Nullzins trifft auf Inflation

BlickPunkt Aktuelle Anlagethemen 21.04.2017 Nullzins trifft auf Inflation Seit Dezember 2016 steht bei der monatlichen Inflationsrate für Deutschla...
Author: Siegfried Vogt
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BlickPunkt Aktuelle Anlagethemen

21.04.2017

Nullzins trifft auf Inflation

Seit Dezember 2016 steht bei der monatlichen Inflationsrate für Deutschland wieder eine Eins vor dem Komma – dies war zuletzt im Juni 2014 der Fall. Für März wurde eine Preissteigerungsrate von +1,6  % gemessen, für Februar sogar von +2,2 %. Ursächlich dafür sind maßgeblich Preisanstiege bei Energie und Nahrungsmitteln. Die Teuerung scheint zurückzukehren – war die Jahresrate in 2016 noch bei +0,5 %, wird für 2017 von der UniCredit ein Jahreswert von +2,2 % erwartet. PREISE STEIGEN WIEDER 3,5% 3,0% 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% 0,0% -0,5% -1,0% Mrz.07 Mrz.08 Mrz.09 Mrz.10 Mrz.11 Mrz.12 Mrz.13 Mrz.14 Mrz.15 Mrz.16 Mrz.17 Quelle: Statistisches Bundesamt (www.destatis.de)

Bitte beachten Sie: Vergangenheitswerte und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Entwicklung. Stand: 13.04.2017

Die Inflation hat die Zinsen abgehängt Die Geldmarktzinsen bleiben allerdings nahe Null – das könnte zum Problem für Anleger werden, die Gelder auf sehr niedrig oder unverzinsten Konten horten. Die Preissteigerung hat die Zinsen quasi abgehängt. In realer Rechnung, also inflationsbereinigt, sind die Renditen negativ – die Kaufkraft sinkt, Anlagevermögen verliert an Wert. REALVERZINSUNG NEGATIV

Zinsen auf Spareinlagen privater Haushalte mit 3 Monaten Kündigungsfrist abzüglich der Inflationsrate 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% 0,0% -0,5% -1,0% -1,5% -2,0% Mrz.07 Mrz.08 Mrz.09 Mrz.10 Mrz.11 Mrz.12 Mrz.13 Mrz.14 Mrz.15 Mrz.16 Mrz.17 Bitte beachten Sie: Vergangenheitswerte und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Entwicklung. Quellen: Bundesbank (http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Statistiken/Zeitreihen_Datenbanken/Makrooekonomische_Zeitreihen/its_details_value_node.html?tsId=BBK01.SUD105), Statistisches Bundesamt (www.destatis.de), UniCredit Bank AG. Stand: 13.04.2017

Gekommen um zu bleiben Derzeit erwarten die Märkte ein Zinsniveau von rund 1  % im Geldmarktbereich erst wieder für 2023. Bis dahin könnte uns das Thema negative Realrenditen weiter begleiten. Was defacto nichts anderes bedeutet als ein schleichender Verlust für Vermögensinhaber wie Sparer, Versicherte und Betriebsrentner zugunsten Schuldnern wie dem Staat. Angesichts eines liquiden Geldvermögens von gut 5.500 Mrd. Euro in Deutschland und davon ca. 80 % auf der Zinsseite ist das ein gewaltiger Vermögensschaden.

Warum steigt die Inflationsrate? In der schon seit Längerem anhaltenden Niedrigzinsphase war die Inflation bisher kein großes Thema – denn nicht nur die Zinsen sind sehr niedrig, auch die Teuerungsrate war in den Jahren 2014 bis 2016 sehr gering. Zwischenzeitlich gaben die Preise sogar nach und Befürchtungen über eine Deflationsspirale aus sinkenden Preisen und Löhnen wurden laut. Vor allem die stark gefallenen Energiepreise sorgten für niedrige Inflationsraten – Öl, Gas und Benzin wurden immer billiger. Die Energiekosten sind jetzt auch ein Hauptgrund dafür, dass die Verbraucherpreise wieder steigen. Von Anfang 2016 hat der Ölpreis von kurzfristig unter 30 Dollar pro Barrel auf mittler-

Energie ist mit über 10 % ein wichtiger Bestandteil im Warenkorb für den Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts

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weile rund 56 Dollar zugelegt. Der statistische Effekt („Basiseffekt“): Die Inflationsrate wird üblicherweise im Vergleich zum Vorjahresmonat gemessen – im aktuellen Fall also zum März 2016. Und da damals die Preise besonders stark gefallen sind, ist der Abstand heute umso größer. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich dieser Effekt abschwächen, die Zuwächse werden entsprechend geringer ausfallen (so wie die März-Rate mit +1,6 % unter der Februar-Rate mit +2,2 % lag). Wir erwarten daher nicht den Beginn einer generellen Phase hoher Preissteigerungen – aber höhere Inflationsraten als in den letzten beiden Jahren. ERWARTETE INFLATIONSRATEN IN 2017 / 2018 HÖHER ALS ZULETZT 3,0 % 2,5 % 2,0 %

