Feldbewässerung in El Trapiche León / Nicaragua

Ein Projekt der AG „Wasser für Nicaragua“ an der Erich Kästner - Gesamtschule, 2005

Projekt „Wasser-fuer-Nicaragua.de“

1. Projektphase Feldbewässerung

der Arbeitsgemeinschaft an der Erich Kästner - Gesamtschule Nora Liegmann, Nora Waitkus, Vivienna Harbeck, Meike Köpcke, Malte Lellmann, Magda Abu – Elian, Susanna Hallmann, Katharina Kahmann, Bernward Klamt, Gerd Schumann

Erich Kästner - Gesamtschule Hermelinweg 10 22159 Hamburg Tel.: 42 88 55 01 verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes:

Gerd Schumann Tel: 040 – 6928143 Email: [email protected] Druck: Hamburger Print Service Hamburg, im August 2005

Inhaltsverzeichnis

1.

Für den eiligen Leser – Kurzfassung und Übersicht

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2.

Das Dorf

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3.

Das Dorf konkret: Ergebnisse unseres Zensus

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4.

Kontaktaufnahme

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5.

Das Gesamtprojekt und seine drei Phasen

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Feldbewässerung

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Trink- und Brauchwasserversorgung für die einzelnen Haushalte

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Solargestütze Hausbeleuchtung

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Erster Projektteil 2005: Feldbewässerung

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Das Grundstück

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Der Brunnen

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Das System Pumpe – Solaranlage – Hochtank

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Die Bewässerungsschläuche

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Der Vertrag (Übersetzung aus dem Spanischen)

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Projektname

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Vertragspartner

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Projektbeschreibung

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Rechten und Pflichte

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8.

Chronologie unserer Arbeit: Von der Idee bis zum ersten Wasserstrahl

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9.

Nachhaltigkeit, Vernetzung und Umweltschutz

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Vernetzung mit lokalen und anderen Partnern

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Nachhaltigkeit

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Wenn wir nicht mehr da sind! - Beispiel für anhaltende Betreuung

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Umweltschutz und -verträglichkeit

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10.

Arbeit in Hamburg

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11.

Kennenlernen des Landes: Kultur, Soziales und Geographie

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12.

Auszug aus dem Tagebuch

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13.

Finanzierung und Danksagung

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14.

Zeitungsartikel

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6.

7.

1. Für den eiligen Leser – Kurzfassung und Übersicht Die Landgemeinde El Trapiche liegt im Nordwesten Nicaraguas ca. fünf Kilometer südöstlich der Stadtgrenze Leóns in Richtung Managua. Das Dorf mit ca. 300 Einwohnern hat weder Anschluss ans Stromnetz noch an die Wasserversorgung Leóns. Mit Hilfe der Mittel verschiedener Stiftungen sowie Hamburger Behörden führen Schüler und Lehrer der Erich Kästner – Gesamtschule (EKG) ein auf drei Jahre ausgelegtes Projekt zur Wasserversorgung und Existenzsicherung für die Dorfbevölkerung El Trapiches (ca. 30 Familien) durch. Grundlage für dieses Projekt ist der Einsatz von Solargeneratoren zur Energiegewinnung. Das Gesamtprojekt gliedert sich in drei Phasen: 2005: Feldbewässerung zur Nahrungsmittelanbau für die Dorfbevölkerung 2006: Trink- und Brauchwasserversorgung für die einzelnen Haushalte 2007: Beleuchtung für die Haushalte Die Gemeinde liegt im Landkreis Salinas Grandes, mit dessen Schulen die EKG seit 1989 eine Schulpartnerschaft betreibt. Das Projekt ist eingebettet in ein Netz verschiedener lokaler und deutscher Partner, die Erfahrung mit internationaler Zusammenarbeit haben. Wo es möglich ist, hält sich der deutsche Einfluss in Grenzen. Wir führen nur die technisch hochstehenden Aggregate aus dem Deutschland ein und helfen bei der Installation. Sämtliche Arbeiten, die Organisation und die Betreuung werden von lokalen Organisationen (Nichtregierungsorganisationen – NRGs) und lokalen Firmen durchgeführt.

2. Das Dorf El Trapiche ist ein kleines Dorf in der Nähe von León im Nordwesten Nicaraguas. Es wurde für obdachlos gewordene Familien gegründet, deren Dörfer durch den Hurrican Mitch (1998) zerstört wurden. In El Trapiche leben 36 Familien mit insgesamt 280 Bewohner, davon ca. 160 Kinder im Alter bis zu 14 Jahren. Die Häuser stehen in räumlicher Nähe, gruppiert um ein Gemeindezentrum, in dem auch die Grundschule untergebracht ist. Das Dorf ist gepflegt, die Bewohner machen einen ruhigen und aufgeweckten Eindruck. Der Gemeinderat ist engagiert. In El Trapiche gibt es weder elektrischen Strom noch fließendes Wasser oder eine Kanalisation. Im Gebiets - Entwicklungsplan von León ist auf absehbare Zeit kein Anschluss vorgesehen. Der Gemeinde stehen vier Brunnen mit Handbetrieb für die Trinkwasserversorgung zur Verfügung. Die Brunnen haben eine Tiefe von 5,5 m. Das Wasser ist normalerweise sauber und gut trinkbar; in der Trockenheit gibt es jedoch Probleme mit ausreichenden Mengen. -6-

Viele der Menschen leben hier ohne geregelte Einkünfte am Rande des Existenzminimums. Nur wenige Familien bauen Gemüse zur Selbstversorgung in ihren Höfen an. Die verfügbaren Flächen sind zu klein. Um die Lebensbedingungen verbessern zu können, ist das Dorf auf internationale Hilfe angewiesen, da von Seiten der Regierung keine Hilfe zu erwarten ist. Der spärliche Anbau von Lebensmitteln auf den Grundstücken rund um die Häuser wird durch die globale Klimaveränderung zudem (in der ganzen Region) massiv erschwert. Die Auswirkungen sind hier vor allem eine ständig weiter wachsende dramatische Verkürzung der Regenzeit, in manchen Jahren inzwischen schon von sechs auf drei Monate sowie ausgedehnte Dürreperioden. In diesem Zusammenhang wird die künstliche Bewässerung der Anbauflächen zur Überlebensfrage. Die Bewohner haben Erfahrung in gemeinschaftlicher Arbeit und im Umgang mit internationalen Entwicklungshilfeorganisationen. Sie haben in Selbstorganisation ihre Häuser und eine provisorische Trinkwasserversorgung mit vier Brunnen selbst gebaut. Träger dieser Projekte war eine amerikanische Baptistengemeinde.

3. Das Dorf konkret: Ergebnisse unseres Zensus Man erreicht das Dorf auf der Landstraße nach Managua nach fünf Kilometern in südlicher Richtung und danach auf einem unbefestigten Sandweg weitere drei Kilometer westlich. Das Gebiet ist relativ unerschlossen. In ihm befinden sich einzelne Höfe bzw. landwirtschaftliche Nutzflächen und viel Brachland. Zusammenhängende Flächen wurden von der Stadtverwaltung Leóns erworben und als Siedlungsfläche den Opfern der Umweltkatastrophe MITCH 1999 zur Verfügung gestellt. 70% der Umgesiedelten stammen aus Chácara, einem ehemaligen naheliegenden Dorf, das vom Hurrican völlig zerstört wurde, die anderen Dorfbewohner kommen aus anderen umliegenden Gemeinden. Von den 44 zugewiesenen Grundstücken werden heute noch 36 bewohnt. Die Eigentümer der verlassenen Häuser sind wieder in ihre ursprünglichen Dörfer zurückgekehrt bzw. auf Arbeitssuche im Ausland. Befragt wurden alle 36 Haushalte. Das durchschnittliche Alter der Frauen der Gemeinde ist 34 Jahre, die älteste Frau ist 67. Die Männer sind durchschnittlich 36 Jahre alt. 32 Frauen sind verheiratet, zwei Frauen leben getrennt von ihren ehemaligen Männern und zwei Frauen sind verwitwet. Die durchschnittliche Familie hat knapp fünf Kinder und teilt sich 35m² Wohnfläche. Von den 180 Kindern leben lediglich 160 in -7-

