gehört. Wird mittelfristig ein Energieträgerwechsel angestrebt, und nur dadurch kann der fossilen Abhängigkeit und der Klimaproblematik effizient begegnet werden, so sind bis zu einer vergleichbaren Wirtschaftlichkeit Fördermaßnahmen unumgänglich. Als direkter "Konkurrent" der Solarthermie besteht in Wien vielerorts die Fernwärme. Ihr Einsatz wird grundsätzlich - durch ihre Eigenschaft als Nebenprodukt der Stromerzeugung - äußerst positiv bewertet. Eine Fernwärmebereitstellung vorrangig aus Gründen der Niedertemperaturgewinnung ist aber abzulehnen. Die Überlegungen zum Einsatz der Solarenergie sind daher vorrangig auf die direkte Substituierung der Niedertemperaturgewinnung aus fossilen Energieträgern ohne Stromerzeugung ausgerichtet.

Sonnenenergie-Nutzung Als Jahressummen der eingestrahlten Energie resultieren um den 48. Breitengrad zwischen 1.000 und 1.400 kWh/m², abhängig vom Standort. Das Wiener Becken liegt in einer Nebelzone, so daß mit durchschnittlich 1.000 – 1.100 kWh/m²a gerechnet werden kann [26]. Die Nutzung des Sonnenlichts kann auf direktem2 oder indirektem Weg erfolgen. Thema dieser Arbeit ist die direkte Nutzung auf Solarthermischem Weg. 2

Beispiele für indirekte Technologien: Windkraftnutzung, Biogas, Holzheizung, Umgebungs – Wärmepumpe. Die direkten Technologien sind Solarthermische Nutzung und Photovoltaik.

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________________________________________________________________ Solarthermische Technologien lassen sich grundsätzlich in Aktive und Passive unterteilen. Die passiven Technologien sind eng vernetzt mit architektonischer und gebäudetechnischer Planung (Ausrichtung, Zonierung des Gebäudes, Sonnenfenster, Pufferräume, Wintergarten, transparente Wärmedämmung, ....) und sind nicht Hauptthema dieser Studie, an deren Wichtigkeit auch hinsichtlich Bauvorschriften, gesetzlicher Regelungen und Bewußtsein der Planer und Architekten sei aber erinnert. Erkennungsmerkmal

Schwarze i.a. hinter Glas liegende metallische Flächen wandeln die Solarstrahlung in Wärme um. Ein zirkulierendes Medium (z.B. Wasser, Luft) transportiert die Wärme in einen Speicher bzw. zum Verbraucher. Für Wassererwärmung im Bereich der Lufttemperatur (Schwimmbad) werden i.A. Kunststoffkollektoren ohne Glasabdeckung verwendet.

Grundelemente

Kollektor, Kreislauf, Speicher, Entnahme aus dem Speicher, Weiterverarbeitung

Ziel der Nutzung

Warmwasserbereitung, Raumheizung, Raumkühlung

Beispiele

• • •

Wasserkollektoren zur Raumheizung und Warmwasserbereitung Wasser- oder Luftkollektoren zur Solaren Kühlung Luftkollektoren zur Raumheizung und Trocknung von Biomasse/Lebensmitteln

Übersicht: Solarthermische Technologien [33]

Einsatzmöglichkeiten für Solarthermie Wesentliche Voraussetzung für den sinnvollen Einsatz einer Thermischen Solartechnologie ist die entsprechende Nachfrage nahe der Erzeugung. Bezüglich Raumwärme besteht Nachfrage in allen wintergenutzten Gebäuden, bei Raumkühlung sind vor allem Verwaltungs-, Büro-, und Krankenhausbauten die Kernzielgruppe, für Warmwasser muß folgende Unterscheidung getroffen werden: • •

Eignung für solare Warmwasserbereitung Eignung für teilsolare Raumheizung

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________________________________________________________________ Der Wiener Siedlungsraum und sein solares Nutzungspotential In Wien gibt es etwa 150.000 Gebäude [19]. Aus Perspektive der Solarthermie können diese in solche mit und solche ohne nennenswerten Warmwasserbedarf im Sommerhalbjahr unterschieden werden. Warmwasserbedarf besteht in Wohngebäuden, Heimen, Krankenanstalten und Teilen der gewerblich genutzten Gebäude. Diese Bauten sind prioritär für solarthermische Nutzung interessant, da in den Zeiten maximalen Angebotes im Sommer auch Energie nachgefragt wird. Unter die zweite Kategorie fallen Büro- und Verwaltungsgebäude, Schulen ohne Sommerbetrieb, Handel und Teile der Gewerbebauten. Diese Gebäude brauchen hauptsächlich im Winterhalbjahr Wärmeenergie zur Raumwärmeversorgung.

Thermische Solaranlage in Wien 15, Schmelz

Warmwasserbedarf l/Pers.d bei 60° C

Sommerbedarf In Prozent

Eignung für solare Warmwasserbereitung

Wohnhaus Krankenhaus; Seniorenheim

20 – 40 40 - 70

- 20% - 10 %

+++ +++

Gaststätte/Hotel

30 -50

+/- 0

+++

Sportplatz

20 - 30

+ 10 %

+++

Bürogebäude

0 - 10

+/- 0

+

Schulgebäude

5-10

- 90%

+

Gebäudetyp

Handel/ Gewerbebetrieb, Industrie

Je nach Branche

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________________________________________________________________ Die Größe des Sommerverbrauchs ist die wesentliche Dimensionierung einer solaren Warmwasserbereitung.

Maßzahl

für

die

Priorität in einer Umsetzungsstrategie haben also Gebäude mit ausreichender Sommernutzung wie Sozialheime, Sommerhotels, 3 Krankenanstalten, Wohnhäuser , Sportplätze. Neben den Voraussetzungen im Verbrauchsprofil sind Vorbedingungen im Gebäude zu beachten, die den Einsatz von Solarthermie begünstigen: • Flachdach bzw. Dachneigung zwischen 20 und 50 Grad, ev. Fassade • Keine Beschattung • Raumangebot im Heizraum bzw. Keller für Speicher, Dachboden • Installationsschacht zwischen Dach und Speicheraufstellung Zusätzlich bei solarer Raumheizung: • Wärmeabgabesysteme mit niedriger Vorlauftemperatur • Ausschöpfung des Raumwärmebedarf - Einsparungspotentials

Das Potential für Solarthermische Energienutzung in Wien Theoretisches Potential Das theoretische Potential markiert die physikalische Grenze des Energiebeitrags. Bei der Solarenergie ist damit die Summe der Einstrahlung auf eine bestimmte Landfläche gemeint. Dieser theoretische Wert hat kaum praktische Bedeutung. Das Theoretische Potential für die Gemeindefläche Wiens ergibt sich zu: Gemeindefläche Strahlungssumme km²: Theoretisches Potential

415 km² pro 1050 GWh/a, vereinfacht: 1TWh/a 415 TWh/a

3 Die größte Verbreitung fand die Solare Wassererwärmung bisher im Einfamilienhausbereich (s. Kap. "Exkurs: der österreichische Solarmarkt") Wer die Dachflächen von Mehrgeschossigen Wohngebäuden nutzen will, hat im Vergleich zum Einfamilienhaus den Nachteil, daß die Entscheidungsstrukur komplizierter ist. Nutzer und Eigentümer sind entweder unterschiedliche Personen (Mietshaus) oder jeweils eine Gruppe von Personen (Miteigentümer), die Entscheidungen einstimmig fällen. Diese Tatsache wird gerne als eine der Ursachen gesehen, wieso die Verbreitung von Solaranlagen im Einfamilienhausbereich bisher besser gegriffen hat als im Mehrwohnungshaus, obwohl die Effizienz der Energieumwandlung mit steigender Anlagengröße ebenfalls höher wird.

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________________________________________________________________ Zum Vergleich der Größenordnung: gesamter Endenergieeinsatz (d.h. Energiemenge, die beim Verbraucher ankommt) in Wien 1995: 36 TWh Endenergieeinsatz für Niedertemperaturwärme in Wien 1995: ca. 14 TWh d.h. das theoretische Potential der Solarenergienutzung für die Gemeindefläche Wiens beträgt in etwa das 12-fache der gesamten konsumierten Endenergie (für die gesamte Erde gerechnet beträgt dieser Faktor 15.000) und etwa das 30fache der konsumierten Endenergie für Niedertemperaturwärme (Raumheizung, Warmwasser). Technisches Potential Wesentlich wichtiger stellt sich das Technische Potential dar. Durch Einschränkungen hinsichtlich Nutzungsmöglichkeit, unter Rücksichtnahme auf derzeit erreichbare Umsetzungs-Wirkungsgrade ("Stand der Technik"), und weitere einschränkende Restriktionen (gesetzliche Vorgaben, Platzverfügbarkeit,...) ergibt sich derzeit ein Technisches Potential 5,57 TWh/a Anmerkung: Neue technische Entwicklungen können dieses Potential in Zukunft freilich etwas näher an das theoretische Potential heranbringen. Wirtschaftliches Potential In der konkreten Umsetzung ist freilich auch die Definition eines wirtschaftlichen Potentials möglich; folgende Faktoren sind Grund, daß dazu keine Betrachtung sinnvoll erscheint:  Die Entwicklung der Preise für (die eingesparte) fossile Energie ist nicht absehbar. Plötzliche Schwankungen wie im Herbst 2000 um 50 bzw. bis zu 100% lassen eine längerfristige Kostenanalyse willkürlich erscheinen.  In einer volkswirtschaftlichen Betrachtung müssen die externen Kosten internalisiert werden, d.h. die Umweltauswirkungen der fossilen Energie müssen zu deren derzeit verrechneten Preisen addiert werden. Pro kWh ergibt sich daher ein Aufschlag der in diversen Studien in einer völlig unterschiedlichen Höhe angenommen wird.  Durch verstärkten Einsatz der Solarthermie werden die Preise für Anlagen in schwer planbarer Größenordnung sinken. Grund dafür ist neben technischen

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________________________________________________________________ Verbesserungen auch die Vertrautheit der planenden und ausführenden Betriebe mit dieser Technologie, was zu höherer Effizienz und damit Kostenreduktion führt.

In dieser Phase geht es um die Einführung einer neuen Technologie, um die Abschätzung, ob Solarthermie aus physikalischer Sicht eine mögliche Alternative darstellt. Kostenvergleiche mit der derzeit eingesetzten fossilen Energie, der nicht die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten angelastet wird, und die darüber hinaus in 40-50 Jahren nicht mehr zur Verfügung steht, scheinen daher wenig sinnvoll. Die verbleibende Frage ist ausschliesslich die nach dem volkswirtschaftlich kostengünstigsten Weg zu diesem Ziel.

Fassadenbintegrieret Solaranlage in Wien 13, Speisingerstraße 50-52

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Zusammenfassung der Potentialüberlegungen Die sonnige Stadt hat Zukunft: Auch unter den Einschränkungen durch die nutzbaren Flächen und niederen Nutzungsgraden steht im städtischen Gebiet ein großes weitgehend ungenutztes SolarenergiePotential zur Verfügung. Der Einstieg in eine neues Zeitalter der umweltfreundlichen und dauerhaft nachhaltigen Energieversorgung ist am Niedertemperaturbereich möglich und muss daher umgesetzt werden.

