Paludikultur Newsletter November 2010

Paludikultur‐Newsletter November 2010   1 Paludikultur‐Newsletter   November 2010   Inhalt  Das Wort                      S. 1  Paludiku...
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Paludikultur‐Newsletter November 2010  

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Paludikultur‐Newsletter   November 2010   Inhalt  Das Wort 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 1 

Paludikultur in Vorpommern – Hintergründe zum Projekt   

 

 

 

S. 2 

Interview mit Ryszard Piątkowski 

 

 

 

 

 

 

 

S. 4 

Ein erster VIP‐Besuch in NO‐China   

 

 

 

 

 

 

S. 6 

Die Klimakonvention in Tianjin (China) 

 

 

 

 

 

 

S. 7 

AfSV‐Jahrestagung 2010 

 

 

 

 

 

 

S. 9 

IPCC Expertentreffen über Produkte der Holzernte, Feuchtgebiete     und Lachgas aus Böden (Genf, 19. bis 21. Oktober 2010)   

   

   

S. 10   

Workshop zum Moortourismus mit Beteiligung des VIP‐Projekts   

 

 

S. 11 

Europäische Tourismus‐Auszeichnung für das Peenetal 

 

 

 

 

S. 13 

In eigener Sache 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 13 

Impressum 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

S. 15 

 

 

 

Das Wort  Es hat eine Weile gedauert, bevor ich das Wort fehlerfrei aussprechen konnte. Und manch‐ mal klappt es noch immer nicht richtig. Der Begriff, den wir brauchten – wir reden von 1998  – gab es noch nicht, das Wort musste geschaffen werden. Denn nur was ein Name hat, be‐ steht.   Sumpfwirtschaft?  Sumpflandwirtschaft?  …Kaum  überzeugend…Von  Anfang  war  klar,  dass  man es international verwenden und verstehen können müsste. Die Landwirte hatten ihre  Agri‐Kultur, die Gartenbauer Horti‐Kultur, die Förster Silvi‐. Es gibt selbst Piscikultur für die  Fischzüchter. Aber wie nennt man Wirtschaft auf Sumpfland?   Ich  komme  ursprünglich  aus  den  Niederlanden,  aus  einer  Region  genannt  „de  Peel“.  Tat‐ sächlich  eine  Moorgegend,  die  –  so  lernten  wir    –  an  ihrer  Ostgrenze  mit  alten  Zeitungen  zugeklebt war. Denn die Erde war flach und dort zu Ende und ohne Zeitungen würde man  herunterfallen.  Die wenigen Intellektuellen bei uns im Dorf (die waren Pastor oder Arzt, oder vielleicht auch  Schulmeister), behaupteten, dass der Name „Peel“ stammte vom Lateinischen „Palus“, was  „Sumpf“  bedeutet.  Sie verstanden,  was  in  der Messe  gesagt  wurde  und  die  meisten  Peel‐

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bewohner haben auch das mit dem „Palus“ geglaubt. Ich nicht… Denn ich konnte mir nicht  vorstellen, dass die normalen Menschen früher bei uns Lateinisch redeten.   Meine  Mutter  schlug  vor,  dass  ich  –  als  Vorbereitung  auf  dem  Gymnasium  –  Messdiener  werden würde („denn so kriegt man das Latein fast spielend mit“). Aber kaum hatte ich die  Kasel  angezogen,  oder  die  1960er  Jahren  wechselten  zur  Landessprache.  Latein  blieb  das  Monopol vom Gymnasium, von der Societas Verbi Divini, die das betrieb. Und natürlich von  unserem Lehrer Pfarrer Poyer, der bevorzugte (wir kannten noch kein Französisch) seinen  Name  auf  Französisch  („Pwajee“)  auszusprechen,  weil  die  niederländische  Aussprache  („pooier“) „Zuhälter“ bedeutet. Auch diesen Begriff kannten wir noch nicht.   Somit war deutlich was die Wortstämme sein sollten: „Kultur“ und „Palus“, nur die Verbin‐ dung war nicht sofort klar. „Pali‐kultur“ hörte sich schlichtweg falsch an. „Palus“ zeigte sich  kein einfaches Wort wie das „Hortus“ (Garten: hortus, horti, horto, hortum, horto) womit  wir  Lateinisch  gelernt  hatten.  Palus  gehört  zu  einer  abweichenden,  der  konsonantischen  Deklination: „palus, paludis, paludi, paludem, palude“. Nicht umsonst bezeichneten die al‐ ten Karten das Peelmoor auch als „Locus Paludosus“. Und so wusste ich, schon vor Franziska  ;‐), dass Moorbewohner mit „paludi‐cola“ (nicht mit pali‐cola…) angedeutet werden.  Damit  war  ein  neues  Wort  geboren,  das  sich  allmählich  ausgebreitet  hat,  etwas  an  Be‐ kanntheit  erreicht  hat,  als  Konzept  pilotartig  umgesetzt  ist.  Jetzt  ist  eine  neue  Phase  an‐ gebrochen, in dem wir versuchen werden, das Konzept flächig zu implementieren und die  dazu notwendige wissenschaftliche, technologische, ökonomische, soziale Infrastruktur auf‐ zubauen.  Das Wort ist Fleisch geworden:   VIP: Paludikultur: weltweit, ohne Ende!  Hans Joosten   

Paludikultur in Vorpommern – Hintergründe zum Projekt  Mecklenburg‐Vorpommern  und  insbesondere  der  östliche  Teil  dieses  Bundeslandes  mit  seinem Urstromtal der Flüsse Peene, Recknitz, Trebel und Tollense ist reich an Niedermoor‐ gebieten,  die  im  Zuge  der  nacheiszeitlichen  Landschaftsentwicklung  entstanden  sind.  Seit  rund 300 Jahren sind Teile dieser Moorflächen mehr oder weniger intensiv landwirtschaft‐ lich genutzt worden, etwa für die Grünlandwirtschaft oder als Anbauflächen landwirtschaft‐ licher Kulturen. Darüber hinaus galt Torf in der Vergangenheit auch als Energierohstoff und  wurde entlang der großen Flüsse gewonnen.   Lange Zeit wurde allerdings kaum beachtet, dass durch diese Nutzung wichtige ökologische  Funktionen  der  Moore  (Wasserspeicherung  und  Kohlenstoff‐Reservoire)  ganz  wesentlich  beeinträchtigt wurden: Mit der oft vorgenommenen Trockenlegung der Flächen verbunden  waren Bodendegradierung und Moorsackung, Verlust der Wasserfilter‐ und Rückhaltefunk‐ tion und Belastung von Oberflächen‐ und Grundwasser sowie ein Verlust der Artenvielfalt.  Noch  immer  prägen  diese  Begleiterscheinungen  die  betroffenen  Flächen.  Darüber  hinaus  zeichnen  sich  diese  Standorte  außerdem  durch  eine  starke  klimawandel‐relevante  Treib‐