Trapiche, die anderen sind zumeist ausgezogen. Im Durchschnitt sind die Kinder 14 Jahre alt. Alle Kinder Trapiches gehen zur Schule, entweder in die dorfeigene Gemeindeschule (Klassen 1 – 4) oder zur weiterführenden Schule Salinas Grandes (5-11), die einen ca. ¾-Stunden Fußmarsch entfernt an der Landstraße León / Managua liegt. Zu beiden Schulen hat die EKG eine Partnerschaft seit 1989. 60% der Frauen arbeiten nur im Haushalt, die anderen bezeichnen sich als arbeitslos. Vier fahren regelmäßig nach León, um auf dem Markt zu verkaufen. Im Dorf gibt einen kleinen Gemischtwaren - Laden, in dem die nötigsten Lebensmittel und Hygieneartikel gekauft werden können. 50% der Männer sind Tagelöhner, daher ohne regelmäßiges Einkommen, neun sind arbeitslos und die anderen haben Einstellungen als Taxifahrer, Kellner, beim Militär und einer ist sogar Hausmann, während seine Frau arbeiten geht. Der durchschnittliche Trapichianer fährt ca. drei Mal im Monat nach Léon, 60% um Lebensmittel zu kaufen, 30 % um selber zu verkaufen. Am Projekt nehmen zehn Familien nicht teil. Hauptsächlich, weil sie nicht genügend Zeit für die Feldarbeit haben bzw. Konflikte mit den Nachbarn bei der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung befürchten. Die Dorfbevölkerung ernährt sich zu 95% von Reis und Bohnen, zusätzlich verzehren 17% der Bevölkerung noch Käse, Fisch und Tortillas. Sämtliche andere Grundnahrungsmittel werden äußerst selten oder nie konsumiert, die Kinder leiden stark an Vitaminmangel.

4. Kontaktaufnahme Die Erich Kästner - Gesamtschule ist seit 1989 mit dem Landschulverbund Salinas Grandes / León in einer Partnerschaft verbunden. Wir übersenden ein Mal jährlich Schulmaterial für die 2000 Schüler des Schulverbundes und haben mit der Finanzierung einer einfachen Trinkwasserversorgung der Zentralschule, dem Bau von Toilettenhäuschen sowie mit der Einrichtung einer Lehrbuchsammlung u.a.m. die Schulen bisher in vielfältiger Weise unterstützt. -8-

Die Schüler beider Schulen pflegen Brieffreundschaften und es finden Besuche von Lehrern und Schülern im jeweils anderen Land statt. Zwei ehemalige Schulsprecher der EKG haben längere Zeit in León / Nicaragua verbracht und die Beziehungen vertieft. Die Landgemeinde El Trapiche gehört zum Landkreis Salinas Grandes und ist seit langem eingebunden in diese Schulpartnerschaft. Die Auswahl des Dorfes und die Kontaktaufnahme bezüglich des Projektes erfolgte über die Schulpartnerschaft.

5. Das Gesamtprojekt und seine drei Phasen Der erste Schritt umfasste den Kauf einer Feldfläche, die das Dorf zur Hälfte umschließt, die Verteilung des Geländes auf die Familien, den Bau eines Brunnens, die Installation einer solargestützten Pumpanlage und die Installation eines Hochtanks auf dem Gelände. Es wurde ein Schlauchsystem zur Feldbewässerung ausgelegt und die Dorfbevölkerung wird geschult in ökologischen Anbautechniken zur Nutzung der Anbaufläche für den eigenen Bedarf und evtl. zur späteren Produktion von Gemüse und Obst zum Verkauf auf den Märkten von León. Als zweiter Schritt ist eine Trink- und Brauchwasserversorgung sowie eine Abwasserlösung für die einzelnen Haushalte geplant. Am Ende steht eine Elektrifizierung der Häuser zur niederenergetischen Lichterzeugung. Alle Schritte basieren auf dem Einsatz der Photovoltaik.

Feldbewässerung Das Finanzierungsvolumen der ersten Phase des Projektes beläuft sich auf ca. 40.000 € und wurde im März 2005 begonnen. Dazu waren zwei Lehrer der Erich Kästner – Gesamtschule zusammen mit acht Oberstufen SchülerInnen vor Ort in Nicaragua, die zusammen mit den Dorfbewohnern, dem Ingenieursbüro, der Clínica Movil und den Leóner Berufsschulen die obigen Arbeiten durchführten. Zunächst wurde das Grundstück für die Parzelle gekauft. Seine Landfläche beträgt ca. 0,7 ha, so dass auf jede Familie ca. 240 m2 entfallen. Das reicht, um Bohnen, Pipian (ein -9-

gurkenähnliches Gemüse), Avocado, Bananen, Zitrusfrüchte u.ä. zur Selbstversorgung bzw. zum Verkauf anzubauen. Als Anreiz für die Familien, ihr Grundstück angemessen zu bewirtschaften und mit den Erträgen verantwortlich und nachhaltig umzugehen, wird in Aussicht gestellt, es ihnen nach einer angemessenen Frist von zwei bis drei Jahren zu übereignen. Der Besitztitel soll auf die Frauen ausgestellt werden, da im Falle einer Trennung der Eltern grundsätzlich sie es sind, die mit den Kindern zusammen bleiben.

Trink- und Brauchwasserversorgung für die einzelnen Haushalte Im zweiten Schritt soll eine individuelle Trink- und Brauchwasserversorgung mit Brunnen, Pumpe, Wassertank und Rohrleitungen für die Familien der Gemeinde errichtet werden, um eine kontinuierliche und saubere Wasserversorgung zu gewährleisten. Die Energieversorgung des Systems ist solargestützt. Die einzelnen Haushalte werden mit Rohrleitungen an den Tank angeschlossen, so dass sie für Waschbecken, Dusche und WC fließend Wasser zur Verfügung haben. Ein adäquates Abwassersystem sorgt für eine hygienische Entsorgung des Schmutzwassers.

Solargestütze Hausbeleuchtung Eine weitere Ausbaumöglichkeit ist eine Hausstromversorgung auf Grundlage einer kleinen individuellen Solaranlage, die genug Energie für vier niederenergetische Lampen pro Haus liefern soll. Darüber hinaus werden die Gemeinschaftseinrichtungen (Schule, Gemeindezentrum, Notrufsäule) mit Licht versorgt.

6. Erster Projektteil 2005: Feldbewässerung Das Grundstück Das erworbene Feldgrundstück hat eine Gesamtfläche von 7330 m2 und von Norden und Osten. Es grenzt direkt an die Häuser an. Die genauen ben sich aus der nachfolgenden Skizze. Auf dem Grundstück wurde auf in Nordrichtung ein 14 m breiter Weg als Zufahrt errichtet. Auf diesem det sich auch der Brunnen, der Hochtank und die Solaranlage. Damit vierbare Fläche für die Dorfbevölkerung von 6770 m2. - 10 -

umschließt das Dorf Abmessungen ergeeinem Mittelstreifen Geländestück befinverbleibt eine kulti-

