Gemeindebrief der Gehörlosengemeinden Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Herne, Iserlohn, Lünen, Recklinghausen und Witten

Gemeindebrief der Gehörlosengemeinden Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Herne, Iserlohn, Lünen, Recklinghausen und Witten 1/2010 Seite 2 Regenbogen...
Author: Hilke Lehmann
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Gemeindebrief der Gehörlosengemeinden Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Herne, Iserlohn, Lünen, Recklinghausen und Witten

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Inhaltsverzeichnis An(ge)dacht Kamerun Weihnachtsfreude Weihnachtsgottesdienst Winterseminar Geburtstage und Tode Regelmäßige Termine Landesbeauftragter Theodor Fliedner Ostern

Impressum 3 4 6 7 8 9 10 11 13 16

Herausgeber:

Evangelische Gehörlosengemeinden im westfälischen Ruhrgebiet (EKvW)

Redaktion:

Christine Brokmeier (chrib) Dorothea Dohm (dodo) Monika Nüßle (moni) Hendrik Korthaus (heko) Susanne Kuhles (susk) Sabine Kuklinski (kuki) Hermann Riekötter (heri) Kurt Tischer (kurti) Namentlich gekennzeichnete Artikel spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Der Regenbogen erscheint 3-4 mal im Jahr Auflage 500 Exemplare Gedruckt auf Umweltschutzpapier Gemeindebriefdruckerei Groß-Oesingen Bild Vorderseite: Weltgebetstag Bild Rückseite ⓒ H. Korthaus Bankverbindung: Kontoinhaber „Regenbogen“ Konto 146 978 300 bei der Volksbank Haltern BLZ 426 613 30 Ausgabe 1/2010 3. Jahrgang Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 01.03.10

Kontakt (VISDP) Pfr. H. Korthaus Zu den Höfen 1a 45711 Datteln Tel: 02363/728335 Fax: 02363/728336 [email protected]

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An(ge)dacht Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Zebaot. Voll sind Himmel und Erde seiner Herrlichkeit. So singen wir den Lobpreis Gottes zum Abendmahl. Nur zum Abendmahl? Jetzt halten Sie den Lobpreis Gottes in Händen. Ein buntes Bild auf der Vorderseite des „Regenbogens“. Alles fließt ineinander. Auf den ersten Blick ist fast nichts zu erkennen. Aber dann: Bei genauerer Betrachtung fallen Tiere, Menschen, Pflanzen … auf. Man erkennt den vielfältigen Alltag der Frauen in Kamerun: -Frauen beim Wasserholen -Frauen auf dem Weg zum Markt -Frauen unterwegs zu ihren Gärten und Feldern -Frauen zu Hause, mit ihren Kindern -Und mitten drin: Betende Hände, ein Buch, ein Kreuz, eine Taube Schauen Sie genau hin! Lassen Sie sich anstecken! Alles fließt ineinander. Es gibt keine Abgrenzung. Hier berühren sich Himmel und Erde. Hier berühren sich Zeitliches und Ewiges. Gottes Geist durchströmt die ganze Schöpfung. Gottes Geist durchströmt den Alltag der Frauen in Kamerun. Alles wird von seinem Geist durchdrungen. Alles atmet sein Lob. Darum stimmt mit ein in den Lobgesang der Frauen aus Kamerun. Lasst euch anstecken! Von der Bewegung und dem Tanz. Von der Musik und den ausgestreckten Armen. Lasst euch anstecken von dem Buch – gefüllt mit Gottes Worten.

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Lasst euch anstecken von Gottes Hauch, von seinem Atem, von dem Leben, das er schenkt. Stimmt ein in den Lobgesang, jede auf ihre Art und Weise. Stimmt ein in den Lobgesang der ganzen Schöpfung, immer und überall! Unser Lob kann Gottes Ehre nicht mehren, doch uns bringt es Segen und Heil! (susk)

