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oebius training consulting-training-coaching ____________________ Wahrschau! Führen durch klaren Kurs. „Wahrschau!“ heißt in der Seemannssprache: „Pa...
Author: Gisela Ziegler
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Wahrschau! Führen durch klaren Kurs. „Wahrschau!“ heißt in der Seemannssprache: „Pass auf!“, „sei achtsam!“, „lass nicht aus den Augen!“ Der Kapitän, Skipper, also der Chef auf dem Schiff lenkt damit die Aufmerksamkeit seiner Crew auf etwas. Ein Führungswort, das keiner weiteren Erklärung bedarf. Davon gibt es viele an Bord, denn bei Sturm und Seegang ist keine Zeit für viele Worte. Kommandosprache nennt man das auch. Die Überschrift dieses Artikels ist gleichzeitig der Name des Segelseminars, über das hier berichtet wird. „Realtime-Training“ nennen es die beiden Initiatoren Uve Oebius und Frank Ninnemann in Abgrenzung zum Classroom-Training. In letzterem ist ja der Lerntransfer meistens eine gedankliche Übung, während auf dem Segelschiff wirklich jede Lernerfahrungen ganz direkte, konkrete und vor allem wahrnehmbare und fühlbare Auswirkungen hat. Lassen Sie sich nun mitnehmen auf den Segel- und Trainingstörn der beiden Trainer mit einer Crew von sechs Führungskräften aus ganz unterschiedlichen Branchen.

0. Tag: Ankommen Samstag, 30.10.2010, Türkei, Turgutreis, D-Marina, Steg A, Dharma Die Dharma ist eine 15 Meter lange Bavaria-Segelyacht und unser Zuhause für die kommenden 6 Tage. Skipper und Crew treffen gegen 18.30 Uhr gleichzeitig, aber alle aus verschiedenen Richtungen ein. Alle sind gut gelaunt, aber müde. Bloß nichts Offizielles mehr. Nur noch Kojen verteilen, Essen gehen und dann schlafen. Gute Nacht.

1. Tag: Was hat Leadership mit Segeln zu tun? Sonntag, 31.10.2010, der erste von 6 sonnigen und warmen Tagen mit Temperaturen über 20 Grad. Nur abends wird es empfindlich kühl. Nachteil des grandiosen Wetters: wir haben nur wenig Segelwind. Kommentar von Skipper Uve: „Bei viel Wind kann jeder segeln. Bei Schwachwind zeigt sich der Könner!“ (womit er zweifellos sich selbst meint). Das Seminar scheint immer noch nicht loszugehen. Alexander meckert, weil er sich die Kabine mit Marco teilen muss. Warum haben Skipper und Trainer Frank eine Einzelkabine? Ungerecht und undemokratisch! Uve wird – wobei er Alexanders Frust ignoriert – dienstlich: „Der Skipper ist der uneingeschränkte Boss auf dem Schiff, denn er ist der verantwortliche Schiffsführer mit allen – auch juristischen – Konsequenzen. Segeln ist immer eine Gratwanderung zwischen Abenteuerspaß und Seemannsernst. Sicherheit der Crew und des Schiffes hat allerhöchste Priorität!“ Die Sicherheitseinweisung – Verhalten bei Starkwind und Seenot, Umgang mit Gas, Seeventilen, Strom, Motor … – dauert 2 Stunden. Alexander weiß jetzt, warum der Skipper eine Einzelkabine hat: Ober sticht Unter! Interessante Erfahrung für eine gestandene Führungskraft. Dennoch: die Stimmung ist gut. Alle wissen, woran sie sind und akzeptieren das Machtgefüge. Vorläufig.