An politischen Leitlinien und Absichtserklärungen dazu fehlt es nicht: Auf einige der prominentesten Papiere wird im Anhang ausführlich eingegangen:  Wiener Klimaschutzprogramm  Klimabündnis  Wiener Energiekonzept  EU Weißbuch Erneuerbare Energie  Kyoto – Protokoll [14]

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Entwicklungsszenario Solarenergie für Wien bis 2010 •



Eine Trendfortschreibung aus den Ergebnissen der 90er Jahre am Wiener Solarmarkt zeigt, daß unter den derzeitigen Rahmenbedingungen das KliP – Ziel von 300.000 m² Kollektor zusätzlich bis 2010 bei weitem verfehlt wird. Im optimistischen Fall wird ein Fünftel davon erreicht, im schlechteren Fall ein Zehntel. Das KliP – Szenario ist im gesamtösterreichischen Kontext ein realistisches: So entspräche der erforderliche jährliche pro–Kopf-Zuwachs an Kollektorfläche für Wien dem österreichischen Zuwachs der letzten Jahre.

Jährlicher Zuwachs pro 1000 EW

25

20

15

10

Wien Durchschnitt der letzten Jahre

5

0 Österreich 1997



Österreich 1998

Österreich 1999

Soll- Wert für KliP - Ziel

Allein die Ausschöpfung des wirtschaftlichen Potentials bis im Jahr 2020 überflügelte bei linearem Zuwachs das KliP – Ziel um das Zehnfache.

Demografische Basisdaten Durch den Bau von fast 100.000 Neubauwohnungen im Zeitraum 1995 bis 2010 wird die beheizte Wohnnutzfläche um sieben bis acht Mio.m² ansteigen. Durch die weitere sukzessive Senkung des Heizwärmebedarfs (Ziel-Mittelwert bis 2010: 25kWh/m².a), durch die Versorgung des weit überwiegenden Teil der Wohnungen mit Fernwärme (zum geringeren Teil mit Erdgas oder erneuerbaren __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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________________________________________________________________ Energieträgern) und durch die umweltfreundliche Deckung des Warmwasserbedarfs (Fernwärme, Solarenergie etc.) soll eine Minimierung des Anstiegs der Co2-Emissionen um maximal 60.000 Tonnen im Jahr 2010 gegenüber 1995 erreicht [12] Wien auf einen Blick: 1987 1987 und 1995 Bevölkerung (Hauptwohnsitze) 1,479.800 Personenstand (ord. Wohnsitze) 1,506.201 Mittlere Jahrestemperatur 9,4º C Heizgradtage 20/12 3.321 Wohnungsbestand/Hauptwohnsi 712.000 tze Wohnungsbestand/insgesamt Kohlendioxidemissionen 8,49 Mio. t Pro-Kopf5,64 t Kohlendioxidemissionen 31.685 Endenergieeinsatz GWh Wegeanteil "Umweltverbund" 63%

(1) (1) Öffentlicher Fußwege

Personennahverkehr,

1995

Änderung 87-95

1,594.031 1,636.399 10,4º C 2.939

+ 8% +9% -

764.900

+ 7%

865.400 9,02 Mio. t

+ 6%

5,51 t

-2%

35.908 GWh

+ 13%

63%

0%

Fahrrad,

Quelle: [32]

Endenergieinsatz

Referenz

GWh - 1995

Haushalt e 378 1.004 7.166 2.156 1.148

Kohleprodukte Flüssige Brennstoffe Treibstoffe Erdgas Elektrizität Fernwärme Holz und 184 Umweltenergie 12.036 Summe 34%

Kleinverbraucher 769 3.250 1.006 3.230 2.377

Industri e 21 570 671 970 318

9.888 736 -

1.168 4.824 9.888 8.843 7.092 3.843

45

21

-

250 (1%)

10.677 30%

2.571 7%

10.624 35.908 30%

Verkehr Summe (3%) (13%) (28%) (25%) (20%) (11%)

Quelle: [32]

Szenarien: Ausgehend vom durchschnittlichen Marktvolumen der 90er Jahre in Wien wird eine lineare Fortschreibung der Gesamtkollektorfläche extrapoliert. Dieses __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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________________________________________________________________ Szenario unterteilt sich in 2 Varianten: Eine Variante (2) mit der gleichen jährlichen Zuwachsrate von etwa 3.000 m² Kollektor pro Jahr und ein zweites Szenario (1), das einen Rückgang um 80 % im Vergleich zu den 3.000 m² Kollektor pro Jahr aufweist, da durch eine Änderung der Förderungpraxis seit dem Jahr 2000 keine Anlagen in Fernwärmezielgebieten mehr gefördert werden, was eine Errichtung von Anlagen massiv erschwert. Szenario KliP (3): Für den Wohnbau gibt es im KliP das formulierte Ziel, bis 2010 40.000 Wohnungen zusätzlich mit solarem Warmwasser aus 300.000 m² Kollektor zu versorgen. Damit müßte sich das Marktvolumen verzehnfachen und ein Zuwachs von 30.000 m² Kollektorfläche pro Jahr in Wien installiert werden. 350.000

300.000

250.000

Solaranlagenfläche in Wien 2010 Gesamt installiert in [m²]

200.000

150.000

100.000

50.000

0

Erwarteter Rückgang durch Förderstopp in Fernwärmegebieten

Fortschreibung der aktuellen Entwicklung

Klip Ziel

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Handlungsempfehlungen für Wien Die Solarnutzung erstreckt sich in Wien derzeit auf etwa 4000 Wohnungen, das sind etwa ein halbes Prozent des Wohnungsbestandes. 8 von 10 solar versorgten Wohnungen sind am Fernwärmenetz. Um den erwarteten Rückgang der weiteren Verbreitung der Solarthermie zu verhindern sind daher unbedingt wirksame Maßnahmen erforderlich: Folgende Empfehlungen können daher gegeben werden, um einen massiven Einsatz von Solarthermie in Wien zu erreichen. Die Empfehlungen gliedern sich in die 4 Bereiche 1. Politisch/Strategische Ebene, Strategieentwicklung 2. Gestaltung der Rahmenbedingungen 3. Bürgerservice, Kommunikation, Bildung 4. Gemeindeverwaltung 1. Politisch/Strategische Ebene Das vom Wiener Gemeinderat beschlossene Klimaschutzprogramm enthält im Bereich Solarthermie genauer definierte Ziele. Diese Ziele finden bisher im Wiener Energiekonzept noch keine Entsprechung. In den Empfehlungen der Energiekoordinierung (AKE - Arbeitskreis für die Koordinierung der Energieversorgung) ist Solarthermie praktisch noch nicht vorhanden: „... Nach dem Wärmeanschlußwert gerechnet, entfallen ... nur 0,6% auf sonstige Energieformen (z.B. Heizöl, Wärmepumpen oder Solarenergie).“ (sh. Anhang) M1: Klare Ziele in der Wiener Energiepolitik: Synthese von KliP und Energiekonzept Die Frage der Schwerpunktsetzung für Maßnahmen zur erforderlichen Forcierung der Solarthermie muss auf der Ebene der Wiener Energiepolitik geklärt werden (z.B. Konzentration von Maßnahmen im Gasvorranggebiet, bzw. in Bereichen wo in absehbarer Zeit keine Fernwärmeanschlussmöglichkeit) Die Einführung eines mittel- und langfristigen Planungshorizontes in der Energiestrategischen Planung unter Einbeziehung relevanter Forschungs- und Beratungsinstitutionen wird empfohlen. __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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2. Gestaltung der Rahmenbedingungen Die derzeitigen Preislage im Energiebereich gibt derzeit zu wenig marktwirtschaftlichen Anreiz um die energiepolitischen Zielsetzungen im Bereich Solarthermie zu erreichen. Die öffentliche Förderung ist daher unumgänglich. Empfohlen wird eine Weiterentwicklung der Solar-Förderungen, die zukünftig auch Qualitätskriterien (gemessene Erträge, Deckungsgrade) beinhalten sollte, Motto "Energetisch- Ökologische Treffsicherheit". Damit wird auch ein wesentlicher Anreiz für qualitativ bessere Anlagen gegeben. Die Existenz von Solar- Förderungen ist zu wenig bekannt, vor allem im Gewerbe- und Industriebereich wissen 70 % der befragten Gewerbebetriebe nichts von der Existenz einer Förderung. M2: Solar-Förderung: Qualitätskriterien einführen Förderungen sollten mit klar überprüfbaren Qualitätskriterien gekoppelt werden. • Qualitätssicherung an großen Solaranlagen durch ein Gütesiegel, an das ein Teil der Förderung gekoppelt sein muß. (Nachweis der Anlagenerträge und der Systemeffizienz) • Als Voraussetzung für den Förderzuschlag könnten die Leistungs- und Qualitätsprüfung der Kollektoren, die fachliche Expertise des Planungsbüros und der Installationsfirma aber auch ein begleitendes Monitoring der Anlage über die ersten beiden Betriebsjahre zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Solaranlage verlangt werden. • Während der Planungsphase, aber auch während der Realisierungsphase könnten fachlich kompetente Institutionen aus dem Bereich der thermischen Solarenergie, wie die Arge Erneuerbare Energie oder arsenal research, beide mit Sitz in Wien, eine begleitende Kontrollfunktion ausüben. • Installation eines Solaranlagen – Wachstums – Monitorings in Zusammenarbeit mit der betreffenden Förderstelle (MA 25). M3: Geförderte Vorstudien in allen Wohnbauprojekten im Erdgaszielgebiet Bei großen Projekten (> 15 WE) Vorab - Förderung einer Vorstudie durch ein unabhängiges Beratungsbüro als Entscheidungsgrundlage für die weitere Planung. M4: Begleitmodul „Solar-Check“ im Rahmen der Sanierungsförderung Das große Potential im Sanierungsbereich kann durch eine gezielte Begleitmaßnahme zum THEWOSAN – Programm erschlossen werden. __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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________________________________________________________________ Vorgeschlagen wird dazu ein einfacher „Solar-Check“, der für alle Gebäude die um eine Sanierungs-Förderung ansuchen angeboten wird. Die tatsächliche Durchführung des Checks könnte in die Bewertung positiv einfließen. M5: Modelle mit Erfolgsgarantie in Ausschreibungen von Solaranlagen einführen: Im Wohnbaubereich ist das Risiko der Erlöse aus der Solaranlage ungünstig verteilt und liegt nur beim Bauherrn. Andere Modelle sind erforderlich, um beim Planer und beim Errichter mehr Verantwortung für den Betrieb zu erzeugen und andrerseits beim Bauherrn mehr Vertrauen in die Technologie zu erwecken. (z.B. Anlagencontracting, garantierte Erträge,...) M6: Innovative Technologieförderung Solarthermie ist der Ansatzpunkt einer neuen Technologieschiene: Die einfache Warmwasserbereitung mittels Sonnenkollektoren ist ein erster einfacher Schritt die direkte Solarnutzung für Dienstleitungen im Energiebereich heranzuziehen. Die Gebäude-Raumheizung, die Hallenkonditionierung, solare Kühlung und Klimatisierung aber auch Wasseraufbereitung, Prozeßwärme oder Trocknungsprozesse oder andere Energiedienstleistungen können durch solarthermische Prozesse erbracht werden. Die direkte Solarnutzung zur Stromerzeugung (Photovoltaik) erweitert dieses Spektrum noch beträchtlich. Das Potential für Innovationen und high- und midtech-Technologien auf diesem Gebiet ist äußerst umfangreich. Wien kann durch Impulse für innovative Unternehmen (Heizungs/Lüftungs/Klimabranche/bzw. Elektrobranche) in Zusammenarbeit mit Forschungsunternehmen wie dem arsenal research seinen Ruf als Stadt der Zukunftstechnologien festigen. M7: Initiative für einen Solarcluster der Wiener Wirtschaft Viele Unternehmen in Wien sind mit Solarthermie - mit unterschiedlichen Ansätzen - beschäftigt. So gibt es Sonnenkollektor produzierende Betriebe, diverse Planungsbüros, die Solaranlagen konzipieren, Heizungsfirmen, die immer öfter mit dem Wunsch nach einer Solaranlage konfrontiert werden, Architekten, Installationsfirmen, etc... Für eine gemeinsame Strategieentwicklung, gemeinsame Projekte und der Option für gemeinsame Technologieentwicklung sollten diese Unternehmen aktiv vernetzt werden. Die Zusammenarbeit mit dem im Zentrum Wiens tätigen Geschäftsfeld Erneuerbare Energie bei arsenal research aber auch der ARGE Erneuerbare Energie eröffnet Perspektiven für eine aktive Kooperation Wirtschaft - Wissenschaft.

