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PHILIP KOTLER

DER KAPITALISMUS AUF DEM PRÜFSTAND Seine 14 Mängel – und wie wir sie beheben können

2008: Die Wall Street bringt die Weltwirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs ...

Philip Kotler ist Professor für Marketing an der Kellogg School of Management der Northwestern University. Der Bestsellerautor gilt als Begründer der modernen Marketinglehre. Sein Buch »Marketing Management« ist Standardlektüre an den Universitäten.

2015: Wir können die Augen nicht länger vor gravierenden ökonomischen Problemen in aller Welt verschließen ... Ist der Kapitalismus am Ende? Philip Kotler analysiert gewohnt brillant und legt den Finger in die Wunden des Kapitalismus: zunehmende Armut, wachsende Ungleichheit, Jobverlust durch Automatisierung, Umweltzerstörung, alleinige Profitorientierung – insgesamt 14 Mängel unseres Systems werden von Kotler identifiziert und beleuchtet. Kotler zeigt aber nicht nur, woran der Kapitalismus krankt – er erklärt auch, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um »das beste aller Wirtschaftssysteme« wieder zukunftsfähig zu machen.

ISBN: 978-3-86470-376-8

lesen.« Huntington News

DER KAPITALISMUS AUF DEM PRÜFSTAND

1989: Der Kommunismus ist tot, der Kapitalismus hat sich als das überlegene System erwiesen ...

CONFRONTING CAPITALISM

Fina

»Wenn Sie verstehen wollen, woran unser derzeitiges Amok laufendes System des Kapitalismus wirklich krankt, dann müssen Sie Kotlers Buch

Philip Kotler analysiert den aktuellen Zustand unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems. Dabei benennt er ganz klar, welche Mängel dieses System aufweist und welchen Schaden sie anrichten. Doch Abkehr vom Kapitalismus ist nicht die Lösung. Vielmehr gilt es, die identifizierten Mängel anzugehen und zu beheben. Damit wird das „beste aller Wirtschaftssysteme“ wieder zukunftsfähig gemacht.

P H I L I P KOT L E R

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Philip Kotler

Confronting CAPITALISM Der Kapitalismus auf dem Prüfstand Seine 14 Mängel – und wie wir sie beheben können

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Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Confronting Capitalism: Real Solutions for a Troubled Economic System ISBN 976-0-8144-3645-5 © Copyright der Originalausgabe 2015: Copyright © 2015 Philip Kotler. Published by AMACOM, a division of American ­Management Association, International, New York. All rights reserved. © Copyright der deutschen Ausgabe 2016: Börsenmedien AG, Kulmbach Übersetzung: G&U Language & Publishing Services GmbH, Flensburg Covergestaltung: Faceout Studio Gestaltung und Satz: G&U Language & Publishing Services GmbH, Flensburg Herstellung: Daniela Freitag Lektorat: Egbert Neumüller Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm ISBN 978-3-86470-376-8

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach Tel: 0 92 21-90 51-0 • Fax: 0 92 21-90 51-44 44 E-Mail: [email protected] www.boersenbuchverlag.de

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Inhalt Einleitung: Auf dem Weg zu einem besseren Kapitalismus . . .

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Der Erfolg des Kapitalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Was ist Kapitalismus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Kapitalismuskritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Die 14 Mängel des Kapitalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 1 Das Problem anhaltender Armut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Ursachen der Armut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Lösungen für die Armut  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Anmerkung zur Armut in den USA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2 Ungleiche Einkommen auf dem Vormarsch  . . . . . . . . . . . . . . 35 Thomas Piketty kommt ins Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Wie das Einkommen verteilt ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Gefahren der Ungleichheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Maßnahmen zur Verringerung großer Einkommensungleichheit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Maßnahmen zur Verringerung großer Vermögensungleichheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 3 Arbeiter im Würgegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Die Entstehung von Gewerkschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Die Frage des Mindestlohns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

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Alternative Vorschläge zur Sicherung des Existenzminimums  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Zufriedenheit am Arbeitsplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4 Arbeitsplätze schaffen trotz steigender Automatisierung . . 85 Der Einfluss der Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Weniger Jobs für mehr Menschen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Wer wird am meisten betroffen sein?  . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Langsameres Wirtschaftswachstum? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Neue Fähigkeiten erwerben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Das Unternehmertum fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Arbeitslose unterstützen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 5 Unternehmen, die die Allgemeinheit belasten . . . . . . . . . . . . 101 Unternehmen vermeiden externe Kosten . . . . . . . . . . . . . . 102 Öffentliches Gut schützen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Monopole und Eintrittsbarrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 6 Ausbeutung der Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Klimawandel und Energiebedarf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Die Entstehung der Umweltbewegung  . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Unternehmen entwickeln ein ökologisches Bewusstsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Umweltprobleme verfolgen uns weiter . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Werden wir genügend Nahrung produzieren können?  . . 118 7 Konjunktur und Instabilität der Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . 121 Das Problem der Konjunkturzyklen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Das Problem größerer Marktturbulenzen  . . . . . . . . . . . . . . 126 Die Ursachen von Turbulenzen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

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8 Die Gefahren von engstirnigem Egoismus  . . . . . . . . . . . . . . . 141 Argumente für Individualismus und Eigenständigkeit . . . 142 Argumente für die Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Das Konzept der sozialen Verantwortung von Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 9 Schuldenlast und Finanzregulierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Vor der großen Rezession 2008 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Die große US-Rezession (2008 bis 2011) . . . . . . . . . . . . . . . 156 Wachsende Ungleichheit der Einkommen . . . . . . . . . . . . . . 159 Verschuldete Haushalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 Die Finanzialisierung des amerikanischen Wirtschaftssystems  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Lösungen: Maßnahmen zur Regulierung des Finanzsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 10 Wie die Politik die Wirtschaft unterläuft . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Lobbyismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Bestechung und Korruption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Staatliche Regulierung und Steuerpolitik  . . . . . . . . . . . . . . 185 Der Einfluss der Superreichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 11 Die kurzfristige Ausrichtung des Kapitalismus . . . . . . . . . . . . 191 Langfristige Investitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 Die Infrastruktur erhalten und verbessern . . . . . . . . . . . . . . 194 12 Zweifelhafte Produkte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Sind unsere Lebensmittel gesund? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Und was ist mit Schusswaffen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Wie die Werbung unsere Wünsche formt . . . . . . . . . . . . . . 202 Die Qualität öffentlicher Güter und Dienstleistungen . . . . 205

