BERICHT UND ANTRAG DER REGIERUNG AN DEN LANDTAG DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN BETREFFEND DIE ABÄNDERUNG DES BERUFSBILDUNGSGESETZES (BBG) UND

  BERICHT UND ANTRAG  DER REGIERUNG  AN DEN  LANDTAG DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN  BETREFFEND  DIE ABÄNDERUNG DES BERUFSBILDUNGSGESETZES (BBG) UND ...
Author: Kasimir Becke
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BERICHT UND ANTRAG  DER REGIERUNG  AN DEN  LANDTAG DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN 

BETREFFEND  DIE ABÄNDERUNG DES BERUFSBILDUNGSGESETZES (BBG) UND  WEITERER GESETZE (STIPG, ALVG)       

Behandlung im Landtag  Datum  1. Lesung 2. Lesung Schlussabstimmung

Nr. 76/2014



INHALTSVERZEICHNIS  Seite  Zusammenfassung .................................................................................................. 4   Zuständiges Ministerium......................................................................................... 5   Betroffene Stellen ................................................................................................... 5   I. 

BERICHT DER REGIERUNG......................................................................... 6 

1. 

Ausgangslage ................................................................................................. 6  

2. 

Anlass / Notwendigkeit der Vorlage / Begründung der Vorlage................... 8 

3. 

Schwerpunkte der Vorlage .......................................................................... 11 

4. 

Vernehmlassung .......................................................................................... 14  

5. 

Erläuterungen zu den einzelnen Bestimmungen ........................................ 14 

6. 

5.1  Abänderung des Berufsbildungsgesetzes .......................................... 14  5.2  Abänderung des Stipendiengesetzes und des  Arbeitslosenversicherungsgesetzes ................................................... 15  Verfassungsmässigkeit / Rechtliches........................................................... 16 

7. 

Personelle, finanzielle, organisatorische und räumliche Auswirkungen..... 16 

II. 

ANTRAG DER REGIERUNG....................................................................... 16 

III. 

REGIERUNGSVORLAGEN ......................................................................... 17 

 



ZUSAMMENFASSUNG  Aus Sicht der Regierung ist die Laufbahnberatung für Erwachsene keine staatliche  Aufgabe und soll deshalb künftig von den öffentlichen Institutionen grundsätzlich  nicht mehr angeboten werden.   Die Abteilung Berufsberatung des Amts für Berufsbildung und Berufsberatung soll  seine Arbeit auf die Beratung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis zum  vollendeten 25. Lebensjahr fokussieren. Somit wird diesen Personen auch weiter‐ hin ein kostenloses und professionelles Beratungsangebot in berufs‐, studien‐ und  laufbahnbezogenen  Fragestellungen  zur  Verfügung  stehen.  Ebenso  können  El‐ tern, Lehrer/innen und andere Bezugspersonen, die den Jugendlichen und jungen  Erwachsenen bei der Gestaltung der beruflichen Zukunft behilflich sein möchten,  diesbezüglich berufsberaterische Informationen erhalten.  Erwachsene,  die  sich  Gedanken  über  ihre  berufliche  Zukunft  machen,  berufliche  Umsteiger/innen sowie Personen, die einen beruflichen Wiedereinstieg erwägen,  sollen  sich  stattdessen  künftig  an  private  Laufbahnberater/innen  wenden.  Eine  Evaluation  hat  gezeigt,  dass  private  Anbieter  ein  entsprechendes  Angebot  auf  gleichwertigem Niveau wie das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung erfül‐ len können. Die Evaluation hat ebenfalls gezeigt, dass sich die meisten Personen,  welche die bisher kostenlos angebotene Laufbahnberatung des Amts in Anspruch  nehmen, diese Dienstleistung finanziell leisten können.  Diese  Beschränkung  der  Dienstleistung  der  Laufbahnberatung  des  Amts  für  Be‐ rufsbildung und Berufsberatung soll insofern sozialgerecht sein, dass in Liechten‐ stein wohnhafte   

beim Arbeitsmarkt Service Liechtenstein registrierte erwerbslose Personen;  



