Pflegepersonalfluktuation und Mitarbeiterorientierung in der Pflege

HeilberufeSCIENCE Pflegepersonalfluktuation und Mitarbeiterorientierung in der Pflege Eine Untersuchung in ambulanten und vollstationären Pflegeeinri...
Author: Hansl Klein
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Pflegepersonalfluktuation und Mitarbeiterorientierung in der Pflege Eine Untersuchung in ambulanten und vollstationären Pflegeeinrichtungen in Sachsen Perdita Neumann1, Jörg Klewer2 Zusammenfassung Der Pflegemarkt ist eine ständig wachsende Dienstleistungsbranche. Allerdings zeigen vorangegangene Studien, dass im Pflegebereich aufgrund der Arbeitsbelastungen eine hohe Fluktuation zu verzeichnen ist. Daher befasste sich diese Untersuchung mit der Entwicklung der Personalsituation in den Jahren 2000 bis 2005 in ambulanten Pflegediensten und vollstationären Pflegeeinrichtungen in Sachsen unter den vorgefundenen Rahmenbedingungen. Die Datenerhebung erfolgte in zwei Phasen mittels Fragebogen. Dazu wurden 147 Pflegeeinrichtungen einbezogen, von denen 76 Daten zur Beschäftigten-, Alters- und Qualifikationsstruktur sowie zu Personalveränderungen geliefert haben. Zur Mitarbeiterorientierung haben 105 Pflegeeinrichtungen Informationen übermittelt. Es fanden sich für den Untersuchungszeitraum keine Veränderungen hinsichtlich der Qualifikations- und Alterstruktur. Die Fluktuation im Pflegebereich lag deutlich über der durchschnittlichen Fluktuation für den Dienstleistungsbereich, welche nochmals deutlich in Pflegeeinrichtungen mit spezifischen Schwerpunktsetzungen stieg. Die Ergebnisse zeigen, dass die bisherige Annahme zur beruflichen Verweildauer von fünf Jahren in Pflegeeinrichtungen sich für die beteiligten Pflegeeinrichtungen nicht bestätigt, da in diesen eine gehäuftes Ausscheiden schon innerhalb des ersten Jahres der Betriebszugehörigkeit stattfand und vor allem Pflegefachkräfte betraf. Insgesamt wurde deutlich, dass die Attraktivität der Arbeitsbedingungen des Pflegeberufes erhöht werden muss. Schlüsselworte: Pflege, Personalfluktuation, Mitarbeiterorientierung, Pflegeeinrichtungen, Sachsen

Turnover of nursing staff and orientation towards employees – A study among mobile nursing services and nursing homes in Saxony Summary The field of nursing is a permanently growing service sector. Current studies show a high turnover of nursing staff due to high workload. Therefore the study tried to investigate the changes in nursing staff from the year 2000 to 2005 among mobile nursing services and nursing homes in Saxony, related to general working conditions and turnover of staff. By using standardised questionnaires, detailed information about age, qualification and changes in staff have been obtained from 76 of 146 included institutions. Information about orientation towards employees have been submitted by 105 institutions. From 2000 to 2005, no changes related to age and qualification of the staff have been found. In general, compared to the normal service sector turnover of nursing staff was remarkably higher, especially in nursing institutions with a focus on a specific area of nursing. The results show, that the highest turnover of nursing staff can be found in the first year after starting work in a nursing institution, especially in qualified nursing staff. This indicates, that the working conditions in nursing need to be improved. Keywords: Nursing, turnover, orientation towards employees, nursing homes, Saxony

HeilberufeSCIENCE 2008; 1: 13–17 DOI 10.1007/s00058-008-1303-4 1 2

Studiengang Pflegemanagement, Hamburger Fern-Hochschule, Studienzentrum Dresden Fachbereich Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Westsächsische Hochschule Zwickau