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13 Die richtige BIP-Wachstumsrate  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Langsames Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Vernünftiger Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Stationäre Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Die Konsumkultur ändern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 Zwei wichtige ungelöste Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 14 Glück und Güter produzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Bruttonationalglück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Die Rolle des Materialismus für das Glück . . . . . . . . . . . . . . 227 Ohne Materialismus Glück finden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 Glück und die Einkommensschere  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 Endnoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

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Einleitung Auf dem Weg zu einem besseren Kapitalismus Mit der Differenz zwischen dem, was wir tun, und dem, was wir zu tun fähig sind, könnten wir die meisten Probleme der Welt lösen. – Mahatma Gandhi

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s gibt Dutzende von Büchern über den Kapitalismus. Die meisten verteidigen ihn, mehrere kritisieren ihn, und viele versuchen ihn einfach zu erklären. Welchen Grund gibt es also, ein weiteres Buch über den Kapitalismus zu schreiben? Ich habe fünf Gründe dafür. Erstens möchte ich ihn selbst verstehen. Meine Familie, meine Freunde und Bekannten rund um die Welt leben in einem marktwirtschaftlichen System, dessen Grundlage der Kapitalismus ist. Sie haben mir gesagt, dass sie den Kapitalismus besser verstehen wollen. Zweitens glaube ich, dass der Kapitalismus besser ist als jedes andere System, aber 14 erhebliche Mängel aufweist. Diese Mängel und ihre Konsequenzen möchte ich untersuchen. Drittens möchte ich für diese 14 Mängel jeweils Lösungen untersuchen und vorschlagen, mit denen der Kapitalismus besser funktionieren und mehr Menschen nützen könnte.

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Viertens bevorzugen viele Leser ein kürzeres Buch über den Kapitalismus, um in das Thema einzusteigen. Thomas Pikettys Buch »Das Kapital im 21. Jahrhundert« (C. H. Beck, 2016) ist mehr als 200.000-mal verkauft worden, aber die meisten Käufer haben nicht die ganzen circa 500 Seiten gelesen, sondern nur die ersten Kapitel. In diesem geschäftigen Zeitalter brauchen wir knappere Darstellungen der sozialen und wirtschaftlichen Systeme, die unser Leben so stark beeinflussen. Piketty hat sich nur auf die Ungleichheit der Einkommen konzentriert, die nur einen der 14 zu untersuchenden Mängel des Kapitalismus darstellt. Fünftens bin ich der Ansicht, dass mir mein Hintergrund die Möglichkeit bietet, einige besondere Einsichten in die Mechanismen des Kapitalismus zu entwickeln. Ich bin ein klassisch ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler und habe unter drei großartigen Professoren studiert, die gegensätzlichen Denkschulen angehörten und alle den Nobelpreis gewonnen haben: Professor Milton Friedman von der Universität von Chicago, der die Denkweise des freien Marktes vertritt, und Professor Paul ­Samuelson und Professor ­Robert Solow vom MIT, die beide zu den Keynes-Anhängern gehören. Meine Absicht war es, mithilfe der makro- und mikroökonomischen Theorie die Entscheidungsfindung von Unternehmen zu untersuchen, die Marktanteile in stark umkämpften Märkten gewinnen wollen. Ich habe das Gefühl, dass Wirtschaftswissenschaftler die Rolle und den Einfluss des Marketings bei der Formung und Beeinflussung von Märkten vernachlässigt haben. Das Marketing ist eines der Grundkonzepte einer kapitalistischen Gesellschaft. Als verhaltensorientierter Marktwirtschaftler konzentriere ich meine Aufmerksamkeit auf die Funktionsweise der fünf großen Akteure einer Marktwirtschaft: Unternehmen, Nonprofit-Organisationen, Geldgeber, Haushalte und Staat. Um zu verstehen, wie sich Märkte entwickeln und wie sie beeinflusst werden, müssen wir Kapitalismus, Management und Marketing gemeinsam in einem umfangreichen Bezugssystem betrachten. Ich hoffe, dieses Ziel mit diesem Buch zu erreichen. In den Medien können Sie heutzutage viel über andere Vorschläge für verbesserte Formen des Kapitalismus lesen, zum Beispiel barmherziger Kapitalismus, integrativer Kapitalismus, gesunder Kapitalismus, humaner Kapitalismus, humanistischer Kapitalismus und Neokapitalismus. 8

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Aus weit verbreiteten öffentlichen Äußerungen lässt sich schließen, dass die Menschen dem »Cowboy-Kapitalismus« ein Ende bereiten wollen, bei dem alles erlaubt ist, um Profit zu machen. Sie möchten den Kapitalismus, der viele Bürger entrechtet und desillusioniert, vor sich selbst retten. Bei einer Umfrage unter ihren ehemaligen Absolventen hat die Harvard Business School 2014 Folgendes festgestellt: »Die USA sind so sehr wettbewerbsorientiert, dass die hier tätigen Firmen zwei verschiedene Dinge tun müssen: auf den Weltmärkten gewinnen und den Lebensstandard des Durchschnittsamerikaners heben. Die US-Wirtschaft macht Ersteres, versagt aber bei Letzterem.« Kürzlich erklärte Harvard-Professor Mi­chael Porter: »Dies ist eine kritische Zeit für unser Land. Wirtschaftsführer und Entscheidungsträger brauchen eine Strategie, um unser Land auf den Weg zu allgemeinem, gemeinsamem Wohlstand zu führen.« Professor Jan Rivkin ergänzte: »Unternehmen können den Schwächen der wirtschaftlichen Bedingungen in den USA entfliehen, indem sie ins Ausland gehen; die ­Arbeiter haben diese Möglichkeit nicht.« 1 Der Kapitalismus wandelt sich nach wie vor. Heute leben wir in der Ära des globalisierten Kapitalismus. Seit den 1900er-Jahren, in denen extrem harte Arbeitsbedingungen die Norm waren, hat sich viel gebessert, doch in vielen Ländern der Welt gibt es immer noch Ausbeutungsbetriebe und Wanderarbeiter, die für Hungerlöhne schuften. Der Kapitalismus hat sich verbessert, aber es ist noch viel zu tun. Nach einer gängigen Ansicht machen riesige multinationale Unternehmen und Finanzinstitute den Kapitalismus aus. Manche sprechen deswegen von Unternehmenskapitalismus (Corporate Capitalism). Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Ein-Mann-Firmen, Familienbetriebe und Kleinunternehmen mit fünf bis zehn Mitarbeitern eine große Menge der Unternehmen in entwickelten Wirtschaften bilden. (In weniger entwickelten Wirtschaften machen sie bis zu 90 Prozent aus.) Wir hoffen, dass sie moderne Geschäftspraktiken annehmen, ihre Produktivität und Leistung verbessern und ihre Geschäfte steigern werden. Die meisten Länder haben sich entschieden, ihre Marktwirtschaft ganz oder in Teilen nach kapitalistischen Prinzipien zu führen. Die Marktwirtschaft ist in fünf spezifische Märkte aufgeteilt: 1. Unternehmen,