Sozialhilfeempfänger/innen  sowie  andere  Personen,  die  durch  das  Amt  für  Soziale Dienste unterstützt werden; 



IV‐Leistungsbezüger/innen;  



Personen, die in Liechtenstein Stipendien beziehen sowie 



Personen, die von der Bewährungshilfe Liechtenstein betreut werden 



weiterhin  eine  kostenlose  Unterstützung  durch  das  Amt  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung erhalten.   Diese  Änderung  der  Praxis  macht  eine  Abänderung  des  Berufsbildungsgesetzes,  des Stipendiengesetzes und des Arbeitslosenversicherungsgesetzes erforderlich.         ZUSTÄNDIGES MINISTERIUM  Ministerium für Äusseres, Bildung und Kultur  BETROFFENE STELLEN  Amt für Berufsbildung und Berufsberatung  Amt für Volkswirtschaft  Amt für Soziale Dienste  Schulamt (Stipendienstelle)  Bewährungshilfe Liechtenstein 



Vaduz, 12. August 2014  P 

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,  Sehr geehrte Frauen und Herren Abgeordnete  Die  Regierung  gestattet  sich,  dem  Hohen  Landtag  nachstehenden  Bericht  und  Antrag betreffend die Abänderung des Berufsbildungsgesetzes (BBG) und weite‐ rer Gesetze (StipG, ALVG) zu unterbreiten. 

I.

BERICHT DER REGIERUNG 

1.

AUSGANGSLAGE 

Auf  Vorschlag  der  damaligen  Industriekammer  und  Gewerbegenossenschaft  im  Fürstentum Liechtenstein wurde am 24. Dezember 1947 erstmals ein nebenamt‐ licher  Berufsberater  eingesetzt.  Seine  Dienstleistungen  umfassten  während  der  Jahre  1948  –  1972  ausschliesslich  Angebote  für  Schulabgänger/innen  und  Ler‐ nende.   1976  wurde  die  Berufsberatung  im  Berufsbildungsgesetz  vom  7.  Juli  19761  neu  geregelt. Damit wurden die berufsberaterischen Dienstleistungen für Erwachse‐ ne  erstmals  gesetzlich  festgelegt.  In  Art.  78  Abs.  1  wurde  festgelegt,  dass  das  Land  für  Jugendliche  und  Erwachsene  als  beratendes  Organ  eine  Berufsbera‐                                                         1

LGBl. 1976 Nr. 55. 



tungsstelle unterhält. Diese hatte Jugendlichen und Erwachsenen durch generel‐ le  Aufklärung  und  individuelle Beratung  in  Fragen  der  Berufs‐  und  Ausbildungs‐ wahl  sowie  der  Gestaltung  der  beruflichen  Laufbahn  behilflich  zu  sein  (Art.  79  Abs.1).   Das  heute  gültige  Berufsbildungsgesetz  (BBG)  vom  13.  März  20082  übernahm  grösstenteils den Gesetzeslaut von 1976. Gemäss Art. 55 BBG führt das Amt für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  Berufs‐,  Studien‐  und  Laufbahnberatungen  durch. Diese unterstützen Jugendliche und Erwachsene bei der Berufs‐ und Stu‐ dienwahl sowie bei der Gestaltung der beruflichen Laufbahn.   Unter  dem  Begriff  „Berufsberatung“  wird  eine  Beratung  von  Schüler/innen  bis  zum 18. Lebensjahr verstanden; unter dem Begriff „Studienberatung“ eine Bera‐ tung von Gymnasiasten/innen bis zum 18. Lebensjahr. Der Begriff „Laufbahnbe‐ ratung“ (Erwachsenenberatung) wird als Beratung von Personen ab dem 18. Le‐ bensjahr mit berufs‐, studien‐ oder laufbahnbezogenen Themen definiert.  Die Berufs‐, Studien‐ und Laufbahnberatung steht somit für unterschiedliche Fra‐ gen und Anliegen zur Verfügung, zum Beispiel für:  

