Marketing-Instrumente der Konsumgüterindustrie – Wintersemester 2007-2008 2 Die Kontrahierungspolitik Literaturhinweise zu Gliederungspunkt 2 Diller,
30-38: Gegenstand und Parameter der Preispolitik
Preispolitik,
38-49: Ziele der Preispolitik
2007
49-64: Umfeldbedingungen preispolitischer Entscheidungen 94-164: Verhaltenstheoretische Modelle der Preispolitik 170-204: Informationsinstrumente der Preispolitik 227-252: Preisdifferenzierung 275-282: Preislinienpolitik (Auszug) 357-399: Preisvariation
Meffert,
482-488: Einführung
Marketing,
493-504: Verhaltenstheoretische Bestimmungsfaktoren
2000
506-512: Preispolitische Strategien 548-570: Statische und dynamische Strategiekonzepte der Preispolitik etc. 581-589: Rabattpolitik
Olbrich/Battenfeld,
3-16: Überblick über die behandelten Problembereiche
Preispolitik,
65-80: Dynamische Preistheorie (Auszug)
2007
95-101: Verhaltensorientierte Preispolitik 107-120: Preisdifferenzierung
Das Werk von Diller dient vor allem der Vertiefung der in der Vorlesung behandelten Punkte. In dieser Ausführlichkeit sind die angegebenen Seiten nicht klausurrelevant.
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MIK GP 2 - 1
2.1 Elemente und Aufgaben der Kontrahierungspolitik Gegenstand sind alle vertraglich fixierten Vereinbarungen über ■ das Entgelt des Leistungsangebots (Preis) = direkte Preispolitik ■ mögliche Preisnachlässe (Rabatte, Skonti etc.) = indirekte Preispolitik ■ Lieferungs-, Zahlungs- und Kreditbedingungen Preis ■ Entgelt (Preiszähler) für eine Leistung (Preisnenner): negative Komponente beim Kauf, Kaufhemmnis, Auslöser von AppetenzAversions-Konflikten (Motivkonflikt) ■ Leistungskomponente: Snob-Effekt, Prestige-Effekt, Veblen-Effekt ■ Zielentscheidungen ■ Informationsentscheidungen ■ Aktionsentscheidungen o Operative Entscheidungen
Basispreise
Preisattraktionen
Preiskommunikation
o Strategische Entscheidungen
Preissystem
Preispositionierung
Preissteuerung
o Administrative Entscheidungen
Pricing-Organisation
Preiscontrolling
IT-Unterstützung
Preisbezogene Führung
Bild: Entscheidungsbereiche der Preispolitik (Quelle: Diller 2007, S. 36)
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Strategische Preisentscheidungen nach Diller (2007, S. 207 ff.): ■ Preisdifferenzierung ■ Preispositionierung und Preissegmentierung ■ Preislinienpolitik ■ Life-Cycle-Pricing ■ Internationale Preiskoordination Operative Preisentscheidungen nach Diller (2007, S. 307 ff.): ■ Basispreiskalkulation (kostenorientiert, marktorientiert, marginalanalytisch, ...) ■ Dauerhafte Preisänderungen ■ Temporäre Preisänderungen
Elemente der Preispolitik nach Ahlert (1984, S. 117 ff.): ■ Entscheidungen über die Gestaltung von Einzelpreisen
Preishöhe
Art der Preisvereinbarung
Preisfreiheit des Kunden
Zeitbezug der Preisforderung
Gültigkeitsbedingungen
■ Strategische Entscheidungen im Rahmen der Preispolitik
Preisniveau
zeitpunktbezogene Preisstruktur
zeitraumbezogene Preisstruktur
Aufgaben der Kontrahierungspolitik: ■ Überwindung von Kaufhemmnissen (Verbraucheransprüche) ■ Entgelt für die Übernahme von Handelsfunktionen, Überwindung von Kaufhemmnissen (Händleransprüche) ■ Sicherung der Umsätze (Herstelleransprüche)
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2.2 Ziele der Kontrahierungspolitik ■ marktgerichtete Ziele, z.B. -
Erhöhung des Absatzes
-
Kundengewinnung und Kundenerhaltung
-
Gewinnung von Marktanteilen
■ betriebsgerichtete Ziele, z.B. -
Anpassung des Absatzes an den Produktionsvorgang
-
Verbesserung der Kostenstruktur
