Newsletter Nr. 17-2010

Pollenallergie, Asthma und Sport Sobald die Tage wieder länger und milder werden, zieht es Groß und Klein hinaus an die frische Luft. Neben Radfahrern, Joggern und Wanderern sind leider auch zahlreiche, Allergie auslösende Pollen unterwegs und verderben Pollenallergikern den Spaß im Freien. Sportler atmen aufgrund der körperlichen Belastung tiefer und häufiger ein, sie sind dadurch der Pollenbelastung besonders stark ausgesetzt. Stellt sich die Frage: Sollen Pollenallergiker überhaupt Sport betreiben?

Sport mit Heuschnupfen und Asthma - ist das gesund? Die Antwort lautet: Ja! Die Zeiten, in denen man Allergikern vom Sport abriet, um ihren Körper nicht unnötig zu belasten, sind vorbei. Auch wenn das oberste Gebot für Pollenallergiker lautet, die kritischen Allergene möglichst zu meiden, muss man deshalb nicht auf Sport verzichten. Fachleute weisen immer wieder darauf hin: Sport ist sehr wichtig für den Kreislauf und das Wohlbefinden. Bewegung hat positive Auswirkungen auf den „Allergie geplagten" Körper.

Sport - der Allergie zum Trotz

Sport regt die Lungentätigkeit an, verbessert die Durchblutung und stärkt das HerzKreislauf-System. Außerdem fördert Sport die Konzentration, stärkt das Immunsystem und beugt Übergewicht sowie Gelenkbeschwerden vor. Eine verbesserte Fitness hilft den Alltag leichter zu meistern. Wer Sport meidet hat zumeist eine schlechte Kondition und ist somit auch weniger belastbar.

Früher wurde den Allergikern zu einem bewegungsarmen Leben geraten, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten. Heute weiß man es besser: Gerade für Menschen mit allergischem Schnupfen und Asthma ist es wichtig, sportlich aktiv zu sein. Bewegung gehört zu einem korrekten Lebensstil, und zwar in jedem Alter. Sportliche Betätigung - sofern regelmäßig und mit Maß

betrieben

-

kann

die

Beschwerden

von

Pollenallergikern

und

Personen

mit

Atemwegserkrankungen vermindern. Häufige, möglichst tägliche, mäßige Bewegung, wie zum Beispiel Wandern, wirkt sogar vorbeugend gegen Bronchialasthma. Häufig befürchten Allergiker eine Verschlimmerung ihrer Beschwerden bei körperlicher Betätigung und meiden daher die Ausübung von Sport. Insbesondere Asthmatiker haben Angst vor einem Asthma-Anfall.

Diese

Bedenken

sind

verständlich,

aber

es

gibt

heute

präventive

und

medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten, so dass niemand mehr auf Sport verzichten muss. Grundsätzlich gilt: Wer bereits weiß, dass er unter bestimmten Bedingungen allergische Reaktionen zeigt, kann dagegen vorgehen, indem er einerseits Allergie auslösende Faktoren verringert bzw. vermeidet und anderseits Medikamente gezielt einsetzt. Eine eventuelle Einschränkung der sportlichen Aktivität hängt von der Schwere einer AstmaErkrankung ab und soll gemeinsam mit dem Facharzt abgeklärt werden. Grundsätzlich gilt: Wird die Erkrankung medikamentös unter Kontrolle gehalten, können auch Asthmatiker, je nach persönlicher Neigung und Möglichkeit, Amateur- und auch Leistungssport betreiben.

Es

leiden

sogar

erstaunlich

viele

Spitzensportler unter Allergien, trotzdem lassen sie sich von ihrer Leidenschaft nicht abbringen. 15 % der italienischen Sportler, die an der Olympiade in Sydney 2000 teilnahmen, sind von Asthma betroffen. Zu den Spitzensportlern, die unter Asthma leiden und trotzdem olympisches Gold erreichten, zählen der Schwimmer Mark Spitz und der Schilangläufer Giorgio di Centa. Ihre Erfolge geben Asthmatikern Mut, nicht auf die Vorteile des Sports zu verzichten. Foto: Giorgio di Centa - Prag 2007 (Petr Novák)

Wenn man sich fachärztlich behandeln lässt, einige Regeln befolgt und die Signale seines Körpers richtig deutet, steht der körperlichen Betätigung nichts im Wege. Man kann die Erkrankung medikamentös unter Kontrolle halten und dabei dem Risiko eines Asthmaanfalles während der sportlichen Betätigung vorbeugen.

Einige praktische Tipps, wie Sie auch als Allergiker regelmäßig Sport betreiben können: Der Pollenallergiker sollte während des Pollenfluges der für ihn kritischen Pflanzen das Training möglichst ins Fitness-Studio oder in die Turnhalle verlegen. Wer sich jedoch nicht auf Indoor-Sport beschränken und z. B. auf seine Fahrradtour nicht verzichten will, dem sei das Tragen einer Brille mit Seitenschutz sowie einer Kopfbedeckung (Schutz vor Pollen in den Haaren) angeraten. Die Brille verhindert, dass die mikroskopisch kleinen Pollen in die Bindehaut der Augen gelangen. Wer Antihistaminika und Antiallergika einnimmt, sollte beim Training im Freien nicht darauf verzichten. Sie schützen auch beim Sport vor allergischen Reaktionen. In manchen Fällen ist es hilfreich, unmittelbar vor dem Sport die entsprechenden Allergiemedikamente einzusetzen (z.B. Nasenspray, Augentropfen, Asthmaspray). Für Asthmatiker ist es außerdem ratsam, immer ein Notfallmedikament beim Training dabei zu haben. Für Allergiker und vor allem Asthmatiker gilt, jede sportliche Betätigung stets mit einer ausreichenden Aufwärmphase (warm up) zu beginnen, bei dem man die Körperleistung langsam steigert. Dadurch werden eine plötzliche Belastung und die Gefahr einer Verengung der Bronchien mit Atemnot (Anstrengungs-Asthma) vermieden. Während der Ausübung von Sport sollte man stets auf eine angemessene Flüssigkeitszufuhr achten. Nach der körperlichen Anstrengung sollte das Auslaufen (cool down) ebenfalls zur Regel gehören. Vorzuziehen