Jugendliche, die vor der Berufs‐ oder Studienwahl stehen; 



Eltern, Lehrer/innen oder andere Bezugspersonen, die den Jugendlichen da‐ bei behilflich sein möchten; 



Erwachsene, die sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen; 



Berufliche Umsteiger/innen; 



Frauen und Männer, die einen beruflichen Wiedereinstieg erwägen. 

                                                        2

 LBGl. 2008 Nr. 103. 



Die Beratungen finden entweder individuell (Einzelgespräche) oder in Form von  Informationsveranstaltungen,  Workshops,  Mentoringprojekten  oder  Coachings  statt.   Die Berufs‐, Studien‐ und Laufbahnberater/innen bedienen sich – als ausgebilde‐ te  Psychologinnen  und  Psychologen  –  psychologischen  Gesprächs‐  und  Bera‐ tungsmethoden  sowie  Verfahren  aus  der  psychologischen  Diagnostik.  Hauptan‐ liegen der Klienten sind individuelle Unterstützung sowie Begleitung in Bezug auf  schulische  oder  berufliche  Übergänge,  welche  infolge  geplanter  oder  ungeplan‐ ter  Ereignisse  auftreten  können.  Ein  weiterer  Aspekt  ist  die  Begleitung  bei  be‐ rufsbezogenen  Entscheidungen  im  Rahmen  eines  Umstiegs  oder  Wiederein‐ stiegs, eines Ausbildungsabbruchs, bei Problemen in der Schule oder am Arbeits‐ platz.  Sämtliche  Dienstleistungen  werden  heute  vom  Amt  für  Berufsbildung  und  Be‐ rufsberatung kostenlos angeboten. 

2.

ANLASS / NOTWENDIGKEIT DER VORLAGE / BEGRÜNDUNG DER VORLAGE 

Im Rahmen des Pilotversuchs „Unentgeltliche Staatliche Laufbahnberatung durch  Dritte“  wurde  von  privaten  Laufbahnberatern  eine  Marktverzerrung  durch  die  unentgeltliche staatliche Laufbahnberatung geltend gemacht. Daraus resultierte  die Fragestellung, ob eine Kostenpflicht für die staatliche Laufbahnberatung ein‐ geführt  werden  sollte,  zumal  sich  die  meisten  Personen  –  wie  sich  im  Rahmen  der  Evaluation  ergeben  hat  –  diese  Dienstleistung  finanziell  leisten  könnten.  Nach Abschluss des Pilotversuchs am 31. Dezember 2013 wurde deshalb die Ein‐ führung einer Kostenpflicht für die Laufbahnberatung geprüft.  Kurz zusammengefasst war das Ergebnis der Prüfung, dass die untersuchten Mo‐ delle der Kostenpflicht (Schweiz und Vorarlberg) auch weiterhin die vorgebrachte 



Marktverzerrung  zwischen  staatlicher  und  privater  Laufbahnberatung  aufrecht‐ erhalten würden. Das Ziel, durch die Einführung einer Kostenpflicht einer Markt‐ verzerrung entgegenzuwirken,  würde  somit  nicht  erreicht.  Zudem  wäre  der  da‐ durch entstehende interne Mehraufwand für das Amt für Berufsbildung und Be‐ rufsberatung infolge Rechnungsauslösung und ‐stellung, Mahnwesen etc. in den  einzelnen  Modellen  nicht  unerheblich.  Angesichts  der  gesamten  Erkenntnisse  wurde  von  der  allfälligen  Einführung  einer  Kostenpflicht  für  die  Laufbahnbera‐ tung Abstand genommen.   Die  Analyse  im  Zusammenhang  mit  der  Frage  der  allfälligen  Einführung  einer  Kostenpflicht  hat  in  Bezug  auf  die  Laufbahnberatung  in  den  letzten  Jahren  folgendes Bild zu Tage gebracht:  Jahr 