■ finanzwirtschaftliche Ziele, z.B. -
Erhöhung der Liquidität
-
Erhaltung der realen Substanz (Vermeidung von Scheingewinnen)
Sicherheit
Gewinn
Kosten
Umsatzerlöse
Auslastung
Distributionsquote
Unabhängigkeit
Cash-Flow
Absatz
Marktanteil (Menge)
Marktvolumen (Menge)
Preis
Preisabstand
Rabatthöhe
Bruttopreise
Preiserwartung Anzahl Stammkunden
Anzahl Neukunden
Kaufhäufigkeit Preiszufriedenheit
Kundenbindung
Preisimage
Preiswahrnehmung
Preisvertrauen
Bild: Das preispolitische Zielsystem (Quelle: Diller 2007, S. 40) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen
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2.3 Informationsgrundlagen der Preispolitik Bedarf an Informationen über ■ die interne Umweltsituation ■ die Struktur und das Verhalten der Marktteilnehmer (Absatzmittler, Endverbraucher, Konkurrenten etc.) ■ die relevanten Systeme des Makrosystems (ökonomisches, soziales, rechtliches, politisches, technisches, natürliches Umfeld) horizontaler Wettbewerb der Hersteller Hersteller A
Hersteller B
Hersteller C
vertikaler Wettbewerb
Händler A
Händler B
Händler C
horizontaler Wettbewerb der Händler
Bild: Horizontaler und vertikaler Wettbewerb (Quelle: Simon 1982, S. 256) Stimulus
Organismus (nicht direkt beobachtbares Preisverhalten)
(Preishöhe, Rabatte, Preisaktionen, Preisoptik
Aktivierung
Kognition
Reaktion (Kauf-,
Einstellung
Preis-
Preis
Preis- Preis- Preis- Preis- Preis- →
Absatz-
erleb-
inter-
wahr-
urteil
→
menge,
nis
esse
neh-
→
Umsatz,
→ Preis→ →
bereit- präfe- zufrieschaft
renz
mung
etc.)
den-
vertrauen
Gewinn
heit
etc.)
Bild: Variablensystem verhaltenswissenschaftlicher S-O-R-Preismodelle (Quelle: vgl. Diller 2007, S. 63) Preisverhalten Aktivierende Prozesse Preisemotione n
Preisinteressen
Kognitive Prozesse Preiswahrnehmung
Preislernen/ Preiskenntnisse
Preisintentionen Preisbeurteilung
Preisbereitschaft
Preispräferenze n
Preiszufriedenheit
Preisvertrauen
Bild: Einteilung des Preisverhaltens in verschiedene Konstruktbereiche und Konstrukte (Quelle: Diller 2007, S. 94) Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen
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Ausgewählte Aspekte verhaltenstheoretischer Modelle der Preistheorie als Informationsgrundlagen der Preispolitik 1. Preisinteresse (Aktivierung) Einflussfaktoren des Preisinteresses (Diller 2007, S. 109 ff.) ■ Persönlichkeitsspezifische Einflussfaktoren o Motivationen o Soziodemographika o Involvement ■ Situative Einflussfaktoren o Suchkosten o Zeitdruck ■ Produktspezifika o Kaufrisiko o Variety Seeking
Preisinteresse
+ Konsumbedürfnisse
quantitative Güterversorgung
qualitative Güterversorgung
PreisQualitätskonflikt
+, Bild:
soziale Bedürfnisse
Prestigestreben
+
-
+
Entlastungsstreben
Leistungsmotivation
aufgeklärtes Verbraucherverhalten
Rollenkonflikt
Entlastungskonflikt
= Wirkung auf das Preisinteresse Motivkräfte und Motivkonflikte des Preisinteresses (Quelle: vgl. Diller 2007, S. 110)
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2. Preisurteile (Kognition) a) Das Preisgünstigkeitsurteil berücksichtigt nicht den gesamten Preisquotienten, sondern nur den Preiszähler ■ Ankergrößen: Fokalstimuli wie der Preis selbst, Optik, Gestik, verbale Etikettierung der Preisangabe ■ Preisbewertungsfunktionen: Weber-Fechnersches Gesetz; doppelt gekrümmte Bewertungsfunktion; absolute und relative Preisschwellen; Anpassung des mittleren Preisempfindens an die objektive Preisentwicklung b) Das Preiswürdigkeitsurteil bezieht sich auf den gesamten Preisquotienten, also auf das Preis-Leistungs-Verhältnis c) Bei der preisorientierten Qualitätsbeurteilung ziehen der Urteilenden den Preis als Indikator für die Leistung heran. Streben nach kognitiver Konsistenz