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2. Nonprofit-Organisationen, 3. Geldgeber, 4. Staat und 5. Haushalte. Wie diese fünf Märkte behandelt werden, ist von Land zu Land verschieden. China hat keinen freien Finanzmarkt, aber einen privaten Markt. In den USA gibt es einen großen Staatsmarkt, in Irland nur einen kleinen. Die USA verfügen über einen sehr umfangreichen Kreditmarkt für Haushalte, viele andere Länder dagegen nicht. Das Gleiche gilt auch für den Markt der Nonprofit-Organisationen. Manche Länder bezeichnen ihre Marktwirtschaft als sozialistisch statt als kapitalistisch, beispielsweise China. China nennt sein System Sozialismus, aber in Wirklichkeit ist es eine Marktwirtschaft mit chinesischen Eigenschaften. Schweden hat früher von einer »Mischwirtschaft« gesprochen, nennt sein System heute aber »Wohlfahrtswirtschaft«. Die Bezeichnung »Wohlfahrtswirtschaft« deutet auf eine Marktwirtschaft hin, die versucht, privates Unternehmertum und soziale Verantwortung miteinander zu vereinbaren. Die skandinavischen Länder sind dafür ein Musterbeispiel. Sie verlangen, dass ihre Unternehmen Löhne über dem Existenzminimum zahlen und gute Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeiter und deren Familien schaffen. Sie legen großen Wert auf Bildung und Gesundheit für alle. Ihre Unternehmen bieten lange Urlaubszeiten und großzügigen Mutterschaftsurlaub. Sie können niemanden grundlos entlassen und müssen entlassene Mitarbeiter abfinden. Diese Art der Marktwirtschaft wurde schon als »Kapitalismus mit Gewissen« oder »Kapitalismus mit Herz« bezeichnet. Auch die britische Labour Party hat diesen Gesichtspunkt der »öffentlichen Wohlfahrt«. Beim jährlichen Parteitag im September 2014 gab Ed Miliband, der neue Parteiführer, folgende politische Linie vor: Erhöhung der Mindestlöhne, Wiedereinführung des Einkommenssteuersatzes von 50 Prozent für Spitzenverdiener sowie »eine neue Steuer auf »Herrenhäuser«, ein Einfrieren der Strompreise, Sondersteuern für Hedgefonds und Tabakhersteller, weitere Steuern auf Bankerprämien und eine weitere Erhöhung der Abgaben von Banken nach ihrer Bilanz«. 2 Das zeichnet ein deutliches Bild der Reformmaßnahmen, die Kritiker des »freien Marktes« einführen wollen, um die Bedingungen von Durchschnittsarbeitern zu verbessern. Streng sozialistische Wirtschaften gehen bei der Kontrolle der Wirtschaft in ihren Ländern noch weiter. Die Regierungen von Kuba, Venezuela, 10

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­ olivien und Ecuador bevorzugen staatliche Unternehmen und neigen B zum Antikapitalismus. Sie lehnen Profit als Motiv ab und behaupten, dass der Staat Unternehmen effizient führen könne. Ihr Hauptaugenmerk liegt darauf, den Lebensstandard der Armen zu erhöhen. Sie wenden Mühe auf, um ein gutes Bildungs- und Gesundheitssystem aufzubauen. Nur zu oft aber verlieren sie die Unterstützung der Menschen inner- und außerhalb ihres Landes, die Kapital zum Investieren haben. Das wiederum schränkt ihre Möglichkeiten ein, ihr Bruttoinlandsprodukt zu erhöhen. Es besteht daher die Gefahr, dass ihre Bürger aufgrund dieser antikapitalistischen Haltung ärmer werden. Aus politischen Gründen neigen sie dazu, Waren aus Ländern mit derselben Ideologie zu importieren, weshalb die Bürger oft nicht die Produkte ihrer Wahl bekommen. Kritiker stellen fest, dass diese Länder weniger Wettbewerb, weniger Freiheit und weniger Wahlmöglichkeiten für die Konsumenten haben. Für die Bürger eines Landes stehen drei Arten von Wirtschaftssystemen zur Auswahl: Das eine Extrem ist ein »ungeregelter Kapitalismus«, das andere »strenger Sozialismus«, und in der Mitte liegt der »Kapitalismus mit Herz«. Meine eigene Wahl, liebe Leser, ist die Mitte. Welche Möglichkeiten für Bürger bestehen, ein eigenes Geschäft zu führen, wie einfach es ist, ein solches Geschäft zu starten und auszubauen, und welche Vorschriften und Lizenzen gelten, ist von Land zu Land verschieden. Viele Länder schöpfen die Möglichkeiten des Kapitalismus zur Verbesserung der Lebensumstände ihrer Bürger nicht aus, da sie zu viele Vorschriften machen und zu viele Genehmigungen fordern; ganz zu schweigen von der weit verbreiteten Korruption oder Kriminalität in einigen Fällen. Es ist klar, dass wir moderate Steuern und Einschränkungen des Kapitalismus brauchen, damit der Kapitalismus Wunder wirken kann.