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Aufgabenteilung: Martin, Martina, – die beiden waren schon etliche Male segeln und wissen, welche Lebensmittel und Getränke für 6 Tage gebraucht werden – Kai und Alexander gehen einkaufen. Uve, Frank, Helmut und Marco bereiten das Schiff zum Auslaufen vor. Die Einkäufe werden verstaut, das Ablegemanöver wird durchgesprochen und dann um 13.30 Uhr endlich: Leinen los! Raus aus der Marina, Segel setzen bei leichtem Wind, es ist wirklich nur schön: Sonne, glitzernde Ägäis, die türkische Küste an Backbord, die griechische Inselwelt an Steuerbord. Die Crew ist begeistert. Wir nehmen Kurs auf Knidos, eine Bucht in 20 Seemeilen Entfernung. Frank unterbricht nach 2 Stunden die Segelidylle und macht die Plicht zum Seminarraum. Die Erwartungsabfrage bleibt wie vermutet vage. Von Selbsterfahrung bis Segeln lernen reichen die Wünsche. Jeder Teilnehmer bekommt ein persönliches Logbuch. Frank gibt die Gebrauchsanweisung dazu: „Achtet auf Eure Gefühle und Eure Wahrnehmungen. Beides könnte sich hier auf dem Schiff verändern. Achtet auch auf Captain- und Coach-Erfahrungen. Wann gibt es klare Ansagen vom Skipper oder Rudergänger, wann unterstützendes, helfendes, erklärendes Verhalten? Wie geht es Euch damit? Haltet das bitte fest in Eurem Logbuch, denn ihr werdet viele Erfahrungen machen und macht sie Euch damit für später zugänglich, okay?“ Segeln mit dem Sonnenuntergang achteraus. Kitschig schön. Die Bucht von Knidos ist seicht. Skipper Uve legt längsseits am Steg an. Wegen eines Betonklotzes unter Wasser, dem er nicht zu nahe kommen will, braucht er dafür 3 Anläufe. Lerntransfer durch Manöverkritik: „Wie war das Führungsverhalten des Skippers? Wie die Wirkung auf die Crew?“ Die Reflexionsrunde dauert eine Stunde. Es gibt so viele Parallelen in der Führungspraxis der Teilnehmer. Außerdem wird Uve für seine morgendliche Ansage abgestraft. Von wem wohl? Helmut kocht. Lammbraten mit Speckbohnen und Bratkartoffeln. Auf welchem Schiff gibt es sowas? Er verbraucht eine ganze Gasflasche. Egal, wir haben genug Gas an Bord. Und der Lammbraten ist Sterne-verdächtig. Bis 23.00 Uhr Singen mit Gitarrenbegleitung. Besser kann die Stimmung nicht sein.

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2. Tag: Es knirscht im Gelcoat Montag, 1.11.2010, Knidos Ein Stegnachbar beschwert sich über die vorabendliche Lautstärke. Er hat 2 kleine Kinder an Bord, deren Schlaf wir gestört haben. Hätte er uns das gestern gesagt, hätten wir etwas verändern können. Kein Wind heute. Wir geben unsern Plan auf, eine 40 Seemeilen entfernte Bucht anzulaufen und motoren anstatt dessen in den Hafen von Datça (20 Seemeilen). Wir treffen bereits um 14.00 Uhr ein und verbringen den Rest des Tages mit Baden, Chillen, Bummeln in Datça. Die abendliche Reflexionsrunde beginnt harmlos: „Was gab’s heute? Was war besonders?“ „Wenig Wind, keine spektakulären Manöver, schön hier“, aber dann: „Es passiert viel zu wenig, Ihr verwaltet das Nichts, und das gestern mit dem Singen war auch grenzwertig, ….“. Die aus jeder TeamEntwicklung bekannte Storming-Phase ist in vollem Gange. Frust entlädt sich. Das Seminar soll jetzt endlich anfangen! Manch einer merkt gar nicht, dass wir seit Betreten des Schiffes mitten drin sind im Seminar! Stimmung nicht ganz so toll, wie gestern Abend.