Skizze des Feldgrundstücks und des Solarsystems

Absperrventile

158,5

15,5 m

40 m

2

1

3

140 m

N

7,5 m 1 Brunnen

2 Gerüst und Hochtank

3 Solaranlage

Auf dem Grundstück wurden ca. 300 m Hauptleitung entlang der Grundstücksränder verlegt, die wahlweise direkt an die Pumpe oder an den Hochtank angeschlossen werden können. An den Hauptschläuchen befinden sich im kultivierbaren Teil jeweils im Abstand von 1,70 m die Sinterschläuche zur Tröpfchenenbewässerung mit Ventilabsperrungen an jedem Sinterschlauch. Die Sinterschläuche (insgesamt ca. 4000 m) haben Tropfstellen im Abstand von 30 cm, so dass sich insgesamt ca. 13300 Tropfstellen auf dem Grundstück befinden. Der Hochtank, der auf einem vier Meter hohen Gerüst steht, hat ein Fassungsvolumen von 4,1 m3. Das Grundstück wurde aufgeteilt in fünf Parzellen, die jeweils eine Größe von ca. 1350 m2 haben und von mehreren Haushalten gemeinsam bewirtschaftet werden, so dass für jeden Haushalt ca. 240 m2 Kulturfläche zur Verfügung stehen. Das erworbene Grundstück wurde vor Beginn der Arbeiten von den Bewohnern gerodet und anschließend von einem Bauern aus einem Nachbardorf gepflügt und geeggt. - 11 -

Der Brunnen Für die Feldbewässerung wurde von den Dorfbewohnern mit Spaten und Eimern ein Brunnen gegraben. Der Brunnen hat eine quadratische Grundfläche mit einer Seitenlänge von 1,50 m und eine Tiefe von 10 m. Nach fünf Meter Tiefe wurde von der Maurerklasse des Centro de Formación Laboral eine feste Ummauerung gebaut, die den Brunnen ab dieser Tiefe bis zu einer Höhe von 80 cm über der Erde umgibt und oben durch einen Metalldeckel abgeschlossen wird. Oben befindet sich eine eingemauerte Querstange im Brunnen, an der die Tauchpumpe aufgehängt wird. Die restlichen fünf Meter des Brunnens in die Tiefe sind nicht ummauert. Der Brunnen soll so viel Wasser liefern, dass er auch bei täglichem Pumpeneinsatz nicht trocken fällt.

Das System Pumpe – Solaranlage – Hochtank Bei der Solaranlage handelt es sich um eine Solaranlage mit einem automatischen Nachführsystem, das heißt, dass die Traversen des Trägersystems mit einem motorgetriebenen automatischen Nachführsystem von 45 Grad östlicher Neigung am Morgen bis zu 45 Grad westlicher Neigung am Abend jeweils dem Stand der Sonne folgen und so für eine optimale Effizienz der Solaranlage sorgen. In Richtung Süden bleiben die Panele dabei durchgängig um 15 Grad geneigt (entsprechend den Breitengradsverhältnissen in Nicaragua). Das System Solaranlage – Pumpe wurde von der Firma SET - Wedel zusammengestellt. Die Tauchpumpe ‚PS600 Solar Water Pump HR-20-2‘ und das automatische Nachführsystem ‚ETATRACK Active 1000‘ stammen von der Firma Lorentz. Bei den Solarmodulen handelt es sich um sechs Module ‚ASE-100-GT-FT‘ von der Firma Phönix SonnenStrom, in die jeweils 72 multikristalline EFG Solarzellen der Größe 10 x 10 cm der Firma RWE Schott Solar eingebaut sind. Die sechs Solarmodule haben je 100 W Nennleistung bei einer Sonneneinstrahlung von 1000 W/m2 und einer Ausgangsspannung von 34,5 V. Der Wirkungsgrad der Solarmodule liegt bei ca. 14%.

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Die Sonneneinstrahlung in Nicaragua liegt im Raum León im Schnitt bei ca. 4,5 kWh / m2 / Tag, in Spitzenzeiten sogar bei 6 kWh / m² /Tag. Ein Solarmodul mit 100Wp hat ca. 1m² Fläche. Also ergeben sich bei 600Wp: 6 m² x 4,5 kWh / m² / Tag =27 kWh / Tag und mit dem Modulwirkungsgrad von 14%: 0,14 x 27 kWh / Tag = 3,78 kWh / Tag. Der Tracker bringt einen Mehrertrag von ca. 25 - 30%, also 1,25 x 3,78 kWh / Tag = 4,72 kWh / Tag. Der Motor des Nachführsystems ‚ETATRACK active 1000‘ wird mit 24 V betrieben. Er ist separat an eines der Solarmodule parallel angeschlossen, der Leistungsentzug ist jedoch mit 11 Wh pro Tag vernachlässigbar. Die Pumpe wird ohne zwischengeschaltete Batterie über einen Controller direkt durch den Strom der sechs Solarmodule betrieben. Jeweils zwei Module bilden dabei eine in Reihe geschaltete Einheit, die 48 V Gleichstrom liefert. Die drei 48 V – Einheiten sind dann parallel mit dem Controller verbunden, der die im Brunnen befindliche Tauchmotorpumpe speist. Bei dem in der Pumpe eingesetzten Antrieb handelt es sich um einen sensorlosen, bürstenlosen Gleichstrommotor, der mit einem elektronisch kommutierten Gleichstrom (nicht gleichzusetzen mit Drehstrom) betrieben wird, der von dem Controller aus der Gleichspannung des Solargenerators erzeugt wird. Der Controller gewährleistet dabei den jeweils optimalen Einsatz der zur Verfügung stehenden Solarenergie mit Hilfe von MPP (Maximum Power Point) - Tracking, das heißt, die Solarmodule werden ständig im optimalen Wirkungsgradbereich betrieben. Darüber hinaus sorgt der Controller dafür, dass eine Überlastung des Antriebes bei starker Sonneneinstrahlung vermieden wird. Controller und Antrieb gemeinsam gewährleisten bei dieser Systemlösung der Firma Lorentz einen Wirkungsgrad von bis zu 92%, die Gesamtanlage einen Wirkungsgrad von bis zu 64 %. Diese Werte liegen deutlich über den früher bei solchen Anlagen in der Regel eingesetzten Drehstrommotoren dieser Baugröße, die an Controllern mit Wechselrichtern betrieben werden mussten. Dem Einsatz konventioneller Gleichstrommotoren sind in den ländlichen Gebieten Nicaraguas ebenfalls Grenzen gesetzt, da hier Kohlebürsten verwendet werden, welche verschlissen und regelmäßig ausgetauscht werden müssten. Die Pumpe hat darüber hinaus eine Notabschaltung bei Trockenfallen des Brunnens. Die Stromanschlüsse der Pumpe wurden mit Schrumpfschläuchen, die sich unter Hitzeeinwirkung zusammenziehen und verkleben, wasserdicht abgeschlossen, da sie sich zum Teil dauerhaft im Wasser befinden. Diese Arbeit wurde von den SchülerInnen über einer Kerzenflamme vor Ort ausgeführt. Die tatsächlich zur Verfügung stehende Energie des Gesamtsystems liegt damit bei 0,64 x 4,72 kWh / Tag = 3,02 kWh / Tag. Mit dieser Energie liefert die Pumpe HR-20 laut Datenblatt bei einer Wasserförderhöhe von 15 m (entspricht in etwa den Gegebenheiten in El Trapiche) ca. 34 m3 Wasser pro Tag, in Spitzenzeiten ca. 39,5 m3. Die Anlage ist in der Planung so ausgelegt (konservative Schätzung), dass sie auch bei widrigen Witterungsbedingungen mindestens - 13 -

30 m3 Wasser pro Tag fördern kann. Erfahrungswerte aus dem laufenden System zeigen, dass der Hochtank ungefähr morgens um 9.30 Uhr gefüllt ist, die Pumpe abends bis ca. 17.30 Uhr arbeitet und die Fördermenge pro Tag zwischen den oben genannten Werten liegt.

