Peru II. 8. Etappe: Cusco nach Puno ( )

Peru II 8. Etappe: Cusco nach Puno (08.07.2016 – 24.07.2016) Cusco haben wir schon nach unserem ersten Besuch im Zentrum zu einer unseren Lieblingsstä...
Author: Thilo Kästner
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Peru II 8. Etappe: Cusco nach Puno (08.07.2016 – 24.07.2016) Cusco haben wir schon nach unserem ersten Besuch im Zentrum zu einer unseren Lieblingsstädte der bisherigen Reise gekürt. Die imposanten Kolonialgebäude auf der wunderschönen Plaza de Armas mit dem Brunnen des Inkaherrschers Atahualpa, das geschäftige Treiben in den etwas versteckten Gässchen und die vielen gemütlich eingerichteten Restaurants haben es uns echt angetan. Cusco ist wahrlich eine Mischung zwischen Tradition und Moderne, wobei die Traditionen sich über Jahrhunderte spannen und die Inka- sowie die spanische Kolonialkultur einschliessen. An einem Abend trafen wir Miriams Schulkollegin Carole, die gerade gemeinsam mit ihrer Mutter und Tante Peru und Bolivien bereist. Zu fünft verbrachten wir in einem netten Restaurant mit noch netterer Bedienung einen sehr unterhaltsamen und lustigen Abend. Zum ersten Mal seit langem haben wir wieder einmal Wein getrunken. Der peruanische Rotwein hat uns positiv überrascht. In der für uns ungewohnt vornehmen Umgebung hat sich Michi sogar gewagt, das Nationalgericht der Anden, Meerschweinchen, zu probieren.

Anstossen mit dem Nationalschnaps Pisco

Am nächsten Morgen hatten wir uns bereits um 7 Uhr wieder auf der Plaza einzufinden, Machu Picchu stand auf dem Programm. Von Cusco aus hat man zwei Möglichkeiten, nach Aguas Calientes, dem „Basislager” des Machu Picchu, zu gelangen. Die schnelle Variante ist der Zug, der direkt von Cusco nach Aguas Calientes fährt. Als Alternative kann man einen Kleinbus nehmen, muss dann allerdings einen Pass und ein Tal überwinden und danach noch zwei Stunden zu Fuss den Zugschienen entlanggehen, bis man an demselben Ort ankommt. Ist natürlich klar, dass die bequeme Option mit dem Zug einiges teurer ist; doch in diesem Fall kostet sie das Vierfache: 120 anstatt der knapp 30 Franken für die Busfahrt. So haben wir uns dann für die siebenstündige Busfahrt mit anschliessendem Wandern entschieden. Die Fahrt war spektakulär, um nicht zu sagen gefährlich. Wir kamen immer wieder an Passagen vorbei, bei denen der Hang neben der Strasse

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200-300 m steil abfiel. Natürlich wählte unser Chauffeur nicht den Fahrstil „vorsichtig”, sondern schnitt die Kurven eher à la Michael Schumacher. Naja, wir haben es überlebt, wenn auch mit einigem Angstschweiss und viel schwarzem Humor. Die Wanderung entlang der Bahngleise ist rasch erklärt. Man folgt ganz einfach den Schienen. Es hat keinen Fussweg, keine Überführung, nur die blossen Gleise und die bekannten grossen Kieselsteine. Züge fahren zum Glück nicht viele, und wenn doch einer kommt, hört man das Rattern von Weitem und der Boden vibriert wie bei einem Erdbeben. Falls es jemand schaffen würde, diese Signale zu ignorieren, haben die Züge auch noch eine ohrenbetäubende Hupe im Repertoire. Hätten wir uns nicht die Ohren zugehalten, würden wir wohl fortan an Tinnitus leiden. Am Tag des Machu-Picchu-Besuches klingelte der Wecker bereits um 4:15 Uhr, wir wollten pünktlich bei der Brücke sein, um bei deren Öffnung um 5 Uhr mit den Ersten den Aufstieg zum Nationalpark anzutreten. Über einen steilen Weg mit etlichen Treppenstufen gelangten wir zum offiziellen Eingang, der dann um 6 Uhr seine Tore öffnete. Glücklicherweise schafften wir es unter die ersten 50 Eintritte und da wir schnurstracks weitere Stufen erklammen, waren wir schliesslich die ersten, die auf der Besucherterrasse ankamen. So konnten wir das alte Inka-Dorf ohne einen einzigen Touristen in der langsam aufgehenden Morgensonne betrachten. Was für ein Anblick!