+
moti-
Sparsamkeitsstreben
-
vationale
Qualitätsinteresse
+
Faktoren
Entlastungsstreben
+
Streben nach sozialer Anerkennung
+
Kauf- und Produkterfahrung
-
kognitive
Fähigkeit objektiver Qualitätsbeurteilung
-
Faktoren
Selbstvertrauen
-
Vertrauen zum Anbieter
-
Markentreue
-
Zeitdruck
+
situative
Komplexität der Einkaufsaufgabe
+
Faktoren
subjektiv perzipierte Variationsbreite der angebotenen Qualitäten
+
Verwendungszweck des Produktes Versorgungsgrad des Haushalts
+,+
+, - = Vorzeichen der unterstellten Korrelation des Einflussfaktors mit der preisorientierten Qualitätsbeurteilung Bild:
Einflussfaktoren der preisorientierten Qualitätsbeurteilung (Quelle: vgl. Diller 2007, S. 150)
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3. Preisbereitschaft (Preisintentionen) Preisbereitschaft ist eine Preisintention. Preisintentionen sind in Anlehnung an die Definition von Einstellungen nach Trommsdorff (2004, S. 159) Zustände gelernter oder relativ dauerhafter Bereitschaft, in einer entsprechenden Entscheidungssituation ein bestimmtes Preisverhalten zu zeigen. Preisbereitschaft (auch Zahlungsbereitschaft, Reservations- oder Maximalpreis) kennzeichnet die grundsätzliche Absicht, höchstens einen bestimmten Preis für eine bestimmte Leistung zu entrichten. (vgl. Diller 2007, S. 155)
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Informationsquellen für Preis-Informationssysteme
Erhebung sekundärstatistisch
primärstatistisch
Quelle •
intern
• •
extern: konkurrenzbezogen handelsbezogen
• • • • •
internes Rechnungswesen Außendienstberichte
•
Konkurrenzprospekte Preislisten Kataloge Messegespräche Handel (evtl. vertraglich gebunden) Scannersysteme
• •
• • • • •
markt-bezogen
• • • • •
Bild:
amtliche Statistik Behörden Verbände Zeitschriftenverlage Wiss. Institute
• • • •
Befragungen eigener Mitarbeiter und Führungskräfte Beobachtungen Befragungen
Einzelhandelspanel Scannerpanel Befragungen Beobachtungen Spezialinstitute Haushaltspanel Spezialinstitute Beobachtungen Befragungen
Primär- und sekundärstatistische Informationsquellen für Preis-Informationssysteme (Quelle: vgl. Diller 2000, S. 190 f.)
siehe auch Preistests (Marketingforschung) ■ Preisschätzungstests: Ermittlung der subjektiven Preisvorstellungen, Preisüberschätzungen sind Hinweis auf Preisspielraum ■ Preisempfindungstests: Ermittlung der Preisgünstigkeit, Nachweis von Preisschwellen etc. ■ Preisbereitschaftstests: Ermittlung der Kaufbereitschaft potentieller Abnehmer ■ Preiswürdigkeitstests Conjoint-Measurement-Verfahren, Hedonische Preisfunktionen, Ökonometrische Preisreaktionsanalysen, Aktionspreisspiegel etc.
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2.4 Entscheidungen im Rahmen der Preispolitik 2.4.1 Preisfindung unter statischen Aspekten Marginalanalytische Verfahren in Abhängigkeit von der Marktform ■ Monopol ■ heterogenes Polypol ■ Oligopol Kostenorientierte Verfahren ■ progressive Kalkulation ■ Grundlage ist die traditionelle Kostenträgerrechnung Zu den kostenorientierten Verfahren gehört die „Kosten-plus-Kalkulation“. Bei der Kosten-plus-Kalkulation auf Vollkostenbasis ergibt sich der Preis aus den Kosten eines Produktes (Kosten der Ware und Handlungskosten) und dem Gewinnzuschlag (vgl. ausführlich Diller 2007, S. 310 ff.; Simon 1992, S. 517 ff.).
