NATURA 2000 – Heiden in Sachsen

Inhalt

3

Inhalt

Dietmar Kammerschen Vorwort

5

Norbert Eichkorn Einleitung

7

Olaf Bastian Kollmer Thesen

9

Axel Ssymank Sächsische Heiden im bundesdeutschen Blickpunkt bei der Umsetzung von Natura 2000

11

Werner Hempel Historische und geobotanische Spezifika der Oberlausitzer Kiefernheide

20

Christoph Hettwer Verbreitung und Zustand sächsischer Heiden als FFH-Lebensraumtypen

25

Wolfgang Böhnert, Holm Riebe, Frank Meyer, Philipp Brade, Peter Heyne & Sabine Walter Die sächsischen Zwergstrauchheiden – ein geobotanischer Überblick

32

Hellmut Naderer & Ilona Grimm Heidemanagement in der Syrau-Kauschwitzer Heide

69

Peter Heyne Offenlandmanagement im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft,

76

Peter Kneis Heideerhaltung mit Schafen im Naturschutzgebiet Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain

83

Björn Conrad Heideprojekt Niederlausitz – Konzept und erste Ergebnisse

91

Klaus Richter & Friederike Zinner Ergebnisse des Heidemonitorings in der Königsbrücker Heide seit dem Jahr 2000

101

Werner Härdtle, Goddert von Oheimb, Silke Fottner, Marion Niemeyer & Thomas Niemeyer Zur Wirkung verschiedener Pflegeverfahren auf den Stickstoff- und Phosphorhaushalt von Heideökosystemen

117

Manfred Lütkepohl Visionen zur Erhaltung der Heiden

125

Weiterführende Literatur

130

Vorwort

5

Vorwort Die ostdeutschen Heiden weisen – abgesehen von ihrer eminent kulturhistorischen und naturschutzfachlichen Bedeutung – zwei Besonderheiten auf: Sie liegen am Rande des Verbreitungsgebietes der europäischen Heiden und sie sind, mit Ausnahme kleinerer Flächen, großräumig auf Truppenübungsplätzen konzentriert. Daraus resultiert für die betroffenen Bundesländer, hier speziell für Sachsen, eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Lebensraumtypen. Gerade dieser Thematik widmet sich die Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt mit verschiedenen Vorträgen schon seit geraumer Zeit. Erstmals gelang es nun, eine bundesweite Fachtagung gemeinsam mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zu veranstalten, die die Bedeutung der sächsischen Heiden umfassend würdigte und Möglichkeiten diskutierte, wie diese speziellen Lebensräume zu erhalten sind. Der vorliegende Tagungsband beinhaltet die Beiträge der Veranstaltung, die vom 29. bis zum 31. August 2008 im Landhotel „Zum Heideberg“ in Quitzdorf bei Kollm stattfand. Wir freuen uns, damit eine umfassende Darstellung über Situation, Bewertung und Management der sächsischen Heidelandschaften vorlegen zu können. Der Zustand der Heiden Sachsens, die rund sechs Prozent der Landesfläche (3.400 ha) einnehmen, verschlechtert sich fortwährend. Die wichtigsten Gründe hierfür liegen auf der Hand: Verbuschung, Eutrophierung, Managementfehler. Der Beitrag des Bundesamtes für Naturschutz, der zunächst die Situation der Heiden und die Bewertung ihres Zustandes in Deutschland sowie in der Europäischen Union beschreibt, stellt die Verantwortung Sachsens für diese Lebensräume auf seinem Territorium explizit dar: Mit der Meldung der Heiden als NATURA 2000-Gebiete an die Europäische Union hat der Freistaat eine aktive Erhaltungsverpflichtung übernommen. Des Weiteren werden im Aufsatz Besonderheiten und Bedeutung der sächsischen Heiden aus bundesdeutscher Sicht im Kontext von Natura 2000 dargestellt. Andere Aufsätze befassen sich mit dem historischen Heidebegriff und landläufigen Vorstellungen von Heide. Hier spielen der spätromantische Heimatdichter Hermann Löns und seine Schilderungen der im August/September violettblau leuchtenden Lüneburger Heide eine große Rolle. Dieses Bild kann jedoch nicht undifferenziert auf ostdeutsche, speziell sächsische Heiden übertragen werden.

Neben Beiträgen über Verbreitung und Zustand der sächsischen Heiden gibt es Portäts der einzelnen Heidetypen. Es wurde zudem speziell über historische und vegetationskundliche Aspekte der Oberlausitzer Kiefernheide berichtet. Heiden sind durch Nutzung entstanden und können wiederum nur durch angepasste Nutzung geschützt werden. Sie bieten Lebensraum für viele spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Erörtert werden Methoden, Grenzen, Kosten und Perspektiven des Heidemanagements in Sachsen und den angrenzenden Bundesländern. Ein Praxisbeitrag aus Niedersachsen verdeutlicht die Auswirkungen von kontrolliertem Brennen auf Vegetation und Nährstoffsituation in Heide-Ökosystemen. In den letzen Jahren wurden zahlreiche neuere Forschungsergebnisse publiziert, doch es existieren kaum Quellen, die einen Überblick über die verschiedenen Lebensraumtypen der sächsischen Heiden vermitteln oder deren Bedeutung aus bundesdeutscher Sicht würdigen. Diese Lücke versucht die vorliegende Broschüre zu schließen. Hier wird auch erstmals eine Zusammenfassung der Einzeldarstellungen über die naturräumliche Ausstattung sowie die weitere Pflege und Entwicklung von sächsischen Heidelebensraumtypen versucht. Am Ende der Tagung erarbeiteten die Teilnehmer ein Papier zur Erhaltung der Heiden, das als „Kollmer Thesen“ den Band abrundet. An dieser Stelle sei den Referenten herzlich gedankt, die mit ihrem Engagement eine gleichbleibend hohe Qualität der Tagung gewährleisteten und die uns ihre überarbeiteten Beiträge für die Veröffentlichung zur Verfügung stellten.

Bernd Dietmar Kammerschen Stiftungsdirektor Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt

Einleitung

7

Einleitung Als zentrales naturschutzpolitisches Instrument hat das Schutzgebietssystem Natura 2000 den Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa zum Ziel. Es umfasst die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz FFH-Richtlinie) und die Vogelschutz-Richtlinie. Nach der Verabschiedung der FFH-Richtlinie im Jahr 1992 stand in Sachsen zunächst die Meldung der Gebiete an die EU-Kommission im Vordergrund. Die FFH-Gebietskulisse umfasst heute 168.661 ha, das entspricht 9,16 % der sächsischen Landesfläche. Zusammen mit den Vogelschutzgebieten stehen insgesamt 15,9 % der Landesfläche unter dem Schutz von Natura 2000. Seit 2003 findet in diesen Gebieten die Managementplanung statt. Dabei werden FFH-Lebensräume und -Arten erfasst sowie Vorschläge zu deren Schutz und Erhaltung erarbeitet. Die Umsetzung der Maßnahmen ist ein wichtiges Mittel bei der Sicherung der Artenvielfalt. Gleichzeitig ist im Rahmen der FFH-Berichtspflicht alle sechs Jahre der Zustand von Lebensräumen und Arten zu bewerten. Dieser Bericht wurde Ende letzten Jahres an die EU-Kommission übermittelt. Die Kollmer Fachtagung bot eine gute Möglichkeit, Ergebnisse aus Managementplanung, Berichtspflichten und dem Heidemanagement vorzustellen und zu diskutieren. Aus der Liste der knapp 50 FFH-Lebensräume und ca. 130 Arten in Sachsen wurden die Heiden als Veranstaltungsthema ausgewählt, da sie in Sachsen immerhin rund 3.400 ha einnehmen und ihr Zustand sich durch die Nutzungsaufgabe, vor allem auf ehemaligem Militärgelände, verschlechtert hat. Heiden gehören außerdem zu den klima-sensitiven Lebensräumen.

Insbesondere die Gruppe der Feuchten Heiden ist beim prognostizierten Klimawandel zusätzlichen Belastungen ausgesetzt. Deshalb ist ein besseres Verständnis ihrer Ökologie und ihres Zustands erforderlich, um wirksame Gegenmaßnahmen zu treffen. Vor dem Hintergrund der auch in Sachsen geringen Finanzmittel für den Naturschutz stellt sich die drängende Frage nach kostengünstigen und effizienten Möglichkeiten, die Heiden für die Zukunft zu sichern. Die Fachtagung schloss bewusst Beiträge aus anderen Bundesländern und dem Heidegebiet um Przemkow in Polen ein, weil beim Schutz der Heiden länderübergreifend ähnliche Probleme auftreten. Der Erhalt der Heiden ist eine europäische Aufgabe, sodass sich ein umfassender gegenseitiger Austausch zum Erhalt dieser Lebensräume immer lohnt.

AUTOR Norbert Eichkorn Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Postfach 54 01 37 01311 Dresden

Norbert Eichkorn

Kollmer Thesen

9

Kollmer Thesen Ergebnisse und Empfehlungen der Tagung „NATURA 2000 – Heiden in Sachsen“ 1. Mit dem Begriff „Heiden“ verbindet sich heute ein breites Spektrum an Vegetationseinheiten und Natura 2000-Lebensraumtypen. 2. Die Gemeinsamkeit aller „Heiden“ in Deutschland besteht nicht im jeweiligen Vegetationsbild, sondern der Begriff „Heide“ wird regional differenziert und für die unterschiedlichsten Vegetations- und Landschaftstypen gebraucht: im nordwestdeutschen Flachland für offene Besenheide- oder Glockenheide-Gesellschaften, in Süddeutschland für waldarme Triften mit Trockenrasengesellschaften, im Erzgebirge für Hoch- und Zwischenmoore. In Ostdeutschland werden auch Wälder, die aufgrund der schlechten Qualität des Bodens bei den großen Rodungsprozessen des Mittelalters von der Umwandlung in Ackerland verschont blieben, als Heiden bezeichnet. Bei diesen Wald- bzw. Kiefernheiden handelt es sich meist um Bestände auf grundwasserfernen, trockenen, bodensauren Sanden. 3. Trotz der Verschiedenartigkeit der Vegetation war allen Heiden im deutschsprachigen Raum Nährstoffarmut und gemeinschaftliche Nutzung, d. h. kein ausgesprochener Privatbesitz, gemeinsam. 4. Heiden weisen einen großen Reichtum an zu einem beträchtlichen Teil seltenen und gefährdeten, hochspezialisierten, an extreme Bedingungen angepassten Pflanzen- und Tierarten sowie Vegetations- und Biotoptypen auf. 5. Die offenen, weitgehend baumfreien bzw. -armen Zwergstrauchheiden sind in ihren vielfältigen Ausbildungsformen als Lebensraumtypen im Rahmen von Natura 2000 definiert worden. Es besteht nach europäischem Recht die Verpflichtung, diese Lebensraumtypen zu erhalten, ihrem weiteren Rückgang entgegenzuwirken und ihre Qualität zu verbessern. Das liegt auch im nationalen und im jeweiligen regionalen Interesse. 6. Die besondere Verantwortung für die Erhaltung der ostdeutschen Heiden resultiert u. a. aus ihrer Lage am Rande des europäischen Verbreitungsgebietes. 7. Mit Ausnahme von einzelnen Heidetypen (z. B. Felsbandheiden) oder extremen Sonderstandorten sind Heiden das Ergebnis früherer (traditioneller), heute überlebter Landnutzungsformen. 8. Abgesehen von den natürlichen Voraussetzungen (insbesondere vom geologischen Untergrund) beruht(e) die Nährstoffarmut der Heiden auf einer permanenten Entnahme von Biomasse (vor allem zu Düngung und Einstreu). Großflächige Heiden entstanden auch auf Truppenübungsplätzen, wo sich heute die bedeutendsten großen Heideflächen in Deutschland befinden. 9. Der Wegfall dieser traditionellen Nutzungsformen führte zur Gefährdung und zum starken Rückgang der Heiden in ganz Europa. 10. Die verbliebenen Heiden in Deutschland befinden sich in einem überwiegend ungünstigen Erhaltungszustand. 11. Heiden sind nicht nur als Lebensraumtypen und wegen ihrer Biodiversität bedeutsam, sondern auch als kulturhistorische Landschaftselemente. 12. Heiden werden wegen ihrer Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und als Landschaften, die sich durch das lange andauernde Zusammenspiel menschlicher und natürlicher Einflüsse entwickelt haben, in weiten Bevölkerungskreisen geschätzt. Heiden dienen als Lehrobjekte für die Förderung von Verständnis für die Geschichte der Kulturlandschaft. 13. Zur Erhaltung offener (unbewaldeter) Zwergstrauchheiden ist eine dauerhafte Pflege nötig. Je nach geologischem Untergrund, Vegetationstyp, Klima, regionalen wirtschaftlichen Bedingungen usw. kommen unterschiedliche Pflegeregimes infrage. 14. Es besteht ein erheblicher Forschungsbedarf zur Klärung der vielen noch offenen Fragen, z. B. zu Stoffflüssen, zur Auswirkung unterschiedlicher Pflegeverfahren auf die Lebensgemeinschaften, zur Feststellung der geeignetsten Pflegeansätze, zu Fragestellungen, die sich aus dem Monitoring ergeben.

Olaf Bastian

10

Olaf Bastian

15. Für die Überwachung des guten Erhaltungszustands wird ein umfassendes und zweckmäßiges Monitoring etabliert. 16. Pflege ist, wo möglich, durch ökonomisch sich selbst tragende zukunftsorientierte Nutzungen zu ersetzen. 17. Unvermeidbare finanzielle Defizite müssen durch langfristige öffentliche Förderungen ausgeglichen werden (z. B. Zuschüsse für Beweidung mit alten Landschafrassen). 18. Heiden sind stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Das wird in jenen Regionen (besonders in Ostdeutschland) erschwert, wo Heiden aus Truppenübungsplätzen hervorgegangen sind und Munitionsbelastung sowie Betretungsverbote die Zugänglichkeit einschränken. 19. Die Probleme der Munitionsbelastung erfordern durch die Klärung der damit verbundenen rechtlichen Fragen ggf. den Einsatz kostengünstiger Sondierungsverfahren zur Risikoabschätzung und den Einsatz munitionsgeschützter Technik. 20. Die lediglich kleinflächige Bewahrung von Heide-Lebensraumtypen ist nicht ausreichend. Es sind die Erhaltung und Entwicklung großflächiger Heidelandschaften, auch im Sinne eines landschaftsästhetischen Erlebnisses, zu unterstützen. Hierfür sind regionale Leitbilder zu entwickeln. 21. Dem Biotopverbund (Kohärenz) von Heideflächen ist höhere Aufmerksamkeit zu schenken. Ein interessanter Ansatz ist z. B. die Nutzung von Hochspannungsleitungstrassen und inneren Waldsäumen. 22. Erhaltung, Pflege und Entwicklung von Heiden setzt das vertrauensvolle Zusammenwirken aller relevanten Akteure, insbesondere zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft, voraus. 23. Dort, wo ggf. widersprüchliche bzw. dem Schutz von Heiden zuwiderlaufende Regelungen bestehen und z. B. die Umwandlung lichter Waldbestände bzw. zugewachsener ehemaliger Heiden erschweren, sind diese Regelungen zu modifizieren: Im Rahmen genehmigter Projekte sind Möglichkeiten zur qualitativen Verbesserung vorhandener und zur Schaffung neuer Heideflächen einzuräumen. 24. Im Falle der Oberlausitzer bzw. ostdeutschen Kiefernheiden ist die Schutzwürdigkeit und -fähigkeit ausgewählter Bestände zu prüfen. Einerseits stehen bestimmte Typen von Kiefernwäldern auf der Roten Liste (z. B. Wintergrün-Kieferntrockenwald, der durch Streunutzung begünstigt wurde). Andererseits ist als Schutzgrund zu sehen, dass die Kiefernheiden zwar das Ergebnis einer naturschädigenden, keinesfalls nachhaltigen Nutzungsform, aber auch ein kulturhistorisches Zeugnis, ein im Schwinden begriffenes Relikt vergangener Zeiten verkörpern. Sie stellen (nach A. Scamoni 1980) ein „Demonstrationsobjekt für den ehemaligen Raubbau am Waldfond“ dar, „gleichsam ein abschreckendes Beispiel“. Ein wesentlicher Gesichtspunkt für ihre Erhaltung ist auch ihre auffällige Erscheinungsform: „Sie bieten sich an, in die Erholungswälder einbezogen zu werden, da erfahrungsgemäß nicht alltägliche Bestandsbilder eine besondere Anziehungskraft ausüben.“

Literatur SCAMONI, A. (1980): Soll man mißhandelte Kiefernbestände schützen? In: Naturschutzarbeit in Berlin und Brandenburg 16 (3).

Die Thesen wurden mit allen Autoren des Tagungsbandes abgestimmt.

Autor Dr. Olaf Bastian Waldteichstr. 47 01468 Moritzburg

Sächsische Heiden im bundesdeutschen Blickpunkt bei der Umsetzung von Natura 2000

11

Sächsische Heiden im bundesdeutschen Blickpunkt bei der Umsetzung von Natura 2000

1 EINFÜHRUNG: DIE FFH-RICHTLINIE UND NATURA 2000 Die FFH-Richtlinie (1992) ist zusammen mit der Vogelschutzrichtlinie (1979) das Kernstück der Naturschutzpolitik der EU und soll die Biodiversität in Europa für künftige Generationen bewahren und entwickeln. Um dem Rückgang der Biodiversität zu begegnen, wurde u. a. ein Schutzgebietsnetz Natura 2000, bestehend aus den FFH- und den Vogelschutzgebieten, aufgebaut. Darüber hinaus gibt es spezielle Artenschutzbestimmungen und eine Reihe weiterer Verpflichtungen zur Kohärenzsicherung, zu Berichtspflichten und zur Sicherung des Erhaltungszustandes (SSYMANK et al. 1998, BALZER & SSYMANK 2005). Für Deutschland sind in den Anhängen der FFH-Richtlinie 91 Lebensraumtypen und 258 Arten von gemeinschaftlicher (europäischer) Bedeutung genannt, wobei die Natura 2000-Gebiete für die Lebensraumtypen und 133 Arten des Anhangs II ausgewählt wurden. Das deutsche Netz Natura 2000 ist für die FFH-Gebiete nach einem langen Meldeprozess in Deutschland mit 4.617 Gebieten auf insgesamt 9,3 % der terrestrischen Fläche und weiteren ca. 2 Mio. ha der marinen Flächen abgeschlossen. Diese Gebiete sind auch seit Ende 2007 auf der Gemeinschaftsliste der EU (EUROPEAN COMMISSION 2008 a-c) aufgenommen und anerkannt (mit einer noch strittigen Ausnahme im Emsästuar). Bei den Vogelschutzgebieten sind derzeit 734 Gebiete mit 11,1 % der terrestrischen Landesfläche benannt, allerdings gibt es hier noch Nachmeldebedarf in bestimmten Bundesländern. Wegen vielfältiger Überschneidungen der FFH- und Vogelschutzgebiete nimmt das Netz Natura 2000 rund 14 % der Landesfläche Deutschlands ein (interaktive Gebietskarte, z. B. DVD bei VISCHER-LEOPOLD et al. 2008). Heiden sind Lebensräume von besonderer kulturhistorischer und herausragender naturschutzfachlicher Bedeutung. Im Folgenden soll daher die Situation der Heiden und die Bewertung ihres Zustandes in Deutschland und in der EU als Ergebnis der FFH-Berichte der Mitgliedstaaten dargestellt werden. Besonderheiten und Bedeutung der sächsischen Heiden werden aus bundesdeutscher Sicht im Kontext von Natura 2000 dargestellt und in einem Ausblick zentrale Probleme und Lösungswege zum Erhalt der Heiden aufgezeigt. 2 HEIDEN IN DEUTSCHLAND UND IN DER EUROPÄISCHEN UNION Der Begriff Heide hat einen kulturhistorischen Hintergrund im Sinne von öffentlichem, von der Allgemeinheit oft als Weide nutzbarem Land und

ist zunächst kein vegetationskundlicher Begriff. Je nach Landschaftsausstattung werden daher unterschiedliche Biotope und Biotopkomplexe als Heiden bezeichnet, so etwa die beweideten Halbtrockenrasenlandschaften in Süddeutschland auf Kalk oder die norddeutschen Calluna-Heiden auf Sandböden. In der FFH-Richtlinie und in der paläarktischen Biotopklassifizierung sind Heiden im Wesentlichen als von Ericaceen dominierte Biotope definiert (SSYMANK et al. 1998; EUROPEAN COMMISSION 2007). Einen aktuellen Überblick über die Heiden und Sandtrockenrasen in Deutschland im Kontext der Umsetzung der FFH-Richtlinie gibt SCHRÖDER et al. (2008). Darüber hinaus beinhaltet die FFH-Richtlinie aber eine ganze Reihe weiterer Lebensraumtypen, etwa Sandtrockenrasen, Flechten-Kiefernwälder oder bodensaure Eichenwälder auf Sand, die zum typischen Bild der Heidelandschaften gehören und Teil derer sind. An den Küsten fällt die gesamte Dünen-Sukzesskion von der Vordüne bis zu den Dünengebüschen unter Einschluss der beiden Dünen-Heidetypen unter den Schutz der FFH-Richtlinie. Im Binnenland sind z. B. auch Heidegewässer wie die dystrophen oder oligotrophen Heideseen ebenfalls als Lebensraumtypen abgedeckt. Betrachtet man die Heide-Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie im engeren Sinn, so gehören dazu sieben bzw. acht Lebensraumtypen (LRT) des Anhangs I der FFH-Richtlinie: 2140* Entkalkte Dünen mit Empetrum nigrum, 2150* Festliegende entkalkte Dünen der atlantischen Zone (Calluno-Ulicetea) 2310, Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista (Dünen im Binnenland), 2320 Trockene Sandheiden mit Calluna und Empetrum nigrum (Dünen im Binnenland), 4010 Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit Erica tetralix, 4030 Trockene europäische Heiden, 4060 Alpine und boreale Heiden, 5130 Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und -rasen. Die beiden ersten Heide-Typen mit einer Vegetation der Empetrion nigri (Böcher 1943) bzw. des Genistion pilosae (Duvign 1942) kommen ausschließlich an den Küsten der Nord- und Ostsee vor. Die alpinen Heiden des Lebensraumtyps 4060 sind im Wesentlichen auf die subalpine und alpine Stufe der Alpen mit Vegetation vor allem der LoiseleurioVaccinietea (Eggler 1952) und der Erico-Pinetea (Horvat 1959) sowie des Verbandes Erico-Pinion

Axel Ssymank

12

Axel Ssymank

bandheiden an der Trockengrenze des Waldes auf flachgründigen Felsstandorten. Die Feuchtheiden des Lebensraumtyps 4010 gehören zum Verband Ericion tetralicis (Schwick 1933; Abb. 1). Der Lebensraumtyp Wacholderheiden (5130) umfasst sowohl Halbtrockenrasen auf Kalk mit Wacholdergebüschen (z. B. in der Schwäbischen und Fränkischen Alb), als auch Zwergstrauchheiden mit Calluna vulgaris und Wacholdergebüschen, wie sie in den nord- und ostdeutschen Heiden auf Sandböden vorkommen. Während die Gesamtbestände in der kontinentalen Region Deutschlands mit ca. 5.500 ha (vgl. Tab. 1) recht hoch sind, liegt in Sachsen lediglich ein kleines Vorkommen in der Wacholderheide bei Sprey in der Muskauer Heide. Für weitere Angaben zu Verbreitung und Erhaltungszustand sächsischer Heiden wird auf den Beitrag von HETTWER (im selben Band) verwiesen. Der Gesamtbestand der deutschen Heiden beträgt ca. 63.000 ha, wobei rund zwei Drittel auf die kontinentale und ein Drittel auf die atlantische Region entfallen (Tab. 1).