Atemraubender Blick auf den berühmten Machu Picchu

Während sich die Ruinen langsam mit Touristen füllten, machte sich unser Hungergefühl bemerkbar, wir waren ja schon recht lange auf den Beinen. Dafür hatten wir vorgesorgt, in unseren Rucksäcken wartete Müesli mit Früchten und Joghurt auf uns. Selten hatten wir beim Frühstück eine so tolle Aussicht! Da schmeckte die Stärkung gleich doppelt so gut. Plötzlich jedoch kam einer der Wärter mit nicht so vergnügtem Gesicht auf uns zugestapft. Er habe Kameras und uns damit entlarvt, meinte er. Wir waren etwas verdutzt und wussten nicht, was das Problem war. Er erklärte dann, wir müssten unser Frühstück wieder in den Rucksack verpacken, nur ausserhalb des Parks wäre Essen erlaubt. Schade um unser Frühstück, doch wir gehorchten selbstverständlich. Zum guten Glück hatten wir wieder unsere Tupper dabei, sodass das Aufbewahren kein Problem war. Wir machten uns also mit immer noch leicht knurrendem Magen zum Berg „Montaña Machu Picchu” Miriam und Michi

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auf. Von da aus hatten wir nochmals eine andere Perspektive auf das Inka-Dorf und seine spezielle Umgebung mit steil aus dem Boden schiessenden Berggipfeln. Noch bis zum Mittag haben wir den Nationalpark erkundet. Dabei konnten wir auch durch die Ruinen spazieren und uns die verschiedenen Plätze anschauen.

Aussicht von den Ruinen in eines der umliegenden Täler

Nachher stand bereits der Rückweg zum Einstiegsort an. Wir gingen also zurück zur Brücke und wanderten von da aus wieder zwei Stunden den Zugschienen entlang. Als wir im Bus zurück nach Cusco sassen, zählten wir acht Wanderstunden und waren dementsprechend müde, sodass uns die Busfahrt dieses Mal nicht mehr so lange vorkam. Trotz der vielen Touristen und der beiden langen Fahrten war der Besuch auf dem Machu Picchu ein einmaliges Erlebnis. Ein paar Tage später brachen wir in Richtung Titicaca-See auf. Diesmal waren wir schwer bepackt. Wir hatten in Cusco einen guten Supermarkt gefunden und konnten es nicht lassen, uns grosszügig, sehr grosszügig sogar, mit Proviant einzudecken. Die Extra-Anstrengungen wegen des vielen Gewichts haben sich allerdings gelohnt, auf dieser Reise haben wir noch selten so lecker gekocht wie auf dieser Etappe. Pasta mit Oliven und Speck, Quinoa-Salat mit Thon und frischem Gemüse und Kartoffelstock mit Würstchen standen auf dem Menüplan. Die Strecke war diesmal viel flacher und es gab nur einen Andenpass zu bewältigen, wobei wir ja schon auf rund 3400 m starteten.

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Miriam nach dem Mise en Place

In dieser Etappe haben wir für einmal viele Radreisende getroffen. Jeden Tag erspähten wir bepackte Velos. Ein jüngeres französisches Pärchen, das mit dreijährigem Kind und Tandem reist, ein Spanier, der allein unterwegs ist, zwei Pensionierte aus Frankreich und letztlich zwei holländische Jungs, die unsere Route umgekehrt bereisen. Mit den beiden Holländern haben wir gemeinsam einen Zeltplatz gesucht und zusammen den Abend verbracht. Die Gespräche mit den Radreisenden sind immer spannend und auch praktisch, vor allem natürlich, wenn sie aus der Gegenrichtung kommen. Man kann Erfahrungen austauschen und Tipps teilen. Nach dem Pass gelangten wir in das Altiplano, das ist eine grosse Hochebene zwischen der westlichen und der östlichen Andenkette. Da diese Region auf einer Höhe von 3800-3900 m.ü.M. liegt, waren die Nächte wiederum sehr kalt. Wir mussten unsere Flaschen also wieder ins Zelt nehmen, damit wir am Morgen Trinkwasser und nicht nur Eisklumpen hatten. Nach fünf Velo-Tagen und dem letzten kurzen Anstieg direkt vor Puno erblickten wir endlich das Andenmeer, den Titicaca-See. Er ist gigantisch gross und bei einer Fläche, die 13 Mal der des Bodensees entspricht, könnte man wirklich meinen, man sähe das Meer. Der Lago Titicaca ist der höchste schiffbare See der Welt. Dies wollten wir natürlich ausprobieren und so buchten für den Folgetag eine Bootstour. Wir besuchten die berühmten „Floating Islands” (schwimmende Inseln) des Uru-Volkes. Die Inseln sind vor allem aus Schilf gebaut und wurden früher das ganze Jahr über bewohnt. Heute kann man die Inseln inklusive der Häuser besichtigen und sich das Bauprinzip derselben sowie den Lebensstil der Urus erklären lassen. Das Ganze ist nun vor allem eine Touristenattraktion. Am Abend waren die Inseln nämlich ziemlich leer und ausgestorben.

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Eine schwimmende Insel des Uru-Volkes auf dem Titicaca-See

Mit „Taquile“ haben wir noch eine weitere Titicaca-Insel besucht, diese ragt wie ein kleiner Berg aus dem See, ist natürlichen Ursprungs und für ihre strickenden Männer berühmt. Als Nächstes werden wir noch etwas dem See folgen und dann bald schon die Grenze nach Bolivien überqueren.

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