PLENUM Westlicher Bodensee

PLENUM – Region „Westlicher Bodensee“ PLENUM Westlicher Bodensee Regionalentwicklungskonzept für 2007 – 2011 Vorgelegt von: Modellprojekt Konstanz G...
Author: Maja Keller
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PLENUM – Region „Westlicher Bodensee“

PLENUM Westlicher Bodensee Regionalentwicklungskonzept für 2007 – 2011

Vorgelegt von: Modellprojekt Konstanz GmbH Winterspürer Straße 25 D-78333 Stockach

Projektträger: Landkreis Konstanz Vertreten durch Landrat Frank Hämmerle Benediktinerplatz 1 D-78467 Konstanz

„Wir können die Zukunft weder abwenden noch vorhersagen. Aber wir können Sie gestalten!“ Ervin Laszlo – Präsident des Club of Budapest

Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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Inhaltsverzeichnis 1.

ZUSAMMENFASSUNG............................................................................................ 4

2.

BESCHREIBUNG DER AUSGANGSSITUATION ................................................... 5

1.1.

Aktuelle Gesamtsituation und Bezug zum Bodenseeraum.................................................................. 5

2.1.

Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur ...................................................................................................... 5

2.2.

Regionale Wirtschaft...................................................................................................................................... 6

2.3.

Umwelt und Natur ........................................................................................................................................... 6

3.

ERKENNTNISSE AUS DER ERSTEN FÖRDERPHASE......................................... 7

3.1.

Stärken-Schwächen-Analyse ....................................................................................................................... 8

3.2.

Halbzeitbewertung PLENUM ...................................................................................................................... 13

3.3.

Analyse von Wertschöpfungsketten........................................................................................................ 16

4.

FOLGERUNGEN FÜR DIE ZWEITE FÖRDERPHASE........................................... 17

4.1.

Verstetigung der naturschutzorientierten Regionalentwicklung...................................................... 17

4.2.

Ziele .................................................................................................................................................................. 19

5.

HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN .......................................................... 19

5.1.

Umweltverträgliche Land- und Forstwirtschaft..................................................................................... 20

5.2.

Regionalvermarktung................................................................................................................................... 22

5.3.

Naturschutz und Landschaftspflege........................................................................................................ 24

5.4.

Naturverträglicher Tourismus.................................................................................................................... 26

5.5.

Umweltbildung............................................................................................................................................... 27

5.6.

Erneuerbare Energien.................................................................................................................................. 28

5.7.

Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.............................................................................................. 29

6.

ORGANISATIONSFORM ........................................................................................ 31

6.1.

Projektträger................................................................................................................................................... 31

6.2.

Projektmanagement ..................................................................................................................................... 31

6.3.

Aufsichtsrat .................................................................................................................................................... 31

6.4.

Fachbeirat ....................................................................................................................................................... 31

6.5.

Projekt- und Arbeitsgruppen...................................................................................................................... 32

6.6.

Verein PLENUM Westlicher Bodensee .................................................................................................... 33

7.

KOSTEN- UND FINANZIERUNGSPLAN................................................................ 34

8.

FEDERFÜHRUNG, EVALUIERUNG UND CONTROLLING................................... 35

Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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1.

Zusammenfassung

Mit dem vorliegenden Regionalentwicklungskonzept bewirbt sich der Landkreis Konstanz um eine Fortführung der PLENUM Förderung von 2007 bis 2011. Das Projektgebiet umfasst den Landkreis Konstanz mit einer Fläche von insgesamt 818 km2. Für die Auswahl und Abgrenzung dieses Modellgebietes sind folgende Gründe maßgebend: • • • •

In der Region befinden sich zahlreiche Lebensräume von internationaler Bedeutung. Der Trinkwasserschutz hat im Einzugsgebiet des Bodensees hohe Priorität Die vielseitige landwirtschaftliche Nutzung im Modellgebiet hat noch Zukunftsperspektiven Die Projektstrategie von PLENUM Westlicher Bodensee findet bei den betroffenen kommunalen Gebietskörperschaften (Kommunen, Landkreis) sowie den Institutionen und Verbänden (Naturschutz, Tourismus, Einzelhandel) breite Zustimmung.

PLENUM Westlicher Bodensee hat als naturschutzorientiertes Regionalentwicklungsprojekt in den Jahren 2001 bis 2005 insgesamt über 140 Projekte aus den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus, Natur- und Umweltschutz, Regionale Vermarktung und Umweltbildung initiiert, beraten und gemeinsam mit einem stabilen Netzwerk aus engagierten Projektpartnern umgesetzt. Dabei hat das hauptamtliche Regionalmanagement als „Koordinierungs- und Beratungsstelle“ eine wichtige Rolle gespielt. Zentrales Ziel der Akteure ist die Inwertsetzung des natürlichen und kulturellen Potenzials der Region. Die Basis all dessen ist die Steigerung der Attraktivität der Kulturlandschaft und die Sicherung der natürlichen Ressourcen. Das Projekt soll im Sinne einer naturschutzorientierten Regionalentwicklung kontinuierlich weiterentwickelt und erweitert werden. Im Kern der Entwicklungsstrategie steht die naturschonende Landwirtschaft. Sie besitzt alle Möglichkeiten, um die entscheidenden Impulse für eine nachhaltige und Sektor übergreifende Entwicklung der Region zu geben. Sie erzeugt gesunde Lebensmittel, erhält die ökologischen Funktionen und Arteninventar der Kultur- und Erholungslandschaft, minimiert die Belastungen für die Trinkwasservorräte des Bodensees, fördert den ländlichen Tourismus und nutzt die Potenziale zur nachhaltigen Energieerzeugung. Diese Aufgaben können die Landwirte zukünftig nur wahrnehmen, wenn ihre Leistungen in allen funktionalen Bereichen ausreichend honoriert werden. Aus den zentralen Funktionen der Landwirtschaft am Bodensee leiten sich die zukünftigen Handlungsschwerpunkte des regionalen Entwicklungskonzepts PLENUM Westlicher Bodensee ab. Die bisher zahlreichen Einzelprojekte in den Handlungsfeldern sollen in der zweiten Förderperiode noch stärker sektorübergreifend vernetzt und durch neue Projektansätze ergänzt werden. Zu nennen wären unter anderem folgende Projektideen und –ansätze, die in Zusammenarbeit mit Projektpartnern und Akteuren in der zweiten Förderphase umgesetzt werden sollen: •

Förderung und Verbesserung des Absatzes von regionalen Produkten



Förderung alternativer Einkommensmodelle im Bereich ländlicher Wirtschaftsbeziehungen • Stärkung der Nahversorgung in den Gemeinden unter Berücksichtigung der modellhaften Verknüpfung mit regionalem Produkt- und Dienstleistungsangebot • Aufbau eines kreisweiten Flächenmanagements zur Erhaltung der Kulturlandschaft • Inwertsetzung des touristischen Potenzials der Natura 2000-Kulisse am Westlichen Bodensee Dies soll zu einer breit gefächerten Projektarbeit auch im Sinne der Lokalen Agenda 21 so wie zur Förderung der Regionalentwicklung führen. Die Aufnahme neuer Partner aus den Bereichen Wirtschaft, Handwerk und Handel soll dem umfassenden Regionalentwicklungsansatz von PLENUM Westlicher Bodensee noch stärker gerecht werden. Insbesondere im Handlungsfeld Regionalvermarktung sind weitere Bündelungen und der Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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Ausbau der vernetzenden Strukturen gefordert. Ein wesentlicher Schwerpunkt der zukünftigen Aufgaben der Geschäftsstelle wird in der Moderation und Betreuung von Akteursgruppen und Netzwerken liegen. Viele Vermarktungsprojekte stehen noch am Anfang. Neben ersten unmittelbaren Umsatz- und Arbeitsplatzeffekten sind die Langfristeffekte nicht zu unterschätzen. Wie auch andere Modellprojekte zeigen, müssen regionale Marketingstrategien eher 10 als 5 Jahre durchgehalten werden, bis sie zu selbst tragenden Prozessen führen. Die Wirkungsabschätzung der Projekte und Maßnahmen erfolgt in drei Phasen: Ex-anteEvaluierung, Prozess begleitende Evaluierung und Ex-Post-Evaluierung. Die erzielten Wirkungen sind die Grundlage für die weitere Planung und Steuerung der nachhaltigen Regionalentwicklung. Die Ergebnisse sollen in der Region fest in der gängigen Umwelt- und Landwirtschaftspraxis verankert werden. In der Entwicklung hin zu einem langfristig stärker eigenfinanzierten Regionalmanagement binnen der nächsten fünf Jahre wird eine weitere Aufgabe der Geschäftsstelle - neben der Beratung und Begleitung von Projekten und der Steuerung des Gesamtprozesses – in der Akquise von Fördermitteln liegen. Der Aufbau eines Fördervereins als auch die Chance des Sponsorings sollen dabei ebenfalls genutzt werden. Die Teilfinanzierung der PLENUM Geschäftsstelle über Fördergelder des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg in der zweiten Förderperiode ist eine wichtige Säule in der Umsetzung des Regionalentwicklungskonzeptes. Der Landkreis Konstanz wird eine Komplementärfinanzierung tragen.

2.

Beschreibung der Ausgangssituation

1.1. Aktuelle Gesamtsituation und Bezug zum Bodenseeraum Die PLENUM Region Westlicher Bodensee ist Teil der EUREGIO Bodensee, die für 3,5 Millionen Menschen Siedlungs-, Arbeits-, Erholungs- und Kulturraum bietet. Die stürmische Siedlungsentwicklung und die hohe Bevölkerungsdichte (im Uferbereich >500 Einwohner pro km²), das starke Verkehrsaufkommen, die landwirtschaftlichen Sonderkulturen (Obst, Wein, Gemüse), die Trinkwasserentnahme für 4,5 Millionen Menschen sowie der intensive Tourismus (jährlich über 8 Millionen Übernachtungen) und der Wassersport (rund 55.000 registrierte Boote) zeigen Bedeutung und Wertschätzung des Bodenseeraums. Sie stellen aber auch sehr widersprüchliche Anforderungen an das Ökosystem. Diese Multifunktionalität und die teilweise konkurrierenden Nutzungsansprüche führen dabei zu starken strukturellen und stofflichen Belastungen und gefährden dadurch auf Dauer die Stabilität des Naturhaushalts. Im Mittelpunkt einer nachhaltigen Ressourcennutzung steht der Umgang mit einem Wasservorrat von rund 48,5 km³. Die Sicherung des Trinkwassers durch eine umweltschonende Landwirtschaft und nachhaltige Wirtschaftskreisläufe im Netzwerk von Tourismus, Handwerk sowie Industrie und Handel ist damit die zentrale Herausforderung für die PLENUM Region Westlicher Bodensee. In dieser Teilregion der EUREGIO Bodensee sollen übertragbare Modelle mit Strahlkraft für eine nachhaltige Nutzung des gesamten Natur- und Kulturraumes entwickelt und dann anwendungsorientiert kommuniziert werden. 2.1.

Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur

Das Projektgebiet umfasst eine Gesamtfläche von 818 km2. Die PLENUM Region Westlicher Bodensee hat im vergangenen Jahrhundert eine Bevölkerungszunahme von rund 85.000 im Jahr 1900 auf rund 274.000 im Jahr 2004 erfahren. Die Bevölkerung hat sich damit nahezu verdreifacht. Seit der 90er Jahre hat die Region zusätzlich einen weiteren dynamischen Bevölkerungszuwachs erfahren. Sie nahm allein in den letzten 17 Jahren um über 15 % zu, wobei hier ein wesentlicher Teil auf Zuwanderung von außen beruht. Vorausberechnungen lassen einen Anstieg des Durchschnittsalters weit über dem Landesdurchschnitt erwarten. Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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2.2.

Regionale Wirtschaft

Die PLENUM Region Westlicher Bodensee ist durch eine vielfältige Wirtschaftsstruktur mit einem breiten Branchenmix gekennzeichnet. Sie befindet sich, wie viele andere Regionen auch, mitten in einem Prozess des wirtschaftlichen Strukturwandels. Mit steigender internationaler Konkurrenz sind die traditionellen Industriebranchen einem hohen Anpassungsdruck ausgesetzt. Dennoch gibt es keine Alternative zum Strukturwandel, für den die Region gute Voraussetzungen geschaffen hat, was sich in einer landesweit überdurchschnittlichen Existenzgründerquote widerspiegelt. Im Landkreis Konstanz ist beim Branchenvergleich der Dienstleistungssektor mit einem Anteil an den Beschäftigten von knapp 61 % besonders stark vertreten und liegt deutlich über dem Regionen- und Landeswert. Trotz der Heterogenität der Interessen und Ausrichtungen in den Teilgebieten der Region ist man in diesem Raum stolz auf die gemeinsamen alemannischen Wurzeln und die Attraktivität des Raumes und versteht es, diese Vorzüge gemeinsam zu nutzen. Die Beschäftigtenentwicklung konnte der Bevölkerungsentwicklung weitgehend standhalten. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote ist mit 7,5% (Stand 2004, Quelle: Bundesanstalt für Arbeit) eine der niedrigsten im Bundesvergleich. Eine besondere Rolle spielt, gerade im ländlichen Raum und in den Gemeinden am Bodenseeufer der Tourismusbereich als Arbeitgeber. Im Projektgebiet werden rund 43% der gesamten Fläche land- und etwa 33% forstwirtschaftlich genutzt. Im Landkreis Konstanz gibt es noch insgesamt 1.275 landwirtschaftliche Betriebe (Stand 2005). Der Landkreis Konstanz weist dabei mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 27,6 ha nach wie vor die für Baden-Württemberg typische kleinbetriebliche Struktur auf. Die Zahl der landwirtschaftlichen Haupterwerbs- und der Nebenerwerbsbetriebe ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen. Allein zwischen 1979 und 2003 hat der massive Strukturwandel die Anzahl der Haupterwerbsbetriebe in der Region PLENUM Westlicher Bodensee mehr als halbiert, ebenso die Anzahl der Nebenerwerbsbetriebe (Quelle: Stat. Landesamt, Stuttgart 2003). In der landwirtschaftlichen Nutzung überwiegt Ackerland, dicht gefolgt von Grünlandstandorten. Intensiver Wein- und Obstbau spielt im Landkreis Konstanz keine so bedeutende Rolle wie im angrenzenden Bodenseekreis, lediglich auf 2,7% der landwirtschaftlich genutzten Flächen stehen Reben oder Obstanlagen. Derzeit werden in der PLENUM Region ca. 13% der landwirtschaftlichen Fläche von Öko-Betrieben bewirtschaftet, was ca. 5% über dem Landesdurchschnitt BadenWürttemberg liegt (Quelle: Stat. Landesamt, Stuttgart, 2003). 2.3.