Abb.1: Feuchtheiden des Lebensraumtyps 4010 des Verbandes Ericion tetralicis mit der Glockenheide (Erica tetralix; Foto: A. Ssymank).

mugo (Leibundgut 1948) beschränkt und haben daher ebenfalls keine sächsischen Vorkommen. Die Heiden der Binnendünen in Sachsen gehören ausschließlich zum Lebensraumtyp 2310; Vorkommen mit Krähenbeere (2320) fehlen. Somit kommen in Sachsen vier der o. g. Heide-Lebensraumtypen vor. Dabei weisen die Trockenen europäischen Heiden (4030) mit Vegetation des Genistion pilosae die größte standörtliche Variationsbreite auf. Sie umfassen z. B. die Bergheiden (Vaccinio-Callunetum; Büker 1942) der Mittelgebirge, großflächige sekundäre Sandheiden und primäre schmale FelsTab. 1: Gesamtbestand der Heiden in Deutschland (alle Angaben in ha). Quelle: Nationaler Bericht 2007 nach Art. 17 FFHRichtlinie (nach SCHRÖDER et al. 2008, geändert). Hinweis: LRT 5130 enthält nur teilweise Zwergstrauchheiden und ist daher als Schätzung in den Gesamtbestand eingegangen.

LRT

3 DER ERHALTUNGSZUSTAND VON HEIDEN In der FFH-Richtlinie ist der Erhaltungszustand der Maßstab für eine erfolgreiche Umsetzung und die ggf. notwendigen Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege der Lebensraumtypen oder Arten. Er stellt die Bilanz dar und ist Steuerungsinstrument für Management, Finanzierung und Schutzmaßnahmen. Im Rahmen der Berichtspflichten nach Art. 17 FFH-Richtlinie wird daher alle sechs Jahre ein nationaler Durchführungsbericht erstellt, in dem der Erhaltungszustand aller Lebensraumtypen

atlantische Region kontinentale Region [ha] [ha]

alpine Region [ha]

Deutschland [ha]

2140

1.480

16

1.496

2150

247

135

382

2310

1.862

3.240

5.101

2320

510

100

610

4010

1.661

253

1.914

4030

15.380

33.538

48.918

4060 5130 Summe

5 526

5.518

ca. 21.500

ca. 40.000

1.500

1.505 6.044

1.500

ca. 63.000

Sächsische Heiden im bundesdeutschen Blickpunkt bei der Umsetzung von Natura 2000

LRT

Kurzbezeichnung

Sachsen DE kont. EU kont. Vorkommen in anderen Mitgl.-staaten

2140 Küstendüne, Empetrum

-

U1

U1

DE, DK, PL, SE

2150 Küstendüne, Calluna

-

U2

U2

DE

2310 Binnendüne, Calluna

v

U1

U1

DE, DK, BE

2320 Binnendüne, Empetrum

-

U2

U2

DE, DK, SE

4010 Feuchte Heiden

v

U1

U2

BE, DE, DK, FR, PL, SE

4030 Tockene Heiden

v

U2

U2

AT, BE, CZ, DE, DK, FR, IT, LU, PL, SE

4060 Alpine Heiden

-

FV

FV

CZ, DE, FR, IT, PL

5130 Wacholderheiden

v

U1

U2

AT, BE, CZ, DE, DK, FR, IT, LU, PL, SE, Sl

und Arten der Anhänge der FFH-Richtlinie in allen biogeografischen Regionen (für Deutschland atlantisch, alpin, kontinental) bewertet wird (vgl. BALZER et al. 2008; Nationaler Bericht 2007). Auf EU-Ebene wird hier ein standardisiertes Bewertungsverfahren verwendet, welches im Ergebnis ein „Ampelschema“ mit den Bewertungsstufen grün (günstig), gelb (ungünstig, unzureichend) und rot (ungünstig, schlecht) verwendet. Die Bewertung erfolgt anhand von vier Einzelparametern, aus denen sich der Gesamtwert ergibt. Für die Lebensraumtypen sind das: aktuelles natürliches Verbreitungsgebiet, aktuelle Fläche, spezifische Strukturen und Funktionen sowie Zukunftsaussichten. Anhand des zweiten Durchführungsberichts für den Zeitraum 2000 bis 2006 (Nationaler Bericht 2007) und des vorläufigen Ergebnisses auf EU-Ebene zum Gemeinschaftsbericht (http://biodiversity.eionet. europa.eu/article17) soll der Erhaltungszustand der Heiden dargestellt und diskutiert werden. In Tab. 2 sind die Bewertungen für die Heiden in der kontinentalen Region Deutschlands aufgeführt, an der auch Sachsen Anteil hat. Zum Vergleich steht daneben die Bewertung auf EU-Ebene mit Angabe der Mitgliedstaaten, die Anteil an dieser Bewertung haben (Vorkommen des jeweiligen Lebensraumtyps). Danach sind einzig die alpinen Heiden in einem günstigen Erhaltungszustand. Alle anderen Heide-Lebensraumtypen sind in einem ungünstigen Zustand (gelb oder rot), wobei der Erhaltungszustand in der kontinentalen Region auf EU-Ebene tendenziell noch schlechter eingestuft wurde als in Deutschland. Auch für die atlantische Region ist der Erhaltungszustand der Heiden ähnlich alarmierend. (Die jeweiligen Ergebnisse und

Karten können unter http://biodiversity.eionet. europa.eu/article17 abgerufen werden.) Da die Bewertung des Erhaltungszustandes differenziert mit den vier o. g. Einzelparametern erfolgt, lässt sich auch eine erste Analyse machen, welche Faktoren für den ungünstigen Zustand verantwortlich sind. Tab. 3 gibt eine Übersicht über die Bewertung der Einzelparameter für die Heiden in Deutschland. Hierbei wird deutlich, dass die Gesamtverbreitung in ihren Außengrenzen noch weitgehend stabil ist (Verbreitungsgebiete bzw. -range), d. h. überwiegend grün bewertet wurde. Aufgrund der historisch bedingten starken Flächenverluste, die zum Teil immer noch andauern (vor allem durch Sukzession) und der oft starken Fragmentierung bis auf kleine Restflächen ist der Parameter Fläche bereits bei den meisten Heide-Lebensraumtypen in der kontinentalen Region mit „ungünstig, unzureichend“ (gelb) bewertet worden. Beim Parameter Struktur und Funktionen sowie bei den Zukunftsaussichten gibt es einige Rot-Bewertungen, die auch die qualitativen Gefährdungen der Heiden widerspiegeln. Der recht hohe Anteil von Grau-Bewertungen (unbekannt) bei Struktur und Funktionen in der kontinentalen Region rührt daher, dass sich die Bewertung auf die gesamten Vorkommen bezieht, aber ausreichende Daten bisher häufig nur aus den Natura 2000-Gebieten vorlagen. Diese Situation wird bei künftigen Berichten durch die Daten des allgemeinen Monitorings (Art. 11 FFH-Richtlinie) verbessert werden. Insgesamt hat die Bewertung des Erhaltungszustandes der Heiden im Rahmen der FFH-Richtlinie bestätigt, was schon mit der Roten Liste Biotope (RIECKEN et al. 2006) grundsätzlich bekannt war.

13

Tab. 2: Erhaltungszustand der Heiden in der kontinentalen Region Deutschlands im Vergleich zur EU-Bewertung. Legende: Sachsen: v – vorkommend; DE kont. bzw. EU kont.: Bewertung des Erhaltungszustandes in der jeweiligen kontinentalen Region Deutschlands bzw. der EU mit: FV (grün) günstig, U1 (gelb) unzureichend, U2 (rot) ungünstig, schlecht.

14

Axel Ssymank

Range LRT

atl.

kont.

2140

FV

2150

Fläche

Gesamtbewertung

atl.

kont.

atl.

kont.

atl.

kont.

kont.

FV

FV

U1

FV

U1

FV

U1

FV

U1

FV

FV

XX

U1

U2

U2

U1

U1

U2

U2

2310

U1

FV

U1

U1

U2

XX

U1

U1

U2

U1

2320

XX

FV

U1

XX

U2

XX

U1

U2

U2

U2

4010

XX

U1

U2

U1

U1

U1

U1

U1

U2

U1

4030

FV

U1

FV

U2

FV

U1

FV

U2

FV

U2

FV

5130

FV

FV

U1

Tab. 3: Einzelparameter der Bewertung des Erhaltungszustandes der Heiden in Deutschland; Legende für Erhaltungszustand s. Tab. 2, grau: unbekannt.

Tab. 4: Gefährdung und Regenerierbarkeit der HeideLebensraumtypen in Deutschland nach der Roten Liste Biotope (RIECKEN et al. 2006; weitere Erläuterungen im Text). Legende (Regenerierbarkeit): s – schwer, k – kaum.

FV FV

alp.

Zukunftsaussichten

atl.

4060

alp.

Struktur/Funktion

U1

U1

FV FV

alp.

XX

XX

Zwar lassen sich die Biotoptypen nicht 1 : 1 den FFH-Lebensraumtypen zuordnen, aber oft gehören mehrere Biotoptypen zu einem Lebensraumtyp nach Anhang I. Dann lassen sich Spannweiten der Gefährdungen für die FFH-Lebensraumtypen ableiten (VISCHER et al. 2008) und auch die Regenerierbarkeit zuordnen (vgl. Tab. 4). Danach sind fast alle FFH-Heide-Lebensraumtypen in Deutschland als mindestens gefährdet bis stark gefährdet einzustufen. Die Regenerierbarkeit der meisten Heide-Typen wurde mit schwer regenerierbar, d. h. nur in langen Zeiträumen (15 bis 150 Jahre) eingestuft. Im nationalen Bericht wurden auch die Hauptgefährdungen und Nutzungen der Lebensraumtypen angegeben. Wertet man das tabellarisch für die deutschen Heide-Lebensraumtypen aus (Tab. 5), Code

FV FV

FV

alp.

FV

alp.

U1

FV FV

U1

so lassen sich drei Kategorien der Gefährdungsfaktoren bilden: Eine erste Gruppe ist eng mit der Nutzung und dem Management von Heiden verknüpft. Hohe Nutzungsintensität kann zur Beeinträchtigung oder Gefährdung führen, zu geringe Nutzungsintensität führt zu schlechten Pflegezuständen. Da die meisten Heiden sekundäre Kulturformationen sind, müssen sie offen gehalten werden und brauchen ein Mindestmaß an Pflege. In diese Gruppe gehören landwirtschaftliche Nutzungen wie Beweidung, Änderungen der Nutzungsart (soweit sie die Heide nicht zerstören) und militärische Nutzungen. Eine zweite Gruppe von Hauptgefährdungsfaktoren trifft auf fast alle Heide-Typen zu und umfasst Eutrophierung (meist atmogen), Düngung, Sukzes-

Kurzbezeichnungen BfN

Rote Liste 2006

Regenerierbarkeit

2140*

Küstendünen mit Krähenbeere

2

s

2150*

Küstendünen mit Besenheide

2

s

2310

Sandheiden mit Besenheide und Ginster auf Binnendünen

1-2*

s

2320

Sandheiden mit Krähenbeere auf Binnendünen

1-2*

s

4010

Feuchte Heiden mit Glockenheide

1-2*

k

4030

Trockene Heiden

1-3

s

4060

Alpine und boreale Heiden

1-3

s/k

5130

Wacholderbestände auf Zwergstrauchheiden oder Kalkrasen

2-(3)

s

Binnendünen, Empetrum

feuchte Heiden

trockene Heiden

2150

2310

2320

4010

4030

Wacholderheiden

Binnendünen, Calluna

2140

15

alpine Heiden

Küstedünen, Calluna

Heide- LRT

Küstedünen, Empetrum

Sächsische Heiden im bundesdeutschen Blickpunkt bei der Umsetzung von Natura 2000

4060 5130

Beinträchtigungen versus Management Beweidung, landwirtschaftliche Nutzung

++

++

++

++

+

++

Militär

+

+

+

+

Änderungen der Nutzungsart

+

+

+

+

++

++

++

++

++

++

+

+

+

+

++

++

+

Hauptgefährdungen der meisten Heiden Eutrophierung (atmogen) Luftverschmutzung

+

+

Luftverschmutzung Düngung

++

Sukzession Sand-, Kies- und anderer Abbau Siedlung und Verkehr: Fl, QU

+

+

Aufforstungen

+

+

Anpflanzungen nicht autochthoner Arten

++

++

Veränderungen Meeresströmungen

++

++

Deiche, Küstenschutz

++

++

Sport und Freizeitaktivitäten

++

++

Invasive Species

++

++

++

++

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

++

++

+

+

++

+

+ +

Besonderheiten einzelner Heidetypen

Veränderungen des Wasserhaushalts, Drainage

sion infolge Nutzungsaufgabe, Einwandern invasiver Arten, Flächenverluste durch Abbau von Sand und Kies, durch Aufforstungen und durch Siedlung und Verkehr. Ferner gibt es noch eine Gruppe von Gefährdungen, die spezifisch für bestimmte Lebensraumtypen der Heiden sind. Dazu gehören

+

Veränderungen von Meeresströmungen, Deiche, Küstenschutz und Einbringen nicht autochthoner Arten bei den Dünenheiden oder Veränderungen des Wasserhaushalts bei den Feuchtheiden. So fällt auch hier positiv auf, dass bei den alpinen Heiden relativ gesehen weniger Gefährdungen angegeben werden.

Tab. 5.: Beeinträchtigungen und Gefährdungen von HeideLebensraumtypen in Deutschland (Quelle: basierend auf Daten aus dem Nationalen Bericht 2000 bis 2006); Legende: ++ häufig genannt, oft starke Beeinträchtigung, + mehrfach genannt, fallweise Beeinträchtigung, grau: unbekannt.

16

Axel Ssymank

Neben direkten Flächenverlusten sind sicher Schlüsselfaktoren für Heiden eine ausreichende Pflege oder ein ausreichendes Management, da Sukzession je nach Heide-Typ innerhalb weniger Jahre zunächst zu qualitativen Veränderungen und schließlich ebenfalls zu Flächenverlusten führt. Das ist an den enormen Verlusten durch Sukzession auf vielen ehemaligen Truppenübungsplätzen seit der Wiedervereinigung Deutschlands zu beobachten. Dabei kann die Sukzession von Sandtrockenrasen über Heiden zu Gebüschen und Wäldern verlaufen, was vorübergehend zu einem Flächenzuwachs der Heiden führen kann. In jedem Fall verschwinden aber die ursprünglichen Heideflächen und die Sukzession von Sandtrockenrasen oder offenen Sandflächen kann auch über langlebige Reitgrasbestände oder direkt zu Gehölzen verlaufen, ohne dass Heidevegetation entsteht. Ein weiteres großes Problem ist die viel zu hohe atmosphärische Eutrophierung, die sich nur schwer durch Pflegemaßnahmen kompensieren lässt (vgl. die Bilanzen bei HÄRDTLE in diesem Band). Im ICP/UNECE Handbuch (ICP Modelling and Mapping 2004) werden als Belastungsgrenzen für trockene und feuchte Heiden 10 bis 20 (max. 25) kg/ha/Jahr Gesamtstickstoffdeposition angegeben. Bei Überschreitung kommt es zu deutlichen Veränderungen der Heideökosysteme mit Vergrasungserscheinungen, Verlust der Kryptogamen (vor allem Flechten) als Teil der charakteristischen Arten und Veränderungen in der Fauna. In Deutschland werden in manchen Regionen bereits Spitzenwerte von über 80 kg/ha/Jahr Stickstoffdeposition erreicht. Die critical loads sind auf über 90 % der Fläche der Bundesrepublik überschritten. Allerdings geht es den sächsischen Heiden mit deutlich geringeren Stickstoffdepositionen als in Nordwestdeutschland noch vergleichsweise gut. Das bedeutet für ein gutes Management gute Chancen, einen günstigen Erhaltungszustand dauerhaft sichern zu können. Inwieweit sich Klimaveränderungen auf die Feuchtheiden auswirken werden, ist schwer abzuschätzen, zumal der Wasserhaushalt vieler Feuchtheiden auch durch großräumigen Tagebau in Sachsen verändert wurde und sich noch weiter verändern wird. 4 SÄCHSISCHE HEIDEN IM BUNDESDEUTSCHEN BLICKPUNKT Die sächsischen Heiden umfassen einige größere Vorkommen, von denen z. B. der Truppenübungsplatz Oberlausitz (DE 4552301) in der Flächengröße des Lebensraumkomplexes von Sandtrockenrasen

auf Binnendüne (Lebensraumtyp 2330), CallunaHeiden auf Binnendünen (2310) und den trockenen Calluna-Heiden (4030) nach SCHRÖDER et al. (2008) an siebenter Stelle im bundesweiten Vergleich steht. Fasst alle größeren zusammenhängenden und heute noch erhaltenen Heidegebiete sind ehemals oder jetzt noch militärisch genutzte Flächen. Dies gilt auch für die sächsischen Heiden wie die Königsbrücker Heide. Eine Besonderheit der Heiden in Sachsen sind aus bundesdeutscher und aus europäischer Sicht Arealrandlagen oder isolierte Teilvorkommen, die in der Bewertung des Erhaltungszustandes auf biogeografischer Ebene im nationalen Bericht ein besonderes Gewicht haben. So liegen die CallunaHeiden auf Binnendünen (2310) in Sachsen im Bereich ihrer östlichen Verbreitungsgrenze. Auch die Calluna-Heiden (4030) befinden sich nahe ihrer östlichen Verbreitungsgrenze. Eine Besonderheit sind die subatlantisch geprägten Landschaftsteile der Lausitz mit einem isolierten Vorposten der Feuchtheiden mit Erica tetralix (4010), deren geschlossenes Areal erst wesentlich weiter westlich beginnt. Dies ist auf der F und europäischen Verbreitungskarte des Lebensraumtyps (Abb. 2), die im Zuge der Erstellung des Gemeinschaftsberichts vom ETC/BD in Paris aus den Daten der Mitgliedstaaten zusammengestellt wurde, klar erkennbar (http://biodiversity.eionet.europa.eu/article17). Gleichzeitig sind die Heiden in Sachsen wichtiger Lebensraum einiger Arten, die nach FFH-Richtlinie zu schützen sind. Hier gibt es einige der wenigen bundesweit bedeutenden Vorkommen z. B. vom Wolf sowie einer Reihe typischer Vogelarten wie Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), Wendehals (Jynx torquilla), Neuntöter (Lanius collurio), Raubwürger (L. excubitor) und Birkhuhn (Tetrao tetrix), die in den Anhängen der Vogelschutzrichtlinie verzeichnet sind. Mit den Heidelebensräumen der FFH-Richtlinie sind auch die heidetypischen Tier- und Pflanzenarten als charakteristische Arten geschützt. Leider sind, von Vögeln und Pflanzen abgesehen, die Kenntnisse über charakteristische Insekten (vgl. Abb. 3) und andere Invertebraten der Heiden sehr gering, zum Teil bedingt durch die schlechte Zugänglichkeit (militärische Nutzung oder heute noch Munitionsbelastung), zum Teil auch wegen fehlender wissenschaftlicher Untersuchungen. Viele Arten der Heiden sind auf den Roten Listen als hochgradig gefährdet eingestuft und eine genauere Kenntnis ihrer Verbreitung und Habitatansprüche würde helfen, den Erhaltungszustand der Heiden zu verbessern.

Sächsische Heiden im bundesdeutschen Blickpunkt bei der Umsetzung von Natura 2000

17

Abb. 2: Verbreitungskarte der Feuchtheiden (4010) in Deutschland.

Verbreitungsgebiet und Vorkommen in Deutschland 4010 Feuchte Heiden mit Glockenheide

Legende

8

Verbreitungsgebiet

8

12

16

20

24

36

32

28

40

44

48

56

52

Vorkommen

8 12

12

Flüsse Biogeogr. Region Deutschland

16 16

Bundesländer

20

MTB-Gitter

24

24

28

28

32

32

36

36

40

40

44

44

48

48

52

52

56

56

60

60

64

64

68

68

72

72

76

76

80

80

84

84 0

4

88 88

8

12

16

20

24

28

32

36

40

44

48

52

56

Stand: Mai 2008

Die sächsischen Heiden sind kulturhistorisch wichtige großflächige Offenland-Lebensraumkomplexe mit Biotopkomplexen von nationaler Bedeutung. Sie bieten Rückzugsraum für störungsempfindliche und solche Arten, die auf oligotrophe Habitate bzw. Standorte angewiesen sind. Die Kombination von Nährstoffarmut (z. B. kein Düngereintrag) und fehlendem Pestizideinsatz, in größeren Beständen

auch die Störungsfreiheit machen die Heiden zu Lebensräumen, die in unserer heutigen meist intensiv genutzten Landschaft Rückzugsräume mit ganz besonders seltenen Qualitäten sind. Alle größeren sächsischen Heiden sind bundesweit bedeutsame Kernflächen des Biotopverbundes, müssten als Vorrangflächen für den Naturschutz gesichert sein und dienen dem Schutz einer Reihe

18

Axel Ssymank

Abb. 3: Sericomyia silentis, eine typische Schwebfliege von Heidegebieten beim Blütenbesuch auf Calluna vulgaris (Foto: A. Ssymank).

von bundesweit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. 5 AUSBLICK Heiden sind kulturhistorisch wichtige großflächige Offenland-Lebensraumkomplexe mit Biotopkomplexen von nationaler und europäischer Bedeutung. Sie dienen u. a. als Lebens- und Rückzugsraum für störungsempfindliche Arten sowie für Arten, die auf oligotrophe Habitate bzw. Standorte angewiesen sind. Heiden im engeren Sinne als von Ericaceen dominierte Zwergstrauchheiden sind in der FFH-Richtlinie durch sieben bzw. acht Lebensraumtypen und mehrere Arten in den Anhängen II und IV geschützt. Zusätzlich gibt es eine Reihe von heidetypischen Vogelarten, die unter den Schutz der Vogelschutzrichtlinie fallen. Daher sind viele der noch verbliebenen wenigen größeren Heiden Deutschlands als FFH-Gebiete und als Vogelschutzgebiete gemeldet worden. Der Erhaltungszustand der Heide-Lebensraumtypen in Deutschland ist überwiegend schlecht, wobei das Verbreitungsgebiet in seinen Außengrenzen (noch) weitgehend unverändert ist. Allerdings bestehen weiterhin Flächenverluste durch Sukzession, mangelnde Pflege, ungeeignete Nutzung oder durch direkte Flächeninanspruchnahme. Die Bewertung des Erhaltungszustandes wird vor allem durch qualitative Veränderungen, insbesondere im Parameter Struktur und Funktionen, z. B. Veränderungen durch Eutrophierung, sowie durch die Zukunftsaussichten bestimmt. Hauptgefährdungen

liegen sicher in Sukzession und Eutrophierung. Bei kleinflächigen Heiden oder bestimmten Heidetypen kommen weitere Gefährdungen hinzu, z. B. Veränderungen im Wasserhaushalt bei Feuchtheiden. Schlüssel für die Verbesserung des Erhaltungszustandes der Heiden sind daher eine Reduktion der Eutrophierung und ein intelligentes Management (mit Optionen der Heidepflege und -nutzungsformen über Rohbodenschaffung, Beweidung, Brand, vgl. FOTTNER et al. 2004 und Beitrag HÄRDTLE im diesem Band). Langfristiges Management bzw. Heidenutzung sollten so angelegt sein, dass atmogene Nährstoffeinträge kompensiert werden und zumindest auf größeren Flächen alle Sukzessions- bzw. Heideentwicklungsstadien im räumlichen Komplex vorhanden sind, da alle Stadien von den Pionierstadien bis zu denen mit teilweiser Verbuschung ihre eigene spezifische Fauna aufweisen. Über die Meldung der Natura 2000-Gebiete besteht eine aktive Erhaltungsverpflichtung, die keine Möglichkeiten zu großflächigen Verlusten durch Sukzession zulässt. Spielräume bestehen hier z. B. innerhalb der Gebiete um Heideflächen, nämlich vor allem dort zu entwickeln oder zu pflegen, wo dies standörtlich sinnvoll und mit wenig Aufwand möglich oder unter wirtschaftlichen Bedingungen am ehesten zu realisieren ist. Für das gesamte gemeldete Natura 2000-Gebiet sollte jedoch der Gesamtbestand der Erstmeldung weder quantitativ noch in seiner Qualität (Erhaltungszustände) unterschritten werden.