Der Erfolg des Kapitalismus Heutzutage herrscht der Kapitalismus vor. Mehr als 70 Jahre lang, von 1917 bis 1989, lag er jedoch im Kampf mit einem anderen System, dem Kommunismus. Als am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, war dies

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das Symbol für den Zusammenbruch der Sowjetunion. Die Wirtschaft der UdSSR war vollständig im Staatsbesitz und staatlich gesteuert. Sie basierte auf aufeinanderfolgenden 5-Jahres-Plänen, die festlegten, wie viel Nahrungsmittel, Stahl, Konsumgüter, Straßen, Stromnetze, Abfallentsorgungssysteme und sonstige Dinge von materiellem Wert produziert zu werden hatten. Es handelte sich um eine gelenkte Planwirtschaft. Die Sowjetunion sollte das Paradies der Arbeiter schaffen. Stattdessen sahen sich die Sowjetbürger langen Schlangen und häufigen Engpässen bei Brot, Fleisch und Kartoffeln ausgesetzt. Ihre Waschmaschinen, Radios und Fernseher waren von geringer Qualität, es gab nur wenig Innovation, und die Produktivität der Arbeiter war erbärmlich gering. Arbeiter in der ­Sowjetunion beschrieben ihre Situation gern wie folgt: »Wenn die so tun, als würden sie uns bezahlen, tun wir so, als würden wir arbeiten.« Darüber hinaus nahm der Kommunismus die Züge einer Diktatur mit wenig Redefreiheit, keinen unabhängigen Zeitungen und mit Haftstrafen für Dissidenten an. Die größte Zeitung der UdSSR war die Prawda, das russische Wort für »Wahrheit« – was die blanke Ironie und geradezu eine Schande war. Die Zahl der Menschen, die unter dem Regime von Josef Stalin – dem Diktator der Sowjetunion von 1922 bis zu seinem Tod im Jahr 1953 – umgebracht wurden, wird von Gelehrten und Historikern auf 20 bis 60 Millionen geschätzt. 3 Der Sowjetkommunismus brach schließlich zusammen und die Sowjet­ union zerfiel in mehrere unabhängige Staaten. Russland blieb seinem eigenen Schicksal überlassen und jedes der neuen Länder musste sein eigenes Wirtschaftssystem entwickeln, wobei sie sich größtenteils auf ihr kommunistisches Erbe stützten. Unter dem Vorsitzenden Mao Zedong nahm mit der Ausrufung der Volksrepublik im Jahr 1949 auch in China ein kommunistisches Regime seinen Anfang. Die schlimmste Phase der Tyrannei ereignete sich während der Kulturrevolution, die 1966 begann und zehn Jahre lang bis zu Maos Tod im Jahr 1976 lief. 1978 wurden endlich wirtschaftliche Reformen eingeführt. Heute gehört China zu den am schnellsten wachsenden großen Wirtschaftsräumen der Welt. Bis zum Oktober 2014 hatte sich China zur weltweit größten Wirtschaft und zum größten Exporteur und Importeur 12

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von Waren entwickelt. China ist zur Fabrik der Welt geworden. Mehr Chinesen sind in kürzester Zeit als je zuvor der Armut entkommen. Heute behauptet China, dass es mehr als 350 Millionen Millionäre hat, was eine numerisch viel größere Mittelschicht bedeutet, als es sie in den USA gibt. Die Ironie dabei ist, dass China seine Wirtschaft als kommunistisches System sieht, wohingegen dieses Wirtschaftswunder erst nach der Einführung des so genannten »autoritären Kapitalismus« zustande kam. Laut gängiger Meinung haben heutzutage praktisch alle Nationen kapitalistisch ausgerichtete Marktwirtschaften. Laissez-faire-Kapitalisten wie Milton Friedman und Allan Meltzer ziehen daraus den Schluss: »Der Kapitalismus hat gewonnen. Der Kapitalismus hat die Lebensbedingungen der Menschen erfolgreich verbessert. Der Kapitalismus hat für mehr Wachstum und Freiheit gesorgt als jedes andere System.« 4 Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass es viele verschiedene nationale Versionen kapitalistischer Theorie und Praxis gibt.

Was ist Kapitalismus? Der Kapitalismus setzt ein verfassungsmäßiges Rechtssystem voraus, das auf drei grundlegenden Prinzipien beruht: Privateigentum, Verträge und Rechtsstaatlichkeit. Die Menschen haben das Recht auf Privateigentum. Sie haben das Recht, mit anderen Menschen Verträge über die Nutzung von Produkten, Dienstleistungen und Eigentum einzugehen. Das rechtsstaatliche System respektiert und regelt Verträge. Beachten Sie, dass alle Länder, auch Diktaturen, behaupten, ein Rechtssystem zu haben. In vielen Fällen ist dieses System aber mit Privilegien, Politik, Korruption und Ineffizienz durchsetzt. Der Kapitalismus setzt eine verfassungsgemäße Regierung mit Legislative, Exekutive und Judikative und der Macht voraus, Rechtsstaatlichkeit durchzusetzen. Die Staatsgewalt kann Gesetze durchsetzen und durch Strafgewalt für ihre Einhaltung sorgen. Der Kapitalismus geht von der Vorstellung aus, dass einige Mitglieder der Gesellschaft Kapital in Form von Geld, Immobilien, Ausrüstung oder