Umwelt und Natur

Landschaft bestimmend sind im westlichen Bodenseegebiet der See mit seinen großflächigen Flachwasserzonen und ausgedehnten Riedgebieten im Überschwemmungsbereich des Sees, die Vulkanlandschaft des Hegaus sowie die eiszeitlich geprägte und überformte Moränen- und Drumlinlandschaft. Aufgrund der ausgedehnten Schilf- und Flachwasserzonen und der markanten Wasserstandsschwankungen zwischen Winter und Sommer ist der Bodensee - ganz speziell der Untersee - ein europaweit wichtiges Brut-, Durchzugs- und Überwinterungsgebiet für viele Vogelarten. Das Winterhalbjahr verbringen am Bodensee rund 250.000 Wasservögel. Für viele zum Teil stark bedrohte Vogelarten wie Kolben-, Tafel-, Reiher- und Schellente ist der Bodensee das wichtigste mitteleuropäische Durchzugs- und Überwinterungsgebiet. Zwölf international bedeutsame Feuchtgebiete liegen am Bodensee, darunter das 757 ha umfassende Wollmatinger Ried. Die Landschaft des Hegau wird von vulkanischen Bergkegeln aus Basalten und Phonolithen geprägt, die aus ihrer Umgebung herausragen. Charakteristisch sind ferner ausgedehnte, artenreiche Halbtrockenrasen und Magerrasen sowie Streuobstbestände.

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Abb. 1:

Verteilung der FFH/Naturschutzgebiets-Kulisse (blau/rot) im Landkreis Konstanz im Vergleich zu den PLENUM Kerngebieten (grün)

Quelle: LfU Karlsruhe und Landratsamt Konstanz, 2005

Im Jahr 2004 waren im Landkreis Konstanz 63 Naturschutz-, 15 Landschaftsschutz- und 108 Wasserschutzgebiete mit einer Fläche von insgesamt über 46 km2 ausgewiesen. Allein der Anteil der Naturschutzgebiete an der Kreisfläche liegt mit über 5% doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt (Quelle: LfU Karlsruhe, 2004). Hierzu zählen hochwertige Schutzgebiete wie die Riede und Flachwasserzonen am Untersee, darunter auch das mit Europadiplom des Europarats ausgezeichnete Wollmatinger Ried. Wie die Abbildung 1 aufzeigt, hat die kleinteilig strukturierte Landschaft eine Vielzahl und Vielfalt von Schutzgebieten bewirkt. Die Natur- und Kulturlandschaft liegen im Landkreis Konstanz eng verzahnt nebeneinander. Eine neue Qualität hat dies durch die Aufnahme weiterer Gebiete der PLENUM Region in das Schutzgebietssystem NATURA 2000 der Europäischen Union (EU) erhalten. Die aufgrund der Vogelschutz-Richtlinie und der Fauna-FloraHabitat-Richtlinie nach Brüssel gemeldeten Gebiete umfassen z.B. nahezu flächendeckend den Bodanrück und die Wasserfläche des Untersees. Die nach EU weit einheitlichen Fachkriterien ausgewählten Gebiete dokumentieren die außerordentlich hohe Lebensraumqualität der Region. Das FFH-Gebiet „Bodanrück und westlicher Bodensee“ gehört mit 14.237 ha zu den größten in Baden-Württemberg. In weiten Teilen deckt sich dieses Gebiet mit den nominierten Vogelschutzgebieten „Untersee des Bodensees“ (5.860 ha) und „Bodanrück“ (6.297 ha). Hier wird es besonderer Anstrengungen bedürfen, die Chancen dieser Auszeichnung zu kommunizieren und anhand konkreter positiver Umsetzungsprojekte zu verdeutlichen, die sich aus den Vorgaben der noch zu erstellenden Pflege- und Entwicklungspläne ergeben. Das Motto „schützen durch nützen“ kann auch in diesem Fall Grundlage einer naturschutzorientierten Entwicklungsperspektive für Mensch und Natur im ländlichen Raum sein.

3.

Erkenntnisse aus der ersten Förderphase

Mit der Umsetzung der ersten Förderphase von 2001 bis 2005 im PLENUM Gebiet Westlicher Bodensee konnten viele Weichen gestellt werden. Wesentlich war vor allem der Dialog mit den regionalen Akteuren aus allen Gruppen der Bevölkerung, mit Vertretern von behördlichen Institutionen, Verbänden, Vereinen und Politik, so wie der Aufbau eines effizienten Regionalmanagements mit aktiver Beteiligung der regionalen Partner aus den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz, Tourismus, Kommunen und Handel. In den letzten 5 Jahren wurden bisher rund 140 Projekte unter intensiver Beteiligung der Bevölkerung aufgebaut und umgesetzt. Die Region setzt dabei auf die freiwillige, aktive Beteiligung der Bürger, um für die Belange des Naturschutzes eine breite Akzeptanz und Konsens zu finden. Vorrangig stammen die Projekte und Maßnahmen aus den Handlungsfeldern „Landwirtschaft“ und „Vermarktung“, sowie „Tourismus“ und „Naturschutz“. Als Grundlage einer Verlängerung der Förderdauer werden die Ergebnisse der Halbzeitbewertung des PLENUM Programms, eine Stärken-Schwächen-Analyse der bisherigen Umsetzung in Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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der Projektphase 1 bezogen auf die Handlungsfelder, so wie Ergebnisse der Analyse von Wertschöpfungsketten am westlichen Bodensee herangezogen. 3.1.

Stärken-Schwächen-Analyse

Bezogen auf die Handlungsfelder Landwirtschaft, Regionalvermarktung, Naturschutz- und Landschaftspflege, Tourismus, Umweltbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation wurden die Mitglieder des Fachbeirates und des Aufsichtsrates zu den Umsetzungsergebnissen in der Projektphase 1 im 3. Quartal 2005 schriftlich befragt. Die Ergebnisse dieser aktuellen Befragung, so wie Ergebnisse aus weiteren Untersuchungen aus den Jahren 2002 und 2003 flossen in die folgende Stärken-Schwächen-Analyse und werden wie folgt zusammengefasst: 3.1.1. Der Naturraum Die Landschaft am westlichen Bodensee ist ein einzigartiger Naturraum von internationaler Bedeutung. Die Region verfügt über zahlreiche Landschaftsstrukturen von hohem ökologischem Wert. International bedeutsame Feuchtgebiete liegen hier z.B. große NATURA-2000 Flächen, Gebiete mit Europadiplom. Zahlreiche Einzelprojekte im Bereich der Landschaftspflege konnten initiiert und umgesetzt werden. Insbesondere wirkten aber viele Naturschutzaspekte integrativ in die Handlungsfelder Landwirtschaft und Tourismus hinein. Der Naturraum am westlichen Bodensee ist durch zahlreiche Nutzungsansprüche stark gefährdet. Das Gebiet stellt einen ökologisch sehr sensiblen Lebensraum dar. Der Eintrag von Schad- und Nährstoffen ist ein hohes Risiko für den Trinkwasserspeicher Bodensee. Siedlungsdruck und Naherholungsfunktion sind weitere Gefährdungsfaktoren. Es fehlen größer angelegte integrative Nutzungskonzepte zur Sicherung der Naturraum- und Landschaftsfunktion. Die geschützten Lebensräume zahlreicher bedrohter Grünlandarten bedürfen weiter extensiver Nutzungszonen in den Randbereichen und Vernetzungsräumen. Dem entgegen stehen zum Teil sehr klein strukturierte Flächen. Derzeit fehlt ein präventives Flächenmanagement, um größere Flächeneinheiten und extensive Beweidungsprojekte aufzubauen. Es droht ein erheblicher und einschneidender Verlust an typischen und wertvollen Landschaftsstrukturen, so wie Tier- und Pflanzenarten. 3.1.2. Regionales Netzwerk Am westlichen Bodensee arbeiten zahlreiche Institutionen für eine nachhaltige Regionalentwicklung. Sie kooperieren erfolgreich mit starken regionalen Partnern aus Wirtschaft und Verwaltung und verfügen über fachliche und regionale Kompetenz. Institutionen und Initiativen: Aufgrund ähnlicher Ziele besteht bereits teilweise ein projektorientierter Austausch zwischen den Akteuren, die sich für die Etablierung einer umweltschonenden Landbewirtschaftung und nachhaltigen Regionalentwicklung in der Bodenseeregion einsetzen. Hierzu zählen u.a. Bauernverbände und AbL, Bio-Verbände, Bodensee-Stiftung und Umweltrat, BUND und NABU, Tourismus Untersee e.V. und AG Hegau, so wie Agenda Gruppen. Partner aus Wirtschaft und Verwaltung: Darüber hinaus sind kleinere und mittlere Betriebe (Landwirtschaft, Gastronomie, Handel und Logistik, Großverbraucher), Interessensverbände, Fachverwaltungen und Kommunen als Kooperationspartner integriert. Ebenso werden Institutionen der regionalen Wirtschaft in die Projektarbeit eingebunden (z.B. IHK, DEHOGA, Handwerksinnungen, Technologiezentrum).

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Abb. 2:

Netzwerk der naturschutzorientierten Regionalentwicklung im Landkreis Konstanz

Quelle: eigen, 2005

Die Akteure der nachhaltigen Regionalentwicklung sind nur teilregional organisiert und unzureichend vernetzt. Es fehlt eine bodenseeweite Strategie zur nachhaltigen Regionalentwicklung. Das bestehende Netzwerk mit den starken Partner ist ausbaufähig, insbesondere in der Wirtschaftsförderung, der Dachmarke Bodenseeland und bei den Steinbeis-Transferstellen. Zu fördern ist die aktive Kommunikation von Erfolgsbeispielen, die eine Ausweitung der positiven Effekte über die Grenzen der Region hinaus erwarten lassen. 3.1.3. Die Landwirtschaft Die Landwirtschaft am westlichen Bodensee produziert eine enorm breite Produktpalette. Der Anteil der umweltschonend und ökologisch wirtschaftenden Bauernhöfe liegt weit über dem Landesdurchschnitt. Die Region ist gekennzeichnet durch eine hochproduktive Erzeugung in den Bereichen Ackerbau, Grünlandwirtschaft, Erwerbsobstbau und Gemüseanbau. Trotz des Strukturwandels ist die Bewirtschaftung der ökologisch wertvollen, aber ökonomisch vielfach minderwertigen Grenzertagsflächen meist noch gesichert. Erneuerbare Energien aus der Land- und Forstwirtschaft spielen im Landkreis Konstanz hinsichtlich des Produktions- und Vermarktungspotenzials eine zentrale Rolle. Der Kreis Konstanz weist im landesweiten Vergleich die größte Biogasproduktion auf. Der Öko-Landbau hat am Bodensee eine lange Tradition. 2004 wurden bereits 13% der LF in der Projektregion von Öko-Betrieben bewirtschaftet (Landesdurchschnitt 2004: ca. 7%). Der Anteil der integriert wirtschaftenden Obst- und Gemüsebaubetriebe liegt bei knapp 90%. Die Pflege und extensive Nutzung der Schutzgebietsflächen durch die Landwirtschaft spielt eine bedeutende Rolle beim Erhalt und Fortbestand dieser Gebiete. Die Landschaftspflege bietet zahlreichen