Sächsische Heiden im bundesdeutschen Blickpunkt bei der Umsetzung von Natura 2000

Die sächsischen Heiden zeichnen sich durch eine breite Palette von Ausbildungsformen kleinflächiger primärer Heiden (z. B. Felsbandheiden der Sächsischen Schweiz), sekundärer großflächiger Calluna-Heiden bis zu den Feuchtheiden aus. Veränderungen im Erhaltungszustand der sächsischen Heiden können sich z. B. durch Arealrandlage bzw. isolierte Teilareale (Feuchtheiden) auch unmittelbar in der kontinentalen Region auf nationaler oder EUEbene auswirken. Hier besteht somit eine besondere Verantwortung, die sächsischen Heiden in ihrer heutigen Ausdehnung zu pflegen und gegebenenfalls auch zu entwickeln.

LITERATUR BALZER, S., ELLWANGER, G., RATHS, U., SCHRÖDER, E. & A. SSYMANK (2008): Verfahren und erste Ergebnisse des nationalen Berichts nach Artikel 17 der FFH-Richtlinie. Nat. Land. 83 (3): 111–117. BALZER, S. & A. SSYMANK (Bearb.; 2005): Natura 2000 in Deutschland. Schr.reihe Nat.sch. Biol. Vielf. 14. CD-ROM mit Booklet. EUROPEAN COMMISSION, DG Umwelt (2007): Interpretation Manual of European Union Habitats. Version EUR 27. Juli 2007. Brüssel. http:// ec.europa.eu/environment/nature/legislation/habitatsdirective/docs/2007_07_im.pdf. EUROPEAN COMMISSION (2008a): Decision 2008/218/ EC of 25 January 2008 adopting, pursuant to Council Directive 92/43/EEC, a first updated list of sites of Community importance for the Alpine biogeographical region [notified under document number C (2008), 271]. EUROPEAN COMMISSION (2008b): Decision 2008/23/ EC of 12 November 2007 adopting, pursuant to Council Directive 92/43/EEC, a first updated list of sites of Community importance for the Atlantic biogeographical region [notified under document number C (2007) 5396]. EUROPEAN COMMISSION (2008c): Decision 2008/25/ EC of 13 November 2007 adopting, pursuant to Council Directive 92/43/EEC, a first updated list of sites of Community importance for the Continental biogeographical region [notified under document number C (2007) 5403]. FFH-Richtlinie (1992): Richtlinie 92/43 EWG des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen. Zuletzt geändert durch Richtlinie 2006/105/EG vom 20.11.2006.

FOTTNER, S., NIEMEYER, T., SIEBER, M. & W. HÄRDTLE (2004): Auswirkungen unterschiedlicher Pflegemaßnahmen auf die Stickstoffdynamik von Heideökosystemen in Nordwestdeutschland. Schr.reihe Landsch.pfl. Nat.schutz 78: 183–199. ICP Modelling and Mapping (2004): Manual on Methodologies and Criteria for Mapping Critical Levels/Loads and geographical areas where they are exceeded – UBA-Texte 52/04. http://icpmapping.org/cms/zeigeBereich/11/ manual_english.html. Nationaler Bericht (2007): Nationaler Bericht nach Art.17 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG). http://www.bfn.de/0316_bericht 2007.html. RIECKEN, U., FINCK, P., RATHS, U., SCHRÖDER, E. & A. SSYMANK (2006): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands. F fortgeschriebene Fassung 2006. Nat.schutz Biol. Vielf. 34. SCHRÖDER, E., BALZER, S. & G. ELLWANGER (2008): Die Situation der Heiden und Sandtrockenrasen in Deutschland. Abh. Westf. Mus. Naturkde. 70 (3/4): 245–260. SSYMANK, A., HAUKE, U., RÜCKRIEM, C. & E. SCHRÖDER unter Mitarb. von D. MESSER (1998): Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung von Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) u. Vogelschutz-Richtlinie (79/409/EWG). Schr.reihe Landsch.pfl. Nat.schutz 53. VISCHER-LEOPOLD, M., BALZER, S. & A. SSYMANK (Bearb.; 2008): Natura 2000 in Germany. DVD & Booklet. Schr.reihe Nat.schutz Biol. Vielfalt 64, Bundesamt für Naturschutz (im Druck). Vogelschutzrichtlinie (1979): Richtlinie 79/409/ EWG des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten. Zuletzt geändert durch Richtlinie 2006/105/EG vom 20.11.2006.

AUTOR Dr. Axel Ssymank Bundesamt für Naturschutz (I.2.2) Konstantinstrasse 110 53179 Bonn e-mail: [email protected]

19

20

Werner Hempel

Historische und geobotanische Spezifika der Oberlausitzer Kiefernheide

Werner Hempel

1 EINFÜHRUNG Als Oberlausitzer Heide wird im allgemeinen Sprachgebrauch das Tiefl and zwischen Röder und Neiße (genau genommen auch das Tiefland zwischen Neiße und Queis auf polnischer Seite), nördlich des Oberlausitzer Ackerhügellandes gelegen, bezeichnet. Der Begriff „Heide“ assoziiert eine Vorstellung von kargem, unfruchtbaren Land mit ehemals armen Bauern- resp. Heidedörfern, auch von Sümpfen und unbetretbaren Mooren. Geprägt wurde diese Landschaft von ausgedehnten Kiefernwäldern, besser -forsten mit eingestreuten Laubholzinseln, zahlreichen Stillgewässern und Binnendünenzügen; die Besiedlung erfolgte nur randlich entlang der Flussauen. Es gibt wohl keine Landschaft in Deutschland, die in den letzten 50 Jahren einen so ausgeprägten Wandel vollziehen musste: von der stillen, einsamen, eintönig erscheinenden kiefernwaldbetonten Landschaft ostdeutscher Prägung zu einer Industrielandschaft mit gigantischen Kraftwerken und kilometerlangen, alle landschaftlichen Elemente zerstörenden Großtagebauen der Braunkohlengewinnung. Es gibt wohl auch keinen größeren Landschaftskontrast in Deutschland als den zwischen dem Großkraftwerk Boxberg und dem direkt anschließenden Heideweiler Sprey mit einer wenig bekannten winzigen Schrotholzkirche. Große Teile der Landschaft sind darüber hinaus als militärisches Gelände zumindest zeitweilig für die Allgemeinheit gesperrt, so dass man insgesamt von einer „geschundenen Landschaft“ sprechen kann. 2 GLIEDERUNG UND TEILLANDSCHAFTEN DES OBERLAUSITZER TIEFLANDES Im Begriff „Oberlausitzer Heide“ verbergen sich zwei getrennte und eigenständige Teillandschaften: 1. Das Oberlausitzer Heide- und Teichland, das Gebiet der Abflusssysteme des Urstromtales im Anschluss an das Ackerhügelland; geprägt durch laubholzbestimmte Vegetation in den Auen und (planmäßig angelegte) Fischteiche mit kiefernwaldbestimmten Talsandflächen zwischen den Flussauen. Diese Landschaft, in einem Teil geschützt als Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichland, liegt großenteils im Bereich der Grundwasser-Absenkungstrichter der Großtagebaue. 2. Die Oberlausitzer Kiefernheide, nordwärts an das Heide- und Teichland anschließend, ist das Gebiet der ausgedehnten Kiefernforsten

sowie ehemals typischer und recht zahlreicher mesotropher Stillgewässer und Moore. Teile dieser Landschaft zeigten bis in die jüngere Vergangenheit noch mehrfach in den frühen Perioden der Nacheiszeit entstandene geomorphologische Formenelemente und damit Originalfundorte von vegetationsgeschichtlich interessanten Relikten. Beide Landschaftskomplexe, die von Geografen und Botanikern noch unterteilt werden, verbindet das Wort „Heide“. Es muss daher untersucht werden, welche Gründe für den Gebrauch des Begriffes in der Oberlausitz bzw. in Sachsen infrage kommen. 3 DER BEGRIFF „HEIDE“ IM SPRACHGEBRAUCH IN DER OBERLAUSITZ Unter dem Begriff “Heide“ schwebt uns im allgemeinen Sprachgebrauch der nordwestdeutsche Heidebegriff (Lüneburger Heide!) vor, da dieser im Zeitalter der Spätromantik (Hermann Löns) besonders popularisiert wurde und in unserer Vorstellung Heidekraut-Heiden (mit Calluna vulgaris, weniger Erica tetralix) mit Wacholderbüschen umfasst. Im deutschen Volksliedgut („Im Wald und auf der Heide“) spiegelt sich die gängige Auffassung über das Landschaftsbild mit Wald und nicht ackerfähigem Offenland wider, wobei „Heide“ sich nicht nur auf Kiefernwaldungen beziehen dürfte. Bereits 1969 lieferte KRAUSCH eine umfassende Analyse des Heidebegriffes in Nordost-, Nordwestund Süddeutschland sowie der Mittelgebirge, an der kein Landschafts- und Vegetationskundler vorbeigehen kann. In Nordost- und Ostdeutschland wurde der Begriff „Heide“ seit alters her immer für Wald auf trockenen und nährstoffarmen Böden angewandt. Dies würde auch für die Oberlausitz zutreffen („Kiefernheiden“); Kiefernbestände sind aber nicht automatisch mit dem Begriff „Heide“ verbunden. Die Dresdner und die Laußnitzer Heide umfassen ebenfalls Buchenwälder, so dass sich im Begriff „Heide“ anscheinend auch nicht-landschaftskundliche Aspekte widerspiegeln. Nach Erkenntnissen der Germanistik war „Heide“ im Mittelalter ein Rechtsbegriff, der Allgemeinbesitz oder nicht ackerfähige Flächen umfasste. Da das gesamte Gebiet des Oberlausitzer Tieflandes zwischen Neiße und Elbe einschließlich der Westlausitz bis zur Elbe Kolonisationsgebiet im Zeitraum 1100 bis 1400 war, haben sicher deutsche Siedler den Begriff mitgebracht.

Historische und geobotanische Spezifika der Oberlausitzer Kiefernheide

Interessant ist, dass im Zuge der deutschen Landnahme und des deutschen Landesausbaus ab 1200 auch An- und Umsiedlungen von Slawen aus dem Ackerhügelland (slawisches Siedlungsgebiet vor der deutschen Landnahme) in den Flussauen des Tieflandes (System Schwarze Elster, Spree, Schöps mit Raklitza) stattfanden. Die Slawen brachten aber offensichtlich „ihren“ Heidebegriff „hola“ (für Offenland) nicht mit; auf dieses Wort zurückzuführen sind z. B. der Heller bei Dresden (nicht, weil der Sand hell war!) und der Golkwald im Elbhügelland, der offensichtlich zur Slawenzeit einen unbewaldeten Hügelzug darstellte. Entscheidend für den Begriff „Heide“ im Oberlausitzer Tiefland scheint der Hutungsbetrieb mit Schafen seit der Aufsiedlung des Gebietes zu sein, da Ackerbau auf den Grenzertragsböden nichts einbrachte. Die von Natur aus lichten Kiefernbestände waren natürlich für Waldweide mit anspruchslosen Tieren bestens geeignet. Daneben wurde aber auch in starkem Maße Kiefer gerodet. Auf den offenen Sandflächen, den Heiden, breitete sich Heidekraut nach einer Pioniervegetation mit Silbergras (Corynephorus canescens) und Wacholder (Juniperus communis) aus, beides Arten der natürlichen späteiszeitlichen Offenlandvegetation. Sich aussamende Kiefern wurden vom Vieh verschmäht, so dass es zum Kiefernaufwuchs auf Weide- und aufgegebenen Ackerflächen kam. In der Folge, vielleicht ab dem 15./16. Jahrhundert, wurde für diese Sekundär-Kiefernwälder und -aufwüchse der Begriff „Heiden“ angewandt, der auch auf die Kiefernforsten (ab ca. 1780) übertragen wurde; Kiefernheiden wurden somit zum Landschaftscharakteristikum. Neuzeitliche Aufforstungen von Wacholderheiden zeigen den Wacholder als Unterholz unter Kiefer; es ist aber zu berücksichtigen, dass Kiefer schneller als Wacholder wächst und diesen bald übergipfelt! 4 LANDSCHAFTSTYPIK UND -GESCHICHTE Für das Verständnis der heutigen Gegebenheiten in Landschaft, Vegetation und Flora ist ein Rückgriff auf die Geschichte notwendig (HEMPEL 2006, 2009). Das Gebiet gehörte wie große Teile des östlichen Mitteleuropa am Schluss der letzten Eiszeit zum Areal der Tundrenvegetation mit Gräsern und Zwergsträuchern, wie sie heute noch in Nordskandinavien zu beobachten ist. Vor ca. 12.000 Jahren kam es zur Einwanderung der Lichtholzarten Birke und Kiefer, die die Bodenvegetation „überstellten“ und damit die Entwicklung zu den heutigen (vegetationskundlich defi nierten) Birken- und Kiefernwäldern

einleiteten. Entsprechend der standörtlichen Unterschiede gab es mit Sicherheit folgende Unterschiede, die in unzerstörtem Gelände noch heute zu beobachten sind: 1. Auf periglazialen natürlichen Dünen kam es zur Ausbildung von Dünen- bzw. Steppenkiefernwäldern, in denen sich bis in die jüngere Vergangenheit kontinental verbreitete Pflanzenarten behaupten konnten: FrühlingsKuhschelle (Pulsatilla vernalis), Blaugrünes Schillergras (Koeleria glauca), Ebensträußiges Gipskraut (Gypsophila fastigiata) und Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi). 2. Auf grundwassernäheren (mittleren) Standorten, den ebenen Sand-, Kies- und Schotterflächen, darf man zwergstrauchdominierte Kiefernwälder, je nach Humusanteil mit Heidel- und Preißelbeere (Vaccinium myrtillus, V. vitis-idaea), Winterlieb (Chimaphila umbellata), Heidekraut (Calluna vulgaris), Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) und vielleicht auch Kleinginster- (Behaarter Ginster, Genista pilosa) und Birnkraut-Arten (z. B. Grünliches und Rundblättriges Birnkraut, Pyrola chlorantha, P. rotundifolia) annehmen. 3. In der Nähe von mesotrophen Heideweihern auf sauren, oberflächlich vertorften Böden kam es zur Ausbildung von Porst-Kiefernwäldern mit Sumpfporst (Ledum palustre) und Trunkelsbeere (Vaccinium uliginosum). Sphagnum-geprägte Zwischenmoore gab es in der Späteiszeit und in der Vorwärmezeit zur Zeit der Kieferneinwanderung noch nicht! Der Ablauf der nacheiszeitlichen Wiederbewaldung ist schon in älteren pollenanalytischen Untersuchungen ermittelt worden (z. B. FRENZEL 1930; SCHULZE & GLOTZ 1955; ULBRICHT & BRIX 1958). Im Grunde genommen ist das historische Werden der Kiefernwälder schon zum Ende der Vorwärmezeit vor ca. 9.000 Jahren abgeschlossen; eine endgültige Ausformung erfolgte in der Frühen Wärmezeit (8500 bis 7500). In dieser, mit dem Ausklang des Mesolithikums, erfolgte die Zuwanderung von Eiche und Linde sowie eine Ausbreitung der Fichte. Während die Eiche alle Standorte besetzen konnte und somit im Tiefland in die Kiefernwälder eindrang (als Lichtholzart konnte die Eiche unter Kiefer aufkommen!), beschränkte sich die Linde mehr auf die Lössgebiete des Ackerhügellandes. Die im Tiefland entstehenden Mischwälder bestimmen als Kiefern-Eichenwälder

21

22

Werner Hempel

die Talsandebene des Teichlandes, als Eichen-Kiefernwälder das nordwärts anschließende Gebiet der Kiefernheiden; sie werden zu Gesellschaften im vegetationskundlichen Sinne und damit zu solchen einer potenziellen natürlichen Vegetation (SCHMIDT & HEMPEL 2001). Diese Mischwälder bestimmten bis in das 18. Jahrhundert große Teile des Landschaftsbildes im Oberlausitzer Tiefland; reine Kiefernwälder blieben wohl nur im Bereich der Porst-Kiefernwälder erhalten, die im ökologischen Sinne für das Aufkommen der Eiche ungünstig waren. Solche Porst-Kiefernwälder blieben nur in der Steinbacher Heide erhalten; sie stellen ein Unikat in der deutschen Vegetation dar, müssen aber großflächig dem Braunkohlentagebau weichen. Eine besondere Beachtung verdienen die Kiefern-Fichten-Mischbestände, die vielfach schon frühzeitig eingehende forstliche und vegetationskundliche Untersuchungen erfuhren (z. B. DENGLER 1943; GROSSER 1955, 1956, 1964). Solche Tieflands-Fichtenwälder finden sich noch heute mehrfach an lokal kühlfeuchten Stellen, nordwärts gerichteten Einhängen der Flusstäler, an Quellhorizonten und in vermoorten Senken. In manchen von ihnen siedelte sich auch – wohl nachwärmezeitlich – die Tanne an. 5 WIRTSCHAFTSHISTORISCHE ASPEKTE Abgesehen von der einfachen Nutzung der Kiefernbestände (Bau-, Brennholzgewinnung) wurden die Tieflands-Waldbestände intensiv für Hütten- und Hammerwerke bei der Raseneisenerzverhüttung vom 16. bis zum 18. Jahrhundert genutzt. In diesem Zeitraum wurden größere Flächen völlig entwaldet, wie das z. B. alte Karten aus dieser Zeit zeigen. Da aber Raseneisenerz nicht in riesigen Menge vorkam, kam es glücklicherweise nicht zu einer Totalentwaldung. Es ist aber beeindruckend, wie wenig Wald noch in der Umgebung der längere Zeit arbeitenden Verhüttungszentren vorhanden war (z. B. Bernsdorf, Burghammer). So ist fast das gesamte Waldgebiet zwischen Großer und Kleiner Spree verschwunden; größere Flächen des originalen Kiefernwaldes blieben offensichtlich nur in den Jagdgebieten der Standesherrschaften (Muskauer Heide!) erhalten. Entwaldete Gebiete wurden ab ca. 1780 aufgeforstet und prägen jetzt mit ihren Kiefernforsten das Gesicht der Landschaft. Solche Kiefer-Aufforstungen werden heute generell als „Kiefernheiden“ bezeichnet. Von prägender Bedeutung für die Vegetationsentwicklung war die Streurechenwirtschaft als Wald-

nebennutzung. Mit der Einführung der Kartoffel, im Tiefland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, war eine Aufstockung der Viehbestände und gleichzeitig die ganzjährige Stallhaltung der Schweine möglich geworden. Dies erforderte aber auch Stalleinstreu, die durch Nutzung der Bodenvegetation der Kiefernwälder gewonnen wurde und nach Ausmisten der Ställe auf die Felder zwecks Ertragssteigerung ausgebracht werden konnte. Hierfür waren sog. Streurechen vorhanden, zwischen deren langen Zinken alle Tiefwurzler durchglitten, alle Flachwurzler aber herausgerissen wurden. Abgesehen von total übernutzten, praktisch bodenvegetationsfreien Kiefernbeständen kam es zur Förderung solcher Arten, die die Streurechennutzung vertrugen. Dies waren vor allem Heidel- und Preißelbeere, Birnkrautgewächse aller Art und Bärlappe, die das Gesicht der streugenutzten Kiefernwälder bestimmten. Heidel- und Preißelbeere (Vaccinium myrtillus, V. vitis-idaea) waren so großflächig verbreitet, dass noch in den 1950-er Jahren größere Mengen für den Eigenbedarf gepflückt werden konnten. Bis in die 1960-er Jahre und zum Teil noch bis 1990 waren u. a. Keulen- und Zypressenbärlapp (Lycopodium clavatum, Diphasium tristachyum) und Winterlieb (Chimaphila umbellata) nicht selten. Mit Aufhören der Streunutzung gewannen die Flachwurzler, vor allem Gräser, die Oberhand und wir finden heute grasreiche Kiefernwälder vor, die in den 1950-er Jahren noch nicht existierten und damit den älteren Vegetationskundlern unbekannt waren. 6 PFLANZENGEOGRAFISCHE ASPEKTE Allein die absolute Vorherrschaft der Kiefer weist das Gebiet im pflanzengeografischen Sinne als zum östlichen Mitteleuropa oder gar zu Osteuropa gehörig aus. Die Wasserscheide zwischen Spree und Neiße bildet die Grenzlinie der thermischen Kontinentalität in Europa (Klimaatlas der DDR 1953). Die pflanzengeografische Situation eines Gebietes in Mitteleuropa wird durch die Florenelemente (Arten gleicher bis ähnlicher Gesamtverbreitung) bestimmt; es ist aber hier nicht vorgesehen, eine komplette Analyse zu geben. Die Beispielarten kennzeichnen den floristischpflanzengeografischen Charakter des Oberlausitzer Tieflandes ausreichend. Für die zeitliche Zuordnung der Einwanderung heute verbreiteter oder reliktär vorkommender Arten ist der Klimawandel in Mitteleuropa vor ca. 8 .000 Jahren mit der Ozeanisierung als Folge des Einbruchs der Nordsee in das damalige Fest-