Vorteile
Nachteile
einfache Handhabung
hoher Anteil der Gemeinkosten, der nicht verursachungsgerecht auf die Produkte verteilt werden kann
einfache Informationsstruktur (Verzicht
keine Möglichkeit aktiver Preispolitik, z.B.
auf Preis-Absatz-Zusammenhang)
am Preisverhalten der Konkurrenz orientiert
kostengünstiges Verfahren, da Verzicht keine Nutzung von Effekten der Preisauf aufwendige Informationsgewinnung differenzierung und der Mischkalkulation Akzeptanz kostengebundener Preise
Vernachlässigung der Absatzabhängigkeit
(moralische Legitimation)
der Kosten wegen Preisabhängigkeit des Absatzes
Vermeidung von Preiskämpfen durch
Vernachlässigung von
eine homogene Preisstruktur bei
Verbundbeziehungen innerhalb des
ähnlichen Kostenverhältnissen
Sortiments
Bild: Vor- und Nachteile der „Kosten-plus-Methode“
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Marktbezogene Verfahren ■ retrograde Kalkulation ■ Verfahren: Break-Even-Analyse, Bestimmung von Deckungsbeitragsraten, risikopolitische Kalküle, Ermittlung von Preisuntergrenzen Preisunter-
=
Grenzkosten
grenze
+
Opportunitätskosten
-
Opportunitätserlöse
kritischer
zusätzlich
Deckungsbeitrag
Bei Wahl der
Preis, bei dem
durch das
(bzw. Kosten-
Alternative
das Angebot
Angebot dieses
einsparung) aus
zusätzlich
des Produktes
Produktes
der günstigsten
auftretende
weder
verursachte
alternativen
Kosten (pro
vorteilhaft noch
Kosten (pro
Verwendung der
Einheit des
nachteilig ist
Einheit des
beanspruchten
Produktes)
Produktes)
Kapazität (pro Einheit des Produktes)
Beispiel: Ein Hersteller von Lebensmitteln produziert in einem Betrieb ausschließlich Yoghurts, und zwar in vier Geschmacksrichtungen (Vanille, Erdbeere, Kirsch und Aprikose). Die Produktionskapazität ist derzeit voll ausgelastet. An 20 Tagen im Monat werden von jeder Geschmacksrichtung jeweils 8.000 Becher hergestellt. Die gesamte Monatsproduktion wird ausschließlich von einer Handelskette abgenommen, die bislang pro Becher 0,30 DM bezahlt. Die variablen Kosten betragen 0,16 DM pro Becher, die Fixkosten 75.000 DM pro Monat, von denen 45.000 DM sofort abgebaut werden könnten, wenn der Betrieb seine Produktion einstellen würde. Darüber hinaus bezahlt der Hersteller der Handelskette einen Werbekostenzuschuss von 5.000 DM pro Monat. Im Fall der Stilllegung der Produktion könnte die unternehmenseigene Werkshalle 1 Jahr lang für 7.600 DM pro Monat an einen Galeristen vermietet werden. Aufgrund des stärker werdenden Preiswettbewerbs im Lebensmitteleinzelhandel will die Handelskette nur noch 0,27 DM pro Becher bezahlen. a) Ist die Weiterproduktion in den nächsten Monaten unter erfolgswirtschaftlichen Kriterien sinnvoll? b) Wo liegt die Preisuntergrenze für einen Becher Yoghurt?