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Gütern haben. Diesen Kapitaleigentümern steht es frei, ein Unternehmen ihrer Wahl zu gründen. Sie können Banken oder andere Personen, die an ihre Geschäftsidee glauben, um Darlehen bitten. Einige dieser neuen Geschäfte wachsen und schaffen neue Arbeitsplätze, andere gehen ein. Grundsätzlich aber besteht die Freiheit, ein Unternehmen zu gründen und zu betreiben. Die Inhaber dürfen ihre Produkte bewerben und Kunden suchen. Wenn sie genügend Kunden anziehen, die zufrieden sind und die Produkte oder Dienstleistungen anderen Kunden empfehlen, sind sie auf dem Weg, zu wachsen und Profite einzufahren. Wenn sich Geschäftsgründer nur relativ wenig Hindernissen gegenübersehen, sprechen wir vom Kapitalismus des freien Marktes. Dabei handelt es sich um ein größtenteils selbstregulierendes System ohne übermäßige Regulierung oder staatliche Subventionen. Firmen haben Erfolg, wenn sie Kunden anziehen und halten und neue Kunden gewinnen können. Die Kunden entscheiden, ob ein Unternehmen Erfolg hat. Viel hängt davon ab, wie gut das Unternehmen die Kunden kennt, wie es ihre wechselnden Bedürfnisse und Erwartungen identifiziert und ihnen kontinuierlich Nutzen und auch neuen Nutzen bringt. Wenn Unternehmen größer werden, profitieren sie gewöhnlich vom Skaleneffekt: Die Kosten pro Einheit sinken, da sich die Festkosten über mehr Produktionseinheiten verteilen. Durch geringere Kosten als die Wettbewerber und einen stärkeren Markennamen können sie ihren Marktanteil erhöhen. Oft wachsen sie dadurch, dass sie kleinere Wettbewerber aufkaufen, die keine Skaleneffekte nutzen können. Eine weitere Möglichkeit des Wachstums besteht im Diversifikationsvorteil, das heißt durch die Erweiterung der Anzahl von Produkten und Produktkategorien. Wenn ein Unternehmen Verbrauchsgüter an Supermärkte liefert, kann es davon profitieren, denselben Supermärkten noch weitere Produkte anzubieten. Dadurch gewinnt es einen Diversifikationsvorteil, da die Transaktionskosten pro Produkt sinken. Die Firma Procter & Gamble, die hundert verschiedene Produkte an Supermärkte verkauft, hat daher einen entscheidenden Vorteil gegenüber Unternehmen, die nur ein einziges Produkt anbieten. Skaleneffekt und Diversifikationsvorteil haben zur Bildung gigantischer multinationaler Firmen geführt. Die 200 größten Unternehmen – multi14

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nationale Firmen wie Wal-Mart, Royal Dutch Shell, Toyota und Samsung Electronics – machen 28  Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. 5 Mehrere Branchen sind Oligopole, in denen der größte Marktanteil eines Produkts auf wenige große Firmen entfällt. Beispielsweise gibt es nur eine begrenzte Anzahl von großen Flugzeugherstellern – Boeing und Airbus, also sogar ein Duopol – und eine begrenzte Anzahl von großen Fluggesellschaften in einem Land – etwa United, American und Delta in den USA. In den USA gibt es nach wie vor eine große Anzahl von kleinen Unternehmen (mit Einnahmen bis zehn Millionen Dollar oder weniger als 50 Mitarbeitern) und 197.000 mittelständische Betriebe (mit Jahreseinnahmen zwischen zehn Millionen und einer Milliarde Dollar), aber auch Oligopole, die einen großen Teil ihrer Einnahmen im Ausland gewinnen und sich einem Anteil von 50 Prozent am BIP der USA nähern. Die Wirtschaft der USA wird mehr und mehr von einer »sichtbaren Hand« geführt anstatt von Adam Smiths »unsichtbarer Hand«. Große Teile der Wirtschaft werden von wenigen mächtigen Unternehmen gelenkt. Es stellt sich die Frage, ob die sichtbare Hand diese Teile mit Smiths »aufgeklärtem Eigeninteresse« führt oder nur mit »Eigeninteresse«. (Mit dem Problem der sozialen Gerechtigkeit werden wir uns später noch befassen.) In unserer Marktwirtschaft kennen Unternehmen ihre Mitbewerber. Wenn sie nicht die Branchenführer sind, haben sie den Ehrgeiz, dem führenden Unternehmen auf den Fersen zu bleiben oder mit ihm zu konkurrieren, um mehr Profit und Wachstum zu gewinnen. Wettbewerb ist heutzutage Hyperwettbewerb. Während einer Rezession gehen viele Unternehmen unter, wobei ihre Vermögenswerte oft von den überlebenden Konkurrenten gekauft werden. Der intensive Wettbewerb hält die Preise niedrig (da es keine Preisabsprachen gibt) und Qualität und Innovation hoch – was drei sehr erstrebenswerte Merkmale einer kapitalistischen Wirtschaft sind. Die Beteiligung ausländischer Wettbewerber mit noch niedrigeren Kosten hält die inländischen Unternehmen in ständiger Alarmbereitschaft, um nicht überrumpelt zu werden und ihre inländischen Kunden zu verlieren. Im besten Fall sind Individualismus, Ehrgeiz, Wettbewerbsgeist, Zusammenarbeit und gute Verwaltungssysteme die Antriebsfedern des Kapitalismus.

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Der Kapitalismus ist ein System, in dem Unternehmen nach latenten oder unbefriedigten Bedürfnissen suchen, die sie erfüllen können, um aus dieser Erfüllung Profit zu gewinnen. Profit ist die Belohnung dafür, Kunden zufriedenzustellen. Erfolgreiche Unternehmen können den Profit nutzen, um die Eigentümer und Investoren zu bezahlen, anderen Beteiligten mehr zu zahlen oder die Geschäfte auszuweiten. Die wichtigste Frage beim Kapitalismus lautet: Wie frei soll er von staatlicher Regulierung und Bezuschussung sein? Am einen Ende des Spektrums haben wir die Ansicht, dass Eingriffe und Regulierung durch die Regierung so gering wie möglich sein sollten (Laissez-faire). Das ist die von Friedrich Hayek und Milton Friedman vertretene Position. Ihre Schriften haben Ronald Reagan und Margaret Thatcher dahingehend beeinflusst, eine neoliberalistische Haltung voranzutreiben, die sehr stark im Einklang mit klassischen Wirtschaftsprinzipien von minimalem staatlichem Einfluss, niedrigen Steuersätzen, Deregulierung, freiem Handel, offenen Märkten und Privatisierung steht. Das andere Ende ist das Wohlfahrtsprinzip, nach dem die Regierung eine aktive Rolle hat, um regulierend vorzugehen, für soziale Wohlfahrt einzustehen und in Zeiten wirtschaftlicher Not zu intervenieren. Die Rolle der Regierung ist in jedem kapitalistischen Land anders und kann jeden der beiden extremen Standpunkte und alle Varianten dazwischen einnehmen.