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hausgas‐Freisetzung  aus.  Schon  aus  diesem  Grund  ergibt  sich  die  unbedingte  Notwendig‐ keit, die degradierten Moorflächen wiederzuvernässen.   Gleichzeitig sind in der traditionellen Landwirtschaft aktuell vielfältige Veränderungen spür‐ bar.  Einerseits  greifen  viele  Agrarbetriebe  den Trend  „vom  Landwirt  zum  Energiewirt“  auf  und setzen vermehrt auf den Anbau von Energierohstoffen, andererseits ist mit der Redu‐ zierung  der  Milchviehbeständen  auch  mit  einem  Rückgang  der  Nachfrage  nach  Futter  aus  den Grünlandgebieten zu rechnen. Daraus ergibt sich für die Moorgebiete die Chance, diese  Trends miteinander zu verbinden. Allerdings muss dies  unter der Maßgabe erfolgen, diese  wiedervernässten  oder  noch  weitgehend  intakten  Flächen  so  zu  nutzen,  dass  die  ökologi‐ sche  Funktion  erhalten  bleibt  oder  langfristig  wiederhergestellt  wird  –  bei  gleichbleibend  hohem Wasserstand.   Seit einigen Jahren hat sich dafür das Wort „Paludikultur“ durchgesetzt. Von „palus“ (latei‐ nisch = Sumpf, Morast) abgeleitet, umfasst der Begriff traditionelle Nutzungen nasser Moor‐ flächen wie Rohrmahd und Streunutzung. Er schließt aber auch neue Verfahren zur energe‐ tischen oder stofflichen Verwertung von Moor‐Biomasse ein. Ziel ist, durch die Nutzung nur  oberirdische Biomasse abzuschöpfen und unterirdisch Torf zu akkumulieren. Somit können  Wiederherstellung  der  ökologischen  Funktion  und  eine  wirtschaftliche  Nutzung  sinnvoll  miteinander verknüpft werden.   Direkt  klimafreundlich  wirkt  Paludikultur,  indem  eine  weitere  Freisetzung  von  CO2  unter‐ bunden  wird  und  langfristig  durch  das  wiedereinsetzende  Torfwachstum  sogar  gebunden  wird. Außerdem bewirkt die hohe Verdunstungsleistung der Moore einen klimatischen Aus‐ gleich durch Kühlung.   Eher indirekt ist Paludikultur gegen den Klimawandel wirksam, indem Produkte aus der Pa‐ ludikultur bisher genutzte fossile Rohstoffe ersetzen können, was zu einer weiteren Redu‐ zierung von Treibhausgasen führt. So werden Pellets, Briketts oder Silage aus Schilf, Rohr‐ kolben  oder  Erlenholz  in  Zukunft  als  Energieträger  insbesondere  für  regionale  Abnehmer  eine  wichtige  Bedeutung  erlangen.  Auch  für  energiesparende  Baustoffe  (Dämmplatten,  Dämmputz) bieten sich Erzeugnisse aus der Paludikultur an.   Nicht nur für Insider, sondern auch für die Einwohner Mecklenburg‐Vorpommerns und die  zahlreichen Touristen ist Paludikultur aus weiteren Gründen interessant. So werden positive  Auswirkungen  auf  den  Arbeitsmarkt  erwartet,  indem  eine  Stabilisierung  in  der  Agrarwirt‐ schaft  erfolgt  und  neue  Arbeitsplätze  in  der  Energiewirtschaft  und  im  Baustoffsektor  ent‐ stehen.   Darüber hinaus wird mit Hilfe der Paludikultur auch ein wesentlicher Beitrag zur Pflege und  Weiterentwicklung der Kulturlandschaft geleistet. So können mit der Zucht von Wasserbüf‐ feln und der umweltfreundlichen Gewinnung von Arzneipflanzen ganz neue Möglichkeiten  erschlossen werden. Nicht zuletzt ist für den Erhalt der Biodiversität oft auch eine extensive  Bewirtschaftung notwendig – viele seltene Tier‐ und Pflanzenarten in den jetzigen Gebieten  können nur durch eine regelmäßige Pflegemahd erhalten werden. Mit dem Nebeneinander  von geschützten Flächen ohne Bewirtschaftung und extensiv genutzten Flächen ergibt sich  ein buntes Mosaik einer Landschaft, die für eine umsichtige touristische Nutzung hochgra‐ dig attraktiv ist und so zu einer weiteren Stabilisierung des Fremdenverkehrs gerade abseits  der großen Tourismushochburgen sorgt.  

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Natürlich ist die Einführung der Paludikultur auch eine technische Herausforderung, weil die  Entwicklung von leistungsfähigen Erntemaschinen erst am Anfang steht, wie auch die stoff‐ liche und energetische Verwertung der speziellen Produkte. Und nicht zuletzt auch hinsicht‐ lich  der  komplizierten  Förderungsmöglichkeiten  und  rechtlichen  Rahmenbedingungen,  die  es zu berücksichtigen gilt, wird von dem Projekt aus der Praxis ein hohes Maß an Wissens‐ zuwachs erwartet.   Paludikultur ist grundsätzlich überall dort möglich, wo es große Moorflächen gibt. Ziel des  Projektes  ist,  Erfahrungen  aus  dem  Untersuchungsgebiet  in  Vorpommern  mit  weltweiten  Erfahrungen zu verknüpfen und den Gedanken der Paludikultur in die Welt hinauszutragen  – bislang nach Belarus, nach China oder nach Indonesien.   Ralf Scheibe 