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landwirtschaftlichen Betrieben ein Zusatzeinkommen. So werden beispielsweise im Landkreis Konstanz rund 600 ha von Landwirten über Pflege- und Extensivierungsverträge gepflegt. Zahlreiche Projekte in diesem Handlungsfeld konnten zunächst auf kleineren Flächeneinheiten erprobt und umgesetzt werden. Das Kooperationsprojekt „Frühstück auf dem Bauernhof“ hat darüber hinaus Image fördernd und öffentlichkeitswirksam die Leistungen der Landwirtschaft dem Verbraucher nahe gebracht. Zur Bewältigung des Strukturwandels fehlen integrierte Nutzungskonzepte speziell für die ökologisch wertvollen Grenzertragsstandorte. Die bisher noch bewirtschafteten Grenz- und Untergrenzfluren fallen zunehmend aus der Nutzung. Es fehlt ein integriertes Gesamtkonzept zur Sicherung der Bewirtschaftung und zur Flankierung des Strukturwandels. 3.1.4. Der Markt und die Marke Große regionale Produktvielfalt Klimatisch begünstigt gibt es in der Projektregion eine große Vielfalt an landwirtschaftlichen Erzeugnissen: Gemüse, Fleisch, Milch, Käse, Obst, Getreide, Wein und Fisch. Hohes innerregionales Absatzpotenzial Die Projektregion erfasst die Verdichtungsachse Singen-Radolfzell-Konstanz sowie die Ergänzungsräume der Bodenseeregion und damit die wesentlichen Aktionsräume der Bevölkerung (Arbeiten, Einkaufen, Naherholung, Kultur) und der Gäste (Tourismuszentren und Gastronomie, Tagungszentren, Reha-Einrichtungen, Kliniken). Damit verfügt das Gebiet über ein hohes innerregionales Absatzpotenzial für regionale und regional-ökologische Lebensmittel. In fast allen Mittel- und Oberzentren haben sich „Bauernmärkte“ erfolgreich entwickelt, die regelmäßig Gelegenheit bieten, frisch und naturnah aus der Region einzukaufen. Im ländlichen Raum hat sich ein dichtes Netzwerk direktvermarktender Betriebe herausgebildet. Über 85 Direktvermarkter sind in der Broschüre „Frisch vom Bauernhof“, mittlerweile in der 3. Auflage erschienen, aufgelistet. Der Bodensee als Marke Aus der „Innensicht“ der hier lebenden Bevölkerung ist die Region durch eine einheitliche und ausgeprägte regionale Identität gekennzeichnet. Aus der „Außensicht“ bildet die gesamt Bodenseeregion eine einheitliche Tourismusdestination. Dies bildet die Grundlage für ein Markenbewusstsein der „Bodenseeregion“ und damit Chancen für eine Stärkung der regionalen Warenkreisläufe. Erste Kooperationen mit Großhandel, Gastronomie, Großküchen und Tourismus behaupten sich erfolgreich am Markt Bei der regionalen Vermarktung regionaler und regional-ökologischer Produkte wurden am Bodensee bereits erste wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Marktsegmenten gesammelt: Der Aufbau der regionalen Marke „Gutes vom See“ hat einen ersten Durchbruch erzielt. Einige Großhändler und regionale Händler des Lebensmitteleinzelhandels haben diese regionalen und regional-ökologischen Produkte in ihrem Sortiment gelistet und profilieren sich damit am Markt (www.gutes-vom-see.de). Teilregional sind intensive Kooperationen zwischen Großküchen, Gastronomie und Landwirtschaft entstanden, die sich für eine Weiterentwicklung der regionalen Ess- und Speisenkultur einsetzen. Touristische Attraktionen bemühen sich verstärkt um ein regionales und regional-ökologisches Verpflegungsangebot (z.B. Insel Mainau, Kurkliniken, Untersee-Genüsse). Zunehmend stellen sich die bäuerlichen Familien auch der Herausforderung des Tourismus als Dienstleister im Bereich „Ferien auf dem Bauernhof“. Zahlreiche Erlebniswege, in denen die Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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Landwirtschaft als Anbieter von Heuhotels oder Besenwirtschaften agiert, erfreuen sich stetig steigender Besucherzahlen. Das von PLENUM geförderte Internetportal www.bodenseebauer.de bündelt das vielseitige Angebot der landwirtschaftlichen Produkte und Dienstleistungen. Fehlende gesamtregionale Vermarktungsinitiativen Die bisherigen Pilotprojekte und Einzelmaßnahmen sind ein erster Schritt. Allerdings ist deren regionale Reichweite meist begrenzt und die Breitenwirkung noch nicht zufriedenstellend. Für eine dauerhaft umweltgerechte Gesamtentwicklung der Region fehlt bislang eine Vernetzung der bestehenden lokalen und teilregionalen Initiativen und Projekte. Die Verwendung und Vermarktung regionaler Rohstoffe in Handel, Handwerk und bei Dienstleistungsangeboten ist bisher nur schwach entwickelt und bedient allenfalls Marktnischen. Unzureichende Werbe- und Kommunikationsstrategien Die Integration der Verbraucher in die regionale Partnerschaft mit Hilfe von Informations- und Kommunikationsstrukturen ist bislang noch nicht ausreichend. Ebenso muß das gemeinsame Markenzeichen „Gutes vom See“ für Produkte mit besonderer Qualität, regionaler Herkunft und naturschutzorientierter Produktion beim Verbraucher durch ein transparentes Sicherungssystem weiterentwickelt und gefestigt werden. Die Möglichkeit, den See als Marke für heimische Lebensmittel zu verwenden, wird bisher nur vereinzelt und noch zu wenig transparent wahrgenommen. Distribution zur Belieferung von Großküchen, Gastronomie und LEH im Aufbau Die Kapazitäten der etablierten Absatzwege wie Direktvermarktung und Naturkosthandel sind zum größten Teil ausgeschöpft. Lebensmittelhandel, Gastronomie und Großküchen sowie touristische Anbieter konnten in der Aufbauphase von „Gutes vom See“ modellhaft als Abnehmer gewonnen werden. Der Marktanteil für regionale und ökologische Lebensmittel im LEH ist, bis auf regionale Ausnahmen, noch gering. Als wesentlicher Hemmfaktor für eine entscheidende Steigerung hat sich hier das Fehlen eines branchenübergreifend integrierten Distributions- und Logistikverbunds erwiesen. 3.1.5. Der Tourismus Der Bodensee ist eine bekannte Tourismusregion. Es existieren vielversprechende Ansätze, die Absatzpotenziale für heimische Produkte im touristischen Bereich zu erschließen und die Landwirtschaft und den ländlichen Raum stärker in die touristischen Angebote zu integrieren. Mit jährlich rund vier Mio. Übernachtungen ist der westliche Bodensee eine der bedeutendsten Tourismusdestinationen. Damit bietet die Region eine international bekannte Plattform, um Verbraucher für die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft, Ernährungsverhalten, Naturschutz und Kulturlandschaft zu sensibilisieren und zusätzliche Absatzmärkte für heimische Produkte zu erschließen. Diesbezüglich bestehen bereits Kooperationen mit Gastronomiebetrieben am Untersee und gemeinsame Projekte der Tourismusverbände (Tourismus Untersee e.V., Arbeitsgemeinschaft Hegau, IBT) am westlichen Bodensee. Darüber hinaus existieren in der Region zahlreiche attraktive Potenziale für die Tourismustrends Radurlaub und Gesundheitsurlaub. Hier ergeben sich weiterhin sinnvolle Verknüpfungsmöglichkeiten und zusätzliche Einkommensquellen für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum. Erfolgreiche Kooperationsprojekte wie „Erlebnisradeln“, „Bodensee-Guides“ und „Naturschutz-Wassersport“ belegen diese Aussage. Der Tourismus und das damit verbundene Verkehrsaufkommen verursachen besonders im Uferbereich starke Belastungen. Trotz der großen Potenziale existiert noch kein nennenswertes touristisches Angebot mit landwirtschaftlichem Profil. Der Hauptteil des touristischen Angebots und die damit verbundenen Belastungen von Natur und Bevölkerung konzentrieren sich auf den unmittelbaren Uferbereich. Das Angebot ist gekennzeichnet durch eine uneinheitliche Struktur und eine starke Saisonalität. Die Stärkung des ländlich geprägten Hinterlands und Tourismusangebote mit landwirtschaftlichem Profil sind noch nicht Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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ausreichend entwickelt. Es mangelt noch an einer gemeinsamen Vermarktungsstruktur und der Vernetzung der einzelnen Angebote. 3.1.6. Die Umweltbildung In der Region arbeiten zahlreiche Institutionen und Initiativen im Bereich der Umweltbildung. Sie verfügen über hohe fachliche Kompetenz. Aufgrund ähnlicher Ziele und Angebote besteht bereits teilweise ein projektorientierter Austausch zwischen den Anbietern von Umweltbildungsmaßnahmen. PLENUM Westlicher Bodensee hat die Entwicklung eines Netzwerks der Umweltbildungsakteure gefördert. Die Gründung eines Vereins steht unmittelbar bevor. Erste Schritte in Richtung eines professionellen Marketings für Umweltbildung sind unternommen ( www.spuersinn-bodensee.net ) Zukünftig muss die Zusammenarbeit der Umweltbildungsakteure noch weiter intensiviert werden. Insbesondere im Bereich des Bildungsmarketings, der koordinierten Zielgruppenansprache und –erschließung so wie in der Qualitätsentwicklung von Umweltbildungsangeboten bestehen noch große Potenziale zur Etablierung der Umweltbildung als weicher Standortfaktor am westlichen Bodensee. 3.1.7. Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation Das Umwelt- und Verbraucherbewusstsein ist besonders hoch. Die Öffentlichkeitsarbeit ist professionell. Die zahlreichen Agenda Initiativen im Landkreis Konstanz sind ein Beleg für das hohe Umweltund Verbraucherbewusstsein der Bevölkerung. Es besteht ein hohes Interesse an den Themen Landwirtschaft, Kulturlandschaft und Naturschutz. Ebenso groß ist die Bereitschaft der Verbraucher, heimische Produkte zu kaufen. Über zahlreiche Pressemeldungen, Funk- und Fernsehbeiträge konnten die Ergebnisse der PLENUM Arbeit kommuniziert werden. Die regelmäßig erscheinenden newsletter, als auch die Internetpräsenz (www.modellprojekt.de, www.plenum-bw.de, www.tafelfreuden-bodensee.net) werden sehr gut angenommen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit der Projektträger und ihrer Partner trägt erheblich zur Bekanntheit der PLENUM Aktivitäten bei (z.B. www.bodenseebauer.de , www.gutes-vom-see.de, www.streuobst-bodensee.de. Die hohe Sensibilität der Bevölkerung für die Belange der „Nachhaltigkeit“ wird nur ungenügend genutzt. Aktive Ansätze zur Verbraucheraufklärung werden vernachlässigt. Es fehlt eine einheitliche regionale Informations- und Kommunikationsstrategie. Bisher werden wichtige Verbrauchergruppen, insbesondere Frauen sowie Kinder und Jugendliche zu wenig bedarfsorientiert angesprochen und informiert. Die Bedürfnisse der Verbraucher nach präventiver Information werden noch zu wenig berücksichtigt. Entsprechend werden die Angebote von den Verbrauchern nur unzureichend wahrgenommen. Die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit den Medien und die Potenziale des Internets für Verbraucherschutz und Information sind noch weitgehend ungenutzt. Es fehlt noch eine in der Region abgestimmte Strategie bei der Informationspolitik und Verbraucheraufklärung. Der Bodensee ist ein internationales Schaufenster der Zukunft. Die Region ist bekannt für ihre innovativen und zukunftsweisenden Projektansätze in der naturschutzorientierten Regionalentwicklung. In den Handlungsfeldern von PLENUM Westlicher Bodensee wurden zahlreiche innovative und vorbildliche Projekte konzipiert und erfolgreich umgesetzt, die überregional, bundesweit und international Beachtung finden. Bei der regionalen Vermarktung heimischer Produkte bestehen in der Region wertvolle Erfahrungen durch Kooperationsprojekte wie „Gutes vom See“. Touristische Attraktionen bemühen sich verstärkt um ein regionales Verpflegungsangebot und eine Bündelung des Angebots.

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Viele Projekte sind punktuell erfolgreich, bleiben aber bisher modellhaft und erzielen noch zu wenig Breitenwirkung. Die zahlreichen PLENUM Projekte sind vielerorts vorbildlich. Allerdings ist deren regionale Reichweite meist begrenzt und die Breitenwirkung nicht zufrieden stellend. Für eine nachhaltige Gesamtentwicklung der Region besteht noch Bedarf an Vernetzung der bestehenden Projekte. Die Mitglieder der Fachgremien wurden abschließend noch zur Effizienz der Umsetzung des PLENUM Förderprogramms befragt. In der folgenden Tabelle wird die Beurteilung wiedergegeben:

Wie bewerten Sie die Effizienz der Zusammenarbeit zwischen den Gremien (Aufsichtsrat, Beirat) und der Geschäftsstelle?

2

7

Inwieweit konnte die Attraktivität der Region erhöht werden?

1

7

4

Inwieweit konnte die Vermarktung regionaler Produkte verbessert werden?

1

4

6

Inwieweit konnte die landschaftliche Eigenart im Projektgebiet gesichert bzw. verbessert werden?

1

5

6

2

6

3

1

mittel

hoch

sehr hoch

4

niedrig

Wie beurteilen sie den Zugewinn, der durch die Zusammenarbeit von Akteuren aus verschiedenen Sektoren (z.B. Naturschutz, Landwirtschaft, Tourismus, Verwaltung, Handel) entstanden ist?

sehr niedrig

Inwieweit konnten die Ergebnisse der Projektarbeit in der Öffentlichkeit dargestellt werden (Medien, Veranstaltungen, etc.)?

sehr hoch

hoch

mittel

Bitte bewerten Sie die Auswirkungen:

niedrig

Ergebnisse aus der Stärken-Schwächen-Befragung Oktober 2005 sehr niedrig

Tabelle 1:

... auf Ebene der PLENUM Region?

1

4

4

3

… auf Ebene der Einzelprojekte?

1

1

8

2

Quelle: eigen

3.2.

Halbzeitbewertung PLENUM

Die LfU Karlsruhe hat Mitte 2004 das Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS) mit der Halbzeitbewertung der drei ersten PLENUM Projektgebiete (Allgäu-Oberschwaben, Westlicher Bodensee, Landkreis Reutlingen) beauftragt. Die Halbzeitbewertung, bei der verschiedene Erhebungen und Auswertungen durchgeführt wurden, ermöglichte eine erste Wirkungsanalyse. Die Halbzeitbewertung gliederte sich in drei Module: • Qualitative Analyse der Umsetzung durch Befragung regionaler Akteure • Erfolgsfaktorenanalyse der Regionalvermarktung • Inzidenzanalyse der sozioökonomischen Effekte Ergebnisse aus der Befragung beteiligter Akteure

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Zur qualitativen Halbzeitbewertung der drei älteren PLENUM Projektgebiete wurden die PLENUM Teams, insgesamt 14 weitere Schlüsselpersonen mündlich und 36 Bürgermeister schriftlich befragt. Bezüglich des Programmverständnisses wurde von den meisten Befragten die PLENUM Ziele als sinnvoll und realistisch beurteilt. Allen Befragten war klar, dass das Programm die allgemeine Entwicklung sowie überlagernde Probleme, etwa die Agrarpolitik in der Landwirtschaft oder der Strukturwandel in den Kommunen, nur begrenzt entgegensteuern kann. Es ist in erster Linie als Katalysator- und Brückenbau-Programm zu verstehen, das andere Förderprogramme ergänzt und vernetzt. Insbesondere die Bürgermeister begrüßten mehrheitlich die PLENUM Strategie der naturschutzorientierten Regionalentwicklung und wünschen deren Fortsetzung. Alle abgefragten PLENUM Handlungsfelder waren den meisten der befragten Bürgermeister wichtig bis sehr wichtig. Für 86% sind Naturschutz und Landschaftspflege, für 78% die Vermarktungsförderung der Produkte so wie für je 72% die Förderung der extensiven Landnutzung, des Tourismus und der Umweltbildung wichtige bis sehr wichtige Aktivitäten. Die befragten Schlüsselpersonen und Bürgermeister waren mit der Umsetzung des Programms ganz überwiegend zufrieden bis sehr zufrieden und nannten konkrete Projekte, die sie für sich als herausragend betrachteten wie z.B. „Gutes vom See“ oder „Bodensee-Guides“. Von den 14 befragten Schlüsselpersonen beurteilten fünf den Beitrag der bisherigen Projekte zur Erreichung der PLENUM Ziele als sehr hoch, neun als hoch. Die Schlüsselpersonen und Bürgermeister machten auch eine Reihe von Vorschlägen zur Weiterentwicklung des PLENUM Programms: mehr Praxis- und Pilotprojekte, Vereinfachung und Beschleunigung des Antragsverfahren. Doch vor allem forderten die Befragten mehrheitlich die Fortsetzung und Ausweitung des Programms so wie die Sicherstellung und Aufstockung der Fördermittel. Die begonnenen Prozesse und Aktivitäten dürfen keineswegs abbrechen. Sie appellierten an die Entscheidungsträger, die Kontinuität des Programms nicht zu gefährden. Erfolgsfaktorenanalyse der Regionalvermarktung Die Regionalvermarktung stellt ein zentrales Handlungsfeld des Programms dar. Dies zeigt sich an der Anzahl der Projekte ebenso wie an den Erwartungen der Akteure. Im Fokus des zweiten Moduls stand die Umsetzung der PLENUM Ziele am Beispiel des Handlungsfelds Regionalvermarktung. Sie ist in besonderer Weise geeignet, Ökologie und Ökonomie zu verbinden und erfordert dazu Synergieeffekte von allen PLENUM Handlungsfeldern. Der Fokus auf die Regionalvermarktung ist deshalb auch dazu geeignet, von diesem Handlungsfeld ausgehend die Arbeit des Regionalmanagements zu beleuchten. Dazu wurde die Arbeit der PLENUM Teams anhand einer Erfolgsfaktoren-Analyse (EFA) das Prozess- und Marketingmanagement analysiert. Das PLENUM Team Westlicher Bodensee konnte in der ersten Förderphase vielfältige und erfolgreiche Projekte und Strategien im Handlungsfeld Regionalvermarktung darstellen. Anhand von zwei ausgewählten Projektbeispielen „Gutes vom See“ und „Urvieh Ferdinand“ wurde die EFA sowohl vom PLENUM Team als auch von so genannten Meinungsbildern durchgeführt. Folgende Erkenntnisse konnten gewonnen werden. Das Team arbeitet in einer landwirtschaftlich heterogenen, in Vermarktungsdingen bereits sehr diversifizierten Region. Die Bedingungen für Regionalvermarktung sind hervorragend. Alle Gelegenheiten, diese zu fördern, werden vom PLENUM Team seit Jahren hervorragend genutzt. Die EFA Prozessfaktoren sind alle überwiegend erfüllt. Das Team tritt sehr kompetent auf. Es blickt bereits auf zahlreiche Projekte zur Öko-, Direkt- und Regionalvermarktung zurück. In der ersten Förderphase sind zwei große, landkreis- und länderübergreifende Projekte zur zentralen Distribution an Gastronomie und Großküchen, so wie an den Lebensmitteleinzelhandel aufgebaut worden, die bei ihrer kombinierten Umsetzung mittelfristig einen Durchbruch in der Regionalvermarktung bringen können.