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Einleitung Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko der Pflegebedürftigkeit. Da Angehörige diese Pflege häufig nicht leisten können, besteht vermehrt die Nachfrage nach professionellen Anbietern mit einem entsprechenden Leistungsangebot. Damit wächst bundesweit die Anzahl der ambulanten Pflegedienste beziehungsweise Sozialstationen und stationären Pflegeeinrichtungen. Das wiederum hat einen erhöhten Bedarf an Pflegepersonal zur Folge [7, 18, 22, 23, 25]. Der Pflegemarkt in Deutschland ist eine Dienstleistungsbranche, die in den letzten Jahren immer mehr Beschäftigte zu verzeichnen hatte. Von 2001 bis 2005 erhöhte sich die Anzahl der Beschäftigten im ambulanten Pflegebereich bundesweit um 13% und im stationären Pflegebereich um 14,9 % [21]. Allein Sachsen hatte im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 14,2 % im ambulanten Pflegebereich, im stationären Pflegebereich waren es 26,8% [20]. Allerdings belegen Studien, dass im Pflegebereich aufgrund der Arbeitsbelastungen eine hohe Fluktuation zu verzeichnen ist. Durchschnittlich erfolgte nach fünf Jahren der Berufsausstieg [4, 13, 16]. Der Begriff „Fluktuation“ wird übersetzt mit Wechsel, Veränderung beziehungsweise Stellungswechsel im Sinne von Veränderung und Bewegung [14]. Eine Literatur- und Studienrecherche zu dieser Untersuchung zeigte, dass unter Fluktuation im Pflegebereich zwei verschiedene Aspekte betrachtet werden müssen: einerseits der generelle Berufsausstieg und andererseits der innerberufliche Arbeitsplatzwechsel [15]. Aus Patientensicht ist schon der Personalwechsel innerhalb der Versorgung gleichbedeutend mit Fluktuation [26]. In Deutschland denkt jede vierte Pflegekraft darüber nach den Beruf und/oder die Einrichtung zu wechseln [16]. Dieses Ergebnis hat die Längsschnittstudie NEXT, die europaweit den Ausstieg aus dem Pflegeberuf untersuchte, geliefert [11]. Hauptursache für den Ausstieg aus dem Pflegeberuf ist und waren die Unvereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie die belastenden Arbeitsbedingungen [3, 11, 15, 24]. Im Rahmen der NEXT-Studie wurden für Deutschland aber auch wesentliche Merkmale ermittelt, die auf eine attraktive Einrichtung hindeuten, wie zum Beispiel gute Entwicklungsmöglichkeiten in der Pflegeeinrichtung, soziale Unterstützung und günstige Arbeitszeitregelungen [1, 5, 8, 11, 15, 16].

Stichprobe und Datenerhebung Gemäß der veröffentlichen Pflegestatistik 2003 waren in Sachsen im Jahr 2003 1.476 Pflegeeinrichtungen auf der Grundlage von § 71 und § 72 Sozialgesetzbuch XI zugelassen [2, 18, 19]. Die Grundgesamtheit in Sachsen setzt sich aus 584 Einrichtungen der stationären Altenpflege und 892 ambulanten Pflegediensten und Sozialstationen zusammen. In die Untersuchung wurden 147 Pflegeeinrichtungen einbezogen, davon 89 ambulante Pflegedienste/Sozialstationen und 58 Pflegeeinrichtungen der stationären Altenpflege. Die Datenerhebung gliederte sich in zwei Phasen. Die erste Phase erstreckte sich vom Oktober 2006 bis Januar 2007. In die-

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sem Zeitraum erfolgte die Erhebung der Daten zur Personalsituation für die Jahre 2000 bis 2005. Der Erhebungsbogen zur Personalsituation beziehungsweise Personalentwicklung griff auf statistische Daten der Pflegeeinrichtungen zurück. In der zweiten Phase vom April 2007 bis Juni 2007 wurde den beteiligten Einrichtungen der zweite Erhebungsbogen mit Fragen zum Einarbeitungskonzept, Mitarbeiterorientierung und speziell zu Mitarbeiterbefragungen ausgehändigt beziehungsweise übersandt.