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3. Bürgerservice, Kommunikation, Bildung Zentrale Punkte einer Kommunikationsstrategie: • Solarthermie ist eine ausgereifte Technologie und soll in genauer bestimmten Bereichen eingesetzt werden • gebündelte Bewerbung aller Fördermöglichkeiten und –quellen • Weiterbildung im Sinne der KliP-Maßnahme Impulsprogramm Solarthermie Österreichweit ist durch den Bundesverband Solar, die Vereinigung der österreichischen Kollektorproduzenten derzeit eine nationale Solarkampagne in Vorbereitung. Das Umweltministerium sowie das Land Kärnten haben bereits eine fixe Zusage zur Unterstützung gegeben. M8: Entwicklung einer Wiener Solarkampagne "Solar – no na!" Regionale Marktverbreitungs-Aktivitäten in Wien sollten mit dieser Aktion konzertiert werden, flankierende Integration der Solarthermie in bestehende Aktivitäten im Baubereich. Eine Wiener Solar-Kampagne sollte mit der österreichweiten Kampagne abgestimmt werden. (Anregungen bietet die deutsche Kampagne solar-na-klar) M9: Impulsprogramm Solarenergie Umsetzung der KliP-Maßnahme „Impulsprogramm Solarenergie“, wonach ein Beratungsangebot für spezielle Zielgruppen etabliert werden soll: Vorträge, Hilfestellung bei Solarplanungen, Projektbegleitung, Marketing. [12] • Firmenunabhängige Beratung: Wichtig für eine Einführung neuer Technologien ist eine firmenunabhängige Beratung. Mögliche Synergien zu bereits existierenden Beratungsorganisationen (Umweltberatung, AEE) sollten genutzt werden, auch eine Beratungsstelle im Gewerbe & Solarzentrum Schmelz könnte angedacht werden. - Schwerpunktprogramme für besonders geeignete Objekte zur solaren Warmwasserbereitung: Gewerbe: Beratungsprogramm für besonders warmwasserintensive Gewerbe wie z.B. Wäschereien, Großküchen, Friseure. Vor allem im Gewerbe- und Industriebereich ist die Existenz einer Förderung zu wenig bekannt, 70 % der befragten Gewerbebetriebe wissen nichts von der Existenz einer Förderung. [39] Krankenanstalten, Heime Sportanlagen mit Sommerbetrieb __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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________________________________________________________________ - Gezielte Beratung von THEWOSAN – Projekten: z.B. Fassadenkollektoren in der Sanierung von Plattenbauten - Solarschwerpunktprojekte in den Wiener Schulen, Lehrerfortbildung - Dokumentation der bestehenden Kleinanwendungen (PV) im öffentlichen Bereich - Kursangebote für Planer und Installationsgewerbe: Aus Erfahrung lernen – Fehler vermeiden

4. Gemeindeverwaltung Gebaute und erfolgreiche Beispiele sind die beste Referenz für Solarthermie. Die Stadt Wien hat mit ihren ca. 4000 Objekten im Bereich der Gemeindeverwaltung eine hervorragende Ausgangsposition für die Umsetzung von Demonstrationsanlagen und kann damit gleichzeitig einen Beitrag zur Erreichung der KliP-Ziele leisten. M8: Demo-Anlagen der Gemeinde Wien In Zusammenarbeit mit dem Projekt Umweltmanagement (PUMA): Warmwasser – Verbrauchsmessungen an potentiell geeigneten Gebäuden, Demonstrationsanlagen (Solarthermie, Solare Kühlung, Photovoltaik) an den Wiener Amtshäusern/ Gebäuden der Stadt Wien - Abbau von Markthemmnissen im großvolumigen Bau: GRS, Contracting, Gütesiegel Funktionsüberwachungssysteme und Ertragsmessungen M9: Machbarkeitsstudie Solaranlagen für Gemeindebauten Gleichberechtigung der Solarenergie im Vergleich zu Fernwärme und Gas: Abbau von strukturellen (AKE) und verwaltungstechnischen (Förderrichtlinien) Hemmnissen. Erfolgreiche Beispiele anderer Kommunen • • • • • • • •

Hamburg: Der Solarknigge Berlin: Gütesiegel für große Solaranlagen Kapfenberg: Anlagencontracting Graz: Garantierte Erträge Göttingen: Fernwärme und Solarenergie ergänzen sich Solare Biomasse-Nahwärmenetze in Österreich Der israelische Weg: Solaranlagen sind Pflicht Die neuen gesetzlichen Regelungen in Katalonien (Spanien)

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Zitate aus dem Klimaschutzprogramm Wien Solaranlagenprogramm für Gemeindewohnungen, wenn die Warmwasserbereitung nicht mit Fernwärme erfolgt. Die Wiener Landesregierung ist aufgefordert, binnen eines Jahres eine Machbarkeitsstudie (Prioritätenreihung) zu erarbeiten und ein Umsetzungskonzept zu entwickeln. [12] Aktionsprogramm und Umsetzungsaktivitäten S.199 Solarenergieprogramm für öffentliche Gebäude (Altersheime, Krankenanstalten, Sportstätten, Bäder etc.) vor allem bei nicht fernwärmeunterstützter Warmwasserbereitung. Programm „Bau-Klima“ [12] Wiener Solarförderung S. 104 Förderung von betrieblichen Solaranlagen mit Bindung an (Effizienz-)Kriterien. Gerade bestimmte betriebliche Sparten weisen einen hohen Warmwasserbedarf auf und sind daher für den wirtschaftlichen Einsatz von Solaranlagen prädestiniert. Deshalb soll mit einem „Impulsprogramm Solarenergie“ ein Beratungsangebot für spezielle Zielgruppen etabliert werden: Vorträge, Hilfestellung bei Solarplanungen, Projektbegleitung, Marketing. [12] Erhöhung der thermischen Sonnenenergienutzung (Solarwärme) von 22 GWh/a (1996) auf 50GWh/a (bis 2005). ... Unabhängig davon hat die Stadt Wien schon vor Jahren die Wiener Solarförderung geschaffen. Seit Inkrafttreten dieser Förderaktion im Jahre 1992 wurden Fördermittel von über 9,8 Mio. öS ausgeschüttet. Damit konnten bis Ende 1996 rund 302 Solaranlagen in Wien zusätzlich installiert werden.

Literatur [ [ [ [ [ [

1 ] HILLER, K.., 1999: Verfügbarkeit von Erdöl (in: Erdöl, Erdgas, Kohle Nr. 2 / 1999) 2 ] LOHSE, A. et al., 2000: Die Energiewende, taz Verlag 3 ] MATTHES, F. et al., 2000: Energiewende 2020, Herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung 4 ] HOLLER, M., 1995: Potentialanalyse von solaren Warmwasseraufbereitungsanlagen im öffentlichen Bereich in Österreich (Diplomarbeit an der Wirtschaftsuniversität Wien) 5 ] WITTMANN, H., 1996: Lokales solares Potential auf den Dachflächen des achten Wiener Gemeindebezirkes (Diplomarbeit an der Universität Wien) 6 ] EUROSOLAR, 1994: Das Potential der Sonnenenergie in der EU

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7 ] KALTSCHMITT, M., 1999: Regenerative Energien zur Strom- und Wärmebereitstellung (in: Brennstoff, Kraft, Wärme Nr. 1/2 1999 8 ] FANINGER, G., 1992: Sonnenenergie-Nutzungspotential in Österreich (in: ÖZE, Heft 2/ 1992) 9 ] FANINGER, G., 1992 (Hg.): Informationsdienst Energie und Umwelt Nr. 3/1992 10 ] CERVENY, M., 1994: Stellung der Solarenergie im Rahmen des Gesamtenergiesystems (in: Gleisdorf Solar 1994, Internationales Symposium für Sonnenenergienutzung) 11 ] MAGISTRAT DER STADT WIEN, 1999: Rathauskorrespondenz betreffend GR Sitzung vom 5.11.1999 12 ] MAGISTRAT DER STADT WIEN, Abt. 22, 1999: Klimaschutzprogramm ("KliP") der Stadt Wien 13 ] WIENER STADTWERKE,1998: Energiekonzept der Stadt Wien, 3. Fortschreibung 14 ] VEREINTE NATIONEN, 1997: Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen 15 ] FANINGER, G., 1999: Solarmarkt Österreich bis 1998 16 ] KOMMUNALKREDIT AG, 2000: Angaben über die ausgeschüttete Förderung für thermische Solaranlagen bis 1999 17 ] FELDERER, B. et al., 1999: Die Entwicklung der regionalen Wohnraumnachfrage in Österreich 18 ] WBSF, 2000: Gesprächsnotizen im Rahmen eines Interviews mit DI Proksch am 23.3.2000 19 ] MAGISTRAT DER STADT WIEN, Abt. 66, 2000: Wien in Zahlen 20 ] ISWB - INFOSERVICE WOHNEN UND BAUEN, 2000: Wohnhandbuch (www.iswb.at) 21 ] FERNWÄRME WIEN, 2000: div. Informationsmaterial 22 ] WBSF, 2000: Unterlagen zum Programm THEWOSAN 23 ] SANDROCK, M., 2000: Der Hamburger Solarknigge (in: Tagungsband Symposium Thermische Sonnenenergeinutzung Staffelstein) 24 ] SPITZMÜLLER, P., 2000: Gütesiegel für große solarthermische Anlagen im mehrgeschossigen Wohnbau (in: Tagungsband Symposium Thermische Sonnenenergeinutzung Staffelstein) 25 ] MAGISTRAT DER STADT WIEN, Abt. 25, 2000: Statistische Daten zur Wiener Solarförderung 1993 - 1999 26 ] BERGER, M., 1996: Eine empirische Analyse verschiedener Systeme zur teilsolaren Raumheizung (Diplomarbeit an der Technischen Universität Wien) 27 ] ENERGIEVERWERTUNGSAGENTUR, 1993: Energiefluß Österreich 1992 28 ] SCHLEICHER; S., 2000: Zukünftige Energieszenarien unter dem Aspekt einer nachhaltigen Entwicklung (in: Gleisdorf Solar 2000, Internationales Symposium für Sonnenenergienutzung) 29 ] STRYI - HIPP, G., 2000: The European Thermal Solar Market, (in: Gleisdorf Solar 2000, Internationales Symposium für Sonnenenergienutzung) 30 ] FERNWÄRME WIEN (Hg.), 1998: Ergebnisse der Solaranlagen an der Sun City in Wien 31 ] MAGISTRAT DER STADT WIEN, Abt. 22, 1996: Wiener Umweltbericht 1995 32 ] EVA, 1997: KliP Working Paper 3: Energieeinsatz und CO2-Emissionen in Wien 33 ] BINE (Hg.), 1998: Projekt Info Service Nr. 9/1998: Große Solaranlagen 34 ] KASIK G., 1998: Einbindung von Solaranlagen in die Warmwasserbereitung