Historische und geobotanische Spezifika der Oberlausitzer Kiefernheide

land zwischen Jütland und England verbunden. Bis dahin herrschte das kontinentale Klima der Nacheiszeit; die Vegetation war in allen Teilen kontinental geprägt. Zu diesen eurosibirisch-kontinental verbreiteten Arten des späteiszeitlichen und vorwärmezeitlichen Offenlandes der Trockenstandorte gehören z. B. Sand-Immerschön (Helichrysum arenarium), Preißelbeere (Vaccinium vitis-idaea), Ebensträußiges Gipskraut (Gypsophila fastigiata), Blaugrünes Schillergras (Koeleria glauca) und Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi), der Nass-Standorte Frühlings-Enzian (Gentiana verna) und Langblättrige Miere (Stellaria longifolia). Der kleine Frühlings-Enzian, ein Glazialrelikt, kam im Strugatal bei Neustadt vor; der Fundort wurde aber schon damals melioriert. Von der Langblättrigen Miere ist zur Zeit nur ein Fundort in der Steinbacher Heide bekannt. Ein weiteres Relikt der späteiszeitlichen Kältesteppenflora war die Frühlings-Kuhschelle (Pulsatilla vernalis), deren letzte Pflanzen 1921 ausgegraben worden sind. Für die Vorwärmezeit, die erste Phase der Nacheiszeit, wird mit der Zuwanderung von Birke und Kiefer auch die Ausbreitung von Sumpfporst (Ledum palustre) und Trunkelsbeere (Vaccinium uliginosum), vielleicht auch der Steinbeere (Rubus saxatilis) angenommen. Das Vorkommen des Sumpfporstes an den Felswänden der Sächsischen Schweiz zeigt, dass es sich nicht um eine obligate Moorpflanze handelt. Für die Frühe Wärmezeit (vor ca. 8.500 Jahren) darf man mit der Ausbreitung der Eiche auch mit der Zuwanderung des Schwarzwerdenden Geißklees (Cytisus nigricans), des Sand-Tragants (Astragalus arenarius) und der Kassuben-Wicke (Vicia cassubica) rechnen. In der Hauptwärmezeit (vor ca. 7.500 bis 4.500 Jahren) war die Sesshaftwerdung des Menschen abgeschlossen. In der Vegetation dominierten im Tiefland Kiefern-Eichen- und Kiefernwälder, im Hügelland siedlungsbegünstigende und Haseldurchsetzte Linden-Eichenwälder. Entlang der Flüsse breitete sich die Erle aus. Buche und Tanne gab es noch nicht, d. h., alle Landschaften wurden durch Lichtwaldbestände geprägt. In dieser Periode wurde die mitteleuropäische Flora durch submediterran verbreitete Arten der Trockenstandorte bereichert, die allerdings im Oberlausitzer Tiefland keine Rolle spielen. Jedoch treten jetzt erstmals sommerwärmeliebende Wasserpflanzen auf, die im kühl- oder kalt-kontinentalen Klima kaum Existenzmöglichkeiten hatten, z. B. Wassernuss (Trapa natans), Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Blumenbinse

(Butomus umbellatus) und Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia). Die aber wohl bekannteste Pflanzengruppe des Oberlausitzer Tieflandes bildet die Garnitur der atlantischen Arten der Gewässer- und Moorvegetation (MILITZER 1942; HEMPEL & PIETSCH 1985). Zu ihnen gehören z. B. Glockenheide (Erica tetralix), Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia), Vielstenglige Sumpfbinse (Eleocharis multicaulis), Flutender Sellerie (Apium inundatum), Froschkraut (Luronium natans), Borstenschmiele (Deschampsia setacea) und Sumpf-Hartheu (Hypericum helodes). Eine aufwändige Erkundung des Tieflandes der Schwarzen Elster durch E. Barber und P. Ascherson in den 1890-er Jahren erbrachte eine Fülle von Fundorten, so dass man von einer „atlantischen Insel“ sprechen konnte. Inzwischen ist von diesem Reichtum nicht viel geblieben; die Trockenlegung von über 100 mesotrophen „Heideweihern“ als Folge der Grundwasserabsenkung durch Tagebaue hat nahezu alle Arten betroffen. Die Hauptareale in der Umgebung von Ruhland und Hoyerswerda existieren nicht mehr, die Borstenschmiele als heute seltenste Art besitzt noch ein schwach besetztes Vorkommen bei Schwarzkollm; die Fundorte von Sumpf-Hartheu und Flutendem Sellerie sind vernichtet worden. Heutige Hauptareale sind das Dubringer Moor bei Hoyerswerda und das Teichgebiet Niederspree. In beiden Gebieten kommen aber nur wenige Arten des atlantischen Florenelements – im Vergleich zur früheren Gesamtzahl – vor. Die Arten des atlantischen Florenelements haben oftmals ihre nächstgelegenen Vorkommen in Niedersachsen oder im Emsland. Ihre Einwanderung in das mitteleuropäische Binnenland oder ihre Ausbreitung kann nur in einer Feuchtphase der Nacheiszeit erfolgt sein, als sich aufgrund großfl ächiger Vernässungen weite und sicher miteinander verbundene Feuchtbiotope von der Ober- und Niederlausitz über die Altmark bis Nordwestdeutschland erstrreckten. Als ein solcher Zeitraum kommt spätestens die nachbronzezeitliche bzw. eisenzeitliche Feuchtphase vor ca. 3.000 Jahren in Betracht. Es ist jedoch anzunehmen, dass Arten dieser Gruppe schon in der Hauptwärmezeit auftraten, doch fehlen für alle infrage kommenden Arten noch pollenanalytische Nachweise. Besonders auffallend ist das Vorkommen der Glockenheide (Erica tetralix), deren Wuchsorte sich in Bereichen bodennaher Luftfeuchte befinden, in denen ein atlantisches Lokalklima

23

24

Werner Hempel

simuliert wird. Hier tritt sie oft in Gesellschaft des boreal-kontinental verbreiteten Sumpfporstes (Ledum palustre) auf, ein in Deutschland und Mitteleuropa einmaliges pflanzengeografisches Phänomen. Hoffen wir, dass dieses noch lange erhalten bleibt.

LITERATUR DENGLER, A. (1943): Zu den natürlichen Verbreitungsgrenzen von Kiefer, Fichte und Tanne im nördlichen Sachsen. Forstwiss. Centralbl. Thar., Forstl. Jb. 1943: 189–225. FRENZEL, H. (1930): Entwicklungsgeschichte der sächsischen Moore und Wälder seit der letzten Eiszeit. Abh. Sächs. Geol. Landesamt 9: 1–119. GROSSER, K. H. (1955): Das standortbildende Element und das Waldbild in der nördlichen und östlichen Oberlausitz. Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 34: 81–143. GROSSER, K. H. (1956): Die Vegetationsverhältnisse an den Arealvorposten der Fichte im Lausitzer Flachland. Arch. Forstwes. 5: 258–294. GROSSER, K. H. (1964): Die Wälder am Jagdschloß bei Weißwasser. Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 39: 1–102. HEMPEL, W. (2006): Pflanzengeographische Stellung und mögliche postglaziale Vegetationsentwicklung der Muskauer Heide. Ber. Naturforsch. Ges. Oberlausitz 14: 3–14. HEMPEL, W. (2009): Die Pflanzenwelt Sachsens von der Späteiszeit bis zur Gegenwart. Sächs. Landesstiftung Natur u. Umwelt Dresden (im Druck). HEMPEL, W. & W. PIETSCH (1984): Verbreitungskarten sächsischer Leitpflanzen: 5. Reihe. Die Arten des atlantischen Florenelements. Ber. Arb. Gem. Sächs. Bot. NF 12: 1–48.

Klimaatlas der Deutschen Demokratischen Republik 1:1.000.000 (1953): Meterologischer und Hydrologischer Dienst der DDR Potsdam. Berlin. K RAUSCH , H.-D. (1969): Über die Bezeichnung „Heide“ und ihre Verwendung in der Vegetationskunde. Mitt. Flor.-Soz. Arb. Gem. NF 14: 435–457. MILITZER, M. (1942): Das atlantische Florenelement in Sachsen. Zweiter Jahresber. Arb. Gem. Sächs. Bot. f. d. J. 1942: 65–96. SCHMIDT, P. & W. HEMPEL (2001): Potentielle natürliche Vegetation Sachsens mit Karte 1:200.000. Sächs. Landesamt Umwelt Geol., Dresden. SCHULTE, W. (1937): Die pflanzengeographischen Verhältnisse der sogenannten Lausitzer Heide. Berliner Geogr. Arb. 14. SCHULZE, T. & E. GLOTZ (1955): Das Gehängemoor bei Tränke (Oberlausitzer Heide) – eine geomorphologische und pollenanalytische Betrachtung. Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 34: 145–162. ULBRICHT, H. & M. BRIX (1958): Vegetationskundliche Untersuchungen am Südrande des norddeutschen Kiefernwaldes. Wiss. Z. Techn. Hochschule Dresden 7: 455–469.

AUTOR Prof. em. Dr. Werner Hempel Am Eiskeller 13 02692 Großpostwitz

Verbreitung und Zustand sächsischer Heiden als FFH-Lebensraumtypen

25

Verbreitung und Zustand sächsischer Heiden als FFH-Lebensraumtypen 1 EINLEITUNG In den vergangenen Jahrzehnten ist der Bestand an Arten und Lebensräumen europaweit zum Teil dramatisch zurückgegangen. Die wichtigsten Gründe für diesen Trend sind die Zerstörung und Veränderung der Lebensräume, u. a. durch Flächeninanspruchnahme für Siedlung und Verkehr, Intensivierung der Landnutzung, Schadstoffemissionen, aber auch durch Nutzungsaufgabe extensiv bewirtschafteter Flächen. Um weitere Verluste zu verhindern und die Situation zu verbessern, wurden rechtliche Grundlagen geschaffen. Das Schutzgebietssystem NATURA 2000 ist der europäische Beitrag zur Sicherung der Artenvielfalt. Es ruht auf den zwei Säulen, der FFH-Richtlinie (1992) und der VogelschutzRichtlinie (1979). Schutzziel der FFH-Richtlinie sind Pflanzen- und Tierarten sowie deren Lebensräume. In den Anhängen der Richtlinie sind zahlreiche europaweit gefährdete Arten und Lebensräume aufgeführt, darunter auch verschiedene Heidetypen. Für diese gilt es, den günstigen Erhaltungszustand zu bewahren bzw. wiederherzustellen. Das Ziel ist auf eine günstige Situation ausgerichtet. Es geht somit um mehr als ein bloßes Vermeiden des Aussterbens. Die FFH-Richtlinie vereint verschiedene Ansätze zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Ein Instrument ist die Einrichtung bzw. Ausweisung von speziellen Schutzgebieten für Lebensräume und Arten der Richtlinie. Einen weiteren Ansatz bildet die Erstellung von Managementplänen zu den

Schutzgebieten mit Hinweisen zu Maßnahmen. Zur Überwachung des Zustands und zur Kontrolle der Effizienz von Maßnahmen fordert die Richtlinie ein allgemeines Monitoring und Berichtspflichten gegenüber der EU (Art. 11 u. 17 FFH-Richtlinie). Die Ergebnisse der FFH-Berichtspflicht zum Zeitraum 2001 bis 2006 bilden die Grundlage für die vorliegenden Einschätzungen zu Verbreitung und Zustand der sächsischen Heiden. Die erforderlichen Daten zu den Lebensräumen umfassen u. a. Angaben zu Verbreitung, Flächengröße, Datenqualität, Trend und Trendgründen, Beeinträchtigungen sowie Zukunftsaussichten. Auf der Grundlage dieser Daten gilt es, den Erhaltungszustand als Summe der Einzelparameter zu ermitteln. Die Bewertung von Zustand und Entwicklung erfolgt in Form des sog. „Ampelschemas“ in die Kategorien günstig (grün), unzureichend (gelb) und schlecht (rot). Eine Gesamtdarstellung der sächsischen Ergebnisse und deren Auswertung findet sich bei HETTWER et al. (2009 in Vorb.). Zur FFH-Berichtspflicht wurden Erfassungsergebnisse der Managementpläne aus 148 von insgesamt 270 FFH-Gebieten ausgewertet. Landesweit wurden außerdem Daten der selektiven Biotopkartierung mit Stand 2006 herangezogen und durch Expertenwissen ergänzt. Aufgrund der räumlichen Verteilung der FFH-Gebiete ließ sich mittels Ersterfassungsdaten das im Folgenden dargestellte aktuelle Verbreitungsgebiet oftmals relativ gut abbilden. Die Flächen- und Qualitätseinschätzungen sind allerdings aufgrund des niedrigen Erfassungsgrades noch unbefriedigend.

Christoph Hettwer

Abb. 1: Binnendüne mit Sandheide (LRT 2310; Foto: Archiv Naturschutz LfULG, W. Böhnert).

26

Abb. 2: Verbreitung der Binnendünen mit Sandheiden (LRT 2310) in Sachsen als Messtischblatt-Rasterpunkte.

Christoph Hettwer

..37

..38

..39

..40

..41

..42

..43

..44

..45

..46

..47

..48

..49

..50

..51

..52

..53

..54

..55

..56

43..

44..

45..

46..

47..

48..

49..

50..

51..

52..

53..

Berichtspflichten nach Artikel 17 FFH-Richtlinie Zeitraum 2001-2006

54..

55..

Vorkommenskarten der Lebensraumtypen (LRT) im Freistaat Sachsen

56..

LRT 2310 (Binnendünen mit Sandheiden) Herausgeber: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Bearbeiter: Abteilung Natur, Landschaft, Boden Stand: April 2008 Jede Vervielfältigung bedarf der Erlaubnis des Herausgebers.

57..

58..

0

2 VERBREITUNG UND ERHALTUNGSZUSTAND DER HEIDEN Von den 47 in Sachsen nachgewiesenen Lebensraumtypen (LRT) gehören vier zur Gruppe der Heiden (Binnendünen mit Sandheide, Trockene Heiden, Feuchte Heiden, Wacholderheiden). Bei einer geschätzten Gesamtfläche der Lebensraumtypen von ca. 57.000 ha in Sachsen beträgt der Anteil der Heiden rund 6 % (knapp 3.400 ha). Innerhalb der Grünland-Lebensräume sind die Heiden damit nach den Mähwiesen die wichtigste Einheit. Heiden kommen in Sachsen in fast allen Naturräumen vor, allerdings sind sie im Leipziger Land, Oberlausitzer Bergland und in der östlichen Oberlausitz nur randlich oder sehr vereinzelt vertreten. Die meisten Heideflächen befinden sich im sächsischen Tiefland als Teil des Pleistozängebietes. 2.1 Binnendünen mit Sandheiden (LRT 2310) Der Lebensraum zeichnet sich durch die besondere Genese des Untergrundes aus. Es handelt sich um äolisch entstandene Ablagerungen periglazialen Ursprungs, die zu Binnendünen aufgeschichtet wurden (Abb. 1). Das sandige Substrat ist in der Regel entkalkt und trocken. Die Binnendünen mit Sandheiden haben in Sachsen die Südostgrenze ihrer europäischen Verbreitung. Landesweit nehmen sie rund 220 ha ein. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in Nordsachsen, ins-

5 10

20

30

40

50 Kilometer

besondere in der nördlichen Oberlausitz (Abb. 2). Das Hauptvorkommen befindet sich auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz mit 70 % des Landesbestandes. Ein anderer Schwerpunkt liegt im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Auch im FFH-Gebiet Dünengebiet Dautzschen-Döbrichau, das über die Landesgrenze nach Brandenburg/Sachsen-Anhalt in die Annaburger Heide übergeht, gibt es ein Vorkommen. Der Lebensraumtyp als Sandheiden tritt im Bereich von Binnendünen häufig im Komplex mit Sandtrockenrasen (LRT 2330), aber auch zusammen mit Vorwaldstadien bis hin zu Eichen-Kiefernwäldern auf. Besonders ausgeprägte Bestände des Komplexes mit Sandtrockenrasen finden sich in der Gohrischheide und wurden dort als Binnendünen mit offenen Grasflächen kartiert. Als Vegetationstyp werden sie durch die Vorherrschaft von Zwergsträuchern (vor allem Calluna vulgaris) gekennzeichnet. Dazu gesellen sich u. a. Carex pilulifera, Deschampsia flexuosa, sowie verschiedene Cladonia-Arten. Die Vorkommen konzentrieren sich auf (ehemals) militärisch genutzte Flächen. Sie unterliegen dort mit dem Ende der militärischen Nutzung vor rund 15 Jahren bereits dem Sukzessionsdruck in Richtung Vorwälder aus Birken und Kiefern, sodass der Lebensraum sachsenweit einen unzureichenden Erhaltungszustand aufweist. Zur Verbesserung der Bestände sollte die Heideverjüngung (durch Brennen, Mahd o. ä.)

Verbreitung und Zustand sächsischer Heiden als FFH-Lebensraumtypen

..37

..38

..39

..40

..41

..42

..43

..44

..45

..46

..47

..48

..49

..50

..51

27

..52

..53

..54

..55

..56

43..

44..

Abb. 3: Verbreitung der Trockenen Heiden (LRT 4030) in Sachsen als Messtischblatt-Rasterpunkte.

45..

46..

47..

48..

49..

50..

51..

52..

53..

Berichtspflichten nach Artikel 17 FFH-Richtlinie Zeitraum 2001-2006

54..

55..

Vorkommenskarten der Lebensraumtypen (LRT) im Freistaat Sachsen

56..

LRT 4030 (Trockene Heiden) Herausgeber: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Bearbeiter: Abteilung Natur, Landschaft, Boden Stand: April 2008 Jede Vervielfältigung bedarf der Erlaubnis des Herausgebers.

57..

58..

0

unterstützt und der Gehölzaufwuchs von Bäumen entfernt werden. 2.2 Trockene Heiden (LRT 4030) Der Lebensraum Trockene Heiden umfasst die Zwergstrauchheiden (vor allem Calluna vulgaris, Vaccinium sp.) trockener bis frischer Standorte und ist fast landesweit verbreitet (Abb. 3). Es handelt sich um nährstoffarme, mehr oder weniger saure Böden über Sand oder Silikatgestein. Trockene Heiden gliedern sich in Sachsen in drei Untertypen. Neben den Sandheiden des Tieflandes werden Felsheiden und Bergheiden unterschieden. Die Sandheiden des Tieflandes nehmen den größten Teil der landesweit geschätzten rund 3.100 ha ein. Ihr Hauptvorkommen mit mehr als 60 % der gesamten sächsischen Heidefläche befindet sich ebenfalls im FFH-Gebiet Truppenübungsplatz Oberlausitz. Weitere großflächige Bestände liegen in den Schutzgebieten Königsbrücker Heide und Gohrischheide. Sie zeichnen sich durch das Vorkommen von Calluna vulgaris, verschiedenen Gräsern (Deschampsia flexuosa, Danthonia decumbens) und Kryptogamen aus. Die Lebensräume sind floristisch meist artenarm, sodass die Fauna (insbesondere Heuschrecken, Laufkäfer und Tagfalter) bei der Bewertung des Erhaltungszustandes eine wichtige Rolle spielt. Kennzeichnende Heuschreckenarten sind z. B. Feldgrille (Gryllus campestris), Gefleckte

5 10

20

30

40

50 Kilometer

Keulenschrecke (Myrmeleotettrix maculatus) sowie Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens; Abb. 4). Der Untertyp Bergheide wird floristisch neben Calluna vulgaris durch das Vorkommen von Vaccinium myrtillus und V. vitis-idaea gekennzeichnet. Bergheiden finden sich im Komplex mit offenen Felsen und flachgründigen Grünlandstandorten. Sie kommen im gesamten sächsischen Bergland Abb.: 4: Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) als eine der typischen Arten der Sandheiden (Foto: C. Hettwer).

28

Abb. 5: Verbreitung der Feuchten Heiden (LRT 4010) in Sachsen als Messtischblatt-Rasterpunkte.

Christoph Hettwer

..37

..38

..39

..40

..41

..42

..43

..44

..45

..46

..47

..48

..49

..50

..51

..52

..53

..54

..55

..56

43..

44..

45..

46..

47..

48..

49..

50..

51..

52..

53..

Berichtspflichten nach Artikel 17 FFH-Richtlinie Zeitraum 2001-2006

54..

55..

Vorkommenskarten der Lebensraumtypen (LRT) im Freistaat Sachsen

56..

LRT 4010 (Feuchte Heiden) Herausgeber: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Bearbeiter: Abteilung Natur, Landschaft, Boden Stand: April 2008 Jede Vervielfältigung bedarf der Erlaubnis des Herausgebers.

57..

58..

0

vor. Viele Flächen, besonders die Sandheiden auf ehemaligen militärischen Übungsplätzen, sind bereits durch Sukzession nach Nutzungsaufgabe beeinträchtigt. Als Erhaltungsmaßnahmen kommen Entfernung der Gehölze und Förderung der Heideverjüngung in Betracht (s. a. andere Beiträge des Tagungsbandes). Aufgrund der NutAbb. 6: Feuchte Heide mit Glockenheide im Dubringer Moor (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, Chr. Teumer).

5 10

20

30

40

50 Kilometer

zungsaufgabe und der Gesamtflächengröße des Lebensraumtyps erscheinen in Sachsen derzeitige Ausdehnung und Qualität kaum haltbar. Bundesweit wird der Erhaltungszustand der Trockenen Heiden sogar als schlecht bewertet, da die Flächen in den anderen Bundesländern teilweise stark abgenommen haben.

Verbreitung und Zustand sächsischer Heiden als FFH-Lebensraumtypen

..37

..38

..39

..40

..41

..42

..43

..44

..45

..46

..47

..48

..49

..50

..51

29

..52

..53

..54

..55

..56

43..

44..

45..

46..

47..

48..

49..

50..

51..

52..

53..

Berichtspflichten nach Artikel 17 FFH-Richtlinie Zeitraum 2001-2006

54..

55..

Vorkommenskarten der Lebensraumtypen (LRT) im Freistaat Sachsen

56..

LRT 5130 (Wacholder-Heiden) Herausgeber: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Bearbeiter: Abteilung Natur, Landschaft, Boden Stand: April 2008 Jede Vervielfältigung bedarf der Erlaubnis des Herausgebers.

57..

58..