Schaltplan für Solarmodule, Pumpe und Nachführsystem

Diese Fördermenge entspricht auch in etwa dem Wasserbedarf, um auf der Feldfläche von 0,67 ha Obst- und Gemüseanbau betreiben zu können (Richtwert: 50 – 60 m3 / ha). Die einzelnen Komponenten dieser Anlage wurden mit einem Schiffscontainer von Deutschland nach Nicaragua verschifft und konnten als Hilfsgüter zollfrei eingeführt werden. Beim Aufbau der Anlage arbeiteten wir mit der deutsch - nicaraguanischen Firma ENICALSA zusammen, deren Ingenieure sowohl beim Aufbau mit dabei waren wie auch über einen Wartungsvertrag die Nachsorge der Anlage betreiben. Für den Aufbau des Trägergestells der Solaranlage wurde über die Firma ENICALSA zusätzlich aus Managua ein zwei Tonnen schwerer und 1,4 m hoher Betonring von der Feuerwehr León auf das Gelände in El Trapiche gefahren. Dieser wurde 40 cm tief im Erdboden versenkt und darin wurde von der Maurerklasse des ‚Centro de formación laboral‘ in León das Trägergestell für die Solaranlage eingegossen. Wie bei allen autarken photovoltaisch versorgten Systemen ist ein Energiespeicher zur Überbrückung und zum Ausgleich tageszeitlich oder witterungsbedingter Schwankungen sinnvoll. Konventionelle Batteriespeicher haben eine begrenzte - 14 -

Lebensdauer, sind sehr teuer und in der Regel wartungsintensiv. Die einfachste Möglichkeit ist die Speicherung des geförderten Wassers in einem Hochtank. Darüber hinaus liefert der Hochtank in El Trapiche den notwendigen Druck, um auch die hinteren Feldstücke noch mit Wasser versorgen zu können. Das Gerüst für den Hochtank und der Hochtank selbst wurden über die Firma ENICALSA direkt in Nicaragua beschafft. Der Hochtank hat ein Fassungsvolumen von 4,1 m3 und steht auf einem drei Meter hohen Metallgerüst, für das ebenfalls von der Maurerklasse des ‚Centro de Formación Laboral‘ ein ein Meter hohes Betonsockelgestell gebaut wurde. Der Hochtank steht also insgesamt vier Meter hoch. Er hat bisher keinen Füllstandsensor, kann aber damit nachgerüstet werden. In diesem Fall würde der Controller die Pumpe stoppen, wenn der Tank voll ist. Zur Zeit fließt zusätzlich in den Tank gepumptes Wasser bei bereits gefülltem Tank über ein Überlaufventil direkt auf den Boden ab. Die Wasserzufuhr von der Pumpe in den Hochtank ist mit Absperrventilen so verlegt worden, dass das Wasser von der Pumpe entweder über den Hochtank in die Bewässerungsschläuche oder direkt in die Bewässerungsschläuche gepumpt werden kann. In der Regel ist geplant, mit der ersteren Methode zu arbeiten, da der Hochtank den notwendigen Druck zur Feldbewässerung konstant hält. Mit der Feldbewässerung kann am Morgen begonnen werden, sobald der Hochtank einmal gefüllt ist.

Die Bewässerungsschläuche Das verwandte Schlauchsystem zur Feldbewässerung stammt von der Firma T-Systems International Inc. (CA 92121 San Diego, U.S.A.) und nennt sich ‚T – Tape‘. Das System T-Tape ist ein Tropfenbewässerungssystem für agrikulturelle Anwendungen. Es besteht aus Hauptschläuchen mit einem Innenschlauchdurchmesser von 1 ¼ Zoll, die direkt mit der Wasserversorgung verbunden sind und von denen in regelmäßigen Abständen Sinterschläuche zur Bewässerung der Felder abzweigen. Die Sinterschläuche sind jeweils über ein Absperrventil mit dem Hauptschlauch verbunden. Die Sinterschläuche sind flache und flexible Plastikschläuche, die jeweils im Abstand von 30 cm einen Schlitz zum Wasseraustritt haben. Bevor das Wasser jedoch aus dem Schlitz austreten kann, muss es sich zunächst durch labyrinthartig angeordnete Lamellen quetschen. Dieses patentierte Verfahren sorgt dafür, dass auch weit vom Absperrventil Hauptschlauch Anschlusspunkt der Wasserversorgung zum Sinterentfernt kein wesentlicher Druckabfall aufschlauch tritt. - 15 -

Der Wasseraustritt an den einzelnen Schlitzen sollte bei mindestens ein Liter / Tag liegen. Diese Methode der Tröpfchenbewässerung hat den Vorteil, dass deutlich weniger Wasser als bei einer konventionellen Beregnung verdunstet, da weniger Wasser auf der Feldoberfläche der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Nachteil dieses Systems ist die Gefahr, dass die Lamellen der Wasseraustrittsschlitze relativ leicht verkleben oder verstopfen können, wenn sie nicht regelmäßig gewartet, das heißt mit hohem Wasserdruck durchgespült werden. Auf dem Feldgrundstück wurden ca. 300 m Hauptleitung entlang der Grundstücksränder verlegt, die wahlweise direkt an die Pumpe oder an den Hochtank angeschlossen werden können (siehe Lageskizze). Diese Hauptschläuche sind durch Absperrventile in drei Bereiche unterteilt, so dass drei einzelne Bereiche des Feldgrundstücks unabhängig voneinander bewässert werden können. Die Sinterschläuche befinden sich jeweils im Abstand von 1,70 m an den Hauptschläuchen und sind durch Ventilabsperrungen an jedem Sinterschlauch auch einzelnen bewässerbar. Dies ist für das Durchspülen und Reinigen mit entsprechend höherem Druck notwendig. Die Sinterschläuche, von denen insgesamt ca. 4000 m verlegt worden sind, haben ihre Tropfstellen im Abstand von 30 cm, so dass sich der Wasseraustritt auf ca. 13300 Tropfstellen auf dem Feldgrundstück verteilt. Eine genaue Ermittlung der Tropfraten in den verschiedenen Feldbereichen und bei den unterschiedlichen Druckverhält-nissen (Bewässerung des gesamten Grundstücks / Bewässerung der einzelnen Teilstücke / über den Hochtank / direkt aus der Pumpe) steht noch aus.

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7. Der Vertrag (Übersetzung aus dem Spanischen) Projektname Ernährungssicherung für die Familien der Gemeinde El Trapiche, León.

Vertragspartner • • • •

Erich Kästner - Gesamtschule Clínica Rural Móvil, Asociación „Niños del Fortín” ENICALSA (Empresa Nicaragüense – Alemana Solar Aplications) Communidad (Dorfgemeinde) El Trapiche

Projektbeschreibung Es wird ein Bewässerungssystem, welches mit Solarenergie betrieben wird, in der Dorfgemeinde „El Trapiche“ errichtet. Die Feldbewässerung versorgt knapp 7.000 m2 Fläche mit der erforderlichen Wassermenge zum Anbau von landwirtschaftlichen Produkten. Dies ermöglicht eine ausreichende Verpflegung von 30 Familien und darüber hinaus gewinnbringende Verkaufsmöglichkeiten der Anbauprodukte. Die Gemeinde ist in Gruppen aufgeteilt. Mehrere Familien bewirtschaften gemeinsam eine Parzelle. Die Organisation, Überwachung, Aus- und Fortbildung der Bewohner bei der Feldbewirtschaftung sowie Hilfe beim Verkauf obliegt der Clínica Movil und die Verwaltung der Mittel ihrem Dachverband, der Asociación „Niños del Fortín”. Das Ingenieursbüro ENICALSA führt die technische Betreuung und Wartung durch. Ab der Unterzeichnung des Vertrags gilt ein Jahr der Beobachtung des Projektverlaufs. Nach Beendigung der Beobachtungszeit und bei Erfüllung der erwarteten Resultate wird das Projekt für mindestens ein oder mehrere Jahre weitergeführt.