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fernwärmeversorgter Objekte 35 ] EIGENE BERECHNUNGEN: T-SOL Simulationen mit Testreferenzjahr für Wien 36 ] GUTSCHNER, M. et al., 2000: Potentials and Implementations of BuildingIntegrated Photovoltaics on the local Level – Case studies and Comparison of Urban and Rural Areas in Switzerland 37 ] SWISSOLAR (Hg.), 1997: Empfehlungen zur Nutzung von Sonnenenergie 38 ] HEINDLER, M., 1998: Stellenwert und Finanzierbarkeit von Alternativen Erneuerbaren Energien; im Rahmen des 3. IIR-Jahreskongreß für die österreichische Energiewirtschaft - ENERCON’98 39 ] BRUNNER, D., 1996: Sunrise über Österreichs Betrieben: Adoption thermischer Solaranlagen in Unternehmen des Gewerbes und des Tourismus in Österreich, Diplomarbeit an der Wirtschaftsuniversität Wien.

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ANHANG Details zur Ermittlung des Technisches Potentials Das Technische Potential berücksichtigt die Restriktionen, die sich aus dem begrenzten Platzangebot, einschränkenden gesetzlichen Regelungen und den Umwandlungswirkungsgraden bzw. –nutzungsgraden ergeben. Für das technische Erzeugungspotential der Sonnenwärme werden die verfügbaren Flächen, die einer solaren Nutzung potentiell offen stehen, herangezogen, und mit dem anzunehmenden Umwandlungsnutzungsgrad der Ertrag dieser Flächen ermittelt. Üblicherweise wird das solare Dachflächenpotential ermittelt [5], jüngere Entwicklungen zeigen ein zusätzliches Potential in den Fassadenflächen mittels Kollektoren oder TWD- Systemen. Das Technische Endenergiepotential berücksichtigt zusätzlich noch die zeitliche Verschiebung zwischen Bedarf und Angebot unter Voraussetzung einer bestimmten, realen Speicherstrategie: Ein Teil des Technischen Erzeugungspotentials verfällt wegen mangelnder Nachfrage und kann nicht genutzt werden.

Ermittlung des Technischen Potentials: Dachflächenpotential: Laut einer photogrammetrischen Analyse des gesamten achten Wiener Gemeindebezirkes stehen jedem Einwohner anteilsmäßig etwa 17 m² für Anbringung von Kollektoren geeignete Dachfläche zur Verfügung [5]. Etwa ¼ dieser prinzipiell geeigneten Dachflächen sind nach Norden orientiert, fallen also noch heraus. Damit wären 13 m² pro Einwohner der für Sonnenenergiegewinnung nutzbare Dachflächenanteil. Auf das gesamte Gemeindegebiet läßt sich dieses Ergebnis nur bedingt umlegen, da der achte Bezirk eine deutlich rechtwinklige, nord-süd orientierte Gebäudestruktur besitzt. Deshalb soll ein weiterer Abschlag auf 10 m² gemacht werden, um das Gesamtpotential zu ermitteln. Fassadenpotential: Zusätzlich kann auch Fassadenfläche einer solaren Nutzung dienen. Als Grundannahme gelte deshalb, daß ebenso 10 m² Fassadenfläche pro Einwohner potentiell einer solaren Nutzung zugeführt werden können. Gesamtdachfläche Gesamtfassadenfläche Jahressummen der Einstrahlung Einstrahlung auf die Dachfläche Süd [35] Einstrahlung auf die Dachfläche Ost/West: Einstrahlung auf die Fassadenfläche Süd Einstrahlung auf die Fassadenfläche Ost/West Strahlungssumme Dach

10 m²/EW * 1,6.106 EW = 16.106 m² davon je 5,3.106 m² nach Ost, West und Süd 10 m²/EW, Gesamt für Wien 16.106 m² davon je 5,3.106 m² nach Ost, West, Süd 1.050 kWh/m².a 920 kWh/m².a 730 kWh/m².a 670 kWh/m².a 5,3 .106 m² * 1.050 kWh/m².a + 10,6 .106 m² * 920 kWh/m².a = 15,317 TWh/a

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________________________________________________________________ Strahlungssumme Fassade

5,3 .106 m² * 730 kWh/m².a + 10,6 .106 m² * 670 kWh/m².a = 10,971 TWh/a

Die Umwandlung im Kollektor erfolgt unter Standardbedingungen im Jahresmittel bei ca. 55 % Wirkungsgrad. Erzeugungspotential Dach 8,42 TWh/a Erzeugungspotential Fassade 6,03 TWh/a Gesamtes Erzeugungspotential 14,45 TWh/a (Zum Vergleich: Endenergieeinsatz NT Wärme 1995: ca. 14 TWh) Dieser Wert markiert die maximal mögliche Erzeugungsmenge von Niedertemperaturwärme mit Sonnenkollektoren auf Dächern und Fassaden. Dieser stünde einer Verwertung über aktive Systeme für Raumwärme, Warmwasserbereitung und Kühlzwecken zur Verfügung. Er beinhaltet jedoch nicht die systemimmanente Phasenverschiebung zwischen Angebot und Nachfrage bei der Raumheizung, die mit heute verfügbarer Technologie ohne besonders großen Aufwand nicht überbrückbar ist. Langzeit- oder Saisonspeicherung lösten dieses Problem, es existiert aber noch keine marktreife Technologie dafür. Bei derzeitiger Technologie – also Kurzzeitspeicherung mit Wasser als Speichermedium – muß der Unterschied in Angebot und Nachfrage (Sommer/ Winter) noch eingerechnet werden. Bei der Kühllast entfällt diese Phasenverschiebung, es steht jedoch ebenfalls noch keine ausgereifte Technologie zur solaren Kühlung mit genügend niedrigen Arbeitstemperaturen auf der Primärseite zur Verfügung. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte folgt die Ermittlung des Technischen Endenergiepotentials:

Technisches Endenergiepotential: Ansatz: Die zusätzlichen Randbedingungen • Phasenverschiebung Angebot/ Nachfrage • Speicherungs- und Umwandlungsverluste auf der Wärmeabgabeseite Werden über Simulationsrechnungen[35] ermittelt. Diese wurden für Dach- sowie Fassadenintegrierte Kollektoren unter Variation des Azimutwinkels von West bis Ost durchgeführt. Die angenommene Kollektorfläche pro Person von 20 m² verteilt sich je zur Hälfte auf Fassade (40° Neigung) und Dach (40° Neigung). Ergebnis: • Ostorientiert: Solarer Gesamtdeckungsgrad SF = 22 % ( bei einem nutzbaren Kollektorertrag4 von qn = 62 kWh/m².a), • Westorientiert : SF = 32,5% (qn= 91 kWh/m².a) • Südorientiert. SF = 47 % (qn= 133 kWh/m².a) Diese Werte beinhalten bereits neben dem Umwandlungswirkungsgrad des Kollektors die Tatsache, daß die Überschüsse im Sommer oder in sonnenreicheren Perioden nicht genutzt werden können, da der Kurzzeitspeicher eine begrenzte Kapazität aufweist. 4

bei derzeitiger Technologie, großzügig (20 m² pro Person) dimensionierter Kollektorfläche, Integration in Fassaden- und Dachflächen zu gleichen Teilen, Nutzung für Raumheizung und Warmwasserbereitung

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Westorientiert: 50% der Gebäude SF w = 32,5 % d.h., daß die bevorzugte Dach- und Fassadenfläche für Solare Nutzung ost- westorientiert ist, wobei ost- wegen geringeren Erträgen ausscheidet und die gegenüberliegende Fläche, also die Westfläche bei allen Häusern zu nutzen ist Nord/ Südorientiert: 50 % der Gebäude SF s = 47 % d.h., daß die bevorzugte Dach- und Fassadenfläche für Solare Nutzung nord- südorientiert ist, wobei nord- ausscheidet und die gegenüberliegende Fläche, also die Südfläche bei allen Häusern zu nutzen ist Gemittelter Wert SF ges SF ges = 39,7 % Endenergiebedarf 1995 14,00 TWh Technisches Endenergiepotential Solar 5,57 TWh

Klimabündnis Durch den Beitritt zum Klimabündnis 1991 verpflichtete sich die Gemeinde Wien in einem Bündnisvertrag mit der COICA, einem Zusammenschluß indianischer Organisationen im Amazonasraum, zur Reduktion der Treibhausgas-Emission (v.a. CO2) bis zum Jahr 2010 um 50 %, zum Verzicht auf die Verwendung von Tropenholz und zur Unterstützung der indianischen Partner in Amazonien bei ihren Bemühungen zum Erhalt ihrer Lebensweise und des Regenwaldes. Mit dem Klimaschutzprogramm KliP-Wien hat die Gemeinde Wien Ende 1996 eine Initiative gestartet, mit der die Klimaschutzaktivitäten in Wien in den Bereichen Energie, Mobilität und Beschaffung / Abfall koordiniert und beschleunigt werden sollten. Ein wichtiges Ergebnis des KliP-Prozesses ist das "Klimaschutzprogramm Wien5" [12], das am 5. November 1999 vom Gemeinderat beschlossen wurde. Darin hat die Gemeinde Wien die Ziele und die Stoßrichtung ihrer Klimaschutzpolitik bis 2010 festgelegt. 36 konkrete und praxisorientierte KliP-Maßnahmenprogramme in den Bereichen • Fernwärme- und Stromerzeugung, • Wohnen, • Betriebe, • Mobilität, • Stadtverwaltung sollen umgesetzt und damit eine CO2-Emissionsreduktion um 14 % gegenüber dem Wert für 1990 erreicht werden.

EU Weißbuch Erneuerbare Energie

5

siehe Anhang Kapitel "Auszug aus dem KliP Abschlußdokument im Wortlaut"

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________________________________________________________________ Das im November 1997 vom EU-Ministerrat verabschiedete ‘Weißbuch’: "Energie für die Zukunft: Erneuerbare Energieträger", legt erstmals fest, daß der Anteil der erneuerbaren Energieträger am EU-weiten Gesamtenergie-Einsatz bis zum Jahr 2010 von den derzeitigen 6% auf 12% verdoppelt werden soll. Österreich muß infolge des EU-Weißbuches seine zukünftige Strategie im Bereich der erneuerbaren Energieträger präzisieren. Es ist sowohl ein Zielwert für das Jahr 2010 als auch ein politisches Konzept zur Erreichung dieses Zieles auszuarbeiten. Will Österreich weiter als "Umweltmusterland" gelten, so stünde es ihm gut an, EU-weit Impulse zur Forcierung der "Erneuerbaren" - am Beispiel der Forcierung im eigenen Land - zu setzen. [38]

Kyoto – Protokoll [14] Mit der Klimaschutzkonferenz von Kyoto im Dezember 1997 wurden erstmals verbindliche Emissionsgrenzen von Treibhausgasen (in erster Linie Kohlendioxid) auf internationaler Ebene vereinbart. Österreich hat sich im Rahmen einer EU-Vereinbarung zu einer Reduktion der Treibhausgase um 13% im Zeitraum 1990 bis 2010 verpflichtet.