Kamerun – Afrika in Miniatur In diesem Jahr kommt der Weltgebetstag der Frauen aus Kamerun, einem Land in Afrika. Einem Land, das man auch Afrika im Kleinen nennt. Denn alles, was den ganzen afrikanischen Kontinent ausmacht – Strände, Flüsse, Wüsten, Berge, Regenwälder und Savannen – findet sich auch in Kamerun. Kamerun ist ein Land voller Gegensätze und einer Vielfalt an Volksgruppen und Sprachen. In Kamerun leben über 18 Millionen Menschen in 286 Volks- und Sprachgruppen mit verschiedenen Sprachen und Dialekten. Genauso vielfältig sind die Pflanzen- und die Tierwelt. Es gibt Affen, Schimpansen, Gorillas, Antilopen, Büffel, Löwen, Elefanten, und die unterschiedlichsten Vögel- und Schlangenarten. Es gibt 542 verschiedene Fischarten und über 1500 Schmetterlingsarten. Seit 1960/61 ist Kamerun unabhängig, hat eine Verfassung und bisher zwei Präsidenten gehabt. Es hat sich in den 50 Jahren vom Mehrparteiensystem zu einem Einparteiensystem entwickelt. Der jetzige Präsident lebt den größten Teil des Jahres in der Schweiz und genießt ein luxuriöses Leben in der Schweiz. Er hat seine Leute im Land, die ihn über alles informieren. Kamerun wird auch die Kornkammer Zentralafrikas genannt. Je nach Region werden Mais, Hirse, Zwiebeln, Tomaten, Bananen, Erdnüsse, Chili, Paprika, Bohnen… Kaffee, Tee, Kakao, Baumwolle angebaut. Die Ziegen und Rinder weiden auf dem freien Land zwischen den Dörfern. Dennoch ist die Armut groß!

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Die Globalisierung hat auch in Kamerun Einzug gehalten. Europäische Großunternehmen exportieren Geflügelfleisch nach Kamerun und bieten es extrem billig auf den Märkten zum Verkauf an. Gegen diese Preise sind die Kleinbauern machtlos, und sie verlieren ihre Existenzgrundlage. Die Weltwirtschaftskrise hat auch hier ihre Spuren hinterlassen, und überall herrscht die Korruption. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Die HIVRate ebenso und 1% aller erwachsenen Frauen leidet unter Genitalverstümmelung. Dennoch – oder gerade deshalb überschrieben die Frauen aus Kamerun ihre Weltgebetstagsordnung: „Alles, was Atem hat, lobe Gott.“ Der ganze Alltag, so schwer er auch ist, ist durchzogen von dem Lob Gottes, vom Singen und Tanzen. Die Menschen in Kamerun wissen, dass sich ihre Probleme nicht einfach lösen lassen, wenn sie Gott loben, aber sie wissen auch, dass sie mit ihrem Lob etwas in Bewegung bringen können. Mit ihrem Lob schauen sie immer wieder auf den guten Anfang der Schöpfung. Sie werden kritisch für das, was um sie herum geschieht. Sie preisen Gott und vertrauen auf seine Kraft, die Veränderung bewirken kann. Loblied aus Afrika: Gott segne dich. Er erfülle deine Füße mit Tanz und deine Arme mit Kraft. Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit und deine Augen mit Lachen. Er erfülle deine Hände mit Gesten und deine Nase mit Wohlgerüchen. Er erfülle deine Hände mit Jubel und dein Herz mit Freude. Er schenke dir immer neu die Gnade der Wüste: Stille, frisches Wasser und neue Hoffnung. Er gebe uns allen immer neu die Kraft, der Hoffnung ein Gesicht zu geben. Es segne dich Gott! (susk / Fotos: WGT))