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2.4.2 Preisfindung unter dynamischen Aspekten ■ grundsätzliche Ausrichtung des Preisfindungsverhaltens - aktiv: Preis kommt bedeutende Rolle zu preisaggressiv, preisflexibel - passiv: Verzicht auf eine aktive Preisstrategie Gründe: Vermeidung von Preiskämpfen, Erhaltung eines bestimmten Qualitätsimages, Eindämmung des Preisinteresses der Abnehmer ■ Preispositionierung / Preislage: Prämienpreis-Strategie, Promotionspreis-Strategie ■ Preisfindung im Zeitablauf: Abschöpfungs-Strategie (Skimming-Strategie), Marktdurchdringungs-Strategie (Penetrations-Strategie) Vorteile der Abschöpfungs-Strategie (Skimming-Strategie) 1. Marktneuheit, innovatives Produkt mit Vorreiterrolle: Abschöpfung von Monopolgewinnen 2. Frühzeitiger Rückfluss von Investitionsausgaben 3. Preisspielraum nach unten: Korrekturen nach unten leichter als nach oben 4. Preiserhöhungen werden vermieden: Kalkulation nach der sicheren Seite 5. Schaffung eines preisabhängigen Qualitätsbewusstseins bei den Verbrauchern 6. Qualitätsbewusstsein der Verbraucher wird ausgenutzt: „Ich tue meiner Familie etwas Gutes“. Vorteile der Marktdurchdringungs-Strategie (Penetrations-Strategie) 1. Schnelles Absatzwachstum: niedrige Stück-DB, hoher Gesamt-DB 2. Aufbau einer langfristig starken und überlegenen Marktposition 3. Kostenvorteile durch Economies of Scale 4. Wettbewerbsvorteile durch schnelles „Herunterfahren“ auf der Erfahrungskurve: schwer einholbarer Kostenvorteil 5. Reduzierung des Fehlschlagrisikos, da mit einem niedrigen Einführungspreis geringere Flopwahrscheinlichkeiten verbunden sind. 7. Zutritt potentieller Konkurrenten zum Markt kann verhindert / verzögert werden.
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2.4.3 Preislinien Abstimmung der Preise innerhalb einer Produktlinie / Produktgruppe / Warengruppe Berücksichtigung von Verbundeffekten zwischen den Produkten einer Produktlinie / Produktgruppe / Warengruppe Entscheidungstatbestände ■ Bestimmung der Endpreise einer Produktlinie (Preisspanne) ■ Bestimmung der von der Unternehmung abgedeckten Preislagen ■ Abstimmung der Preisstellung der verschiedenen Artikel im Sinne eines preispolitischen Ausgleichs (Simultankompensation, z.B. bei komplementären Gütern; siehe auch Sukzessivkompensation ⇒ Preisvariation)
Beispiele: „Basismodelle“, „Einstiegsmodelle“ als positive Anmutung der Produktlinie, z.B. in der Automobil-Industrie „Untereinstandspreisangebote“ zur Weckung der Preisaufmerksamkeit „Preisunifizierung“, d.h. gleiche Preisstellung für verschiedene Artikel trotz u.U. unterschiedlicher Kosten „Dauerniedrigpreise“ (EDLP = Every Day Low Price)
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Marken der Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG ∅ Preis
Produkt Carstens SC
2,63 €
Rüttgers
2,77 €
Söhnlein Brilliant
2,99 €
Kupferberg
3,44 €
Lutter & Wegener
3,76 €
Schloss Rheinberg
3,97 €
Deinhard
4,05 €
Henkell
4,75 €
Kurpfalz
5,88 €
Fürst von Metternich
6,84 €
Menger-Krug
10,97 €
Laurent Perrier
34,33 €
Alfred Gratien
58,60 €
www.wagner-coburg.de / www.1w-weinshop.de / www.lila-se.de / www.wein.cc (Januar 2005)
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2.4.4 Preisdifferenzierung gleiche Güter
gleiche Preise
gleiche Kosten
verschiedene Kosten
gleiche Kosten
verschiedene Kosten
keine Preisdifferenzierung
Preisdifferenzierung
Preisdifferenzierung möglich*
Preisdifferenzierung möglich*
verschiedene Preise
ähnliche Güter
Preisdifferenzierung
Preisdifferenz = Kostendiff.: keine PD Preisdifferenz ≠ Kostendiff.: Preisdifferenzierung
Preisdifferenzierung möglich*
Preisdifferenz = Kostendiff.: keine PD* Preisdifferenz ≠ Kostendiff.: Preisdifferenzierung*
PD = Preisdifferenzierung; * Überprüfung auf Nutzendifferenzen Bild: Begriffssystematik der Preisdifferenzierung
Ansatzpunkte der Preisdifferenzierung ■ Preiszähler ■ Preisnenner Ziele der Preisdifferenzierung ■ flexible Anpassung der Preisstellung an die jeweiligen Marktverhältnisse ■ Beeinflussung des Kaufverhaltens mit Vorteilen für die Produktion, Logistik, Verwaltung oder Finanzwirtschaft Anwendungsvoraussetzungen der Preisdifferenzierung ■ Aufspaltung des Gesamtmarktes in homogene Teilmärkte ■ ökonomische Sinnhaftigkeit der Preisdifferenzierung ■ keine Diskriminierung bestimmter Abnehmergruppen (rechtliche Aspekte!)
