Natura 2000 Wirtschaftliche Belastung durch FFH-Gebiete Mitgliederversammlung Waldbesitzerverband für Rheinland-Pfalz 10. Dezember 2012 in Boppard Bernd Wippel
Gliederung 1. Was ist FFH? 2. Naturschutz in FFH-Gebieten 3. Managementpläne 4. Finanzielle Auswirkungen 5. Rechtliche Aspekte zu FFH 6. Ausgleich für die Beeinträchtigungen 7. Dialog Naturschutz und Waldbesitz
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1. Was ist FFH? Natura 2000, FFH, Vogelschutzrichtlinie NATURA 2000 Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie bildet zusammen mit der Richtlinie über die Erhaltung der wildebenden Vogelarten das EU-weite Schutzgebietsnetz NATURA 2000. Ziel Erhalt wildlebender Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume. Deutschland 4.622 FFH-Gebiete 738 Vogelschutzgebiete rund 15,3 % der Landfläche Quelle Grafik: http://www.bmu.de/naturschutz_biologische_vielfalt/natura_2000/doc/40468.php © UNIQUE forestry and land use GmbH
1. Was ist FFH? FFH in Deutschland
9,3 % der Fläche (Landfläche) 3,3 Mio Hektar
FFH in Rheinland-Pfalz
Landesfläche: davon FFH: Waldfläche: davon FFH:
ca. 2 Mio ha ca. 260.000 ha ca. 830.000 ha ca. 200.000 ha
FFH und Eigentümer 41 % Staatswald 39 % Kommunalwald 20 % Privatwald
Quelle Grafik: www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/natura2000/ffh2011.pdf
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2. Naturschutz in FFH-Gebieten Wald-Lebensraumtypen
Arten
Hainsimsen-Buchenwald
Bechsteinfledermaus
Waldmeister-Buchenwald
Grünes Besenmoos
Quelle: Grafiken & Bilder aus: Managementplan FFH-Gebiet 5931-371 "Daschendorfer Forst" © UNIQUE forestry and land use GmbH
2. Naturschutz in FFH-Gebieten Lucanus cervus (Hirschkäfer) Grundlage für die langfristige Erhaltung der Hirschkäferpopulation im Mattheiser Wald ist der Erhalt und die weitere Entwicklung altund totholzreicher Laub- und Mischwälder. Besonders der Erhalt alter dickstämmiger Eichen/Eichenstubben, alter Kirschen (Gruppen und Solitärbäume) sowie von Stamm- und Astmaterial derselben nach Hiebsmaßnahmen erscheinen hierzu notwendig.
Quelle: Bewirtschaftungsplan für das FFH-Gebiet Mattheiser Wald Foto: Günther Hahn © UNIQUE forestry and land use GmbH
2. Naturschutz in FFH-Gebieten Eremit
Der Eremit ist in Deutschland stark gefährdet […]. Mit seiner Bindung an Höhlen alter Bäume besiedelt er in unseren Wäldern sehr selten gewordene Lebensraumelemente. Damit kommt ihm die Funktion einer ‚Schirmart’ zu, stellvertretend für eine Vielzahl weiterer, hochgradig gefährdeter Bewohner von Altund Totholz. Quelle Grafiken und Text: www.ffh-anhang4.bfn.de/ffh_anhang4-eremit.html?&no_cache=1 © UNIQUE forestry and land use GmbH