Rechten und Pflichte Pflichten der Geldgeber •

Sicherung der finanziellen Unterstützung zur Realisierung des Projektes 2005 und zu seiner Fortführung im Jahr 2006



Bereitstellung der technischen Assistenz



Für alle das Beste erzielen wollen

Die Pflichten der Nutznießer •

Zusicherung eines rationalen und effizienten Gebrauchs von Anlage und Feld



Bereitstellung und Zusenden der Informationen über die Durchführung des Projektes

Rechte der Geldgeber •

Familien, die sich nicht an die Abmachungen des Vertrags halten, können aus dem Vertag ausgeschlossen werden



Möglichkeit der Kontrolle und Überwachung des Projekts und der Finanzen



Kündigung des Vertages, wenn sich herausstellt, dass das Projekt nicht planmäßig verläuft oder die Gelder falsch verwendet werden

Rechte der Nutznießer •

Recht auf Bereitstellung des zu bewirtschaftenden Teils der Anbaufläche



Organisatorische Unterstützung und Fortbildung



Finanzielle und technische Unterstützung für ein Jahr



Nutzen des Bewässerungssystems

Unterzeichnet am 11. März 2005 von Vertretern der beteiligten Parteien: Erich Kästner - Gesamtschule Hamburg, ENICALSA (Ingenieursbüro), Clínica Rural (ländliche Versorgung), Vertreter der Gemeinde. Beglaubigt vom Notar. - 17 -

8. Chronologie unserer Arbeit: Von der Idee bis zum ersten Wasserstrahl

25.08.04 - 7.02.05

Organisation und Vorbereitung des Projektes; regelmäßige Treffen in vierzehntägigem Abstand: Sammeln von Spendengeldern Physik und Technik der Anlage Landeskundliche Informationen Ort: Schule und SET Wedel

21.2.05

Abschlusstreffen vor der Abreise nach Nicaragua: letzte Vorbereitungen: Kauf von Akkubohrern, Sägen, Isolierband, Schraubendrehern etc., Information der Eltern über Flugdaten etc.

25.2.05 – 25.2.05

Flug Hamburg, Madrid, Managua Ankunft Managua nachts, es gibt keinen öffentlichen Verkehr mehr, daher Anmietung von zwei „Interlocales“ und Fahrt in die 80 km entfernte Stadt León. Bezug unserer Räume in der Studentenunterkunft der UNAN, Uni León.

28.02.05

ENICALSA erläutert die anstehende Arbeit. Erste Kontakte: Besichtigung des Dorfes und Feldes. Kurzes Kennenlernen der Dorfbewohner.

01.03.05

Pflügen des Feldes. Probeaufbau der Solaranlage scheitert, weil wir die falsche Solaranlage nach El Trapiche transportiert hatten.

02.03.05

Vermessung des Feldes von Bewohnern und Hamburger Schülern. Die Hauptleitung wird verlegt, der Brunnen wird weiter ausgeschachtet und gemauert. Fundament des Hochtanks wird von Berufsschülern Leóns gelegt. Hamburger Schüler beginnen mit Zensus der Dorfbewohner.

03.03.05

Verlegen der Hauptleitung ist abgeschlossen. Absperrventile werden angebracht. Dorfbewohner bringen Bewässerungsleitungen an. Erste Vertragsbesprechungen zur Feldübergabe werden geführt. Der Brunnen ist fast fertig gemauert, das Fundament des Hochtanks ist fertig und sein Gestell angeschweißt. Die Feuerwehr Leóns liefert den zwei Tonnen schweren Betonring für das Fundament des Generators, Berufsschüler stellen ihn auf und gießen Zement an. Verankerung des Gestells für Solaranlage. Der Zensus erfasst bereits 20 Familien.

04.03.-07.03.05

Arbeitspause: Wochenende und Besuch der Partnerschule sowie Hamburger Kinderprojekte.

08.03.05

Die letzten Bewässerungsleitungen werden verlegt. Das Gestell der Solaranlage wird aufgebaut.

09.03.05

Korrektur der Bewässerungsleitungen. Montage der Solarmodule am Gestell der Solaranlage.

10.03.05

Wir überprüfen die Arbeit auf mögliche Fehler und beseitigen diese. Darauf folgt eine erfolgreiche Generalprobe. Nachmittags findet die Versammlung der Dorfbewohner zur Feldaufteilung statt.

11.03.05

Einweihungsfeier und Abschied von den Dorfbewohnern.

14.03 – 17.03

Nacharbeiten: Vertragsausfertigung, Kontoeröffnung, Presseverlautbarungen etc. - 18 -

9. Nachhaltigkeit, Vernetzung und Umweltschutz Ein Projekt ist nur dann erfolgreich, wenn es sich nach Abschluss der Baumaßnahmen und der Finanzierung aus eigener Kraft tragen kann. Daher haben wir so viele Arbeiten wie möglich von lokalen Partnern durchführen lassen und ihre bereits bestehenden Verbindungen untereinander genutzt. Nur die technisch hochwertigen Komponenten stammen aus Deutschland; Facharbeiter und Arbeitskraft stammen aus León mit Ausnahme der Tätigkeiten, die die Schüler und Lehrer der EKG verrichtet haben. Diese sind in Zusammenarbeit mit den Bewohnern bzw. den Leóner Technikern durchgeführt worden.

Vernetzung mit lokalen und anderen Partnern Für Aufbau und technische Wartung der Solaranlage und der Pumpe ist die Firma ENICALSA Solar Applications (León) zuständig. Diese arbeitet zusammen mit der norddeutschen Firma SET Wedel. Das Unternehmen ist zuständig Lieferung, Beschaffung und Import der technischen Materialien, sowie der Logistik vor Ort. Darüber hinaus stellt es einen ordnungsgemäßen Betrieb in den Folgejahren sicher. Für die Nutzung der Anlage und Anbaufläche vor Ort sowie die Unterweisung und Betreuung der Bewohner ist die Clínica Rural (León) zuständig. Sie ist ein deutsch-nicaraguanisches Gemeinschaftsprojekt (Nichtregierungsorganisation), das seit 1996 regelmäßig mit Ärzten und Agraringenieuren insgesamt 44 Dörfer im Umfeld Leóns medizinisch und sozial betreut. Sie fungiert auch als örtlicher Vertragspartner für Infrastrukturprojekte: z.B. Wohnungsbau in Gemeinschaftsarbeit und Selbstorganisation, Existenzsicherung für die Landbevölkerung durch Kleinprojekte wie Hühneraufzucht, Katastrophenvorsorge durch den Aufbau von solargestützten Frühwarnsystemen etc. . Sie wird die soziale Betreuung, Fortbildung und Unterweisung zur Bodennutzung für die Landbevölkerung durchführen, in Zusammenarbeit mit der Universität (Facultad de Agricultura de la Universidad Nacional Autónoma de León), die auf einem angrenzenden Grundstück Trapiches Bodenanalysen und Probepflanzungen durchführt. Die Clínica Rural wird finanziert aus Mitteln des ASB und des BMZ. El Trapiche gehört zu den schon länger von der Clínica Rural betreuten Gemeinden. So wird die Betreuung der Anlage mit in die Gesamtversorgung des Dorfes eingebunden. Sämtliche handwerklichen Facharbeiten wurden und werden von Lehrern und Schülern Leóner Berufsschulen übernommen. Unser Partner ist das Centro de Formación Laboral. Das Centro kümmert sich um die Heranwachsenden, die nach Beendigung des 15. Lebensjahres nicht weiter zur Realschule gehen wollen und vor der Situation stehen, weder Ausbildungsplatz noch Arbeit zu finden. Das Programm bietet ihnen eine Berufsausbildung für ein Jahr an in vier Handwerksberufen (Maurer, Klempner, Elektriker für Hausinstallation und Elektriker für Haushaltsgeräte) und schließt mit einem Diplom ab, das von der staatlichen Ausbildungsbehörde INATEC anerkannt wird. Beim Transport der schweren Teile hat uns die Leóner Feuerwehr geholfen, die durch eine Partnerschaft mit der Hamburger Feuerwehr verbunden ist. Auf diese Weise konnte der zwei Tonnen schwere Betonfuß für das Solargestell aus dem 80 km entfernten Managua transportiert und aufgestellt werden. Wir bezahlten nur den Treibstoff, Arbeitskraft und –zeit kosteten uns nichts aufgrund der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Hamburg und León. In Hamburg wurde das Vorhaben technisch durch die SET GmbH (Selected Electronic Technologies, 22880 Wedel) unterstützt. Das Büro plante die Technik, besorgte die Komponenten und schulte die Hamburger Schülergruppen im Umgang mit der Technik. Pumpen: Firma Lorentz GmbH & Co. KG (24558 Henstedt-Ulzburg) Solarmodule: Firma Phönix SonnenStrom AG (82254 Sulzemoos) und Firma RWE Schott Solar GmbH (63755 Alzenau)