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Eines davon ist der Verein „Gutes vom See“, ein Zusammenschluss einer Reihe von Erzeugern, Verarbeitern, Logistikern auf der einen Seite, Großküchen, Gastronomen und Handel auf der Abnehmerseite. Das Projekt hatte den Aufbau eines Netzwerkes von Produzenten und Abnehmern zur Steigerung des Absatzes regionaler Produkte zum Gegenstand. Es zielte zunächst auf die Entwicklung einer Infrastruktur zur Belieferung von Großküchen und Gastronomen mit regionalen und ökologischen Lebensmitteln. Zu diesem Zweck wurden regionale Lieferstrukturen untersucht, Erzeuger- und Qualitätskriterien in einem kooperativen Prozess entwickelt. Zwischenzeitlich wurde auch die Entwicklung einer Regionalmarke „Gutes vom See“ so wie der Vertrieb eines Sortiments mit über 70 Produkten über den Edeka Einzelhandel zum Gegenstand des Projekts. Der Verein hat sich innerhalb kurzer Zeit von zwölf Gründungsmitgliedern zu einer Kooperation mit über 40 Mitgliedern entwickelt. Neben der Vereinsgründung im Jahre 2004 und dem ersten Markenauftritt im Frühjahr 2005 steht das groß angelegte Regionalvermarktungsprojekt noch am Anfang. Nach den ersten unmittelbaren Umsatz- und Arbeitsplatzeffekten sind die Langfristeffekte nicht zu unterschätzen. Wie auch andere Modellprojekte zeigen, müssen diese regionale Marketingstrategien eher 10 als 5 Jahre begleitet und durchgehalten werden, bis sie zu selbsttragenden Prozessen führen. Flankiert wurde dieses von PLENUM geförderte Projekt vom INTERREG Projekt Tafelfreuden Bodensee, ein Beratungsnetzwerk für Großküchen und Gastronomen, an dem auch das PLENUM Team Ravensburg beteiligt ist. Dies zeigt erneut die hohe Bedeutung der Synergie verschiedener Programme, mit PLENUM als Basis. Mit dem Rindfleischprojekt „Urvieh Ferdinand“ wurde von PLENUM eine kleine unternehmerische Gruppe aus drei Landwirten und einem Metzger gefördert, die mit hoher Qualität und peppigem Marketing den regionalen Markt erobern wollen. Das Projekt spielt in Bezug auf Offenhaltung der Kulturlandschaft und Schutz durch Nutzung in das Handlungsfeld „Naturschutz“ hinein. Wie die Erfolgsfaktoren-Analyse zeigte, schien das Projekt in seiner Entwicklungsphase 2004/2005 recht gut mit allen Erfolgsfaktoren ausgestattet. Das PLENUM Team sieht seine Aufgabe darin, motivierte Akteure zu unterstützen, welche die PLENUM Erzeugungskriterien einhalten. Bei der Untersuchung der beiden Vermarktungsprojekte wurde deutlich, dass die regionalen Rahmenbedingungen wie Agrarstruktur und Kooperationskultur einen zentralen Einfluß auf die Dimension und Erfolg hat. Die aktive Unterstützung der Politik so wie eine ausgeprägte Innovations- und Kooperationskultur von Verbänden und Unternehmen sind dazu zentrale Erfolgsfaktoren. Bei der Initiierung regionaler Vermarktungsprojekte kommt dem PLENUM Team zentrale Bedeutung zu. Deren Prozess- und Marketingkompetenz sind ganz wichtige Erfolgfaktoren. Langwierige vertrauensvolle Vorarbeiten und Leuchtturmprojekte sind notwendig, bis sich die Akteure zu gemeinsamen Großprojekten und zu einer regionalen Gesamtstrategie zusammenfinden. Die Regionalvermarktung gewinnt dann an Fahrt und ökonomischer Bedeutung, wenn es gelingt, mittelständische Verarbeitungsunternehmen mittel- bis langfristig als Akteure zu gewinnen. Inzidenzanalyse der sozioökonomischen Effekte Die sich bei der vergleichenden regionalen Inzidenzanalyse abzeichnende Tendenz spiegelte sich in den betrachteten Fallbeispielen weitestgehend wieder: die bisher erzielten Effekte liegen für den Untersuchungszeitraum 2001 bis 2003 überwiegend im Bereich der Intensivierung von Kommunikations- und Kooperationsbeziehungen in der Region und in einer damit einhergehenden verstärkten Netzwerkbildung. Dieser Prozess stellt eine wichtige Voraussetzung dar, um eine dauerhafte ökonomische Entwicklung, die naturschutzorientierten Prinzipien folgt, in Gang zu setzen. Dass zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits wirtschaftliche Anfangserfolge sichtbar wurden, die sich in zusätzlichen Einkommensmöglichkeiten und Beschäftigungseffekten ausdrücken, ist besonders positiv zu bewerten. Darüber hinaus ist die bereits erfolgte Stärkung regionaler Wertschöpfungsprozesse, welche sich in der Intensivierung regionaler Einkaufs- und AbsatzbezieRegionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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hungen niederschlägt, hervorzuheben. Auch das breite Spektrum neu angebotener Dienstleistungen, Produkte und Infrastruktur sowie die teilweise beeindruckende Nachfrage danach, zeugt von einem umfassenden Entwicklungsprozess. Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen die Anfangserfolge des PLENUM Programms. Bei den untersuchten Fallbeispielen aus der Anfangsphase des PLENUM Programms waren in Einzelfällen auch Startprobleme zu konstatieren, die im Rahmen der Weiterentwicklung der Projekte behoben werden sollen. Dies wurde u.a. deutlich beim Projekt „Bodensee-Guides“, wo noch eine geeignete Trägerstruktur zur nachhaltigen Etablierung in der Raumschaft aufgebaut werden muß. Diesen Problemen soll im Rahmen des neu eingeführten Projektcontrollings zukünftig mehr Aufmerksamkeit gewidmet und ggf. entgegengewirkt werden. Betrachtet man den Fördergegenstand der Projekte, so ist festzuhalten, dass, neben zwingend erforderlichen Aktivitäten im Bereich Information und Bildung, bereits in vielen Feldern die Grundsteine für sozioökonomische Effekte gelegt wurden. So wurde insbesondere mit der eingerichteten Infrastruktur, etwa Verarbeitungs- oder Verkaufseinrichtungen, sowie den angefertigten Marketing-Konzeptionen die Vorraussetzungen geschaffen, um zukünftig die naturschutzorientierten unternehmerischen Aktivitäten zu verbreitern. Die bisherigen Erfolge lassen erwarten, dass sich die sozioökonomischen Effekte sukzessive verbreitern werden. Die meisten Projekte stehen zwar noch am Anfang, doch nahm die Dynamik wirtschaftlicher Aktivitäten während des Untersuchungszeitraums 2004/2005 noch einmal deutlich zu. Das PLENUM Programm sollte daher weiterhin insbesondere Informations-, Kooperations-, Konzeptions- und Bildungsmaßnahmen fördern, welche die Nutzung anderer Agrar-, Regional- u. Umweltprogramme ermöglichen, vernetzen und ergänzen. 3.3.

Analyse von Wertschöpfungsketten

Im Rahmen von PLENUM Westlicher Bodensee wurden die Professoren Becker und Doluschitz im Frühjahr 2004 mit der Anfertigung einer Analyse der Wertschöpfungsketten zu den für PLENUM relevanten Schwerpunktbereichen Milch und Fleisch, Obst und Gemüse, LEH sowie Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung beauftragt. Gegenstand dieser Untersuchung war die Analyse der regionalen Wertschöpfungsketten, die Ermittlung von Erwartungen an bzw. Erfahrungen mit PLENUM, so wie die Erarbeitung von Empfehlungen. Zur Erreichung dieser Ziele wurden schriftliche Befragungen, Expertengespräche und Workshops durchgeführt sowie sekundärstatistische GIS-Analysen erhoben. Als Ergebnis lassen sich zusammenfassend folgende Empfehlungen formulieren: Förderung und Verbesserung des Absatzes von regionalen Produkten Die regionale Herkunft der Produkte ist den Kunden der Großverbraucher und Metzgereien annähernd genauso wichtig wie die ökologische Erzeugung. Die Verarbeitung und der Absatz von regionalen Milchprodukten kann noch weiter ausgebaut werden. Der Absatz von regionalen Produkten über Metzgereien und LEH könnte beispielsweise über eine Zertifizierung bei einem xprozentigen Einsatz regionaler Produkte gefördert werden. Das Kooperationsprojekt „Gutes vom See“ als Bündeler regionaler Produkte sollte daher und aufgrund seiner großen Bedeutung in seinen Funktionsbereichen erweitert werden. (Weiter-) Entwicklung von Bodensee-Spezialitäten Bisherige Initiativen (Bodensee-Laible, Felchenwochen u.a.) sollen ausgewertet und weiterentwickelt werden. Des weiteren sollte in Abstimmung mit der MBW Initiativen (geschützte geografische Ursprungs- und Herkunftsangaben) mit Produktkern (Bodensee-Felchen, Bodensee-Apfel u.a.) aufgebaut werden. Wichtig hierfür ist eine klare Definition und Abgrenzung, eventuell eine Prämierung regionaler Produkte. Tourismus und Gastronomie könnten dann stärker in dieses Konzept einbezogen werden.

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Aufbau und Etablierung eines Images der Region Bodensee Es liegt bereits eine Reihe Projekte vor, die dazu beigetragen haben, das Image der Region aufzubauen und zu verbessern. Hier sind Vorhaben zu nennen, welche die Erstellung von Broschüren oder die Etablierung von Erlebnispfaden zum Ziel hatten. Es wird empfohlen, zukünftig bei der Förderung von Naturschutzprojekten einen Schwerpunkt in der Kommunikation des Naturschutzes zu den entsprechenden Zielgruppen bzw. der Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des jeweiligen Projektes zu setzen. Auch der bekannte Begriff „Obst vom Bodensee“ sollte noch stärker in das Konzept integriert werden. Der Aufbau eines Images der Region ist eine sehr langfristige Aufgabe. PLENUM kann und sollte mit dazu beitragen, diesem Ziel zu dienen. Ein konkretes Beispiel könnte die Initiierung einer Kampagne für den Bodensee-Apfel sein. Unterstützt durch die Zusammenarbeit mit Tourismus-, Naturschutz- und Kulturorganisationen, dem LEH, der CMA und der MBW. Bezüglich der Umsetzung der Empfehlungen ist es besonders wichtig, die bereits geförderten Projekte diesen Schwerpunkten zuzuordnen und zukünftig systematisch auf erfolgreichen bzw. Erfolg versprechenden Ansätzen aufzubauen. Dabei ist bei vielen Projekten von einem vergleichsweise hohen Grad an Zielkongruenz auszugehen, d.h. dass durch die Förderung Beiträge zu mehreren Zielen geleistet werden.

4.

Folgerungen für die zweite Förderphase

Aus den Erkenntnissen und Erfahrungen der ersten Förderphase ergeben sich noch Entwicklungsmöglichkeiten in einzelnen Handlungsfeldern, als auch in der Vernetzung. Im Rahmen des Regionalen Entwicklungskonzeptes wurden Maßnahmen und Ideen entwickelt und erarbeitet, die in der zweiten Förderphase umgesetzt werden sollen. Im folgenden Kapitel werden zukünftige Maßnahmen und Projekte in den einzelnen Handlungsfeldern vorgestellt. Diese sollen folgende Anforderungen erfüllen: • • • •

große Flächenwirkung, ganzheitlicher Ansatz Verknüpfung mehrerer Handlungsfelder Ergänzung zu bestehenden Angeboten.

Die unterschiedlichen Projektideen und möglichen Maßnahmen wurden entsprechend den Erkenntnissen aus der ersten Förderphase entwickelt, die wir in der zweiten Stufe der Umsetzung als Schwerpunkte vorschlagen. Naturschutz im engeren Sinne, wie er zu den Dienstaufgaben von Regierungspräsidium und unterer Naturschutzbehörde zählt, wird dabei von PLENUM flankierend unterstützt, aber nicht schwerpunktmäßig bearbeitet. Im Rahmen der Entwicklung des Regionalen Entwicklungskonzeptes wurde angeregt, die PLENUM Kulisse auf gewisse Naturräume im westlichen Bodenseekreis auszuweiten. Diese Überlegungen bieten die Chance, erfolgreiche PLENUM Konzepte (z.B. „Gutes vom See“, „Bodenseebauer“, „Frühstück auf dem Bauernhof“, „Lernort Bauernhof“ u.a.) mit relativ geringen Mehraufwendungen auf größerer Fläche anzubieten. Darüber hinaus würde mit der Gebietserweiterung ein wichtiger Absatzmarkt für Vermarktungsprojekte die Kulisse bereichern. Eine naturschutzfachliche Vorprüfung von Seiten der LfU Karlsruhe und dem MELR bezüglich Aufnahme der infrage kommenden Naturräume zur PLENUM Kulisse westlicher Bodensee kam zu einem positiven Ergebnis. Eine Abstimmung mit den politischen Gremien, sowie den Vertretern der Landwirtschaft war aufgrund des engen Zeitrahmens bisher nicht möglich. 4.1.

Verstetigung der naturschutzorientierten Regionalentwicklung

Die Geschäftsstelle hat in den vergangenen fünf Jahren die Zielgruppen aus den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz, Tourismus, Verarbeitung und Handel entsprechend dem Regionalen

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Entwicklungskonzept beraten und unterstützt. Diese Gruppierungen sollen auch zukünftig Leistungen des Regionalmanagements in Anspruch nehmen können. Insbesondere die Zielgruppe der Unternehmen im ländlichen Raum, als auch die Kommunen sollen zukünftig verstärkt in den Fokus genommen werden. Der Schwerpunkt der Arbeit in der Geschäftsstelle soll zukünftig in der sektoralen Vernetzung der Projekte und Maßnahmen erfolgen, um noch stärker Synergien und Ergebnisse in der Fläche zu erzielen. Die Modellprojekt Konstanz GmbH will in Abstimmung mit den Institutionen und Organisationen in der Region langfristig naturschutzorientierte Regionalentwicklung betreiben. Die zweite Förderphase soll dazu genutzt werden, eine Organisationsentwicklung in der Region voranzutreiben und langfristig auf den Bedarf abzustimmen. In der folgenden Tabelle werden das Potenzial und der Bedarf für ein Regionalmanagement dargestellt. Tabelle 2:

Bedarf und Potenzial bei den Zielgruppen für ein Regionalmanagement

Zielgruppe

Bedarf und Potenzial

Aufgaben des Regionalmanagement

Alle Akteure

Bereichsübergreifende Zusammenarbeit, Koordination, Information, Fördermittelakquise

Eine Vernetzungs- und Informationsstelle für sektorenübergreifende Aktivitäten in der Region ist nicht vorhanden. Viele Projekte sind vor dem Hintergrund knapper Finanzen ohne Fördermittel nicht realisierbar. Das Regionalmanagement hilft das geeignete Förderinstrument für das entsprechende Projekt zu finden oder das Projekt nach den Anforderungen des Förderprogramms weiterzuentwickeln

Landwirte, Landfrauen

Zusammenarbeit, Beratung, Kooperationen, Vernetzung

Einen bedeutenden Anteil kann hier zwar das Amt für Landwirtschaft leisten. Im Bereich der Vernetzung mit anderen Sektoren ist das Regionalmanagement unabdingbar.