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Außenhaut des Schiffsrumpfes

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3. Tag: Beschäftigung schafft Ordnung Dienstag, 2.11.2010, Plan von Uve und Frank: „Heute beschäftigen wir die Crew von morgens bis abends!“ Frank bietet Relings-Feedback an. Jeder, der mag, kann sich von ihm eine Rückmeldung über sein Verhalten in der Gruppe, Beitrag zur Gemeinschaft und andere Themen geben lassen. 2 Noch im Hafenbecken von Datça fliegt der erste Fender , begleitet vom Skipperruf: „Fender über Bord!“ über die Reling. Marco am Ruder ist völlig überfordert. Jedoch unter Anleitung von Uve fährt er das erste Rettungsmanöver seines Lebens und ist glücklich. Ab jetzt Manövertraining: Rettungsmanöver unter Motor und unter Segeln, Wende, Halse, verschiedene Kurse zum Wind, Drehen auf dem Teller, Umgang mit Leinen, Knoten… Jeder kommt dran, alle sind konzentriert und voll bei der Sache. Immer wieder auch Vergleiche der Erfahrungen mit Führungssituationen in den Unternehmen. Frank stellt den Führungskompass vor. Sofort gibt es eine spannende Diskussion über Analogien von Schiffsinstrumenten wie Kompass, Seekarte, Echolot mit Instrumenten der Unternehmens- und Mitarbeiterführung. Ab Mittag ist Frank mit Relings-Feedbacks beschäftigt. Die Nachfrage ist groß. Die Stimmung dreht sich stündlich. Wir haben die Storming-Phase überwunden! Delfine! Alle Aufmerksamkeit gilt einer Schule von Delfinen. Wunderschöne Tiere, ganz nah am Schiff. Und fliegende Fische, jede Menge! Das Leben ist wieder schön. Nach einem wieder sensationellen Sonnenuntergang gehen wir in der traumhaft schönen Bucht von Bencik – auch Haifischbucht genannt – vor Anker. Dafür brauchen wir allerdings 8 Versuche, weil der Anker nicht halten will. Kein Problem diesmal. Alle bleiben ruhig und gelassen. Es lebe die Team-Entwicklung!

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luftgefüllter Kunststoffkörper zum Schutz des Schiffsrumpfes

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4. Tag: Seemannschaft Mittwoch, 3.11.2010, Bencik Die kühle Morgenluft zaubert Nebelschwaden über dem warmen Mittelmeerwasser. Eine unglaubliche Stimmung! Schwimmen im November, ebenso unglaublich. Anker auf mit Kurs auf Bozburun. Was ist Seemannschaft? Eine Geisteshaltung, die von Sorgfalt, Vorsicht, Respekt vor der Natur und den Naturgewalten geprägt ist? Egal, ein Seemann weiß, was gute Seemannschaft und was schlechte Seemannschaft ist. Ebenso ist gute Führung in Unternehmen nicht so einfach beschreibbar. Auf jeden Fall ist gute Führung eher eine Frage der inneren Haltung als der Anwendung von Führungsinstrumenten und -methoden. Heute Vormittag beginnen wir mit Fallbesprechungen. Martin hat einen Fall. Wir probieren die Methode der Kollegialen Beratung aus. Erstaunliche Parallelen von Seemannschaft und Leadership. Abends liegen wir im Päckchen mit 2 Segelyachten in Bozburun.

5. Tag: Performance oder: ein Team im Fluss Donnerstag, 4.11.2010, Bozburun Wir nehmen Kurs auf Palamut, machen einen Badestopp in einer Bucht, danach spontaner und ungeführter Erfahrungsaustausch, interessante Diskussionen über Gott und die Welt. Alle gehen respektvoll miteinander um. Der Skipper ist in seiner Rolle akzeptiert, auch weil er sich nur als Skipper zeigt, wenn es notwendig oder nützlich ist. Bei Manövern weiß jetzt jeder, was er zu tun hat. Alles läuft in Ruhe und ohne Hektik ab. Uve und Frank ergänzen sich harmonisch in der Trainerrolle. Martina: „Was gibt’s heut‘ zu Essen, Mädels?“ Helmut, Alexander und Martin überbieten sich gegenseitig beim Kochen, sehr zum Wohlgefallen der anderen. Alexander ist unser Musikminister und versorgt uns mit chilliger Mucke. Mit Marco als „Klient“ probieren wir eine weiter Form der Fallbesprechung – Reflecting Team – aus. Die Teilnehmer freuen sich über die Befüllung ihrer Führungs-Toolbox. Alles ist so im Fluss, dass wir die Zeit vergessen. Wir kommen spät in Palamut im Dunkeln an. Keine Hafenbefeuerung und Anlegen im Schein der Molenlaternen. An einem Tag wie heute gelingt natürlich auch das ohne Probleme.