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Nachhaltigkeit In den Jahren 2005 und 2006 werden wir als Geldgeber und Organisatoren noch Einfluss ausüben. Das tun wir als Nicht – Nicaraguaner natürlich in Abstimmung mit unseren lokalen Partnern. Es geht um die Fragen der fachgerechten Nutzung der Anlage, der Bewirtschaftung des Bodens und des Verkaufs der landwirtschaftlichen Produkte. Berücksichtigt werden muss die mangelnde Erfahrung der Dorfbewohner in der Organisation dieser Fragen. Die entscheidende Rolle spielt hierbei die Clínica Rural, deren Agronomen nicht nur eine Anfangsschulung für Saat und Bewässerung durchführen, sondern auch bei der Organisation der gemeinschaftlichen Arbeit und dem Verkauf der Produkte helfen. Es wird erwogen, einen Revolvierenden Fonds zu bilden, in den die Verkaufserlöse fließen und aus dem das Saatgut finanziert wird sowie die zukünftig entstehenden Kosten hinsichtlich der Wartung der Anlage gedeckt werden. Bis zum reibungslosen Ablauf verbleiben die Eigentumsrechte am Land bei uns bzw. bei ENICALSA. Werden die Grundstücke verantwortungsvoll bewirtschaftet und die Anlage fachgerecht genutzt und gewartet, können die Parzellen den Dorfbewohnern in zwei oder drei Jahren als Eigentum überschrieben werden. Bei unfachgerechter und sozial schädigender Nutzung können einzelnen Familien die Grundstücke entzogen werden (siehe Vertrag). Als Beispiel für die Tätigkeiten der Clínica Rural ist folgende Rechnung aus dem Spanischen übersetzt:

Wenn wir nicht mehr da sind! - Beispiel für anhaltende Betreuung (Kostenaufsatz über Maßnahmen und Sachmittel) Clínica Rural, Südosten León – Verein „Kinder des Fortíns“ Projekt El Trapiche - León Solargestütztes Tropfenbewässerungssystem für den Zeitraum: 1. März 2005 – 1. April 2006 Datum: 17.3.2005

Assistenz und technische Überwachung

1800

8 jährliche Fortbildungen, je 3 Tage

1260

Material für die Fortbildungen

250

Organische landwirtschaftliche Rohstoffe und Saatgut: Paprika Pipian (ähnlich Gurke / Kürbis) Wassermelone Ayote (säuerliches Gemüse) Organische Produkte zur Bodenpflege: Düngemittel für Boden und Pflanze

350

271

Pilzmittel, Insektizide, Stressregulatoren Bodenvorbereitung

55

Pflügen und Eggen Unvorhergesehenes

200

Kosten 2005 – 2006

4186 USD

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Umweltschutz und -verträglichkeit Die Stromerzeugung Nicaraguas basiert im wesentlichen auf Anlagen, die schweres Bunkeröl verwenden. Ein Anschluss an die Energieversorgung Leóns auf dieser Basis würde den Möglichkeiten und Bedingungen einer abgeschiedenen Landgemeinde nicht Rechnung tragen. Es müssten kilometerlange Anschlussleitungen gelegt werden, die nicht nur die Natur verschandeln, sondern auch in ökonomischer Hinsicht wenig sinnvoll sind. Im Sonnengürtel der Erde erscheinen Insellösungen mit solargestützter Energieerzeugung derart sinnvoll, dass sogar der neugewählte Bürgermeister Leóns, Transito Tellez, bei seinem Antrittsbesuch in der Partnerstadt Hamburg im Juni 2005 von einer Modelllösung für Randgemeinden sprach. Die Produktion von Obst und Gemüse wird nach ökologischen Maßstäben vorgenommen: Insektizide, Pestizide, Stressregulatoren und Dünger sind organischen Ursprungs. Eine Fruchtwechselwirtschaft sorgt für unterschiedliche Belastung der Böden. Unser zweiter Projektabschnitt, die Versorgung der Häuser mit Trink- und Brauchwasser, wird solargestützt durchgeführt werden und trägt damit ebenfalls den Umweltbedürfnissen Rechnung. Die Beleuchtung des dritten Teilprojektes wird mit sehr energieeffizienten Leuchtdioden durchgeführt und basiert ebenfalls auf der Solartechnik. Alle Aggregate sind wartungsfreundlich. Momentan sind wir dabei zu überlegen, ob wir nicht die Trinkwasserversorgung purifizieren, d.h. biologisch reinigen sollten. Dann würde sogar das Trinkwasser ohne chemische Zusätze auskommen, d.h. es käme ungechlort in die Haushalte.

10.

Arbeit in Hamburg

An unserem Projekt arbeiteten ca. 20 Schüler und Lehrer der EKG mit. Wir machten uns in der Schule mit den technischen und physikalischen Aspekten der Photovoltaik vertraut, indem wir im Innenhof des Schulgebäudes Hermelinweg eine Photovoltaik – Anlage mit den dazugehörenden Aggregaten wie Wechselrichter, Pumpen und Leitungen aufgebaut hatten und ihre Funktionsweise und Installation kennen lernten. Wir informierten Schüler, Lehrer und Eltern über die physikalisch - technischen Aspekte der Aggregate sowie über die Lebensbedingungen in Nicaragua und Sinn und Zweck unserer Hilfestellung. Wir stellten unser Projekt aber nicht nur der schulischen Öffentlichkeit vor, sondern veröffentlichten auch Artikel in der Presse und traten auf Veranstaltungen im kirchlichen und öffentlichen Raum auf. Uns fiel zusätzlich die Rolle des Geldbeschaffers zu. Umfangreiches Suchen und Finden von Sponsoren sicherte uns schließlich die Grundfinanzierung. Die fehlenden Gelder kamen aus der Schule und von privaten Spendern. Im Jahr 2006 soll die Trinkwasserversor- 21 -

gung für die Häuser installiert werden, die wir wieder in Zusammenarbeit mit den Bewohnern durchführen wollen. Hierzu gibt es ab August 2005 einen Kursus „Erneuerbare Energien“ im Lehrplan der Schule, der mit einer neuen Schülergruppe den zweiten Projektteil vorbereiten und schließlich im Februar 2006 vor Ort realisieren wird.

11.