Die Entwicklung des Solarmarktes Der österreichische Solarmarkt Der Gesamtösterreichische Solarmarkt zählt zu den bestentwickeltsten der Welt [29]: Der jährliche Zuwachs an Kollektorfläche pendelte zwischen 15 und 25 m² pro Tausen Einwohnern. Im Vergleich dazu hinkt Wien hinterher (mit etwa 1,5 – 2 m²/1000 EW). Die Gründe dafür sollen im Folgenden erörtert werden.

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________________________________________________________________ Die Entwicklung des Solarmarktes in Österreich

[15],[29] Phase 1: Bewußtseinsbildung 1973 – 1978 Zwei Ereignisse brachten in den frühen 70er Jahren einen Wandel im Bewußtsein über Energienutzung mit sich. Der Bericht des Club of Rome zum Thema "Die Grenzen des Wachstums" 1972 und der erste Ölpreisschock durch das Ölembargo der OPEC 1973. Die westlichen Industriestaaten wurden sich der Grenzen ihres fossilen Energiesystems bewußt. Ebenso wurde die Brisanz, die in der Abhängigkeit von einigen wenigen Lieferanten liegt, deutlich. Die Nutzungsmöglichkeiten der Sonnenenergie wurden erstmals breiter diskutiert. Zahlreiche Medien nahmen sich des Themas an. Die Regierung in Österreich initiierte ein Forschungsprogramm für Solarenergie. Auch der Markt machte erste zaghafte Schritte. Firmen aus unterschiedlichsten Branchen boten bereits Solaranlagen an. Obwohl die Technologie bereits seit fast 100 Jahren bekannt ist, fehlte die Weiterentwicklung. Die Kollektoren hatten in den 70er Jahren noch nicht die ausreichende Qualität für den breiten Einsatz. Bereits 1977 warnte der Verein für Konsumentenschutz vor unseriösen Anbietern. Eine Fülle von technischen Problemen, wie zum Beispiel die richtige Dimensionierung oder beständige Materialien, waren noch nicht gelöst. Die Anlagen waren meist überdimensioniert und zu teuer. Phase 2: Der erste BOOM 1979 – 1981 Am europäischen Solarmarkt waren inzwischen große, teils multinationale Konzerne vertreten. Die Zweite Ölkrise 1979 löste eine Hochpreisphase der Energieträger aus. Die Nachfrage nach Alternativen stieg in ganz Europa. In Österreich wurde das Energiethema zudem durch die Abstimmung über die Atomkraftnutzung 1978, die mit einer knappen Ablehnung endete, stimuliert. __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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________________________________________________________________ Die relativ hohen Anlagenpreise hatten zur Folge, dass sich eher Personen aus der oberen Mittelschicht Solaranlagen leisteten. Zielgruppen waren jedoch nicht nur Privathaushalte in Einfamilienhäusern, sondern auch Betriebe mit hohem Warmwasserbedarf wie Hotels, Krankenhäuser, Gewerbe ebenso wie mehrgeschossige Wohnhäuser. Als Distributionspartner wurden von den Firmen Installateure geworben. Von 1978 auf 1979 wuchs der österreichische Solarmarkt um den Faktor 4. Von 1979 bis 1981 wurden jährlich über 2000 Solaranlagen installiert, was einer Kollektorfläche von etwa 20.000 m² im Jahr entsprach. Die drei Bundesländer Salzburg, Kärnten und Burgenland waren die ersten, die bereits damals eine Förderung für Solare Warmwasserbereitung einführten. Ab 1980 gab es auch eine staatliche Förderung durch Steuerbegünstigung bei betrieblichen Investitionen in die sogenannte "Alternativenergie". Phase 3: Markteinbruch und Neuanfang, 1982-1989 Anfang der 80er Jahre begann sich der Ölpreis zu stabilisieren. Die Versorgung mit fossilen Energieträgern war wieder gesichert. Gleichzeitig zeigte sich, dass die zu hohen Erwartungen in die Alternativen Energiequellen kurzfristig nicht einzulösen waren. Erwartungen in das Substitutionspotential ebenso wie in die Lebensdauer der Solaranlagen wurden enttäuscht. Technische Mängel aus der Pionierphase traten gehäuft auf. Undichte Stellen im Solarkreislauf, korrodierende Kollektorwannen, blind gewordene Kunststoffabdeckungen waren die häufigsten Schäden. Das Vertrauen in die Technologie schwand. Forschungsmittel wurden in dieser sensiblen Phase wieder abgezogen anstatt verstärkt eingesetzt zu werden. Viele Firmen zogen sich völlig aus dem Markt zurück. Die innovativen Installateure wechselten vermehrt zur Installation von Wärmepumpen, die einfacher zu dimensionieren und installieren waren. Von 1981 bis 1984 sank das Marktvolumen wieder um Zwei Drittel auf etwa 700 Anlagen pro Jahr. Nur ein Bundesland (Oberösterreich) förderte während der 80er Jahre weiterhin private Solaranlagen. In den meisten Ländern verschwindet die Solarenergienutzung wieder in der Versenkung. Die wenigen verbliebenen Firmen sind in erster Linie kleine Handwerksbetriebe, die in ständigem Kontakt zu ihren Kunden die Anlagentechnik weiterentwickeln. Parallel beginnt eine zweite Verbreitungsschiene in Österreich zu wirken. Motiviert durch die hohen Anlagenpreise beginnen schon Anfang der 80er Jahre Privatpersonen im Bundesland Steiermark damit, selbst Kollektoren aus billig erhältlichen Rohmaterialien wie Kupferblech und weichem Kupferrohr zu fertigen. Über Vorträge und Schulungen wird diese Idee im "Schneeballeffekt" verbreitet. Bereits 1986 überholen die im Selbstbau errichteten Anlagen die gewerblich installierte Kollektorfläche. Spezielle Werkzeuge für die Kollektorfertigung werden hergestellt und an neue Gruppen zu geringen Gebühren verliehen. Im Gegensatz zum Boom um 1980 handelte es sich bei den neuen Anlagenerrichtern im Selbstbau um Angehörige der unteren Einkommensschichten aus ländlichen Regionen. Sie versprechen sich nicht nur mehr Komfortgewinn durch das Stillegen der Holzheizkessel im Sommer, sondern wurden auch in ihrer Selbstbestimmung gestärkt. 1988 nimmt die Menge der zu koordinierenden Baugruppen derart zu, dass einige der Akteure den Trägerverein "AEE – Arbeitsgemeinschaft ERNEUERBARE ENERGIE" gründen, um dem zunehmenden administrativen Aufwand eine institutionelle Basis zu geben. Die meiste Arbeit der Verbreitung in Vorträgen erfolgt bis zu diesem Punkt in der Freizeit der Akteure und ehrenamtlich. Durch die __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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________________________________________________________________ Institutionalisierung können auch größere Verbreitungsschritte gewagt werden. Ende der 80er Jahre dehnen sich die Selbstbauaktivitäten auch auf andere Bundesländer aus. Das Interesse regionaler Medien am Thema Sonnenenergie steigt wieder an. Phase 4: Der zweite Boom 1990 – 1995 Die Ursachen des zweiten Booms sind auf mehreren Ebenen zu finden: Auf der umweltpolitischen Ebene ist die Phase der beginnenden 90er Jahre vom stärker werdenden Klimaschutzdiskurs und der Forderung der "Nachhaltigen Entwicklung" geprägt, manifestiert im Toronto- Ziel oder der Konferenz von Rio. Auf NGO – Ebene startet mit der Gründung des Klimabündnis eine Basisbewegung, die die Klimaschutzpolitik in die regionalen Verwaltungseinheiten tragen will. Der wachsende Solarmarkt entwickelt über die Selbstbaubewegung eine starke Eigendynamik. Mundpropaganda und der Schneeballeffekt führen zu einem neuerlichen Aufschwung, der die Maßstäbe des ersten Booms 1980 sprengt. Von 1989 bis 1991 vervierfacht sich die jährlich installierte Kollektorfläche von 20.000 m²/a auf etwa 80.000 m²/a. Österreich nimmt damit innerhalb Europas eine Spitzenposition in der Marktstatistik ein. Die jährlichen Zuwächse an Kollektorfläche steigen bis 1995 auf etwa 200.000 m²/a an. Parallel dazu verbessert sich die finanzielle Förderung der Solaranlagen Anfang der 90er Jahre aufgrund des starken Drucks der Akteure. Ab 1994 besteht bereits in allen Bundesländern ein Fördermodell für Solaranlagen mit einer Förderquote von max. 30 %, oft kommt noch zusätzlich von den Gemeinden ein Förderbetrag hinzu. Die Selbstbaugruppen und die Firmen teilen sich in dieser Phase in etwa das Marktvolumen nach Kollektorfläche. Durch die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit der Selbstbaugruppen gelangt das Thema Solarenergie in breite Kreise der Bevölkerung, auch die gewerblichen Anbieter profitieren dabei vom geweckten Interesse. In dieser Zeit beginnt sich in Österreich wieder eine Forschungslandschaft im Bereich Solarenergie zu etablieren. Dabei kommt wieder der AEE eine tragende Rolle zu. In internationalen Forschungskooperationen, vor allem mit Deutschland, Schweden und der Schweiz werden Komponenten und Systemlösungen für thermische Solaranlagen entwickelt. Auch die österreichische Politik setzt Impulse durch Forschungsgelder in diesem Bereich. Gleichzeitig nimmt die österreichische Sonnenkollektorprüfstelle im Forschungszentrum Arsenal ihren Betrieb auf. Parallel dazu wachsen die ehemals kleinen Solarfirmen zu österreichweit tätigen Handels- und Produktionsbetrieben, die wiederum über ein Netz von Installateuren die Verbreitung der Anlagen betreiben. Auf diesen Standbeinen entsteht ein stabiler Markt, der auch über die Grenzen Österreichs hinaus Exporterfolge erzielen kann. Als österreichische "Spezialität" bildet sich der Trend zur teilsolaren Raumheizung mit Kollektorflächen von 20-50 m² und Speichervolumina von 1-5 m³ heraus. Motiviert durch billige Kollektorkosten bauten die Selbstbaugruppen mehr Kollektor als für Warmwasser alleine nötig war und setzten so einen neuen Maßstab. In dieser Phase ist etwa jede vierte neue Solaranlage eine zur teilsolaren Heizung. Phase 5: Etablierung und Stagnation: 1996 – 1999 Die Preisentwicklung der gewerblichen Solaranlagen geht im lauf des zweiten Booms deutlich nach unten. Immer weniger Leute interessieren sich dafür, die Kollektoren selbst __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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________________________________________________________________ zu bauen, die Selbstbauaktivitäten gehen von 1996 – 2000 kontinuierlich zurück. Der gewerbliche Markt ist inzwischen völlig regionalisiert, etwa 400 Solarfirmen und – installateure bieten in Österreich ihre Produkte an. Dahinter stehen 4 Produzenten, die sich den Großteil des Marktes unter sich aufteilen. Der Selbstbau hat erwiesenermaßen die Marktlage soweit angekurbelt, nach 1996 verliert er jedoch seine Bedeutung. Die Solaranlagenverbreitung ist ab 1998 in der Hand der Firmen. Die jährlich installierte Kollektorfläche bewegt sich bei etwa 200.000 m²/a, wobei 1998 und 1999 Rückgänge zu verzeichnen sind. 1999 wird die Grenze von 2 Millionen Quadratmeter Kollektorfläche (inkl. Schwimmbadkollektoren) überschritten.