2. Naturschutz in FFH-Gebieten Forschungsergebnisse "Pilze, Flechten, Moose, Schnecken, Käfer, Vögel und Säuger stellen rd. 11.000 Arten in den Wäldern Deutschlands. Von diesen Arten sind […] zwischen 20 bis 50 % auf das Vorhandensein von Totholz angewiesen." "Für Laubwälder (Buche, Eiche, Eichenhainbuchenwälder, Bergmischwälder) fordern Artenexperten dementsprechend Totholzmengen von 38 - 60 m3/ha […]." Quelle Gerhard Schaber-Schoor (2008): Wie viel Totholz braucht der Wald – Ergebnisse einer Literaturrecherche als Grundlage für ein Alt-, Totholz- und Habitatbaumkonzept. In FVA-einblick Nr. 2- 2008. www.fva-bw.de/publikationen/einblick/einblick200802.pdf
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2. Naturschutz in FFH-Gebieten Ergebnis Die Lebensräume der schützenswerten Arten benötigen Alt- und Totholz (durch Nichtnutzung oder lange Produktionszeiträume) und / oder ein gewisses Maß an "Zerstörung" (durch den übernutzenden oder pflegenden Menschen / durch Kalamitäten)
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3. Managementplanung
Quelle: Bewirtschaftungsplan für das FFH-Gebiet Mattheiser Wald © UNIQUE forestry and land use GmbH
3. Managementplanung Inhalt
Spezifizierung Erhaltungszustand
Erfassung von Erhaltungszustand der Lebensraumtypen und Arten (Arteninventar, Habitatstrukturen, Beeinträchtigungen)
Erhaltungsziele Günstiger Erhaltungszustand / Leitbilder Erhaltungsmaßnahmen
Maßnahmen, die zur Bewahrung (oder auch Wiederherstellung) des günstigen Erhaltungszustands zwingend nötig sind
Entwicklungsziele Aufwertung des Erhaltungszustands in eine bessere Bewertungsstufe Entwicklungsmaßnahmen bezwecken eine Aufwertung in den Entwicklungsmaßnahmen nächstbesseren Erhaltungszustand (meist langfristig, nicht verpflichtend) Umsetzung
u.a. Fördermöglichkeiten, Vorschläge für die Umsetzung, Zuständigkeiten, Beteiligung der Öffentlichkeit
Monitoring z.B. Zuständigkeiten, Zeitraum, Vorgehen Quelle: Wippel, Rosenkranz et. al. (2012): Umsetzungsstand der FFH-Richtlinie und Managementplanungen im Wald in den Ländern. Vortrag am 22./23. Oktober 2012 in Berlin. www.vti.bund.de/de/startseite/institute/oef.html
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3. Managementplanung Erhaltungszustand Wertstufe
A
B
C
Kriterium Habitatstrukturen z.B. Biotopbäume, Totholz
Hervorragende Ausprägung
Gute Ausprägung
Mäßige bis durchschnittliche Ausprägung
Arten z.B. Gehölzarten, Krautschicht
Lebensraumtypisches Artinventar vorhanden
Artinventar weitgehend vorhanden
Lebensraumtypische s Artinventar nur in Teilen vorhanden
Beeinträchtigungen z.B. Bodenschäden, Zerschneidung
Gering
Mittel
stark
Quelle: Wippel, Rosenkranz et. al. (2012): Umsetzungsstand der FFH-Richtlinie und Managementplanungen im Wald in den Ländern. Vortrag am 22./23. Oktober 2012 in Berlin. www.vti.bund.de/de/startseite/institute/oef.html © UNIQUE forestry and land use GmbH
3. Managementplanung Totholz Konkrete Ausgestaltung des Bewertungsschemas anhand des Beispiels "Liegendes und stehendes Totholz" Wertstufe A BY, NI, NW, Bundesland RP, SH, SL, SN, TH Totholz (Stück/ha oder m³/ha)
>3 St.