20 – 24 Jahre 

≥ 25 Jahre 

Total Laufbahnberatungen 

2009 

129 

235 

364 

2010 

134 

219 

353 

2011 

122 

175 

297 

2012 

126 

213 

339 

2013 

129 

204 

333 

Gemäss einer Auswertung des Amts für Berufsbildung und Berufsberatung stie‐ gen  die  Personalaufwände  für  die  Laufbahnberatung  zwischen  2011  und  2013  auf  das  Doppelte  an.  Im  Jahr  2013  betrug  der  Personalaufwand  1204  Stunden.  Die Anzahl Laufbahnberatungen ist in dieser Zeit, wie aus der Tabelle ersichtlich  wird, hingegen zurückgegangen.  Angesichts  dessen  hat  das  Amt  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  seinen  Aufgabenbereich  bzw.  sein  Dienstleistungsangebot  systematisch  überprüft.  Da‐ bei stellte sich die Frage, welche Dienstleistungen tatsächlich staatliche Kernauf‐ gaben sind. 

10 

Beratung  von  Jugendlichen  als  Kernaufgabe  des  Amts  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  Von den Dienstleistungen der Abteilung Berufsberatung des Amts für Berufsbil‐ dung und Berufsberatung erscheint die Berufs‐, Studien‐ und Laufbahnberatung  für  Jugendliche,  die  vor  der  Berufs‐  oder  Studienwahl  stehen,  als  zentrales  Ele‐ ment. Diese Aufgabe ist für die Jugendlichen in unserem Land enorm wichtig und  ist aus Sicht der Regierung eine der bedeutendsten Massnahmen zur Reduktion  und Vermeidung der Jugendarbeitslosigkeit. Die Berufs‐, Studien‐ und Laufbahn‐ beratung  für  Jugendliche  soll  deshalb  weiterhin  staatliche  Aufgabe  sein  und  als  Kernaufgabe des Amts für Berufsbildung und Berufsberatung gestärkt werden.   Jungen  Erwachsenen  soll  somit  weiterhin  kostenlos  eine  professionelle  Unter‐ stützung bei der Planung der beruflichen Zukunft geboten werden. Auch Eltern,  Lehrer/innen oder andere Bezugspersonen, die den jungen Erwachsenen bei der  Gestaltung der beruflichen Zukunft behilflich sein möchten, sollen unentgeltlich  auf  die  Unterstützung  des  Amts  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  zurück‐ greifen können.   Beratung von Erwachsenen als Aufgabe von privaten Anbietern  Die Situation für Erwachsene hingegen muss aus Sicht der Regierung anders be‐ urteilt  werden.  Der  Pilotversuch  „Unentgeltliche  Staatliche  Laufbahnberatung  durch Dritte“ hat gezeigt, dass private Anbieter das Angebot auf gleichwertigem  Niveau erfüllen können. Erwachsene, die sich Gedanken über ihre berufliche Zu‐ kunft machen, berufliche Umsteiger/innen sowie Personen, die einen beruflichen  Wiedereinstieg  erwägen,  können  sich  deshalb  ebenso  gut  an  private  Laufbahn‐ berater/innen wenden. Der Pilotversuch hat ebenfalls gezeigt, dass sich die meis‐ ten Personen, welche die bisher kostenlos angebotene Laufbahnberatung in An‐ spruch nehmen, diese Dienstleistung finanziell leisten könnten. 