Ergebnisse Es beteiligten sich 76 Einrichtungen an der ersten Erhebungsphase, davon 28 Einrichtungen der vollstationären Dauerpflege und 48 ambulante Pflegedienste beziehungsweise Sozialstationen. Von den in die Untersuchung einbezogenen 147 Pflegeeinrichtungen haben sich 105 Pflegeeinrichtungen an der zweiten Erhebungsphase beteiligt. Personalveränderungen Die Personalveränderungen wurden in den Ausprägungen „Personalabgang“ und „Personalzugang“ betrachtet. Bezüglich des Schwerpunktes der Personalabgänge wurden diese hinsichtlich der Art der Pflegeeinrichtung differenziert, um eine Aussage zur Konzentration auf den ambulanten beziehungsweise vollstationären Pflegebereich für die beteiligten Pflegeeinrichtungen treffen zu können. Beschäftigungsverhältnisse Die Variable „Beschäftigungsverhältnis“ wurde in den untersuchten Pflegeeinrichtungen in den Ausprägungen „Vollzeit“, „Teilzeit“, „geringfügige Beschäftigung“ und „Leiharbeit“ erfasst (Tab. 1). Die verschiedenen Arbeitsverhältnisse wurden nochmals hinsichtlich „befristete“ und „unbefristete“ Arbeitsverhältnisse analysiert. Die Zuordnung der ausgewiesenen Beschäftigungsverhältnisse zum ambulanten beziehungsweise vollstationären Pflegebereich diente im Weiteren als Grundlage um eine Aussage bezüglich der Konzentration von bevorzugten Beschäftigungsverhältnissen in den ambulanten und vollstationären Pflegeeinrichtungen treffen zu können. Betriebszugehörigkeit bei Personalabgang Die Betriebszugehörigkeit der Beschäftigten wurde hinsichtlich der Dauer zum Zeitpunkt des Ausscheidens aus der Pflegeeinrichtung analysiert (Abb. 1). Die Dauer der Betriebszugehörigkeit wurde mit Bezug zur Qualifikation der Beschäftigten betrachtet. Nachfolgend wurden die Dauer der Beschäftigungsverhältnisse und die Qualifikation der Beschäftigten auf der Grundlage der Zuordnung zur „Art der Pflegeeinrichtung“ untersucht. Im Überblick verließ das Pflegepersonal im Jahr 2000 die beteiligten Pflegeeinrichtungen vorrangig innerhalb des ersten Jahres wieder. Nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit wechselte im Folgejahr das Personal am Häufigsten. Für das Jahr 2002 konzentrierte sich dieser Wechsel auf das zweite Jahr der Betriebszugehörigkeit. Im Jahr 2003 ergab die Auswertung der Erhebungsbögen ein gehäuftes Verlassen der beteiligten Pflegeeinrichtungen nach fünf Jahren

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Betriebszugehörigkeit. In den Jahren 2004 und 2005 fand dieser vermehrte Wechsel schon innerhalb des ersten Jahres statt. Pflegepersonalfluktuation von 2000 bis 2005 Das Ausscheiden aus den Pflegeeinrichtungen wurde auf der Grundlage der Indikatoren „Alter“, „Qualifikation“, „Betriebszugehörigkeit“ und „Beschäftigungsverhältnis“ betrachtet. Das Kriterium „Beschäftigungsverhältnis“ wurde in den Merkmalsausprägungen „Arbeitsvertrag abgelaufen“, „Kündigung auf eigenen Wunsch“ und „betriebsbedingte Kündigung“ analysiert (Abb. 2). Die für das Jahr 2000 auf der Grundlage der BDA-Formel ermittelte Fluktuationsquote betrug 2,5 %. 2001 lag die Fluktuationsquote bei 4,0 % und verzeichnete damit gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 1,5 %. Für das Jahr 2002 ergab die Auswertung der Erhebungsbögen eine Fluktuationsquote von 5,5%, dies entsprach einem Anstieg von 1,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Die beteiligten Pflegeeinrichtungen verzeichneten für 2003 eine Fluktuationsquote von 4,3 %, die gegenüber dem Vorjahr um 1,2% niedriger war. Im Folgejahr lag die Fluktuationsquote bei 3,7 %. Im Vergleich zum Vorjahr war die Fluktuationsquote um 0,6 % gesunken. Für 2005 ergab sich eine Fluktuation von 4,5%, was einen Anstieg zum Vorjahr von 0,8 % ausmachte.