Kapitalismuskritik Der Kapitalismus hat eine Reihe bedeutender Kritiker auf den Plan gerufen. Der berühmte britische Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes fragte sich, ob der Kapitalismus jemals allen nutzen könnte: »Der Kapitalismus ist der außergewöhnliche Glaube, dass die gemeinsten Menschen aus den gemeinsten Motiven heraus irgendwie für das Wohl aller arbeiten.« Der große britische Staatsmann Winston Churchill dagegen hielt den Kapitalismus für besser als den Sozialismus: »Die naturgemäße Untugend des Kapitalismus ist die ungleiche Verteilung der Segnungen; die naturgegebene Tugend des Sozialismus ist die gleichmäßige Verteilung des Elends.« 16

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Befürworter des Kapitalismus tun oft so, als sei er das Gelobte Land, auf das alle anderen Menschen voller Bewunderung blicken müssten, aber in Wirklichkeit weist er viele Mängel auf. Obwohl der Kapitalismus durchaus den Lebensstandard vieler Menschen in aller Welt gehoben hat, weisen Kritiker auf spezifische Probleme hin – Unternehmen, die Löhne unter dem Existenzminimum zahlen, mangelnde Deckung der sozialen Kosten, Vernachlässigung der Umwelt und Überbezahlung weniger auf Kosten vieler. Andere Kritiker greifen gezielt den Laissez-faire-Kapitalismus und den Nepotismus an. Jerry Mander, Autor von »The Capitalism Papers: ­Fatal Flaws of an Obsolete System« (Counterpoint, 2013), argumentiert, dass der Kapitalismus unsere Umwelt, unser Gemeinwesen, unser Wohlbefinden und sogar unsere Menschlichkeit zerstört. In ihrem Buch »Die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus« (Fischer, 2009) sagt Naomi Klein, dass der Laissez-faire- oder Cowboy-Kapitalismus die Mittelschicht zerstört, die Reichen reicher und die Armen ärmer macht, das Wirtschaftswachstum verringert, die Gewerkschaften vernichtet, zu Privatisierung, Deregulierung und Kürzungen bei Sozialausgaben führt, große multinationale Konzerne bevorzugt und eine Form des Kapitalismus ausbildet, die von Instabilität und häufigen Aufschwüngen und Einbrüchen gekennzeichnet ist. Ihrer Ansicht nach wird der Kapitalismus von einem militärisch-industriell-staatlich-finanziellen Komplex gelenkt, um Arbeitern und Armen Hilfe vorzuenthalten. Klein untersucht auch die Einführung des Kapitalismus in so verschiedenen Ländern wie Chile, Argentinien, Russland, Polen und anderen und dokumentiert, wohin die Privatisierung führt. Da die Regierungen von Städten, Bundesländern und Staaten kein Geld haben, vergeben sie üblicherweise staatliche Funktionen an Privatunternehmen. Viele amerikanische Gemeinden haben Abfallentsorgung, Wasserwirtschaft und das Eintreiben von Parkgebühren privatisiert. Selbst Schulen und Krankenhäuser werden privatisiert. Klein beschreibt, wie die Privatisierung zu höheren Lebensmittelpreisen, einem exponentiellen Anstieg an verarmten Personen und einer Verschlechterung der Menschenrechte geführt hat. Sie behauptet, dass bei der Privatisierung oft weniger Arbeiter angestellt oder geringere Löhne gezahlt werden, anstatt die Effizienz durch andere Maßnahmen zu

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erhöhen. All dies bezeichnet sie als »Katastrophen-Kapitalismus«. Sie und andere Kritiker weisen darauf hin, dass die USA die weltweit höchste Scheidungsrate, sehr hohe Mütter-, Säuglings- und Kindersterblichkeitsraten, eine ­extrem hohe Rate der Kinderarmut, die höchste Rate der Fettleibigkeit unter Erwachsenen, die höchste Inhaftierungsrate und die zweithöchste Mordrate aufweisen. In »Das Kapital« rechnete Karl Marx gnadenlos mit dem Kapitalismus ab. Er postulierte, dass der Kapitalismus die Arbeiterklasse ausbeutete und ihr jegliches Eigentum nahm. Für ihn waren Arbeiter Lohnsklaven ohne Chance, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Nach Marx’ Ansicht gibt es in der kapitalistischen Wirtschaft zwei Klassen: diejenigen, die Eigentum haben, und die Proletarier, die keines haben. Die Eigentümer heuern die Eigentumslosen an, zahlen ihnen so wenig wie möglich und halten sie praktisch in einem Zustand der Sklaverei, in dem sie täglich viele Stunden lang und in einigen Fällen sieben Tage die Woche arbeiten müssen. Das Reservistenheer der Arbeitslosen sorgt für ständigen Druck, um die Löhne niedrig zu halten. Die antikapitalistische Rhetorik aus den Schriften von Marx und Friedrich Engels herrscht im Denken mancher Kritiker noch heute vor. Im modernen Kapitalismus hat sich viel gebessert. Denken Sie nur daran, wie die heutigen betriebswirtschaftlichen Praktiken die Effizienz und die Produktivität gesteigert haben. Denken Sie an die vielen Technologien, die der innovationsgesteuerte Kapitalismus zur Steigerung der Lebensqualität hervorgebracht hat. Denken Sie an das Aufkommen von Gesetzen und Vorschriften, um möglichen Kunden- oder Geschäftsmissbrauch zu verringern oder zu korrigieren. Ein weiteres Buch mit dem faszinierenden Titel »How Much Have Global Problems Cost the World?«6 untersucht und schätzt die Kosten, die zwischen 1900 und 2050 durch Probleme auf Gebieten wie Luftverschmutzung, bewaffnete Konflikte, Klimawandel, Ökosysteme/Biodiversität, Bildung, ungleiche Behandlung der Geschlechter, Gesundheit, Unterernährung, Handelsbarrieren, Wasser und sanitäre Anlagen verursacht wurden. Man kann jedoch nicht dem Kapitalismus die Schuld für alle diese Probleme geben. Die Schätzungen mögen fraglich sein, aber der Autor stellt sehr gut

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den Punkt heraus, dass diese Probleme sehr hohe Kosten verursacht haben, die fast immer die Kosten dafür übersteigen, sie zu mildern oder zu lösen.

