Andrea Jäger. Borderline-Störung. Betroffene verstehen. Diplomica Verlag

Andrea Jäger Borderline-Störung Betroffene verstehen Diplomica Verlag Jäger, Andrea: Borderline-Störung: Betroffene verstehen. Hamburg, Diplomica ...
Author: Kasimir Ursler
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Andrea Jäger

Borderline-Störung Betroffene verstehen

Diplomica Verlag

Jäger, Andrea: Borderline-Störung: Betroffene verstehen. Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2015 Buch-ISBN: 978-3-95850-612-1 PDF-eBook-ISBN: 978-3-95850-112-6 Druck/Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2015 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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© Diplomica Verlag GmbH Hermannstal 119k, 22119 Hamburg http://www.diplomica-verlag.de, Hamburg 2015 Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................ 1 Einleitung ........................................................................................................ 5 1

Beschreibung der Borderline-Persönlichkeitsstörung ..................................... 8 1.1

Die Geschichte des Störungsbegriffs ...................................................... 8

1.2

Definition der Borderline-Persönlichkeitsstörung .................................. 9

1.2.1

Die Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung ............................. 10

1.2.2

Allgemeine Kriterien einer Persönlichkeitsstörung nach dem DSM-IV ....................................................................................... 11

1.2.3

Diagnostische Kriterien der Borderline-Störung nach dem DSM IV ....................................................................... 12

1.3

Epidemiologie ....................................................................................... 13

1.4

Verlauf und Prognose ............................................................................ 14

1.5

Differenzialdiagnose und Komorbidität................................................ 14

1.6

Ätiologie ................................................................................................ 15

1.7

Persönlichkeitsstruktur eines Menschen mit BorderlineErkrankung nach Kernberg ................................................................... 16

1.7.1

Störung der Entwicklung des Selbst als Ursprung der Borderline-Erkrankung ................................................................. 16

2

1.7.2

„Primitive Abwehrmechanismen“ ................................................ 18

1.7.3

Identitätsdiffusion und pathologische Auffassung von anderen ... 19

1.7.4

Fähigkeit der Realitätsprüfung ...................................................... 20

1.7.5

Zusammenfassung ......................................................................... 21

Verhaltensweisen und Symptome von Menschen mit einer Borderline-Störung............................................................................... 22 2.1

Erläuterung der Kriterien nach dem DSM-IV ....................................... 22

2.1.1

Das verzweifelte Bemühen, tatsächliches und vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden..................................................... 22

1

2.1.2

Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch den Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist ................... 23

2.1.3

Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung .................................... 25

2.1.4

Impulsivität in mindestens zwei selbstschädigenden Bereichen ... 27

2.1.5

Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder –drohungen oder Selbstverletzungsverhalten ........................ 28

2.1.6

Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung ................................................................................ 31

2.1.7

Chronisches Gefühl der Leere ....................................................... 32

2.1.8

Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren ................................................................ 33

2.1.9

Vorübergehende, durch Belastung ausgelöste paranoide Vorstellung oder schwere dissoziative Symptome ........................ 34

2.2

Weitere wichtige Merkmale der Borderline-Störung ............................ 35

2.2.1

Hang zur Depression ..................................................................... 35

2.2.2

Antisozialität und delinquentes Verhalten ..................................... 36

2.2.3

Drogenmissbrauch ......................................................................... 37

2.2.4

Essstörungen .................................................................................. 37

2.2.5

Sexualität ....................................................................................... 38

2.2.6

Ressourcen ..................................................................................... 39

2.3

Zusammenfassung ................................................................................. 40

3 Sozialarbeit mit Borderline-Persönlichkeiten: Behandlungsmethoden und Interventionen ....................................................... 41 3.1

Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) nach LINEHAN ..................... 41

3.1.1

Der dialektisch-behaviorale Behandlungsansatz ........................... 42

3.1.2

Dialektische Strategie .................................................................... 44

3.1.3

Die Therapeutische Beziehung in der DBT ................................... 44

3.1.4

Sozialarbeiterische Strategien........................................................ 46

2

3.2

Das Kommunikationsmodell: SET ...................................................... 47

3.2.1

Unterstützung ................................................................................ 47

3.2.2

Mitgefühl ....................................................................................... 48