11 

Es  soll  aber  darauf  geachtet  werden,  dass  die  Beschränkung  der  Dienstleistung  der  Laufbahnberatung  des  Amts  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  insofern  sozialgerecht ist, dass beim Arbeitsmarkt Service Liechtenstein (AMS) registrierte  und in Liechtenstein wohnhafte erwerbslose Personen auch weiterhin eine kos‐ tenlose Unterstützung durch das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung er‐ halten.  Laut  Erfahrungswerten  des  Amts  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  kann die Zahl der Arbeitssuchenden bei den 20 – 24‐Jährigen auf durchschnittlich  30 Personen und jene der über 25‐Jährigen auf durchschnittlich 60 Personen pro  Jahr geschätzt werden. Auch in Liechtenstein wohnhafte Personen, welche eine  Unterstützung durch das Amt für Soziale Dienste (ASD) erhalten,  durch die Be‐ währungshilfe  Liechtenstein  betreut  werden,  oder  in  Liechtenstein  Stipendien  beziehen, können sich weiterhin für eine Laufbahnberatung an das Amt für Be‐ rufsbildung und Berufsberatung wenden.  In Liechtenstein wohnhafte IV‐Leistungsbezüger/innen können ebenfalls weiter‐ hin  kostenlos  die  Dienstleistungen  des  Amts  für  Berufsbildung  und  Berufsbera‐ tung in Anspruch nehmen und sich individuell beraten lassen, wenn sie sich aus  gesundheitlichen  Gründen  beruflich  verändern  müssen.  Hierfür  besteht  bereits  seit Jahren eine Leistungsvereinbarung zwischen dem Amt für Berufsbildung und  Berufsberatung und der AHV‐IV‐FAK.  

3.

SCHWERPUNKTE DER VORLAGE 

Im Zuge der Überprüfung von staatlichen Aufgaben ist die Regierung zur Ansicht  gelangt,  dass  die  Laufbahnberatung  für  Erwachsene  nach  dem  vollendeten  25. Lebensjahr keine zwingende staatliche Aufgabe darstellt und von den öffent‐ lichen Institutionen grundsätzlich nicht mehr angeboten werden soll.  

12 

Die  Abteilung  Berufsberatung  des  Amts  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  soll seine Arbeit auf die Beratung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis  zum vollendeten 25. Lebensjahr fokussieren.  Somit wird diesen Personen auch weiterhin ein kostenloses und professionelles  Beratungsangebot  in  berufs‐,  studien‐  und  laufbahnbezogenen  Fragestellungen  zur  Verfügung  stehen. Ebenso  können  Eltern, Lehrer/innen  und  andere  Bezugs‐ personen, die den Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Gestaltung der  beruflichen  Zukunft  behilflich  sein  möchten,  diesbezüglich  berufsberaterische  Informationen erhalten.  Der Regierung ist es ein Anliegen, dass eines der bedeutendsten staatlichen An‐ gebote zur Reduktion und Vermeidung von Erwerbslosigkeit für Jugendliche und  junge  Erwachsene  auch  weiterhin  erhalten  bleibt.  Zusätzlich  soll  der  Fokus  des  Amts  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  in  Zukunft  und  in  Anbetracht  der  drohenden wirtschaftlichen Veränderungen noch stärker auf diese Kundengrup‐ pe gelegt werden.  In Bezug auf Personen, die das 25. Lebensjahr vollendet haben, geht die Regie‐ rung davon aus, dass der grösste Teil der Ratsuchenden in der Lage ist, den Stun‐ densatz in Höhe von rund CHF 190 (Stand: Jahr 2012) für private Laufbahnbera‐ tungen  zu  tragen.  Zum  Zeitpunkt  des  vollendeten  25.  Lebensjahres  hat  ein  Grossteil der Liechtensteiner/innen einen Abschluss auf Sekundarstufe II erwor‐ ben und kann damit als wirtschaftlich unabhängig betrachtet werden.  Davon ausgenommen sind, wie bereits erwähnt, in Liechtenstein wohnhafte Per‐ sonen, die Unterstützung durch den Arbeitsmarkt Service Liechtenstein oder das  Amt  für  Soziale  Dienste  erhalten  oder  von  der  Bewährungshilfe  Liechtenstein  betreut werden. Ebenso ausgenommen von dieser Regelung sind in Liechtenstein  wohnhafte Personen, welche eine IV‐Leistung oder Stipendien des Landes bezie‐