18 16

Installierte Kollektorfläche

14

pro 1000 EW in m² (Stand 1999)

12 10 8 6 4 2

Frankreich

Belgien

Italien

Großbritannien

Spanien

Portugal

Schweden

Finnland

Niederlande

Schweiz

Dänemark

Deutschland

Österreich

Griechenland

0

Im europäischen Vergleich nimmt Österreich eine Hauptrolle, inzwischen begleitet von Deutschland und Griechenland, ein. Der Solarthermiemarkt sichert in Österreich bereits über 3000 Vollzeitarbeitsplätze und hat eine respektable Größe erreicht. Etwa 2.8 PJ (Petajoule) werden aus Solarthermischen Anlagen für Raumwärme und Warmwasser bereitgestellt. Das sind etwa 1.5% des Gesamtösterreichischen NiedertemperaturWärmemarktes. Dennoch ist das technische Potential allein für solare Warmwasserbereitung noch erst zu etwa 5 % ausgebaut, der Ausbau für Heizungseinbindung liegt noch im Promillebereich. Wichtige Forschungsthemen stehen noch am Anfang ihrer Umsetzung, wie zum Beispiel die kostenotimale Langzeitspeicherung, die Standardisierung von Kollektorbauelementen für den Einsatz im Fassadenbau und in der Althaussanierung. Ebenso ist die Systemoptimierung bei größeren Anlagen noch in der Anfangsphase. Vielversprechende Forschungsergebnisse deuten auf neue Möglichkeiten in der Sonnenenergienutzung hin.

Der Solarmarkt in Wien Erste Initiativen von Gemeindeseite sind auf die 80er Jahre zu datieren. Die Magistratsabteilung für Haustechnik initiierte 1986 ein Pilotprojekt zur solaren Beheizung einer Reihenhaussiedlung in der Johann-Gottekgasse (23. Bezirk). Diese Anlage war jedoch aus heutiger Sicht falsch dimensioniert. Der Speicher war im Verhältnis zum Kollektor zu groß und die beabsichtigte Saisonspeicherung konnte nicht erreicht werden. Andere gescheiterte Versuchsprojekte wie jenes der Pensionsversicherung der __________________________________________________________________________________________ Potential der thermischen Solarenergie in Wien,

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________________________________________________________________ Angestellten (20. Bezirk) führten Ende der 80er- Jahre zu einem Rückzug der öffentlichen Hand auf den lukrativeren Bereich der Schwimmbaderwärmung mit Sonnenenergie. Sukzessive wurden die Wiener Sommerbäder mit Kollektoren ausgestattet. Parallel dazu entwickelte sich ein gewisser Markt im privaten Einfamilienhausbereich, der ohne große Veränderungen seit Anfang der 90er Jahre besteht. Erst Mitte der 90er Jahre war die Zeit reif für erste Großprojekte im Geschoßwohnbau. Die 1996 entstandene "Sun-City" markiert den typischen Verlauf vieler ähnlicher Projekte im großvolumigen Wohnbau: Zuerst wurde euphorisch und unter politischer Unterstützung geplant, die Solaranlage eher zu groß dimensioniert, die Energieversorgung inklusive Betriebsführung der Solaranlage übernahm die Fernwärme Wien und nach ein bis zwei Abrechnungsperioden folgte Ernüchterung. Weder wurden die aus der Planung zugesagten Erträge, noch ein positives finanzielles Ergebnis mit dem Solaranlagenbetrieb erreicht. Die Ursachen des Scheiterns sind vermutlich in der falschen Dimensionierung, der zu aufwendigen Ausführung und vor allem in den von der Fernwärme diktierten Rahmenbedingungen zu suchen. In der Folge entschloß sich die Gemeinde, in Zukunft keine Solaranlagen auf Fernwärmeversorgten Objekten mehr zu fördern, was defacto das Aus für 90% der potentiellen Neubau – Solaranlagen6 bedeutet und im Bereich Großvolumige Wohnbauten einen Knick in der Marktentwicklung bedeutet. Der vierte Bereich, der neben den Freibädern, den Einfamilien – bzw. Kleingartenhäusern und den Geschoßwohnbauten im Solarthermiebereich eine Rolle spielt, sind die Betriebe. Angespornt durch parallele Umweltprogramme und Beratungsinitiativen entschließen sich vereinzelte Betriebe, die einen relevanten Sommerverbrauch an Warmwasser aufweisen, zum Bau einer Solaranlage. Allerdings ist im Gewerbe- und Industriebereich die Existenz einer Solarförderung zu wenig bekannt: 70 % der befragten Gewerbebetriebe [39] wissen nichts von der Existenz dieser Förderung. Das Gesamte Marktvolumen in Wien betrug Ende der 90er Jahre im Durchschnitt etwa 3.000 m² Kollektorfläche jährlich.

Solarstatistik Wien

6

In etwa 90% der Neubauten im Geschoßwohnbau sind in Fernwärmevorranggebieten zu finden [18]

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________________________________________________________________ Geförderte Kollektorfläche in Wien von 1993 bis 1999 10000,0

3000,0

9000,0

kumuliert [m²]

7000,0

2000,0

6000,0 5000,0

1500,0

4000,0 1000,0

3000,0

jährlich [m²]

2500,0

8000,0

kumulierte Fläche 2000,0

500,0 jährliche Fläche

1000,0 0,0

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

kumulierte Fläche

111,0

577,2

1122,6

2600,7

4727,2

7340,7

9438,0

jährliche Fläche

111,0

466,2

545,4

1478,1

2126,5

2613,5

2097,3

0,0

Jahr

Abb.2: Geförderte Kollektorfläche in Wien von 1993 – 1999; Quelle: Förderungsstatistik der MA25 (1999) Der Wert der Förderstatistik liegt deutlich unter der realen Kollektorfläche, da • Großbauten erst später zur Förderung eingereicht werden und somit nicht bei Errichtung in der Statistik aufscheinen • Schwimmbadsolaranlagen nicht gefördert werden • Gewerbliche Anlagen getrennt gefördert werden (ÖKK) In der Realität kann angenommen werden, daß etwa 30.000 m³ Kollektor installiert sind und der durchschnittliche Zuwachs 3.000 m²/a beträgt.

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Auszug aus dem KliP Abschlußdokument im Wortlaut Das Klimaschutzprogramm wurde vom Wiener Gemeinderat am 5.11.1999 zustimmend zur Kenntnis genommen. Auszug aus der Rathauskorrespondenz betr. GR 5.11.1999:[11] "Der Beschluss des KLIP sei sicher der wichtigste Beschluss im Umweltbereich in dieser Legislaturperiode, erklärte GR Mag. Christoph Chorherr (G)".

Im Wortlaut zitiert: aus der Langfassung des Klimaschutzprogramms der Stadt Wien [12]: Teil A 2. Klimaschutzprogramm: Kurz gefaßt 2.1 36 KliP-Maßnahmenprogramme als Schlüssel zur Trendwende bei den CO2-Emissionen 2.1.2 Wohnen S. 20 Wiener Wärme (im Zeitraum 1995 bis 2010: Fernwärme für zusätzliche 180.000 Wohnungen, Erdgas für zusätzliche 40.000 Wohnungen, Forcierung der Biomasse für Heizzwecke und der Sonnenenergie für die Warmwasserbereitung, fast vollständiger Heizanlagenaustausch mit Effizienzsteigerung) 2.1.3 Betriebe S.23 Wiener Wärme (Forcierung der Fernwärme, Erdgas und Biomasse für Heizzwecke und der Sonnenenergie für die Warmwasserbereitung, fast vollständiger Heizanlagenaustausch mit Effizienzsteigerung) 2.2 Prioritäten bei der CO2-Reduktion 2.3.1 Prioritäten in den energie- und beschaffungsrelevanten KliP-Handlungsfeldern S.34 Auf Basis derartiger Studien können folgende Maßnahmen als relevant kostengünstig identifiziert werden: Die Regelung (...), Biomasse-Heizanlagen und Selbstbaukollektoren Teil B 4. Wohnen S. 61 Wiener Wärme (im Zeitraum 1995 bis 2010: Fernwärme für zusätzliche 180.000 Wohnungen, Erdgas für zusätzliche 40.000 Wohnungen, Forcierung der Biomasse für Heizzwecke und der Sonnenenergie für die Warmwasserbereitung, fast vollständiger Heizanlagenaustausch mit Effizienzsteigerung) 4.3 Programm „Wiener Wärme“ S.78ff Die Warmwasserbereitung von zusätzlichen 40.000 Wohnungen soll mittels Solarkollektoren unterstützt werden. (...) Die zusätzliche Installation von rund 300.000 m² Solarkollektorfläche (für rund 40.000 Wohnungen, Jahresertrag rund 105 GWh) bis 2010 entspricht im Jahresmittel knapp einer Verdreifachung der in den letzten Jahren in Wien (1996: 7.800 m² , 1997: 8.500 m²) installierten Fläche an Warmwasserkollektoren. Solarkollektoren sollen v.a. dort eingesetzt werden, wo die Warmwasserbereitung nicht auf Basis von Fernwärme erfolgt. Mit dieser Energieträger-Umstellung von kohlenstoffintensiven Energieträgern (Kohle, Heizöl, Elektrizität) auf kohlenstoffarme, -freie oder –neutrale Energieträger (Fernwärme, Erdgas, Biomasse, Solarenergie) ist im Bereich der derzeit bestehenden Wohnungen – unter Nicht-Berücksichtigung der Effekte des Programms „Thermoprofit“, aber .... 4.3.3 Aktionsprogramm und Umsetzungsaktivitäten 4.3.3.2 Anreizsysteme, Förderungspolitik 4.3.3.2.3 Wiener Solarförderung S. 82

