Periphere arterielle Verschlusskrankheit. Pflanzliche Lipidsenker. Demenz

Periphere arterielle Verschlusskrankheit Pflanzliche Lipidsenker Demenz SS 2015 Prof. Dr. Marietta Kaszkin-Bettag Angiographie soll nicht zur Primär...
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Periphere arterielle Verschlusskrankheit Pflanzliche Lipidsenker Demenz SS 2015 Prof. Dr. Marietta Kaszkin-Bettag

Angiographie soll nicht zur Primärdiagnostik eingesetzt werden

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Angiogramme von Patienten mit pAVK Das Bild kann zurzeit nicht angezeigt werden.

Claudicatio intermittens

Beim Gehen Schmerzen, die zum Stehenbleiben zwingen Beim Gehen sowohl die schmerzfreie als auch absolute Gehstrecke verkürzt Schmerzfreie Gehstrecke und Dauer der Erholung nach dem Stehenbleiben sind Maß für die Schwere der Durchblutungsstörung

Therapieziele

Fontaine-Stadium I-IV • Beeinflussung von Risikofaktoren zur Reduktion der kardio- und zerebro-vaskulären Morbidität und Letalität • Beseitigung oder Verringerung der Arterioskleroseprogredienz und damit Verhütung von Gefäßstenosen, -verschlüssen und Amputationen

Ginkgo biloba

Ginkgo-Arzneimittel in Deutschland: EGb 761 (Schwabe GmbH)  

Tebonin bis 240 mg GINKOBIL ratiopharm bis 120 mg

Wirkung von Ginkgo biloba Beeinflussung der Rheologie (Senkung der Erythrozyten- und Thrombozytenaggregation in vitro) Hemmung der Produktion freier Radikale Steigerung der Prostacyclinsynthese Antagonisierung des PAF (Plättchen-aktivierender Faktor) Neuroprotektive Eigenschaften Verbesserung des zellulären Energiestoffwechsels

Knoblauch – Allium sativum

Arzneimittelinteraktionen Knoblauch (Allium sativum)

Saquinavir

Serumkonzentration –51 %

Chlorzoxazon

Metabolisierung durch CYP2E1⇓

Antikoagulantien

INR ⇑ (Fallbericht)

Thrombozytenaggregationshemmer

Effekt ⇑ (Vermutung)

Artischocke - Cynara scolymus

Placebo-kontrollierte Doppelblind-Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Verträglichkeit eines Artischocken-Trockenextraktes (Droge/Extrakt-Verhältnis 25-35 : 1, Extraktionsmittel: Wasser, CY450) als Filmtablette mit 450 mg Trockenextrakt aus frischen Artischockenblättern (Handelsname: Valverde Artischocke bei Verdauungsbeschwerden)

Werner Englischa, Christoph Beckersa, Markus Unkaufa, Michel Rueppb, Vsevolod Zinserling Efficacy of Artichoke Dry Extract in Patients with Hyperlipoproteinemia Arzneimittelforschung 2000; 50(3): 260-265

Behandlung der Hyperlipoproteinämie mit CY450 im Vergleich zu Placebo 143 erwachsene Patienten mit einem Ausgangswert für Gesamtcholesterin von > 7,3 mmol/l (> 280 mg/dl)  6 Wochen täglich 1.800 mg Artischocken-Trockenextrakt oder Plazebo. Veränderungen von Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin zeigten eine statistisch signifikante Überlegenheit (p = 0,0001) für den Artischocken-Trockenextrakt gegenüber Plazebo. Die Abnahme von Gesamtcholesterin war in der CY450-Gruppe 18,5%, verglichen mit 8,6% in der Plazebo-Gruppe. LDL-Cholesterin nahm in der CY450-Gruppe um 22,9% ab, in der Plazebo-Gruppe um 6,3%. Das LDL/HDL-Verhältnis sank um 20,2% in der CY450-Gruppe und um 7,2% in der Plazebo-Gruppe.

Rondanelli M, Giacosa A, Opizzi A, Faliva MA, Sala P, Perna S, Riva A, Morazzoni P, Bombardelli E. Beneficial effects of artichoke leaf extract supplementation on increasing HDL-cholesterol in subjects with primary mild hypercholesterolaemia: a double-blind, randomized, placebo-controlled trial. Int J Food Sci Nutr. 2013 Feb;64(1):7-15. • Placebo-kontrollierte klinische Studie mit Artischockenextrakt 250 mg, 2 b.i.d. für 8 Wochen in 92 Patienten mit leicht erhöhtem Cholesterinspiegel  Signifikanter Anstieg von HDL  Signifikante Abnahme von Gesamtcholesterin, LDL, Gesamtcholesterol/HDL ratio, LDL/HDL ratio

Durch die in der Artischocke enthaltenen Bitterstoffe (Caffeoylchinasäuren) kommt es auch zu einer verstärkten Cholerese, die zu einer Absenkung von Cholesterin im Blut führt, - erstens durch die vermehrte Ausscheidung und - zweitens durch den erhöhten Verbrauch von Cholesterin für die Gallensäurensynthese. Und nicht zuletzt fördert die Artischocke die Leberzellregeneration, wohingegen synthetische Lipidsenker die Leber schädigen können! Artischockenblätterextrakt ist ausgezeichnet verträglich und ohne Nebenwirkungen. Er sollte langfristig (mindestens 6 Wochen) angewendet werden und eignet sich für Langzeit- und Dauergebrauch.