Kommunen

Zusammenarbeit, Information, Übertragbare Projekte

Das Regionalmanagement unterstützt bei übergeordneten Fragestellungen wie „Offenhaltung der Kulturlandschaft“ und „Nahversorgung“ den Prozess, Unterstützung der Umsetzung durch flankierende Projekte

Landkreis

Öffentlichkeitsarbeit, Image- und Identitätsbildung, Verbraucherinformation

Durch naturschutzorientierte Regionalentwicklung entsteht (über-) regionale Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, Identitätsbildung

Wirtschaftsförderung (kommunal, auf Kreisebene, BodenseeStandort-Marketing)

Zusammenarbeit, Information, Vernetzung, Koordinierung

Hinsichtlich der sektoral übergreifenden Vernetzung von Projekten ist eine zukünftige Zusammenarbeit verstärkt notwendig

Bürger, Interessierte, Gäste

Information, Vermittlung, Wissensweitergabe

Verbraucherinformation im Bereich Regionalentwicklung (Ernährung, Bezug regionaler Lebensmittel, Umweltbildung u.a.), leitet Anfragen ggf. den richtigen Ansprechpartnern in den Sektoren zu.

Handwerks- und Verarbeitungsbetriebe, mittelständische Unternehmen, Gastronomie, Großküchen, Leistungsträger des Tourismus

Zusammenarbeit, Koordination, Information

Enger Austausch und Abstimmung der einzelnen Glieder einer Wertschöpfungskette von der Erzeugung, Verarbeitung bis zur Vermarktung

Handwerkskammer, Innungen, IHK

Information, menarbeit

Zusam-

Hinsichtlich einer funktionierenden Wertschöpfungskette sind ein Informationsaustausch und eine stärkere Zusammenarbeit mit diesen Organisationen unabdingbar.

Verbände (Naturschutz, Tourismus, Landwirtschaft)

Bereichsübergreifende Zusammenarbeit, Koordination, Information, Fördermittelakquise

Sektorenübergreifende Projektarbeit, Ausbau des Netzwerkes, Bündelung von Angeboten, Schaffung neuer Synergien

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Quelle: eigen, 2005

4.2.

Ziele

Das Hauptziel von PLENUM ist die dauerhaft naturschutzorientierte und umweltgerechte Entwicklung der Region Westlicher Bodensee als Natur-, Wirtschafts-, Erholungs- und Kulturraum. Im Mittelpunkt steht die Nutzung und Pflege der Kulturlandschaft am westlichen Bodensee so wie die langfristige Sicherung der Trinkwasserqualität. Es wird ein Gleichgewicht der drei Dimensionen der nachhaltigen Regionalentwicklung angestrebt: Ökologisches Zielbündel:

Schutz und Entwicklung der naturnahen Kulturlandschaft

Wir wollen die natürlichen Ressourcen der Region entlasten und langfristig schützen so wie die naturnahe Kulturlandschaft im Landkreis Konstanz sichern und nach den regionalen Erfordernissen entwickeln. Ökonomisches Zielbündel:

Innovationsdynamik im ländlichen Raum zur Steigerung der regionalen Wertschöpfung

Wir wollen wirtschaftliche Partnerschaften zwischen Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Handwerk und Handel fördern und im Sinne der Regionalentwicklung noch stärker vernetzen. Damit soll die regionale Wertschöpfung nachhaltig gesteigert werden. Sozio-kulturelles Zielbündel: Verbraucherschutz durch regionale Identität Wir wollen die eigenständige und lebendige regionale Identität weiter entwickeln und durch ein starkes regionales und ökologisches Verbraucherbewusstsein zu einem verbesserten Verbraucherschutz beitragen. PLENUM ist ein Naturschutzprojekt. Das heißt, dass alle geförderten Maßnahmen unmittelbar oder mittelbar dem Naturschutz im Projektgebiet dienen und zur Erfüllung der PLENUM Ziele beitragen. Dem ganzheitlichen Ansatz von PLENUM entsprechend, können diese Projekte aus verschiedensten Handlungsbereichen sein. Wichtig dabei sind die Vernetzung der einzelnen Themen und die Bildung von Kooperationen auch als Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Für das Gebiet Westlicher Bodensee wurden expliziert acht Naturschutzziele, fünf nutzungsbezogene Ziele und drei integrative Ziele festgelegt. Diese werden bei der Umsetzung des PLENUM Förderprogramms regelmäßig kommuniziert.

5.

Handlungsfelder und Maßnahmen

Eine naturschonende Landwirtschaft ist die Grundvoraussetzung zur Erhaltung der Multifunktionalität der Kulturlandschaft am westlichen Bodensee. Deshalb steht die Landwirtschaft im Zentrum der Entwicklungsstrategie von PLENUM Westlicher Bodensee. Die heimische Landwirtschaft ist die zentrale Landnutzung für die Umsetzung einer nachhaltigen und Sektor übergreifenden Regionalentwicklung. Sie besitzt alle Möglichkeiten, um die entscheidenden Impulse für eine nachhaltige und Sektor übergreifende Entwicklung der Region zu geben. Sie erzeugt gesunde Lebensmittel, erhält die ökologischen Funktionen der Kultur- und Erholungslandschaft, minimiert die Belastungen für die Trinkwasservorräte des Bodensees, fördert den ländlichen Tourismus und nutzt die Potenziale zur Energieerzeugung. Diese Aufgaben können die Landwirte zukünftig nur wahrnehmen, wenn ihre Leistungen in allen funktionalen Bereichen ausreichend honoriert werden. Aus den zentralen Funktionen der Landwirtschaft am Bodensee leiten sich die zukünftigen Handlungsschwerpunkte des regionalen Entwicklungskonzepts PLENUM Westlicher Bodensee ab:

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Abb. 3:

Naturschutzorientierte Regionalentwicklung integriert Handlungsfelder

Natur- und Umweltverträgliche Landund Forstwirtschaft Regionale Vermarktung Nachhaltige Erneuerbare Energien

Wir vernetzen Naturschutz und Landschaftspflege

Naturverträglicher Tourismus Umweltbildung

Quelle: eigen, 2005

5.1.

Natur- und umweltverträgliche Land- und Forstwirtschaft

Die landwirtschaftlichen Betriebe sehen sich stärker denn je einem erheblichen Anpassungsdruck ausgesetzt in den Dimensionen der Betriebswirtschaft, der umweltgerechten Organisation ihrer Produktion und den Erwartungen der Bevölkerung an Verbrauchersicherheit und Transparenz. Trotz des Strukturwandels ist die Bewirtschaftung der ökologisch hochwertigen, aber ökonomisch oft grenzwertigen Flächen im Kreis zur Zeit noch weitgehend gesichert. Durch die Initiierung und Vernetzung mehrerer extensiver Beweidungsprojekte wurden übertragbare Modelleinheiten geschaffen. Bei der Förderung des Streuobstanbaus konnten wesentliche Impulse für eine stärker auch betriebswirtschaftlich sinnvolle Bewirtschaftung gesetzt werden. Im Streuobst konnten Ansätze auf verschiedenen Ebenen realisiert werden, die dazu beitragen, Bewusstsein, Naturschutz und Vermarktung positiv zu verbinden. Entwicklungsziele Eine weitgehend flächendeckende Bewirtschaftung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Erhaltung des Landschaftsbildes im PLENUM Gebiet. Von besonderer Bedeutung im Hinblick auf den Arten- u. Biotopschutz sind extensive Nutzungsformen. Insbesondere diese Nutzungsformen erfüllen PLENUM Ziele und sind ein Schwerpunkt der Arbeit des PLENUM Teams in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren im Netzwerk. PLENUM kann hier durch seinen integrierten Ansatz in Ergänzung der bestehenden Förderkulissen im Rahmen der Landwirtschaftsverwaltung zur Vernetzung von Nutzungsinteressen beitragen und so die Flächenbewirtschaftung nach PLENUM Erzeugungskriterien ausweiten. • Erhaltung eines flächendeckenden Netzes landwirtschaftlicher Betriebe und Förderung alternativer Einkommensmodelle Wichtig als Voraussetzung zur Umsetzung der PLENUM Ziele ist die Erhaltung eines weitgehend flächendeckenden Netzes landwirtschaftlicher Betriebe, welche sich an der Offenhaltung der Kulturlandschaft und der Landschaftspflege beteiligen. Für die regionalen Produkte gilt es weitere Absatzwege zu schaffen, bzw. die schon vorhandenen so zu gestalten, dass mehr Wertschöpfung in der Region gebunden wird. Die nach PLENUM Kriterien erzeugten Produkte sollen sich auch durch einen besseren Austausch der Landwirte untereinander – ergänzen. Die Betriebe

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können dann über eine breitere Produktpalette in Ihrer Ab-Hofvermarktung zu mehr Wertschöpfung in der Region beitragen. • Lokale Nutzungs- und Verwertungskonzepte für Biomasse aus der Landschaftspflege Mit Landwirten im Umfeld großer Schutzgebiete oder in Gemeinden mit rasant aus der landwirtschaftlichen Nutzung fallenden Flächen, die nicht in forstliche Nutzung umgewandelt werden sollen, müssen lokale Nutzungs- und Verwertungskonzeptionen erarbeitet werden. Diese können Maßnahmen umfassen, wie einzel- und überbetriebliche Lösungen für Streuverwertung (bestimmte Aufstallungsformen, Kompostierung, Verwertung in Biogasanlagen), Einsatz von Robustrinderrasen oder Altersgruppen zur Futterverwertung von Feuchtwiesen bis zur Bewerbung und Vermarktung von Produkten. Wichtigster Grundsatz dabei ist die Einbindung der lokalen Landwirte von der Zielformulierung bis zur Umsetzung. • Förderung von Gemeinschaftsaktionen Im Bereich Landschaftspflege und extensive Nutzung kann mit Zusammenschlüssen zwischen Landwirten ein für den Einzelbetrieb nicht leistbarer Einsatz erbracht werden (z.B. Weidegemeinschaft für ökologisch wertvolle Hangweiden oder Niedermoorstandorte, überbetrieblicher Einsatz von Maschinen und Austausch von Fachwissen z.B. im Bereich Feuchtgebietspflege). Hier gilt es durch Beratung und Information über Erfolgsbeispiele Partner zu gewinnen, die mit ihren Erfahrungen Kollegen überzeugen und Kooperationen erfolgreich umsetzen können. • Sicherung und Entwicklung der Kulturlandschaftspflege durch Weiterbildung Schaffung eines festen Angebotes zur Weiterbildung von Landwirten im Bereich Landschaftspflege. Einrichtung von Schulungsangeboten mit Qualifikation für Berufschulabgänger, JungLandwirte und Umsteller von Haupt- auf Nebenerwerb in Kooperation mit bestehenden Bildungsträgern. Ergänzt werden soll dies durch ein allgemeines Informationsangebot, z. B. an regionalen „Pflegetagen“. • Entwicklung und Umsetzung innovativer und integrierter Nutzungskonzepte für ökologisch wertvolle Teilräume Der fortschreitende Strukturwandel erzeugt zunehmend frei werdende Flächen. Vorrangflächen werden zur Zeit meist noch auf dem Pachtmarkt untergebracht. Grenzfluren, die sich durch ökologische Vielfalt auszeichnen, haben aber einen geringen Marktwert und drohen aus der Nutzung zu fallen. Das Auffangen der frei werdenden Flächen durch die verbleibenden Betriebe ist zukünftig oft nicht mehr gewährleistet. Ein erster Schritt in Richtung eines innovativen und integrierten Nutzungskonzepts sind speziell auf die örtlichen Erfordernisse zugeschnittene Maßnahmen, die vor Ort gemeinsam von Gebietskörperschaften, den Landwirten, dem Naturschutz und Tourismus entwickelt und umgesetzt werden. Modellhaft soll dazu in zwei Modellgemeinden im Landkreis Konstanz 2007-2009 ein integriertes Flächenmanagement entwickelt werden (Auswahl über einen kreisweiten Wettbewerb). Folgende Aufgaben und Schritte sind vorzunehmen: – – – – – –

Erhebung und Auswertung von Grundlagen zur Landnutzung Darstellung von Nutzungsalternativen Moderation der zu bildenden integrativen Arbeitsgruppe Moderation der lokalen Arbeitskreise Begleitung der Umsetzungsschritte Transparenz der angestrebten Ziele und Maßnahmen für den Bürger herstellen

Eine Übertragung auf weitere Kommunen im Landkreis Konstanz noch während der Projektlaufzeit wird angestrebt.

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Das wollen wir erreichen - Beispiele für zukünftige Maßnahmen • Etablierung extensiver Nutzungsformen -

Entwicklung von großflächigen Beweidungsprojekten (z.B. Mutterkuh- und Schafhaltung) Aufbau nachhaltiger Verwertungsmodelle für Streumaterial und Mähgut Unterstützung der Einführung von naturschutzorientierten Waldbewirtschaftungssystemen Verzicht auf GVO in Saatgut und Futtermitteln Konzentration extensiver Nutzungsformen in für den Naturschutz wertvollen Gebieten (NATURA 2000)

• Produkterweiterung -

Ergänzung des Nutzungsspektrums durch extensive Ziegen- u. Schafhaltung Anbau von Kräutern, Trockenblumen, alten Kultursorten im Gemüsebereich in naturverträglicher Produktion Heuvermarktung z.B. für Gesundheitsbereich (Heubaden), Haustierhaltung, Weiterentwicklung von naturschutzorientierten Agroforstsystemen und deren Erzeugnissen

• Dienstleistungen im landwirtschaftlichen Betrieb -

Ausweitung von „Frühstück auf dem Bauernhof“ Hofführungen, z.B. auch Projekttage für Schulklassen und Kindertagesstätten Erweiterung des Direktverkaufs und Kooperationen mit regionalen Distributoren Innovationen in der Verarbeitung und Veredelung naturverträglicher Produkte Innovative Verpflegungsangebote für Feriengäste (regionaler Ferien-Kühlschrank) Erweiterung und Koordinierung von innovativen Angeboten im Agrotourismus sowie Formulierung integrierter Angebotspakete.

• Dienstleistungen außerhalb des landwirtschaftlichen Betriebes -

Biotop-, Hecken- und Baumpflege Erweiterung des landwirtschaftlichen Dienstleistungsspektrums in der Landschaftspflege Integration von kommunalen und landwirtschaftlichen Verwertungsanlagen für Grünschnitt und Bioabfall (z.B. übergebietliche Biogasanlagen).

Unterstützende Leistungen durch PLENUM • • • • • • • •

Beratung und Koordinierung der Projekte Durchführung von Seminaren, Schulungen Bildung von Arbeitskreisen, Vernetzung der Aktivitäten Begleitung von Marketingstudien und betriebswirtschaftlichen Berechnungen Ausarbeitung von Informationsmaterial Kontakte zu öffentlichen Stellen Zusammenarbeit mit anderen PLENUM Regionen und weiteren Landes- und Bundesinstitutionen Zusammenführung der verschiedenen Aktionen im Landkreis mit der gleichen Zielsetzung.

5.2.

Regionalvermarktung

Die Angebotsvielfalt der Bodenseeregion, gekoppelt mit den PLENUM Erzeugungskriterien, findet sich noch zu wenig als klar identifizierbares Produkt für den Verbraucher in der breiten Fläche der Lebensmittelvermarktung über die unterschiedlichen Distributionswege wieder. Mit branchenübergreifenden Kooperationen wie dem Verein „Gutes vom See“ konnten hier erste Schritte einer regionalen Dachmarke auf der Grundlage von PLENUM geschaffen werden.