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Weihnachtsfreude für Eritrea   Große Hilfsbereitschaft hat die Aktion "Weihnachtsfreude für Eritrea 2009" ausgelöst. Pfr. Reinhard Chudaska hat über 200 Päckchen bekommen. Die Päckchen kamen aus ganz Deutschland, von Schleswig-Holstein bis Bayern. Viele Gehörlosengemeinden und vereine haben das Hilfsprojekt zu ihrer gemeinsamen Weihnachtsaktion gemacht. Manche haben auch Geld gesammelt und für die Gehörlosenmission zur Verfügung gestellt, z.B. die Gruppe "Café-Pott" aus Castrop-Rauxel. An Geldspenden sind weit über 1000 Euro gegeben worden. Die westfälischen Gehörlosengemeinden waren besonders aktiv. Viele Gemeinden haben gleich mehr als 8 Päckchen geschickt. Und viele Gehörlose, die in ihren Gottesdiensten davon erfahren haben, haben privat 1 oder 2 Päckchen geschickt. Der Inhalt eines Päckchens kostet je nach Einkauf zwischen 10 und 13 Euro. Das ist nicht ganz billig. Es ist schade, dass die Transportkosten nach Eritrea mit 5,- so hoch sind. Dazu kommt noch Porto in Deutschland. Das hat einige abgeschreckt, aber wie gesagt - viele Personen haben auch gleich mehrere Päckchen geschickt. Vielen Dank. Die meisten haben erlebt: Helfen macht Freude. Das war sehr zu spüren. In Bergkamen wurden die Päckchen nur gesammelt, insgesamt sind 229 zusammengekommen. Sie wurden in 12 große Umzugskartons gepackt, und dann wurden alle zusammen mit dem Auto nach Frankfurt gebracht. Von dort ging es "zwischen den Jahren" mit dem Flugzeug weiter nach Asmara, wo sie Rektor Medhin Yohannes vom Flughafen abgeholt hat mit dem neuen Schulbus, der von den Gehörlosen aus Deutschland gespendet werden konnte.

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Wir haben noch keine Bestätigung, dass alles gut angekommen ist. Wir gehen aber davon aus, dass die gehörlosen Schülerinnen und Schüler zu ihrem Weihnachtsfest am 06. Januar von uns beschenkt worden sind. (chudaska / heko)

Regionaler Weihnachtsgottesdienst 2009 Gut gefüllt war die Kirche am 2. Weihnachtstag im Ruhrgebiet. Über 75 Personen aus den Gehörlosengemeinden des Ruhrgebiets hatten den Weg nach Bochum-Laer gefunden. Zum sechsten Mal wurde ein regionaler Gottesdienst in Gebärdensprache zusammen gefeiert. Neben Gebärdenliedern zur Weihnachtszeit u n d d e r We i h n a c h t s g e schichte, gebärdet von Kurt Tischer, stand die Geschichte "Schuster Martin" von Leo Tolstoi im Mittelpunkt der Predigt. Mit Bildern an der Leinwand wurde die Geschichte vom Schuster Martin, der sich wünscht Gott zu begegnen, nacherzählt. Und tatsächlich trifft er Gott. In verschiedenen Menschen, denen er am Tag begegnet. In verschiedenen Menschen, derer er sich annimmt und für die er sorgt. In einem armen, frierenden Straßenfeger. in einer hungrigen Mutter mit ihrem Baby. Und in einem kleinen Jungen, der einer alten Marktfrau einen Apfel gestohlen hat. Dadurch, dass Schuster Martin diese Menschen bei sich aufnimmt und sie versorgt, nimmt er auch Gott bei sich auf. Gott begegnet uns mit vielen unterschiedlichen Gesichtern. Auch gerade dann, wenn wir nicht damit rechnen. Nach dem Gottesdienst, der von Pfarrerin Chr. Brokmeier, Pfarrerin S. Kuhles und Pfarrer H. Korthaus gestaltet wurde, lud der Verein in Bochum noch zu Kaffee und Kuchen ein. Und es wurde eine fröhliche Weihnachtsfeier im Gemeindehaus. (heko)

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Wintersmeinar der westfälischen Gehörlosenseelsorge Wie jedes Jahr traffen sich auch 2010 wieder die westfälischen Gehörlosenseelsorgerinnen und -seelsorger zum Wintersemiar. Aus dem Ruhrgebiet und der Umgebeung waren diesmal Pfarrerin Chr. Brokmeier, Pfarrer H. Korthaus und Diakon M. Ruhmann dabei. Dieses Jahr ging es in die Nähe von Minden und Hannover in den Pfarrhof Bergkirchen. Neben viel Austausch und langen Diskussionen stand die Erarbeitung einer Gemeindekonzeption und von Standards für die Gehörlosenseelsorge im Vordergrund. Am Donnerstag wurde dann besonders Wert auf die Gebärdensprache gelegt. Dafür reiste extra Sabine Schlechter an. An den Abenden und bei den Mahlzeiten gab es immer einen regen Austausch über die Arbeit in den Gemeinden und die Planung weiterer gemeinsamer und regionaler Aktionen wie z. B. dem regionalen Ostergottesdienst und dem nächsten Gehörlosenkirchentag in Hamm am 31.Oktober . 2010. (heko)