Die 14 Mängel des Kapitalismus Meiner Ansicht nach weist der Kapitalismus die folgenden 14 ernsthaften Mängel auf, die so weit wie möglich behoben werden müssen: 1. Der Kapitalismus bietet keine oder nur geringe Lösungen für das Problem der anhaltenden Armut. 2. Er sorgt für ein wachsendes Ungleichgewicht bei Einkommen und Wohlstand. 3. Milliarden von Arbeitern erhalten Löhne unterhalb des Existenzminimums. 4. Angesichts der zunehmenden Automatisierung besteht die Gefahr, dass nicht genügend Arbeitsplätze bereitgestellt werden. 5. Unternehmen müssen nicht die vollen sozialen Kosten ihrer Tätigkeiten tragen. 6. Ohne Auflagen werden die natürlichen Ressourcen ausgebeutet und die Umwelt verschmutzt. 7. Der Kapitalismus ruft Konjunkturzyklen und wirtschaftliche Instabilität hervor. 8. Der Kapitalismus betont Individualismus und Eigennutz auf Kosten der Gemeinschaft und des Gemeinguts. 9. Der Kapitalismus ermutigt zu einer höheren Verschuldung der Verbraucher und führt zu einer Wirtschaft, die immer stärker finanziell als durch Produzenten beeinflusst wird. 10. Politische und geschäftliche Interessen wirken zusammen, um die wirtschaftlichen Interessen der Mehrheit der Bevölkerung zu unterlaufen. 11. Kurzfristige Profitplanung wird gegenüber langfristiger Investitionsplanung bevorzugt.

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12. Es sollte Vorschriften über Produktqualität, Sicherheit, wahrheitsgemäße Werbung und wettbewerbswidriges Verhalten geben. 13. Der Kapitalismus neigt dazu, sich allzu eng auf das Bruttoinlandsprodukt zu konzentrieren. 14. Soziale Werte und Glück müssen in die Marktgleichungen einfließen. Meine Absicht besteht darin, jeden dieser einzelnen Mängel und die zugrunde liegenden Kräfte und Ursachen zu untersuchen und mögliche Lösungen vorzuschlagen. Es steht zu hoffen, dass der Kapitalismus mehr tun kann, um die Armut zu verringern. Es steht zu hoffen, dass ein weiteres Auseinanderklaffen der Einkommensschere verhindert werden kann. Es steht zu hoffen, dass der Kapitalismus vorsichtiger und pfleglicher mit der Umwelt umgeht. Und so weiter. In diesem Buch geht es darum, wie der Kapitalismus in den USA sowie in vielen anderen Ländern der Erde umgesetzt wird. Die wirtschaftliche Entwicklung vieler Länder nimmt ein höheres Niveau an, und dabei ähneln ihre Probleme – und die Lösungen dafür – denen in den Vereinigten Staaten. Es ist wichtig, dass ihre Einwohner dieselben Fragen über den Kapitalismus in ihrem Land stellen und dieselben Mängel untersuchen. Welche Rolle spielt der Kapitalismus? In welcher Beziehung steht die Form des Kapitalismus in ihrem Land zu der Form der hiesigen Demokratie? Was sind die größten Mängel des Kapitalismus in dem betreffenden Land? Welche Instrumente und Lösungen stehen zur Verfügung, um das Verhalten des Kapitalismus in dem Land zu verbessern? Der große Komponist Igor Strawinsky sagte einmal: »Es gibt kein Problem ohne Lösung.« Wenn eine Person oder eine Gruppe etwas nur stark genug will, dann garantiert schon allein das Vorhandensein des Problems, dass es auch eine Lösung gibt. Wir haben nicht locker gelassen, sondern die Sklaverei beendet, das Wahlrecht für Frauen und ihr Recht eingesetzt, über ihren eigenen Körper zu entscheiden, wir haben Rechte für Homosexuelle durchgesetzt und so weiter. Wie Victor Hugo es so treffend formulierte: »Es gibt eine Sache, die stärker ist als alle Armeen der Welt, und das ist eine Idee, deren Zeit gekommen ist.«

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Ich suche nicht nach einer Alternative zum Kapitalismus. Denken Sie an Winston Churchills berühmte Verteidigung der Demokratie: »Die Demokratie ist die schlechteste Regierungsform, wenn man von allen anderen Formen absieht, die im Laufe der Zeit ausprobiert worden sind.« 7 Ich erkenne die Möglichkeit an, dass der Kapitalismus eine schlechte Methode sein kann, um eine Wirtschaft zu führen, wenn man von all den anderen Methoden absieht, die ausprobiert wurden und versagt haben. Es ist aber auch wahr, dass der in der westlichen Welt herangewachsene Kapitalismus stark von Problemen befallen ist. Der Westen verliert seine relative Macht und seinen Einfluss in der Welt und leidet unter langsamem Wirtschaftswachstum, hoher Arbeitslosigkeit, gewaltiger Staatsverschuldung, niedrigen Sparquoten, abnehmender Arbeitsmoral und ausuferndem Drogenmissbrauch und Kriminalität. Im Gegensatz zu anderen glaube ich aber nicht, dass eine weitere Verschlechterung im Westen unumgänglich ist. Ich habe die optimistische Haltung, dass die Länder der Welt die Lebenssituation ihrer Einwohner verbessern können. Viele Unternehmen und andere Gruppen sind dabei, einen stärkeren Kapitalismus zu gestalten, der Verbrauchern, Arbeitern und Bürger besser nutzt und die Umwelt verbessert, anstatt sie zu zerstören oder zu vernachlässigen. Schauen Sie sich als Beispiel dafür die Kapitalismusreformbewegung »Conscious Capitalism« (www.consciouscapitalism.com) an, zu der die Geschäftsführer von Unternehmen wie Whole Foods, Panera Bread, The Container Company und anderen gehören. Sie verfolgt vier Grundsätze: 1. Unternehmen müssen anerkennen, dass ihre Geschäfte einem höheren Zweck dienen, als nur Profit zu machen. 2. Unternehmen müssen nicht nur den Nutzen der Investoren, sondern den gemeinsamen Wohlstand aller Beteiligten (Stakeholder) anstreben. 3. Unternehmenslenker müssen sich für die Verantwortung des Unternehmens für die Gemeinschaft einsetzen.