Interview mit Ryszard Piątkowski  Herr Piątkowski, Sie haben als Rohrwerber jahrzehntelange  Erfahrung mit dem Einsatz und der Konstruktion von Ern‐ temaschinen in nassen Mooren.  Wie müssen die Maschi‐ nen an diese besonderen Standorte angepasst sein?  Herkömmliche Traktoren und Feldhäcksler sind zu schwer für  weiche Moorböden. Die Maschinen müssen durch eine Re‐ duktion des Gewichts und eine breite Auflagefläche an die  geringe Tragfähigkeit von nassen Mooren angepasst werden.  Bei der Ernte von Schilfrohr zur Dacheindeckung haben wir  in Nordwestpolen gute Erfahrungen mit dem Einsatz von  Seiga‐Maschinen mit großen Ballonreifen sowie mit Pisten‐       R. Piątkowski (F.: S. Wichmann)  raupen gemacht.                             Für das VIP‐Projekt haben Sie eine Erntemaschine weiterentwickelt. Wie sieht die aus?  Das Basismodell ist ein Pistenbully der Firma Kässbohrer, der normalerweise im Winter in den Ber‐ gen eingesetzt wird. Zunehmend werden diese Maschinen aber auch für Sondereinsatzgebiete wie  Torfwirtschaft, Deponie‐Sanierung oder eben Schilfernte und Landschaftspflege umgebaut. Für das  VIP‐Projekt habe ich den Pistenbully mit einem Balkenmähwerk und einem Häcksler ausgestattet.  Das Erntegut wird direkt auf einen angehängten, mit der Mähraupe über eine Hydraulik verbunde‐ nen Ladewagen geblasen, der ebenfalls auf Raupenketten fährt. 

Wofür soll die Maschine verwendet werden?  Mit der Mähraupe kann Biomasse im Sommer als Frischmasse geerntet werden. Der Häcksler zer‐ kleinert die Biomasse sehr stark. Somit kann das Häckselgut als Co‐Substrat in einer Biogasanlage  verwertet werden. Es ist aber auch eine Ernte von Biomasse im Winter möglich, die z.B. zu Pellets  oder Briketts verarbeitet und verfeuert werden kann.   

Inwiefern ist die Maschine an den Einsatz in Naturschutzgebieten angepasst?  Durch Minimierung des Gewichts und breite Ketten wird der Bodendruck auf max. 100g/cm2 be‐ grenzt. Das ist ein Drittel von dem eines Menschen. Um die aus Naturschutzsicht sehr sensiblen Ern‐

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teflächen zu schonen, ist die Mähraupe mit Gummiketten ausgerüstet. Wenn Flächen seit längerer  Zeit nicht gemäht worden sind, besteht die Gefahr, dass alte Torfstiche oder Gräben in dichter Vege‐ tation versteckt sind. Um ein Versinken der Maschine zu verhindern, sorgen Polystyrol‐Körper für  Auftrieb. Zusätzlich ist der Anhänger mit einem eigenen Antrieb ausgestattet. 

Wann und wo geht`s los?  Lieferung der Mähraupe und Beginn der Ernte sind für die 1.Novemberhälfte vorgesehen.  Zunächst werden die Fernen Wiesen im Peenetal östlich von Anklam gemäht. Weitere Flä‐ chen sollen auf der Nordseite der Peene beerntet werden. Darüber hinaus wäre eine Win‐ termahd z.B. am Kummerower See oder im Recknitztal möglich.    Das werden wir gern begleiten. Herzlichen Dank für das Gespräch und eine erfolgreiche  Schilferntesaison wünscht Sabine Wichmann.   

 

Details des neuen Pistenbullys: Fahrzeug mit  Anhänger (hier beide noch ohne Gummirau‐ pen); Fahrerkabine mit Anbaumöglichkeit für  Mähwerk; Klimaanlage  (Fotos: Ryszard Piątkowski)   

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Ein erster VIP‐Besuch in NO‐China  Neben  Südost‐Asien  und  Zentral‐Europa  ist  NO‐China  (die  alte  Mandschurei)  einer  der  weltweiten Hot‐Spots von Emissionen aus degradierten Mooren. Deshalb ist dieses Gebiet  (neben Indonesien und Belarus/Ukraine) T  hema der Aktivitäten des VIP‐Moduls 8 (Interna‐ tionalisierung).  Unser  Besuch  der  Klimakonvention  in  Tianjin  war  eine  gute  synergetische  Gelegenheit,  das  Gebiet  und  die  Kooperationspartner  zu  besuchen  und  die  Zustand  der  Moore während Exkursionen zu erörtern.   Vom 10. bis 15. Oktober waren wir zu Gast beim Institute for Peat and Mire Research der  Northeast Normal University in Changchun (Jilin), das Zentrum der Moorforschung in China.  Mit Prof. Dr. Shengzhong Wang, Prof. Dr. Xianmin Meng, ass. Prof. Dr. Zhaojun Bu und ass.  Prof. Dr. Hongyan Zhao besprachen wir die zukünftige Zusammenarbeit.   

  Während unserer Exkursionen in Ost und Südost Jilin besuchten wir mehrere der degradier‐ ten, landwirtschaftlich genützten Moore mit geringen Erträgen. (Foto: Shengzhong Wang).    Wir  sahen  gute  Möglichkeiten,  um  in  und  parallel  an  dem  VIP‐Programm  Studentenaus‐ tausch  und  gemeinsame  Promotionsprojekte  zu  realisieren.  Unsere  Unterstützung  bei  der  Weiterentwicklung  der Moorlehre und  –forschung  in  Chanchun  wurde  angeboten.  Ein  de‐ tailliertes gemeinsames Programm mit konkreten Aufgaben bezüglich VIP‐orientierter For‐ schung  und  Umsetzung  wurde  formuliert  und  diskutiert.  Es  beinhaltet  die  nachfolgenden  Elemente: 

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Die  Inventarisierung  der  Ausbreitung,  Verbreitung  und  Zustand  der  Moore  Jilins  (oder NO China)  Die  Einschätzung  der  Treibhausgasemissionen  und  das  Reduktionspotenzial  dieser  Moore  Die Machbarkeit der Paludikultur in diesem Raum: welche Gebiete, welche Gewäch‐ se, welche Produkten, Kosten‐Nutzen‐Analyse  Die Umsetzung eines konkreten Paludikultur‐Pilotprojekts  Die Erarbeitung eines Beispiel Project Design Documents zum Verkauf von generier‐ ten carbon credits  

Die  Begeisterung  für  das  neue  Konzept  der  Paludikultur  war  groß,  bei  den  Professoren  so  wie bei den Studenten. Man sieht Paludikultur als eine wichtige, neue Lösung für China. Das  Land kann es sich einfach nicht leisten, viele Flächen ungenutzt liegen zu lassen, nicht nur  weil es viele Chinesen, aber vor allem, weil es noch zu viele zu arme Chinesen gibt. Gerade  in diesem Land ist es unerlässlich, Synergien in der Landnutzung zu erzeugen. Mit dem Insti‐ tute  for  Peat  and  Mire  Research  Changchun  haben  wir  einen  starken  Partner,  weil  dieses  Institut  verantwortlich  ist  für  alle  moor‐  und  torfbezogene  Standardsetzung  in  China.  Das  wird die Herausforderung für die Zusammenarbeit: Paludikultur als neue Moorstandard für  China!  Hans Joosten   