3.2.3

Wahrheit ........................................................................................ 48

3.2.4

Ein Fallbeispiel ............................................................................. 49

3.3

Aufgabenbereiche und Bedeutung der Sozialarbeit im Umgang mit psychisch Kranken/ Borderline-Persönlichkeiten ................................. 50

3.4

Der ganzheitlich-systemische Anspruch der Sozialarbeit ..................... 52

3.5

Empowerment ....................................................................................... 54

3.5.1

Erlernte Hilflosigkeit ..................................................................... 54

3.5.2

Das Konzept der Salutogenese ...................................................... 55

3.5.3

Die professionelle Haltung in der Empowerment-Arbeit ............. 57

3.5.4

Empowerment-Strategien.............................................................. 59

3.6

3.6.1

Die Welt einer Borderline-Persönlichkeit verstehen..................... 63

3.6.2

Auswirkungen des Borderline-Verhaltens auf den Angehörigen . 64

3.6.3

Verantwortung übernehmen .......................................................... 66

3.6.4

Grenzen setzen .............................................................................. 67

3.6.5

Hilfe in Anspruch nehmen ............................................................ 69

3.7 4

Angehörigenarbeit ................................................................................. 62

Zusammenfassung ................................................................................. 71

Schlussbemerkung ........................................................................................ 73 Literaturverzeichnis....................................................................................... 76

5

Anhang .......................................................................................................... 80 5.1

Therapiephasen in der DBT ................................................................. 80

5.2

Behandlungsstrategien der DBT .......................................................... 80

5.3

Beispiele von Strategien in der DBT ................................................... 81

5.4

Glossar .................................................................................................. 83

3

Einleitung Die Borderline-Persönlichkeitsstörung wurde im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie lange Zeit als ein Randphänomen der psychischen Störungen wahrgenommen. In den vergangenen Jahrzehnten ist jedoch ein kontinuierlich steigendes Interesse, insbesondere in der amerikanischen Forschung, zu erkennen. In verschiedenen literarischen Neuerscheinungen wird das Borderline-Phänomen als „Krankheit der Moderne“ bezeichnet, welches Schätzungen zu Folge derzeit die drittgrößte Gruppe psychischer Erkrankungen darstellt.1 Die BorderlineStörung sowie deren Behandlungsmethoden werden von den verfassenden Psychiatern, Psychologen und Psychotherapeuten in der jüngsten Zeit fast ausschließlich an Hand konkreter Beispiele erläutert. Diese Entwicklung ist auf die in Fachkreisen herrschende Verunsicherung hinsichtlich dieses Störungsbildes zurückzuführen. Lange Zeit wusste man offenbar nicht, was sich hinter der Diagnose „Borderline“ verbirgt und wie man damit umgehen sollte.2 Der Begriff Borderline (Grenze, Grenzgänger) an sich impliziert die „besondere“ Fähigkeit dieser Menschen, nicht nur sich selbst, sondern auch ihr persönliches Umfeld an ihre Grenzen zu bringen. Warum Menschen mit einer Borderline-Störung eine solche Wirkung haben können und welche konkreten Verhaltensmuster sie aufweisen,

stellt

Behandlungsmethoden

neben und

der

Auseinandersetzung

sozialarbeiterischen

mit

aktuellen

Interventionsschritten

ein

Schwerpunkt dieser Arbeit dar. Im ersten Kapitel wird eine allgemeine Beschreibung der Borderline-Störung vorgenommen.

Beginnend

mit

der

geschichtlichen

Entwicklung

des

Störungsbegriffs, welche die in Fachkreisen herrschenden verschiedenen Standpunkte bezüglich der Borderline-Störung mit einschließt, wird auf die Entstehung und die Kriterien dieser Persönlichkeitsstörung eingegangen. Nach der Auseinandersetzung mit den aktuellen Daten über Verbreitung, Verlauf und Prognose

der

Borderline-Störung

wird

mit

der

Beschreibung

der

Persönlichkeitsstruktur von Borderline-Patienten nach KERNBERG abgeschlossen.