13 

hen.  Für  diese  Personenkreise  soll  über  das  vollendete  25.  Lebensjahr  hinaus  auch  weiterhin  ein  bildungsbezogenes  Beratungsangebot  seitens  des  Amts  für  Berufsbildung und Berufsberatung zur Verfügung gestellt werden.   Am Beispiel des Arbeitsmarkt Service Liechtenstein soll nachfolgend der künftige  Ablauf der Beratung kurz dargestellt werden: Der Arbeitsmarkt Service Liechten‐ stein informiert die registrierten, in Liechtenstein wohnhaften erwerbslosen Per‐ sonen über die Möglichkeit einer kostenlosen Berufs‐, Studien‐ oder Laufbahnbe‐ ratung  durch  das  Amt  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  während  der  Be‐ zugszeit.  Die  Klienten  wenden  sich  im  Bedarfsfall  an  das  Amt  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  zur  Vereinbarung  eines  Beratungstermins.  Dieses  kann  im  Zweifelsfall  eine  Nachfrage  in  Bezug  auf  die  Berechtigung  für  eine  Inanspruch‐ nahme  einer  Laufbahnberatung  an  den  Arbeitsmarkt  Service  Liechtenstein  stel‐ len.   Das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung führt maximal drei Beratungsge‐ spräche  durch  mit  dem  Ziel,  die  individuellen  Entwicklungsmöglichkeiten  und  Strategien  zur  Steigerung  der  Attraktivität  auf  dem  Arbeitsmarkt  zu  erarbeiten.  Dadurch  soll  der  Klient  neue  Perspektiven  erhalten  und  optimalerweise  wieder  möglichst rasch in die Arbeitswelt eingegliedert werden. Die Beratungsergebnis‐ se  unterliegen  der  Verschwiegenheitspflicht  und  werden  nicht  an  den  Arbeits‐ markt Service Liechtenstein weitergemeldet.   Analoge Vorgehensweisen gelten für in Liechtenstein wohnhafte Personen, wel‐ che vom Amt für Soziale Dienste oder der Bewährungshilfe Liechtenstein betreut  werden, oder welche Stipendien vom Land beziehen.   Bei  Personen,  welche  vom  Amt  für  Soziale  Dienste  oder  der  Bewährungshilfe  Liechtenstein betreut werden, kann gegebenenfalls auch die zuständige verant‐

14 

wortliche Person einen Termin beim Amt für Berufsbildung und Berufsberatung  vereinbaren und den Klienten begleiten.   Bei den zwischen den Amtsstellen festgelegten Abläufen und den damit zusam‐ menhängenden  Datenschutzbestimmungen  wurde  Rücksicht  auf  die  Vereinbar‐ keit  mit  einer  allenfalls  bestehenden  psychologischen  Schweigepflicht  genom‐ men. 

4.

VERNEHMLASSUNG 

Mit den betroffenen Stellen wurde vorab eine interne Vernehmlassung durchge‐ führt. Darüber hinaus wurden im Vorfeld umfangreiche Evaluationen, in welchen  neben Behörden auch private Laufbahnberater/innen involviert waren, durchge‐ führt. 

5.