Tab. 1

Beschäftigungsverhältnisse in den untersuchten Pflegeeinrichtungen von 2000 bis 2005 Jahr

Gesamt zahl Beschäftigte

Vollzeitbeschäftigte

Teilzeitbeschäftigte

Gesamtzahl geringfügig

gesamt

davon befristet

gesamt

davon befristet

857

167

45

2000

1.253

351

21

2001

1.567

565

38

943

158

59

2002

1.681

581

35

1.061

163

39

2003

1.812

550

177

1.215

285

47

2004

1.910

608

129

1.263

233

39

2005

1.893

588

144

1.257

168

48

Insgesamt stieg die Fluktuationsquote in den beteiligten vollstationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen von 2,5% im Jahr 2000 auf 4,5% im Jahr 2005. Damit erhöhte sich die Fluktuationsquote in den beteiligten Pflegeeinrichtungen um 2,0%.

Abb. 1 Betriebszugehörigkeit bei Personalabgang

bis 1 Jahr

1 Jahr

2 Jahre

5 Jahre

10 Jahre

100

Prozent

80 60 40 20 0 2000

2001

2002

2003

2004

2005

Jahr

Betriebszugehörigkeit zum Zeitpunkt des Ausscheidens aus den Pflegeeinrichtungen in den Jahren 2000 bis 2005

Abb. 2 Personalabgänge

Gesamt

Abgänge ambulant

Abgänge stationär

200

150

100

50

0 2000

2001

2002

2003

2004

2005

Jahr

Personalabgänge der Jahre 2000 bis 2005 in den untersuchten Pflegeeinrichtungen

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Pflegepersonalfluktuation und Pflegeschwerpunkt Von 55 Pflegeeinrichtungen wurde angegeben, dass sie über keinen Pflegeschwerpunkt verfügten. In 21 Pflegeeinrichtungen bestand ein Pflegeschwerpunkt. So haben sich die beteiligten Pflegeeinrichtungen unter anderem auf die Versorgung von PortPatienten, demenziell veränderte Menschen, Wundversorgung, Tracheotomiepatienten und psychisch Erkrankte spezialisiert. Insgesamt zeigt sich, dass die Personalfluktuation in Einrichtungen mit Pflegeschwerpunkt höher war als in Einrichtungen ohne Pflegeschwerpunkt (Tab. 2).

Diskussion Gegenstand dieser Untersuchung war die Untersuchung, ob die für Deutschland beschriebene Fluktuation und Verweildauer im Pflegeberuf auch für Pflegepersonal der Pflegeeinrichtungen in Sachsen zutrifft. Dabei zeigte sich, dass die vermeintlich geringe Verweildauer im Pflegeberuf in Deutschland wahrscheinlich auf einem Interpretationsfehler gründet [7, 16]. Vorangehende Studien [7, 12, 16, 24] und ebenso die vorliegende Untersuchung befassten sich mit der Verweildauer in Pflegeeinrichtungen. Zu einem generellen Berufsaustieg kann keine der angeführten Studien eine klare Aussage treffen, da zur Personalsituation die Einrichtungsleitungen befragt wurden, nicht aber die Pflegekräfte selbst. Es kann also nicht von einem möglichen innerberuflichen Arbeitsplatzwechsel auf einen Berufsausstieg geschlossen werden. Die Aussage, dass Pflegekräfte nach fünf Jahren aus dem Beruf aussteigen, kann auf Grund der vorliegenden Daten so nicht beurteilt werden. Für das Jahr 2003 ist die Aussage hinsichtlich der Verweildauer der Pflegekräfte von fünf Jahren für die beteiligten Pflegeeinrichtungen zutreffend, was aber nicht gleichbedeutend mit einem generellen Berufsausstieg ist [10, 15, 26]. Allerdings zeigt die gegenwärtige Entwicklung, dass in den beteiligten Pflegeeinrichtungen in Sachsen überwiegend junges Personal bis zum Alter von 25 Jahren schon innerhalb des ersten Jahres die Einrichtung wieder verlässt. Hinzu kommt, dass es sich dabei vorrangig um Pflegefachkräfte handelt. Ein möglicher Grund ist ein festgelegter Pflegeschwerpunkt, der gerade aus der Ausbildung kommende Pflegefachkräfte fachlich überfordert, da in der Ausbildung meist nur Basiskompetenzen bezüglich möglicher Spezialisierungen vermittelt werden. Das der Fluktuationsschwerpunkt in der Qualifikationsgruppe der Pflegefachkräfte liegt, ist mit dem Qualifikationsniveau und dem Bedarf von Pflegefachpersonal am Markt verbunden [4, 10, 18, 19, 20]. Wesentlichen Einfluss auf das Ausscheiden von Pflegepersonal und die damit verbundene Fluktuation haben die geschlossenen Beschäftigungsverhältnisse. Zum einen beschränkt die Zunahme von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen in den beteiligten Pflegeeinrichtungen in Verbindung mit der Dominanz weiblichen Personals die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gerade für jüngere Pflegekräfte [4, 7, 16, 17, 24]. Zum anderen begrenzt die Zunahme befristet geschlossener Arbeitsverhältnisse die Verweildauer des Personals in den Pflegeeinrichtungen. Die begrenzte Verweildauer der Pflegepersonen suggeriert den Kunden einen häufigen Wechsel, was in Folge als hohe Fluktuation interpretiert wird. Das