Kennenlernen des Landes: Kultur, Soziales und Geographie

León ist seit 15 Jahren Partnerstadt Hamburgs. Es haben sich in dieser Zeit zahlreiche Partnerschaftsprojekte staatlicher und nichtstaatlicher Art in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen entwickelt. Die Schüler der Reisegruppe haben die Partnerschulen der EKG im Landkreis Salinas Grandes besucht, mit denen wir seit 1989 Beziehungen unterhalten: Korrespondenz zwischen Schülern und Lehrern, Reisen einzelner Schüler zu ihrer jeweiligen Partnerschule, Sammlung und Übersendung von Unterrichtsmaterial von der EKG zu den ca. 2000 Schülern der Landschulen. Die Hamburger lernten die Unterrichtsbedingungen von bis zu 60 Schüler in einer Klasse kennen, die mangelhafte Ausstattung mit Schulbüchern und Unterrichtsmaterial, die häufig baufällige Schularchitektur, fehlende Stühle, marode Dächer etc.. Aber auch die Ernsthaftigkeit und Hingabe, mit der Lehrer und Schüler unter diesen Bedingungen arbeiten, um einen Bildungserfolg zu erzielen, ohne den es in Nicaragua kaum Arbeit gibt. Wir besichtigten soziale Einrichtungen im Jugendbereich: Zentren für drogengefährdete Kinder und solche, die mit ihren Eltern vom Durchsuchen der Müllhalden leben. Beide Einrichtungen haben den Zweck, die Kinder zu einem geregelten Leben zu erziehen, einen regelmäßigen Schulbesuch zu ermöglichen und eine Alternative zu ihrem bisherigen Leben aufzuzeigen. Die Schüler der Reisegruppe waren derart von der Arbeit in diesen Projekten angetan, dass einige beabsichtigen, nach ihrem Abitur ein soziales Vierteljahr in diesen oder ähnlichen Projekten in León abzuleisten. Reisen und Besuche der Hausstrände von León, Las Peñitas und Poneloya, kamen natürlich nicht zu kurz. An den Wochenenden badeten wir in den warmen, aber stürmischen Wellen des Pazifiks, fuhren durch die Mangrovenwälder des Nationalparks der Küstenzone und erfuhren von den Parkhütern, welche Gefahr den Mangroven durch die industrielle Züchtung von Shrimps droht. - 22 -

Am wichtigsten aber waren die Kontakte mit der Bevölkerung selbst, sei es bei der Arbeit, bei der man nach kurzer Zeit alle Scheu über Bord geworfen hatte und sich mit spanischen Brocken oder mit Gestik und Mimik, Vormachen und Nachmachen verstand. Jung und alt, deutsch und nicaraguanisch, Mann und Frau, es wurde in jeder Konstellation zusammengearbeitet. In der Freizeit stellten sich schnell Kontakte zu der Jugend Leóns her und es wurden Freundschaften geschlossen, die z.T. heute noch andauern und vielleicht auch dafür sorgen werden, dass der eine oder andere den Flug in die Partnerstadt Hamburgs wieder antreten wird.

12.

Auszug aus dem Tagebuch

Heute war unser letzter Tag in León, bevor wir uns auf den Weg machten, das „andere“ Nicaragua außerhalb Leóns zu entdecken. Für mich war der heutige Tag einer der schönsten. Es lag eine andere Stimmung in der Luft. Das Projekt war sehr erfolgreich verlaufen und alle freuten sich auf die Einweihungsfeier in El Trapiche. Die Fahrt zum Dorf war anders als sonst. Wir fuhren nicht zum Arbeiten, sondern um die Früchte unserer Arbeit zu ernten. Schon von weitem sah man, dass das Feld geschmückt war. Am Feldeingang stand ein Torbogen aus Palmwedeln. Hochtank, Solaranlage und Brunnen waren mit Luftballons geschmückt. Die Dorfbewohner hatten ihre festliche Kleidung angezogen, die Kinder ihre Schuluniformen. Nach und nach trafen die geladenen Gäste ein, aus der Stadtverwaltung, den Schulen, den internationalen Organisationen, Presse und Fernsehen. Vor der geschmückten Anlage waren Stuhlreihen aufgebaut, auf denen die Dorfbewohner und die Gäste während der Zeremonie saßen. Ein Pressevertreter führte mit schriller Stimme durch die Veranstaltung. Zunächst hielten die Vertragspartner ihre Reden, unter anderem auch Gerd und unsere beiden „Spanierinnen“, Magda und Meike. Es folgte die Vertragsunterzeichnung und dann wurde das obligatorische weiße Band (aus Toilettenpapier) mit großem „Hallo“ von uns zerschnitten. Der Schalter des Kontrollers wurde umgelegt und zum ersten Mal floss das Wasser „offiziell“. Ein toller Moment! Gruppenfotos wurden gemacht, alle aßen Hamburger und tranken Cola und schließlich löste sich die Versammlung auf. Auf uns kam jetzt ein schwerer Moment zu: Die Verabschiedung von den Dorfbewohnern. Dies fiel uns natürlich nicht leicht und bewegte uns sehr. Den letzten Abend gingen wir alle gemeinsam essen. Das war noch einmal eine tolle Gelegenheit, die letzten zwei Wochen gemeinsam durch Erzählungen abzuschließen zu können. Wir haben eine gute Sache gemacht, haben Freunde gewonnen: Es war eine tolle Zeit! (Malte Lellmann) - 23 -

13.

Finanzierung und Danksagung

Ein so umfangreiches Projekt lässt sich ohne Hilfestellung nicht durchführen. Unser Dank geht dabei besonders an folgende Organisationen, Stiftungen und Vereine, die uns geholfen haben, die Materialien, Organisation und Leistungen sowie die Flüge für die Schüler zu finanzieren. Ohne ihre Hilfe wäre es nicht möglich gewesen, eine Logistik für die erfolgreiche Durchführung und Organisation des Projektes aufzubauen. Unser Dank geht aber auch an die, die uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben und uns ermutigten, wenn das Projekt nicht voranzukommen schien.

Behörde für Bildung und Sport, Hamburg Senatskanzlei Hamburg, Abt. Internationale Zusammenarbeit

http://www.nue-stiftung.de/

Hamburger Klimaschutz-Fonds e.V.

Dürr-Stiftung (Hamburg)

http://www.klimaschutz.com

ENICALSA, León Clínica Rural, León Aktion Mensch Und die schulische Öffentlichkeit und viele Einzelpersonen ...

Bankverbindung Schulverein Erich Kästner - Gesamtschule, Postbank Hamburg, Kto.Nr. 1299 1200, BLZ 200 100 20, Stichwort: “Trapiche”

(Spenden können abgesetzt werden) - 24 -

14.

Zeitungsartikel

Sonne verbindet die Erich Kästner – Gesamtschule mit einem kleinen Dorf Nicaraguas 38 Grad im Schatten, Trockenzeit. Arbeit auf einem staubigen Feld. Wozu? Acht Schüler und zwei Lehrer der Erich Kästner - Gesamtschule in Farmsen - Berne, Hamburg, reisten im März 2005 für drei Wochen nach Nicaragua und führten dort ein Projekt zur Feldbewässerung durch. Ziel war die kleine Dorfgemeinde El Trapiche in der Nähe der Hamburger Partnerstadt León, in der knapp 40 Familien mit 280 Personen leben, ohne Strom und fließend Wasser. Ein Anschluss an die städtischen Netze ist nicht geplant: der Bürgermeisterei León ist der Ort zu weit außerhalb gelegen; ein Anschluss an die städtischen Netze ist zu teuer. Es fehlt aber nicht nur an Energie und Wasser. In dieser ländlichen Gemeinde hat auch kaum jemand geregelte Arbeit. Zum Geldverdienen fahren die Bewohner daher in die Stadt, um in Aushilfsjobs als Straßenverkäufer, Taxifahrer, Tagelöhner oder Verkäuferinnen auf dem Markt für ein bis zwei Dollar einen ganzen Tag zu arbeiten. Zu Essen gibt es nicht immer genug, Vitamine für die vielen Kinder sind nicht an der Tagesordnung. Die Bewohner suchten und fanden in der EKG einen Partner, der ihnen in diesem und in den kommenden Jahren helfen wird, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Ein Kontakt besteht bereits seit 1989 in Form einer Schulpartnerschaft zwischen der EKG und ihrer Partnerschule in León, Salinas Grandes, einer Art ländlichen Schulkombinats, das eine Dorfschule mit erster und zweiter Klasse in El Trapiche betreibt. Dieses Jahr half die Schülergruppe bei der Bewässerung eines Feldes von 7.000 m2 mit Hilfe von Solarenergie. Wir bauten eine Solaranlage auf, die sich automatisch zur Sonne neigt und mit ihren 0,6 kW elektrischer Leistung Wasser aus einem zehn Meter tiefen Brunnen in einen Hochtank pumpt. Das Wasser wird über Bewässerungsleitungen tröpfchenweise auf das Feld abgegeben. Die Schläuche haben alle 30 cm einen Schlitz (Verdunstungsschutz), aus dem das Wasser austritt. Damit können die Pflanzen punktgenau bewässert werden, ohne dass Wasser verschwendet wird. Pro Tag liefert jede Tropfstelle ein Liter. Wir arbeiteten zwei Wochen täglich mit den Bewohnern zusammen; fast jede Arbeit wurde gemeinsam ausgeführt: Verlegung von 4.300 m Schlauch, Zusammenbau und Installation des Solarsystems auf dem Feld, Legen der elektrischen Anschlüsse, Bau des Brunnens (dies hauptsächlich von den Bewohnern und Maurerlehrlingen), Wegschaffen von Bauschutt, Justierung der Pumpe etc. . Wir führten einen Zensus (Umfrage unter den Bewohnern) durch, in dem wir alle Haushaltsvorstände nach ihrem Leben befragten, ihrer Arbeit, der Anzahl ihrer Kinder, ihrer Ernährung etc. Uns wurde freundlich geantwortet; es schien, als störte niemanden unser Eindringen in seine Privatsphäre. Natürlich lief nicht alles störungsfrei ab. Es gab genug Probleme, vor allem anfangs. Wir kamen an und stellten fest, dass das Feld noch nicht gepflügt, der Brunnen noch nicht tief genug ausgegraben war und die falschen Solarmodule transportiert wurden. Kurzerhand wurde ein Bauer beauftragt, das Feld zu pflügen. Er tat das erst, nachdem er die Hälfte des ausgehandelten Lohns erhalten hatte: 50 €. Den Rest bekam er einen Tag später, als alles fertig war, einschließlich eggen. Mit der Berufsschule für Maurer schlossen wir einen Vertrag ab, damit ihre Schüler und Lehrer fachmännisch den Brunnen ausmauern und die Fundamente für den Hochtank und das System legen konnten. Während die Maurerschüler oben die Brunnenwände ausmauerten, schachteten die jungen, kräftigen Männer des Dorfes den Brunnen bis auf zehn Meter Tiefe aus. Ihre Werkzeuge waren Spitzhacke und Stemmeisen. Der Abraum wurde mit einem Eimer hochgezogen und von den Frauen abtransportiert, das nachfließende Grundwasser ebenfalls mit dem Eimer abgeschöpft und nach oben gezogen.