ERLÄUTERUNGEN ZU DEN EINZELNEN BESTIMMUNGEN  

5.1

Abänderung des Berufsbildungsgesetzes 

Zu Art. 55 Abs.2  In Art. 55 Abs. 2 wird aufgeführt, für welche Personen das Amt für Berufsbildung  und  Berufsberatung  die  Berufs‐,  Studien‐  und  Laufbahnberatungen  durchführt.  Dies sind folgende in Liechtenstein wohnhafte Personen:  

Jugendliche und junge Erwachsene bis zum vollendeten 25. Lebensjahr; 



beim Arbeitsmarkt Service Liechtenstein registrierte erwerbslose Personen;  



Sozialhilfeempfänger/innen  sowie  andere  Personen,  die  durch  das  Amt  für  Soziale Dienste unterstützt werden; 



IV‐Leistungsbezüger/innen;  

15 



Personen, die in Liechtenstein Stipendien beziehen sowie 



Personen, die von der Bewährungshilfe Liechtenstein betreut werden. 

Diese  Personen  haben  weiterhin  die  Möglichkeit,  beim  Amt  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  eine  unentgeltliche  und  individuelle  Beratung  in  Bezug  auf  bildungsrelevante Themen in Anspruch zu nehmen.   Allen  anderen  Personen  steht  das  Angebot  privater  Berufs‐,  Studien‐  und  Lauf‐ bahnberater/innen zur Verfügung.   Zur Übergangsbestimmung  Laufende  Beratungen  werden  nach  dem  alten  Recht  behandelt.  Das  bedeutet,  dass Personen über 25 Jahren ihre zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Geset‐ zesänderung laufende Beratung durch das Amt für Berufsbildung und Berufsbe‐ ratung kostenlos beenden können.  Zum Inkrafttreten  Die Abänderung tritt unter Vorbehalt des ungenutzten Ablaufs der Referendums‐ frist am 1. Januar 2015 in Kraft, andernfalls am Tag nach der Kundmachung.  5.2

Abänderung des Stipendiengesetzes und des Arbeitslosenversicherungs‐ gesetzes  

Im  Hinblick  auf  die  allfällige  Datenbekanntgabe  der  betroffenen  Ämter  gegen‐ über  dem  Amt  für  Berufsbildung  und  Berufsberatung  (vgl.  Ausführungen  unter  Ziff. 3 vorne) sind die massgeblichen Gesetze entsprechend anzupassen.   

16 

6.

VERFASSUNGSMÄSSIGKEIT / RECHTLICHES 

Der Abänderung stehen keine verfassungsrechtlichen Bestimmungen entgegen.  

7.

PERSONELLE,  FINANZIELLE,  ORGANISATORISCHE  UND  RÄUMLICHE  AUS‐ WIRKUNGEN 

Im  Rahmen  der  Umstellung  des  Beratungsangebots  kann  es  zu  geringfügigen  Einführungskosten  durch  zusätzliche  Öffentlichkeitsarbeit  in  Form  von  Kommu‐ nikation und Information kommen.   Durch die geplante Massnahme können beim Amt für Berufsbildung und Berufs‐ beratung 20 – 30 Stellenprozente eingespart werden. 

II.

ANTRAG DER REGIERUNG 

Aufgrund der vorstehenden Ausführungen unterbreitet die Regierung dem Land‐ tag den  Antrag,  der Hohe Landtag wolle diesen Bericht und Antrag zur Kenntnis nehmen und die  beiliegenden Gesetzesvorlagen in Behandlung ziehen.  Genehmigen Sie, sehr geehrter Herr Landtagspräsident, sehr geehrte Frauen und  Herren Abgeordnete, den Ausdruck der vorzüglichen Hochachtung. 

REGIERUNG DES   FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN 

17 

III.