0

2.3 Feuchte Heiden (LRT 4010) Der Lebensraumtyp Feuchte Heiden mit Glockenheide (Erica tetralix) hat seinen europäischen Schwerpunkt in der atlantischen Region. In Sachsen existieren nur rund 50 ha. Trotzdem hat der Freistaat für diesen Lebensraum eine besondere Verantwortung mit ca. 20 % der Bestände in der kontinentalen Region Deutschlands. Im europäischen Verbreitungsgebiet bilden die sächsischen Bestände zusammen mit den niederschlesischen Vorkommen in Polen die südöstliche Arealgrenze der Feuchten Heiden. Die sächsischen Bestände beschränken sich auf die nördliche Oberlausitz mit Schwerpunkt im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und dem Dubringer Moor (Abb. 5). Feuchte Heiden werden durch Glockenheide (Erica tetralix) charakterisiert (Abb. 6). Dazu treten neben Zwergstraucharten (Calluna vulgaris, Vaccinium myrtillus) zahlreiche Feuchtigkeitszeiger wie Eriophorum angustifolium oder Drosera rotundifolia. Feuchte Heiden besiedeln grundwasserbeeinflusste, anmoorige, nährstoffarme, sandige Böden. In Sachsen handelt es sich nur um jeweils kleine Bestände, die im Durchschnitt nicht mehr als 1 ha groß sind und häufig mit Torfmoor-Schlenken, Übergangsmooren und Heideteichen einen Komplex bilden. Ihr Erhaltungszustand wird als unzureichend bewertet. Ursachen sind die Aufgabe der Beweidung, regionale Grundwasserabsenkungen im

5 10

20

30

40

50 Kilometer

Zuge des Braunkohlentagebaus und die geringeren Niederschläge infolge von Klimaveränderungen. Als Maßnahmen zur Sicherung der Bestände wird vorgeschlagen, aufkommende Gehölze regelmäßig zu entfernen und den Wasserstand (z. B. durch lokalen Grabenstau und Zuführung von geeignetem Oberflächenwasser) zu erhöhen. Bundesweit hat die Fläche der Feuchtheiden in den letzten zwölf Jahren abgenommen. 2.4 Wacholderheiden (LRT 5130) Den geringsten Flächenanteil unter den HeideLebensräumen, aber auch von allen in Sachsen vorkommenden Lebensräumen, haben die Wacholderheiden. Von diesem Lebensraum ist nur ein Vorkommen in der Oberlausitz bekannt (Abb. 7), das weniger als 1 ha Fläche umfasst. Landesweit gibt es weitere Wacholderbestände, z. B. in der Lausitz und im Vogtland. Diese werden allerdings von Kiefernwäldern überschirmt und sind meist nicht als FFH-Lebensraumtyp ansprechbar. Bundesweit wird der Lebensraum als Juniperus communis-Formationen auf Zwergstrauchheiden oder Kalktrockenrasen definiert. In Sachsen gibt es aber nur Wacholdergebüsche über Zwergstrauchheiden aufgrund der geologischen Situation. Wacholderheiden auf Kalktrockenrasen fehlen hier. Es handelt sich meist um frühere Schafweiden, auf denen sich der Wacholder als „Weideunkraut“ etabliert und bis heute erhalten hat. Floristisch

Abb. 7: Verbreitung der Wacholderheiden (LRT 5130) in Sachsen als Messtischblatt-Rasterpunkte.

30

Christoph Hettwer

Abb. 8: Die Wacholderheide der Oberlausitz ist Teil des Lebensraums für das in Sachsen seltene Rotbraune Ochsenauge (Maniola tithonus; Foto: Chr. Hettwer).

enthalten Wacholderheiden in Sachsen neben dem kennzeichnenden Wacholder (Abb. 8) die typischen Zwergstraucharten (Calluna vulgaris, Vaccinium myrtillus) einer Trockenen Heide. Das aktuelle Vorkommen ist als Flächennaturdenkmal geschützt und wird mit Schafen beweidet. Es weist derzeit noch einen günstigen Erhaltungszustand auf. Allerdings kann die Verbuschung mit Zitterpappel (Populus tremula), Später Traubenkirsche (Prunus serotina), Stieleiche (Quercus robur) und Kiefer (Pinus sylvestris) in Zukunft den Lebensraum gefährden. Bundesweit wird der Erhaltungszustand als unzureichend bewertet, da gerade in Bundesländern mit großen Vorkommen auch noch in den vergangenen Jahren Flächen verloren gegangen sind. Tab. 1: Übersicht über die FFH-Lebensraumtypen der sächsischen Heiden mit geschätzten Flächengrößen und Bewertung.

LRTCode

Kurzbezeichnung

geschätzte Fläche (ha) in Sachsen

3 AUSBLICK Vor dem Gesamtziel, dem Erhalt der Artenvielfalt in Sachsen, ist bei den Heidelebensräumen die langfristige Überlebensfähigkeit zu sichern. Das gilt für Verbreitung, Flächengrößen und qualitativen Zustand. Die sächsischen Heiden befinden sich landesweit betrachtet fast alle in einem unzureichenden Erhaltungszustand (vgl. Tab. 1). Ziel muss es sein, diese in einen günstigen Zustand zu bringen. Dazu ist ein Bündel von Maßnahmen erforderlich. Der überwiegende Teil der sächsischen Heiden liegt in FFH-Gebieten. Ein wichtiger Ansatz bei ihrem Erhalt bildet deshalb die Umsetzung der in den Managementplänen genannten Einzelmaßnahmen. Dazu stehen Förderprogramme zur Verfügung, z. B. ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds

Gesamtbewertung

Bemerkungen

2310

Binnendünen mit Sandheide

220

unzureichend

> 20% der Flächen in schlechtem Zustand (Gehölzaufwuchs)

4010

Feuchte Heiden

50

unzureichend

Zukunftsaussichten negativ: Verbuschung, Grundwasserabsenkung infolge Braunkohletagebau, Klimaveränderung

unzureichend

Zukunftsaussichten negativ, großflächige Sukzession wegen Nutzungsaufgabe, Stickstoff-Akkumulation

günstig

1 Fläche im FND (beginnende Verbuschung)

4030

Trockene Heiden

5130

Wacholderheiden

3.100

3 m) statt. Der Deckungsgrad der Baumschicht (überwiegend Birke) verdoppelte sich und liegt im Schnitt jetzt bei ca. 10 %. Außerdem kann ein deutlich höheres Aufkommen von Gehölzen in der Krautschicht beobachtet werden. Hier handelt es sich flächenabhängig vornehmlich um Kiefern, teilweise Espen und auf einer Fläche Birken (Abb. 8). Altersstruktur der Heiden: Eine Besonderheit von Heiden ist die Gefahr der Überalterung. Während der zurückliegenden militärischen Nutzung ist von einer Verjüngung durch Brand auszugehen: Ca. 80 % der Calluna-Heiden befinden sich in den Zielgebieten des Übungsplatzes. In Abb. 9 wird deutlich, dass sich die Pionier- und Aufbauphasen zugunsten der Reifephase verringert haben. Insgesamt kann jedoch noch von einem vielfältigen Mischungsverhältnis gesprochen werden. Im Vergleich zu den entsprechend der Zeiten der Phasen zu erwartenden Anteilen ist der der Degenerationsphase noch immer sehr gering. Zu betonen ist außerdem, dass es sich bei den Untersuchungsflächen um Heiden handelt, die bereits im Jahr 2000 geschlossene Bestände bildeten. Seit Aufgabe des militärischen Übungsbetriebes ist jedoch dieser Lebensraumtyp fortwährend in Ausdehnung begriffen (gewesen), so dass die frühen Phasen heute an anderen Stellen zu finden sind. Gefäßpflanzen: Calluna vulgaris besaß bereits im Jahr 2000 in der Regel einen Deckungsgrad von 80 bis 90 % (nur auf 6/1 40 %). Die damals beste-

109

henden Lücken mit Moos-Flechtengesellschaften, offenen Sand- und Kiesstellen oder Grasbeständen schließen sich zunehmend durch Heide (s. o.). Auf Fläche 6/1 sowie auf Magerrasen, die an die Untersuchungsflächen grenzen, ist stets eine Ausdehnung der Besenheide um 20 bis 30 % feststellbar. Hingegen wird ein allgemeiner Rückgang von Agrostis capillaris (N-Zahl = 4, R-Zahl = 4) deutlich. Parallel dazu steigen die Artmächtigkeiten der flächenspezifischen Vorkommen Agrostis vinealis (N = 1, R = 2), Nardus stricta (N = 2, R = 2) und Danthonia decumbens (N = 2, R = 3). Diese sind im Vergleich zu Agrostis capillaris in stärkerem Maße lebensraumtypisch. Bisher zumindest sporadisch vertretene ruderale Störzeiger wie Tanacetum vulgare, Epilobium angustifolium, Achillea millefolium und Hypericum perforatum sind überwiegend gänzlich verschwunden. Der Rückgang der typischen, doch konkurrenzschwachen Teesdalia nudicaulis ist auf die Ausdehnung der Moosdecke (Polytrichum piliferum) zurückzuführen. Negativ gewertet werden muss dagegen die Zunahme von Holcus mollis auf fast allen Flächen. Die Calluna-Bestände haben sich in den letzten Jahren erheblich ausgedehnt und ersetzen zum Teil weiträumig Straußgras- und DrahtschwingelMagerrasen. Stellvertretend für diesen Trend steht die Fläche 6/1, welche im Jahr 2000 nur einen Anteil von ca. 40 % Calluna vulgaris aufwies. Heute ist er auf ca. 70 % gestiegen. Kryptogamen: Die untersuchten Flächen weisen eine artenreiche Flechtenflora auf, während die Zahl der Moose klein bleibt. Auch im Vorkommen naturschutzfachlich wertgebender Arten zeigt sich generell, dass unter den nachgewiesenen Flechten Abb. 9 Aufbau der CallunaHeiden nach Altersphasen.

110

Klaus Richter & Friederike Zinner

Abb. 10: Deckungsgrade der Flechten aus 15 x 2 BraunBlanquet-Aufnahmen.

zahlreiche gefährdete Arten sind, während unter den Moosen keine gefährdeten Arten erfasst wurden. Bei der Gefährdungseinschätzung der Flechten ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Rote Liste der Flechten Sachsens (GNÜCHTEL 1996) den Gefährdungsstand zu Beginn der 1990-er Jahre widerspiegelt. Durch die deutliche Verringerung der Luftbelastung insbesondere mit Schwefeldioxid trat inzwischen eine deutliche Trendwende ein. Eine ganze Reihe ehemals in Sachsen unterschiedAbb. 11: Strauchflechten zwischen Calluna-Pflanzen in der Königsbrücker Heide (Foto: F. Zinner).

lich stark gefährdeter oder sogar verschollener Arten konnte sich erholen und teilweise wieder ausbreiten. Anders ist die Situation bei bodenbewohnenden (epigäischen) Arten. Hier sind keine klaren Zusammenhänge zur Schwefeldioxidbelastung bekannt. Die Gefährdung der Arten erfolgt durch Konkurrenz schneller wüchsiger Blütenpflanzen oder in weit geringerem Maße auch durch Moose. Diese Konkurrenzverhältnisse werden wesentlich

Ergebnisse des Heidemonitorings in der Königsbrücker Heide seit dem Jahr 2000

durch Eutrophierung nährstoffarmer Standorte beeinflusst, so dass die Einstufung der Gefährdung hier weiterhin zutrifft. Der besondere Artenreichtum in den Calluna-Heiden kann mit der langjährigen ökologischen Kontinuität und Stabilität der Flächen, gekoppelt mit den nährstoffarmen Standortbedingungen erklärt werden. Gegenüber dem ersten Erfassungsdurchgang hat sich der Deckungsgrad der Flechten bis 2007 deutlich erhöht (Abb. 10, 11). Ebenso nahm die Anzahl der erfassten epigäischen Flechten zu (im Jahr 2000 wurden epiphytische nur sporadisch kartiert). Bei den neu hinzugetretenen Arten handelt es allerdings in der Regel um kleinstflächige Einzelfunde. 3.2 Fauna Laufkäfer: Wie die Laufkäferzönosen der Sandtrockenrasen sind auch die der Calluna-Heiden gekennzeichnet durch eine hohe Anzahl stark gefährdeter Arten, z. B. der Charakterart Bembidion nigricorne (SN3/D2), aber auch Carabus nitens (SN0/D2), Bradycellus ruficollis (SN2/D3) und Amara infima (SN3/D2). Auffällig sind sehr unausgewogene Arten-Individuen-Verhältnisse, was von brandenburgischen Truppenübungsplätzen sogar in noch stärkerem Ausmaß bekannt ist (I. Brunk mdl.). Bei den Massenvorkommen handelt es sich stets um Calathus erratus, gefolgt von Calathus melanocephalus. Beide zusammen machen in der Regel 50 bis 80 % des Jahresfanges pro Fläche aus. Vor diesem Hintergrund kann es besonders problematisch sein, zusammenfassende Ergebnisse anhand der „originalen“ Fangzahlen zu ermitteln. Bei der Berechnung des relativen Anteils lebensraumty-

111

pischer Arten kommt es dadurch zu sehr hohen Werten, die erheblich durch diese beiden Arten bewirkt werden (Tab. 3). Durch die Transformation der Daten (ln + 1) wird dieser Effekt der eudominanten Arten geglättet. Grundsätzlich nimmt der Anteil der lebensraumtypischen Arten tendenziell ab. Betrachtet man Zu- und Abnahmen ökologischer Gruppen (Tab. 4), so fällt auf, dass – bei allgemeinem Rückgang der Individuenzahlen – der Rückgang bei Offenlandarten am deutlichsten ist, während (wenige) Waldarten im Zuge der Alterung der Heiden um ein Mehrfaches zunehmen. Das Jahr 2007 zeichnet sich nicht nur durch einen gewissen Rückgang des relativen Fanganteils lebensraumtypischer Arten aus, sondern noch stärker durch reduzierte Fangzahlen (Abb. 12). Der Verlauf der absoluten Original-Fangdaten wirkt besonders dramatisch (rechts). Unter Berücksichtigung der Schwankungen der häufigsten Arten wird dieser Trend transparenter. In der Serie der Jahr

% transf. Fangzahlen

% Fangzahlen

lebensraumlebensraumsonstige typische typische

sonstige

2000

73

27

95

5

2001

72

28

95

5

2002

62

38

84

16

2006

63

37

90

10

2007

56

44

74

26

Abb. 12: Vergleich der Nachweiszahlen zwischen den Erfassungsjahren. links: Transformierte Daten zur Unterdrückung möglicher Massenvorkommen, rechts: Durchschnittliche “Original”-Fangzahlen der Flächen.

Tab. 3: Durchschnittliche Anteile lebensraumtypischer und sonstiger Laufkäferarten auf Calluna-Heiden (transformierte Fangzahlen: ln +1; vgl. Text).

112

Tab. 4: Entwicklung ausgewählter Laufkäferarten auf Heideflächen; Vergleich der absoluten durchschnittlichen Jahresfänge zwischen den Zeiträumen sowie relativer Anteil der Nachweise 2006/2007 im Verhältnis zu 2000 bis 2002 (= 100 %). Die Zuordnung der ökologischen Gruppen basiert auf Ergebnissen einer indirekten Gradientenanalyse (DCA).

Klaus Richter & Friederike Zinner

Jahresfang/Fläche 2000 bis 2002

2006 bis 2007

% 2006/2007

Gruppen-

00/02 = 100 %

durchschnitt

„Sandarten” Cicindela hybrida

4,0

0

Harpalus anxius

5,67

1,0

Broscus cephalodes

1,5

0

0

Calathus ambiguus

116,0

0

0

Harpalus autumnalis Harpalus servus Harpalus smaragdinus

38,3

9,5

0 17,64

6,94 %

27,78

2,5

0

0

31,0

0

0

„allgemeine“ Offenlandarten Amara tibialis

7,33

1,0

13,64

Bembidion properans

14,0

0,5

3,57

Harpalus rufipalpis

12,0

2,0

16,67

Harpalus rubripes

31,0

23,0

74,19

2,67

1,0

37,45

56,67

13,5

23,82

6,33

1,5

23,69

Harpalus tardus Leistus ferrugineus Trechus quadristriatus

27,57 %

Heidearten Amara equestris

15,0

1,0

6,67

Bembidion nigricorne

69,0

50,5

72,54

1287,67

395,5

30,7

491,0

375,0

76,37

41,0

53,0

129,27

Poecilius lepidus

252,0

54,5

21,63

Syntomus foveatus

102,67

32,0

31,17

Pterostichus niger

5,67

14,0

246,91

Carabus violaceus

0,67

5,5

820,89

Calathus erratus Calathus melanocephalus Cicindela campestris

53,0 %

Waldarten

533,90 %

Ergebnisse des Heidemonitorings in der Königsbrücker Heide seit dem Jahr 2000

Jahr

% Klassenzahl lebensraumsonstige typische

% Klassenmitte lebensraumtypische

sonstige

Jahr

% Klassenzahl lebensraumsonstige typische

113

% Klassenmitte lebensraumtypische

sonstige

2000

73

27

89

11

2000

98

2

99

1

2001

63

37

83

17

2001

94

6

97

3

2002

61

39

91

9

2002

90

11

97

3

2006

61

39

89

11

2006

91

9

96

4

2007

61

39

97

3

2007

95

5

98

2

Jahre 2000 bis 2007 sind sie wie folgt an den unten dargestellten durchschnittlichen absoluten Fangzahlen beteiligt: 466 – 443 – 159 – 236 – 72. Aber dennoch ist auch bei unterdrückten Massenzahlen eine flächenübergreifende Abwärtsbewegung im Jahr 2007 erkennbar (Abb. 12 links). Anders als bei den Sandtrockenrasen, sind hiervon die lebensraumtypischen Arten besonders betroffen. Der extrem warme Winter 2006/2007 kann sich hier ausgewirkt haben. Winteraktivität ist allerdings von einigen (für Calluna-Heiden kennzeichnenden) Arten auch unter „normal kalten“ Winterbedingungen bekannt. Bembidion nigricorne, Amara infima und Bradycellus ruficollis werden in diesem Zusammenhang von BEIER et al. (1997) auf der Grundlage ihrer Untersuchungen auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog/West (Brandenburg) aus dem Winter 1995/96 genannt. Ab Dezember beschreibt er starke Ausfälle durch den strengen Winter. In milden Wintern könnte die unten dargestellte Aktivitätskurve bis in den Februar/ März anhalten und dafür im April (Fallenaufbau) ausfallen. So auch umgekehrt: Kalter Winter bedeutet viel Bembidion nigricorne im Frühsommer. Und tatsächlich erfolgten nach dem mit Abstand kältesten Heide-Erfassungswinter 2005/2006 die häufigsten Bembidion-Fänge (Gesamt 97). 2007 waren es nur vier Individuen (zudem kein Regen im April). Tagfalter und Widderchen: Insgesamt zeichnen sich bisher keine signifikanten Veränderungen für die Tagfalter- und Widderchenzönosen auf den Calluna-Heiden im Vergleich zum ersten Erfassungsturnus ab (Tab. 5). Auf den Calluna-Heiden war ein Großteil der bisher nachgewiesenen Arten auch in der windig-verregneten Erfassungsperiode 2007 vertreten, doch nur mit sehr kurzer Phänologie. Für etliche Arten, die nur im Jahr 2000 dokumentiert wurden, konnten

noch keine wiederholten Belege erfolgen. Wieder zeichnete sich die Fläche 6/1 mit den höchsten Individuen- und Artenzahlen aus. Neben der günstigen windgeschützten Lage ist wohl der Hauptfaktor das reichere Angebot an Raupenfutterpflanzen, welches im Gebiet bei etlichen Arten mittlerweile eine limitierende Wirkung zu haben scheint. Unberührt bleibt davon stets die eudominante Charakterart für die Königsbrücker Heide Plebeius idas (SN2/D2; Abb. 13). Die Art ist im Untersuchungsgebiet im Gegensatz zu den meisten sächsischen Heiden viel häufiger als P. argus. In günstigen Jahren kommt es zu regelrechten Massenvorkommen des Ginsterbläulings mit zum Teil einem Exemplar pro m2 in der Hochsommergeneration. Gegenwärtig völlig unklar und nicht untersucht ist sein potenzieller Einfluss auf die Heide. Obwohl Faktoren wie Nahrungsmenge, „Heide“-Abfall“ beim Fressen, konkrete Fraßstelle, evtl. Parasitierung etc. völlig offen sind, sei eine hypothetische „Hochrechnung“ gestattet: Bei ca. 1.400 ha Heide ergäben sich 14 Mio. Falter, damit 350 Mio. Raupen. Bei einem „Verbrauch“ von nur 1 g pro Raupe (Futter und „Abfall“) käme es zu einem Gesamtverbrauch von ca. 350 t Calluna/a). Entsprechende Untersuchungen wären zweifellos von größtem Interesse, könnte doch hier ein bislang völlig unbeachteter Faktor der Heideentwicklung liegen. Ebenfalls landes- und vielleicht bundesweit einmalig sind die zeitweiligen Extremwerte des Heidegrünwidderchens (Rhagades pruni; D3, Abb. 14). Eine standardisierte Erfassung wird leider durch die sehr kurze Hauptflugzeit von etwa einer Woche und weniger erschwert. Heuschrecken: Ähnlich wie bei den Tagfaltern zeichnen sich zwischen den Untersuchungsperioden noch kaum signifikante Unterschiede im

Tab. 5 (links): Durchschnittliche Anteile lebensraumtypischer und sonstiger Tagfalterarten auf Calluna-Heide. Tab. 6 (rechts): Durchschnittliche Anteile lebensraumtypischer und sonstiger Heuschreckenarten auf Calluna.

114

Klaus Richter & Friederike Zinner

Abb. 13: Plebeius idas – Ginsterbläuling (SN2/D2; Foto: K. Richter).

Artenspektrum ab (Tab. 6). Der Anteil lebensraumtypischer Arten ist hier jedoch besonders hoch. Im Gegensatz zu anderen Biotoptypen war die Individuendichte aber nicht nur 2007 (witterungsbedingt) gering, sondern schon 2006. Relativ von diesem „Einbruch“ unberührt blieben zudem bemerkenswerter Weise jene Arten, die stärker zum xerothermen Sektor tendieren: Platycleis albopunctata (SN3/D3) und Oedipoda caerulescens (SNV/D3). Eine Korrelation der verminderten Abundanzen mit dem Witterungsgeschehen kann damit zumindest nicht unmittelbar abgeleitet Abb. 14: Rhagades pruni – Heide-Grünwidderchen (D3; Foto: F. Zinner).

werden. Bemerkenswert ist dagegen, dass sich die wenigen Tiere 2006/07 vorzugsweise in den verbliebenen (Rest-)Grasbeständen aufhielten (meist Agrostis capillaris, Festuca ovina, Nardus stricta). Die noch grasreichste Fläche 6/1 wies die höchsten Abundanzen und Artenzahlen auf. Hier könnte das Nahrungsangebot zum limitierenden Faktor werden (vgl. Abb. 15). Besondere Erwähnung verdient im Zusammenhang mit den Heuschrecken schließlich die Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedestris; SN 0/D 1, Abb. 16). Für das einzige deutsche Flachlandvorkommen aus Heideflächen des Gebietes (ZINNER et

Ergebnisse des Heidemonitorings in der Königsbrücker Heide seit dem Jahr 2000

al. 2000) besteht eine besondere Verantwortlichkeit, weil es sich um ein isoliertes Vorposten-Vorkommen handelt.