1 2

GNEIST, 1996, 11; DULZ/ SCHNEIDER, 1997, Prolog DULZ/ SCHNEIDER, 1997, Einführung

5

Der Erläuterung von Symptomen und Verhaltensweisen der Borderline-Störung wird im zweiten Kapitel Raum gegeben. Das Verstehen der komplexen Zusammenhänge der oft unberechenbaren und impulsiven Verhaltensmuster stellt einen grundlegenden Schlüssel zu einer erfolgreichen Behandlung dar. Mit dem Ziel, dieses Verstehen zu ermöglichen und die Lebenssituation einer BorderlinePersönlichkeit möglichst konkret darzustellen, werden zur Beschreibung der Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen betroffene Borderline-Patienten zu Wort kommen. Die Behandlungsmethoden und sozialarbeiterischen Interventionen ergeben den dritten Teil dieser Arbeit und bauen auf dem Wissen und Verstehen des komplexen Störungsbildes auf. Zunächst wird das dialektisch-behaviorale Behandlungskonzept von LINEHAN, welches derzeit als Standard in der Borderline-Therapie

gilt,

erläutert.

Nach

LINEHAN

basiert

eine

Verhaltensänderung zum einen auf der von Verständnis, Respekt und Herausforderung geprägten therapeutischen Beziehung. Andererseits muss der Borderline-Patient selbst fähig werden, seine Gefühle und Verhaltensstrategien wahrzunehmen

und

verantwortlich

damit

umzugehen.

Das

Kommunikationsmodell SET stellt eine strukturierte Methode zur Unterstützung dieses Prozesses dar. Beide Modelle können als Richtlinien und Methoden gesehen werden, welche für die Sozialarbeit von erheblichem Wert sind. Die Sozialarbeit trifft in vielen verschiedenen Arbeitsfeldern auf die Gruppe psychisch Kranker und damit auch auf das Borderline-Phänomen. Der Rolle und den spezifischen Aufgabenbereichen der Sozialarbeit soll im Rahmen dieser Ausarbeitung ein besonderer Stellenwert eingeräumt werden. Die soziale Arbeit mit ihrem ganzheitlich-systemischen Ansatz und dem Ziel der Rehabilitation übernimmt innerhalb der Borderline-Therapie die zentrale Aufgabe der Auseinandersetzung mit dem sozialen Umfeld des Betroffenen und der Bewältigung der Schwierigkeiten im Alltag. Die Herausarbeitung der Bedeutung von sozialer Arbeit mit psychisch kranken Menschen, insbesondere durch den Empowerment-Ansatz und die Arbeit mit Angehörigen, wird innerhalb des letzten Kapitels verdeutlicht.

6

Eine Grundintention dieser Arbeit liegt in dem Erkennen, dass ohne Kenntnis über eine bestimmte psychische Störung, hier die Borderline-Störung, kein adäquates Eingreifen möglich ist. Dies gilt insbesondere für die Fachkräfte der Sozialen Arbeit, welche hinsichtlich psychologischer Kenntnisse ein klares Defizit aufweisen, aber auch für Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten, welche die Borderline-Störung immer noch als „rotes Tuch“ behandeln.3 Zum anderen soll die Stellung der Sozialarbeit und deren Interventionsmöglichkeiten als Teil einer interdisziplinären Behandlung eine angemessene Beachtung finden. Zur Beschreibung der Borderline-Störung werden verschiedene Fachausdrücke verwendet, welche im Anhang erklärt sind. Um ein einfaches und flüssiges Lesen zu erleichtern, wird in den folgenden Ausführungen überwiegend in der männlichen Form berichtet. Wenn nicht anders erwähnt, sind damit beide Geschlechter gemeint. Sowohl für die Borderline-Störung als Krankheitsbild als auch dem betroffenen Patienten werden verschiedene Begrifflichkeiten eingesetzt, die jedoch in ihrer Bedeutung keinen Unterschied machen. Die Bezeichnung „Borderliner“ für Menschen mit einer Borderline-Störung ist nicht mit einer Stigmatisierung von Betroffenen mit ihrer Störung gleichzusetzen.4

3 4

Dulz/ Schneider, 1997, 1 In der autobiographischen Literatur sowie den von Autoren angeführten Beispielen, bezeichnen sich die betroffene Borderline-Patienten unter anderem selbst als „Borderliner“.

7

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