Die Klimakonvention in Tianjin (China)  Es  sind  zum  wichtigen  Teil  auch  die  internationale Entwicklungen,  die bestimmen,  ob  und  wie  sich  die  Paludikultur  erfolgreich  umsetzen  lässt.  Jeder  weiß  inzwischen,  dass  die  ent‐ wässerten, degradierten Moore auf nur 0,3 % der Landfläche der Erde für 6 % der weltwei‐ ten  Emissionen  von  Kohlendioxid  verantwortlich  sind,  mit  die  EU‐27  insgesamt  an zweiter  Stelle, aber auch Deutschland gesondert in dem weltweiten Top‐Ten (Tabelle 1). Jeder ver‐ steht, dass es anders sein muss und dass es – das werden wir mit Paludikultur zeigen – auch  anders  sein  kann.  Aber  tatsächlich  sehen  wir  noch  immer  –  und  zunehmend  –  perverse  Entwicklungen, wie die tiefere Entwässerung oder Kuhlung von Moorflächen für den Anbau  von Mais für Biogas, oder – Äquivalentes – eine rasante Ausbreitung von Ölpalmplantagen  auf entwässerten Mooren in Südostasien. Das ist alles möglich, das wird selbst alles gefor‐ dert,  weil  die  Klimakonvention,  und  vor  allem  sein  wichtigstes  Instrument  das  Kyoto‐ Protokoll, was die Landnutzung angeht ein offenes Gewebe von Gefälligkeitsschlupflöchern  ist, das oft das Gegenteil bewirkt von dem, was beabsichtigt ist.    Tabelle 1: Emissionen von CO2 aus entwässerten Mooren in Mton/a  (Zustand 2008, nach  Joosten 2009)  Indonesia 

500 

Russia  Europe‐ an part  139  China 

77 

USA (lower 48) 

67 

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Finland 

50 

Malaysia 

48 

Mongolia 

45 

Belarus 

41 

Germany 

32 

Poland 

24 

Russia  part 

Asian  22 

Uganda  Papua  Guinea 

20  New  20 

Iceland 

18 

Sweden 

15 

Brazil 

12 

United  dom 

King‐ 10 

Estonia 

10 

Ireland 



Lithuania 



  Es  gibt  zwar  jetzt  schon  Möglichkeiten,  Moorwiedervernässung  unter  Kyoto  anzurechnen,  aber diese Methode (ich erspare Euch mal die Details…) ist derartig kompliziert, dass kaum  ein Land sie anwenden. Für Deutschland würde sie zum Beispiel bedeuten, dass man nicht  nur die 600 km2 an wiedervernässten Grassländern, aber auch die restliche 6.000 km2 Gras‐ land auf entwässertem Moor, und sogar die 60.000 km2 Grasland auf Mineralboden auf das  Intensivste  inventarisieren  und  monitoren  müsste.  Die  dazu  notwendige  Anstrengung  und  das  geringe  Reduktionspotenzial  auf  letztgenannten  Flächen  schrecken  die  Länder  –  zu  Recht  oder  zu  Unrecht  –  ab.  Anrechnung  der  Moorwiedervernässung  ist  vielleicht  dann  nicht de jure unmöglich, de facto gibt es einfach zu viele Hürden.   Deshalb wird momentan in der UNFCCC eine neue Möglichkeit, die Moorwiedervernässung  gezielt  zu  honorieren,  entwickelt:  eine  „hot‐spot“  Vorangehensweise,  die  als  Arbeitsname  “Wetland Management” bekommen hat.   In Tianjin (ich hatte von dieser chinesischen Stadt noch nie gehört, hat auch nur 16 Million  Einwohner…) wurde im Rahmen der UNFCCC‐Verhandlungen vom 4. bis 8. Oktober intensiv  über  Wetland  Management  diskutiert.  Obwohl  der  Vorschlag  schon  seit  Anfang  2009  auf  dem Tisch lag, war das noch kaum geschehen, weil bis jetzt die Wälder die Landnutzungs‐ diskussion überherrschten. 

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Die Diskussionen handelten über eine Vielzahl von Themen. Ist es ausreichend abgesichert,  dass  wenn  Länder  Moorwiedervernässung  positiv  anrechnen,  sie  auch  Moorentwässerung  adäquat als negativ verrechnen? Welche Referenz wird verwendet werden: das Jahr 1990  wie  bei  anderen  Landnutzungsaktivitäten,  oder  –  wie  bei  Waldmanagement  –  ein  „gross‐ nett accounting“, die auf sehr viel Kritik stößt?  Wie würde man Emissionsreduktionen für Wetland Management überhaupt berechnen und  berichten? Es gibt dafür noch keine Methodologien von IPCC…Und könnte IPCC diese Me‐ thodologien rechtzeitig, d.h. vor 2013, liefern? Und wie kann man klar unterscheiden zwi‐ schen natürlichen und anthropogenen Emissionen?  Muss man Wetland Management verpflichtend stellen, oder ähnlich wie jetzt mit Cropland  und  Grazing  Land  Management  freiwillig  lassen?  Und  was  ist  mit  „flooded  lands”, die  Flä‐ chen die für Hydroelektrizität geflutet sind und bekannterweise sehr viel Methan ausstoßen  können? Fallen die auch unter Wetland Management?   Viele dieser Fragen konnten wir durch unsere Anwesenheit zufriedenstellend beantworten.  Auch  die  Lobbygesprächen  mit  wichtigen  „Spieler“,  wie  Brasilien,  Indien,  China  und  Süd‐ Afrika,  die Wetland  Management bis  jetzt  eher  kritisch  betrachteten,  konnten  Vorurteilen  aus dem Wege räumen und neues Verständnis erzeugen.   Wie  die  endgültig  Entscheidung  über  Wetland  Management  sein  wird,  wird  sich  vielleicht  schon  in  Dezember  2010,  beim  nächsten  treffen  der  Klimakonvention  in  Cancun  (Mexico)  zeigen. Die UNFCCC möchte gern die Frage der Landnutzung noch dieses Jahr gelöst haben,  um den Tisch frei zu kriegen für andere Diskussionen und Entscheidungen. Wichtig wird in  jedem Fall die Einschätzung der IPCC sein. Darüber berichtet John in diesem Newsletter.   Hans Joosten   