Avifauna: Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass die Heideflächen im NSG Königsbrücker Heide auch von herausragender Bedeutung für die

115

Abb. 15: Schematische Darstellung des angenommenen Zusammenhangs. Abb. 16: Podisma pedestris – Gemeine Gebirgsschrecke (SN0/D1; Foto: K. Richter).

116

Klaus Richter & Friederike Zinner

Avifauna sind. Im Ergebnis einer Feinrasterkartierung im größten Teil des NSG (Größe eines MTBQ) im Rahmen des Monitorings 2002 durch den Verein Naturbewahrung Westlausitz e. V. wurden u. a. folgende Brutpaar-Zahlen geschätzt: Heidelerche Neuntöter Raubwürger Ziegenmelker Wiedehopf

Lullula aborea Lanius collureo Lanius excubitor Caprimulgus europaeus Upupa epops

327 175 8 26 7

Fortschreitende Sukzession wird zweifellos die Bedingungen für Offenlandarten verschlechtern, mit ihrem Rückgang ist zu rechnen. Die genannten Zahlen verdeutlichen aber die hohe Bedeutung des Gebietes für diese Arten. Sie sollen hier vor allem nochmals eindringlich die hohe Verantwortung für den Erhalt zumindest eines erheblichen Teiles der Heideflächen nicht nur aus der FFH-Verpflichtung für den Lebensraumtyp heraus, sondern auch für den Artenschutz unterstreichen. Eine Wiederholung dieser Kartierung wurde 2008 durchgeführt. Die Auswertung dieser Daten steht noch aus.

LITERATUR ALBERTZ, J. (2001): Einführung in die Fernerkundung, Grundlagen der Interpretation von Luftund Satellitenbildern. Darmstadt. BEIER, W., HINRICHSEN, A. & R. KLATT (1997): Ökofaunistische Untersuchungen auf ausgewählten Truppenübungsplätzen Brandenburgs. Brandenburgische Umweltberichte 1: 130–137. GNÜCHTEL, A. (1996): Rote Liste Flechten. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege, i. A. Sächs. Landesamt Umwelt Geol., Dresden.

RICHTER, K & F. ZINNER (2001): Naturschutzfachliches Monitoringprogramm für das NSG Königsbrücker Heide. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege, i. A. Sächs. Landesamt Umwelt Geol., Dresden. ZINNER, F. & K. RICHTER (2000 bis 2008): Naturschutzfachliches Monitoring im NSG Königsbrücker Heide – Erfassungsberichte und Auswertungen. Band I bis IX, i. A. Sächs. Landesamt Umwelt Geol., Dresden. ZINNER, F. (2005): Naturschutzfachliches Monitoring im Freistaat Sachsen: Eine Konzeption und deren beispielhafte Umsetzung in der Königsbrücker Heide unter besonderer Berücksichtigung von Laufkäfern, Heuschrecken und Tagfaltern. Aachen. ZINNER, F.; SCHLEGEL, C. & K. RICHTER (2000): Zum Vorkommen von Podisma pedestris (L. 1758) in der Königsbrücker Heide, Sachsen (Caelifera: Acrididae, Melanopinae). Articulata 15 (2): 243-247.

AUTOREN Prof. Dr. Klaus Richter, Dr. Friederike Zinner Hochschule Anhalt (FH) FB 1 – Naturschutz/Faunistik Strenzfelder Allee 28 06406 Bernburg

Zur Wirkung verschiedener Pflegeverfahren auf den Stickstoff- und Phosphorhaushalt von ...

117

Zur Wirkung verschiedener Pflegeverfahren auf den Stickstoff- und Phosphorhaushalt von Heideökosystemen KURZFASSUNG In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie sich verschiedene Managementverfahren auf den Stickstoff- und Phosphor-Haushalt von Heideökosystemen auswirken können. Unsere Hypothese ist, dass Beweidung und Mahd einen durch Stickstoffeinträge induzierten Wechsel von einem N- zu einem P-limitierten Pflanzenwuchs beschleunigen können, da diese Maßnahmen hohe Phosphorausträge aus Heideökosystemen bewirken. Wir untersuchten die N- und P-Vorräte in der Biomasse und in den Böden, die Verluste dieser Elemente durch Leaching und Managementmaßnahmen (Beweidung, Mahd, Brand, Plaggen) sowie atmogene Eintragsraten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass im Gebiet der Lüneburger Heide (Niedersachsen) nur durch Beweidung und Plaggen gegenwärtig bestehende N-Einträge kompensiert werden können. Die höchsten P-Austräge wurden durch Beweidung und Mahd verursacht (Verringerung der Oberboden-P-Gehalte um 14,1 % bzw. 4,7 % innerhalb von zehn Jahren). An beweideten Standorten war der Austrag an P sogar größer als der Austrag an N (1,6 kg ha-1 a-1 gegenüber 1,5 kg ha-1 a-1). Heidebrand hatte den geringsten Effekt auf die P-Vorräte, da durch die Deposition von Asche im Zuge der Brandmaßnahme große P-Mengen an die Systeme zurückführt wurden. Es kann angenommen werden, dass Beweidung und Mahd am stärksten die P-Vorräte in Heideökosystemen beeinflussen und diese Maßnahmen somit einem Wechsel von einem N- zu einem P-limitierten Pflanzenwuchs Vorschub leisten. Um in Heiden eine diverse Struktur sowie ausgeglichene Nährstoffbilanzen langfristig zu erhalten, müssen intensive Managementmaßnahmen wie Plaggen mit extensiven Maßnahmen wie Mahd und Brand kombiniert werden. Im Hinblick auf eine ausgeglichene P-Bilanz hat sich das Heidebrennen als beste Maßnahme erwiesen. 1 EINLEITUNG Atmosphärische Nährstoffeinträge haben während der vergangenen Jahrzehnte zu deutlichen Veränderungen in der Struktur und der Funktion von natürlichen und naturnahen Ökosystemen geführt. Insbesondere Stickstoffeinträge haben die Vegetationsentwicklung und das Artengefüge sensibler Systeme wie Moore, Halbtrockenrasen oder Heiden verändert (BOBBINK 1998). In Heiden bewirken Stickstoffeinträge eine erhöhte Produktivität, eine Akkumulation von organischem Material und erhöhte Stoffumsätze (SCHMIDT et al. 2004). Stickstoffeinträge sind zugleich verantwort-

lich dafür, dass die Deckungsanteile von Gräsern wie Deschampsia flexuosa und Molinia caerulea in vormals Ericaceaen-dominierten Heiden stark zugenommen haben (MARRS 1993). Der starke Rückgang intakter Heiden führte dazu, dass diese heute EU-weit als vorrangig schutzwürdige Ökosysteme bewertet werden (WEBB 1998). Negative Auswirkungen von Stickstoffeinträgen auf die Konkurrenzdynamik von Pflanzenarten sind darauf zurückzuführen, dass in vielen Systemen N produktionslimitierender Faktor ist (DISE & STEVENS 2005). Bezeichnete Pflanzenarten betroffener Standorte sind nur bei geringer Stickstoffverfügbarkeit konkurrenzfähig (STEVENS et al. 2006). Neben N kann auch P in Niedermooren, Halbtrockenrasen oder Heiden die Primärproduktion limitieren (GÜSEWELL et al. 2003). Betrachtet man an einem Standort N und P als potenziell limitierende Nährelemente, so kann nach der Ressource-RatioHypothese (TILMAN 1985) eine Düngung mit N den relativen P-Mangel verstärken. Dadurch sind Arten, die an P-Mangel adaptiert sind (z. B. Gräser mit arbuskulärer Mykorrhiza) im Konkurrenzvorteil. Langfristig bewirken atmosphärische N-Einträge, dass viele vormals N-limitierte Systeme künftig P-limitiert sein werden (VERHOEVEN et al. 1996). Während der vergangenen Jahre haben sich viele Studien mit der Wirkung von Managementmaßnahmen und Nährstoffeinträgen auf das Artengefüge und die bodenchemischen Eigenschaften von Heideökosystemen befasst (TERRY et al. 2004). Durch Management gelingt es, die Konkurrenzkraft der Ericaceaen und deren Verjüngung zu fördern (GIMINGHAM 1994). Zudem beeinflusst Management die Nährelementvorräte in Heiden, da diese in verschiedene Kompartimente (Vegetation, Boden) eingreifen und Nährstoffe entziehen (CARROLL et al. 2003). Management kann somit atmogene Nährstoffeinträge zumindest teilweise kompensieren. Da Managementmaßnahmen allerdings verschiedene Heidekompartimente unterschiedlich stark beeinflussen, ist der durch diese Maßnahmen bewirkte N- und P-Austrag auch unterschiedlich groß (NIEMEYER et al. 2005, 2007). Im Gegensatz zu N sind atmogene P-Einträge wie auch die Freisetzung von P durch Mineralverwitterung in Sandböden gering (NIELSEN et al. 2000). Management-induzierte P-Austräge können die Wirkung von atmogenen N-Einträgen verstärken, da sich der relative P-Mangel verschärft und somit eine raschere Entwicklung hin zu einem P-limitierten System stattfinden kann (VERHOEVEN et al. 1996). Dies mag die langfristige Schutzfähigkeit von Heiden in Frage stellen (SVERDRUP et al. 2006). Es

Werner Härdtle, Goddert von Oheimb, Silke Fottner, Marion Niemeyer & Thomas Niemeyer

118

Tab. 1: N- und P-Vorräte vor Durchführung der Maßnahmen (in kg ha-1) und N:P-Verhältnisse in verschiedenen Kompartimenten des Heide-Ökosystems (Biomasse, organische Auflage, Ah/e-Horizont, Bh/s-Horizont und Gesamtvorräte (nach HÄRDTLE et al. 2008b).

Werner Härdtle, Goddert von Oheimb, Silke Fottner, Marion Niemeyer & Thomas Niemeyer

ist deshalb hilfreich, die Veränderung von N- und P-Bilanzen in Folge von Management und atmogenen Einträgen zu quantifizieren. Dies kann dazu beitragen, Änderungen im Artengefüge zu erklären und Prognosen einer künftigen Entwicklung zu formulieren. Ziel der vorliegenden Studie war, kurzfristige (jährlich) und mittelfristige (Zehnjahreszeitraum) Veränderungen im N- und P-Haushalt von Heiden in Folge von Management und atmogenen Einträgen zu quantifizieren. Heiden mögen in diesem Zusammenhang als besonders repräsentative Systeme gelten, da in diesen (1.) Managementmaßnahmen angewandt werden, die auch in anderen (naturnahen) Systemen durchgeführt werden, (2.) Heiden als nährstoffarme Systeme besonders empfindlich gegenüber atmogenen Nährstoffeinträgen sind und (3.) Pflanzenwuchs in Heiden N-, P- oder N-P-ko-limitiert ist (VERHOEVEN et al. 1996; BOBBINK et al. 2003). In der vorliegenden Publikation nehmen wir hinsichtlich der Datenauswertung und -präsentation Bezug auf Untersuchungen von HÄRDTLE et al. (2006; 2008a,b), in welchen der Einfluss von vier Managementmaßnahmen (SchafBeweidung, Mahd, Brand, Plaggen) auf den N- und P-Haushalt von Heiden analysiert wurde. Untersucht werden sollte die Hypothese, ob Maßnahmen, die nur die oberirdische Biomasse beeinflussen (Beweidung Beweidung

Oberirdische Biomasse

Organische Auflagen (O-Horizont)

Ah/e-Horizont

Bh/s-Horizont

Gesamtvorrat (Biomasse + 0 + A +B)

Mahd

und Mahd), zu einem besonders hohen Austrag an P führen, da sich die Biomasse in Heiden durch hohe P-Vorräte auszeichnet (NIEMEYER et al. 2007). Mittelfristig könnten diese Maßnahmen daher eine Verschlechterung der P-Verfügbarkeit und somit eine Verstärkung der P-Limitierung bewirken. Dadurch werden Gräser (z. B. Molinia caerulea) begünstigt, die an P-Mangelstandorte besonders gut adaptiert sind (GÜSEWELL 2005). 2 METHODEN 2.1 Untersuchungsgebiet Das Naturschutzgebiet (NSG) Lüneburger Heide repräsentiert mit etwa 5.500 ha den größten Komplex heute noch vorhandener Heidelandschaften im Nordwestdeutschen Tiefland. Das Gebiet ist charakterisiert durch pleistozäne Ablagerungen, in dem nährstoffarme und podsolierte Böden vorherrschen. Die pHH2O-Werte liegen im Oberboden zwischen 3,0 und 3,5. Das subozeanische Klima ist gekennzeichnet durch mittlere Jahresniederschläge von 811 mm und mittlere Jahrestemperaturen von 8,4 °C. Alle Untersuchungsflächen waren durch Dominanz von 10- bis 15-jähriger Besenheide (Calluna vulgaris) gekennzeichnet. Der Deckungsanteil des Grases Deschampsia flexuosa schwankte zwischen 2 % und Winter-Brand

Plaggen

N

119,2

(27,1)

221,5

(7,5)

196,9

(28,3)

121,6

(24,4)

P

9,0

(2,0)

14,4

(3,2)

12,9

(1,4)

7,4

(1,6)

N : P-Verhältnis

13,3

(2,9)

15,4

(2,0)

15,3

(1,8)

16,4

(3,4)

N

756,4

(35,5)

839,8

(122,8)

736,1

(95,4)

934,5

(93,3)

P

27,2

(1,3)

29,6

(4,1)

23,5

(5,1)

38,1

(3,0)

N : P-Verhältnis

27,9

(1,7)

28,4

(1,7)

31,3

(2,6)

24,5

(1,1)

N

769,8

(317,1)

932,0

(260,5)

1.782,3

(196,0)

1.728,8

(197,0)

P

77,0

(15,9)

82,7

(5,8)

114,0

(12,0)

100,4

(8,0)

N : P-Verhältnis

9,7

(2,6)

11,3

(2,6)

15,6

(2,4)

17,2

(0,7)

N

654,1

(116,0)

451,1

(66,7)

2.008,5

(713,9)

1.469,8

(352,4)

P

159,7

(49,8)

94,6

(14,5)

194,6

(67,0)

166,4

(36,3)

4,3

(0,7)

4,8

(0,8)

10,3

(1,7)

8,8

(0,6)

N : P-Verhältnis N

2.299,5

(n. b.)

2.444,4

(n. b.)

4.723,8

(n. b.)

4.254,7

(n. b.)

P

272,9

(n. b.)

221,1

(n. b.)

345,9

(n. b.)

312,3

(n. b.)

8,4

(n. b.)

11,0

(n. b.)

13,7

(n. b.)

13,6

(n. b.)

N : P-Verhältnis

Mittelwerte von n = 40 für die oberirdische Biomasse (Beweidungsexperiment) und n = 4 für alle übrigen Werte, SD (Standardabweichung) in Klammern, n. b. nicht berechnet.

Zur Wirkung verschiedener Pflegeverfahren auf den Stickstoff- und Phosphorhaushalt von ...

26 %. Der Deckungsanteil der Kryptogamen (überwiegend Hypnum cupressiforme agg.) lag zwischen 20 % und 95 %. 2.2 Untersuchungsdesign und Analyseverfahren Für eine detaillierte Beschreibung des den Analysenergebnissen zugrunde liegenden Versuchsdesigns und der Durchführung der pflanzen- und bodenchemischen Analysen sei auf HÄRDTLE et al. (2008a, b) verwiesen. 3 ERGEBNISSE 3.1 N- und P-Vorräte Die N- und P-Vorräte in den untersuchten Heideökosystemen waren im Boden (insbesondere in den A-Horizonten) am höchsten (Tab. 1). In der oberirdischen Biomasse schwankte der N-Vorrat zwischen 121,6 kg ha-1 und 221,5 kg ha-1, und der P-Vorrat zwischen 7,4 kg ha-1 und 14,4 kg ha-1 (Tab. 1). Das N:P-Verhältnis der oberirdischen Biomasse war in den beweideten Flächen am kleinsten (13,3) und in den geplaggten Flächen am höchsten (16,4). 3.2 Auswirkungen des Managements auf die Nund P-Vorräte in der Biomasse und im Boden Erwartungsgemäß war der Gesamtaustrag an Nährstoffen in den geplaggten Flächen am größten (Tab. 2). Der N-Vorrat in der komplett entfernten organischen Auflage betrug 934,5 kg ha-1. Durch eine teilweise Entfernung des Ah/e-Horizontes wurden dem System 626,5 kg N ha-1 entzogen. Dies entsprach etwa 36 % der gesamten Stickstoffvorräte im Ah/e-Horizont. Im Brandexperiment vergrößerten sich die N- und P-Vorräte der organischen Auflagen um 5,2 kg ha-1 bzw. 6,4 kg ha-1 infolge der Einträge dieser Elemente mit Asche. Der N-Austrag durch eine Entfernung der oberirdischen Biomasse betrug in den gemähten Flächen 96,8 kg ha-1 und in den geplaggten Flächen 121,6 kg ha-1. Der P-Austrag schwankte zwischen 7,1 kg ha-1 und 8,0 kg ha-1. Der N- und P-Austrag durch Schafbeweidung betrug 25,6 kg ha-1 a-1 bzw. 1,9 kg ha-1 a-1 (Abb. 1; Tab. 2). Demgegenüber stand ein Eintrag durch Exkremente von insgesamt 3,5 kg ha-1 a-1 N und 0,2 kg ha-1 a-1 P (Tab. 2). 3.3 N- und P-Verluste durch Sickerwasser (Leaching) Leachingraten für Stickstoff waren signifikant erhöht in den gebrannten und geplaggten Flächen (Abb. 2). Der N-Austrag während des ersten Jahres nach Durchführung der Plaggen-Maßnahme erhöhte sich um 4 kg ha-1. In den gebrannten Flä-

chen nahm der N-Austrag während dieser Zeit um 2,2 kg ha-1 a-1, und in den gemähten Flächen um 1,0 kg ha-1 a-1 zu. Für keine der durchgeführten Maßnahmen wurde eine signifikante Zunahme des P-Leaching festgestellt. Das P-Leaching schwankte zwischen 0,2 kg ha-1 a-1 und 0,4 kg ha-1 a-1 in den Kontrollflächen und 0,2 kg ha-1 a-1 und 0,5 kg ha-1 a-1 in den Maßnahmenflächen (Abb. 2). Basierend auf den zugrunde gelegten Managementzyklen (s. Tab. 2) waren die Bilanzen für N und P negativ in den beweideten Flächen (-1,5 kg ha-1 a-1 bzw. -1,6 kg ha-1 a-1) und auch den geplaggten Flächen (-38,1 kg ha-1 a-1). In den gemähten und gebrannten Flächen waren die Bilanzen für N positiv, aber negativ für P. Der jährliche Verlust an P war am geringsten in den gebrannten Flächen (0,1 kg ha-1 a-1). 3.4 Einflüsse des Managements auf die N- und P-Bilanzen im Zeitraum von zehn Jahren Plaggen hatte den stärksten Effekt auf die N- und P-Vorräte der Systeme (Tab. 3). In den geplaggten Flächen verringerte sich der N-Vorrat um 9 %, und der P-Vorrat nahm um 8 % ab. Dies bedeutet, dass unter Plaggen die N- und P-Austragsrelationen (d. h. Austrag im Verhältnis zum Vorrat) einander gut entsprechen. Demgegenüber wurde der PVorrat in den beweideten und gemähten Flächen wesentlich stärker beeinflusst (beispielsweise Abnahme der Vorräte im Oberboden um 14,1 % bzw. 4,7 %), während die N-Vorräte leicht ab- bzw. zunahmen (beweidete bzw. gemähte Flächen). Winterbrand hatte nur einen geringen Einfluss auf die gesamten P- bzw. die Oberboden-P-Vorräte (Abnahme um 0,3 % bzw. 0,7 %), während die N-Vorräte in einer ähnlichen Größenordnung wie in den gemähten Flächen zunahmen (2,2 % bis 6,2 %). 4 DISKUSSION 4.1 Wirkung des Managements auf den N- und P-Haushalt Die untersuchten Managementmaßnahmen hatten nicht nur unterschiedliche Auswirkungen auf die N- und P-Vorräte in den untersuchten Heideflächen, sondern auch das Verhältnis von N- zu P-Austrägen unterschied sich deutlich für die einzelnen Maßnahmen. Der relative P-Verlust war am höchsten in den beweideten und gemähten Flächen, wobei der P-Austrag unter Beweidung sogar den Austrag für N überschritt (-1,6 kg ha-1 a-1 im Vergleich zu -1,5 kg ha-1 a-1; Tab. 2). Dieser Befund ist darauf zurückzuführen, dass beide Maßnahmen nur auf die oberirdische Biomasse wirken, die sich

119

120

Werner Härdtle, Goddert von Oheimb, Silke Fottner, Marion Niemeyer & Thomas Niemeyer

Beweidung Nährelement

Mahd

Winter-Brand

Plaggen

N

P

N

P

N

P

N

P

22,8

0,3

22,8

0,3

22,8

0,3

22,8

0,3

Jährlicher Eintrag: Exkrementeintrag (kg ha-1 a-1)

3,5

0,2

Jährlicher Austrag: Leaching Kontrolle (kg ha-1 a-1)

2,2

0,2

3,0

0,2

2,0

0,2

3,7

0,2

Jährlicher Nettoeintrag: (kg ha-1 a-1)

24,1

0,3

19,8

0,1

20,8

0,1

19,1

0,1

Austrag: Biomassenentnahme (kg ha-1)

25,6

1,9

96,8

7,1

104,2

8,0

121,6

7,4

5,2

6,4

Jährlicher Eintrag: atmogene Deposition (kg ha-1 a-1)

Eintrag: Aschedeposition (kg ha-1)

kein Exkrement-Eintrag

keine Asche-Deposition keine Asche-Deposition

kein Exkrement-Eintrag

kein Exkrement-Eintrag

keine Asche-Deposition

Austrag: Austrag organische Auflage (kg ha-1)

nicht beeinflusst

nicht beeinflusst

nicht beeinflusst

934,5

38,1

Austrag: Austrag A-Horizont (kg ha-1)

nicht beeinflusst

nicht beeinflusst

nicht beeinflusst

626,5

30,6

Austrag: increased leaching* (kg ha-1)

0,0

0,0

3,1

0,3

6,6

0,3

33,4

0,8

Netto-Austrag/Jährlicher Netto-Eintrag (kg ha-1 a-1)**

25,6/ 25,6

1,9/ 1,9

99,9/ 9,9

7,4/ 0,7

105,6/ 10,6

1,9/ 0,2

1716,0/ 57,2

76,9/ 2,6

Jährlicher Netto-Eintragjährlicher Netto-Austrag (kg ha-1 a-1) = Bilanz

-1,5

-38,1

-2,5

-1,6

9,9

-0,6

10,2

-0,1

* Zunahme der Leachingraten auf den Maßnahmenflächen im Vergleich zur Kontrolle. ** Kalkuliert mittels Division des Netto-Austrags durch die Dauer der Managementzyklen (Beweidung: 1 Jahr, Mahd und Winter-Brand: 10 Jahre, Plaggen: 30 Jahre). Mittelwerte (von n = 16 für atmogene Deposition, n = 40 für Biomassenwerte im Beweidung-Experiment, n = 4 für alle übrigen Werte); aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde in dieser Tabelle die Standardabweichung nicht erneut angegeben, s. Tab. 2 u. Abb. 1 u. 2.