REGIERUNGSVORLAGEN 

Gesetz  vom … 

über die Abänderung des Berufsbildungsgesetzes 

Dem  nachstehenden  vom  Landtag  gefassten  Beschluss  erteile  Ich  Meine  Zustimmung:  I.  Abänderung bisherigen Rechts 

Das  Berufsbildungsgesetz  (BBG)  vom  13.  März  2008,  LGBl.  2008  Nr.  103,  wird wie folgt abgeändert:  Art. 55 Abs. 2  2)  Die  Berufs‐,  Studien‐  und  Laufbahnberatung  unterstützt  folgende  in  Liechtenstein  wohnhafte  Personen  bei  der  Berufs‐  und  Studienwahl  sowie  bei  der Gestaltung der beruflichen Laufbahn: 

a) 

Jugendliche und Erwachsene bis zum vollendeten 25. Lebensjahr; 

b) 

beim Arbeitsmarkt Service Liechtenstein registrierte erwerbslose Personen; 

18 

c) 

Sozialhilfeempfänger sowie andere Personen, die durch das Amt für Soziale  Dienste unterstützt werden; 

d) 

IV‐Leistungsbezüger; 

e) 

Personen, die in Liechtenstein Stipendien beziehen; 

f) 

Personen, die von der Bewährungshilfe Liechtenstein betreut werden. 

II.  Übergangsbestimmung  Auf zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Gesetzes bereits laufende Be‐ rufs‐, Studien‐ oder Laufbahnberatungen findet das bisherige Recht Anwendung.  

III.  Inkrafttreten  Dieses  Gesetz  tritt  unter  Vorbehalt  des  ungenutzten  Ablaufs  der  Referen‐ dumsfrist am 1. Januar 2015 in Kraft, andernfalls am Tag nach der Kundmachung. 

19 

Gesetz  vom … 

über die Abänderung des Stipendiengesetzes  

Dem  nachstehenden  vom  Landtag  gefassten  Beschluss  erteile  Ich  Meine  Zustimmung:  I.  Abänderung bisherigen Rechts  Das  Gesetz  vom  20.  Oktober  2004  über  die  staatlichen  Ausbildungsbeihil‐ fen (Stipendiengesetz; StipG), LGBl. 2004 Nr. 262, in der geltenden Fassung, wird  wie folgt abgeändert:  Art. 35 Abs. 1 Bst. i  1) Sofern kein überwiegendes Privatinteresse entgegensteht, dürfen Orga‐ ne, die mit der Durchführung, Kontrolle oder Beaufsichtigung der Durchführung  dieses  Gesetzes  betraut  sind,  Personendaten,  einschliesslich  besonders  schüt‐ zenswerter Personendaten und Persönlichkeitsprofile, bekannt geben:   i) 

dem Amt für Berufsbildung und Berufsberatung, soweit die Daten für den  Vollzug der Berufsbildungsgesetzgebung erforderlich sind. 

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II.  Inkrafttreten  Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Gesetz vom … über die Abänderung  des Berufsbildungsgesetzes in Kraft. 

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Gesetz  vom … 

über die Abänderung des Arbeitslosenversicherungsgesetzes 

Dem  nachstehenden  vom  Landtag  gefassten  Beschluss  erteile  Ich  Meine  Zustimmung:  I.  Abänderung bisherigen Rechts  Das Gesetz vom 24. November 2010 über die Arbeitslosenversicherung und  die Insolvenzentschädigung (Arbeitslosenversicherungsgesetz; ALVG), LGBl. 2010  Nr. 452, wird wie folgt abgeändert:  Art. 84 Abs. 1 Bst. k  1) Sofern kein überwiegendes Privatinteresse entgegensteht, dürfen Orga‐ ne, die mit der Durchführung, Kontrolle oder Beaufsichtigung der Durchführung  dieses  Gesetzes  betraut  sind,  Personendaten,  einschliesslich  besonders  schüt‐ zenswerter Personendaten und Persönlichkeitsprofile, bekannt geben:   k) 

dem Amt für Berufsbildung und Berufsberatung, soweit die Daten für den  Vollzug der Berufsbildungsgesetzgebung erforderlich sind. 

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II.  Inkrafttreten  Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Gesetz vom … über die Abänderung  des Berufsbildungsgesetzes in Kraft. 

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