2,7 % 2,5 % 2,2 % 1,9 %

1,5 %

1,7 % 1,5 %

1,3 %

1,0 % 0,5 %

0,6 %

0,5 % 0,2 %

0,0 % -0,5 %

0,9 %

-0,1 % Eurozone

Deutschland

Inflation 2016

Inflationsprogosen 2017

USA

Japan

Inflationsprogosen 2018

Quelle: UniCredit Bank AG Bitte beachten Sie: Vergangenheitswerte und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Entwicklung. Stand: 30.03.2017

Die Gründe dafür sind einfach: die Konjunktur läuft gut, die Industrie in ­Europa hat ihr Wachstum noch einmal beschleunigt. Die Einkaufsmanagerindizes sowohl für die Industrie der Euro-Zone als auch für Deutschland kletterten von Februar auf März weiter und erreichten den höchsten Stand seit sechs Jahren. Steigende Produktion, höhere Aufträge und anziehende Beschäftigung könnten für einen wachsenden Inflationsdruck sorgen. Denn gut ausgelastete Lieferanten erhöhen gerne ihre Preise – und als Reaktion darauf könnten die Industrieunternehmen ihrerseits die Verkaufspreise anheben. „Nach allem, was wir derzeit wissen, ist der wirtschaftliche Aufschwung im Euro-Raum robust und wird sich fortsetzen. Damit wird auch der Preisdruck zunehmen.“ (Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, im Interview am 06.04.2017. Quelle: www.bundesbank.de)

Wann werden die Zinsen wieder steigen? Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bisher alles daran gesetzt, die Geldentwertung aus der hartnäckigen Deflations-Gefährdungszone zurück zum Inflationsziel von knapp 2 % zu führen – der aktuelle Preisanstieg dürfte ihr daher nicht ungelegen kommen. Wie erwähnt ist dieser jedoch vor allem auf temporäre Sonderfaktoren zurückzuführen – die Kerninflation ist deutlich

Die Kerninflationsrate wird ohne die teils stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel berechnet.

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niedriger (+0,7 % für die Eurozone im März). Die EZB hat zuletzt die Fortführung ihrer expansiven Geldpolitik auch mit der niedrigen Kerninflationsrate begründet – und hat somit keine Eile, über Zinserhöhungen nachzudenken. Trotz der höheren Inflation ist ein schneller Kurswechsel in der Geldpolitik in Europa derzeit nicht absehbar. ERWARTETE ZINSENTWICKLUNG AM GELDMARKT (3-MONATS-EURIBOR) 6% 5% 4% 3%

Markterwartungen (Euribor Futures) per 30.03.2017 1,00 % erreicht im März-2023?

2% 1% 0% -1 % 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 2025 3M Euribor Quelle: UniCredit Bank AG

Bitte beachten Sie: Vergangenheitswerte und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Entwicklung. Stand: 30.03.2017.

Fazit für den Anleger: realer Vermögenserhalt wird noch schwieriger – überprüfen Sie Ihre Aufstellung Die Suche nach Renditen, die den Kaufkraftverlust ausgleichen, könnte unter den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nun noch schwieriger werden. Dies insbesondere in einem Umfeld, in dem die realen Renditen im Anleihesektor in weiten Teilen negativ sind. Wer keine Anlagerisiken nimmt, wird aktuell keine hinreichenden Chancen auf Werterhalt und Wertsteigerung seines Vermögens haben. Man sollte aber auch nicht blindlings ins Risiko rennen – unsere Devise lautet: mit Augenmaß investieren und Risiken ausgewogen eingehen. Das macht wiederum deutlich wie wichtig eine ausgewogene globale Streuung der Anlagen über verschiedene Anlageklassen, Regionen und Währungen gepaart mit einem aktiven Management ist, um Portfolios flexibel anzupassen. Die Alternativen auch in einem Umfeld niedriger nominaler Renditen und negativer realer Renditen sind vielfältig. Sprechen Sie mit Ihrem Berater über Lösungsansätze, die zu Ihren Anlagezielen, Zeithorizont und ihrer Risikobereitschaft passen.

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IMPRESSUM

Herausgeber: UniCredit Bank AG Arabellastraße 12 81925 München Fachredaktion: Oliver Postler, Karl Obermeier Erscheinungsweise: nach Bedarf Abgeschlossen am: 21.04.2017

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