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Tab. 2

Pflegepersonalfluktuation und Pflegeschwerpunkt in den Jahren 2000 bis 2005 Jahr

Pflegeeinrichtungen mit Pflegeschwerpunkt

Pflegeeinrichtungen ohne Pflegeschwerpunkt

2000

4,6 %

1,8%

2001

6,1 %

3,2%

2002

10,1%

3,7%

2003

8,4 %

2,8%

2004

9,3 %

1,7%

2005

5,9 %

3,9%

wiederum hat negative Auswirkungen auf das Image der Pflegeeinrichtungen am Markt. Insgesamt wird die von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände angegebene Fluktuationsquote von 2,72 % für Dienstleistungsberufe in dieser Untersuchung überschritten, trotz des deutlich höheren Anteils an Teilzeitarbeitsverhältnissen ist in den beteiligten vollstationären Pflegeeinrichtungen die Fluktuationsquote niedriger, als in den beteiligten ambulanten Pflegediensten/Sozialstationen. Aufgrund der begrenzten Personalressourcen und wirtschaftlicher Zwänge wird die Einstellung in Teilzeitarbeitsverhältnissen in stationäre Pflegeeinrichtungen erfolgen, was dort wiederum zu einem Anstieg der Fluktuation und somit zu einer rechnerisch noch höheren Fluktuation im Dienstleistungsbereich Pflege führen wird.

Fazit Im Rahmen der Untersuchung wurde deutlich, dass einerseits die Beschäftigungsverhältnisse Einfluss auf die Verweildauer der Pflegekräfte in den Pflegeeinrichtungen und die damit verbundene Fluktuation haben. Andererseits sollten die bestehenden Rahmenbedingungen der Pflegeeinrichtungen den Pflegekräften die Möglichkeit zur Entwicklung bieten. Gerade junge Pflegefachkräfte sind prädestiniert, eine Pflegeeinrichtung, die über keine oder ungenügend konzeptionelle Ansätze in Bezug auf pflegerische Schwerpunktsetzung und Personalentwicklung verfügt, schnell wieder zu verlassen. Insgesamt wird deutlich, dass das negative Begrifflichkeitsverständnis von Fluktuation revidiert werden muss und dass die konzeptionellen Rahmenbedingungen der Pflegeeinrichtungen zu verbessern sind, um die Attraktivität des Pflegeberufes zu erhöhen und die Pflegekräfte langfristig in die Pflegeeinrichtungen zu integrieren.

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Korrespondenzadresse

Dudenverlag, 1985.

Prof. Dr. med. habil. Jörg Klewer Fachbereich Gesundheits- und Pflegewissenschaften Westsächsische Hochschule Zwickau Dr.-Friedrichs-Ring 2a 08056 Zwickau Tel.: 0375-536-3405 Tel.: 0177-4063700 Fax: 0375-536-3260 Email: [email protected]

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