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Entwicklungsziele Die bestehenden Ansätze bedürfen einer intensiven Ausbauphase, um Wirkung in der Fläche, der regionalen Wertschöpfungsbilanz und im Regionalbewusstsein breiter Bevölkerungsschichten zu hinterlassen. Der Mehrwert einer regionalbasierten Vermarktungsstruktur muss noch prägnanter herausgearbeitet und auf vielfältigen Wegen kommuniziert werden. Hierzu gilt es, gerade auf Seiten des Lebensmittelhandwerks, innovative Produktideen zu fördern und den weiteren Entwicklungsprozess einer regionalen Eß- und Speisenkultur zu unterstützen. PLENUM Erzeugungskriterien beinhalten den kompletten Verzicht von GVO bei Saatgut und Futtermitteln. Den Zusatz „Gentechnikfrei“ bei regionalen Produkten könnte als zukünftige Marktchance für die heimische Landwirtschaft betrachtet werden. • Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe - Erreichung eines Anteils für regionale und naturverträgliche Produkte in Höhe von 10% des jeweiligen Gesamtumsatzes/Unternehmen im selbständigen Lebensmitteleinzelhandel der Region - Erhöhung des Anteils von naturverträglichen und ökologischen Produkten am Wareneinsatz in den Großverbrauchereinrichtungen des Projektgebiets - Etablierung des Beratungszentrums „Tafelfreuden Bodensee“ als Anlaufstelle für Großküchen und Gastronomie (Beratung in Bezug auf den Einsatz regionaler und regionalökologischer Lebensmittel, Logistik, Service, Kalkulation, Verbraucheraufklärung, Öffentlichkeitsarbeit u.a.) - Aufbau weiterer Produktions- und Verarbeitungsketten (z.B. Milch und Molkereiprodukte) zur Ergänzung und Abrundung des bisherigen Angebots - Erschließung weiterer Absatzkanäle für naturverträgliche regionale und ökologische Produkte im Food- und Non-Food-Bereich, speziell im Tourismus - Integration von Nahversorgungskonzepten mit regionalem Produkt- und Dienstleistungsprofil im ländlichen Raum. Umsetzung unter Beteiligung regionaler Partner in zwei Modellgemeinden des Landkreises. • Stärkung des Regionalbewusstseins - Steigerung der Wertschätzung bei den Konsumenten für Produkte und Dienstleistungen aus der Region als Mittel zur nachhaltigen Sicherung und Entwicklung der Kulturlandschaft am westlichen Bodensee - Verbesserung der Beratung und Information über die naturverträgliche und regionalökologische Produktpalette (Bezugsquellen, Ökobilanz, Qualitäten, Aktionen). Das wollen wir erreichen - Beispiele für zukünftige Maßnahmen • regionale Wirtschaftskreisläufe - Stärkung der Nahversorgung mit naturverträglichen Produkten in den ländlichen Gemeinden mit innovativen Trägerkonzepten - Modellhafte Verknüpfung von Nahversorgungskonzepten mit regionalem Produkt- und Dienstleistungsangebot - Etablierung der Regionalmarke „Gutes vom See“ und Entwicklung einer gemeinsamen Logistikstruktur - Einrichtung weiterer Verkaufsstellen für naturverträgliche, regionale (Bio-) Produkte - Intensivierung des Einsatzes regionaler Produkte im Bereich Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie - Maßnahmen zur Intensivierung der Kooperation zwischen den Erzeuger-, Handels- und Abnehmerstufen und damit Verbesserung der Verfügbarkeit regionaler Produkte. • Diversifikation des Angebotspektrums - Förderung von Produktinnovationen (z.B. „Gentechnikfreie Produkte“) Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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-

Aufbau einer Vermarktungsinitiative für naturverträgliche Milch und Molkereiprodukte in der Region Vernetzung der verschiedenen Dienstleistungsbereiche Unterstützung von Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelhandwerk.

• Stärkung der regionalen Identität - Regionale Produkt- und Dienstleistungswettbewerbe und Prämierungen (z.B. RegioSchmecker im Landkreis Konstanz) - Koordination von Erlebnisangeboten für die Vielfalt der regionalen Produktpalette (Exkursionen, Incentives, u.a.). Unterstützende Leistungen durch PLENUM • Ausarbeitung von Informationsmaterial • Kontinuierliche Kooperation im Bereich „Verbraucherinformation“ mit den regionalen Medien und weiteren Info-Partnern • Durchführung von Seminaren und Schulungen für Multiplikatoren • Bildung von Arbeitskreisen, Bündelung und Vernetzung der Aktivitäten im Landkreis • Begleitung von Marketingstudien und betriebswirtschaftlichen Berechnungen in Kooperation mit regionalen Kompetenzzentren wie der Steinbeis-Transferstelle für Vertriebsoptimierung • Zusammenführung von interessierten Kooperationspartnern (Partner-Börse) • Sicherung der Nahversorgung mit naturverträglichen Produkten durch ein gezieltes Beratungsangebot für Kommunen 5.3.

Naturschutz und Landschaftspflege

Insgesamt sind im Projektgebiet über 5% der Kreisfläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dieser hohe Anteil zeigt, dass Natur und Landschaft des westlichen Bodenseegebietes eine besondere ökologische Wertstellung in Baden-Württemberg haben. Weitere 216 km2, das sind rund 26 % der Landkreisfläche, sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Ein weiterer Flächenschutz erfolgt auch durch die Ausweisung von flächenhaften Naturdenkmalen (Kleinere Wasserflächen, Moore, Streuwiesen, Röhrichte, etc.) und durch die Wasserschutzgebiete, flankiert durch die Bestimmungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Im Landkreis existieren 68 flächenhafte Naturdenkmale mit Flächengrößen zwischen 1 ha und 5 ha. Außerdem besteht ein hoher Anteil von NATURA 2000–Gebieten. Die staatliche Naturschutzverwaltung (Landkreis Konstanz, Regierungspräsidium Freiburg) legt schon seit langem einen besonderen Schwerpunkt auf die Sicherung und Erhaltung dieser landes- und europaweit bedeutsamen Schutzgebiete. Sie führt auch die Koordinierung, Beauftragung und gesamte Finanzierung der erforderlichen Landschaftspflegemaßnahmen durch. Seit etwa 25 Jahren widmen sich im Landkreis Konstanz auch die Naturschutzverbände NABU und BUND in staatlichem Auftrag der Betreuung und Pflege von Naturschutzgebieten auf rund 2.800 ha. Außerdem sind diese Organisationen Träger der drei Naturschutzzentren Möggingen, Mettnau und Wollmatinger Ried. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur naturschutzorientierten Regionalentwicklung im Sinne von PLENUM. Bei den landschaftsprägenden Streuobstbeständen konnten Ansätze auf verschiedenen Ebenen realisiert werden, die dazu beitragen, Bewusstsein, Naturschutz und Vermarktung positiv zu verbinden. Gleichzeitig ist der Bestand von biologisch wertvollen Streuobstbäumen im Landkreis durch eine Vielzahl von Einflussfaktoren massiv bedroht. Abbildung 4 zeigt die allein in 2005 aufgrund von Feuerbrandbefall im Landkreis vorgenommenen Rodungen.

Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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Abb. 4:

Rodungen von Streuobst aufgrund von Feuerbranderkrankungen in 2005

Quelle: Landratsamt Konstanz / Landwirtschaftsamt Stockach, 2005

Hier gilt es weiter an einer integrierten Strategie unter Beteiligung breiter Akteursgruppen zu arbeiten, welche die verschiedenen Zielfelder der Einzelinteressen mit dem Gemeinwohl einer vielfältigen Kulturlandschaft verbindet. Im Rahmen des Naturschutzprojektes „Biotopverbund Bodensee“ wird eine intensive Zusammenarbeit mit der Heinz Sielmann-Stiftung angestrebt. Im Rahmen ihres Masterplans 2005 wurden bereits erste Renaturierungsmaßnahmen im Billafinger Tal (Billafinger Weiher, Weiherumfeld) umgesetzt. Für 2007 werden nach Rücksprache mit Prof. Dr. Berthold, Leiter der Lenkungsgruppe, Projekte am Randen (Westliches Hegau) geplant. Folgende Maßnahmen mit einem hohen Deckungsgrad an PLENUM Zielsetzungen sind vorgesehen: • • •

Entwicklung von Modellen für künftige Bewirtschaftungsformen von Extensivflächen unter Einbeziehung der Landwirtschaft Neuschaffung von Ökozellen, Vernetzung von Nachbarbiotopen Begleitende Öffentlichkeitsarbeit

Entwicklungsziele • • • • •

Erhalt und Entwicklung von natürlichen und naturnahen Lebensräumen und deren spezifischen Tier- und Pflanzenarten Sicherung und naturnahe Entwicklung besonderer standörtlicher Bedingungen wie z.B. Feuchtgrünland, Trockenstandorte, Magerrasen u.a. Erhalt und Förderung der landschaftsprägenden Streuobstwiesen Sicherung und Entwicklung der Flachwasserbereiche des Bodensees und der naturnahen Uferabschnitte sowie Sicherung der wichtigsten Vogelrastplätze Unterstützung von Kommunen, Naturschutzverwaltung und -verbänden bei Förderung, Entwicklung und Betreuung von Natura 2000 – Gebieten in enger Abstimmung mit de zuständigen Fachbehörden

Das wollen wir erreichen - Beispiele für zukünftige Maßnahmen • • • • • •

Umsetzung innovativer und integrierter Nutzungskonzepte für ökologisch wertvolle Teilräume Aufbau eines kreisweiten Flächenmanagements zur Offenhaltung der Kulturlandschaft regionale Nutzung- und Verwertungskonzepte für Streugut und Mähgut unter Einbeziehung der Landwirtschaft Gemeinschaftsaktionen von Landwirten, Bürgern, Schulklassen und Agenda-Gruppen zur Landschaftspflege Aufbau eines Kompetenznetzwerks zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Insektenpopulationen, Fauna und Flora durch Integration von Nutzungsinteressen verschiedener Gruppierungen (z.B. von Landwirten, Imkern und Jägern) Förderung von Hof- und Biotopvernetzungen (als Fortführung des Wettbewerbs Naturschutzleistungen in der Landwirtschaft)

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• •

Sortenerhaltung (Sortenprogramm für Obst, Kulturpflanzensorten des Acker- und Gemüsebaus) von landschaftsprägenden Sorten und für naturverträgliche Regionalvermarktung Integration und Vernetzung von Naturschutzaspekten in allen Handlungsfeldern

unterstützende Leistungen durch PLENUM • • • •

Koordinierung von Projekten Durchführung und Organisation von Seminaren, Fortbildungen, Exkursionen, Arbeitskreisen Vermittlung von Kontakten zu öffentlichen Stellen, Institutionen, Verbänden Information und Beratung zu Förderprogrammen

5.4.

Naturverträglicher Tourismus

Der Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region Westlicher Bodensee. Er bringt Einkommen und Steuereinnahmen, schafft Arbeitsplätze, ist ein wichtiger Standortfaktor und wirkt sich auch auf andere Branchen belebend aus. PLENUM will in der Region einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung und Entwicklung der Umwelt leisten. Dies bedingt ein starkes Engagement naturschutzorientierter Regionalentwicklung im Bereich touristischer Besucherlenkung und aktiver Angebotsgestaltung. Entwicklungsziele Gemeinden, Landwirte und Naturschutzverbände schaffen mit dem Erhalt der Naturschönheiten ein attraktives Angebot für Einheimische und Gäste. Um die Kultur- und Urlaubslandschaft weiter zu entwickeln und dadurch die Erwartungen der Gäste erfüllen zu können, bedarf es qualitativ hochwertiger Tourismusangebote. PLENUM bietet dazu gute Voraussetzungen, Angebote im Bereich des naturverträglichen Tourismus aufzubauen. Einerseits bildet der touristische Sektor mit seiner Vielzahl an Verarbeitungs- und Dienstleistungsbetrieben einen enormen Absatzmarkt speziell für naturverträgliche, so wie regional und ökologisch hergestellte Produkte. Die Verbindung von Saisonalität mit regionaler Herkunft vermittelt dem Gast ein authentisches Urlaubserlebnis und bringt die „Aromen der Region auf den Teller“. Diesen Trend gilt es zu nutzen und hier, gemeinsam mit Touristikern und landwirtschaftlichen Betrieben, entsprechende Angebote zu formulieren. Diese erfüllen die Sehnsucht des Kunden nach einer intakten Urlaubslandschaft in ganzheitlicher Hinsicht. PLENUM bietet durch seinen integrierten Ansatz die Chance, Partner aus den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus an einen Tisch zu bringen. Gemeinsam werden Projekte entwickelt, die wirtschaftliche Ziele mit Naturschutzzielen verbinden und so dem Motto „Schutz durch naturverträgliche Nutzung“ gerecht werden. Gleichzeitig bieten sich durch interdisziplinäre Angebote für klassischen Tourismus und Naherholung hervorragende Möglichkeiten zur erlebnisorientierten Umweltbildung, die so genussreich und innovativ aufbereitet und regional verankert wird. In den letzten Jahren konnten bereits zahlreiche Synergie-Effekte zwischen naturverträglichem Tourismus als Wirtschaftsfaktor, Kultur- und Naturlandschaft als Attraktion, der Vermarktung regionaler Produkte und der Umweltbildung erzielt werden. Dies soll durch Aktivitäten in folgenden Themenfeldern verstärkt und in der touristischen Landschaft weiter etabliert werden: • Inwertsetzung des touristischen Potenzials der Natura 2000-Kulisse am Westlichen Bodensee • Ganzheitliche Destinationspolitik unter Berücksichtigung von Natur, Landschaft, Landwirtschaft und Handwerk • Aufbau und Entwicklung neuer Bausteine (z.B. Gesundheitsbereich) • Nutzung neuer Informationstechnologien für die touristische Besucherlenkung • Ausbau der Integration von Leistungsträgern aus Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus Aktuell hat die Bodenseeregion die Chance erhalten, in 2017 eine Internationale Gartenausstellung (IGA) auszurichten. Die Modellprojekt Konstanz GmbH war bereits 2002-2003 an den Vorbereitungen der Bewerbung beteiligt. Allein 3 der 19 Bewerberstädte liegen in der Projektregion. Die vorbereitenden Maßnahmen in der Region zur Durchführung dieser Großveranstaltung sollen Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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flankierend für den PLENUM Prozess genutzt werden und können bei den Bemühungen in der Raumschaft um eine nachhaltige Entwicklung einen weiteren Schub an internationaler Aufmerksamkeit bedeuten. Das wollen wir erreichen - Beispiele für zukünftige Maßnahmen • NATURA 2000 – Kulisse am Westlichen Bodensee als touristisches Potential erschließen -

Gestaltung von Angeboten für Naherholer und Touristen in Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden und Leistungsträgern zur Sensibilisierung und Akzeptanzsteigerung Generierung von speziellen Tourenangeboten zu NATURA 2000-Themen Entwicklung und Aufbau innovativer Konzepte zur Besucherlenkung.