6. Tag: Regatta Freitag, 5.11.2010, Palamut Die Länge des Rumpfes ist der entscheidende Parameter für die Schnelligkeit eines Schiffes. Je länger desto schneller. Der Skipper einer Bavaria 42, die neben uns segelt, lädt uns über Funk zu zu einer Regatta ein. Das hätte er nicht gemusst, denn 2 Segelschiffe, die in einer Richtung unterwegs sind, segeln immer eine Regatta. Seine Andiamo ist 2 Meter kürzer als unsere Dharma. Es geht um eine Flasche Raki, türkischen Schnaps. Bei dem wenigen Wind, den wir haben, segelt uns

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die 42er auf und davon, denn unser Schiff ist nicht nur länger, sondern auch bedeutend schwerer. Nur noch 10 Seemeilen bis Turgutreis, unserem Heimathafen und die Andiamo in weiter Ferne vov raus. Aber dann: Wir kommen aus der Landabdeckung von Kos und der Wind frischt auf über 20 Knoten, Windstärke 6, auf. Mit voller Besegelung legt sich die Dharma ziemlich auf die Seite, kommtt der Andiamo aber auch sofort näher. Jagdfieber erfasst Skipper und Crew. Eigentlich hätten wir jetzt unsere Abschluss-Feedbackrunde Abschluss Feedbackrunde machen wollen. Aber wie im richtigen Leben dominiert das operative Geschäft jede noch so sorgfältige Planung. Und was für ein operatives Geschäft wir haben. Es geht schließlich nicht nur um eine Flasche Raki, sondern um die Ehre! Die Jagd dauert über eine Stunde. Eine Wende müssen wir fahren. Die gelingt uns besser als unu serm Gegner. Segel trimmen. Sauber steuern. Co-Skipper Martin macht das perfekt. Wir kommen näher und näher und passieren schließlich unter Freudengeheul Freuden in Lee.. Die Crew ist glücklich. EiE nen besseren Abschluss kann es nicht geben! Turgutreis, D-Marina, Marina, Steg A, wir sind wieder im Heimathafen angekommen. Die letzte l Reflexion der gerade gemachten Erfahrungen. Die Abschluss-Feedbackrunde Abschluss Feedbackrunde müssen wir nun nachholen, weil wir ja lieber segeln wollten. Sie dauert bis weit nach 20.00 Uhr. Es gibt so viel zu sagen und zu hören. Eigentlich will keiner aufhören mit dem Seminar. Se

Realtime-Training, Echtzeit-Transfer, Transfer, ist das Motto und der Anspruch des Seminars Wahrschau! Führen durch klaren Kurs. Kurs Lebendige Erfahrungen sofort und an Ort und Stelle integrieintegri ren und damit einen unmittelbaren, konkreten Nutzen in die eigene Lebens- und Arbeitswelt mitnehmitne men. Das Teilnehmer-Feedback Feedback bestätigt, dass es funktioniert. Als besonders wertvoll wird die VerVe knüpfung von seemännischen Aktivitäten und Vorgängen im Führungsalltag gesehen. Das Leben auf dem Schiff als Metapher für das Leben Leb in Unternehmen. Ein Zitat von Marco: „Der Aktionsradius auf dem Schiff bietet so viele Analogien zu FührungsaufgaFührungsaufg ben, dass man fast auf ein strukturiertes Seminar-Programm Seminar verzichten kann.“ Lieber Marco, man kann, aber man muss nicht ☺ Uve Oebius [email protected]

Frank Ninnemann ninnemann@mch [email protected]