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4. Die Kultur des Unternehmens muss Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Fürsorge, Transparenz, Integrität, Lernen und Eigenverantwortung in den Mittelpunkt stellen. Eine weitere Bewegung ist das New Economy Movement, dessen Ziel da­ rin besteht, Unternehmen und Kapital stärker in die Hände von 99 Prozent der Menschen zu legen statt in die eines einzigen Prozents. Dabei verfolgt sie ein anderes Modell als der Unternehmenskapitalismus, nämlich Unternehmen, die den Arbeitern gehören und von ihnen geleitet werden. Gar Alperovitz, einer der Führer der Bewegung, beschreibt das Spektrum von Organisationen in genossenschaftlichem Besitz und mit genossenschaftlicher Leitung: Tatsächlich gehören schon mehr als 130 Millionen Amerikaner zu irgendeiner Form von Genossenschaft – insbesondere zu der bekanntesten Form, der Genossenschaftsbank. Des Weiteren gibt es etwa 2.000 Energieversorger in kommunalem Besitz, von denen eine Reihe zu den Vorreitern im Umweltschutz gehören ... Außerdem arbeiten heute mehr als zehn Millionen Amerikaner bei etwa 11.000 Firmen, die den Angestellten gehören (ESOPUnternehmen). 8 Bewegungen wie New Economy und Conscious Capitalism entwerfen neue Modelle des Kapitalismus, um für einen größeren Eigentumsanteil und eine stärkere Beteiligung der Bürger sowie größeren Nutzen für alle Beteiligten zu sorgen. Sie streben einen aufgeklärteren und konstruktiveren Kapitalismus an. In jedem der folgenden Kapitel wollen wir uns nun jeweils einen der 14 Mängel des Kapitalismus und mögliche Lösungen dafür ansehen.

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1 Das Problem anhaltender Armut Keine Gesellschaft kann wahrhaftig gedeihen und glücklich sein, wenn der weitaus größte Teil ihrer Mitglieder in Armut und Elend lebt. – Adam Smith, »Der Wohlstand der Nationen«

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rmut gehört zu den hartnäckigsten und beschämendsten Problemen der Menschheit. Heute sind fünf der sieben Milliarden Erdbewohner arm oder extrem arm. Sie leiden Hunger. Sie haben keine Kraft oder keine Zeit für eine Ausbildung. Sie sind anfällig für Krankheiten, da sie kaum oder gar keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung haben. Sie haben häufig mehr Kinder, als sie ernähren können, was zur Bildung einer Klasse der Armen und einer Kultur der Armut führt. Ihre hoffnungslose Lage führt einige in die Kriminalität, zu harten Drogen und bewaffneten Auseinandersetzungen. Somit gehen die Kosten der Armut weit über die Kosten hinaus, die die Armen selbst tragen müssen. Die Armut gießt ihr Gift über die gesamte Menschheit aus. Bis zum 19. Jahrhundert wurden die Armen kaum beachtet. Armut wurde als unvermeidlich angesehen. Regierungen und Weltverbesserer konnten wenig dagegen tun. Die industrielle Revolution verschärfte das Problem noch, da sie arme Landbewohner, die Arbeit suchten, in die Städte

Das Problem anhaltender Armut

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lockte, was zur Einrichtung von Barackensiedlungen und Armenhäusern führte. Die fünf schlimmsten Slums der Welt sind heute Dharavi in Mumbai, Orangi in Pakistan, Kibera in Nairobi und die Favelas in Rio de Janeiro. Die Not der Armen drang im 19. Jahrhundert mit der Veröffentlichung von »Oliver Twist« stärker ins öffentliche Bewusstsein. In diesem Buch schilderte Charles Dickens sehr anschaulich die Lebensbedingungen und die Ausbeutung der Armen. Um die Jahrhundertwende begannen sorgfältige und wohlmeinende Forscher, in Großbritannien zum Beispiel Beatrice und Sidney Webb, die Zahl der Armen zu erfassen und über ihre Not zu berichten. Die Idee zu staatlichen Programmen zur Bekämpfung der Armut kam im 19. Jahrhundert auf und ist auch in unserer heutigen Zeit noch aktuell, in der ein Sechstel der Weltbevölkerung weniger als einen Dollar pro Tag verdient. (Weitere zwei Milliarden der sieben Milliarden Menschen verdienen weniger als zwei Dollar pro Tag.) US-Präsident Lyndon Johnson erklärte der Armut Mitte der 1960er-Jahre den »bedingungslosen Krieg«. Er unterstützte eine aufgeklärte Gesetzgebung, um die Armut in den Vereinigten Staaten zu verringern. Dazu gehörten medizinische Versorgung für Bedürftige (­Medicaid), die Arbeitslosenversicherung, das Bildungsprogramm Head Start und viele weitere Fördermaßnahmen. 1975 wurde der »Earned Income Tax Credit« (EITC) eingeführt, durch den bedürftige Erwerbstätige einen Teil ihrer Einkommens- und Lohnsteuer zurückerstattet bekommen. Für Familien mit einem Kind beträgt die EITC-Gutschrift im Durchschnitt 3.000 Dollar, für Familien mit drei oder mehr Kindern 6.000 Dollar. Schließlich haben die Vereinten Nationen im Jahr 2000 einen multilateralen Plan zur Verringerung der weltweiten Armut erstellt. In den Millennium Development Goals (MDG) haben sie acht Ziele und dazu 18 Sollvorgaben formuliert, um die Armut bis 2015 erheblich zu verringern. Vorgabe 1 verlangte, die Anzahl der Menschen, die weniger als einen Dollar pro Tag verdienen, von 1990 bis 2015 um die Hälfte zu reduzieren. Andere Ziele bestanden darin, weltweit für eine grundlegende Schulbildung zu sorgen, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, die Kindersterblichkeit zu verringern, die Gesundheit von Müttern zu verbessern, AIDS, Malaria und andere Seuchen zu bekämpfen, den Umweltschutz zu fördern und globale Partnerschaften für die Entwicklung aufzubauen. Die Ziele waren hoch gesteckt, und angesichts 24

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