ST
BW
Wertstufe B HE
>10 >15 >5 St. m³ m³
NI, RP, SH, BB NW, ST TH SL, SN
BW HE BB
5- 21>40 1-4 3-10 14 40 >1 St. 1-3 St. m³ St. m³ m³ m³
Quelle: Wippel, Rosenkranz et. al. (2012): Umsetzungsstand der FFH-Richtlinie und Managementplanungen im Wald in den Ländern. Vortrag am 22./23. Oktober 2012 in Berlin. www.vti.bund.de/de/startseite/institute/oef.html © UNIQUE forestry and land use GmbH
3. Managementplanung FFH-Maßnahmenplanungen für Buchenwald-Lebensraumtypen Erhalt bzw. Erhöhung des Anteils von Habitat- oder Biotopbäumen Erhalt bzw. Erhöhung des Totholzanteils Erhalt eines ausreichenden Anteils von Bäumen in der Reifephase (Umtriebszeitverlängerung) Erhalt der lebensraumtypischen Artenzusammensetzung (Baumartenwahl eingeschränkt)
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4. Finanzielle Auswirkungen Hinweis zur Darstellung der finanziellen Auswirkungen Ergebnisse zu den finanziellen Auswirkungen sind aus dem Verbundprojekt "Ökonomische Analysen zur Umsetzung der FFH-Richtlinie im Wald" entnommen Verbundvorhaben wurde von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe gefördert und gemeinsam von vTI (Hamburg), FVA (Freiburg) und bbw-consult, (Freiburg) durchgeführt. Untersucht wurden 21 Fallbeispielsbetriebe. Untersucht wurden die BuchenLebensraumtypflächen. Die Aussagen beziehen sich also nicht auf gesamte FFHGebiete, sondern lediglich auf Teile davon. Die Ergebnisberichte stehen online zur Verfügung: www.vti.bund.de/de/startseite/institute/oef.html
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4. Finanzielle Auswirkungen Der Untersuchungsansatz
Quelle: Rosenkranz, Wippel et. al. (2012): Umsetzungsstand der FFH-Richtlinie und Managementplanungen im Wald in den Ländern. Vortrag am 22./23. Oktober 2012 in Berlin. www.vti.bund.de/de/startseite/institute/oef.html © UNIQUE forestry and land use GmbH
4. Finanzielle Auswirkungen Auswirkung auf den Maßnahmenflächen
Betriebe
Habitatbaumausweisung Reduktion von Bewirtschaftungsfläche
20/21
Erhöhung der Holzerntekosten für Arbeitssicherheit
18/21
Baumartenwahl Kein Einbringen von Douglasie, Fichte und Eiche
15/21
Bekämpfung von Naturverjüngung
3/21
Erhöhung der Umtriebszeit
4/21
Belassen von Totholz
2/21
Erhöhung der laufenden Verwaltungskosten
19/21
Quelle: Rosenkranz, Wippel et. al. (2012): Umsetzungsstand der FFH-Richtlinie und Managementplanungen im Wald in den Ländern. Vortrag am 22./23. Oktober 2012 in Berlin. www.vti.bund.de/de/startseite/institute/oef.html
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4. Finanzielle Auswirkungen FFH-bedingte Veränderungen im Vergleich zum Status Quo
Mittelwert
Spannweite Mittelwerte
-0,7 Efm/ha/a
0 bis -1,6 Efm/ha/a
Waldbaulicher Deckungsbeitrag ohne Verwaltungskosten
-31 €/ha/a
0 bis -72 €/ha/a
Waldbaulicher Deckungsbeitrag mit Verwaltungskosten
-40 €/ha/a
0 bis -180 €/ha/a
Gesamteinschlag
Quelle: Rosenkranz, Wippel et. al. (2012): Umsetzungsstand der FFH-Richtlinie und Managementplanungen im Wald in den Ländern. Vortrag am 22./23. Oktober 2012 in Berlin. www.vti.bund.de/de/startseite/institute/oef.html © UNIQUE forestry and land use GmbH
