Erfahrungsbericht UADY Mérida

Austausch: WS 2013/14 Zeitraum: 05.08.2013 bis 09.01.2014 Heimathochschule: Hochschule für Technik Stuttgart Gastland: Mexiko Stadt: Mérida Gasthochschule: Universidad Autónoma de Yucatán

Das Auslandssemester Die Vorbereitung Am 05. August 2013 begann das Abenteuer Mexiko am Stuttgarter Flughafen. Zusammen mit einem Freund aus vergangen Schulzeiten hatten wir uns ca. vor einem Jahr davor entschieden, das kalte und verregnete Deutschland für das warme und sonnige Mexiko einzutauschen. Vor Beginn der Reise mussten natürlich noch einige Dinge erledigt werden. Das Wichtigste war die Anmeldung für die UADY. Des Weiteren musste der Flug gebucht, das Visum für die Durchreise durch die USA beauftragt, eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen und eine Kreditkarte beantragt werden, um kostenlos Bargeld abheben zu können. Zudem musste ich mich gegen diverse typische Krankheiten impfen lassen und eine Unterkunft suchen. Meine Sprachkenntnisse vor der Reise beschränkten sich auf das Niveau A1 Spanischkurs der Hochschule. Da die meisten Mexikaner allerdings nur sehr schlecht Englisch sprechen, empfehle ich entweder vor Ort sofort einen Intensivkurs zu machen oder sich schon in Deutschland ein gewisses Niveau anzueignen. Die fehlenden Englischkenntnisse der Mexikaner kann ich nicht nachvollziehen, da die USA direkt an Mexiko grenzt. Im Nachhinein bereue ich es, nicht schon von Anfang an besser Spanisch gesprochen zuhaben. Der Aufenthalt in Mexiko wäre sonst noch besser geworden, wie er es schon war. Schon in Deutschland kümmerte ich mich um eine Unterkunft in Mérida. Ich bin dort für die gesamte Zeit bei einem Professor der UADY untergekommen, der Zimmer an Studenten vermietet. Was sehr praktisch war, dass er eine zeitlang in Deutschland studiert hat und recht gut deutsch gesprochen hat. Außerdem befand sich die Wohnung nur ca. 15 Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt. Bloß die Miete für die Zimmer war überdurchschnittlich hoch und man hätte für die Zeit auch wo anders günstiger Wohnen können. Deshalb empfehle ich, entweder nur den ersten Monat bei ihm zu wohnen und sich danach nach etwas Anderem umzuschauen oder sich direkt an die UADY zu wenden.

Das Studium Die UADY in Mérida ist eine sehr große Universität. Die Fakultäten sind über die ganze Stadt verteilt. Meine Fakultät, die Ingeniería Civil, befand sich im Norden der Stadt. Ich habe ca. 40 Minuten mit dem Bus gebraucht um dort hinzukommen. Aufgrund meiner schlechten Spanischkenntnisse belegte ich nur eine Vorlesung und zwar die „Teoria Elemental de las Estructuras“. Die Vorlesung ist vergleichbar mit den Statik Vorlesungen an der Hochschule Stuttgart. Es wurde viel gerechnet, was mir am Anfang mit meinem schlechten Spanisch nur entgegen kam. Mit der Zeit verstand ich auch dann mehr den Inhalt um die Rechnungen herum. Des Weiteren behalf ich mich auch mit You Tube Tutorials um der Vorlesung folgen zu können. Das Niveau an der UADY empfand ich niedriger als in Deutschland. Ich fühlte mich eher wie in der Schule. Es gab eine Anwesendheitspflicht, die unser Professor aber nicht so genau genommen hatte, genauso wenig wie pünktlich zur Vorlesung zur erscheinen oder ab und an auch mal gar nicht zukommen. Einmal ist er sogar zum Klausurtermin nicht erschienen, was bei uns in Deutschland undenkbar gewesen wäre. Außerdem legten meine Mitstudenten ein unreifes Verhalten an den Tag, das mich eher an meine Zeit im Kindergarten erinnerte. Neben der Vorlesung machte ich vor Ort noch einen 2-monatigen Intensivsprachkurs an einer privaten Sprachschule. Der Sprachkurs der UADY begann im September und war über ca.3 Monate verteilt mit jeweils ein paar Unterrichtsstunden pro Woche. Eigentlich hatte ich anfangs vor gehabt diesen zu belegen, aber nach einem Monat war ich sehr unzufrieden damit, dass ich mich nicht mit den anderen Studenten auf Spanisch unterhalten konnte bzw. die wenigsten einigermaßen Englisch sprechen konnten. Deswegen hatte ich mich für die schnellere Variante entschieden, was jetzt rückblickend die bessere Entscheidung war. Ich habe viel mehr und schneller Spanisch gelernt, als es an dem Kurs der UADY der Fall gewesen wäre. Den Sprachkurs der UADY würde ich nur Personen empfehlen, die Niveau A2/B1 haben und Fehler ausmerzen oder wieder in die Sprache hinein finden wollen. Mein Spanisch ist nach den 5 Monaten leider nicht perfekt, was auch wohl kaum möglich ist, aber ich habe mir eine gute Basis geschaffen, um jetzt weiterzulernen und dranzubleiben.