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Geburtstage 01.04. Erika Lingenberg, Hemer, 83 Jahre 06.04. Hans Doert, Dortmund, 82 Jahre 23.04. Edith Krämer, Oer-Erkenschwick, 83 Jahre 04.05. Waltraud Bornschein, Dortmund, 70 Jahre 08.05. Manfred Sprenger, Schwerte, 75 Jahre 08.05. Käthe Haupka, Bochum, 80 Jahre 09.05. Emmy Göbel, Witten, 84 Jahre 18.05. Diamanta Krekow, Essen, 60 Jahre 29.05. Adelheid Merder, Witten, 80 Jahre 29.05. Ingeborg Wirges, Herne, 70 Jahre 03.06. Karl Borgesdiek, Witten, 80 Jahre 06.06. Martin Kahla, Witten, 50 Jahre 06.06. Anna Kasulke, Lünen, 81 Jahre 10.06. Karin Beckerm Dortmund, 70 Jahre 14.06. Gerhard Krasny, Iserlohn, 70 Jahre 15.06. Mariana Korte, Herne, 81 Jahre 16.06. Elfriede Plewka, Herne, 85 Jahre 17.06. Johanna Klostermann, Castrop-Rauxel, 84 Jahre 23.06. Dorit Stod, Wattenscheid, 75 Jahre 24.06. Friedrich Wiegold, Witten, 87 Jahre 24.06. Hans-Jürgen Gajdi, Hagen, 60 Jahre 24.06. Erika Napierski, Hagen, 83 Jahre 26.06. Hans-Willi Bellmann, Dortmund, 60 Jahre 28.06. Anneliese Frönd, Dortmund, 82 Jahre 04.07. Helga Krause, Bochum, 86 Jahre 05.07. Elisbeth Omnitz, Dortmund, 90 Jahre 17.07. Elisbath.Maria Potthoff, Lünen, 96 Jahre 21.07. Wolfgang Lehnhoff, Dortmund, 60 Jahre 26.07. Peter Panzer, Dortmund, 70 Jahre 27.07. Giesla Napierski, Wetter, 83 Jahre 31.07. Rudi Frönd, Dortmund, 89 Jahre 31.07. Susanne Norf, Wuppertal, 50 Jahre

Verstorben Klaus Peter Günnel, Bochum-Wattenscheid, 48 Jahre

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Regelmäßige Termine Bochum Gottesdienst: jeden 4. Samstag im Monat 14.30 BO-Laer, Grimmestr. 4 Gehörlosentreff: Mittwochs 14.00 Uhr HDB, Alsenstr. 19a Offene Sprechstunde: jeden 2. Mittwoch im Monat, 15.00 Uhr HDB Dortmund Gottesdienst: jeden 2. Sonntag im Monat 15.00 Soz. Zentrum, Westhoffstr. 6-8 Altenstube: jeden 2. und 4. Donnerstag 14.00 Soz. Zentrum Stammtisch: jeden 1., 3. und 5. Donnerstag 15.00 MSSZ, Mergelteichstr. 10 Offene Sprechstunde: Dienstags 10.00-12.30 MSSZ Gelsenkirchen Gottesdienst: jeden 3. Sonntag im Monat 14.30 Altstadt Gemeindehaus, Heinrich-König-Platz Herne Gottesdienst: jeden 2. Samstag im Monat 14.00 Kreuzkirche Frauenstunde: alle 14 Tage Dienstags 14.30 Steil-Haus, Herrmann-Löns-Str. Treff: jeden Freitag 20.00 Steil-Haus Iserlohn Gottesdienst: jeden 2. Samstag im Monat 14.30 DRK-Zentrum, Karnacksweg 35a Treffpunkt: jeden 4. Mittwoch im Monat im „Alten Stadtbad“, Poth 10 Lünen Gottesdienst: jeden 1. Sonntag im Monat 14.30 St. Georg Stadtkirche Treff: jeden 2. Mittwoch 14.00 St. Georg Gemeindehaus, St. Georgs-Kirchplatz Recklinghausen Gottesdienst: jeden 3. Samstag im Monat 14.30 GLZ, Oerweg 38 Witten Gottesdienst: jeden 2. Samstag im Monat, GL-Treff, Dortmunder Str. 13