• Agrotouristisches Angebot mit Vernetzung zum Naturschutz -

Aufbau und Vermarktung integrierter Dienstleistungspakete im Food und Non-Food-Bereich Entwicklung buchbarer Angebote für naturschutzorientierten Tourismus Kompetenzaufbau und Schulung von Multiplikatoren in den Bereichen Qualitätssicherung und Marketing, insbesondere von Leistungsträgern aus nicht-touristischen Fachbereichen.

Unterstützende Leistungen durch PLENUM • Vernetzung und Abstimmung mit überregionalen Aktivitäten im Bodenseeraum, sowie auf Landes- und Bundesebene (z.B. Vorbereitung IGA 2017, landesweite Aktivitäten) • Kooperation mit den touristischen Trägerstrukturen, den Naturschutzakteuren und weiteren Akteursgruppen im ländlichen Tourismus • Aufbau eines Kompetenznetzwerks aus den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus, Umweltbildung und Regionalvermarktung für die verstärkte Integration der Angebotslandschaft am Westlichen Bodensee 5.5.

Umweltbildung

"Wenn bisher das Lernziel darin bestand, Menschen zu Anwälten der Natur heranzubilden, so sollte das zukünftige Lernziel sein, Menschen zu Schiedsleuten zu qualifizieren, die sich in komplexen, widersprüchlichen und konfliktreichen Situationen verständigen und Entscheidungen treffen können." (BEHLER, 1997:Tagungsbeitrag, Ev. Akademie Iserlohn) Um diesem "neuen" Ziel der Umweltbildung immer näher zu kommen, verfolgt PLENUM Westlicher Bodensee die verschiedensten Ansätze. Dabei geht es im Landkreis Konstanz in erster Linie um die Vernetzung der Akteure, sowie um ein Umweltbildungsmarketing und eine Qualitätsentwicklung. Neben einer umfassenden und möglichst ganzheitlichen Informationsarbeit und dem Angebot aktiver Bildungsräume engagiert sich die PLENUM Geschäftsstelle in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern und -trägern in verschiedenen thematischen Arbeitskreisen wie z.B. „Lernort Bauernhof“ oder „Umweltbildung Landkreis Konstanz“. Gerade mit dem von PLENUM geförderten Projekt „Umweltbildung im Landkreis Konstanz“ konnten zahlreiche natur- und umweltpädagogischen Einzelangebote gebündelt werden. Entwicklungsziele Ziel in der zweiten Förderphase ist es, das hohe Niveau der vergangenen Jahre im Bereich Umweltbildung zu halten, auch wenn der Schwerpunkt der Projekttätigkeit in der Region auf anderen Themenfeldern liegen wird.

• Verstetigung der bestehenden Aktivitäten • Intensivierung des Marketings für Umweltbildung • Qualitätsentwicklung für Umweltbildungsaktivitäten Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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• Optimierung der Zielgruppenansprache und Erschließung neuer Zielgruppen (z.B. Kurzurlauber, Waldbesucher) • ein intensiverer Erfahrungsaustausch mit den anderen PLENUM Regionen • Entwicklung von neuen Angeboten im Bereich „Bildung und Landwirtschaft“ Das wollen wir erreichen - Beispiele für zukünftige Maßnahmen

• Verstetigung der bestehenden Aktivitäten -

Unterstützung und Begleitung der einzelnen umweltpädagogischen Projektträger, damit wirtschaftlich tragfähige Strukturen gefunden werden können.

• neue Zielgruppen erreichen -

gemeinsam mit Anbietern von pädagogischen Maßnahmen Angebote für bisher neue Gruppen erstellen

• Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen PLENUM Regionen -

gemeinsame Fachveranstaltungen für die einzelnen Anbieter in den fünf PLENUM Gebieten

-

Gründung eines Arbeitskreises „Umweltbildung“ zwischen den einzelnen PLENUM Gebieten

• neue Angebote im Bereich „Bildung und Landwirtschaft“ -

5.6.

Entwicklung von Spezialangeboten in der Landwirtschaft: Exkursionen, Kindergeburtstage, Betriebsausflüge, Eventerlebnis („Abenteuer Bauernhof“) und Schulung der Landfrauen bzw. Landwirte Erneuerbare Energien

Das Potenzial der erneuerbaren Energieträger, die in der Region zur Verfügung stehen und die gleichzeitig eine hohe Wertschöpfung für die Land- und Forstwirtschaft bewirken können, wird bisher erst zu einem kleinen Teil genutzt. Trotzdem stellt der Landkreis Konstanz bereits heute ein Fünftel der landwirtschaftlichen Biogaserzeugung des Landes Baden-Württemberg. Entwicklungsziele Die Bereitstellung eines regional fundierten Energiemix mit einem hohen Anteil naturverträglich erzeugter regenerativer Energien zur Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft wird eine Grundvoraussetzung der nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten bilden. Hier gilt es frühzeitig Weichen zu stellen, um Fehlentwicklungen in Richtung von fremdstoffintensiven und flächenungebundenen Alternativen vorzubeugen. Integrierter Naturschutz und die Erzeugung regenerativer Energien müssen starke Bündnisse eingehen, um nachhaltige Entwicklungsmodelle aufzubauen, die sowohl am Markt als auch in der ökologischen Dimension langfristig Bestand haben können. Die heutige Biogas-Technik kann einen großen Beitrag zum Erhalt der für die Region typischen und ökologisch besonders wertvollen Feucht- und Streuwiesen leisten. Sie macht Gülle pflanzenverträglicher und vermindert die Geruchs- und Stoffemissionen. Land- und Forstwirte sollen langfristig Standbeine als Energiewirte und Energiedienstleister entwickeln. Durch die konsequente Nutzung der erneuerbaren Energien aus Land- und Forstwirtschaft kann allein im Kreis Konstanz eine regionale Wertschöpfung in der Größenordnung von rund 10 Mio. € pro Jahr erzielt werden (Energiepotenzialstudie Landkreis Konstanz, 2001). • Schaffung von Zusatzeinkommen für Land- und Forstwirtschaft durch naturschutzorientierte und landschaftsbezogene Energienutzung • Ausbau einer umweltfreundlichen Energieerzeugung auf naturverträglicher Grundlage • Sicherung der Bewirtschaftung von Grenzertragsflächen durch Anbau von naturverträglichen regenerativen Energieträgern.

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Das wollen wir erreichen - Beispiele für zukünftige Maßnahmen • Nutzung von Energieholz aus heimischen Wäldern, die naturverträglich bewirtschaftet werden • Aufbau regionaler Verwertungskonzepte, die die Energiegewinnung aus kommunalem Grünabfall, landwirtschaftlichen Rohstoffen und Bioabfall integrieren. Unterstützende Leistungen durch PLENUM • • • • •

Entwicklung von Kriterien für nachhaltige naturverträgliche Energienutzung Vernetzung und Abstimmung mit überregionalen Aktivitäten im Bodenseeraum Aufbau, Koordination und Abwicklung von Arbeitskreisen, Seminaren und Veranstaltungen Kommunikation von Erfolgsbeispielen / überregionale Vernetzung Begleitung von Maßnahmen zur Akzeptanzsteigerung Erneuerbarer Energien, speziell in der Landwirtschaft • Unterstützung beim Aufbau von Gewinnerkoalitionen aus landwirtschaftlichen, kommunalen und privaten Trägern 5.7.

Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation

Die Öffentlichkeitsarbeit in der ersten Förderphase fand in zwei großen, sich teilweise auch überschneidenden Feldern statt. Einmal direkt in der Arbeit für die einzelnen Projekte vor Ort durch die vielen PLENUM Projektträger. Der zweite Schwerpunkt lag in der Präsentation der PLENUM Strategie und Förderung am westlichen Bodensee und im Land Baden-Württemberg. Maßnahmen in der Öffentlichkeitsarbeit waren u.a. die Presse– und Medienarbeit (individuelle Ansprache der Medienvertreter, Erstellen und Streuung von Pressemitteilungen und weiteren Informationen), Beantwortung von Anfragen (Privatpersonen, Institutionen, Kommunen, Behörden) und allgemeine Informationsstreuung. Darüber hinaus ging es um die Erstellung und Aktualisierung der unterschiedlichsten Medien: Internetpräsentationen und Newsletter, und die verschiedensten Printmedien wie Quartalsberichte, Jahresberichte oder Informationsflyer, Mitwirkung bei landesweiten PLENUM Aktionen, PLENUM Tagung, PLENUM Kampagne. Ein weiterer Bereich der Öffentlichkeitsarbeit lag in der Organisation und Durchführung von jährlich über 30 Seminaren, Fortbildungen und Exkursionen mit nationalen und internationalen Teilnehmern. Entwicklungsziele Unter Beibehaltung der bisher erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit werden in der zweiten Förderphase besonders folgende Ziele intensiver oder neu angegangen: • Kooperationen und Aktionen mit neuen Partnern • Angebote für neue Zielgruppen (z.B. Busreisenveranstalter, Kurzurlauber, Wanderreiter, Waldbesucher, Senioren, Behinderte) • Ausrichten der Maßnahmen auf das PLENUM Hauptziel „Mehr auf der Fläche bewegen“ • Verstetigung der Arbeit • Einrichtung eines „Verbraucherforum“ zur stärkeren Bündelung bestehender Angebote naturverträglicher Produkte Das wollen wir erreichen – Beispiele für zukünftige Maßnahmen • Kooperationen und Aktionen mit neuen Partnern - mittelständige Wirtschaft und Handwerk - Aufbau eines nationalen themenspezifischen Informationsverteilers (z.B. Naturschutz, Landwirtschaft, Handwerk)

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-

Vortrags- und Exkursionsprogramm mit z.B. der vhs und weiteren Bildungspartnern wie den Landesakademien Baden-Württemberg

• Angebote für neue Zielgruppen - Organisation und Durchführung von eintägigen Angeboten (Zielgruppen z.B. Busreiseveranstalter, Kurzurlauber, Senioren, körperl. Behinderte) - naturschutzorientierte Informationen für z.B. Wanderreiter, Waldbesucher, Natursportler - Aufbau einer ganzjähriger Angebotspalette an Themenfahrten, Fortbildungen, Informationsveranstaltungen, Exkursionen zu einzelnen Projekten und Handlungsfeldern im Sinne von PLENUM • Verbraucherforum für naturverträgliche Produkte - Verbraucherinformationen tragen als wichtiges Element für die Vermarktung von naturverträglichen regionalen Produkten zur Stärkung von Wertschöpfungsketten bei. Die Verbraucher sollen zukünftig stärker durch eigenes Erleben und Erkunden vor Ort in die Thematik eingeführt werden. Hierzu werden, gemeinsam mit starken Partnern aus dem Medienbereich, die bestehenden aktivierenden Angebote optimiert, inhaltlich und räumlich erweitert und stärker miteinander vernetzt. Die Entwicklung einer nachhaltigen erlebnisorientierten Informationsstruktur zur Verbraucheraufklärung in der Region verbessert langfristig das Wissen der Verbraucher um die engen Bezüge zwischen nachhaltiger Landwirtschaft, Naturschutz, Kulturlandschaft sowie dem Konsum- und Ernährungsverhalten. Parallel zu dieser aktivierenden Strategie wird die Bereitstellung von Informationsangeboten (Broschüren, Internetseiten etc.) verbessert, stärker abgestimmt sowie einheitlicher präsentiert und bekannt gemacht. Verbraucherschutz und Verbraucheraufklärung“ bilden einen zentralen Bestandteil von PLENUM und aller anderen Handlungsfelder, weil damit langfristig die regionale Identität und das regionale Verbraucherbewusstsein gestärkt werden. • „Mehr in der Fläche bewegen“ - spezielle Angebote für Verbraucher, um die Verbindung „Freizeit-, Einkaufs- und Umweltverhalten“ noch erlebbarer zu machen: z.B. „Knecht und Magd für einen Tag“ (Mitarbeit für einen Tag auf einem Bauernhof, der PLENUM Kriterien erfüllt). Dieses z.B. monatliche Angebot wird mit einer Medienpartnerschaft begleitet. - Mehrwert der Regionalvermarktung deutlicher machen, z.B. Wettbewerbe bezgl. regionale Produkte oder „der Regio-Kunde“ • Verstetigung - Intensivierung der Vernetzung mit den anderen PLENUM Gebieten, um ein landesweites Beraternetzwerk aufzubauen - kostenpflichtige Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit von weiteren Projekten (auch in Nachbarregionen) - Überführen aller Printmedien auch ins Internet, um diese als Download kostengünstig zur Verfügung zu stellen Unterstützende Leistungen durch PLENUM • • • • • •

kontinuierliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Organisation und Durchführung von verschiedenen Informationsveranstaltung Ausarbeitung und Erstellung von Informationsmaterial. Zusammenarbeit mit anderen PLENUM Regionen Aufbau eines „Verbraucherforums“ Planung und Durchführung der oben genannten Beispiele

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6.

Organisationsform

6.1.

Projektträger

Träger des PLENUM Projektes ist der Landkreis Konstanz. Für die Umsetzung von PLENUM Westlicher Bodensee wurde vom Landkreis Konstanz die Modellprojekt Konstanz GmbH beauftragt. Im Falle der Fortsetzung hat sich diese Organisation erfolgreich bewährt. Der alleinige Gesellschafter ist bis auf weiteres der Landkreis Konstanz. In der Anlage ist der GmbH Vertrag beigefügt. Die Organe der Gesellschaft sind ausschließlich die Geschäftsführung, der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung. Darüber hinaus unterstützt ein fachlicher Beirat zur Beratung und Unterstützung die Gesellschaft. Die Ansiedelung der Geschäftsstelle am Amt für Landwirtschaft Stockach hat sich ebenfalls sehr positiv ausgewirkt. Dadurch ist ein guter Kontakt zu den Landwirten entstanden. Der regelmäßige Erfahrungsaustausch mit den Beratern des Amtes war für die PLENUM Arbeit ebenfalls sehr förderlich. 6.2.

PLENUM Projektmanagement in der Modellprojekt Konstanz GmbH

Die Geschäftsführung der Modellprojekt Konstanz GmbH ist verantwortlich gegenüber dem Projektträger hinsichtlich Zielerfüllung und Ziel gerichtetem Mitteleinsatz. Die Geschäftsstelle fungiert als Mittler zwischen Bevölkerung, PLENUM Beirat und Aufsichtsrat, „Verein PLENUM Westlicher Bodensee“, Behörden, Verbänden, Politikern u. Stellen außerhalb. Wesentliche Aufgaben des PLENUM Teams in der Modellprojekt Konstanz GmbH sind: • • • • • • •

Präsenz im Gebiet und Repräsentation von PLENUM auch in anderen Regionen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Ansprechpartner in der Region, insbesondere hinsichtlich Beratung zu Anträgen, möglichen Projekten, Verknüpfung mit anderen Projekten, Herstellung von Kontakten zu Dritten oder Hilfestellung bei der Abklärung möglicher Förderungen. Koordinierung der Arbeit in den Gremien (Beirat, Aufsichtsrat) Mitarbeit bei Arbeitsgruppen und in Netzwerken Begleitung der PLENUM Förderung in Abstimmung mit den Bewilligungsbehörden Akquise von Fördermitteln aus Programmen der EU, des Bundes, des Landes.