Der Aufenthalt: Land, Leute, Kultur, Essen Das Erste, was einem auffällt wenn man den Flughafen verlässt ist, dass es sehr sehr heiß ist. Deshalb würde ich jedem raten, sich überwiegend Sommerkleidung mitzunehmen. Ein paar Pullis und lange Hosen sind auch nicht verkehrt, da es an machen Fakultäten Pflicht ist die Vorlesung mit langen Hosen zu besuchen. Außerdem wird es Ende November ein bisschen frischer, wenn man sich abends draußen länger aufhält.

In Mérida gibt es viele Dinge zu erleben und zu sehen. Es gibt eine Vielzahl von Museen die man sich anschauen kann. Jeden Sonntag findet im Zentrum ein Markt statt. Dort bieten Händler traditionelle Waren aus Yukatan an. Wer auf der Suche nach einem Souvenir ist, wird hier sicherlich fündig. Neben Waren wird auch noch traditionelles Essen wie z.B. Cochenita angeboten, welches man unbedingt probieren sollte. Das Essen fand ich im Großen und Ganzen irgendwie eintönig. Es gab immer Tortillas zum Essen. Egal, ob als Beilage zu einer Speise oder gefüllt mit Fleisch. Außerdem sollte man mit der Dosierung des Salsa vorsichtig sein – schon die kleinste Menge kann einem durch die Schärfe Tränen in die Augen führen. Wer etwas weiter reisen möchte, dem würde ich zum Beispiel Maypan, Chitzen-Itza oder Uxmal empfehlen. Dort gibt es die Pyramiden der Mayas zu entdecken. Was mir am Besten gefallen hat, war jedoch Palenke in Chiapas. Hierfür muss man aber eine Fahrt von mindestes 8 bis 9 Stunden in Kauf nehmen. An der UADY gibt es eine Gruppe von Studenten die für Studenten Ausflüge dorthin organisieren oder auch zu anderen Orten. Einfach sich umhören und unbedingt mitfahren, es lohnt sich! Generell, wenn man Zeit und Lust hat, sollte man Yukatan verlassen und sich auch den Rest des Landes anschaut, es gibt nämlich viele tolle Orte und Plätze in Mexiko zu entdecken.

Die Kultur der Mexikaner unterscheidet sich deutlich von unserer. Während in Deutschland alles geordnet und strukturiert abläuft, geht es in Mexiko ein wenig chaotisch zu. Das beste Beispiel dafür ist: Bus fahren in Mérida. Es gibt nicht wirklich einen Fahrplan und Bushaltestellen, man stellt sich einfach an die Straße und hofft drauf, dass der richtige Bus zur Universität mal vorbeikommt. Durch Handheben signalisiert man dem Busfahrer, dass man mitfahren will. Wenn man wieder aussteigen

möchte, dann drückt man entweder den Stoppknopf oder schreit durch den gesamten Bus, dass der Busfahrer nun bitte anhalten möge. An vereinbarte Uhrzeiten halten sich die meisten Mexikaner auch nicht. Hier haben sie jegliche Ruhe weg und kommen meistens zwischen 30 und 60 Minuten später wie ausgemacht, was einen mit der Zeit zur Weißglut treiben kann, wenn man es nicht anders gewohnt ist. Was positiv aufgefallen ist, dass die Mexikaner sehr gastfreundlich sind. Gerne wird das Essen geteilt oder auch nach einer Partynacht eine Schlafmöglichkeit in der eigenen Wohnung angeboten.

Das Fazit Mein persönliches Fazit nach einem Semester in Mexiko lautet: Dass ich es jederzeit wieder tun würde, wenn ich noch einmal die Möglichkeit dazu bekommen würde. Es war eine tolle Erfahrung, die mich mein restliches Leben begleiten wird. Ich habe tolle Dinge gesehen und erlebt und zudem Freundschaften geknüpft mit denen ich auch jetzt noch den Kontakt pflege und weiterhin pflegen werde. Deshalb würde ich jedem empfehlen, wenn ihm sich die Möglichkeit bietet, das Abenteuer Auslandssemester zu wagen.

Auch wenn nicht alles reibungslos in Mexiko abläuft und wir als Deutsche oder Europäer über gewisses Verhalten nur mit den Kopf schütteln können, so können wir doch etwas von den Mexikanern lernen und zwar, unseren schnellen und hektischen Lebensstil zu verlangsamen und sich mehr Zeit lassen.