sind

Sportarten,

bei

denen

regelmäßige,

kontinuierliche

Atmung

mit

der

Muskeltätigkeit koordiniert wird (z.B. Schwimmen, Langlaufen) oder die nur kurzzeitig eine intensive

Atmung

Gewichtheben,

Fechten).

Gruppensport, Belastung

Basketball).

bei immer

Ruhepausen verschiedene

erfordern

Ausdauer

dem

Training verbessern.

ist

auch

körperliche

wieder wird

durch wie

z.B.

(Handball,

Flugball,

Laufen

kann

auslösen,

durch

Freies

Anstrengungsasthma regelmäßiges

Geeignet

unterbrochen Ballspiele

(Leichtathletik,

kann

man

aber

Treten

die

Allergie-

Symptome auf kann man beim Joggen jederzeit auf Kräfte sparendes Walken umstellen.

Sportarten auf dem offenen Wasser (Schwimmen, Segeln, Surfen, Rudern) sind empfehlenswert, vor allem regelmäßiges Schwimmen erweist sich bei allergischen Atemwegserkrankungen als vorteilhaft.

Schwimmen

ermöglicht

eine

moderate

körperliche

Belastung

bei

geringem

Polleneintrag, denn in der Halle, aber auch am Meer ist die Pollenbelastung stark vermindert. Außerdem erleichtert die hohe Luftfeuchtigkeit über der Wasseroberfläche das Atmen, das ist vor

allem für Asthmatiker angenehm. Durch die Bewegung im Wasser wird die Atemmuskulatur unterstützt und die Ausdauer trainiert. Durch regelmäßiges Training wird die Atemtiefe erhöht und die

Atemfrequenz

verringert,

die

Lungenfunktion

wird

dauerhaft

verbessert.

Körperliche

Belastungen können somit mit einem geringeren Aufwand an Atemarbeit erbracht werden. Wer als Allergiker regelmäßig schwimmt, hilft einem Anstrengungsasthma vorzubeugen. Außerdem: Schwimmen ist rückenfreundlich und schont Gelenke und Bänder! Gymnastik im Wasser ist weniger anstrengend als an Land und daher gut geeignet für Menschen mit Übergewicht und Gelenksproblemen.

Wintersportarten sind für Pollenallergiker meist ohne Probleme auszuüben. Ab Ende Jänner fliegen in den Haupttallagen (z.B. Etschtal) bereits die ersten Pollen von Hasel, Erle und Zypressengewächsen, in höheren Lagen setzt die Blütezeit der früh blühenden Sträucher und Bäume jedoch wesentlich später ein. Wer auf Erle oder Hasel allergisch reagiert, dem bringt im Februar das Ausweichen in höhere Lagen sicherlich Erleichterung! Vorsicht allerdings bei sehr niedrigen Temperaturen, besonders bei trockener Luft. Bei körperlicher Anstrengung wie z. B. beim Langlaufen kann der Kältereiz Sportlern mit Atemwegsproblemen die Luft abschnüren. Es ist ratsam, Mund und Nase mit einem Schal zu bedecken, um so die Atemluft aufzuwärmen. Patienten

mit

Lungenfunktion

sollten

eingeschränkter ohne

Medikamente

nicht

über

hinaufsteigen.

Asthmatikern

geeignete 2000

wird

m

davon

abgeraten mit Aufstiegsanlagen in kürzester Zeit in große Höhen hinauf zu fahren. Durch die fehlende Akklimatisierung können sich die Bronchien verengen, dies löst in der Folge Atemnot aus.

Bei länger anhaltendem Regen werden Pollen aus der Luft ausgewaschen. Anschließend sind die Bedingungen für sportliche Outdoor-Aktivitäten wie Laufen optimal. Aber Achtung: Dies gilt nicht bei einsetzendem Regen. Pollenkörner werden bei plötzlichen Gewitterregen aufgewirbelt und zerplatzen, dabei werden kleinste Allergenpartikel freigesetzt, und die Allergenkonzentration in der Luft kann kurzzeitig sogar ansteigen! Asthmatikern rät man von Extremsportarten ab, bei denen entsprechende erste Hilfe nicht möglich ist, wie z.B. Tauchen, Segelfliegen oder Fallschirmspringen.

Sportliche

Betätigung

ist

eine

Chance,

um

mit

einer

allergischen

Atemwegserkrankung besser fertig zu werden. Obwohl die Gefahr eines Anstrengungsasthmas besteht, lässt sich durch Vermeidung von körperlicher Bewegung und Sport die Krankheit nicht verhindern, im Gegenteil, sie wird noch verschlimmert.

Weitere Infos: •

Vereinigung Federasma - Veröffentlichung über Asthma und Sport (in italienischer Sprache)

http://www.federasma.org/pubblicazioni_federasma.html •

Schweizerisches Zentrum für Allergie, Haut und Astma

http://www.ahaswiss.ch

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