Bei der bisherigen Gebietsgröße und den vielfältigen Handlungsfeldern ist ein Projektteam mit mind. 2 Fachstellen (2,0 AK) und einer 0,5 Sekretariatsstelle weiterhin notwendig. 6.3.

Aufsichtsrat der Modellprojekt Konstanz GmbH

Der Aufsichtsrat besteht aus neun Mitgliedern, die von der Gesellschafterversammlung bestellt werden. Der Landrat des Landkreises Konstanz sowie zwei Vertreter, die durch das Land BadenWürttemberg entsandt werden, sind im Aufsichtsrat vertreten. Weitere sechs Mitglieder werden durch den Kreistag des Landkreises entsandt. Der Aufsichtsrat hat die Aufgabe, die Geschäftsführung zu beraten und zu überwachen. 6.4.

Fachbeirat der Modellprojekt Konstanz GmbH

Entsprechend dem Bottom up-Ansatz können alle gesellschaftlichen Gruppen in die Belange der Gesellschaft eingebunden werden. Der Beirat berät die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat in fachlichen Belangen. Der Beirat hat bis zu 15 Mitglieder, die für jeweils zwei Jahre gewählt werden. Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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Der Beirat hat die Aufgabe, Projektideen zu entwickeln, den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung zu beraten, Expertenwissen einzubringen und als Multiplikator die Projektphilosophie nach außen zu tragen. Aktuelle Mitglieder im Fachbeirat: • Zwei Bürgermeister je einer seefernen und einer seenahen Gemeinde • Arbeitsgemeinschaft Hegau, Singen • Landfrauenverband Stockach-Airach • Ein Öko-Landwirt • Maschinenring im Landkreis Konstanz, Weiterdingen • Regierungspräsidium Freiburg, Referat Naturschutz und Landschaftspflege • Tourismus Untersee e.V., Gaienhofen • Fruchthof Konstanz GmbH, Konstanz • IHK Bodensee-Hochrhein, Konstanz • Bodensee-Stiftung, Radolfzell • BUND Naturschutzzentrum Möggingen • Unternehmensberater Hilzingen Zukünftig sollen bei der Aufnahme weiterer Handlungsfelder und Projekte neue Multiplikatoren und Institutionen in den Fachbeirat aufgenommen werden. Im Gespräch sind derzeit: Kirchen, und der Forst. 6.5.

Projekt- und Arbeitsgruppen

Neben den Fachgremien sollen regelmäßig, mindestens zweimal im Jahr Informationsveranstaltungen und ein Erfahrungsaustausch mit den Zielgruppen aus Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus angeboten werden. Bei diesen Treffen sollen Ideen erörtert, Projekte initiiert und Synergien entwickelt werden. Darüber hinaus soll jährlich eine regionale PLENUM Jahrestagung stattfinden, in der sektorübergreifend über die Erfahrungen und Ergebnisse der PLENUM Arbeit informiert und Erfahrungen ausgetauscht werden. In den folgenden Arbeitsgruppen soll die PLENUM Geschäftsstelle zukünftig unter anderem mitarbeiten: „Lernort-Bauernhof“ • Koordinierung und Abstimmung der Aktivitäten im Bereich „Lernort Bauernhof“ mit landwirtschaftlichen Praktikern, Berufsverbänden, Fachbehörden, Schulämtern, Naturschutz und dem Umweltbildungsnetzwerk im Landkreis Konstanz www.spuersinn-bodensee.info. • Dem Arbeitskreis „Lernort Bauernhof“ gehören neben den genannten Institutionen mittlerweile 36 landwirtschaftliche Erzeuger an. Eine Vereinsgründung ist angestrebt. • Der im Jahre 2004 aktualisierte und erweiterte Ordner gibt einen allgemeinen Überblick zum Thema „Schule auf dem Bauernhof“ und nennt Adressen sowie Inhalte der beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe. Darüber hinaus geben praktische Beispiele vielfältige Anregungen für einen erlebnisreichen Besuch auf dem Bauernhof. Neben dieser Informationsmappe wurde ein Info-Flyer zum Projekt erstellt und an alle Schulen im Landkreis Konstanz verteilt. • Ende 2005 wird ein Internetauftritt unter www.lernort-bauernhof-landkreis-konstanz.de fertiggestellt. „Spürsinn Bodensee“ • Zusammenarbeit und Unterstützung der Aktivitäten im Bereich der Umweltbildung mit landwirtschaftlichen Praktikern, Naturschutzverbänden, Anbieter von Umweltbildungsaktivitäten,

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Fachbehörden, Schulämtern und dem Umweltbildungsnetzwerk im Landkreis Konstanz www.spuersinn-bodensee.info. Arbeitsgruppe „Tourismus Untersee e.V.“ • Koordinierung und Abstimmung der Aktivitäten im Bereich „nachhaltiger Tourismus am Untersee“ mit Landwirtschaft und Naturschutz • Entwicklung innovativer Angebotspakete und Kooperationen. Austausch mit den PLENUM Regionen Allgäu-Oberschwaben, Reutlingen, Heckengäu und Kaiserstuhl, Mitwirkung auf PLENUM Workshops und in AK auf Landesebene Neben der Modellregion „Westlicher Bodensee“ (Landkreis Konstanz) wurden bis Ende 2003 vier weitere Gebiete (Allgäu-Oberschwaben, der Landkreis Reutlingen, die Region Heckengäu mit den Landkreisen Böblingen, Herrenberg, Calw, Ludwigsburg und der Naturgarten Kaiserstuhl) als PLENUM Gebiete für die aktive Umsetzung festgelegt. Neben dem fachlichen Austausch ist auch eine organisatorische Abstimmung (Antragsabwicklung, Haushaltsmanagement, Kontrolle, Evaluation) notwendig und erbringt zahlreiche Synergieeffekte in den Bereichen Strukturen, Projektideen und landesweite Strategien. In den nächsten Jahren wird eine Intensivierung der übergebietlichen Zusammenarbeit, z.B. im Tourismusmarketing angestrebt. 6.6.

Verein PLENUM Westlicher Bodensee

Um eine breite Einbindung und Beteiligung der Akteure vor Ort zu erreichen und um die Möglichkeiten zur Akquisition weiterer Fördermittel, Spenden und Sponsorengelder zu erhöhen, soll ein Förderverein gegründet werden. Dieser gemeinnützige Verein verfolgt das Ziel, auf der Grundlage der Konzeption die Umsetzung der Projektziele zu unterstützen. Mitglieder des Vereins können sein: die Städte und Gemeinden des Landkreises Konstanz sowie der Landkreis. Verschiedene Fachbehörden, Naturschutzbeauftragte, sowie Verbände (Naturschutzverbände, Bauernverband, IHK, Tourismusverbände). Darüber hinaus sollen möglichst viele Akteure und Akteursgruppen (z.B. Landwirte, Handwerksbetriebe, Kirchen u.a.) zur Mitgliedschaft gewonnen werden. Der Verein steht allen natürlichen und juristischen Personen offen. Die Organe des Vereins sind die Mitgliederversammlung, der Vorstand, die Vertreterversammlung. Der Verein bestimmt einen Vertreter als Mitglied des Fachbeirates. Die Mitgliederversammlung tagt mindestens einmal jährlich. Sie bespricht die Jahresberichte und die jährlichen Arbeitsprogramme und legt damit die Grundsätze und Leitlinien der Vereinsarbeit fest. Ziel ist es, in der Mitgliederversammlung eine breite Beteiligung der betroffenen Gemeinden, der Fachbehörden und der verschiedenen Bevölkerungs- bzw. Interessengruppen zu erreichen. Neben Kooperationspartnern, die sich bereits heute in einschlägigen Projekten und Initiativen engagieren (z.B. Naturschutzverbände, Tourismusverbände, Wirtschaftsförderung, LA-21Gruppen u.a.), sollen auch neue Kooperationspartner, z.B. aus den Bereichen der Wirtschaft und der Kultur, gewonnen werden (u.a. auch Jugendliche, Frauen, Kirchen). Angestrebt wird auch die Einbindung der benachbarten Landkreise in den Verein. Dies soll die Einbindung des PLENUM Prozesses in die gesamtregionale Strategieplanung des Bodenseeraums sicherstellen. Dies dürfte gerade in Bezug auf die vorbereitenden Strukturplanungen im Rahmen der IGA 2017 an Bedeutung gewinnen.

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7.

Kosten- und Finanzierungsplan

PLENUM Geschäftsstelle Die Finanzierung der PLENUM Geschäftsstelle steht auf 4 Säulen: • PLENUM Fördermittel des Landes • Komplementärmittel des Landkreises • Sonstige Fördermittel und Spenden, Mitgliedsbeiträge des Vereins • Honorare und Dienstleistungen für Leistungen der Geschäftsstelle im Rahmen von PLENUM Mit diesen Mitteln sollen die Managementkosten (Personalkosten PLENUM Team, Ausstattung und Sachkosten) der Geschäftsstelle abgedeckt werden. Aus der Region kommen in den ersten zwei Jahren 29%, im dritten Jahr 34% und in den letzten zwei Jahren der zweiten Förderperiode 37% der Managementkosten. Zu den Aufgaben der Geschäftsführung gehört die Akquirierung weiterer Fördermittel (z.B. EUMittel (z.B. LIFE, INTERREG u.a.), Fördermittel der DBU und anderer Stiftungen, Suche nach Sponsoren und Spendern. Die Mitgliedsbeiträge eines Fördervereins sollen ebenfalls der Projektarbeit innerhalb der Geschäftsstelle zugute kommen. Weiter ausgebaut werden soll der Anteil, den das Team der Geschäftsstelle für Leistungen im Sinne der naturschutzorientierten Regionalentwicklung durch Dritte erhält. Hier gilt es, regionale Wertschöpfungspotenziale aktiv zu erschließen und an die Geschäftsstelle zu binden. Die Laufzeit ist vorläufig auf fünf Jahre (2007 bis 2011) festgelegt. Im Sinne einer Verstetigung der naturschutzorientierten Regionalentwicklung in der Raumschaft wird langfristig eine eigenständige Finanzierung mit einem gewissen Anteil an Basisfinanzierung durch das Land angestrebt. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die geplante Finanzierung der Geschäftsstelle. Tabelle 3:

Übersicht der Finanzierung für die PLENUM Geschäftsstelle 2007 bis 2011 (Beträge in €) Plan 2007

Einnahmen: Zuschuss MLR Zuschuss LK Honorare/Dienstleistungen, Förderprogramme Förderverein

SUMME Ausgaben: Personalkosten (2,5 AK) Sachkosten

SUMME

in €

in %

Plan 2008 in €

in %

Plan 2009 in €

in %

Plan 2010 in €

in %

Plan 2011 in €

in %

143.640

70,0

133.380

65,0

123.120

60,0

112.860

55,0

102.600

50,0

59.508

29,0

59.508

29,0

69.768

34,0

75.924

37,0

75.924

37,0

1.026

0,5

8.208

4,0

8.208

4,0

12.312

6,0

20.520

10,0

1.026

0,5

4.104

2,0

4.104

2,0

4.104

2,0

6.156

3,0

205.200 100,0 in €

in %

205.200 100,0 in €

in %

205.200 100,0 in €

in %

205.200 100,0 in €

in %

205.200 100,0 in €

in %

155.000

75,3

155.000

75,3

155.000

75,3

155.000

75,3

155.000

75,3

50.200

24,7

50.200

24,7

50.200

24,7

50.200

24,7

50.200

24,7

205.200 100,0

205.200 100,0

205.200 100,0

205.200 100,0

205.200 100,0

Quelle: eigen

Die Kostenplanung basiert auf Einschätzung der bisherigen Arbeit in der Geschäftsstelle.

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PLENUM Projektförderung Die PLENUM Fördermittel des Landes sollen zum überwiegenden Teil in die Förderung von Einzelprojekten fließen. Bei der Einzelprojektförderung sollen auch sonstige Fördermöglichkeiten des Landes ausgeschöpft werden. Bei der Förderung der Einzelprojekte ist eine Eigenbeteiligung der jeweils betroffenen Akteure bzw. Akteursgruppen in Höhe von in der Regel 10 - 60% der Projektkosten vorgesehen. Dies hat nicht nur Bedeutung für die Finanzierung, sondern soll auch dazu dienen, die örtliche Identifikation mit den Projekten zu erhöhen und die lokale Entscheidungsebene zu stärken. Entsprechend der PLENUM Philosophie liegt die Hauptaufgabe des Projektmanagements in der Koordinierung und Unterstützung der Einzelprojekte, als auch begleitend in der Initiierung und Betreuung eigener Projekte. Die Mehrzahl der Einzelprojekte wird aber von den Antragstellern ”gemanagt”. Die Verantwortlichen für die Einzelprojekte führen ihre Projekte dementsprechend selbständig durch. Eine Steuerung erfolgt hauptsächlich über die Projektförderung und hieran geknüpfte Auflagen. Tabelle 4:

Jahr

Übersicht der Finanzierung für PLENUM Projekte 2007 bis 2011 (Beträge in €)

Projekte, Maßnahmen, Umsetzungsstudien Landeszuschüsse bis max. Projektpartner aus d. Region

2007 2008 2009 2010 2011

305.000,305.000,305.000,305.000,305.000,-

Eigenanteil+ Drittmittel *) Eigenanteil+ Drittmittel *) Eigenanteil+ Drittmittel *) Eigenanteil+ Drittmittel *) Eigenanteil+ Drittmittel *)

Quelle:eigen *) Die Projektförderung geschieht nach den Maßgaben der jeweils gültigen Landschaftspflegerichtlinie des Landes Baden-Württemberg und anderer Förderprogrammen. Die Förderprozente sind abhängig vom Fördernehmer.

8.

Federführung, Evaluierung und Controlling

Das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum hat die Federführung für das landesweite PLENUM Konzept und entscheidet über alle grundsätzlichen Fragen, wie die Einrichtung und Weiterführung eines Projektgebietes , den jährlichen Finanzrahmen, die Abstimmung mit anderen Ministerien und nimmt die Darstellung von PLENUM außerhalb von Baden-Württemberg wahr. Die Grundsatzentscheidung für das PLENUM Projektgebiet wird mit der Genehmigung des Regionalentwicklungskonzeptes 2007-2011 getroffen. Die Förderung bis zum Jahr 2011 ist im Hinblick auf die Planungssicherheit bezüglich Personal, Maßnahmen und Arbeitsprogrammen zu gewährleisten. Das Arbeitsprogramm wird jährlich zwischen dem Projektträger und Ministerium bzw. Landesanstalt für Umweltschutz abgestimmt. Das abgestimmte Jahresprogramm samt Projektliste ist jeweils Voraussetzung für die jährliche Mittelbewilligung zu dem Bereich Projektförderung. Die Projektliste soll eine Priorisierung der Projekte enthalten (Ranking). Die Aufgaben des Controllings nimmt die Landesanstalt für Umweltschutz wahr. Eine Projektgebietsevaluation wird spätestens bis zum Abschluss des Projektgebietes durchgeführt. Die Landesanstalt für Umweltschutz ist zudem zuständig für die Koordination der landesweiten Öffentlichkeitsarbeit.

Regionalentwicklungskonzept PLENUM Westlicher Bodensee 2007 – 2011

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