AfSV‐Jahrestagung 2010  Die diesjährige Tagung der Arbeitsgemeinschaft Forstliche Standorts‐ und Vegetationskunde  fand  vom  22.  bis  25.  September  im  Naturpark  Sternberger  Seenland  in  Mecklenburg‐ Vorpommern im Schloß Hasenwinkel statt. Die Landesforst Mecklenburg‐Vorpommern leg‐ te  gemeinsam  mit  der  Naturpark‐Verwaltung  und  Vertretern  der  Ernst‐Moritz‐Arndt‐ Universität  Greifswald,  der  Arbeitsgemeinschaft  Geobotanik  sowie  der  IHU  Geologie  und  Analytik  den  Schwerpunkt  auf  Moore.  Mit  etwa  12  %  Flächenanteil  stellt  Mecklenburg‐ Vorpommern  das  moorreichste  Bundesland  dar,  wobei  waldbestandene  Moore  einen  Flä‐ chenumfang von etwa 45.000 ha einnehmen.   In den Fokus, sowohl der Vorträge am 22. September, wie der Exkursionen am 23. und 24.  September, wurden die Kennzeichnung von Moortypen, die Klimarelevanz von Mooren so‐ wie die forstliche Nutzbarkeit von Nassstandorten gestellt. Speziell zu dieser Thematik wur‐ de ein Seilkranprojekt vorgestellt, in dessen Rahmen eine bodenschonende Beerntung von  Erlen auf schlecht befahrbaren Moorstandorten erprobt werden soll.  Ebenso konnten Flä‐ chen  mit  Erlen‐Anbau  im  Bereich  von  wiedervernässten  Mooren  besichtigt  werden.  Da  in  den  letzten  zehn  bis  fünfzehn  Jahren  weite  Flächen  aus  der  landwirtschaftlichen  Nutzung  gefallen  sind  und  sich  durch  Abstellen  von  Schöpfwerken  bzw.  Deichbruch  in  Vernässung  befinden, ergibt sich in nicht zu nassen Bereichen ein großes Potential für die Schwarz‐Erle 

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und  ihre  Bewirtschaftung.  Neben  den  bewaldeten  Standorten  spielten  auch  die  positive  Wirkung  nasser,  unbewaldeter  Moore  auf  das  Bestandesklima  benachbarter  Wälder  und  der  Gehölzrückgang  nach  spontaner  Vernässung  durch  Biber  in  der  Diskussion  eine  Rolle.  Den Abschluß der Tagung am 25. Sept. bildete eine Wanderung durch das Durchbruchstal  der Warnow mit Besichtigung der slawischen Burganlage bei Groß Görnow.  Dierk Michaelis 

  IPCC Expertentreffen über Produkte der Holzernte, Feuchtgebiete und Lach‐ gas aus Böden (Genf, 19. bis 21. Oktober 2010)  Die Berichterstattung und Anrechnung von Treibhausgasemissionen und –senken des Land‐ nutzungssektors kennt noch einige methodische Mängel. Das Nebenorgan für wissenschaft‐ liche und technische Fragen (Subsidiary Body for Scientific and Technical Advice, SBSTA) der  Klimarahmenkonvention  (UNFCCC)  liefert  den  Vertragspartnern  das  notwendige  wissen‐ schaftliche Fundament für die politische Umsetzung. Auf seinem 32. Treffen (Juni 2010) hat  der SBSTA den unabhängigen UN‐Klimarat (IPCC) gebeten, ein Expertentreffen über metho‐ dischen Fragen zu Produkten der Holzernte (harvested wood products, HWP), Feuchtgebie‐ ten und Lachgasemissionen aus Böden zu organisieren. Die Arbeitsgruppe Nationale Inven‐ tarberichte (Task Force on National Greenhouse Gas Inventories, TFI) des IPCC hat vom 19.  bis  21.  Oktober  2010  ein  diesbezügliches  Expertentreffen  in  Genf  durchgeführt.  Eine  15köpfige  Teilgruppe  hat  sich  dort  den  Fragen  zu  Feuchtgebieten  und  Mooren  gewidmet.  Der Autor hat in dieser Gruppe die Universität Greifswald und das VIP Projekt repräsentiert  und die Bedeutung der Paludikultur dargelegt.   SBSTA  hat  ausdrücklich  gefordert,  dass  die  Themen  „Wiedervernässung  von  entwässerten  Mooren und Restauration von Feuchtgebieten“ auf diesem Treffen besprochen werden. In  den IPCC Richtlinien für die Berichterstattung von Treibhausgasemissionen fehlen noch im‐ mer Regeln zur Moorwiedervernässung. In der Fassung der IPCC Richtlinien von 2006 finden  sich  Angaben  zu  Emissionen  von  Moorstandorten  an  verschiedenen  Stellen  wieder.  Zum  einem  gibt  es  Emissionsfaktoren  für  entwässerte  Moorstandorte,  die  als  Ackerland,  Gras‐ land und Forst genutzt werden, zum anderen werden Emissionen aus Torfabbau vorläufig in  einem Anhang der Richtlinien abgedeckt. Die wichtigste Frage des Treffens bestand in der  Klärung der Frage, ob die Richtlinien von 2006 noch aktuell sind, insbesondere die dort ver‐ wendeten Emissionsfaktoren.   Vier Vorträge über Moore wurden gehalten. Der Autor präsentierte eine Übersicht zu Treib‐ hausgasemissionen  (CO2,  CH4  und  N2O)  aus  borealen,  temperaten  und  tropischen  Moor‐ böden. Dominique Blain (Environment Canada) stellte die Kohlenstoffbilanz von natürlichen,  entwässerten  und  wiedervernässten  Mooren  dar.  Matthias  Drösler  (TU  München) präsen‐ tierte  neuste  Ergebnisse  zu  Treibhausgasemissionen  aus  Moorböden  in  Deutschland  und  anderen EU Ländern. Faizal Parish (Global Environment Centre, Malaysia) gab einen Über‐ blick zu Emissionen von Moorbränden in Südostasien. Weitere Fragen bezogen sich auf die  Bedeutung von Treibhausgasemissionen aus Stauseen, aus Feuchtgebieten, die zur Abwas‐ serreinigung  genutzt  werden  und  aus  Küstenfeuchtgebieten  wie  Salzwiesen  und  Mangro‐ ven.  