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Spezielle Fragen der Preispolitik in der Hersteller-Händler-Beziehung
Konditions-Preistreppe für ein Produkt (in€) es cht a f n iel rei Ve Beisp 6,00
0,10 0,12 Mengen- Sonderrabatt rabatt Händler
Listenpreis
5,78
0,30 Skonto
Rechnungspreis
Erlösschmälerungen = gesamter Abzug vom Listenpreis 25,5% 0,37 0,35 jährl. 0,20 Umsatz- Aktionsrabatt preis- WKZ vergütung
ist oft unbekannt
0,09 Fracht
4,47 Gefahr: Gewinnschmälerung bei gleichbleibender Menge/Leistung
Tatsächlich erzielter Preis
Bild: Listenpreis, Rechnungspreis und tatsächlich erzielter Preis (Quelle: Oversohl 2002, S. 11) Listenpreis
6,00 €
– Mengenrabatt
0,40 €
– Logistikrabatt
0,25 €
– Sortimentsrabatt
0,18 €
= Rechnungspreis
5,17 €
– Skonto
0,11 €
= Einstandspreis
5,06 €
– Quartalssteigerungsrabatt
0,16 €
– pauschaler WKZ
0,25 €
– Treuebonus
0,12 €
= Netto-Netto-Einstandspreis
4,53 €
Bild: Beispiel für die Berechnung des Einstandspreises (Quelle: Oversohl 2002, S. 122)
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Europäischer Waschmittelmarkt (aus deutscher Handelssicht) Anbieter
Nachfrager
• Procter & Gamble • Henkel • Lever Sunlicht • ....
Metro, Rewe, Edeka Tengelmann, Lidl, Schlecker, ALDI, ...
A, B, CH, DK, E, F, GB, GR, H, I, L, NL, P, PL, RO, SK, TR, ... bislang kein einheitliches europäisches Preis- und Konditionensystem
bislang kaum europaweiter Einkauf
Fragen:Welche Preise und Konditionen wird der Handel fordern? Wie werden die Hersteller darauf reagieren? Entrümpelung der national gewachsenen Konditionensysteme Schaffung von Transparenz Einführung von Preiskorridoren
Netto-Netto-Preis
Land i
Europäischer Preiskorridor
Kunde 1
Kunde 2
= länderspezifischer Preis
Kunde 3 = kundenspezifischer Preiskorridor
Bild: Länder- und kundenspezifische Preisfestlegung (Quelle: Leach 1999) Netto-Netto-Preis Strategie der „Zwillinge“ und “Brüder“
Optionen: • Preis senken • Parallelimporte akzeptieren • Produkt standardisieren (Verpackung, Geschmack, Marke ...) • Produkt vom Markt nehmen
Europäischer Preiskorridor Optionen: • Preis erhöhen • Produkt regionalisieren (Verpackung, Geschmack, Marke ...) • Produkt vom Markt nehmen Strategie der „Cousins“ Bild: Instrumente zu Erreichung des Preiskorridors (Quelle: vgl. Oversohl 2002, S. 149)
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MIK GP 2 - 19
Mengenrabatte
Eröffnung von Handelsbetrieben
• Einzelauftragsrabatt
• Sonderleistungen bei Eröffnung
• Gesamt- oder Totalmengenrabatt
• (Wieder)Eröffnungsrabatt
• Bezugsmengenrabatt
• Sonderzahlung bei Übernahme neuer
• Auftragsgrößenrabatt
Häuser
Umsatzrabatte
Verkaufsförderungsmaßnahmen
• Umsatzbonus
• Werbekostenzuschuß
• Jahres-, Halbjahresbonus
• Schaufenstermieten
• Rückvergütungsprämie
• Insertionsunterstützungsrabatt
• Umsatzsteigerungsrabatt
• Katalogzuschuß
Funktionsrabatte
Serviceleistung
• Liefergroßhandelsrabatt
• Servicekostenrabatt
• Cash und Carry Rabatt
• Kleinstreklamationsrabatt
• Einzelhandelsrabatt
• Gewährleistungsbonus
Rabatte für logistische Funktionen
Zahlungsmodalitäten
• Waggon- und LKW-Rabatt
• Skonto, Barrabatt
• Paletten- / Kartonabnahmerabatt
• Delkrederevergütung
• Zentrallagerrabatt
• Inkassorabatt
• Sebstabholerrabatt
• Zentralregulierungsrabatt
Zeitrabatte
Nebenleistungen, z.B.