Besondere Termine 05.04.2010 14.30 Regionaler Ostergottesdienst in Lünen

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Kein neues Gesicht Seit dem 10. Januar 2010 ist es nun auch offiziell gültig, dass ich für die Gehörlosenseelsorge in Westfalen zuständig bin. Als Nachfolger von Benno Weiß muss ich aber nicht nach Siegen umziehen. Ich kann hier in Minden wohnen bleiben, wo ich ja schon seit 1997 lebe. Auch für die beiden Gehörlosengemeinden Herford/ Bünde und Lübbecke bleibe ich zuständig. Nur kommt zu dem ganzen noch die Landesbeauftragung dazu. Viele Gehörlose kennen mich schon oder haben mich einmal irgendwo gesehen, darum bin ich bestimmt kein ganz neues Gesicht. Aber trotzdem ist es für mich eine neue Aufgabe. Die Gehörlosenseelsorge in Westfalen wird ja von vielen Pfarrerinnen und Pfarrern gemacht, da bin ich also nicht allein, und das ist mir auch wichtig. Ich arbeite gerne im Team und hoffe, dass es in Zukunft viele Möglichkeiten gibt, mit hörenden Pfarrerinnen und Pfarrern und mit gehörlosen Gemeindemitarbeitern zusammen zu arbeiten. Zu meiner Person ganz kurz: Ich bin 1966 in Unna geboren. Bin in Holzwickede aufgewachsen und habe nach dem Abitur 1986 in Münster mit dem Theologiestudium begonnen.

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Das dauerte bis 1994. In dieser Zeit habe ich mich oft gefragt, ob ich wirklich Pfarrer werden möchte. Das war keine leichte Entscheidung. Dann habe ich nach dem Studium etwas gefunden, was mich bis heute sehr freut. Ich habe Himmelfahrt 1994 in Münster zum ersten Mal einen Gehörlosengottesdienst besucht. Das war für mich ganz spannend. Ich verstand damals überhaupt nichts, weil ich ja keine Gebärden kannte. Aber danach habe ich angefangen Gebärden zu lernen und habe Schritt für Schritt meine Ausbildung weiter gemacht, bis ich 1997 in Herford mit der Gehörlosenseelsorge anfangen konnte. Ich bin bis heute sehr froh, dass ich damals die Gehörlosenseelsorge gefunden habe, weil es mir bis heute großen Spaß macht, zu gebärden und mit gehörlosen Menschen zu arbeiten. Es gibt noch viel Neues zu entdecken und zu entwickeln. Darauf freue ich mich sehr. Also wünsche ich mir für die Zukunft viele gemeinsame, spannende Erfahrungen in der Kirche für Gehörlose! (Christian Schröder)

Die Redaktion des Regenbogens wünscht Pfarrer Schröder Gottes reichen Segen für seine neue Aufgabe und hofft auf gute Zusammenarbeit!