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Die Experten stellten fest, dass seit 2006 ausreichend wissenschaftliche Daten veröffentlicht  wurden, die zur Ausarbeitung von Richtlinien für die Widervernässung und Restauration von  Mooren  genutzt  werden  können.  Diese  Richtlinien  sollten  alle  relevanten  Treibhausgase  (CO2, CH4 und N2O) und Klimazonen sowie Wasserstände, Vegetation und Nährstoffgehalte  berücksichtigen.  Die  Werte  für  die  mit  Landnutzung  einhergehenden  Emissionen  (Acker‐ land,  Grasland,  Forst,  Torfabbau)  sollten  überarbeitet  werden.  Außerdem  soll  analysiert  werden,  ob  Emissionsminderungsfaktoren  für  die  Wiedervernässung  von  unterschiedlich  genutzten Standorten entwickelt werden können. Zusätzlich soll geklärt werden, ob Emissi‐ onen  aus  Entwässerungsgräben  und  Kohlenstoffverluste  über  Fließgewässer  in  landnut‐ zungsorientierte Emissionsfaktoren integriert werden können.   Eine Zusammenfassung des Treffens wird auf einem UNFCC‐Treffen zur Berichterstattung (3  bis 4. November 2010 in Bonn) und auf dem 33. SBSTA Treffen (November/Dezember 2010  in  Cancun,  Mexiko)  präsentiert  werden.  Daraufhin  kann  SBSTA  den  Klimarat  beauftragen,  die  bestehenden  Richtlinien  entsprechend  zu  revidieren.  Auf  seinem  Treffen  im  Mai  2011  kann IPCC diesen Auftrag annehmen und für die zweite Hälfte 2011 eine Sitzung einberufen,  auf  welcher  der  Aufgabenbereich  abgegrenzt  wird.  Auf  seiner  Sitzung  im  Dezember  2011  kann  IPCC  den  Rahmen  absegnen  und  den  Erarbeitungsprozess  starten.  Die  Erarbeitung  umfasst vier Autorentreffen und zwei Begutachtungsrunden, die voraussichtlich insgesamt  zwei Jahre beanspruchen werden. Dies bedeutet, dass neue Richtlinien erst ab Ende 2013  zur Verfügung stehen.   Mit diesem Zeitrahmen werden die Vertragsstaaten wie geplant 2015 ihre Berichterstattung  für das Jahr 2013 nach neuen Richtlinien durchführen können. Für die Anrechnung zur zwei‐ ten  Verpflichtungsperiode  des  Kyoto‐Protokolls  werden  die  Richtlinien  allerdings  zu  spät  kommen, da die zweite Verpflichtungsperiode schon 2013 beginnt und Anrechnungen laut  Artikel  5.2  des  Protokolls  nur  nach  zu  der  Zeit  existierenden  Richtlinien  erfolgen  dürfen.  Somit  wäre  die  Anrechnung  von  Moorwiedervernässung  unter  Kyoto  nicht  bis  zur  dritten  Kyoto‐Verpflichtungsrunde  (ab  2018  oder  2020)  möglich.  Entwässerte  Moore  gelten  als  Hotspot für Treibhausgasemissionen und die Vertragsstaaten haben ein großes Interesse an  der Verminderung dieser Emissionen geäußert. Die IPCC‐TFI wird versuchen den Prozess zu  beschleunigen, in dem sie vor Mai 2011 ein zweites Expertentreffen einberuft, um Daten zu  sammeln,  Informationslücken  zu  identifizieren,  „Wiedervernässung“  zu  definieren,  Emissi‐ onsfaktoren zu erarbeiten und praktische Seite der Berichterstattung zu klären. Es gibt eine  winzige Chance dass der IPCC auf seinem Treffen im Mai 2011 die Ergebnisse des Experten‐ treffens nutzt um den Arbeitsauftrag verfrüht schon Anfang 2011 zu starten.   John Couwenberg 

  Workshop zum Moortourismus mit Beteiligung des VIP‐Projekts  Moore sind aus dem Bewusstsein des Mitteleuropäers seit Jahrtausenden nicht wegzuden‐ ken. Allerdings waren die Moorgebiete bis vor einigen hundert Jahren mental eher negativ  besetzt,  so  als  Verbannungsräume,  Hinrichtungsstätten,  Rückzugsräume  zwielichtiger  Ges‐ talten und Deponierungsorte aller möglichen Dinge für die Ewigkeit. Zögerlich – dann aber  mit  enormen  Eingriffen  –  sind  Moore  seit  dem  17.  Jahrhundert  wirtschaftlich  erschlossen  worden, wobei einzigartige wie konfliktträchtige historische Kulturlandschaften entstanden. 

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Beginnend  mit  der  Nutzung  des  Rohstoffes  Torf  für  medizinische  Zwecke  (und  inzwischen  für Wellness, also im reinen Freizeit‐ und Tourismussektor) vor rund 200 Jahren sind Moore  auch  als  Erholungsraum  wichtig  geworden  und  sind  heutzutage  wichtige  Ziele  von  Natur‐ tourismus‐Angeboten.   Die  Landeslehrstätte  für  Naturschutz  und  Nachhaltige  Entwicklung  Mecklenburg‐ Vorpommerns am Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) führt jährlich  eine  Vielzahl  von  Seminaren  relevanter  Themenstellung  für  verschiedene  Zielgruppen  durch. Anfang September 2010 fanden sich rund 40 Akteure aus den Bereichen ehrenamtli‐ cher  Naturschutz,  Großschutzgebietsverwaltungen  sowie  Bildung  und  Tourismus  zusam‐ men, um sich im Natur‐ und Umweltpark (NUP) Güstrow über ihre Erfahrungen in der tou‐ ristischen Nutzung von Moorgebieten auszutauschen und darüber hinaus das Angebot des  NUP mit einem eigenen Moorlehrpfad zu erkunden.   Die Thematik wurde hierbei aus verschiedener Sicht beleuchtet, so mit Fokus auf verschie‐ dene Zielgruppen (Projekte mit Schülergruppen oder Angebote für Wasserwanderer). Einen  wichtigen Platz nahm auch das Verzahnen von Schutzmaßnahmen mit der Entwicklung ei‐ ner speziellen Infrastruktur für das touristische Erschließen der Moorgebiete ein (Beispiele  Müritz‐NLP,  Ribnitzer  Moor,  Grambower  Moor).  Ganz  schnell  wurde  deutlich,  dass  das  Thema von sehr verschiedenen Akteuren aus ehrenamtlichem Naturschutz sowie Wirtschaft  und  Fremdenverkehr,  aber  auch  von  Behörden  wie  Forst‐  und  Naturschutzverwaltungen  erfreulich  gut  angenommen  wird.  Dabei  stehen  bei  so  gut  wie  allen  Projekten  nicht  nur  Schutz‐Ziele im Vordergrund, sondern der Schutz der Moorflächen wird interessierten Besu‐ chern auch begreifbar gemacht, um diese nicht nur zu informieren, sondern auch für eine  mehr oder weniger aktive Teilnahme zu gewinnen.   Das gerade erst gestartete VIP‐Projekt beteiligte sich mit zwei Referaten an der Ausgestal‐ tung  dieses  Workshops:  Prof.  Vera  Luthardt  berichtete  über  den  Moorerlebnispfad  Menz,  dessen engagierte Einrichtung für alle Beteiligten sichtliche Herausforderung, aber vor allem  auch Freude und Spaß war (was auch durch die Vortragsweise auf die Zuhörer übersprang).  Der  Autor  hatte  das  Eingangs‐Statement  zu  generellen  Möglichkeiten  der  Verbindung  von  Mooren und Tourismus übernommen. Genau genommen muss auch Eva Foos von der Hum‐ boldt‐Universität  Berlin  mit  zu  den  „VIP‐Beteiligten“  gerechnet  werden,  da  ihre  Untersu‐ chungen bzw. die Entwicklung des Leitfadens für die thematische Arbeit mit Schülern von  Frau Prof. Zeitz mit begleitet wurden.   Eine von Mitabeitern des NUP geführte Fußexkursion durch Teile des NUP (vor allem über  den Moorerlebnispfad) bei herrlichem Frühherbstwetter rundete die Veranstaltung ab. Für  die  Beteiligten  war  das  Treffen  die  Möglichkeit,  neue  Erfahrungen  zu  sammeln  und  neue  Partner für zukünftige Projekt kennen zu lernen; für die Beteiligten aus dem Projekt VIP sei  es  Ansporn,  über  die  wirtschaftliche  Verwendung  von  Produkten  nasse  Moorbewirtschaf‐ tung hinaus weiterhin auch über ideelle Werte der Moore nachzudenken und – auch wenn  das nur am Rande eine Rolle spielt – Ansätze einer nachhaltigen Tourismusentwicklung in  den Untersuchungsregionen weiter zu verfolgen.   Ralf Scheibe   