• Frühbezugsrabatt
• Regalpflege
• Früheinteilungsrabatt
• Preisauszeichnung
• Messe- und Börsenrabatt
• Inventurhilfe
• Saison- oder Vorsaisonrabatt
• Investitionszuschüsse
Abgeltung von Handelsfunktionen
Verlagerung von Risiken, z.B.
• Regalmiete
• DB für Umsatzausfälle
• (Zweit)Plazierungsrabatt
• Preisfallklauseln
• Listungsgebühren
• Buß- und Strafgelder
• Auslistungsverhinderungsrabatt
• Garantieansprüche
Neuaufnahme von Produkten
Vertragsverletzungen
• Eintrittsgelder für Erstaufträge
• nachträgliche Erhöhung vereinbarter
• Neuplazierungsrabatt
Rabatte • unberechtigte Abzüge u.v.a.m.
• Einführungsrabatt
Honorierung von Sortimentsabnahme • Rabatt für Stammsortiment • Vollsortimentsrabatt • Sortimentserweiterungsrabatt
Bild:
Rabattarten und sonstige Anlässe für Konditionenspreizungen im Lebensmittelhandel (Quelle: Böger 1990, S. 85)
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MIK GP 2 - 20
2.4.5 Preisvariation systematische Veränderung des Preises in einer Planperiode Formen ■ Nebensaisonrabatte ■ Einführungsrabatte ■ sonstige Zeitrabatte ■ Sonderpreisaktionen Ziele ■ innengerichtet ■ handelsgerichtet ■ verbrauchergerichtet Vorteile
Nachteile und Probleme
Überwindung kurzfristiger Liquiditätsengpässe
negative Carry-Over-Effekte in der Nachaktionsphase
Überwälzung von Lagerkosten auf den Handel
Gefahr der Absorption der Preisreduktion durch den Handel
Motivation des Außendienstes
Zielkonflikte bei der Produktauswahl
Verbesserung des Distributionsgrades und der Marktpräsenz
Förderung der Markenilloyalität
gezielte Unterstützung bestimmter Handelsfunktionen
Förderung des Preisinteresses
Steigerung des Endverbraucherabsatzes
Gefährdung imageträchtiger Produkte Senkung der Preisbereitschaft
Bild: Bewertung von Sonderpreisen aus Herstellersicht (vgl. Diller 2000, S. 343) Sonderpreise des Herstellers Sonderpreise des Händlers
Nein
Ja
Nein
Synchronisation: konfliktfrei
Emanzipation 1: konfliktbeladen
Ja
Emanzipation 2: konfliktbeladen
Synchronisation: konfliktfrei
Bild: Sonderpreisaktionen in der Hersteller-Händler-Betrachtung Prof. Dr. Hendrik Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen
MIK GP 2 - 21
X = Absatz XN = Normalabsatz
X
t1 = Ankündigung des Sonderangebots t2 = Beginn des Sonderangebots XA = Absatz des Sonderangebotes t3 = Ende des Sonderangebots XN2 = niedrigerer Normalabsatz t4 = Erreichen des Normalabsatzes
XS 2
Fall 1
XN
XN 4
3
1
Fall 2
XN2
XA
t1 Bild:
t2
t3
t4
Zeit
Absatzeffekte vor, während und nach einem Sonderangebot (Quelle: Schröder 2002, S. 127)
Preis p
η=
∞
η =-
dx dp : x p
Preiselastizität der Nachfrage
dx
=
absolute Veränderung des Absatzes
dp
=
absolute Veränderung des Preises
η < -1
Umsatzrückgang aufgrund der Preissenkung Umsatzzuwachs aufgrund der Absatzerhöhung
p1 p2 η = -1
η
p3
> -1
p4 η =0 x1
Bild:
x2
x3
x4
Absatz
x
Preiselastizität der Nachfrage sowie Absatz- und Preiseffekte (Quelle: Schröder 2002, S. 128)
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