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________________________________________________________________ Weitere und verstärkte Förderung von Solaranlagen mit Bindung an (Effizienz-)Kriterien. Durch eine Konzentrierung der Solarförderung v.a. auf nicht mit Fernwärme versorgte Gebiete und Objekte kann die anlagenspezifische Förderhöhe erhöht und somit ein Impuls für einen verstärkten Einsatz dieser Technologie an sinnvollen Standorten gegeben werden. Finanzierung eines „Impulsprogramms Solarenergie“: Ziel ist es, für drei bis vier Jahre ein firmenunabhängiges Beratungsangebot zu etablieren, das v.a. Bauträgern und Planern Hilfestellung bei der Solarplanung im Mehrfamilienhausbereich gibt: Vorträge, Vorplanung, Projektierung, Marketing 4.3.3.3 Magistratsinterner Bereich S.82 Es sollen weiterhin v.a. der Fernwärme und zukünftig auch verstärkt den erneuerbaren Energieträgern (Biomasse, Solarenergie) Vorrang eingeräumt werden. Erdgas soll der bevorzugte Energieträger sein, wenn die Energieversorgung mittels Fernwärme und erneuerbare Energieträger nicht oder zu unvertretbar hohen Kosten bereitgestellt werden kann. Solaranlagenprogramm für Gemeindewohnungen, wenn die Warmwasserbereitung nicht mit Fernwärme erfolgt. Die Wiener Landesregierung ist aufgefordert, binnen eines Jahres eine Machbarkeitsstudie (welche Objekte kommen in welchem Zeitraum in Frage?) zu erarbeiten und ein Umsetzungskonzept zu entwickeln. 4.3.4 Weitere Vorteile S.83 Zusätzliche regionale Wertschöpfung durch Wartung, Verbesserung der Regelung, Solaranlagen, Leitungsdämmung, neue Fernwärmeleitungen etc. 4.4 Programm „Neues Wohnen“ 4.4.1 Ziele S. 85 Durch den Bau von fast 100.000 Neubauwohnungen im Zeitraum 1995 bis 2010 wird die beheizte Wohnnutzfläche um sieben bis acht Mio. m² ansteigen. Durch die weitere sukzessive Senkung des Heizwärmebedarfs (Ziel-Mittelwert bis 2010: 25kWh/m².a), durch die Versorgung des weit überwiegenden Teil der Wohnungen mit Fernwärme (zum geringeren Teil mit Erdgas oder erneuerbaren Energieträgern) und durch die umweltfreundliche Deckung des Warmwasserbedarfs (Fernwärme, Solarenergie etc.) soll eine Minimierung des Anstiegs der Co2-Emissionen um maximal 60.000 Tonnen im Jahr 2010 gegenüber 1995 erreicht werden. 4.4.2 Aktionsprogramm und Umsetzungsaktivitäten 4.4.3.3 Magistratsinterner Bereich S. 87 Es sollen weiterhin v.a. der Fernwärme und zukünftig auch verstärkt den erneuerbaren Energieträgern (Biomasse, Solarenergie) Vorrang eingeräumt werden. Erdgas soll der bevorzugte Energieträger sein, wenn die Energieversorgung mittels Fernwärme und erneuerbare Energieträger nicht oder zu unvertretbar hohen Kosten bereitgestellt werden kann. 5. Betriebe S. 96 Wiener Wärme (Forcierung der Fernwärme, Erdgas und Biomasse für Heizzwecke und der Sonnenenergie für die Warmwasserbereitung, fast vollständiger Heizanlagenaustausch mit Effizienzsteigerung) 5.2 Programm „Wiener Wärme“ 5.2.1 Ziele S.102 Der Einsatz erneuerbarer Energieträger (Biomasse, Solarenergie) soll ausgebaut werden. 5.2.3.2 Anreizsysteme, Förderungspolitik 5.3.3.2.2 Wiener Solarförderung S. 104 Förderung von betrieblichen Solaranlagen mit Bindung an (Effizienz-)Kriterien. Gerade bestimmte betriebliche Sparten weisen einen hohen Warmwasserbedarf auf und sind daher für den wirtschaftlichen Einsatz von Solaranlagen prädestiniert. Deshalb soll mit einem „Impulsprogramm Solarenergie“ ein Beratungsangebot für spezielle Zielgruppen etabliert werden: Vorträge, Hilfestellung bei Solarplanungen, Projektbegleitung, Marketing. 7. Stadtverwaltung 7.1 Programm „Klimaschutz im Magistrat“

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________________________________________________________________ 7.1.3 Aktionsprogramm und Umsetzungsaktivitäten S.199 Solarenergieprogramm für öffentliche Gebäude (Altersheime, Krankenanstalten, Sportstätten, Bäder etc.) vor allem bei nicht fernwärmeunterstützter Warmwasserbereitung. Programm „Bau-Klima“ 7.6.1 Ziele S. 222 Während im Magistrat der Stadt Wien in den letzten Jahren bereits wichtige Weichenstellungen in Bezug auf die energetische Qualität von Bauten und den Einsatz von innovativen Umwelttechnologien (Abwärmerückgewinnung aus Abwasser, Wärmepumpen, Solaranlagen, Brauchwassersysteme) gesetzt (insbesondere durch die Bauträgerwettbewerbe) bzw. vorbereitet wurden und natürlich durch die Programme in den Handlungsfeldern „Wohnen“ und „Bauen“ investiert werden, gibt es im Bereich der Baustoffauswahl nach baubiologischen und bauökologischen Kriterien einen Nachholbedarf. Teil C 8. Energie und CO2 in Wien 8.5 Spezifische CO2 –Reduktionskosten verschiedener Maßnahmen Siehe Graphiken und Tabellen S. 248, 249, 250

Auszug aus der 3. Fortschreibung Wiener Energiekonzept 1996 im Wortlaut [13] Sichere Energie als Dienstleistung: Ressourcenschonung in einem geöffneten Markt Energiekonzept der Stadt Wien 3. Fortschreibung 1. Die Wiener Energiepolitik an der Jahrtausendwende 1.1. Leitlinien und Zielsetzungen S. 11 Einen weiteren Anreiz zum Energiesparen bilden Investitionsförderungen, z.B. von ..... Additiven Energien. ..... Bei additiven Energien wie Sonnen- und Windenergie ist festzuhalten, daß sie derzeit weder konventionelle Heizungen oder Warmwasserbereitungsanlagen noch das Vorhalten konventioneller Kraftwerke ersetzen können und daher zusätzlich installiert werden müssen, woraus sich entsprechende Mehrkosten bei Errichtung und Betrieb ergeben. ... Bei der thermischen Sonnenenergienutzung (Brauchwassererwärmung durch Solarwärme) ist in diesem Zeitraum eine Erhöhung von 22 auf etwa 50 GWh zu erwarten. Quantitative Zielsetzungen der Wiener Energiepolitik S. 15 Erhöhung der thermischen Sonnenenergienutzung (Solarwärme) von 22 GWh (1996) auf 50 GWh (2005) 1.6. Umweltmusterstadt Wien S. 25 .... Einige der wichtigsten Schritte dazu sind die Einrichtung einer Recycling-Abfallbörse, die Errichtung eines stadtökologischen Lehrpfades, die Fortsetzung der Ökologisierung der Landwirtschaft, die Umsetzung hoher Umweltstandards im Regionalausschuß der Europäischen Union, die Unterstützung bei der Gründung und Ansiedlung umweltfreundlicher Unternehmen und die noch intensivere Bereitstellung umweltfreundlicher Fernwärme sowie die Gewinnung von Energie aus Windkraftwerken und Solaranlagen. 2. Energieversorgung in Wien 2.1. Leitlinien und Zielsetzungen S. 27 ... Die in Solar- und Wärmepumpenanlagen genutzte Umweltenergie (Sonnenenergie und Umweltwärme) liegt derzeit noch unter der Prozentmarke. 2.4. Erneuerbare Energieträger S.55-57 Energiedichte und Heizwert: ... So benötigen Energiewandler zur Nutzung der „Erneuerbaren“ große Sammlerflächen, gleichgültig, ob es sich um (thermische oder photovoltaische) Solarzellen oder um

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________________________________________________________________ Windenergiekonverter handelt. Große Wandlersysteme führen zu hohen Investitions-, Flächenbedarfs-, Betriebs- und Wartungskosten. Räumliche und zeitliche unterschiedliche Verfügbarkeit: .. Es ist daher davon auszugehen, daß mit dem Einsatz von additiven Energieformen (wie z.B. der Solarenergie) keine Einsparungen von Installationskosten im Haustechnikbereich im Rahmen der Errichtung von Gebäuden verbunden sind. Vielmehr sind die Errichtungskosten der hierfür notwendigen Anlagen im Normalfall den Baukosten zuzuschlagen. Das derzeit niedrige Energiesparniveau steht darüber hinaus einem Rückfluß der Investitionskosten durch die eingesparten Brennstoffkosten und einer breiten Markteinführung im Wege. Externe Kosten: ... Strategien, welche umweltfreundliche Nutzungsformen, wie eine Fernwärmenutzung aus Kraftwerksabwärme, durch erneuerbare und additive Energieformen, wie solarthermische Anlagen zur Warmwasserbereitung, ersetzen, sind wenig wirksam und sollten aus Kosten- und Effizienzüberlegungen zukünftig weitgehend vermieden werden. ...Im Sinne einer optimierten Ressourcenverteilung sollte bei der Fondfinanzierung für additive Energieträger, den gesamtkostenseitig und globalklimatischen günstigsten Formen, wie solarthermischen Anlagen, der Vorzug gegenüber mindereffektiven Maßnahmen gegeben werden. Ziele: Erhöhung der thermischen Sonnenenergienutzung (Solarwärme) von 22 GWh/a (1996) auf 50GWh/a (bis 2005). ... Unabhängig davon hat die Stadt Wien schon vor Jahren die Wiener Solarförderung geschaffen. Seit Inkrafttreten dieser Förderaktion im Jahre 1992 wurden Fördermittel von über 9,8 Mio. öS ausgeschüttet. Damit konnten bis Ende 1996 rund 302 Solaranlagen in Wien zusätzlich installiert werden. Da die budgetierten Finanzmittel zur Förderung von Solaranlagen nicht voll ausgeschöpft werden, soll ein Teil der noch freien Mittel von derzeit rund 20 Mio. öS künftig auch zur Förderung der Windenergie in Wien verwendet werden. Darüber hinaus soll die in einer repräsentativen Umfrage dokumentierte Bereitschaft der Wienerinnen und Wiener, freiwillig mehr für additive Energieträger zu tun, genützt werden, um zusätzlich Finanzierungsquellen für Investitionsförderungen zu erschließen. Diese Mittel sollen die Errichtung zusätzlicher Solar- und Windkraftanlagen ermöglichen. 2.4.1. Solarenergie S.57 Die Nutzung von Solarenergie kann passiv und aktiv erfolgen. .. Im Gegensatz dazu wird bei aktiven Solarenergienutzungsanlagen die Sonnenenergie direkt über Sammler (thermische oder photovoltaische Kollektoren) aufgefangen und in Warmwasser (Niedertemperaturwärme) oder elektrische Energie umgewandelt. Die Stadt Wien und die Wiener Stadtwerke bekennen sich zu Förderung und sinnvollem Ausbau der additiven Energieträgern, so auch zur forcierten aktiver und passiver Nutzung der Solarenergie. Als wichtigste Beispiele sind das Beratungsangebot von Wien Energie, die NiedrigenergiehausFörderungsrichtlinien der MA 25 und die Wiener Solarförderung für ortsfeste Solaranlagen zur Warmwasserbereitung, zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung sowie zur Stromerzeugung (mit Subventionsbeiträgen von bis zu 30% der Investitionskosten) anzuführen. Im Rahmen der Wiener Solarförderung wurden im Jahre 1996 mehr als 80 solarthermische und photovoltaische Großsysteme und Standardanlagen mit 4,5 Mio. öS unterstützt. Des weiteren wurden in den letzten Jahren sowohl die baurechtliche Genehmigungsverfahren für Solaranlagen wesentlich vereinfacht als auch die Ansuchen zur Wiener Solarförderung äußerst unbürokratisch abgewickelt. Aktive Solarenergienutzung: S.58-60 ... Nicht nur deshalb ist die Wirtschaftlichkeit von additiven Energieformen wie thermischen Solaranlagen und Photovoltaiksystemen nach wie vor unbefriedigend...