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Die Frauen und jungen Mädchen hauptsächlich waren es, die die Schläuche verlegten, morgens ab acht Uhr bis in den Nachmittag, Sonne gratis. Für alle anstrengend, besonders für uns. Sonnenbrand war an der Tagesordnung. Die Cremes reichten nicht aus. Der Zusammenbau der Anlage erwies sich als nicht so einfach, da wir mit unserer Anlage technisches Neuland betraten. Wir installierten die erste Anlage Zentralamerikas, die sich mit Hilfe eines Nachführmotors selbst nach dem Sonnenstand ausrichtet. Dabei erhielten wir fachkundige Unterstützung durch ein Leóner Ingenieursbüro. Selbst die Installationsmanuale waren so schwer zu lesen, dass sie auch für die Fachleute nicht auf Anhieb verständlich waren. Schließlich war es einer unserer Schüler, der herausfand, wie die Solarmodule auf dem Trägergerüst befestigt werden müssen. Das Leóner Ingenieursbüro wird die Anlage auch in den kommenden Jahren warten. Am Ende waren wir stolz, dass wir es in internationaler Zusammenarbeit geschafft hatten, die Anlage innerhalb von 14 Tagen zum Funktionieren zu bringen. Morgens um neun Uhr am letzten Freitag war schließlich alles fertig. Die Einweihung wurde mit Vertretern der Stadtverwaltung Leóns, Hamburger Projekten und dem nicaraguanischen Fernsehen gefeiert. Bunte Luftballons, 150 Hamburger (besser als bei McDonalds), etliche Erfrischungsgetränke und ein buntes Unterhaltungsprogramm von Kinderprojekten erzeugten eine festliche und ausgelassene Stimmung. Die sprachkundigen Schüler der Hamburger Gruppe trauten sich, eine kurze Rede auf Spanisch zu halten, der Hamburger Projektleiter drückte seine Zufriedenheit wegen der guten Zusammenarbeit und der herzlichen Atmosphäre aus und die Dorfbewohner zeigten ihre Dankbarkeit. Nach Vertragsunterzeichnung und dem Abspielen beider Nationalhymnen kam der Moment der Wahrheit: Fließt das Wasser oder nicht? Unter lautem Gejohle kam das Wasser dann und wurde dazu benutzt, die Umstehenden abzukühlen. Jetzt kommt es auf die Nutzung an. Die Bewohner haben wenig Kenntnis von Anbau, Bewässerung, Pflege, Ernte und dem Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten. Daher werden sie von der Clínica Movil, einer Nichtregierungsorganisation mit Agronomen und Ärzten, sozial betreut und ihnen wird beim Pflanzen und Bewirtschaften von Obst und Gemüse geholfen. Das schließt neben der Selbstversorgung auch den Versuch ein, für den Markt zu produzieren und so eine neue Einkommensquelle zu erschließen. Aus Erfahrung mit ähnlichen Projekten wurde das Feld in mehrere große Parzellen aufgeteilt, die jeweils von mehreren Familien gemeinsam bewirtschaftet werden. Im April wurde das erste Saatgut ausgebracht. Unter der Anleitung der Agronomen, die auch in den nächsten zwölf Monaten „Fortbildungen“ für die Bewirtschaftung im Dorf durchführen werden. Denn mit der Installation der Anlage ist es nicht getan. Wir wollen nicht nur die Technik bringen, sondern auch unseren Teil dazu beitragen, dass dieses Projekt andauert. Daher muss in den ersten Jahren von fachkundiger Seite dabei geholfen werden, die Anlage sinnvoll zu nutzen und zu warten. Schließlich muss der Anbau von Wasser- und Honigmelonen, Gurken, Pipian (ein kürbisähnliches säuerliches Gemüse) fachgerecht durchgeführt werden, damit auf dem Markt gutes Gemüse verkauft werden kann. Wenn das verantwortungsvoll geschieht, können die Parzellen in den kommenden Jahren in das Eigentum ihrer Bewirtschafter übergehen. Es sollen vor allem die Frauen sein, die es bekommen, denn im Falle einer Trennung der Eltern sind sie es, die mit ihren Kindern wohnen bleiben, während der Mann wegzieht. Wir Deutschen haben durch unsere Arbeit in Nicaragua allerhand gelernt: Nicht nur Schläuche zu verlegen und eine Solaranlage aufzubauen, sondern auch eine ganz andere und für uns neue Welt mit ihren Menschen und Lebensweisen. Am stärksten beeindruckt hat uns die entwaffnende Herzlichkeit der Menschen, das Vertrauen der Kinder und die Fähigkeit der Menschen, in Situationen Abhilfe zu schaffen und zu improvisieren, wenn mal wieder nicht alles da ist oder Vereinbarungen nicht eingehalten wurden. „Tranquilo“ hieß das Zauberwort. „Bleib ruhig, alles wird klappen.“ Das hat es dann auch. Wir sind jetzt wieder in Hamburg und in unserem Alltag. Aber dieses Projekt wird nicht das letzte Projekt der Erich Kästner - Gesamtschule in Nicaragua bleiben. Ab Sommer wird in der gymnasialen Oberstufe ein Kurs „Erneuerbare Energien“ angeboten, der sich über Technik und Physik hinaus auch mit Organisation und Finanzierung unseres Projektes sowie dem Land und seiner Menschen beschäftigt. Wir werden unsere zweite Reise für März 2006 vorbereiten, in der wir den Bewohnern von El Trapiche helfen, eine Brauch- und Trinkwasserversorgung für die einzelnen Haushalte zu installieren. Wieder in Zusammenarbeit mit ihnen, wieder auf Basis der Solarenergie, der umweltschonenden Energieversorgung und wieder im Sonnengürtel der Erde. - 26 -