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Europäische Tourismus‐Auszeichnung für das Peenetal  Seit 20 Jahren hat sich der Wassertourismus entlang der Peene zu einem stabilen Segment  im Fremdenverkehr der Region entwickelt. Insbesondere Kanutouren entlang des „Amazo‐ nas des Nordens“ sind fast zu einem Alleinstellungsmerkmal für die Region geworden. Die‐ ses fast völlig emissionsfreie Wasserwandern ist sehr gut mit anderen Arten des Tourismus  im Bereich Kunst und Kultur oder Naturtourismus zu verbinden, die ebenfalls für die Region  wichtig sind.    Das  Netzwerk  „Vorpommersche  Flusslandschaft“  verbindet  Bootsverleiher,  Natur‐  und  Landschaftsführer,  Beherbergungsbetriebe  und  weitere  touristische  Akteure  in  der  Region  von der Peenemündung bis zum Kummerower See und entlang der Nebenflüsse. Es ist vor  allem dem Wirken dieses Netzwerkes zu verdanken, dass das vorhandene Potenzial zu in‐ novativen touristischen Angeboten zusammengeführt wurde. Das Projekt wird von den re‐ gionalen Tourismusverbänden (Vorpommern und Mecklenburgische Schweiz) unterstützt.  Unter  25  Mitbewerbern  konnte  sich  das  Netzwerk  „Vorpommersche  Flusslandschaft“  bei  der Verleihung des Europäischen Tourismuspreises EDEN‐AWARD 2010 durchsetzen, der in  diesem  Jahr  für  wassertouristische  Projekte  vergeben  wurde.  EDEN  steht  dabei  für  „Euro‐ pean Destination of Excellence“. Bemerkenswert ist, dass in diesem Jahr erstmals ein deut‐ sches Urlaubsgebiet unter den Preisträgern ist. Diese sind – wie auch schon in den vergan‐ genen Jahren – insbesondere europäische Destinationen, die sich bislang nicht durch Mas‐ sentourismus auszeichneten.   Mit der Auszeichnung wird nicht nur die jahrzehntelange Aufbauarbeit gewürdigt, sondern  der Preis ist auch der Schlüssel für gezielte Vermarktungen der Region auf der europäischen  Ebene durch die Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. Davon erhoffen sich die Beteiligten  des  Netzwerks  insbesondere  auch  eine  stärkere  Berücksichtigung  im  internationalen  Tou‐ rismusmarkt  und  eine  steigende  Zahl  ausländischer  Gäste.  Damit  könnte  die  Region  in  Mecklenburg‐Vorpommern  eine  Vorreiterrolle  in  der  Weiterentwicklung  des  incoming‐ Tourismus einnehmen.   Mit dem Forschungsprojekt VIP gibt es nicht nur hinsichtlich des Gebietes Überschneidun‐ gen. Auch inhaltlich gibt es viele Gemeinsamkeiten, etwa unter dem Slogan „Weiterentwick‐ lung  einer  Region  durch  Schutz  und  nachhaltige  Nutzung“.  Für  das  VIP‐Projekt  ergibt  sich  die Chance, die wachsende Bekanntheit des Peenetals unter den Touristen zu nutzen, um –  freilich auf diese ganz spezielle Zielgruppe orientiert – auf die Idee der Paludikultur und die  Umsetzung im Peenetal als einem der Kerngebiete hinzuweisen und den Gedanken der Pa‐ ludikultur weiter zu verbreiten.   Ralf Scheibe   

In eigener Sache  Es ist geschafft – pünktlich zum Kickoff‐Meeting des BMBF‐Projekts „VIP Vorpommern Initi‐ ative Paludikultur“ ist der erst Newsletter online bzw. auf dem elektronischen Postweg ver‐ schickt.  Alles  ist  noch  etwas  provisorisch  –  das  Layout,  die  Themenauswahl  und  die  Form 