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________________________________________________________________ ... selbst kostengünstige solarthermische Anlagen führen (beispielsweise verglichen mit einer neu errichteten Erdgaskesselanlage) zu kumulierten Einsparungen von lediglich 50% der Investitionskosten. Solarthermische Systeme sind jedoch gegenüber allen anderen additiven Energieformen wirtschaftlich noch die attraktivsten. Thermische Solarenergienutzung: Bei solarthermischen Anlagen wird die Sonnenenergie mittels Kollektoren eingefangen und an das Wärmeträgermedium, zumeist ein Glykol-Wasser-Gemisch, abgegeben. In einem Wärmetauscher erfolgt die Übertragung der im Trägermedium gespeicherten Solarenergie an das Warmwasser. Im Sommer liefert die Sonne etwa 90%, in der übrigen Zeit bis zu 30% der für die Warmwasseraufbereitung benötigten Energie. Raumwärmeseitig sind (NiedertemperaturHeizungssysteme vorausgesetzt) mit zumutbaren Aufwendungen solare Deckungsgrade von 20 bis 30% zu erzielen. Eine Ausweitung des Deckungsgrades erfordert den Einsatz von Wärmepumpen. Auch die Wirkungsgrade der Kollektoren konnten in den letzten Jahren stark angehoben werden. Sie sind aber mit bis zu 30% bei Flachkollektoren bzw. 35% bei Vakuumkollektoren im vergleich zu den Wirkungsgraden konventioneller Heizungssysteme (mit beispielsweise über 90% bei modernen Erdgaskesseln) immer noch als relativ niedrig zu bezeichnen. Die laufenden Projekte beispielsweise die Wohnbauvorhaben „Sun City“, „Süßenbrunner Straße/Oberfeldgasse“ und das Niedrigenergiehaus am Handelskai, unterstreichen die rasante Entwicklung von solarthermischen Systemen, welche in den letzten beiden Jahren in Wien eingetreten ist. Auch die teilsolare Versorgung verschiedener Sommerbäder trägt darüber hinausgehende zur Bedarfsreduktion an fossilen Energieträgern. Zur Deckung eines Endenergiebedarfs von etwa 400 GWh/a (entsprechend rund 1% des Energiebedarfs der Stadt Wien) und zur Minderung der lokalen CO2-Emissionen um rund 1% (entsprechend 0,1 Mio. t CO2/a) mittels solarthermischer Anlagen zur Warmwasserbereitung wäre eine Kollektorfläche von etwa 1 km² erforderlich (die Landesfläche von Wien beträgt 415 km²). Dies entspricht einem gesamten Investitionsvolumen (für Anlagen, Bautechnik etc.) von mehr als 5 Mrd. öS. Die spezifische Endenergiereduktionskosten betragen dabei mehr als 1 öS/kWh, die CO2Emissionsreduktionskosten belaufen sich auf mehr als 3 öS/kg CO2. Der forcierte Einsatz von solarthermischen Systemen zählt demzufolge zu den teuersten CO2-Vermeidungsstrategien. Die Substitution von ölbefeuerten Zentralheizungsanlagen durch Fernwärme, ein Produkt der Abwärme aus KWK-Anlagen, verursacht demgegenüber lediglich CO2-Emissionsreduktionskosten von weniger als 0,6 öS/ kg CO2. Die erzielbaren (kumulierten, diskontierten) Einsparungen decken bei solarthermischen Anlagen weniger als 50% der Investitionen ab, so daß mehr als die Hälfte der Kosten mittels Förderungen zu bedecken wären, um wirtschaftliche Voraussetzungen für solarthermische Anlagen sicherzustellen. Eine Untersuchung über technisch-wirtschaftlichen und mietrechtlichen Aspekten des Einsatzes von additiven Energieformen im geförderten Mietwohnungsbau unter besonderer Berücksichtigung der Solarenergie kommt zu folgenden Detailergebnissen: Neben technischen Fragen ist es auch aus rechtlichen Gründen notwendig, die energetische Gesamtversorgung eines Hauses unabhängig von einer additiven Energieversorgung sicherzustellen. Da additive Energieträger, wie z.B. Solar- oder Windenergie, die auf Grund ihrer Witterungsabhängigkeit zeitweise nur marginale Beiträge zur Energieversorgung leisten können, ist die technische Basisinstallation für konventionelle Warmwasser- und/oder Heizungssysteme bei Einsatz additiver Energieformen nicht substituierbar. Die Errichtungskosten für additive Energieversorgungsanlagen müssen also zusätzlich zu jenen für konventionelle Systeme aufgewendet werden. Im Falle einer solaren

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________________________________________________________________ Warmwasserbereitungsanlagen betragen diese Kosten zwischen 60.000 und 120.000 öS pro Wohneinheit (je nach Ausführung und Qualität). Aus der Sicht des Mieters stellt sich jedoch vor allem die Frage der Betriebs- und Instandhaltungskosten. Bei zusätzlicher Verwendung von Solarenergie zur Warmwasserbereitung ergibt sich für die Mieter eines Mehrfamilienhauses ein Energiekosten-Einsparungspotential von rund 400 öS/a. Diesem steht jedoch ein Mehraufwand an Wartungs- und Instandhaltungskosten von rund 3.200 öS/a gegenüber. Insgesamt resultieren aus dem Betrieb einer solaren Warmwasserbereitungsanlage also für den Mieter jährliche Mehrkosten von rund 2.800 öS. Da weder die Errichtungs- noch die Instandhaltungs- und Wartungskosten so veränderbar erscheinen, daß für die Mieter neben dem ökologischen Gesichtspunkt auch ein wirtschaftlicher Vorteil zu lukrieren wäre, würden sich die Kosten beispielsweise für Fernwärme vervielfachen müssen, bevor aus dem Einsatz von Solaranlagen im Wiener Wohnungsbau geringere Belastungen für den Mieter erwachsen. In diesem Lichte ist im Wege eines forcierten Einsatzes von additiven Energieformen weder die Gewährleistung einer kostengünstigen, sozialen Verträglichkeit Energieversorgung zu garantieren noch ein entscheidender Marktdurchbruch alternativer Energieerzeugungsanlagen in den nächsten Jahren zu erwarten – trotz der großzugig bemessenen Förderungen der Errichtungskosten durch die Stadt Wien. Die Wirtschaftlichkeit von solarthermischen Warmwasserbereitungssystemen mit Heizungsunterstützung verschlechtert sich zufolge der überproportional steigenden Speichervolumina und auf Grundlage des beschränkten additiven Wärmeertrages gegenüber solarthermischen Warmwasserbereitungsanlagen. Eine zusätzliche Ausweitung der Kollektorfläche und der Speicherkapazitäten im solaren Raumheizungsfall führ zwar zu einer Erhöhung des solaren Deckungsgrades, jedoch auch zu einem signifikant vergrößerten Investitionsbedarf. Dem energie- und umweltpolitisch wünschenswerten forcierten Einsatz von additiven Energiequellen sind folgende strukturelle Grenzen gesetzt: Wien hat im Gegensatz zu vielen andern Städten und Gemeinden ein ökologisch orientiertes Versorgungssystem – Fernwärme und Erdgas. Der nachträgliche Einbau von Solaranlagen in Altbauten ist mit rechtlichen Schwierigkeiten verbunden, verteuert die Installationskosten überproportional und verschlechtert die Wirtschaftlichkeit in einem Ausmaß , das zukünftige Schwerpunkte vor allem im Wohnungsneubau zu sehen sind. Fernwärme Wien versorgt die überwiegende Anzahl der Wohnungsneubauprojekte. So würde beispielsweise der forcierte Ausbau von Solaranlagen vor allem die umweltfreundliche Energienutzung aus der thermischen Müllverwertung und Kraft-Wärme-Kopplung ersetzen. Die Nutzung von Umweltenergie ist mit zusätzlichen Installationskosten verbunden, denen zum gegenwärtigen Zeitpunkt unzureichende Einsparungen gegenüberstehen. Investitionskostenminimierung Selbstbaumöglichkeiten sind im urbanen Umfeld (mit einem Überwiegenden Anteil an Mehrfamilienhäusern) aus legistischen und strukturellen Gesichtspunkten auch weiterhin von untergeordneter Bedeutung. 3. Rationelle Energieanwendung 3.1. Raumwärmemarkt 3.1.5. Energiekoordinierung S. 83 AKE - Arbeitskreis für die Koordinierung der Energieversorgung ... Nach dem Wärmeanschlußwert gerechnet, entfallen rund 59% aller Empfehlungen aus Fernwärme und 39% auf Erdgas, hingegen nur 0,7% auf (Nacht-)Strom und 0,6% auf sonstige Energieformen (z.B. Heizöl, Wärmepumpen oder Solarenergie). 3.2. Prozeßwärme S. 86 ... Dort, wo keine Fernwärmeversorgung möglich ist, bietet die Warmwasserbereitung einen Einsatzbereich für thermische Sonnenenergienutzung.

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________________________________________________________________ 4. Energie und Umwelt 4.3.1. Raumwärmemarkt S. 111-112 SUN-CITY in Donaufeld ... 50% der Energie für Warmwasser werden durch Sonnenkollektoren, die auf den Dächern der Wohnhausanlage montiert sind, gewonnen. Autofreier Stadtteil in Floridsdorf ... Der autofreie Stadtteil wird nach umfassenden ökologischen Kriterien entwickelt (Niedrigenergiekonzept, Solarenergie, Regenwassernutzung, optimale Lichtausnutzung etc.) 5. Energiedienstleistungen der Stadt Wien 5.1. Wien Energie S. 126 Solarberatung Für allgemeine Solarberatung, für das Bereitstellen von solartechnischem Know-how und für die unbürokratische Abwicklung der Wiener Solarförderung, stehen bei Wienstrom und Wien Energie allen KundInnen spezialisierte BeraterInnen zur Verfügung. Zusätzlich zur Beratung werden auch, der Nachfrage entsprechend, in Solar-Info-Abend gemeinsam mit ausführenden Unternehmen die Einsatzmöglichkeiten von Solar- und Photovoltaikanlagen erklärt und demonstriert. Im Rahmen der österreichweit einheitlichen Energieberater-Ausbildung bietet Wien Energie eine spezielles Solar-Modul an. Erste Wiener Solarschule In Wien 20, Engerthstraße wurde ein für europäische Maßstäbe einzigartiges und bereits international anerkanntes Schulungsprojekt gemeinsam mit dem Berufsförderungsinstitut Wien, der Arbeitsmarktverwaltung, der Firma AEG und Wienstrom durchgeführt. Das Besondere daran ist die spartenübergreifende, modular aufgebaute Solarausbildung. 1994 wurden zum ersten Mal die Europäischen Solarpreise vergeben. In der Kategorie Institutionen ging die 1. Wiener Solarschule aus 471 Mitbewerbern als Sieger hervor. Anhang 4: Literaturverzeichnis S.134 Technisch-wirtschaftliche und mietrechtliche Untersuchung über die Nutzung von alternativen Energieformen im geförderten Mietwohnbau unter besonderer Berücksichtigung der Solarenergie, GWSG und ZI Dr. Fuld, Wien, 1996

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