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210 Jahre Fliedner (1800 – 1864) „Schauen Sie mal, wer ist denn der Herr dahinten?“ „Der kleine Dicke?“ „Nein, der große hagere, der läuft, als wären 1000 Teufel hinter ihm her!“ „Ach der, das ist Theodor Fliedner. Der Pastor der hiesigen evangelischen Gemeinde in Kaiserswerth. Der hat es immer eilig!“ „Ach, kann sich die Gemeinde denn einen eigenen Pastor leisten? Ich dachte nach dem Zusammenbruch der ortsansässigen Industrie sei diese Gemeinde hier absolut pleite.“ „War sie auch. Viele hier waren und sind immer noch arbeitslos. Die Armut hier ist groß. Aber dieser Fliedner hat ein Händchen für Kollekten. Letztens war er erst in den Niederlanden und in England. Neben neuen Erfahrungen und Anregungen hat er wohl auch Geld für seine Gemeinde mitgebracht. Er nennt diese Reisen Kollektenreisen. Er bettelt sozusagen die wohlhabenden Christen und Christinnen in den Nachbargemeinden und im Ausland an. Stellt seine Projekte vor und die Menschen spenden, damit er seine Vorstellungen verwirklichen kann. Mit diesem Geld hat er ein Asyl geschaffen für weibliche Strafgefangene und seine Frau Frederike als Vorsteherin ernannt.“ „Seine Frau scheint ihn ja in Allem zu unterstützen!“ „Das kann man wohl so sagen. Sie ist die gute Seele und hält den Laden am Laufen, wenn ihr Mann mal wieder auf einer seiner Kollektenreisen ist. Sie stammt aus Solms bei Wetzlar. Sie soll schon wieder schwanger sein.“(Frederike Flieder bekam insgesamt 11 Kinder, von denen

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acht im Kindesalter starben. Fliedner war bei keiner Geburt dabei.) „Ich weiß nicht, wie sie das alles schafft? Die Kinder, die Schwangerschaften, den Haushalt und dann noch dieses Projekt hier in Kaiserswerth. Das alles geht doch auf die Gesundheit!“ Sie wird auch früh sterben! Die viele Arbeit, die zahlreichen Geburten haben ihre Gesundheit ziemlich geschwächt.“ „Die Frauen, die da zusammen leben und arbeiten, nennen sich Diakonissen, habe ich gehört. Fliedner hat sich die Phöbe aus dem Römerbrief zum Vorbild genommen und die Frauen, die in der Gemeindepflege und der Krankenpflege arbeiten, Dienerinnen Jesu, Diakonissen genannt. Zum Schutz vor Übergriffen hat er ihnen eine Tracht und eine Haube gegeben, nach dem Vorbild der verheirateten Frauen. Fliedner hat sie gewissermaßen unter die Haube gebracht.“ „Ich weiß ja nicht – Frauen, die eine Berufsausbildung bekommen! Das hat es zu meiner Zeit nicht gegeben. Wer wird eine solche Frau denn noch heiraten wollen – so selbstständig, wie sie dann sind!“ „Wer spricht denn hier von Heirat! Diese Frauen verzichten auf die Ehe. Sie leben gewissermaßen zölibatär. Kein Mann, keine Ehe – evangelische Nonnen, so könnte man sie auch nennen.“ „Welch ein Sittenverfall!“ „Fliedner achtet sehr gewissenhaft darauf, dass der von ihm vorgegebene Tagesablauf von den Frauen auch eingehalten wird. Diese Frauen werden schon ziemlich kontrolliert. Aber wenn sie dann erst einmal Kaiserswerth verlassen haben und in andere Regionen und Länder (England, Nordamerika, Israel) entsandt werden, dann sind sie schon ziemlich eigenständig und selbstbewusst.“

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„Nehmen die auch verheiratete Frauen, so wie mich? Könnte ich mich da auch mal bewerben?“ „Leider, zu unserer Zeit ist es nicht möglich und das wird auch noch anhalten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Heiraten heißt: Rausschmiss!“ „Aber die Zeiten werden sich ändern. Die Blütezeit der Diakonissen wird im 20. Jahrhundert vorbei sein. Dann werden sich die Mutterhäuser etwas anderes überlegen müssen, um überleben zu können. Dann werden auch Frauen aufgenommen, die verheiratet sind, oder in einer Partnerschaft leben. Die Frauen werden auch nicht mehr in den Mutterhäusern zusammenleben, sondern in ihren eigenen sozialen Beziehungen und sich über das Jahr in Seminaren und Konventen treffen.“ „Ach, was ich noch erwähnen möchte: Theodor Fliedner heiratet nach dem Tod von Frederike seine zweite Ehefrau Karoline. Er stirbt am 4. Oktober 1864.“ „Was du so alles weist!“ „Ach, das habe ich gerade erst gelesen, deshalb ist es mir noch im Gedächtnis geblieben. Stand doch alles im Gemeindebrief: Regenbogen!“ (susk)

! n e d n a t s r e t s ! i a t j s u i l r e h l l C a H

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