Tab.2: Ein- und Austräge von N und P infolge atmogener Deposition, Exkrementeintrag (Beweidungs-Experiment), Asche-Deposition (Brand-Experiment), Sickerwasserverlusten (Leaching) und Biomassen- und Bodenaustrag (nach HÄRDTLE et al. 2008b).

Plaggen 0

20

40

60

80

100

N (kg ha-1)

Winter-Brand Plaggen

vorher nachher

0

10

20

30

40

e) Organische Auflage 50

0

400

600

1000

200

P (kg ha-1)

800

b) Organische Auflage

Winter-Brand Plaggen

vorher nachher

P (kg ha-1)

1200

121

vorher nachher 120

f) A-Horizont

0

400

800

1200

1600

2000

Plaggen

vorher nachher

c) A-Horizont

Zur Wirkung verschiedener Pflegeverfahren auf den Stickstoff- und Phosphorhaushalt von ...

Plaggen

vorher nachher

Mahd Beweidung 0

2

4

6

8

12

10

14

16

18

0

50

100

200

150

N (kg ha-1)

250

d) Biomasse

P (kg ha-1)

Beweidung

Mahd

Winter-Brand

Winter-Brand

Plaggen

vorher nachher

N (kg ha-1) a) Biomasse

Abb. 1: N- (a bis c) und P-Vorräte (d bis f) in der oberirdischen Biomasse, den organischen Auflagen und im Ah/e-Horizont vor und nach Durchführung der Maßnahmen (Mittelwerte + 1SD; n = 40 für das Beweidungsexperiment und n = 4 für alle übrigen Experimente). Im Brand-Experiment nahm die Nährstoffkonzentration infolge ihrer Deposition in der Asche zu. Plaggen entfernte die gesamte organische Auflage; alle Werte in Bezug auf das Trockengewicht der Probe. Mit Ausnahme der Zunahme des N-Gehaltes in den organischen Auflagen nach Brand (b) sind alle Unterschiede signifikant auf dem Niveau von p < 0.05 (nach HÄRDTLE et al. 2008b).

122

Werner Härdtle, Goddert von Oheimb, Silke Fottner, Marion Niemeyer & Thomas Niemeyer

9

vorher nachher

8

0,7 **

vorher nachher

0,6

7 0,5 P (kg ha-1)

N (kg ha-1)

6 5 *

4 3

0,4 0,3 0,2

2 0,1

1 0

0 Beweidung

Abb. 2: Leaching von N und P in den Maßnahmeflächen und in den korrespondierenden Kontrollen (Mittelwerte + 1 SD; n = 4; Bezugszeitraum: 1. Jahr nach Durchführung der Maßnahmen). Sternchen markieren signifikante Unterschiede ( * = p < 0.05, ** = p < 0.01; nach HÄRDTLE et al. 2008b).

Winter-Brand

Mahd

Plaggen

Beweidung

durch besonders hohe P-Vorräte auszeichnet. In Heiden wirkt die Vegetation ganz offensichtlich als Akkumulator für P (MOHAMED et al. 2007), da die N : P-Verhältnisse der oberirdischen Biomasse (13,3 bis 16,4) deutlich über jenen der organischen Auflagen liegen (24,5 bis 31,3; Tab. 1), in denen die Wurzelmasse von Calluna lokalisiert ist (GENNEY et al. 2000). Ein ganz ähnliches Muster für die N : P-Verhältnisse scheint auch in anderen Lebensräumen zu bestehen, beispielsweise in GrünlandGesellschaften (AERTS et al. 2003). Der besonders hohe P-Austrag auf beweideten Flächen steht damit in Zusammenhang, dass Schafe überwiegend ein- oder zweijährige Zweige fressen, in denen der P-Gehalt besonders hoch ist (GRANT & HUNTER 1966). Im Gegensatz dazu wird der P-Haushalt von Heiden durch Brennen kaum beeinflusst, da der größte Teil der in der oberirdischen Vegetation vorhandenen P-Vorräte durch die Deposition von Asche in das System zurückgeführt wird. 4.2 Ökologische Konsequenzen eines veränderten N- und P-Haushalts Die Befunde zeigen, dass besonders Beweidung und Mahd den in Heiden vorhandenen P-Vorrat verringern und so – langfristig betrachtet – die Verfügbarkeit von P verschlechtern können. Dies

Tab. 3: Relative Netto-Ein- und Austräge (positive u. negative Werte) von N und P, ausgedrückt als die 10-jährigen Nettoeintrags- bzw. Austragsflüsse von N und P in % der Größe der: a) N und P-Vorräte des Oberbodens (Humushorizonte = organische Auflagen + Ah/e-Horizont) und b) des gesamten Nund P-Vorrats (Humushorizonte + Bh/s-Horizont; vgl. Tab. 2).

Managementmaßnahme

N

P

a) Eintrag/Austrag in % der Oberboden-Vorräte b) Eintrag/Austrag in % der Gesamt-Vorräte a) Eintrag/Austrag in % der Oberboden-Vorräte b) Eintrag/Austrag in % der Gesamt-Vorräte

Mahd

Winter-Brand

Plaggen

wird besonders deutlich durch die hohen relativen P-Austräge, die diese Maßnahmen verursachen (für den Oberboden -14,1 % in den beweideten und -4,7 % in den gemähten Flächen; Tab. 3). Dieses Ergebnis stützt die Hypothese, dass Beweidung und Mahd den Effekt hoher Stickstoffeinträge durch eine Verschlechterung der P-Verfügbarkeit verschlimmern können. Managementmaßnahmen, die darauf zielen, atmogene Stickstoffeinträge zumindest teilweise zu kompensieren, können so den unerwünschten Nebeneffekt einer Verringerung der P-Vorräte erzielen (VERHOEVEN et al. 1996; GÜSEWELL 2004). Folgt man einer jüngst von BOBBINK et al. (2003) publizierten Übersicht zur Form der Nährstofflimitierung in Heiden, so sind etwa 75 % der trockenen Heiden N-limitiert. Es ist naheliegend, dass erhöhte N-Einträge verbunden mit P-Austrägen einen Wechsel von einem N- zu einem (mehr) P-limitierten System zur Folge haben (KOERSELMAN & MEULEMAN 1996). Dieser Prozess kann auch in solchen Böden stattfinden, die ursprünglich hohe P-Vorräte hatten (GÜSEWELL 2004). Die langfristige Veränderung der N- und P-Verfügbarkeit hat aber Einfluss auf die Konkurrenzsituation der in Heiden vorkommenden Arten, da sich diese hinsichtlich ihrer Ansprüche an eine N- und P-Versorgung unterscheiden (ROEM et al. 2002). Ein zunehmender

Beweidung

Mahd

WinterBrand

Plaggen

-0,9

5,0

3,8

-13,7

-0,7

4,1

2,2

-9,0

-14,1

-4,7

-0,7

-17,1

-5,9

-2,7

-0,3

-8,0

Zur Wirkung verschiedener Pflegeverfahren auf den Stickstoff- und Phosphorhaushalt von ...

P-Mangel in Heiden fördert insbesondere Gräser, deren arbuskuläre Mykorrhiza die Wirtspflanze insbesondere beim Wettbewerb um die Aufnahme von P unterstützt. So zeichnet sich Molinia caerulea dadurch aus, dass es an Standorten mit extrem geringer P-Versorgung ausgesprochen wettbewerbsfähig ist (ROEM et al. 2002). Umgekehrt kann Molinia caerulea ein zusätzliches N-Angebot wesentlich stärker in Biomassenproduktion umsetzen, als Calluna dazu in der Lage ist (AERTS et al. 1991). Hinzu kommt, dass Calluna (im Gegensatz zu Molinia caerulea) nahezu ausschließlich die organischen Auflagen durchwurzelt und der Pflanze somit die größeren P-Vorräte in den mineralischen Horizonten nicht zur Verfügung stehen. Diese ungünstige Wurzelverteilung, die hauptsächlich auf die ökologischen Erfordernisse der ericoiden Mykorrhiza zurückzuführen sind, ist nach GENNEY et al. (2002) auch der Hauptgrund dafür, warum Calluna bei verbesserter N, aber verschlechterter P-Versorgung gegenüber Gräsern konkurrenzunterlegen ist. Beachtet werden muss in diesem Zusammenhang, dass in beweideten Heiden der direkte Verbiss von Gräsern deren Aufkommen verzögert, auch dann, wenn das entsprechende NP-Angebot für Calluna längst ungünstig ist (GRANT et al. 1996). Eine ungünstige P-Versorgung wird sich im Konkurrenzgefüge der Arten also erst dann auswirken, wenn die Beweidung entsprechender Flächen eingestellt wird. 4.3 Folgerungen für das Heide-Management Die dargelegten Befunde zeigen, dass besonders Beweidung und Mahd in Heideökosystemen hohe P-Verluste bewirken können. Diese Maßnahmen können so die Wirkung atmogener Stickstoffeinträge verstärken. Um eine vielfältige Struktur und ausgeglichene Nährstoffbilanzen in Heiden langfristig zu erhalten, sind Managementpläne notwendig, in denen intensive (Plaggen, Schoppern) und extensive Maßnahmen (Mahd, Brand, Beweidung) räumlich und zeitlich kombiniert werden. Da besonders Heidebrand nur wenig den P-Haushalt von Heiden beeinflusst, ist es sinnvoll, diese Maßnahme in entsprechendem Turnus auf konkreten Flächen mit Verfahren wie Beweidung und Mahd zu kombinieren. Angesichts bestehender Stickstoffeinträge aus der Atmosphäre wird es aber auch in Zukunft unerlässlich sein, in angemessenen Zeitabständen intensive Pflegeverfahren wie Plaggen oder Schoppern einzusetzen, da nur diese einen effizienten N-Austrag bewirken und zugleich der N : P-Quotient des ausgetragenen Bodens und der ausgetragenen Biomasse weitestgehend jenem des Heidesystems entspricht.

LITERATUR AERTS, R., DE CALUWE, H. & B. BELTMAN (2003): Is the relation between nutrient supply and biodiversity co-determined by the type of nutrient limitation? Oikos 101: 489–498. AERTS, R., BOOT, R. G. A. & P. J. M. VAN DER AART (1991): The relation between above- and belowground biomass allocation patterns and competitive ability. Oecologia 87: 551–559. BOBBINK, R. (1998): Impacts of tropospheric ozone and airborne nitrogenous pollutants on natural and seminatural ecosystems: a commentary. New Phytologist 139: 161–168. BOBBINK, R., ASHMORE, M., BRAUN, S., FLUCKIGER, W. & I. J. J. VAN DEN WYNGAERT (2003): Empirical nitrogen critical loads for natural and semi-natural ecosystems: 2002 update. In: Achermann, B., Bobbink, R. (ed.) Empirical critical loads for nitrogen. Environmental Documentation No. 164. Swiss Agency for the Environment, Forest and Landscape: 43–170. CARROLL, J. A., CAPORN, S. J. M., JOHNSON, D., MORECROFT, M. D. & J. A. LEE (2003): The interactions between plant growth, vegetation structure and soil processes in semi-natural acidic and calcareous grasslands receiving long-term inputs of simulated pollutant nitrogen deposition. Environmental Pollution 121: 363–376. DISE, N. B. & C. J. STEVENS. (2005): Nitrogen deposition and reduction of terrestrial biodiversity: Evidence from temperate grasslands. Science in China Series C-Life Sciences 48: 720–728. GENNEY, D. R., ALEXANDER, I. J. & S. E. HARTLEY (2000): Exclusion of grass roots from soil organic layers by Calluna: the role of ericoid mycorrhizas. Journal of Experimental Botany 51: 1117–1125. GENNEY, D. R., ALEXANDER, I. J. & S. E. HARTLEY (2002): Soil organic matter distribution and belowground competition between Calluna vulgaris and Nardus stricta. Functional Ecology 16: 664–670. GIMINGHAM, C. H. (1994): Lowland heaths of West Europe: management for conservation. Phytocoenologia 24: 615–626. GRANT, S. A. & R. F. HUNTER (1966): The effects of frequency and season of clipping on the morphology productivity and chemical composition of Calluna vulgaris (L.) Hull. New Phytologist 65: 125–133. GRANT, S. A., TORVELL, L., COMMON, T. G., SIM, E. M. & J. L. SMALL (1996): Controlled grazing studies

123

124

Werner Härdtle, Goddert von Oheimb, Silke Fottner, Marion Niemeyer & Thomas Niemeyer

on Molinia grassland: Effects of different seasonal patterns and levels of defoliation on Molinia growth and responses of swards to controlled grazing by cattle. Journal of Applied Ecology 33: 1267–1280. GÜSEWELL, S. (2004): N:P ratios in terrestrial plants: variation and functional significance. New Phytologist 164: 243–266. GÜSEWELL, S. (2005): Responses of wetland graminoids to the relative supply of nitrogen and phosphorus. Plant Ecology 176: 35–55. GÜSEWELL, S., KOERSELMAN, W. & J. T. A. VERHOEVEN (2003): Biomass N:P ratios as indicators of nutrient limitation for plant populations in wetlands. Ecological Applications 13: 372–384. HÄRDTLE, W., NIEMEYER, M., NIEMEYER, T., ASSMANN, T. & S. FOTTNER (2006): Can management compensate for atmospheric nutrient deposition in heathland ecosystems? Journal of Applied Ecology 43: 759-769. H ÄRDTLE , W. & G. VON O HEIMB (2008a): Einfluss verschiedener Heide-Pflegeverfahren auf die Ernährungssituation von Calluna vulgaris. Abh. Westf. Mus. Naturkde. 70: 81–99. HÄRDTLE, W., VON OHEIMB, G., FOTTNER, M., NIEMEYER, M. & T. NIEMEYER (2008b): Können Managementmaßnahmen zu Nährstoffungleichgewichten in Heideökosystemen führen? Mitt. Arbeitsgem. Geobot. Schleswig-Holstein Hamb. 65: 509–526. KOERSELMAN, W. & A. F. M. MEULEMAN (1996): The vegetation N:P ratio: A new tool to detect the nature of nutrient limitation. Journal of Applied Ecology 33: 1441–1450. MARRS, R. H. (1993): An assessment of change in Calluna heathlands in Breckland, eastern England, between 1983 and 1991. Biological Conservation 65: 133–139. MOHAMED, A., HÄRDTLE, W., JIRJAHN, B., NIEMEYER, T. & G. VON OHEIMB (2007): Effects of prescribed burning on plant available nutrients in dry heathland ecosystems. Plant Ecology 189: 279–289. N IELSEN , K. E., H ANSEN , B., L ADEKARL , U. L. & P. NØRNBERG (2000): Effects of N-deposition on ion trapping by B-horizons of Danish heathlands. Plant and Soil 223: 265–276. NIEMEYER, M., NIEMEYER, T., FOTTNER, S., HÄRDTLE, W. & A. MOHAMED (2007): Impact of sod-cutting and choppering on nutrient budgets of dry heathlands. Biological Conservation 134: 344–353. NIEMEYER, T., NIEMEYER, M., MOHAMED, A., FOTTNER, S. & W. HÄRDTLE (2005): Impact of prescribed burning on the nutrient balance of heathlands with particular reference to nitrogen and phosphorus. Applied Vegetation Science 8: 183–192.

ROEM, W. J., KLEES, H. & F. BERENDSE (2002): Effects of nutrient addition and acidification on plant species diversity and seed germination in heathland. Journal of Applied Ecology 39: 937–948. SCHMIDT, I. K., TIETEMA, A., WILLIAMS, D., GUNDERSEN, P., BEIER, C., EMMETT, B. A. & M. ESTIARTE (2004): Soil solution chemistry and element fluxes in three European heathlands and their responses to warming and drought. Ecosystems 7: 638–649. STEVENS, C. J., DISE, N. B., GOWING, D. J. G. & M. R. MOUNTFORD (2006): Loss of forb diversity in relation to nitrogen deposition in the UK: regional trends and potential controls. Global Change Biology 12: 1823–1833. SVERDRUP, H., THELIN, G., ROBLES, M., STJERNQUIST, I. & J. SORENSEN (2006): Assesing nutrient sustainability of forest production for different tree species considering Ca, Mg, K, N and P at Bjornstorp Estate, Sweden. Biogeochemistry 81: 219–238. TERRY, A. C., ASHMORE, M. R., POWER, S. A. & E. A. ALLCHIN (2004): Modelling the impacts of atmospheric nitrogen deposition on Calluna-dominated ecosystems in the UK. Journal of Applied Ecology 41: 897–909. TILMAN, D. (1985): The resource-ratio hypothesis of plant succession. American Naturalist 125: 827–852. VERHOEVEN, J. T. A., KOERSELMAN, W. & A. F. M. MEULEMAN (1996): Nitrogen- or phosphorus-limited growth in herbaceous, wet vegetation: Relations with atmospheric inputs and management regimes. Trends in Ecology and Evolution 11: 494–497. WEBB, N. R. (1998): The traditional management of European heathland. Journal of Applied Ecology 35: 987–990.

AUTOREN Prof. Dr. Werner Härdtle PD Dr. Goddert von Oheimb Dr. Silke Fottner Dr. Marion Niemeyer Dr. Thomas Niemeyer Universität Lüneburg Institut für Ökologie und Umweltchemie Scharnhorststr. 1 21335 Lüneburg

Visionen zur Erhaltung der Heiden

125

Visionen zur Erhaltung der Heiden 1 EUROPÄISCHE DIMENSION UND ENTSTEHUNG DER HEIDEN Die europäische Heideregion erstreckt sich von den Lofoten in Nordskandinavien bis nach Nordspanien und Nordportugal. In dieser Region, die durch atlantisches und subatlantisches Klima geprägt ist, war die Heidelandschaft auf nährstoffärmeren Böden die vorindustrielle bäuerliche Kulturlandschaft schlechthin. Die europäische Heideregion verbindet elf heutige Nationalstaaten durch Ähnlichkeiten in den Traditionen der Landnutzung und der Landschaft (HAARLAND 2002, vgl. Abb. 1). Die Ausbreitung der Besenheide (Calluna vulgaris) lässt sich nach pollenanalytischen Befunden für Nordwestdeutschland seit der Jungsteinzeit nachweisen und in der älteren Bronzezeit, um 1500 v. Chr., waren Zwergstrauchheiden bereits ein wesentlicher Bestandteil der Landschaft (VÖLKSEN 1984). Ihre Entstehung in Gebieten, die vorher von Eichenmischwäldern bewachsen waren, ist dem Zusammenwirken von Beweidung, aktiver Rodung und Feuer zu verdanken (TÜXEN 1967). Die Entstehung der Heidelandschaft ist für das Naturschutzgebiet (NSG) Lüneburger Heide in Nordwestdeutschland besonders gut untersucht worden. Pollenanalysen aus dortigen Kleinmooren haben gezeigt, dass die Pollenkurve von Calluna vulgaris seit dem Neolithikum ansteigt (BECKER 1995). Vorausgegangen ist ein Gipfel von Pteridium aquilinum (Adlerfarn), einer Pflanze, die durch die Auflichtung der Wälder in Folge von Beweidung begünstigt wird. Weitgehend parallel

verläuft die die Holzkohle betreffende Kurve, die häufige Feuer in der Landschaft dokumentiert. Feuer und Beweidung öffneten die Wälder und schufen die Voraussetzung für die Ausbreitung der Calluna-Heiden. Die Kurve der Siedlungsanzeiger verläuft ebenfalls weitgehend parallel zur Calluna-Kurve. Erst in der Neuzeit ändern sich hier die Verhältnisse. Infolge von Bevölkerungszunahme und Ausweitung des Ackerbaus steigt der Anteil der Siedlungsanzeiger stark an. Die Menschen der Jungsteinzeit, der Bronzezeit, der Eisenzeit und der Völkerwanderungszeit lebten noch nicht in Dauersiedlungen, sondern sie zogen von Zeit zu Zeit fort, um sich an anderer Stelle niederzulassen (KÜSTER 1995). Dauersiedlungen entstanden erst seit dem Mittelalter. Jetzt bildete sich die Form der Heidebauernwirtschaft heraus, die bis ins 19. Jahrhundert hinein Bestand hatte und zu einer kontinuierlichen Ausbreitung der Heidefläche führte (LÜTKEPOHL 2001). In der Geestlandschaft des nordwestlichen Mitteleuropas erfuhr der Ackerbau durch die Einführung des Winterroggens seit dem 10. Jahrhundert einen Intensivierungsschub (BEHRE 1980). Winterroggen wurde vielfach Jahr für Jahr auf der gleichen Fläche angebaut, was eine permanente Düngerzufuhr erforderte. Die Gewinnung von Düngestoffen erfolgte durch Streunutzung im Wald und Abtrag der oberen humusreichen Bodenschichten in Heideflächen. Dieser Humusexport aus großen Flächen führte zu erheblichen Ausmagerungsprozessen, die für die weitere Ausbreitung der Heiden mitverantwortlich sind. In Ostdeutschland waren offene Calluna-Heiden aufgrund der geringeren Siedlungsdichte und des daraus resultierenden geringeren Nutzungsdrucks weniger verbreitet als in Nordwestdeutschland. LEHMANN (2003) geht davon aus, dass die CallunaHeiden, die vor ca. 200 Jahren als Offenlandschaft oder halboffene Parklandschaft vorhanden waren, nach den preußischen Landreformen infolge von Veränderungen in der Landwirtschaft und durch Aufforstungsprogramme zurückgegangen sind. Für den Zeitraum von 1830 bis 1870 beschreibt er eine neue Ausbreitungsphase, weil die Schafhaltung im Zusammenhang mit der Etablierung Berlins als europäischem Zentrum für Textilindustrie erheblich ausgeweitet wurde. Sonst haben sich Pflanzen von Calluna-Heiden in Ostdeutschland als Bodenvegetation in den Wäldern ausgebreitet, die durch Streunutzung und Beweidung aufgelichtet und ausgemagert waren. Die Verbreitung dieser Vegetation beschränkte sich weitgehend auf die altpleistozäne Landschaft. GROSSER (1956) hat

Manfred Lütkepohl

Abb. 1: Verbreitung der Heidelandschaften in Europa um 1850; nach P. E. Kaland, Universität Bergen.