5. Rechtliche Situation Einzelaspekte "Die Unterschutzstellungserklärung eines Gebiets löst […] ein Verschlechterungs- und Störungsverbot aus." "Das Verschlechterungs- und Störungsverbot gelangt nur dann zur Anwendung, wenn es keine gebietsbezogene Schutzerklärung gibt […]." "Die eigentumsverfassungsrechtliche Bedeutung hängt zunächst davon ab, ob die Maßnahmen für die betroffenen Waldbesitzer verbindlich […] sind und […] davon, ob sie als enteignende oder nutzungsbeschränkende Maßnahmen zu beurteilen sind." Die Darstellungen sind isoliert zitierte Aussagen und stellen keine rechtssicher Auskunft dar. Quelle: Paschke, M. und Riedlinger D. (2012): Eigentumsrechtliche Bewertung der Auswirkungen der FFH-Richtlinie; Download: www.vti.bund.de/de/startseite/institute/oef.html
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6. Ausgleich für die Beeinträchtigungen Wie sehen FFH-spezifische Ausgleichsmaßnahmen aus? Rheinland-Pfalz Keine Baden-Württemberg Pauschale Flächenförderung für den Privatwald (EU-kofinanziert) Vertragsnaturschutz in Planung Hessen Vertragsnaturschutzprogramm für Kommunal- und Privatwald (Naturschutzfonds) Bayern Vertragsnaturschutzprogramm Privatwald (EU-kofinanziert)
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Zwischenfazit Ergebnis "FFH in Rheinland-Pfalz" Rund 120.000 Hektar Wald kommunaler und privater Eigentümer befinden sich in Rheinland-Pfalz in FFH-Gebieten Ergebnis "Naturschutz" Alt- und Totholz kommt eine zentrale Rolle zu Ergebnis "Managementpläne" In Managementplänen formulierte Maßnahmen führen zu Einschränkungen Ergebnis "Ökonomische Auswirkungen" Die Einschränkungen sind spürbar (Studie: ca. 0,7 Fm/ha/a; ca. 40 €/ha/a) Ergebnis "Rechtliche Situation" enteignungsgleich nein; ausgleichsfähig ja Ergebnis "Ausgleich" (Noch) kein FFH-spezifischer Ausgleich in Rheinland-Pfalz
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7. Dialog: Naturschutz und Waldbesitz Ein starker Schutzstatus und hohe Flächenrelevanz bergen per se Konflikte zwischen Waldbesitz und Naturschutz!
Anteil der Waldfläche
50%
47% 38%
40% 30%
24%
20% 10%
6%
0%
4%
1%
Landschafts- Naturpark Natura 2000 Naturschutz- Biosphären- Nationalpark schutzgebiet Gebiet gebiet reservat Quelle: POLLEY, H. (2009): WALD IN SCHUTZGEBIETEN - EIN ÜBERBLICK. LANDBAUFORSCHUNG VTI AGRICULTURE AND FORESTRY REsearch - Sonderheft, Band 327, S. 75-82
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7. Dialog: Naturschutz und Waldbesitz Waldbesitzer • Differenzieren in Maßnahmen ohne einschränkende Wirkung und Maßnahmen mit einschränkender Wirkung • Einsicht, dass auch Privatwaldflächen Naturschutzrelevanz haben
Naturschutz • Akzeptanz, dass die Umsetzung von Schutzzielen Einschränkungen mit sich bringt • Forderung nach Schutz mit der Forderung nach Ausgleich verbinden • Anerkennen, dass FFH-Gebiete ihre Ursache in einer naturschutzfachlich vorbildlichen Waldbewirtschaftung haben können
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7. Dialog: Naturschutz und Waldbesitz Waldbesitzer
Naturschutz
Quelle: Waldbewirtschaftungszonen im Natura 2000-Gebiet "Oberes Donautal„ www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/65569/
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7. Dialog: Naturschutz und Waldbesitz Waldbesitzer
Naturschutz
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7. Dialog: Naturschutz und Waldbesitz Auftrag an die Naturschutzverwaltung Managementpläne erstellen Managementpläne für den Waldbesitzer zugänglich machen Verbindlichkeit für den privaten Waldbesitzer klären Maßnahmen flächenkonkret machen Monitoring, dessen Ergebnisse und deren Auswirkungen klären Ausgleichsregelungen schaffen (Kommunalwald?)
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