Eine weitere Studie mit dem Ginkgo-Spezialextrakt LI 1370 (3x täglich 50 mg für 12 Wochen) an über 900 Patienten mit Tinnitus konnte keine Überlegenheit gegenüber Placebo zeigen (Shelley Drew and Ewart Davies, BMJ 2001;322;73)

Möglicherweise zu niedrig dosiert? Therapiedauer zu kurz? Sicherlich weitere Studien nötig und sinnvoll!  Einziger Extrakt mit signifikanter Verbesserung bei Tinnitus ist EGb 761 (Review: von Boetticher, Neuropsych Dis 2011)

pAVK Tinnitus, nicht-organischer Schwindel

Erstattung von EGb 761 (Tebonin®) nur für Demenz

Pharmakologische Wirkungen des Ginkgo-Spezialextrakts EGb 761

Hemmung der altersbedingten Reduktion von muskarinergen Cholinrezeptoren und α2-Adrenozeptoren Förderung der Cholinaufnahme im Hippocampus Steigerung der Gedächtnisleistung und des Lernvermögens Förderung der Durchblutung im Bereich der Mikrozirkulation Inaktivierung toxischer Sauerstoffradikalfänger Antagonistisch gegenüber PAF Neuroprotektive Wirkung

Klinische Studie mit EGb 761 bei Demenz Napryeyenko et al. Ginkgo biloba special extract in dementia with Neuropsychiatric features. Arnzeim-Forsch/Drug Res 2007;57:4-11.

• 400 ambulaten Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz = Gesamtscore Syndrom-Kiru-Test (SKT) 9-23 • Verbunden mit neurologischer Symptomatik = Gesamtscore Neuropsychiatric Inventory (NPI) > 5 (ohne Zeichen schwerer Depressionen) • Jeder Patient musste Betreuer haben für Auskünfte zur Bewertung der Aktivitäten des täglichen Lebens 22 Wochen Behandlungsdauer 2 x 120 mg EGb 761/Tag 200 Pat  Verum, 200 Pat  Placebo

• 196 bzw. 195 Patienten beendeten die Studie gemäß Protokoll • Syndrom-Kiru-Test Summenscore: • Verum: 15,6  -3,2 • Placebo: 15,4 +1,3

Neuropsychiatric Inventory-Gesamtscore: • Verum: 21,3  -6,5 • Placebo: 21,6  +2,4

Alle Responderraten lagen > 60%. Auch bei Schwindel und Tinnitus zeigte sich bei den Patienten mit EGb 761 eine deutliche Verbesserung gegenüber Placebo. Die Nebenwirkungen waren unter EGb 761 sogar geringer als unter Placebo.

Fachinformation von Tebonin intens 120 mg Nicht erstattungsfähig für pAVK, nur für Demenz! Anwendungsgebiete: Zur symptomatischen Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes bei dementiellen Syndromen mit der Leitsymptomatik:

Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmung, Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen. Zur primären Zielgruppe gehören dementielle Syndrome bei primär degenerativer Demenz, vaskulärer Demenz und Mischformen aus beiden.

EGb 761 bei Gesunden zur Verbesserung der Gedächtnisleistung (Kaschel – Phytomedicine 2011)

188 gesunde Probanden zwischen 45 und 56 Jahren erhielten EGb 761 (240 mg 1x tägl) oder Placebo für 6 Wochen.

 Signifikant bessere Fähigkeit, erlerntes Wissen abzurufen  allgemein verbesserte kognitive Leistungen

Nebenwirkungen Selten leichte Magen-Darmbeschwerden, Kopfschmerzen, Hautreaktionen

Schwangerschaft und Stillzeit Keine Einschränkungen bekannt

Wechselwirkungen Eine Wechselwirkung mit Arzneimitteln, die die Blutgerinnung hemmen, kann nicht ausgeschlossen werden. In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie an 50 Probanden über 7 Tage ergaben sich allerdings keine Hinweise auf Wechselwirkungen von EGb 761 (Tagesdosis 240 mg) mit Acetylsalicylsäure (Tagesdosis 500 mg).