126

Manfred Lütkepohl

breite Übereinstimmungen der Vegetationstypen in der Lausitzer Heide und der Lüneburger Heide nachgewiesen. 2 DIE HEUTIGE SITUATION DER EUROPÄISCHEN HEIDEN Infolge der Industrialisierung der Landwirtschaft und der Internationalisierung der Märkte wurde die Heidebauernwirtschaft weitgehend aufgegeben. Dies führte zu einem dramatischen Rückgang der Heidelandschaft innerhalb weniger Jahrzehnte. Reste der ehemaligen Heidebauernwirtschaft sind heute nur noch vereinzelt vorhanden, z. B. in New Forest in Südengland, wo sich eine größere Heidefläche als bäuerlicher Gemeinschaftsbesitz erhalten hat, die für extensive Rinder- und Pferdehaltung genutzt wird. Andererseits haben sich auch neue Nutzungen für Heideflächen entwickelt, die gesellschaftlichen Ansprüchen der Gegenwart gerecht werden. In Schottland werden große Heideflächen vorrangig unter jagdlichen Gesichtspunkten genutzt und erhalten. Dort vorkommende Arten wie Rothirsch, Moorschneehuhn und Birkhuhn sind eine besonders beliebte Jagdbeute. Zahlreiche Heideflächen in Mittel- und Nordeuropa wurden zu Truppenübungsplätzen umgenutzt oder haben sich auf militärischen Übungsflächen neu entwickelt. Die Heideflächen im Nationalpark De Hooge Veluwe in Holland sind durch eine Kombination von Kunst- und Landschaftserlebnis zu einem Publikumsmagneten geworden. Im Zentrum befindet sich ein Museum mit der weltgrößten Sammlung von Gemälden des Impressionisten Vincent van Gogh. Ein Skulpturenpark leitet in die Heidelandschaft über. Auch Naturschutzbestrebungen haben zur Erhaltung von Heiden geführt. Ehemalige Nutzungen werden in solchen Gebieten durch Maßnahmen der Landschaftspfl ege kompensiert. Beispiele dafür sind das NSG Lüneburger Heide in Niedersachsen und die Ulfborg Heide in Jütland. Im norwegischen Heidezentrum auf Lygra werden Heideschutz und Umweltbildung miteinander verbunden. Die rezenten offenen Heidelandschaften Ostdeutschlands haben sich mit Ausnahme einiger an der Küste gelegener Flächen fast ausschließlich auf Truppenübungsplätzen entwickelt. Die aus Streunutzung und Viehweide hervorgegangenen Waldheiden (Kiefernheiden, Eichenheiden) sind infolge von Eutrophierung und Humusakkumulation rückläufig.

3 DIE BEDEUTUNG DER HEIDEN FÜR DEN NATURSCHUTZ Heidelandschaften sind Rückzugsräume für typische Lebensgemeinschaften und Arten der vorindustriellen Agrarlandschaft. Die vorindustrielle Landwirtschaft hat die natürliche Artenvielfalt erheblich gefördert. Dafür waren folgende Faktoren verantwortlich: •







In weiten Teilen der Landschaft wurden Nährstoffe ausgetragen, um sie auf den im relativ kleinen Anteil vorhandenen Ackerflächen zu konzentrieren. Die Austräge von Nährstoffen haben die kleinstandörtlichen Unterschiede verstärkt und dadurch die standörtliche Vielfalt erhöht. Die Vielfalt des Reliefs blieb erhalten. Wegen der Waldweide existierten keine starren Grenzen zwischen Wald und Offenland. Grenzlinien und Übergangsstrukturen waren stattdessen vielfältig. Die Waldweide bewirkte lichte Strukturen in den Wäldern und ermöglichte das Vordringen von Licht und Wärme bis an die Bodenoberfläche. Die menschlichen Einflüsse auf die Landschaft waren über lange Zeiträume gleichgerichtet und haben deshalb die Entstehung differenzierter Lebensgemeinschaften wildlebender Tiere und Pflanzen begünstigt.

Die industrialisierte Landwirtschaft ist aus folgenden Gründen Hauptverursacher des Rückgangs von Biodiversität: •







Die Nutzungsgrenzen sind starr; es fehlen Übergangsräume zwischen Offenland und Wald; die Grenzlinien innerhalb der Landschaft haben stark abgenommen. Die Standorte wurden durch die Beseitigung von Kleinstrukturen wie kleinen Unebenheiten des Reliefs, Feldgehölzen und Hecken sowie kleinen Gewässern, Mooren und Sümpfen egalisiert. Infolge der intensiven Düngung hat eine Eutrophierung der Standorte stattgefunden. Viele Fachleute sehen in der Eutrophierung das größte Problem für den Naturschutz überhaupt (ELLENBERG 1989). Es existieren eindeutige Zusammenhänge zwischen der Zunahme des Stickstoffgehalts im Boden und dem Rückgang der Anzahl der Arten. Das Befahren der landwirtschaftlichen Flächen auch während der Brutzeit führt dazu, dass

Visionen zur Erhaltung der Heiden

127

Rang

Land

Gebietsname

Fläche/ha

1

ST

Colbitz-Letzinger Heide

4.500

2

BB

Kyritz-Ruppiner Heide

3.335

3

NI

NSG Lüneburger Heide

3.000

4

NI

TÜP1 Bergen-Hohne

2.800

5

NW

TÜP Senne mit Stapellager Senne

1.592

6

NI

TÜP Munster Süd

1.340

7

BY

TÜP Grafenwöhr

1.300

8

ST

Kietzer Heide

1.300

9

SN

TÜP Oberlausitz (Muskauer Heide)

1.200

10

BB

Kleine Schorfheide (Tangersdorfer Heide)

1.000

11

MV

Waldhof, Jägerbrück und Schwarzer See

918

12

BB

Reicherskreuzer Heide

800

Tab. 1: Die größten Vorkommen des LRT 4030 – Trockene Heiden in Deutschland (nach SSYMANK et al. 1998).

1

TÜP: Truppenübungsplatz

sich Vogelbruten nur noch im Bereich von Sonderstrukturen wie Feldrainen entwickeln können. Die hohe Siedlungsdichte typischer Vogelarten der Agrarlandschaft wie Feldlerche, Goldammer, Neuntöter u. a. macht die große Bedeutung der Heidelandschaft als Refugiallebensraum deutlich. Im Rahmen des Natura 2000-Programms der Europäischen Union kommt den Heiden eine besonders große Bedeutung zu. Die charakteristischen Lebensraumtypen (LRT) der Heiden wurden in Anhang II der FFH-Richtlinie (1992) aufgenommen. Dazu gehören: 4010 Feuchte Heiden des nordatlantischen Raumes mit Erica tetralix, 4030 Trockene europäische Heiden, 2310 Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista (Dünen im Binnenland), 2330 Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus u. Agrostis (Dünen im Binnenland), 9190 Alte bodensaure Stieleichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur. Zudem besitzen viele Vogelarten, die in Anhang I der Vogelschutzrichtlinie (1979) aufgeführt sind, in Heidelandschaften besonders gute Bestände.

4 DIE BEDEUTUNG DER OSTDEUTSCHEN HEIDEN Die Waldheiden lassen sich wegen der Weiterentwicklung der Standorte infolge der Aufgabe der Streunutzung und der nicht mehr praktizierten Waldweide wohl nur kleinflächig erhalten. Die erst im 20. Jahrhundert entstandenen teilweise großflächigen offenen Calluna-Heiden auf aktivem und ehemaligem Militärgelände bieten dagegen grundsätzlich gute Voraussetzungen für die Erhaltung. Allerdings müssen dafür dringend umfassende Konzepte entwickelt werden, die auch den Umgang mit den militärischen Altlasten berücksichtigen. In Ostdeutschland sind besonders viele Heideflächen mit hohem Naturschutzwert vorhanden, die über charakteristische Artengemeinschaften im guten Erhaltungszustand verfügen. Eutrophierungserscheinungen und Rohhumusakkumulationen treten hier im wesentlich geringeren Umfang auf, als in den Heiden des westlichen Mitteleuropas. Brandenburg

9.513 ha

Niedersachsen

8.955 ha

Sachsen-Anhalt

7.899 ha

Nordrhein-Westfalen

2.408 ha

Tab. 2: Die Verteilung des LRT 4030 – Trockene Heiden in ausgewählten Bundesländern (nach SSYMANK et al. 1998).

128

Manfred Lütkepohl

Von den zwölf größten gemeldeten Vorkommen des Lebensraumtyps 4030 Trockene Heiden befinden sich sieben in Ostdeutschland. Brandenburg verfügt über die größten Flächenanteile dieses Lebensraumtyps (vgl. Tab. 1 u. 2). Die Lage an der Peripherie der europäischen Heideregion macht die ostdeutschen Heiden für den Naturschutz besonders wertvoll. Sie vermitteln zwischen subatlantischen und subkontinentalen Elementen und besitzen dadurch, bezogen auf die Tierwelt, besonders artenreiche Lebensgemeinschaften. Durch den im Vergleich zu atlantisch geprägten Heiden lückigen Wuchs von Calluna vulgaris gelangt viel Licht zum Boden, wodurch dort lebende Wirbellose wie Heuschrecken begünstigt werden. 5 HEIDESCHUTZ KONTRA PROZESSSCHUTZ Prozessschutz ist eine wertvolle Naturschutzstrategie für naturnahe Landschafsteile wie naturnahe Moore und Wälder oder, nach speziellen vorbereitenden Maßnahmen, auch für Landschaften, die für die Renaturierung vorgesehen sind, z. B. Braunkohlentagebaue. Für die Erhaltung historischer Kulturlandschaften eignet sich der Prozessschutz nicht, weil diese Landschaften von Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen abhängig sind. Für die Heiden auf ehemaligen Truppenübungsplätzen Ostdeutschlands ist die Bewaldung die Hauptgefahr. Dort, wo keine Pflege- oder Bewirtschaftungsmaßnahmen stattfinden, entwickeln sich auf den Heideflächen Kiefern-Birkenwälder, die ein ähnliches Artenspektrum aufweisen wie die in Ostdeutschland ohnehin großflächig vorhandenen Kiefernwälder. Zwar könnten sich diese Wälder in langen Zeiträumen zu Waldgesellschaften der Klimaxbaumarten weiterentwickeln und dann auch wieder für den Naturschutz wertvoll werden. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich und widerspricht allen Erfahrungen, dass eine dazu erforderliche gleichgerichtete Naturschutzstrategie über Jahrhunderte beibehalten werden kann. Deshalb muss es ein vorrangiges Ziel des Naturschutzes sein, die noch vorhandenen offenen und halboffenen Heidelandschaften auf ehemaligen Truppenübungsplätzen zu erhalten. Ohnehin sind bereits jetzt große Teile der 1990 in Ostdeutschland noch vorhandenen Heiden durch Bewaldung verlorengegangen. LEHMANN (2003) schätzt diesen Anteil für Brandenburg auf 60 %. 6 VISIONEN FÜR DIE ERHALTUNG DER HEIDEN Für die Sicherung der Zukunft der Heidelandschaften in Deutschland sind folgende Entwicklungen wünschenswert:













Es muss gelingen, die Wertschätzung der Heiden wegen ihrer Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und wegen der hohen Erlebnisqualität ihrer Landschaften in weiten Bevölkerungskreisen zu verankern. Heiden sollten verstärkt als Lehrobjekte dienen, um das Verständnis für die Entwicklung der vorindustriellen Kulturlandschaft zu fördern. Es müssen vielfältige Aktivitäten entfaltet werden, um auf Heideflächen selbst tragende Nutzungen zu etablieren, die den Erfordernissen der Gegenwart entsprechen. Dadurch kann die Abhängigkeit von den immer wieder zu knappen staatlichen Fördermitteln für Naturschutzmaßnahmen überwunden werden. − Das Fleisch von anspruchslosen Landschafrassen und Rinderrassen, die in der Landschaftspflege eingesetzt werden, ist sehr hochwertig. Durch kluge Vermarktungsstrategien müssen die Erlöse dafür verbessert werden. Zusätzlich müssen die Schafhalter weiterhin die Zuschüsse aus dem EU-Agrarfonds erhalten. − Heidemahdgut erzielt bereits jetzt gute Erlöse, wenn es für die Herstellung von Biofiltern vermarktet werden kann. Schoppermaterial ließe sich für die Herstellung von Torfsubstituten nutzen. − Die aufwachsenden Gehölze, die für die Freistellung von Heideflächen immer wieder entnommen werden müssen, können als Energieholz verwertet werden. − Der Tourismus bietet zusätzliche Möglichkeiten der „In-Wert-Setzung“ von Heidelandschaften. Auch mit den Möglichkeiten für den Einsatz des Feuers bei der Heidepflege müssen weitere Erfahrungen gewonnen werden. Kalte Winterfeuer sind vermutlich auch in munitionsbelastetem Gelände, das oberflächig abgesucht worden ist, vertretbar. Es müssen finanziell tragfähige Lösungen für den Umgang mit der Munitionsbelastung vieler ostdeutscher Heidelandschaften gefunden werden. Ansätze dafür sind die Weiterentwicklung kostengünstiger Sondierungsverfahren wie der Aerosondierung, die bessere rechtliche Klärung von Haftungsfragen durch die Auswertung des bisherigen Unfallgeschehens und der Einsatz munitionsgeschützter Technik bei Bewirtschaftungsmaßnahmen. Schließlich sollten auch Möglichkeiten für die Neuschaffung von Heidelandschaften

Visionen zur Erhaltung der Heiden

genutzt werden. Voraussetzungen dafür bieten die Bergbaufolgelandschaft und größere Waldbrandflächen. Für die Erhaltung der im ostdeutschen Altpleistozän so typischen Waldheiden muss zumindest auf kleineren Flächen die Waldweide wieder eingeführt werden.

LITERATUR B ECKER , K. (1995): Paläoökologische Untersuchungen in Kleinmooren. Zur Vegetations- und Siedlungsgeschichte in der zentralen Lüneburger Heide. Dissertation am Fachbereich Biologie der Univers. Göttingen, unveröff. BEHRE, K.-E. (1980): Zur mittelalterlichen Plaggwirtschaft in Nordwestdeutschland und angrenzenden Gebieten nach botanischen Untersuchungen. Abh. Akad. Wiss. Göttingen, Phil.-Hist. Kl., 3 (116): 30–44. ELLENBERG, H. (1989): Eutrophierung – das gravierendste Problem im Naturschutz? NNA-Berichte 2 (1): 4–13. FFH-Richtlinie (1992): Richtlinie 92/43 EWG des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen. Zuletzt geändert durch Richtlinie 2006/105/EG vom 20.11.2006. GROSSER, K. H. (1956): Landschaftsbild und Heidevegetation in der Lüneburger und Lausitzer Heide. Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 35 (1): 77–101. HAALAND, S. (2002): Feuer und Flamme für die Heide. 5000 Jahre Kulturlandschaft in Europa. Bremen. KÜSTER, H. (1995): Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart. München.

129

LEHMANN, R. (2003): Heathlands in Brandenburg: History – Importance – Management. (8th European Heathland Workshop, abstracts of talks and posters): 56–61. LÜTKEPOHL: M. (2002): Die Heidelandschaft im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Entwicklungsgeschichte, Ökologie und Management. Oldenburger Geoökol. Studien 5: 135–160. SSYMANK, A., HAUKE, U., RÜCKRIEM, C. & E. SCHRÖDER unter Mitarb. von D. MESSER (1998): Das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung von Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) u. Vogelschutz-Richtlinie (79/409/EWG). Schr.reihe Landsch.pfl. Nat.schutz 53. TÜXEN, R. (1967): Die Lüneburger Heide. Werden und Vergehen einer Landschaft. Rotenburger Schriften 26: 7–56. Vogelschutzrichtlinie (1979): Richtlinie 79/409/ EWG des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten. Zuletzt geändert durch Richtlinie 2006/105/EG vom 20.11.2006. VÖLKSEN, G. (1984): Die Lüneburger Heide – Entstehung und Wandel einer Kulturlandschaft. Aktuelle Themen zur niedersächsischen Landeskunde 3: 1–52.

AUTOR Manfred Lütkepohl Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg Zeppelinstr. 138 14471 Potsdam

130

Björn Conrad

Weiterführende Literatur

ANDERS, K., JADRANKA, M., WALLSCHLÄGER, D. & G. WIEGLEB (Hrsg. 2004): Handbuch Offenlandmanagement. Berlin, Heidelberg, New York. BEUTLER, H.: (2000): Landschaft in neuer Bestimmung: Russische Truppenübungsplätze. Neuenhagen. CHAPMAN, S. B., ROSE, R. J. & R. T. CLARKE (1989): A model of the phosphorus dynamics of Calluna heathlands. J. Ecol. 77: 35–48. DEUTSCHER RAT FÜR LANDESPFLEGE (1993): Truppenübungsplätze und Naturschutz. Schr. reihe DRL 62. DIEMONT, W. H. (1996): Survival of Dutsch Heathlands. IBN Scientific Contributions 1: 1–77, Wageningen. ELLENBERG, H., RÜGER., A. & G. VAUK (Hrsg. 1989): Eutrophierung – das gravierendste Problem im Naturschutz? NNA-Berichte 2 (1). FARTMANN, T., GUNNEMANN, H., SALM, P. & E. SCHRÖDER (2001): Berichtspflichten in Natura 2000-Gebieten. Angew. Landsch.ökol. 42. FLADE, M. (1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands – Grundlagen für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung. Eching. GROSSER, K. H. (1956) Vergleich der Heidegesellschaften der Oberlausitzer Heide und der Lüneburger Heide. Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 33 (1): 76–101. HAALAND, S. (2002): Feuer und Flamme für die Heide – 5000 Jahre Kulturlandschaft in Europa. Bremen. KEIENBURG, T. & J. PRÜTER (Hrsg. 2004): Feuer und Beweidung als Instrumente zur Erhaltung magerer Offenlandschaften in Nordwestdeutschland – Ökologische und sozioökonomische Grundlagen des Heidemanagements auf Sand- und Hochmoorstandorten. NNA-Berichte 17 (2). LEHMANN, R. (2000): Grundlagen für ein Heide-Sofortprogramm für Brandenburg. Unveröff. Gutachten i. A. Landesanstalt für Großschutzgebiete. LEHMANN, R. (2003): Heathlands in Brandenburg: History – Importance – Management. – In: 8th European Heathland Workshop, Abstracts of talks and posteres. Excursion guide: 56–61. LÜTKEPOHL, M. (1993a): Schutz und Erhaltung der Heide. Leitbilder und Methoden der Heidepflege im Wandel des 20. Jahrhunderts am Beispiel des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide. NNA-Berichte 6 (3): 10–17. LÜTKEPOHL, M. (1993b): Maßnahmen zur Pflege von Heidelebensräumen in Nordwestdeutschland. Nat.schutz Landsch.pfl. Brbg. 2 (4): 15–18. LÜTKEPOHL, M. (1997): Wald-Heide-Übergänge in mitteleuropäischen Heideschutzgebieten. Natur- u. Kulturlandsch. 2: 113–117.

L ÜTKEPOHL , M. (2000): Heidebauernkultur und Schafhaltung in der Lüneburger Heide. In: Im Zeichen des Schafes. Reihe Fabrikmuseum Nordwolle Delmenhorst 4 (2): 86–99. LÜTKEPOHL, M. (2001): Die Entwicklung von Sandheiden, Moorheiden und Ackerbrachen unter dem Einfluss der Beweidung durch Heidschnucken. Natur- u. Kulturlandsch. 4: 217–223. LÜTKEPOHL, M. (2002): Die Heidelandschaft im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Entwicklungsgeschichte, Ökologie und Management. In: JUNG, G. (Hrsg.): Kulturlandschaftsgeschichte. Oldenburger geoökol. Studien 5: 135–160. LÜTKEPOHL, M. & A. STUBBE (1997): Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden unter besonderer Berücksichtigung des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide. NNA-Berichte 10 (5): 105–114. LÜTKEPOHL, M., MELBER, A & J. PRÜTER (1997): Konzeptionelle Grundlagen und erste Erfahrungen mit dem Einsatz von Feuer im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“. Schr.-R. Landschaftspfl. Nat.schutz 54: 229–238. LÜTKEPOHL, M. & T. KAISER (1997): Die Heidelandschaft. In: CORDES, H., KAISER, T., LANCKEN, H., LÜTKEPOHL, M. & J. PRÜTER (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide – Geschichte, Ökologie, Naturschutz. Bremen. NATUR & TEXT (2004): Regionale Recherche zur Datenbank naturschutzrelevanter Militärflächen für das Land Brandenburg. Textdokumentation, Access Datenbank und Karten. Unveröff. Gutachten i. A. Naturstiftung DAVID. Erfurt. PRÜTER, J. & M. LÜTKEPOHL (2002): Restoration on the Lüneburger Heath. In: Proceedings of the Sixth National Heathland Conference: 101–107. PRÜTER, J., LÜTKEPOHL, M. & J. WÜBBENHORST (2004): Untersuchungen zur Bestandsentwicklung ausgewählter Brutvogelarten im NSG „Lüneburger Heide“ als Beitrag zur Entwicklungskontrolle im Heidemanagement. In: NNA-Berichte 17 (2): 165–175. RIESBECK, F. (2003): Flächenkonversion in Deutschland. Habil.schr., Humboldt-Univ. Berlin. SÜDBECK, P., ANDRETZKE, H., FISCHER, S., GEDEON, K., SCHIKORE, T., SCHRÖDER, K. & C. SUDFELDT (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell. SCHLAUDERER, R. & A. PROCHNOW (2003): Ökonomische Aspekte des Offenlandmanagements. In: Offenland und Naturschutz. Culterra, Schr.reihe Inst. Landespfl. Univ. Freiburg 31: 235–254. (zusammengestellt von B. Conrad)

Impressum

Titel: NATURA 2000 – Heiden in Sachsen Herausgeber: Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt Akademie Neustädter Markt 19 01097 Dresden E-mail-Adresse: [email protected] Internet: http://www.lanu.de Organisation und Konzeption von Tagung und Tagungsband: Christine Schönherr, Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt Redaktion, Typografie und Layout: Sylvia Ottenberg, Haselbachtal Fotobearbeitung: Lausitzer Druck- und Verlagshaus GmbH, Bautzen Scans: dtp computer-grafik Ursula Smalla, Dresden Herstellung: Lausitzer Druck- und Verlagshaus GmbH, Bautzen Auflage: 1. Auflage, August 2009; 1000 Exemplare Bestellmöglichkeiten: Zentraler Broschürenversand der Sächsischen Staatsregierung, Hammerweg 30, 01127 Dresden Tel./Fax: + 49 (0) 351/210 36 71/72; [email protected] Titelfotos: Links oben: Zwergbuchs in einer Bergheide bei Rohrbach im Vogtland (Foto: W. Böhnert 2008), links darunter: Ginsterbläuling (Foto: K. Richter), großes Foto: Sandheide im NSG und FFH-Gebiet Königsbrücker Heide (Foto: F. Meyer 2007).

Für den Inhalt der Beiträge sind die einzelnen Autoren verantwortlich. Verteilerhinweis: Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern im Wahlkampf zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf diese Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesstiftung zugunsten Einzelner verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Die Broschüre wurde auf Recyclingpapier gedruckt.

Kontakt

Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt Akademie Neustädter Markt 19 01097 Dresden Tel.: +49 (0) 351 - 814 16 774 Fax: +49 (0) 351 - 814 16 775 E-Mail: [email protected] http://www.lanu.de

Sie wollen helfen, Natur und Umwelt zu schützen und nachhaltig zu entwickeln? Unterstützen Sie die Ziele der Stiftung mit Ihrer Spende!

SPENDENKONTO Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt Konto: 2 000 802 BLZ: 600 501 01 Sachsen Bank Kennwort: Akademie