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der  redaktionellen  Bearbeitung.  Für  die  Zukunft  soll  konsequent  von  der  (leider  häufigen)  Praxis abgegangen werden, dass sich Provisorien sehr lange halten können.  Der erste Newsletter feiert mitnichten den Projektstart (der ohnehin „fliegend“ war) oder  gar den Erfolg des Einwerbens des Projektes. Er soll vielmehr erste Informationen über Er‐ eignisse geben, die sich seit dem offiziellen Projektstart Anfang September ereignet haben.  Diese  Ereignisse  sind  organisatorischer  Art,  betreffen  interessante  Technik  oder  spiegeln  Aktivitäten von Projektpartnern auf internationaler oder nationaler Ebene wider.   Für  die  Zukunft  sind  für  den  Newsletter  allerdings  feste  Rubriken  geplant.  Diese  werden  auch strukturell die corporate identity des Projekts repräsentieren:   a) Informationen über das Projekt VIP  • Berichte über Aktivitäten von Projektpartnern   • Hinweise auf kommende Termine des Projekts bzw. auch außerhalb des Projektbe‐ reichs  • ausführlich Vorstellung von Praxispartnern   • Dokumentation des Projektfortschritts (Kurzfassungen der inzwischen neu erschie‐ nenen Meilensteinberichte)  b) Informationen über das Thema Paludikultur insgesamt  • Vorstellung relevanter aktueller Entwicklungen in der Wissenschaft  • Kurzvorstellung ausgewählter wichtiger Literatur bzw. online‐Veröffentlichungen   • Berichte zu Tagungen   • Berichte zu relevanten Ereignissen in den internationalen Untersuchungsgebieten   Auch wenn die Zwiebel nicht typisches Anbauprodukt wiedervernässter Moorflächen ist, so  soll  der  Newsletter  nach  dem  allbekannten  Zwiebelschalprinzip  vom  Projektinnern  nach  außen  immer  weitere  Kreise  ziehen.  Letztendlich  soll  der  Newsletter  zu  einer  generellen  Informationsplattform über Paludikultur ausgebaut werden.   Ähnliches  gilt  auch  für  die  Zielgruppen:  Primär  sind  die  Informationen  für  die  beteiligten  Projektpartner  und  Personen  bzw.  Institutionen,  die  mit  dem  Projekt  in  direktem  Zusam‐ menhang stehen, gedacht. Dazu gehören Projektförderer, Projektträger, Beirat, Stakeholder  in  der  Untersuchungsregion  etc.  Darüber  hinaus  soll  die  Gruppe  der  Adressaten  über  den  Raum Vorpommern bzw. Deutschland hinaus jedoch ständig erweitert werden.  Zunächst wird der Newsletter vierteljährlich erscheinen, immer am Ende eines Quartals. Der  Newsletter ist jedoch keine one‐man‐show. Deshalb seien an dieser Stelle insbesondere alle  Projektmitarbeiter, aber auch alle sonstigen Interessierten ausdrücklich gebeten, Informati‐ onen zu sammeln und an die Redaktion (Hans Joosten, Christian Schröder & Ralf Scheibe)  weiterzuleiten oder sich mit einem eigenen Beitrag zu beteiligen. Für den Newsletter wird  eine ISSN‐Nummer vergeben, so dass er auch den Charakter einer „ordentlichen“ Publikati‐ on erhält. Der Newsletter wird im download‐Bereich des Internetauftritts des VIP‐Projektes  archiviert.   Ralf Scheibe     

Paludikultur‐Newsletter November 2010  

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Impressum  Paludikultur‐Newsletter.  Online‐Newsletter  des  BMBF‐Verbundforschungsprojektes  „VIP  Vorpommern Initiative Paludikultur“  Der Newsletter erscheint viermal jährlich am Ende des Quartals.   Verantwortlich  i.  S.  d.  P.:  Prof.  Dr.  Dr.  h.  c.  Hans  Joosten,  Ernst‐Moritz‐Arndt‐Universität  Greifswald,  Institut  für  Botanik  und  Landschaftsökologie,  Grimmer  Strasse  88,  D‐17487  Greifswald,  joosten@uni‐greifswald.de,  Tel.  (+  49)(0)  3834  864177      Fax    (+  49)(0)3834  864114  Redaktion: Dr. Ralf Scheibe, Ernst‐Moritz‐Arndt‐Universität Greifswald, Institut für Geogra‐ phie und Geologie, Makarenkostraße 22, D – 17487 Greifswald,   ralf.scheibe@uni‐greifswald.de, Tel. (+ 49)(0) 3834 864539   Fax  (+ 49)(0)3834 864481  Copyright © 2010, Projektkoordination ”VIP Vorpommern Initiative Paludikultur”. All rights  reserved.  Die  in  diesem  Newsletter  veröffentlichten  Inhalte  (Texte,  Bilder,  Grafiken  usw.)  unterliegen dem Urheberrecht. Jede vom Urheberrechtsgesetz nicht zugelassene Nachnut‐ zung bedarf einer vorherigen Zustimmung der Projektkoordination. Fotokopien und Down‐ loads für den privaten, wissenschaftlichen und nicht kommerziellen Gebrauch dürfen herge‐ stellt  werden.  Die  Projektkoordination  erlaubt  ausdrücklich  und  begrüßt  das  Zitieren  der  Dokumente und Webseiten sowie das Setzen von Links auf ihre Website. Die Projektkoordi‐ nation  ist  bestrebt,  in  allen  Publikationen  die  Urheberrechte  der  verwendeten  Grafiken,  Fotos  und  Texte  zu  beachten,  von  ihr  selbst erstellte  Grafiken,  Fotos  und  Texte  zu  nutzen  oder  auf  lizenzfreie  Grafiken,  Tondokumente,  Videosequenzen  und  Texte  zurückzugreifen.     Haftungsausschluss: Die Inhalte dieses Newsletters sind mit der größtmöglichen Sorgfalt re‐ cherchiert;  Fehler  im  Bearbeitungsvorgang  sind  dennoch  nicht  auszuschließen.  Hinweise  und  Korrekturen  richten  Sie  bitte  an  ralf.scheibe@uni‐greifswald.de.  Eine  Haftung  für  die  Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität dieses Newsletters kann trotz sorgfältiger Prüfung  nicht  übernommen  werden.  Die  Projektkoordination  übernimmt  insbesondere  keine  Haf‐ tung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die direkte oder indirekte Nut‐ zung der angebotenen Inhalte entstehen. Die Projektkoordination ist als Inhaltsanbieter für  die eigenen Inhalte nach den allgemeinen Gesetzen verantwortlich. Von diesen eigenen In‐ halten sind Querverweise auf die von anderen Anbietern bereitgehaltenen Inhalte zu unter‐ scheiden.  Für  den  Inhalt  der  verlinkten  Seiten  sind  ausschließlich  deren  Betreiber  verant‐ wortlich. Die Inhalte fremder Seiten, auf die der Newsletter des Projekts mittels Links hin‐ weist, dienen lediglich der Information und der Darstellung von Zusammenhängen und spie‐ geln nicht die Meinung der Projektkoordination wider.